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B 47654 Ausgabe Nr. 2 • September 2004<br />

Liebe Jägerinnen und Jäger,<br />

verehrte Freunde der Jagd,<br />

noch nie musste sich die Jagd so vielen<br />

unnötigen Änderungsplänen von<br />

Seiten der Politik erwehren wie in der<br />

letzten Zeit. Leider bleibt bei diesen<br />

Plänen der Sachverstand meist auf der<br />

Strecke. Wir müssen aufpassen, dass<br />

bei all den geplanten Reformen nicht<br />

Bewährtes zerschlagen wird. Besseres<br />

ist aber nicht in Sicht!<br />

Das reicht von der beabsichtigten<br />

Änderung oder vielleicht sogar Abschaffung<br />

des Bundesjagdgesetzes<br />

zugunsten eigener Ländergesetze, und<br />

geht weiter über die ungewisse <strong>Neu</strong>ansiedelung<br />

der Unteren Jagdbehörden<br />

Bayerns bis zur Privatisierung der<br />

Jägerprüfung und der Abschaffung der<br />

Pfl ichthegeschau.<br />

Zu allen Punkten hat der Landesjagdverband<br />

Position bezogen. Bitte<br />

„munitionieren“ Sie sich nur mit unseren<br />

Argumenten, wenn Sie in nächster<br />

Zeit mit Mandatsträgern, Medienvertretern<br />

und interessierten Mitbürgern<br />

ins Gespräch kommen sollten. Bedenken<br />

Sie: Die entscheidenden Weichen<br />

für die Zukunft der Jagd werden in den<br />

nächsten Monaten gestellt.<br />

Mit Waidmannsheil<br />

Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident<br />

des Landesjagdverbandes Bayern<br />

<strong>Revierkurier</strong><br />

Herausgeber: Landesjagdverband Bayern e.V.<br />

Vorverfahren bei Wild- und Jagdschaden<br />

Nicht gleich zum Kadi<br />

Schäden in Wald und Feld durch jagdbares Wild oder durch die<br />

Jagdausübung selbst führen immer wieder zu Streit. Oft erschweren<br />

hohe Ersatzforderungen eine schnelle Schadensregulierung. Dank des<br />

Vorverfahrens brauchen die Beteiligten nicht gleich zum Kadi zu laufen.<br />

Wie dies nach den letzten Rechtsänderungen funktioniert, zeigt<br />

Dr. Paul Leonhardt, Leitender Ministerialrat a. D.<br />

Laut Jagdgesetz muss in Wild- und<br />

Jagdschadenssachen vor anderen<br />

Schritten ein Feststellungsverfahren<br />

(Vorverfahren) von der zuständigen<br />

Gemeinde durchgeführt werden. Damit<br />

will man die Streitigkeit zwischen<br />

den Beteiligten schnell und kostensparend<br />

beilegen und so auch die ordentlichen<br />

Gerichte entlasten.<br />

Wild- und Jagdschäden auf landwirtschaftlich<br />

genutzten Grundstücken<br />

hat der Ersatzberechtigte binnen einer<br />

Woche, nachdem er von dem Schaden<br />

Kenntnis erhalten hat oder bei Beachtung<br />

gehöriger Sorgfalt erhalten hätte,<br />

bei der zuständigen Gemeinde schriftlich<br />

anzumelden. Bei Schäden an forstwirtschaftlich<br />

genutzten Grundstücken<br />

genügt es, wenn zwei Mal im Jahr,<br />

zum 1. Mai und 1. Oktober, gemeldet<br />

wird. Es reicht, wenn unter Angabe<br />

des Ortes das Vorliegen eines Wildoder<br />

Jagdschadens behauptet und<br />

Schadensersatz gefordert wird. Die<br />

Anmeldefrist ist keine Verjährungs-,<br />

sondern eine Ausschlussfrist, das heißt,<br />

der Anspruch erlischt grundsätzlich,<br />

wenn er nicht rechtzeitig angemeldet<br />

worden ist.<br />

Das Vorverfahren umfasst insbesondere<br />

die Prüfung der örtlichen Zuständigkeit<br />

und der ordnungsgemäßen<br />

Anmeldung, die Ermittlung der Scha-<br />

densursache und des Schadensumfangs<br />

– gegebenenfalls durch Ortsbesichtigung<br />

und Anhörung von Zeugen<br />

und Sachverständigen (Wildschadensschätzer)<br />

– und die Feststellung des<br />

Ersatzpfl ichtigen sowie die Aufnahme<br />

vollstreckungsfähiger Anerkenntnisse<br />

oder Vergleiche oder den Erlass eines<br />

Vorbescheids.<br />

Feststellungstermin ansetzen<br />

Ist ein Schaden angemeldet, hat die<br />

Gemeinde unverzüglich einen Schätzungstermin<br />

am Schadensort anzuberaumen,<br />

bei dem auf eine gütliche<br />

Einigung der Beteiligten hinzuwirken<br />

ist. Dazu sind der Geschädigte und alle<br />

Ersatzpfl ichtigen, die nach §§ 29, 30<br />

und 33 BJagdG in Anspruch genommen<br />

werden können, mit dem Hinweis<br />

zu laden, dass im Fall des Nichterscheinens<br />

mit der Ermittlung dennoch<br />

begonnen werden kann. In einem<br />

Gemeindejagdrevier ist stets auch der<br />

Jagdvorsteher der Jagdgenossenschaft<br />

zu laden.<br />

Jeder Beteiligte kann bei diesem<br />

Termin beantragen, dass bei landwirtschaftlich<br />

genutzten Grundstücken<br />

der Schaden erst zu einem späteren,<br />

kurz vor der Ernte abzuhaltenden Termin<br />

festgestellt werden soll. Diesem


Antrag hat die Gemeinde stattzugeben,<br />

sofern nicht bereits feststeht, dass<br />

für den vollständigen Verlust der Ernte<br />

Ersatz zu leisten ist. Wird dem Antrag<br />

stattgegeben, so ist der Schaden soweit<br />

zu ermitteln, als dies möglich und zur<br />

endgültigen Feststellung notwendig ist.<br />

Kommt im Termin eine gütliche<br />

Einigung zustande, hat die Gemeinde<br />

darüber eine Niederschrift aufzunehmen,<br />

die von allen Beteiligten zu unterzeichnen<br />

ist. Darin sind – neben Art und<br />

Umfang des entstandenen Wild- oder<br />

Jagdschadens – der Ersatzberechtigte,<br />

der Ersatzpfl ichtige und die Höhe des<br />

Schadensersatzes „sowie die vereinbarte<br />

Kostentragung“ anzugeben.<br />

Vorbescheid bei Nichteinigung<br />

Einigt man sich nicht und wird<br />

auch kein Vertagungsantrag gestellt,<br />

hat die Gemeinde unverzüglich einen<br />

Wildschadensschätzer beizuziehen,<br />

der in einem schriftlichen Gutachten<br />

den Schaden festhält. Auf dieser<br />

Grundlage erlässt die Gemeinde den<br />

