Langfassung der Studie - EMM e.V.
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Bericht<br />
Impact-Analyse<br />
des Wissenschaftsstandortes<br />
Europäische Metropolregion<br />
München (<strong>EMM</strong>)<br />
Prognos AG:<br />
Michael Astor<br />
Dr. Georg Klose<br />
Dr. Philip Steden<br />
Susanne Heinzelmann<br />
Jan Berewinkel<br />
Nadim Salameh<br />
Felix Müller
Geschäftsführer<br />
Christian Böllhoff<br />
Präsident des Verwaltungsrates<br />
Gunter Blickle<br />
Berlin HRB 87447 B<br />
Rechtsform<br />
Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht<br />
Gründungsjahr<br />
1959<br />
Das Unternehmen im Überblick<br />
Tätigkeit<br />
Prognos berät europaweit Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik. Auf Basis neutraler<br />
Analysen und fundierter Prognosen werden praxisnahe Entscheidungsgrundlagen und Zukunftsstrategien<br />
für Unternehmen, öffentliche Auftraggeber und internationale Organisationen<br />
entwickelt.<br />
Arbeitssprachen<br />
Deutsch, Englisch, Französisch<br />
Hauptsitz<br />
Prognos AG<br />
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Internet<br />
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Inhaltsverzeichnis<br />
1 Highlights <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> 6<br />
2 Überblick über die Europäische Metropolregion München 7<br />
2.1 Aufgaben und Funktionen <strong>der</strong> Europäischen Metropolregion München 8<br />
2.1.1 Innovations- und Wettbewerbsfunktionen 10<br />
2.1.2 Entscheidungs- und Kontrollfunktionen 13<br />
2.1.3 Gateway-Funktionen<br />
– Zugang zu Wissen, Märkten und Menschen 13<br />
2.2 Kennzahlen und die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 17<br />
2.3 Der Wissenschafts- und Forschungsstandort <strong>EMM</strong><br />
im nationalen und europäischen Vergleich 21<br />
2.3.1 Vergleich mit an<strong>der</strong>en Metropolregionen in Deutschland 21<br />
2.3.2 Vergleich auf europäischer Ebene 29<br />
2.4 Fazit 32<br />
3 Die Europäische Metropolregion München als Forschungsstandort 34<br />
3.1 Charakterisierung ausgewählter Wissenschafts-<br />
und Forschungseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 35<br />
3.1.1 Universitäten 35<br />
3.1.2 Hochschulen für angewandte Wissenschaften 38<br />
3.1.3 Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 39<br />
3.2 Herausragende Forschungsgebiete <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 43<br />
3.2.1 Technologierelevante Grundlagenforschung<br />
in den physikalischen Wissenschaften 44<br />
3.2.2 Lebenswissenschaften 45<br />
3.2.3 Astrophysik und Raumfahrttechnik 47<br />
3.2.4 Informationstechnik und künstliche Kognition 48<br />
3.2.5 Volkswirtschaftliche Forschung 50<br />
3.3 Fazit 52<br />
4 Modellansatz zur Ermittlung regionalökonomischer Effekte 54<br />
4.1 Modellansatz 54<br />
4.1.1 Definition direkter, indirekter und induzierter Effekte 54<br />
4.1.2 Ermittlung direkter Effekte 55<br />
4.1.3 Ermittlung indirekter Effekte mit Hilfe <strong>der</strong> Input-Output-Rechnung 56<br />
4.1.4 Ermittlung induzierter Effekte – Berechnung eines<br />
Einkommensmultiplikators für die <strong>EMM</strong> 61<br />
4.2 Vorgehen Befragung 65
5 Direkter ökonomischer Impact<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 72<br />
5.1 Budgets <strong>der</strong> befragten Institution 73<br />
5.2 Verwendung des Budgets: Sachausgaben, Investitionen und<br />
Personalaufwand 74<br />
6 Indirekter und induzierter Impact<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 78<br />
6.1 Regionalwirtschaftliche Effekte durch die Sachausgaben <strong>der</strong><br />
Wissenschaftseinrichtungen (indirekte Effekte) 78<br />
6.2 Induzierte Beschäftigungseffekte 84<br />
6.3 Effekte durch Konsumausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden 87<br />
7 Effekte <strong>der</strong> Lehre 91<br />
7.1 Studium und Lehre an den Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 91<br />
7.2 Verbleib von Absolventen /-innen 96<br />
8 Impulse durch Forschungsergebnisse 99<br />
8.1 Möglichkeiten des Wissenstransfers 99<br />
8.2 Patente als Indikator für regionalökonomische Impulse von<br />
Forschungsergebnissen 102<br />
8.3 Abschätzung <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong> regionalökonomischen Impulse <strong>der</strong><br />
Forschungstätigkeit <strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen 106<br />
9 Gesellschaftlich-soziale Effekte 111<br />
9.1 Bürgerschaftliches Engagement von Akteuren aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 111<br />
9.2 Öffentliche Angebote und Aktivitäten <strong>der</strong> Wissenschafts- und<br />
Forschungseinrichtungen 114<br />
9.3 Forschungsbezug und<br />
wissenschaftliche Bedeutung von Museen und kulturellen Einrichtungen 116<br />
10 Gesamteffekte, zusammenfassende Analyse<br />
und Handlungsempfehlungen 118<br />
Anhang 124<br />
Seite 2
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Räumliche Abgrenzung <strong>der</strong> Europäischen Metropolregion<br />
München (<strong>EMM</strong>) 8<br />
Abbildung 2: FuE-Personal und FuE-Intensität in <strong>der</strong> Wirtschaft nach<br />
Raumordnungsregionen in Deutschland 2005 12<br />
Abbildung 3: Luftverkehrsknoten nach Passagieraufkommen 16<br />
Abbildung 4: Die regionalen Arbeitslosenquoten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 18<br />
Abbildung 5: Die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> nach den 12<br />
Produktionsbereichen im Jahr 2008 20<br />
Abbildung 6: Ranking <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen im Prognos<br />
Zukunftsatlas 2007 22<br />
Abbildung 7: Wissenschaftler/-innen des Helmholtz-Zentrums nach<br />
Fachbereichen 41<br />
Abbildung 8: Nennungen herausragen<strong>der</strong> Forschungsgebiete durch die<br />
Forschungseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 43<br />
Abbildung 9: Systematik <strong>der</strong> ökonomischen Wirkungen -<br />
Regionalökonomisches Modell zur Abschätzung des<br />
ökonomischen Impacts 55<br />
Abbildung 10: Beispielhafte Wirkungskette bei <strong>der</strong> Ermittlung indirekter Effekte 59<br />
Abbildung 11: Einkommen und Kaufkraft 61<br />
Abbildung 12: Rücklauf nach Art <strong>der</strong> Institution 70<br />
Abbildung 13: Mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewichteter<br />
Rücklauf 71<br />
Abbildung 14: Vergleich des Budgets <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
mit dem Umsatz <strong>der</strong> TecDAX-Unternehmen 73<br />
Abbildung 15: Zusammensetzung des Budgets im Jahr 2008 74<br />
Abbildung 16: Sachausgaben und Investitionen im Jahr 2008 75<br />
Abbildung 17: Vergleich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong><br />
Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und <strong>der</strong> TecDAX-<br />
Unternehmen 76<br />
Abbildung 18: Personalaufwand / Bruttoentgelte <strong>der</strong> Beschäftigten 2008 77<br />
Seite 3
Abbildung 19: Jährliche Sachausgaben <strong>der</strong> Hochschulen und<br />
Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 79<br />
Abbildung 20: Aufteilung des Ausgabenvolumens (ca. 1,3 Mrd. € p.a.) nach<br />
Kostenarten 80<br />
Abbildung 21: Wirkungskette <strong>der</strong> indirekten Effekte 84<br />
Abbildung 22: Wirkungskette <strong>der</strong> induzierten Effekte 87<br />
Abbildung 23: Induziertes Beschäftigungsvolumen durch die Kaufkraft <strong>der</strong><br />
<strong>Studie</strong>renden 90<br />
Abbildung 24: Patentanmeldungen und FuE-Beschäftigte in <strong>der</strong> Wirtschaft nach<br />
Raumordnungsregionen (logarithmischer Maßstab) 105<br />
Abbildung 25: Anzahl angemeldeter Patente in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 106<br />
Abbildung 26: Typischer Verlauf von Technologielebenszyklen 107<br />
Abbildung 27: Statistische Zusammenhänge zwischen <strong>der</strong> Patentierung in<br />
Wissenschaft und Wirtschaft 109<br />
Abbildung 28: Bürgerschaftliches Engagement in <strong>der</strong> Metropolregion München 112<br />
Abbildung 29: Bürgerschaftliches Engagement nach Bereichen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 113<br />
Abbildung 30: Zusammenschau <strong>der</strong> Beschäftigungseffekte 119<br />
Seite 4
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Wirtschaftliche Rahmendaten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>, Bayern und Deutschland<br />
im Vergleich (2008) 19<br />
Tabelle 2: Wichtige Zukunftsfel<strong>der</strong> im Vergleich <strong>der</strong> deutschen<br />
Metropolregionen - Anteil <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigten in dem jeweiligen Zukunftsfeld (2008) 24<br />
Tabelle 3: FuE Beschäftigte im Vergleich <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen 25<br />
Tabelle 4: Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und <strong>der</strong><br />
FuE-Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten gesamt (2008) 26<br />
Tabelle 5: Forschungseinrichtungen, Son<strong>der</strong>forschungsbereiche und<br />
<strong>Studie</strong>rende im Vergleich 27<br />
Tabelle 6: Patentanmeldungen <strong>der</strong> Metropolregionen im Vergleich 29<br />
Tabelle 7: Elementardaten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und <strong>der</strong> Top 10 Regionen auf NUTS<br />
2-Ebene (sortiert nach dem BIP pro Einwohner) 31<br />
Tabelle 8: Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und<br />
Beschäftigten in High-Tech-Branchen an allen Beschäftigten -<br />
Top 10 Regionen auf NUTS 2-Ebene 32<br />
Tabelle 9: Intraregionale Lieferquoten nach bezogenen Gütern/<br />
Dienstleistungen in Deutschland und <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 58<br />
Tabelle 10: Erwerbstätige, Wertschöpfung sowie Arbeitsproduktivität in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> (2008) 60<br />
Tabelle 11: Durchschnittliches Arbeitnehmerentgelt, Brutto- und<br />
Nettoverdienst je Arbeitnehmer im Jahr 2008 63<br />
Tabelle 12: Regionaler Bezugsanteil <strong>der</strong> Sachausgaben <strong>der</strong> befragten<br />
Einrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 81<br />
Tabelle 13: Kennziffern zur Abschätzung <strong>der</strong> durch die Ausgaben in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
geschaffenen Beschäftigung 83<br />
Tabelle 14: Ausgaben pro Monat von <strong>Studie</strong>renden in Bayern 88<br />
Tabelle 15: Direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplätze durch Forschungs-<br />
und Wissenschaftsinstitutionen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 119<br />
Tabelle 16: Arbeitsplatzeffekte in <strong>der</strong> Zusammenschau nach<br />
Wirtschaftszweigen 120<br />
Seite 5
1 Highlights <strong>der</strong> <strong>Studie</strong><br />
Die <strong>EMM</strong> ist eine <strong>der</strong> forschungsstärksten Metropolregionen<br />
in Deutschland sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> Anzahl von<br />
FuE-Beschäftigten als auch bei den internen Ausgaben <strong>der</strong><br />
Unternehmen für FuE. Der Anteil von FuE-Beschäftigten an<br />
allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
ist fast doppelt so hoch wie im Bundesschnitt. ¾ <strong>der</strong><br />
bayerischen FuE-Beschäftigten arbeiten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und<br />
knapp 12% <strong>der</strong> bundesdeutschen FuE-Beschäftigten. Auch<br />
im europäischen Vergleich nimmt die <strong>EMM</strong> Spitzenplätze<br />
