Risaie und risotti, Pauli Cuisine, 18. August 2012 - Enit
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eizer<br />
<strong>Risaie</strong> <strong>und</strong> Risotti<br />
Zwischen den Provinzen Novara <strong>und</strong> Vercelli im nördlichen<br />
Piemont breitet sich im Wonnemonat Mai für wenige Wochen<br />
eine einzigartige Wasserlandschaft aus Von den Einheimi<br />
schen liebevoll «märe a quadretti» Meer aus Quadraten ge<br />
nannt In verschiedenen Grüntönen beginnt der Reis zu spries<br />
sen <strong>und</strong> Leben kehrt in die Felder ein Das möchten wir erleben<br />
TEXT UND FOTOS ESTHER KUNZ REISEJOURNALISTIN<br />
Das Piemont besteht nicht allein aus der schen Bäumen <strong>und</strong> Pflanzen reichen bota<br />
Hauptstadt Turin <strong>und</strong> den für Wein <strong>und</strong><br />
Trüffel berühmten Gegenden wie Asti Alba<br />
Monferrato Bereits nach dem schweizeri<br />
schen Grenzdorf Brissago am Lago Mag<br />
giore befinden wir uns im Piemont denn<br />
nur ein kleiner Teil des Sees ist schweizeri<br />
sches Hohheitsgebiet Der Lago mit den<br />
Castelli di Cannero <strong>und</strong> den berühmten<br />
Borromäischen Inseln im Golf von Verbania<br />
ist Besitz der Familie Borromeo deren Wur<br />
zeln bis ins 12 Jahrh<strong>und</strong>ert zurückreichen<br />
«Ein grosser schiffbarer See in Privatbe<br />
sitz»Unverständlich für uns<br />
jedenfalls<br />
Verbania die Borromäischen Inseln <strong>und</strong><br />
der erste exzellente Risotto<br />
Am Fusse des von bewaldeten Berghängen<br />
flankierten Westufers liegen zauberhafte<br />
Ortschaften wie Pallanza die dank des<br />
Mikroklimas Mittelmeercharakter aufwei<br />
sen <strong>und</strong> Urlaubsstimmung aufkommen las<br />
sen Eine traumhalte Gegend die bis heute<br />
keinen Massentourismus kennt Nur 27<br />
Kilometer von der Schweizer Grenze ent<br />
fernt verbringen wir hier den ersten Ferien<br />
tag bevor wir in Richtung Vercelli aufbre<br />
chen<br />
Linienschilfe <strong>und</strong> Motorboottaxi verbin<br />
den das Festland mit den drei Inseln Isola<br />
Bella Isola Madre <strong>und</strong> Isola di Pescatori<br />
letztere ein Fischerdorf mit zahlreichen Res<br />
taurants Grosser Besucherandrang ist täg<br />
lich vor dem prunkvollen Palazzo Borromeo<br />
auf der Isola Bella Ich persönlich halte mich<br />
lieber auf der Isola Madre mit ihren an exoti<br />
<strong>Pauli</strong> <strong>Cuisine</strong><br />
<strong>18.</strong>08.<strong>2012</strong> Seite 1 / 5<br />
Auflage/ Seite 5187 / 34 7949<br />
Ausgaben 9 / J. 10008040<br />
nischen Garten auf Da treten sich die Besu<br />
cher nicht auf die Füsse Zum Abendessen<br />
lassen wir uns mit dem Motorboot auf die<br />
Isola Bella übersetzen <strong>und</strong> dinieren gedie<br />
gen <strong>und</strong> romantisch im Ristorante «Del<br />
fmo» Der Kellner empfiehlt «Risotto al<br />
pesce persico» denn der Barsch wäre fang<br />
frisch Der erste piemontesische Risotto<br />
unserer Reise sämig schmackhaft ein<br />
Gedicht Abgelöscht mit Weisswein ist der<br />
Fischgeschmack sehr dezent Vor dem Auf<br />
tragen wurden essbare Blüten darunter<br />
