gfo-Managementkongress 2009 Nachlese - Prof. Binner Akademie
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322 | zfo<br />
Spektrum Verbandsmitteilungen<br />
<strong>gfo</strong>-Mitteilungen<br />
Kongressbericht über den zweiten<br />
<strong>gfo</strong> Kongress in Potsdam<br />
Die Auswirkungen der derzeitigen konjunkturellen<br />
Schieflage konnte man auf dem<br />
zweiten <strong>gfo</strong> Kongress am 5./6. Oktober <strong>2009</strong><br />
in Potsdam nicht erkennen. Im Vergleich zum<br />
ersten <strong>gfo</strong> Kongress im letzten Jahr an gleicher<br />
Stelle wurde dieser Kongress mit einer<br />
weitaus höheren Besucherzahl von gut 200<br />
Teilnehmern sehr erfolgreich durchgeführt.<br />
Dieser zweite <strong>gfo</strong> Kongress wurde durch ManagementCircle<br />
organisiert. Die Teilnehmer<br />
zeigten sich sehr zufrieden über das qualitativ<br />
hochwertige Programm und über die unterhaltsame<br />
Abendveranstaltung.<br />
1. Kongressnachmittag Eröffnet wurde der<br />
Kongressnachmittag unter der Moderation<br />
des <strong>gfo</strong> Vorstandes Herrn Dr. Krings mit dem<br />
Eröffnungsvortrag des <strong>gfo</strong> Vorstandsvorsitzenden<br />
Herrn <strong>Prof</strong>. Dr.-Ing Hartmut F. <strong>Binner</strong><br />
mit einem Ausblick auf die Herausforderungen<br />
an das neue Rollenbild des Organisators<br />
in Zeiten des Change Managements.<br />
Der Business Analyst und der Prozess-Coach<br />
unterstützen das Management strategisch<br />
wie operativ bei der Organisationsentwicklung<br />
und Unternehmenssteuerung, um die<br />
Anforderungen der Kunden umfassend zu<br />
erfüllen. Hierbei leitet das MITO Modell eine<br />
wichtige Unterstützung bei der strategischen<br />
und operativen Aufgabenstrukturierung.<br />
Im zweiten Vortrag ergänzte <strong>gfo</strong> Vorstandsmitglied<br />
Herr Ludger Becker diesen<br />
Themenkomplex mit Aussagen zur praxisorientierten<br />
Bewertung von Organisationsalternativen<br />
auf der Suche nach optimalen<br />
Organisationen unter dem Motto »Dem<br />
Wandel Richtung geben, Reorganisationsmaßnahmen<br />
ableiten«. Auch im dritten Forumsvortrag<br />
von Herrn Kindermann, Bord<br />
Member Sales & Delivery, jCOM1 AG, Rohrbach,<br />
zusammen mit Herrn Thomas Widenka,<br />
Vice President Research SAP Waldorf,<br />
wurden Ansatzpunkte auf dem Weg zur prozessorientierten<br />
Organisation durch die erfolgreiche<br />
Verknüpfung von Aufbau- und<br />
Ablauforganisation erläutert.<br />
Der zweite Vortragsblock beinhaltete zwei<br />
Anwendervorträge.<br />
Zunächst berichtete Herr Thomas Widenka<br />
(Vice President Research Portfolio Office),<br />
wie mit der subjektorientierten Modellierung<br />
des Herstellers jCOM1 die schnelllebigen<br />
und komplexen Prozesse der Projektentstehung<br />
und -steuerung ganzheitlich unterstützt<br />
wurden. Herr Kindermann, bei jCOM1<br />
für Sales und Delivery verantwortlich, erläuterte<br />
die spezifische Methode der jCOM1,<br />
die eine einfache Verknüpfung von Aufbau-<br />
und Ablauforganisation unterstützt. Anschließend<br />
berichtetet Herr Johann Soder,<br />
Geschäftsführer Technik bei der SEW Eurodrive<br />
in Bruchsal über seine Erfahrungen<br />
und nachhaltigen Erfolge, Mensch, Technik<br />