ein.<br />
Die Wissenschaftseinrichtungen sind von hoher Bedeutung,<br />
damit die <strong>EMM</strong> ihre Aufgaben und Funktionen als<br />
Metropolregion wahrnehmen kann. Umgekehrt profitieren<br />
die Wissenschaftseinrichtungen von <strong>der</strong> Stärke des regionalen<br />
Umfelds. Die ökonomischen Effekte <strong>der</strong> Einrichtungen<br />
fallen aufgrund des starken ökonomischen Umfeldes<br />
beson<strong>der</strong>s hoch aus.<br />
Insgesamt steht den befragten wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
ein Budget von 2,7 Mrd. € zur Verfügung. Diese<br />
Einrichtungen schafften direkt ca. 33.000 Arbeitsplätze.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist damit<br />
mehr als dreimal so hoch wie bei dem mitarbeiterstärksten<br />
Unternehmen im TecDAX. Die Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
entspricht ungefähr <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Beschäftigten aller Unternehmen<br />
im TecDAX.<br />
Der Konsum <strong>der</strong> Beschäftigten schafft bzw. sichert etwa<br />
5.000 weitere Arbeitsplätze in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Aus dem Konsum<br />
<strong>der</strong> ca. 130.000 <strong>Studie</strong>renden resultieren weitere 8.500<br />
Arbeitsplätze. Auch laufende Sachausgaben und Investitionen<br />
erzielen erhebliche Beschäftigungseffekte in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong>. Diese sogenannte indirekte Beschäftigung in zuliefernden<br />
Branchen beträgt ca. 12.000 Personalstellen.<br />
Insgesamt schaffen o<strong>der</strong> erhalten die befragten wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> über 58.000 Arbeitsplätze.<br />
Von je<strong>der</strong> bzw. jedem Beschäftigten in einer<br />
Wissenschafts- o<strong>der</strong> Forschungseinrichtung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
hängen somit weitere 0,76 Arbeitsplätze bei vorleistenden<br />
Unternehmen o<strong>der</strong> konsumnahen Branchen in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> ab.<br />
Die Beschäftigungseffekte erreichen damit eine ähnliche<br />
Größenordnung wie die 85.000 direkt und indirekt Beschäftigten<br />
<strong>der</strong> acht großen Universitäten in <strong>der</strong> Boston Area,<br />
hierzu zählen u.a. die Harvard University und das MIT.<br />
Seite 6
2 Überblick über die Europäische<br />
Metropolregion München<br />
Universitäten, Hochschulen für angewandte Wissenschaften und<br />
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind Motoren für die<br />
wirtschaftliche Entwicklung von Regionen. Schon die Vielgestaltigkeit<br />
ihrer Effekte und Wirkungen – dem Impact – lässt ihre Bedeutung<br />
deutlich werden: Forschungsleistungen, Lehre und Wissenstransfer,<br />
Beschäftigung und Wertschöpfung durch Investitionen<br />
und Sachausgaben, vielfältige indirekte und induzierte Effekte sowie<br />
gesellschaftliche und kulturelle Effekte.<br />
Diese Wirkungen, lat. impactus, <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />
sollen in dieser <strong>Studie</strong> dargestellt werden. Im Zentrum steht hierbei<br />
eine Impact-Analyse, welche es mit Hilfe ökonometrischer Modelle<br />
und statistischer Analyseverfahren ermöglicht, die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen für eine Region aufzuzeigen.<br />
Die Höhe und <strong>der</strong> Umfang des Impacts hängen nicht nur von den<br />
Wissenschaftseinrichtungen selbst, son<strong>der</strong>n auch vom regionalen<br />
Umfeld ab. Beson<strong>der</strong>s deutlich wird dies bei dem ökonomischen<br />
Impact. So hängt zum Beispiel die Stärke <strong>der</strong> indirekten Effekte<br />
nicht nur von dem Umfang <strong>der</strong> Investitionen und Sachausgaben,<br />
son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsstruktur ab. Damit Investitionen<br />
und Sachausgaben in <strong>der</strong> Region verausgabt werden<br />
können, müssen entsprechende Unternehmen auch dort angesiedelt<br />
sein. Die Betrachtung des regionalen Umfeldes bleibt daher<br />
für eine Impact-Analyse unerlässlich. Dies soll in diesem Kapitel<br />
geleistet werden. Zunächst wird auf die Aufgaben und Funktionen<br />
<strong>der</strong> Europäischen Metropolregion München (<strong>EMM</strong>) eingegangen.<br />
Hier wird einerseits aufgezeigt, dass die wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass die <strong>EMM</strong><br />
ihre Aufgaben und Funktionen auch wahrnehmen kann. An<strong>der</strong>erseits<br />
profitieren die Institutionen auch von diesem Umfeld. Dieser<br />
Gedankengang wird dann verstärkt in dem darauf folgenden Unterkapitel<br />
„Kennzahlen und die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>“ aufgegriffen.<br />
Die Europäische Metropolregion München e.V. hat die Bedeutung<br />
des Standortfaktors Wissen für die mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungs- und<br />
Industriegesellschaft erkannt. So bildet die Arbeitsgruppe Wissen<br />
neben den Arbeitsgruppen Wirtschaft, Kultur, Umwelt sowie Mobilität<br />
eine <strong>der</strong> fünf Säulen in <strong>der</strong> Europäischen Metropolregion<br />
München e.V.. Gemeinsam mit <strong>der</strong> Landeshauptstadt München<br />
hat sie diese <strong>Studie</strong> beauftragt. Ziel dieser <strong>Studie</strong> ist es, die Leistungsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> aufzuzeigen<br />
und an internationalen Benchmarks zu messen.<br />
Seite 7
Donau-Ries<br />
Nürnberg<br />
Eichstätt<br />
Fürstenfeldbruck<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
Ingolstadt<br />
Neuburg-Schrobenhausen<br />
Pfaffenhofen a.d.Ilm<br />
Aichach-Friedberg<br />
Augsburg<br />
Dachau<br />
Augsburg<br />
Freising<br />
München<br />
Weilheim-Schongau<br />
Bad Tölz-Wolfratshausen<br />
Ostallgäu<br />
Miesbach<br />
Landshut<br />
Landshut<br />
Erding<br />
Mühldorf a.Inn<br />
Altötting<br />
Ebersberg<br />
Landsberg am Lech<br />
München<br />
Starnberg<br />
Rosenheim<br />
Traunstein<br />
Kaufbeuren<br />
Rosenheim<br />
Rottal-Inn<br />
2.1 Aufgaben und Funktionen <strong>der</strong> Europäischen<br />
Metropolregion München<br />
Die Europäische Metropolregion München (<strong>EMM</strong>) zählt zu den am<br />
stärksten prosperierenden Regionen Europas 1 und nimmt innerhalb<br />
Deutschlands eine herausragende Stellung ein: sie weist u.a.<br />
das höchste Bevölkerungswachstum, die höchste Zunahme an<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie das höchste BIP<br />
pro Erwerbstätigen auf. 2<br />
Abbildung 1: Räumliche Nürnberg Abgrenzung <strong>der</strong><br />
Europäischen Metropolregion München (<strong>EMM</strong>)<br />
Donau-Ries<br />
Aichach-Friedberg<br />
Augsburg<br />
Augsburg<br />
Dachau<br />
Kaufbeuren<br />
Ostallgäu<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
Neuburg-Schrobenhausen<br />
Fürstenfeldbruck<br />
München<br />
Landsberg am Lech<br />
Weilheim-Schongau<br />
Eichstätt<br />
Ingolstadt<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
Pfaffenhofen a.d.Ilm Landshut<br />
Starnberg<br />
München<br />
Freising<br />
Erding<br />
Ebersberg<br />
Miesbach<br />
Bad Tölz-Wolfratshausen<br />
Landshut<br />
Rosenheim<br />
Rosenheim<br />
Mühldorf a.Inn<br />
Altötting<br />
Traunstein<br />
Rottal-Inn<br />
Die Region München wurde 1995 zusammen mit an<strong>der</strong>en deutschen<br />
Großstadtregionen durch einen Beschluss <strong>der</strong> Ministerkonferenz<br />
für Raumordnung in den Rang einer Europäischen Metropolregion<br />
erhoben. Der Begriff Metropolregion beschreibt eine<br />
1 Vgl. dazu bspw. die regionalen BIP nach NUTS-2-Regionen:<br />
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tgs00005&plugin=1 (Stand:<br />
28.10.2009).<br />
2 Vgl. IKM-Monitoring 2008.<br />
Seite 8
stark verdichtete Großstadtregion, die für die ökonomische, soziale,<br />
kulturelle und technische Entwicklung eines Landes bzw. einer<br />
Region von großer Bedeutung ist. Dem Konzept <strong>der</strong> Metropolregion<br />
kommt seit über zehn Jahren eine bedeutsame Stellung in<br />
<strong>der</strong> deutschen Raumordnungspolitik zu. Dementsprechend stellen<br />
die 11 Europäischen Metropolregionen in Deutschland eine zentrale<br />
Ansatzebene im raumordnungspolitischen Orientierungs- und<br />
Handlungsrahmen des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> dar. In ihnen werden<br />
Motoren für die wirtschaftliche Dynamik, die Wissensproduktion,<br />
die Innovationskraft und daraus hervorgehend die Wettbewerbsfähigkeit<br />
eines Landes gesehen. Dies liegt zum Einen an ihrer<br />
relativ hohen Ausstattung mit wirtschaftlichen Ressourcen wie<br />
bspw. Kapital, Infrastruktur und hochqualifizierten Arbeitskräften.<br />
Zum An<strong>der</strong>en generieren Agglomerationen durch ihre Größe und<br />
Dichte Produktionsvorteile und Wissensvorsprünge sowie ein<br />
kreatives Umfeld durch soziokulturelle Vielfalt. Die Europäischen<br />
Metropolregionen sind darüber hinaus die Netzknoten, in denen<br />
grenzübergreifende Waren-, Kapital-, Informations- sowie Personenströme<br />
am sichtbarsten werden. Dadurch tragen sie in hohem<br />
Maße zur Vernetzung <strong>der</strong> einzelnen Staaten auf sämtlichen Ebenen<br />
<strong>der</strong> Politik, Ökonomie sowie <strong>der</strong> Gesellschaft bei und fungieren<br />
sprichwörtlich als „Tore zur Welt“.<br />
Im Allgemeinen erfüllen Metropolregionen Aufgaben in den folgenden<br />
drei Funktionsbereichen:<br />
Die Innovations- und Wettbewerbsfunktion einer Metropolregion<br />
drückt sich durch die Beschaffenheit <strong>der</strong> Wissens- und Forschungsinfrastruktur<br />
und das Ausmaß <strong>der</strong> ökonomischen Dynamik<br />
einerseits sowie durch die Attraktivität des sozialen und kulturellen<br />
Lebens an<strong>der</strong>erseits aus. Von beson<strong>der</strong>em Interesse sind in diesem<br />
Zusammenhang u.a. die Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten im FuE-<br />
Bereich, die Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen,<br />
die Anzahl von Unternehmensneugründungen o<strong>der</strong> auch die<br />
Exportquote.<br />
Durch die Entscheidungs- und Kontrollfunktionen werden diejenigen<br />
Merkmale erfasst, die die Bedeutung einer Metropolregion<br />
als Entscheidungszentrum <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong> Wirtschaft sowie gesellschaftlicher<br />
Gruppierungen wie<strong>der</strong>spiegeln. Konkret spielen dabei<br />
Hauptsitze großer Unternehmen und Standorte politischer Entscheidungsträger<br />
wie Ministerien und Behörden eine Rolle.<br />
Eine weitere wichtige Funktion einer Metropolregion ist die sogenannte<br />
Gateway-Funktion, die die Erreichbarkeit und die Erschließung<br />
hinsichtlich nationaler und internationaler Waren-, Personen-<br />
und Informationsströme beschreibt. Sie reflektiert sich in<br />
Variablen wie dem Passagier- und Frachtaufkommen internationaler<br />
Flughäfen, dem Verkehrsaufkommen im Personen- und Güterverkehr,<br />
<strong>der</strong> Anbindung an das Schienennetz sowie in internationalen<br />
Messen und Ausstellungen.<br />
Seite 9
Diese drei Funktionen stehen insofern in wechselseitiger Beziehung<br />
zueinan<strong>der</strong>, als dass sie sich gegenseitig begünstigen und<br />
verstärken. So ist beispielsweise eine gute Wissenschafts- und<br />
Forschungsstruktur als klarer Standortvorteil für Unternehmen anzusehen,<br />
