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Laser in der Materialbearbeitung Forschungsberichte des IFSW

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<strong>Laser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Materialbearbeitung</strong><br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong><br />

J.-P. Weberpals<br />

Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

beim <strong>Laser</strong>schweißen


<strong>Laser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Materialbearbeitung</strong><br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong><br />

Herausgegeben von<br />

Prof. Dr. phil. nat. habil. Thomas Graf, Universität Stuttgart<br />

Institut für Strahlwerkzeuge (<strong>IFSW</strong>)<br />

Das Strahlwerkzeug <strong>Laser</strong> gew<strong>in</strong>nt zunehmende Bedeutung für die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Fertigung. E<strong>in</strong>hergehend mit se<strong>in</strong>er Akzeptanz und Verbreitung<br />

wachsen die Anfor<strong>der</strong>ungen bezüglich Effizienz und Qualität an die Geräte<br />

selbst wie auch an die Bearbeitungsprozesse. Gleichzeitig werden immer<br />

neue Anwendungsfel<strong>der</strong> erschlossen. In diesem Zusammenhang auftretende<br />

wissenschaftliche und technische Problemstellungen können nur <strong>in</strong><br />

partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschungs<strong>in</strong>stituten<br />

bewältigt werden.<br />

Das 1986 gegründete Institut für Strahlwerkzeuge <strong>der</strong> Universität Stuttgart<br />

(<strong>IFSW</strong>) beschäftigt sich unter verschiedenen Aspekten und <strong>in</strong> vielfältiger<br />

Form mit dem <strong>Laser</strong> als e<strong>in</strong>em Werkzeug. Wesentliche Schwerpunkte bilden<br />

die Weiterentwicklung von Strahlquellen, optischen Elementen zur<br />

Strahlführung und Strahlformung, Komponenten zur Prozessdurchführung<br />

und die Optimierung <strong>der</strong> Bearbeitungsverfahren. Die Arbeiten umfassen<br />

den Bereich von physikalischen Grundlagen über anwendungsorientierte<br />

Aufgabenstellungen bis h<strong>in</strong> zu praxisnaher Auftragsforschung.<br />

Die Buchreihe „<strong>Laser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Materialbearbeitung</strong> – <strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>IFSW</strong>“ soll e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie wie <strong>in</strong> Forschungs<strong>in</strong>stituten tätigen Interessentenkreis<br />

über abgeschlossene Forschungsarbeiten, Themenschwerpunkte<br />

und Dissertationen <strong>in</strong>formieren. Studenten soll die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Wissensvertiefung gegeben werden.


Nutzen und Grenzen<br />

guter Fokussierbarkeit<br />

beim <strong>Laser</strong>schweißen<br />

von Dr.-Ing. Jan-Philipp Weberpals<br />

Universität Stuttgart<br />

Herbert Utz Verlag · Wissenschaft<br />

München


Als Dissertation genehmigt<br />

von <strong>der</strong> Fakultät für Konstruktions-, Produktions- und Fahrzeugtechnik<br />

<strong>der</strong> Universität Stuttgart<br />

Hauptberichter: Prof. Dr.-Ing. habil. Helmut Hügel (i.R.)<br />

Mitberichter: Prof. Dr. rer. nat. Re<strong>in</strong>hart Poprawe M.A.<br />

Bibliografische Information <strong>der</strong> Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische<br />

Daten s<strong>in</strong>d im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />

Zugleich: Dissertation, Stuttgart, Univ., 2010<br />

D 93<br />

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch<br />

begründeten Rechte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die <strong>der</strong> Übersetzung,<br />

<strong>des</strong> Nachdrucks, <strong>der</strong> Entnahme von Abbildungen, <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>gabe auf fotomechanischem o<strong>der</strong> ähnlichem<br />

Wege und <strong>der</strong> Speicherung <strong>in</strong> Datenverarbeitungsanlagen<br />

bleiben – auch bei nur auszugsweiser Verwendung<br />

– vorbehalten.<br />

Copyright © Herbert Utz Verlag GmbH 2010<br />

ISBN 978-3-8316-0995-6<br />

Pr<strong>in</strong>ted <strong>in</strong> Germany<br />

Herbert Utz Verlag GmbH, München<br />

Tel.: 089-277791-00 · www.utzverlag.de


Kurzfassung <strong>der</strong> Arbeit<br />

Die stetige Weiterentwicklung im Bereich <strong>der</strong> Hochleistungsfestkörperlaser ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>e sukzessive Steigerung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung bei gleichzeitig hervorragen<strong>der</strong> Fokussierbarkeit.<br />

Diese lässt sich auf verschiedenste Art und Weise nutzen, gleichwohl<br />

im Rahmen dieser Arbeit das Hauptaugenmerk auf die Reduktion <strong>des</strong> Fokusdurchmessers<br />

gerichtet ist.<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Untersuchungen ist die Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare. Erst sie<br />

ermöglicht den Prozess <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahltiefschweißens. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Kapillarausbildung<br />

ist bekannt, dass <strong>der</strong>en Ausprägung auf dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Mehrfachreflexion <strong>des</strong><br />

e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahls im Kapillar<strong>in</strong>neren basiert. Diese Modellvorstellung f<strong>in</strong>det<br />

vornehmlich bei ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten im Fall e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

ihre Gültigkeit. H<strong>in</strong>gegen wird die Anzahl <strong>der</strong> kapillarbestimmenden Reflexionen mit<br />

zunehmendem Vorschub reduziert bzw. beträgt bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung e<strong>in</strong>s. Dennoch<br />

zeigen beide Modellvorstellungen, dass die Neigung <strong>der</strong> sich ausbildenden Kapillarfront<br />

<strong>der</strong> monotonen Funktion Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit je e<strong>in</strong>gebrachter Intensität<br />

folgt. Da demzufolge e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer Fokusdurchmesser die Kapillare aufrichtet, ist<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim Tiefschweißen e<strong>in</strong>e gute Fokussierbarkeit von großer Bedeutung.<br />

Aufgrund <strong>des</strong>sen kann mit kle<strong>in</strong>er werdendem Fokusdurchmesser bei sonst gleichen<br />

Prozessparametern die E<strong>in</strong>schweißtiefe gesteigert werden. Allerd<strong>in</strong>gs stellt im Bereich<br />

von Fokusdurchmessern kle<strong>in</strong>er 200 μm <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>en limitierenden Faktor bezüglich <strong>der</strong> resultierenden E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

dar. Da selbst bei solch hohen Intensitäten e<strong>in</strong>e Plasmaabschirmung nicht existent<br />

ist, kann diese sche<strong>in</strong>bare Effizienzgrenze <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels<br />

aufgehoben werden.<br />

E<strong>in</strong> ganzheitliches Prozessverständnis erlaubt es, den Zusammenhang zwischen den<br />

Prozessparametern und <strong>der</strong> Stabilität <strong>des</strong> Tiefschweißprozesses zu evaluieren. Dabei<br />

zeigt sich, dass Prozessporen <strong>in</strong> Alum<strong>in</strong>ium sowie Schmelzbadauswürfe beim Schweißen<br />

von Stahl <strong>in</strong> direktem Zusammenhang mit <strong>der</strong> Fokussierbarkeit stehen. Zusammenfassend<br />

ist festzuhalten, dass e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Divergenzw<strong>in</strong>kel für den Schweißprozess<br />

von Vorteil ist, weshalb sich die Prozessgrenzen bei gleichzeitig besserer Schweißnahtqualität<br />

erweitern und neue Anwendungsgebiete erschließen lassen.


Inhaltsverzeichnis<br />

Kurzfassung <strong>der</strong> Arbeit ...................................................................................................5<br />

Inhaltsverzeichnis............................................................................................................7<br />

Formelzeichen und Abkürzungen ...................................................................................9<br />

Extended Abstract .........................................................................................................13<br />

1 E<strong>in</strong>leitung ................................................................................................................17<br />

1.1 Motivation und Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit ..........................................................17<br />

1.2 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit...........................................................................................18<br />

2 Strahlwerkzeug <strong>Laser</strong>..............................................................................................21<br />

2.1 Strahlqualität <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung....................................................................21<br />

2.2 Fokussierung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung....................................................................23<br />

3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare..............................................................................25<br />

3.1 Grundlagen .....................................................................................................25<br />

3.2 Versuchsaufbau ..............................................................................................28<br />

3.3 Bestimmung <strong>der</strong> Kapillarneigung ..................................................................29<br />

3.4 Variation <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik.....................................35<br />

3.5 Kapillarausbildung bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung.................................................39<br />

4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit...........................................................45<br />

4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit .........................................................................45<br />

4.1.1 Variation <strong>des</strong> Fokusdurchmessers .......................................................46<br />

4.1.2 Variation <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels..........................................................56<br />

4.1.3 Variation <strong>der</strong> Fokuslage.......................................................................59<br />

4.1.4 Variation <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung..................................................................64<br />

4.2 Wirkungsgrade beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen...................................................70<br />

4.2.1 E<strong>in</strong>koppelgrad ......................................................................................70<br />

4.2.2 Thermischer Wirkungsgrad .................................................................73<br />

4.2.3 Prozesswirkungsgrad ...........................................................................76<br />

5 Schweißnahtqualität ................................................................................................83<br />

5.1 Prozessporen beim Schweißen von Alum<strong>in</strong>ium.............................................83<br />

5.1.1 E<strong>in</strong>fluss von Fokussierbarkeit und <strong>Laser</strong>leistung ................................85


8 Inhaltsverzeichnis<br />

5.1.2 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokuslage .........................................................................90<br />

5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl ..............................................92<br />

5.2.1 Versuchsaufbau ....................................................................................93<br />

5.2.2 Spritzerentstehungsmechanismus bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung................96<br />

5.2.3 Spritzerentstehungsmechanismus bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung .........106<br />

5.2.4 Verbesserung <strong>der</strong> Schweißnahtqualität..............................................112<br />

6 Zusammenfassung .................................................................................................131<br />

7 Literaturverzeichnis...............................................................................................137<br />

Danksagung .................................................................................................................145


Formelzeichen und Abkürzungen<br />

BEO Bearbeitungsoptik<br />

cw Dauerstrich (cont<strong>in</strong>uous wave)<br />

DSL Diodengepumpter Scheibenlaser<br />

FL Faserlaser<br />

LLK Lichtleitkabel<br />

LSL Lampengepumpter Stablaser<br />

Nd Neodym<br />

SPP Strahlparameterprodukt<br />

TS Tiefschweißen<br />

Ü Übergangsbereich<br />

WLS Wärmeleitungsschweißen<br />

YAG Yttrium-Alum<strong>in</strong>ium-Granat<br />

Yb Ytterbium<br />

A - Absorptionsgrad<br />

AF - Aspektverhältnis<br />

� ° Kapillarneigung<br />

�� ° Kapillarneigung bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall<br />

�cal ° berechnete Kapillarneigung (arctan(df/t))<br />

�rel ° Kapillarneigung relativ zur Strahlachse<br />

b mm Nahtbreite<br />

� - Abbildungsmaßstab<br />

� ° E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung gemessen zur Flächennormalen<br />

cp kJ/kg K Wärmekapazität<br />

� ° Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik<br />

D mm Strahldurchmesser auf <strong>der</strong> L<strong>in</strong>se<br />

DP m²/s im Temperaturbereich von Raumtemperatur bis Ts gemittelte<br />

Temperaturleitfähigkeit<br />

�t mm Tiefe <strong>der</strong> nicht direkt bestrahlten Fläche bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

d mm Strahldurchmesser


10 Formelzeichen und Abkürzungen<br />

df μm Fokusdurchmesser<br />

dk mm Kerndurchmesser <strong>der</strong> Glasfaser<br />

� m Diffusionslänge<br />

E W/mm 2 Leistungsdichte<br />

e mm Materialdicke<br />

� ° Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer<br />

F mm 2 Fläche<br />

F mm 2 Nahtquerschnitt<br />

F - Fokussierzahl<br />

ff mm Brennweite Fokussierl<strong>in</strong>se<br />

fk mm Brennweite Kollimationsl<strong>in</strong>se<br />

HP J/m³ zum Erwärmen auf Ts pro Volumen erfor<strong>der</strong>liche Wärme<br />

(spezifischer Wärmebedarf)<br />

hs kJ/kg Schmelzenthalpie<br />

hv kJ/kg Verdampfungsenthalpie<br />

I W/mm² Intensität<br />

I0 W/mm 2 mittlere Intensität im Fokus<br />

Iabs W/mm² absorbierte Intensität<br />

K - Strahlpropagationsfaktor<br />

� m 2 /s Temperaturleitfähigkeit<br />

LKf mm Länge <strong>der</strong> Kapillarfront<br />

LKö mm Länge <strong>der</strong> Kapillaröffnung<br />

� mm Wellenlänge<br />

�th W/mK Wärmeleitfähigkeit<br />

M 2 - Beugungsmaßzahl<br />

m - Geradensteigung <strong>der</strong> Ausgleichsgeraden<br />

�A E<strong>in</strong>koppelgrad<br />

�Pr - Prozesswirkungsgrad<br />

�th - thermischer Wirkungsgrad<br />

O m² Wandfläche<br />

Ok m² Oberfläche <strong>der</strong> Vergleichskugel<br />

o m² Fläche <strong>der</strong> E<strong>in</strong>trittsöffnung<br />

Pe - Péclet-Zahl<br />

PL W <strong>Laser</strong>leistung<br />

PL/df kW/mm Strahlparameterquotient


Formelzeichen und Abkürzungen 11<br />

pKf N dynamischen Druck <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes<br />

pPG Ns nach oben wirken<strong>der</strong> Impuls <strong>der</strong> Schmelze an <strong>der</strong> Phasengrenze<br />

gasförmig/flüssig <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

�0 mrad gesamter Divergenzw<strong>in</strong>kel (Grundmode)<br />

�f mrad gesamter Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten Strahls<br />

� mrad Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

�0 mrad Divergenzw<strong>in</strong>kel (Grundmode)<br />

�f ° Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls<br />

R - Reflexionsgrad<br />

r mm Radialer Abstand <strong>der</strong> Orte konstanter Intensität<br />

� g/cm 3 Dichte<br />

T - Transmissionsgrad<br />

T K Temperatur<br />

Ts K Schmelztemperatur<br />

t s Zeit<br />

t mm E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

t0 mm E<strong>in</strong>schweißtiefe bei z = 0 mm<br />

tbe mm Tiefe <strong>der</strong> direkt bestrahlten Fläche bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

Vspez. mm³/kJ spezifisches Schmelzvolumen<br />

v m/m<strong>in</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

vD m/m<strong>in</strong> Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

vE m/m<strong>in</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>ggeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

w mm Strahlradius<br />

w0 mm Strahlradius im Fokus (Grundmode)<br />

wf mm Strahlradius <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls<br />

� m³/J werkstoffabhängige Konstante<br />

x mm Ortskoord<strong>in</strong>ate<br />

Y - normierte Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

y mm Ortskoord<strong>in</strong>ate<br />

z mm Ortskoord<strong>in</strong>ate<br />

z mm Strahlausbreitungsrichtung<br />

z mm Fokuslage<br />

zKap mm Tiefe <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

zRf mm Rayleighlänge


Extended Abstract<br />

In the past years lasers have evolved to important tools for <strong>in</strong>dustrial manufactur<strong>in</strong>g<br />

technologies. High process<strong>in</strong>g speed and good weld<strong>in</strong>g quality, low heat load as well<br />

as very high flexibility are the most important advantages of laser weld<strong>in</strong>g. Thereby<br />

the decision for the used laser system arises from the particular application range. The<br />

determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g reason for solid state lasers <strong>in</strong> comparison with CO2-lasers is their short<br />

wavelength: the beam can be transported via optical fibers, which allows high flexibility<br />

and accessibility as well as lower costs for the handl<strong>in</strong>g device. In addition, the<br />

shorter wavelength of YAG-lasers <strong>in</strong> comparison with CO2-lasers br<strong>in</strong>gs along advantages<br />

for the process such as higher absorptivity <strong>in</strong> metals and lower sensitivity to laser<br />

<strong>in</strong>duced plasma.<br />

Regard<strong>in</strong>g these aspects and driven by market and customer requirements, latest developments<br />

are aimed at expand<strong>in</strong>g the above mentioned advantages of solid state lasers.<br />

<strong>Laser</strong>s of this recent generation are the diode-pumped th<strong>in</strong> disk laser and the fiber<br />

laser as well. Both concepts lead to higher efficiency and higher focusability at the<br />

same time. Focusability is un<strong>der</strong>stood as the ability to achieve a small focus diameter<br />

with a given optical element. It is def<strong>in</strong>ed by the <strong>in</strong>verse beam parameter product<br />

(BPP). The advantages of stronger focusability can be used for an expansion of the<br />

application range; for example it allows a significant reduction of the focus diameter<br />

by us<strong>in</strong>g the same focal length. Other system benefits from enhanced focusability are<br />

the reduced optic dimensions or the longer focal distance at same focus diameters.<br />

Until now only the last mentioned benefit is used <strong>in</strong> large scale <strong>in</strong> particular for remote<br />

weld<strong>in</strong>g even for <strong>in</strong>dustrial applications. Thereby the possibilities which are given by<br />

reduc<strong>in</strong>g the focus diameter are less consi<strong>der</strong>ed. However, they become more important<br />

concern<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>crease of the required weld<strong>in</strong>g depth for example at power tra<strong>in</strong><br />

manufactur<strong>in</strong>g. A great potential to produce weld seams with unprecedented high aspect<br />

ratio was revealed. Un<strong>der</strong> these conditions the divergence angle of the laser beam<br />

plays a role on the achievable weld<strong>in</strong>g depth as well. Therefore it is especially the profound<br />

process un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g which is the prerequisite for a successful and economic<br />

use of lasers with strong focusability <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustrial production eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g. At the same<br />

time the weld<strong>in</strong>g quality should be kept clearly <strong>in</strong> m<strong>in</strong>d because it def<strong>in</strong>es both<br />

strength of the weld seam and surface property regard<strong>in</strong>g technical functionality. The<br />

ma<strong>in</strong> aim of this work is to br<strong>in</strong>g out the result<strong>in</strong>g potential to produce weld seams


14 Extended Abstract<br />

with high aspect ratios at improved weld<strong>in</strong>g quality for an enlarged process un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> or<strong>der</strong> to extend exist<strong>in</strong>g or to open up new application ranges.<br />

Generally, <strong>in</strong> case of low weld<strong>in</strong>g speed, the weld<strong>in</strong>g depth shows a clear dependence<br />

on the laser power. But at high enough weld<strong>in</strong>g speed (v � 6 m/m<strong>in</strong>) the curves of<br />

weld<strong>in</strong>g depth are well correlated by the beam parameter ratio (BPR), def<strong>in</strong>ed as laser<br />

power PL divided by the focus respectively spot diameter df. In this regime, the weld<strong>in</strong>g<br />

depth scales with the BPR which means that at PL = const the weld<strong>in</strong>g depth scales<br />

proportional to df -1 . In contrast to the above mentioned f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs with CO2- and lamp<br />

pumped solid state lasers, weld<strong>in</strong>g experiments with the recent generation of the diode-pumped<br />

laser sources revealed characteristics not seen before: When the focus<br />

diameter on the workpiece was reduced, the achieved weld<strong>in</strong>g depth <strong>in</strong>creased accord<strong>in</strong>g<br />

to df -1 . This tendency, however, stops at low values of the focus diameter – <strong>in</strong> case<br />

of strong focusability below 200 μm. Even more, the weld<strong>in</strong>g depth becomes lower<br />

when the focus diameter is further decreased. Detailed experiments <strong>in</strong> a laser power<br />

range of up to 6 kW proved that both, the focus diameter and <strong>in</strong> particular the divergence<br />

angle of the focussed beam are decid<strong>in</strong>g for the result<strong>in</strong>g seam geometry. This<br />

behaviour is expla<strong>in</strong>ed with the distribution of l<strong>in</strong>es with constant power density.<br />

Therefore, with a further reduction of the beam parameter product (lower divergence<br />

angle at constant focus diameter) it is possible to obta<strong>in</strong> an <strong>in</strong>crease of the weld<strong>in</strong>g<br />

depth. An unexpected result of these experiments is further the fact, that the reachable<br />

cross sectional area which has been observed for both laser systems rema<strong>in</strong>s constant<br />

regardless of the aspect ratio of the weld seam. That means that <strong>in</strong> the <strong>in</strong>vestigated parameter<br />

range the process efficiency of keyhole weld<strong>in</strong>g is <strong>in</strong> fact <strong>in</strong>dependent of the<br />

focusability of the used laser source.<br />

Indeed, the knowledge of the essential <strong>in</strong>fluence of the divergence angle on the keyhole<br />

geometry and therewith on the achievable weld<strong>in</strong>g depth contributes to the profound<br />

process un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g. However, not only the formation of the result<strong>in</strong>g weld<br />

seam but also the associated weld<strong>in</strong>g quality is of great <strong>in</strong>terest. Based on the previous<br />

results it is shown that the keyhole geometry itself can be directly manipulated by the<br />

divergence angle of the focussed laser beam due to stronger focusability. Even with<br />

small focus diameters a reduction of imperfections of the weld seam like process pores<br />

<strong>in</strong> alum<strong>in</strong>ium can be determ<strong>in</strong>ed. It is shown that a suitable process handl<strong>in</strong>g stabilises<br />

the keyhole and reduces the imperfections. Mechanisms which are <strong>in</strong>fluenc<strong>in</strong>g the<br />

weld<strong>in</strong>g process like that are for example a higher ablat<strong>in</strong>g rate or a more favourable<br />

shape of the keyhole. Because of that laser weld<strong>in</strong>g with strong focusability facilitates<br />

an improved weld<strong>in</strong>g quality. On the one hand, the reduction of the focus diameter


Extended Abstract 15<br />

allows an <strong>in</strong>crease of the weld<strong>in</strong>g speed (at constant weld<strong>in</strong>g depth) which leads to a<br />

stabilisation of the weld<strong>in</strong>g process due to a higher ablat<strong>in</strong>g rate. On the other hand,<br />

the divergence angle of the focussed beam <strong>in</strong> the range of focus diameters smaller than<br />

200 μm plays an important role on the result<strong>in</strong>g shape of the keyhole and the porosity<br />

as well. As a result of these f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs, the utilisation of small focus diameter and a<br />

lower divergence angle produces a more favourable keyhole geometry yield<strong>in</strong>g better<br />

quality of the weld seam.<br />

Not only process pores <strong>in</strong> alum<strong>in</strong>ium but also a strong spatter formation <strong>in</strong> laser weld<strong>in</strong>g<br />

of steel impairs the quality of the weld seam. Melt pool ejections <strong>in</strong> form of spatter<br />

are result<strong>in</strong>g <strong>in</strong> an unsteady appearance of the weld seam. Therewith the strength of<br />

the seam volume will be reduced <strong>in</strong> such a way that the weld<strong>in</strong>g quality is not acceptable.<br />

As a result, a better un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of the melt pool behaviour <strong>in</strong> deep penetration<br />

laser weld<strong>in</strong>g is necessary to improve the weld seam quality. It is know that the coupl<strong>in</strong>g<br />

between the keyhole and the melt pool is very complex. In the meantime it is<br />

well known that the sideways liquid displacement around the front keyhole wall is the<br />

ma<strong>in</strong> process for generat<strong>in</strong>g high velocities of the fluid that enters <strong>in</strong>to the result<strong>in</strong>g<br />

melt pool. Therefore the keyhole <strong>in</strong>stabilities can be associated with this irregular flow<br />

of molten material around the keyhole.<br />

In or<strong>der</strong> to un<strong>der</strong>stand the un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g processes, measurements of the front keyhole<br />

<strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ation supported by simplified calculations have been performed. It was observed<br />

that the achievable weld<strong>in</strong>g depth depend<strong>in</strong>g on weld<strong>in</strong>g speed, laser power and focus<br />

diameter affects the <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ation of the front keyhole wall. At <strong>in</strong>creased weld<strong>in</strong>g speed<br />

the <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ation of the capillary becomes larger and the evaporation process perpendicular<br />

to the capillary front wall is very important. Therefore, the expand<strong>in</strong>g metal vapour<br />

imp<strong>in</strong>ges at the rear keyhole wall and causes spatters. The ejection direction of the<br />

spatters can be directly correlated with the <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ation of the front keyhole wall and the<br />

weld<strong>in</strong>g depth as well. Because the ejection direction of the spatters is not equal to the<br />

<strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ation of the keyhole an additional driv<strong>in</strong>g force <strong>in</strong> upward direction must be existent.<br />

Aga<strong>in</strong>st this background it is possible to f<strong>in</strong>d methods for <strong>in</strong>fluenc<strong>in</strong>g the melt<br />

flow <strong>in</strong> a positive manner. It is shown that the spatter formation can be reduced by an<br />

<strong>in</strong>crease of the <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ation angle of the keyhole <strong>in</strong> forward direction (caused by an <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ation<br />

of the laser beam) or by a variation of the focal position.<br />

All together a good focusability respectively beam quality is important for the entire<br />

weld<strong>in</strong>g process. Thereby the reduction of the divergence angle of the focussed beam<br />

at spot diameters below 200 μm has a positive effect on this <strong>in</strong> particular. Accord<strong>in</strong>g to


16 Extended Abstract<br />

this, the utilisation of small focus diameter and a lower divergence angle allows further<br />

improvements and developments of new application ranges.


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

1.1 Motivation und Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit<br />

In <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Fertigungstechnik hat sich <strong>der</strong> <strong>Laser</strong> <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl an technologischen Vorteilen zu e<strong>in</strong>em universellen Werkzeug<br />

etabliert. Durch die gezielte, berührungslose sowie zeitlich und örtlich begrenzte Energiee<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung<br />

wird damit e<strong>in</strong>hergehend die Prozessgeschw<strong>in</strong>digkeit und somit die<br />

Produktivität gegenüber konventionellen Bearbeitungstechnologien erheblich gesteigert.<br />

Gute Automatisierbarkeit und die damit verbundene Wirtschaftlichkeit s<strong>in</strong>d weitere<br />

Vorteile <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahlschweißens. Hervorgehend aus dem jeweiligen Anwendungsgebiet<br />

leitet sich die Wahl <strong>des</strong> zu verwendenden <strong>Laser</strong>systems ab. Der entscheidende<br />

Vorteil von Festkörperlasern im Vergleich zu CO2-<strong>Laser</strong>n ist die vergleichsweise<br />

kürzere Wellenlänge, welche den Transport durch flexible Glasfasern ermöglicht<br />

und somit niedrigere Kosten <strong>der</strong> Handhabungsgeräte erlaubt. Außerdem wird <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahl<br />

mit <strong>der</strong> kürzeren Wellenlänge <strong>in</strong> metallischen Werkstoffen besser absorbiert<br />

und ist weniger empf<strong>in</strong>dlich bezüglich <strong>des</strong> laser<strong>in</strong>duzierten Plasmas.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich dieser Aspekte und unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Kundenanfor<strong>der</strong>ungen<br />

sowie e<strong>in</strong>er marktgerechten Gestaltung, s<strong>in</strong>d neueste Entwicklungen darauf gerichtet,<br />

die Vorteile <strong>der</strong> Festkörperlaser auszubauen. Diodengepumpte Hochleistungsfestkörperlaser,<br />

wie <strong>der</strong> Scheiben- und <strong>der</strong> Faserlaser, zeichnen sich überdies durch ihre sehr<br />

gute Fokussierbarkeit und hohe Effizienz aus. Diese Vorteile lassen sich nutzen, um<br />

kle<strong>in</strong>ere Fokusdurchmesser zu erzielen, die Dimensionen optischer Elemente und verwenden<strong>der</strong><br />

Bearbeitungsköpfe zu reduzieren, die Schärfentiefe auszudehnen und um<br />

größere Arbeitsabstände zwischen Fokussieroptik und Werkstück zu schaffen.<br />

Von den genannten Möglichkeiten wird bisher lediglich die letztgenannte <strong>in</strong> größerem<br />

Umfang genutzt. Für die Nutzung von Scannern zum so genannten Remote-Schweißen<br />

ist e<strong>in</strong>e starke Fokussierbarkeit notwendige Bed<strong>in</strong>gung. Dabei wirkt sich e<strong>in</strong>e Steigerung<br />

<strong>der</strong> Fokussierbarkeit beson<strong>der</strong>s stark aus: <strong>der</strong> Arbeitsraum skaliert mit <strong>der</strong> dritten<br />

Potenz <strong>der</strong> Fokussierbarkeit. Wenig beachtet werden h<strong>in</strong>gegen die Möglichkeiten, die<br />

sich aus <strong>der</strong> Reduzierung <strong>des</strong> Fokusdurchmessers ergeben. So ist beispielsweise für die<br />

gefor<strong>der</strong>ten hohen E<strong>in</strong>schweißtiefen im Getriebe- und Aggregatebau e<strong>in</strong>e stärke Fo-


18 1 E<strong>in</strong>leitung<br />

kussierbarkeit bzw. e<strong>in</strong>e höhere <strong>Laser</strong>leistung unabd<strong>in</strong>gbar. Demzufolge ist e<strong>in</strong> tiefgründiges<br />

Prozessverständnis die Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>en erfolgreichen, wirtschaftlichen<br />

E<strong>in</strong>satz diodengepumpter Festkörperlaser <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Fertigungstechnik.<br />

Gleichwohl darf dabei die Schweißnahtqualität nicht außer Acht gelassen<br />

werden, bestimmt diese sowohl die Festigkeit <strong>der</strong> Schweißnaht als auch die Oberflächenbeschaffenheit<br />

h<strong>in</strong>sichtlich technischer Funktionalität. Mit dieser Arbeit soll die<br />

Basis für das Prozessverständnis beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen mit kle<strong>in</strong>en Fokusdurchmessern<br />

geschaffen werden. Das resultierende Potenzial zur Erzielung von Schweißnähten<br />

mit hohem Aspektverhältnis bei gleichzeitig verbesserter Schweißnahtqualität<br />

ermöglicht e<strong>in</strong>e Erweiterung bestehen<strong>der</strong> bzw. die Erschließung neuer Anwendungsgebiete.<br />

1.2 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit<br />

Basierend auf <strong>der</strong> Zielsetzung leiten sich das Vorgehen und <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> Arbeit ab.<br />

E<strong>in</strong>leitend wird <strong>in</strong> Kapitel 2 das Strahlwerkzeug <strong>Laser</strong> beschrieben. Charakterisiert<br />

durch die Strahlqualität lässt sich <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahl durch fokussierende Elemente bündeln<br />

und stellt für das Schweißen e<strong>in</strong> effizientes Werkzeug dar.<br />

In Kapitel 3 wird die Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare erläutert, welche den <strong>Laser</strong>tiefschweißprozess<br />

überhaupt ermöglicht. Die Dampfkapillare wird bei e<strong>in</strong>er ersten Betrachtung<br />

maßgeblich durch die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront def<strong>in</strong>iert, die sich anhand<br />

experimenteller Untersuchungen an Edelstahl verifizieren lässt. Neben dem E<strong>in</strong>fluss<br />

<strong>der</strong> Fokussierbarkeit wird <strong>der</strong>en Manipulation durch e<strong>in</strong>e Anstellung <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik<br />

diskutiert, bevor die erarbeiteten Erkenntnisse auf e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schweißung<br />

übertragen werden.<br />

Ausgehend von den grundlegenden Bed<strong>in</strong>gungen im Kapillar<strong>in</strong>neren wird <strong>in</strong> Kapitel 4<br />

auf das Nutzen sowie die Grenzen starker Fokussierbarkeit e<strong>in</strong>gegangen. Durch den<br />

E<strong>in</strong>satz von <strong>Laser</strong>strahlquellen mit sich unterscheiden<strong>der</strong> Fokussierbarkeit werden anhand<br />

von Bl<strong>in</strong>dschweißungen <strong>in</strong> verschiedene Werkstoffe zunächst die E<strong>in</strong>flüsse <strong>des</strong><br />

Fokusdurchmessers bzw. <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf die charakteristischen Nahtkenngrößen<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe und -querschnittsfläche sowie Nahtform diskutiert. Anschließend wird<br />

explizit <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluss, sowohl auf den E<strong>in</strong>koppel- als auch den thermischen Wirkungsgrad<br />

erarbeitet, welche im geme<strong>in</strong>samen Prozesswirkungsrad resultieren. Es<br />

wird aufgezeigt, wie mit Hilfe e<strong>in</strong>er guten Fokussierbarkeit die Prozessgrenzen erweitert<br />

werden können.


1.2 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit 19<br />

Lassen sich die Prozessgrenzen <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er guten Fokussierbarkeit verbessern, darf<br />

die Schweißnahtqualität nicht außer Acht gelassen werden. Stellen Prozessporen typische<br />

Nahtimperfektion für das <strong>Laser</strong>strahlschweißen von Alum<strong>in</strong>ium und <strong>des</strong>sen Legierungen<br />

dar, führen permanente Schmelzbadauswürfe beim Schweißen von Stahl zu<br />

e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>des</strong> festigkeitsbestimmenden Nahtvolumens. Ziel von Kapitel 5 ist es,<br />

die genauen Zusammenhänge und Abhängigkeiten e<strong>in</strong>zelner Prozessparameter zu verstehen<br />

und daraus Wege abzuleiten, die e<strong>in</strong>e hohe Effizienz bei gleichzeitig bester<br />

Schweißnahtqualität ermöglichen.<br />

Zum Abschluss werden <strong>in</strong> Kapitel 6 die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst.


2 Strahlwerkzeug <strong>Laser</strong><br />

Schweißen ist nach DIN 1910-1 [1] das Vere<strong>in</strong>igen von Werkstoffen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweißzone<br />

unter Anwendung von Wärme und/o<strong>der</strong> Kraft mit o<strong>der</strong> ohne Schweißzusatz. Die<br />

dafür erfor<strong>der</strong>liche Energie wird von außen zugeführt. Grundsätzlich lassen sich die<br />

unterschiedlichen Verfahren nach ihrem physikalischen Ablauf <strong>in</strong> Press- und Schmelzschweißverfahren<br />

e<strong>in</strong>teilen [2]. Das <strong>Laser</strong>strahlschweißen, nach DIN 1910-2 [3] e<strong>in</strong><br />

Vertreter <strong>der</strong> Schmelzschweißverfahren, beruht auf <strong>der</strong> Absorption energiereicher<br />

Strahlung bzw. <strong>der</strong>en Umwandlung <strong>in</strong> thermische Energie (Wärme) beim Auftreffen<br />

auf bzw. E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> das zu bearbeitende Werkstück. Bei dieser Arbeit kommen<br />

ausschließlich kont<strong>in</strong>uierlich (cw) betriebene Hochleistungsfestkörperlaser zum E<strong>in</strong>satz.<br />

In diesem Kapitel werden die für das <strong>Laser</strong>strahlschweißen mit Festkörperlasern<br />

wichtigen Grundlagen kurz erläutert.<br />

2.1 Strahlqualität <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung<br />

Die räumliche Ausbreitung von <strong>Laser</strong>strahlen <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Strahlrichtung, die so genannte<br />

Propagation, wird durch die Größe <strong>des</strong> kle<strong>in</strong>sten Strahldurchmessers (<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

rotationssymmetrischen Kreisfläche s<strong>in</strong>d 1/e² � 86% <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung enthalten) und<br />

den Divergenzw<strong>in</strong>kel charakterisiert. Für die Strahlqualität s<strong>in</strong>d die Divergenz �0 im<br />

Fernfeld und <strong>der</strong> Radius w0 <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahles <strong>in</strong> <strong>der</strong> Strahltaille maßgeblich. Physikalisch<br />

bed<strong>in</strong>gt liegt durch die Beugung und Modenart immer e<strong>in</strong>e Divergenz, dass heißt<br />

e<strong>in</strong>e Aufweitung <strong>der</strong> Strahlung, vor. E<strong>in</strong> Maß für die Strahlqualität liefert das Strahlparameterprodukt,<br />

welches sich aus dem Produkt von Strahltaillenradius w0 und Diver-<br />

genzw<strong>in</strong>kel �0 (halber Öffnungsw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Strahlkaustik)<br />

SPP � w<br />

(2.1)<br />

0 ��<br />

0<br />

ergibt. Diese charakteristische Größe bleibt während <strong>der</strong> gesamten Propagation – auch<br />

beim Durchgang durch (nicht fehlerbehaftete) optische Elemente zur Strahlumlenkung<br />

bzw. -fokussierung – erhalten [4]. Die physikalische Grenze ist durch<br />

�<br />

(SPP ) 00 �<br />

(2.2)<br />


22 2 Strahlwerkzeug <strong>Laser</strong><br />

gegeben, was dem Wert <strong>des</strong> Gauß’schen Grundmode entspricht. Der Gauß’sche<br />

Grundmode stellt nur e<strong>in</strong>e Lösung <strong>der</strong> paraxialen Wellengleichung dar [5]. Weitere<br />

Lösungen werden als Moden höherer Ordnung bezeichnet. Deren Intensitätsverteilung<br />

ist mathematisch anspruchsvoller und wird an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt. Es<br />

sei lediglich darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass ihnen ebenfalls e<strong>in</strong> Taillenradius und e<strong>in</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

zugewiesen werden kann, die entsprechend <strong>der</strong> Modenordnung e<strong>in</strong>en Faktor<br />

größer s<strong>in</strong>d als die <strong>des</strong> Grundmode [4]. Darüber h<strong>in</strong>aus führen bei Hochleistungsfestkörperlasern<br />

E<strong>in</strong>flüsse <strong>des</strong> laseraktiven Mediums, wie z.B. e<strong>in</strong> Temperaturgradient<br />

quer zur Strahlausbreitungsrichtung zu e<strong>in</strong>er Vergrößerung <strong>des</strong> Strahlparameterprodukts<br />

[4]. Diese <strong>in</strong>sgesamt vorliegende Verschlechterung <strong>der</strong> „Strahlqualität“ spiegelt<br />

sich im Strahlpropagationsfaktor K, auch K-Zahl genannt, wi<strong>der</strong>. Sie ist def<strong>in</strong>iert als<br />

das Verhältnis zwischen den Strahlparameterprodukten <strong>des</strong> Gauß’schen Grundmo<strong>des</strong><br />

und <strong>des</strong> realen <strong>Laser</strong>strahls [4]<br />

� 1<br />

K � � . (2.3)<br />

� w ��<br />

Dieser dimensionslose Kennwert beziffert e<strong>in</strong>en Wert zwischen 0 < K � 1. Die theoretisch<br />

maximal erreichbare Strahlqualität von K = 1 ergibt sich für e<strong>in</strong>en <strong>Laser</strong>, <strong>der</strong> im<br />

Gauß’schen Grundmode schw<strong>in</strong>gt. Ferner ermöglicht die K-Zahl den Vergleich <strong>der</strong><br />

Strahlqualität verschiedener <strong>Laser</strong>strahlquellen gleicher Wellenlänge. Zur Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Strahlqualität ist ebenso die Beugungsmaßzahl M² gebräuchlich, für die<br />

M<br />

1<br />

K<br />

2 � (2.4)<br />

gilt. Demnach wird das Strahlparameterprodukt e<strong>in</strong>es realen <strong>Laser</strong>strahls mit<br />

� �<br />

SPP � � � M<br />

� � K �<br />

2<br />

(2.5)<br />

beschrieben. In [6] wird zusätzlich zum Strahlparameterprodukt <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Fokussierbarkeit<br />

(e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>härente Eigenschaft <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahls) e<strong>in</strong>geführt, die e<strong>in</strong>e bessere<br />

Strahlqualität mit e<strong>in</strong>em größeren Zahlenwert zum Ausdruck br<strong>in</strong>gt. Sie beschreibt,<br />

wie stark sich e<strong>in</strong> <strong>Laser</strong>strahl mit e<strong>in</strong>er gegebenen Optik fokussieren lässt und wird<br />

über das <strong>in</strong>verse Strahlparameterprodukt<br />

1 �<br />

Fokussierb arkeit � �<br />

(2.6)<br />

2<br />

SPP M � �


2.2 Fokussierung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung 23<br />

festgelegt. Je kle<strong>in</strong>er das Strahlparameterprodukt und damit e<strong>in</strong>hergehend die Beugungsmaßzahl<br />

ist, umso besser ist die Fokussierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahls.<br />

2.2 Fokussierung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung<br />

Die sich für die Fokussierung e<strong>in</strong>es realen <strong>Laser</strong>strahls wichtigsten Zusammenhänge<br />

sollen im Folgenden kurz diskutiert werden. E<strong>in</strong>e tiefgehende Herleitung ist beispielsweise<br />

<strong>in</strong> [4] gezeigt. Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 2.1 beschrieben, bleiben die charakteristischen<br />

Größen <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahls, welche im Strahlparameterprodukt zusammengefasst<br />

s<strong>in</strong>d, nach dem Durchgang durch fokussierende bzw. umlenkende optische Elemente<br />

unverän<strong>der</strong>t<br />

d 0 � �0<br />

�<br />

4<br />

d f<br />

� �<br />

woraus sich <strong>der</strong> Fokusdurchmesser df <strong>in</strong> guter Näherung durch<br />

d f<br />

4�<br />

� SPP � 4F<br />

� � M<br />

�<br />

2<br />

4<br />

f<br />

, (2.7)<br />

4 � F<br />

� F �<br />

Fokussierbarkeit<br />

(2.8)<br />

bestimmen lässt. Die <strong>in</strong> Gleichung (2.8) enthaltene Fokussierzahl F ist als Quotient aus<br />

<strong>der</strong> Brennweite ff <strong>der</strong> Fokussierl<strong>in</strong>se und dem Durchmesser D <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahls auf <strong>der</strong><br />

Fokussierl<strong>in</strong>se gegeben (siehe Bild 2.1):<br />

f f<br />

F � . (2.9)<br />

D<br />

E<strong>in</strong>e ebenfalls für das <strong>Laser</strong>strahlschweißen <strong>in</strong>teressante Größe, die Rayleighlänge zRf,<br />

ergibt sich zu<br />

z Rf<br />

bzw. mit Gleichung (2.8) zu<br />

2<br />

4 � � 2 2 4 � F<br />

� � M � F �<br />

�<br />

Fokussierbarkeit<br />

z<br />

w<br />

(2.10)<br />

f<br />

Rf � d f � F � . (2.11)<br />

� f<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Rayleighlänge vergrößert sich <strong>der</strong> Fokusdurchmesser um den Faktor<br />

2 , was bezogen auf den m<strong>in</strong>imalen Brennfleck e<strong>in</strong>er Verdopplung <strong>der</strong> Strahlquerschnittsfläche<br />

entspricht. Der häufig benutzte Ausdruck <strong>der</strong> Schärfentiefe bezeichnet


24 2 Strahlwerkzeug <strong>Laser</strong><br />

den doppelten Wert <strong>der</strong> Rayleighlänge. E<strong>in</strong>e große Rayleighlänge ist für e<strong>in</strong>en<br />

Schweißprozess sehr wichtig, um für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dustriellen Fertigungsprozess e<strong>in</strong> ausreichen<strong>des</strong><br />

Prozessfenster zu gewährleisten [4].<br />

f k<br />

�� k<br />

Glasfaserende d k<br />

Kollimationsl<strong>in</strong>se Fokussierl<strong>in</strong>se<br />

D<br />

f f<br />

2�w 2�w f<br />

2�z 2�z Rf<br />

Bild 2.1: Propagation <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung nach dem Glasfaseraustritt durch e<strong>in</strong>e Bearbeitungsoptik<br />

mit den zur Fokussierung charakteristischen Strahlgrößen [7].<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Materialbearbeitung</strong> mit Hochleistungsfestkörperlasern s<strong>in</strong>d hohe Intensitäten<br />

auf <strong>der</strong> Werkstückoberfläche unabd<strong>in</strong>gbar. Zur Strahlführung werden Lichtleitkabel<br />

mit e<strong>in</strong>em an das Strahlparameterprodukt angepassten Kerndurchmesser dk e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Den schematischen Aufbau e<strong>in</strong>er zum Schweißen verwendeten Bearbeitungsoptik<br />

zeigt Bild 2.1. Das Glasfaserende ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Brennebene <strong>der</strong> Kollimationsl<strong>in</strong>se angeordnet.<br />

Der aus <strong>der</strong> Glasfaser austretende, divergierende <strong>Laser</strong>strahl wird kollimiert<br />

und mit Hilfe <strong>der</strong> Fokussierl<strong>in</strong>se auf das Werkstück abgebildet. In <strong>der</strong> Brennebene <strong>der</strong><br />

Fokussierl<strong>in</strong>se ergibt sich e<strong>in</strong> Bild <strong>des</strong> Faseren<strong>des</strong>. Mit Hilfe <strong>der</strong> Gesetzmäßigkeiten<br />

<strong>der</strong> geometrischen Optik ergibt sich <strong>der</strong> Abbildungsmaßstab � zu<br />

woraus <strong>der</strong> Fokusdurchmesser df am Werkstück nach<br />

f f d f<br />

� � � mit d f � 2 � w f , (2.12)<br />

f d<br />

k<br />

k<br />

f<br />

d �<br />

f<br />

f � d k<br />

(2.13)<br />

f k<br />

folgt. Bei <strong>der</strong> Verwendung von Lichtleitkabeln kann e<strong>in</strong>e bessere Strahlqualität <strong>des</strong><br />

<strong>Laser</strong>strahls durch Verwendung e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>eren Kerndurchmessers genutzt werden.<br />

Bei gleichem Abbildungsverhältnis bzw. gleicher Fokussierzahl ergibt sich damit e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>erer Fokusdurchmesser. Divergenzw<strong>in</strong>kel und Rayleighlänge verhalten sich dabei<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> oben beschriebenen Weise.<br />

�� f


3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

3.1 Grundlagen<br />

Das <strong>Laser</strong>tiefschweißen entsteht durch das Zusammenspiel vieler e<strong>in</strong>zelner physikalischer<br />

Prozesse und ist nach mehr als 30 Jahren experimenteller und theoretischer<br />

Grundlagenforschung noch immer nicht vollständig verstanden. Um das Verständnis<br />

<strong>des</strong> Gesamtprozesses zu verbessern, muss die Modellierung über die isolierte Untersuchung<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelprozesse h<strong>in</strong>aus zu e<strong>in</strong>er Beschreibung <strong>des</strong> Gesamtprozesses weiterentwickelt<br />

werden. Zwischenzeitlich s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne physikalische Zusammenhänge,<br />

wie beispielsweise das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Kapillarausbildung bei ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten,<br />

Zusammenhänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schmelzbaddynamik o<strong>der</strong> die wesentlichen<br />

Wärmeaspekte bekannt. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens ebenso viele Frage offen und beson<strong>der</strong>s<br />

jene, die das Zusammenwirken von all den physikalischen Prozessen anbelangen.<br />

E<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>des</strong> Gesamtprozesses, welche diese E<strong>in</strong>zelprozesse zusammenfügt,<br />

ist <strong>in</strong> [8] gezeigt. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Auswirkungen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Antriebskräfte, wie Ablationsdruck, Metalldampfeffekte, Oberflächenspannung,<br />

Schwerkraft, <strong>in</strong>duzierte elektromagnetische Kräfte, usw., welche beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

e<strong>in</strong>e essentielle Rolle spielen, nicht vollständig beschrieben. Zudem ist offenkundig,<br />

dass sich ihre jeweilige Tragweite mit den Betriebsbed<strong>in</strong>gungen, wie z. B.<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit, verän<strong>der</strong>t [9].<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Kapillare g<strong>in</strong>g man bisher davon aus, dass <strong>der</strong>en Ausprägung<br />

auf dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Mehrfachreflexion <strong>des</strong> e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahls im Kapillar<strong>in</strong>neren<br />

basiert [8, 10]. Gerade bei ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten unterhalb<br />

von 3 m/m<strong>in</strong> bildet sich näherungsweise e<strong>in</strong>e rotationssymmetrische Kapillargeometrie<br />

aus, an <strong>der</strong>en Wand sich <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallende Teilstrahl gemäß den Gesetzen <strong>der</strong><br />

geometrischen Optik ausbreitet. Demzufolge nimmt mit größer werden<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

und gleichzeitig schlankerer Dampfkapillare die Anzahl <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternen Reflexionen<br />

zu, die notwendig s<strong>in</strong>d um den e<strong>in</strong>fallenden Strahl umzulenken und aus <strong>der</strong><br />

Kapillare zurückzuwerfen [8]. Dabei wird die Kapillare durch e<strong>in</strong>en vom <strong>Laser</strong>strahl<br />

produzierten Verdampfungsdruck offengehalten, <strong>der</strong> im Gleichgewicht mit <strong>der</strong> Oberflächenspannung<br />

und dem hydrostatischen Druck steht. Die sich letztlich <strong>in</strong> diesem


26 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

komplexen Zusammenhang ausbildende Kapillargeometrie ergibt sich aus e<strong>in</strong>em dem<br />

Kolbenmodell entsprechenden <strong>Laser</strong>bohrprozess [4] komb<strong>in</strong>iert mit <strong>der</strong> Relativbewegung<br />

zwischen <strong>Laser</strong>strahl und Werkstück. Demnach ist die Form <strong>der</strong> Kapillare das<br />

Resultat aus <strong>der</strong> lokalen Überlagerung <strong>der</strong> durch den Bohrprozess verdrängten Kapillarfront<br />

und <strong>der</strong> Verschiebung <strong>des</strong> Werkstücks [11, 12, 13]. Die Kapillarfront wird<br />

senkrecht zu ihrer Oberfläche mit <strong>der</strong> Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit vD <strong>in</strong> das feste Material<br />

„gebohrt“ [14]. Die dadurch resultierende e<strong>in</strong>dimensionale Schmelzbewegung verdrängt<br />

das durch den <strong>Laser</strong>strahl aufgeschmolzene Material lateral nach außen. Die<br />

Bewegung <strong>der</strong> Dampfkapillare durch das Werkstück erfor<strong>der</strong>t den Transport <strong>des</strong> an<br />

ihrer Vor<strong>der</strong>front aufgeschmolzenen Materials h<strong>in</strong> zu ihrer Rückseite. Der dabei dom<strong>in</strong>ierende<br />

Transportmechanismus ist die Schmelzströmung um die Kapillare herum<br />

[8], <strong>der</strong> ebenfalls durch die Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit angetrieben wird. Infolge <strong>des</strong> verr<strong>in</strong>gerten<br />

Strömungsquerschnitts an den Seiten <strong>der</strong> Dampfkapillare übersteigt die dort bei<br />

<strong>der</strong> Umströmung auftretende mittlere Geschw<strong>in</strong>digkeit die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und führt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Materialien mit ger<strong>in</strong>ger Temperaturleitfähigkeit zu hohen<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeiten im anschließenden Schmelzbad [8, 9, 11, 15]. Auf die Effekte, die<br />

durch die hohen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten im Schmelzbad hervorgerufen werden,<br />

wird <strong>in</strong> Kapitel 5.2 näher e<strong>in</strong>gegangen. Des Weiteren sollen <strong>in</strong> Kapitel 5.2 die nicht zu<br />

vernachlässigende Wirkungen <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes auf das Schmelzbad,<br />

welcher durch lokale Verdampfungen im Kapillar<strong>in</strong>neren hervorgerufen wird, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Modellvorstellung Berücksichtigung f<strong>in</strong>den.<br />

Dieses Kapitel soll zunächst die grundlegenden Mechanismen <strong>der</strong> Kapillarausbildung<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kapillarvor<strong>der</strong>seite verifizieren, welche aus den Modellvorstellungen<br />

hervorgehen. Liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Modellvorstellung bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

vornehmlich auf <strong>der</strong> Beschreibung durch die Mehrfachreflexion, soll <strong>in</strong><br />

diesem Kapitel näher untersucht werden, <strong>in</strong>wieweit sich dieser Zusammenhang mit<br />

verän<strong>der</strong>ten Prozessparametern wie <strong>Laser</strong>leistung, Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit und Fokusdurchmesser<br />

verhält. Aufgrund <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> resultierenden Kapillargeometrie<br />

bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung und vor dem H<strong>in</strong>tergrund den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> variierenden<br />

Prozessparameter auf die Kapillarvor<strong>der</strong>seite beobachten zu können, ist e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>fachende<br />

Darstellung <strong>des</strong> Tiefschweißprozesses unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

E<strong>in</strong>e dementsprechende Vere<strong>in</strong>fachung liegt vor, wenn lediglich e<strong>in</strong>e Reflexion im<br />

Kapillar<strong>in</strong>neren an <strong>der</strong>en als eben angenommener Vor<strong>der</strong>seite stattf<strong>in</strong>det; diese Voraussetzung<br />

ist bei <strong>der</strong> Durchschweißung e<strong>in</strong>er dünnen Materialprobe mit e<strong>in</strong>em relativ<br />

großen Fokusdurchmesser gegeben [16]. Dennoch müssen für die Ableitung <strong>des</strong> vere<strong>in</strong>fachenden<br />

Modells zur Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare <strong>in</strong> Bild 3.1 physikalische


3.1 Grundlagen 27<br />

Zusammenhänge aufgegriffen und Annahmen getroffen werden. Wie e<strong>in</strong>gangs erwähnt,<br />

ist die Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare im Werkstück e<strong>in</strong>em dem Kolbenmodell<br />

entsprechenden <strong>Laser</strong>bohrprozess sehr ähnlich. Unter <strong>der</strong> Prämisse, dass sich die geneigte<br />

Kapillare mit <strong>der</strong> Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit vD senkrecht zur Kapillaroberfläche <strong>in</strong><br />

das feste Material bohrt, bildet sich die E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>ggeschw<strong>in</strong>digkeit vE parallel zur Kapillaroberfläche<br />

aus. Da das an <strong>der</strong> Kapillarfront aufgeschmolzene Material <strong>in</strong> diesem<br />

2D-Modell senkrecht zur Betrachtungsebene strömt, handelt es sich bei den Geschw<strong>in</strong>digkeitsvektoren<br />

vD und vE um Geschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>der</strong> Phasengrenze gasförmig/flüssig.<br />

Schlussendlich beschreibt <strong>der</strong> Vektor <strong>der</strong> Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit vD <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v den Neigungsw<strong>in</strong>kel � <strong>der</strong> Kapillarfront.<br />

Detail A A<br />

v D<br />

v<br />

v E<br />

��<br />

v D<br />

d f<br />

1 2 3 4<br />

L Kf<br />

P L<br />

L Kö<br />

v<br />

2� 2�<br />

43 2 1<br />

Bild 3.1: Modell zur Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare als Drauf- und Seitenansicht bei<br />

e<strong>in</strong>er Durchschweißung <strong>der</strong> Materialdicke e [16].<br />

E<strong>in</strong> weiterer grundlegend wichtiger Punkt ist, dass für die Untersuchungen e<strong>in</strong>e<br />

„TopHat“-Verteilung <strong>der</strong> Intensität im Fokus vorliegt. Als Folge <strong>der</strong> gleichmäßig e<strong>in</strong>fallenden<br />

Intensität bildet sich nach [16] e<strong>in</strong>e, über die gesamte Bestrahlungsfläche<br />

konstante, Neigung <strong>der</strong> Kapillare aus. Der an dieser Fläche reflektierte <strong>Laser</strong>strahl<br />

wird gemäß dem Reflexionsgesetz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e völlig e<strong>in</strong>deutige Richtung zurückgeworfen.<br />

Dieser Effekt ist mitunter für die Verformung <strong>der</strong> Kapillarrückwand im Bereich <strong>des</strong><br />

Strahlaustritts verantwortlich (Teilstrahl 1 <strong>in</strong> Bild 3.1). Dagegen bleibt <strong>der</strong> obere Anteil<br />

<strong>der</strong> Kapillarrückwand nahezu senkrecht. Somit wird die Kapillarrückwand <strong>in</strong> diesem<br />

Modell nur durch den e<strong>in</strong>fallenden bzw. reflektierten <strong>Laser</strong>strahl geformt. Überla-<br />

e


28 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

gernde E<strong>in</strong>flüsse wie etwa die <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes f<strong>in</strong>den hier ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung.<br />

Während die Teilstrahlen 2 und 3 unter demselben W<strong>in</strong>kel zurückgeworfen<br />

und entsprechend dem material- und w<strong>in</strong>kelspezifischen Absorptionsgrad geschwächt<br />

werden, wird Teilstrahl 4 direkt durch die freie Kapillaröffnung transmittiert.<br />

Basierend auf den vorigen Beschreibungen lässt sich das <strong>in</strong> Bild 3.1 dargstellte Modell<br />

analytisch beschreiben. Dabei gilt es zu beachten, dass das dynamische Verhalten <strong>der</strong><br />

flüssigen Grenzfläche an unterschiedliche Verdrängungsmechanismen gekoppelt ist:<br />

E<strong>in</strong>erseits die senkrecht auf die Kapillarfront wirkende Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit vD, die<br />

die Oberfläche <strong>in</strong> das feste Material drückt, an<strong>der</strong>erseits die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

v, die aus <strong>der</strong> Relativbewegung zwischen <strong>Laser</strong>strahl und Material resultiert. Wird die<br />

Oberfläche <strong>der</strong> Kapillare als ortsfest betrachtet, muss die grundlegende Beziehung für<br />

das stationäre Gleichgewicht erfüllt se<strong>in</strong><br />

wobei � die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront (siehe Bild 3.1) ist.<br />

3.2 Versuchsaufbau<br />

v D<br />

� v�<br />

cos�<br />

, (3.1)<br />

Der daraus für die Bestimmung <strong>der</strong> sich ausbildenden Kapillargeometrie bei e<strong>in</strong>er<br />

Durchschweißung resultierende Versuchsaufbau ist <strong>in</strong> Bild 3.2 gezeigt.<br />

CMOS<br />

Vorschub<br />

Lichtleitkabel<br />

Kapillare<br />

Bearbeitungsoptik<br />

Strahlteiler<br />

Crossjet<br />

Werkstück<br />

Beispiel e<strong>in</strong>er koaxialen CMOS-Aufnahme<br />

Kapillaraustrittsöffnung<br />

400 μm Vorschub<br />

Kapillarfront Kapillarrückwand<br />

Bild 3.2: Versuchsaufbau für die Bestimmung <strong>der</strong> sich ausbildenden Kapillargeometrie.<br />

Rechts ist e<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er koaxialen CMOS-Aufnahme gezeigt.


