Liebe Ossingerinnen Liebe Ossinger - by marcus.ch
Liebe Ossingerinnen Liebe Ossinger - by marcus.ch
Liebe Ossingerinnen Liebe Ossinger - by marcus.ch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Pädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulentwicklung an der Sekundars<strong>ch</strong>ule<br />
Ossingen-Truttikon<br />
Während die S<strong>ch</strong>ulgemeinden landauf,<br />
landab mit der Umsetzung des neuen<br />
Volkss<strong>ch</strong>ulgesetzes vorwiegend mit<br />
strukturellen Fragen bes<strong>ch</strong>äftigt sind,<br />
steckt die Sekundars<strong>ch</strong>ule Ossingen-<br />
Truttikon mitten in pädagogis<strong>ch</strong>en<br />
Entwicklungsprojekten: Eine Standortbestimmung.<br />
Die strukturellen Fragen der Sekundars<strong>ch</strong>ule<br />
Ossingen-Truttikon wurden<br />
im Rahmen des Aufbaus der «teilautonomen<br />
Volkss<strong>ch</strong>ule» in den letzten<br />
Jahren sehr sorgfältig geklärt und kontinuierli<strong>ch</strong><br />
in eine stabile Aufbauorganisation<br />
umgesetzt. Rolle und Aufgaben von<br />
S<strong>ch</strong>ulleitung, Lehrkörper, S<strong>ch</strong>ulbehörde<br />
und Sekretariat sind definiert und sie<br />
funktionieren gut. Die Elternmitspra<strong>ch</strong>e<br />
ist mit dem Elternforum institutionalisiert,<br />
die S<strong>ch</strong>ülermitspra<strong>ch</strong>e mit dem<br />
S<strong>ch</strong>ülerInnenParlament erfolgrei<strong>ch</strong><br />
eingeführt. Ebenso konnte die aussers<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>e<br />
Betreuung ras<strong>ch</strong> und bedürfnisorientiert<br />
aufgebaut werden. Damit<br />
haben wir die grössten Anforderungen<br />
des neuen Gesetzes bereits umgesetzt.<br />
Immerhin gibt es andere Baustellen in<br />
unserer S<strong>ch</strong>ule, die uns no<strong>ch</strong> mehr fordern:<br />
Es geht um den Unterri<strong>ch</strong>t selbst.<br />
Drei Faktoren haben S<strong>ch</strong>ulpflege und<br />
S<strong>ch</strong>ulleitung vor bald zwei Jahren dazu<br />
bewegt, eine pädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulentwicklung<br />
anzustossen.<br />
Erstens attestierte uns ein Beri<strong>ch</strong>t der<br />
neuen S<strong>ch</strong>ulaufsi<strong>ch</strong>t insgesamt zwar<br />
gute bis sehr gute Noten, ortete aber<br />
eine S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e bezügli<strong>ch</strong> des individualisierten<br />
Unterri<strong>ch</strong>ts.<br />
Zweitens hat der Kanton Züri<strong>ch</strong> im<br />
Rahmen der Sparprogramme die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />
Klassenbestände erhöht<br />
und eine neue Bere<strong>ch</strong>nungsformel für<br />
die Zuteilung der Lehrstellen angewandt.<br />
Als Landgemeinde mit verglei<strong>ch</strong>sweise<br />
gutem sozialem Umfeld, hoher Wohneigentümerquote<br />
und keinerlei Sonderlasten<br />
bekommen wir weniger Lehrstellen<br />
zugespro<strong>ch</strong>en als früher.<br />
Und drittens sind die S<strong>ch</strong>ülerzahlen von<br />
einst rund 130 Lernenden auf knapp<br />
100 gesunken. Diese Entwicklung war<br />
zwar vorauszusehen, hat aber mit dazu<br />
beigetragen, dass wir heute über rund<br />
ein Drittel weniger Personalressourcen<br />
verfügen als no<strong>ch</strong> vor fünf Jahren.<br />