welche wie<strong>der</strong>um das Verkehrsaufkommen und damit<br />
die Gateway-Funktion einer Region positiv beeinflussen. Genauso<br />
ist an<strong>der</strong>erseits die Qualität <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur einer Region<br />
ohne Zweifel ein harter Entscheidungsfaktor, wenn es um die<br />
Standortauswahl für Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen<br />
geht, vor allem wenn man die zunehmende Bedeutung globaler<br />
Austauschprozesse in Wirtschaft und Wissenschaft im Blick<br />
hat.<br />
2.1.1 Innovations- und Wettbewerbsfunktionen<br />
Die hohe und weiter zunehmende Bedeutung des Produktionsfaktors<br />
Wissen in <strong>der</strong> Wertschöpfungskette und somit für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung einer Region o<strong>der</strong> eines Landes gilt als<br />
allgemein anerkannt. In erster Linie auf den Gebieten diverser<br />
Hochtechnologien, <strong>der</strong>en Märkten man große Wachstumspotenziale<br />
prognostiziert, wird die Rolle einer hohe Dichte an exzellenten<br />
„Wissensproduzenten“ sowie <strong>der</strong> erfolgreiche Transfer dieses<br />
Wissens in neue Produkte und Dienstleistungen deutlich.<br />
Im Bereich Wissen und Innovation ist die <strong>EMM</strong> hervorragend aufgestellt.<br />
Die hohe Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />
sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor sowie<br />
<strong>der</strong>en gute Vernetzung macht die <strong>EMM</strong> zu einer <strong>der</strong> leistungsfähigsten<br />
Regionen in Europa. 3 Die Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />
schaffen das nötige Wissen, das z.B. in<br />
Form von hochqualifizierten Fachkräften zu Produktivitätssteigerungen<br />
führt. Sie geben in verschiedener Hinsicht wichtige Impulse<br />
an ihr sozioökonomisches Umfeld ab, die die Innovations- und<br />
Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> positiv beeinflussen.<br />
Deutlich wird dies u.a. an Unternehmensgründungen o<strong>der</strong> Ausgründungen,<br />
die direkt aus dem wissenschaftlichen Umfeld hervorgehen.<br />
Dies konnte auch in verschiedenen Fachgesprächen<br />
bestätigt werden. So sind z.B. die meisten Unternehmen im Innovations-<br />
und Grün<strong>der</strong>zentrum Biotechnologie in Martinsried und<br />
Freising (IZB) auf die Aktivitäten <strong>der</strong> Universitäten und Max-<br />
Planck-Institute <strong>der</strong> Region zurückzuführen. 4 Darüber hinaus sind<br />
in diesem Zusammenhang Kooperationen zwischen Wissenschaft<br />
und Wirtschaft zu sehen. Die <strong>EMM</strong> profitiert in hohem Maße von<br />
3 Auf die Wissensinfrastruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wird anhand einzelner ausgewählter Wissenschafts- und Forschungseinrich-<br />
tungen in Kapitel 3 näher eingegangen.<br />
4 Vgl. Webseite des IZB.<br />
Seite 10
den dort angesiedelten forschungsintensiven Unternehmen wie<br />
bspw. Siemens, BMW o<strong>der</strong> Audi. Zwischen <strong>der</strong>en FuE-<br />
Abteilungen, die sehr stark in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> vertreten sind, und den öffentlichen<br />
Forschungseinrichtungen lassen sich zahlreiche Forschungskooperationen<br />
beobachten. Dabei ergänzen sich die privaten<br />
Forschungsakteure, die eher eine anwendungsorientierte<br />
und marktnahe Perspektive einnehmen sowie die hauptsächlich<br />
Grundlagenforschung betreibenden Universitäten in ihrer Expertise.<br />
Ein Beispiel dafür ist die Kooperation zwischen Forscherinnen<br />
und Forschern <strong>der</strong> Siemens AG und <strong>der</strong> Technischen Universität<br />
München im Bereich von Quantencomputern. 5<br />
Wie attraktiv <strong>der</strong> Ballungsraum München für industrielle Investitionen<br />
in Forschung und Entwicklung ist, geht z.B. aus <strong>der</strong> folgenden<br />
Abbildung hervor. Sie zeigt ein Koordinatensystem, in dem<br />
die FuE-Intensität auf <strong>der</strong> Ordinate und die absolute Anzahl des<br />
FuE-Personals auf <strong>der</strong> Abszisse abgetragen sind. Die eingezeichneten<br />
Geraden stellen dabei die Mittelwerte <strong>der</strong> beiden Variablen<br />
dar und bilden vier Quadranten 6 .<br />
5 Vgl. Webseite <strong>der</strong> Siemens AG.<br />
6 Der erste Quadrant ist <strong>der</strong>jenige rechts oben. Die Nummerierung <strong>der</strong> weiteren Quadranten setzt sich von da an wie<br />
üblich gegen den Uhrzeigersinn fort.<br />
Seite 11
FuE Intensität in %<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
' ' ' ' '<br />
6'<br />
0<br />
0<br />
Abbildung 2: FuE-Personal und FuE-Intensität in <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
nach Raumordnungsregionen<br />
in Deutschland 2005<br />
• Starkenburg<br />
8<br />
•<br />
4<br />
Berlin •<br />
Unterer Neckar<br />
•Braunschweig<br />
Ingolstadt•Donau-Iller(B-W)<br />
• Rhein-Main<br />
Hochrhein- •<br />
Bodensee<br />
•Bodensee-Oberschwaben<br />
•Mittelfranken<br />
•Hannover<br />
•Aachen<br />
•Köln<br />
•Duisburg-Essen<br />
•Düsseldorf<br />
2 •Bochum/Hagen<br />
'<br />
'<br />
'<br />
FuE Personal in den Unternehmen<br />
München •<br />
Mittlerer Neckar •<br />
' ' ' ' ' ' '<br />
5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000<br />
Quelle: eigene Darstellung nach Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (2008).<br />
Im ersten Quadranten (oben rechts) sieht man die Regionen, die<br />
bei beiden Größen über dem Durchschnitt liegen und somit die<br />
führende Gruppe darstellen (aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zählen Ingolstadt und<br />
München zu dieser Gruppe). Der zweite Quadrant (oben links) umfasst<br />
die Regionen, die überdurchschnittlich intensiv FuE betreiben,<br />
allerdings auf Grund ihrer Größe kein beson<strong>der</strong>s breites Feld<br />
von Technologien abdecken können. Der dritte Quadrant (links unten)<br />
bildet die Regionen ab, die we<strong>der</strong> hinsichtlich <strong>der</strong> FuE-<br />
Intensität noch hinsichtlich des FuE-Personals über dem Bundesdurchschnitt<br />
liegen. Und <strong>der</strong> vierte Quadrant (rechts unten) beinhaltet<br />
Regionen, die durch ihre Größe ein breites Feld an technologischen<br />
Bereichen abdecken können, aber FuE unterdurchschnittlich<br />
intensiv betreiben.<br />
Es wird deutlich, dass im Kontext <strong>der</strong> betrieblichen FuE-<br />
Kapazitäten zwei Regionen in Deutschland sehr dominant sind:<br />
Stuttgart (Mittlerer Neckar) und vor allem München, das in beiden<br />
Größen den absoluten Spitzenplatz einnimmt. Diese beiden<br />
„Leuchttürme“ sind damit verantwortlich für über 25 % <strong>der</strong> industriellen<br />
FuE-Kapazitäten in ganz Deutschland. Da auf <strong>der</strong> Ordinate<br />
die FuE-Personalintensität, d.h. <strong>der</strong> Quotient aus den im FuE-<br />
Bereich Erwerbstätigen und <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />
Seite 12
Zugang zu Wissen<br />
dargestellt wird, ist dabei insbeson<strong>der</strong>e im Falle <strong>der</strong> Region München<br />
die hohe Anzahl an FuE-Personal nicht nur auf einen reinen<br />
Ballungsraumeffekt zurückzuführen.<br />
2.1.2 Entscheidungs- und Kontrollfunktionen<br />
Als politisch-administratives Macht- und Steuerungszentrum bleibt<br />
München im europäischen Vergleich hinter den Hauptstadtmetropolen<br />
und im bundesweiten Vergleich entsprechend hinter Berlin<br />
o<strong>der</strong> auch Bonn zurück. 7 Dennoch kommt München als Landeshauptstadt<br />
des Freistaates Bayern durch die fö<strong>der</strong>ale Verfasstheit<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland eine hervorgehobene Bedeutung<br />
zu: Im Gegensatz zu Regionen an<strong>der</strong>er Staaten wie bspw.<br />
Frankreich o<strong>der</strong> Großbritannien verfügen die deutschen Bundeslän<strong>der</strong><br />
mit ihren Regierungen und Parlamenten über z.T. weitreichende<br />
Kompetenzen. Dies trifft sowohl auf bundespolitische Entscheidungen<br />
(z.B. bei den Finanzen) als auch auf Landesebene<br />
zu. Bei letzterer ist in diesem Zusammenhang v.a. die Autonomie<br />
<strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bildungspolitik von Bedeutung, da hier direkt<br />
auf die Quantität und Qualität <strong>der</strong> Wissensproduktion Einfluss<br />
genommen werden kann.<br />
Die größere Stärke <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> im Hinblick auf Entscheidungs- und<br />
Kontrollfunktionen ist allerdings eindeutig in seiner Stellung als<br />
wirtschaftliches Steuerungszentrum zu sehen. Global agierende<br />
Unternehmen u.a. aus Industrie (z.B. Siemens, BMW), aus<br />
dem Finanz- und Versicherungsdienstleistungsgewerbe (z.B. Allianz,<br />
Munich RE) sowie aus dem Medienbereich (z.B. ProSieben-<br />
Sat.1 Media) unterhalten ihre Hauptsitze in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und tragen<br />
damit zur Aufwertung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> als Ort bei, an dem strategische<br />
Entscheidungen getroffen werden, <strong>der</strong>en Auswirkungen sich auch<br />
weit jenseits <strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> entfalten.<br />
2.1.3 Gateway-Funktionen – Zugang zu Wissen, Märkten<br />
und Menschen<br />
Auch jenseits von Forschung und Entwicklung sind Informationen<br />
und Wissen elementar, da sie – in ökonomischer Perspektive –<br />
Marktteilnehmer in ihren Entscheidungen beeinflussen und in vielen<br />
Fällen die Voraussetzung für das Zustandekommen von<br />
Tauschprozessen am Markt sind. Erst die nötigen Informationen<br />
7 Vgl. Blotevogel (2007): Metropolregionen – das neue Zentrensystem?<br />
Seite 13
Zugang zu Märkten<br />
(z.B. Informationen über Marktpreise o<strong>der</strong> Qualität verschiedener<br />
Güter und Dienstleistungen) ermöglichen Individuen eine Entscheidung<br />
zu treffen und dann ggf. ein Produkt o<strong>der</strong> eine Dienstleistung<br />
nachzufragen o<strong>der</strong> anzubieten. Ein wichtiger Pfeiler <strong>der</strong><br />
Gateway-Funktion von Metropolregionen ist daher die Bündelung<br />
von Informationen und Wissen. Diese Funktion erfüllen im wissenschaftlichen<br />
Kontext vor allem Universitäten, Hochschulen <strong>der</strong> angewandten<br />
Wissenschaften und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.<br />
Daneben leisten Medien im Allgemeinen einen wichtigen<br />
Beitrag zur Aufbereitung und Verbreitung von Informationen<br />
und Wissen. Die <strong>EMM</strong> nimmt hier durch ihre „Medienstadt München“<br />
mit einer ganzen Reihe von Akteuren in den Bereichen Medien,<br />
Informations- und Kommunikationswirtschaft eine führende<br />
Rolle innerhalb Deutschlands ein. Darunter befinden sich einflussreiche<br />
Unternehmen und öffentlich-rechtliche Institutionen aus den<br />
Segmenten Printmedien sowie Film und Fernsehen (z.B. Hubert<br />
Burda Media, Süddeutsche Zeitung, Bayerischer Rundfunk, Bavaria<br />
Film).<br />
Daran anknüpfend gehört die Schaffung von Zugängen zu Märkten<br />
zu den zentralen Aufgaben einer Metropolregion. Aussagekräftig<br />
ist in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer Metropolregion<br />
als Ort, an dem die Marktteilnehmer in persönlichen Kontakt<br />
miteinan<strong>der</strong> treten. Dies geschieht v.a. auf Messen und Ausstellungen,<br />
