Viele Ideen – Viele Taten – Viele Köpfe - IG Metall Netzwerk ...
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Birgit Steinborn<br />
Birgit Steinborn <strong>–</strong> den Genderaspekt immer im Blick<br />
Eine neue Ära<br />
Priorität hat<br />
Arbeitsplatz-<br />
erhaltung<br />
Schlagkräftiger<br />
Betriebsrat<br />
Sie ist studierte Soziologin und kam bereits vor 28 Jahren<br />
zu Siemens. Ihre berufliche Laufbahn begann mit<br />
einer Ausbildung zur Industriekauffrau in Berlin. Sehr<br />
schnell folgte die Betriebsratsarbeit und nach sechs<br />
Jahren als freigestellte Betriebsrätin wurde sie 1996<br />
die erste weibliche Betriebsratsvorsitzende in der Siemens<br />
Niederlassung Hamburg.<br />
Sie sieht es als großen<br />
Vorteil an, dieses Amt als Frau<br />
innezuhaben, gerade, wenn es<br />
um die Themen Chancengleichheit<br />
für Frauen und Work-Life-<br />
Balance geht. Auf der einen<br />
Seite wird damit die Akzeptanz<br />
für diese Themen im Betriebsrat<br />
gesichert, auf der anderen Seite<br />
sorgen ihre langjährige Erfahrung<br />
und die gefestigte Position<br />
des Betriebsrats für Durchsetzungskraft<br />
gegenüber der Unternehmensleitung.<br />
Das war nicht immer so.<br />
Mit Birgit Steinborn begann<br />
eine neue Ära. Sie war die<br />
erste Frau, die bei Siemens in<br />
Hamburg eine Freistellung erhielt<br />
und nutzte dies, um einen<br />
Gleichstellungsausschuss zu<br />
gründen. „Am Anfang lag mein<br />
Schwerpunkt auf der Frauenar-<br />
beit“, sagt sie. Mit dem Gleichstellungsausschuss<br />
und der<br />
Unterstützung des gesamten<br />
Betriebsrats gelang es ihr schon<br />
früh, Höhergruppierungen,<br />
Vereinbarungen über berufliche<br />
Entwicklung und Qualifizierung<br />
von Frauen zu erreichen und in<br />
jüngerer Zeit ein Mentoringprogramm<br />
für Frauen ins Leben zu<br />
rufen. Eine große Hilfe dabei<br />
war das <strong>Netzwerk</strong> der Siemens<br />
Frauen der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. „Die Kontakte<br />
und Erfahrungen, die aus<br />
der Frauenarbeit hervorgingen,<br />
haben mir sehr geholfen, im<br />
Betriebsrat und in der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
auch in andere Fachgebiete<br />
einsteigen zu können“, stellt<br />
sie fest. Als Betriebsratsvorsitzende,<br />
Mitglied des Gesamtbetriebsrats<br />
und Sprecherin mehrerer<br />
seiner Ausschüsse muss<br />
sie sich nämlich hauptsächlich<br />
auf andere Dinge konzentrieren.<br />
„Seit Jahren finden bei Siemens<br />
Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
statt. Priorität hat dabei die<br />
Arbeitsplatzsicherung“, erklärt<br />
Birgit Steinborn. <strong>Viele</strong> Kolleginnen<br />
und Kollegen schätzen<br />
ihr strategisches Denken und<br />
ihre Fähigkeit, Konzepte zu<br />
erarbeiten, Menschen dafür zu<br />
begeistern, um sie dann gemeinsam<br />
mit der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> und<br />
dem Betriebsrat umzusetzen.<br />
Dennoch verliert sie nie den<br />
Genderaspekt aus den Augen:<br />
„Die Gleichstellung von Frauen<br />
habe ich immer im Blick. Darauf<br />
muss ich gar nicht extra aufpassen.“<br />
Worauf Birgit Steinborn<br />
jedoch aufpassen muss, ist die<br />
