Frauen in Essen - Historischer Verein für Stadt und Stift Essen e.V.
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Erziehung, Ausbildung, Arbeit <strong>und</strong> Politik<br />
50<br />
<strong>Essen</strong> Freisenbruch, Fotografie von Anton Tripp, 1963 (Fotoarchiv Ruhrlandmuseum <strong>Essen</strong>)<br />
gleichen Lohn <strong>für</strong> gleiche Arbeit. Ihre Interessen<br />
wurden von der sozialistischen <strong>Frauen</strong>bewegung<br />
vertreten, wie durch den von Gertrud Guilleaume-<br />
Schack 1885 gegründeten »Vere<strong>in</strong> zur Vertretung<br />
der Interessen der Arbeiter<strong>in</strong>nen«.<br />
Nach der Gründung von Vere<strong>in</strong>en zur »Förderung<br />
der Erwerbstätigkeit des weiblichen Geschlechts«<br />
(Lette-Vere<strong>in</strong>e), die sich <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> die<br />
E<strong>in</strong>richtung von Lehrwerkstätten <strong>für</strong> <strong>Frauen</strong> e<strong>in</strong>setzten<br />
sowie <strong>für</strong> Ausbildungsstätten <strong>für</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen,<br />
entstanden zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
zahlreiche Berufsverbände, die sich <strong>für</strong><br />
berufliche Interessensvertretungen, politische <strong>und</strong><br />
soziale Aktivitäten sowie <strong>für</strong> Fortbildungsveranstaltungen<br />
engagierten.7<br />
1894 schlossen sich die bürgerlichen <strong>Frauen</strong>vere<strong>in</strong>e<br />
zum »B<strong>und</strong> deutscher <strong>Frauen</strong>vere<strong>in</strong>e«<br />
zusammen. E<strong>in</strong>en weiteren Höhepunkt im Emanzipationsbestreben<br />
markiert das Jahr 1908: In<br />
diesem Jahr kam es nach langen Verhandlungen<br />
auch im größten B<strong>und</strong>esland Preußen zur Neuordnung<br />
des höheren Mädchenschulwesens, die<br />
es Mädchen ermöglichte, das Abitur abzulegen.8<br />
Im gleichen Jahr öffneten die Hochschulen im<br />
Deutschen Reich jungen <strong>Frauen</strong> zum ersten Mal<br />
ihre Tore; zuvor gab es <strong>für</strong> sie nur die Möglich-<br />
keit, als sogenannte Externe den Veranstaltungen<br />
der Universitäten beizuwohnen oder aber im Ausland<br />
– <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Schweiz – e<strong>in</strong> Studium<br />
zu absolvieren.<br />
Um neue Formen der Erziehung <strong>und</strong> Bildung<br />
bemühten sich die oppositionellen gesellschaftlichen<br />
Kräfte, vor allem die sozialistischen Jugendverbände,<br />
<strong>in</strong>sbesondere nach der erfolgreichen<br />
Ausrufung der Weimarer Republik 1918/1919.<br />
Sie propagierten die geme<strong>in</strong>schaftliche Erziehung<br />
von Jungen <strong>und</strong> Mädchen, um auf diese Weise<br />
e<strong>in</strong>e <strong>für</strong> beide Geschlechter emanzipierende Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>zuleiten. Dieses Konzept wurde als<br />
Fortschritt gegenüber den re<strong>in</strong>en Jungen- oder<br />
Mädchengruppen der konfessionellen Jugendverbände<br />
angesehen.9<br />
Geschlechtsspezifische Hierarchisierung von<br />
Arbeit 10<br />
Schon lange vor Beg<strong>in</strong>n der Industrialisierung <strong>und</strong><br />
der Durchsetzung der bürgerlichen Gesellschaft<br />
wurden die beiden Gr<strong>und</strong>formen menschlicher<br />
Arbeit – die Hausarbeit (Reproduktionsarbeit) <strong>und</strong><br />
die Erwerbsarbeit (Produktionsarbeit) – als nach<br />
verschiedenen Pr<strong>in</strong>zipien zu organisierende Tätigkeiten<br />
aufgefasst. Dennoch unterschieden sich