die für Deutschland als weltweit führende „Messe-Nation“<br />
eine beson<strong>der</strong>e Rolle einnehmen und positive Effekte auf die gesamtwirtschaftliche<br />
Dynamik einer Region ausüben können. 8<br />
Vor diesem Hintergrund ist vor allem die Messe München zu nennen.<br />
München hat auch als Messestandort in den letzten Jahren<br />
an Bedeutung gewonnen: So konnte eine Umsatzsteigerung von<br />
223,4 Mio. € im Jahr 2005 auf 299,4 Mio. € im Jahr 2007 generiert<br />
werden. Damit hat die Messe München die flächenmäßig größte<br />
Messe Deutschlands 9 , die Deutsche Messe in Hannover (2007:<br />
286 Mio. €), im Hinblick auf den Umsatz sogar überholt. Allerdings<br />
liegt München noch deutlich hinter <strong>der</strong> umsatzstärksten Messe<br />
Deutschlands in Frankfurt (2007: 423,6 Mio. €). 10<br />
8 Zu den ökonomischen Effekten von Messen siehe folgende <strong>Studie</strong> des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung: „Die<br />
gesamtwirtschaftliche Bedeutung von Messen und Ausstellungen in Deutschland“ (2009).<br />
9 Während die Messe in Hannover die mit Abstand größte überdachte Ausstellungsfläche Deutschlands bietet, weist<br />
die Messe München das größte Freigelände auf.<br />
10 Vgl. AUMA (2009): Die Messewirtschaft | Bilanz 2008.<br />
Seite 14
Zugang zu Menschen<br />
11 Vgl. IKM-Monitoring 2008.<br />
Sowohl Märkte als auch Wissen und Informationen können nicht<br />
losgelöst von den Individuen, die daran teilnehmen, betrachtet<br />
werden. Den Zugang zu Menschen zu ermöglichen, kann daher<br />
unter diesem Blickwinkel als Grundvoraussetzung für die beiden<br />
Ersteren gelten. Ausschlaggebend dafür, in welchem Maße eine<br />
Metropolregion diese Funktion erfüllt, ist – v.a. unter dem bereits<br />
erwähnten Gesichtspunkt <strong>der</strong> grenzübergreifenden Mobilität – die<br />
Verkehrsinfrastruktur.<br />
Mit dem Franz-Josef-Strauß Flughafen befindet sich das nach<br />
Frankfurt am Main zweitgrößte internationale Luftfahrt-Drehkreuz<br />
Deutschlands in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Im europäischen Vergleich belegt <strong>der</strong><br />
Flughafen München bei einem Passagieraufkommen von rund 34<br />
Millionen und einem Frachtaufkommen von knapp 257.000 Tonnen<br />
pro Jahr den siebten Platz. Zwischen 2002 und 2007 verzeichnete<br />
<strong>der</strong> Flughafen eine Steigerung des Passagieraufkommens<br />
um 46,6% und weist somit die drittgrößte Steigerungsrate<br />
<strong>der</strong> großen Flughäfen in den deutschen Metropolregionen auf. Unterstrichen<br />
wird die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> für die internationale Luftfahrt<br />
dadurch, dass die größte Fluggesellschaft Europas, die Lufthansa<br />
AG, den Münchner Flughafen als eines seiner beiden<br />
Drehkreuze verwendet. Allerdings liegt <strong>der</strong> Flughafen München<br />
hinsichtlich einer möglichst schnellen Erreichbarkeit durch die<br />
Einwohner <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> knapp unter dem Bundesdurchschnitt: 75,2%<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-Bewohner können den Franz-Josef-Strauß Flughafen<br />
innerhalb von 60 Minuten erreichen (Durchschnitt sind 79,9%). 11<br />
Seite 15
Abbildung 3: Luftverkehrsknoten nach Passagieraufkommen<br />
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR (2008).<br />
München stellt darüber hinaus einen sehr bedeutsamen Verkehrsknotenpunkt<br />
im Schienenverkehr dar. Von den sechs innerdeutschen<br />
Nord-Süd-Verbindungen des ICE-Verkehrs führen fünf<br />
durch bzw. in wichtige Städte <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wie München, Augsburg<br />
und Ingolstadt. Bei den grenzüberschreitenden Fernverkehrsverbindungen<br />
spielt München vor allem für den Personenverkehr in<br />
die österreichischen Städte Wien und Innsbruck eine wichtige Rolle<br />
(jeweils eine ICE-Verbindung vorhanden). Zusätzlich wurde die<br />
Strecke Paris-Stuttgart, die durch den französischen Hochgeschwindigkeitszug<br />
TGV bedient wird, bis nach München ausge-<br />
Seite 16
12 Vgl. IKM-Monitoring 2008.<br />
dehnt. Im gesamten Personenverkehr wird für die <strong>EMM</strong> die höchste<br />
Wachstumsrate unter den deutschen Metropolregionen bis<br />
2025 prognostiziert (plus 20,3%). Unterdurchschnittlich schneidet<br />
die <strong>EMM</strong> allerdings in <strong>der</strong> Erreichbarkeit <strong>der</strong> Haltepunkte des<br />
Schienenfernverkehrs, da lediglich knapp 62% <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-<br />
Bewohner einen solchen innerhalb von 45 Minuten erreichen können<br />
(<strong>der</strong> Durchschnitt liegt bei 74,4%). 12<br />
2.2 Kennzahlen und die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong><br />
Schon zu Beginn dieses Kapitels wurde aufgezeigt, dass das regionale<br />
Umfeld wesentlich die Höhe und den Umfang des Impacts<br />
<strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen mitbestimmt. So fließen eine<br />
Vielzahl <strong>der</strong> im Folgenden dargestellten Kennzahlen bei <strong>der</strong> Input-<br />
Output-Analyse (vgl. Kapitel 4.1.3 sowie bei <strong>der</strong> Berechnung des<br />
regionalspezifischen Einkommensmultiplikators (vgl. Kapitel 4.1.4)<br />
ein.<br />
Seite 17
Donau-Ries<br />
3,2%<br />
Aichach-Friedberg<br />
Augsburg 3,7%<br />
3,9% Augsburg<br />
Dachau<br />
8,7%<br />
3,3%<br />
Kaufbeuren<br />
7,8%<br />
Ostallgäu<br />
3,9%<br />
Nürnberg<br />
Fürstenfeldbruck<br />
4,0%<br />
Landsberg am Lech<br />
3,8% Starnberg<br />
3,2%<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
3,8%<br />
Abbildung 4: Die regionalen Arbeitslosenquoten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Eichstätt<br />
2,3%<br />
Ingolstadt<br />
4,9%<br />
Neuburg-Schrobenhausen<br />
2,7%<br />
Pfaffenhofen a.d.Ilm<br />
3,0%<br />
München<br />
6,2%<br />
Freising<br />
3,5%<br />
München<br />
3,7%<br />
Erding<br />
2,7%<br />
Ebersberg<br />
3,1%<br />
Weilheim-Schongau<br />
Miesbach<br />
3,4%<br />
3,5%<br />
Bad Tölz-Wolfratshausen<br />
3,5%<br />
Landshut<br />
6,0%<br />
Landshut<br />
3,1%<br />
Rosenheim<br />
3,6%<br />
Rosenheim<br />
6,6%<br />
Mühldorf a.Inn<br />
5,1%<br />
Altötting<br />
4,7%<br />
Traunstein<br />
3,8%<br />
Rottal-Inn<br />
3,9%<br />
Arbeitslosenquote September 2009<br />
in %<br />
unrer 3%<br />
3,0% bis 3,5%<br />
3,5% bis 4,0%<br />
4,0% bis 6,0%<br />
über 6,0%<br />
Quelle: Prognos AG, 2009; nach Angaben <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit.<br />
Der Septemberwert wird durch saisonale Schwankungen <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit nur im<br />
sehr geringen Umfang beeinflusst, weshalb dieser Monat für eine repräsentative<br />
Darstellung gut geeignet ist.<br />
Die <strong>EMM</strong> ist wirtschaftlich sehr stark, dies wird auch durch die<br />
sehr geringe Arbeitslosigkeit deutlich. Wie Abbildung 4 zeigt, liegen<br />
die Arbeitslosenquoten in <strong>der</strong> gesamten <strong>EMM</strong> unter dem Bundesdurchschnitt:<br />
Regional differenziert sind die kreisfreien Städte<br />
weiterhin von höherer Arbeitslosigkeit geprägt. Hier reichen die<br />
Arbeitslosenquoten 4,9% bis 6,7%. In den Kreisen um Ingolstadt<br />
ist die Arbeitslosigkeit am niedrigsten. Hier besteht praktisch Vollbeschäftigung.<br />
Insgesamt beträgt die Arbeitslosigkeit in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
mit 4,6% nur etwas mehr als die Hälfte <strong>der</strong> bundesdeutschen Arbeitslosenquote.<br />
Die geringe Arbeitslosigkeit ist eng mit <strong>der</strong> wirtschaftlichen Stärke<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verbunden. Diese Stärke <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wird vor allem im<br />
Vergleich zu Bayern und Deutschland deutlich. In <strong>der</strong> folgenden<br />
Tabelle werden zentrale Kennzahlen dargestellt.<br />
Seite 18
Tabelle 1: Wirtschaftliche Rahmendaten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>, Bayern und<br />
Deutschland im Vergleich (2008)<br />
Deutschland Bayern <strong>EMM</strong><br />
Fläche in km² 357.104 70.551 24.094<br />
Bevölkerung (2008) 82.002.356 12.519.728 5.499.668<br />
Erwerbstätige (2008) 40.330.000 6.640.574<br />
6.640,57 2.963.707<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am<br />
Arbeitsort in Tsd. (2008)<br />
27.457.715 4.518.801 2.048.565<br />
Bruttowertschöpfung in Mio. EUR (2008) 2.235.120 398 954 199.868<br />
Arbeitslosenquote in % (09/2009) 8,0 4,8 4,6<br />
Gewerbeanmeldungen je 1.000<br />
Erwerbstätige (2007)<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,<br />
WZ 73 Forschung und Entwicklung (2008)<br />
Anteil <strong>der</strong> FuE-Beschäftigten nach WZ 73<br />
an den gesamten<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
21,3 21,8 25,0<br />
161.706 25.083 18.780<br />
0,59% 0,56% 0,92%<br />
Quelle: Prognos AG, 2009 auf Basis von Angaben <strong>der</strong> VGR <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, des Statistischen<br />
Landesamt Bayern und <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit. Stand 2009<br />
Die Bruttowertschöpfung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> lag im Jahr 2008 bei etwa<br />
200 Mrd. €, was in etwa <strong>der</strong> Hälfte Bayerns entspricht. Knapp 45%<br />
<strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten Bayerns arbeiten<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Die Bruttowertschöpfung je sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigten liegt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> mit 97.500 € ungefähr<br />
10.000 € über dem bayerischen Durchschnitt. Die Stadt und <strong>der</strong><br />
Kreis München tragen einen wesentlichen Teil zu dieser überdurchschnittlichen<br />
Wirtschaftkraft bei. Hier werden über 40% <strong>der</strong><br />
Bruttowertschöpfung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> generiert.<br />
Die hohe Bedeutung <strong>der</strong> Wissenschaft für die regionale Wirtschaft<br />
wird u.a. anhand <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
im Wirtschaftszweig 73 Forschung und Entwicklung deutlich.<br />
Im Vergleich zum Bundes- und zum bayerischen Durchschnitt ist<br />
<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten hier nahezu doppelt so hoch. Insgesamt<br />
arbeiten 18.780 Beschäftigte in diesem Wirtschaftszweig,<br />
was in etwa ¾ <strong>der</strong> bayerischen Beschäftigten und 11,6% <strong>der</strong> bundesdeutschen<br />
Beschäftigten im Wirtschaftszweig Forschung und<br />
Entwicklung entspricht.<br />
Einen genauen Überblick über die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> Region<br />
zeigt die folgende Abbildung:<br />
Seite 19
Abbildung 5: Die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
nach den 12 Produktionsbereichen im Jahr 2008<br />
Land- und<br />
Forstwirtschaft<br />
1%<br />
Öff. Sektor,<br />
Gesundheit,<br />
Entsorgung<br />
19%<br />
Kreditinst.,<br />
Immobilien,<br />
Unternehmens-<br />
dienstl.<br />
36%<br />
Bergbau,<br />
Energie,<br />
Wasser<br />
4%<br />
Mineralöl,<br />
chem.<br />
Erzeugnisse<br />
4%<br />
Handel,<br />
Reparaturen,<br />
Transport,<br />
Nachrichten<br />
15%<br />
Bau<br />
3%<br />
Metalle<br />
2%<br />
Quelle: VGRdL 2007 (erschienen 2009) und eigene Berechnungen Prognos AG<br />
Maschinen,<br />
Fahrzeuge,<br />
Elektrotechnik<br />
15%<br />
Textilien,<br />
Papier,<br />