Statt den Kopf in den Sand zu stecken<br />
und lauthals über den enger ges<strong>ch</strong>nallten<br />
Gürtel zu jammern, haben si<strong>ch</strong> alle<br />
relevanten Kräfte zu einer vorwärts<br />
geri<strong>ch</strong>teten Strategie dur<strong>ch</strong>gerungen:<br />
Ma<strong>ch</strong>en wir etwas Ges<strong>ch</strong>eites aus<br />
dieser Situation! So wurde im S<strong>ch</strong>uljahr<br />
8<br />
2006/2007 unter dem Namen «andiamo»<br />
ein Konzept entwickelt, wie ein<br />
sogenannt offener Unterri<strong>ch</strong>t mit ganzen<br />
Jahrgängen stattfinden kann. In diesem<br />
offenen Unterri<strong>ch</strong>t planen die S<strong>ch</strong>üler<br />
ihre anstehenden Aufträge selbständig<br />
mit Hilfe einer Agenda. Im Unterri<strong>ch</strong>t<br />
steht ihnen eine ganze Reihe fertig vorbereiteter<br />
Lernaufträge zur Verfügung,<br />
aus denen sie jene bearbeiten, wel<strong>ch</strong>e<br />
ihrem Lernstadium entspre<strong>ch</strong>en. Eine<br />
Lehrperson sorgt dabei für Ordnung<br />
und steht für Fragen zur Verfügung.<br />
Natürli<strong>ch</strong> werden die Lernforts<strong>ch</strong>ritte<br />
regelmässig mit der Lernbegleitung<br />
bespro<strong>ch</strong>en.<br />
Für diese neue Lernform mussten<br />
konkrete Lernaufträge für die S<strong>ch</strong>üler<br />
vorbereitet werden. Es brau<strong>ch</strong>te eine Art<br />
LernLeitfaden, der heute in Form einer<br />
S<strong>ch</strong>üleragenda unsere Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
dur<strong>ch</strong>s S<strong>ch</strong>uljahr begleitet. Ein externes<br />
Beratungsmandat wurde na<strong>ch</strong> wenigen<br />
Monaten eingestellt, weil es unserer<br />
besonderen Situation ni<strong>ch</strong>t vollauf gere<strong>ch</strong>t<br />
wurde. Zudem haben si<strong>ch</strong> einzelne<br />
Lehrkräfte unserer S<strong>ch</strong>ule dank Weiterbildung<br />
und ausserordentli<strong>ch</strong> hohem<br />
persönli<strong>ch</strong>en Engagement zu wahren<br />
Experten entwickelt. Wir sind heute<br />
in der Lage, von Erfahrungen anderer<br />
S<strong>ch</strong>ulen und Lerninstitute zu profitieren<br />
und die Erkenntnisse selbständig in unseren<br />
S<strong>ch</strong>ulalltag zu übertragen.<br />
Seit Sommer 2007 sind sowohl die S<strong>ch</strong>üleragenda<br />
wie der offene Unterri<strong>ch</strong>t in<br />
den Klassen eingeführt. Anfangs Dezember<br />
haben si<strong>ch</strong> Lehrers<strong>ch</strong>aft und Behörde<br />
zu einem Evaluationstag gefunden, wo<br />
Erfahrenes ausgewertet und Künftiges<br />
vorausgeda<strong>ch</strong>t wurde. Was findet denn<br />
in diesem offenen Unterri<strong>ch</strong>t statt?<br />
(Zitate aus Umfrage bei Lehrpersonen<br />
und S<strong>ch</strong>ülern):<br />
Arbeitsblätter erstellen und lösen<br />
Rollenspiele üben<br />
Gruppenarbeiten<br />
Vorbereitung auf Tests<br />
Informationen selbständig su<strong>ch</strong>en<br />
Webquests: Informationen<br />
im Internet su<strong>ch</strong>en und verarbeiten<br />
Kurzvorträge üben<br />
Wo<strong>ch</strong>enbilanz<br />
Die Arbeitsunterlagen sind in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Fä<strong>ch</strong>ern no<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
weit ausgereift. Bisher wurde der offene<br />
