B 2 - Consensus-Maklerverbund
B 2 - Consensus-Maklerverbund
B 2 - Consensus-Maklerverbund
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FREITAG, 17. NOVEMBER 2006<br />
FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND VERSICHERUNGSMAKLER B3<br />
Boxlegende Muhammad<br />
Ali, dessen Stiefel<br />
unten im Bild zu<br />
sehen sind, hielt sich<br />
mit Seilspringen fit.<br />
Es trainiert nicht nur<br />
die Ausdauer, sondern<br />
auch das Koordinationsvermögen<br />
der<br />
Boxer<br />
VON FRIEDERIKE KRIEGER<br />
Was lange währt, wird<br />
endlich gut, lautet ein<br />
altes Sprichwort. Auf die<br />
Umsetzung der EU-<br />
Vermittlerrichtlinie trifft das nicht<br />
zu. Bis Januar 2005 hätte Deutschland<br />
die Vorschrift, die Kunden künftig<br />
besser vor falscher Beratung<br />
schützen soll, in nationales Recht<br />
umsetzen müssen. Doch erst am<br />
26. Oktober dieses Jahres hat der<br />
entsprechende Gesetzesentwurf den<br />
Bundestag passiert. Nach der noch<br />
ausstehenden Zustimmung des Bundesrats<br />
im Dezember soll das Gesetz<br />
Anfang Juni 2007 in Kraft treten. Mit<br />
dem Ergebnis, das die Politik als erfolgreichen<br />
Kompromiss feiert, sind<br />
weder Makler noch Verbraucherschützer<br />
zufrieden.<br />
Reichte bisher ein Gewerbeschein<br />
aus, um als Versicherungsvermittler<br />
tätig zu werden, gelten für den Berufsstand<br />
künftig schärfere Anforderungen.<br />
Gewerblich tätige Vermittler<br />
müssen eine Erlaubnis bei der zuständigen<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
einholen und sich dort registrieren<br />
lassen. Dazu müssen die<br />
Vermittler nicht nur eine Berufshaftpflichtversicherung<br />
abschließen,<br />
sondern auch nachweisen, dass sie<br />
über die nötige Sachkunde zum Versicherungsverkauf<br />
verfügen.<br />
„Die Qualifikationsanforderungen<br />
an die Vermittler sind viel zu gering<br />
ausgefallen“, meint Lilo Blunck, Geschäftsführerin<br />
der Verbraucherorganisation<br />
Bund der Versicherten.<br />
Der Gesetzgeber verlangt von den<br />
Vermittlern, die 230 Stunden dauernde<br />
Ausbildung zum Versicherungsfachmann<br />
zu absolvieren.<br />
„Diese Qualifikation reicht vielleicht<br />
für das Privatkundengeschäft aus, für<br />
das gewerbliche Geschäft aber<br />
nicht“, sagt Hans-Georg Jenssen,<br />
Geschäftsführer des Verbands Deutscher<br />
Versicherungsmakler. In diesem<br />
Bereich hätte er sich als Mindestqualifikation<br />
die dreijährige<br />
Ausbildung zum Versicherungskaufmann<br />
gewünscht.<br />
Zufrieden ist Jenssen mit den Informationspflichten,<br />
die die Richtlinie<br />
von den Vermittlern verlangt.<br />
Künftig müssen sie dem Kunden darlegen,<br />
ob sie als Vertreter nur die Versicherungen<br />
eines Unternehmens<br />
verkaufen, als Mehrfachagent für<br />
mehrere Häuser tätig sind oder als<br />
Makler nur im Interesse des Kunden<br />
handeln. „Mischformen werden<br />
vom Markt verschwinden“,<br />
meint Jenssen. So könne<br />
sich der Mehrfachagent<br />
AWD in<br />
Zukunft<br />
Viele Vermittler verkaufen Versicherungen<br />
Vertriebsstark In Deutschland<br />
gibt es weitaus mehr<br />
Versicherungsverkäufer als<br />
Ärzte. Rund 306 000 berufstätigen<br />
Medizinern<br />
stehen mehr als 461 000<br />
Vermittler gegenüber. Versicherungsmakler<br />
sind<br />
eine Minderheit. Im Unterschied<br />
zu Vertretern arbeiten<br />
Makler im Auftrag und<br />
im Interesse des Kunden.<br />
Schon heute haften sie für<br />
eine Falschberatung.<br />
Minderheit ist im Interesse des Kunden tätig<br />
Versicherungsvermittler in Deutschland 2006<br />
7000<br />
Selbstständige<br />
Versicherungsmakler<br />
55 400<br />
Angestellte<br />
Vertreter<br />
79 000<br />
Selbstständige<br />
hauptberufliche<br />
Vertreter<br />
nicht mehr als „unabhängiger Finanzoptimierer“<br />
bezeichnen.<br />
Zudem verlangt die Richtlinie,<br />
dass die Vermittler ihre Kunden umfassend<br />
beraten und dies sorgfältig<br />
dokumentieren. Dies soll es dem Versicherungsnehmer<br />
erleichtern, bei<br />
etwaiger Falschberatung Schadensersatzansprüche<br />
geltend zu machen.<br />