3.3 Bestimmung <strong>der</strong> Kapillarneigung 29<br />

Für die Bestimmung <strong>der</strong> geometrischen Abmaße <strong>der</strong> Kapillare steht e<strong>in</strong> diodengepumpter<br />

Scheibenlaser (DSL) mit e<strong>in</strong>er maximalen Ausgangsleistung von PL = 6 kW<br />

zur Verfügung. Um den E<strong>in</strong>fluss von Fokusdurchmesser, Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und <strong>Laser</strong>leistung auf die Kapillarausbildung zu untersuchen, werden die <strong>in</strong> Tabelle<br />

3.1 aufgeführten optischen Komponenten e<strong>in</strong>gesetzt. Die Intensitätsverteilung im Fokus<br />

wurde mit e<strong>in</strong>em PRIMES-FocusMonitor analysiert und hat die für den Versuch<br />

erfor<strong>der</strong>liche TopHat-Verteilung gezeigt. Des Weiteren haben ausgiebige Schutzgasuntersuchungen<br />

ke<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss auf die Kapillarausbildung gezeigt, weshalb<br />

die Untersuchungen ohne Schutzgasatmosphäre durchgeführt werden.<br />

dk<br />

[μm]<br />

fk<br />

[mm]<br />

ff<br />

[mm]<br />

� df<br />

[μm]<br />

PL<br />

[kW]<br />

200 200 200 1:1 200 4<br />

200 200 200 1:1 200 6<br />

200 100 200 1:0,5 400 6<br />

600 200 200 1:1 600 3<br />

600 200 200 1:1 600 4<br />

Tabelle 3.1: Übersicht über die verwendeten optischen Komponenten und die daraus resultierenden<br />

Fokusdurchmesser.<br />

Für die Untersuchungen <strong>der</strong> sich ausbildenden Kapillare und explizit <strong>der</strong> Kapillarvor<strong>der</strong>seite<br />

bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung werden Edelstahlproben (1.4301) <strong>der</strong> Materialdicke<br />

e = 2 mm verwendet. Diese haben e<strong>in</strong>e Länge von 100 mm und werden mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>er Bearbeitungsmasch<strong>in</strong>e unter <strong>der</strong> stationären Bearbeitungsoptik verfahren. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus kann die Dynamik <strong>der</strong> Kapillargeometrie mit e<strong>in</strong>er CMOS-Kamera bei<br />

e<strong>in</strong>er Aufnahmerate von 1 kHz untersucht werden. Dabei ermöglicht <strong>der</strong> koaxiale<br />

Aufbau <strong>der</strong> Kamera e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> das Kapillar<strong>in</strong>nere, siehe Bild 3.2. Dafür wird die<br />

Fokussierl<strong>in</strong>se <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik und e<strong>in</strong>e nach dem Strahlteiler externe L<strong>in</strong>se zur<br />

Abbildung <strong>der</strong> Fokusebene benutzt, wobei <strong>der</strong> Fokus auf <strong>der</strong> Werkstückoberfläche<br />

liegt. Durch e<strong>in</strong>en zusätzlichen Filter vor <strong>der</strong> Kamera werden lediglich stark erhitzte<br />

Oberflächen aufgrund ihres Eigenleuchtens sichtbar. Infolge <strong>des</strong>sen können die geometrischen<br />

Abmaße <strong>der</strong> Kapillare, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Kapillarvor<strong>der</strong>seite und die Kapillaraustrittsöffnung,<br />

detektiert und ausgemessen werden.<br />

3.3 Bestimmung <strong>der</strong> Kapillarneigung<br />

Bild 3.3 zeigt die Ausbildung <strong>der</strong> Kapillargeometrie <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

anhand <strong>der</strong> koaxialen Aufnahmen mit <strong>der</strong> CMOS-Kamera. Da die Kapillarfront<br />

direkt von dem e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahl bestrahlt wird, ist diese aufgrund


30 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

<strong>des</strong> starken Eigenleuchtens deutlich zu erkennen. Mit e<strong>in</strong>er Zunahme <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

wird die Kapillarfront <strong>in</strong> Vorschubrichtung länger. Damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

wird die freie Kapillaraustrittsöffnung, welche durch den sich daran anschließenden<br />

„schwarzen Bereich“ gekennzeichnet ist, kle<strong>in</strong>er. In diesem Bereich wird <strong>der</strong> senkrechte<br />

Anteil <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahlung vollständig transmittiert, vgl. Bild 3.1.<br />

Ab e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von v > 8 m/m<strong>in</strong> wird bei dem Fokusdurchmesser<br />

df = 400 μm und <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung PL = 6 kW die Kapillaraustrittsöffnung zusehends<br />

nach h<strong>in</strong>ten verschoben bevor sie gänzlich verschw<strong>in</strong>det und die gesamte e<strong>in</strong>fallende<br />

Intensität auf <strong>der</strong> Kapillaroberfläche absorbiert wird. Dabei hat sich die Kapillarfront<br />

<strong>der</strong>art ausgedehnt, dass bei <strong>der</strong> hier vorliegenden Materialdicke von e = 2 mm ke<strong>in</strong>e<br />

direkte Durchschweißung mehr erfolgen kann. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die Länge <strong>der</strong> gesamten<br />

Kapillaröffnung ab dieser Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit deutlich größer.<br />

v = 3 m/m<strong>in</strong><br />

v = 6 m/m<strong>in</strong><br />

v = 9 m/m<strong>in</strong><br />

VR<br />

v = 4 m/m<strong>in</strong><br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

v = 10 m/m<strong>in</strong><br />

v = 5 m/m<strong>in</strong><br />

v = 8 m/m<strong>in</strong><br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

400 μm<br />

Bild 3.3: Ausbildung <strong>der</strong> Kapillargeometrie <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Der Edelstahl CrNi18-10 hat e<strong>in</strong>e Dicke von e = 2 mm (df = 400 μm;<br />

PL = 6 kW). Ab v > 8 m/m<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e direkte Durchschweißung mehr statt.<br />

Das beschriebene Verhalten <strong>der</strong> Kapillarausbildung ist gleichermaßen bei an<strong>der</strong>en Fokusdurchmessern<br />

und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistungen zu beobachten. Die charakteristischen geometrischen<br />

Abmessungen <strong>der</strong> Kapillarfront LKf und <strong>der</strong> Kapillaröffnung LKö s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Bild 3.4 dargestellt. Zum Vergleich s<strong>in</strong>d die für den Fokusdurchmesser df = 600 μm<br />

aufgezeigten Daten aus [16] übertragen. Die gemessene Länge <strong>der</strong> Kapillarfront zeigt


3.3 Bestimmung <strong>der</strong> Kapillarneigung 31<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Fokusdurchmesservariation e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Zunahme mit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Dieser Zusammenhang wird ebenfalls vom Fokusdurchmesser und <strong>der</strong><br />

<strong>Laser</strong>leistung bee<strong>in</strong>flusst. Demnach nimmt die Länge <strong>der</strong> Kapillarfront bei konstanter<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit mit größerem Fokusdurchmesser bzw. ger<strong>in</strong>gerer <strong>Laser</strong>leistung<br />

zu.<br />

Entgegen dem bleibt die Länge <strong>der</strong> Kapillaröffnung LKö für die untersuchten Fokusdurchmesser<br />

zunächst nahezu konstant. Bei ausreichend hoher Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

bei <strong>der</strong> die Kapillaraustrittsöffnung genau um e<strong>in</strong>en Fokusdurchmesser gegenüber<br />

<strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung versetzt ist (gestrichelte L<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Bild 3.4), nimmt die<br />

Länge <strong>der</strong> Kapillaröffnung sprunghaft zu. Diese Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit kennzeichnet,<br />

wie bereits <strong>in</strong> Bild 3.3 gezeigt, die Durchschweißgrenze und hängt ebenfalls von<br />

Fokusdurchmesser und <strong>Laser</strong>leistung ab (ohne Abbildung). Demzufolge wird <strong>der</strong> vorher<br />

transmittierte Anteil <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung vollständig an <strong>der</strong> Kapillarfront reflektiert<br />

und hat somit e<strong>in</strong>e größere Auswirkung auf die Kapillarrückwand und damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

auf die Länge <strong>der</strong> Kapillaröffnung.<br />

L Kf<br />

L Kö<br />

L Kf : Länge <strong>der</strong> Kapillarfront<br />

L LKf, Kf, L Kö <strong>in</strong> mm<br />

1,5<br />

1,2<br />

0,9<br />

0,6<br />

0,3<br />

L Kö : Länge <strong>der</strong> Kapillaröffnung 0<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 6 kW<br />

L Kf<br />

d f = 600 μm<br />

d f = 200 μm<br />

L Kö<br />

d f = 600 μm<br />

P L = 3 kW<br />

L Kf<br />

L Kö<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 3.4: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit auf die charakteristischen geometrischen<br />

Abmessungen <strong>der</strong> Kapillare LKf und LKö <strong>in</strong> Abhängigkeit von Fokusdurchmesser<br />

und <strong>Laser</strong>leistung (Materialdicke e = 2 mm).<br />

Ist die Materialdicke <strong>der</strong> Probe (e = 2 mm) h<strong>in</strong>reichend ger<strong>in</strong>g, f<strong>in</strong>det bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

lediglich e<strong>in</strong>e Reflexion <strong>des</strong> e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahls an <strong>der</strong> Kapillarfront<br />

statt. Infolge <strong>des</strong>sen lässt sich die Neigung <strong>der</strong> Kapillare bezüglich <strong>der</strong> Vertikalen <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit <strong>des</strong> Fokusdurchmessers df e<strong>in</strong>fach durch die Messung <strong>der</strong> Kapillarfront<br />

LKf nach Bild 3.4 bestimmen. Die Entwicklung <strong>der</strong> Kapillarneigung � ist als Funktion<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für unterschiedliche Fokusdurchmesser bei variieren<strong>der</strong>


32 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

<strong>Laser</strong>leistung <strong>in</strong> Bild 3.5 dargestellt. Wie bereits <strong>in</strong> Bild 3.4 s<strong>in</strong>d die Daten für den<br />

Fokusdurchmesser df = 600 μm aus [16] zum Vergleich herangezogen.<br />

Kapillarneigung <strong>in</strong> °<br />

30<br />

27<br />

24<br />

d f = 600 μm<br />

P L = 3 kW<br />

P L = 4 kW<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

21<br />

d f = 400 μm<br />

18<br />

P L = 6 kW<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

d f ��<br />

3<br />

0<br />

P L ��<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 3.5: Entwicklung <strong>der</strong> Kapillarneigung als Funktion von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

Fokusdurchmesser und <strong>Laser</strong>leistung bei e<strong>in</strong>er Materialdicke von e = 2 mm<br />

(Fokuslage auf <strong>der</strong> Werkstückoberfläche bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall).<br />

Analog zu <strong>der</strong> gemessenen Länge <strong>der</strong> Kapillarfront aus Bild 3.4 zeigt sich, dass die<br />

Kapillarneigung im untersuchten Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereich l<strong>in</strong>ear mit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zunimmt. Ist die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit konstant, führt e<strong>in</strong>e Vergrößerung<br />

<strong>des</strong> Fokusdurchmessers zu e<strong>in</strong>er stärker geneigten Kapillarfront. Je größer die<br />

Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront dadurch wird, <strong>des</strong>to stärker s<strong>in</strong>d die Auswirkungen <strong>der</strong> reflektierten<br />

<strong>Laser</strong>strahlung auf die Kapillarrückwand. Da demzufolge e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer Fokusdurchmesser<br />

die Kapillare aufrichtet, ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim <strong>Laser</strong>tiefschweißen<br />

e<strong>in</strong>e gute Fokussierbarkeit von großer Bedeutung [17]. E<strong>in</strong>e Erhöhnung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

wirkt dem entgegen und hat ebenfalls e<strong>in</strong> Aufrichten <strong>der</strong> Kapillare bezüglich <strong>der</strong><br />

Vertikalen zur Folge.<br />

Ausgehend von Gleichung (3.1) hat neben <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v auch die<br />

sich <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Prozessparameter ergebende Kapillarneigung � e<strong>in</strong>en direkten<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit vD. Diese bestimmt mit welcher Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

sich die Kapillarfront senkrecht zu ihrer Oberfläche <strong>in</strong> das feste Material<br />

„bohrt“. Dem zugrunde liegend zeigt Bild 3.6 die resultierende Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

vD als Funktion <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität I0 bei angepasster Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zum Erreichen e<strong>in</strong>er konstanten Kapillarneigung �. Dabei stellt sich heraus, dass die<br />

Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit vD l<strong>in</strong>ear abhängig von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität ist.


3.3 Bestimmung <strong>der</strong> Kapillarneigung 33<br />

Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

v = 8 m/m<strong>in</strong><br />

(d f = 200 μm; P L = 4 kW)<br />

v = 3 m/m<strong>in</strong><br />

(d f = 600 μm; P L = 4 kW)<br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

(d f = 200 μm; P L = 6 kW)<br />

v = 4 m/m<strong>in</strong><br />

(d f = 400 μm; P L = 6 kW)<br />

� � = konst �� 7°<br />

0 40 80 120 160 200<br />

Intensität <strong>in</strong> kW/mm²<br />

Bild 3.6: Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit vD als Funktion <strong>der</strong> Intensität bei angepasster Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zum Erreichen e<strong>in</strong>er konstanten Kapillarneigung.<br />

In [4] ist die Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit durch Gleichsetzen <strong>der</strong> je Zeite<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> <strong>der</strong> bestrahlten<br />

Fläche absorbierten Energie und <strong>der</strong> für die Verdampfung <strong>des</strong> darunterliegenden<br />

Materials erfor<strong>der</strong>lichen Energie beschrieben<br />

dz I<br />

vD � �<br />

� � � I<br />

dt �<br />

abs<br />

abs<br />

�cT�h�h� p<br />

s<br />

v<br />

mit I abs � A��<br />

��cos � � I 0 . (3.2)<br />

Die Fresnelabsorption, die nur vom E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel � <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung abhängt, ist <strong>in</strong><br />

[12] angenähert durch<br />

k<br />

���� A � . (3.3)<br />

A cos<br />

0 �<br />

A0 ist <strong>der</strong> Absorptionsgrad bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall. Für den Exponent wird <strong>in</strong><br />

[12] k = 0,2 gewählt, um die W<strong>in</strong>kelabhängigkeit <strong>des</strong> Absorptionsgra<strong>des</strong> nahe <strong>der</strong> für<br />

Stahl experimentell ermittelten Werte zu gewährleisten. Durch Gleichsetzen von Gleichung<br />

(3.1) und (3.2) und unter Berücksichtigung von Gleichung (3.3) sowie <strong>der</strong> trigonometrischen<br />

Beziehung � + � = �/2 folgt<br />

� � � � 1<br />

k �1<br />

k �<br />

� � � � I � A � s<strong>in</strong>�<br />

� v � s<strong>in</strong> . (3.4)<br />

v � cos<br />

�<br />

0<br />

0<br />

In Gleichung (3.4) kennzeichnet vD0 die Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit, welche sich bei senkrechtem<br />

Strahle<strong>in</strong>fall (� = 0°) ausbildet. Somit ist vD0 e<strong>in</strong>e Konstante, die lediglich von<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität I0 abhängt. Ist die Neigung <strong>der</strong> Kapillare � ger<strong>in</strong>g, lässt sich<br />

Gleichung (3.4) vere<strong>in</strong>facht darstellen<br />

D0


34 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

1<br />

k �1<br />

2<br />

� v � v v � d f<br />

� �<br />

�<br />

� ~ ~<br />

v �<br />

�<br />

. (3.5)<br />

� D0<br />

� I 0 PL<br />

Demnach wird die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront größer, wenn die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

bzw. <strong>der</strong> Fokusdurchmesser zunimmt und/o<strong>der</strong> die <strong>Laser</strong>leistung abnimmt (vgl.<br />

Bild 3.5). Ist letztlich die Kapillarneigung � sehr ger<strong>in</strong>g (niedrige Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit),<br />

lässt sich <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>des</strong> w<strong>in</strong>kelabhängigen Absorptionsgra<strong>des</strong> A [4] die<br />

auf <strong>der</strong> geneigten Oberfläche <strong>der</strong> Kapillarfront absorbierte Intensität Iabs durch<br />

beschreiben.<br />

Kapillarneigung Kapillarneigung <strong>in</strong> <strong>in</strong> ° °<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

I abs � I �s<strong>in</strong>����A�90�<br />

��<br />

�<br />

(3.6)<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 400 μm<br />

0<br />

P L = 4 kW<br />

d f = 600 μm<br />

P L = 4 kW<br />

d f = 200 μm<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

I abs <strong>in</strong> kW/mm²<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

0 40 80 120 160 200<br />

I 0 <strong>in</strong> kW/mm²<br />

v = 3 m/m<strong>in</strong><br />

P L = 6 kW<br />

d f = 200 μm<br />

Bild 3.7: Variation <strong>der</strong> Kapillarneigung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität I0<br />

sowie die auf <strong>der</strong> geneigten Kapillarfront absorbierte Intensität Iabs bei konstanter<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v = 3 m/m<strong>in</strong>.<br />

Wie bereits <strong>in</strong> Bild 3.5 gezeigt und anhand Gleichung (3.5) hergeleitet, führt e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität I0 zu e<strong>in</strong>er weniger geneigten Kapillarfront. Aufgrund<br />

<strong>des</strong> Selbstregulierungsmechanismus zwischen <strong>der</strong> Kapillarfrontneigung � und<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität I0 ist die absorbierte Intensität Iabs auf <strong>der</strong> geneigten Kapillarfront<br />

unabhängig von den <strong>in</strong>tensitätsbestimmenden Parametern (<strong>Laser</strong>leistung und<br />

Fokusdurchmesser) und wird e<strong>in</strong>zig von <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v bestimmt<br />

(gleichsetzen von Gleichung (3.5) mit Gleichung (3.6)). Ist folglich die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

konstant, nimmt die Neigung Kapillarfront <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Intensitätserhöhung<br />

I0 ab, siehe Bild 3.7. Das hat selbst bei <strong>der</strong> Verwendung von <strong>Laser</strong>strahlquellen<br />

mit guter Fokussierbarkeit zur Folge, dass die absorbierte Intensität auf <strong>der</strong> geneigten<br />

Kapillarvor<strong>der</strong>seite bezüglich <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensitätswerte I0 als konstant an-


3.4 Variation <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik 35<br />

zusehen ist, (vgl. [18]). Darauf begründet s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> <strong>in</strong>duzierte Verdampfungsprozess<br />

und <strong>der</strong> dementsprechende dynamische Druck <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes bei<br />

konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit ebenfalls konstant. E<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

v führt zu e<strong>in</strong>er Zunahme <strong>der</strong> durch die Intensität I0 bestimmten<br />

Kapillarneigung �. Dadurch wird die durch den <strong>Laser</strong>strahl bestrahlte Fläche reduziert<br />

und die darauf absorbierte Intensität Iabs nimmt zu. Demzufolge steigen die Verdampfungsrate<br />

und <strong>der</strong> dynamischen Druck <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes. Wird letztlich<br />

die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong>art erhöht, so dass sich ke<strong>in</strong>e Dampfkapillare<br />

mehr ausbilden kann, nähert sich die jeweilige absorbierte Intensität Iabs dem Produkt<br />

aus e<strong>in</strong>fallen<strong>der</strong> Intensität I0 und materialabhängigem Absorptionsgrad A an. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus bestätigen diese Ergebnisse die theoretischen Annahmen <strong>in</strong> [18].<br />

3.4 Variation <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik<br />

In Kapitel 3.3 wird die Ausbildung <strong>der</strong> Kapillare sowie <strong>der</strong>en Neigung <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> wesentlichen Schweißparameter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit, Fokusdurchmesser<br />

und <strong>Laser</strong>leistung bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall ausführlich diskutiert. Die Bearbeitungsoptik<br />

<strong>in</strong> Bild 3.2 ist an e<strong>in</strong>er schwenkbaren Halterung befestigt, sodass sich <strong>der</strong><br />

Anstellw<strong>in</strong>kel � bezüglich <strong>der</strong> Vorschubrichtung variieren und <strong>des</strong>sen E<strong>in</strong>fluss mit <strong>der</strong><br />

koaxialen CMOS-Kamera beobachten lässt. Bild 3.8 zeigt die Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare,<br />

wobei sich die Fokusebene immer auf <strong>der</strong> Probenoberseite bef<strong>in</strong>det.<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

� � = -12° (schleppend) � � = 0° (senkrecht) � � = +12° (stechend)<br />

� � = -12° (schleppend) � � = 0° (senkrecht) � � = +12° (stechend)<br />

400 μm<br />

Bild 3.8: Ausbildung <strong>der</strong> Kapillargeometrie <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik<br />

bei zwei Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten (e = 2 mm; df = 400 μm;<br />

PL = 6 kW).


36 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

Unabhängig vom Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik (man beachte, dass dieser nur<br />

<strong>in</strong> Vorschubrichtung variiert) offenbart sich bei koaxialer Blickrichtung e<strong>in</strong>e nahezu<br />

identische Kapillargeometrie. Bei <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v = 7 m/m<strong>in</strong> wird die<br />

Durchschweißung durch das Vorhandense<strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Kapillaraustrittsöffnung charakterisiert.<br />

Dagegen hat sich bei v = 11 m/m<strong>in</strong> die Kapillare <strong>der</strong>art geneigt, dass die<br />

geometrische Abmessung LKf > df ist. Demnach treffen die Teilstrahlen 1 - 4 aus Bild<br />

3.1 allesamt auf die Kapillarrückwand und führen zur Aufweitung <strong>der</strong> Kapillare im<br />

Austrittsbereich. E<strong>in</strong>e direkte Durchschweißung mit offener Kapillaraustrittsöffnung<br />

ist bei solch geometrischen Kapillarabmessungen nicht mehr existent.<br />

Durch die Messung <strong>der</strong> vom e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahl bestrahlten Wechselwirkungsflä-<br />

che lässt sich die Kapillarneigung relative zur Strahlachse �rel bei koaxialer Blickrichtung<br />

berechnen. Bild 3.9 bestätigt den mit Gleichung (3.5) gezeigten l<strong>in</strong>earen Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> Kapillarneigung und <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bzw. <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>versen Intensität I0 (~ PL/df 2 ) gleichermaßen für e<strong>in</strong>en variierenden Anstellw<strong>in</strong>kel.<br />

Selbst bei e<strong>in</strong>em Anstellw<strong>in</strong>kel von � = 12° <strong>in</strong> schleppen<strong>der</strong> (negatives Vorzeichen),<br />

sowie <strong>in</strong> stechen<strong>der</strong> Richtung (positives Vorzeichen) bildet sich die Kapillare bezüglich<br />

<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlachse unter e<strong>in</strong>em annäherungsweise identischen W<strong>in</strong>kel �rel wie<br />

bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall aus.<br />

Kapillarneigung rel. zur Strahlachse <strong>in</strong> °<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

d f = 200 μm<br />

koaxial gemessen<br />

3<br />

P L = 4 kW P L = 6 kW<br />

2<br />

1<br />

0<br />

+ … stechend<br />

- … schleppend<br />

-12°<br />

-6°<br />

0°<br />

+ 6°<br />

+ 12°<br />

-12°<br />

-6°<br />

0°<br />

+ 6°<br />

+ 12°<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

d f = 400 μm<br />

koaxial gemessen<br />

P L = 6 kW<br />

3<br />

+ … stechend<br />

-12°<br />

-6°<br />

0°<br />

0<br />

- … schleppend<br />

+ 6°<br />

+ 12°<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 3.9: Kapillarneigung relativ zur Strahlachse �rel als Funktion von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

Fokusdurchmesser und <strong>Laser</strong>leistung bei variierendem Anstellw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungsoptik.<br />

Um letztlich die resultierende Kapillarneigung bezüglich <strong>der</strong> Vertikalen � = �(�) zu<br />

bestimmen, muss <strong>der</strong> Anstellw<strong>in</strong>kel � von <strong>der</strong> koaxial ermittelten Kapillarneigung �rel<br />

unter Berücksichtigung <strong>des</strong> w<strong>in</strong>kelabhängigen Vorzeichens subtrahiert werden. Da die<br />

relative Kapillarneigung �rel gemäß Bild 3.9 näherungsweise identisch <strong>der</strong> Kapillar-


3.4 Variation <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik 37<br />

neigung bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall (� = 0°) ist, lässt sich die Kapillarneigung <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels mit dem formellen Zusammenhang<br />

��� ��<br />

��<br />

�<br />

� � 0 �<br />

(3.7)<br />

berechnen. Dabei entspricht �(0°) = �� <strong>der</strong> nach Gleichung (3.5) formulierten Kapil-<br />

larneigung. Die sich ergebende Kapillarneigung �(�) ist <strong>in</strong> Bild 3.10 als Funktion <strong>des</strong><br />

Anstellw<strong>in</strong>kels bei zwei Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten für die Fokusdurchmesser<br />

df = 200 μm und df = 400 μm dargestellt. Folglich nimmt die Kapillarneigung ausgehend<br />

vom senkrechten Strahle<strong>in</strong>fall (� = 0°) e<strong>in</strong>hergehend mit zunehmen<strong>der</strong> schleppen<strong>der</strong><br />

Anstellung zu. Im Umkehrschluss richtet sich die Kapillare mit stechen<strong>der</strong><br />

Strahlauslenkung <strong>der</strong>art auf, dass bei df = 200 μm und e<strong>in</strong>em Anstellw<strong>in</strong>kel von<br />

� = +6° die Kapillarfront senkrecht steht. E<strong>in</strong>e weitere Steigerung <strong>der</strong> Strahlanstellung<br />

führt zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Vorschubrichtung nach vorne ausgebildeten Kapillarfront (negative<br />

Kapillarneigung <strong>in</strong> Bild 3.10). Da die Kapillarneigung nach Gleichung (3.5) mit zunehmendem<br />

Fokusdurchmesser größer wird, ist bei dem Fokusdurchmesser von<br />

400 μm e<strong>in</strong>e negative Kapillarneigung erst mit e<strong>in</strong>em Anstellw<strong>in</strong>kel von �� +12° realisierbar.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Steigung <strong>der</strong> Ausgleichsgeraden<br />

�(�) = m�� + c immer näherungsweise m = -1 beträgt.<br />

Kapillarneigung <strong>in</strong> °<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

y = -1,0165x + 6,8144<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 200 μm<br />

5<br />

y = -0,9905x + 4,9153<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

-15 -10 -5 0 5 10 15<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> °<br />

30<br />

25<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 400 μm<br />

20<br />

15<br />

10<br />

y = -1,0766x + 13,845<br />

5<br />

0<br />

y = -1,037x + 10,009<br />

-5<br />

-10<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

-15 -10 -5 0 5 10 15<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> °<br />

Bild 3.10: Kapillarneigung bezüglich <strong>der</strong> Vertikalen �(�) als Funktion <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels<br />

bei zwei repräsentativen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten für die Fokusdurchmesser<br />

df = 200 μm und df = 400 μm (PL = 6 kW).<br />

Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 3.3 ist die Materialdicke <strong>der</strong> Probe (e = 2 mm) h<strong>in</strong>reichend ger<strong>in</strong>g.<br />

Zudem zeigt Bild 3.9, dass sich bezüglich <strong>der</strong> Strahlausbreitungsrichtung e<strong>in</strong>e<br />

nahezu identische Kapillargeometrie ausbildet. Demzufolge f<strong>in</strong>det, unabhängig vom<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik, bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung lediglich e<strong>in</strong>e Refle-


38 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

xion <strong>des</strong> e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahls an <strong>der</strong> Kapillarfront statt. Basierend auf den physikalischen<br />

und geometrischen Erkenntnissen aus Kapitel 3.3 und 3.4 lässt sich das <strong>in</strong><br />

Bild 3.11 dargestellte Modell <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Strahlauslenkung � ableiten; auch hier wird<br />

e<strong>in</strong>e ebene Kapillarfront angenommen.<br />

schleppend stechend<br />

d f<br />

1 2 3 4<br />

��<br />

�� �� - ��<br />

v D<br />

P L<br />

v<br />

2�� 2���� - ��<br />

4 3 2 1<br />

�� �� - ��<br />

P L<br />

v D<br />

d f<br />

1 2 3 4<br />

4 3 2 1<br />

��<br />

v<br />

2�� 2���� - ��<br />

Bild 3.11: Modell zur Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare als Seitenansicht bei jeweils e<strong>in</strong>em<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel von � = 12° <strong>in</strong> schleppen<strong>der</strong> (negativer W<strong>in</strong>kel) bzw. stechen<strong>der</strong><br />

(positiver W<strong>in</strong>kel) Richtung bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Wird die Bearbeitungsoptik um den Anstellw<strong>in</strong>kel � ausgelenkt, dreht sich dementsprechend<br />

das um die <strong>Laser</strong>strahlachse rotationssymmetrisch ausgebildete Intensitätsprofil<br />

mit charakteristischer „TopHat“-Verteilung mit. Die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront<br />

bezüglich <strong>der</strong> Vertikalen folgt dem Zusammenhang aus Gleichung (3.7), sodass <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel � <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Teilstrahlen auf die geneigte Kapillarfront unabhängig<br />

vom Anstellw<strong>in</strong>kel � ist. Demzufolge bleibt die absorbierte Intensität Iabs auf <strong>der</strong> geneigten<br />

Kapillaroberfläche bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit unverän<strong>der</strong>t, weshalb<br />

<strong>der</strong> dynamische Druck <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes ebenfalls konstant ist.<br />

Vielmehr wird die Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit vD, mit welcher sich die Kapillarfront <strong>in</strong> das<br />

feste Material bohrt, vom Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik bee<strong>in</strong>flusst. Sie lässt<br />

sich folglich über den formellen Zusammenhang aus Gleichung (3.1) bestimmen, wobei<br />

� die nach Gleichung (3.7) ermittelte Kapillarneigung �(�) darstellt. Ist die grundlegende<br />

Beziehung für das stationäre Gleichgewicht an <strong>der</strong> Kapillarvor<strong>der</strong>seite erfüllt,<br />

nimmt die Bohrgeschw<strong>in</strong>digkeit mit schleppendem Anstellw<strong>in</strong>kel ab, gleichwohl sie<br />

bei stechen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>strahlung zunimmt.<br />

e


3.5 Kapillarausbildung bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung 39<br />

Die Überlagerung <strong>der</strong> Kapillarneigung durch den Anstellw<strong>in</strong>kel � hat neben <strong>der</strong> Manipulation<br />

<strong>der</strong> Kapillarfront e<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss auf die Kapillarrückwand. Zunächst<br />

treffen die Teilstrahlen unabhängig vom Anstellw<strong>in</strong>kel unter e<strong>in</strong>em identischen<br />

E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel � auf die geneigte Kapillarfront und werden gemäß dem Reflexionsgesetz<br />

gleichermaßen zurückgeworfen. Geometrisch betrachtet neigt sich neben <strong>der</strong> Kapillarfront<br />

auch die Kapillarrückwand analog dem Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik.<br />

Somit treffen je nach Anstellw<strong>in</strong>kel die reflektierten Teilstrahl <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Abständen auf die Kapillarrückwand im Bereich <strong>der</strong> entstehenden Austrittsöffnung.<br />

Überlagernde E<strong>in</strong>flüsse wie etwa die <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes f<strong>in</strong>den vorerst<br />

ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung. Bei schleppendem Strahle<strong>in</strong>fall treffen die reflektierten Teilstrahlen<br />

1 und 2 auf die geneigte Kapillarrückwand und können zu e<strong>in</strong>er deutlichen<br />

Aufweitung <strong>der</strong> Austrittsöffnung führen. Lediglich Teilstrahl 3 wird an <strong>der</strong> geneigten<br />

Kapillarfront reflektiert und tritt mit dem ihm verbleiben Restanteil an Intensität gemäß<br />

R�I0,3 nach unten aus. E<strong>in</strong>zig Teilstrahl 4 wird direkt durch die freie Kapillaröffnung<br />

ohne Intensitätsverluste transmittiert. H<strong>in</strong>gegen zeigt sich bei positivem Anstellw<strong>in</strong>kel,<br />

dass Teilstrahl 1 gerade noch die Kapillarrückwand streift und somit im Vergleich<br />

zur schleppenden E<strong>in</strong>strahlrichtung wenig Intensität im Bereich <strong>der</strong> Austrittsöffnung<br />

deponiert wird. Während die Teilstrahlen 2 und 3 die Kapillare nach e<strong>in</strong>maliger<br />

Reflexion verlassen, wird Teilstrahl 4 aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 3.8 identischen Kapillargeometrie<br />

(bezüglich <strong>der</strong> Strahlachse) wie<strong>der</strong>um transmittiert.<br />

Welchen E<strong>in</strong>fluss die im oberen Kapillarbereich geneigte Rückwand sowie die deformierte<br />

Austrittsöffnung auf die Stabilität <strong>des</strong> Schweißprozesses haben, wird <strong>in</strong> Kapitel<br />

5.2 ausführlich diskutiert. Darüber h<strong>in</strong>aus wird dort die Auswirkung <strong>des</strong> dynamischen<br />

Drucks vom abströmenden Metalldampf berücksichtigt, <strong>der</strong> durch die Verdampfung an<br />

<strong>der</strong> geneigten Kapillarfront entsteht.<br />

3.5 Kapillarausbildung bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

Ist das Probenmaterial zu dick (e wird größer) und/o<strong>der</strong> die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

v zu groß (vgl. Bild 3.3), wird die Schwelle zu e<strong>in</strong>er Durchschweißung mit offener<br />

Kapillaraustrittsöffnung nicht mehr erreicht, was zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung führt. Basierend<br />

auf modellhaft vere<strong>in</strong>fachten Zusammenhängen zur Kapillarausbildung und <strong>der</strong><br />

Hypothese, dass bei e<strong>in</strong>er großen Oberflächenabsorption die Kapillargeometrie und<br />

vielmehr die Kapillarfront durch das erste Auftreffen <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung maßgeblich<br />

ausgebildet wird [16], ist die Energiee<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung beim zweiten Auftreffen <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahls<br />

demnach deutlich ger<strong>in</strong>ger und damit e<strong>in</strong>hergehend se<strong>in</strong>e Auswirkung auf die


40 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

Kapillarformung. Unter diesen Annahmen entsprechen die Ausbildungsmechanismen<br />

<strong>der</strong> Dampfkapillare bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung jenen <strong>der</strong> Durchschweißung im Bereich<br />

<strong>der</strong> Durchschweißgrenze (vgl. Bild 3.1). Demzufolge ist die Kapillare <strong>der</strong>art geneigt,<br />

dass <strong>der</strong> Kapillargrund (bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung die Kapillaraustrittsöffnung) genau<br />

um e<strong>in</strong>en Fokusdurchmesser gegenüber <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung versetzt ist.<br />

Damit wird die trigonometrische Beziehung<br />

d f<br />

� �<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

cal � arctan<br />

(3.8)<br />

� t �<br />

erfüllt, wobei df <strong>der</strong> Fokusdurchmesser und t die gemessene E<strong>in</strong>schweißtiefe ist. Jedoch<br />

sollen die folgenden Ausführungen zeigen, dass dieser vere<strong>in</strong>fachte Ansatz nicht<br />

zutreffen kann. Die sich als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bei verschiedenen<br />

Fokusdurchmessern und <strong>Laser</strong>leistungen ergebende E<strong>in</strong>schweißtiefe ist <strong>in</strong> Bild 3.12<br />

dargestellt. Unter Berücksichtigung <strong>des</strong> jeweiligen Fokusdurchmessers (die verwendeten<br />

optischen Elemente s<strong>in</strong>d Tabelle 3.1 zu entnehmen) lässt sich mit Gleichung (3.8)<br />

die ebenfalls <strong>in</strong> Bild 3.12 gezeigte Kapillarneigung �cal berechnen.<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

CrNi18-10<br />

3<br />

2<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

1<br />

d f = 400 μm d f = 600 μm<br />

0<br />

P L = 6 kW P L = 4 kW<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Kapillarneigung �� cal <strong>in</strong> °<br />

30<br />

27<br />

24<br />

21<br />

18<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

d f = 200 μm CrNi18-10<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 400 μm<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 600 μm<br />

P L = 4 kW<br />

d f ��<br />

P L ��<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 3.12: E<strong>in</strong>schweißtiefe als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für verschiedene<br />

Fokusdurchmesser und <strong>Laser</strong>leistungen sowie die sich ergebende Kapillarneigung<br />

�cal bei dem Werkstoff CrNi18-10.<br />

Die Kurven <strong>in</strong> Bild 3.12 zeigen e<strong>in</strong>e klare Abhängigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe von den<br />

wesentlichen Schweißparametern. Demnach nimmt die E<strong>in</strong>schweißtiefe mit steigen<strong>der</strong><br />

<strong>Laser</strong>leistung PL und/o<strong>der</strong> dem <strong>in</strong>versen Fokusdurchmesser df bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zu. Letztlich führt e<strong>in</strong>e Steigerung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

v zu e<strong>in</strong>er hyperbolischen Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe t, sodass diese näherungsweise<br />

mit


3.5 Kapillarausbildung bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung 41<br />

PL<br />

t ~ (3.9)<br />

d � v<br />

skaliert. Es sei angemerkt, dass <strong>der</strong> Zusammenhang aus Gleichung (3.9) <strong>in</strong> Kapitel 4.1<br />

bei weitem ausführlicher diskutiert wird.<br />

Ist die E<strong>in</strong>schweißtiefe t bekannt, lässt sich mit Gleichung (3.8) die Kapillarneigung<br />

�cal bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung berechnen. Es zeigt sich e<strong>in</strong>e überwiegend analoge Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Kapillarneigung zu Bild 3.5 (koaxial gemessene Kapillarneigung bei e<strong>in</strong>er<br />

Durchschweißung). Diese nimmt im untersuchten Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereich zunächst<br />

l<strong>in</strong>ear mit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zu. Bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

führt e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Kapillarneigung,<br />

gleichwohl diese mit e<strong>in</strong>em größeren Fokusdurchmesser zunimmt (� ~ 1/I0). Demzufolge<br />

behält <strong>der</strong> formelle Zusammenhang für die Ausbildung <strong>der</strong> Kapillarneigung aus<br />

Gleichung (3.5) im Falle e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung se<strong>in</strong>e Gültigkeit. Setzt man die auf unterschiedliche<br />

Weise ermittelten W<strong>in</strong>kelgrößen <strong>der</strong> sich ausbildenden Kapillarvor<strong>der</strong>seiten<br />

im Falle e<strong>in</strong>er Durch- bzw. E<strong>in</strong>schweißung <strong>in</strong>s Verhältnis, ergibt sich <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild<br />

3.13 gezeigte Zusammenhang.<br />

gemessene � � / berechnete �� cal Neigung<br />

2,2<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,6<br />

f<br />

1,4<br />

1,2<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

1,0 d f = 400 μm d f = 600 μm<br />

P L = 6 kW P L = 4 kW CrNi18-10<br />

0,8<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 3.13: Verhältnis zwischen <strong>der</strong> koaxiale gemessenen � (Bild 3.5) und <strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>schweißung berechneten �cal (Bild 3.12) Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für unterschiedliche Intensitätswerte.<br />

Zunächst zeigt sich, dass für alle Fokusdurchmesser und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistungen die koaxial<br />

gemessene Kapillarneigung � (siehe Bild 3.5) größer ist als die anhand <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

berechneten Kapillarneigung �cal (siehe Bild 3.12). Während im Bereich<br />

von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten bis v = 4 m/m<strong>in</strong> e<strong>in</strong> mittleres Verhältnis von 1,6 vorliegt,<br />

spalten sich die Kurven mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> Abhän-


42 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

gigkeit <strong>des</strong> Fokusdurchmessers auf. Für die Fokusdurchmesser df = 400 μm bzw.<br />

df = 600 μm nimmt das Verhältnis zwischen den beiden W<strong>in</strong>kelgrößen mit steigendem<br />

Vorschub ab und beträgt bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von v = 11 m/m<strong>in</strong> 1,4.<br />

Dagegen nimmt die gemessene Kapillarneigung � im Vergleich zur berechneten Ka-<br />

pillarneigung �cal mit steigen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für den Fokusdurchmesser<br />

df = 200 μm stetig zu, bis sich das ermittelte Verhältnis je nach e<strong>in</strong>gebrachter <strong>Laser</strong>leistung<br />

e<strong>in</strong>em konstanten Zahlenwert annähert. Bei <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung PL = 6 kW beträgt<br />

das Verhältnis ungefähr 2 bzw. nähert sich bei PL = 4 KW dem Wert 1,8 an.<br />

Wie e<strong>in</strong>gangs zu diesem Kapitel erwähnt, kann <strong>der</strong> vere<strong>in</strong>fachende Zusammenhang<br />

aus Gleichung (3.8) aufgrund e<strong>in</strong>es zu hoch angenommen Absorptionsgra<strong>des</strong> nicht<br />

zutreffen. Vielmehr bildet sich bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung die direkt vom <strong>Laser</strong>strahl<br />

bestrahlte Fläche unter e<strong>in</strong>em analogen W<strong>in</strong>kel zur Durchschweißung aus. Die direkt<br />

bestrahlte Tiefe tbe lässt sich mit Hilfe <strong>der</strong> Beziehung<br />

d f<br />

tbe � (3.10)<br />

tan�<br />

bestimmen, wobei � die gemessenen Kapillarneigung aus Bild 3.5 ist. Es zeigt sich <strong>in</strong><br />

Bild 3.14, dass die sich ergebende Tiefe tbe im Vergleich zur gesamten E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

t (siehe Bild 3.12 l<strong>in</strong>ks) deutlich ger<strong>in</strong>ger ist. Wird letztlich die E<strong>in</strong>schweißtiefe t mit<br />

<strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> bestrahlten Fläche tbe <strong>in</strong>s Verhältnis gesetzt, ergibt sich e<strong>in</strong> analoges Verhalten<br />

zum Verhältnis <strong>der</strong> Kapillarneigungen aus Bild 3.13.<br />

Tiefe <strong>der</strong> bestrahlten Fläche t tbe be <strong>in</strong> mm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

CrNi18-10<br />

2 d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

1<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 400 μm<br />

0<br />

P L = 6 kW<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe t / bestrahlte Tiefe t tbe be<br />

2,2<br />

2<br />

1,8<br />

1,6<br />

CrNi18-10<br />

1,4<br />

1,2<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

1<br />

d f = 400 μm<br />

0,8<br />

P L = 6 kW<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 3.14: Tiefe <strong>der</strong> bestrahlten Fläche tbe bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

sowie für variierende Fokusdurchmesser und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistungen<br />

(l<strong>in</strong>ks). Rechts: Verhältnis zwischen gesamter E<strong>in</strong>schweißtiefe t<br />

und bestrahlter Tiefe tbe.


