lookbook - SEIDL Trachten
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geMeinsaM shoppen das team um chefeinkäuferin monika götzl<br />
(mitte). Von links: gottfried Krapfenbauer (einkauf herren Seidl anger),<br />
christa mandl (einkauf damen Seidl anger), Sabine Kummer<br />
(einkauf Seidl graz), Viktoria götzl (nachwuchs-einkäuferin)<br />
17<br />
halb ist das für mich<br />
selbstverständlich. und meine<br />
erfahrung hilft natürlich.<br />
haben sie regeln, die für<br />
sie in diesem job immer<br />
gelten? immer zum Wohl<br />
des Kunden zu handeln.<br />
das ist unsere wichtigste<br />
regel im Verkaufsteam<br />
bei Seidl.<br />
das Beste für den Kunden<br />
kann das preisgefüge betreffen, aber auch<br />
der angemessene chic sein.<br />
schoko und espresso monika<br />
götzls geheimwaffe auf einkaufstouren<br />
warum hängt ihr herz so am verkauf? Weil der<br />
umgang mit menschen das ist, was ich am besten beherrsche.<br />
das gilt für Kunden, aber natürlich auch für<br />
meine mitarbeiter. ich versuche immer ein Vorbild für sie<br />
zu sein.<br />
was ist da ihr größtes anliegen? mir ist es besonders<br />
wichtig, dass jeder Kunde gleich gut betreut<br />
wird, egal, wer er ist und wer sich um ihn kümmert.<br />
auch die lehrlinge sind bei uns voll eingebunden und<br />
gehen von anfang an durch die „Seidl-Schule“, wie<br />
wir sie nennen. das bedeutet, dass unsere oberste<br />
priorität ist, jeden Kunden individuell zu betreuen, auf<br />
passenden Stil und Sitz zu achten, ihm zuzuhören und<br />
Sonderwünsche möglich zu machen. dazu gehören Blitz-<br />
änderungen in unseren hauseigenen meisterschneidereien<br />
genauso wie die persönliche ansprache. manche<br />
würden vielleicht sagen, das ist „old school“, aber wir<br />
finden, das ist unsere größte Stärke.<br />
was sind sie für eine chefin? eine liberale, würde ich<br />
sagen. ich versuche auch für die mitarbeiter immer das<br />
Beste zu machen und alle problemchen zu lösen. Seit<br />
Jahrzehnten bemühen wir uns, unsere Qualität und unser<br />
Service stetig zu verbessern. das ist eine intensive, aber<br />
sehr erfüllende arbeit. ein- und Verkauf gehen da natürlich<br />
hand in hand.<br />
wie sehen sie ihre rolle als einkaufschefin?<br />
der einkauf ist eine grundlage des Verkaufs. es ist<br />
eine intuitive Sache, dass man trends erkennt, Stile<br />
beibehält und trotzdem neuheiten bietet. Farben<br />
und Schnitte ändern sich natürlich, aber im grunde<br />
habe ich in meiner Karriere alles schon mehrmals<br />
kommen und gehen sehen: Bundfalten, Schulterpolster,<br />
röhrenjeans – was auch immer, ich<br />
habe es garantiert schon oft getragen und noch<br />
öfter eingekauft. trotzdem wird es nie langweilig.<br />
Kaum ein anderes Feld ist so schnelllebig wie die<br />
Fashionbranche. ich habe noch dazu das glück,<br />
gleich drei verschiedene Segmente zu bearbeiten:<br />
das trachtensegment, die klassische mode<br />
für unser Stammhaus in anger und Jeanswear für<br />
unser Studio in anger. daher bin ich auch immer<br />
umfassend darüber informiert, was gerade<br />
angesagt ist. und dieser überblick ist spannend,<br />
denn so sieht man die großen Strömungen aus<br />
einer anderen perspektive. derzeit ist klarerweise<br />
tracht das große thema, die rückbesinnung<br />
auf die tradition und das plus der langlebigkeit,<br />
das die tracht gegenüber der mode hat. ein<br />
Feld beeinflusst hier ständig das andere.<br />
wie läuft der einkauf denn praktisch ab? ich<br />
fahre mit meinem einkaufsteam immer ein halbes Jahr<br />
vor der Saison auf info- und Verkaufsmessen. das<br />
heißt, im Februar sind wir unterwegs und beschäftigen<br />
uns mit der herbstsaison. das meiste spielt sich da in<br />
Salzburg ab, mindestens einmal pro Saison fahren wir<br />
aber auch auf ausländische messen nach münchen,<br />
Berlin, Barcelona oder Florenz. das ist wichtig, um<br />
den horizont zu erweitern. zuerst sondieren wir, dann<br />
besprechen wir, dann werden die Budgets vergeben,<br />
dann die termine gemacht. die einkaufstour geht pro<br />
Saison über etwa sechs Wochen, von Jänner bis märz<br />
und von Juli bis September. mit vielen lieferanten arbeiten<br />
wir freilich schon seit Jahrzehnten erfolgreich<br />
