Markkleeberger Stadtjournal Markkleeberger ... - Druckhaus Borna
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GESCHICHTE<br />
Dölitz (2. Teil)<br />
Die um 1550 erbaute, mit einem von der Pleiße gespeisten<br />
Wehrgraben umgebene Schlossanlage selbst geht auf einen<br />
bereits im 13. Jahrhundert urkundlich belegten Herrensitz<br />
zurück. Das im II. Weltkrieg bei einem Luftangriff schwer<br />
beschädigte Schloss wurde im Jahre 1947 gesprengt und zur<br />
Gewinnung von Baumaterial bis auf Erdbodenhöhe abgetragen.<br />
Heute erinnert nichts mehr an das eindrucksvolle Bauwerk<br />
aus der Zeit der Renaissance.<br />
Während der Jahre 1766 bis 1768 verkehrte der in Leipzig studierende<br />
Johann Wolfgang Goethe oft bei der Familie des Leipziger<br />
Direktors der Mal- und Zeichenakademie, Professor<br />
Adam Oeser, mit dessen Tochter Friederike ihn eine Freundschaft<br />
verband. Das einst in der <strong>Borna</strong>ischen Straße von Dölitz<br />
stehende Oesersche Haus ist leider nicht mehr erhalten. Mit<br />
der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eintretenden<br />
Industrialisierung Leipzigs kommt es zu einem raschen Anstieg<br />
der Bevölkerungszahlen, die im nahen Umfeld der Stadt liegenden<br />
Gemeinden beginnen, ihr seit Jahrhunderten geprägtes<br />
Profil zu verändern.<br />
Nur einen knappen Kilometer östlich von Dölitz ist es im letzten<br />
Jahrzehnt des 19. Jahrhundertes zur Errichtung eines Braunkohleschachtes<br />
gekommen, der die Versorgung des unweit<br />
Tauch‘ scher (1. Teil)<br />
Tauch‘ scher wurde jedes Jahr im September gefeiert. Nein -<br />
feiern ist wohl nicht der richtige Ausdruck, um das, was wir da<br />
trieben zu charakterisieren - der Tauch‘ sche wurde von uns<br />
begangen. Man verkleidete sich als Trapper oder als Indianer<br />
und zog gemeinsam mit anderen, ebenfalls Kostümierten durch<br />
die Straßen. Dabei wurde allerlei Schabernack und Unfug<br />
getrieben, die Wagen der Straßenbahn mit grünen Zweigen<br />
besteckt und an allen nur erreichbaren Haustüren ohne jeden<br />
Grund geklingelt. Auch Geschäfte und Läden wurden aufgesucht.<br />
Doch nur, um den dortigen Angestellten oder Besitzern<br />
mitzuteilen, dass man an diesem Tage keineswegs beabsichtige,<br />
etwas bei ihnen zu kaufen. Mit einem Wort: Zu diesem<br />
Anlass wurde allerhand, im Grunde doch nur harmloser Unfug<br />
getrieben. Die Erwachsenen erinnerten sich an diesem Tage<br />
wohl auch gern ihrer eigenen Streiche und Scherze, welche sie<br />
als Kinder zum Tauch‘ scher vollbrachten. Sie betrachteten<br />
unser Treiben mit dem entsprechenden Langmut und viel Verständnis.<br />
Zum Tauch‘ scher war eben beinahe alles erlaubt.<br />
An diesem Tage gestatteten auch unsere Eltern, dass wir viel<br />
länger als sonst draußen blieben. Denn mit der hereinbrechenden<br />
Dunkelheit wurden an vielen Stellen kleine Feuer entfacht<br />
und die Festlichkeiten erreichten damit ihren Höhepunkt.<br />
Gelegentlich kam es dabei auch zu Raufereien und Rangeleien<br />
zwischen verfeindeten Trupps von Jungen. Oder man zog in<br />
die Nachbarorte, um die dort wohnenden anderen Jungen ein<br />
wenig zu ärgern. Doch zu wirklichen Handgreiflichkeiten ist es<br />
dabei nur selten gekommen. Wir haben uns in jedem Jahr auf<br />
den Tauch‘ scher gefreut. Schon lange zuvor wurden Hühnerfedern<br />
gesammelt, um daraus bunten Indianerschmuck zu<br />
basteln und dann, einen Abend lang damit angetan, fröhlich<br />
herumzualbern.<br />
Nie ist es damals jemandem von uns eingefallen, sich Gedanken<br />
um Gründe und Ursprünge dieses urwüchsig – derben<br />
Mummenschanzes zu machen, der dann mit den zu Ende<br />
gehenden fünfziger Jahren immer mehr verflachte und schließlich<br />
gänzlich verschwand. Keiner von uns Kindern wusste<br />
damals zu sagen, woher denn diese so verlockende und bunte<br />
Festlichkeit Tradition und Herkommen bezog. Auch die Befragung<br />
Erwachsener brachte da kein eindeutiges Ergebnis.<br />
entfernten, im nördlichen Nachbarort Lössnig erbauten Elektrizitätswerkes<br />
mit Brennstoffen sichern soll. Für den schnellen<br />
