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Evangelium und Glaube - Aktuelles

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Zeugnis<br />

in der<br />

glühenden Sonne<br />

In einer Kfz-Werkstatt der Sowchose in Lettland,<br />

wo ich als Kfz-Mechaniker gearbeitet<br />

habe, gab es regelmäßig Besuch vom Chef-<br />

Agronomen der Sowchose. Der Anlass war<br />

immer der gleiche – kommunistische Propaganda:<br />

– „Na, Jakob, du glaubst doch nicht etwa<br />

immer noch an Gott? Nur die Dummen glauben!“<br />

– „Was auch immer Sie sagen, Genosse Agronom,<br />

ich glaube an Gott!“<br />

– „Kein normaler Mensch tut das!“ witzelte<br />

er <strong>und</strong> verließ die Werkstatt bis zur nächsten<br />

Gelegenheit.<br />

Eines Tages kam es ganz anders:<br />

– „Und? Glaubst du immer noch?“<br />

– „Immer noch!“<br />

– „Wart’s ab! Es dauert nicht mehr lange <strong>und</strong><br />

du wirst freiwillig auf den <strong>Glaube</strong>n verzichten!“<br />

– „Ganz sicher nicht!“<br />

– „Im Zeitalter der aufgeklärten Gesellschaft<br />

glaubt niemand freiwillig an Gott! Ein wahrer<br />

Kommunist braucht keinen Gott!“<br />

– „Wieso nicht?“<br />

– „Schau mich an! So sieht Karriere aus!<br />

Meinst du etwa, ich kenne den christlichen<br />

<strong>Glaube</strong>n nicht? Ich war auch mal Pastor in<br />

einer Gemeinde, ich habe getauft, getraut <strong>und</strong><br />

auch beerdigt. Wegen meiner christlichen<br />

Überzeugung bin ich dreimal zum Spießrutenlaufen<br />

verurteilt worden. Ich bin entsetzlich<br />

verprügelt worden. Einmal stand ich vor dem<br />

Erschießungskommando. Da habe ich endlich<br />

begriffen, worauf es ankommt. Ich habe Gott<br />

verleugnet <strong>und</strong> die Erlaubnis erhalten, mich<br />

weiterbilden zu dürfen. Nach dem Hochschul-<br />

Ein Gebiet von ca. 750 km² an der Gauja, etwa<br />

die Größe Hamburgs; mit riesigem Viehbestand.<br />

<strong>Evangelium</strong> <strong>und</strong> <strong>Glaube</strong>, Nummer 4, 2/2008<br />

Kapitel 6: Der Bock zur Linken Jesu<br />

Jakob Löwen<br />

studium bin ich nun der hauptverantwortliche<br />

Agronom in dieser riesigen Sowchose von<br />

über 700 km². Das nenne ich Karriere!“<br />

Mit stolzer Brust steht er da. Sein Blick bohrt<br />

sich in mich hinein. Da höre ich tief in mir die<br />

Stimme des Heiligen Geistes. Wie Jesus verheißen<br />

hat, gibt der Heilige Geist die richtigen<br />

Worte für die passende Antwort (Lukas 12,12:<br />

„Denn der Heilige Geist wird euch in jener<br />

St<strong>und</strong>e lehren, was ihr sagen sollt“). Ich blicke<br />

dem Lästerer in die Augen <strong>und</strong> sage, was ich<br />

vom Heiligen Geist höre: „Sie, Genosse Chef-<br />

Agronom, sind ein Bock!“<br />

Da habe ich ins Schwarze getroffen: Die Schamesröte<br />

schießt ihm ins Gesicht. Die Augen<br />

weiten sich. Die Arbeitskollegen um mich<br />

herum halten den Atem an. Totenstille. Kritik<br />

in der Sowjetunion heißt nichts Gutes.<br />

Ich setze nach: „Der Herr wird Sie zur linken<br />

Seite schieben. Das ist der Platz für die Böcke.<br />

Gott hat Ihnen das Amt des Pastors anvertraut.<br />

Sie waren berechtigt, die Herde Gottes<br />

zu hüten. Aber Ihnen ist ein Fehler unterlaufen.<br />

Sie waren nicht bereit, die geheime Sünde<br />

zu bekennen <strong>und</strong> zu offenbaren, <strong>und</strong> so ist das<br />

Geheime gewachsen, immer größer <strong>und</strong> größer,<br />

bis Sie nicht mehr Herr der Lage waren.<br />

Und da ist es passiert: Sie haben die gesamte<br />

Herde in den Abgr<strong>und</strong> gestürzt, die Gemeinde<br />

dem Verderben überlassen. Die Herde hat<br />

sich aufgelöst. Von Ihnen wird Rechenschaft<br />

verlangt werden – nicht nur für Ihre eigene<br />

Seele, sondern auch für die Seelen der ganzen<br />

Gemeinde. Sie werden zur Linken stehen, verurteilt<br />

zur ewigen Verdammnis!“<br />

Die Augen des Agronoms werden feucht.<br />

Ohne Worte <strong>und</strong> mit gesenktem Haupt dreht

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