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Das Generalkapitel im Jubiläumsjahr: - Franziskanerbrüder vom ...

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Denkzettel – Wahrheiten und Mythen der Medizin<br />

Mythos: Es gibt eine Kostenexplosion<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen und diese ist bedrohlich<br />

für unsere Volkswirtschaft<br />

Seit mehr als 35 Jahren wird in den Medien<br />

<strong>im</strong>mer wieder der Begriff „Kostenexplosion<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen“ angeführt, um die<br />

steigenden Kosten <strong>im</strong> Gesundheitsbereich<br />

zu charakterisieren und als Grund werden<br />

überwiegend eine verstärkte Nachfrage von<br />

Gesundheitsdienstleistungen, also die ständig<br />

steigenden Ausgaben, gebrandmarkt und<br />

deren Notwendigkeit heftig in Frage gestellt.<br />

<strong>Das</strong>s Gesundheitsausgaben, sei es <strong>im</strong> Krankenhaus<br />

oder <strong>im</strong> Bereich der Niedergelassenen,<br />

gestiegen sind ist unstrittig, aber wie<br />

sind sie entstanden und hat es die besagte<br />

dramatische Steigerung, die der Begriff<br />

„Kostenexplosion <strong>im</strong> Gesundheitswesen“<br />

suggeriert, überhaupt gegeben? Ist unsere<br />

Volkswirtschaft durch die gestiegenen Gesundheitsausgaben<br />

bedroht? Hilft hier „mehr<br />

Markt“? Darauf möchten wir hier kurz eingehen.<br />

Der Begriff „Kostenexplosion <strong>im</strong> Gesundheitswesen“<br />

wurde 1974 <strong>vom</strong> damaligen<br />

rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister<br />

Heiner Geißler geprägt. Er präsentierte seinerzeit<br />

eine Indexreihe von Kosten der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) mit<br />

dem Basisjahr 1960=100, die 1974 einen<br />

Wert von 457,4 erreicht hatte, was eine<br />

dramatische Entwicklung der Gesundheitskosten<br />

(Steigerung um 357 %) zu belegen<br />

schien. Er hatte allerdings die Darstellungsweise<br />

der Zahlen unsachgemäß so gewählt,<br />

dass die beabsichtigte politische Botschaft<br />

mit fragwürdigen Mitteln transportiert wurde.<br />

Seitdem werden aber selbst bescheidene<br />

Beitragssatzsteigerungen der Krankenkassen<br />

oder Zuwächse der Budgets von Krankenhäusern<br />

in den Medien gedankenlos als<br />

„Kostenexplosion <strong>im</strong> Gesundheitswesen“<br />

bewertet.<br />

Die verzerrende Darstellungsweise statistischer<br />

Daten durch die Wahl eines weit entfernten<br />

Bezugspunktes (in der Vergangenheit<br />

bzw. Zukunft) für eher kurzfristige Effekte<br />

nennt man in der Fachsprache „dressierte<br />

Kurven“.<br />

Wahr ist, dass tatsächlich in den frühen<br />

1970er Jahren die Ausgaben der GKV deutlich<br />

anstiegen, was aber überwiegend darauf<br />

zurückzuführen war, dass die Zahl der<br />

in der GKV versicherten Bürger von 83,4%<br />

auf 91,5% stieg und der Leistungskatalog der<br />

Pflichtkassen für Arbeiter dem umfangreicheren<br />

der Angestellten angeglichen wurde.<br />

22<br />

Die Einnahmen der GKV stiegen ebenfalls<br />

deutlich. Gesundheitspolitische Entscheidungen<br />

waren also überwiegend die Ursache<br />

für die damaligen Kostensteigerungen.<br />

Wahr ist auch, dass in allen entwickelten<br />

Gesellschaften die Gesundheitsangaben die<br />

Tendenz haben, stärker zu wachsen als das<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP), d.h. die Gesamtheit<br />

der erstellten Güter und Dienstleistungen<br />

und damit sind gesundheitspolitische<br />

Gegenregulierungen erforderlich.<br />

Unwahr ist, dass ein auf Basis privater Versicherung<br />

organisiertes System („Mehr<br />

Markt“) hier grundsätzlich besser (effektiver,<br />

effizienter) funktioniert. Im Gesundheitswesen<br />

gilt nämlich die Faustregel: Je freier und<br />

unregulierter der Markt, desto höher die<br />

Preise und Krankenversicherungsbeiträge.<br />

<strong>Das</strong> Gesundheitssystem der USA ist dafür<br />

ein anschauliches Beispiel. Hier liegt der<br />

Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandsprodukt<br />

bei 16%, in staatlichen oder<br />

durch <strong>vom</strong> Staat regulierte gesetzliche Krankenkassen<br />

gesteuerten Gesundheitswesen<br />

wie zum Beispiel in Deutschland bei etwa<br />

10 %. Die Gesundheitsausgaben pro Kopf<br />

sind in den USA doppelt so hoch wie in<br />

Deutschland.<br />

Generell liegt <strong>im</strong> Gesundheitsbereich <strong>im</strong> direkten<br />

Kontakt Arzt-Patient kein Markt <strong>im</strong><br />

traditionellen ökonomischen Sinne vor. Die<br />

Vorstellung, dass die Ärzte ihren Patienten<br />

einen Strauß von Behandlungsmöglichkeiten<br />

anbieten, von denen diese dann welche aussuchen,<br />

geht an der Realität des Arzt-Patienten-Verhältnisses<br />

zumindest <strong>im</strong> Krankenhaus<br />

vorbei.<br />

Nach einer international geltenden Faustregel<br />

entfallen 80% der Gesundheitskosten auf

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