und Organisation als ganzes System zu betrachten<br />
und mit Flexibilität und Differenzierung<br />
zum Markterfolg zu führen. Erfolgsfaktoren<br />
waren die enge Verzahnung der Organisationsbereiche,<br />
der multifunktionale Mitarbeitereinsatz<br />
sowie der kreative Prozess<br />
der Zerstörung, der vielfach erst die eigentlichen<br />
Prozessinnovationen ermöglicht.<br />
Nach einer weiteren Gelegenheit zum Besuch<br />
der Fachausstellung klang der Tag in<br />
einem Abschlussvortrag und einer stimmungsvollen<br />
Abendveranstaltung aus. Unter<br />
dem Titel »von Bienen und Leitwölfen«<br />
zeigte Herr Dr. Matthias Nölke, was Management<br />
und Führung von der Natur lernen<br />
können. Dann lud der Veranstalter zum Erfahrungsaustausch<br />
bei gutem Essen und<br />
Livemusik ein, unterbrochen durch ein unvergessliches<br />
gemeinsames Erlebnis, wie<br />
mit dem eigenen Stuhl getrommelt werden<br />
kann.<br />
2. Kongresstag, vormittags – Fachforum I<br />
Das von <strong>Prof</strong>. Dr. Uwe Dombrowski, Geschäftsführender<br />
Leiter am Institut für Fabrikbetriebslehre<br />
und Unternehmensforschung,<br />
Braunschweig, moderierte Fachforum<br />
I mit dem Themenkreis: »Geschäftsprozesse<br />
anpassen: Organisationsentwicklung<br />
& Prozessmanagement« begann mit dem<br />
Vortrag von Herrn Helge Wieneke, Leiter<br />
Prozess- & Informationsmanagement, Bahlsen<br />
GmbH & Co. KG. Die Bahlsen Prozesslandkarte<br />
unterscheidet einen Steuerungsprozess,<br />
drei Kernprozesse und fünf Supportprozesse.<br />
Für jeden Prozess gibt es einen<br />
Prozessverantwortlichen. Die Zuordnung<br />
der funktionalen Aufbauorganisation<br />
zu den jeweiligen Prozessen erfolgt nach<br />
zwei Grundsätzen:<br />
• Funktionale(disziplinarische) Verantwortung<br />
und Prozessverantwortung sollen<br />
möglichst deckungsgleich<br />
• Disziplinarische Zuordnung muss die Prozessziele<br />
so gut wie möglich unterstützen.<br />
Zur Unterstützung der Prozessverantwortlichen<br />
werden eigene Lean-Spezialisten eingesetzt.<br />
Eine reine Prozessorganisation besteht<br />
noch nicht. Ein Ganzheitliches Produktionssystem<br />
ist angedacht, aber wird zurzeit<br />
nicht forciert. Die Prozessqualität wird über<br />
Kennzahlen ermittelt und visualisiert.<br />
Es folgte der Vortrag von Herrn Decker Fa.<br />
Signavio und Hr. Sandau AOK Brandenburg.<br />
Die Firma Signavio ist ein Spin-off aus dem<br />
Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, das ein<br />
professionelles Prozessmanagement im<br />
Web entwickelt und vertreibt. Die kollaborative<br />
Prozessgestaltung erlaubt die Einbindung<br />
aller Beteiligten und die tägliche Nutzung<br />
der Prozessmodelle. Die AOK Brandenburg<br />
hat sich für dieses Produkt entschieden<br />
und löst damit die bisherige ARIS-Toolset-<br />
Welt ab. Die IT/Org.-Abteilung der AOK<br />
Brandenburg berechnet den Personalbedarf<br />
über das Prozessmodellierungstool. Die jeweiligen<br />
Abteilungen erhalten nur dann<br />
mehr Personal, wenn dies mit dem Tool berechnet<br />
wurde. Gleiches gilt für Personalreduzierungen.<br />
Die Prozessorientierung hat<br />
bisher bei der AOK sich nur auf die Ablauforganisation<br />
bezogen, die funktionale Aufbauorganisation<br />