schriftlichen Vorbescheid, der den Ersatzberechtigten,<br />

den Ersatzpfl ichtigen<br />

sowie die Höhe des Schadensersatzes<br />

feststellt „und eine Bestimmung über<br />

die Kostentragung“ enthalten muss.<br />

In der Begründung hat die Gemeinde<br />

auch Art und Umfang des Schadens<br />

festzuhalten. Vier Wochen nach seiner<br />

Zustellung an den Ersatzpfl ichtigen ist<br />

der Vorbescheid vollstreckbar, sofern<br />

nicht innerhalb dieser Frist Klage vor<br />

dem ordentlichen Gericht erhoben<br />

worden ist.<br />

Regelung der Kostentragung<br />

Der Hinweis in § 26 Abs. 3 Satz 1<br />

und in § 27 Abs. 3 Satz 1 AVBayJG, dass<br />

die gütliche Einigung beziehungsweise<br />

der Vorbescheid eine Bestimmung über<br />

die Kostentragung enthalten muss,<br />

ist rein verfahrensrechtlicher Natur. Er<br />

enthält weder eine verwaltungskostenrechtliche<br />

Regelung noch regelt er<br />

materiell-rechtlich die Kostenverteilung<br />

dem Inhalt nach im Verhältnis der<br />

Beteiligten. Art. 47 Abs. 2 BayJG enthält<br />

zwar eine Ermächtigung für das<br />

Staatministerium für Landwirtschaft<br />

und Forsten, die Kostentragung, das<br />

heißt die Verteilung der Kosten des<br />

Vorverfahrens auf die Beteiligten im<br />

Verordnungsweg zu regeln. Entsprechende<br />

Vorschriften, auf die sich die<br />

Entscheidung über die Kostentragung<br />

im Vorbescheid stützen könnte, sind<br />

aber bislang nicht erlassen. Die Gemeinde<br />

ist somit bei der Entscheidung<br />

über die Kostentragung im Vorbescheid<br />

2 <strong>Revierkurier</strong> 2/2004<br />

an keine festen Regeln gebunden. Sie<br />

kann in Anlehnung an die in §§ 91 und<br />

92 ZPO enthaltenen Grundsätze dem<br />

im Streit um die Hauptsache ganz oder<br />

teilweise Unterlegenen im selben Maß<br />

auch ganz oder teilweise die Kosten des<br />

Verfahrens auferlegen.<br />

Statt einer analogen Anwendung<br />

der §§ 91, 92 ZPO kann sich die Gemeinde<br />

bei ihrer Entscheidung über die<br />

Kostentragung an den Grundsätzen des<br />

früheren Gesetzes über das Verfahren<br />

in Wild- und Jagdschadenssachen vom<br />

12.08.1953 (BayBS IV S. 575) orientieren:<br />

Danach tragen die Beteiligten die<br />

ihnen erwachsenen Kosten einschließlich<br />

etwaiger Anwaltskosten selbst. Die<br />

übrigen Kosten sind im Vorbescheid<br />

grundsätzlich dem Ersatzpfl ichtigen<br />

aufzuerlegen. Der Einsatzberechtigte ist<br />

jedoch an diesen Kosten angemessen<br />

zu beteiligen, soweit er für die Entstehung<br />

des Schadens mitverantwortlich<br />

ist oder soweit er sie durch sein Säumnis<br />

oder eine dem Zweck nicht entsprechende<br />

Rechtsverfolgung verursacht<br />

hat. Gegenstand der Vereinbarung<br />

oder Entscheidung über die Kostentragung<br />

sind somit im Wesentlichen nur<br />

die Verwaltungskosten der Gemeinde<br />

(Gebühren und Auslagen, insbesondere<br />

Entschädigung des Wildschadensschätzers<br />

nach § 24 Abs. 2 AVBayJG i. V. mit<br />

Art. 85 VwVfG).<br />

Ohne eigene Regelung keine<br />

Kostenerhebung<br />

Die Erhebung von Verwaltungskosten<br />

(Gebühren, Auslagen) für<br />

Amtshandlungen im Rahmen des<br />

Vorverfahrens bestimmt sich, da das<br />

BayJG weder selbst einschlägige verwaltungskostenrechtliche<br />

Vorschriften<br />

noch eine gesetzliche Ermächtigung<br />

für eine entsprechende Sonderregelung<br />

in der AVBayJG enthält, allein nach<br />

Art. 20 KG. Will also eine Gemeinde<br />

hier Kosten erheben, muss sie auf der<br />

Grundlage des Art. 20 Abs. 1 KG zuvor<br />

die notwendige Regelung durch Erlass<br />

einer Satzung über die Erhebung von<br />

Verwaltungskosten für Amtshandlungen<br />

im eigenen Wirkungskreis mit einem<br />

entsprechenden Kostenverzeichnis<br />

schaffen (s. Bek. des Staatministeriums<br />

des Innern über die Erhebung von<br />

Verwaltungskosten für Amtshandlungen<br />

im eigenen Wirkungskreis der<br />

Gemeinden und Gemeindeverbände<br />

vom 20.01.1999, AllMBl S. 135, geänd.<br />

durch IMBek vom 21.1.2002 AllMBl<br />

S. 116). Ohne entsprechende Rechtsgrundlage<br />

(Kostensatzung) kann die<br />

Gemeinde die ihr aus der Durchführung<br />

des Vorverfahrens entstehenden Kosten<br />

somit nicht erheben.<br />

Das Vorverfahren ist kein Antragsverfahren<br />

im Sinne des Kostenrechts.<br />

Folglich kann die Gemeinde, selbst<br />

wenn sie die Rechtsgrundlage zur Erhebung<br />

von Verwaltungskosten geschaffen<br />

hat, vom Ersatzberechtigten, der<br />

den Schaden bei ihr anmeldet, keinen<br />

Kostenvorschuss fordern; eine von Art.<br />

14 Abs. 1 KG abweichende gesetzliche<br />

Sonderregelung kennt das BayJG nicht.<br />

Kostenschuldner kann jeder sein<br />

Hat die Gemeinde durch Erlass einer<br />

Kostensatzung die rechtlichen Voraussetzungen<br />

für die Erhebung von Kosten<br />

für Amtshandlungen im Rahmen des<br />

Vorverfahrens geschaffen, ergibt sich<br />

der Kostenschuldner aus Art. 20 Abs.<br />

3 i.V. mit Art. 2 KG. Danach ist zur<br />

Zahlung der Kosten verpfl ichtet, wer<br />

die Amtshandlung veranlasst hat, also<br />

der Schadensanmeldende. In streitentscheidenden<br />

Verfahren ist nach Art.<br />

2 Abs. 1 Satz 3 KG neben dem Veranlasser<br />

auch Kostenschuldner, wem die<br />

Kosten auferlegt werden. Dabei macht<br />

es keinen Unterschied, ob das Verfahren<br />

mit der Niederschrift über die gütliche<br />

Einigung oder, wenn eine solche nicht<br />

erreicht worden ist, mit dem Erlass eines<br />

Vorbescheids abgeschlossen wird.<br />

Im Rahmen ihres Selbstverwaltungsrechts<br />

entscheidet die Gemeinde, welche<br />

Amtshandlungen kostenpfl ichtig<br />