gemischt die dem Risotto eine besondere<br />
Note verliehen Und dazu ein Glas Erbaluce<br />
von Gattinara<br />
Poebene <strong>und</strong> Reisfelder<br />
Die Landschan verändert sich im Hinter<br />
land des Sees die Hügel bleiben zurück vor<br />
uns erstreckt sich eine unendlich schei<br />
nende Ebene In weiter Ferne grüsst die<br />
Bergkette des Monte Rosa Massivs Auf der<br />
wenig frequentierten Überlandstrasse in<br />
Richtung Vercelli fahren wir in die Welt der<br />
Reisfelder ein die das Landschaftsbild zu<br />
prägen beginnen Es fällt auf dass nir<br />
gendwo Pumpen zu sehen sind Die Felder<br />
sind durch Dämme von einander getrennt<br />
<strong>und</strong> haben einen Zu <strong>und</strong> Abfluss Manche<br />
Quadrate sind noch braun andere bereits<br />
geflutet Da beginnt der Reis hellgrün zu<br />
spriessen Gelbe Sumpflilien <strong>und</strong> umher<br />
stolzierende Reiher auf Futtersuche laden<br />
zum Anhalten <strong>und</strong> Beobachten ein Welche<br />
Überraschung als uns laut quakende Frö<br />
© <strong>Pauli</strong> <strong>Cuisine</strong>, Bern ZMS Monitoring Services AG Media Monitoring www.zms.ch
sehe empfangen Sie dominieren mit ihrem<br />
Konzert die Reisfelder So w<strong>und</strong>ern wir uns<br />
abends nicht auf der Speisekarte zu lesen<br />
«Risotto con le rane»<br />
Auf einem begehbaren schmalen Deich<br />
unternehmen wir unsern ersten Erkun<br />
dungsspaziergang <strong>und</strong> stellen fest dass die<br />
Reisfelder von einem Netz von Kanälen<br />
durchzogen sind die sie mit Wasser versor<br />
gen Mal sind es schmale Gräben deren<br />
Wasser durch hoch zu ziehende Holztore<br />
geregelt wird mal unterschiedlich breite<br />
Kanäle mit einer von Hand zu betreibenden<br />
Schleuse Wir sind fasziniert <strong>und</strong> beein<br />
druckt von diesem ausgeklügelten Bewässe<br />
rungssystem<br />
Vercelli<br />
Um 19 Uhr werden wir in Vercelli zu einer<br />
Panissa <strong>und</strong> Wein erwartet Das ist die<br />
berühmte Risotto Spezialität der Gegend<br />
mit den roten Bohnen der ortstypischen<br />
Duja Salami Speck <strong>und</strong> selbstverständlich<br />
Rotwein Ein Gaumenschmaus doch sehr<br />
aufwändig in der Zubereitung Zuvor reicht<br />
die Zeit für einen kurzen R<strong>und</strong>gang durch<br />
die attraktive Altstadt Die grossartige Basi<br />
lika Sant Andrea das Wahrzeichen von Ver<br />
celli ist noch geöffnet ebenso San Cristo<br />
foro berühmt für den Freskenzyklus von<br />
Gaudenzio Ferrari dem berühmten Maler<br />
aus dem 15 Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
Während des Panissa Abendessens pla<br />
nen wir den nächsten Tag Signora Luciana<br />
hat für uns im Aeroclub von Vercelli bereits<br />
einen Flug über die Wasserlandschaft<br />
gebucht Zudem empfiehlt sie uns den<br />
Besuch im Ausstellungszentrum ARCA in<br />
der mittelalterlichen Kirche San Marco Von<br />
Napoleon entweiht <strong>und</strong> als Magazin<br />
genutzt war sie bis vor wenigen Jahrzehnten<br />
die Markthalle der Stadt Danach sollte sie<br />
abgerissen werden bis sich die geniale Idee<br />
durchsetzte ins Mittelschiff der Kirche<br />
einen Ausstellungsraum zu platzieren Es<br />