besteht noch weiterhin.<br />
Abschließend folgte der Vortrag von Herrn<br />
Dr. Penger Deutsche Bank. Die Einführung<br />
von Six Sigma soll die Organisation nach-<br />
06/<strong>2009</strong> (78. Jg.), Seite 322–327
Kongresseröffnung durch <strong>Prof</strong>. Dr.-Ing. Hartmut <strong>Binner</strong><br />
haltig verändern. Dazu werden die Kennzahlen<br />
Qualität, Produktivität, Durchlaufzeit<br />
gemessen, analysiert und optimiert. Durch<br />
die Visualisierung der statistischen Verteilung<br />
und insbesondere durch die Reduzierung<br />
der Streuung, konnten konkrete Verbesserungsmaßnahmen<br />
gezielt umgesetzt<br />
werden. Derzeit wird ein Yellow Belt Training<br />
für alle Führungskräfte durchgeführt. Ziel<br />
ist es, den Six Sigma Ansatz zu einem »Best<br />
in Class« Konzept weiterzuentwickeln.<br />
Fachforum II <strong>Prof</strong>. Dr. Reinhart Lang, <strong>Prof</strong>essor<br />
für Organisation und Arbeitswissenschaften,<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
leitete das Fachforum II »Mitarbeiter führen<br />
im Veränderungsprozess« Dieses Fachforum<br />
zur Einbeziehung und Führung der Mitarbeiter<br />
in Veränderungsprozessen folgte<br />
der Erkenntnis der CapGemini-Studie<br />
(2008): »You never change alone«. Auch<br />
durch die jüngsten Studien der <strong>gfo</strong> mit Partner<br />
wurde bestätigt, dass der Erfolg von den<br />
weichen Faktoren wie Führung und Innovation-<br />
und Veränderungskompetenz liegen,<br />
gerade hier aber Defizite zu verzeichnen<br />
sind (Organisation 2015/<strong>2009</strong>).<br />
Der erste Beitrag in diesem Sinne beinhaltete<br />
der Bericht von Herrn Dr. Sigurd Jönsson,Senior<br />
Consultant der DSJ-Consultant,<br />
Alzenau und Frau Susanne Kleibömer, Managementbeauftragte<br />
der KG Deutsche Gasrußwerke<br />
GmbH & Co, Dortmund von einem<br />
laufenden grundlegenden Änderungsprozess<br />
von einer hierarchischen zu einer Prozess-<br />
und teamorientierten Organisation<br />
am Beispiel der Deutsche Gasrußwerke<br />
06/<strong>2009</strong><br />
Verbandsmitteilungen<br />
GmbH & Co 8DGW). Das zugrunde liegende<br />
Wandlungskonzept beruht auf dem »Value<br />
Management« als Managementstil nach der<br />
Euronorm EN 12973, bei dem die betroffenen<br />
nicht nur einbezogen und Konflikte konstruktiv<br />
ausgetragen werden, sondern auch<br />
die Lösung im breiten Konsens alle Beteiligten<br />
erfolgen soll. Die Gestaltung des Projektmanagements<br />
und die jeweilige Einbeziehung<br />
und umfassende Information der<br />
Mitarbeiter in den einzelnen Phasen wurden<br />
anschaulich erläutert.<br />
Im zweiten Beitrag von Herrn Friedhelm Fischer,<br />
Qualitätsmanager Polizeipräsidium<br />
Köln, wurde die Prozessoptimierung in einer<br />
Behörde über die Nutzung von speziellen<br />
Qualitätszirkeln demonstriert. Durch breite<br />
Einbeziehung der Angestellten verschiedener<br />
Bereiche des Polizeipräsi diums Köln<br />
und darüber hinaus konnten im Ergebnis<br />
der Prozessmodellierung und Schwachstellenanalyse<br />
erhebliche Schnittstellenprobleme<br />
am Beispiel der Verfolgung von Jugendstraftaten<br />
identifiziert und prozessuale- wie<br />
strukturelle Ansatzpunkte für eine Verbesserung<br />
aufgezeigt werden. Insbesondere<br />