sind, wie insbesondere auch darüber,<br />

ob das Verfahren gebührenfrei ist,<br />

wenn eine gütliche Einigung zustande<br />

gekommen ist. Für Gebührenfreiheit<br />

in diesem Fall spricht, dass dadurch<br />

womöglich ein gewisser Anreiz zur gütlichen<br />

Einigung geschaffen wird.<br />

● Literatur:<br />

Leonhardt: Jagdrecht Kommentar;<br />

Leonhardt – Bauer – Schätzler:<br />

Handbuch zur Schadensabwicklung<br />

mit Berechnungsgrundlagen und<br />

Tabellen. Beide erschienen im Verlag<br />

Wolters Kluwer Deutschland GmbH<br />

Schriftenreihe des<br />

Landesjagdverbandes<br />

Bayern,<br />

Band 3: „JagdrechtseminarWildschadensersatz“,<br />

Fachtagung<br />

des Landesjagdverbandes<br />

Preis 7,20 €.<br />

Band 1 – 11 schriftlich zu bestellen bei<br />

der BJV-Geschäftsstelle, Hohenlindner<br />

Str. 12, 85622 Feldkirchen, Fax: 089/<br />

990234-35, E-mail: info@jagd-bayern.de


Jäger und E.ON Bayern helfen Wildtieren<br />

<strong>Neu</strong>er Lebensraum in<br />

alten Trafohäuschen<br />

Der Landesjagdverband Bayern (BJV) und die Wildland Gesellschaft haben<br />

sich mit dem Energieversorgungsunternehmen E.ON Bayern zusammengetan,<br />

um ausrangierte Trafohäuschen zu Wohn- und Brutstätten<br />

umzufunktionieren. Damit wollen die Projektpartner mit Hilfe der örtlichen<br />

BJV-Kreisgruppen bayernweit Fledermäuse und andere bedrohte<br />

Tierarten unterstützen.<br />

Nicht nur bei der Fledermaus,<br />

sondern auch bei vielen anderen<br />

gebäudebewohnenden Tieren herrscht<br />

akute Wohnungsnot. Wo für Menschen<br />

neue Behausungen entstehen,<br />

verschwinden Schlupfwinkel und<br />

Nistgelegenheiten für Höhlen- und<br />

Halbhöhlenbrüter. Bei Renovierungen<br />

von alten Höfen, Kirchtürmen, Ställen<br />

und Scheunen wird Holz durch Beton<br />

ersetzt, Ritzen und Fugen werden zugemauert.<br />

Trotzdem könnten Großes Mausohr,<br />

Hausrotschwanz und Schleiereule bald<br />

wieder unter einem Dach wohnen –<br />

unter dem Dach eines Trafohäuschens.<br />

Ausgediente Trafostationen für<br />

bedrohte Tierarten umzubauen, ist<br />

das Ziel der Zusammenarbeit von BJV,<br />

Wildland Gesellschaft, und der E.ON<br />

Bayern.<br />

Dabei übernimmt die Wildland<br />

Gesellschaft die Grundstücke mit den<br />

Trafoturmstationen, die E.ON nicht<br />

mehr in Betrieb hat. Voraussetzung<br />

ist, dass sich die Häuschen in einem<br />

„guten baulichen Zustand“ befi nden.<br />

Auch die Lage kann entscheidend sein<br />

– steht ein umgebautes Häuschen zum<br />

Beispiel auf freiem Feld, kann es eine<br />

karge Landschaft ohne Hecken, Gräben<br />

oder Gehölze bereichern und sie<br />

für Fledermäuse oder andere bedrohte<br />

Tierarten interessant machen.<br />

Ist das Gelände um das Häuschen<br />

herum geeignet und sind die Jäger der<br />

örtlichen BJV-Kreisgruppen bereit, das<br />

Projekt tatkräftig zu unterstützen, kann<br />

der Umbau zum „Fledermaushotel“<br />

beginnen.<br />

Die Außenwände mit Holzbrettern<br />

beschlagen und die Fenster mit<br />

Fensterläden versehen, sind nur zwei<br />

Möglichkeiten, um sowohl für Fledermäuse,<br />

als auch für Eulen, Greifvögel<br />

und höhlenbrütende Singvögel Brut-<br />

und Unterschlupfmöglichkeiten zu<br />

schaffen. Bohrt man im oberen Bereich<br />

ein Einfl ugloch, können Fledermäuse<br />

im Dachstuhl ihre Wochenstuben einrichten.<br />

Zusätzlich können die Jäger selbstgebaute<br />

Nistkästen auch für Singvögel<br />

oder Schleiereule aufhängen sowie<br />

Jäger haben dieses alte Trafohäuschen (links) zum „Fledermaushotel“ (rechts) umgebaut.<br />

Nisthilfen für beispielsweise den Weißstorch<br />

auf den Dächern anbringen.<br />

Auch für Untermieter ist Platz: Ist<br />

das „Untergeschoss“ entsprechend<br />

ausgestattet, kriechen Schlangen, Eidechsen<br />

und Frösche in Ritzen, Fugen<br />

und Verschläge. Außerdem können<br />

auch für Wespen, Hornissen und andere<br />

Insekten Brutplätze entstehen. Im<br />

Innenraum kann zum Beispiel der Igel<br />

ein warmes Zuhause für die Wintermonate<br />

fi nden.<br />

Ein weiterer positiver Nebeneffekt:<br />

Die bewohnten „Fledermaushotels“<br />

sind sichtbare Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Sie wirken nicht nur auf Tiere, sondern<br />

auch auf Menschen sympathisch. Um<br />

Spaziergänger über die neuen Tierbehausungen<br />

zu informieren, ist auch<br />

daran gedacht, Infotafeln aufzustellen.<br />

Zu erkennen sind die umfunktionierten<br />

Trafostationen in Zukunft<br />

außerdem an den Logos<br />

der beteiligten Organisationen.<br />

Bevor es mit dem Umbau losgeht,<br />

erhalten die Kreisgruppen einen Leitfaden,<br />

aus dem sie entnehmen können,<br />

welche Möglichkeiten sie umsetzen<br />

müssen, um gezielt bestimmte Arten<br />

zu unterstützen – je nach räumlicher<br />

Besonderheit ihres Trafohäuschens.<br />

Das erste „Fledermaushotel“ wurde<br />

bereits letztes Jahr in Bad Feilnbach<br />

in Oberbayern eingeweiht. In Kürze<br />

macht sich die BJV-Kreisgruppe Rosenheim<br />

unter der Leitung von Werner<br />

Zwingmann ans Werk und baut eine<br />

Trafostation in Brannenburg um.<br />

Im Laufe der Zeit wird die E.ON weitere<br />

Stationen über ganz Bayern verteilt<br />

ausmustern.<br />

Naturliebhaber können sich also<br />

freuen, wenn im nächsten Jahr viele<br />

Tiere ihre neuen Behausungen aus Jägerhand<br />

beziehen. SG<br />

<strong>Revierkurier</strong> 2/2004 3


Salmonelleninfektion<br />

4 <strong>Revierkurier</strong> 2/2004<br />

Dunkelziffer bei Wildtieren<br />

Eine der weltweit häufi gsten Ursachen für bakterielle Darminfektionen sind die Erreger der Salmonellose.<br />