entstand ein hochmoderner Quaderbau aus<br />
Glas <strong>und</strong> Stahl eine Sensation Beim<br />
Betrachten der Exponate heute sind es<br />
<strong>Pauli</strong> <strong>Cuisine</strong><br />
<strong>18.</strong>08.<strong>2012</strong> Seite 2 / 5<br />
Auflage/ Seite 5187 / 34 7949<br />
Ausgaben 9 / J. 10008040<br />
Werke von Mirö Mondrian gleitet der<br />
Blick automatisch durch das Glasgewölbe<br />
zu den mittelalterlichen Gewölben <strong>und</strong> den<br />
restaurierten Fresken Eine eindrückliche<br />
Art Antikes mit Modernem zu verbinden<br />
Flug über die Wasserlandschaft<br />
Der Flug über das «märe a quadretti» ist<br />
atemberaubend Wasserquadrate wohin<br />
das Auge reicht unterbrochen durch<br />
schnurgerade Pappelreihen <strong>und</strong> Auenwäld<br />
chen eingegrenzt durch Dämme <strong>und</strong> Was<br />
sergräben Mittendrin das Städtchen Ver<br />
celli <strong>und</strong> selbstverständlich die unter dem<br />
alten Namen «Grange» bekannten Gutshöfe<br />
aus Ziegelstein einige mit EU Geldern<br />
gerettet <strong>und</strong> wieder in Betrieb andere zu<br />
Ökomuseen umfunktioniert Das Bewässe<br />
rungssystem ist genial Der berühmte<br />
Staatsmann Conte Camillo Cavour hatte es<br />
im 19 Jahrh<strong>und</strong>ert modernisiert <strong>und</strong> effi<br />
zient gestaltet<br />
Ihm zu Ehren heisst der breite Hauptkanal<br />
auch Canale Cavour «Würden wir heute alle<br />
Kanäle aneinanderhängen wäre er 12000<br />
Kilometer lang Sie werden vorwiegend vom<br />
Po gespeist <strong>und</strong> können 300000 Hektai<br />
Gut zu wissen<br />
Kompetente Auskünfte erhalten Sie bei<br />
Italienische Zentrale für Tourismus ENIT<br />
www enit it zurich@enit it<br />
Italienische Handelskammer Zürich<br />
www ecis ch<br />
Vercelli Tourismus www atlvalesiasvercelli it<br />
Azienda Agricola Pincipato di Lucedio<br />
j wwvv principatodulucedioncomj<br />
Reisfelder überschwemmen <strong>und</strong> sie bis im<br />
September «nass» halten» erzählt der Pilot<br />
Nach dem Flug Erlebnis gelüstet uns nach<br />
einem Risotto Der Jahreszeit angepasst<br />
wählen wir «Risotto agli asparagi»<br />
Geschichte des Reises <strong>und</strong> der Azienda<br />
Agricola «Principato di Lucedio»<br />
© <strong>Pauli</strong> <strong>Cuisine</strong>, Bern ZMS Monitoring Services AG Media Monitoring www.zms.ch
Zisterzienser Mönche gründeten im 12<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert die Abtei Lucedio inmitten<br />
eines sumpfigen Malariagebietes Sie ent<br />
wässerten das Land legten Kanäle an<br />
macht es urbar <strong>und</strong> gewannen Weide <strong>und</strong><br />
Ackerland Im 15 Jahrh<strong>und</strong>ert gelangte eine<br />
bisher in Europa unbekannte Getreidesorte<br />
in ihren Besitz der Reis So wurde hier zum<br />
ersten Mal in Italien Reis angebaut <strong>und</strong> das<br />
ohne Unterbruch bis heute Nach der Auf<br />
hebung des Klosters 1784 wurde es in ein<br />
Landgut umgewandelt Von einem Regen<br />
ten zum Principato di Lucedio erhoben<br />
trägt es noch heute diesen illustren Namen<br />
<strong>und</strong> kann auf eine beinahe 900jährige<br />