Nahrung<br />
3%<br />
Nahrungsmittel,<br />
Nahrungsmitte<br />
l, Getränke,<br />
Tabak<br />
1%<br />
Die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> entspricht in etwa <strong>der</strong> des<br />
Freistaates Bayern. Überdurchschnittlich stark sind in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> die<br />
Wirtschaftszweige <strong>der</strong> Gruppe Kreditinstitute, Immobilien, Unternehmensdienstleistungen<br />
vertreten, in <strong>der</strong> auch viele forschungsintensive<br />
Dienstleister enthalten sind. Wie <strong>der</strong> gesamte Freistaat<br />
Bayern, so war auch die <strong>EMM</strong> in den letzten Jahren von einem<br />
starken Strukturwandel geprägt. Noch vor etwa vierzig Jahren<br />
dominierten die Landwirtschaft und das Produzierende Gewerbe<br />
die Region. Das BIP Bayerns lag 1970 mit 92% noch deutlich unter<br />
dem Bundesschnitt. 13 Der Aufholprozess gegenüber dem übrigen<br />
Deutschland, <strong>der</strong> schon in <strong>der</strong> Nachkriegszeit begonnen hatte,<br />
setzte sich weiter fort und verwandelte sich in den 1980ern in einen<br />
Überholprozess. Beson<strong>der</strong>s die ländlichen Regionen haben<br />
sich in den letzten 40 Jahren stark von einer agrar- und industrieorientierten<br />
Gesellschaft in eine Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft<br />
gewandelt. Wie in <strong>der</strong> obigen Abbildung deutlich wird,<br />
sind mittlerweile 2/3 <strong>der</strong> Wirtschaftsstruktur in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> dienstleistungsorientiert.<br />
13 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung sowie Buch: „Bayerns Boom im Bauernland“ von<br />
Michael Beer<br />
Seite 20
Laut <strong>der</strong> Gewerbeanzeigenstatistik liegt die Gründungsintensität<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> deutlich über <strong>der</strong> in Bayern und Deutschland. Je<br />
1.000 Erwerbstätige wurden im Jahr 2007 etwa 25 Gewerbe angemeldet,<br />
während die Quote bayernweit bei etwa 21,8 lag. Im<br />
Vergleich zum Bundesschnitt (21,3) liegt die Quote in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
(25,0) etwa 17,5% höher. 14<br />
Der Warenexport, welcher als Indikator für die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit dienen kann, hat in den letzten Jahrzehnten<br />
in Bayern 15 und somit auch in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> eine außerordentliche<br />
Dynamik erfahren. Die Warenexportquote Bayerns lag im Jahr<br />
2008 bei 35% und ist damit in Relation zu den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
recht hoch. Die Exportquote <strong>der</strong> Industrie liegt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
mit 50% vergleichsweise hoch. Industriezweige an<strong>der</strong>er deutscher<br />
Metropolregionen liegen zum Teil deutlich darunter. 16<br />
Stärken und Schwächen einer Region werden vor allem im Vergleich<br />
mit an<strong>der</strong>en Regionen deutlich. Daher soll bevor die Berechnung<br />
ökonomischer Effekte in Kapitel 4 und den anschließenden<br />
Kapiteln dargestellt wird, im folgenden Kapitel ein nationaler<br />
und europäischer Vergleich aufgezeigt werden.<br />
2.3 Der Wissenschafts- und Forschungsstandort<br />
<strong>EMM</strong> im nationalen und europäischen<br />
Vergleich<br />
2.3.1 Vergleich mit an<strong>der</strong>en Metropolregionen in<br />
Deutschland<br />
Alle elf europäischen Metropolregionen in Deutschland sind<br />
Schlüsselregionen für die ökonomische, soziale, kulturelle und<br />
technische Entwicklung des jeweiligen Landesteils. Auf <strong>der</strong> folgenden<br />
Karte sind diese Regionen verzeichnet. Schon allein die<br />
Lage lässt die Verschiedenheit <strong>der</strong> Metropolregionen deutlich werden.<br />
Sie unterscheiden sich erheblich in ihrer Größe, Bevölkerungsdichte<br />
und wirtschaftlichen Stärke.<br />
14 Die Gewerbeanzeigenstatistik liefert Informationen über die Zahl <strong>der</strong> Gewerbean- und -abmeldungen nach Wirtschaftsbereichen,<br />
Rechtsformen, Zahl <strong>der</strong> tätigen Personen und <strong>der</strong> regionalen Zuordnung. Davon ausgenommen<br />
bleiben die Urproduktion (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Garten- und Weinbau sowie Bergbau), die Freien<br />
Berufe sowie die Verwaltung eigenen Vermögens. Die Gewerbeanmeldungen umfassen die Neuerrichtung eines<br />
Betriebes (durch Neugründung o<strong>der</strong> Umwandlung, z. B. wegen Verschmelzung o<strong>der</strong> Spaltung), den Zuzug eines<br />
bereits bestehenden Betriebes aus dem Bereich einer an<strong>der</strong>en Gewerbemeldebehörde und die Übernahme eines<br />
bestehenden Betriebes wegen Rechtsformwechsels, Gesellschaftereintritts o<strong>der</strong> Erbfolge, Kauf o<strong>der</strong> Pacht.<br />
15 Zu den Warenexporten lassen sich nur Aussagen auf Landesebene treffen<br />
16 Vgl. Prognos AG 2009 nach Berechnungen des Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung<br />
Seite 21
Der Prognos-Zukunftsindex 17 ermöglicht es, die Vielgestaltigkeit<br />
<strong>der</strong> Metropolregionen vergleichbar zu machen und so eine Gesamtbewertung<br />
von Regionen hinsichtlich ihrer Zukunftschancen<br />
zu ermöglichen. Dieser Index wird aus 29 Indikatoren gebildet und<br />
umfasst die Themenbereiche "Wettbewerb & Innovation", "Demografie",<br />
"Arbeitsmarkt" sowie "Soziale Lage & Wohlstand". Ein Teil<br />
<strong>der</strong> Indikatoren umfasst dabei momentane Standortstärke und <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e Teil die Entwicklung <strong>der</strong> Region in den vergangenen Jahren.<br />
Wie die folgende Karte verdeutlicht, besitzt die <strong>EMM</strong> ausgezeichneten<br />
Zukunftschancen im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en deutschen<br />
Metropolregionen. Die <strong>EMM</strong> liegt mit einem Gesamtindex von 71,1<br />
deutlich vor <strong>der</strong> Metropolregion Stuttgart (58,3), die mit <strong>der</strong> Rhein-<br />
Main und Rhein-Neckar-Region ebenfalls hohe Zukunftschancen<br />
haben. Zukunftsrisiken bestehen vor allem in den Metropolregionen<br />
<strong>der</strong> neuen Bundeslän<strong>der</strong>.<br />
Abbildung 6: Ranking <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />
im Prognos Zukunftsatlas 2007<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
München -<strong>EMM</strong> (1)<br />
Stuttgart (2)<br />
Rhein-Main (3)<br />
Rhein-Neckar (4)<br />
Hamburg (5)<br />
Nürnberg (6)<br />
Rhein-Ruhr (7)<br />
HAN-BS-GÖT (8)<br />
HB-OL (9)<br />
Sachsendreieck (10)<br />
BE-BB (11)<br />
Gesamtindex 2007<br />
36,9<br />
31,9<br />
44,6<br />
41,6<br />
52,1<br />
51,1<br />
47,5<br />
58,3<br />
55,5<br />
54,7<br />
71,1<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Legende - Zukunftsfähigkeit<br />
Sehr hohe Zukunftschancen<br />
Ausgeglichener Chancen-Risiko-Mix<br />
Zukunftsrisiken<br />
17 Der Prognos Zukunftsatlas 2007 (auf Basis des Prognos-Zukunftsindex) gibt Auskunft über die Zukunftschancen<br />
<strong>der</strong> 439 Kreise und Kreisfreien Städte in Deutschland. Der aus 29 Indikatoren gebildete Zukunftsindex (Gesamtranking)<br />
zeigt dabei die regionale Verteilung <strong>der</strong> Zukunftschancen und –risiken innerhalb Deutschlands auf.<br />
Seite 22
Eine Basis dieser Stärke <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in so unterschiedlichen Themenbereichen<br />
bildet die Wirtschaftsstruktur. Eine starke Wirtschaft<br />
verbessert die Lage auf dem Arbeitsmarkt, die soziale Lage und<br />
den Wohlstand. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> hat sich ein breites Spektrum an<br />
Wachstumsbranchen und Zukunftstechnologien etabliert, wie<br />
<strong>der</strong> Prognos Zukunftsatlas 2009 zeigt. Dieser Atlas ermöglicht es<br />
Branchen zu identifizieren, von welchen beson<strong>der</strong>e Wachstumspotenziale<br />
erwartet werden können. Im Fokus stehen die Zukunftsfel<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft, die mindestens in den kommenden<br />
fünf bis zehn Jahren über stark steigende Wertschöpfungspotenziale<br />
verfügen und die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland<br />
wesentlich bestimmen werden. Dazu werden die auf Basis<br />
<strong>der</strong> Prognos World Reports 2009 als langfristig zukunftsfähig identifizierten<br />
Wachstumsbranchen analysiert.<br />
In <strong>der</strong> folgenden Tabelle wird <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten in diesen<br />
Zukunftsfel<strong>der</strong>n dargestellt. Wie deutlich wird, liegt die <strong>EMM</strong> in<br />
den Zukunftsfel<strong>der</strong>n Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
(IKT) 18 und Mess-, Steuer- und Regeltechnik (MSR) 19 an <strong>der</strong><br />
Spitze. Bei den IKT liegt nur die Region Rhein-Neckar etwa auf einem<br />
Niveau und in <strong>der</strong> MSR Rhein-Neckar und Rhein-Main. Auch<br />
beim Zukunftsfeld wissensintensive Dienstleistungen liegt die<br />
<strong>EMM</strong> im oberen Drittel.<br />
Unterdurchschnittlich ist die Anzahl sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigter lediglich in den Bereichen Gesundheitswirtschaft und<br />
Logistik. Insgesamt arbeiten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 32,5% <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigten in wichtigen Zukunftsfel<strong>der</strong>n. Über<br />
alle Zukunftsfel<strong>der</strong> im Vergleich liegt die <strong>EMM</strong> damit an Platz 2<br />
hinter Stuttgart (36,5%) und etwa auf einem Niveau wie die Metropolregionen<br />
Rhein-Neckar, Hannover-Braunschweig-Göttingen,<br />
o<strong>der</strong> Rhein-Main.<br />
18 Zum Zukunftsfeld IKT zählen nach <strong>der</strong> Wirtschaftszweig-Systematik 2003 folgenden Bereiche: WZ 30 (Herstellung<br />
von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und –einrichtungen), WZ 32 (Rundfunk- und Nachrichtentechnik),<br />
WZ 64.3 (Fernmeldedienste), WZ 72 (Datenverarbeitung und Datenbanken)<br />
19 Zum Zukunftsfeld MSR zählen nach <strong>der</strong> Wirtschaftszweig-Systematik 2003 folgenden Bereiche: WZ 33.2 (Herstellung<br />
von Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen)<br />
Seite 23
Tabelle 2: Wichtige Zukunftsfel<strong>der</strong> im Vergleich<br />
<strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />
- Anteil <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigten in dem jeweiligen Zukunftsfeld (2008)<br />
Wissensintensive<br />
DL<br />
Mess-,<br />
Steuer-,<br />
Regeltechnik<br />
(MSR)<br />
Maschinenbau<br />
Gesundheit<br />
DL<br />
Logistik<br />
Fahrzeugbau<br />
IKT<br />
Zukunftsfel<strong>der</strong><br />
gesamt<br />
Metropolregion Rhein-Neckar 4,6% 1,1% 4,8% 9,8% 1 4,3% 3,9% 3,9% 32,3%<br />
Metropolregion Hamburg 6,9% 0,5% 2,5% 7,8% 7,6% 1 2,5% 2,4% 30,1%<br />
Metropolregion Bremen-<br />
Oldenburg<br />
4,2% 0,7% 2,9% 7,5% 7,1% 4,5% 1,1% 27,9%<br />
Metropolregion Hannover-<br />
Braunschweig-Göttingen<br />
5,2% 0,4% 2,7% 8,5% 4,5% 7,8% 2,5% 31,5%<br />
Metropolregion Rhein-Main 7,6% 1 1,1% 2,5% 7,7% 7,2% 2,2% 2,8% 31,2%<br />
Metropolregion Rhein-Ruhr 6,5% 0,4% 3,1% 7,9% 5,4% 1,8% 2,3% 27,5%<br />
Metropolregion Nürnberg 4,1% 0,6% 4,7% 8,3% 4,2% 1,3% 2,3% 25,5%<br />
Metropolregion Berlin-<br />
Brandenburg<br />
3,5% 0,2% 1,6% 7,7% 6,5% 1,4% 1,1% 21,8%<br />
Metropolregion München 6,2% 1,2% 1 3,5% 7,7% 4,3% 5,6% 4,1% 1 32,5%<br />