Transport der in einigen Dutzend Meter Tiefe abgebauten<br />
Braunkohle wurde im Jahre 1927 zwischen dem Schacht und<br />
der Kraftwerksanlage eine etwa zwei Kilometer lange Drahtseilbahn<br />
erbaut. Leider blieb diese interessante technische<br />
Anlage nicht lange in Betrieb. Bereits nach einem Jahr wurde<br />
sie stillgelegt, weil das Gelände extrem verschmutzt wurde. Sie<br />
wurde wieder abmontiert und verschrottet. Der Dölitzer Braunkohleschacht<br />
– der einzige einer ganzen Reihe von einst im<br />
Leipziger Raum abgeteuften Kohleschächten – lieferte über<br />
mehr als sechs Jahrzehnte hinweg Brennstoffe. Erst im Jahre<br />
1959 wurde er aus Rentabilitätsgründen stillgelegt. Sein Förderturm<br />
und Teile seiner Anlagen stehen heute als technische<br />
Denkmäler unter Schulz. Seit 1899 gehört Dölitz zum Netz der<br />
Leipziger Straßenbahn und im Jahre 1912 werden auf dem<br />
Gelände einer einstigen Ziegelei, etwas südlich des Ortes an<br />
der <strong>Borna</strong>ischen Straße gelegen, die Stahlbetonhallen eines<br />
modernen Straßenbahnhofes erbaut. Das Dölitzer Straßenbahndepot<br />
gegenüber dem agra-Gelände ist noch heute in<br />
Betrieb.<br />
Eberhart Baage<br />
Die Meisten, selbst meine Eltern und Großeltern, hoben nur<br />
ratlos ihre Schultern und erklärten verlegen, dass es sich beim<br />
Tauch‘ scher wohl um einen alten Brauch in unserer Gegend<br />
handele, der, wie der Name schon sagte, irgendwie mit dem<br />
Städtchen Taucha, nordöstlich von Leipzig zusammenhängen<br />
mochte. Mehr war von ihnen auch nicht zu erfahren.<br />
Sogar unsere Lehrer, die ihn, soweit sie in unserer Gegend aufgewachsen<br />
waren, als Kinder selbst mitgefeiert hatten, wussten<br />
da nichts Genaues. Erst viele Jahre darauf, ich war schon<br />
erwachsen, ist mir einmal eine alte, völlig zerlesene Broschüre<br />
über das alte Leipzig und seine Traditionen in die Hände gefallen.<br />
In der bin ich auf eine Geschichte gestoßen, die den Ursprung<br />
des Tauch‘ scher beschrieb.<br />
Der Tauch‘ scher, so las ich dort, bezog seinen Anfang und<br />
Anlass gegen Ende des 15. Jahrhundert im erlassenen Messeedikt<br />
Kaiser Maximilians. Zu dieser Zeit wurden sowohl in Leipzig<br />
als auch in Taucha mehrmals im Jahr internationale Märkte,<br />
also Messen, abgehalten. Von nah und fern kam das Handelsvolk<br />
in beide Städte, bot seine Waren feil und profitierte davon.<br />
Da auch schon damals für dergleichen Tun von den städtischen<br />
Behörden kräftige und stolze Gebühren und Steuern erhoben<br />
wurden, verdienten beide Städte recht gut am Treiben der zahlreichen<br />
Händler und Kaufleute. Nun begab es sich aber, dass<br />
sowohl Leipzig als auch Taucha, der jeweils anderen Stadt,<br />
ihren Verdienst an diesen Messen missgönnte und ihn gern<br />
selbst eingestrichen hätte. Da Leipzig zu dieser Zeit bereits ein<br />
wenig größer und mächtiger war als Taucha und zudem wohl<br />
auch noch über recht gute Beziehungen zum kaiserlichen Hof<br />
verfügte, kam es gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu dem für<br />
Taucha so verhängnisvollen Edikt des Kaisers. Davon wurdeder<br />
Stadt Leipzig für alle Zukunft in einem Umkreis von sieben<br />
sächsischen Meilen (da sind knapp fünfzig Kilometer) das alleinige<br />
Recht zum Abhalten internationaler Märkte, also Messen,<br />
zugesprochen.<br />
Damit war es aus mit Taucha´s Herrlichkeit.<br />
Die einst so reichen Einnahmen versiegten, die Entwicklung<br />
der Stadt kam ins Stocken und sie versank in der Bedeutungslosigkeit.<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Eberhart Baage<br />
Gartenverein Equipagenweg e. V.<br />
Die Anfänge des Gartenvereins „Am Equipagenweg“ reichen<br />
etwa 70 Jahre zurück: Als Grabeland übernahmen damals interessierte<br />
Familien Flächen, auf denen sich vormals karge Lehmgruben<br />
und später die „Ausfülle“, sprich die Müllhalde, befanden.<br />
Seinerzeit ein wertloses Areal, da der Boden unfruchtbar<br />
und vermüllt war. Die ersten Nutzer beräumten das Gelände,<br />
trugen mühsam Mutterboden auf, legten Stück für Stück Beete<br />