Auch in Deutschland gehen immer wieder Meldungen über Erkrankungen und Todesfälle infolge von<br />

Salmonelleninfektionen durch die Presse. Nicht nur der Mensch oder Haus- und Nutztiere können<br />

durch Salmonellen krank werden. Auch unsere Wildtiere sind dagegen nicht gefeit, wie Dr. Odward Geisel,<br />

Fachtierarzt für Pathologie, berichtet.<br />

Die klassischen menschenspezifi -<br />

schen Salmonellosen sind Typhus<br />

und Paratyphus. Sie gehören allerdings<br />

nicht zu den hier zu beschreibenden<br />

Anthropozoonosen. Diese sind Infektionskrankheiten,<br />

die von Tieren auf den<br />

Menschen und umgekehrt übertragen<br />

werden und immer wieder in den Medien<br />

auftauchen.<br />

Die Erreger sind weltweit verbreitet.<br />

Es handelt sich um Keime, die zu<br />

der großen Gruppe der hauptsächlich<br />

im Darm lebenden Bakterien gehören.<br />

Der Mensch infi ziert sich in den<br />

meisten Fällen durch den Verzehr von<br />

Lebensmitteln, die mit den Erregern<br />

durchsetzt oder oberfl ächlich behaftet<br />

sind. Ob sich daraus eine Erkrankung<br />

entwickelt, hängt von der Menge der<br />

Eigenschaften der<br />

Salmonellen<br />

Vorkommen<br />

• Mensch, Haus- und Wildtiere<br />

(Warm- und Kaltblüter)<br />

• Ausscheidungen von Menschen<br />

und Tieren<br />

• Nahrungsmittel tierischer Herkunft<br />

• Futtermittel<br />

• Schlachtabfälle<br />

• Abwasser<br />

Temperatureinfl uss<br />

• Rasante Vermehrung der Bakterien<br />

bei 30 bis 40°C,<br />

• Abtötung durch Erhitzen ab 75°C<br />

in wenigen Minuten.<br />

• Bakterientoxine werden teilweise<br />

erst ab 200°C unschädlich<br />

Überlebenszeit<br />

• in Gefrierschrank-Fleisch > 1 Jahr<br />

• in Gülle, Dung > 9 Monate<br />

• nach Klärschlammdüngung auf<br />

Boden und Pfl anzen > 5 Monate<br />

• in Fischmehl > 1 Jahr<br />

• in Voll-Eipulver mehrere Jahre<br />

Beim Federwild, namentlich bei Wassergefl ügel wie Stockente und anderen Entenarten,<br />