3.5 Kapillarausbildung bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung 43<br />

Diese Ergebnisse zeigen ganz deutlich, dass bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung die maximale<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe t nicht nur durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Reflexion <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahlung<br />

an <strong>der</strong> Kapillarvor<strong>der</strong>seite erzielt wird. Vielmehr werden die e<strong>in</strong>zelnen Teilstrahlen<br />

nach dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Mehrfachreflexion <strong>in</strong> die Tiefe gelenkt und haben den <strong>in</strong> Bild<br />

3.14 gezeigten Tiefengew<strong>in</strong>n zur Folge. Dies wirkt sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit kle<strong>in</strong>er werdendem<br />

Fokusdurchmesser und/o<strong>der</strong> höherer <strong>Laser</strong>leistung aus. Das bedeutet wie<strong>der</strong>um,<br />

dass die Anzahl <strong>der</strong> kapillar<strong>in</strong>ternen Reflexionen mit abnehmen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

t und gleichzeitig breiterer Dampfkapillare (~ df) abnehmen, gleichzusetzen mit e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme <strong>der</strong> Kapillarneigung � bzw. e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>des</strong> Aspektverhältnis <strong>der</strong><br />

sich ausbildenden Dampfkapillare (t/df) bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v.<br />

E<strong>in</strong>e sich aus diesem Zusammenhang ergebende Kapillargeometrie bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

ist <strong>in</strong> Bild 3.15 dargestellt. Im oberen Bereich <strong>der</strong> Kapillare s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> sich ausbildenden Kapillarfront (tbe) denen bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

vergleichbar. Demnach bestimmen die charakteristischen Strahlgrößen Fokusdurchmesser<br />

und <strong>Laser</strong>leistung beim ersten Auftreffen auf die Kapillarvor<strong>der</strong>seite <strong>in</strong> Überlagerung<br />

mit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit den Neigungsw<strong>in</strong>kel �. Die gesamte E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

t wird schließlich durch den Tiefengew<strong>in</strong>n �t <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Mehrfachreflexion<br />

erreicht. Des Weiteren bestätigt Bild 3.15, dass e<strong>in</strong>e Berechnung <strong>der</strong> Kapillarneigung<br />

mittels <strong>der</strong> trigonometrischen Beziehung <strong>in</strong> Gleichung (3.8) immer e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren<br />

W<strong>in</strong>kelwert �cal ergibt, solange die Mehrfachreflexion e<strong>in</strong>en Tiefengew<strong>in</strong>n �t zur<br />

Folge hat (vgl. Bild 3.14).<br />

t be<br />

�t �t<br />

v D<br />

d f<br />

1e<strong>in</strong> 1e<strong>in</strong><br />

��<br />

v D<br />

P L<br />

1 1aus aus<br />

v<br />

v D<br />

Schmelzbad<br />

Bild 3.15: Modell zur Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung als Seitenansicht.<br />

Exemplarisch ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fallen<strong>der</strong> Teilstrahl e<strong>in</strong>gezeichnet, <strong>der</strong> durch<br />

die Mehrfachreflexion im Kapillar<strong>in</strong>neren wie<strong>der</strong> nach oben austritt.<br />

t


44 3 Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

Bestimmend für die E<strong>in</strong>schweißtiefe t und das sich daraus ableitende Aspektverhältnis<br />

(t/df) ist die Kapillarneigung � und die davon abhängende Anzahl an kapillar<strong>in</strong>ternen<br />

Reflexionen. Bereits <strong>in</strong> Gleichung (3.8) wird die Kapillarneigung �cal mit dem <strong>in</strong>versen<br />

Aspektverhältnis berechnet. Es hat sich jedoch gezeigt, dass dieser W<strong>in</strong>kel aufgrund<br />

<strong>der</strong> im Kapillar<strong>in</strong>neren stattf<strong>in</strong>denden Mehrfachreflexion und dem damit verbundenen<br />

Tiefengew<strong>in</strong>n �t mit e<strong>in</strong>em Faktor versehen werden muss, welcher Bild<br />

3.13 zu entnehmen ist. Demnach lässt sich die Kapillarneigung �, ausgehend von e<strong>in</strong>em<br />

mittleren Verhältnis von t/tbe 1,6 bei ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten, mit<br />

f ( x)<br />

� 1,<br />

6<br />

berechnen und wie <strong>in</strong> Bild 3.16 darstellen.<br />

Kapillarneigung Kapillarneigung <strong>in</strong> <strong>in</strong> ° °<br />

� 1 �<br />

� arctan�<br />

�<br />

� x �<br />

�0,<br />

4<br />

�0<br />

, 2 mit<br />

30<br />

27<br />

CrNi18-10<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

24<br />

P L = 6 kW<br />

21<br />

d f = 400 μm<br />

18<br />

P L = 6 kW<br />

15<br />

12<br />

f(x) = 1,6�arctan(1/x)<br />

1,6�arctan(1/x) d f = 600 μm<br />

P L = 4 kW<br />

9<br />

f(x) = 2�arctan(1/x)<br />

2�arctan(1/x)<br />

6<br />

3<br />

0<br />

f(x) = 1,4�arctan(1/x)<br />

1,4�arctan(1/x)<br />

0 4 8 12 16 20 24 28 32 36<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe/Fokusdurchmesser<br />

t<br />

x � , (3.11)<br />

d<br />

Bild 3.16: Kapillarneigung � als Funktion <strong>des</strong> Aspektverhältnisses (t/df) für unterschiedliche<br />

Fokusdurchmesser und <strong>Laser</strong>leistungen unter Berücksichtigung <strong>des</strong> Tiefengew<strong>in</strong>ns<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Mehrfachreflexion.<br />

Bild 3.16 bestätigt, dass die Kapillarneigung � mit zunehmendem Aspektverhältnis<br />

(t/df) abnimmt. Darüber h<strong>in</strong>aus zeigt sich, dass mit kle<strong>in</strong>er werdendem Fokusdurchmesser<br />

df und damit zunehmen<strong>der</strong> Fokussierbarkeit die jeweiligen Datenpunkte von<br />

<strong>der</strong> unteren Toleranzgrenze (Faktor 1,4) <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> oberen Toleranzgrenze (Faktor<br />

2,0) wan<strong>der</strong>n. Das bedeutet, dass <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er größeren Fokussierbarkeit die kapillar<strong>in</strong>ternen<br />

Reflexionen zunehmen und dadurch die Dampfkapillare verstärkt <strong>in</strong> die<br />

Tiefe „gebohrt“ wird. Demnach sollte für e<strong>in</strong>e zuverlässige Bestimmung <strong>der</strong> Dampfkapillarneigung<br />

� diese anhand e<strong>in</strong>er Durchschweißung ermittelt werden, um Ungenauigkeiten<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> auftretenden Mehrfachreflexionen bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung zu<br />

vermeiden.<br />

f


4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Die neuen Strahlwerkzeuge Scheiben- und Faserlaser bieten e<strong>in</strong>e weitaus bessere Fokussierbarkeit<br />

im Multikilowattbereich als konventionelle Festkörperlaser. Die höhere<br />

Strahlqualität br<strong>in</strong>gt für das <strong>Laser</strong>schweißen e<strong>in</strong>e Reihe prozesstechnischer Vorteile<br />

mit sich und ermöglicht somit e<strong>in</strong>e Erweiterung <strong>des</strong> Anwendungsfel<strong>des</strong>. In Kapitel 4.1<br />

wird <strong>der</strong> grundlegende E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit auf die Nahtausbildung anhand<br />

von Bl<strong>in</strong>dschweißungen <strong>in</strong> den Stahlwerkstoff DC04, den Edelstahl CrNi18-10 und<br />

die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 diskutiert. Jedoch s<strong>in</strong>d diesem potenziellen Nutzen<br />

maßgebliche Grenzen gesetzt, auf die <strong>in</strong> diesem Kapitel e<strong>in</strong>gegangen werden soll. In<br />

Kapitel 4.2 wird die Effizienz <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>schweißprozesses bei guter Fokussierbarkeit<br />

diskutiert.<br />

4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit<br />

Unter Berücksichtung <strong>der</strong> Fokussierbarkeit kommen drei unterschiedliche <strong>Laser</strong>konzepte<br />

zum E<strong>in</strong>satz – e<strong>in</strong> lampengepumpter Stablaser (LSL) sowie e<strong>in</strong> diodengepumpter<br />

Scheiben- und Faserlaser. Aufgrund <strong>der</strong> direkten Abhängigkeit zwischen dem laser<strong>in</strong>ternen<br />

Strahlparameterprodukt (SPP) <strong>des</strong> verwendeten <strong>Laser</strong>systems und dem kle<strong>in</strong>sten<br />

nutzbaren Faserkerndurchmesser wird <strong>der</strong> Fokusdurchmesser <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Brennweite variiert. Das lampengepumpte System wird für die<br />

Abbildung <strong>der</strong> Fokusdurchmesser von 600 μm bis 300 μm verwendet. Mit dem<br />

Strahlparameterprodukt von 6 mm*mrad <strong>des</strong> Scheibenlaser (DSL), welches im Vergleich<br />

zum Stablaser e<strong>in</strong>e um den Faktor 4 bessere Fokussierbarkeit bedeutet, können<br />

Fokusdurchmesser bis m<strong>in</strong>imal 75 μm erzielt werden. Im Leistungsbereich bis 4 kW<br />

zeichnet sich <strong>der</strong> Faserlaser (FL) h<strong>in</strong>gegen mit e<strong>in</strong>er bis dato unerreichten Fokussierbarkeit<br />

aus, wodurch Lichtleitkabel mit e<strong>in</strong>em Kerndurchmesser von lediglich 50 μm<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Tabelle 4.1 zeigt die Daten <strong>der</strong> zur Fokussierung e<strong>in</strong>gesetzten<br />

optischen Komponenten und die sich daraus ergebenden Fokusdurchmesser mit<br />

den dazugehörigen abbildungsbed<strong>in</strong>gten Divergenzw<strong>in</strong>keln. Als Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

wird <strong>der</strong> halbe Öffnungsw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls verwendet. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> grundlegenden Untersuchung wird die <strong>Laser</strong>leistung konstant bei 3 kW gehalten.


46 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

<strong>Laser</strong> dk<br />

ff<br />

� df<br />

�f<br />

[μm] [mm]<br />

[μm] [°]<br />

FL 50 200 1:1 50 5,7<br />

FL 50 300 1:0,67 75 3,8<br />

FL 50 300 1:0,5 1<br />

100 2,9<br />

DSL 150 100 1:2 75 11,4<br />

DSL 200 100 1:2 100 11,4<br />

DSL 150 200 1:1 150 5,7<br />

DSL 200 200 1:1 200 5,7<br />

LSL 600 100 1:2 300 11,4<br />

LSL 600 150 1:1,3 450 7,4<br />

LSL 600 200 1:1 600 5,7<br />

Tabelle 4.1: Übersicht über die verwendeten Strahlquellen und die daraus resultierenden<br />

Fokusdurchmesser. Die Kollimationsbrennweite beträgt fk = 200 mm.<br />

1 fk = 150 mm @ df = 100 μm (Faserlaser).<br />

4.1.1 Variation <strong>des</strong> Fokusdurchmessers<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

In [6] hat sich gezeigt, dass bei Untersuchungen mit schwach fokussierbaren <strong>Laser</strong>n<br />

die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei großen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten durch e<strong>in</strong>e Reduzierung<br />

<strong>des</strong> Fokusdurchmessers gesteigert werden kann. Dabei konnte beobachtet werden, dass<br />

sich die E<strong>in</strong>schweißtiefe proportional zum <strong>in</strong>versen Fokusdurchmesser verhält. Es gilt<br />

nun zu prüfen, ob sich dieser Trend bei e<strong>in</strong>er weiteren Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Fokusdurchmessers,<br />

was durch die Verwendung von Scheiben- o<strong>der</strong> Faserlaser möglich ist, fortsetzt.<br />

In Bild 4.1 ist für die beiden Werkstoffe AlMgSi1 und DC04 die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei<br />

verschiedenen Fokusdurchmessern als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit aufgetragen.<br />

Beide Werkstoffe zeigen bei e<strong>in</strong>er Fokusdurchmesservariation das gleiche<br />

Verhalten, welches auch bei Edelstahl (ohne Abbildung) beobachtet werden kann. Die<br />

Kurven, welche mit dem lampengepumpten System realisiert werden, zeigen die klare<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe vom Fokusdurchmesser ab e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von ungefähr 6 m/m<strong>in</strong>. Der Wechsel zum Scheibenlaser ermöglicht Fokusdurchmesser<br />

von 200 μm bis 75 μm. Hierbei tritt jedoch e<strong>in</strong> unerwartetes Verhalten<br />

auf: Die Zunahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe mit abnehmendem Fokusdurchmesser setzt<br />

sich lediglich bis df = 200 μm fort [19]. In diesem Bereich skaliert die E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

gemäß


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 47<br />

1<br />

t ~ . (4.1)<br />

d<br />

Die Fokusdurchmesser < 200 μm zeigen e<strong>in</strong> hiervon abweichen<strong>des</strong> Verhalten. E<strong>in</strong>e<br />

weitere Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Fokusdurchmessers auf 100 μm führt zu e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe. Durch den E<strong>in</strong>satz <strong>des</strong> Faserlasers kann die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei dem<br />

Fokusdurchmesser von 100 μm zwar gesteigert werden, offensichtlich führt jedoch <strong>der</strong><br />

gleiche limitierende Faktor zu e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe bei ger<strong>in</strong>geren Fokusdurchmessern<br />

(df � 75 μm).<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

AlMgSi1<br />

Schwelle<br />

WLS<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

f<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

DC04<br />

Stablaser<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

Scheibenlaser<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

Faserlaser<br />

d f = 50 μm<br />

d f = 75 μm<br />

d f = 100 μm<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 4.1: E<strong>in</strong>schweißtiefe als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für verschiedene<br />

Fokusdurchmesser und die Werkstoffe AlMgSi1 und DC04 (PL = 3 kW).<br />

Die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 zeigt im Verlauf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe für den Fokusdurchmesser<br />

600 μm <strong>in</strong> Bild 4.1 e<strong>in</strong>en Knick bei <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von<br />

10 m/m<strong>in</strong>. Dieser Knick kennzeichnet den Übergang vom Tiefschweißen zum Wärmeleitungsschweißen<br />

(WLS), auch Schwelle genannt. Oberhalb dieser Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

än<strong>der</strong>t sich die E<strong>in</strong>schweißtiefe nicht mehr wesentlich.<br />

Um den Mechanismus zu erklären, <strong>der</strong> die Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe verursacht,<br />

werden zunächst die E<strong>in</strong>schweißtiefe und die Nahtfläche untersucht. Bislang wurde<br />

beim Schweißen mit Festkörperlasern davon ausgegangen, dass ke<strong>in</strong> Plasma den<br />

Schweißprozess negativ bee<strong>in</strong>flusst [20, 21, 22, 23, 24]. Die gegenüber lampengepumpten<br />

Stablasern um den Faktor 12 stärkere Fokussierbarkeit <strong>des</strong> Faserlasers ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>e um den Faktor 144 höhere Intensität im Fokus bei gleichbleibendem<br />

Abbildungsverhältnis. Es liegt die Schlussfolgerung nahe, dass bei so hohen Intensitäten<br />

e<strong>in</strong> laser<strong>in</strong>duziertes Plasma die Bed<strong>in</strong>gungen für die Energiee<strong>in</strong>kopplung durch<br />

Absorption und Defokussierung verän<strong>der</strong>n könnte. Vom Schweißen mit CO2-<strong>Laser</strong>n


48 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

kennt man den starken E<strong>in</strong>fluss von Gasen, beson<strong>der</strong>s Helium, auf die Unterdrückung<br />

e<strong>in</strong>er Plasmaausbildung. Wie Bild 4.2 zeigt, ist sowohl beim Alum<strong>in</strong>ium- als auch<br />

beim Stahlwerkstoff ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Schutzgases bei stärkster Fokussierung zu beobachten.<br />

So kann festgehalten werden, dass selbst bei solch hohen Intensitäten ke<strong>in</strong>e<br />

Plasmaabschirmung existiert. Aufgrund <strong>des</strong>sen werden die weiteren Untersuchungen<br />

bezüglich <strong>der</strong> Fokusdurchmesservariation ohne Verwendung e<strong>in</strong>es Schutzgases durchgeführt.<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

P L = 3 kW<br />

d f = 50 μm<br />

AlMgSi1 DC04<br />

ohne<br />

Helium<br />

ohne<br />

Helium<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Nahtfläche <strong>in</strong> mm²<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

AlMgSi1 DC04<br />

ohne<br />

Helium<br />

ohne<br />

Helium<br />

P L = 3 kW<br />

d f = 50 μm<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 4.2: E<strong>in</strong>schweißtiefe und Nahtfläche s<strong>in</strong>d unabhängig vom e<strong>in</strong>gesetzten Schutzgas<br />

bei stärkster Fokussierung (df = 50 μm @ PL = 3 kW, Faserlaser).<br />

Nahtquerschnittsfläche<br />

Der Verlauf <strong>der</strong> Nahtquerschnittsfläche <strong>in</strong> Abhängigkeit von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und Fokusdurchmesser ist <strong>in</strong> Bild 4.3 dargestellt. Für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung<br />

ergibt sich für die verschiedenen Fokusdurchmesser (df � 300 μm) e<strong>in</strong>e nahezu identische<br />

Nahtquerschnittsfläche. Dies bedeutet, dass die Querschnittsfläche im Wesentlichen<br />

mit <strong>der</strong> Streckenenergie skaliert, welche das erzeugte Schmelzvolumen bestimmt.<br />

E<strong>in</strong> abweichen<strong>des</strong> Verhalten hiervon stellen die beiden großen Fokusdurchmesser dar.<br />

Beim dem Fokusdurchmesser 450 μm spaltet sich die Kurve bei e<strong>in</strong>em Vorschub von<br />

5 m/m<strong>in</strong> von den an<strong>der</strong>en ab. Bei 600 μm ist sie bereits völlig abgespalten. Der Knick<br />

dieser Kennl<strong>in</strong>ie bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von 10 m/m<strong>in</strong> kennzeichnet die<br />

Schwelle zum Wärmeleitungsschweißen (vgl. Bild 4.1).<br />

Die Nahtquerschnittsfläche ist für den Stahlwerkstoff im Vergleich zur Alum<strong>in</strong>iumlegierung<br />

aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren Wärmeleitfähigkeit und <strong>der</strong> höheren Schmelztemperatur<br />

kle<strong>in</strong>er. Zwar zeigt <strong>der</strong> Stahlwerkstoff tendenziell die gleichen Beson<strong>der</strong>heiten,<br />

allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>det die Kennl<strong>in</strong>ienabspaltung <strong>der</strong> Fokusdurchmesser 450 μm und 600 μm


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 49<br />

erst bei größeren Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten statt. Dies ist wie<strong>der</strong>um auf die im Vergleich<br />

zur Alum<strong>in</strong>iumlegierung ger<strong>in</strong>gere Wärmeleitfähigkeit zurückzuführen. Edelstahl<br />

verhält sich analog zum Stahlwerkstoff, jedoch erfolgt die Abspaltung <strong>der</strong> Kurve<br />

für df = 600 μm aufgrund <strong>der</strong> etwas ger<strong>in</strong>geren Wärmeleitfähigkeit erst bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 10 m/m<strong>in</strong> (ohne Abbildung).<br />

Nahtfläche <strong>in</strong> mm²<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

AlMgSi1<br />

4<br />

Schwelle<br />

3<br />

2<br />

WLS<br />

1<br />

0<br />

Ü<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

Ü<br />

Stablaser<br />

d d f = 300 μm<br />

d f = 450 μm<br />

d f = 600 μm<br />

Scheibenlaser<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

Faserlaser<br />

d f = 50 μm<br />

d f = 75 μm<br />

d f = 100 μm<br />

DC04<br />

0,0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 4.3: Nahtfläche als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für verschiedene Fokusdurchmesser<br />

und die Werkstoffe AlMgSi1 und DC04 (PL = 3 kW).<br />

Alle Werkstoffe zeigen e<strong>in</strong> materialabhängiges Abspalten <strong>der</strong> Nahtfläche bei großen<br />

Fokusdurchmessern vom geme<strong>in</strong>samen Verlauf. Beim Unterschreiten <strong>der</strong> werkstoffspezifischen<br />

Schwelle geht <strong>der</strong> Verlauf <strong>in</strong> das Wärmeleitungsschweißen (WLS) über,<br />

bei dem sich die Nahtfläche nicht wesentlich verän<strong>der</strong>t. Zwischen diesen charakteristischen<br />

Punkten f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> stetiger Übergang statt, weshalb dieser Bereich im Folgenden<br />

als Übergangsbereich (Ü) bezeichnet wird.<br />

Nahtform<br />

Es hat sich gezeigt, dass mit e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Fokusdurchmessers von 600 μm<br />

auf 200 μm die E<strong>in</strong>schweißtiefe gesteigert werden kann. Bei dem Fokusdurchmesser<br />

df = 200 μm liegt sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>e Gültigkeitsgrenze <strong>der</strong> Proportionalität von E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

und reziprokem Fokusdurchmesser (vgl. Gleichung (4.1)). Da jedoch die<br />

Nahtquerschnittsfläche unabhängig vom Fokusdurchmesser ist, gilt es, e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk auf den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbed<strong>in</strong>gungen (siehe Tabelle 4.1) und auf die<br />

Geometrie <strong>der</strong> Nahtform zu legen.<br />

Bild 4.4 zeigt die sich ergebenden Nahtformen für den Stahlwerkstoff DC04 <strong>in</strong>folge<br />

<strong>der</strong> untersuchten Fokussierbed<strong>in</strong>gungen bei verschiedenen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />

Mit dem Scheibenlaser lässt sich die größte E<strong>in</strong>schweißtiefe mit e<strong>in</strong>em Fokus-


50 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

durchmesser von 200 μm beziehungsweise 150 μm (ohne Abbildung) über den gesamten<br />

Vorschubbereich erzielen. Die nahezu identischen Schweißnähte weisen e<strong>in</strong>e sehr<br />

schlanke Geometrie mit großem Aspektverhältnis auf. Mit den beiden kle<strong>in</strong>eren<br />

Fokusdurchmessern (75 μm und 100 μm) lassen sich ebenfalls E<strong>in</strong>schweißtiefen von<br />

vergleichbarer Größe erzielen. Es sei aber nochmals darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass diese im<br />

Vergleich zu df = 150 μm und df = 200 μm ger<strong>in</strong>ger ist. Des Weiteren ist auffällig,<br />

dass sich <strong>in</strong> diesem Fokusdurchmesserbereich mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

e<strong>in</strong>e tropfenförmige Schweißnaht abzeichnet. Für df � 300 μm (lampengepumptes<br />

System) bildet sich e<strong>in</strong>e dritte charakteristische Nahtform aus, die deutlich<br />

breiter, weniger tief und von u-förmiger Gestalt ist. Der Edelstahl zeigt zu Stahl e<strong>in</strong><br />

analoges Verhalten, weshalb an dieser Stelle nicht näher darauf e<strong>in</strong>gegangen wird.<br />

E<strong>in</strong>e tiefgründigere Betrachtung über die Klassifikationen <strong>der</strong> drei Nahtformen ist <strong>in</strong><br />

[25] dargestellt.<br />

v = 5 m/m<strong>in</strong><br />

v = 10 m/m<strong>in</strong><br />

v = 14 m/m<strong>in</strong><br />

v = 18 m/m<strong>in</strong><br />

1 mm<br />

Ü Ü<br />

d f = 50 μm d f = 100 μm d f = 100 μm d f = 200 μm d f = 300 μm d f = 450 μm<br />

FL FL DSL<br />

DSL<br />

LSL<br />

LSL<br />

Bild 4.4: Nahtformen von DC04 <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Fokussierbed<strong>in</strong>gung (FL: Faserlaser,<br />

DSL: Scheibenlaser, LSL: Stablaser) und <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bei<br />

PL = 3 kW (Ü: Übergangsbereich).<br />

Ü


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 51<br />

Vergleichbar zu den Fokusdurchmessern 150 μm und 200 μm bildet sich beim<br />

Schweißen mit dem Faserlaser bei df = 100 μm e<strong>in</strong>e extrem schlanke und zugleich tiefe<br />

Naht aus. Infolge <strong>der</strong> Reduktion <strong>des</strong> Fokusdurchmessers (df � 75 μm) wird e<strong>in</strong>e Abnahme<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe über den gesamten Vorschubbereich beobachtet. Bei äquivalenter<br />

Nahtquerschnittsfläche <strong>in</strong> diesem Fokusdurchmesserregime zeigt sich e<strong>in</strong>e<br />

Verbreiterung <strong>der</strong> Naht im oberen Bereich.<br />

Bild 4.5 zeigt für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 ebenfalls e<strong>in</strong>e vom Fokusdurchmesser<br />

abhängige Nahtformung. Allerd<strong>in</strong>gs bilden sich aufgrund <strong>der</strong> größeren Wärmeleitfähigkeit<br />

im Vergleich zu den Stahlwerkstoffen unterschiedliche Nahtformen aus.<br />

v v = = 5 5 m/m<strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

v = 10 m/m<strong>in</strong><br />

v = 14 m/m<strong>in</strong><br />

v v = = 18 m/m<strong>in</strong><br />

1 mm<br />

Ü Ü<br />

d f = 50 μm d f = 100 μm d f = 100 μm d f = 200 μm d f = 300 μm d f = 450 μm<br />

FL FL DSL<br />

DSL<br />

LSL<br />

LSL<br />

Bild 4.5: Nahtformen von AlMgSi1 <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Fokussierbed<strong>in</strong>gung (FL: Faserlaser,<br />

DSL: Scheibenlaser, LSL: Stablaser) und <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

bei PL = 3 kW (Ü: Übergangsbereich).<br />

Die kle<strong>in</strong>sten mit dem Scheibenlaser erzielbaren Fokusdurchmesser 75 μm und<br />

100 μm bilden im dargestellten Vorschubbereich e<strong>in</strong>e u-förmige Schweißnaht aus.<br />

Wie<strong>der</strong>um lässt sich mit den Fokusdurchmessern 150 μm und 200 μm die größte E<strong>in</strong>-<br />

Ü<br />

Ü<br />

Ü


52 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

schweißtiefe erzielen, welche allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> amphorenförmiges Aussehen kennzeichnet.<br />

Die Amphorenform führt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> breitesten Stelle zu e<strong>in</strong>em<br />

ungünstigen Erstarrungsverhalten, was zur Bildung von Heißrissen führt (vgl. Bild<br />

4.5). Neben <strong>der</strong> Nahtform ist die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong> dom<strong>in</strong>ieren<strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussparameter<br />

auf die Heißrissbildung (vgl. df = 100 μm @ FL). E<strong>in</strong> vermehrtes Auftreten<br />

von Heißrissen bei großen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten bzw. kle<strong>in</strong>en Streckenenergien<br />

liegt dar<strong>in</strong> begründet, dass es bei sehr raschem Abkühlen zu unterschiedlichen<br />

Gefügestrukturen und sehr hohen Schrumpfspannungen kommt [26, 27]. Mit dem<br />

Wechsel zum Stablaser und damit zu den Fokusdurchmessern df � 300 μm ergibt sich<br />

e<strong>in</strong>e u-förmige Schweißnaht, die mit steigendem Vorschub <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e v-Form übergeht.<br />

Mit <strong>der</strong> Ausprägung <strong>der</strong> v-Form nimmt die Nahtquerschnittsfläche nach Bild 4.3 ab<br />

und kennzeichnet den Übergangsbereich. Die Naht mit dem größten Aspektverhältnis<br />

wird wie bei den Stahlwerkstoffen mit dem Faserlaser bei df = 100 μm erzielt. Die<br />

Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Fokusdurchmesserreduktion (df � 75 μm)<br />

wird durch e<strong>in</strong>e oberflächennahe Aufweitung <strong>der</strong> Naht kompensiert.<br />

Trotz <strong>der</strong> grundlegend unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften <strong>der</strong> Werkstoffe<br />

hat sich gezeigt, dass sich die Nahtformen mit den Fokussierbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>systeme<br />

beschreiben lassen. Bei den Fokusdurchmessern df � 300 μm wird alle<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fokusfläche die entscheidende Rolle an <strong>der</strong> Nahtformung zugeschrieben. H<strong>in</strong>gegen<br />

treten mit den Fokusdurchmessern 75 μm und 100 μm sowie 150 μm und 200 μm bei<br />

vergleichbaren E<strong>in</strong>schweißtiefen identische Nahtformen auf. Wie Tabelle 4.1 zeigt, ist<br />

bei diesen Fokusdurchmesserpaarungen das bei <strong>der</strong> Fokussierung verwendete Abbildungsverhältnis<br />

und damit <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls gleich.<br />

Bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>des</strong> Faserlasers wird e<strong>in</strong>zig das Abbildungsverhältnis <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik<br />

variiert. Damit e<strong>in</strong>hergehend verän<strong>der</strong>n sich die Nahtform und die erreichbare<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe. Offensichtlich spielt bei solch starken Fokussierungen<br />

(df � 200 μm) nicht nur <strong>der</strong> Fokusdurchmesser son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> dazugehörige Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

e<strong>in</strong>e essentielle Rolle für die resultierende E<strong>in</strong>schweißtiefe.<br />

L<strong>in</strong>ien konstanter Intensität (Isophoten)<br />

Die sich durch die Fokussierbed<strong>in</strong>gungen ergebende Form <strong>des</strong> Strahls def<strong>in</strong>iert die<br />

L<strong>in</strong>ien konstanter Intensität, die so genannten Isophoten. Basierend auf <strong>der</strong> Annahme,<br />

dass sie für die Nahtausbildung von großer Bedeutung s<strong>in</strong>d [28], wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Stahlwerkstoffen davon ausgegangen, dass die Begrenzung <strong>des</strong> Schmelzba<strong>des</strong> mit <strong>der</strong><br />

Form <strong>der</strong> Dampfkapillare (kle<strong>in</strong>en Diffusionslänge aufgrund ger<strong>in</strong>ger Temperaturleitfähigkeit)<br />

und damit den Isophoten e<strong>in</strong>hergeht. Da sich die Isophoten entlang <strong>der</strong>


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 53<br />

Strahlpropagationsrichtung nach dem Glasfaseraustritt nur anhand sehr aufwändiger<br />

numerischer Berechnungen bestimmen lassen [29], wird <strong>der</strong>en Verlauf für e<strong>in</strong>e qualitative<br />

Diskussion anhand e<strong>in</strong>er gaußförmigen Intensitätsverteilung [4]<br />

dargestellt. Unter Berücksichtigung <strong>des</strong> Strahlradius<br />

folgt aus Gleichung (4.2)<br />

2<br />

� 2 2<br />

2(<br />

x � y ) �<br />

��<br />

2 �<br />

��<br />

w ( z)<br />

��<br />

� w0<br />

�<br />

I ( x,<br />

y,<br />

z)<br />

� I 0 � �� �� � e<br />

(4.2)<br />

� w(<br />

z)<br />

�<br />

2<br />

0 1 ) (<br />

� �<br />

�<br />

z<br />

w z � w � �<br />

(4.3)<br />

� �<br />

� z Rf �<br />

2<br />

2<br />

�<br />

�<br />

1<br />

� � � � � � � �<br />

2 � �<br />

z<br />

� � �<br />

I<br />

� �<br />

z<br />

r ( z)<br />

� � � w<br />

� � � � ��<br />

0 � 1�<br />

ln 1 . (4.4)<br />

2 � � � � � � � � ��<br />

� � z Rf � I 0<br />

� � � � z Rf � ��<br />

Die für die Berechnung <strong>der</strong> Isophoten nach Gleichung (4.4) benötigte Rayleighlänge<br />

zRf lässt sich über den geometrischen Zusammenhang<br />

z<br />

Rf<br />

w(<br />

0)<br />

� (4.5)<br />

�<br />

bestimmen [4] und ist mit dem ebenfalls benötigten Strahlparameter w0 = df/2 <strong>in</strong><br />

Tabelle 4.2 dargestellt.<br />

<strong>Laser</strong> df<br />

[μm]<br />

f<br />

�f<br />

[°]<br />

zRf<br />

[mm]<br />

FL 50 5,7 0,25<br />

FL 75 3,8 0,56<br />

FL 100 2,9 1,00<br />

DSL 75 11,4 0,19<br />

DSL 100 11,4 0,25<br />

DSL 150 5,7 0,75<br />

DSL 200 5,7 1,00<br />

LSL 300 11,4 0,75<br />

LSL 450 7,4 1,69<br />

LSL 600 5,7 3,00<br />

Tabelle 4.2: Divergenzw<strong>in</strong>kel und Rayleighlänge <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls bei den verwendeten<br />

Fokussierbed<strong>in</strong>gungen.


54 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Der Verlauf <strong>der</strong> Isophoten wird für verschiedene feste Quotienten I/I0 berechnet und<br />

für <strong>der</strong>en Vergleich untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf die kle<strong>in</strong>ste Intensität I0 im Fokus (df = 600 μm)<br />

normiert, siehe Bild 4.6.<br />

r <strong>in</strong> mm<br />

r <strong>in</strong> mm<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

I/I 0 = 0,03 I/I 0 = 0,1<br />

I/I 0 = 0,3 I/I 0 = 0,5<br />

I/I 0 = 0,7 I/I 0 = 0,9<br />

w(z)<br />

d f = 50 μm<br />

Faserlaser<br />

0,0<br />

0 2 4<br />

z <strong>in</strong> mm<br />

6 8 10<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

d f = 100 μm<br />

Scheibenlaser<br />

0,0<br />

0 2 4<br />

z <strong>in</strong> mm<br />

6 8 10<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

d f = 100 μm<br />

Faserlaser<br />

0,0<br />

0 2 4 6<br />

z <strong>in</strong> mm<br />

8 10<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

d f = 200 μm<br />

Scheibenlaser<br />

0,0<br />

0 2 4 6<br />

z <strong>in</strong> mm<br />

8 10<br />

Bild 4.6: Berechneter Verlauf <strong>der</strong> Isophoten sowie <strong>des</strong> Strahlradius w(z) für verschiedene<br />

Fokussierbed<strong>in</strong>gungen mit normierter Intensität I0.<br />

In Gleichung (4.4) hat die Rayleighlänge e<strong>in</strong>en dom<strong>in</strong>anten E<strong>in</strong>fluss auf den Verlauf<br />

<strong>der</strong> Isophoten. Infolge<strong>des</strong>sen ist für e<strong>in</strong>en großen Divergenzw<strong>in</strong>kel �f <strong>des</strong> fokussierten<br />

<strong>Laser</strong>strahls (starke Fokussierung) die Ausbauchung stärker ausgeprägt (vgl. Bild 4.6).<br />

Demzufolge bestimmt <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel maßgeblich den Verlauf <strong>der</strong> Isophoten.<br />

Unter <strong>der</strong> Annahme, dass bei e<strong>in</strong>em Verhältnis von I/I0 = 0,3 die Intensität gerade ausreicht<br />

um den Werkstoff zu verdampfen und e<strong>in</strong>e Dampfkapillare auszubilden, lassen<br />

sich die Nahtformen für die verschiedenen Fokussierbed<strong>in</strong>gungen erklären. Für den<br />

größten Fokusdurchmesser von 600 μm verläuft die Verdampfungsisophote <strong>in</strong> Bild 4.7<br />

parallel zur Strahlpropagationsachse und beschreibt e<strong>in</strong>e u-förmige Naht. Ähnliche


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 55<br />

Verhältnisse ergeben sich für die Fokusdurchmesser 450 μm und 300 μm und s<strong>in</strong>d<br />

anhand <strong>der</strong> u-förmigen Nahtquerschnitte aus Bild 4.4 nachzuvollziehen.<br />

r <strong>in</strong> mm<br />

0,40<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

Faserlaser Scheibenlaser Stablaser<br />

50 μm<br />

100 μm<br />

100 μm<br />

200 μm<br />

600 μm<br />

I/I 0 = 0,3<br />

0,00<br />

0 2 4 6<br />

z <strong>in</strong> mm<br />

8 10<br />

Bild 4.7: Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Isophoten durch Variation <strong>der</strong> Fokussierbed<strong>in</strong>gungen bei konstantem<br />

Quotient I/I0 = 0,3.<br />

Für die mit dem Faser- bzw. Scheibenlaser abgebildeten Fokusdurchmesser zeigen<br />

sich untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichbare Verhältnisse. Bei jeweils konstantem Verhältnis<br />

I/I0 = 0,3 nimmt bei stärkerer Fokussierung (df = 50 μm @ FL bzw. df = 100 μm @<br />

DSL) <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel �f (vgl. Tabelle 4.2) und somit die Ausbauchung <strong>der</strong><br />

Isophoten, an <strong>der</strong> gerade Verdampfungstemperatur erreicht wird, zu. Damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

wird ihre Ausdehnung entlang <strong>der</strong> Strahlachse reduziert. Wie aus Bild 4.4 ersichtlich<br />

ist, ergibt sich für Stahl bei e<strong>in</strong>em Fokusdurchmesser von 100 μm (DSL) e<strong>in</strong><br />

tropfenförmiger Nahtquerschnitt. Dabei ist auffällig, dass sich die Nahtform dem Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls annähert. Dieses Verhalten ist auch bei<br />

df = 200 μm (DSL) zu beobachten. Aufgrund <strong>des</strong> im Vergleich zum Fokusdurchmesser<br />

100 μm halb so großen Divergenzw<strong>in</strong>kel ergibt sich e<strong>in</strong>e schlankere und zugleich tiefere<br />

Naht mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gfügigen Verbreiterung im Nahtgrund. Infolge <strong>der</strong> besseren<br />

Strahlqualität <strong>des</strong> Faserlasers kann <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel und somit die Ausbauchung<br />

<strong>der</strong> Verdampfungsisophote verr<strong>in</strong>gert werden. Dies führt zu e<strong>in</strong>er Naht mit sehr großem<br />

Aspektverhältnis bei dem Fokusdurchmesser df = 100 μm. Zusammenfassend<br />

lässt sich sagen, dass die Nahtausbildung bei Fokusdurchmessern df � 200 μm im Wesentlichen<br />

vom Divergenzw<strong>in</strong>kel bestimmt wird, da dieser den Verlauf <strong>der</strong> Isophoten<br />

maßgeblich bee<strong>in</strong>flusst.


56 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

4.1.2 Variation <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels<br />

Aus den Erkenntnissen im vorangegangenen Kapitel lässt sich ableiten, dass <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

e<strong>in</strong>e essentielle Rolle h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Nahtformung beim Schweißen<br />

mit Fokusdurchmessern df � 200 μm spielt. In diesem Kapitel wird untersucht, ob sich<br />

durch e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels bei konstantem Fokusdurchmesser<br />

e<strong>in</strong>e größere E<strong>in</strong>schweißtiefe erzielen lässt. Somit könnte die beschriebene Gültigkeitsgrenze<br />

überwunden und die Prozessgrenzen erweitert werden. Um diesen Effekt<br />

zu demonstrieren, wird <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel durch die Verän<strong>der</strong>ung vom Kerndurchmesser<br />

<strong>des</strong> LLK und vom Abbildungsverhältnis bei dem Fokusdurchmesser 100 μm<br />

nach Tabelle 4.3 variiert.<br />

<strong>Laser</strong> dk<br />

[μm]<br />

fk<br />

[mm]<br />

ff<br />

[mm]<br />

� �f<br />

[°]<br />

FL 50 150 300 1:0,5 2,9<br />

DSL 150 150 100 1:1,5 8,6<br />

DSL 200 200 100 1:2 11,4<br />

Tabelle 4.3: Realisierung <strong>des</strong> Fokusdurchmessers df = 100 μm mit verschiedenen Kerndurchmessern<br />

<strong>des</strong> LLK und Fokussierungen.<br />

Der E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei df = 100 μm ist für die<br />

Werkstoffe AlMgSi1 und DC04 deutlich <strong>in</strong> Bild 4.8 erkennbar. Dabei führt die Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>der</strong> Divergenz <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls zu e<strong>in</strong>er deutlichen Steigerung<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe. Edelstahl zeigt das gleiche Verhalten wie <strong>der</strong> Stahlwerkstoff<br />

DC04 (ohne Abbildung).<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

AlMgSi1<br />

Faserlaser Scheibenlaser<br />

�� �� f = 2,9° �� �� � f = 8,6°<br />

�� �� � f = 11,4°<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

DC04<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 4.8: E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei dem Fokusdurchmesser<br />

df = 100 μm bei PL = 3 kW.


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 57<br />

Der bedeutungsvolle E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels auf die Nahtform wird bei <strong>der</strong><br />

Betrachtung <strong>der</strong> dazugehörigen Nahtquerschliffe <strong>in</strong> Bild 4.9 erkennbar. Im Falle von<br />

Alum<strong>in</strong>ium geht die Schweißnahtform bei Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels zunächst<br />

von e<strong>in</strong>er u-Form <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Amphoren-Form über, die <strong>der</strong>art bei dem Fokusdurchmesser<br />

150 μm bzw. 200 μm vorhanden ist (vgl. Bild 4.5). Durch e<strong>in</strong>e weitere<br />

Reduktion <strong>der</strong> Divergenz <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls zeichnet sich e<strong>in</strong>e tiefe<br />

Schweißnaht mit parallelen Flanken ab. Beim Stahlwerkstoff DC04 nimmt <strong>in</strong>folge <strong>des</strong><br />

kle<strong>in</strong>eren Divergenzw<strong>in</strong>kels die Ausbauchung <strong>der</strong> Verdampfungsisophote ab, so dass<br />

<strong>der</strong> tropfenförmige Nahtquerschnitt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zunehmend tiefere und zugleich schlankere<br />

Naht übergeht. Auch hier erfolgt bei hoher Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>e Annäherung<br />

<strong>der</strong> Nahtform an den Divergenzw<strong>in</strong>kel.<br />

v = 5 m/m<strong>in</strong><br />

v = 10 m/m<strong>in</strong><br />

1 mm<br />

�� �� f = 2,9°<br />

AlMgSi1<br />

�� �� f = 8,6° �� �� f = 11,4°<br />

1 mm<br />

�� �� f = 2,9°<br />

DC04<br />

�� �� f = 8,6° �� �� f = 11,4°<br />

Bild 4.9: Vergleich <strong>der</strong> Schliffbil<strong>der</strong> von AlMgSi1 und DC04 bei verschiedenen Divergenzw<strong>in</strong>keln<br />

(df = 100 μm; PL = 3 kW).<br />

Der offensichtliche Zusammenhang zwischen zunehmen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe und abnehmen<strong>der</strong><br />

Nahtbreite <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Verkle<strong>in</strong>erung <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels resultiert nach<br />

Bild 4.10 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konstanten Nahtfläche. Ist bei konstanter Streckenenergie <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> alle<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>flussfaktor, umschließt die sich ergebende Verdampfungsisophote<br />

dasselbe aufzuschmelzende Materialvolumen. Da bei Stahlwerkstoffen die<br />

Begrenzung <strong>des</strong> Schmelzba<strong>des</strong> aufgrund <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Diffusionslänge mit <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

e<strong>in</strong>hergeht, hat <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel bei konstantem Fokusdurchmesser ke<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss auf das erzeugte Schmelzvolumen. Bei <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung ist trotz<br />

<strong>der</strong> vom Stahlwerkstoff abweichenden Nahtformen ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss vom Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

auf die Nahtquerschnittsfläche zu beobachten.


58 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Nahtfläche <strong>in</strong> mm²<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

AlMgSi1<br />

Faserlaser Scheibenlaser<br />

�� �� f = 2,9° �� �� � f = 8,6°<br />

�� �� � f = 11,4°<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

DC04<br />

0,0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 4.10: E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels auf die Nahtquerschnittsfläche bei dem Fokusdurchmesser<br />

df = 100 μm bei PL = 3 kW.<br />

Aus den vorangegangenen Erkenntnissen lässt sich das Potenzial e<strong>in</strong>er stärkeren Fokussierbarkeit<br />

zur Erweiterung <strong>der</strong> Prozessgrenzen bei kle<strong>in</strong>en Fokusdurchmessern<br />

ableiten. Für zwei repräsentative Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten zeigt Bild 4.11 die E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

als Funktion <strong>des</strong> <strong>in</strong>versen Fokusdurchmessers gemäß dem Skalierungsgesetzt<br />

nach Gleichung (4.1). In Übere<strong>in</strong>stimmung mit früheren Erkenntnissen [6] ergibt<br />

sich für Fokusdurchmesser df � 200 μm e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Verlauf mit <strong>der</strong> Skalierungsgröße.<br />

Der Fokusdurchmesser ist <strong>in</strong> diesem Bereich die bestimmende Größe. H<strong>in</strong>gegen wird<br />

für Fokusdurchmesser df � 150 μm <strong>der</strong> Zusammenhang unterbrochen, <strong>der</strong> letztlich zu<br />

e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe führt. Es hat sich gezeigt, dass <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle im Bezug auf die Intensitätsverteilung entlang <strong>der</strong><br />

Strahlpropagationsrichtung spielt. Die Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe kann demnach<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels aufgehoben werden.<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

v = 5 m/m<strong>in</strong><br />

1<br />

t ~<br />

d<br />

f<br />

2<br />

DSL @ �� � f = 8,6°<br />

DC04 AlMgSi1<br />

1<br />

Standardfokussierung FL FL @ @ �� � f �� �� ��<br />

DC04 AlMgSi1 DC04 AlMgSi1<br />

0<br />

0 3 6 9 12 15<br />

1/d f <strong>in</strong> 1/mm<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

v = 10 m/m<strong>in</strong><br />

Bild 4.11: Potenzial guter Fokussierbarkeit (PL = 3 kW).<br />

1<br />

t ~<br />

d<br />

f<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 600 μm<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 75 μm<br />

0<br />

0 3 6 9 12 15<br />

1/d f <strong>in</strong> 1/mm


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 59<br />

4.1.3 Variation <strong>der</strong> Fokuslage<br />

Die Rayleighlänge zRf spielt bei <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>materialbearbeitung e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle<br />

und ist nach Gleichung (4.5) mit dem Divergenzw<strong>in</strong>kel �f verknüpft. Sie beschreibt<br />

den Abstand von <strong>der</strong> Stahltaille, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Fokusdurchmesser nach Glei-<br />

chung (4.3) um Faktor 2 vergrößert und damit e<strong>in</strong>hergehend die Intensität um den<br />

Faktor 2 abnimmt. Wie aus Tabelle 4.2 ersichtlich wird, s<strong>in</strong>kt bei konstanter Strahlqualität<br />

die Rayleighlänge bei stärkerer Fokussierung. Dies bedeutet, dass bei starker<br />

Fokussierbarkeit sehr hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Handhabungstechnik gestellt werden.<br />

Jedoch kann mit besserer Fokussierbarkeit <strong>des</strong> Gesamtsystems die Divergenz <strong>des</strong><br />

fokussierten <strong>Laser</strong>strahls bei konstantem Fokusdurchmesser reduziert und damit die<br />

Rayleighlänge vergrößert werden. Nach [4] ist e<strong>in</strong>e große Rayleighlänge für den<br />

Schweißprozess sehr wichtig, da sich <strong>in</strong>nerhalb von zRf Bahnungenauigkeiten <strong>der</strong><br />

Handhabungstechnik <strong>in</strong> Strahlpropagationsrichtung nicht nachhaltig auf das Bearbeitungsergebnis<br />

auswirken. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stellt sich die Frage, welchen E<strong>in</strong>fluss<br />

die Fokussierbed<strong>in</strong>gungen auf das Bearbeitungsergebnis haben, wenn die Fokuslage<br />

<strong>in</strong> Strahlpropagationsrichtung verän<strong>der</strong>t wird. Es sei angemerkt, dass sich bei negativer<br />

Fokuslage die Strahltaille unterhalb <strong>der</strong> Werkstückoberfläche bef<strong>in</strong>det, bei positiver<br />

oberhalb davon.<br />

Bild 4.12 zeigt den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokuslage auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe für den Stahlwerkstoff<br />

DC04. Des Weiteren ist <strong>in</strong> Bild 4.12 die prozentuale Tiefenän<strong>der</strong>ung dargestellt,<br />

welche auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei <strong>der</strong> Fokuslage z = 0 mm bezogen wird. Für die Fokusdurchmesser<br />

75 μm und 100 μm, sowie 150 μm und 200 μm ergibt sich aufgrund<br />

<strong>der</strong> gleichen Fokussierbed<strong>in</strong>gungen (nahezu gleiche Rayleighlänge) e<strong>in</strong> identischer<br />

Kurvenverlauf, weshalb auf die jeweils kle<strong>in</strong>eren Fokusdurchmesser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung<br />

verzichtet wird.<br />

Bei dem Fokusdurchmesser df = 600 μm ergibt sich e<strong>in</strong> flacher Verlauf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

über den gesamten Bereich <strong>der</strong> variierten Fokuslage, wobei die E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

bei z = zRf = � 3 mm gegenüber <strong>der</strong> Fokusnulllage um 20% abnimmt.<br />

E<strong>in</strong>e fortlaufende Reduktion <strong>des</strong> Fokusdurchmessers spiegelt e<strong>in</strong> vergleichbares Verhalten<br />

zu Bild 4.1 wi<strong>der</strong>. Demnach wird beim Schweißen mit dem Scheibenlaser die<br />

größte E<strong>in</strong>schweißtiefe mit dem Fokusdurchmesser df = 200 μm erzielt, beim Faserlaser<br />

ist dies bei df = 100 μm <strong>der</strong> Fall. Für alle Fokusdurchmesser df � 300 μm ist auffällig,<br />

dass die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei e<strong>in</strong>er Fokuslage oberhalb <strong>des</strong> Werkstücks stark abfällt.<br />

Dagegen steigt die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei negativer Fokuslage zunächst um bis zu<br />

10% (DSL) bzw. 17% (FL) an, bevor diese dann ebenfalls abs<strong>in</strong>kt, Bild 4.12. Bei <strong>der</strong>


60 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Betrachtung <strong>der</strong> prozentualen Tiefenän<strong>der</strong>ung wird deutlich, dass das Schweißergebnis<br />

bei negativer Fokuslage (zwischen z = 0 mm und z = -1 mm) nicht nachhaltig bee<strong>in</strong>flusst<br />

wird, obwohl <strong>in</strong> den meisten Fällen die Rayleighlänge zRf � 1 mm ist. Infolge<br />

<strong>der</strong> stärkeren Fokussierbarkeit <strong>des</strong> Faserlasers lässt sich diese Grenze zu e<strong>in</strong>er deutlich<br />

größeren Defokussierung <strong>in</strong>s Negative verschieben. Dadurch wirken sich sowohl<br />

Schwankungen <strong>der</strong> Fokuslage durch Toleranzen <strong>der</strong> Handhabungstechnik, als auch<br />

Ungenauigkeiten bei <strong>der</strong> Spanntechnik nur bed<strong>in</strong>gt auf das Schweißergebnis aus. Falls<br />

mit <strong>der</strong>artigen Ungenauigkeiten zu rechnen ist, sollte demzufolge <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

gearbeitet werden.<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

DC04<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Tiefenän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> %<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

DC04<br />

Stablaser<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

20<br />

0<br />

Scheibenlaser<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

Faserlaser<br />

d f = 50 μm<br />

d f = 100 μm<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Bild 4.12: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokuslagenvariation bei DC04 auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe (l<strong>in</strong>ks)<br />

bzw. die Tiefenän<strong>der</strong>ung bzgl. t0 (rechts) bei PL = 3 kW und v = 5 m/m<strong>in</strong>.<br />

Für die Fokusdurchmesser mit gleichem Divergenzw<strong>in</strong>kel [df = 75 / 100 / 300 μm sowie<br />

df = 50 (FL) / 150 / 200 / 600 μm] zeigt sich e<strong>in</strong> sehr ähnlicher Verlauf <strong>der</strong> prozentualen<br />

Tiefenän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Bild 4.12. E<strong>in</strong>e Ausnahme hiervon stellt zum e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Fokusdurchmesser<br />