Verbraucherschützer bemängeln,<br />
dass die Kunden auf die Dokumentation<br />
verzichten können. Sie fürchten,<br />
dass unseriöse Vermittler Versicherte<br />
zum Verzicht auf ihre Rechte überreden<br />
könnten. Die Branche beschwerte<br />
sich dagegen zunächst<br />
über den zusätzlichen bürokratischen<br />
Aufwand. Doch das Bild relativiert<br />
sich langsam.<br />
„Am Anfang haben wir uns schon<br />
ziemlich erschrocken, was da alles<br />
von uns gefordert wird“, erklärt Thomas<br />
Kast, der beim Makler Südvers<br />
für die Umsetzung der Richtlinie zuständig<br />
ist. Dann habe Südvers aber<br />
festgestellt, dass die im Industriegeschäft<br />
bereits praktizierte Dokumentation<br />
gut mit der Richtlinie<br />
harmoniert. „Wir müssen nur im<br />
Privatkundengeschäft noch einiges<br />
optimieren“, sagt Kast. Dort habe die<br />
Dokumentation noch nicht die geforderte<br />
Detailtreue. Konkret müssen<br />
die Vermittler Wünsche und Versicherungsbedarf<br />
des Kunden protokollieren<br />
und begründen, warum sie<br />
dem Kunden ein spezielles Produkt<br />
empfohlen haben.<br />
Um Vermittlern dabei eine Hilfestellung<br />
zu geben, hat der Arbeitskreis<br />
„EU-Vermittlerrichtlinie – Dokumentation“,<br />
den mehrere Berufsverbände<br />
ins Leben gerufen haben,<br />
bereits Protokollvordrucke entwickelt.<br />
Friedel Rhode, Projektkoordinator<br />
des Arbeitskreises, betrachtet<br />
die Dokumentation als Herausforderung<br />
für die Makler, mit der sie ihre<br />
Qualität beweisen könnten. „Viele<br />
von der Richtlinie geforderte Beratungsaspekte<br />
hat der Makler bisher<br />
ohnehin schon mündlich mit seinen<br />
gesamt<br />
461 400<br />
Corbis/Bettmann, Corbis, Actionpress/Hollywood Pix<br />
320 000<br />
Selbstständige<br />
nebenberufliche<br />
Vertreter<br />
FTD/jst; Quelle: Gesamtverband der<br />
Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
Für den Umgang<br />
mit Kunden<br />
gelten bald<br />
neue Spielregeln<br />
Die EU-Vermittlerrichtlinie soll Verbraucher besser vor<br />
Falschberatung schützen. Ob das in Deutschland gelingt,<br />
bezweifeln Branchenkenner. Die zusätzlichen<br />
Beratungspflichten könnten Versicherungen teurer machen<br />
Kunden durchgesprochen“, erklärt<br />
er. Nun müsse dies systematisch in<br />
schriftlicher Form festgehalten werden.<br />
Wie viel Zeit dies den Makler<br />
kostet, hänge davon ab, wie gut er dabei<br />
durch Software unterstützt wird.<br />
„Ideal wäre es, die Dokumentation in<br />
die Analysetools zu integrieren, mit<br />
denen er ohnehin schon arbeitet“, so<br />
Rhode. Der Arbeitskreis sei bereits<br />
mit Softwareanbietern im Gespräch.<br />
Sie können sich zertifizieren lassen.<br />
Makler Kast von Südvers erwartet,<br />
dass die Branche die zusätzlichen<br />
Kosten, die durch die neuen Pflichten<br />
entstehen, an die Kunden weitergeben<br />
wird. „Die Versicherer werden<br />
mit umfangreicheren Produkten auf<br />
die Richtlinie reagieren“, meint er.<br />
Denn wenn die Branche mit den bestehenden<br />
Produkten weiterarbeiten<br />
würde, müssten die Vermittler jedes<br />
Risiko, das nicht abgedeckt sei, dem<br />
Kunden akribisch darlegen. Dass<br />
wäre insbesondere bei kleinen, margenarmen<br />
Produkten problematisch.<br />
Umfangreichere Produkte würden<br />
aber auch höhere Prämien nötig machen.<br />
„Vor allem die kleinen Privatkunden-<br />
und Gewerbesparten könnten<br />
teurer werden“, erklärt er. Da<br />
aber viele Beratungsanforderungen<br />
noch ziemlich schwammig formuliert<br />
seien, müsse man die ersten Gerichtsurteile<br />
zum Thema abwarten,<br />
sagt Kast.<br />
Er begreift die Vermittlerrichtlinie<br />
auch als Chance, sich neue Geschäftsfelder<br />
zu erschließen. Die Versicherer<br />
können nach der Richtlinie<br />
die Haftung für Ein-Firmen-Vertreter<br />
übernehmen, wozu sie nach seiner<br />
Einschätzung aber nicht bereit sein<br />
werden. „Sie werden versuchen, die<br />
Haftung zu minimieren und den Vertriebsweg<br />
Makler stärker auszubauen“,<br />
glaubt er. Für die Makler könne<br />
sich eine „neue Spielwiese“ eröffnen.