wurden häufi g Salmonellen nachgewiesen.<br />

aufgenommenen Erreger und von der<br />

Abwehrfähigkeit des Immunsystems<br />

ab. Vorherrschend ist eine Erkrankung<br />

des Darmes, die etwa einen bis fünf<br />

Tage nach der Infektion auftritt.<br />

Im Wesentlichen erkranken Menschen,<br />

wenn sie infi ziertes Fleisch oder<br />

infi zierte Eier zu sich genommen haben.<br />

Vereinzelt stecken sie sich auch über<br />

Ausscheidungen infi zierter Menschen<br />

oder Haustiere an. Hierbei spielen die<br />

sogenannten latenten – stummen – Infektionen<br />

von Rindern, Schweinen und<br />

Gefl ügel eine wesentliche Rolle, weniger<br />

das Fleisch von eindeutig kranken<br />

Tieren, das kaum dem Verzehr durch<br />

den Menschen zugeführt wird. Auch<br />

eine Infektion durch Wildbret ist möglich,<br />

und zwar vor allem deshalb, weil<br />

bei der Art der Zubereitung die Bakterien<br />

oft nicht abgetötet werden.<br />

Bei der sogenannten stummen Infektion,<br />

die bei circa 30 Prozent der<br />

infi zierten Personen auftritt, ist eine<br />

Dauerausscheidung der Keime oder<br />

eine Ausheilung möglich. Bei 70 Prozent<br />

der Erkrankten treten allerdings<br />

Symptome auf wie Leibschmerzen,<br />

Durchfall, Erbrechen, Fieber, Kreislaufstörungen,<br />

möglicherweise Sepsis. In<br />

seltenen Fällen, vor allem bei Kranken,<br />

Kindern oder alten Menschen, führt<br />

die Erkrankung sogar zum Tod.<br />

Auch andere Keime als<br />

Krankheitsursache<br />

Eine erhebliche Dunkelziffer besteht<br />

hinsichtlich möglicher Infektionen<br />

durch Salmonellen im Wildbret. Um<br />

sicher zu gehen, dass es sich bei akuter<br />

Erkrankung nach dem Verspeisen<br />

von zum Beispiel Wildgerichten um<br />

eine Salmonelleninfektion handelt, ist<br />

eine bakteriologische Untersuchung<br />

des Stuhls nötig. Ansonsten können<br />

durchaus andere Keime als Krankheitsursache<br />

in Betracht kommen. Im<br />

Foto: H. Lehmann


Foto: Institut f. Tierpathologie d. Uni München<br />

Schrifttum ist eine Reihe von Wildtieren<br />

erwähnt, bei denen der Nachweis<br />

von Salmonellen geführt worden ist<br />

(siehe folgender Kasten).<br />

Ein besonderes Problem stellt eine<br />

Salmonelleninfektion in Gattern, in Fasanerien<br />

oder Volieren dar. Auch wenn<br />

die erkrankten Tiere verendet sind und<br />

Berichte über den<br />

Nachweis von Salmonellen<br />

bei Wildtieren<br />

• Schalenwild: Rotwild, Damwild,<br />

Rehwild, Schwarzwild<br />

• Raubtiere: u.a. Fuchs und Nerz<br />

(auch Farmtiere), Dachs<br />

• Hasenartige: Hase, Kaninchen<br />

• Nagetiere: u.a. Maus, Ratte, Nutria<br />

(auch Farmtiere)<br />

• Insektenesser: Igel, Fledermaus<br />

• Federwild: u.a. Auerwild, Birkwild,<br />

Rebhuhn, Fasan, Wachtel,<br />

Taube, Ente<br />

• Fische: u.a. Karpfen, Hecht<br />

• Reptilien, Amphibien: u.a.<br />

Schlange, Frosch<br />

Aufgebrochene Gelenkentzündung durch<br />

Salmonellen am Flügel einer Haustaube.<br />

Säugetiere:<br />

• Appetitmangel<br />

• struppiges Haarkleid<br />

• durch Losung verschmutzter<br />

Weidlochbereich und Hinterläufe<br />

• Durchfall mit wässriger bis breiiger,<br />

teilweise blutiger Losung<br />

• Abmagerung, Schwäche,<br />

Verwerfen (Abort)<br />

unschädlich beseitigt werden, bleibt<br />

ein erhöhtes Gefahrenpotential durch<br />

jene Tiere erhalten, die scheinbar gesund<br />

geblieben sind, aber als Ausscheider<br />

der Bakterien eine Infektionsquelle<br />

für die übrigen, besonders für abwehrgeschwächte<br />

Tiere bleiben.<br />

Vorbeugung und Behandlung von<br />

Infektionen frei lebender Wildtiere<br />

sind problematisch, weil die Dosierung<br />

von Medikamenten nicht überwacht<br />

werden kann. Bei einer Infektion von<br />

Gattertieren kann der Einsatz von Antibiotika<br />

versucht werden. Allerdings<br />

besteht infolge der Behaftung des Bodens<br />

und der Äsung mit salmonellenhaltiger<br />

Losung ständig die Gefahr der<br />

Infektion weiterer Tiere. Ferner muss<br />

stets mit der Möglichkeit gerechnet<br />

werden, dass unzureichend behandelte<br />

Tiere zu Dauerausscheidern und<br />

die Keime gegen Antibiotika resistent<br />

werden. Eine Sanierung des Gatters<br />

gelingt am besten, wenn es geräumt<br />

und über ein Jahr freigehalten wird.<br />

Gleiches gilt auch für die Haltung von<br />

Federwild. Hierbei wird empfohlen,<br />

dass Bruteier nur aus salmonellenfreien<br />

Beständen bezogen werden. Alle<br />

Einrichtungen und Gerätschaften sind<br />

gründlich zu desinfi zieren, bevor man<br />

mit dem <strong>Neu</strong>aufbau des Bestandes<br />

beginnt. Eine Reinfektion durch Mäuse,<br />

Igel und andere Tiere ist aber auch<br />

dann noch denkbar.<br />

Bei Verdacht Wildbret<br />

unbedingt untersuchen<br />

Besteht bei einem Wildtier auf<br />

Grund des Verhaltens, der Krankheitserscheinungen<br />

oder – beim Aufbrechen<br />

– der Organbefunde der Verdacht auf<br />

eine Salmonelleninfektion, muss das<br />

Wildbret auf jeden Fall untersucht<br />

werden, bevor es zum Verzehr in den<br />

Verkehr gebracht wird. Generell ist<br />

Krankheitserscheinungen bei Wildtieren<br />

Federwild:<br />

• Appetitmangel<br />

• gesträubtes Gefi eder<br />

• herabhängende Flügel, Mattigkeit<br />

• verklebte Kloake<br />

• Durchfall mit Ausscheidung von<br />

viel Harnsäure (weiße Kükenruhr)<br />

• Haltungs- und Bewegungsstörungen<br />

infolge Hirnschädigungen<br />

Durchfall beim Wild kann Anzeichen für<br />

eine Salmonelleninfektion sein.<br />

bei allen sogenannten bedenklichen<br />

Merkmalen, wie sie in der Fleischhygiene-Verordnung<br />

aufgeführt sind (siehe<br />

Kasten unten), ein amtlicher Tierarzt<br />

zwingend hinzu zu ziehen, es sei<br />

denn, wirtschaftliche Gründe sprechen<br />

gegen diese kostenpfl ichtige Untersuchung.<br />

Entscheidet man sich aufgrund<br />

ökonomischer Überlegungen, darauf<br />

zu verzichten, müssen Tierkörper und<br />

Organe unschädlich beseitigt werden.<br />

In diesen Fällen darf das verdächtige<br />

Stück Wild nicht auf den Luderplatz<br />

gebracht werden, sondern muss in<br />

der Tierkörperbeseitigungsanstalt unschädlich<br />

entsorgt werden. Es ist stets<br />

zu bedenken, dass der Jäger einerseits<br />

gegenüber dem Verbraucher der Produkthaftung<br />

unterliegt und andererseits<br />

wie jeder andere Bürger auch verpfl<br />

ichtet ist, Boden- und Grundwasser<br />

vor schädlichen Einfl üssen zu schützen<br />

– in diesem Falle vor Krankheitserregern.<br />

Organbefunde:<br />

• Magen-Darm-Entzündung, teilweise<br />

katarrhisch, teilweise mit<br />

Geschwürbildung<br />

• Lymphknotenschwellung, vor<br />

allem an den Bauchorganen<br />

• Leberschwellung, Milzschwellung,<br />

Nierenschwellung (bei<br />

chronischem Verlauf mit kleinen<br />

weißen Herden<br />

• Gelenkschwellung<br />

• Lungenentzündung<br />

<strong>Revierkurier</strong> 2/2004 5<br />

Foto: M. Migos


Grundsätze zur Bewegungsjagd<br />

1. Ziele der Bewegungsjagd<br />

• Bewegungsjagden sind eine wirkungsvolle<br />

Jagdmethode zur<br />

- Anpassung von Wildbeständen an<br />

ihren Lebensraum,<br />

- zur Steuerung der Raumnutzung<br />

von Wildbeständen,<br />

- zur Herstellung und Erhaltung<br />

wildbiologisch richtiger Sozialstrukturen<br />

und Lebensmöglichkeiten<br />

- und zur Vermeidung des Jagddruckes<br />

und der Wildschäden.<br />

• Bewegungsjagden tragen in besonderer<br />

Weise den veränderten<br />

Waldstrukturen Rechnung und<br />

bieten eine gute Möglichkeit, durch<br />

gemeinsames Jagen Jagdkultur zu<br />

leben.<br />

• Bewegungsjagden sind Teil eines<br />

Jagdkonzeptes, in dem die örtlichen<br />

Verhältnisse, sowie die Interessen<br />

von Grundeigentümern und Öffentlichkeit<br />

berücksichtigt sind.<br />

• Der Erfolg der Jagd soll sich messen<br />

an der Höhe und der Zusammensetzung<br />

der Strecke.<br />

• Langfristig soll die Bewegungsjagd<br />

eine ausgewogene Sozialstruktur<br />

der Wildbestände und die Rückkehr<br />

zu artgerechten Verhalten fördern<br />

und die Wildschäden senken.<br />

2. Konfl iktvermeidung und<br />

Organisation<br />

• Die Planung und Organisation der<br />

Bewegungsjagd muss so ausgerichtet<br />

sein, dass nach allem Ermessen<br />

ein Überjagen der Hunde in benachbarte<br />

Reviere ausgeschlossen<br />

werden kann.<br />

• Wird im Bereich von Reviergrenzen<br />

mit Hunden gejagt, sind Reviernachbarn<br />

zu verständigen. Die<br />

kleinräumige Jagd ausschließlich auf<br />

Schwarzwild ist keine Bewegungsjagd<br />

in diesem Sinne.<br />

• Bewegungsjagden sollen ab Oktober<br />

und nicht nach Jahresende,<br />

sowie nicht bei hoher Schneelage<br />

und/oder Harsch stattfi nden.<br />

6 <strong>Revierkurier</strong> 2/2004<br />

Richtig drücken<br />

Drück- oder Treibjagden oder ganz allgemein Bewegungsjagden werden – vor allem vor dem Hintergrund der<br />

explosiv gestiegenen Schwarzwildbestände – immer wichtiger. Sie erfordern eine besonders sorgfältige Planung<br />

und Organisation. Die folgenden Grundsätze können jedem Jagdleiter für das Vorbereiten und Durchführen<br />

einer erfolgreichen Bewegungsjagd dienen. Sie wurden im Rahmen einer Expertentagung mit Vertretern<br />

des Landesjagdverbandes Bayern und der Bayerischen Staatsforstverwaltung erarbeitet.<br />