Erfahrungen der Kombination von Gruppenarbeit<br />
mit der Nutzung entsprechender<br />
Software zur Prozesserfassung und -analyse<br />
wurden vermittelt.<br />
Im abschließenden Beitrag wurde der<br />
Schwerpunkt auf den Bankensektor und Prozesse<br />
des Wissenstransfers verlagert, ein<br />
Thema mit wachsender Bedeutung nicht nur<br />
für die Referenzbranche. Der Referent Herr<br />
Benno Ackermann, Senior Knowledge Mana-<br />
Spektrum<br />
ger, Credit Suisse, Zürich, verdeutlichte im<br />
Beispiel seines Unternehmens die Methodik<br />
zur Sicherung des Wissenstransfers im Unternehmen,<br />
wobei vor allem die in Workshops<br />
organisierte und moderierte Wissensweitergabe<br />
bei ausscheidenden Schlüsselpersonen<br />
und die genutzten Methoden, u. a. die<br />
Produktion von Wissenslandkarten, vorgestellt<br />
wurde. Die Notwendigkeit und Nützlichkeit<br />
der Übertragung auf weitere Bereiche<br />
wie Einarbeitung oder Vertretung in der<br />
täglichen Arbeit wurde ebenso herausgestellt.<br />
Fachforum III Das von <strong>Prof</strong>. Dr. Michael<br />
Klotz, wissenschaftlicher Leiter SIMAT,<br />
Fachhochschule Stralsund geleitete Fachforum<br />
III unter dem Thema: »Stabilität im<br />
Wandel: effiziente und comliancekonforme<br />
Strukturen & Prozesse« fokussierte effiziente<br />
und compliancekonforme Strukturen<br />
und Prozesse im Rahmen des Qualitäts-,<br />
des Personal- und des Compliancemanagements.<br />
Insbesondere wurde der Frage nachgegangen,<br />
wie die organisatorische Gestaltung<br />
Stabilität im Wandel gewährleisten<br />
kann. Aus der Sicht des Zertifizierer beleuchtete<br />
Bernd Kaiser, Geschäftsführer der<br />
GüteZert Zertifizierungsgesellschaft mbH,<br />
das für ein Qualitätsmanagement nach<br />
DIN N ISO 9000 ff. erforderliche Instrumentarium<br />
der Organisationsdokumentation. Er<br />
berichtete aus zahlreichen Zertifizierungen,<br />
dass gerade in kleinen und mittelständischen<br />
Betrieben die traditionellen Werkzeuge,<br />
wie Organigramm, Stellenbeschreibung<br />
und Prozessdarstellungen, nach wie vor keine<br />
Selbstverständlichkeit sind. Wie der Personaleinsatz<br />
bei schwankender Marktnachfrage<br />
kostenoptimal gesteuert werden<br />
kann, beantwortete Wilhelm Appold, Referent<br />
für Funktionsbewertungen bei BMW, in<br />
seinem Vortrag. Durch eine integrierte Kosten-,<br />
Zeit- und Kapazitätssteuerung gelingt<br />
es, die wöchent liche Produktionszeit zwischen<br />
60 und 140 Stunden zu variieren. Im<br />
dritten Vortrag berichtete Dr. Frank Schury,<br />
Leiter Unternehmensaudit bei der DFS Deutsche<br />
Flugsicherung GmbH, von einem Projekt<br />
zur Verhinderung doloser Handlungen,<br />
durch die ein Unternehmen geschädigt wird.<br />
Eindrucksvoll zeigte er auf, wie gerade Maßnahmen<br />
der Führung und Organisation geeignet<br />
sein können, Betrug und Korruption<br />
im Unternehmen zu verhindern. Am Ende<br />
des Forums verwies <strong>Prof</strong>. Klotz auf die Zu-<br />
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324 | zfo<br />
Spektrum<br />
sammenhänge zwischen den drei präsentierten<br />
Managementbereichen. Gerade diese<br />
Interdependenzen können dazu dienen,<br />
Synergien zu realisieren – allerdings nur<br />
