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Kerb 2008 - Fahnenjahrgang 2008

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Haaner <strong>Kerb</strong> <strong>2008</strong><br />

Wiederum offenbaren sich Verknüpfungen<br />

mit der Gegenwart: Noch immer kann man<br />

die Urbevölkerung, den sogenannten Haaner,<br />

mit einem Trinkgelage zur Teilnahme an einer<br />

(nicht nur) religiösen Veranstaltung locken.<br />

Vom Mittelalter bis zur Neuzeit gesellten sich so<br />

manche Bräuche hinzu. Über deren Entstehung<br />

ließe sich noch Vieles berichten, von der<br />

<strong>Kerb</strong>fahne über Morgensegen und Feuerwerk<br />

bis hin zu den Heckenwirtschaften.<br />

Andere Traditionen gingen verloren, so das<br />

Hammelschießen und der Gickelschmiß, die<br />

Nachkerb, die <strong>Kerb</strong>spezialitäten Breitrand und<br />

Bocksbraten und tausende von Kerzen, die<br />

noch vor wenigen Jahrzehnten auf Fensterbänken<br />

und auf dem Burgweiher brannten. Zur<br />

näheren Beschäftigung mit all diesem älteren,<br />

jüngeren und verlorenen Brauchtum seien die<br />

Festschrift zur 275. Haaner <strong>Kerb</strong> (1993) und<br />

die Homepage der „Interessengemeinschaft<br />

Haaner <strong>Kerb</strong>borsche“ empfohlen.<br />

Jede Zeit trägt neue Rituale zur Haaner <strong>Kerb</strong><br />

bei. Der <strong>Fahnenjahrgang</strong> <strong>2008</strong> will hier keine<br />

Ausnahme sein. Die Hoffnung ist groß, dass<br />

der in diesem Jahr erstmals initiierte Wettbewerb<br />

der Fahnenschwenker in Jahrzehnten<br />

noch als beliebter Brauch gepflegt wird!<br />

Verbundenheit und Gemeinsamkeit der<br />

Hainer Bevölkerung und der Haaner <strong>Kerb</strong>borsche<br />

konnten die Haaner <strong>Kerb</strong> trotz aller<br />

Tiefen, die die Geschichte in den vergangenen<br />

Jahrhunderten bereit hielt und trotz der Lage<br />

in einem sich globalisierenden Ballungsraum,<br />

bewahren.<br />

Das war schon in der Vergangenheit so,<br />

als der Landgraf im nahen Darmstadt den<br />

Versuch unternahm, alle Kirchweihfeste auf<br />

zwei Tage zu beschränken und in den Herbst<br />

zu verlegen. Er scheiterte wie einst Caesar<br />

an einem kleinen keltischen Dorf. In ganz<br />

Süd-, Ober- und Rheinhessen, des Landgrafs<br />

ehemaligem Imperium, findet einzig in Dreieichenhain<br />

die <strong>Kerb</strong> nicht im Spätsommer<br />

oder Herbst statt!<br />

33<br />

Dem Landrat des Kreisamtes Offenbach<br />

erging es nicht besser, als er anordnete, die<br />

<strong>Kerb</strong> von Pfingsten (die <strong>Kerb</strong> wurde 1777<br />

vom Pankratiustag auf den Pfingstsonntag<br />

verschoben) weg zu verlegen. Hintergrund<br />

für diesen maßlosen Angriff auf das Haaner<br />

Traditionsbollwerk war die Tatsache, dass<br />

damals an Pfingsten gleichzeitig Konfirmation<br />

gefeiert wurde und allzu viele Konfirmanden<br />

nicht im nüchternen Zustand in der Stadt<br />

anzutreffen waren.<br />

Und wenn in diesem Jahr die Neubebauung<br />

des städtischen Burghofgeländes neben dem<br />

Festplatz den Fortbestand der Haaner <strong>Kerb</strong><br />

gefährden sollte, wird einmal mehr die Obrigkeit<br />

am Widerstand von Bevölkerung und<br />

<strong>Kerb</strong>borsche scheitern müssen!!!<br />

Es gilt, eine 3.500 Jahre alte Tradition zu<br />

bewahren. In einem zunehmend traditionsleeren<br />

Rhein-Main-Gebiet, in dem allenthalben<br />

vergleichbare Bräuche Fortschritt<br />

und Gleichgültigkeit geopfert werden, kommt<br />

den Haaner <strong>Kerb</strong>borsche eine umso größere<br />

Verantwortung zu.<br />

Was sagen uns die keltischen Traditionen?<br />

Nutzt die Haaner <strong>Kerb</strong> zum Verbrennen Eurer<br />

Probleme und unerfüllter Vorhaben und zum<br />

Arbeiten an neuen Vorsätzen! Ist das nicht<br />

erstrebenswert für ein erfülltes Leben?<br />

Die alte Zeit lässt uns übrigens selbst beim<br />

Feiern nicht alleine. Wenn der <strong>Kerb</strong>vadder<br />

beim „zicke, zacke, zicke, zacke“ „Was trinken<br />

wir?“– fragend in die Runde brüllt und die<br />

<strong>Kerb</strong>borscheschar „Bier“ zurückschmettert,<br />

sind unsere keltischen Vorfahren noch immer<br />

beteiligt. Denn die Kelten maßen dem Bier,<br />

damals noch „Alu“ genannt, eine das Übel<br />

abwehrende Funktion bei.

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