600 μm bei positiver Fokuslage dar. Aufgrund <strong>der</strong> großen Rayleighlänge<br />

von zRf = 3 mm nimmt die E<strong>in</strong>schweißtiefe weniger stark ab. Zum an<strong>der</strong>en kann<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> höheren Intensität im Fokus bei df = 50 μm (FL) die erhöhte E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

bei negativer Fokuslage länger aufrecht gehalten werden. Demnach bekommt bei<br />

<strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> Fokuslage <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls e<strong>in</strong>e<br />

große Bedeutung. Der Verlauf <strong>der</strong> Isophoten bestimmt maßgeblich die resultierende<br />

Nahtform und letztlich die E<strong>in</strong>schweißtiefe.<br />

In Bild 4.13 s<strong>in</strong>d zur Veranschaulichung für DC04 die sich ergebenden Nahtformen<br />

bei verschiedenen Fokuslagen <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Fokussierungen dargestellt. Durch<br />

e<strong>in</strong>e Verschiebung <strong>der</strong> Fokuslage <strong>in</strong> Strahlpropagationsrichtung än<strong>der</strong>t sich damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

die Lage <strong>der</strong> Isophoten bezüglich <strong>der</strong> Werkstückoberseite. Dadurch wird


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 61<br />

e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nahtform und letztlich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe bewirkt. Die Isophoten<br />

aus Bild 4.7 verlaufen punktsymmetrisch zum Ursprung und s<strong>in</strong>d bei festem Quotienten<br />

I/I0 = 0,3 exemplarisch <strong>in</strong> Bild 4.13 e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

d d f = 300 μm d d f = 200 μm d d f = 100 μm d df f f = = = 100 100 100 μm μm μm d f = 50 μm<br />

LSL DSL<br />

DSL<br />

FL<br />

FL<br />

d df f f = = = 600 600 600 μm μm μm<br />

LSL<br />

z = -1,5 mm z = -1,0 mm z = -0,5 mm z = 0,0 mm z = 0,5 mm z = 1,0 mm z = 1,5 mm<br />

1 mm<br />

Bild 4.13: Nahtformen von DC04 bei verschiedenen Fokusdurchmessern <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Fokuslage z (PL = 3 kW, v = 5 m/m<strong>in</strong>).<br />

Bei dem Fokusdurchmesser df = 600 μm ist bei <strong>der</strong> Verdampfungsisophote ke<strong>in</strong>e Ausbauchung<br />

vorhanden, weshalb sich die Nahtform <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Fokuslagenvariation sowohl<br />

<strong>in</strong> positiver, als auch <strong>in</strong> negativer Richtung nicht verän<strong>der</strong>t. Aufgrund <strong>des</strong> ger<strong>in</strong>-


62 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

geren Fokusdurchmessers wird bei gleichem Abbildungsverhältnis die sich ausbildende<br />

Schweißnaht bei df = 200 μm relativ schlank und tief. Angesichts <strong>der</strong> deutlich kle<strong>in</strong>eren<br />

Rayleighlänge weist die Verdampfungsisophote e<strong>in</strong>e leichte Ausbauchung auf,<br />

welche zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gfügigen Verbreiterung im Nahtgrund führt. Während sich die<br />

Nahtform bei negativer Fokuslage kaum verän<strong>der</strong>t, resultiert das über <strong>der</strong> Werkstückoberfläche<br />

liegende Intensitätsmaximum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutlichen Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe.<br />

Der Fokusdurchmesser 150 μm verhält sich analog zu df = 200 μm (ohne Abbildung).<br />

Dagegen wird durch die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Fokusdurchmesser auf 300 μm bzw.<br />

100 μm (df = 75 μm identisch zu df = 100 μm, ohne Abbildung), bei gleichzeitiger Zunahme<br />

<strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels (gleiches Abbildungsverhältnis), die Rayleighlänge stark<br />

reduziert. Bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v = 5 m/m<strong>in</strong> ergibt sich lediglich bei <strong>der</strong><br />

Fokuslage 0 mm bzw. -0,5 mm e<strong>in</strong>e relativ schlanke Naht. Wird mit positiver Fokuslage<br />

gearbeitet, verschiebt sich die Lage <strong>der</strong> maximalen Ausbauchung <strong>der</strong> Isophote <strong>in</strong><br />

Richtung <strong>der</strong> Werkstückoberfläche (siehe Isophoten bei z = 1,0 mm <strong>in</strong> Bild 4.13), was<br />

zu e<strong>in</strong>er Verbreiterung <strong>der</strong> Schweißnaht führt. Bei e<strong>in</strong>er negativen Fokuslage<br />

(z = -1 mm) verschiebt sich die obere Hälfte <strong>der</strong> Ausbauchung <strong>in</strong> das Werkstück, sodass<br />

sich die Schweißnaht an <strong>der</strong> Oberfläche verbreitert. Mit e<strong>in</strong>er weiteren Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> negativen Fokuslage (z = -1,5 mm) verschiebt sich die v-förmige Nahtverbreiterung<br />

weiter <strong>in</strong> das Werkstück h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs reicht die e<strong>in</strong>gekoppelte Energie<br />

nicht mehr aus, um das Werkstück im Bereich <strong>der</strong> unteren Ausbauchung aufzuschmelzen.<br />

Letztlich kann <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Verdampfungsisophote durch die stärkere Fokussierbarkeit<br />

<strong>des</strong> Faserlasers <strong>der</strong>art bee<strong>in</strong>flusst werden, dass die Ausbauchung vernachlässigbar<br />

kle<strong>in</strong> ist. Es zeichnen sich bei dem Fokusdurchmesser df = 100 μm sehr<br />

schlanke und zugleich tiefe Nähte aufgrund <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels von lediglich<br />

�f = 2,9° ab, vgl. Bild 4.13. Erst ab e<strong>in</strong>er negativen Fokuslage von<br />

-1,5 mm wird e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige oberflächennahe Verbreiterung <strong>der</strong> Schweißnaht erkennbar.<br />

Gleichermaßen führt e<strong>in</strong>e positive Fokuslagenverschiebung um 1,5 mm zu<br />

e<strong>in</strong>er sichtbaren Verbreiterung <strong>der</strong> gesamten Schweißnaht.<br />

Die Aussagen zur E<strong>in</strong>schweißtiefe für den Stahlwerkstoff DC04 s<strong>in</strong>d direkt auf die<br />

Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 <strong>in</strong> Bild 4.14 übertragbar. Allerd<strong>in</strong>gs wird <strong>der</strong> Kurvenverlauf<br />

durch das Erreichen <strong>der</strong> Schwelle und damit durch den Übergang zum Wärmeleitungsschweißen<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Auffällig ist, dass bei den betroffenen Fokusdurchmessern<br />

(df = 75 / 100 / 300 / 600 μm) die geme<strong>in</strong>same Schwelle bei <strong>der</strong> Fokuslage<br />

z = -2 mm bzw. z = 1,5 mm liegt. Der Grund hierfür ist die durch den Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

festgelegte Strahlpropagation. Dadurch wird <strong>der</strong> für den Tiefschweißprozess entscheidende<br />

Quotient aus <strong>Laser</strong>leistung und Strahldurchmesser, <strong>der</strong> so genannte Strahlparameterquotient<br />

[6], bee<strong>in</strong>flusst. Beim Unterschreiten <strong>der</strong> materialspezifischen


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 63<br />

Energieschwelle für den Tiefschweißprozess kommt dieser zum Erliegen und wird<br />

anhand <strong>des</strong> sprunghaften Übergangs zum Wärmeleitungsschweißen sichtbar [8].<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

6<br />

Stablaser Scheibenlaser Faserlaser<br />

d f = 300 μm d f = 100 μm d f = 50 μm<br />

5 d d f = 600 μm d f = 200 μm d f = 100 μm<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

AlMgSi1<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Tiefenän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> %<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

AlMgSi1<br />

WLS<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Bild 4.14: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokuslagenvariation bei AlMgSi1 auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe (l<strong>in</strong>ks)<br />

bzw. die Tiefenän<strong>der</strong>ung bzgl. t0 (rechts) bei PL = 3 kW und v = 5 m/m<strong>in</strong>.<br />

Die sich aufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen Fokussierbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Strahlpropagationsrichtung<br />

z ergebende Strahlkaustik w(z) ist <strong>in</strong> Bild 4.15 dargestellt. Im Fernfeld<br />

(z > 5�zRf) zeigen die Fokusdurchmesser df = 75 μm und df = 100 μm (beide DSL) e<strong>in</strong><br />

kongruentes Verhalten. Die Strahlausbreitung <strong>der</strong>jenigen Fokusdurchmesser, welche<br />

<strong>in</strong> Bild 4.14 durch den Übergang zum Wärmeleitungsschweißen bee<strong>in</strong>flusst werden,<br />

zeigen im Bereich von z � 1,75 mm e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Schnittpunkt.<br />

w(z) <strong>in</strong> mm<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

Faserlaser<br />

50 μm<br />

100 μm<br />

Scheibenlaser<br />

100 μm<br />

200 μm<br />

Stablaser<br />

300 μm<br />

600 μm<br />

0,0<br />

0,0 0,5 1,0 1,5<br />

z <strong>in</strong> mm<br />

2,0 2,5 3,0<br />

P L / d(z) <strong>in</strong> kW/mm<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

TS<br />

WLS Schwelle<br />

0<br />

0,0 0,5 1,0 1,5<br />

z <strong>in</strong> mm<br />

2,0 2,5 3,0<br />

Bild 4.15: Abhängigkeit <strong>des</strong> Strahlradius (l<strong>in</strong>ks) und <strong>des</strong> Strahlparameterquotienten<br />

(rechts) von <strong>der</strong> Fokuslage z. Die materialspezifische Schwelle von AlMgSi1<br />

liegt bei PL/d(z) � 4,3 kW/mm.


64 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Gleichzeitig nimmt mit zunehmen<strong>der</strong> Aufweitung <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahls w(z) = d(z)/2 <strong>in</strong><br />

<strong>des</strong>sen Propagationsrichtung z <strong>der</strong> Strahlparameterquotient (PL/d(z)) laut Bild 4.15 ab.<br />

Bei z � 1,75 mm unterschreiten die Kurven <strong>der</strong> betroffenen Fokusdurchmesser die materialspezifische<br />

Schwelle von <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung bei PL/d(z) � 4,3 kW/mm und<br />

<strong>der</strong> Tiefschweißprozess kommt zum Erliegen.<br />

4.1.4 Variation <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

E<strong>in</strong>e stetige Weiterentwicklung stark fokussieren<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>systeme führte bei gleich<br />

bleiben<strong>der</strong> Fokussierbarkeit zu e<strong>in</strong>er Leistungssteigerung auf PL = 6 kW. Die gewonnenen<br />

Erkenntnisse aus den vorangegangenen Untersuchungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> essentielle<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels auf die Nahtformung bei Fokusdurchmessern<br />

df �200 μm, lassen sich gleichermaßen auf die Resultate bei doppelter <strong>Laser</strong>leistung<br />

übertragen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wieweit sich die charakteristischen<br />

E<strong>in</strong>schweißgrößen, wie E<strong>in</strong>schweißtiefe und Nahtfläche, mit <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

skalieren lassen. Um e<strong>in</strong>e entsprechende Übersicht bei den dargestellten Ergebnissen<br />

zu wahren, werden die Skalierbarkeitsuntersuchungen auf drei repräsentative<br />

Fokusdurchmesser nach Tabelle 4.4 beschränkt.<br />

dk<br />

fk<br />

ff<br />

� df<br />

�f<br />

[μm] [mm] [mm]<br />

[μm] [°]<br />

200 200 200 1:1 200 5,7<br />

600 200 100 1:2 300 11,4<br />

600 200 200 1:1 600 5,7<br />

Tabelle 4.4: Übersicht über die verwendeten Fokusdurchmesser.<br />

Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf die resultierende E<strong>in</strong>schweißtiefe ist als Funktion<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 und den Edelstahl<br />

CrNi18-10 <strong>in</strong> Bild 4.16 dargestellt. Für alle Fokusdurchmesser zeigt sich <strong>in</strong>folge <strong>der</strong><br />

Leistungsverdopplung e<strong>in</strong>e deutliche Zunahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe. Unter <strong>der</strong> Voraussetzung,<br />

dass <strong>der</strong> Schweißprozess oberhalb <strong>des</strong> Übergangsbereichs stattf<strong>in</strong>det, skaliert<br />

die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit nicht proportional mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung (gestrichelte L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 4.16 für df = 200 μm bei CrNi18-10).<br />

Vielmehr lässt sich für das Erreichen e<strong>in</strong>er konstanten E<strong>in</strong>schweißtiefe durch die Verdopplung<br />

<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung e<strong>in</strong>e um den Faktor zwei höhere Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

erzielen. Dabei gilt es zu beachten, dass dieser Zusammenhang erst ab e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von v � 5 m/m<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Gültigkeit zeigt.


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 65<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

AlMgSi1<br />

Schwelle<br />

7<br />

P L = 3 kW P L = 6 kW CrNi18-10<br />

d f = 200 μm<br />

df = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

WLS<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 4.16: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

für die Werkstoffe AlMgSi1 und CrNi18-10.<br />

Die sich aufgrund e<strong>in</strong>er Leistungsverdopplung ergebenden Verhältnisse für die Nahtquerschnittsfläche<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 4.17 dargestellt. Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 4.1.1 gezeigt,<br />

hat <strong>der</strong> Fokusdurchmesser bei konstanter <strong>Laser</strong>leistung PL ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Nahtquerschnittsfläche. Vielmehr werden <strong>der</strong> Übergangsbereich Ü und die sich daran<br />

anschließende Schwelle zum Wärmeleitungsschweißen WLS aufgrund <strong>der</strong> Leistungserhöhung<br />

zu höheren Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten verschoben. F<strong>in</strong>det <strong>der</strong> Schweißprozess<br />

ausschließlich oberhalb <strong>des</strong> Übergangsbereichs statt, lässt sich bei konstanter<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit durch die Verdopplung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung die doppelte<br />

Querschnittsfläche aufschmelzen (gestrichelte L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 4.17 bei v = 8 m/m<strong>in</strong>).<br />

Nahtfläche <strong>in</strong> mm²<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

AlMgSi1<br />

P L = 3 kW P L = 6 kW<br />

d f = 200 μm<br />

df = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

Schwelle<br />

Ü<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

WLS<br />

2<br />

0<br />

Ü<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Ü<br />

CrNi18-10<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 4.17: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf die Nahtfläche als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

für die Werkstoffe AlMgSi1 und CrNi18-10.<br />

Diese für die Nahtquerschnittsfläche F gezeigt Proportionalität mit <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

PL lässt sich durch vere<strong>in</strong>fachende energetische Betrachtungen <strong>des</strong> Schweißprozesses


66 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

herleiten. Aus den Energiebetrachtungen <strong>in</strong> [4] lässt sich e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> gültiger Zusammenhang<br />

zwischen <strong>Laser</strong>leistung, Stoffwerten und erzielbaren Prozessdaten<br />

L<br />

�btv � f �Werkstoff , Pr ozss�<br />

P �<br />

P ~ �<br />

(4.6)<br />

angeben, wobei <strong>der</strong> Absorptionsgrad als stoff- und wellenlängenabhängiger Proportionalitätsfaktor<br />

e<strong>in</strong>geht. Unter Berücksichtigung, dass sich die Diffusionslänge �<br />

V<br />

� � 2 � � t , (4.7)<br />

wobei t die Wechselwirkungsdauer und � die Temperaturleitfähigkeit<br />

�<br />

th � � (4.8)<br />

� � cp<br />

s<strong>in</strong>d, senkrecht zur Verdampfungsisophote auswirkt, wird die Schweißnaht im untersuchten<br />

Vorschubbereich <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Leistungserhöhung gleichermaßen tiefer und<br />

breiter (ohne Abbildung). Steht beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen die Nahtbreite b und die<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe t näherungsweise für die Nahtfläche F, folgt aus Gleichung (4.6) unter<br />

Vernachlässigung von PV das hyperbolische Gesetz<br />

PL ~ btv bzw. PL ~ Fv . (4.9)<br />

Das bedeutet, dass die Querschnittsfläche F im Wesentlichen mit <strong>der</strong> Streckenenergie<br />

(PL/v) skaliert, welche das erzeugte Schmelzvolumen bestimmt.<br />

Wie e<strong>in</strong>gangs zu diesem Kapitel beschrieben, wird bei e<strong>in</strong>er Variation <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

die sich ausbildende Nahtform e<strong>in</strong>zig durch die Fokussierbed<strong>in</strong>gungen bestimmt.<br />

Während bei df � 300 μm <strong>der</strong> Fokusdurchmesser die bestimmende E<strong>in</strong>flussgröße für<br />

die Nahtausbildung ist, wird diese bei Fokusdurchmessern df � 200 μm im Wesentlichen<br />

vom Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls festgelegt. Bild 4.18 zeigt für<br />

die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 Schliffbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> untersuchten Fokusdurchmesser<br />

bei unterschiedlicher <strong>Laser</strong>leistung. Neben den auffällig ausgeprägten Nahtformen,<br />

wie sie <strong>in</strong> Kapitel 4.1.1 bereits ausführlich diskutiert werden, wird die Verschiebung<br />

<strong>des</strong> Übergangsbereichs zu größeren Fokusdurchmessern und/o<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

bei höherer <strong>Laser</strong>leistung sichtbar. Der Stahlwerkstoff DC04 und <strong>der</strong> Edelstahl<br />

CrNi18-10 zeigen e<strong>in</strong> gleichartiges Verhalten (ohne Abbildung).


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 67<br />

v = 5 m/m<strong>in</strong><br />

v = 10 m/m<strong>in</strong><br />

v v = = 14 14 m/m<strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

v = 18 m/m<strong>in</strong><br />

1 mm<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 3 kW<br />

Ü<br />

Ü<br />

d f = 300 μm<br />

P L = 3 kW<br />

Ü<br />

WLS<br />

WLS<br />

WLS<br />

d f = 600 μm<br />

P L = 3 kW<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 6 kW<br />

Ü Ü<br />

d f = 300 μm<br />

P L = 6 kW<br />

Ü<br />

Ü<br />

d f = 600 μm<br />

P L = 6 kW<br />

Bild 4.18: Nahtformen von AlMgSi1 bei verschiedenen Fokusdurchmessern <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung und <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (Ü: Übergangsbereich;<br />

WLS: Wärmeleitungsschweißen).<br />

Es hat sich gezeigt, dass die beschriebenen Zusammenhänge für die Nahtformung ihre<br />

Gültigkeit <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Leistungserhöhung nicht verlieren. Demnach gilt es zu klären,<br />

<strong>in</strong>wieweit sich bei e<strong>in</strong>er Variation <strong>der</strong> Fokuslage die aufgezeigten Prozessgrenzen <strong>in</strong><br />

Kapital 4.1.3 durch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung erweitern lassen. In Bild 4.19 ist<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei AlMgSi1 und CrNi18-10<br />

dargestellt. Für die drei Fokusdurchmesser zeigt sich für die untersuchten Parameterbereiche<br />

e<strong>in</strong> sehr analoger Kurvenverlauf. Dieser folgt den gleichen Gesetzmäßigkeiten<br />

aus Kapitel 4.1.3, die anhand <strong>der</strong> Fokussierbed<strong>in</strong>gungen abgeleitet werden können.<br />

Jedoch wird dieser bei Alum<strong>in</strong>ium wie<strong>der</strong>um durch das Erreichen <strong>der</strong> Schwelle bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Des Weiteren kann aufgrund <strong>der</strong> höheren <strong>Laser</strong>leistung die Intensität <strong>der</strong> nahtformbestimmenden<br />

Verdampfungsisophote für e<strong>in</strong>en stärkeren Energiee<strong>in</strong>trag im<br />

Nahtgrund genutzt werden. Deshalb verschiebt sich bei den Fokusdurchmessern


68 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

df � 200 μm die maximal erreichbare E<strong>in</strong>schweißtiefe zu e<strong>in</strong>er größeren negativen Fokuslage<br />

(siehe e<strong>in</strong>gezeichneter Pfeil <strong>in</strong> Bild 4.19).<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

WLS<br />

P L = 3 kW<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 600 μm<br />

AlMgSi1<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 600 μm<br />

CrNi18-10<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Bild 4.19: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe als Funktion <strong>der</strong> Fokuslage<br />

für die Werkstoffe AlMgSi1 und CrNi18-10(v = 5 m/m<strong>in</strong>).<br />

E<strong>in</strong>hergehend mit <strong>der</strong> Verschiebung <strong>der</strong> maximalen E<strong>in</strong>schweißtiefe, lassen sich die<br />

Prozessgrenzen durch die Leistungserhöhung erweitern. In Bild 4.20 ist die auf<br />

z = 0 mm bezogene prozentuale Tiefenän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Fokuslage dargestellt. Beide Werkstoffe zeigen unabhängig von <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

bei positiver Fokuslage e<strong>in</strong>en nahezu deckungsgleichen Abfall <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe für<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Fokusdurchmesser. Dagegen führt bei negativer Fokuslage die Leistungserhöhung<br />

neben e<strong>in</strong>er Verschiebung <strong>der</strong> maximalen E<strong>in</strong>schweißtiefe zu e<strong>in</strong>er<br />

deutlichen Aufweitung <strong>des</strong> prozesssicheren Schweißbereichs.<br />

Tiefenän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> %<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

140<br />

AlMgSi1 CrNi18-10<br />

120<br />

20<br />

WLS<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

P L = 3 kW P L = 6 kW<br />

20<br />

0<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 600 μm<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 600 μm<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Bild 4.20: Auf die Fokuslage z = 0 mm (= 100%) bezogene Tiefenän<strong>der</strong>ung als Funktion<br />

<strong>der</strong> Fokuslage bei den <strong>Laser</strong>leistungen PL = 3 kW bzw. 6 kW bei AlMgSi1 und<br />

CrNi18-10 (v = 5 m/m<strong>in</strong>).


4.1 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit 69<br />

Somit kann das Prozessfenster, <strong>in</strong> dem sich Toleranzen <strong>der</strong> Handhabungstechnik weniger<br />

stark auswirken und die E<strong>in</strong>schweißtiefe nicht maßgeblich reduziert wird, um<br />

e<strong>in</strong>en Faktor von ungefähr drei für den jeweiligen Fokusdurchmesser vergrößert werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wird, wie bereits <strong>in</strong> Bild 4.19 diskutiert, <strong>der</strong> Kurvenverlauf bei <strong>der</strong><br />

Alum<strong>in</strong>iumlegierung durch das Erreichen <strong>der</strong> Schwelle bee<strong>in</strong>flusst. Bei e<strong>in</strong>er Fokuslage<br />

von z > 2,5 mm reicht <strong>der</strong> Strahlparameterquotient bei PL = 6 kW für den Fokusdurchmesser<br />

df = 100 μm nicht mehr aus, um e<strong>in</strong>e Dampfkapillare auszubilden.<br />

Anlässlich <strong>der</strong> Leistungserhöhung um den Faktor zwei verdoppelt sich gemäß Gleichung<br />

(4.9) die aufgeschmolzene Nahtfläche für die beiden Werkstoffe AlMgSi1 und<br />

CrNi18-10 <strong>in</strong> Bild 4.21 im Bereich <strong>der</strong> Fokusnulllage (gestrichelte L<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Bild<br />

4.21). E<strong>in</strong> Abs<strong>in</strong>ken <strong>der</strong> Nahtfläche <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Fokuslagenvariation sowohl <strong>in</strong> positiver<br />

als auch negativer Richtung kennzeichnet den Übergangsbereich (Ü), welcher bei<br />

Edelstahl erst deutlich später erreicht wird. Somit zeigt sich, dass die Lage <strong>der</strong> Schwelle<br />

für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 und den Edelstahl CrNi18-10 <strong>in</strong> Bild 4.21 bei<br />

konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit mit dem Strahlparameterquotienten korreliert.<br />

Unter Berücksichtigung von Bild 4.15 liegt die Schwelle für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung<br />

AlMgSi1 bei PL/d(z) � 4,3 kW/mm. Edelstahl hat h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>en höheren Absorptionsgrad<br />

und e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Wärmeleitfähigkeit als die Alum<strong>in</strong>iumlegierung, weshalb<br />

die Schwelle bei e<strong>in</strong>em niedrigeren Strahlparameterquotienten (PL/d(z) � 1-2 kW/mm)<br />

liegt.<br />

Nahtfläche <strong>in</strong> mm²<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

AlMgSi1<br />

2<br />

WLS<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

CrNi18-10<br />

P L = 3 kW P L = 6 kW<br />

d f = 100 μm d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm d f = 200 μm<br />

d f = 600 μm d f = 600 μm<br />

Ü<br />

Ü<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Bild 4.21: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf die Nahtfläche als Funktion <strong>der</strong> Fokuslage für<br />

die Werkstoffe AlMgSi1 und CrNi18-10(v = 5 m/m<strong>in</strong>).


70 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

4.2 Wirkungsgrade beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

4.2.1 E<strong>in</strong>koppelgrad<br />

Der Absorptionsgrad A beziffert e<strong>in</strong>en Zahlenwert, <strong>der</strong> die Absorption bei e<strong>in</strong>maligem<br />

Auftreffen <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung auf e<strong>in</strong>e ebene Oberfläche beschreibt. Beim Wärmeleitungsschweißen<br />

(WLS) ist aufgrund <strong>der</strong> e<strong>in</strong>maligen Wechselwirkung zwischen <strong>Laser</strong>-<br />

strahl und Materie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad �A gleich dem Absorptionsgrad A.<br />

Beim Tiefschweißen (TS) trifft <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahl auf die durch die Dampfkapillare verformte<br />

Oberfläche. Die Dampfkapillare wird durch e<strong>in</strong>en vom <strong>Laser</strong>strahl produzierten<br />

Verdampfungsdruck offen gehalten, <strong>der</strong> im Gleichgewicht mit <strong>der</strong> Oberflächenspannung<br />

und dem hydrostatischen Druck steht. In ihr wird <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahl mehrfach reflektiert<br />

und bei jedem Auftreffen auf die Kapillarwand teilweise absorbiert. Demnach<br />

ergibt sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad als Summe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelabsorptionen [30].<br />

Nach [8, 30, 31] lässt sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dampfkapillare mit Hilfe <strong>der</strong> Beziehung<br />

2<br />

�d<br />

f � d f � �<br />

1�<br />

( 1�<br />

A)<br />

� � �<br />

2t<br />

�<br />

�<br />

2t<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

A A<br />

� � � �<br />

� � �<br />

�<br />

. (4.10)<br />

� d f � d f<br />

A�<br />

�<br />

�1�<br />

�<br />

2t<br />

�<br />

�<br />

� � 2t<br />

abschätzen. Diese Gleichung liegt <strong>der</strong> Berechnung von Hohlraumstrahlern zugrunde<br />

und beschreibt die Absorption <strong>in</strong>fraroter Strahlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hohlkörper [32]. Dabei<br />

wird die sphärische Oberfläche durch e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Dampfkapillare entsprechende kegelförmige<br />

Geometrie mit <strong>der</strong> Tiefe t und dem Öffnungsdurchmesser df ersetzt. Demzufolge<br />

wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad nach Gleichung (4.10) neben dem Absorptionsgrad <strong>des</strong><br />

Werkstoffes vor allem durch die Kapillarform [8, 30] und somit durch das Aspektverhältnis<br />

t<br />

AF � (4.11)<br />

d<br />

bestimmt. Mit steigendem Aspektverhältnis steigt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad zunächst stark an<br />

und nähert sich dann asymptotisch <strong>der</strong> vollständigen E<strong>in</strong>kopplung, siehe Bild 4.22. Es<br />

zeigt sich zudem, dass bei gleichem Aspektverhältnis bei Stahl aufgrund <strong>des</strong> im Ver-<br />

f


4.2 Wirkungsgrade beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen 71<br />

gleich zu Alum<strong>in</strong>ium höheren Absorptionsgrads e<strong>in</strong> höherer E<strong>in</strong>koppelgrad erzielt<br />

wird.<br />

E<strong>in</strong>koppelgrad <strong>in</strong> %<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Stahl<br />

Alum<strong>in</strong>ium<br />

0<br />

0 3 6 9 12 15<br />

Aspektverhältnis<br />

Bild 4.22: E<strong>in</strong>fluss vom Aspektverhältnis auf den für Nd:YAG-<strong>Laser</strong>strahlung berechneten<br />

E<strong>in</strong>koppelgrad (Stahl: A = 35%, Alum<strong>in</strong>ium: A = 15%).<br />

Um den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> prozessrelevanten Faktoren zu klären, ist <strong>in</strong> Bild 4.23 <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad<br />

bei konstantem Fokusdurchmesser df = 200 μm und gemessener E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

t nach Bild 4.16 mit Gleichung (4.10) berechnet. Da die E<strong>in</strong>schweißtiefe t<br />

mit steigen<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung PL zunimmt bzw. mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

v abnimmt, wird <strong>in</strong>folge<strong>des</strong>sen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad mit steigen<strong>der</strong> Streckenergie<br />

(PL/v) gesteigert (s. Pfeile).<br />

E<strong>in</strong>koppelgrad <strong>in</strong> %<br />

100<br />

100<br />

95<br />

95<br />

90<br />

90<br />

85<br />

85<br />

P L /v ��<br />

�<br />

80<br />

75<br />

70<br />

P L /v ��<br />

�<br />

AlMgSi1<br />

d f = 200 μm<br />

80<br />

75<br />

70<br />

CrNi18-10<br />

d f = 200 μm<br />

65<br />

60<br />

P L = 1 kW<br />

P L = 3 kW<br />

P P L = 6 kW<br />

65<br />

60<br />

P L = 1 kW<br />

P L = 3 kW<br />

P P L = 6 kW<br />

55<br />

55<br />

0 10 20 30 40 50 0 10 20 30 40 50<br />

Aspektverhältnis<br />

Aspektverhältnis<br />

Bild 4.23: E<strong>in</strong>fluss von <strong>Laser</strong>leistung und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v = 2 - 10 m/m<strong>in</strong>)<br />

auf den nach Gleichung (4.10) ermittelten E<strong>in</strong>koppelgrad als Funktion <strong>des</strong> Aspektverhältnisses<br />

bei gemessener E<strong>in</strong>schweißtiefe t und konstantem Fokusdurchmesser<br />

df = 200 μm.


72 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Der E<strong>in</strong>koppelgrad liegt für den Edelstahl CrNi18-10 aufgrund <strong>des</strong> höheren Absorptionsgrads<br />

im untersuchten Parameterbereich nahe <strong>der</strong> vollständigen E<strong>in</strong>kopplung. H<strong>in</strong>gegen<br />

kann bei <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 bereits e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Fluktuation von<br />

beispielsweise <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit im Leistungsbereich<br />

bis PL = 3 kW zu e<strong>in</strong>em starken Ansteigen/Abfallen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe führen.<br />

Damit e<strong>in</strong>hergehend verän<strong>der</strong>t sich das Aspektverhältnis und somit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad.<br />

Da das Aspektverhältnis nach Gleichung (4.11) ebenso vom Fokusdurchmesser bestimmt<br />

wird, kann mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Fokusdurchmesser (höhere Fokussierbarkeit)<br />

e<strong>in</strong> größerer E<strong>in</strong>koppelgrad erreicht werden, siehe Bild 4.24 (s. Pfeile). Während zudem<br />

bei df = 100 μm <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels auf die E<strong>in</strong>schweißtiefe nicht<br />

unberücksichtigt bleiben darf, führt <strong>der</strong> Fokusdurchmesser 600 μm <strong>in</strong> Bild 4.16 zu e<strong>in</strong>er<br />

deutlichen Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe und somit <strong>des</strong> E<strong>in</strong>koppelgrads.<br />

E<strong>in</strong>koppelgrad <strong>in</strong> %<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 600 μm<br />

d f ��<br />

�<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

d f = 100 μm<br />

AlMgSi1 d f = 600 μm<br />

CrNi18-10<br />

0<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 0 10 20 30 40 50 60<br />

Aspektverhältnis<br />

Aspektverhältnis<br />

Bild 4.24: E<strong>in</strong>fluss vom Fokusdurchmesser auf den nach Gleichung (4.10) ermittelten<br />

E<strong>in</strong>koppelgrad als Funktion <strong>des</strong> Aspektverhältnisses bei variieren<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

PL = 1 kW - 6 kW und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v = 2 - 10 m/m<strong>in</strong>.<br />

Anhand <strong>der</strong> gewonnen Erkenntnisse aus Bild 4.23 und Bild 4.24 lassen sich die <strong>in</strong> Kapitel<br />

4.1 e<strong>in</strong>geführten Prozessbereiche Wärmeleitungsschweißen (WLS), Übergangsbereich<br />

(Ü) und Tiefschweißen (TS) durch den E<strong>in</strong>koppelgrad näher beschreiben, siehe<br />

Bild 4.25. Wenn bei <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 die Prozesstemperatur gerade<br />

unterhalb <strong>der</strong> Verdampfungsgrenze liegt, beträgt <strong>der</strong> Absorptionsgrad nach [30] beim<br />

Wärmeleitungsschweißen etwa 15%. Mit dem Überschreiten <strong>der</strong> werkstoffspezifischen<br />

Schwelle f<strong>in</strong>det nach Bild 4.14 e<strong>in</strong> sprunghafter Anstieg <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe auf etwa<br />

t = 1,5 mm statt, was zu e<strong>in</strong>em Aspektverhältnisses von AF � 2,5 führt. Dabei steigt<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad von 15% auf etwa 55% an. Insbeson<strong>der</strong>e bei großen Fokusdurchmessern<br />

reicht <strong>der</strong> Strahlparameterquotient nicht aus, um die maximale Nahtfläche<br />

nach Bild 4.3 aufzuschmelzen. Der <strong>in</strong> diesem Bereich noch vergleichsweise stark zu-<br />

d f ��<br />


4.2 Wirkungsgrade beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen 73<br />

nehmende E<strong>in</strong>koppelgrad kennzeichnet demnach bis zu e<strong>in</strong>em Aspektverhältnis von<br />

AF = 8 den Übergangsbereich. So wächst <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad zunächst auf ungefähr<br />

80% an und geht dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en vergleichsweise waagrechten Verlauf über, <strong>der</strong> Tiefschweißbereich.<br />

Da sich im Übergangsbereich bereits e<strong>in</strong>e Dampfkapillare ausgebildet<br />

hat, ist dieser Bereich per Def<strong>in</strong>ition Teil <strong>des</strong> Tiefschweißens.<br />

Im Vergleich dazu beträgt bei e<strong>in</strong>em Aspektverhältnis von AF = 0,5 (Wärmeleitungsschweißen)<br />

<strong>der</strong> Absorptionsgrad bei Stahl nach [30] etwa 35%. Aufgrund <strong>des</strong> höheren<br />

Absorptionsgrads und <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren Wärmeleitfähigkeit ist die Schwelle weitaus weniger<br />

stark ausgeprägt. Demnach ergibt sich nach dem Überschreiten <strong>der</strong> Schwelle e<strong>in</strong><br />

stetiger Übergang vom Wärmeleitungs- zum Tiefschweißen. Im Übergangsbereich<br />

steigt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad bis AF = 3 von 35% auf etwa 85% erheblich an. Jedoch reichen<br />

aufgrund <strong>des</strong> im Vergleich zum Alum<strong>in</strong>ium größeren Absorptionsgra<strong>des</strong> weniger<br />

kapillar<strong>in</strong>terne Reflexionen aus, um den Übergangsbereich sicher zu überschreiten.<br />

E<strong>in</strong>koppelgrad <strong>in</strong> %<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Schwelle<br />

TS<br />

Ü<br />

Sprung<br />

WLS<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Schwelle<br />

WLS TS<br />

Ü<br />

AlMgSi1<br />

CrNi18-10<br />

0<br />

0<br />

0 3 6 9 12 15 0 3 6 9 12 15<br />

Aspektverhältnis<br />

Aspektverhältnis<br />

Bild 4.25: Berechneter E<strong>in</strong>koppelgrad als Funktion <strong>des</strong> Aspektverhältnisses für AlMgSi1<br />

und CrNi18-10 (WLS: Wärmeleitungsschweißen, Ü: Übergangsbereich, TS:<br />

Tiefschweißen). Die Schwelle kennzeichnet den werkstoffspezifischen Wechsel<br />

vom Wärmeleitungsschweißen WLS zum Tiefschweißen TS; siehe auch<br />

Bild 4.1.<br />

4.2.2 Thermischer Wirkungsgrad<br />

Der thermische Wirkungsgrad �th beschreibt, <strong>in</strong> welchem Umfang die vom Werkstück<br />

absorbierte <strong>Laser</strong>leistung nutzbr<strong>in</strong>gend zur Erzeugung <strong>der</strong> Schweißnaht umgesetzt<br />

wird. Die allgeme<strong>in</strong>e Formulierung für den thermischen Wirkungsgrad lautet [30]<br />

Nutzleistung<br />

Nutzvolumen<br />

� spezifischer<br />

Wärmebedarf<br />

� th �<br />

�<br />

. (4.12)<br />

absorbierte<br />

<strong>Laser</strong>leistung<br />

absorbierte<br />

Energie


74 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Das Nutzvolumen entspricht dem aufgeschmolzenen Volumen <strong>der</strong> Schweißnaht. Demzufolge<br />

ergibt sich <strong>der</strong> thermische Wirkungsgrad unter Berücksichtigung, dass <strong>der</strong><br />

spezifische Wärmebedarf HP die werkstoffabhängigen Kenngrößen enthält, zu<br />

F � v � H<br />

P<br />

� th � . (4.13)<br />

� A � PL<br />

In [33] wird das Tiefschweißen mit e<strong>in</strong>em L<strong>in</strong>ienmodell beschrieben. Dabei wird von<br />

e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ienförmigen Wärmequelle ausgegangen, wobei die zugeführte Wärme ausschließlich<br />

senkrecht zur Quelle abgeleitet wird (2D-Modell). Während dies bei<br />

Durchschweißungen sicher gerechtfertigt ist, hat es sich bei E<strong>in</strong>schweißungen mit großem<br />

Aspektverhältnis als brauchbare Näherung erwiesen [30]. Um den thermischen<br />

Wirkungsgrad letztlich werkstoffunabhängig darstellen zu können, ist für das <strong>Laser</strong>schweißen<br />

<strong>in</strong> [33] e<strong>in</strong>e normierte Darstellung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit beschrieben<br />

v � b<br />

Y � , (4.14)<br />

D<br />

welche üblicherweise die Péclet-Zahl Pe mit DP als Temperaturleitfähigkeit wie<strong>der</strong>gibt<br />

Der darauf basierende thermische Wirkungsgrad ist <strong>in</strong> [30] berechnet und <strong>in</strong> Bild 4.26<br />

dargestellt. Wie daraus ersichtlich ist, überwiegen bei kle<strong>in</strong>en Péclet-Zahlen die thermischen<br />

Verluste und haben e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Wirkungsgrad zur Folge. Durch e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Péclet-Zahl steigt <strong>der</strong> thermische Wirkungsgrad zunächst stark an und nähert<br />

sich schließlich bei Pe > 12 asymptotisch dem Wert von 48% an [30].<br />

thermischer Wirkungsgrad <strong>in</strong> %<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

P<br />

10<br />

0 2 4 6<br />

Péclet-Zahl<br />

8 10 12<br />

Bild 4.26: Nach [30, 33] berechneter thermischer Wirkungsgrad als Funktion <strong>der</strong> Péclet-<br />

Zahl Pe (= normierte Geschw<strong>in</strong>digkeit Y).


4.2 Wirkungsgrade beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen 75<br />

Der <strong>in</strong> Bild 4.26 dargestellte thermische Wirkungsgrad nach [33] ist als theoretische<br />

Obergrenze zu betrachten, da zusätzlich mögliche Verlustmechanismen <strong>in</strong> dem Modelle<br />

ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung f<strong>in</strong>den: Wärmestrahlung, Wärmeleitung <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong><br />

Strahlachse, ausströmen<strong>der</strong> Metalldampf sowie konvektiver Wärmetransport im<br />

Schmelzbad.<br />

Basierend auf den Zusammenhängen <strong>in</strong> [30, 33] ergibt sich <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 4.27 gezeigte<br />

thermische Wirkungsgrad für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 und den Edelstahl<br />

CrNi18-10. Nach Gleichung (4.14) führt e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zum e<strong>in</strong>en direkt zu e<strong>in</strong>er größeren Péclet-Zahl. Zum an<strong>der</strong>en wird die Nahtbreite nach<br />

dem hyperbolischen Zusammenhang <strong>in</strong> Gleichung (4.9) reduziert. Da sich die Nahtbreitenän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Regime bewegt, ist letztlich e<strong>in</strong> Ansteigen <strong>der</strong><br />

Péclet-Zahl zu beobachten (ohne Abbildung). Demnach werden die thermischen Verluste<br />

ger<strong>in</strong>ger und <strong>der</strong> thermische Wirkungsgrad nimmt zu (siehe Pfeile <strong>in</strong> Bild 4.27).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus bee<strong>in</strong>flusst die <strong>Laser</strong>leistung zunächst die Nahtbreite und damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

die Péclet-Zahl. Somit wird <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Leistungserhöhung <strong>der</strong> thermische<br />

Wirkungsgrad ebenfalls gesteigert. Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung zeigt<br />

sich, dass e<strong>in</strong>e Variation <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit im unteren Leistungsbereich<br />

bis PL � 3 kW e<strong>in</strong>en weitaus erheblicheren E<strong>in</strong>fluss hat, als dies bei hohen Leistungen<br />

<strong>der</strong> Fall ist. Aufgrund <strong>der</strong> im Vergleich zu AlMgSi1 um ungefähr e<strong>in</strong>e Größenordnung<br />

ger<strong>in</strong>gere mittlere Temperaturleitfähigkeit DP werden beim Edelstahl Péclet-Zahlen<br />

zwischen 10 und 40 erreicht. In diesem Bereich hat sich <strong>der</strong> thermische Wirkungsgrad<br />

asymptotisch dem Wert von 48% angenähert [30]. E<strong>in</strong>e Überlagerung <strong>der</strong> beiden Diagrammen<br />

aus Bild 4.27 zeigt, dass die Péclet-Zahl e<strong>in</strong>e gute Vergleichgröße selbst bei<br />

unterschiedlichen Werkstoffen ist und den Verlauf aus Bild 4.26 bestätigt.<br />

thermischer Wirkungsgrad <strong>in</strong> %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

�� th = 48% 50 �� th = 48%<br />

v ��<br />

30<br />

P L ��<br />

AlMgSi1<br />

20<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 1 kW<br />

10<br />

0<br />

P L = 3 kW<br />

P L = 6 kW<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Péclet-Zahl<br />

60<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

P L ��<br />

v ��<br />

CrNi18-10<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 1 kW<br />

P L = 3 kW<br />

P L = 6 kW<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Péclet-Zahl<br />

Bild 4.27: E<strong>in</strong>fluss von <strong>Laser</strong>leistung und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v = 2 - 10 m/m<strong>in</strong>) auf<br />

den thermischen Wirkungsgrad als Funktion <strong>der</strong> Péclet-Zahl bei df = 200 μm.


76 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Die Nahtbreite und somit die Péclet-Zahl werden <strong>des</strong> Weiteren vom verwendeten Fokusdurchmesser<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Werden für beide Werkstoffe bei dem Fokusdurchmesser<br />

100 μm noch vergleichbare Nahtbreiten zu df = 200 μm erzielt, so nehmen diese bei<br />

dem Fokusdurchmesser 600 μm zu (ohne Abbildung). Beim Edelstahl haben aufgrund<br />

<strong>der</strong> ohneh<strong>in</strong> hohen Péclet-Zahlen die Fokusdurchmesser ke<strong>in</strong>en wesentlichen E<strong>in</strong>fluss<br />

auf den thermischen Wirkungsgrad (asymptotische Annäherung an �th = 48%). Dagegen<br />

nimmt bei <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung die Péclet-Zahl bei df = 600 μm aufgrund <strong>der</strong><br />

größeren Nahtbreite b nach Gleichung (4.14) <strong>der</strong>art zu, dass sich bei PL � 5 kW <strong>der</strong><br />

thermische Wirkungsgrad dem Wert von 48% asymptotisch annähert (ohne Abbildung).<br />

4.2.3 Prozesswirkungsgrad<br />

Der Prozesswirkungsgrad �Pr ergibt sich als Produkt aus E<strong>in</strong>koppelgrad �A und ther-<br />

mischen Wirkungsgrad �th<br />

und mit Gleichung (4.13) zu<br />

� �<br />

Pr � � A �th<br />

(4.15)<br />

F � v � H<br />

P<br />

� Pr � . (4.16)<br />

PL<br />

Unter Berücksichtigung von Bild 4.22 und Bild 4.26 wird deutlich, dass selbst unter<br />

den günstigsten E<strong>in</strong>koppelbed<strong>in</strong>gungen aufgrund von unvermeidbaren Wärmeleitungsverlusten<br />

e<strong>in</strong> Prozesswirkungsgrad von 50% nicht überschritten werden kann.<br />

Aus dem Zusammenhang <strong>in</strong> Gleichung (4.16) ist die Proportionalität zwischen Prozesswirkungsgrad<br />

�Pr und spezifischem Schmelzbadvolumen Vspez zu erkennen. Das<br />

spezifische Schmelzvolumen vermittelt den E<strong>in</strong>druck davon, wie die bereitgestellte<br />

Energie zum Aufschmelzen <strong>des</strong> Werkstoffes umgesetzt wird<br />

V<br />

spez.<br />

F � v<br />

� ~ � Pr . (4.17)<br />

P<br />

Der als Streckenergie bezeichnete Ausdruck PL/v wird für den Prozess <strong>des</strong> Aufschmelzens<br />

als charakteristische Größe verwendet. Deren E<strong>in</strong>fluss auf die Nahtquerschnittsfläche<br />

F ist <strong>in</strong> Bild 4.28 für die Werkstoffe AlMgSi1 und CrNi18-10 bei konstanten<br />

Leistungswerten und variieren<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit gezeigt. Bei <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung<br />

ist für die <strong>Laser</strong>leistung PL = 1 kW e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Neigung <strong>der</strong> Aus-<br />

L


4.2 Wirkungsgrade beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen 77<br />

gleichsgeraden zu erkennen. Diese kann mit e<strong>in</strong>er Leistungserhöhung auf PL = 3 kW<br />

gesteigert werden, erreicht aber dennoch nicht den maximal möglichen Wert von<br />

120 mm³/kJ. E<strong>in</strong>e sukzessive Erhöhung <strong>der</strong> Leistung PL > 3 kW ermöglicht letztlich<br />

das Erreichen <strong>des</strong> maximalen spezifischen Schmelzvolumens (gestrichelte L<strong>in</strong>ie). Für<br />

den Edelstahl s<strong>in</strong>d aufgrund <strong>des</strong> im Vergleich zur Alum<strong>in</strong>iumlegierung größeren Absorptionsgrads<br />

und <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Temperaturleitfähigkeit die auftretenden Effekte weniger<br />

zu erkennen.<br />

Nahtfläche <strong>in</strong> mm²<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

P L = 1 kW P L = 4 kW<br />

P L = 2 kW P L = 5 kW<br />

P L = 3 kW P L = 6 kW<br />

F ��<br />

v<br />

��<br />

120 mm ³ / kJ<br />

P<br />

L<br />

5<br />

AlMgSi1<br />

d f = 200 μm<br />

0<br />

0,00 0,05 0,10<br />

P L /v <strong>in</strong> kJ/mm<br />

0,15 0,20<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

P L = 1 kW P L = 4 kW<br />

P L = 2 kW P L = 5 kW<br />

P L = 3 kW P L = 6 kW<br />

F ��<br />

v<br />

��<br />

45 mm ³ / kJ<br />

P<br />

L<br />

CrNi18-10<br />

d f = 200 μm<br />

0<br />

0,00 0,05 0,10<br />

P L /v <strong>in</strong> kJ/mm<br />

0,15 0,20<br />

Bild 4.28: Nahtfläche als Funktion <strong>der</strong> Streckenergie (PL = konst) bei dem Fokusdurchmesser<br />

df = 200 μm für AlMgSi1 und CrNi18-10. Das spezifische Schmelzvolumen<br />

ist durch die Neigung <strong>der</strong> Gerade gegeben.<br />

Die Neigung <strong>der</strong> Gerade <strong>in</strong> Bild 4.28 entspricht demzufolge dem spezifischen<br />

Schmelzvolumen, vgl. Gleichung (4.17). Dabei gilt, je größer die Neigung <strong>der</strong> Gerade<br />

ist, <strong>des</strong>to höher ist das aufgeschmolzene spezifische Schmelzvolumen und damit <strong>der</strong><br />

Prozesswirkungsgrad. Mit Hilfe <strong>der</strong> gewonnen Erkenntnisse über den E<strong>in</strong>fluss von<br />

<strong>Laser</strong>leistung und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit auf den E<strong>in</strong>koppelgrad (Kapitel 4.2.1)<br />

und den thermischen Wirkungsrad (Kapitel 4.2.2) lässt sich e<strong>in</strong> davon abweichen<strong>der</strong><br />

Verlauf am Beispiel <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung erklären.<br />

Es lässt sich festhalten, dass mit steigen<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad und damit<br />

das spezifische Schmelzvolumen gesteigert werden kann (siehe Bild 4.23). Dennoch<br />

ist bei <strong>Laser</strong>leistungen PL > 3 kW mit zunehmen<strong>der</strong> Streckenergie (gleichzusetzen mit<br />

e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit) e<strong>in</strong> Abspalten <strong>der</strong> Gerade vom geme<strong>in</strong>samen<br />

Verlauf zu erkennen, vgl. Bild 4.28. Dieser Effekt prägt sich bei ger<strong>in</strong>gen <strong>Laser</strong>leistungen<br />

PL � 3 kW vermehrt aus. In diesem Leistungsbereich hat e<strong>in</strong>e Variation<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>en essentiellen E<strong>in</strong>fluss auf den thermischen Wirkungsgrad<br />

(vgl. Bild 4.27). Demnach s<strong>in</strong>d im untersuchten Vorschubbereich<br />

(v = 2 - 10 m/m<strong>in</strong>) die thermischen Verluste so groß, dass bei ebenfalls mäßigen E<strong>in</strong>-


78 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

koppelbed<strong>in</strong>gungen (vgl. Bild 4.23) ke<strong>in</strong> großes spezifisches Schmelzvolumen aufgeschmolzen<br />

werden kann. Mit zunehmen<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung verschieben sich die thermischen<br />

Verluste zu ger<strong>in</strong>geren Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeitswerten. Während die von<br />

Wärmeleitungsverlusten geprägte Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bei PL = 4 kW noch<br />

v � 6 m/m<strong>in</strong> beträgt, ist diese bei PL = 6 kW unter 3 m/m<strong>in</strong> gesunken.<br />

In Bild 4.29 ist das spezifische Schmelzvolumen für die beiden Werkstoffe als Funktion<br />

<strong>des</strong> Aspektverhältnisses analog zu Bild 4.23 dargestellt. Wie bereits <strong>in</strong> Bild 4.28<br />

gezeigt, ist <strong>der</strong> Kurvenverlauf beson<strong>der</strong>s bei ger<strong>in</strong>gen Leistungen deutlich von <strong>der</strong><br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit geprägt. Bei konstanter <strong>Laser</strong>leistung nimmt mit steigendem<br />

Vorschub das Aspektverhältnis und damit e<strong>in</strong>hergehend <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad ab. Jedoch<br />

s<strong>in</strong>d die thermischen Verluste <strong>in</strong> diesem Vorschubbereich verhältnismäßig ger<strong>in</strong>g und<br />

e<strong>in</strong> Ansteigen <strong>des</strong> spezifischen Schmelzvolumens ist die Folge. Im Leistungsbereich<br />

PL > 3 kW spielen Leistungs- bzw. Geschw<strong>in</strong>digkeitsschwankung dagegen nur noch<br />

e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle und das spezifische Schmelzvolumen verläuft nahezu konstant.<br />

Demnach ist durch e<strong>in</strong>e fortwährende Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung ke<strong>in</strong>e Steigerung<br />

<strong>des</strong> Prozesswirkungsgrads zu erreichen, da das spezifische Schmelzvolumen proportional<br />

zum Verhältnis aus Nahtfläche und <strong>Laser</strong>leistung ist. Nach Bild 4.17 hat<br />

oberhalb <strong>des</strong> Übergangsbereichs Ü e<strong>in</strong>e Verdopplung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung PL die doppelte<br />

Nahtquerschnittsfläche F zur Folge, welche sich <strong>in</strong> Gleichung (4.17) egalisieren.<br />

spez. Schmelzvolumen <strong>in</strong> mm³/kJ<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

v ��<br />

�<br />

P L ��<br />

�<br />

AlMgSi1<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 1 kW<br />

P L = 3 kW<br />

0<br />

P L = 6 kW<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Aspektverhältnis<br />

60<br />

50<br />

40<br />

P L ��<br />

�<br />

30<br />

v ��<br />

�<br />

20<br />

CrNi18-10<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 1 kW<br />

10<br />

P L = 3 kW<br />

0<br />

P L = 6 kW<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Aspektverhältnis<br />

Bild 4.29: Spezifisches Schmelzvolumen als Funktion <strong>des</strong> Aspektverhältnisses bei dem<br />

Fokusdurchmesser df = 200 μm für AlMgSi1 und CrNi18-10.<br />

In Bild 4.30 ist das spezifische Schmelzvolumen für CrNi18-10 <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit und Aspektverhältnis für Strahlquellen unterschiedlicher<br />

Fokussierbarkeit (Tabelle 4.1) dargestellt. Für den Fokusdurchmesser 600 μm (Stablaser)<br />

ist bei <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit 10 m/m<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Knick im Verlauf <strong>des</strong> spezifi-


4.2 Wirkungsgrade beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen 79<br />

schen Schmelzvolumens erkennbar. Mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

nimmt das spezifische Schmelzvolumen ab und kennzeichnet den bereits <strong>in</strong> Kapitel<br />

4.1.1 diskutierten Übergangsbereich. Das deutliche Abknicken <strong>des</strong> Kurvenverlaufs ist<br />

ebenfalls zu erkennen, wenn das spezifische Schmelzvolumen als Funktion <strong>des</strong> Aspektverhältnisses<br />

aufgetragen ist. Der Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Übergangsbereichs ist mit dem Unterschreiten<br />

<strong>des</strong> Aspektverhältnisses von AF = 3 verbunden. Bereits <strong>in</strong> Bild 4.25 ist zu<br />

erkennen, dass mit AF < 3 <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad stark abnimmt, was sich direkt auf das<br />

spezifische Schmelzvolumen überträgt. Mit <strong>der</strong> Reduktion <strong>des</strong> Fokusdurchmessers auf<br />

df = 450 μm (Stablaser) wird <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Übergangsbereich aufgrund <strong>des</strong> größeren<br />

Strahlparameterquotienten zu e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von 16 m/m<strong>in</strong> verschoben.<br />

Durch e<strong>in</strong>e weitere Reduktion <strong>des</strong> Fokusdurchmessers nimmt die E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

nach Bild 4.1 zu und damit e<strong>in</strong>hergehend nach Gleichung (4.11) das Aspektverhältnis.<br />

In diesem Fokusdurchmesserbereich df �300 μm ist das aufgeschmolzene Nahtvolumen<br />

bei fester Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit konstant, weshalb ab e<strong>in</strong>em Aspektverhältnis<br />

AF > 3 das spezifische Schmelzvolumen nahezu waagrecht bei e<strong>in</strong>em Wert von<br />

45 mm³/kJ verläuft. Bei konstantem Fokusdurchmesser ergibt sich bei e<strong>in</strong>em Vorschub<br />

von v = 3 m/m<strong>in</strong> das jeweils größte Aspektverhältnis, das mit steigen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

abnimmt. Für den Fokusdurchmesser df = 50 μm (FL) beträgt das größte<br />

Aspektverhältnis AF = 85.<br />

Der Stahlwerkstoff DC04 (ohne Abbildung) verhält sich analog zum Edelstahl<br />

CrNi18-10. Aufgrund <strong>der</strong> etwas höheren Wärmeleitfähigkeit <strong>des</strong> Stahlwerkstoffes beg<strong>in</strong>nt<br />

<strong>der</strong> Übergangsbereich jeweils bei e<strong>in</strong>er etwas ger<strong>in</strong>geren Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

spez. Schmelzvolumen <strong>in</strong> mm³/kJ<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Ü<br />

20 Faserlaser Scheibenlaser Stablaser<br />

10<br />

0<br />

d f = 50 μm<br />

d f = 75 μm<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 75 μm<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 150 μm<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 450 μm<br />

d f = 600 μm<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Ü<br />

TS<br />

CrNi18-10<br />

0<br />

0 1 10 100<br />

Aspektverhältnis<br />

Bild 4.30: Spezifisches Schmelzvolumen von CrNi18-10 als Funktion von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und Aspektverhältnis für Strahlquellen unterschiedlicher Fokussierbarkeit<br />

bei PL = 3 kW (Ü: Übergangsbereich, TS: Tiefschweißen).