• Bewegungsjagden müssen rechtzeitig<br />

vor der Dunkelheit beendet<br />

werden.<br />

• Die Freigabe von Wild zum Abschuss<br />

und die Kontrolle der Strecke<br />

durch den Jagdleiter muss die<br />

Sozialstruktur des Wildes und die<br />

Erfordernisse des Tierschutzes berücksichtigen.<br />

3. Hunde<br />

• Grundsätzlich alle Jagdhunde, die<br />

- gegenüber Mensch und Artgenossen<br />

verträglich sind,<br />

- spurlaut bzw. fährtenlaut jagen,<br />

- wesensfest,<br />

- wildscharf sind und nicht anschneiden,<br />

- und einen ausgeprägten Orientierungssinn<br />

haben,<br />

können auf Bewegungsjagden<br />

eingesetzt werden.<br />

• Art und Anzahl der eingesetzten<br />

Hunde richten sich nach den wild-<br />

und revierspezifi schen Verhältnissen.<br />

• Es sollen nur erfahrene und eingejagte<br />

Hunde eingesetzt werden, die<br />

während des Treibens einzeln jagen.<br />

Meuten, die gesundes Wild fangen,<br />

werden nicht eingesetzt.<br />

• Für Kontroll- und Nachsuchen müssen<br />

qualifi zierte Nachsuchegespan-<br />

ne in ausreichender Zahl bereit<br />

stehen.<br />

• Nachsuchen und damit verbundene<br />

Maßnahmen sind nur von den von<br />

der Jagdleitung beauftragten Personen<br />

durchzuführen. Zur Planung des<br />

Hundeeinsatzes gehören auch Vorkehrungen<br />

zur Sicherheit, tierärztlichen<br />

Versorgung und Versicherung<br />

der Hunde.<br />

• Es sollen nur erfahrene, orts- oder<br />

kartenkundige Treiber und Hundeführer<br />

nach Maßgabe der VSG<br />

eingesetzt werden.<br />

4. Tierschutz<br />

• Bei der Schussabgabe sind Gesichtspunkte<br />

des Tierschutzes und<br />

der Wildbrethygiene zu beachten.<br />

Bewegtes Wild stellt hohe Anforderungen<br />

an die Schießfertigkeit<br />

der Jäger, daher sind Schüsse zu<br />

unterlassen, die keine hinreichende<br />

Treffsicherheit erwarten lassen.<br />

• Ziel ist die Erhaltung der Sozialstruktur<br />

des Wildtierverbandes.<br />

• Vom Muttertier noch abhängige<br />

Jungtiere sind vor dem Muttertier<br />

zu erlegen (z.B. beim Rotwild ist das<br />

Kalb während der ganzen Jagdzeit<br />

abhängig).<br />

• Keine Hetzjagd (§19 BJG).<br />

Foto: M. Breuer


5. Wildbrethygiene<br />

• Schlechte Schüsse führen zur Entwertung<br />

des Wildbrets.<br />

• Fachgerechtes und rechtzeitiges<br />

Aufbrechen, vorschriftsmäßiges<br />

Auskühlen, Transportieren und<br />

Lagern sind sicherzustellen.<br />

6. Sicherheitskonzept<br />

Die Sicherheit hat bei der Planung, Organisation<br />

und Durchführung oberste<br />

Priorität! Dem Jagdleiter fällt hierbei<br />

die zentrale Verantwortung zu:<br />

• Auswahl und Abgrenzung des Jagdgebietes.<br />

Jede erkennbare Gefährdung<br />

Dritter ist dabei auszuschließen<br />

(Straßen, Siedlungen usw.).<br />

Die notwendige Schießfertigkeit<br />

zu erlernen und zu erhalten ist<br />

gar nicht so einfach. Zum einen sind<br />

Schießanlagen, die ein Training mit<br />

großkalibrigen Waffen auf laufende<br />

Scheiben ermöglichen, keineswegs<br />

häufi g. Zum anderen ist das Trainieren<br />

in nur einer einzelnen Disziplin, etwa<br />

„Laufender Keiler von rechts nach<br />

links“, auch nicht optimal.<br />

Aber einmal oder natürlich besser<br />

mehrmals im Jahr auf den „Laufenden<br />

Keiler“ mit der eigenen vertrauten<br />

Waffe zu schießen, ist mindestens ein<br />

Anfang. Aber noch viel mehr Möglichkeiten<br />

zu Schießübungen auf bewegtes<br />

Wild gibt es zum Beispiel auf der Graf-<br />

Stauffenberg-Schießanlage im schwäbischen<br />

Amerdingen. Dort können<br />

sogar Tageskurse belegt werden, wie<br />

sie das Jagdversandhaus Frankonia<br />

anbietet. Die Schützen haben zudem<br />

die Möglichkeit, verschiedene gängige<br />

Waffenmodelle von Frankonia unter<br />

Praxisbedingungen zu testen. So lernen<br />

sie die Vorteile und Unterschiede<br />

der Drückjagdwaffen mit entsprechender<br />

Optik kennen und schonen ihre<br />

eigene Waffe – bei 100 Schuss am<br />

Tag zu empfehlen. Die Munition für<br />

die Testwaffen kann am Schießstand<br />

günstig erworben werden. Außerdem<br />

bekommen die Teilnehmer viele nützliche<br />

Tipps aus der jagdlichen Praxis von<br />

einem professionellen Berufsjäger.<br />

Auf drei aufeinander aufbauenden<br />

• Rettungskette (vorbeugende Maßnahmen:<br />

Arzt, Tierarzt)<br />

• Auswahl der Schützenstände (Unfallverhütungsvorschriften,Bewuchs)<br />

• Auswahl der Schützen (Ausbildung,<br />

Training, Verantwortungsbewusstsein)<br />

• Sicherheitsbelehrung (Stand, Beginn<br />

u. Ende, Gefahrenbereich, Ahndung<br />

von Verstößen).<br />

• Sicherheitsrelevante Ausrüstung<br />

und Maßnahmen (Warnweste,<br />

Hutband, Halsband, Straßensperrungen,<br />

moderne Kommunikationsmittel).<br />

• Kontrolle des Sicherheitskonzeptes.<br />

Schießtraining auf bewegte Ziele<br />

Achtung, annehmender Keiler!<br />

Das sichere Erlegen von ziehendem oder gar fl üchtendem Wild verlangt den Teilnehmern an einer<br />

Bewegungsjagd einiges ab. Um die nötige Schießfertigkeit zu erlangen, ist jede Menge Training erforderlich.<br />

Auch erfahrene Schützen sollten immer wieder auf einem Bewegungsschießstand üben und an<br />