Geschichte zurückblicken<br />
Seit langem im Privatbesitz wird noch<br />
heute auf 500 ha Reis angebaut Wo bis in<br />
die 50er Jahre H<strong>und</strong>erte von Arbeitern tätig<br />
waren brauchen die Besitzer Contesso Sal<br />
vadori <strong>und</strong> Sohn nur noch vier Arbeiter <strong>und</strong><br />
produzieren sehr viel mehr Reis als zuvor<br />
Maschinen ersetzen die Handarbeit Der<br />
riesige Besitz kann auf Voranmeldung<br />
besichtigt werden<br />
Den Kunstbeflissenen fasziniert das<br />
Refektorium mit dem romanischen Ge<br />
wölbe den Praktiker der Maschinenpark<br />
<strong>und</strong> die Köchin das Abfüllen des Reises <strong>und</strong><br />
der Reisladen Dort vernehmen wir dass es<br />
über h<strong>und</strong>ert verschiedene Reissorten gibt<br />
Berühmt in der Gegend ist der schwarze<br />
Reis «Riso Venere» genannt Er wäre so<br />
schmackhaft dass beim Kochen kein Wein<br />
vonnöten wäre um w<strong>und</strong>erbar zu schme<br />
cken Auch uns Schweizern sind beispiels<br />
weise die Sorten Arborio Carnaroli Vialone<br />
Baldo bekannt doch schwarzer <strong>und</strong> roter<br />
Reis Ich habe sie erstmals im Piemont<br />
gekostet<br />
Es ist lohnenswert die Website von Luce<br />
<strong>Pauli</strong> <strong>Cuisine</strong><br />
<strong>18.</strong>08.<strong>2012</strong> Seite 3 / 5<br />
Auflage/ Seite 5187 / 34 7949<br />
Ausgaben 9 / J. 10008040<br />
dio anzuschauen www principatodilice<br />
dio com denn ein kurzer Film zeigt die<br />
Geschichte des Reises von der Vorbereitung<br />
der Felder bis zur Ernte Das historisch<br />
bedeutende Lucedio steht unter Denkmal<br />
schutz <strong>und</strong> gehört zu den Monumenti<br />
Nazionali In dieser Gegend wurde der<br />
berühmte Film «Bitterer Reis« mit Silvana<br />
Mangano <strong>und</strong> Vitttorio Gassman gedreht<br />
Interessant ist der Besuch der einzigen<br />
noch funktionierenden mit Wasserkraft<br />
betriebenen antiken Mühle Antico Mulino<br />
Riseria «San Giovanni» in Fontanetto Po Da<br />
vernehmen wir dass die Provinz Vercelli der<br />
grösste Reisproduzent Italiens ist <strong>und</strong> Italien<br />
der grösste Produzent Europas Zudem<br />
befinden sich in Novara <strong>und</strong> Vercelli die<br />
grössten Reisbörsen Europas Zweimal<br />
wöchentlich wird gehandelt<br />
Es gibt nur etwas Negatives in der Reisge<br />
gend Sobald es warm wird <strong>und</strong> alle Felder<br />
geflutet sind beginnt die Stechmücken<br />
plage gegen die niemand gefeit ist Da<br />
könne man abends nicht mal im Garten sit<br />
zen Alles andere ist jedoch w<strong>und</strong>erbar<br />
Zweimal täglich haben wir Risotto gegessen<br />
<strong>und</strong> sind dessen nicht müde geworden Ein<br />
Glas köstlichen Erbaluce dazu oder Neb<br />
biolo hat nie gefehlt<br />
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<strong>18.</strong>08.<strong>2012</strong> Seite 4 / 5<br />
Auflage/ Seite 5187 / 34 7949<br />
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<strong>18.</strong>08.<strong>2012</strong> Seite 5 / 5<br />
Auflage/ Seite 5187 / 34 7949<br />
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