80 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

Bei <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung <strong>in</strong> Bild 4.31 gelten im Wesentlichen dieselben Zusammenhänge<br />

zwischen dem spezifischen Schmelzvolumen und <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

bzw. dem Aspektverhältnis. Allerd<strong>in</strong>gs führen die unterschiedlichen Werkstoffeigenschaften<br />

zu an<strong>der</strong>en Aspektverhältnissen, die die Bereiche vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgrenzen.<br />

Für die Fokusdurchmesser df � 200 μm verläuft das spezifische Schmelzvolumen<br />

konstant bei e<strong>in</strong>em Wert von 120 mm³/kJ. Der Übergangsbereich beg<strong>in</strong>nt bei<br />

dem Fokusdurchmesser 300 μm (Stablaser) bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von<br />

12 m/m<strong>in</strong>, für df = 450 μm (Stablaser) bereits bei v = 3 m/m<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> l<strong>in</strong>senförmiger<br />

Nahtquerschnitt wird bei dem Fokusdurchmesser 450 μm noch nicht erreicht (ohne<br />

Abbildung), sodass sich <strong>der</strong> Übergangsbereich bis v = 20 m/m<strong>in</strong> erstreckt. Demzufolge<br />

beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Übergangsbereich mit dem Unterschreiten e<strong>in</strong>es Aspektverhältnisses von<br />

AF = 8 (vgl. Bild 4.25). Für den Fokusdurchmesser 600 μm (Stablaser) ist bei <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

v = 10 m/m<strong>in</strong> e<strong>in</strong> weiterer Knick im Verlauf <strong>des</strong> spez.<br />

Schmelzvolumens vorhanden, mit weiter steigendem Vorschub ergibt sich e<strong>in</strong> waagrechter<br />

Verlauf. Dieser Knick kennzeichnet die Schwelle, ab welcher mit steigen<strong>der</strong><br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Bereich <strong>des</strong> Wärmeleitungsschweißens erreicht ist. In<br />

diesem Bereich ist das Aspektverhältnis konstant bei AF = 0,5, weshalb sich die Daten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> rechten Darstellungsweise auf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Punkt reduzieren.<br />

spez. Schmelzvolumen <strong>in</strong> mm³/kJ<br />

150<br />

120<br />

150<br />

120<br />

Faserlaser<br />

d f = 50 μm<br />

d f = 75 μm<br />

d f = 100 μm<br />

Scheibenlaser<br />

Ü<br />

TS<br />

90<br />

60<br />

Ü<br />

90<br />

60<br />

d f = 75 μm<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 150 μm<br />

d f = 200 μm<br />

Stablaser<br />

30<br />

30<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 450 μm<br />

d f = 600 μm<br />

WLS<br />

WLS<br />

AlMgSi1<br />

0<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 0 1 10 100<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Aspektverhältnis<br />

Bild 4.31: Spezifisches Schmelzvolumen von AlMgSi1 als Funktion von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und Aspektverhältnis für Strahlquellen unterschiedlicher Fokussierbarkeit<br />

bei PL = 3 kW (WLS: Wärmeleitungsschweißen, Ü: Übergangsbereich,<br />

TS: Tiefschweißen).<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ab e<strong>in</strong>er <strong>Laser</strong>leistung von PL = 3 kW die<br />

thermischen Verluste mehr o<strong>der</strong> weniger vernachlässigt werden können, sodass die<br />

Schwelle sowie das Bearbeitungsergebnis maßgeblich vom E<strong>in</strong>koppelgrad bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden. Wie bereits angesprochen, führen unterschiedliche Werkstoffeigenschaften zu


4.2 Wirkungsgrade beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen 81<br />

unterschiedlichen Aspektverhältnissen beim Überschreiten <strong>der</strong> Schwelle. Somit kann<br />

nicht alle<strong>in</strong> aufgrund e<strong>in</strong>er bestimmten Größe <strong>des</strong> Aspektverhältnisses auf e<strong>in</strong> Tiefschweißen<br />

mit ausgebildeter Dampfkapillare geschlossen werden. Vielmehr sollte für<br />

e<strong>in</strong>en stabilen und prozesssicheren Schweißprozess die Schwelle und <strong>der</strong> Übergangsbereich<br />

überschritten se<strong>in</strong>, was nur anhand <strong>des</strong> spezifische Schmelzvolumens und damit<br />

<strong>des</strong> Prozesswirkungsgrads e<strong>in</strong>deutig zu erkennen ist. Dar<strong>in</strong> wird unterschieden, <strong>in</strong><br />

welchem Bereich – Tiefschweißen im o<strong>der</strong> oberhalb <strong>des</strong> Übergangsbereichs – <strong>der</strong><br />

Schweißprozess stattf<strong>in</strong>det. Beim Schweißen <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong> Übergangsbereichs hat sich<br />

herausgestellt, dass sich bereits e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Prozessparameter (z. B.<br />

von Vorschub und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung) deutlich bemerkbar macht. E<strong>in</strong> sicherer und<br />

stabiler Schweißprozess weit oberhalb <strong>des</strong> Übergangsbereichs ist demnach neben <strong>der</strong><br />

Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung mit e<strong>in</strong>er Reduktion Fokusdurchmessers (höhere Fokussierbarkeit)<br />

gleichzusetzen.<br />

In Bild 4.32 ist abschließend <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung bei verschiedenen Fokusdurchmessern<br />

auf das erreichbare spezifische Schmelzvolumen für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung<br />

AlMgSi1 und den Edelstahl CrNi18-10 dargestellt. Wie bereits zu Bild 4.29<br />

erläutert, ist durch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung ke<strong>in</strong>e Effizienzsteigerung zu erreichen,<br />

da das spezifische Schmelzvolumen proportional zum Verhältnis aus Nahtfläche<br />

und <strong>Laser</strong>leistung ist. Jedoch helfen sowohl die <strong>Laser</strong>leistung wie die Fokussierbarkeit<br />

den Übergangsbereich zu verlassen und das maximale spezifische Schmelzvolumen zu<br />

erreichen.<br />

spez. Schmelzvolumen <strong>in</strong> mm³/kJ<br />

150<br />

120<br />

90<br />

Ü<br />

TS<br />

60<br />

AlMgSi1<br />

P L = 3 kW P L = 6 kW<br />

30<br />

0<br />

WLS<br />

d f = 200 μm<br />

df = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Aspektverhältnis<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Ü<br />

TS<br />

d f = 200 μm<br />

df = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

CrNi18-10<br />

P L = 3 kW P L = 6 kW<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 600 μm<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Aspektverhältnis<br />

Bild 4.32: Spezifisches Schmelzvolumen als Funktion <strong>des</strong> Aspektverhältnisses für verschiedene<br />

Fokusdurchmesser und Leistungen für AlMgSi1 und CrNi18-10.<br />

Die Ergebnisse aus Kapitel 4.2.3 zeigen, dass das maximale spezifische Schmelzvolumen<br />

und damit die Effizienz beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen unabhängig von <strong>der</strong> Fokus-


82 4 Nutzen und Grenzen guter Fokussierbarkeit<br />

sierbarkeit <strong>der</strong> verwendeten Strahlquelle (lampengepumpter Stablaser, diodengepumpter<br />

Scheiben- und Faserlaser), <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit, sowie <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

ist. Ferner zeigt [34], dass sich bei gleicher Fokussierbed<strong>in</strong>gung und <strong>Laser</strong>leistung e<strong>in</strong>e<br />

identische Nahtform unter Verwendung e<strong>in</strong>es Scheiben- und e<strong>in</strong>es Faserlasers erzielen<br />

lässt. In [35] werden die gleichen Resultate bezüglich werkstoffabhängigem Aspektverhältnis<br />

sowie spezifischem Schmelzvolumen gezeigt, welche über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 20 Jahren im Bereich <strong>des</strong> CO2-<strong>Laser</strong>strahlschweißens zusammengetragen wurden.<br />

In diesem Kapitel konnte basierend auf empirisch ermittelten Zusammenhängen <strong>der</strong><br />

wesentliche Nutzen aber auch die Grenzen von Strahlquellen mit guter Fokussierbarkeit<br />

aufgezeigt werden. Demnach lässt sich die gute Fokussierbarkeit neuentwickelter<br />

<strong>Laser</strong>strahlquellen zu e<strong>in</strong>er Verkle<strong>in</strong>erung <strong>des</strong> Fokusdurchmessers nutzen, um bei konstanter<br />

<strong>Laser</strong>leistung und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>e größere E<strong>in</strong>schweißtiefe zu<br />

erzielen. Tiefergehende Betrachtungen haben überdies gezeigt, dass die Gültigkeit <strong>der</strong><br />

Skalierung t ~ 1/df bei Fokusdurchmessern kle<strong>in</strong>er 200 μm nur aufrecht erhalten werden<br />

kann, wenn <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls ebenfalls verr<strong>in</strong>gert<br />

wird, weil sich damit e<strong>in</strong>hergehend die Rayleighlänge <strong>des</strong> für die <strong>Materialbearbeitung</strong><br />

genutzten <strong>Laser</strong>strahls vergrößert. Somit kann das Prozessfenster, <strong>in</strong> dem sich sowohl<br />

Schwankungen <strong>der</strong> Fokuslage durch Toleranzen <strong>der</strong> Handhabungstechnik, als auch<br />

Ungenauigkeiten bei <strong>der</strong> Spanntechnik nur bed<strong>in</strong>gt auf das Schweißergebnis auswirken,<br />

deutlich vergrößert werden. Allerd<strong>in</strong>gs ist es offenkundig, dass e<strong>in</strong>e fortwährende<br />

Weiterentwicklung von <strong>Laser</strong>strahlquellen mit guter Fokussierbarkeit ke<strong>in</strong>en Nutzen<br />

bezüglich <strong>der</strong> erzielbaren Prozesseffizienz mit sich br<strong>in</strong>gt. Zwar emittieren die <strong>in</strong> dieser<br />

Arbeit untersuchten <strong>Laser</strong>strahlquellen ausschließlich e<strong>in</strong>e Wellenlänge im Bereich<br />

von �� 1 μm, jedoch zeigen vergleichbare Untersuchungen mit CO2-Strahlquellen<br />

(� = 10,6 μm) identische Resultate bezüglich ihrer Prozesseffizienz beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen.<br />

Somit ist gezeigt, dass die Prozesseffizienz nicht durch e<strong>in</strong>e bessere Fokussierbarkeit<br />

als auch durch die Wahl e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Bearbeitungswellenlänge gesteigert<br />

werden kann.


5 Schweißnahtqualität<br />

5.1 Prozessporen beim Schweißen von Alum<strong>in</strong>ium<br />

Prozessporen s<strong>in</strong>d typische Nahtimperfektionen für das <strong>Laser</strong>strahlschweißen von<br />

Alum<strong>in</strong>ium und <strong>des</strong>sen Legierungen. Sie werden durch Prozess<strong>in</strong>stabilitäten beim<br />

Tiefschweißen verursacht, die e<strong>in</strong> gestörtes Abströmen <strong>des</strong> Metalldampfes aus <strong>der</strong><br />

Dampfkapillare hervorrufen [36, 37]. Die Ursachen dieser Nahtfehler s<strong>in</strong>d noch nicht<br />

vollständig geklärt, es gibt jedoch zahlreiche Untersuchungen, welche die Entstehungsmechanismen<br />

e<strong>in</strong>gehend behandeln. In [37] wird mit Hilfe von Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsröntgenaufnahmen<br />

das Schmelzbad beim <strong>Laser</strong>schweißen von Alum<strong>in</strong>iumlegierungen<br />

visualisiert, um somit die zur Entstehung von Prozessporen führenden Phänomene<br />

zu erklären. Vergleichbare experimentelle Untersuchungen für das Schweißen<br />

von Stahl s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [38, 39, 40, 41] gezeigt. F<strong>in</strong>den für beide Werkstoffe die Beobachtungen<br />

überwiegend bei hohen <strong>Laser</strong>leistungen und ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

und demnach bei großen E<strong>in</strong>schweißtiefen statt, zeigt sich e<strong>in</strong> vergleichbarer<br />

Entstehungsmechanismus zur Porenbildung. Dieser erfolgt typischerweise durch das<br />

Abschnüren e<strong>in</strong>er aufgeblähten Dampfkapillare <strong>in</strong> ihrem unteren Teil. Grund hierfür<br />

ist das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von Schmelze an <strong>der</strong> Kapillarrückwand tief unten im Schmelzbad,<br />

woraus e<strong>in</strong> mit Metalldampf und Umgebungsgasen gefüllter Hohlraum resultiert, <strong>der</strong><br />

im weiteren Verlauf von <strong>der</strong> Erstarrungsfront e<strong>in</strong>geholt wird. Erstarrt das Schmelzbad<br />

dabei schneller als <strong>der</strong> Dampf kondensieren kann, bleibt e<strong>in</strong>e unregelmäßig geformte<br />

Prozesspore <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweißnaht zurück. Als Entstehungsursache von Prozessporen<br />

können demnach alle Effekte gesehen werden, welche die Stabilität <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

herabsetzen und das Abschnüren <strong>der</strong> Dampfkapillare hervorrufen bzw. erleichtern.<br />

So führt beispielsweise die höhere Wärmeleitfähigkeit von Alum<strong>in</strong>ium im Vergleich<br />

zu Stahl zu sehr großen und zugleich dünnflüssigeren Schmelzbä<strong>der</strong>n, die anfälliger<br />

auf die Bildung von Prozessporen reagieren [8, 37, 42].<br />

Überwiegend bei ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten hat sich gezeigt, dass die Kapillare<br />

sehr stark fluktuiert. Zudem werden durch Rückstoßkräfte <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> lokalen<br />

Verdampfung sowie Oberflächenspannungen Schmelzströmungen im aufgeschmolzenen<br />

Material hervorgerufen. Diese Schmelzströmungen und die dadurch resultierende


84 5 Schweißnahtqualität<br />

Blasen- und Porenentstehung hängt wie<strong>der</strong>um entscheidend von den Schweißbed<strong>in</strong>gungen<br />

ab [43]. Demnach kann die Porosität mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung reduziert werden [8, 43]. Darüber h<strong>in</strong>aus hat sich bestätigt,<br />

dass die Porenbildung bei Durchschweißungen, Schweißen im Vakuum bzw. mit stechen<strong>der</strong><br />

Strahlanstellung o<strong>der</strong> mit Pulsmodulation reduziert werden kann [44, 45, 46,<br />

47]. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit zur Prozessstabilisierung bietet die sogenannte Doppelfokustechnik.<br />

Mit <strong>der</strong> Anordnung zweier h<strong>in</strong>ter- o<strong>der</strong> nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> angeordneter Foki<br />

wird e<strong>in</strong>e stabile Kapillargeometrie durch <strong>der</strong>en Aufweitung geschaffen, die e<strong>in</strong>e<br />

Blockade <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfs bzw. das Kollabieren <strong>der</strong> Kapillare verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

[36, 37, 48, 49, 50, 51, 52, 53]. Somit zeigt sich, dass die Grundvoraussetzung für<br />

e<strong>in</strong>en stabilen Schweißprozess das ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Abströmen <strong>des</strong> Metalldampfes ist.<br />

Deshalb stellt sich an dieser Stelle die Frage, <strong>in</strong>wieweit sich bei höherer Fokussierbarkeit<br />

und damit e<strong>in</strong>hergehend reduziertem Fokusdurchmesser die damit verknüpfte Prozessstabilität<br />

bee<strong>in</strong>flussen lässt. Die Stabilität e<strong>in</strong>es Schweißprozesses ist die Grundvoraussetzung<br />

für <strong>des</strong>sen E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Serienfertigung. Der Prozess<br />

muss zuverlässig und reproduzierbar e<strong>in</strong> vorbestimmtes Schweißergebnis produzieren.<br />

Messbar ist die Prozessstabilität anhand <strong>der</strong> Schweißnahtqualität, d. h. <strong>der</strong> Häufigkeit<br />

von Nahtimperfektionen je geschweißter Nahtlänge. Bereits <strong>in</strong> früheren Arbeiten<br />

konnte <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Strahlqualität beim Schweißen mit e<strong>in</strong>em CO2-<strong>Laser</strong> gezeigt<br />

werden. Demnach kann mit besserer Fokussierbarkeit e<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> Porenanzahl<br />

– bei gleichzeitig höherer E<strong>in</strong>schweißtiefe – erzielt werden [36].<br />

Porenanzahl <strong>in</strong> 1/cm<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

d f = 200 μm<br />

SPP = 16 mm*mrad<br />

P L = 2 kW<br />

SPP = 25 mm*mrad<br />

P L = 2 kW<br />

P L = 4 kW<br />

Fokussierbarkeit ��<br />

4<br />

d f = 300 μm<br />

2<br />

0<br />

Nd:YAG<br />

AA 2195<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

<strong>Laser</strong>leistung / E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> W/mm<br />

Bild 5.1: Abhängigkeit <strong>der</strong> Porenanzahl (hier Porenabmessungen größer als 0,2 mm berücksichtigt)<br />

von <strong>der</strong> auf die Schweißnaht bezogenen <strong>Laser</strong>leistung bei Strahlquellen<br />

unterschiedlicher Fokussierbarkeit und konstanter Fokussierzahl<br />

(F = 2,5) [54].


5.1 Prozessporen beim Schweißen von Alum<strong>in</strong>ium 85<br />

Diese Ergebnisse konnten mit Nd:YAG-<strong>Laser</strong>n unterschiedlicher Fokussierbarkeit<br />

bestätigt werden [54]. Durch den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong>selben Bearbeitungsoptik (fk = 200 mm<br />

und ff = 100 mm) konnten zwei Fokusdurchmesser (df = 300 μm bzw. df = 200 μm)<br />

realisiert werden. Bild 5.1 zeigt den Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> auf die Schweißnaht<br />

bezogenen <strong>Laser</strong>leistung und <strong>der</strong> Porenanzahl bei unterschiedlicher Fokussierbarkeit.<br />

Es ist zu erkennen, dass mit abnehmen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe und damit größerem Verhältnis<br />

<strong>Laser</strong>leistung/E<strong>in</strong>schweißtiefe die Porenanzahl abnimmt. Ebenso zeigt sich,<br />

dass die bessere Fokussierbarkeit bei konstantem Wert PL/t zu e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> Poren<br />

und damit zu e<strong>in</strong>er erhöhten Prozessstabilität führt. Entsprechend dieser Literaturh<strong>in</strong>weise<br />

ist demnach e<strong>in</strong>e erhöhte Schweißnahtqualität mit besserer Fokussierbarkeit<br />

zu erreichen. Im Folgenden soll dieser Zusammenhang bei � = 1 μm diskutiert werden.<br />

5.1.1 E<strong>in</strong>fluss von Fokussierbarkeit und <strong>Laser</strong>leistung<br />

In Kapitel 4 s<strong>in</strong>d die Vorteile höherer Fokussierbarkeit <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>systeme auf die sich ausbildende Schweißnaht e<strong>in</strong>gehend beschrieben. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

spielt für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dustriellen Seriene<strong>in</strong>satz neben den geometrischen Abmessungen<br />

<strong>der</strong> Schweißnaht ebenso die Prozessstabilität e<strong>in</strong>e essentielle Rolle. Basierend auf<br />

Bild 5.1 soll <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit auf die als Maß für die Prozessstabilität<br />

herangezogene Porenanzahl bei gleichzeitig höherer <strong>Laser</strong>leistung (Scheibenlaser mit<br />

PL = 6 kW) näher diskutiert werden. Um die Fokussierbarkeit bei <strong>der</strong> Verwendung<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Laser</strong>systems zu verän<strong>der</strong>n kommen Lichtleitkabel mit unterschiedlichem Kerndurchmesser<br />

(dk = 600 μm und dk = 200 μm) zum E<strong>in</strong>satz. Durch die anschließende<br />

Komb<strong>in</strong>ation mit dem Abbildungsverhältnis <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik lassen sich verschiedenen<br />

Fokusdurchmesser mit zugehörigem Divergenzw<strong>in</strong>kel nach Tabelle 4.1<br />

realisieren. Bild 5.2 zeigt für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit<br />

auf die Porenanzahl je Schweißnahtlänge. Es zeigt sich e<strong>in</strong> analoges<br />

Verhalten zu den Ergebnissen aus Bild 5.1. Für die Fokusdurchmesser df � 300 μm<br />

(SPP = 30 mm*mrad) ist e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Kurvenverlauf zu beobachten, bei dem mit<br />

abnehmen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe und damit größerem Verhältnis <strong>Laser</strong>leistung/E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

die Porenanzahl abnimmt. Infolge <strong>der</strong> Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Faserkerndurchmessers<br />

auf dk = 200 μm wird die Fokussierbarkeit um den Faktor 3 verbessert.<br />

Zunächst nimmt die Porenanzahl bei konstantem Verhältnis <strong>Laser</strong>leistung/E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

ab, was e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Prozessstabilität gleichzusetzen<br />

ist. Jedoch tritt hierbei e<strong>in</strong> unerwartetes Verhalten auf: Während bei dem Fokusdurchmesser<br />

df = 200 μm die Porenanzahl deutlich reduziert werden kann, nimmt sie bei<br />

df = 100 μm (konstantes Strahlparameterprodukt SPP = 10 mm*mrad) wie<strong>der</strong> zu [55].


86 5 Schweißnahtqualität<br />

Porenzahl <strong>in</strong> 1/cm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

10 mm*mrad<br />

Fokussierbarkeit ��<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 450 μm<br />

d f = 600 μm<br />

30 mm*mrad<br />

1<br />

0<br />

AlMgSi1<br />

P L = 6 kW<br />

500 1000 1500 2000 2500<br />

<strong>Laser</strong>leistung / E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> W/mm<br />

Bild 5.2: Porenanzahl als Funktion <strong>der</strong> auf die Schweißnaht bezogenen <strong>Laser</strong>leistung <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Fokussierbarkeit bei verschiedenen Fokusdurchmessern für<br />

die Alum<strong>in</strong>iumlegierung AlMgSi1 (ke<strong>in</strong> Schutzgas).<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist die <strong>in</strong> Bild 5.2 gewählte Darstellung aus Sicht <strong>der</strong> Anwendung nicht<br />

zielführend, da sie ke<strong>in</strong>e direkte Aussage über die Schweißnahtqualität bei e<strong>in</strong>er von<br />

<strong>der</strong> Schweißaufgabe gefor<strong>der</strong>ten M<strong>in</strong><strong>des</strong>te<strong>in</strong>schweißtiefe liefert. Deshalb zeigt Bild 5.3<br />

die ermittelte Porenanzahl als Funktion <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe. Es ist zu erkennen, dass<br />

bei e<strong>in</strong>er konstanten E<strong>in</strong>schweißtiefe von beispielsweise t = 4,5 mm die Anzahl <strong>der</strong><br />

Prozessporen beim <strong>Laser</strong>schweißen mit höherer Fokussierbarkeit deutlich abnimmt.<br />

Die unerwartete Zunahme <strong>der</strong> Prozessporen bei dem Fokusdurchmesser df = 100 μm<br />

gegenüber df = 200 μm bei gleicher Fokussierbarkeit ist gleichermaßen erkennbar.<br />

Porenzahl <strong>in</strong> 1/cm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

d f = 100 μm<br />

d f = 200 μm<br />

d f = 300 μm<br />

d f = 450 μm<br />

d f = 600 μm<br />

1<br />

0<br />

AlMgSi1<br />

P L = 6 kW<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

Bild 5.3: E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Fokusdurchmessers und damit <strong>der</strong> Fokussierbarkeit auf die<br />

Schweißnahtqualität als Funktion <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe für die Alum<strong>in</strong>iumlegierung<br />

AlMgSi1 bei PL = 6 kW.


5.1 Prozessporen beim Schweißen von Alum<strong>in</strong>ium 87<br />

In Kapitel 4 konnte gezeigt werden, dass die Nahtausbildung bei Fokusdurchmessern<br />

df � 300 μm alle<strong>in</strong> vom Fokusdurchmesser bestimmt wird. Die Kapillarformen, die mit<br />

dem Verlauf <strong>der</strong> Verdampfungsisophote e<strong>in</strong>hergehen, zeigen <strong>in</strong> diesem Fokusdurchmesserbereich<br />

e<strong>in</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichbares Aussehen. Diese verlaufen mit zunehmen<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe <strong>in</strong>s Werkstück parallel zur Strahlpropagationsachse und beschreiben<br />

e<strong>in</strong>e u-förmige Naht. Darüber h<strong>in</strong>aus hat sich gezeigt, dass bei df � 300 μm<br />

und e<strong>in</strong>er <strong>Laser</strong>leistung von PL = 6 kW <strong>der</strong> Tiefschweißprozess vornehmlich im Übergangsbereich<br />

stattf<strong>in</strong>det. Insbeson<strong>der</strong>e im Übergangsbereich ist <strong>der</strong> Prozess durch starke<br />

Fluktuationen gekennzeichnet, welche die Instabilitäten an <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

<strong>in</strong>tensivieren. Dadurch wird e<strong>in</strong> Abschnüren <strong>der</strong> Dampfkapillare hervorgerufen bzw.<br />

erleichtert, womit sich <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same Verlauf <strong>der</strong> Porenanzahl bei gleichbleiben<strong>der</strong><br />

Fokussierbarkeit erklären lässt.<br />

H<strong>in</strong>gegen wird bei Fokusdurchmessern df � 200 μm die Kapillarform und damit die<br />

Nahtausbildung im Wesentlichen vom Divergenzw<strong>in</strong>kel bestimmt. Offensichtlich hat<br />

<strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel nicht nur e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die erreichbare E<strong>in</strong>schweißtiefe son<strong>der</strong>n<br />

auch auf die Prozessstabilität. Bei dem Fokusdurchmesser df = 200 μm zeichnet<br />

sich aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Divergenz e<strong>in</strong>e u-förmige Kapillare ab, welche den abströmenden<br />

Metalldampf nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. E<strong>in</strong>e Reduktion <strong>des</strong> Fokusdurchmessers auf<br />

df = 100 μm bei konstanter Strahlqualität hat e<strong>in</strong>e Verdopplung <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels<br />

<strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls und damit e<strong>in</strong>hergehend e<strong>in</strong>e Aufweitung <strong>der</strong> Kapillare<br />

im unteren Bereich zur Folge. Demnach hat e<strong>in</strong>e Kapillare, die das Abströmverhalten<br />

<strong>des</strong> Metalldampfes durch e<strong>in</strong>e tropfenförmige Geometrie mit lokaler E<strong>in</strong>schnürung<br />

hemmt, <strong>in</strong>härenterweise e<strong>in</strong>e größere Tendenz zum Kollabieren [8, 36] und damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

e<strong>in</strong>e erhöhte Porenanzahl zur Folge.<br />

Neben dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokussierbarkeit gilt es festzustellen, dass <strong>in</strong> beiden Korrelationsformen<br />

(Bild 5.2 und Bild 5.3) <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit implizit<br />

enthalten und zu berücksichtigen ist. Bereits <strong>in</strong> Kapitel 4 konnte gezeigt werden, dass<br />

bei konstanter E<strong>in</strong>schweißtiefe die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Fokusdurchmesserreduktion<br />

für df � 200 μm gesteigert werden kann. Dabei hat die höhere<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit unter an<strong>der</strong>em die Wirkung, dass sich die Kapillaröffnung<br />

<strong>in</strong> Vorschubrichtung nach h<strong>in</strong>ten aufweitet [56, 57, 58, 59]. Dies führt zu e<strong>in</strong>er stabileren<br />

Kapillarrückwand, welche durch die experimentelle Evidenz <strong>der</strong> Ergebnisse mittels<br />

Doppelfokustechnik bekräftigt wird [48]. Jedoch führt bei df = 100 μm die lokale<br />

E<strong>in</strong>schnürung an <strong>der</strong> Werkstückoberseite bei vergleichbarer E<strong>in</strong>schweißtiefe zu e<strong>in</strong>er<br />

Kapillarform, bei <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gfügige Geometrieän<strong>der</strong>ungen die Stabilität <strong>der</strong>art herabsetzen,<br />

dass <strong>der</strong> Prozess öfters kollabiert und die Porenanzahl zunimmt.


88 5 Schweißnahtqualität<br />

Bei Strahlquellen mit besserer Fokussierbarkeit kann die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei konstantem<br />

Fokusdurchmesser und gleicher Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit durch e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels deutlich gesteigert werden. Damit e<strong>in</strong>hergehend nimmt die<br />

zu e<strong>in</strong>er konstanten E<strong>in</strong>schweißtiefe gehörende Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit und somit<br />

<strong>der</strong> Durchmesser <strong>der</strong> Kapillaröffnung <strong>in</strong> Vorschubrichtung zu. Der resultierende E<strong>in</strong>fluss<br />

<strong>des</strong> ger<strong>in</strong>geren Divergenzw<strong>in</strong>kels für die Fokusdurchmesser 100 μm und 200 μm<br />

auf die Porenanzahl und damit auf die Prozessstabilität ist <strong>in</strong> Bild 5.4 gezeigt.<br />

Porenzahl <strong>in</strong> 1/cm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

�� � f = 8,59°<br />

�� � f = 11,31°<br />

1<br />

0<br />

AlMgSi1<br />

P L = 3 kW<br />

d f = 100 μm<br />

500 1000 1500 2000<br />

<strong>Laser</strong>leistung / E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> W/mm<br />

Porenzahl <strong>in</strong> 1/cm<br />

�� f �� �� f ��<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

�� � f = 5,71°<br />

�� � f = 11,31°<br />

1<br />

0<br />

AlMgSi1<br />

P L = 3 kW<br />

d f = 200 μm<br />

500 1000 1500 2000<br />

<strong>Laser</strong>leistung / E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> W/mm<br />

Bild 5.4: E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels auf die Porenanzahl für die Fokusdurchmesser<br />

df = 100 μm und df = 200 μm für AlMgSi1 bei e<strong>in</strong>er <strong>Laser</strong>leistung von 3 kW.<br />

Es zeigt sich, dass <strong>in</strong>folge <strong>des</strong> jeweils ger<strong>in</strong>geren Divergenzw<strong>in</strong>kels das Abströmverhalten<br />

<strong>des</strong> Metalldampfes aus <strong>der</strong> Kapillare aufgrund <strong>der</strong> reduzierten lokalen E<strong>in</strong>schnürung<br />

nahe <strong>der</strong> Werkstückoberfläche verbessert wird. Gleichermaßen wird durch<br />

die höhere Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bei konstantem Verhältnis PL/t die Dampfkapillare<br />

entgegen <strong>der</strong> Vorschubrichtung aufgeweitet und explizit die Kapillarrückwand<br />

stabilisiert und somit das Porenvorkommen reduziert. In <strong>der</strong>selben Weise verän<strong>der</strong>t<br />

sich aufgrund <strong>der</strong> angepassten Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zum Erzielen e<strong>in</strong>er konstanten<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe das spezifische Schmelzvolumen. Dieses nimmt mit höherer Fokussierbarkeit<br />

ab, was zu e<strong>in</strong>er weniger „turbulenten“ Schmelzbadbewegung und damit<br />

ebenfalls zu e<strong>in</strong>er stabileren Kapillarrückwand führt. Damit wird das Abschnüren<br />

<strong>der</strong> Dampfkapillare und demzufolge die Bildung zu Prozessporen erschwert.<br />

Bei <strong>der</strong> bisherigen Betrachtung <strong>der</strong> Prozessstabilität <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er verbesserten Fokussierbarkeit<br />

hat <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung gefunden. Exemplarisch<br />

für die untersuchten Fokusdurchmesser zeigt Bild 5.5 den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

bei dem Fokusdurchmesser df = 200 μm. Es zeigt sich, dass sich <strong>in</strong>folge<br />

e<strong>in</strong>er sukzessiven Leistungserhöhung drei charakteristische Bereiche für die Prozess-


5.1 Prozessporen beim Schweißen von Alum<strong>in</strong>ium 89<br />

stabilität – ausgedrückt durch die Anzahl <strong>der</strong> Prozessporen je Schweißnahtlänge - ergeben.<br />

Diese werden durch die drei Prozessformen Wärmeleitungsschweißen (WLS),<br />

Übergangsbereich (Ü) und Tiefschweißen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgegrenzt. Demnach lässt sich<br />

die Stabilität <strong>der</strong> Kapillarrückwand unter Berücksichtung <strong>der</strong> Prozessformen <strong>in</strong>folge<br />

e<strong>in</strong>er Leistungserhöhung verbessern. Gleichermaßen führt e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

zum Erreichen e<strong>in</strong>er konstanten E<strong>in</strong>schweißtiefe von beispielsweise<br />

t = 4,5 mm zu e<strong>in</strong>er höheren Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit. Aufgrund <strong>des</strong> Aufweitungsmechanismus<br />

<strong>der</strong> Dampfkapillare <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeitserhöhung wird e<strong>in</strong> stabilerer<br />

Schweißprozess erreicht.<br />

Porenanzahl <strong>in</strong> 1/cm<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

WLS<br />

P L = 1 kW<br />

P L = 2 kW<br />

P L = 3 kW<br />

Ü<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 5 kW<br />

P L = 6 kW<br />

AlMgSi1<br />

d f = 200 μm<br />

0<br />

500 1000 1500 2000<br />

<strong>Laser</strong>leistung / E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> W/mm<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

AlMgSi1<br />

d f = 200 μm<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

Bild 5.5: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf Porenbildung beim Schweißen von AlMgSi1 mit<br />

e<strong>in</strong>em Fokusdurchmesser von df = 200 μm als Funktion <strong>des</strong> Verhältnisses <strong>Laser</strong>leistung/E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe.<br />

Im Bereich <strong>des</strong> Wärmeleitungsschweißens bei PL = 1 kW än<strong>der</strong>t sich die E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

und damit das Aspektverhältnis nicht, weshalb sich <strong>in</strong> diesem Bereich die Porenanzahl<br />

auf e<strong>in</strong>en Punkt reduziert. Bildet sich beim Wärmeleitungsschweißen ke<strong>in</strong>e<br />

Dampfkapillare aus, so können bereits ger<strong>in</strong>ge Schwankungen von beispielsweise <strong>der</strong><br />

<strong>Laser</strong>leistung und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zu e<strong>in</strong>em vermehrten E<strong>in</strong>koppeln<br />

<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlung führen. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stabile Dampfkapillare ist die Folge, die aufgrund<br />

<strong>der</strong> Prozessschwankungen zum Kollabieren tendiert. Dadurch wird die Bildung<br />

von Prozessporen erleichtert und die ermittelte Porenanzahl fällt nicht auf null ab.<br />

Deutlicher als im Bereich <strong>des</strong> Wärmeleitungsschweißens und <strong>der</strong> Schwelle wirken sich<br />

kle<strong>in</strong>e Schwankungen <strong>der</strong> Prozessparameter im Übergangsbereich auf die Instabilität<br />

<strong>der</strong> Kapillarrückwand aus. Zudem wird im Leistungsbereich zwischen PL > 1 kW und<br />

PL = 3 kW zum Erreichen e<strong>in</strong>er konstanten E<strong>in</strong>schweißtiefe (t = 4,5 mm) vergleichsweise<br />

das größten spezifische Schmelzvolumen erzeugt. E<strong>in</strong> großes Schmelzbad, das


90 5 Schweißnahtqualität<br />

e<strong>in</strong> starkes Aufblähen <strong>der</strong> Kapillare durch Verdrängungen <strong>der</strong> Schmelze ermöglicht,<br />

ist die Folge. Überlagert wird das Schmelzbad von Schmelzströmungen, welche die<br />

Kapillarwand zusätzlich <strong>des</strong>tabilisieren und e<strong>in</strong> Abschnüren <strong>der</strong> Kapillare begünstigen.<br />

Erst mit e<strong>in</strong>er <strong>Laser</strong>leistung von PL � 4 kW können e<strong>in</strong>koppelbed<strong>in</strong>gte und thermische<br />

Verluste weitestgehend ausgeschlossen werden, weshalb dieser Bereich das Verlassen<br />

<strong>des</strong> Übergangsbereiches kennzeichnet. Neben <strong>der</strong> weiteren Abnahme <strong>des</strong> spezifischen<br />

Schmelzvolumen bei konstanter E<strong>in</strong>schweißtiefe (t = 4,5 mm) und damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

e<strong>in</strong>er gerichteten Schmelzbewegung kann die dazu notwendige Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

gesteigert werden. E<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit wirkt sich<br />

direkt auf den dynamischen Druck <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes aus, welcher den<br />

Verdampfungsprozess beschreibt (vgl. Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare <strong>in</strong> Kapitel 3.3<br />

sowie [60]). Damit nimmt <strong>der</strong> Verdampfungsdruck zu und wirkt den Schließungskräften<br />

und somit <strong>der</strong> Oberflächenspannung an <strong>der</strong> Grenzfläche von schmelzflüssigem zu<br />

gasförmigem Aggregatzustand an <strong>der</strong> Kapillarrückwand entgegen. So führt neben <strong>der</strong><br />

höheren Verdampfungsrate die aufgezogene Dampfkapillare zu e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong><br />

Prozessstabilität und somit zu e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> Prozessporen.<br />

5.1.2 E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokuslage<br />

Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokuslage auf die sich ausprägende Naht bei <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

PL = 6 kW wurde <strong>in</strong> Kapitel 4.1.4 e<strong>in</strong>gehend behandelt. Durch die Verschiebung <strong>der</strong><br />

Fokuslage <strong>in</strong> Strahlpropagationsrichtung än<strong>der</strong>n sich <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Isophoten und<br />

gleichermaßen die Form <strong>der</strong> Dampfkapillare. Kapitel 5.1.1 hat gezeigt, dass bei Fokusdurchmessern<br />

df � 200 μm die Prozessstabilität maßgeblich durch den Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

und damit durch die Kapillargeometrie bestimmt wird. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

zeigt Bild 5.6 die Auswirkung <strong>der</strong> Fokuslagenverschiebung bei den Fokusdurchmessern<br />

df = 200 μm und 100 μm auf die Prozessporenanzahl je Schweißnahtlänge (Maß<br />

für die Prozessstabilität) und die dabei erzielte E<strong>in</strong>schweißtiefe.<br />

Bei beiden Fokusdurchmessern führt e<strong>in</strong>e negative Fokuslage bei nahezu unverän<strong>der</strong>ter<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe zu e<strong>in</strong>er reduzierten Anzahl <strong>der</strong> Prozessporen (jeweils bezogen auf<br />

z = 0 mm). Während sich dieses Verhalten bei dem Fokusdurchmesser df = 200 μm bis<br />

zu e<strong>in</strong>er Fokuslage von z = -3 mm fortsetzt, ist bei df = 100 μm ab z < -1,5 mm e<strong>in</strong>e<br />

Zunahme <strong>der</strong> Porenanzahl bezüglich <strong>der</strong> Fokusnulllage zu beobachten. Während die<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe mit zunehmend negativer Fokuslage stetig abnimmt, zeigt sich bei <strong>der</strong><br />

Porenanzahl zunächst e<strong>in</strong>e deutliche Zunahme bevor diese ab z < -2,75 mm ebenfalls<br />

abnimmt. Dagegen führt e<strong>in</strong>e positive Fokuslage bei beiden Fokusdurchmessern zu


5.1 Prozessporen beim Schweißen von Alum<strong>in</strong>ium 91<br />

e<strong>in</strong>er sofortigen Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe bezüglich <strong>der</strong> Fokusnulllage. Die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Prozessporen zeigt dabei e<strong>in</strong> zur negativen Fokuslagenvariation vergleichbares<br />

Verhalten. Ihre Anzahl nimmt anfangs deutlich zu, bevor nach dem Überschreiten<br />

e<strong>in</strong>er den Fokussierbed<strong>in</strong>gungen entsprechenden Fokuslage die Porenanzahl wie<strong>der</strong><br />

abnimmt. Bei dem Fokusdurchmesser df = 100 μm wird überdies <strong>der</strong> Kurvenverlauf<br />

durch das Erreichen <strong>der</strong> Schwelle zum Wärmeleitungsschweißen (WLS) bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Da sich mit dem Unterschreiten <strong>der</strong> Schwelle ke<strong>in</strong>e Dampfkapillare mehr ausbilden<br />

kann, fällt <strong>in</strong> diesem Bereich die Porenanzahl auf Null ab.<br />

Porenanzahl <strong>in</strong> 1/cm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

stabiler<br />

Prozess<br />

AlMgSi1<br />

d f = 100 μm<br />

0<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

WLS<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

Porenanzahl <strong>in</strong> 1/cm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

stabiler Prozess<br />

AlMgSi1<br />

d f = 200 μm<br />

0<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Bild 5.6: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Fokuslage auf die Prozessstabilität beim Schweißen von AlMgSi1<br />

für die Fokusdurchmesser df = 100 μm und df = 200 μm bei e<strong>in</strong>er Leistung von<br />

PL = 6 kW und e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von v = 5 m/m<strong>in</strong>.<br />

Mit dem Fokusdurchmesser 200 μm werden bei negativer Fokuslage die größten E<strong>in</strong>schweißtiefen<br />

mit e<strong>in</strong>em maximalen Tiefengew<strong>in</strong>n von 5% bezüglich <strong>der</strong> Fokuslage<br />

z = 0 mm erzielt. Die dabei entstehenden Nahtformen zeigen e<strong>in</strong>e nahezu identische<br />

Nahtgeometrie. Gleichzeitig wird durch e<strong>in</strong>e Fokuslagenvariation <strong>der</strong> Strahlradius auf<br />

<strong>der</strong> Werkstückoberfläche größer. Demzufolge wird die Kapillaröffnung an <strong>der</strong> Werkstückoberfläche<br />

durch den konvergierenden <strong>Laser</strong>strahl aufgeweitet. Unterstützt durch<br />

den ger<strong>in</strong>gen Divergenzw<strong>in</strong>kel wird e<strong>in</strong> sehr gutes Abströmverhalten <strong>des</strong> Metalldampfes<br />

aus <strong>der</strong> Kapillare ermöglicht. E<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Porenanzahl im Vergleich zur<br />

Fokusnulllage ist die Folge, weshalb dieser Bereich e<strong>in</strong>e erhöhte Prozessstabilität aufweist<br />

(gekennzeichnet durch die gestrichelten L<strong>in</strong>ien). Analog zur E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

bleibt <strong>in</strong> diesem Fokuslagenbereich die Nahtquerschnittsfläche unverän<strong>der</strong>t, weshalb<br />

dieser Bereich zum Tiefschweißen oberhalb <strong>des</strong> Übergangsbereichs zählt. Die Zunahme<br />

<strong>der</strong> Prozessporen bei positiver Fokuslage ist auf das Erreichen <strong>des</strong> Übergangsbereiches<br />

bei reduzierter E<strong>in</strong>schweißtiefe und gleichzeitig ger<strong>in</strong>gerer Nahtquerschnittsfläche<br />

zurückzuführen.<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm


92 5 Schweißnahtqualität<br />

E<strong>in</strong>e Reduktion <strong>des</strong> Fokusdurchmessers bei gleichbleiben<strong>der</strong> Fokussierbarkeit hat e<strong>in</strong>en<br />

größeren Divergenzw<strong>in</strong>kel zur Folge. Somit wird <strong>der</strong> stabile Prozessbereich durch<br />

den Divergenzw<strong>in</strong>kel und damit durch e<strong>in</strong>e Kapillargeometrie, die das Abströmen <strong>des</strong><br />

Metalldampfes hemmt, festgelegt (gestrichelten L<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Bild 5.6). Demnach ist dieser<br />

Bereich für den Fokusdurchmesser df = 100 μm schmaler als vergleichsweise bei<br />

df = 200 μm. E<strong>in</strong>e weitere Defokussierung <strong>in</strong> negativer bzw. positiver Richtung reduziert<br />

die E<strong>in</strong>schweißtiefe und Nahtquerschnittsfläche <strong>der</strong>art, dass <strong>der</strong> Prozess im Übergangsbereich<br />

stattf<strong>in</strong>det. Kle<strong>in</strong>ste Prozessschwankungen führen zu e<strong>in</strong>er Abschnürung<br />

<strong>der</strong> Dampfkapillare was sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stabilen Prozessverhalten wi<strong>der</strong>spiegelt. Unterschreitet<br />

<strong>der</strong> auf die Werkstückoberfläche treffende Strahlparameterquotient aufgrund<br />

zu großer Defokussierung die materialsspezifische Schwelle, kann sich ke<strong>in</strong>e<br />

Dampfkapillare mehr ausbilden.<br />

5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl<br />

Schmelzbadauswürfe beim Schweißen von Stahl resultieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unregelmäßigen<br />

Nahtersche<strong>in</strong>ungsbild. Damit e<strong>in</strong>hergehend wird das festigkeitsbestimmende Nahtvolumen<br />

<strong>der</strong>art reduziert, dass die Schweißnahtqualität nicht mehr akzeptabel ist. Demzufolge<br />

ist e<strong>in</strong> besseres Verständnis <strong>des</strong> Schmelzbadverhaltens unabd<strong>in</strong>gbar, um die<br />