Rang Metropolregion<br />
München<br />
1 = Rang 1<br />
Metropolregion Stuttgart 6,0% 0,9% 7,1% 1 6,7% 4,0% 8,4% 1 3,3% 36,5% 1<br />
Ausgaben und Beschäftigte für FuE<br />
4 1 4 7 7 3 1 2<br />
Quelle: Prognos AG, 2009, Anmerkung: Für die Metropolregion Sachsendreieck lagen keine<br />
vollständigen Daten vor.<br />
Die <strong>EMM</strong> besitzt eine sehr starke Wirtschaftsstruktur. Ein hoher<br />
Anteil von Beschäftigten arbeitet in Zukunftsfel<strong>der</strong>n. Hierdurch<br />
grenzt sich die <strong>EMM</strong> deutlich von an<strong>der</strong>en Metropolregionen ab.<br />
Unterschiede bestehen vor allem hinsichtlich <strong>der</strong> Bedeutung von<br />
Forschung und Entwicklung, wie in den folgenden Kapiteln dargestellt<br />
wird.<br />
Spitzenreiter <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen bei den internen<br />
Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2005 sind Stuttgart (6,8<br />
Milliarden Euro) und die <strong>EMM</strong> (6,4 Milliarden Euro), wie in <strong>der</strong> folgenden<br />
Tabelle deutlich wird. Zusammengenommen entfällt auf<br />
diese zwei genannten Metropolregionen ein Anteil von 42% an<br />
den Ausgaben in allen deutschen Metropolregionen (insgesamt<br />
31,6 Milliarden Euro). Die elf Metropolregionen insgesamt verzeichnen<br />
zusammen einen Anteil von 82,4% an den gesamtdeutschen<br />
internen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (38,4<br />
Milliarden Euro). Im Vergleich <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />
sind die internen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in<br />
Bremen-Oldenburg (397,7 Millionen Euro), Hamburg (1,1 Milliarden<br />
Euro) und dem Sachsendreieck (1,2 Milliarden Euro) am niedrigsten.<br />
Seite 24
Metropolregion<br />
Tabelle 3: FuE Beschäftigte im Vergleich<br />
<strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />
interne Ausgaben<br />
für FuE 2005<br />
in 1000 €<br />
FuE Beschäftigte<br />
Wirtschaft in<br />
Vollzeitäquivalenten<br />
2008<br />
Dynamik FuE-<br />
Beschäftigung<br />
2003-2008 in %-<br />
Pkt.<br />
Metropolregion Bremen-Oldenburg 397.656 3.522 -0,09%<br />
Metropolregion Hamburg 1.098.227 6.475 -0,13%<br />
Metropolregion Berlin-Brandenburg 1.597.417 13.199 -0,06%<br />
Metropolregion Sachsendreieck 1.214.422 14.232 0,05%<br />
Metropolregion Nürnberg 1.494.084 14.392 -0,05%<br />
Metropolregion Rhein-Neckar 2.095.980 17.435 -0,14%<br />
Metropolregion Hannover-<br />
Braunschweig-Göttingen 2.509.971 20.782 0,02%<br />
Metropolregion Rhein-Ruhr 3.659.715 29.200 0,02%<br />
Metropolregion Rhein-Main 4.189.242 32.581 0,03%<br />
Metropolregion Stuttgart 6.822.686 51.590 0,38%<br />
Metropolregion München 6.403.150 55.679 0,17%<br />
Rang Metropolregion München 2 1 2<br />
Quelle: Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG, 2009<br />
nach Daten des Stifterverband Wissenschaftsstatistik<br />
Auch bei <strong>der</strong> Anzahl von FuE- Beschäftigten verfügen die <strong>EMM</strong><br />
mit 55.679 Beschäftigten und Stuttgart mit 51.590 Beschäftigten<br />
über das meiste Personal für Forschung und Entwicklung. An dritter<br />
Stelle folgt die Metropolregion Rhein-Main mit knapp 32.581<br />
Beschäftigten. Schlusslichter in diesem Vergleich sind Hamburg<br />
mit knapp 6.475 Beschäftigte) sowie wie<strong>der</strong> Bremen/Oldenburg<br />
mit rund 3.500 Beschäftigten. Setzt man diese Größen zueinan<strong>der</strong><br />
ins Verhältnis so wird die Größe von <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und Stuttgart erst<br />
recht deutlich: In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> arbeiten ca. 15-mal so viele FuE Beschäftigte<br />
wie in Bremen/Oldenburg und fast 9-mal so viele wie in<br />
Hamburg. Auch <strong>der</strong> Niveauunterschied zu <strong>der</strong> – in diesem Vergleich<br />
– drittstärksten Metropolregion Rhein-Main ist enorm.<br />
Stuttgart und München grenzen sich von den übrigen Metropolregionen<br />
nicht nur hinsichtlich ihrer Größe in diesem Bereich ab.<br />
Auch die Entwicklung verlief hier deutlich besser als in den an<strong>der</strong>en<br />
Metropolregionen. Insgesamt fällt auf, dass es in den Metropolregionen<br />
mit höheren FuE-Beschäftigtenzahlen überhaupt ein<br />
Wachstum gab. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> lag dieses bei 0,17%. In vielen an<strong>der</strong>en<br />
Metropolregionen so etwa in Hamburg, Bremen-Oldenburg<br />
sowie Berlin-Brandenburg ist die Anzahl <strong>der</strong> FuE-Beschäftigten<br />
sogar zurückgegangen.<br />
Seite 25
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Beschäftigte für FuE<br />
Metropolregion<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lässt sich<br />
gut über die Wirtschaftszweige Forschung und Entwicklung (WZ<br />
73) und Hochschulen plus Bildungseinrichtungen (WZ 80.3) erfassen.<br />
In <strong>der</strong> folgenden Tabelle wird <strong>der</strong> Anteil von Beschäftigten<br />
aus meist öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen so etwa<br />
Hochschulen und Bildungseinrichtungen (WZ 80.3) als auch Beschäftigten<br />
im Wirtschaftzweig Forschung und Entwicklung (WZ<br />
73) den FuE-Beschäftigten in <strong>der</strong> Wirtschaft gegenübergestellt. In<br />
<strong>der</strong> folgenden Tabelle wird – trotz regionaler Unterschiede – ein<br />
Zusammenhang zwischen dem Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler und dem FuE-Personal in <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
deutlich. Die <strong>EMM</strong> und Stuttgart nehmen auch hier wie<strong>der</strong> Spitzenplätze<br />
ein.<br />
Tabelle 4: Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler und <strong>der</strong> FuE-Beschäftigten<br />
an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
gesamt (2008)<br />
Forschung<br />
und<br />
Entwicklung<br />
(2008, WZ 73)<br />
Hochschulen<br />
plus<br />
Bildungseinr.<br />
(2008, WZ 80.3)<br />
FuE-<br />
Beschäftigte<br />
Wirtschaft<br />
Metropolregion Hamburg 0,5% 0,4% 0,5%<br />
Metropolregion Bremen-<br />
Oldenburg<br />
Metropolregion<br />
Sachsendreieck<br />
Metropolregion Berlin-<br />
Brandenburg<br />
0,3% 0,4% 0,5%<br />
0,7% 1,3% 0,6%<br />
1,1% 1,3% 0,7%<br />
Metropolregion Rhein-Ruhr 0,4% 0,9% 0,8%<br />
Metropolregion Nürnberg 0,3% 0,8% 1,1%<br />
Metropolregion Rhein-Main 1,0% 1,0% 1,6%<br />
Metropolregion Hannover-<br />
Braunschweig-Göttingen<br />
Metropolregion Rhein-<br />
Neckar<br />
0,7% 1,2% 1,6%<br />
0,8% 0,8% 2,2%<br />
Metropolregion München 0,9% 0,8% 2,6%<br />
Metropolregion Stuttgart 0,3% 0,8% 3,2%<br />
Anteil Wissenschaftler und FuE-Personal<br />
in Wirtschaft auf niedrigen Niveau<br />
Anteil Wissenschaftler und FuE-Personal<br />
in Wirtschaft auf mittleren Niveau<br />
Anteil Wissenschaftler und FuE-Personal<br />
in Wirtschaft auf hohem Niveau<br />
Quelle: Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG, 2009 nach Daten <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit und<br />
des Stifterverband Wissenschaftsstatistik<br />
Forschungseinrichtungen, Son<strong>der</strong>forschungsbereiche und <strong>Studie</strong>rende<br />
208 von <strong>der</strong>zeit 256 Großforschungseinrichtungen in Deutschland<br />
liegen innerhalb einer Metropolregion. Damit befinden sich rund<br />
81% <strong>der</strong> Großforschungseinrichtungen in Metropolregionen. Die<br />
größte Zahl entfällt dabei auf die Regionen Sachsendreieck mit 47<br />
Einrichtungen, Berlin/Brandenburg mit 42 Einrichtungen und<br />
Seite 26
Rhein-Ruhr mit 30 Einrichtungen. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> gibt es 20 Großforschungseinrichtungen.<br />
Auch bei diesem Kriterium befindet sich die<br />
<strong>EMM</strong> also im oberen Drittel <strong>der</strong> Metropolregionen.<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Tabelle <strong>Studie</strong>renden 5: Forschungseinrichtungen, ist in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> rückläufig Son<strong>der</strong>forschungsbereiche<br />
und <strong>Studie</strong>rende im Vergleich<br />
Großforschungseinrichtungen<br />
2008<br />
universitäre<br />
Son<strong>der</strong>forschungsbereiche<br />
2008<br />
Excellenz-<br />
Initiative 1. und<br />
2. Runde<br />
Anzahl<br />
Bewilligungen<br />
in allen drei<br />
För<strong>der</strong>linien<br />
<strong>Studie</strong>rende<br />
an<br />
Hochschulen<br />
insgesamt<br />
2006<br />
<strong>Studie</strong>rende<br />
an<br />
Hochschulen<br />
je 1000 Einw.<br />
2006<br />
<strong>Studie</strong>rende<br />
an<br />
Hochschulen<br />
Entwicklung<br />
1997 bis 2006<br />
Metropolregion Hamburg 10 6 1 86.027 20,1 9,2<br />
Metropolregion Bremen-Oldenburg 6 4 3 51.145 21,5 15,6<br />
Metropolregion Sachsendreieck 47 1 17 4 194.903 28 51,9<br />
Metropolregion Berlin-Brandenburg 42 27 12 1 175.176 29,4 10<br />
Metropolregion Rhein-Ruhr 30 28 1 5 319.154 1 27,8 -10,2<br />
Metropolregion Nürnberg 4 14 4 89.504 25,5 18,1<br />
Metropolregion Rhein-Main 13 18 7 168.093 30,5 1 12,6<br />
Metropolregion Hannover-<br />
Braunschweig-Göttingen<br />
16 17 6 95.362 24,4 -10,1<br />
Metropolregion Rhein-Neckar 8 9 7 64.866 27,5 6,9<br />
Metropolregion München 20 17 9 124.035 23,8 -4,3<br />
Metropolregion Stuttgart 12 11 3 97.256 18,4 25,2<br />
Rang Metropolregion München 4 4 2 5 8 9<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
1 = Rang 1<br />
Ein ähnliches Bild gibt es bei den Son<strong>der</strong>forschungsbereichen.<br />
Auch hier liegt die <strong>EMM</strong> an vierter Stelle. Rhein-Ruhr und Berlin-<br />
Brandenburg belegen hier mit 28 beziehungsweise 27 Son<strong>der</strong>forschungseinrichtungen<br />
Spitzenpositionen. Eine Spitzenposition<br />
nimmt die <strong>EMM</strong> bei <strong>der</strong> Anzahl von Bewilligungen im Rahmen <strong>der</strong><br />
Exzellenz-Initiative <strong>der</strong> Bundesregierung ein. Hier liegt die <strong>EMM</strong><br />
mit 9 Bewilligungen an zweiter Stelle hinter Berlin-Brandenburg.<br />
Bei <strong>der</strong> Anzahl von <strong>Studie</strong>renden fällt die <strong>EMM</strong> deutlich hinter an<strong>der</strong>e<br />
Metropolregionen zurück. Hierbei muss allerdings berücksichtigt<br />
werden, dass diese Größe nur etwas über die Quantität<br />
nicht etwas über die Qualität <strong>der</strong> Lehre aussagt. Die Effekte <strong>der</strong><br />
Lehre und eine Bewertung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Lehre erfolgt in Kapitel<br />
7. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> waren im Jahr 2006 124.035 <strong>Studie</strong>rende an 29<br />
Hochschulen immatrikuliert. Damit liegt die <strong>EMM</strong> im Vergleich mit<br />
an<strong>der</strong>en Metropolregionen im Mittelfeld. Berlin-Brandenburg<br />
(175.176), das Sachsendreieck (194.903) und Rhein-Ruhr<br />
(319.154) haben deutlich höhere <strong>Studie</strong>rendenzahlen. Setzt man<br />
die Anzahl <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden ins Verhältnis zu den Einwohnern,<br />
dann rutscht die <strong>EMM</strong> weiter ab. Der Anteil von <strong>Studie</strong>renden an<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung (je 1.000 Einwohner) ist in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 23,8. Diese<br />
1<br />
Seite 27<br />
2
Patentanmeldungen<br />
sogenannte <strong>Studie</strong>rendendichte liegt damit leicht unter dem Bundesdurchschnitt<br />
