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Frauen in Essen - Historischer Verein für Stadt und Stift Essen e.V.

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Erziehung, Ausbildung, Arbeit <strong>und</strong> Politik<br />

52<br />

Kokereiarbeiter<strong>in</strong>nen bei St<strong>in</strong>nes, 1917 (Ruhrlandmuseum <strong>Essen</strong>, Archiv Ernst Schmidt)<br />

Daten <strong>in</strong> den Betriebsstatistiken erhoben wurden.<br />

Erst während des Ersten Weltkrieges, als die<br />

männlichen Arbeiter zum Kriegsdienst e<strong>in</strong>gezogen<br />

wurden, arbeiteten auch <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> der Produktion<br />

an den Masch<strong>in</strong>en. Als sogenannte »Reservearmee«<br />

nahmen sie die Arbeitsfelder der Männer<br />

e<strong>in</strong>, konnten sich <strong>in</strong> ihnen bewähren <strong>und</strong> hielten<br />

dadurch die Wirtschaft an der »Heimatfront« aufrecht.12<br />

Nach Kriegsende – im Zuge der reichsweiten<br />

Demobilmachung – wurden die <strong>Frauen</strong><br />

entlassen <strong>und</strong> die Arbeitsplätze wieder mit männlichen<br />

Arbeitern besetzt. Auch die Büroberufe<br />

blieben nach Ende des Krieges bei Krupp e<strong>in</strong>e<br />

männliche Domäne, obgleich andernorts bereits<br />

um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende <strong>und</strong> verstärkt <strong>in</strong> den<br />

1920er Jahren vermehrt weibliche Angestellte im<br />

»tertiären Sektor« e<strong>in</strong>gestellt wurden.13<br />

Insbesondere <strong>in</strong> Bergarbeiterfamilien des Ruhrgebiets<br />

galt es als ehrenrührig, wenn die Ehefrau<br />

e<strong>in</strong>er außerhäuslichen Erwerbstätigkeit nachg<strong>in</strong>g.<br />

Dennoch verschwanden die verheirateten, ehemaligen<br />

Arbeiter<strong>in</strong>nen nicht völlig vom Arbeitsmarkt.<br />

Durch zusätzliche Dienstleistungen wie Putzen,<br />

Waschen, durch Heimarbeit, Untervermietung<br />

oder durch Arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nebenerwerbslandwirtschaft<br />

besserten die <strong>Frauen</strong> das E<strong>in</strong>kommen<br />

der Familie auf.14<br />

In vielen hoch<strong>in</strong>dustrialisierten Regionen, wie<br />

dem Ruhrgebiet, <strong>in</strong> denen mit dem Bergbau <strong>und</strong><br />

der Schwer<strong>in</strong>dustrie fast re<strong>in</strong>e Männer<strong>in</strong>dustrien<br />

vorherrschten, fanden <strong>Frauen</strong> zu Anfang des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts oftmals ke<strong>in</strong>e anderen Erwerbsmöglichkeit<br />

als den Dienst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bürgerlichen<br />

Haushalt. Die seit Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

geltenden <strong>und</strong> erst 1918 aufgehobenen Ges<strong>in</strong>deordnungen<br />

kannten allerd<strong>in</strong>gs im Unterschied<br />

zu den Fabrikordnungen ke<strong>in</strong>e feste Arbeitszeiten,<br />

ke<strong>in</strong>e vertraglich gesicherte Sonntags- <strong>und</strong><br />

Nachtruhe <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>klagbaren Lohnsätze.<br />

Die materielle Situation der Dienstmädchen war<br />

dementsprechend zwar wenig beneidenswert,<br />

dennoch oft akzeptabler als die schlecht bewertete<br />

Fabrikarbeit.15 Zudem galten Fabrikarbeiter<strong>in</strong>nen,<br />

zum<strong>in</strong>dest jene, die nicht mehr zu Hause<br />

wohnten, gerade auf Gr<strong>und</strong> ihrer Ungeb<strong>und</strong>enheit<br />

als sittlich gefährdet <strong>und</strong> den städtischen Verführungen<br />

schutzlos ausgeliefert.16<br />

Zu Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts kam es allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch hier aufgr<strong>und</strong> von Konjunkture<strong>in</strong>brüchen <strong>in</strong><br />

Handel <strong>und</strong> Industrie zu Entlassungen, <strong>und</strong> viele<br />

junge <strong>Frauen</strong> sahen ke<strong>in</strong>e andere Möglichkeit,<br />

als ihren Lebensunterhalt mit Prostitution zu verdienen.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> verstärkte sich aus Sorge<br />

vor ges<strong>und</strong>heitlicher <strong>und</strong> moralischer Ansteckung

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