Schweißnahtqualität gezielt zu verbessern. Langjährige Grundlagenforschungen haben<br />

gezeigt, dass das Zusammenspiel von Dampfkapillare und Schmelzbad sehr komplexen<br />

Zusammenhängen unterliegt. Zwischenzeitlich ist bekannt, dass das seitlich um<br />

die Kapillarfront strömende Material <strong>der</strong> wesentliche Antriebsmechanismus für die<br />

hohen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten im resultierenden Schmelzbad ist [8, 11, 15].<br />

Demzufolge können unregelmäßige bzw. turbulente Schmelzbadströmungen die Kapillare<br />

und vielmehr die Kapillarrückwand <strong>des</strong>tabilisieren und e<strong>in</strong> vermehrtes Spritzervorkommen<br />

zur Folge haben [37].<br />

In Kapitel 3 wurde die Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare bereits ausführlich diskutiert.<br />

Dabei wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes, welcher durch lokale Verdampfungen<br />

im Kapillar<strong>in</strong>neren hervorgerufen wird, auf die Strömungsdynamik <strong>des</strong><br />

Schmelzbads und die resultierende Kapillargeometrie nicht berücksichtigt. Weitere<br />

Untersuchungen haben gezeigt [8, 61, 62], dass die durch aerodynamische Wi<strong>der</strong>standskräfte<br />

hervorgerufene Reibkraft <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes e<strong>in</strong>e nicht zu<br />

vernachlässigende Aufwärtsströmung <strong>der</strong> Schmelze um die Kapillare zur Folge hat.<br />

Dieser Schmelzfluss f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Grenzschicht von wenigen hun<strong>der</strong>t Mikrometern<br />

Dicke statt. Die dabei auftretenden Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten können so hoch wer-


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 93<br />

den (e<strong>in</strong>ige Meter pro Sekunde), dass sich stark fluktuierende Schmelzanhäufungen<br />

um die Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung ausbilden. Allerd<strong>in</strong>gs wurden diese Untersuchungen<br />

bei sehr ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten (typischerweise v � 1 m/m<strong>in</strong>) durchgeführt.<br />

5.2.1 Versuchsaufbau<br />

Um den Mechanismus <strong>der</strong> Spritzerentstehung bei den variierenden Prozessparametern<br />

<strong>Laser</strong>leistung, Fokusdurchmesser und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit und dem damit verbundenen<br />

Abströmverhalten <strong>des</strong> Metalldampfes besser beschreiben zu können, werden<br />

die resultierende Schmelzbaddynamik und das Spritzerverhalten mit Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits-Kameras<br />

aufgezeichnet, siehe Bild 5.7.<br />

Lichtleitkabel<br />

Werkstück<br />

Vorschub<br />

Kapillare<br />

Bearbeitungsoptik<br />

��<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera<br />

Beleuchtungslaser (808 nm)<br />

IR-Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera<br />

��<br />

Bild 5.7: Versuchsaufbau und Anordnung <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskameras für die<br />

Beobachtung <strong>des</strong> Ablöseverhaltens <strong>der</strong> Schmelzspritzer (Kamera �) sowie <strong>der</strong><br />

Schmelzbaddynamik (Kamera �).<br />

Für die folgenden Untersuchungen werden dasselbe <strong>Laser</strong>system (DSL) und identische<br />

optische Komponenten zur Fokussierung aus Tabelle 3.1 e<strong>in</strong>gesetzt, um etwaige Korrelationen<br />

zwischen <strong>der</strong> Kapillarausbildung (Kapitel 3) und dem Ablösemechanismus<br />

<strong>der</strong> Spritzer herzuleiten. Dazu bildet die Bearbeitungsoptik die Stirnfläche <strong>der</strong> ver-


94 5 Schweißnahtqualität<br />

wendeten Glasfaser gemäß dem Abbildungsmaßstab � ab, wobei <strong>der</strong> Fokus (TopHat-<br />

Verteilung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität) ausnahmslos auf <strong>der</strong> Materialoberfläche liegt.<br />

Durch die zusätzliche Relativbewegung <strong>der</strong> Edelstahlprobe (CrNi18-10) unter <strong>der</strong> stationären<br />

Bearbeitungsoptik, wird e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schweißung (e = 8 mm) bzw. e<strong>in</strong>e Durchschweißung<br />

(e = 2 mm) auf e<strong>in</strong>er Schweißnahtlänge von 80 mm realisiert. Auf die<br />

Verwendung e<strong>in</strong>es Schutzgases wird weiterh<strong>in</strong> verzichtet.<br />

Die IR-Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera (siehe Bild 5.7 �) ermöglicht es, das Ablöseverhalten<br />

<strong>der</strong> Spritzer und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ihre Trajektorien bei e<strong>in</strong>er Bildwie<strong>der</strong>holungsrate<br />

von 885 Hz zu erfassen. Bild 5.8 (l<strong>in</strong>ks) zeigt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bildfeld von 40 � 40 mm²<br />

die sich ergebenden Ersche<strong>in</strong>ungsbil<strong>der</strong> für zwei unterschiedliche Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />

v<br />

v = 3 m/m<strong>in</strong><br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelbild alle E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong> 80 E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong><br />

<strong>Laser</strong><br />

<strong>Laser</strong><br />

Spritzer vom<br />

E<strong>in</strong>stechen<br />

Bild 5.8: E<strong>in</strong>zelbild (l<strong>in</strong>ks), Summenbild aller E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong> (Mitte) und Summenbild aus<br />

80 E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong>n (rechts) zur Ermittlung <strong>des</strong> maximalen Ablösew<strong>in</strong>kels <strong>der</strong><br />

Spritzer � bei zwei Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />

Während e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelbild lediglich e<strong>in</strong>e Momentaufnahme <strong>der</strong> Spritzerablösung darstellt,<br />

kann mittels e<strong>in</strong>er anschließenden Bildaddition e<strong>in</strong> maximaler Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong><br />

Spritzer � explizit bestimmen werden. Dieser wird im Folgenden als „charakteristische“<br />

Größe zur Beurteilung <strong>der</strong> Spritzerablösung herangezogen. Das Summenbild<br />

aller E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong> (Bild 5.8 Mitte) lässt die jeweiligen Trajektorien <strong>der</strong> abgelösten<br />

Spritzer gut erkennen. Allerd<strong>in</strong>gs geht dabei die Information ihrer Häufigkeitsvertei-<br />

��


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 95<br />

lung verloren. Aus diesem Grund wird nur 1 E<strong>in</strong>zelbild pro 1 mm Schweißnahtlänge<br />

für die Bildaddition herangezogen. Bei e<strong>in</strong>er Schweißnahtlänge von 80 mm werden<br />

somit 80 E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong> aufaddiert, die neben dem maximalen Ablösew<strong>in</strong>kel auch die<br />

Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> Spritzer gut erkennen lassen (Bild 5.8 rechts). Es ist offenkundig,<br />

dass <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> gewählten Prozessparameter <strong>der</strong> maximale Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer � e<strong>in</strong>e zeitliche Variation <strong>der</strong> Spritzerablösung zeigt. Dieser Aspekt<br />

wird jedoch <strong>in</strong> dieser Arbeit nicht tiefgehen<strong>der</strong> betrachtet. E<strong>in</strong>zelne Spritzer, die während<br />

dem E<strong>in</strong>stechprozess vom <strong>Laser</strong>strahl <strong>in</strong> das Werkstück entstehen und e<strong>in</strong>e abweichende<br />

Trajektorie aufweisen, werden für die Bestimmung <strong>des</strong> Ablösew<strong>in</strong>kels �<br />

nicht berücksichtigt.<br />

Für die Beobachtung <strong>der</strong> kapillarnahen Schmelzbaddynamik kommt e<strong>in</strong>e zweite<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera zum E<strong>in</strong>satz (Bild 5.7 �), die unter e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel von<br />

30° bezüglich <strong>der</strong> Vertikalen auf die Wechselwirkungszone gerichtet ist, siehe Bild<br />

5.9. Um e<strong>in</strong>erseits störende Leuchtersche<strong>in</strong>ungen im sichtbaren Wellenlängenbereich<br />

(z.B. Emissionen <strong>der</strong> Metalldampffackel) und an<strong>der</strong>erseits die Wellenlänge <strong>des</strong> Bearbeitungslasers<br />

für e<strong>in</strong>en besseren Bildkontrast zu unterb<strong>in</strong>den, wird mit e<strong>in</strong>em weiteren<br />

<strong>Laser</strong> (� = 808 nm) die Wechselwirkungszone sowie das angrenzende Schmelzbad<br />

beleuchtet. Abgestimmt auf die Wellenlänge <strong>des</strong> Beleuchtungslasers wird vor die im<br />

sichtbaren Wellenlängenbereich arbeitende Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera e<strong>in</strong> Bandpassfilter<br />

mit e<strong>in</strong>er Halbwertsbreite von 40 nm gesetzt. Dadurch wird die nach oben<br />

gerichtete Metalldampffackel unterdrückt und e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung<br />

ermöglicht. Durch den verwendeten Bandpassfilter werden im Kapillar<strong>in</strong>neren stark<br />

erhitzte Oberflächen aufgrund ihres Eigenleuchtens sichtbar, so dass sich die geneigte<br />

Kapillarfront abzeichnet. Gleichzeitig lässt sich <strong>der</strong> Entstehungsmechanismus <strong>der</strong><br />

Spritzer sowie <strong>des</strong>sen Ablöseposition e<strong>in</strong>deutig beobachten und bestimmen.<br />

Kapillarfront Spritzer<br />

Kapillarrückwand Schmelzbad<br />

Bild 5.9: Exemplarisches E<strong>in</strong>zelbild aus e<strong>in</strong>er Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitssequenz mit e<strong>in</strong>em<br />

Bildbereich von 3,5 � 2,3 mm² bei e<strong>in</strong>er Bildwie<strong>der</strong>holungsrate von 7.800 Hz.


96 5 Schweißnahtqualität<br />

5.2.2 Spritzerentstehungsmechanismus bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

In Bild 5.10 ist die Ausbildung <strong>des</strong> maximalen Ablösew<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit anhand <strong>der</strong> lateralen Aufnahmen mit <strong>der</strong> IR-<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera abgebildet. Insbeson<strong>der</strong>e bei ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

von v < 5 m/m<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e chaotische Spritzerablösung <strong>in</strong> alle Richtungen<br />

um die Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung zu beobachten, die mit <strong>der</strong> stark fluktuierenden<br />

Metalldampffackel korreliert. Bei e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

(v � 5 m/m<strong>in</strong>) f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e gerichtete Spritzerablösung entgegen <strong>der</strong> Vorschubrichtung<br />

statt. Dabei nimmt <strong>der</strong> maximale Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zu (vgl. Bild 5.8). Gleichermaßen ist die Fackel <strong>des</strong> von <strong>der</strong><br />

Kapillarfront abströmenden Metalldampfes vornehmlich nach h<strong>in</strong>ten gerichtet (beobachtet<br />

bei gleichem Versuchsaufbau mit e<strong>in</strong>er Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera im<br />

sichtbaren Wellenlängenbereich – ohne Abbildung). E<strong>in</strong>hergehend damit nimmt die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Spritzer zu, gleichwohl ihre Größe (ausgedrückt durch den augensche<strong>in</strong>lichen<br />

Spritzerdurchmesser) abzunehmen sche<strong>in</strong>t.<br />

v = 3 m/m<strong>in</strong><br />

<strong>Laser</strong><br />

v = 9 m/m<strong>in</strong><br />

v = 5 m/m<strong>in</strong> v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

<strong>Laser</strong><br />

<strong>Laser</strong> <strong>Laser</strong><br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

<strong>Laser</strong><br />

Bild 5.10: Trajektorien <strong>der</strong> Spritzer (Summenbild aus 80 E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong>n) <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bei e<strong>in</strong>er <strong>Laser</strong>leistung von PL = 6 kW und e<strong>in</strong>em<br />

Fokusdurchmesser von df = 400 μm zur Bestimmung <strong>des</strong> maximalen Ablösew<strong>in</strong>kels<br />

<strong>der</strong> Spritzer �.<br />

Das beschriebene Verhalten <strong>der</strong> Spritzerablösung ist ebenso bei an<strong>der</strong>en Fokusdurchmessern<br />

und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistungen zu beobachten und als Funktion <strong>der</strong> Vorschubge-


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 97<br />

schw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> Bild 5.11 dargestellt. Analog zur koaxial gemessenen Neigung <strong>der</strong><br />

Kapillarfront (vgl. Bild 3.5) zeigt sich, dass <strong>der</strong> maximale Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer<br />

im untersuchten Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereich (v � 5 m/m<strong>in</strong>) l<strong>in</strong>ear mit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zunimmt. Ist die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit konstant, führt e<strong>in</strong>e Vergrößerung<br />

<strong>des</strong> Fokusdurchmessers zu e<strong>in</strong>em größeren Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer. E<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung wirkt dem entgegen und hat e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>des</strong> Ablösew<strong>in</strong>kels<br />

<strong>der</strong> Spritzer bezüglich <strong>der</strong> Horizontalen zur Folge [63].<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

CrNi18-10<br />

chaotische<br />

chaotische<br />

Spritzerablösung<br />

Spritzerablösung<br />

P L ��<br />

d f ��<br />

20<br />

d f = 400 μm d f = 200 μm<br />

10<br />

P L = 6 kW P L = 4 kW<br />

0<br />

P L = 6 kW<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 5.11: Entwicklung <strong>des</strong> maximalen Ablösew<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Spritzer als Funktion von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

Fokusdurchmesser und <strong>Laser</strong>leistung bei e<strong>in</strong>er Materialdicke<br />

von e = 8 mm (Fokuslage auf <strong>der</strong> Werkstückoberfläche bei senkrechtem<br />

Strahle<strong>in</strong>fall).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Analogie zwischen dem beschriebenen Verhalten <strong>der</strong> Spritzerablösung<br />

und <strong>der</strong> Kapillarneigung aus Kapitel 3 lässt sich <strong>der</strong> formelle Zusammenhang aus<br />

Gleichung (3.5) nach<br />

2<br />

v v � d f<br />

� � � 0 ~ ~<br />

(5.1)<br />

I P<br />

0<br />

übertragen, wobei � den maximalen Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer beschreibt. Vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergrund stellt sich die Frage, <strong>in</strong> welchem Zusammenhang die beiden W<strong>in</strong>kelgrößen<br />

stehen. Zunächst hat Kapitel 3 gezeigt, dass sowohl bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

als auch bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung (Fläche im oberen Kapillarbereich, die direkt vom<br />

e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahl bestrahlt wird) die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront gleich groß ist.<br />

Daher ist <strong>in</strong> Bild 5.12 <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer � als Funktion <strong>der</strong> koaxial gemessenen<br />

Kapillarneigung � dargestellt. Die Gegenüberstellung verdeutlicht, dass unabhängig<br />

von den relevanten Prozessparametern (Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit, <strong>Laser</strong>leis-<br />

L


98 5 Schweißnahtqualität<br />

tung und Fokusdurchmesser) e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen den beiden W<strong>in</strong>kelgrößen<br />

gemäß<br />

besteht.<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

CrNi18-10<br />

� � 3, 2 ��<br />

� 14<br />

(5.2)<br />

� � = 3,2�� 3,2�� + 14<br />

20<br />

d f = 400 μm d f = 200 μm<br />

10<br />

P L = 6 kW P L = 4 kW<br />

0<br />

P L = 6 kW<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Kapillarneigung <strong>in</strong> °<br />

Bild 5.12: Zusammenhang zwischen dem maximalen Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer und <strong>der</strong><br />

koaxial gemessenen Kapillarneigung aus (Bild 3.5) als Funktion von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

Fokusdurchmesser und <strong>Laser</strong>leistung.<br />

Der maximale Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer � ist mehr als dreimal größer als die Neigung<br />

<strong>der</strong> Kapillarfront �. Das lässt darauf schließen, dass e<strong>in</strong>e senkrecht nach oben wirkende<br />

Kraftkomponente e<strong>in</strong>e Aufwärtsströmung <strong>der</strong> Schmelze um die Kapillare bewirkt.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wird im Folgenden neben dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Kapillarneigung<br />

die Bedeutung <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes auf die Schmelzbaddynamik und die<br />

damit verbundene Spritzerentstehung ausführlich diskutiert. Anhand <strong>der</strong> begleitenden<br />

Aufnahmen mit <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera (vgl. Bild 5.7 �) ist es möglich, <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v = 3 - 11 m/m<strong>in</strong>) bei konstant e<strong>in</strong>fallen<strong>der</strong><br />

Intensität drei unterschiedliche Ausprägungen <strong>des</strong> Antriebsmechanismus für<br />

die Spritzerentstehung zu identifizieren:<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten unter v = 5 m/m<strong>in</strong><br />

Bei Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten unter v = 5 m/m<strong>in</strong> lässt sich e<strong>in</strong> großes Schmelzbad<br />

beobachten, sogar vor <strong>der</strong> Kapillare. Hervorgerufen durch große Schmelzeanhäufungen<br />

und Schmelzfluktuationen um die Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung, s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> angrenzenden<br />

Schmelzbadoberfläche chaotische Oszillationen zu erkennen. Zwar lassen diese<br />

Fluktuationen ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen Schmelzfluss um die Kapillare erkennen, jedoch


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 99<br />

bleibt diese trotz <strong>der</strong> gewaltigen Schmelzbadbewegung weitestgehend r<strong>in</strong>gförmig, siehe<br />

Bild 5.13.<br />

Schmelzbad<br />

lokale Verdampfung<br />

und resultieren<strong>der</strong> Dampfjet<br />

Spritzer<br />

Schmelzeanhäufung<br />

Bild 5.13: Schema <strong>der</strong> Kapillar- und Schmelzbadgeometrie bei Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

unterhalb v = 5 m/m<strong>in</strong> (l<strong>in</strong>ks). Rechts: Momentaufnahme mit <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera.<br />

Die Spritzer lösen sich an <strong>der</strong> Randzone <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung<br />

ab.<br />

Ebenfalls lässt sich <strong>in</strong> diesem Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeitsbereich e<strong>in</strong>e chaotische Spritzerablösung<br />

beobachten (vgl. Bild 5.10), die vornehmlich an <strong>der</strong> Randzone <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung<br />

stattf<strong>in</strong>det. Der starken Fluktuationen unterliegende Metalldampfjet<br />

korreliert mit <strong>der</strong> kegelförmigen Ablöserichtung <strong>der</strong> Spritzer, welche sich ebenfalls<br />

mit den willkürlich auftretenden Schmelzeanhäufungen um die Kapillare deckt.<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten zwischen v = 6 - 8 m/m<strong>in</strong><br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v = 6 - 8 m/m<strong>in</strong>) zeigt sich anhand <strong>der</strong><br />

Aufnahmen mit <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera, dass die Kapillarrückwand nach<br />

h<strong>in</strong>ten gedrückt wird. E<strong>in</strong>e große Schmelzbadwelle auf <strong>der</strong> Kapillarrückwand ist die<br />

Folge, von <strong>der</strong>en oberem Rand die gerichtete Spritzerablösung stattf<strong>in</strong>det, siehe Bild<br />

5.14. Ausgelöst durch den abströmenden Metalldampf oszilliert die Schmelzbadwelle<br />

vor und zurück und wird <strong>in</strong> periodischen Abständen nach h<strong>in</strong>ten ausgeworfen. Im<br />

Moment <strong>der</strong> Spritzerablösung wird die Schmelzbadwelle „abgebaut“ (Bild 5.14 �),<br />

h<strong>in</strong>gegen baut sie sich bei ihrer Vorwärtsbewegung <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Kapillare erneut<br />

auf (Bild 5.14 �). Erreicht die Schmelzbadwelle den Bereich <strong>der</strong> Wechselwirkungszone,<br />

versucht sie die Dampfkapillare zu schließen. Allerd<strong>in</strong>gs drückt <strong>der</strong> permanent<br />

von <strong>der</strong> Kapillarfront abströmende Metalldampf die Schmelze <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

nach h<strong>in</strong>ten und resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er erneuten Spritzerablösung.


100 5 Schweißnahtqualität<br />

Schmelzbadwelle<br />

Wechselwirkungszone<br />

Spritzer<br />

Dampfjet<br />

Schmelzbadwelle<br />

Bild 5.14: Schema <strong>der</strong> Kapillar- und Schmelzbadgeometrie bei Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

zwischen v = 6 - 8 m/m<strong>in</strong> (l<strong>in</strong>ks). Rechts zeigen die Momentaufnahmen die<br />

oszillierende Schmelzbadwelle auf <strong>der</strong> Kapillarrückwand. �: nach h<strong>in</strong>ten gedrückte<br />

Kapillare mit anschließen<strong>der</strong> Spritzerablösung; � nach vorne laufende<br />

Schmelzbadwelle.<br />

Gleichzeitig zeigen die Beobachtungen mit <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera, dass<br />

nur die geneigte Kapillarfront vom e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahl getroffen wird (entgegen<br />

dem ersten Vorschubbereich, bei dem das gleichmäßige Eigenleuchten auf e<strong>in</strong>e Bestrahlung<br />

<strong>der</strong> gesamten Kapillaroberfläche h<strong>in</strong>deutet). Aufgrund <strong>der</strong> höheren Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

gew<strong>in</strong>nt die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront für den senkrecht von ihr<br />

stattf<strong>in</strong>denden Verdampfungsprozess an Bedeutung, da <strong>der</strong> resultierende Dampfjet<br />

entgegen <strong>der</strong> Vorschubbewegung gerichtet ist (beobachtet bei gleichem Versuchsaufbau<br />

im sichtbaren Wellenlängenbereich – ohne Abbildung).<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten zwischen v = 9 - 11 m/m<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>e weitere Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit auf v = 9 - 11 m/m<strong>in</strong> führt zu<br />

e<strong>in</strong>er deutlichen Verlängerung <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung, mit e<strong>in</strong>er maximalen Länge<br />

von ungefähr dem dreifachen Fokusdurchmesser bei v = 11 m/m<strong>in</strong>, siehe Bild 5.15.<br />

Die Aufnahmen mit <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera zeigen, dass trotz <strong>der</strong> längeren<br />

Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung vere<strong>in</strong>zelt Fluktuationen vornehmlich an <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

auftreten. Jedoch s<strong>in</strong>d die resultierenden Oszillationen im angrenzenden<br />

Schmelzbad sowie ihre Größe ger<strong>in</strong>ger als bei den beiden vorigen Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereichen.<br />

Da die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zunimmt, wird <strong>der</strong> resultierende Dampfjet vermehrt auf den oberen Bereich <strong>der</strong><br />

��<br />

��


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 101<br />

Kapillarrückwand gerichtet und hat die Spritzerablösung an <strong>der</strong>en Oberkante zur Folge.<br />

Kapillarrückwand<br />

Dampfjet<br />

Spritzer<br />

Wechselwirkungszone<br />

Kapillarrückwand<br />

Bild 5.15: Schema <strong>der</strong> Kapillar- und Schmelzbadgeometrie bei Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

zwischen v = 9 - 11 m/m<strong>in</strong> (l<strong>in</strong>ks). Rechts: Momentaufnahme mit <strong>der</strong><br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera. Die Spritzer lösen sich an <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

ab.<br />

Bereits <strong>in</strong> Bild 5.10 hat sich gezeigt, dass die sich ablösenden Spritzer <strong>in</strong> ihrer Anzahl<br />

zwar deutlich zunehmen, verlieren aber gleichermaßen an Größe (ausgedrückt durch<br />

den augensche<strong>in</strong>lichen Spritzerdurchmesser). Dieser Zusammenhang kann durch die<br />

Beobachtungen mit <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera bestätigt werden.<br />

Diskussion<br />

Aus <strong>der</strong> Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folge <strong>der</strong> drei beobachteten Vorschubbereiche lässt sich e<strong>in</strong> Szenario<br />

ableiten, bei dem <strong>der</strong> durch Verdampfung an <strong>der</strong> Kapillarfront resultierende Metalldampfjet<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle im H<strong>in</strong>blick auf den Spritzerentstehungsmechanismus<br />

spielt. Der dynamische Druck <strong>des</strong> Metalldampfjets übt dann e<strong>in</strong>en vergleichbaren<br />

Druck auf die Kapillarrückwand aus und kann sie leicht verformen, wenn sich h<strong>in</strong>ter<br />

dieser e<strong>in</strong> flüssiges Volumen wie das Schmelzbad bef<strong>in</strong>det. Die im Folgenden beschriebenen<br />

Bereiche bestätigen die Beobachtungen <strong>in</strong> [59], welche jedoch aufgrund<br />

<strong>der</strong> gewählten Prozessparameter teilweise im Übergangsbereich stattf<strong>in</strong>den.<br />

Bei ger<strong>in</strong>gen Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten (v � 5 m/m<strong>in</strong>) stellt sich <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität I0 e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront e<strong>in</strong>, die wie<strong>der</strong>um<br />

auf e<strong>in</strong>e vertikale Ausrichtung <strong>der</strong> Dampfkapillare schließen lässt. Überwiegend <strong>in</strong><br />

diesem Bereich <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit hat sich gezeigt, dass die Kapillarform<br />

e<strong>in</strong>er starken Eigendynamik unterliegt. Die e<strong>in</strong>fallende Intensität wird auf <strong>der</strong> vielmehr<br />

„hügeligen“ Kapillaroberfläche unterschiedlichen stark absorbiert und resultiert <strong>in</strong> vie-


102 5 Schweißnahtqualität<br />

len lokalen Verdampfungsprozessen, die ke<strong>in</strong>e Vorzugsrichtung aufweisen (<strong>der</strong> Verdampfungsbeitrag<br />

vom Kapillargrund ist dabei dom<strong>in</strong>ant). Der aus den Verdampfungen<br />

resultierende nach oben gerichtete schnelle Abdampfstrom deformiert die langsamer<br />

strömende flüssige Kapillarwand und somit die Kapillargeometrie. Die Dampfkapillare<br />

verhält sich folglich wie e<strong>in</strong> „Kam<strong>in</strong>“, bei dem die Schmelze an <strong>der</strong> Kapillarwand<br />

durch Reibungskräfte mit nach oben gezogen wird und die anhand <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera<br />

beobachteten Fluktuationen und Schmelzeanhäufungen um die<br />

Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung ausbildet. Die letztlich nach oben austretende Metalldampffackel<br />

unterliegt den Fluktuationen <strong>der</strong> „hügeligen“ Kapillaroberfläche, bzw. den kapillarnahen<br />

Schmelzeanhäufungen und bestimmt dadurch die Richtung <strong>der</strong> sich ablösenden<br />

Spritzer.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v = 6 - 8 m/m<strong>in</strong>) nimmt die Neigung <strong>der</strong><br />

Kapillarfront ebenfalls zu (vgl. Bild 3.5). Der e<strong>in</strong>fallende <strong>Laser</strong>strahl trifft auf die <strong>der</strong>art<br />

geneigte Kapillarfront, sodass die Materialverdampfung von dort ausgeht. Da die<br />

Kapillarfront im vorliegenden Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereich während <strong>des</strong> Schweißprozess<br />

stabiler als bei v = 3 - 5 m/m<strong>in</strong> ist, strömt das verdampfte Material entgegen <strong>der</strong> Vorschubrichtung<br />

nach h<strong>in</strong>ten. Durch den Zusammenprall <strong>des</strong> Dampfjets mit dem angrenzenden<br />

Schmelzbad im Bereich <strong>der</strong> Kapillarrückwand wird dieser Teil nach oben gedrückt<br />

und bildet die anhand <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera beobachtete vor- und<br />

zurücklaufende Schmelzbadwelle aus. Gleichzeitig werden mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

die Schmelzbadbreite und damit die seitliche Schmelzfilmdicke<br />

an <strong>der</strong> Kapillarwand reduziert. Durch die erhöhte Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong><br />

Schmelze wird die Impulswirkung <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfs auf die Schmelzbadwelle<br />

zusätzlich verstärkt. Diese schafft es nicht an den Seitenwänden <strong>der</strong> Kapillare<br />

vorbeizuströmen, son<strong>der</strong>n wird <strong>in</strong>folge <strong>des</strong> Rückstoßimpulses nach h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es Spritzers ausgeworfen.<br />

Die Kapillarneigung � nimmt mit steigen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v � 9 m/m<strong>in</strong>)<br />

stetig zu. Dadurch wird <strong>der</strong> senkrecht von <strong>der</strong> Wechselwirkungszone abströmende Metalldampfjet<br />

vermehrt auf den oberen Bereich <strong>der</strong> Kapillarrückwand gerichtet. Dieser<br />

hat aufgrund <strong>der</strong> höheren Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit deutlich an dynamischem Druck<br />

gewonnen. E<strong>in</strong> Zusammenprall mit <strong>der</strong> vorschwappenden Schmelze f<strong>in</strong>det an <strong>der</strong> weiter<br />

entfernten Kapillarrückwand (als Folge <strong>der</strong> höheren Umströmungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

bei zunehmendem Vorschub) statt und die zuvor beobachtete Schmelzbadwelle bei<br />

v = 6 - 8 m/m<strong>in</strong> bildet sich nicht mehr aus. Trifft letztlich <strong>der</strong> abströmende Metalldampf<br />

auf die gewissen Fluktuationen unterliegende Kapillarrückwand (hervorgerufen<br />

durch reflektierte Teilstrahlen, Reibungskräfte o<strong>der</strong> den Metalldampfstrom selbst so-


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 103<br />

wie <strong>der</strong> Aufwärtsbewegung <strong>der</strong> Schmelze durch die Kolbenwirkung), lösen sich die<br />

Spritzer an <strong>der</strong>en Oberkante ab. Aufgrund <strong>des</strong> hohen dynamischen Drucks <strong>des</strong> Metalldampfjets<br />

wird e<strong>in</strong> <strong>der</strong>artiger Impuls auf die Kapillarrückwand ausgeübt, dass die kle<strong>in</strong>en<br />

Spritzer (im Vergleich zu v < 9 m/m<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>e große Beschleunigung erfahren. Dies<br />

lässt sich ebenfalls mit <strong>der</strong> strichförmigen Ersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> Bild 5.10 erkennen.<br />

Bei den vorangehenden Ausführungen zum Antriebsmechanismus für die Spritzerentstehung<br />

hat sich herausgestellt, dass sich <strong>der</strong> im Vergleich zur Kapillarneigung � größere<br />

maximale Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer � nicht e<strong>in</strong>zig durch die Abdampfrichtung<br />

beschreiben lässt. Vielmehr spielt e<strong>in</strong> nach oben wirken<strong>der</strong> Impuls <strong>der</strong> Schmelze pPG<br />

an <strong>der</strong> Phasengrenze gasförmig/flüssig <strong>der</strong> Kapillarrückwand e<strong>in</strong>e nicht zu vernachlässigende<br />

Rolle, siehe Bild 5.16.<br />

Impuls <strong>der</strong> Schmelze<br />

an <strong>der</strong> Phasengrenze<br />

gasförmig/flüssig<br />

��<br />

Impuls <strong>des</strong><br />

Schmelztröpfchen<br />

��<br />

Impuls <strong>des</strong> Metalldampfs<br />

auf die Schmelze <strong>der</strong><br />

Kapillarrückwand<br />

Bild 5.16: Ablösekriterium <strong>der</strong> Schmelztröpfchen bei <strong>der</strong> Kapillarneigung � und maximalem<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer �.<br />

Der nach oben wirkende Impuls <strong>der</strong> Schmelze pPG an <strong>der</strong> Phasengrenze wird vornehmlich<br />

durch die Reibung (Impulsübertrag) zwischen den von <strong>der</strong> geneigten Kapillarfront<br />

abströmenden Metalldampf mit dem dah<strong>in</strong>terliegenden Schmelzbad sowie durch weitere<br />

<strong>in</strong>duzierte Mechanismen (z. B. Umströmung an <strong>der</strong> Kapillarunterseite) hervorgerufen.<br />

Bereits <strong>in</strong> Bild 3.7 konnte gezeigt werden, dass aufgrund <strong>des</strong> Selbstregulierungsmechanismus<br />

zwischen <strong>der</strong> Kapillarfrontneigung � und <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität<br />

I0 bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v die absorbierte Intensität Iabs auf <strong>der</strong><br />

geneigten Kapillarfront und damit die Verdampfungsrate bzw. <strong>der</strong> dynamische Druck<br />

<strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes unabhängig von den <strong>in</strong>tensitätsbestimmenden Parametern<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit führt zu e<strong>in</strong>er größeren Kapillarneigung<br />

und schließlich zu e<strong>in</strong>er höheren Verdampfungsrate, weswegen <strong>in</strong> diesem<br />

Fall von e<strong>in</strong>em anwachsenden E<strong>in</strong>trag k<strong>in</strong>etischer Energie an die Phasengrenze


104 5 Schweißnahtqualität<br />

ausgegangen werden muss [64]. Damit e<strong>in</strong>hergehend steigt dort <strong>der</strong> nach oben wirkende<br />

Impuls <strong>der</strong> Schmelze pPG, welcher die kapillarnahe Schmelze <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Oberfläche<br />

beschleunigt [65, 66, 67]. Trifft im oberflächennahen Bereich die senkrecht von<br />

<strong>der</strong> Kapillarfront strömende Metalldampfjet auf die nach oben strömende Schmelzschicht<br />

an <strong>der</strong> Kapillarrückwand (vgl. Bild 3.15), addieren sich die E<strong>in</strong>zelimpulse und<br />

resultieren bei <strong>der</strong> Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Oberflächenspannung <strong>des</strong> Schmelzba<strong>des</strong> im beobachteten<br />

maximalen Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer, siehe Bild 5.16. Bild 5.17 zeigt<br />

schematisch den beschriebenen E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes auf den<br />

Materialfluss an <strong>der</strong> Phasengrenze.<br />

Schmelzbad<br />

Materialfluss<br />

an <strong>der</strong> Phasengrenze<br />

gasförmig/flüssig<br />

Kapillarfront<br />

Spritzer<br />

abströmen<strong>der</strong><br />

Metalldampf<br />

Bild 5.17: Auswirkung <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes auf den Materialfluss an <strong>der</strong><br />

Phasengrenze gasförmig/flüssig <strong>der</strong> Kapillarrückwand und den davon abhängigen<br />

Ablösemechanismus <strong>der</strong> Spritzer.<br />

Der während <strong>des</strong> Bearbeitungsprozesses erzeugte Metalldampfjet, welcher auf die Kapillarrückwand<br />

trifft, diese verformt und den nach oben wirkenden Impuls <strong>der</strong><br />

Schmelze pPG an <strong>der</strong> Phasengrenze bee<strong>in</strong>flusst, muss e<strong>in</strong>en dynamischen Druck haben.<br />

Dieser liegt ungefähr bei dem gleichen Wert wie <strong>der</strong> Verdampfungsdruck, wenn <strong>des</strong>sen<br />

seitliche Ausbreitungsrichtung begrenzt ist, beispielsweise bei ger<strong>in</strong>gen Abständen<br />

von <strong>der</strong> Verdampfungsfläche. In [18] ist e<strong>in</strong> Versuchsaufbau gezeigt, mit welchem<br />

sich dieser bei e<strong>in</strong>er stationären Probe (ohne Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit) ermitteln lässt.<br />

Beschreibt die e<strong>in</strong>fallende Intensität e<strong>in</strong>e TopHat-Verteilung, verteilt sich <strong>der</strong> anliegende<br />

Verdampfungsdruck gleichmäßig über die gesamte Fokusfläche. Dieser steht<br />

senkrecht zur Probenoberfläche und wird von e<strong>in</strong>em seitlich anliegenden Gasstrom<br />

abgelenkt, <strong>des</strong>sen Impulskraft bekannt ist. Durch die Messung <strong>des</strong> geme<strong>in</strong>samen Ablenkungsw<strong>in</strong>kels<br />

<strong>der</strong> beiden Gasströme, lässt sich schließlich <strong>der</strong> dynamische Druck<br />

<strong>des</strong> Dampfjets berechnen. Dieser ist für e<strong>in</strong>en Fokusdurchmesser von df = 600 μm <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung <strong>in</strong> Bild 5.18 (l<strong>in</strong>ks) dargestellt.


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 105<br />

Bereits <strong>in</strong> Kapitel 3 hat sich gezeigt, dass die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront nach Gleichung<br />

(3.5) mit steigen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zu- bzw. mit größerer Intensität<br />

abnimmt. Dabei verteilt sich die e<strong>in</strong>fallende Intensität I0 gleichmäßig auf <strong>der</strong> geneigten<br />

Oberfläche <strong>der</strong> Kapillarfront. Ist die Neigung <strong>der</strong> Kapillare bekannt, wird die entsprechend<br />

<strong>des</strong> w<strong>in</strong>kelabhängigen Absorptionsgra<strong>des</strong> absorbierte Intensität Iabs und dementsprechend<br />

<strong>der</strong> resultierende dynamische Druck <strong>des</strong> Metalldampfjets gemäß Gleichung<br />

(3.6) um den Faktor s<strong>in</strong>(�) reduziert. Bild 5.18 zeigt, dass <strong>der</strong> dynamische Druck bei<br />

dem Fokusdurchmesser df = 600 μm und <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung PL = 4 kW (entspricht <strong>der</strong><br />

Intensität I0 = 1,4 MW/cm²) ungefähr 100 kPa beträgt. Bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von v = 3 m/m<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>er <strong>Laser</strong>leistung von PL = 4 kW stellt sich e<strong>in</strong>e Kapillarneigung<br />

von �� 12° e<strong>in</strong>, siehe Bild 3.12. Demnach berechnet sich für diese Prozessparameter<br />

<strong>der</strong> dynamische Druck <strong>des</strong> Metalldampfjets zu pKf � 23 kPa, welcher<br />

bei <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen Metalldampf und Schmelzbad zu berücksichtigen<br />

ist. E<strong>in</strong>e stetige Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit v führt zu e<strong>in</strong>er größeren Kapillarneigung<br />

und schließlich zu <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 5.18 gezeigten Zunahme <strong>des</strong> dynamischen<br />

Druckes.<br />

dynamischer Druck <strong>in</strong> kPa<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

maximaler Druck<br />

durchschnittlicher Druck<br />

50<br />

CrNi18-10<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

<strong>Laser</strong>leistung <strong>in</strong> kW<br />

dynamischer Druck <strong>in</strong> kPa<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

P L = 4 kW<br />

d f =600 μm<br />

CrNi18-10<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 5.18: Dynamischer Druck <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfjets als Funktion <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung<br />

für den Fokusdurchmesser df = 600 μm bei stationärem Betrieb [18]<br />

(l<strong>in</strong>ks), sowie <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (rechts).<br />

Bild 3.7 hat gezeigt, dass die auf <strong>der</strong> Kapillarfront absorbierte Intensität Iabs bei konstanter<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit aufgrund <strong>des</strong> Selbstregulierungsmechanismus zwischen<br />

<strong>der</strong> Kapillarfrontneigung � und <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität I0 konstant ist. Demzufolge<br />

s<strong>in</strong>d die Verdampfungsrate und <strong>der</strong> dementsprechende dynamische Druck <strong>des</strong><br />

Metalldampfjets bei unterschiedlicher <strong>Laser</strong>leistung PL und/o<strong>der</strong> Fokusdurchmesser df<br />

ebenfalls konstant, da diese proportional zur absorbierten Intensität Iabs s<strong>in</strong>d. Das bedeutet,<br />

dass dem durch Verdampfung an <strong>der</strong> Kapillarfront resultierenden Metalldampf-


106 5 Schweißnahtqualität<br />

jet mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Spritzerentstehung<br />

e<strong>in</strong>e größere Bedeutung zukommt. Durch e<strong>in</strong>e gleichzeitige Überlagerung mit e<strong>in</strong>er<br />

großen Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront � (ger<strong>in</strong>ge Intensität I0), wird die Impulswirkung<br />

<strong>des</strong> Dampfjets auf die Kapillarrückwand erhöht, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em größeren Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer resultiert (vgl. Bild 5.12). Es ist <strong>des</strong>halb notwendig, die Schmelzbaddynamik<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Kapillarrückwand im Bereich <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung<br />

zu kontrollieren, um letztlich die Spritzerentstehung weitestgehend zu unterdrücken.<br />

Darauf wird <strong>in</strong> Kapitel 5.2.4 näher e<strong>in</strong>gegangen, nachdem <strong>in</strong> Kapitel 5.2.3 die vorigen<br />

Ergebnisse zum Spritzerentstehungsmechanismus bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung denen e<strong>in</strong>er<br />

Durchschweißung gegenübergestellt werden.<br />

5.2.3 Spritzerentstehungsmechanismus bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

Für die Beobachtungen zur Spritzerablösung bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung wird <strong>der</strong>selbe<br />

Versuchsaufbau wie für die E<strong>in</strong>schweißung verwendet (vgl. Bild 5.7), lediglich die<br />

Materialdicke wird auf e = 2 mm reduziert. Bei <strong>der</strong> lateralen Ausrichtung <strong>der</strong> IR-<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera wird darauf geachtet, dass sich die Edelstahlprobe<br />

(e = 2 mm) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte <strong>des</strong> Bildfel<strong>des</strong> von 40 � 40 mm² bef<strong>in</strong>det. Somit lässt sich zum<br />

e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> nach oben austretenden Spritzer <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

beobachten, zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> nach unten austretende Metalldampf<br />

und die von ihm mitgerissenen Spritzer als Zeichen <strong>der</strong> Durchschweißung, siehe<br />

Bild 5.19. Grundsätzlich verhält sich die Spritzerablösung bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

ähnlich jener bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung, vgl. Bild 5.10. Während sich bei den ger<strong>in</strong>gen<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten (v < 5 m/m<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>e chaotische Spritzerablösung<br />

abzeichnet, f<strong>in</strong>det mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v � 5 m/m<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>e gerichtete<br />

Spritzerablösung statt. Diese nimmt mit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zu und<br />

lässt sich anhand <strong>der</strong> gezeigten Summenbil<strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 5.19 ermitteln. Die nach unten<br />

austretende „Metalldampfwolke“ ist bei <strong>der</strong> gewählten E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> IR-<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera für die Spritzerbeobachtung gut zu erkennen. Trotz <strong>der</strong><br />

großen räumlichen Ausdehnung ist ihr dynamischer Druck im Vergleich zum abströmenden<br />

Metalldampf von <strong>der</strong> Kapillarfront ger<strong>in</strong>g. Die durch ihn hervorgerufene<br />

Spritzerablösung wird <strong>des</strong>halb im Folgenden nicht weiter betrachtet, zumal sie durch<br />

die überlagerte „Metalldampfwolke“ nicht e<strong>in</strong>deutig zu bestimmen ist.


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 107<br />

v<br />

nach unten<br />

austreten<strong>der</strong><br />

Metalldampf<br />

v = 3 m/m<strong>in</strong> v = 7 m/m<strong>in</strong> v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

Blechdicke e = 2 mm<br />

<strong>Laser</strong><br />

<strong>Laser</strong><br />

<strong>Laser</strong><br />

Bild 5.19: Trajektorien <strong>der</strong> Spritzer als E<strong>in</strong>zelbild (oben) und resultieren<strong>des</strong> Summenbild<br />

aus 80 E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong>n (unten) <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bei<br />

e<strong>in</strong>er Durchschweißung (PL = 6 kW; df = 400 μm).<br />

Bei e<strong>in</strong>er Variation von Fokusdurchmesser und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung lässt sich das beschriebene<br />

Verhalten <strong>der</strong> Spritzerablösung gleichermaßen beobachten und ist <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> Bild 5.20 dargestellt. Während die<br />

vollen Datenpunkte den Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung repräsentieren,<br />

zeigen die leeren Datenpunkte vergleichsweise das Verhalten bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

aus Bild 5.11. Im Grunde genommen zeigt die Durchschweißung e<strong>in</strong> analoges<br />

Verhalten zur E<strong>in</strong>schweißung, wonach <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer l<strong>in</strong>ear mit<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zunimmt. Ist die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit konstant,<br />

führt e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität (~ PL/df²) zu e<strong>in</strong>em reduzierten Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer gemäß Gleichung (5.1). Allerd<strong>in</strong>gs ist es offenkundig, dass <strong>der</strong><br />

maximale Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung mit abnehmen<strong>der</strong><br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit stärker abnimmt, als dies bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung <strong>der</strong> Fall<br />

ist.<br />

��


108 5 Schweißnahtqualität<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

volle Datenpunkte: Durchschweißung<br />

leere Datenpunkte: E<strong>in</strong>schweißung<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 400 μm<br />

P L = 6 kW<br />

chaotische<br />

Spritzerablösung<br />

CrNi18-10<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 5.20: Vergleich <strong>des</strong> maximalen Ablösew<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Spritzer zwischen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

(leere Datenpunkte) und e<strong>in</strong>er Durchschweißung (volle Datenpunkte)<br />

als Funktion von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit, Fokusdurchmesser und<br />

<strong>Laser</strong>leistung.<br />

Bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung hat Bild 5.12 den l<strong>in</strong>earen Zusammenhang entsprechend<br />

Gleichung (5.2) zwischen dem Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer � und <strong>der</strong> Kapillarneigung �<br />

bestätigt. Allerd<strong>in</strong>gs zeigt bei adäquaten Prozessparametern <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gere Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung e<strong>in</strong> hiervon abweichen<strong>des</strong> Verhalten,<br />

wenn dieser als Funktion <strong>der</strong> Kapillarneigung dargestellt wird, siehe Bild 5.21. Mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit und dementsprechend größerer Kapillarneigung<br />

nähert sich <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer allmählich <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Ausgleichsgeraden<br />

an. Nunmehr nimmt <strong>der</strong> maximale Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer gemäß<br />

Gleichung (5.2) zu und zeigt den gleichen Verlauf wie bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung.<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

CrNi18-10<br />

� � = 3,2�� 3,2�� + 14<br />

20<br />

d f = 400 μm d f = 200 μm<br />

10<br />

P L = 6 kW P L = 4 kW<br />

0<br />

P L = 6 kW<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Kapillarneigung <strong>in</strong> °<br />

Bild 5.21: Zusammenhang zwischen dem maximalen Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer bei e<strong>in</strong>er<br />

Durchschweißung und <strong>der</strong> koaxial gemessenen Kapillarneigung aus (Bild 3.5)<br />

als Funktion <strong>der</strong> Prozessparameter.