dann, wenn ein integrativer Managementansatz<br />
gewählt wird.<br />
Das Fazit der gehaltenen Vorträge lautete:<br />
• Ziele eindeutig klären und allen Beteiligten<br />
vermitteln, sehr ernst nehmen<br />
• Ernst wenn ein gemeinsames Verständnis<br />
erreicht ist, lassen sich Veränderungen<br />
meistern<br />
• Komplexe, umfassende stark eingreifende<br />
Veränderungen benötigen einen Promoter<br />
der Geschäftsführung<br />
• Betroffene zu Beteiligten machen gilt immer<br />
und ist ein in der Summe lohnender<br />
Aufwand. In die Datenerhebung sind alle<br />
Mitarbeiter eingebunden.<br />
• Überzeugung ist ein zentraler Erfolgsfaktor,<br />
der von Inhalten, Personen und insbesondere<br />
dem Nutzen abhängt.<br />
• Erfolgreiche Umsetzung verlangt die IT<br />
Bereiche und die Fachbereiche eng zu<br />
verzahnen und ein wirkliches Miteinander<br />
im Sinne der Aufgaben zu schaffen<br />
und kontinuierlich zu pflegen. Gemeinsamkeiten<br />
aufzeigen, Trennendes aktiv<br />
überwinden.<br />
• Flexibilität wird fast immer gefordert, um<br />
die Dynamik der Märkte begegnen zu<br />
können. Dazu muss in de Projekten<br />
Transparenz geschaffen werden.<br />
Fachforum IV Im Fachforum IV unter der<br />
Moderation von Herrn HeinzJosef Botthof,<br />
Leiter Management Training, Plaut Business<br />
Consulting GmbH, Ismaning, unter dem<br />
Motto: »Den Wandel unterstützen: Methoden<br />
und IT Lösungen im Fokus« wurden folgende<br />
Vorträge gehalten:<br />
• SPICE-konformes Projektmanagement<br />
mit Projektron BCS<br />
Vortragende waren Dotchka Pentcheva,<br />
Qualitätsmanagement, Projektron GmbH,<br />
Berlin, Thomas Fritz, Projekt Management<br />
Office und Hella Aglaia Mobile Vision<br />
GmbH, Berlin<br />
• IT, Organisation & Prozess vereinen –<br />
weg vom Silodenken!<br />
Vortragender: Dipl.-Ing. Christian Schulze,<br />
Head of Information Management,<br />
Kneipp-Werke GmbH & Co. KG, Würzburg<br />
• Prozessorientierte IT: Wege zur Prozessunterstützung!<br />
Verbandsmitteilungen<br />
Vortragender: Markus Lünsmann, Bereichsleiter,<br />
Opitz Consulting Gummersbach<br />
GmbH, Dominik Schlicht, Produktionsplanung,<br />
RWE Power AG, Frechen.<br />
Das Fazit des Forums lautete:<br />
• Ziele eindeutig klärten und allen Beteiligten<br />
vermitteln, sehr ernst nehm.<br />
• Ernst wenn ein gemeinsames Verständnis<br />
erreicht ist, lassen sich Veränderungen<br />
meistern.<br />
• Komplexe, umfassende stark eingreifende<br />
Veränderungen benötigen einen Promoter<br />
der Geschäftsführung.<br />
• Betroffene zu Beteiligten machen gilt immer<br />
und ist ein in der Summe lohnender<br />
Aufwand. In die Datenerhebung sind alle<br />
Mitarbeiter eingebunden.<br />
• Überzeugung ist ein zentraler Erfolgsfaktor,<br />
der von Inhalten, Personen und insbesondere<br />
dem Nutzen abhängt.<br />
• Erfolgreiche Umsetzung verlangt die IT<br />
Bereiche und die Fachbereiche eng zu<br />
verzahnen und ein wirkliches Miteinander<br />
im Sinne der Aufgaben zu schaffen<br />
und kontinuierlich zu pflegen. Gemeinsamkeiten<br />
aufzeigen, Trennendes aktiv<br />
überwinden.<br />
• Flexibilität wird fast immer gefordert, um<br />
die Dynamik der Märkte begegnen zu<br />
können. Dazu muss in de Projekten<br />
Transparenz geschaffen werden.<br />
