LEBENSHILFE IM ALTER - Lebenshilfe Vorarlberg
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8 MiLe Nr.2/2012<br />
„Lüt mit Zit“: Altersgerechte Beschäftigung in den Werkstätten<br />
Die Werkstätten der <strong>Lebenshilfe</strong> Vor -<br />
arlberg sind Orte der Betrieb sam -<br />
keit, in denen unter anderem Arbei -<br />
ten ausgeführt, Besucher empfangen<br />
und Feste gefeiert werden. Für Men -<br />
schen in fortgeschrittenem Alter<br />
kann diese Vielfalt – wenn es Rück -<br />
zugsräume gibt – eine Bereicherung<br />
oder – wenn es diese Räume nicht<br />
gibt – eine Belastung sein.<br />
Das Angebot „Lüt mit Zit“ hat zum Ziel,<br />
älteren Menschen mit Behinderungen in<br />
den Werkstätten Räume zu bieten, in<br />
Alt werden – gilt das auch für mich?<br />
Mit dieser Frage beschäftigt sich je -<br />
der Mensch, je älter er wird – umso<br />
öfter. Alter ist ein bedeutender Le -<br />
bensabschnitt der Konzentration. Er<br />
kann keinesfalls leicht genommen<br />
werden, die persönliche Lebensge -<br />
schichte wird zusammengefasst und<br />
hinterfragt. Um diese Aufgabe gut zu<br />
erfüllen, braucht es persönlichen Mut<br />
und Unterstützung. Die umgebende<br />
Gesellschaft spielt dabei eine wich ti -<br />
ge Rolle. Menschen mit Behinderun -<br />
gen erlangen nun, so wie wir dies vor<br />
Jahrzehnten erhofft hatten, ein höhe -<br />
res Lebensalter mit allen Alterser -<br />
scheinungen, die wir kennen. Diese<br />
Tatsache stellt alle Begleitenden –<br />
An gehörige, Institutionen, Öffentlich -<br />
keit – vor neue Aufgaben. Ein we -<br />
sent licher Faktor, der zum guten Ge -<br />
lingen der Alterszeit beträgt, ist dabei<br />
die ehrliche Auseinandersetzung mit<br />
den Problemen des Altwerdens.<br />
Jeder Lebensabschnitt hat eine spe -<br />
zi fische Aufgabe. Das Alter ermög -<br />
licht die Erkenntnis, dass mein Leben<br />
wertvoll gewesen ist. Das gilt für alle<br />
Menschen, auch wenn viele Zweifel<br />
und Mühe damit verbunden sein können.<br />
Um die gute Einstellung finden<br />
zu können, muss das Grundbedürfnis<br />
de nen sie ihren Lebensabend genießen<br />
können und – ihrem Alter und ihren An -<br />
sprüchen gemäß – am Gemeinschaftsund<br />
Arbeitsleben teilhaben können. Sie<br />
bekommen die Möglichkeit, sich nach<br />
Bedarf an Arbeiten und Aktivitäten zu<br />
beteiligen und einen reichhaltig strukturierten<br />
Tag zu erleben oder sich in Ru -<br />
hezonen zurückzuziehen. Dadurch können<br />
sie ihre Fähigkeiten so lange wie<br />
möglich erhalten und Kräfte schonen.<br />
Lebenserfahrung miteinbeziehen<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
der „Behausung“ erfüllt werden. Es be -<br />
deutet einen selbstgestalteten Lebens -<br />
raum zu haben, persönliche Sicherheit,<br />
Selbstbestimmung und soziale Zuge -<br />
hörig keit – geliebte Menschen, die mich<br />
begleiten. In einer solchen Umwelt<br />
kann auch die Frage nach dem „Warum<br />
war mein Leben so kompliziert“ und die<br />
Frage „… und was kommt dann?“<br />
gestellt und beantwortet werden. Ri tua -<br />
le helfen, verstehen zu können.<br />
Wenn wir beeinträchtigte Menschen in<br />
der Alterszeit begleiten, müssen wir bei<br />
der Sorge für ihre Gesundheit in jüngeren<br />
Jahren beginnen. Wenn wir diese<br />
Menschen bis zum Tod begleiten wol -<br />
len – wie wir versprechen – müssen wir<br />
selbst uns mit den Fragen nach Krank -<br />
heit, Schmerz, Demenz, Spiritualität<br />
und Sterbebegleitung auseinander -<br />
setzen. Mitarbeitende verschiedener<br />
Fach disziplinen arbeiten gemeinsam<br />
auf Augenhöhe. Sie benötigen Schu -<br />
lung, Unterstützung und Wert -<br />
schätzung. Ehrenamtliche Mitarbeit ist<br />
dabei eine unschätzbare Hilfe. Die<br />
Beschäftigung für alte Menschen, der<br />
strukturierte Tagesab lauf, die persönliche<br />
Unterhaltung, die zusätzliche The -<br />
rapie bis hin zur Palliativmedizin (die<br />
Behandlung von PatientInnen mit einer<br />
die „Lüt mit Zit“ begleiten, beziehen die<br />
Lebenserfahrungen der betreuten Per -<br />
so nen in ihre Betreuung mit ein. Sie<br />
schaffen dadurch ein vertrautes Klima<br />
und geben den Menschen mit Be hin -<br />
derungen Sicherheit. Um eine adä quate<br />
Teilhabe am öffentlichen Leben zu er -<br />
möglichen, stellen sie Kontakte zu re -<br />
gio nalen Angeboten her. Und zur Wei -<br />
ter entwicklung einer altersgemäßen<br />
Be treuung arbeiten sie mit dem Bereich<br />
„Leben im Alter“ in den Wohnhäusern<br />
der <strong>Lebenshilfe</strong> und mit den umliegenden<br />
Sozialzentren zusammen.<br />
voranschreitenden Erkrankung und<br />
einer begrenzten Lebenserwartung,<br />
Anm.) ist Teil des täglichen Lebens.<br />
Es muss auch die Möglichkeit ge -<br />
schaf fen werden, mit den vertrauten<br />
Freun den ins Pflegewohn haus zu<br />
kommen und nicht einfach in ein un -<br />
be kann tes Umfeld abgeschoben zu<br />
werden, weil dies angeblich billiger<br />
ist. Und in diesem Pflegewohnhaus<br />
braucht es immer ein freies Bett für<br />
jene beeinträchtigten Menschen, die<br />
bislang selbständig gewohnt haben,<br />
aber im Krankheitsfall nicht allein<br />
bleiben können.<br />
Die Begleitung alternder Menschen<br />
ist also eine neue Aufgabe und eine<br />
umfassende Hilfe. Denn „… wie lan -<br />
ge ihre Tage gezählt sind, weiß niemand“<br />
(G. Paulmichl). Das gilt für uns<br />
alle.<br />
Maria Bruckmüller<br />
Ehrenpräsidentin der<br />
Lebenhilfe Österreich