speziellen Lehrgängen teilnehmen.<br />

Parcours können die Teilnehmer trainieren<br />

bis die Läufe fast glühen. Nach<br />

dem Warmschießen auf der Trainingsbahn,<br />

wo angestrichen und stehend<br />

freihändig auf drei 50 Meter entfernte<br />

Wildscheiben ohne langes Zielen geübt<br />

wird, geht es auf die Reaktionsbahn.<br />

Hier sind eine gehende und eine<br />

kommende Sauscheibe auf einem fahrbaren<br />

Rahmen postiert, der sich erst<br />

entfernt und dann wieder hereingefahren<br />

wird. Dabei müssen fünf Schuss<br />

auf die gehende und fünf Schuss auf<br />

die kommende Sau abgegeben werden.<br />

Als Trefferfl äche gilt lediglich eine<br />

faustgroße „Blesse“. Dann wird es<br />

schwieriger: Über eine Duellfunktion<br />

wird die Scheibe im Sekundentakt vor-<br />

und zurückgeklappt. Nun müssen die<br />

Schüsse genau in der kurzen Zeit fallen,<br />

in der die Sau in Vollansicht erscheint.<br />

Eine gute Übung, um im Rhythmus von<br />

Schießen und Repetieren die kontrollierte<br />

und punktgenaue Schussabgabe<br />

unter Zeitdruck zu lernen.<br />

Nach dieser soliden Grundausbildung<br />

wagen sich die meisten Teilnehmer<br />

an den Bewegungsparcours mit<br />

je drei Klappscheiben und Laufenden<br />

Keilern. Laufende Keiler von links und<br />

rechts, plötzlich auftauchende Rehe<br />

hinten, Sauen vorne und ein zu allem<br />

Überfl uss plötzlich annehmender<br />

Keiler halten die Schützen auf Trab.<br />

Die Klappscheiben fallen übrigens<br />

nur, wenn der Schuss in der tödlichen<br />

7. Schießfertigkeit (siehe auch unten)<br />

• Hohe Schießfertigkeit ist die Voraussetzung<br />

für die verantwortungsvolle<br />

Jagd, unter Achtung des Tieres als<br />

Mitgeschöpf.<br />

• Hierfür sind diszipliniertes Schießen<br />

und Sicherheit beim Ansprechen<br />

erforderlich. Diese geforderten<br />

Eigenschaften sind durch Aus-<br />

und ständige Fortbildung bzw.<br />

Training eigenverantwortlich zu<br />

gewährleisten.<br />

• Der Jagdleiter sollte durch entsprechende<br />

Vor- und Nachbereitung auf<br />

die Schießfertigkeit und Disziplin der<br />

Teilnehmer Einfl uss nehmen.<br />

●<br />

Trefferzone sitzt, ansonsten heißt es<br />

weiterschießen. Die Auswertung der<br />

Schussserien erfolgt ultraschallgestützt<br />

am Monitor, so dass jeder Teilnehmer<br />

sein jeweiliges Resultat begutachten<br />

kann.<br />

Eine weitere Möglichkeit, Schießen<br />

auf bewegte Ziele zu üben, bieten<br />

Schießkinos mit Laserstrahl aus der eigenen<br />

Waffe. Ein großer Vorteil dieser<br />

Kinos liegt darin, dass Sicherheitsaspekte<br />

wie Kugelfang mitberücksichtigt<br />

werden können.<br />

Egal wie – Schießtraining soll auch<br />

Spaß machen. Und das tut es meist<br />

gemeinsam mit Jagdfreunden in der<br />

Gruppe. Wer als Jagdherr seine Gäste<br />

vor der winterlichen Jagd zu einem<br />

Schießnachmittag einlädt, handelt deshalb<br />

sicher in deren Sinne. Viele Schießstandbetreiber<br />

kommen derartigen<br />

Wünschen gewiss gerne entgegen.<br />

BJV-Schießausschuss<br />

Anmeldung und weitere Informationen<br />

zum Lehrgang im Internet<br />

unter www.frankonia.de<br />

Kosten: Je nach Gruppengröße 60<br />

- 150 € je Schütze, zzgl. Munition.<br />

Adresse Schießanlage:<br />

Graf-Stauffenberg-Schießanlage<br />

Landesjagdschule Amerdingen<br />

Witzlesweg 11, 86735 Amerdingen<br />

Tel.: 09089/1555<br />

<strong>Revierkurier</strong> 2/2004 7


Jagdrecht in der Praxis<br />

Verkehrssicherheit bei Drück-<br />

oder Treibjagden – wer haftet?<br />

Der Veranstalter einer Drück- oder<br />

Treibjagd beziehungsweise der Jagdleiter<br />

ist nicht verpfl ichtet, durch Jagdpersonal<br />

oder sonstige Schützen das<br />

Drückjagdgebiet gegen Straßen oder<br />

in der Nähe gelegene Siedlungsgebiete<br />

abzuschirmen (OLG Celle, Beschluss<br />

vom 17.2.2003 – 9U 12 / 03;).<br />

Allerdings hat er die Drückjagd so<br />

zu organisieren, dass die Treiben nicht<br />

direkt auf Straßen oder Siedlungen<br />

zugeführt werden. Ansonsten muss<br />

ständig damit gerechnet werden, dass<br />

fl üchtiges Wild auf die Straße oder in<br />

die Siedlung läuft.<br />

In diesem Fall kann<br />

es sein, dass der Jagdleiter<br />

unter Umständen<br />

haftet. Auch wenn eine<br />

konkrete Gefahr durch<br />

ein verstörtes, ausbrechendes<br />

Tier bereits erkennbar<br />

ist, und dieses<br />

Tier durch einen risikolosen<br />

Abschuss leicht<br />

hätte erlegt werden<br />

können, ist der Jagdleiter<br />

haftbar zu machen.<br />

Nicht haftbar zu machen<br />

ist der Jagdleiter<br />

im Rahmen seiner Verkehrssicherungspfl<br />

icht allerdings dann, wenn zum<br />

Beispiel, wie vorgekommen, ein aufgescheuchtes<br />

Wildschwein in einem zwei<br />

Kilometer entfernten Wohngebiet in<br />