2. Kongresstag, nachmittags Der Plenarteil<br />
des zweiten Kongresstages wurde<br />
vom stellvertretenden <strong>gfo</strong> Vorstand Ludger<br />
Abendveranstaltung mit festlichem Dinner<br />
Becker mit den Ergebnissen der gemeinsam<br />
mit PA Consulting durchgeführten Change<br />
Management Studie <strong>2009</strong> eröffnet.<br />
Nach dem ausgiebigen Mittagsbuffet war<br />
der Vergleich passend »Change Management<br />
ist wie eine gelungene Gewürzmischung:<br />
Es ist zugleich Zusatz und unverzichtbares<br />
Element – Speisen mögen zwar<br />
essbar sein – aber erst die Gewürze machen<br />
es schmackhaft und bekömmlich« und jedem<br />
Teilnehmer eingängig. Unter dem Titel<br />
»von Darwin lernen: … wie Organisationen<br />
die Krise durch Veränderungsfähigkeit besser<br />
meistern können« « wurden die Kernergebnisse<br />
des Fragebogenrücklaufs von 120<br />
Teilnehmern (davon 86 aus leitenden Positionen)<br />
dargestellt. Der klare Beitrag von<br />
Change Management zu den Themen Veränderungsfähigkeit,<br />
Lernbereitschaft und<br />
Nach haltigkeit wurde mit differenzierten<br />
Einzelbetrachtungen unterlegt, wobei die<br />
Selbstverständlichkeit des Themas immer<br />
noch kein Allgemeingut ist. Wenn aber Anspruch<br />
und Wirklichkeit auseinanderklaffen<br />
und Veränderungskompetenz lediglich eine<br />
individuell Führungskompetenz darstellt,<br />
wird Nachhaltigkeit häufig zum Lippenbekenntnis.<br />
Details zur Studie können bei<br />
Herrn Becker über www.gfuero.org angefragt<br />
werden.<br />
Wie sich eine Organisation nahezu ohne Regeln<br />
und auch ohne explizites Veränderungsmanagement<br />
entwickeln kann, zeigte<br />
im folgenden Beitrag Herr Martin Reents<br />
06/<strong>2009</strong>
(CEO der conject AG) am eigenen Beispiel<br />
auf. Gegründet von einer Gruppe der 12<br />
Freunde hat sich bis heute eine Unternehmenskultur<br />
erhalten, die auch jenseits von<br />
100 Mitarbeitern von einem hohen Anspruch<br />
an die Arbeit und sich selbst geprägt<br />
ist. Conject definiert sich über Projekte – mit<br />
den Rollen Manager, Partner und Projektbearbeiter,<br />
wobei letztere auch selbstverständlich<br />
zusammenfallen können. Es gibt<br />
kein Organigramm, keine Arbeitszeit- oder<br />
Urlaubsregelung, keine Zielvereinbarungen<br />
– dafür alle drei Monate Feedbackgespräche,<br />
eine hohe Automatisierung von<br />
Routineaufgaben bis hin zum Testmanagement<br />
– »Freunde delegieren nicht an Freunde«.<br />
Es zählt der Beitrag für das Unternehmen,<br />
die Leidenschaft. »Geld macht aus<br />
Spiel Arbeit« – daher geht es bei internen<br />
Feedbacks und Rankings keine mechanistische<br />
Verbindung zur Vergütung. Die Zuhörer<br />
lauschten gebannt - nicht zuletzt wegen des<br />
freien und packenden Vortrags, der ohne<br />
Powerpoint & Co auf den Punkt kam und<br />
zum Nachdenken anregte.<br />
Das Thema Nachhaltigkeit wurde auch vom<br />
folgenden Beitrag aufgegriffen: Victorinox<br />
und das Schweizer Messer verkörpern Beständigkeit<br />
und Herr Robert Heinzer (Leiter<br />
Organisation und HR) zeigte die Erfolgsfaktoren<br />
des Schweizer Mythos auf. Dazu zählen<br />
die klare Markenpositionierung (hohe<br />
Qualität, Funktionalität, Innovation und ikonisches<br />