(24,0 <strong>Studie</strong>rende je 1.000 Einwohner) und dem<br />
Durchschnitt in den Metropolregionen Deutschlands (25,6 <strong>Studie</strong>rende<br />
je 1.000 Einwohner).<br />
Die <strong>Studie</strong>rendendichte hat sich seit 1997 weiter verringert, da die<br />
<strong>Studie</strong>rendenzahl im Zeitraum von 1997 bis 2006 um 4,3% zurückgegangen<br />
ist. Nur in den Regionen Rhein-Ruhr und Hannover<br />
war die Entwicklung ebenfalls rückläufig. Die größten Zuwächse in<br />
den letzten Jahren verzeichneten das Sachsendreieck (51,9%)<br />
und Stuttgart (25,2%).<br />
Patentanmeldungen sind ein leistungsstarker Indikator für die<br />
Messung von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in einer<br />
Region. Die Validität dieses Indikators wird in Kapitel 8.2 noch<br />
ausführlich dargestellt und diskutiert. Mit diesem Blick auf die sogenannte<br />
Patentanmeldungsdichte zeigt sich auch hier ein Süd-<br />
Nord-Gefälle im Vergleich <strong>der</strong> Metropolregionen. So wurden im<br />
Zeitraum von 2000 – 2005 bezogen auf die Einwohner einer Region<br />
in Stuttgart 729,7 Patente pro 100.000 Einwohner angemeldet<br />
und in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 646,4 Patente pro 100.000 Einwohner. Beide Metropolregionen<br />
liegen damit weit über dem Durchschnitt aller deutschen<br />
Metropolregionen (336,3) und dem Bundesdurchschnitt<br />
(315,9). Die wenigsten Patente – gemessen an den Einwohnern –<br />
wurden in Bremen-Oldenburg (118,6) und im Sachsendreieck<br />
(155,7) angemeldet.<br />
Seite 28
Metropolregion<br />
Tabelle 6: Patentanmeldungen <strong>der</strong><br />
Metropolregionen im Vergleich<br />
Patentanmeldungen<br />
2000-2005 je 100.000<br />
Einwohner 2005<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
Patentanmeldungen<br />
1995/2000 bis<br />
2000/2005 in %<br />
Metropolregion Bremen-Oldenburg 118,6 -15,10%<br />
Metropolregion Sachsendreieck 155,7 89,60%<br />
Metropolregion Berlin-Brandenburg 159,7 12,20%<br />
Metropolregion Hamburg 196,9 29,20%<br />
Metropolregion Rhein-Ruhr 258,8 17,70%<br />
Metropolregion Hannover-<br />
Braunschweig-Göttingen 339,3 47,20%<br />
Metropolregion Rhein-Main 378,1 4,10%<br />
Metropolregion Nürnberg 431,7 25,50%<br />
Metropolregion Rhein-Neckar 460,3 101,00%<br />
Metropolregion München 646,4 41,30%<br />
Metropolregion Stuttgart 729,7 29,00%<br />
Rang Metropolregion München 2 4<br />
Quelle: Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG, 2009 nach Patentstatistik<br />
Vergleicht man die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Patentanmeldungen im Zeitraum<br />
2000 – 2005 mit denen im Zeitraum von 1995 – 2000, so ist<br />
in den meisten Metropolregionen ein Anstieg festzustellen. Beson<strong>der</strong>s<br />
ausgeprägt war dieser in den Regionen Rhein-Neckar<br />
(101,0%) und im Sachsendreieck (89,6%).<br />
Die <strong>EMM</strong> liegt mit 41,3% an vierter Stelle und damit über dem<br />
durchschnittlichen Zuwachs <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />
(31,3%) und über dem Bundesdurchschnitt (25,3%).<br />
Die <strong>EMM</strong> und die Metropolregion Stuttgart grenzen sich gerade<br />
bei Kernindikatoren <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit von Forschung und<br />
Entwicklung auf nationaler Ebene deutlich von den übrigen Metropolregionen<br />
ab. Diese beiden Regionen zählen zu den wichtigsten<br />
Forschungsstandorten in Deutschland. Im folgenden Kapitel erfolgt<br />
eine Einordnung dieses Standortes auf europäischer Ebene.<br />
2.3.2 Vergleich auf europäischer Ebene<br />
Die Metropolregionen Europas sind im Netzwerk <strong>der</strong> europäischen<br />
Ballungs- und Großräume METREX organisiert. Laut dem Netzwerk<br />
gibt es im erweiterten Europa etwa 120 Ballungs- und Großräume,<br />
die Oberzentren des wirtschaftlichen und sozialen Lebens<br />
Seite 29
sind. 60% <strong>der</strong> europäischen Bevölkerung lebt und arbeitet in diesen<br />
Ballungszentren. 20<br />
Für die im METREX organisierten europäischen Metropolregionen<br />
gibt es keine aggregierten Daten zu Wissens- und Innovationsindikatoren<br />
bei Eurostat. Detaillierte regionale Daten liegen auf europäischer<br />
Ebene für die NUTS 2 Regionen vor. In Deutschland entspricht<br />
diese Ebene den Regierungsbezirken. Daten auf Kreisebene<br />
(NUTS 3 Regionen) sind kaum vorhanden. Um die Vergleichbarkeit<br />
<strong>der</strong> Daten auf europäischer Ebene zu gewährleisten, werden<br />
daher die NUTS 2 Regionen hinsichtlich verschiedener Wissens-<br />
und Innovationsindikatoren verglichen. Die <strong>EMM</strong> wird dabei<br />
extra ausgewiesen und anhand des Anteils <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Regierungsbezirke (Oberbayern, Nie<strong>der</strong>bayern<br />
und Schwaben) an <strong>der</strong> gesamten <strong>EMM</strong> gewichtet. Dieser beträgt<br />
im Jahr 2007 im Einzelnen:<br />
Oberbayern erwirtschaftet 81,8% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 21<br />
Nie<strong>der</strong>bayern erwirtschaftet 4,6% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Schwaben erwirtschaftet 13,6% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Schon im letzten Kapitel wurde deutlich, dass sich die Metropolregionen<br />
in Deutschland erheblich hinsichtlich Größe, Bevölkerung<br />
und wirtschaftlicher Stärke unterscheiden. Die regionalen Unterschiede<br />
nehmen auf europäischer Ebene noch deutlich zu. In <strong>der</strong><br />
folgenden Tabelle werden die NUTS 2-Regionen in Europa anhand<br />
ihrer wirtschaftlichen Stärke aufgelistet (BIP je Einwohner).<br />
Die NUTS 2 Region mit dem höchsten BIP je Einwohnen ist Inner<br />
London mit fast 90.000 €. Mit deutlichem Abstand folgen dann Luxemburg<br />
(71.775 €), Brüssel (59.412 €) und Kopenhagen (50.634<br />
€).<br />
Hamburg ist die Region auf NUTS 2-Ebene in Deutschland mit<br />
dem höchsten BIP je Einwohner (knapp 50.000 €). Die <strong>EMM</strong><br />
kommt auf einen Wert von 38.732 € und liegt damit unter den Top<br />
10-Prozent <strong>der</strong> betrachteten NUTS 2-Regionen. Vor allem <strong>der</strong><br />
sehr hohe Wert <strong>der</strong> Stadt München (48.568 €) trägt zu dieser guten<br />
Platzierung bei. Noch besser schneidet die <strong>EMM</strong> bei Indikatoren<br />
für Wissenschaft und Forschung ab.<br />
20 Siehe http://www.eurometrex.org/<br />
21 Die Stadt München erwirtschaftet 27,2% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Seite 30
Rang NUTS 2 Region<br />
Tabelle 7: Elementardaten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und <strong>der</strong><br />
Top 10 Regionen auf NUTS 2-Ebene<br />
(sortiert nach dem BIP pro Einwohner)<br />
BIP je<br />
Einwohner<br />
Bevölkerung Fläche<br />
1. Inner London 89.306 3.000.800 320,5<br />
2. Luxemburg (Grand-Duché) 71.775 262.600 4440<br />
3.<br />
Région de Bruxelles-Capitale/Brussels<br />
Hoofdstedelijk Gewest<br />
59.412 1.039.900 161<br />
4. Hovedstaden (Kopenhagen) 50.634 1.641.300 2.561<br />
5. Hamburg 48.622 1.762.400 755,3<br />
6. Stockholm 47.127 1.933.800 6.789,2<br />
7. Southern and Eastern (Irland) 46.124 3.190.400 36.544,8<br />
8. Île de France 44.169 11.574.400 12.012,3<br />
9. Groningen 43.819 573.500 2.967,9<br />
10. Berkshire, Bucks and Oxfordshire 43.614 2.180.500 5741,5<br />
…<br />
12. Oberbayern (81,8% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>) 40.892 4.258.700 17.530<br />
18. <strong>EMM</strong> 38.723 5.500.000 24.094<br />
62. Schwaben (4,6% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>) 29.450 1.787.800 9.992<br />
87. Nie<strong>der</strong>bayern (13,6% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>) 27.650 1.195.400 10.330<br />
Quelle: Prognos AG, 2009 nach Berechnungen von Eurostat,<br />
Daten zu 275 NUTS 2 Regionen vorhanden.<br />
Beim Anteil von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an<br />
den gesamten Beschäftigten nehmen die norwegischen Regionen<br />
Trondheim (3,16%) und Oslo (2,82%) in Europa die Spitzenplätze<br />
ein. Auch die <strong>EMM</strong> liegt mit knapp 2% unter den Top-Ten Europas.<br />
Vor allem die Region Oberbayern trägt mit Rang 8 aller betrachteten<br />
NUTS 2 Regionen in Europa zu diesem positiven Befund<br />
bei. Schwaben (62) und Nie<strong>der</strong>bayern (87) rangieren weit<br />
dahinter.<br />
Bei den Beschäftigten in High-Tech-Branchen liegt die <strong>EMM</strong> mit<br />
knapp 7,5% an Position 15. Hier ist neben den drei britischen Regionen<br />
Oxford, Hamshire und Bedfordshire, Stockholm führend.<br />
Die Oberpfalz ist mit 8,14% Beschäftigten in High-Tech-Branchen<br />
die führende Region in Deutschlands.<br />
Seite 31
Rang NUTS 2 Region<br />
Tabelle 8: Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler und Beschäftigten in High-Tech-<br />
Branchen an allen Beschäftigten<br />
- Top 10 Regionen auf NUTS 2-Ebene<br />
Anteil <strong>der</strong><br />
Wissenschaftler<br />
an allen<br />
Beschäftigten<br />
1. Trøndelag (Trondheim) 3,16%<br />
2. Oslo og Akershus 2,81%<br />
3. Praha 2,67%<br />
4. Bratislavský kraj 2,58%<br />
5. Pohjois-Suomi (Finnland) 2,54%<br />
6. Région de Bruxelles-Capitale 2,51%<br />
7. Island 2,39%<br />
8. Oberbayern 2,31%<br />
9. Etelä-Suomi (Finnland) 2,28%<br />
10. <strong>EMM</strong> 1,97%<br />
11. Stuttgart 1,89%<br />
…<br />
62. Schwaben 0,43%<br />
87. Nie<strong>der</strong>bayern 0,50%<br />
Rang NUTS 2 Region<br />
Anteil <strong>der</strong><br />
Beschäftigten<br />
in High-Tech-<br />
Branchen<br />
1. Berkshire, Bucks and Oxfordshire 10,70%<br />
2. Stockholm 9,28%<br />
3. Hampshire and Isle of Wight 8,46%<br />
4. Bedfordshire, Hertfordshire 8,35%<br />
5. Közép-Magyarország 8,16%<br />
6. Oberpfalz 8,14%<br />
7. Etelä-Suomi 8,14%<br />
8. Oberbayern 8,13%<br />
9. Espace Mittelland 7,94%<br />
10. Oslo og Akershus 7,85%<br />
…<br />
15. <strong>EMM</strong> 7,51%<br />
79. Schwaben 4,91%<br />
126. Nie<strong>der</strong>bayern 4,13%<br />
Quelle: Prognos AG, 2009 nach Berechnungen von Eurostat,<br />
Daten zu 274 NUTS 2 Regionen vorhanden.<br />
2.4 Fazit<br />
In diesem Kapitel ist deutlich geworden, dass die <strong>EMM</strong> ein wirtschaftlich<br />
sehr starker Standort mit einem hohen Anteil von Beschäftigten<br />
in Zukunftsfel<strong>der</strong>n ist. Noch stärker wäre die Konzentration,<br />
würde man nur das Stadtgebiet betrachten. Diese wirtschaftliche<br />
Stärke und Wirtschaftsstruktur führt, wie im weiteren<br />
Verlauf <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> deutlich werden wird, zu höheren indirekten Effekte<br />
bei <strong>der</strong> Input-Output-Analyse (vgl. Kapitel 4.1.3) sowie zu einem<br />
hohen regionalspezifischen Einkommensmultiplikators (vgl.<br />
Kapitel 4.1.4).<br />
Viele Fakten machen die herausragende Stellung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> als<br />
Wissenschafts- und Forschungsstandort deutlich. Zwischen 2000<br />
und 2005 weist die <strong>EMM</strong> mit 646,4 bundesweit die zweithöchste<br />
Anzahl an Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner nach <strong>der</strong><br />
Region Stuttgart (729,7) auf und liegt damit fast doppelt so hoch<br />
wie <strong>der</strong> Bundesdurchschnitt (336,3). Mit ebenso großem Abstand<br />
hebt sich die <strong>EMM</strong> bei <strong>der</strong> Anzahl des FuE-Personals insgesamt<br />
von fast allen an<strong>der</strong>en Regionen in Deutschland ab: während im<br />
