Kerb 2008 - Fahnenjahrgang 2008
Kerb 2008 - Fahnenjahrgang 2008
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Haaner <strong>Kerb</strong> <strong>2008</strong><br />
im Frühjahr und im Herbst reinigte und hielt<br />
Seuchen fern.<br />
Deshalb feierten unsere Vorfahren schon<br />
vor 3.500 Jahren diese Nacht. Sie gingen in<br />
eine Waldlichtung und entzündeten dort ein<br />
großes Feuer. Sie tanzten die ganze Nacht<br />
um das Feuer herum, sangen und tranken,<br />
meist Met, einen honighaltigen Wein. Gegen<br />
Sonnenaufgang verschwanden Pärchen und<br />
solche, die sich gefunden hatten im Wald und<br />
liebten sich, um neues Leben zum Zeitpunkt<br />
des Neubeginns zu zeugen.<br />
Erste Parallelen zur Haaner <strong>Kerb</strong> tun sich<br />
auf: Noch im 19. Jahrhundert suchte sich<br />
jeder <strong>Kerb</strong>borsch ein <strong>Kerb</strong>mädchen, mit<br />
dem während des Festes (nicht nur?) getanzt<br />
wurde. Sofern hieraus keine Zwänge<br />
resultierten, wurde nach ein bis zwei Jahren<br />
häufig die Ehe eingegangen (vgl. <strong>Kerb</strong>lied<br />
„<strong>Kerb</strong>borsch, <strong>Kerb</strong>borsch du alleine“).<br />
Symbole des Beltaine-Festes waren und sind<br />
Feuer, Blumen und Maibäume. <strong>Kerb</strong>baum und<br />
Feuer sind noch heute Symbole der Haaner<br />
<strong>Kerb</strong>. Und Blumen waren es auch bis vermutlich<br />
ins 19. Jahrhundert, als noch ein Kranz<br />
aus Blumen von den <strong>Kerb</strong>borsche mit ihren<br />
<strong>Kerb</strong>mädchen unter Mitwirkung der Kinder für<br />
den <strong>Kerb</strong>baum geflochten wurde.<br />
Was wir heute als <strong>Kerb</strong>baum oder in südlichen<br />
Regionen Deutschlands als Maibaum<br />
be zeichnen, war zur Zeit der Kelten ein namenloser,<br />
geschälter Eichenstamm. Er wurde<br />
an traditionellen Stätten, meist am Thingplatz,<br />
aufgestellt. Er galt als Repräsentant des<br />
Weltenbaums, an dem der Schamane durch<br />
die Welten reist. Denn zu Beltaine steht im<br />
Verständnis der Kelten die Anderswelt offen.<br />
Daher ist der Vorabend zum 1. Mai, die<br />
Walpurgisnacht, ein magisches Datum – bekanntlich<br />
das Fest der Hexen oder Weisen<br />
Frauen.<br />
Der <strong>Kerb</strong>baum war zugleich auch ein Fruchtbarkeitssymbol<br />
(Phallus). Daran hat sich<br />
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bis heute nichts geändert. Wenn die <strong>Kerb</strong>borsche<br />
mit dem Aufstellen des Baumes den<br />
Beginn der <strong>Kerb</strong> markieren, spekulieren die<br />
zahlreichen Schaulustigen noch immer, ob<br />
sie ihn hochkriegen. Die gestandenen und<br />
potenten Herren des <strong>Fahnenjahrgang</strong>s <strong>2008</strong><br />
sind mit Sicherheit hingerissen, wenn er unter<br />
Fünf Strohkreuze auf dem Weg zur <strong>Kerb</strong>verbrennung, Haaner<br />
<strong>Kerb</strong>borsche 2000 (Bild: Sabine Antonius)<br />
Mühen und Leidenschaft endlich steht und sie<br />
die Gewissheit haben, dass er der Längste<br />
aller Zeiten ist!<br />
Der archaischste Brauch, den die Haaner<br />
<strong>Kerb</strong> den Besuchern gemeinhin zu bieten<br />
hat, ist die <strong>Kerb</strong>verbrennung. Wenn die Flammen<br />
vor der Turmburg lodern, kommt kein<br />
anderes Ritual dem keltischen Belatine-Fest<br />
näher. Das Feuer, wie auch das Verbrennen<br />
der Strohkreuze und der <strong>Kerb</strong>puppe,<br />
stehen am Ende des fröhlichen Festes für<br />
den eigentlichen und ursprünglichen Zweck:<br />
das Vertreiben des „Alten”, um dem „Neuen”<br />
Platz zu geben.<br />
Im Hain hat sich das schlichte Feuer in seiner<br />
Ursprungsform erhalten. Später wandelnden<br />
sich die Feuer in anderen Regionen zum<br />
Scheibenfeuer mit dem Brauch des Scheibenschlagens<br />
oder zu Feuerrädern, besonders