Design), eine konsequente Produkt-<br />
06/<strong>2009</strong><br />
und Dienstleistungsstrategie in allen Produktkategorien<br />
mit einer absolut glaubwürdigen<br />
Umsetzung der Markenwerte und der<br />
passenden Distributionsstrategie. Nicht zuletzt<br />
haben die Mitarbeiterstrategie (Integration,<br />
fair employability und Chancengleichheit,<br />
weltweit)- und Kommunikationsstrategie<br />
(reduce to the max) wesentlichen<br />
Beitrag am Erfolg.<br />
Der abschließende Beitrag von Georg Faßbender<br />
(Leiter Organisation bei der Deutschen<br />
Bischofskonferenz) beleuchtete<br />
Nachhaltigkeit auf eine ganz besondere<br />
Weise: Unter dem Titel »Innovation und Tradition<br />
vereinen« zeigte er auf, wie erfolgreiches<br />
Wissensmanagement beim Erzbistum<br />
Köln umgesetzt wurde. Fazit: Auch ein »Unternehmen«,<br />
was schon seit über 2000 Jahren<br />
»am Markt« ist, hat ähnliche Herausforderungen,<br />
Vorgehensweisen, Methoden,<br />
Lösungsansätze und Erfolgsfaktoren wie jedes<br />
»normale« Unternehmen.<br />
Der Kongress wurde vom <strong>gfo</strong> Vorstandsmitglied<br />
Dr. Kai Krings zusammengefasst, der<br />
auch am zweiten Kongresstag als Moderator<br />
die Vorträge begleitete: Die Auswahl aktueller<br />
Erfahrungsberichte – situative Best<br />
Practice Beispiele – des Kongresses boten<br />
zahlreiche Anregungen zur Reflektion und<br />
Weiterentwicklung bisheriger Organisationsprinzipien<br />
und zur Ergänzung des eigenen<br />
»Werkzeugkoffers« von Modellen und<br />
Methoden des Prozessmanagements bis zur<br />
Schwerpunkt<br />
Spektrum<br />
Organisationsentwicklung. Dabei wurde der<br />
Tatsache Rechnung getragen, dass Organisation<br />
heute in den unterschiedlichsten Rollen<br />
stattfindet, verbunden durch wichtige<br />
gemeinsame Erfolgsprinzipien: Der Umgang<br />
mit Widersprüchen – ein situativer und angepasster<br />
Methodeneinsatz – einer Ermunterung<br />
zu Experimenten und Erfahrungsaustausch<br />
und die enorme Bedeutung intensiver<br />
Kommunikation und Transparenz.<br />
So können potenzielle Widersprüche überwunden<br />
werden: Leidenschaft und Motivationsinstrumente,<br />
persönliche Führung und<br />
Regulation, langfristige Ergebnisse und<br />
kurzfristige Erfolge, vernetzte Sichtweisen<br />
und funktionale Spezialisierung sowie feste<br />
Strukturen und Selbstorganisation.<br />
Zum Abschluss dankte der Vorsitzende des<br />
<strong>gfo</strong> Vorstands, <strong>Prof</strong>. Dr. Hartmut <strong>Binner</strong> dem<br />
Organisator der Tagung und allen Vortragenden,<br />
Ausstellern und Sponsoren für ihre<br />
hochwertigen Beiträge und allen Gästen<br />
und <strong>gfo</strong> Mitgliedern für die engagierte Mitwirkung<br />
und die Teilnahme. Ein besonderer<br />
Dank galt auch den Medienpartnern. Die<br />
Konzentration der <strong>gfo</strong> auf ihre Kernkompetenzen<br />
und die Kongressorganisation und –<br />
durchführung durch die Management Circle<br />
AG werden in dieser Form fortgeführt: freuen<br />
Sie sich bereits heute auf den <strong>gfo</strong> <strong>Managementkongress</strong><br />
im Oktober 2010!<br />
<strong>Prof</strong>. Dr. <strong>Binner</strong>, Dr. Krings<br />
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