6 Historischer Saal
<strong>Schloss</strong>innere Gegenwärtig ist fast das ganze erste Stockwerk des <strong>Schloss</strong>es <strong>Austerlitz</strong> öffentlich zugänglich. Zur Einrichtung gehören Teile der einst umfangreichen Galerie der Familie von Kaunitz, deren Ursprung bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu finden ist. Zur gröβten Erweiterung der familiären Gemäldegalerie kam es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zu Zeiten von Václav Antonín von Kaunitz. Die Galerie enthielt nicht nur Kopien, sondern auch Originalwerke von berühmten europäischen Meistern. In Folge von Verlusten, Verkäufen und Bränden am Ende des 19. Jahrhunderts verkleinerte sich die Sammlung und es blieb lediglich ein Bruchteil der ursprünglichen, wovon ein Teil, insbesondere die Porträts der Familienmitglieder von Kaunitz, im <strong>Schloss</strong> zu sehen sind. Die Decken in den Innenräumen des westlichen Flügels schmücken Stuckelemente von Santino Bussi und Freskomalereien von Andrea Lanzani. Sehenswert ist insbesondere der sog. „Saal der Vorfahren“, der mit einem monumentalen Deckenfresko geschmückt wurde, das die Olympischen Götter darstellt. Der „Saal der Vorfahren“ ist mit einem ovalen Saal, dem sog. „Historischen Saal“ verbunden, der erst in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts mit der Illusionsbemalung von Josef Pichler fertig gestellt war. In diesem Saal wurde ein Waffenstillstand zwischen Österreich und Frankreich vereinbart. Zu den Besonderheiten dieses Saales gehört seine Akustik, denn man wollte vermeiden, dass sich die einzelnen, in unmittelbarer Nähe diskutierenden Gruppen während der politischen Verhandlungen gegenseitig hören konnten. Im Rahmen der Besichtigung ist auch das Oratorium der Heilig- Kreuz-<strong>Schloss</strong>kapelle zugänglich. Im Innenraum dominiert ein Altar mit monumentalen Engelsstatuen, ein Werk von F. X. Messerschmidt aus dem Jahre 1774. Die Kapelle wird für Trauungen und Konzerte genutzt. <strong>Schloss</strong>park Der <strong>Schloss</strong>park in <strong>Austerlitz</strong> gehört zu den bedeutendsten historischen Gärten in Mähren und stellt einen beliebten Teil des <strong>Schloss</strong>areals dar. Er wurde zugleich mit dem Barockschloss ab dem Jahre 1700 von Domenico Martinelli errichtet. In seiner ursprünglichen Gestalt stellte der <strong>Schloss</strong>park einen Renaissancegarten mit einem Blumenparterre und Orangengarten (Gartenkasino), verziert mit Freskomalereien von Andrea Lanzani, dar. Dank der Hilfe holländischer Spezialisten wurden im Garten importierte Samen und Blumenzwiebeln angepflanzt. Das Ganze ergänzten dann ein Brunnen mit Fontäne von Peter William und Skulpturen von Giovanni Giuliani. Ein neuer Gartenplan aus dem Jahre 1774 übernahm im Grunde die gesamte Flächengliederung des groβen Parterres, änderte jedoch das Kanalsystem der Wasserbecken. Das <strong>Schloss</strong>parterre wurde umgestaltet und das obere Parterre durch 30 Statuen von Giovanni Giuliani und Ignác Lengelacher ergänzt. Der wiederhergestellte Garten wurde dann anlässlich eines UNESCO-Symposiums über Barockgärten im Jahre 1977 wiedereröffnet. <strong>Schloss</strong> <strong>Slavkov</strong> - <strong>Austerlitz</strong> und Napoleon Das <strong>Schloss</strong> <strong>Austerlitz</strong> ist nicht nur dank seiner Architektur bekannt, sondern steht auch im Zusammenhang mit der Drei- Kaiser-Schlacht Anfang Dezember 1805. Nach dem Rückzug der alliierten Truppeneinheiten aus Österreich über Brno in Richtung Olomouc wurde <strong>Austerlitz</strong> Mitte November von den französischen Truppen des Marschalls Soult besetzt. Einige Tage später zogen sich die Franzosen zurück und die Stadt wurde nun von den Alliierten besetzt, die von Olomouc kamen, um ihnen in der entscheidenden Schlacht gegenüberzutreten. Die prunkvolle Residenz der Familie von Kaunitz wurde einen Tag vor der Schlacht der Sitz beider alliierter Kaiser, Franz II. und Alexander I. Am 2. Dezember 1805 trafen die beiden verfeindeten Lager zwischen Telnice und Tvarožná aufeinanader. Napoleon versetzte den Alliierten eine empfindliche Niederlage und erkämpfte somit seinen vermutlich berühmtesten und wertvollsten Sieg, der den gesamten Kriegszug für dieses Jahr beendete. Die besiegte österreichisch-russische Armee zog sich über die Gödinger Straβe bis nach Ungarn zurück und Napoleon verlagerte sein Hauptquartier in das <strong>Schloss</strong> <strong>Austerlitz</strong>. Hier gab er seinen berühmten Befehl, der mit den Worten begann: „Soldaten, ich bin mit euch zufrieden.“ In den folgenden Tagen fanden im <strong>Schloss</strong> diplomatische Verhandlungen statt, die zum Ende des Krieges führten. Am 4. Dezember begegneten sich Napoleon und Kaiser Franz bei der „Abgebrannten Mühle“ und zwei Tage später unterschrieben Marschall Berthier für Frankreich und Fürst Liechtenstein für Österreich im dem ovalen Saal des <strong>Austerlitz</strong>er <strong>Schloss</strong>es ein Waffenstillstandsabkommen zwischen den beiden Ländern. Der Saal, in dem man die Waffenruhe vereinbart hatte, erhielt später den Namen „Historischer Saal“. 7