Gute Seemannschaft - Markus Drenckhan
Gute Seemannschaft - Markus Drenckhan
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Bücher<br />
Die Venus ist besser erforscht<br />
als die Erde: Diese simple<br />
Feststellung steht am Anfang<br />
des Buches Der unsichtbare Kontinent<br />
– Die Entdeckung der Meerestiefe<br />
von Robert Kunzig. Dass unser<br />
Planet zu über 70 Prozent von Wasser<br />
bedeckt ist, gehört zum Standardwissen<br />
jedes Schülers. Die menschliche<br />
Forschung hat diesen Bereich<br />
aber jahrhundertelang gänzlich ignoriert.<br />
Die großen Entdecker waren so<br />
darauf versessen, die Kontinente am<br />
anderen Ende des Ozeans zu finden,<br />
dass die Frage nach dem Land unter<br />
dem Wasser völlig unberücksichtigt<br />
blieb. Erst seit den fünfziger Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts gibt es eine<br />
nennenswerte Forschung, die sich<br />
mit Form und Leben des Meeresgrundes<br />
sowie dessen Bedeutung für<br />
die Menschen beschäftigt. In der<br />
relativ kurzen Zeit förderten die Wissenschaftler<br />
beachtliche Ergebnisse<br />
zutage, die viele Theorien unserer<br />
landzentrierten Weltsicht infrage<br />
stellten oder über den Haufen warfen.<br />
Angesichts der Prozesse und<br />
Vorgänge in den Tiefen der Ozeane<br />
sieht man die Geburt unseres Planeten,<br />
seine Entwicklung und das Entstehen<br />
von Leben in einem völlig<br />
neuen Licht.<br />
Der unsichtbare Kontinent ist einer<br />
der ersten Titel des neuen Buchprogramms<br />
aus dem Mare Verlag, in<br />
dem seit Jahren Mare – Zeitschrift der<br />
Meere erscheint. Das Buch ist ein<br />
faszinierender Parforceritt nicht nur<br />
durch Milliarden Jahre von Weltund<br />
Universumsgeschichte, sondern<br />
auch durch alle Wissenschaften, die<br />
an der Erforschung der Tiefsee betei-<br />
gelesen von <strong>Markus</strong> <strong>Drenckhan</strong><br />
ligt sind. Kunzig beginnt mit dem<br />
Versuch einer Antwort auf die scheinbar<br />
einfache Frage, woher das Wasser<br />
kommt. Dazu unternimmt er einen<br />
Ausflug bis zurück zum Urknall. In<br />
weiteren Kapiteln geht es um die<br />
geologischen Besonderheiten des Meeresgrundes<br />
und damit um nichts weniger<br />
als den Zusammenhang und den<br />
Zusammenhalt der Erd-Kontinente.<br />
Den größten Teil des Buches machen<br />
Forschungsberichte über Lebewesen<br />
und Lebensformen in den verschiedenen<br />
Bereichen der Ozeane aus.<br />
Was auf vielen Weltkarten nur als<br />
blaue Fläche dargestellt wird, belebt<br />
Kunzig eindrucksvoll mit Leben und<br />
gibt ihm Kontur mit Bergen, Senkungen,<br />
tiefen Gräben. Das Widersprüchliche<br />
dieses größten Lebensraumes<br />
auf unserem Planeten zieht sich wie<br />
ein roter Faden durch das Buch. So<br />
ist beispielsweise das Wasser das<br />
älteste Element auf unserem Planeten,<br />
der Meeresgrund selbst aber der<br />
geologisch jüngste und lebendigste<br />
Bereich. Nirgendwo finden sich beständigere<br />
Bedingungen hinsichtlich<br />
Temperatur, Licht – es ist immer<br />
stockfinster – oder Druckverhältnisse.<br />
Gleichzeitig ist dieser Lebensraum wie<br />
kein zweiter regelmäßigen grundlegenden<br />
Veränderungen durch Vulkanausbrüche<br />
oder Sedimentablagerungen<br />
ausgesetzt. Das menschliche Interesse<br />
pendelt zwischen Ausbeutung und<br />
Erforschungsdrang, wobei letzterer<br />
nur allzu oft von militärischen oder<br />
wirtschaftlichen Interessen geleitet<br />
wird.<br />
Obwohl der Autor tief in wissenschaftliche<br />
Details einführt, ist das<br />
Buch sehr gut verständlich. Mit plastischen<br />
und manchmal drastischen<br />
Vergleichen gelingt es Kunzig immer<br />
wieder, die Dimensionen des Forschungsgegenstands<br />
sowie die Absurdität<br />
mancher Überheblichkeit der<br />
Landbewohner deutlich zu machen.<br />
Nicht zuletzt dadurch wird es auch<br />
ein Buch der Ideen, das dazu führen<br />
kann, dass man gewohnte Ansichten<br />
neu überdenkt.<br />
Robert Kunzig: Der unsichtbare Kontinent<br />
– Die Entdeckung der Meerestiefe,<br />
Format 15 mal 22 Zentimeter,<br />
Mare Buchverlag, Hamburg, 2002,<br />
26,90 Euro.
