Dokument 1.pdf (3.494 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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menschen<br />
8<br />
BLICK 03 - 008<br />
Personifizierte Headhunter-Träume<br />
Drei Studierende aus <strong>Würzburg</strong> absolvieren die bayerische Elite-Akademie<br />
Drei <strong>Würzburg</strong>er, die es geschafft<br />
haben: Die Psychologin Darja<br />
Carl und die Informatiker Frank<br />
Lehrieder und Stefan Menth haben im<br />
April neben ihrem regulären Studium<br />
auch das zweijährige Ausbildungs-Programm<br />
der bayrischen Elite-Akademie<br />
(BEA) abgeschlossen. Die von verschiedenen<br />
Unternehmen finanzierte<br />
BEA wurde 1998 ins Leben gerufen,<br />
um „hervorragende Studenten für<br />
Führungsaufgaben in der Wirtschaft<br />
zusätzlich zu qualifizieren“. Klingt<br />
nach dem Stoff aus dem Headhunter-<br />
Träume sind.<br />
Doch Darja Carl, die ihre Bewerbungsphase<br />
gerade hinter sich hat, sagt: „Ein<br />
Türöffner bei Bewerbungen ist das<br />
Programm eher nicht. Gerade Unternehmen<br />
aus dem Ausland kennen es<br />
nicht und sind skeptisch wegen des<br />
Namens.“ Frank Lehrieder meint dazu:<br />
„Der Name ist in Zeiten einer eher Elite-kritischen<br />
öffentlichen Diskussion<br />
etwas dick aufgetragen. Einer unserer<br />
Dozenten sagte mal: ‚Ein bisschen Understatement<br />
könnte der BEA manchmal<br />
nicht schaden‘.“<br />
Die Ausbildung besteht aus drei dreiwöchigen<br />
so genannten Präsenz-Phasen<br />
während der Semesterferien und<br />
einer Abschlussarbeit. „In den Seminarwochen<br />
mussten wir schon manchmal<br />
die Zähne zusammenbeißen“, erinnert<br />
sich Frank. Auch Darja bestätigt: „Man<br />
lernt sehr viel, muss aber auch viel Zeit<br />
investieren, ich habe es an meinen Noten<br />
schon gespürt.“<br />
<strong>Würzburg</strong> ist unterrepräsentiert<br />
Nur etwa dreißig Studenten aus bayrischen<br />
Städten umfasst ein Jahrgang<br />
der BEA. In manchen Jahren schafft<br />
sogar kein einziger <strong>Würzburg</strong>er die<br />
Aufnahme – und häufig stammen 30<br />
Prozent aus München. Frank meint,<br />
das hänge vor allem von der Akzeptanz<br />
auf der Seite der Professoren ab. Die<br />
könnten am besten Studierende animieren,<br />
sich zu bewerben, und können<br />
dann auch das für die Bewerbung benötigte<br />
Gutachten schreiben. In <strong>Würzburg</strong><br />
gibt es seiner Meinung nach zu<br />
wenige Professoren, die das Konzept<br />
der BEA unterstützen und gezielt Studierende<br />
ansprechen.<br />
In den Seminaren sollen die Stipendiaten<br />
auch lernen, sich „verantwortlichen<br />
Aufgaben zu stellen und in die<br />
Gesellschaft hineinzuwirken“. Deshalb<br />
stehen unter anderem Ethik und Verantwortung<br />
auf dem Ausbildungspro-<br />
Gratulation von Dr. Thomas Goppel: Die <strong>Würzburg</strong>er Absolventen des 8. Jahrgangs der<br />
Bayerischen Eliteakademie (v.l): Frank Lehrieder, Stefan Menth und Darja Carl.<br />
(Foto Eliteakademie)<br />
gramm. „Wenn es um gesellschaftliche<br />
Verantwortung ging, haben wir immer<br />
halb im Spaß gesagt: ‚Wenn nicht wir,<br />
wer dann?‘“. „Diese Aussage hat Jeder<br />
stets irgendwie im Hinterkopf, und<br />
das wird sich so schnell nicht ändern“,<br />
meint Darja.<br />
„Karrierefixierte Leute haben wir dort<br />
eher selten getroffen, die würden gar<br />
nicht in das Schema der BEA passen“,<br />
sagt Frank. Darja wurde erst von<br />
Freunden überredet, sich zu bewerben:<br />
„Ich habe erst gedacht, das ist nichts für<br />
mich. Es hat sich aber mehr als gelohnt.<br />
Ich habe viele Erfahrungen mitgenommen<br />
und sogar gute Freundschaften.“<br />
Etwa ein Drittel der Absolventen startet<br />
die berufliche Karriere in einer<br />
Unternehmensberatung. Das sieht so<br />
mancher der Geldgeber gar nicht gerne.<br />
„Man hört schon mal nicht hundertprozentig<br />
ernst gemeinte Vorschläge<br />
wie: ‚Sucht euch doch nachher einen<br />
Job im bayrischen Mittelstand’ – denn<br />
der finanziert die Akademie zu einem<br />
Teil“, sagt Frank.<br />
Auch Darja wird Beraterin. Sie fängt im<br />
Oktober bei einem Hamburger Unternehmen<br />
an. Vorher reist sie nach Russland,<br />
ihr Geburtsland. Aufgewachsen<br />
ist sie allerdings in Thüringen. „Dass<br />
ich mit meinem Studium, Psychologie,<br />
bei der Lösung von wirtschaftlichen<br />
Problemen helfen kann, habe ich erst<br />
durch die BEA gelernt. Vorher hätte<br />
ich mir das wahrscheinlich außerdem<br />
von der Belastung her nicht zugetraut“,<br />
sagt sie.<br />
Auch Frank meint: „Ohne den Ansporn<br />
durch die BEA hätte ich kaum<br />
ein Semester in Madrid verbracht.“ Der<br />
Veitshöchheimer wird nun in <strong>Würzburg</strong><br />
über Kommunikationsnetzwerke<br />
promovieren. Trotz der Anregungen<br />
aus der BEA sind Forschung und Lehre<br />
für ihn reizvoller als eine klassische<br />
Karriere in der Wirtschaft. „Wir haben<br />
dort zum Beispiel Präsentieren,<br />
Moderieren und Konfliktmanagement<br />
gelernt. Also Fähigkeiten, die auch im<br />
Unibetrieb sehr nützlich sind“, betont<br />
er. So kommt die Ausbildung der BEA<br />
also auch der <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong> zugute.<br />
Astrid Jahnke