Die Schlange, der Apfel <strong>und</strong> der Sündenfall (1. Mose 3) Die Geschichte vom Sündenfall wird im ersten Buch der Bibel, <strong>in</strong> 1. Mose 3, erzählt. Es ist die Geschichte e<strong>in</strong>er raff<strong>in</strong>ierten List. Die listige Schlange argumentiert äußerst gewitzt: Sie redet <strong>Ev</strong>a e<strong>in</strong>, dass es e<strong>in</strong> Missverständnis sei zu glauben, dass das Essen vom Baum der Erkenntnis augenblicklich den Tod br<strong>in</strong>ge. Vielmehr werde sie se<strong>in</strong> wie Gott. <strong>Ev</strong>a gibt nun dem völlig kritiklosen Mann von der Frucht. Sie nimmt sich auch davon, <strong>und</strong> sie essen. Nun werden sie sich ihrer Nacktheit bewusst, schämen sich <strong>und</strong> verstecken sich. Die Sünde besteht nicht alle<strong>in</strong> dar<strong>in</strong>, dass die beiden von der Frucht gegessen haben. Die Sünde besteht dar<strong>in</strong>, sich von Gott getrennt zu haben, <strong>in</strong> der Missachtung der Gebote <strong>und</strong> des Gottes, der ihnen Gutes hat widerfahren lassen. Als sich Adam <strong>und</strong> <strong>Ev</strong>a der Folgen ihres schuldigen Tuns bewusst werden, verstecken sie sich aus Angst vor den Konsequenzen <strong>in</strong> den Büschen. In ziemlich allen Darstellungen des Sündenfalls ist e<strong>in</strong> Apfel im Spiel. Im biblischen Text ist jedoch e<strong>in</strong>em Apfel ke<strong>in</strong>e Rede, sondern lediglich von e<strong>in</strong>er Frucht. Welche Frucht das gewesen sei, das wurde gerne diskutiert. Im babylonischen Talmud steht zu lesen: „Der Baum, von dem der erste Mensch aß, war e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>stock, denn es gibt ke<strong>in</strong>e Sache, die über den Menschen so sehr Wehklage br<strong>in</strong>gt, wie der We<strong>in</strong>.“ Andere Vermutungen gehen dah<strong>in</strong>, dass es sich um e<strong>in</strong>e Feige gehandelt haben könnte. Dass der Apfel <strong>in</strong> unserem Kulturkreis E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die Sündenfall-Geschichte gef<strong>und</strong>en hat, ist erst christlich late<strong>in</strong>isch <strong>und</strong> mag durch die Assoziation im Late<strong>in</strong>ischen malus = Apfel sowie Böses veranlasst se<strong>in</strong>. Daneben spielt <strong>in</strong> allen Kulturen des europäischen <strong>und</strong> asiatischen Raumes der Apfel e<strong>in</strong>e Rolle - mal die Liebe <strong>und</strong> mal die Erkenntnis, mal die Fruchtbarkeit <strong>und</strong> mal die Erde <strong>und</strong> das Leben selbst symbolisierend. Gött<strong>in</strong>nen der Liebe <strong>und</strong> der Fruchtbarkeit wurden als Apfelträger<strong>in</strong>nen dargestellt; dementsprechend steht der Apfel s<strong>in</strong>nbildlich auch für das ewig Weibliche. Nach <strong>und</strong> nach erhält die Symbolik des Apfels e<strong>in</strong>e immer stärker negative Akzentuierung: neben Liebe <strong>und</strong> Fruchtbarkeit werden nun auch Zwietracht, Bosheit <strong>und</strong> Sünde mit der Frucht verb<strong>und</strong>en, was <strong>in</strong> der Geschichte vom Sündenfall se<strong>in</strong>en <strong>Nieder</strong>schlag f<strong>in</strong>det. Die Apfelsymbolik wird ambivalent, <strong>und</strong> sie bleibt es, deutlich zu erkennen an der Darstellung der Frucht <strong>in</strong> der Kunst. Ist der Apfel <strong>in</strong> <strong>Ev</strong>as Hand noch S<strong>in</strong>nbild für Versuchung <strong>und</strong> Sünde, steht er bei Maria für die Fruchtbarkeit <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Händen Jesu als Zeichen der Erlösung von der Sünde. 26
In der Bibel ist im Sündenfall nicht von Feige, nicht von der We<strong>in</strong>traube <strong>und</strong> auch nicht vom Apfel die Rede… das ist auch nicht das Entscheidende. Viel wichtiger ist, dass wir die Macht der Sünde durch den Glauben an Jesus Christus überw<strong>in</strong>den können. Anzeige 27