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Geh aus mein Herz und suche Freud Physiologische und weitere ...

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<strong>Geh</strong> <strong>aus</strong> <strong>mein</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>suche</strong> <strong>Freud</strong>-V02.doc/gastvortragDRAIS.pdf<br />

<strong>Geh</strong> <strong>aus</strong> <strong>mein</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>suche</strong> <strong>Freud</strong><br />

<strong>Physiologische</strong> <strong>und</strong> <strong>weitere</strong> Betrachtungen zum <strong>Herz</strong>en<br />

Vortrag am 20.3.2002, 20 Uhr Kardinal-Volk-H<strong>aus</strong><br />

in Mainz-Drais von H.-V. Ulmer<br />

(Mehr als alles hüte dein <strong>Herz</strong>, denn von ihm geht das Leben <strong>aus</strong>. Sprichwörter 4, 23)<br />

1. <strong>Physiologische</strong> Betrachtungen: Das <strong>Herz</strong> als Blutpumpe: Ein Holhmuskel mit 4 Höhlen. Der<br />

<strong>Herz</strong>schlag: Automatie des <strong>Herz</strong>ens <strong>und</strong> der natürliche Schrittmacher. Nervenversorgung über den<br />

Sympathicus, das „mitfühlende“ Nervensystem. Beschleunigte <strong>Herz</strong>tätigkeit <strong>und</strong> Gefühlsleben: bei<br />

Angst <strong>und</strong> <strong>Freud</strong>e hüpft das <strong>Herz</strong>. 4 Wochen nach der Empfängnis: Das <strong>Herz</strong> pumpt Blut zur Leber<br />

<strong>und</strong> zur Hauptschlagader. 6 Wochen nach der Empfängnis: Das <strong>Herz</strong> schlägt 140 bis 150mal in der<br />

Minute.<br />

2. Sonstige medizinische Betrachtungen: Der „<strong>Herz</strong>schlag“ als Todesursache. Schicksal oder<br />

Selbstverschulden? Zwischen Machbarkeitswahn <strong>und</strong> Vorsorgemedizin. Künstliche Schrittmacher.<br />

<strong>Herz</strong>transplantation. In Deutschland ist die Abtreibung bis zur 12. Woche straffrei (also bei schon<br />

schlagendem <strong>Herz</strong>en).<br />

3. Das volkstümliche <strong>Herz</strong>: Das Spielkarten-<strong>Herz</strong>, auch mit Pfeil. Es (eine Pumpe?) rutscht in die<br />

Hose, wird verschenkt, geht verloren oder brennt vor Liebe. Es hat einen festen Stellenwert in der<br />

Literatur (z. B. Reich-Ranitzki). Ein volkstümliches „<strong>Herz</strong>chen“.<br />

4. Das <strong>Herz</strong> im Kirchenlied: Sowohl im Gotteslob, als auch im Evangelischen Gesangbuch findet<br />

man zahlreiche Liedanfänge mit Bezug zum <strong>Herz</strong>en:<br />

Gotteslob: Nr. 119,6; 180; 264; 597,2; 669; 728,1; 730,1 <strong>und</strong> 755,1 (achtmal)<br />

Gesangbuch (* = als ökumenisch gekennzeichnet): 36*; 80; 81*; 93; 112; 114; 148; 156; 197; 230;<br />

251; 309; 318; 339; 389; 397*; 443*; 446; 481; 503; 532 <strong>und</strong> 597 (22mal).<br />

Ge<strong>mein</strong>sam in beiden Büchern: <strong>Herz</strong>liebster Jesu (180/81) <strong>und</strong> Aus <strong>mein</strong>es <strong>Herz</strong>ens Gr<strong>und</strong>e<br />

(669/443)<br />

5. Paul Gerhardt <strong>und</strong> „<strong>Geh</strong> <strong>aus</strong> <strong>mein</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>suche</strong> <strong>Freud</strong>“ – ein Frühlingslied <strong>mein</strong>er Kindheit: Er<br />

wurde 1607 in Gräfenhainichen (Sachsen) geboren, war H<strong>aus</strong>lehrer in Berlin, 1651 Probst in Mittenwalde<br />

(Mark Brandenburg). Dort lebt er unter dürftigsten Verhältnissen: Gr<strong>und</strong>stock seiner eigenen<br />

Versorgung bildet die von ihm selbst betriebene Landwirtschaft (4). 1655 heiratet er, von den 4 Kindern<br />

in 13jähriger Ehe überlebte nur eines (4). 1657 Pfarrer an St. Nikolai in Berlin (heute Berlin Mitte,<br />