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 109<br />

Die Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare und demnach die <strong>der</strong> Kapillarneigung wurde <strong>in</strong><br />

Kapitel 3.3 e<strong>in</strong>gehend beschrieben. Es hat sich gezeigt, dass bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> zunehmenden Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit die freie Kapillaraustrittsöffnung<br />

(~ 1/v) zusehends reduziert wird. Je nach Fokusdurchmesser df und<br />

Blechdicke e ist diese bei e<strong>in</strong>er dementsprechenden Kapillarneigung � <strong>der</strong>art nach h<strong>in</strong>ten<br />

verschoben bzw. gänzlich verschwunden, dass ke<strong>in</strong>e direkte Durchschweißung<br />

mehr erfolgen kann. Dies ist genau dann <strong>der</strong> Fall, wenn die Kapillaraustrittsöffnung<br />

genau um e<strong>in</strong>en Fokusdurchmesser gegenüber <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung versetzt ist.<br />

In diesem Moment nimmt die Länge <strong>der</strong> gesamten Kapillaröffnung schlagartig zu<br />

(siehe Bild 3.4), da die zuvor transmittierten Intensitätsanteile <strong>der</strong> gesamt e<strong>in</strong>fallende<br />

Intensität I0 vollständig auf <strong>der</strong> geneigten Kapillarfront absorbiert werden und gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> nicht absorbierte Strahlungsanteil komplett auf die Kapillarrückwand reflektiert<br />

wird. Bei e<strong>in</strong>em Fokusdurchmesser von df = 200 μm und e<strong>in</strong>er Blechdicke von<br />

e = 2 mm entspricht dies e<strong>in</strong>er Kapillarneigung von �� 6°, bei df = 400 μm ungefähr<br />

dem doppelten Wert. Es zeigt sich, dass die vom Fokusdurchmesser abhängige Kapillarneigung,<br />

bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer aus Bild 5.21 <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>samen<br />

Geradenverlauf gemäß Gleichung (5.2) übergeht, <strong>in</strong> etwa bei den eben bezifferten Kapillarneigungen<br />

liegt. Somit geht die anfängliche direkte Durchschweißung bei ger<strong>in</strong>gen<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten, <strong>der</strong> gewählten Blechdicke e und dem Fokusdurchmesser<br />

df mit zunehmen<strong>der</strong> Kapillarneigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Durchschweißung (Kapillaraustrittsöffnung<br />

ist um mehr als df gegenüber <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung nach<br />

h<strong>in</strong>ten verschoben) bzw. e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schweißung über und erklärt den fortan geme<strong>in</strong>samen<br />

Geradenverlauf.<br />

Wie e<strong>in</strong>gangs <strong>in</strong> diesem Kapitel erwähnt und sich anhand begleiten<strong>der</strong> Aufnahmen mit<br />

<strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera (Bild 5.7 �) zeigt, lassen sich ebenfalls bei e<strong>in</strong>er<br />

Durchschweißung <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v = 3 m/m<strong>in</strong> -<br />

11 m/m<strong>in</strong>) bei konstant e<strong>in</strong>fallenden Intensität I0 drei unterschiedliche Ausprägungen<br />

<strong>des</strong> Antriebsmechanismus für die Spritzerentstehung identifizieren. Diese s<strong>in</strong>d weitestgehend<br />

identisch zu jenen bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung, vgl. Kapitel 5.2.2. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

zeigt sich, dass bei e<strong>in</strong>er direkten Durchschweißung mit freier Kapillaraustrittsöffnung<br />

und demnach e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Kapillarneigung e<strong>in</strong>e verhältnismäßig kle<strong>in</strong>ere Wechselwirkungsfläche<br />

dem Verdampfungsprozess zur Verfügung steht als bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

mit entsprechenden Prozessparametern. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stellt<br />

sich die Frage, <strong>in</strong>wieweit das Gesamtvolumen <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes von<br />

<strong>der</strong> Kapillarfront und damit e<strong>in</strong>hergehend <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Kapillarrückwand nach oben wirkende<br />

Impuls PPG reduziert wird und den ger<strong>in</strong>geren Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> Bild<br />

5.20 zur Folge hat. Bild 5.22 zeigt, basierend auf den Beobachtungen zur Kapillaraus-


110 5 Schweißnahtqualität<br />

bildung <strong>in</strong> Kapitel 3, welchen E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> von <strong>der</strong> geneigten Kapillarfront abströmende<br />

Metalldampf auf den Spritzerentstehungsmechanismus bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

hat.<br />

Schmelzbad<br />

Materialfluss<br />

an <strong>der</strong> Phasengrenze<br />

gasförmig/flüssig<br />

nach unten austreten<strong>der</strong><br />

Metalldampf als Folge <strong>des</strong><br />

reflektierten Strahls<br />

Spritzer<br />

von <strong>der</strong> Front abströmen<strong>der</strong><br />

Metalldampf<br />

Kapillarfront<br />

Bild 5.22: Schema <strong>der</strong> Kapillar- und Schmelzbadgeometrie bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung.<br />

Gleich wie bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung trifft <strong>der</strong> senkrecht von <strong>der</strong> Kapillarfront abströmende<br />

Metalldampf auf die Kapillarrückwand, an welcher aufgrund <strong>des</strong> nach oben<br />

wirkenden Impuls pPG an <strong>der</strong> Phasengrenze gasförmig/flüssig <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

die Schmelze aus dem Inneren nach oben beför<strong>der</strong>t wird. Allerd<strong>in</strong>gs gilt es zu beachten,<br />

dass aufgrund <strong>der</strong> freien Kapillaraustrittsöffnung die Wechselwirkungsfläche zwischen<br />

e<strong>in</strong>fallendem <strong>Laser</strong>strahl und geneigter Kapillarfront und gleichermaßen das<br />

Volumen <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes (beim ersten Auftreffen <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahls)<br />

verr<strong>in</strong>gert werden. Werden dementsprechend die Blechdicke e = 2 mm<br />

(~ Wechselwirkungsfläche bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung) und die bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung<br />

direkt vom e<strong>in</strong>fallenden <strong>Laser</strong>strahl berechnete Tiefe tbe aus Bild 3.14 (~ direkt<br />

bestrahlten Fläche bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung) <strong>in</strong>s Verhältnis gesetzt, lässt sich die relative<br />

Abnahme <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfvolumens bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

ermitteln, siehe Bild 5.23. Nach dem Überschreiten <strong>der</strong> Durchschweißgrenze <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit und demnach <strong>der</strong> Kapillarneigung wird das<br />

abströmende Dampfvolumen nicht mehr reduziert.<br />

Analog zur Wechselwirkungsfläche zwischen e<strong>in</strong>fallendem <strong>Laser</strong>strahl und <strong>der</strong> geneigten<br />

Kapillarfront und dem davon abströmenden Metalldampfvolumen wird bei<br />

e<strong>in</strong>er direkten Durchschweißung die Angriffsfläche an <strong>der</strong> Kapillarrückwand um den<br />

Wert e/tbe verr<strong>in</strong>gert. Das wirkt sich wie<strong>der</strong>um auf den nach oben wirkenden Impuls<br />

pPG und damit auf den Materialfluss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phasengrenze gasförmig/flüssig aus. Trotz<br />

<strong>der</strong> Abnahme <strong>des</strong> Metalldampfvolumens bleibt die Verdampfungsrate und damit <strong>der</strong>


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 111<br />

dynamische Druck <strong>des</strong> senkrecht von <strong>der</strong> Kapillarfront abströmenden Dampfjets aus<br />

Bild 5.18 unverän<strong>der</strong>t.<br />

Dampfvolumen <strong>in</strong> %<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

d f = 400 μm<br />

P L = 6 kW<br />

Durchschweißgrenze<br />

18<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

Bild 5.23: Abnahme <strong>des</strong> nach oben abströmenden Metalldampfvolumens bei e<strong>in</strong>er direkten<br />

Durchschweißung bezogen auf e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schweißung als Funktion von Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und Intensität (volle Datenpunkte). Die leeren Datenpunkte<br />

zeigen den Verlauf <strong>der</strong> zugehörigen Kapillarneigung �.<br />

Für den Fokusdurchmesser df = 400 μm gilt, dass bei e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

unterhalb von v = 8 m/m<strong>in</strong> die Kapillare <strong>der</strong>art geneigt (� < 12°) ist,<br />

dass das Volumen <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes aufgrund <strong>des</strong> transmittierten Intensitätsanteils<br />

sukzessive abnimmt. Dementsprechend wird die Wechselwirkungszone<br />

an <strong>der</strong> Kapillarrückwand um den Wert e/tbe verr<strong>in</strong>gert. Folglich wird <strong>der</strong> nach oben<br />

gerichtete Materialfluss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grenzschicht und damit e<strong>in</strong>hergehend <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer � bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung im Vergleich zur E<strong>in</strong>schweißung reduziert.<br />

Nehmen die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v > 8 m/m<strong>in</strong>) und damit die Kapillarneigung<br />

(� > 12°) zu, kann ke<strong>in</strong>e direkte Durchschweißung mehr erfolgen, sodass die e<strong>in</strong>fallende<br />

Intensität gänzlich für den Verdampfungsprozess auf <strong>der</strong> Kapillarfront genutzt<br />

wird. Ist demnach die Kapillaraustrittsöffnung um mehr als e<strong>in</strong> Fokusdurchmesser gegenüber<br />

<strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung nach h<strong>in</strong>ten verschoben o<strong>der</strong> gänzlich verschwunden,<br />

liegt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schweißung vor und das Verhältnis <strong>in</strong> Bild 5.23 bleibt unverän<strong>der</strong>t<br />

bei 100% (ke<strong>in</strong>e Volumenverluste <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes bei<br />

nach unten geschlossener Kapillare). Gleichzeitig zeigen die Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer<br />

äquivalente Zahlenwerte (siehe geme<strong>in</strong>samer Verlauf <strong>in</strong> Bild 5.21). H<strong>in</strong>gegen wird<br />

bei dem Fokusdurchmesser df = 200 μm (PL = 4 kW) die Durchschweißgrenze bereits<br />

bei v = 6 m/m<strong>in</strong> erreicht (�� 6°). Folglich verschiebt sich <strong>der</strong> Bereich, bei dem das<br />

Volumen <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes reduziert wird, zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

als bei df = 400 μm.<br />

Kapillarneigung <strong>in</strong> °


112 5 Schweißnahtqualität<br />

5.2.4 Verbesserung <strong>der</strong> Schweißnahtqualität<br />

In Kapitel 5.2.2 und Kapitel 5.2.3 wird <strong>der</strong> Antriebsmechanismus für die Spritzerentstehung<br />

bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>- bzw. Durchschweißung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> wesentlichen Prozessparameter<br />

bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall ausführlich diskutiert. Es hat sich gezeigt,<br />

dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit die Kapillarneigung �<br />

und damit <strong>der</strong> dynamische Druck <strong>des</strong> Metalldampfes zunehmen. Der senkrecht von <strong>der</strong><br />

Kapillarfront abströmende Metalldampfjet übt dann e<strong>in</strong>en vergleichbaren Druck auf<br />

die Kapillarrückwand aus und kann sie leicht verformen. Je höher dabei die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

ist, <strong>des</strong>to weiter wird <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> höheren Umströmungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

die Kapillarrückwand nach h<strong>in</strong>ten verschoben. Die Impulsaddition führt dann zu<br />

e<strong>in</strong>er vermehrten Spritzerablösung mit steigendem Ablösew<strong>in</strong>kel. Es ist <strong>des</strong>halb notwendig<br />

die Schmelzbaddynamik an <strong>der</strong> Kapillarrückwand zu kontrollieren, da die<br />

Spritzerablösung ausschließlich <strong>in</strong> diesem Bereich stattf<strong>in</strong>det.<br />

Variation vom Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik<br />

In Kapitel 3.4 wird e<strong>in</strong>gehend beschrieben, welchen E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>e Variation vom Anstellw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungsoptik auf die Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare hat. Neben<br />

<strong>der</strong> gezielten Manipulation <strong>der</strong> Kapillarfrontneigung � wird damit e<strong>in</strong>hergehend die<br />

Ausbildung <strong>der</strong> Kapillarrückwand signifikant bee<strong>in</strong>flusst (vgl. Bild 3.11). Inwieweit<br />

sich dadurch <strong>der</strong> Spritzerentstehungsmechanismus und damit <strong>der</strong> maximale Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer kontrollieren lassen, zeigt Bild 5.24. S<strong>in</strong>d die wesentlichen Prozessparameter<br />

konstant und e<strong>in</strong>zig <strong>der</strong> Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik � die variable<br />

Stellgröße, nehmen sowohl <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer als auch ihre Anzahl<br />

mit schleppen<strong>der</strong> Strahlanstellung zu. Im Gegensatz dazu s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e deutliche Abnahme<br />

<strong>des</strong> Ablösew<strong>in</strong>kels und e<strong>in</strong>e reduzierte Spritzeranzahl bei stechen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>strahlung<br />

(� > 0°) zu erkennen. Die augensche<strong>in</strong>liche Spritzergröße nimmt jedoch zu.<br />

� � = -12° (schleppend) � � = 0° (senkrecht) � � = +12° (stechend)<br />

<strong>Laser</strong> <strong>Laser</strong><br />

<strong>Laser</strong><br />

�� �� ��<br />

Bild 5.24: Trajektorien <strong>der</strong> Spritzer bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Anstellw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungsoptik (PL = 6 kW df = 400 μm und v = 7 m/m<strong>in</strong>).


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 113<br />

Der E<strong>in</strong>fluss vom Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik � bei e<strong>in</strong>er überlagerten Variation<br />

von Fokusdurchmesser und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung auf das beschriebene Verhalten <strong>der</strong><br />

Spritzerablösung ist <strong>in</strong> Bild 5.25 (l<strong>in</strong>ks) bei e<strong>in</strong>er konstanten Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von v = 7 m/m<strong>in</strong> dargestellt. Ausgehend vom senkrechten Strahle<strong>in</strong>fall (� = 0°) nimmt<br />

<strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer � mit zunehmend schleppen<strong>der</strong> Strahlanstellung (� < 0°)<br />

zu, während er mit e<strong>in</strong>em stechenden Anstellw<strong>in</strong>kel (� > 0°) abnimmt [63]. Des Weiteren<br />

zeigt Bild 5.25 (rechts) den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeitserhöhung von<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong> (volle Datenpunkte) auf v = 11 m/m<strong>in</strong> (leere Datenpunkte) auf den Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer. E<strong>in</strong>e Steigerung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit führt unabhängig<br />

vom Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik � zu e<strong>in</strong>em größeren Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong><br />

Spritzer �. Dadurch wird e<strong>in</strong>e Parallelverschiebung <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Ausgleichsgeraden<br />

(v = konstant) hervorgerufen.<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

d f = 400 μm<br />

P L = 6 kW<br />

10<br />

0<br />

CrNi18-10<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

-15 -10 -5 0 5 10 15<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> °<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

v ��<br />

v ��<br />

20<br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

10<br />

0<br />

d f = 400 μm<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 6 kW<br />

-15 -10 -5 0 5 10 15<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> °<br />

Bild 5.25: Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer als Funktion <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik<br />

bei unterschiedlichen Fokusdurchmessern und/o<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistungen und<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong> (l<strong>in</strong>ks). E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit auf den Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer, volle Datenpunkte kennzeichnen v = 7 m/m<strong>in</strong> (rechts).<br />

Analog zur ermittelten Kapillarneigung bezüglich <strong>der</strong> Vertikalen �(�) aus Bild 3.10<br />

zeigt sich, dass ebenfalls <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer maßgeblich durch den Anstellw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungsoptik bee<strong>in</strong>flusst wird. Aufgrund <strong>der</strong> l<strong>in</strong>earen Abhängigkeit<br />

zwischen dem Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer und <strong>der</strong> Kapillarneigung gemäß Gleichung<br />

(5.2) bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung beträgt die Steigung <strong>der</strong> Ausgleichsgeraden bei<br />

konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit ebenfalls m = -1, sodass sich <strong>der</strong> formelle Zusammenhang<br />

aus Gleichung (3.7) nach<br />

��� � � ��<br />

�<br />

� � 0 �<br />

(5.3)


114 5 Schweißnahtqualität<br />

übertragen lässt. Gleichzeitig nimmt die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront mit steigen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zu und/o<strong>der</strong> höherer Intensität nach Gleichung (3.5) ab. Demzufolge<br />

und aufgrund <strong>der</strong> gewonnenen Erkenntnisse über den E<strong>in</strong>fluss vom Anstellw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungsoptik, führt e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zu e<strong>in</strong>er<br />

Parallelverschiebung <strong>der</strong> Ausgleichsgeraden.<br />

Anhand <strong>der</strong> vorigen Ergebnisse hat sich gezeigt, dass <strong>der</strong> Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik<br />

bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>e kapillarbestimmende Größe<br />

ist und damit e<strong>in</strong>hergehend den Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer entscheidend bee<strong>in</strong>flusst.<br />

H<strong>in</strong>gegen bleibt die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei konstanten Prozessparametern im untersuchten<br />

Anstellbereich <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik nahezu konstant, siehe Bild 5.26. E<strong>in</strong>e Steigerung<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit auf v = 11 m/m<strong>in</strong> führt, wie bereits <strong>in</strong> Bild 3.12<br />

und im weiteren Verlauf von Kapitel 4 gezeigt, zu e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe.<br />

Diese ist nach wie vor konstant, obwohl die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront bezüglich<br />

<strong>der</strong> Vertikalen �(�) im Extremfall e<strong>in</strong>e Differenz von �2��� = 24° aufweist.<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> <strong>in</strong> mm mm<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong> v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

d f = 400 μm d f = 200 μm d f = 400 μm<br />

P L = 6 kW<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

v ��<br />

P L = 6 kW<br />

1<br />

0<br />

CrNi18-10<br />

-15 -10 -5 0 5 10 15<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> °<br />

Bild 5.26: E<strong>in</strong>schweißtiefe als Funktion <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von Fokusdurchmesser, <strong>Laser</strong>leistung und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

In Kapitel 5.2.3 wird die Auswirkung <strong>der</strong> reduzierten Wechselwirkungsfläche auf die<br />

Spritzerablösung bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung im Vergleich zur E<strong>in</strong>schweißung e<strong>in</strong>gehend<br />

beschrieben. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist <strong>in</strong> Bild 5.27 <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss vom Anstellw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungsoptik auf den Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer im Falle e<strong>in</strong>er Durchschweißung<br />

dargestellt. Grundsätzlich verhält sich die Spritzerablösung bei e<strong>in</strong>er<br />

Durchschweißung ähnlich jener bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung. Bei v = 11 m/m<strong>in</strong> haben die<br />

beide Geraden e<strong>in</strong>en deckungsgleichen Verlauf. Allerd<strong>in</strong>gs zeigt sich, dass <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung mit abnehmen<strong>der</strong> Vorschubge-


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 115<br />

schw<strong>in</strong>digkeit stärker abnimmt, als dies bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung <strong>der</strong> Fall ist (Parallelverschiebung<br />

<strong>der</strong> Ausgleichsgeraden bei v = 7 m/m<strong>in</strong>).<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

Durchschweißung<br />

E<strong>in</strong>schweißung<br />

CrNi18-10<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 400 μm<br />

10<br />

0<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong> v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

-15 -10 -5 0 5 10 15<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> °<br />

Bild 5.27: Vergleich <strong>des</strong> Ablösew<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Spritzer bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung (leere Datenpunkte)<br />

und e<strong>in</strong>er Durchschweißung (volle Datenpunkte) <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

vom Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik und <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Analog zum senkrechten Strahle<strong>in</strong>fall (� = 0°) wird bei e<strong>in</strong>er direkten Durchschweißung<br />

mit angestellter Bearbeitungsoptik unterhalb von v = 8 m/m<strong>in</strong> (df = 400 μm) die<br />

freie Kapillaraustrittsöffnung relativ zur Strahlachse mit abnehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

größer. Dementsprechend wird die Wechselwirkungsfläche zwischen<br />

<strong>Laser</strong>strahl und <strong>der</strong> Kapillarfront sowie das Volumen <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfjets<br />

um den Wert e/tbe gemäß Bild 5.23 verr<strong>in</strong>gert. Folglich wird <strong>der</strong> nach oben gerichtete<br />

Materialfluss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grenzschicht und damit e<strong>in</strong>hergehend <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong><br />

Spritzer � bei e<strong>in</strong>er Durchschweißung im Vergleich zur E<strong>in</strong>schweißung reduziert und<br />

die Ausgleichsgerade mit <strong>der</strong> Steigung m = -1 parallel nach unten verschoben. Mit<br />

steigen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit (v > 8 m/m<strong>in</strong>) wird die Kapillaraustrittsöffnung<br />

um mehr als e<strong>in</strong>en Fokusdurchmesser bezüglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>trittsöffnung nach h<strong>in</strong>ten versetzt<br />

bzw. verschw<strong>in</strong>det komplett, weshalb die direkte Durchschweißung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schweißung<br />

übergeht. Demzufolge s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> senkrecht nach oben wirkende Impuls <strong>der</strong><br />

Schmelze pPG und damit <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer identisch (geme<strong>in</strong>same Ausgleichsgerade<br />

bei v = 11 m/m<strong>in</strong>).<br />

Nachdem <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik und Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer bei variierenden Prozessparametern ausführlich diskutiert ist,<br />

wird im Folgenden das Hauptaugenmerk auf die Bedeutung <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes<br />

für die Schmelzbaddynamik und die damit verbundene Spritzerentstehung bei<br />

e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung gerichtet. Mit Hilfe <strong>der</strong> Aufnahmen <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits-


116 5 Schweißnahtqualität<br />

kamera bzw. den Momentaufnahmen <strong>der</strong> Wechselwirkungszone <strong>in</strong> Bild 5.28 lässt sich<br />

<strong>der</strong> Antriebsmechanismus für die Spritzerentstehung an <strong>der</strong> Kapillarrückwand bei konstanter<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Optikanstellung identifizieren:<br />

Spritzer<br />

Wechselwirkungszone<br />

� � = -12°<br />

� � = 0°<br />

Schmelzbadwelle stabilisierte Kapillarrückwand<br />

Kapillarrückwand<br />

� � = +12°<br />

Bild 5.28: Momentaufnahmen <strong>der</strong> Wechselwirkungszone bei e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schweißung mit<br />

unterschiedlichen Anstellw<strong>in</strong>keln <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik. Die davon abhängige<br />

Kapillarneigung wird durch das Eigenleuchten <strong>der</strong> Kapillarfront sichtbar.<br />

(PL = 6 kW df = 400 μm und v = 11 m/m<strong>in</strong>)<br />

Senkrechter Strahle<strong>in</strong>fall (� = 0°)<br />

Bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall zeigt sich bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von<br />

v = 11 m/m<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gerichtete Spritzerablösung entgegen <strong>der</strong> Vorschubrichtung. Dabei<br />

hat sich die Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung auf ungefähr den dreifachen Fokusdurchmesser<br />

verlängert (vgl. Bild 5.15 <strong>in</strong> Kapitel 5.2.2), sodass e<strong>in</strong> „Zuschwappen“ <strong>der</strong> Dampfkapillare<br />

nicht beobachtet werden kann. Der senkrecht von <strong>der</strong> Kapillarfront abströmende<br />

Metalldampf trifft auf den oberen Bereich <strong>der</strong> gewissen Fluktuationen unterliegenden<br />

Kapillarrückwand und hat e<strong>in</strong>e gerichtete Spritzerablösung an <strong>der</strong>en Oberkante zur<br />

Folge.<br />

Schleppende Anstellung <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik (� < 0°)<br />

Mit zunehmend schleppen<strong>der</strong> Strahlauslenkung nimmt die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront<br />

gemäß Gleichung (3.7) zu. Gleichzeitig wird die Kapillarrückwand im Gegensatz zum


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 117<br />

senkrechten Strahle<strong>in</strong>fall impulsiv nach h<strong>in</strong>ten gedrückt und hat e<strong>in</strong>e große Schmelzbadwelle<br />

zur Folge. Vergleichbar mit dem Antriebsmechanismus zur Spritzerentstehung<br />

aus Bild 5.14 (Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten zwischen v = 6 - 8 m/m<strong>in</strong>), f<strong>in</strong>det<br />

<strong>der</strong>en gerichtete Ablösung am oberen Rand <strong>der</strong> Schmelzbadwelle statt. Angetrieben<br />

durch den abströmenden Metalldampf oszilliert diese vor und zurück und wird <strong>in</strong> periodischen<br />

Abständen nach h<strong>in</strong>ten ausgeworfen. Im Moment <strong>der</strong> Spritzerablösung wird<br />

die Kapillarrückwand nach h<strong>in</strong>ten gedrückt und damit die Schmelzbadwelle abgebaut,<br />

allerd<strong>in</strong>gs baut sie sich bei ihrer Vorwärtsbewegung <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Kapillare erneut<br />

auf. Der permanent von <strong>der</strong> Kapillarfront abströmende Metalldampf wirkt <strong>der</strong><br />

Schmelzbadwelle entgegen und resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er erneuten Spritzerablösung. Durch<br />

e<strong>in</strong>e stetige Steigerung <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels <strong>in</strong> schleppen<strong>der</strong> Richtung nehmen die Größe<br />

<strong>der</strong> Schmelzbadwelle und <strong>der</strong> Spritzerauswurf zusehends zu. Bei zu großem Anstellw<strong>in</strong>kel<br />

(� 0°)<br />

Entgegen dem richtet sich die geneigte Kapillarfront mit zunehmend stechendem<br />

Strahle<strong>in</strong>fall und konstanten Prozessparametern nach Gleichung (3.7) auf, bis diese<br />

senkrecht steht. E<strong>in</strong>e weitere Steigerung <strong>des</strong> Anstellw<strong>in</strong>kels hat e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Vorschubrichtung<br />

nach vorn ausgebildete Kapillare (� < 0°) zur Folge. Analog zum senkrechten<br />

Strahle<strong>in</strong>fall zeigt die Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung e<strong>in</strong>e deutliche Verlängerung. Der senkrecht<br />

von <strong>der</strong> Kapillarfront abströmende Metalldampf unterstützt mit zunehmend stechen<strong>der</strong><br />

Strahlanstellung die Aufweitung <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung und hat e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Stabilität <strong>der</strong> Kapillarrückwand zur Folge, sodass diese ke<strong>in</strong>en signifikanten<br />

Fluktuationen unterliegt. Dies wirkt sich gleichermaßen auf das angrenzende<br />

Schmelzbad aus, welches weitestgehend frei von auftretenden Oszillationen ist. E<strong>in</strong>e<br />

damit beachtliche Reduktion <strong>der</strong> Spritzerablösung an <strong>der</strong> Kapillarrückwand ist die Folge,<br />

wie sie bereits <strong>in</strong> Bild 5.24 zu sehen ist.<br />

Diskussion<br />

Vergleichbar zu dem Antriebsmechanismus <strong>der</strong> Spritzerentstehung <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit lässt sich gleichermaßen aus <strong>der</strong> Umorientierung <strong>der</strong><br />

Bearbeitungsoptik e<strong>in</strong> Szenario ableiten, bei dem <strong>der</strong> senkrecht von <strong>der</strong> Kapillarfront<br />

abströmende Metalldampf e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielt. Der dynamische Druck <strong>des</strong><br />

Metalldampfjets übt dann e<strong>in</strong>en vergleichbaren Druck auf die Kapillarrückwand aus<br />

und kann sie leicht verformen, wenn sich h<strong>in</strong>ter dieser e<strong>in</strong> flüssiges Volumen wie das<br />

Schmelzbad bef<strong>in</strong>det. Obwohl sich die Kapillare bezüglich <strong>der</strong> Vertikalen �(�) im un-


118 5 Schweißnahtqualität<br />

tersuchten Anstellw<strong>in</strong>kelbereich <strong>der</strong> Bearbeitungsoptik bei konstanten Prozessparametern<br />

um �2��� = 24° umorientieren kann, bleibt <strong>der</strong> dynamische Druck <strong>des</strong> von ihr abströmenden<br />

Metalldampfes konstant. Dies liegt dar<strong>in</strong> begründet, dass die relativ zur<br />

Strahlachse resultierende Kapillarneigung �rel unabhängig vom Anstellw<strong>in</strong>kel � ist<br />

(vgl. Bild 3.9).<br />

Infolge <strong>der</strong> schleppenden Strahlauslenkung nimmt die Kapillarneigung bezüglich <strong>der</strong><br />

Vertikalen um den Anstellw<strong>in</strong>kel � zu. Gleichermaßen neigt sich die Kapillarrückwand<br />

bezüglich <strong>der</strong> Vertikalen nach vorne, siehe Bild 3.11. Trifft <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallende <strong>Laser</strong>strahl<br />

auf die <strong>der</strong>art geneigte Kapillarfont, f<strong>in</strong>det die Materialverdampfung vornehmlich auf<br />

<strong>der</strong> Wechselwirkungszone statt (v > 5 m/m<strong>in</strong>), siehe Bild 5.29. Der senkrecht von <strong>der</strong><br />

Kapillarfront abströmende Metalldampfjet übt letztlich e<strong>in</strong>e dem dynamischen Druck<br />

entsprechende Kraft auf die ihm entgegen geneigte Kapillarrückwand aus. Geometrisch<br />

bed<strong>in</strong>gt wird die Kapillarrückwand geradezu aufgeblasen und bildet die anhand<br />

<strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera beobachtete vor- und zurücklaufende Schmelzbadwelle<br />

aus. Wird die Schmelzbadwelle aufgrund <strong>des</strong> abströmenden Dampfjets nach h<strong>in</strong>ten<br />

gedrückt, lösen sich, zusätzlich hervorgerufen durch die resultierende Reibungskraft<br />

zwischen Schmelze und Metalldampf, die Spritzer an <strong>der</strong>en Oberkante ab. Somit<br />

wird mit zunehmend schleppen<strong>der</strong> Strahlanstellung die Schmelzbadstabilität an <strong>der</strong><br />

Kapillarrückwand sukzessive herabgesetzt und resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vermehrten Spritzervorkommen.<br />

schleppende Strahlanstellung<br />

Dampfjet<br />

Spritzer<br />

Schmelzbadwelle<br />

stechende Strahlanstellung<br />

stabilisierte<br />

Kapillarrückwand<br />

Wechselwirkungszone<br />

Dampfjet<br />

Bild 5.29: Schema <strong>der</strong> Kapillar- und Schmelzbadgeometrie bei Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

v > 5 m/m<strong>in</strong> bei schleppen<strong>der</strong> (l<strong>in</strong>ks) und stechen<strong>der</strong> (rechts) Strahlanstellung.


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 119<br />

Durch das Aufrichten <strong>der</strong> geneigten Kapillarfront <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er stechenden Anstellung<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungsoptik neigt sich damit e<strong>in</strong>hergehend die Kapillarrückwand nach h<strong>in</strong>ten<br />

(vgl. Bild 3.11). Bei nahezu senkrechter Ausbildung <strong>der</strong> Kapillarfront trifft <strong>der</strong><br />

nunmehr waagrecht liegende Metalldampfjet auf die nach h<strong>in</strong>ten geneigte Kapillarrückwand.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> verhältnismäßig großen Angriffsfläche wird diese weiter<br />

nach h<strong>in</strong>ten gedrückt und dadurch stabilisiert. Gleichzeitig treffen geometrisch bed<strong>in</strong>gt<br />

die an <strong>der</strong> Kapillarfront reflektierten Teilstrahlen erst im Nahtgrund auf die Kapillarrückwand,<br />

wodurch die Stabilität <strong>der</strong> Kapillarrückwand und <strong>des</strong> angrenzenden<br />

Schmelzba<strong>des</strong> zusätzlich erhöht werden. Letztlich wird die Reibungskraft zwischen<br />

Schmelze und Metalldampf mit abnehmen<strong>der</strong> Kapillarneigung und sich gleichzeitig<br />

aufweiten<strong>der</strong> Kapillaröffnung reduziert, sodass <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer und ihre<br />

Anzahl deutlich m<strong>in</strong>imiert werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Stabilität an <strong>der</strong> Kapillarrückwand durch die stechende Strahlanstellung<br />

fluiddynamische Grenzen gesetzt. Um dies zu verdeutlichen, zeigt Bild 5.30<br />

die Spritzerablösung auch bei df � 200 μm: Bei senkrechtem Strahle<strong>in</strong>fall zeigt <strong>der</strong><br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer im Vergleich zu df = 200 μm e<strong>in</strong> unerwartetes Verhalten.<br />

Dieser nimmt bei den gewählten Fokussierbed<strong>in</strong>gungen (df = 100 μm; � = 1:2;<br />

�f = 11,4°) entgegen <strong>der</strong> Erwartung deutlich zu. Abgesehen davon wird <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit und/o<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gerer <strong>Laser</strong>leistung<br />

größer. Demnach bestimmt <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten <strong>Laser</strong>strahls nicht<br />

nur die E<strong>in</strong>schweißtiefe, son<strong>der</strong>n ebenfalls die Austriebskraft und damit den Ablösw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer.<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

d f = 100 μm<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

d f ��<br />

10<br />

0<br />

� � = 0°<br />

CrNi18-10<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/m<strong>in</strong><br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

d f ��<br />

0<br />

-15 -12 -9 -6 -3 0 3 6 9 12 15 18<br />

Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> °<br />

Bild 5.30: Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer als Funktion <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für Fokusdurchmesser<br />

df � 200 μm (l<strong>in</strong>ks). E<strong>in</strong>e stechende Strahlanstellung führt bei<br />

df = 100 μm zu e<strong>in</strong>em Abknicken <strong>der</strong> Ausgleichsgeraden bei �� +6° (rechts).


120 5 Schweißnahtqualität<br />

Durch e<strong>in</strong>e Überlagerung <strong>der</strong> Kapillarneigung � mit dem Anstellw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Bearbei-<br />

tungsoptik � zeigt sich ebenso für den Fokusdurchmesser df = 100 μm e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Abnahme<br />

<strong>des</strong> Ablösew<strong>in</strong>kels <strong>der</strong> Spritzer mit <strong>der</strong> Steigung m = -1. Jedoch knickt die jeweilige<br />

Ausgleichsgerade <strong>in</strong> Abhängigkeit von Fokusdurchmesser und <strong>Laser</strong>leistung<br />

bei stechen<strong>der</strong> Strahlanstellung ab und führt zu e<strong>in</strong>er deutlichen M<strong>in</strong>imierung <strong>des</strong> Ablösew<strong>in</strong>kels<br />

<strong>der</strong> Spritzer und ihrer Anzahl. E<strong>in</strong>hergehend damit wird die Schmelzbadströmung<br />

<strong>der</strong>art verän<strong>der</strong>t, dass die Schmelze direkt h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Kapillare zu „Humps“<br />

aufgeschoben wird, welche <strong>in</strong> Größe und Anzahl zunehmen (siehe Bild 5.30 rechts).<br />

Wird die Bearbeitungsoptik bei Fokusdurchmesser df � 200 μm zunehmend <strong>in</strong> stechen<strong>der</strong><br />

Richtung ausgelenkt, bildet sich die ger<strong>in</strong>g geneigte Kapillare <strong>in</strong> Vorschubrichtung<br />

nach vorne aus (negative Kapillarneigung <strong>in</strong> Bild 3.10). In diesem Fall<br />

(df = 200 μm @ �� +12° bzw. df = 100 μm @ �� +6°) ist <strong>der</strong> abströmende Metalldampfjet<br />

nach unten <strong>in</strong> das Kapillar<strong>in</strong>nere gerichtet und schiebt die gesamte Schmelze<br />

entlang <strong>der</strong> Kapillarrückwand nach oben und türmt die Schmelze direkt h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Kapillare<br />

zu periodisch auftretenden „Humps“ auf.<br />

Demnach lassen sich die qualitativ besten Ergebnisse (e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Spritzerablösung<br />

und an<strong>der</strong>erseits ke<strong>in</strong> Hump<strong>in</strong>g) mit e<strong>in</strong>em Anstellw<strong>in</strong>kel unterhalb � = +12°<br />

<strong>in</strong> stechen<strong>der</strong> Richtung und <strong>der</strong> damit verbundenen nahezu senkrecht ausgebildeten<br />

Dampfkapillare erzielen.


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 121<br />

Variation <strong>der</strong> Fokuslage<br />

In Kapitel 4.1.3 wird e<strong>in</strong>gehend beschrieben, welchen E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>e Variation <strong>der</strong> Fokuslage<br />

auf die Ausbildung <strong>der</strong> Nahtgeometrie hat. Demnach lässt sich die E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

bei PL = 3 kW und sonst konstanten Prozessparametern mit e<strong>in</strong>er negativen<br />

Fokuslage um bis zu 10% steigern, bevor diese wie<strong>der</strong>um abnimmt. E<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Leistungserhöhung auf PL = 6 kW führt neben e<strong>in</strong>er Verschiebung <strong>der</strong> maximalen<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe (bei z � -1,5 mm) zu e<strong>in</strong>er Aufweitung <strong>des</strong> Schweißbereichs, <strong>in</strong> dem<br />

die E<strong>in</strong>schweißtiefe bezüglich z = 0 mm nicht abnimmt (siehe Bild 4.20). Bereits <strong>in</strong><br />

Kapitel 5.1.2 wird die gesteigerte Prozessstabilität bei Alum<strong>in</strong>iumlegierungen (messbar<br />

anhand <strong>der</strong> Schweißnahtqualität, d. h. <strong>der</strong> Häufigkeit von Poren je geschweißter<br />

Nahtlänge) durch die Abnahme <strong>der</strong> Prozessporen <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er negativen Fokuslage<br />

bestätigt. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass durch die Verschiebung <strong>der</strong><br />

Fokuslage <strong>in</strong> Strahlpropagationsrichtung <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Isophoten und gleichermaßen<br />

die Kapillargeometrie und damit <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront maßgeblich<br />

verän<strong>der</strong>t werden.<br />

z = -3 mm z = -1,5 mm z = 0 mm<br />

z = +1,5 mm z = +3 mm<br />

Bild 5.31: Trajektorien <strong>der</strong> Spritzer (Summenbild aus 80 E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong>n) <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Fokuslage (PL = 6 kW df = 200 μm und v = 7 m/m<strong>in</strong>).<br />

Inwieweit sich <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Fokuslage <strong>der</strong> Spritzerentstehungsmechanismus<br />

und damit <strong>der</strong> maximale Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer kontrollieren lassen zeigt Bild 5.31<br />

anhand <strong>der</strong> Aufnahmen mit <strong>der</strong> IR-Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera. S<strong>in</strong>d die wesentlichen<br />

Prozessparameter konstant und e<strong>in</strong>zig die Fokuslage z die variable Stellgröße,


122 5 Schweißnahtqualität<br />

nehmen sowohl <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel als auch ihre Anzahl ausgehend von z = 0 mm mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> positiver Fokuslage deutlich zu. Dagegen ist bei <strong>der</strong> Fokuslage<br />

z � -1,5 mm die ger<strong>in</strong>gste Anzahl an Spritzern zu beobachten, wobei e<strong>in</strong> verhältnismäßig<br />

größerer Anteil beim E<strong>in</strong>stechen <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahls am Nahtanfang entsteht. Während<br />

<strong>des</strong> Schweißprozesses f<strong>in</strong>det die vere<strong>in</strong>zelte Spritzerablösung unter e<strong>in</strong>em sehr<br />

ger<strong>in</strong>gen Ablösew<strong>in</strong>kel statt. Wird die Fokuslage weiter <strong>in</strong>s Bauteil verlagert, nehmen<br />

damit e<strong>in</strong>hergehend <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel und die Anzahl <strong>der</strong> Spritzer wie<strong>der</strong> zu.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Variation von Fokusdurchmesser und/o<strong>der</strong> den Prozessparametern lässt sich<br />

das beschriebene Verhalten <strong>der</strong> Spritzerablösung gleichermaßen beobachten und ist <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Fokuslage <strong>in</strong> Bild 5.32 dargestellt. Überdies spielt bei e<strong>in</strong>er Variation<br />

<strong>der</strong> Fokuslage neben dem Fokusdurchmesser die Rayleighlänge e<strong>in</strong>e essentielle<br />

Rolle. Für die gewählten Fokussierbed<strong>in</strong>gungen beträgt diese bei dem Fokusdurchmesser<br />

df = 200 μm zRf = 1,0 mm, während sie sich bei df = 400 μm auf zRf = 4,0 mm<br />

ausdehnt. Für den Fokusdurchmesser df = 200 μm zeigt sich e<strong>in</strong> durchaus bekanntes<br />

Verhalten. Der parabelförmige Verlauf vom Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer mit Tiefpunkt<br />

bei z � -0,75 mm wird mit steigen<strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung (ausgefüllte Datenpunkte) zu kle<strong>in</strong>eren<br />

Ablösew<strong>in</strong>keln verschoben. Gleichzeitig führt e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

wie<strong>der</strong>um zu <strong>des</strong>sen Zunahme, unabhängig von <strong>der</strong> gewählten Fokuslage.<br />

E<strong>in</strong>e Vergrößerung <strong>des</strong> Fokusdurchmesser auf df = 400 μm verschiebt die Kurven<br />

zu e<strong>in</strong>em größeren Ablösew<strong>in</strong>kel, weshalb <strong>der</strong> formelle Zusammenhang aus Gleichung<br />

(5.1) für z = konst (-2 mm � z � 2 mm) se<strong>in</strong>e Gültigkeit beibehält. Außerdem zeigen<br />

die Kurven bei df = 400 μm aufgrund <strong>der</strong> um Faktor 4 größeren Rayleighlänge e<strong>in</strong>en<br />

flacheren Verlauf, weshalb <strong>der</strong> Bereich e<strong>in</strong>es gleichbleibenden Ablösew<strong>in</strong>kels im Vergleich<br />

zu df = 200 μm nahezu verdoppelt wird (gestrichelte L<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Bild 5.32).<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

30<br />

P L = 6 kW<br />

P L = 4 kW<br />

20<br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

10<br />

0<br />

d f = 200 μm<br />

P L = 6 kW<br />

P L = 4 kW<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

d f = 400 μm<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

P L = 6 kW<br />

P L = 4 kW<br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

P L = 6 kW<br />

P L = 4 kW<br />

Bild 5.32: Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer als Funktion von Fokuslage, Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und <strong>Laser</strong>leistung bei df = 200 μm (l<strong>in</strong>ks) und df = 400 μm (rechts).


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 123<br />

Die vorigen Ergebnisse haben gezeigt, dass die Fokuslage bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

e<strong>in</strong>e kapillarbestimmende Größe ist und damit die Stabilität <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

sowie den Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer entscheidend bee<strong>in</strong>flusst. Letztlich<br />

hängt die Spritzerablösung im Wesentlichen von <strong>der</strong> Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront ab. Die<br />

Kapillargeometrie und vielmehr <strong>der</strong>en Neigung lässt sich näherungsweise mit Hilfe<br />

<strong>des</strong> Strahldurchmessers auf <strong>der</strong> Werkstückoberseite und maßgeblich anhand <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

gemäß Gleichung (3.8) bestimmen, da diese <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Stahlwerkstoffen<br />

mit dem Verlauf <strong>der</strong> Isophoten e<strong>in</strong>hergeht (vgl. Bild 4.13). Die resultierende<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe ist <strong>in</strong> Bild 5.33 (l<strong>in</strong>ks) dem Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer als Funktion<br />

<strong>der</strong> Fokuslage gegenübergestellt und zeigt das bekannte Verhalten aus Kapitel 4.1.3.<br />

Demnach lässt sich die E<strong>in</strong>schweißtiefe durch die Verschiebung <strong>der</strong> Fokuslage unter<br />

die Werkstückoberseite um bis zu 10% gegenüber z = 0 mm steigern. Gleichzeitig<br />

nimmt <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer ab und erreicht bei maximaler E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

se<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>imalwert. Dieser spiegelbildliche Verlauf zwischen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

und dem Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer lässt sich gleichermaßen bei dem Fokusdurchmesser<br />

df = 400 μm beobachten (ohne Abbildung).<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

d f = 200 μm<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

30<br />

2<br />

20<br />

10<br />

P L = 4 kW<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

P L = 6 kW<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel 1<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

0<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

6<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

5<br />

4<br />

3<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

v v = = 7 7 m/m<strong>in</strong><br />

m/m<strong>in</strong><br />

P P L = 4 kW<br />

P L = 6 kW<br />

P L ��<br />

v = 5 m/m<strong>in</strong><br />

P L = 6 kW<br />

d f = 200 μm<br />

v ��<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm<br />

Bild 5.33: Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer sowie resultierende E<strong>in</strong>schweißtiefe bei variieren<strong>der</strong><br />

Fokuslage und <strong>Laser</strong>leistung für df = 200 μm (l<strong>in</strong>ks). Rechts: L<strong>in</strong>earer Zusammenhang<br />

zwischen dem Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe.<br />

Die Symmetrie zwischen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe und dem Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer wird<br />

durch das l<strong>in</strong>eare Verhalten <strong>in</strong> Bild 5.33 (rechts) bestätigt. Infolge e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong><br />

<strong>Laser</strong>leistung von PL = 4 kW auf PL = 6 kW wird bei gleicher Fokuslage und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

e<strong>in</strong>e größere E<strong>in</strong>schweißtiefe erreicht und damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

<strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer reduziert, vgl. Bild 5.33 (l<strong>in</strong>ks). Demzufolge wird die<br />

geme<strong>in</strong>same Ausgleichsgerade parallel nach rechts verschoben (durchgezogene L<strong>in</strong>ie<br />

mit vollen Datenpunkten). Die E<strong>in</strong>schweißtiefe wird gleichzeitig durch die Vorschub-


124 5 Schweißnahtqualität<br />

geschw<strong>in</strong>digkeit bee<strong>in</strong>flusst, sodass bei konstanter <strong>Laser</strong>leistung (PL = 6 kW) e<strong>in</strong>e<br />

Verschiebung auf <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Ausgleichsgeraden erfolgt. Um letztlich den Grad<br />

<strong>des</strong> l<strong>in</strong>earen Zusammenhangs zwischen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe und dem Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> prozessrelevanten Faktoren zu beschreiben, wird <strong>der</strong><br />

Korrelationskoeffizient herangezogen. Er kann bei negativer Geradensteigung e<strong>in</strong>en<br />

Wert zwischen 0 (Punkthaufen) und -1 (Punkte auf Geraden) annehmen. Bei e<strong>in</strong>em<br />

Wert von -1 besteht demnach e<strong>in</strong> vollständig negativer l<strong>in</strong>earer Zusammenhang. Für<br />

die untersuchten Fokusdurchmesser liegt <strong>der</strong> Korrelationskoeffizient bei variieren<strong>der</strong><br />

<strong>Laser</strong>leistung und/o<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zwischen -0,964 und -0,995. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wieweit die Fokuslage und die resultierende<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe den Neigungsw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Kapillarfront bee<strong>in</strong>flussen und das beobachtete<br />

Spritzerverhalten kontrollieren. Neben <strong>der</strong> gezeigten Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

vergrößert sich <strong>der</strong> Strahlradius auf <strong>der</strong> Werkstückoberfläche bezüglich<br />

<strong>der</strong> Fokusnulllage <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Fokuslage und den gewählten Fokussierbed<strong>in</strong>gungen<br />

(vgl. Bild 4.15). Unter <strong>der</strong> Berücksichtigung, das sich dort mit zu- o<strong>der</strong> abnehmen<strong>der</strong><br />

Fokuslage (z � 0 mm) e<strong>in</strong>e immer mehr gaußförmige Intensitätsverteilung<br />

e<strong>in</strong>stellt, bleibt <strong>der</strong> für die Kapillargeometrie bestimmende Strahlradius (Intensitätsabfall<br />

von weniger als 60% bezüglich dem Intensitätsmaximum) nahezu unverän<strong>der</strong>t.<br />

Weiter außen liegende Bereiche werden aufgrund <strong>des</strong> ger<strong>in</strong>gen Strahlparameterquotienten<br />

nicht aufgeschmolzen. Dementsprechend spiegelt e<strong>in</strong>e große E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

(negative Fokuslage) e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Kapillarneigung gemäß Gleichung (3.8) wi<strong>der</strong> und<br />

hat e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer zur Folge, siehe Bild 5.33. Aufgrund<br />

<strong>des</strong> Ausgleichsmechanismus zwischen <strong>der</strong> Kapillarfrontneigung � und <strong>der</strong> <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Fokuslage e<strong>in</strong>fallenden Intensität bleibt <strong>der</strong> dynamische Druck <strong>des</strong> abströmenden<br />

Metalldampfes bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit unverän<strong>der</strong>t.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Fokuslage und Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer<br />

bei variierenden Prozessparametern ausführlich diskutiert ist, wird im Folgenden die<br />

Bedeutung <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes für die Schmelzbaddynamik und die damit<br />

verbundene Spritzerentstehung gezeigt. Mit Hilfe <strong>der</strong> Momentaufnahmen <strong>der</strong><br />

Wechselwirkungszone <strong>in</strong> Bild 5.34 lässt sich <strong>der</strong> Antriebsmechanismus für die Spritzerentstehung<br />

an <strong>der</strong> Kapillarrückwand bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Fokuslage beschreiben:<br />

Fokusnulllage (z = 0 mm)<br />

Bei <strong>der</strong> Fokuslage z = 0 mm zeigt sich bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit von<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong>, dass die Kapillarrückwand durch den abströmenden Metalldampf nach<br />

h<strong>in</strong>ten gedrückt wird und e<strong>in</strong>e große Schmelzbadwelle zur Folge hat (vgl. Kapitel


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 125<br />

5.2.2 Bild 5.14). Ausgelöst durch den abströmenden Metalldampf f<strong>in</strong>det die Spritzerablösung<br />

am oberen Rand <strong>der</strong> vor und zurück oszillierenden Schmelzbadwelle statt.<br />

Diese wird <strong>in</strong> periodischen Abständen nach h<strong>in</strong>ten ausgeworfen und resultiert im beobachteten<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer.<br />

Positive Fokuslage (z >0 mm)<br />

Mit zunehmend positiver Fokuslage nimmt die E<strong>in</strong>schweißtiefe ab und damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

die Kapillarneigung zu. Gleichzeitig nehmen auch die Kapillaröffnung und die<br />

gesamte Breite <strong>des</strong> Schmelzba<strong>des</strong> zu. Der senkrecht von <strong>der</strong> Kapillarfront abströmende<br />

Metalldampfjet übt e<strong>in</strong>e dem dynamischen Druck entsprechende Kraft auf die<br />

„breitere“ Kapillarrückwand aus und bläst diese im Vergleich zu z = 0 mm stärker an.<br />

Dementsprechend nehmen die Oszillationen auf dem angrenzenden Schmelzbad deutlich<br />

zu und damit e<strong>in</strong>hergehend die Spritzerablösung an <strong>der</strong> Kapillarrückwand, vgl.<br />

Bild 5.34.<br />

Spritzer<br />

z = -3 mm<br />

z = +1,5 mm<br />

z = 0 mm<br />

z = -1,5 mm<br />

Spritzer<br />

z = +3 mm<br />

Bild 5.34: Momentaufnahmen <strong>der</strong> Wechselwirkungszone anhand <strong>der</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitskamera<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Fokuslage (PL = 6 kW df = 200 μm und<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong>). Bei z = -1,5 mm zeichnet sich e<strong>in</strong> stabiles Prozessverhalten ab.


126 5 Schweißnahtqualität<br />

Negative Fokuslage (z


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 127<br />

<strong>der</strong> Werkstückoberfläche w(z) <strong>der</strong>art zu und damit e<strong>in</strong>hergehend <strong>der</strong> Strahlparameterquotient<br />

(PL/w(z)) ab, dass <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bereits bei<br />

e<strong>in</strong>er Fokuslage von ungefähr z = +1,5 mm bzw. z = -2,25 mm <strong>der</strong> Übergangsbereich<br />

Ü erreicht wird. In diesem Bereich ist die E<strong>in</strong>schweißtiefe so weit zurück gegangen,<br />

dass damit e<strong>in</strong>hergehend <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer ebenfalls zurückgeht. Damit<br />

wird die Symmetrie zwischen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe und dem Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer<br />

gebrochen, weshalb diese ausschließlich im Tiefschweißbereich oberhalb <strong>des</strong> Übergangsbereichs<br />

gültig ist (ohne Abbildung).<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

80<br />

Ü Ü<br />

Ü d f = 100 μm<br />

70<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

40<br />

v = 7 m/m<strong>in</strong><br />

30<br />

P L = 6 kW<br />

P L = 4 kW<br />

20<br />

v = 11 m/m<strong>in</strong><br />

10<br />

0<br />

d f = 100 μm<br />

P L = 6 kW<br />

P L = 4 kW<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer <strong>in</strong> °<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0<br />

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Fokuslage <strong>in</strong> mm<br />

Bild 5.35: Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer (l<strong>in</strong>ks) mit überlagerter E<strong>in</strong>schweißtiefe (rechts) als<br />

Funktion von Fokuslage, Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit und <strong>Laser</strong>leistung für<br />

df = 100 μm. E<strong>in</strong> Abknicken <strong>der</strong> Kurve bei z < -2,5 mm bzw. z > 1 mm kennzeichnet<br />

den Übergangsbereich Ü.<br />

Grundsätzlich zeigt Bild 5.35 im Tiefschweißbereich e<strong>in</strong> analoges Verhalten für die<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe und den dazugehörigen Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer zu den größeren<br />

Fokusdurchmessern df � 200 μm (vgl. Bild 5.33). Demnach lässt sich die E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

mit e<strong>in</strong>er negativen Fokuslage bezüglich <strong>der</strong> Fokusnulllage steigern und damit die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Spritzer sowie <strong>der</strong>en Ablösew<strong>in</strong>kel auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum reduzieren. Letztlich<br />

hängt die Wirkung <strong>des</strong> Antriebsmechanismus für die Spritzerablösung im Wesentlichen<br />

von <strong>der</strong> Neigung <strong>der</strong> Kapillarfront ab. Diese lässt sich näherungsweise mit Hilfe<br />

<strong>des</strong> Strahldurchmessers auf <strong>der</strong> Werkstückoberseite und maßgeblich anhand <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

bestimmen. Dementsprechend spiegelt e<strong>in</strong>e große E<strong>in</strong>schweißtiefe e<strong>in</strong>e<br />

ger<strong>in</strong>ge Kapillarneigung wi<strong>der</strong> und hat e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer zur<br />

Folge. Inwieweit das Erreichen <strong>des</strong> Übergangsbereiches den Antriebsmechanismus für<br />

die Spritzerentstehung an <strong>der</strong> Kapillarrückwand bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und variieren<strong>der</strong> Fokuslage bee<strong>in</strong>flusst, wird im Folgenden mit Hilfe <strong>der</strong> Momentaufnahmen<br />

<strong>der</strong> Wechselwirkungszone <strong>in</strong> Bild 5.36 beschrieben.<br />

Ü<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

E<strong>in</strong>schweißtiefe <strong>in</strong> mm


128 5 Schweißnahtqualität<br />

Spritzer Spritzer<br />

z = -1,5 mm z = 0 mm<br />

z = +1,5 mm z = +3 mm<br />

Bild 5.36: Momentaufnahmen <strong>der</strong> Wechselwirkungszone <strong>der</strong> Fokuslage (PL = 6 kW<br />

df = 100 μm und v = 7 m/m<strong>in</strong>). Während sich bei z = -1,5 mm e<strong>in</strong> stabiles Prozessverhalten<br />

abzeichnet, wird ab z � +1,5 mm <strong>der</strong> Übergangsbereich Ü erreicht.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Fokuslage z = 0 mm zeigt sich bei e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von v = 7 m/m<strong>in</strong> unabhängig von <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung <strong>der</strong> Aufbau<br />

<strong>der</strong> oszillierenden Schmelzbadwelle (siehe auch Bild 5.14). Unterstützt durch den Metalldampfjet<br />

f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> periodischen Abständen an <strong>der</strong>en oberem Rand die gerichtete<br />

Spritzerablösung statt (vgl. Bild 5.34). Wird die Fokus unter die Werkstückoberfläche<br />

gelegt (z = -1,5 mm), nimmt die E<strong>in</strong>schweißtiefe aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren Kapillarneigung<br />

zu. Dabei ist e<strong>in</strong>e runde Kapillare<strong>in</strong>trittsöffnung zu beobachten, an <strong>der</strong>en Rückwand<br />

im Vergleich zu z = 0 mm fast ke<strong>in</strong>e Spritzerablösung stattf<strong>in</strong>det. Vielmehr<br />

türmt sich die Schmelze, die angetrieben durch die Reibungskraft zwischen Metalldampf<br />

und Schmelze im Kapillar<strong>in</strong>neren nach oben beför<strong>der</strong>t wird, h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

auf und fließt <strong>in</strong> das angrenzende Schmelzbad zurück. Dennoch können kapillar<strong>in</strong>terne<br />

Fluktuation nicht vollständig unterbunden werden, die sich auf den<br />

Schmelzfluss an <strong>der</strong> Kapillarrückwand übertragen und e<strong>in</strong>e Spritzerablösung zur Folge<br />

haben. Sowohl e<strong>in</strong>e weitere Verschiebung <strong>der</strong> Fokuslage <strong>in</strong> negativer Richtung als<br />

auch <strong>in</strong> positiver Richtung bezüglich <strong>der</strong> Fokuslage z = 0 mm führen zu e<strong>in</strong>er Abnahme<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe, siehe Bild 5.35. Gleichzeitig werden die Kapillaröffnung und<br />

damit das Schmelzbad und breiter. Mit zunehmen<strong>der</strong> Kapillarneigung nimmt die Impulswirkung<br />

<strong>des</strong> abströmenden Metalldampfjets auf die Phasengrenze an <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

zu, wodurch die Fluktuationen <strong>der</strong> Dampfkapillare und damit die durch das<br />

oszillierende Schmelzbad ausgeworfenen Spritzer ansteigen. Dieser Zusammenhang


5.2 Spritzerentstehung beim Schweißen von Stahl 129<br />

setzt sich bis zum Erreichen <strong>des</strong> Übergangsbereiches fort, bei dem e<strong>in</strong>erseits die Tiefe<br />

<strong>der</strong> Dampfkapillare bezüglich jener bei z � -1,5 mm drastisch abgenommen und an<strong>der</strong>seits<br />

an Breite gewonnen hat, dass sich die Kapillarneigung auf � > 45° abschätzen<br />

lässt. Der abströmende Metalldampf verlässt dabei unbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t die langgezogene Kapillarrücköffnung,<br />

weshalb <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer wie<strong>der</strong>um abnimmt. Infolge<br />

e<strong>in</strong>er weiteren Defokussierung bildet sich beim Wärmeleitungsschweißen ke<strong>in</strong>e<br />

Dampfkapillare mehr aus, weshalb ke<strong>in</strong>e Spritzerablösung stattf<strong>in</strong>den kann (ohne Abbildung).