zusammen, aber wir sind auch immer aufgeschlossen<br />
für junge designer, besonders in der tracht, wo<br />
sich diesbezüglich viel getan hat. ich erinnere mich<br />
an Sisi Wasabi, die erste couture-Kollektion, die wir<br />
vor Jahren ins Sortiment aufgenommen haben. derzeit<br />
führen wir zum Beispiel teile von lola paltinger,<br />
ploom oder auch lena hoschek. alles echte Bereicherungen.<br />
ich sehe es als<br />
unsere Aufgabe, die<br />
leute bestmöglich<br />
anzuziehen und<br />
sie über den<br />
modischen zeitgeist<br />
zu informieren.<br />
das ist unsere<br />
tradition.<br />
wie entscheiden sie, ob sie ein label einkaufen<br />
oder nicht? im grunde immer aus dem Bauch<br />
heraus. natürlich gibt es objektive dinge, die ich<br />
abchecke. die Qualität muss top sein, dafür stehen<br />
wir als Fachgeschäft. und auch das preis-leistungs-<br />
verhältnis muss stimmen. in jedem Fall kaufen wir nur<br />
Kollektionen ein, die uns spontan und ganz subjektiv<br />
gefallen.<br />
nehmen sie beim einkauf rücksicht auf den<br />
verkaufsort in der stadt bzw. am land, also<br />
graz und anger? nur insofern, als dass wir für unser<br />
Stammhaus in anger ja auch klassische mode einkaufen,<br />
wohingegen wir in graz ausschließlich tracht<br />
führen. aber abgesehen davon nicht, nein. egal wo<br />
wir sind, sehe ich es als unsere aufgabe, die leute<br />
bestmöglich anzuziehen und sie über den zeitgeist zu<br />
informieren. das ist unsere tradition.<br />
woher nehmen sie ihre inputs, ihre Motivation?<br />
am meisten vom leben im geschäft, von den Kundenwünschen.<br />
außerdem natürlich aus der Vogue und anderen<br />
zeitschriften und den messen selbst. nach meinem<br />
ersten Besuch auf der Bread & Butter in Berlin (international<br />
führende Fachmesse für Street- und urbanwear,<br />
anm. d. red.) vor fünf Jahren, haben wir sofort unser<br />
Jeansladen-Konzept fürs Studio geboren, das geschäft<br />
umgebaut und unser Sortiment geändert. messebesuche<br />
können also radikale auswirkungen haben. (lacht)<br />
meine geistige und körperliche inspiration hole ich mir<br />
bei yoga und pilates. aber auch von Kunden kommen<br />
viele seelische inputs, die oft lob zurückgeben. Wenn ich<br />
rückmeldungen à la „das teil trage ich so gern“ kriege,<br />
freut und motiviert mich das immer.<br />
welche veränderungen beobachten sie in der<br />
Modewelt? die einstellung zu mode hat sich gravierend<br />
geändert. Früher kamen die meisten Kunden nur<br />
dann, wenn sie Bedarf an neuen Klamotten hatten.<br />
heute sind ganz andere dinge entscheidend: einkaufen<br />
macht Spaß, Stücke werden begehrlich, wenn sie<br />
keine massenprodukte sind. und es gibt das ganze<br />
Jahr über neues in den läden – früher gab es nur<br />
zwei große lieferungen in zwölf monaten.<br />
was sind ihre ganz persönlichen stilregeln?<br />
ich trage seit gut 20 Jahren nur Schwarz. damals,<br />
anfang der 90er, gab es eine extrem schwarze Welle<br />
unter den modeleuten. auf jeder messe waren alle<br />
nur in Schwarz gekleidet. ich hab das einmal in düsseldorf<br />
erlebt und bin einfach dabei geblieben, weil<br />
ich nicht immer jeden Farbtrend mitmachen wollte.<br />
ich erinnere mich da an eine große orange-phase,<br />
die ich mit Freude ausgelassen habe! (lacht) ich persönlich<br />
finde, Schwarz steht mir einfach am besten.<br />
ganz selten kommt es aber vor, dass ich grün trage<br />
oder naturbelassenes leder in Braun. das sind die<br />
ausnahmen, die ich in der tracht mache. Was meinen<br />
Stil angeht, kombiniere ich nach lust und laune<br />
aus tracht, mode und Jeanswear, also quasi quer<br />
durch unsere geschäfte. Junge oder alte mode gibt es<br />
ohnehin schon lange nicht mehr – was zählt ist die<br />
einstellung. ich halte Kunden jedenfalls immer an, mutig<br />
zu sein und Stile auszuprobieren. auch wenn man<br />
sich keine röhrenjeans vorstellen konnte, oder kein<br />
dirndl – probieren sollte man immer und dann einfach<br />
darauf achten, ob man sich wohlfühlt. ein outfit muss<br />
einfach immer für die jeweilige person richtig sein –<br />
sonst muss man eigentlich nichts weiter beachten.<br />
denn anziehen kann man heutzutage wirklich alles. >