Unterri<strong>ch</strong>t vorwiegend in den spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Fä<strong>ch</strong>ern, der Mathematik und<br />
in Mens<strong>ch</strong>/Umwelt eingesetzt. Der<br />
Einbezug weiterer Fä<strong>ch</strong>er ist vorgesehen,<br />
wobei für jedes Fa<strong>ch</strong> einzeln zu prüfen<br />
ist, ob die Methode Sinn ma<strong>ch</strong>t.<br />
Zudem stellen wir Veränderungen bei<br />
S<strong>ch</strong>ülern und Lehrenden fest, die dur<strong>ch</strong>aus<br />
im Sinn unserer S<strong>ch</strong>ulentwicklung<br />
sind. So hinterfragen die Lehrkräfte<br />
ihren Unterri<strong>ch</strong>t mehr und taus<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong><br />
darüber aus.<br />
Das Bild des S<strong>ch</strong>ulmagisters als lehrendem<br />
Einzelkämpfer ist nun wirkli<strong>ch</strong><br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te; heute sind Teamarbeit und<br />
gegenseitiger Austaus<strong>ch</strong> eine Selbstverständli<strong>ch</strong>keit.<br />
Die S<strong>ch</strong>üler ihrerseits<br />
s<strong>ch</strong>ätzen den offenen Unterri<strong>ch</strong>t und lernen<br />
immer besser, die eigenen Arbeiten<br />
selbständig zu planen. Einige s<strong>ch</strong>ätzen es<br />
besonders, dank konzentrierter Nutzung<br />
der Unterri<strong>ch</strong>tsstunden die Hausaufgaben<br />
deutli<strong>ch</strong> zu verringern.<br />
Natürli<strong>ch</strong> gibt es aber au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Verbesserungspotenzial:<br />
So funktioniert die<br />
Planung no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t überall einwandfrei.<br />
Die Disziplinierung derart grosser Lerngruppen<br />
ist für eine einzelne Lehrkraft<br />
oft s<strong>ch</strong>wierig. Und der Vorbereitungsaufwand<br />
der Lehrkräfte liegt weit über<br />
dem, was eine «gewöhnli<strong>ch</strong>e» Lektion<br />
erfordert. Wir packen darum vier nä<strong>ch</strong>ste<br />
S<strong>ch</strong>ritte an:<br />
Das Betreuungsproblem s<strong>ch</strong>eint vordringli<strong>ch</strong>,<br />
beeinflusst es do<strong>ch</strong> unmittelbar<br />
den Lernerfolg. Wir werden<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Mögli<strong>ch</strong>keiten prüfen,<br />
mögli<strong>ch</strong>st ohne Kostensteigerungen<br />
mehr Präsenz zu erzielen. Der Einsatz<br />
von Studierenden von der Pädagogis<strong>ch</strong>en<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule in Praktika,<br />
die Unterstützung dur<strong>ch</strong> Freiwilligenarbeit<br />
z.B. von Senioren, eine<br />
Präsenzverpfli<strong>ch</strong>tung für Lehrkräfte<br />
bei ihren Vorbereitungsarbeiten sind<br />
einige Ideen dazu.<br />
Der Vorbereitungsaufwand kann<br />
mit einer geeigneten Datenbanklösung<br />
massiv reduziert werden. Wir<br />
mö<strong>ch</strong>ten uns eine Lösung erarbeiten,<br />
die den s<strong>ch</strong>nellen Zugriff auf eine<br />
grosse Zahl vorhandener Lernaufträge<br />
in kurzer Zeit ermögli<strong>ch</strong>t und<br />
zudem den Import von Lernaufträgen<br />
aus anderen S<strong>ch</strong>ulen erlei<strong>ch</strong>tert. So<br />
entsteht ein reger Austaus<strong>ch</strong> von<br />
erprobtem Unterri<strong>ch</strong>tsmaterial und<br />
geleistete Vorbereitungen werden<br />
mehrfa<strong>ch</strong> nutzbar.