6 Zusammenfassung<br />

Das Ziel dieser Arbeit war es, e<strong>in</strong>en Beitrag zum Prozessverständnis beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

mit beson<strong>der</strong>s kle<strong>in</strong>en Fokusdurchmessern zu schaffen, um bestehende Prozessgrenzen<br />

zu erweitern bzw. neue Anwendungsgebiete zu erschließen. Dazu ist es<br />

unabd<strong>in</strong>gbar e<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtung <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>schweißprozesses von <strong>der</strong> Kapillarausbildung<br />

bis zur Schmelzbaddynamik und <strong>der</strong> damit verbundenen Prozessstabilität<br />

darzustellen. In Abhängigkeit <strong>der</strong> wesentlichen Parameter lassen sich daraus Strategien<br />

ableiten, die e<strong>in</strong> effizientes Schweißen bei gleichzeitig verbesserter Schweißnahtqualität<br />

ermöglichen.<br />

Mit <strong>der</strong> Charakterisierung <strong>der</strong> Kapillargeometrie, die sich maßgeblich <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Prozessparameter unterscheidet, wurde e<strong>in</strong> wichtiger Schritt zum grundlegenden<br />

Verständnis <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>schweißprozesses gemacht. Es konnte gezeigt werden, dass die<br />

Neigung <strong>der</strong> sich ausbildenden Kapillarfront <strong>der</strong> monotonen Funktion Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

je e<strong>in</strong>gebrachter Intensität folgt. Demnach wird die Kapillarneigung<br />

größer, wenn die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bzw. <strong>der</strong> Fokusdurchmesser zunimmt<br />

und/o<strong>der</strong> die <strong>Laser</strong>leistung abnimmt. Aufgrund <strong>des</strong> Ausgleichsmechanismus zwischen<br />

<strong>der</strong> Kapillarneigung und <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Intensität, ist <strong>der</strong> senkrecht auf die geneigte<br />

Kapillarfront treffende Intensitätsanteil unabhängig von den <strong>in</strong>tensitätsbestimmenden<br />

Parametern bzw. <strong>der</strong> Fokussierbarkeit <strong>der</strong> verwendeten <strong>Laser</strong>strahlquelle und wird<br />

e<strong>in</strong>zig von <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit bestimmt. Ist folglich die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

konstant, nimmt die Neigung <strong>der</strong> Kapillare mit zunehmen<strong>der</strong> Intensität<br />

ab, weshalb e<strong>in</strong>e gute Fokussierbarkeit beim Tiefschweißen von großer Bedeutung ist.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> <strong>in</strong>duzierte Verdampfungsprozess und <strong>der</strong> dementsprechende<br />

dynamische Druck <strong>des</strong> abströmenden Metalldampfes ebenfalls konstant.<br />

Die gute Fokussierbarkeit <strong>der</strong> diodengepumpten Festkörperlaser ermöglicht mit konventionellen<br />

Bearbeitungsoptiken e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>sten Fokusdurchmesser von 75 μm mit<br />

dem heutigen Scheibenlaser, respektive 50 μm mit dem Faserlaser. Richtet sich die<br />

Kapillarfront mit kle<strong>in</strong>er werdendem Fokusdurchmesser bei sonst gleichen Prozessparametern<br />

auf, wird damit e<strong>in</strong>hergehend die E<strong>in</strong>schweißtiefe sukzessive gesteigert. Dabei<br />

hat sich gezeigt, dass e<strong>in</strong>e fortwährende Reduktion <strong>des</strong> Fokusdurchmessers zu e<strong>in</strong>er<br />

Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe führt. Es konnte nachgewiesen werden, dass selbst


132 6 Zusammenfassung<br />

bei sehr hohen Leistungsdichten ke<strong>in</strong>e Plasmaabschirmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wechselwirkungszone<br />

vorliegt. Aus prozesstechnischer Sicht ist daher ke<strong>in</strong> Schutzgas erfor<strong>der</strong>lich, sofern<br />

e<strong>in</strong>e Oxidation <strong>der</strong> Schweißnaht akzeptiert werden kann. Vielmehr verän<strong>der</strong>t sich<br />

mit <strong>der</strong> Wahl <strong>des</strong> Fokusdurchmessers die Geometrie <strong>der</strong> sich ausbildenden Nahtform,<br />

gleichwohl die aufgeschmolzene Nahtquerschnittsfläche konstant bleibt.<br />

Als Ursache für die erneute Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe konnte gezeigt werden, dass<br />

im Bereich von Fokusdurchmessern kle<strong>in</strong>er 200 μm <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel <strong>des</strong> fokussierten<br />

<strong>Laser</strong>strahls zusätzlich e<strong>in</strong>en limitierenden Faktor darstellt. Nimmt bei starker<br />

Fokussierung auf beson<strong>der</strong>s kle<strong>in</strong>e Fokusdurchmesser die Divergenz <strong>des</strong> fokussierten<br />

<strong>Laser</strong>strahls deutlich zu, bestimmt diese maßgeblich den radialen Verlauf <strong>der</strong> Isophoten.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei Stahlwerkstoffen nähern sich die Form <strong>der</strong> Dampfkapillare sowie<br />

die Begrenzung <strong>des</strong> Schmelzba<strong>des</strong> dem Verlauf <strong>der</strong> Isophoten an. Alum<strong>in</strong>ium<br />

zeigt pr<strong>in</strong>zipiell das gleiche Verhalten, aber aufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen Werkstoffeigenschaften<br />

ergeben sich an<strong>der</strong>e Nahtformen.<br />

Daraus lässt sich das Potenzial e<strong>in</strong>er guten Fokussierbarkeit zur Erweiterung <strong>der</strong> Prozessgrenzen<br />

bei Fokusdurchmessern unterhalb von 200 μm ableiten. Es wurde gezeigt,<br />

dass <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle im Bezug auf die Leistungsdichteverteilung<br />

entlang <strong>der</strong> Strahlpropagationsrichtung spielt. Die Abnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

kann demnach <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Verr<strong>in</strong>gerung <strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels – also <strong>der</strong><br />

Steigerung <strong>der</strong> Fokussierbarkeit – aufgehoben werden.<br />

E<strong>in</strong>en neuen Freiheitsgrad bei <strong>der</strong> Prozessgestaltung ermöglicht neben <strong>der</strong> generellen<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Fokussierbarkeit die Steigerung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung bei gleichzeitigem<br />

Erhalt bester Fokussierbarkeit. Umgesetzt werden kann diese Leistungssteigerung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er erhöhten E<strong>in</strong>schweißtiefe und Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit. Unter <strong>der</strong> Voraussetzung,<br />

dass <strong>der</strong> Schweißprozess nicht im Übergangsbereich stattf<strong>in</strong>det, lässt sich die<br />

Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit für die untersuchten Materialien bei gleicher E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

verdoppeln. Gleichermaßen wirkt sich e<strong>in</strong>e Leistungssteigerung auf die resultierende<br />

Nahtbreite aus, weshalb sich bei konstanter Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit durch die<br />

Verdopplung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung die doppelte Querschnittsfläche aufschmelzen lässt.<br />

Das bedeutet, dass die Nahtquerschnittsfläche im Wesentlichen mit <strong>der</strong> Streckenenergie<br />

skaliert, welche das erzeugte Schmelzvolumen bestimmt.<br />

Die Komb<strong>in</strong>ation von e<strong>in</strong>er verbesserten Fokussierbarkeit und e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong><br />

<strong>Laser</strong>leistung wirkt sich überdies positiv auf e<strong>in</strong>e Variation <strong>der</strong> Fokuslage aus. Es<br />

wurde gezeigt, dass die E<strong>in</strong>schweißtiefe bei e<strong>in</strong>er negativen Fokuslage annähernd<br />

gleich bleibt o<strong>der</strong> sogar um bis ca. 30% gesteigert werden kann. Die Verbesserung <strong>der</strong>


6 Zusammenfassung 133<br />

Fokussierbarkeit wirkt sich auch hier vor allem dann positiv aus, wenn <strong>der</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kel<br />

weiter reduziert wird und den Bereich e<strong>in</strong>er unverän<strong>der</strong>lichen E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

erweitert. E<strong>in</strong>e gleichzeitige Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>leistung führt bei e<strong>in</strong>er negativen<br />

Fokuslage neben e<strong>in</strong>er Verschiebung <strong>der</strong> maximalen E<strong>in</strong>schweißtiefe zu e<strong>in</strong>er deutlichen<br />

Aufweitung <strong>des</strong> Prozessfensters. Somit kann <strong>der</strong> Arbeitsbereich, <strong>in</strong> dem sich Ungenauigkeiten<br />

<strong>der</strong> Handhabungstechnik weniger stark auswirken und die E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

nicht maßgeblich reduziert wird, um e<strong>in</strong>en Faktor von ungefähr drei für den jeweiligen<br />

Fokusdurchmesser <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Leistungsverdopplung vergrößert werden.<br />

Die Vorteile <strong>der</strong> besseren Fokussierbarkeit sowie die Gültigkeit von Skalierungsgesetzten<br />

s<strong>in</strong>d eng mit den Prozessformen <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>strahlschweißens verbunden. Der<br />

Übergang von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Prozessform zur an<strong>der</strong>en wird als Schwelle bezeichnet, welche<br />

sich mit kle<strong>in</strong>er werdendem Fokusdurchmesser <strong>in</strong> Richtung ger<strong>in</strong>gerer <strong>Laser</strong>leistungen<br />

verschiebt. Beim Schweißen von Alum<strong>in</strong>iumlegierungen steigt beim Überschreiten<br />

<strong>der</strong> Schwelle die E<strong>in</strong>schweißtiefe aufgrund <strong>der</strong> Kapillarausbildung sprunghaft<br />

an, wodurch <strong>der</strong> Tiefschweißprozess charakterisiert wird. Stahlwerkstoffe verhalten<br />

sich im Wesentlichen wie Alum<strong>in</strong>iumlegierungen, jedoch ergeben sich aufgrund<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Werkstoffeigenschaften etwas an<strong>der</strong>e Verhältnisse. Demnach<br />

liegt die Schwelle für den Tiefschweißprozess bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Strahlparameterquotienten<br />

als bei <strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumlegierung. Die Ausbildung <strong>der</strong> Dampfkapillare erfolgt<br />

bereits bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Aspektverhältnis, weshalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad bzw. das<br />

spezifische Schmelzvolumen vergleichsweise ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d. Mit steigendem Aspektverhältnis<br />

nimmt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>koppelgrad zunächst stark zu, was sich direkt auf das spezifische<br />

Schmelzvolumen auswirkt, bevor er schlussendlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sättigung übergeht. Der<br />

Bereich <strong>des</strong> Tiefschweißprozesses mit e<strong>in</strong>em vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>koppelgrad<br />

wird als Übergangsbereich bezeichnet. Für e<strong>in</strong>en sicheren und effizienten Tiefschweißprozess<br />

sollte demzufolge nicht nur die Schwelle son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Übergangsbereich<br />

überschritten werden. Für e<strong>in</strong>e fundierte Aussage hierzu eignen sich am<br />

besten das spezifische Schmelzvolumen bzw. <strong>der</strong> Prozesswirkungsgrad.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit wurde auf die Stabilisierung <strong>des</strong> Schweißprozesses<br />

gelegt. Trotz langjähriger Forschung konnte das Auftreten von Prozessporen <strong>in</strong><br />

Alum<strong>in</strong>iumwerkstoffen bzw. Schmelzbadauswürfe beim <strong>Laser</strong>tiefschweißprozess von<br />

Stahlwerkstoffen nicht vollständig vermieden werden. Ausgehend von dieser Problemstellung<br />

wurden die jeweiligen Entstehungsmechanismen <strong>der</strong> material- und laserspezifischen<br />

Nahtfehler e<strong>in</strong>erseits mit anschließenden Röntgenaufnahmen an<strong>der</strong>erseits mit<br />

zeitlich hochauflösenden Highspeed-Kameras visualisiert. Aufbauend auf diesen Beo-


134 6 Zusammenfassung<br />

bachtungen wurden Modellvorstellungen entwickelt, wonach sich die Entstehungsmechanismen<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Nahtfehler beschreiben lassen.<br />

Prozessporen s<strong>in</strong>d typische Nahtimperfektionen für das <strong>Laser</strong>strahlschweißen von<br />

Alum<strong>in</strong>ium und <strong>des</strong>sen Legierungen. Als <strong>der</strong>en Entstehungsursachen können alle Effekte<br />

gesehen werden, welche die Stabilität <strong>der</strong> Kapillarrückwand herabsetzen und das<br />

Abschnüren <strong>der</strong> Kapillare durch das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von Schmelze hervorrufen bzw. erleichtern.<br />

In erster L<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d dabei die Oberflächenspannung, die Viskosität <strong>der</strong><br />

Schmelze, die Größe <strong>des</strong> angrenzenden Schmelzba<strong>des</strong> sowie die Geometrie <strong>der</strong><br />

Dampfkapillare zu nennen. Mit Hilfe <strong>der</strong> besseren Fokussierbarkeit konnte e<strong>in</strong>e Lösung<br />

<strong>der</strong> Problemstellung herbeigeführt werden. Es wurde gezeigt, dass e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>des</strong> Divergenzw<strong>in</strong>kels bei gleichbleibendem Fokusdurchmessern (df = 200 μm<br />

bzw. 100 μm) zu e<strong>in</strong>em verbesserten Abströmverhalten <strong>des</strong> Metalldampfes und damit<br />

zu e<strong>in</strong>er stabileren Kapillarrückwand aufgrund <strong>der</strong> reduzierten lokalen Kapillare<strong>in</strong>schnürung<br />

an <strong>der</strong> Werkstückoberfläche führt. E<strong>in</strong>e signifikante Abnahme <strong>der</strong> Prozessporen<br />

ist die Folge. Gleichermaßen nimmt zum Erzielen e<strong>in</strong>er konstanten E<strong>in</strong>schweißtiefe<br />

<strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Fokusdurchmesserreduktion die Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zu.<br />

Wichtig ist dabei die Erkenntnis, dass mit höherer Fokussierbarkeit bzw. <strong>Laser</strong>leistung<br />

sowie e<strong>in</strong>er negativen Fokuslage das Schmelzvolumen abnimmt, was e<strong>in</strong>e weniger<br />

turbulente Schmelzbadbewegung zur Folge hat. Letztlich resultiert dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stabileren<br />

Kapillarrückwand und spiegelt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutlichen Prozessporenabnahme<br />

wi<strong>der</strong>.<br />

Schmelzbadauswürfe beim Schweißen von Stahlwerkstoffen resultieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unregelmäßigen<br />

Nahtersche<strong>in</strong>ungsbild. In Abhängigkeit <strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

lassen sich die unterschiedlichen Ausprägungen <strong>des</strong> Antriebsmechanismus für die<br />

Spritzerentstehung identifizieren, allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>det oberhalb e<strong>in</strong>er Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 5 m/m<strong>in</strong> die Spritzerablösung ausschließlich an <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

statt. Es wurde gezeigt, dass analog zur Kapillarneigung <strong>der</strong> maximale Ablösew<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Spritzer mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit zunimmt bzw. e<strong>in</strong>e Steigerung<br />

<strong>der</strong> Intensität dem entgegenwirkt. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer<br />

deutlich größer als die gemessene Kapillarneigung. Die entwickelten Modellvorstellungen<br />

zeigen, dass sich die Spritzerentstehung nicht e<strong>in</strong>zig durch die Abdampfrichtung<br />

beschreiben lässt. Vielmehr spielt auch die Reibung zwischen dem abströmenden<br />

Metalldampf und dem angrenzenden Schmelzbad an <strong>der</strong> Kapillarrückwand e<strong>in</strong>e essentielle<br />

Rolle. Der resultierende Impuls schiebt die kapillarnahe Schmelze nach oben und<br />

wird durch den überlagerten Dampfjet als Spritzer ausgeworfen.


6 Zusammenfassung 135<br />

Mit diesen Beobachtungen wurde gezeigt, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit zunehmen<strong>der</strong> Vorschubgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

die Kapillarneigung sowie <strong>der</strong> dynamische Druck <strong>des</strong> abströmenden<br />

Metalldampfes zunehmen und damit die Stabilität <strong>der</strong> Kapillarrückwand herabsetzen.<br />

Es ist <strong>des</strong>halb notwendig die Schmelzbaddynamik an <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

zu kontrollieren, da die Spritzerablösung ausschließlich an dieser Stelle stattf<strong>in</strong>det.<br />

E<strong>in</strong>e Lösung <strong>der</strong> Problemstellung, die Kapillarneigung bei sonst konstanten Prozessparametern<br />

zu reduzieren, lässt sich mit Hilfe e<strong>in</strong>er stechenden Strahlanstellung ohne<br />

E<strong>in</strong>bußen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahtausbildung erreichen. Ausgehend vom senkrechten Strahle<strong>in</strong>fall<br />

wird <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer gleichermaßen reduziert, bis <strong>der</strong>en M<strong>in</strong>imum bei<br />

senkrechter Kapillarfront herbeigeführt wird. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> zunehmenden Stabilität<br />

an <strong>der</strong> Kapillarrückwand <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> stechenden E<strong>in</strong>strahlrichtung fluiddynamische<br />

Grenzen gesetzt. Bildet sich demnach die Kapillarfront nach vorne aus, schiebt<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Kapillar<strong>in</strong>nere gerichtete Dampfjet die gesamte Schmelze an <strong>der</strong> Kapillarrückwand<br />

nach oben und türmt sich zu periodisch auftretenden „Humps“ auf. Weiterführende<br />

Untersuchungen haben ergeben, dass sich neben e<strong>in</strong>er höheren Fokussierbarkeit<br />

bzw. <strong>Laser</strong>leistung sowie e<strong>in</strong>er stechenden Optikausrichtung die Kapillarfront und<br />

damit <strong>der</strong> Ablösew<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Spritzer mit e<strong>in</strong>er negativen Fokuslage reduzieren lassen.<br />

Die Zielsetzungen <strong>der</strong> Arbeit konnten somit erfüllt und zu e<strong>in</strong>em besseren Prozessverständnis<br />

beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen mit beson<strong>der</strong>s kle<strong>in</strong>en Fokusdurchmessern beitragen.<br />

Die umfangreichen Untersuchungen haben die sehr vielfältigen Vorteile deutlich<br />

gemacht, die durch den E<strong>in</strong>satz höherer Fokussierbarkeit entstehen. Zudem haben sich<br />

Synergieeffekte zwischen höherer <strong>Laser</strong>leistung sowie besserer Fokussierbarkeit und<br />

erhöhter Schweißnahtqualität e<strong>in</strong>gestellt, welche e<strong>in</strong> effizientes <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

ermöglichen. Der Vergleich mit an<strong>der</strong>en <strong>Laser</strong>strahlquellen ermöglicht darüber h<strong>in</strong>aus<br />

dem Anwen<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Abwägung <strong>der</strong> Vor- und Nachteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Verfahrensvarianten<br />

und erleichtert damit die Entscheidung für e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtheit<br />

wirtschaftlichen E<strong>in</strong>satz <strong>des</strong> Werkzeugs <strong>Laser</strong>.


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(ICALEO), San Diego, 1997, S. G-73.


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International Body Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Conference on Advanced Technologies &<br />

Processes (IBEC), Stuttgart, 1997, S. 38.


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Luftfahrt. München: Herbert Utz Verlag Wissenschaft, 2003. Universität Stuttgart,<br />

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<strong>des</strong> <strong>IFSW</strong>).<br />

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Stuttgart, Masch<strong>in</strong>enbau, Dissertation, 1996 (<strong>Laser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Materialbearbeitung</strong>,<br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong>).


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[67] BERGER, P.; GRIEBSCH, J.; BECK, M.; HÜGEL, H.: Modellmäßige und experimentelle<br />

Erfassung von fluid- und gasdynamischen Prozessen beim gepulsten<br />

<strong>Laser</strong>tiefschweißen. In: Geiger, M.; Hollmann, F. (Hrsg.): Strahl-Stoff-<br />

Wechselwirkung bei <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>bearbeitung. Bamberg: Maisenbach Verlag,<br />

S. 15-21.


Danksagung<br />

Die vorliegende Dissertation ist das Ergebnis me<strong>in</strong>er Tätigkeit als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für Strahlwerkzeuge (<strong>IFSW</strong>) <strong>der</strong> Universität Stuttgart. Mit <strong>der</strong><br />

Fertigstellung dieser Arbeit ist es an <strong>der</strong> Zeit, nochmals denjenigen zu danken, die<br />

mich begleitet und unterstützt haben.<br />

Bei Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. Helmut Hügel, ehemaliger Direktor <strong>des</strong> Instituts für<br />

Strahlwerkzeuge, möchte ich mich herzlich für die Übernahme <strong>des</strong> Hauptberichts bedanken.<br />

Durch ihn wurde bereits während me<strong>in</strong>es Studiums me<strong>in</strong>e Begeisterung für<br />

die wissenschaftliche Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit grundlegenden Fragen zur <strong>Laser</strong>technik<br />

geweckt. Se<strong>in</strong>e immerwährende Diskussionsbereitschaft und stete För<strong>der</strong>ung haben<br />

sehr zum Gel<strong>in</strong>gen dieser Dissertation beigetragen.<br />

Bei Herrn Prof. Dr. rer. nat. habil. Friedrich Daus<strong>in</strong>ger möchte ich mich beson<strong>der</strong>s für<br />

zahlreiche anregende Diskussionen sowie die wissenschaftliche Betreuung bedanken.<br />

Herrn Prof. Dr. rer. nat. Re<strong>in</strong>hart Poprawe M. A. danke ich für die Übernahme <strong>des</strong><br />

Mitberichts und das Interesse an me<strong>in</strong>er Arbeit.<br />

Bedanken möchte ich mich bei allen Kollegen und Mitarbeitern <strong>des</strong> Instituts für<br />

Strahlwerkzeuge für die erfolgreiche Zusammenarbeit und die wohltuend freundliche<br />

Atmosphäre. Ebenso gilt me<strong>in</strong> Dank den Studenten, die im Rahmen ihrer Diplom- und<br />

Studienarbeiten e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zu dieser Arbeit geleistet haben.<br />

Me<strong>in</strong>en Eltern danke ich für ihre fortwährende, gleichermaßen moralische wie tatkräftige<br />

Unterstützung, wodurch sie die Grundlage für diese Arbeit geschaffen haben. Der<br />

größte Dank gilt me<strong>in</strong>er Frau Eva für ihre unermüdliche Unterstützung, ihre Liebe und<br />

Motivation. Ihr sei die vorliegende Arbeit von ganzem Herzen gewidmet.<br />

Essl<strong>in</strong>gen, im Juni 2010 Jan-Philipp Weberpals


<strong>Laser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Materialbearbeitung</strong><br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong> (Institut für Strahlwerkzeuge)<br />

Herausgegeben von<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Helmut Hügel, Universität Stuttgart<br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong> von 1992 bis 1999 erschienen im Teubner Verlag, Stuttgart<br />

Zoske, Uwe<br />

Modell zur rechnerischen Simulation von <strong>Laser</strong>resonatoren<br />

und Strahlführungssystemen<br />

1992, 186 Seiten, ISBN 3-519-06205-4<br />

Gorriz, Michael<br />

Adaptive Optik und Sensorik im Strahlführungssystem<br />

von <strong>Laser</strong>bearbeitungsanlagen<br />

1992, vergriffen, ISBN 3-519-06206-2<br />

Mohr, Ursula<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsbestimmende Strahleigenschaften<br />

und E<strong>in</strong>koppelmechanismen beim CO2-<br />

<strong>Laser</strong>schneiden von Metallen<br />

1993, 130 Seiten, ISBN 3-519-06207-0<br />

Rudlaff, Thomas<br />

Arbeiten zur Optimierung <strong>des</strong> Umwandlungshärtens<br />

mit <strong>Laser</strong>strahlen<br />

1993, 152 Seiten, ISBN 3-519-06208-9<br />

Borik, Stefan<br />

E<strong>in</strong>fluß optischer Komponenten auf die Strahlqualität<br />

von Hochleistungslasern<br />

1993, 200 Seiten, ISBN 3-519-06209-7<br />

Paul, Rüdiger<br />

Optimierung von HF-Gasentladungen für schnell<br />

längsgeströmte CO2-<strong>Laser</strong><br />

1994, 149 Seiten, ISBN 3-519-06210-0<br />

Wahl, Roland<br />

Robotergeführtes <strong>Laser</strong>strahlschweißen mit<br />

Steuerung <strong>der</strong> Polarisationsrichtung<br />

1994, 150 Seiten, ISBN 3-519-06211-9<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Klaus-Dieter<br />

<strong>Laser</strong>löten kle<strong>in</strong>er Kupferbauteile mit geregelter<br />

Lotdrahtzufuhr<br />

1994, 139 Seiten, ISBN 3-519-06212-7<br />

Grünewald, Kar<strong>in</strong> M.<br />

Modellierung <strong>der</strong> Energietransferprozesse <strong>in</strong><br />

längsgeströmten CO2-<strong>Laser</strong>n<br />

1994, 158 Seiten, ISBN 3-519-06213-5<br />

Shen, Jial<strong>in</strong><br />

Optimierung von Verfahren <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>oberflächenbehandlung<br />

mit gleichzeitiger Pulverzufuhr<br />

1994, 160 Seiten, ISBN 3-519-06214-3<br />

Arnold, Johannes M.<br />

Abtragen metallischer und keramischer Werkstoffe<br />

mit Excimerlasern<br />

1994, 192 Seiten, ISBN 3-519-06215-1<br />

Holzwarth, Achim<br />

Ausbreitung und Dämpfung von Stoßwellen <strong>in</strong><br />

Excimerlasern<br />

1994, 153 Seiten, ISBN 3-519-06216-X<br />

Daus<strong>in</strong>ger, Friedrich<br />

Strahlwerkzeug <strong>Laser</strong>: Energiee<strong>in</strong>kopplung und<br />

Prozeßeffektivität<br />

1995, 143 Seiten, ISBN 3-519-06217-8<br />

Me<strong>in</strong>ers, Eckhard<br />

Abtragende Bearbeitung von Keramiken und<br />

Metallen mit gepulstem Nd:YAG-<strong>Laser</strong> als zweistufiger<br />

Prozeß<br />

1995, 120 Seiten, ISBN 3-519-06222-4<br />

Beck, Markus<br />

Modellierung <strong>des</strong> <strong>Laser</strong>tiefschweißens<br />

1996, 160 Seiten, ISBN 3-519-06218-6<br />

Bre<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Klaus<br />

Auslegung und Vermessung von Gasentladungsstrecken<br />

für CO2-Hochleistungslaser<br />

1996, 131 Seiten, ISBN 3-519-06219-4<br />

Griebsch, Jürgen<br />

Grundlagenuntersuchungen zur Qualitätssicherung<br />

beim gepulsten <strong>Laser</strong>tiefschweißen<br />

1996, 133 Seiten, ISBN 3-519-06220-8<br />

Krepulat, Walter<br />

Aerodynamische Fenster für <strong>in</strong>dustrielle Hochleistungslaser<br />

1996, 144 Seiten, ISBN 3-519-06221-6<br />

Xiao, M<strong>in</strong><br />

Vergleichende Untersuchungen zum Schneiden<br />

dünner Bleche mit CO2- und Nd:YAG-<strong>Laser</strong>n<br />

1996, 118 Seiten, ISBN 3-519-06223-2<br />

Glumann, Christiane<br />

Verbesserte Prozeßsicherheit und Qualität durch<br />

Strahlkomb<strong>in</strong>ation beim <strong>Laser</strong>schweißen<br />

1996, 143 Seiten, ISBN 3-519-06224-0<br />

Gross, Herbert<br />

Propagation höhermodiger <strong>Laser</strong>strahlung und<br />

<strong>der</strong>en Wechselwirkung mit optischen Systemen<br />

1996, 191 Seiten, ISBN 3-519-06225-9<br />

Rapp, Jürgen<br />

<strong>Laser</strong>schweißeignung von Alum<strong>in</strong>iumwerkstoffen<br />

für Anwendungen im Leichtbau<br />

1996, 202 Seiten, ISBN 3-519-06226-7


Wittig, Klaus<br />

Theoretische Methoden und experimentelle Verfahren<br />

zur Charakterisierung von Hochleistungslaserstrahlung<br />

1996, 198 Seiten, ISBN 3-519-06227-5<br />

Grünenwald, Bernd<br />

Verfahrensoptimierung und Schichtcharakterisierung<br />

beim e<strong>in</strong>stufigen Cermet-<br />

Beschichten mittels CO2-Hochleistungslaser<br />

1996, 160 Seiten, ISBN 3-519-06229-1<br />

Lee, Jae-Hoon<br />

<strong>Laser</strong>verfahren zur strukturierten Metallisierung<br />

1996, 154 Seiten, ISBN 3-519-06232-1<br />

Alb<strong>in</strong>us, Uwe N. W.<br />

Metallisches Beschichten mittels PLD-Verfahren<br />

1996, 144 Seiten, ISBN 3-519-06233-X<br />

Wiedmaier, Matthias<br />

Konstruktive und verfahrenstechnische Entwicklungen<br />

zur Komplettbearbeitung <strong>in</strong> Drehzentren<br />

mit <strong>in</strong>tegrierten <strong>Laser</strong>verfahren<br />

1997, 129 Seiten, ISBN 3-519-06228-3<br />

Bloehs, Wolfgang<br />

<strong>Laser</strong>strahlhärten mit angepaßten Strahlformungssystemen<br />

1997, 143 Seiten, ISBN 3-519-06230-5<br />

Bea, Mart<strong>in</strong><br />

Adaptive Optik für die <strong>Materialbearbeitung</strong> mit<br />

CO2-<strong>Laser</strong>strahlung<br />

1997, 143 Seiten, ISBN 3-519-06231-3<br />

Stöhr, Michael<br />

Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Lichtemission bei mikrokanalgekühlten<br />

<strong>Laser</strong>dioden<br />

1997, 147 Seiten, ISBN 3-519-06234-8<br />

Plaß, Wilfried<br />

Zerstörschwellen und Degradation von CO2-<br />

<strong>Laser</strong>optiken<br />

1998, 158 Seiten, ISBN 3-519-06235-6<br />

Schaller, Markus K. R.<br />

<strong>Laser</strong>gestützte Abscheidung dünner Edelmetallschichten<br />

zum Heißgaskorrosionsschutz für Molybdän<br />

1998, 163 Seiten, ISBN 3-519-06236-4<br />

Hack, Rüdiger<br />

System- und verfahrentechnischer Vergleich von<br />

Nd:YAG- und CO2-<strong>Laser</strong>n im Leistungsbereich<br />

bis 5 kW<br />

1998, 165 Seiten, ISBN 3-519-06237-2<br />

Krupka, René<br />

Photothermische Charakterisierung optischer<br />

Komponenten für Hochleistungslaser<br />

1998, 139 Seiten, ISBN 3-519-06238-0<br />

Pfeiffer, Wolfgang<br />

Fluiddynamische und elektrophysikalisch optimierte<br />

Entladungsstrecken für CO2-<br />

Hochleistungslaser<br />

1998, 152 Seiten, ISBN 3-519-06239-9<br />

Volz, Robert<br />

Optimiertes Beschichten von Gußeisen-, Alum<strong>in</strong>ium-<br />

und Kupfergrundwerkstoffen mit <strong>Laser</strong>n<br />

1998, 133 Seiten, ISBN 3-519-06240-2<br />

Bartelt-Berger, Lars<br />

<strong>Laser</strong>system aus kohärent gekoppelten Grundmode-Diodenlasern<br />

1999, 135 Seiten, ISBN 3-519-06241-0<br />

Müller-Hummel, Peter<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er Inprozeßtemperaturmeßvorrichtung<br />

zur Optimierung <strong>der</strong> laserunterstützten<br />

Zerspanung<br />

1999, 139 Seiten, ISBN 3-519-06242-9<br />

Rohde, Hansjörg<br />

Qualitätsbestimmende Prozeßparameter beim<br />

E<strong>in</strong>zelpulsbohren mit e<strong>in</strong>em Nd:YAG-Slablaser<br />

1999, 171 Seiten, ISBN 3-519-06243-7<br />

Huonker, Mart<strong>in</strong><br />

Strahlführung <strong>in</strong> CO2-<br />

Hochleistungslasersystemen zur <strong>Materialbearbeitung</strong><br />

1999, 121 Seiten, ISBN 3-519-06244-5<br />

Callies, Gert<br />

Modellierung von qualitäts- und effektivitätsbestimmenden<br />

Mechanismen beim <strong>Laser</strong>abtragen<br />

1999, 119 Seiten, ISBN 3-519-06245-3<br />

Schubert, Michael E.<br />

Leistungsskalierbares <strong>Laser</strong>system aus fasergekoppelten<br />

S<strong>in</strong>glemode-Diodenlasern<br />

1999, 105 Seiten, ISBN 3-519-06246-1<br />

Kern, Markus<br />

Gas- und magnetofluiddynamische Maßnahmen<br />

zur Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Nahtqualität beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

1999, 132 Seiten, ISBN 3-519-06247-X<br />

Raiber, Arm<strong>in</strong><br />

Grundlagen und Prozeßtechnik für das <strong>Laser</strong>mikrobohren<br />

technischer Keramiken<br />

1999, 135 Seiten, ISBN 3-519-06248-8


<strong>Laser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Materialbearbeitung</strong><br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong> (Institut für Strahlwerkzeuge)<br />

Herausgegeben von<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Helmut Hügel, Universität Stuttgart<br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong> ab 2000 erschienen im Herbert Utz Verlag, München<br />

Schittenhelm, Henrik<br />

Diagnostik <strong>des</strong> laser<strong>in</strong>duzierten Plasmas<br />

beim Abtragen und Schweißen<br />

2000, 141 Seiten, ISBN 3-89675-712-1<br />

Stewen, Christian<br />

Scheibenlaser mit Kilowatt-Dauerstrichleistung<br />

2000, 145 Seiten, ISBN 3-89675-763-6<br />

Schmitz, Christian<br />

Gaselektronische Analysemethoden zur Optimierung<br />

von <strong>Laser</strong>gasentladungen<br />

2000, 107 Seiten, ISBN 3-89675-773-3<br />

Karszewski, Mart<strong>in</strong><br />

Scheibenlaser höchster Strahlqualität<br />

2000, 132 Seiten, ISBN 3-89675-785-7<br />

Chang, Ch<strong>in</strong>-Lung<br />

Berechnung <strong>der</strong> Schmelzbadgeometrie beim<br />

<strong>Laser</strong>strahlschweißen mit Mehrfokustechnik<br />

2000, 141 Seiten, ISBN 3-89675-825-X<br />

Haag, Matthias<br />

Systemtechnische Optimierungen <strong>der</strong> Strahlqualität<br />

von Hochleistungsdiodenlasern<br />

2000, 166 Seiten, ISBN 3-89675-840-3<br />

Bahnmüller, Jochen<br />

Charakterisierung gepulster <strong>Laser</strong>strahlung zur<br />

Qualitätssteigerung beim <strong>Laser</strong>bohren<br />

2000, 138 Seiten, ISBN 3-89675-851-9<br />

Schellhorn, Mart<strong>in</strong> Carl Johannes<br />

CO-Hochleistungslaser: Charakteristika und E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

beim Schweißen<br />

2000, 142 Seiten, ISBN 3-89675-849-7<br />

Angstenberger, Birgit<br />

Fliehkraftunterstütztes <strong>Laser</strong>beschichten<br />

2000, 153 Seiten, ISBN 3-89675-861-6<br />

Bachhofer, Andreas<br />

Schneiden und Schweißen von Alum<strong>in</strong>iumwerkstoffen<br />

mit Festkörperlasern für den Karosseriebau<br />

2001, 194 Seiten, ISBN 3-89675-881-0<br />

Breitschwerdt, Sven<br />

Qualitätssicherung beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

2001, 150 Seiten, ISBN 3-8316-0032-5<br />

Mochmann, Gunter<br />

<strong>Laser</strong>kristallisation von Siliziumschichten auf<br />

Glas- und Kunststoffsubstraten für die Herstellung<br />

verbesserter Dünnschichttransistoren<br />

2001, 170 Seiten, ISBN 3-89675-811-X<br />

Herrmann, Andreas<br />

Fertigungsorientierte Verfahrensentwicklung<br />

<strong>des</strong> Weichlötens mit Diodenlasern<br />

2002, 133 Seiten, ISBN 3-8316-0086-4<br />

Mästle, Rüdiger<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Propagationseigenschaften<br />

von <strong>Laser</strong>strahlung<br />

2002, 147 Seiten, ISBN 3-8316-0113-5<br />

Voß, Andreas<br />

Der Scheibenlaser: Theoretische Grundlagen <strong>des</strong><br />

Dauerstrichbetriebs und erste experimentelle<br />

Ergebnisse anhand von Yb:YAG<br />

2002, 195 Seiten, ISBN 3-8316-0121-6<br />

Müller, Matthias G.<br />

Prozessüberwachung beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

durch Auswertung <strong>der</strong> reflektierten Leistung<br />

2002, 122 Seiten, ISBN 3-8316-0144-5<br />

Abeln, Tobias<br />

Grundlagen und Verfahrenstechnik <strong>des</strong> reaktiven<br />

<strong>Laser</strong>präzisionsabtragens von Stahl<br />

2002, 138 Seiten, ISBN 3-8316-0137-2<br />

Erhard, Steffen<br />

Pumpoptiken und Resonatoren für den<br />

Scheibenlaser<br />

2002, 184 Seiten, ISBN 3-8316-0173-9<br />

Contag, Karsten<br />

Modellierung und numerische Auslegung <strong>des</strong><br />

Yb:YAG-Scheibenlasers<br />

2002, 155 Seiten, ISBN 3-8316-0172-0<br />

Krastel, Klaus<br />

Konzepte und Konstruktionen zur laser<strong>in</strong>tegrierten<br />

Komplettbearbeitung <strong>in</strong> Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />

2002, 140 Seiten, ISBN 3-8316-0176-3<br />

Staud, Jürgen<br />

Sensitive Werkzeuge für e<strong>in</strong> neues Montagekonzept<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mikrosystemtechnik<br />

2002, 122 Seiten, ISBN 3-8316-0175-5<br />

Sch<strong>in</strong>zel, Cornelius M.<br />

Nd:YAG-<strong>Laser</strong>strahlschweißen von Alum<strong>in</strong>iumwerkstoffen<br />

für Anwendungen im Automobilbau<br />

2002, 177 Seiten, ISBN 3-8316-0201-8<br />

Sebastian, Michael<br />

Grundlagenuntersuchungen zur <strong>Laser</strong>-Plasma-<br />

CVD Synthese von Diamant und amorphen Kohlenstoffen<br />

2002, 153 Seiten, ISBN 3-8316-0200-X


Lücke, Bernd<br />

Kohärente Kopplung von Vertikalemitter-Arrays<br />

2003, 120 Seiten, ISBN 3-8316-0224-7<br />

Hohenberger, Bernd<br />

<strong>Laser</strong>strahlschweißen mit Nd:YAG-Doppelfokustechnik<br />

– Steigerung von Prozeßsicherheit, Flexibilität<br />

und verfügbarer Strahlleistung<br />

2003, 128 Seiten, ISBN 3-8316-0223-9<br />

Jasper, Knut<br />

Neue Konzepte <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>strahlformung und<br />

-führung für die Mikrotechnik<br />

2003, 152 Seiten, ISBN 3-8316-0205-0<br />

Heimerd<strong>in</strong>ger, Christoph<br />

<strong>Laser</strong>strahlschweißen von Alum<strong>in</strong>iumlegierungen<br />

für die Luftfahrt<br />

2003, 112 Seiten, ISBN 3-8316-0256-5<br />

Christoph Fleig<br />

Evaluierung e<strong>in</strong>es Messverfahrens zur genauen<br />

Bestimmung <strong>des</strong> Reflexionsgra<strong>des</strong> optischer<br />

Komponenten<br />

2003, 150 Seiten, ISBN 3-8316-0274-3<br />

Joachim Radtke<br />

Herstellung von Präzisionsdurchbrüchen <strong>in</strong> keramischen<br />

Werkstoffen mittels repetieren<strong>der</strong><br />

<strong>Laser</strong>bearbeitung<br />

2003, 150 Seiten, ISBN 3-8316-0285-9<br />

Michael Brandner<br />

Steigerung <strong>der</strong> Prozesseffizienz beim Löten und<br />

Kleben mit Hochleistungsdiodenlasern<br />

2003, 195 Seiten, ISBN 3-8316-0288-3<br />

Re<strong>in</strong>hard W<strong>in</strong>kler<br />

Porenbildung beim <strong>Laser</strong>strahlschweissen von<br />

Alum<strong>in</strong>ium-Druckguss<br />

2004, 153 Seiten, ISBN 3-8316-0313-8<br />

Helmut K<strong>in</strong>dler<br />

Optische und gerätetechnische Entwicklungen<br />

zum <strong>Laser</strong>strahlspritzen<br />

2004, 117 Seiten, ISBN 3-8316-0315-4<br />

Andreas Ruf<br />

Modellierung <strong>des</strong> Perkussionsbohrens von Metallen<br />

mit kurz- und ultrakurzgepulsten <strong>Laser</strong>n<br />

2004, 140 Seiten, ISBN 3-8316-0372-3<br />

Guido Hergenhan<br />

Kohärente Kopplung von Vertikalemittern – Systemkonzept<br />

und experimentelle Verifizierung<br />

2004, 115 Seiten, ISBN 3-8316-0376-6<br />

Klaus Goth<br />

Schweißen von Mischverb<strong>in</strong>dungen aus Alum<strong>in</strong>iumguß-<br />

und Knetlegierungen mit CO2-<strong>Laser</strong><br />

unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> Nahtart<br />

2004, 143 Seiten, ISBN 3-8316-0427-4<br />

Arm<strong>in</strong> Strauch<br />

Effiziente Lösung <strong>des</strong> <strong>in</strong>versen Problems beim<br />

<strong>Laser</strong>strahlschweißen durch Simulation und<br />

Experiment<br />

2004, 169 Seiten, ISBN 3-8316-0425-8<br />

Thomas Wawra<br />

Verfahrensstrategien für Bohrungen hoher Präzision<br />

mittels <strong>Laser</strong>strahlung<br />

2004, 162 Seiten, ISBN 3-8316-0453-3<br />

Michael Honer<br />

Prozesssicherungsmaßnahmen beim Bohren<br />

metallischer Werkstoffe mittels <strong>Laser</strong>strahlung<br />

2004, 113 Seiten, ISBN 3-8316-0441-x<br />

Thomas Herz<strong>in</strong>ger<br />

Prozessüberwachung beim <strong>Laser</strong>bohren von<br />

Turb<strong>in</strong>enschaufeln<br />

2004, 143 Seiten, ISBN 3-8316-0443-6<br />

Re<strong>in</strong>er Heigl<br />

Herstellung von Randschichten auf Alum<strong>in</strong>iumgusslegierungen<br />

mittels <strong>Laser</strong>strahlung<br />

2004, 173 Seiten, ISBN 3-8316-0460-6


<strong>Laser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Materialbearbeitung</strong><br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong> (Institut für Strahlwerkzeuge)<br />

Herausgegeben von<br />

Prof. Dr. phil. nat. habil. Thomas Graf, Universität Stuttgart<br />

<strong>Forschungsberichte</strong> <strong>des</strong> <strong>IFSW</strong> ab 2005 erschienen im Herbert Utz Verlag, München<br />

Thomas Fuhrich<br />

Marangoni-effekt beim <strong>Laser</strong>strahltiefschweißen<br />

von Stahl<br />

2005, 163 Seiten, ISBN 3-8316-0493-2<br />

Daniel Müller<br />

Pulsenergiestabilität bei regenerativen Kurzpulsverstärkern<br />

im Scheibenlaser<strong>des</strong>ign<br />

2005, 172 Seiten, ISBN 3-8316-0508-4<br />

Jiancun Gao<br />

Neodym-dotierte Quasi-Drei-Niveau-Scheibenlaser:<br />

Hohe Ausgangsleistung und Frequenzverdopplung<br />

2005, 148 Seiten, ISBN 3-8316-0521-1<br />

Wolfgang Gref<br />

<strong>Laser</strong>strahlschweißen von Alum<strong>in</strong>iumwerkstoffen<br />

mit <strong>der</strong> Fokusmatrixtechnik<br />

2005, 136 Seiten, ISBN 3-8316-0537-8<br />

Michael Weikert<br />

Oberflächenstrukturieren mit ultrakurzen <strong>Laser</strong>pulsen<br />

2005, 116 Seiten, ISBN 3-8316-0573-4<br />

Julian Sigel<br />

<strong>Laser</strong>generieren metallischer Bauteile mit variablem<br />

<strong>Laser</strong>strahldurchmesser <strong>in</strong> modularen Fertigungssystemen<br />

2006, 132 Seiten, ISBN 3-8316-0572-6<br />

Andreas Ruß<br />

Schweißen mit dem Scheibenlaser-Potentiale <strong>der</strong><br />

guten Fokussierbarkeit<br />

2006, 142 Seiten, ISBN 3-8316-0580-7<br />

Gabriele Seibold<br />

Absorption technischer Oberflächen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Laser</strong>materialbearbeitung<br />

2006, 156 Seiten, ISBN 3-8316-0618-8<br />

Dirk L<strong>in</strong>denau<br />

Magnetisch bee<strong>in</strong>flusstes <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

2007, 180 Seiten, ISBN 978-3-8316-0687-0<br />

Jens Walter<br />

Gesetzmäßigkeiten beim <strong>Laser</strong>generieren als<br />

Basis für die Prozesssteuerung und –regelung<br />

2008, 140 Seiten, ISBN 978-3-8316-0770-9<br />

Heiko Rid<strong>der</strong>busch<br />

Longitud<strong>in</strong>al angeregte passiv gütegeschaltete<br />

<strong>Laser</strong>zündkerze<br />

2008, 175 Seiten, ISBN 978-3-8316-0840-9<br />

Markus Leimser<br />

Strömungs<strong>in</strong>duzierte E<strong>in</strong>flüsse auf die Nahteigenschaften<br />

beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen von<br />

Alum<strong>in</strong>iumwerkstoffen<br />

2009, 150 Seiten, ISBN 978-3-8316-0854-6<br />

Mikhail Larionov<br />

Kontaktierung und Charakterisierung von<br />

Kristallen für Scheibenlaser<br />

2009, 186 Seiten, ISBN 978-3-8316-0855-3<br />

Jürgen Müller-Borhanian<br />

Kamerabasierte In-Prozessüberwachung beim<br />

<strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

2009, 162 Seiten, ISBN 978-3-8316-0890-4<br />

Andreas Letsch<br />

Charakterisierung allgeme<strong>in</strong> astigmatischer<br />

<strong>Laser</strong>strahlung mit <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> zweiten<br />

Momente<br />

2009, 176 Seiten, ISBN 978-3-8316-0896-6<br />

Thomas Kübler<br />

Modellierung und Simulation <strong>des</strong> Halbleiterscheibenlasers<br />

2009, 152 Seiten, ISBN 978-3-8316-0918-5<br />

Günter Ambrosy<br />

Nutzung elektromagnetischer Volumenkräfte<br />

beim <strong>Laser</strong>strahlschweißen<br />

2009, 170 Seiten, ISBN 978-3-8316-0925-3<br />

Agnes Ott<br />

Oberflächenmodifikation von Alum<strong>in</strong>iumlegierungen<br />

mit <strong>Laser</strong>strahlung: Prozessverständnis<br />

und Schichtcharakterisierung<br />

2010, 226 Seiten, ISBN 978-3-8316-0959-8<br />

Detlef Breitl<strong>in</strong>g<br />

Gasphasene<strong>in</strong>flüsse beim Abtragen und Bohren<br />

mit ultrakurz gepulster <strong>Laser</strong>strahlung<br />

2010, 200 Seiten, ISBN 978-3-8316-0960-4<br />

Dmitrij Walter<br />

Onl<strong>in</strong>e-Qualitätssicherung beim Bohren mittels<br />

ultrakurz gepulster <strong>Laser</strong>strahlung<br />

2010, 156 Seiten, ISBN 978-3-8316-0968-0

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