ein Wohnhaus durch eine geschlossene<br />

Terrassentür springt und dort Schaden<br />

anrichtet (LG Lüneburg, Urt. vom<br />

29.11.02 – 4 O 201 / 02;).<br />

Der Veranstalter einer Drück- oder<br />

Treibjagd ist auch dann nicht zum Schadensersatz<br />

verpfl ichtet, wenn aufgrund<br />

von Schüssen Pferde eines nahe gelegenen<br />

Reiterhofs auf der Weide unruhig<br />

werden und sich verletzen. Allerdings<br />

muss der Jagdleiter den Inhaber des<br />

Reiterhofs rechtzeitig über die Durchführung<br />

dieser Jagd informiert haben,<br />

so dass dieser Zeit hat, die Pferde in den<br />

Stall zu bringen (AG Coesfeld, Urt. vom<br />

3.7.2002 – Az: 6 C 27 / 2002;).<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Landesjagdverband Bayern e.V. · Hohenlindner Straße 12 · 85622 Feldkirchen · Telefon 089 / 99 02 34 0 · Fax 089 / 99 02 34 37,<br />

Internet: www.jagd-bayern.de, E-mail: dr.reddemann@jagd-bayern.de<br />

Präsident des Landesjagdverbandes Bayern: Prof. Dr. Jürgen Vocke, MdL<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Joachim Reddemann, BJV-Hauptgeschäftsführer • Redaktion: Stephanie Geißendörfer, Günter Heinz Mahr (Leitung)<br />

Layout: Doris Dröge • Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

8 <strong>Revierkurier</strong> 2/2004<br />

Hat er dies nicht getan und die Jagd<br />

wird so durchgeführt, dass in unmittelbarer<br />

Nähe der Koppel geschossen<br />

wird und die Jagdhunde kreuz und<br />

quer über die Koppel das Wild hetzen,<br />

kann eine Verletzung der Verkehrssicherungs-<br />

und Sorgfaltspfl icht des<br />

Jagdveranstalters gegeben sein.<br />

So hat zum Beispiel das Landgericht<br />

Düsseldorf (Urteil vom 25.1.2002,<br />

– Az: 3 O 442 / 98) entschieden, dass<br />

der Jagdveranstalter in diesem Fall für<br />

den Schocktod eines Pferdes haftbar<br />

gemacht werden kann.<br />

Bei einem Wildunfall, der unabhän-<br />

gig von einer Jagd passiert, haftet der<br />

Revierinhaber grundsätzlich nicht als<br />

Tierhalter gemäß § 833 BGB. Allein die<br />

Tatsache, dass zum Beispiel das Reh<br />

dem Jagdrecht unterliegt, begründet<br />

keine Tierhaltereigenschaft des Revierinhabers.<br />

Das Wildtier ist grundsätzlich<br />

herrenlos, so dass eine Haftung des<br />

Revierinhabers insoweit ausscheidet<br />

(AG Celle, Urteil vom 12.2.2003 – 15<br />

C 17 / 03 ).<br />

Dies gilt beispielsweise auch für die<br />

Tierarztkosten, die der unfallbeteiligte<br />

PKW-Fahrer aufwendet, wenn er das<br />

angefahrene Wildtier aufnimmt und<br />

bei einem Tierarzt behandeln lässt.<br />

Auch dafür haftet der Revierinhaber<br />

nicht. ●<br />

Barbara Frank, Rechtsanwältin,<br />

Vorsitzende des BJV-Rechtsausschusses<br />

Foto: H. Pieper<br />

Warnschilder bei<br />

Gesellschaftsjagden<br />

Auf Antrag der Regierung von Unterfranken<br />

hat das Bayerische Staatsministerium<br />

des Innern das Zusatzschild<br />

„Treibjagd“ zugelassen. Es ist bei<br />

allen Arten von Gesellschaftsjagden<br />

zweckmäßig, sollte aber mit einer<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung – zum<br />

Beispiel 30 km/h – verbunden werden,<br />

um sicherzustellen, dass Autofahrer ihre<br />

Geschwindigkeit der Gefahrensituation<br />

ausreichend anpassen.<br />

Ob und inwieweit das Aufstellen<br />

von Warnschildern notwendig ist,<br />

kann nur der verantwortliche Jagdleiter<br />

beurteilen. Von Seiten der Straßenverkehrsbehörden<br />

sollte den Anträgen<br />

entsprochen werden, wenn glaubhaft<br />

und nachvollziehbar dargestellt wird,<br />

dass jagdorganisatorische Gegenmaßnahmen<br />

nicht möglich beziehungsweise<br />

nicht ausreichend sind. Auch eine<br />

Straßensperrung durch die Straßenverkehrsbehörden<br />

kommt in Frage.<br />

Eine Vorbereitungszeit von 14 Tagen<br />

dürfte in der Regel zumutbar sein, im<br />

Einzelfall kommen in der Jagdpraxis<br />

wetterbedingt aber kurzfristige Änderungen<br />

in Betracht. Daher sollte eine<br />

möglichst fl exible Handhabung angestrebt<br />

werden. BStMLF<br />

Kein generelles Jagdverbot<br />

auf öffentlichen<br />

Straßen<br />

Die Jagdausübung auf öffentlichen<br />

Straßen – zum Beispiel während einer<br />

Treibjagd – ist in Bayern nicht generell<br />

verboten. Ob sie erlaubt und möglich<br />

ist, muss statt dessen im Einzelfall<br />

geprüft werden. So gilt zum Beispiel<br />

für Bundesautobahnen und Kraftfahrstraßen<br />

gemäß §18 Abs. 9 Straßenverkehrsordnung<br />

ein Betretungsverbot<br />

für Fußgänger, das jede Jagdhandlung<br />

hier unmöglich macht.<br />

Im Übrigen unterbrechen öffentliche<br />

Straßen nicht den Zusammenhang<br />

eines Jagdbezirks. Die Trassenfl ächen<br />

sind auch keine befriedeten Bezirke.<br />

Dies verlangt also nach Überprüfung<br />

im Einzelfall. BStMLF

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