wirkliche Umsetzung von Betriebsvereinbarungen.<br />
„ Es gibt<br />
tolle Intranetseiten zur Work-<br />
Life-Balance und zur Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf, aber<br />
die Realität sieht häufig anders<br />
aus.“ Noch immer zeigt die<br />
Erfahrung, dass es Mitarbeiterinnen<br />
schwer haben, nach der<br />
Elternzeit wieder einzusteigen.<br />
Teilzeitwünsche, gerade auch in<br />
qualifizierten Tätigkeiten, sehen<br />
viele Führungskräfte als kaum<br />
machbar an. „Heute wird die<br />
Philosophie vertreten, nur Mitarbeiter,<br />
die viel arbeiten, sind<br />
engagierte Mitarbeiter“, meint<br />
Birgit Steinborn.<br />
Das zu verbessern, dafür<br />
steht Birgit Steinborn mit ihrem<br />
Betriebsrat ein. Das Arbeiten<br />
im Team ist ihr dabei wichtig.<br />
„Kompetenzen müssen verteilt<br />
sein, Arbeit muss delegiert werden.<br />
Es kommt darauf an, die<br />
Fähigkeiten und Stärken jedes<br />
einzelnen im Team zu erkennen<br />
und zu nutzen. Wir sind dadurch<br />
ein schlagkräftiger Betriebsrat“,<br />
meint sie. Das ist tatsächlich<br />
eine der großen Stärken der<br />
Birgit Steinborn. Ihre größte<br />
Schwäche ist wohl ihre Ungeduld,<br />
sagen Kollegen über sie.<br />
Auch wer ihren sehr chaotisch<br />
aussehenden Schreibtisch sieht,<br />
mag sich wundern, wie dort<br />
systematische Planungen entstehen<br />
können. Aber die Anerkennung<br />
der Kolleginnen und<br />
Kollegen geben ihr Recht.<br />
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Engagiert in der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Birgit Steinborn macht wie<br />
viele Betriebsrätinnen auch in<br />
ihrer Freizeit Gewerkschaftsarbeit.<br />
So ist sie beispielsweise<br />
im Beirat, in der Tarifkommission<br />
und Vorsitzende des<br />
Ortsfrauenausschusses. Doch<br />
sie gesteht: „Ich habe nicht<br />
mehr so viel Zeit für den Frauenausschuss,<br />
wie eigentlich<br />
benötigt würde.“ Sie hat außerdem<br />
den Eindruck, dass<br />
reine Frauenthemen bei vielen<br />
Kolleginnen nicht mehr die<br />
Priorität haben. Stellenabbau<br />
und Umstrukturierungen sind<br />
in zahlreichen Betrieben an der<br />
Tagesordnung, so dass die Zeit<br />
fehlt. Der Nachwuchs bleibt aus<br />
und die ehemaligen Mitglieder<br />
sind mittlerweile in anderen<br />
Betriebsratsfunktionen etabliert.<br />
„Die Chancengleichheit<br />
von Frauen ist bisher nur auf<br />
dem Papier verwirklicht. Dennoch<br />
müssen wir heute unseren<br />
Einsatz dafür im Rahmen von<br />
Gender Mainstreaming in einen<br />
breiteren Zusammenhang stellen“,<br />
bedauert sie.<br />
Auch in der Freizeit ist Herumsitzen<br />
nicht ihr Ding. Da ist<br />
vor allem Sport angesagt. Von<br />
Gymnastik über Radfahren bis<br />
Skilaufen. Doch so asketisch,<br />
wie das klingt, ist sie nicht.<br />
Manchmal muss der Sport auch<br />
ausfallen, weil sie lieber mal<br />
wieder kocht oder gut essen<br />
geht, wie sie sagt. Auch auf ihren<br />
Urlaub legt sie großen Wert.<br />
Am liebsten macht sie Weinreisen<br />
nach Spanien oder Frankreich,<br />
denn das gibt ihr Kraft,<br />
um sich danach wieder voll für<br />
die Kollegen und Kolleginnen<br />
einsetzen zu können.<br />
Birgit Steinborn<br />
In der<br />
Frauenpolitik<br />
fehlt der<br />
Nachwuchs