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Doch plötzlich wurde <strong>Kepler</strong>s Leben von neuen Sorgen überschattet. Sein Vater verließ wegen häuslicher<br />
Auseinandersetzungen die Heimatstadt und ging zur See. Als er später zurückkehrte, fand er<br />
auf dem Heimweg den Tod.<br />
Ohne seine Pflichtfächer zu vernachlässigen, fand <strong>Kepler</strong> bald großes Interesse an Mathematik und<br />
Astronomie. Sein wichtigster Lehrer war der Mathematiker und Astronom Michael Mästlin. Dieser galt<br />
als Anhänger der heliozentrischen Theorie der Planetenbewegung, die Nikolaus Kopernikus entwickelt<br />
hatte. Mästlin entdeckte die mathematische Begabung seines Schülers <strong>Kepler</strong> und unterrichtete ihn<br />
privat in der Kopernikanischen Planetenlehre.<br />
Noch nicht 20jährig erlangte <strong>Kepler</strong> in einem glänzenden Examen als Zweitbester unter 14 Bewerbern<br />
am 11. August 1591 die philosophische Magisterwürde [Lehrer].<br />
Im Jahre 1592 begann <strong>Kepler</strong> sein Studium in der Theologie. Er betrieb das Studium mit großem Eifer,<br />
da er von zu Hause aus christlich erzogen worden war.<br />
Im Februar 1594 verließ <strong>Kepler</strong>, nach einigen Auseinandersetzungen mit seinen Professoren, die<br />
Universität und ging nach Graz, um dort seine erste Stellung als Mathematiklehrer und Landschaftsmathematiker<br />
anzutreten. Da ihn die Mathematik allein nicht ausfüllte, übernahm er zusätzlich noch<br />
die Fächer Latein und Rhetorik.<br />
Zu seinen Erfolgen als Landschaftsmathematiker in Graz gehörte, daß er ein “Astrologisches<br />
Prognostikum” für das Jahr 1595 erstellte, in dem er sowohl das Wetter, als auch Bauernunruhen und<br />
einen Türkeneinfall richtig vorhersagte.<br />
Schon sein erster Kalender war ein Volltreffer. Er schrieb an seinen Lehrer Michael Mästlin:<br />
“Übrigens haben sich die Voraussagen des Kalenders so weit als richtig erwiesen. Es ist eine ungeahnte<br />
Kälte in unserem Land. In den Höfen auf den Bergen sterben die Leute vor Kälte. Nach zuverlässigen<br />
Berichten fallen ihnen die Nasen ab, wenn sie nach Hause kommen und sich schneuzen…”<br />
Als Astronom beschäftigte sich <strong>Kepler</strong> zunächst mit den Abständen der Planeten zueinander. Er arbeitete<br />
eine komplexe geometrische Hypothese aus, um die Entfernungen zwischen den Planetenumlaufbahnen<br />
erklären zu können. Er hatte aber fälschlicherweise Kreisbahnen angenommen. Später<br />
leitete er selbst ab, dass die Planetenbahnen elliptisch sind.<br />
Seine vorläufigen Berechnungen mit Kreisbahnen stimmten jedoch schon innerhalb von fünf Prozent<br />
mit den Beobachtungen überein. <strong>Kepler</strong> nahm an, dass die Sonne eine Kraft ausübt, die sich mit der<br />
Entfernung verringert und die Planeten in ihren Umlaufbahnen hält. Er veröffentlichte diese These in<br />
einer Abhandlung mit dem Titel “Mysterium Cosmographicum” (Das Weltgeheimnis) im Jahre 1596 als<br />
sein astronomisches Erstlingswerk.<br />
Am 27. April 1597 heiratete <strong>Johannes</strong> <strong>Kepler</strong> die 23jährige Barbara Müller von Mühleck. Sie war bereits<br />
zweimal Witwe und brachte aus erster Ehe eine fünfjährige Tochter, Regina Lorenz, mit. Barbaras<br />
Vater war Mühlenbesitzer und so hatte <strong>Kepler</strong> eine finanzielle Absicherung für seine wissenschaftliche<br />
Tätigkeit. Seine Frau schenkte ihm in Graz zwei Kinder, am 2. Februar 1598 den Sohn Heinrich<br />
und im Juni 1599 die Tochter Susanne.<br />
Der Tod seines ersten Kindes am 4. April 1598 war für <strong>Kepler</strong> ein schwerer Schlag, den er nur langsam<br />
überwand. Ihm folgte ein zweiter Schlag, als auch seine Tochter 35 Tage nach der Geburt an<br />
Hirnhautentzündung starb.<br />
<strong>Kepler</strong> begann mit den Vorarbeiten zu den “Harmonices Mundi” (Weltharmonik) und mit einer Untersuchung<br />
über die Fixsternparallaxen. Dabei stand er vor allem vor dem Problem keine eigenen Messinstrumente<br />
zu besitzen, um seine Theorien empirisch zu überprüfen.<br />
Er versuchte deshalb (und wegen der sich zuspitzenden religiösen Verfolgung der Protestanten in<br />
Graz), eine Anstellung beim Hofastronomen Tycho Brahe zu bekommen, dem Forscher, der die genauesten<br />
empirischen Daten und die exaktesten Messinstrumente seiner Zeit hatte.<br />
1600 wurde <strong>Kepler</strong> mit seiner Familie im Zuge der Gegenreformation aus Graz vertrieben und siedelte<br />
nach Prag über, wo er Assistent von Tycho Brahe wurde. Er übernahm zusammen mit Brahe die Be-<br />
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