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ährt man von Berlin südostwärts<br />
die Dahme aufwärts,<br />
kommt man hinter Dolgenbrodt<br />
an die moderne Straßenbrücke<br />
der Bundesstraße 246. Kurz dahinter<br />
zweigen rechts die Teupitzer Gewässer<br />
ab. Als Theodor Fontane diese Strecke<br />
vor fast 130 Jahren mit dem Segelboot<br />
SPHINX segelte, stand an dieser Stelle<br />
noch eine hölzerne Zugbrücke. Fontane<br />
wollte die „Reiherherrschaft“ der<br />
Dubrow kennen lernen, des Waldgebiets<br />
rund um die Seenkette der<br />
Teupitzer Gewässer. Er beschreibt die<br />
Einfahrt in die Schmölde: „Inmitten<br />
des Sees, auf einer wenig überspülten<br />
Sandbank, stand ein großer, ziemlich<br />
fremdartig dreinschauender Grauvogel<br />
und salutierte auf seine Weise,<br />
durch eingezogenen Hals und Fuß.“<br />
Seit Fontanes Zeiten haben sich<br />
Tourismus und Wassersport verändert.<br />
Die Ufer der Seen haben sich<br />
wenig gewandelt: Noch immer bestimmen<br />
ausgedehnte Wälder das<br />
Gesicht der Landschaft.<br />
Günter Lanitzki erzählt in Kurs<br />
Schmölde – Abenteuer auf Brandenburger<br />
Gewässern die Geschichte dieses<br />
Reviers seit Fontanes Zeiten. Der<br />
umfangreiche erste Teil seines Buches<br />
widmet sich dem Wassersport<br />
auf der Schmölde seit Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts: zu Kaisers Zeiten, unter<br />
der Herrschaft der Nationalsozialisten<br />
und angesichts des Krieges,<br />
mit sowjetischer Besatzung, zu Zeiten<br />
der DDR und die Auswirkungen und<br />
Veränderungen nach der Wende. In<br />
weiteren Kapiteln folgen Anmerkungen<br />
zu <strong>Seemannschaft</strong> und Naturschutz<br />
sowie einige Anekdoten aus<br />
dem Leben der Stammgäste, die zum<br />
Teil seit Jahrzehnten – oft schon mit<br />
ihren Eltern – an Wochenenden und<br />
im Urlaub auf Kurs Schmölde gehen.<br />
Diese kurzen Absätze sind nur mit<br />
Hintergrundwissen verständlich, richten<br />
sich aber wahrscheinlich auch<br />
nur an die Insider. Die Revierhinweise<br />
beschränken sich auf zwei Seiten<br />
mit Versorgungsmöglichkeiten, das<br />
könnte man etwas umfangreicher gestalten.<br />
Im Anhang sind viele Dokumente<br />
im Wortlaut wiedergegeben,<br />
darunter Infos der Wasserschutzpolizei,<br />
Flugblätter sowie historische<br />
Dokumente wie der Erbpachtvertrag<br />
von 1811, der die Nutzungsrechte an<br />
den Seen regelte.<br />
Vor allem im ersten Teil gelingt es<br />
Lanitzki, anhand „seines“ Ausflugsreviers<br />
eine sehr detaillierte und einfühlsame<br />
Geschichte des Ausflugswesens<br />
auf dem Wasser der vergangenen<br />
Jahrzehnte zu schreiben. Freizeit<br />
und Urlaub in der Dubrow und<br />
<strong>Gute</strong> <strong>Seemannschaft</strong><br />
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auf den Seen waren immer schon<br />
durch die nahe Großstadt Berlin und<br />
damit auch durch die politischen Umstände<br />
geprägt. Wie Eindringlinge tauchen<br />
Nationalsozialisten, Sowjetarmisten,<br />
Parteibonzen, Fischereiproduktionsgenossenschaften<br />
und<br />
später Westberliner Ausflügler in der<br />
Dubrow auf. Daneben verläuft das<br />
Leben der Dauercamper und Freizeitskipper<br />
in ruhigen und kontinuierlichen<br />
Bahnen. Einen Hauptteil der<br />
Geschichte macht die Zeit der DDR<br />
aus. Mit der Geschichte und den<br />
Geschichten von der Schmölde gibt<br />
der Autor auch einen guten Einblick<br />
in das Urlaubswesen in diesen Jahren.<br />
Sehr interessant ist der See auch<br />
noch in anderer Hinsicht. Zum einen<br />
sind Schmölde und Müritz die<br />
einzigen deutschen Seen, die mit<br />
dem weiblichen bestimmten Artikel<br />
bezeichnet werden: die Schmölde.<br />
Zum anderen wurden die Ufer der<br />
Teupitzer Seen fast ausschließlich von<br />
der Wasserseite touristisch erschlossen.<br />
Lange Zeit wurden Materialien<br />
und Lebensmittel mit Schiffen herangeschafft,<br />
und die Straßenverbindung<br />
ist auch heute noch sehr schlecht.<br />
Auch wenn sich die Abenteuer auf<br />
Brandenburger Gewässern auf die kleinen<br />
Abenteuer der Freizeitskipper<br />
beschränken, erzählt Lanitzki aus seiner<br />
persönlichen Erfahrung eine sehr<br />
lebendige Geschichte der Schmölde.<br />
Günter Lanitzki: Kurs Schmölde – Abenteuer<br />
auf Brandenburger Gewässern,<br />
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