Nikolaiviertel), 1667 seines Amtes enthoben, weil er im Zusammenhang mit dem Kirchenstreit zwischen<br />

Reformierten <strong>und</strong> Lutheranern als überzeugter Lutheraner dem Toleranzedikt des reformierten<br />

Großen Kurfürsten nicht zustimmte, 1669 Archidiakonus in Lübben (Spreewald); dort 1676 gestorben<br />

– also 69 Jahre alt geworden (in Anlehnung an Liederk<strong>und</strong>e – Dichter <strong>und</strong> Komponisten, Gesangbuch<br />

Nr. 957). Er lebte also in der Zeit des 30jährigen Kriegs, der Glaubenskämpfe, der Pest <strong>und</strong> der<br />

Cholera. – Das „ö“-Lied „<strong>Geh</strong> <strong>aus</strong> <strong>mein</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>suche</strong> <strong>Freud</strong>“ erscheint erstmals 1653 in einem<br />

Gesangbuch (4), 5 Jahre nach Ende des 30jährigen Kriegs, der zwei Drittel der deutschen<br />

Bevölkerung <strong>aus</strong>gelöscht hatte. Den Text dieses Sommerlieds jetzt zu interpretieren, hieße Eulen<br />

nach Athen tragen, man muß ihn singen, <strong>und</strong> zwar nach der schwungvollen Melodie des Leipziger<br />

August Harder (geboren 1775, notiert „vor 1813“) im neuen Gesangbuch <strong>und</strong> nicht nach der<br />

litaneiartigen Melodie von Nikol<strong>aus</strong> Herman (geb. 1480, notiert 1560), die im alten Gesangbuch bis<br />

1993 <strong>aus</strong>gewiesen wurde. Und so sollte es auch hier zum Schluß nach der Diskussion gesungen<br />

werden (bitte wenden).<br />

Quellenhinweise:<br />

1. Evangelisches Gesangbuch für Hessen <strong>und</strong> Nassau, 1. Auflage, 1994<br />

2. Gotteslob für das Bistum Mainz 1975 sowie Beiheft zum Gotteslob 1997<br />

3. Mensch von Anfang an. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

(Hrsg.), Bonn o.J.<br />

4. Morgner, Ch.: <strong>Geh</strong> <strong>aus</strong> <strong>mein</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>suche</strong> <strong>Freud</strong> – Gedanken zu einem Lied. Lahr,<br />

1996<br />

5. Hesselbacher, K.: Paul Gerhardt. Stuttgart 2001<br />

6. Reich-Ranicki, M.: <strong>Herz</strong>, Arzt <strong>und</strong> Literatur. Zürich 1998<br />

Seite 2: Lied <strong>Geh</strong> <strong>aus</strong> <strong>mein</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>suche</strong> <strong>Freud</strong>


<strong>Geh</strong> <strong>aus</strong>, <strong>mein</strong> <strong>Herz</strong>, <strong>und</strong> <strong>suche</strong> <strong>Freud</strong><br />

(EG 503)<br />

Text: Paul Gerhardt 1653,<br />

Melodie: August Harder vor 1813<br />

1. <strong>Geh</strong> <strong>aus</strong>, <strong>mein</strong> <strong>Herz</strong>, <strong>und</strong> <strong>suche</strong> <strong>Freud</strong><br />