und kleine Gemüsefelder an. Sie pflanzten Obstbäume, bauten<br />
auf den Parzellen Lauben – zweckmäßige Gartenhäuschen –<br />
schlichter Wetterschutz und Geräteschuppen gleichermaßen.<br />
Hans Dalchow, langjähriger Vorsitzender erinnert sich: „Jahrelang<br />
mussten wir aus den Brunnen Wasser pumpen, die Gieskannen<br />
füllen, um unsere Gärten bewässern zu können. Für<br />
manch Älteren war es an heißen trockenen Sommertagen<br />
kaum zu bewältigen, obwohl wir uns gegenseitig halfen“.<br />
Anfang der 80er Jahre wurde durch den Rat der Stadt Markkleeberg<br />
ein Teil des Grabelandes als Bauland freigegeben.<br />
Dank freundschaftlichem Miteinander innerhalb des Vereins<br />
konnte betroffenen Gartenfreunden Ersatz angeboten werden.<br />
„Durch Umverteilung und die Vergabe von frei gewordenen<br />
Gärten, unter anderem aus Altersgründen oder wegen Umzugs,<br />
wurde für alle eine akzeptable Lösung gefunden. Wer wollte,<br />
konnte bleiben“, erzählt Hans Dalchow. Erst 1982 organisierten<br />
sich die Gartenfreunde als Verein im VKSK, um so eine<br />
Rechtssicherheit für die gärtnerische Nutzung zu haben. Bis<br />
dahin existierten hier wie gewohnt, Gärten und als Grabeland<br />
urbar gemachte Flächen – die so genannten Felder.<br />
Auf Grund der Mitgliedschaft im VKSK konnte weiterhin individuell<br />
gegärtnert werden, zumal es Bestandsschutz gab, was<br />
allen entgegen kam. „Als Verein durften wir einen Stromanschluss<br />
beantragen, maximal 1,5 kW pro Garten waren zulässig,<br />
damit waren auch die Grundlagen zur verbesserten kleingärtnerischen<br />
Nutzung und der individuellen Erholung gegeben“,<br />
erzählt er weiter. Doch die Freude war kurz, auf Grund<br />
der Kiesentnahme hinter dem Mühlgraben zum Bau der B2 und<br />
der Tagebauentwässerung sank der Grundwasserspiegel, die<br />
Brunnen versiegten und die kleingärtnerische Nutzung wurde<br />
zum Problem.<br />
Da bereits seit mehreren Jahren in unmittelbarer Nähe der<br />
Gartenverein „An der S-Bahn“ existierte, vor allem Mitarbeiter<br />
der nahe gelegenen Spinnerei nutzten ihn, kam man überein,<br />
sich gemeinsam „zu organisieren“, um künftig gemeinsam<br />
anzupacken. So erhielt der Verein auf hartnäckiges Drängen<br />
der Mitglieder die Genehmigung zur Entnahme von Wasser<br />
aus der Grubenentwässerung und den Bau einer neuen Versorgungsleitung<br />
für die Gärten. Inzwischen wird Trinkwasser<br />
aus dem Netz der KWL eingespeist. „Seit 1993 sind wir eingetragener<br />
Kleingartenverein, gehören zum Kreisverband Leipzig<br />
VEREIN<br />
der Kleingärtner Westsachsen e. V. und haben selbstverständlich<br />
das Bundeskleingartengesetz zu beachten“, so Hans Dalchow.<br />
Die historische Entwicklung des Vereins zeigt aber noch einige<br />
Abweichungen, was die Gartengröße, den Waldbaumbestand<br />
und die Relation kleingärtnerischer Nutzfläche zur Erholungsfläche<br />
betrifft. „Ich glaube dennoch, dass der Verein in seiner<br />
Struktur dem Verlangen nach aktiver Erholung in einem Ökosystem<br />
sehr nahe kommt“, so Hans Dalchow.<br />
Als er 1964 zum ersten Mal den Equipagenweg entlang ging,<br />
war er noch Feldweg. Die Befestigung des breiten Weges<br />
erfolgte erst Jahre später. Als Gründungsmitglied und langjähriger<br />
engagierter Vereinsvorsitzender verfolgt er seit Jahrzehnten<br />
auch die Veränderungen rund um<br />
die Gärten mit Interesse. „Unser Verein<br />
war und ist beliebt. Die schöne Lage<br />
nahe des Cospudener Sees und<br />
des Wolfsees tragen dazu bei.<br />
Letzterer entstand übrigens<br />
aus der erwähnten Kiesgrube<br />
und wurde daher jahrelang einfach<br />
das Loch genannt“, weiß er zu<br />
berichten. Die neue Gestaltung des<br />
Equipagenweges zwischen Kirschallee<br />
und Ziegeleiweg wertet die<br />
Anlage auf.<br />
Wer an<br />
einer Parzelle<br />
am<br />
Equipagenweginteressiert<br />
ist, kann<br />
von Hans Dalchow<br />
(Telefon: 0341 35<br />
80 560) weitere Informationen<br />
erhalten. Derzeit<br />
gehören 91 Mitglieder<br />
zum Verein, auch 2<br />
Imker sind hier ansässig.<br />
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