in dieser lieben Sommerzeit<br />

an deines Gottes Gaben;<br />

schau an der schönen Gärten Zier<br />

<strong>und</strong> siehe, wie sie mir <strong>und</strong> dir<br />

sich <strong>aus</strong>geschmücket haben,<br />

sich <strong>aus</strong>geschmücket haben.<br />

2. Die Bäume stehen voller Laub,<br />

das Erdreich decket seinen Staub<br />

mit einem grünen Kleide;<br />

Narzissus <strong>und</strong> die Tulipan,<br />

die ziehen sich viel schöner an<br />

als Salomonis Seide,<br />

als Salomonis Seide.<br />

Matthäus 6,28.29<br />

3. Die Lerche schwingt sich in die Luft,<br />

das Täublein fliegt <strong>aus</strong> seiner Kluft<br />

<strong>und</strong> macht sich in die Wälder;<br />

die hochbegabte Nachtigall<br />

ergötzt <strong>und</strong> füllt mit ihrem Schall<br />

Berg, Hügel, Tal <strong>und</strong> Felder,<br />

Berg, Hügel, Tal <strong>und</strong> Felder.<br />

4. Die Glucke führt ihr Völklein <strong>aus</strong>,<br />

der Storch baut <strong>und</strong> bewohnt sein H<strong>aus</strong>,<br />

das Schwälblein speist die Jungen,<br />

der schnelle Hirsch, das leichte Reh<br />

ist froh <strong>und</strong> kommt <strong>aus</strong> seiner Höh<br />

ins tiefe Gras gesprungen,<br />

ins tiefe Gras gesprungen.<br />

5. Die Bächlein r<strong>aus</strong>chen in dem Sand<br />

<strong>und</strong> malen sich an ihrem Rand<br />

mit schattenreichen Myrten;<br />

die Wiesen liegen hart dabei<br />

<strong>und</strong> klingen ganz vom Lustgeschrei<br />

der Schaf <strong>und</strong> ihrer Hirten,<br />

der Schaf <strong>und</strong> ihrer Hirten.<br />

6. Die unverdroßne Bienenschar<br />

fliegt hin <strong>und</strong> her, sucht hier <strong>und</strong> da<br />

ihr edle Honigspeise;<br />

des süßen Weinstocks starker Saft<br />

bringt täglich neue Stärk <strong>und</strong> Kraft<br />

in seinem schwachen Reise,<br />

in seinem schwachen Reise.<br />

7. Der Weizen wächset mit Gewalt;<br />

darüber jauchzet jung <strong>und</strong> alt<br />

<strong>und</strong> rühmt die große Güte<br />

des, der so überfließend labt<br />

<strong>und</strong> mit so manchem Gut begabt<br />

das menschliche Gemüte,<br />

das menschliche Gemüte.<br />

8. Ich selber kann <strong>und</strong> mag nicht ruhn,<br />

des großen Gottes großes Tun<br />

erweckt mir alle Sinnen;<br />

ich singe mit, wenn alles singt,<br />

<strong>und</strong> lasse, was dem Höchsten klingt,<br />

<strong>aus</strong> <strong>mein</strong>em <strong>Herz</strong>en rinnen,<br />

<strong>aus</strong> <strong>mein</strong>em <strong>Herz</strong>en rinnen.<br />

9. Ach, denk ich, bist du hier so schön<br />

<strong>und</strong> läßt du's uns so lieblich gehn<br />

auf dieser armen Erden:<br />

was will doch wohl nach dieser Welt<br />

dort in dem reichen Himmelszelt<br />

<strong>und</strong> güldnen Schlosse werden,<br />

<strong>und</strong> güldnen Schlosse werden!<br />

10. Welch hohe Lust, welch heller Schein<br />

wird wohl in Christi Garten sein!<br />

Wie muß es da wohl klingen,<br />

da so viel t<strong>aus</strong>end Seraphim<br />

mit unverdroßnem M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Stimm<br />

ihr Halleluja singen,<br />

ihr Halleluja singen.<br />

11. O wär ich da! O stünd ich schon,<br />

ach süßer Gott, vor deinem Thron<br />

<strong>und</strong> trüge <strong>mein</strong>e Palmen:<br />

so wollt ich nach der Engel Weis<br />

erhöhen deines Namens Preis<br />

mit t<strong>aus</strong>end schönen Psalmen,<br />

mit t<strong>aus</strong>end schönen Psalmen.<br />

12. Doch gleichwohl will ich, weil ich noch<br />

hier trage dieses Leibes Joch,<br />

auch nicht gar stille schweigen;<br />

<strong>mein</strong> <strong>Herz</strong>e soll sich fort <strong>und</strong> fort<br />

an diesem <strong>und</strong> an allem Ort<br />

zu deinem Lobe neigen,<br />

zu deinem Lobe neigen.<br />

13. Hilf mir <strong>und</strong> segne <strong>mein</strong>en Geist<br />

mit Segen, der vom Himmel fleußt,<br />

daß ich dir stetig blühe;<br />

gib, daß der Sommer deiner Gnad<br />

in <strong>mein</strong>er Seele früh <strong>und</strong> spat<br />

viel Glaubensfrüchte ziehe,<br />

viel Glaubensfrüchte ziehe.<br />

14. Mach in mir deinem Geiste Raum,<br />

daß ich dir werd ein guter Baum,<br />

<strong>und</strong> laß mich Wurzel treiben.<br />

Verleihe, daß zu deinem Ruhm<br />

ich deines Gartens schöne Blum<br />

<strong>und</strong> Pflanze möge bleiben,<br />

<strong>und</strong> Pflanze möge bleiben.<br />

15. Erwähle mich zum Paradeis<br />

<strong>und</strong> laß mich bis zur letzten Reis<br />

an Leib <strong>und</strong> Seele grünen,<br />

so will ich dir <strong>und</strong> deiner Ehr<br />

allein <strong>und</strong> sonsten keinem mehr<br />

hier <strong>und</strong> dort ewig dienen,<br />

hier <strong>und</strong> dort ewig dienen.

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