bundesweiten Mittel pro 1000 Erwerbstätige lediglich 8,8 Personen<br />
im FuE-Bereich tätig sind, sind es in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 18,2. Nur die Region<br />
Stuttgart liegt mit 18,7 wie<strong>der</strong>um geringfügig höher. Die hohe<br />
Seite 32
Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wird durch die<br />
Beschäftigungszahlen in den Spitzentechnologiesektoren untermauert.<br />
So arbeiteten 2007 in <strong>der</strong> Region München 165.170<br />
Erwerbstätige in Gewerbe und wissensintensiven Dienstleistungen<br />
mit hohem Technologieniveau.<br />
Neben <strong>der</strong> Fähigkeit, Wissen zu schaffen und neues Wissen in innovative<br />
Problemlösungen einzubringen, leisten die Forschungseinrichtungen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> auch einen erheblichen Beitrag zur Entscheidungs-<br />
und Kontrollfunktion <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. So kann am Beispiel<br />
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt die beson<strong>der</strong>e<br />
Relevanz des Standortes <strong>EMM</strong> für die Planung, das Management<br />
und die technische Durchführung internationaler Weltraummissionen<br />
demonstriert werden. Ein erheblicher Anteil <strong>der</strong> Managementkompetenzen<br />
des deutschen Forschungssystems ist ebenfalls in<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> versammelt, so die Zentrale <strong>der</strong> Fraunhofer-<br />
Gesellschaft, wie auch die Administrations- und Verwertungsbereiche<br />
und Zentrale <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft.<br />
Die <strong>EMM</strong> ist einer <strong>der</strong> wichtigsten Wissenschafts- und Forschungsstandorte<br />
in Deutschland und Europa. Auch wenn nicht<br />
immer eine Top-Position erreicht werden kann, zeigen die einzelnen<br />
Vergleiche, dass es eine <strong>der</strong> wesentlichen und herausragenden<br />
Eigenschaften <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist, in vielen, o<strong>der</strong> sogar den meisten<br />
Fel<strong>der</strong>n gut aufgestellt zu sein. Die berühmte Münchner Mischung<br />
bei den Unternehmen, die Münchens Wirtschaft auf viele Beine<br />
stellt und damit robust macht, gibt es in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> auch in <strong>der</strong> Wissenschaft.<br />
Seite 33
3 Die Europäische Metropolregion<br />
München als Forschungsstandort<br />
Die große Dichte und die beson<strong>der</strong>e Diversität von Forschungseinrichtungen<br />
in <strong>der</strong> Europäischen Metropolregion München zeichnen<br />
den Standort in <strong>der</strong> europäischen Forschungslandschaft aus. Diese<br />
Stärke verdankt die <strong>EMM</strong> vor allem <strong>der</strong> hohen Anzahl von Forschungseinrichtungen<br />
in München. Rund die Hälfte <strong>der</strong> bayerischen<br />
Hochschulen liegen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>, und allein an den größten<br />
drei Hochschulen Münchens – <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München, <strong>der</strong> Technischen Universität München und <strong>der</strong> Hochschule<br />
München – sind über 30% aller bayerischen <strong>Studie</strong>renden<br />
eingeschrieben. 22 Neben Universitäten und Hochschulen für angewandte<br />
Wissenschaften sind in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zahlreiche außeruniversitäre<br />
Forschungsorganisationen präsent – sowohl mit zahlreichen<br />
Forschungsinstituten als auch mit ihren Hauptstellen und<br />
zentralen Einrichtungen. So betreibt die Fraunhofer-Gesellschaft,<br />
Europas größte Organisation für angewandte Forschung, in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> neben ihrer Zentrale in München vier Forschungsinstitute.<br />
Die Max-Planck-Gesellschaft, <strong>der</strong>en Institute zur globalen Elite <strong>der</strong><br />
Grundlagenforschung zählen, ist mit elf Einzelinstituten (in ganz<br />
Bayern sind es zwölf), ihrem Verwaltungssitz, sowie ihrer Patentverwertungsagentur<br />
Garching Innovation in <strong>der</strong> Metropolregion<br />
vertreten. Die Helmholtz-Gemeinschaft forscht innerhalb Bayerns<br />
ebenfalls im Großraum München, wie auch die Leibniz-<br />
Gemeinschaft, <strong>der</strong>en drei bayerischen Institute in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angesiedelt<br />
sind. 23 Die Stadt München ist damit deutlich erkennbar das<br />
Zentrum <strong>der</strong> Wissenschaftsregion <strong>EMM</strong>.<br />
Wie bereits in Kapitel 2.1.1 deutlich wurde, ist die <strong>EMM</strong> als Metropolregion<br />
hinsichtlich ihrer Innovations- und Wettbewerbsfunktion<br />
sehr gut aufgestellt. In diesem Kapitel wird anhand von Beispielen<br />
aufgezeigt, durch welche Institutionen und institutionellen Verbünde<br />
und in welchen Wissensgebieten die <strong>EMM</strong> Wissen generiert,<br />
und welche Impulse von <strong>der</strong> Region in die internationale Forschungslandschaft<br />
ausgehen.<br />
Dazu wird im Abschnitt 3.1 zunächst eine Auswahl von „Key<br />
Playern“ aus dem Bereich <strong>der</strong> Universitäten, Hochschulen für angewandte<br />
Wissenschaften und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in den Blick genommen. Anhand ihrer institutionellen<br />
Hintergründe, ihrer Größencharakteristika, ihrer fachlichen<br />
Profile und ihrer Leistungen wird ihre jeweilige Bedeutung<br />
22 Die Zahlen wurden aus den Angaben des Statistischen Bundesamtes, <strong>der</strong> angegebenen Hochschulen sowie <strong>der</strong><br />
Bayerischen Staatsregierung errechnet.<br />
23 Vgl. die Angaben auf den Webseiten <strong>der</strong> jeweiligen Einrichtung<br />
Seite 34
und Positionierung in <strong>der</strong> Forschungslandschaft <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verdeutlicht.<br />
Zur Abschätzung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Exzellenz <strong>der</strong> Forschungseinrichtungen<br />
wird dabei auch auf Kriterien wie erfolgreiche<br />
Mitteleinwerbungen, Ergebnisse von Forschungsrankings,<br />
sowie auf Auszeichnungen wie Nobelpreise und Auszeichnungen<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Exzellenzinitiative eingegangen.<br />
Im darauf folgenden Kapitel 3.2 werden die herausragenden Forschungsgebiete<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> vorgestellt. Ziel ist es deutlich zu machen,<br />
in welchen Fachgebieten und durch welche konkreten Aktivitäten<br />
von Forschungsverbünden die <strong>EMM</strong> zu herausragen<strong>der</strong> Forschung<br />
beiträgt. Dabei wird zum einen auf die durch die Prognos<br />
AG durchgeführte schriftliche Befragung von Forschungsakteuren<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zurückgegriffen, zum an<strong>der</strong>en werden erfolgreiche Mitteleinwerbungen<br />
sowie einzelne, überwiegend im Rahmen <strong>der</strong> Exzellenzinitiative<br />
ausgezeichnete Forschungscluster vorgestellt.<br />
3.1 Charakterisierung ausgewählter Wissenschafts-<br />
und Forschungseinrichtungen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
3.1.1 Universitäten<br />
Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) wurde als erste<br />
Universität Bayerns im Jahr 1472 mit vier Fakultäten in Ingolstadt<br />
gegründet und 1826 durch König Ludwig I. nach München<br />
geholt. Heute umfasst die LMU 18 Fakultäten, an denen rund<br />
4.000 Wissenschaftler/-innen forschen bzw. lehren und stellt mit<br />
knapp 45.000 <strong>Studie</strong>renden bei einem Gesamtbudget von 380<br />
Mio. € 24 die größte Hochschule Bayerns und eine <strong>der</strong> größten<br />
Deutschlands dar. 25 Die Forschung und Lehre <strong>der</strong> LMU ist fachlich<br />
auf vier Säulen aufgebaut:<br />
24 Das Referenzjahr ist 2007. Der Betrag umfasst nicht das Budget des Universitätsklinikums.<br />
25 Vgl. Webseite <strong>der</strong> LMU: http://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/index.html (Stand:19.10.2009).<br />
Seite 35
(1) Geistes- und Kulturwissenschaften,<br />
(2) Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften,<br />
(3) Medizin und<br />
(4) Naturwissenschaften.<br />
Der medizinischen Fakultät angeglie<strong>der</strong>t ist das Klinikum <strong>der</strong> Universität<br />
mit einem Gesamtbudget von 718,1 Mio. € sowie einer<br />
Vielzahl vorklinischer, wissenschaftlicher sowie klinischtheoretischer<br />
Einrichtungen in den Fachbereichen Medizin und<br />
Tiermedizin. Damit stellt die medizinische Fakultät <strong>der</strong> LMU die<br />
größte medizinische Ausbildungseinrichtung Süddeutschlands dar.<br />
Die LMU leistet durch ihre herausragenden Forschungsleistungen<br />
unzweifelhaft einen wichtigen Beitrag zur Spitzenpositionierung<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Insgesamt gingen 13 Nobelpreise (seit 1901) und 18<br />
Leibniz-Preise (seit 1987) an Forscherinnen und Forscher <strong>der</strong><br />
LMU – die überwiegende Mehrheit davon in den Fächern Physik,<br />
Chemie, Biologie und Medizin. 26<br />
Durch den großen Erfolg bei <strong>der</strong> Exzellenzinitiative, in dessen<br />
Rahmen <strong>der</strong> Universität bis 2011 eine Gesamtför<strong>der</strong>summe von<br />
180 Millionen € zur Verfügung steht, konnte die LMU in allen drei<br />
För<strong>der</strong>linien zusätzliche Finanzmittel zur weiteren Stärkung ihrer<br />
Forschungsleistungen einwerben. Mit <strong>der</strong> Ansiedelung einer Graduiertenschule,<br />
dreier Exzellenzcluster sowie <strong>der</strong> Intensivierung<br />
einer Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />
für Spitzenforschung an <strong>der</strong> Universität hat die LMU ihre<br />
Position in <strong>der</strong> nationalen und internationalen Forschungslandschaft<br />
weiter ausgebaut. Die Graduiertenschule für „Systemic<br />
Neurosciences“ sowie die Exzellenzcluster für „Integrated Protein<br />
Science“, „Advanced Photonics“ und „Nanosystems“ unterstreichen<br />
die Stärke <strong>der</strong> LMU in ihren Kernkompetenzen Naturwissenschaften<br />
und Medizin.<br />
Das CHE-Forschungsranking aus dem Jahr 2008 bestätigt dieses<br />
Bild weitgehend. Vor allem in den Bereichen Medizin und Physik<br />
befindet sich die LMU meist an <strong>der</strong> Spitze. In Medizin erlangte die<br />
LMU in absoluten Größen gar bei allen Indikatoren 27 den zweiten<br />
Platz nach <strong>der</strong> Charité Berlin bzw. <strong>der</strong> Universität Heidelberg. In<br />
den Fächern Biologie und Chemie zählt die LMU zwar auch zu<br />
den forschungsstarken Hochschulen Deutschlands, steht allerdings<br />
bei mehreren Indikatoren im Mittelfeld.<br />
26 Vgl. Webseite <strong>der</strong> LMU: http://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/persoenlichk/index.html (Stand: 20.10.2009).<br />
27 Gemessen wurden die Höhe <strong>der</strong> verausgabten Drittmittel, die Anzahl <strong>der</strong> Publikationen, die Anzahl <strong>der</strong> Promotionen,<br />
die Anzahl <strong>der</strong> Erfindungen sowie die Reputation (vgl. CHE-Forschungsranking 2008).<br />
Seite 36
Technische Universität München<br />
Als Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Voraussetzungen für eine<br />
akademische Ingenieursausbildung geschaffen wurden, versuchte<br />
man mittels verschiedener Ansätze die Forschungs- und Hochschullandschaft<br />
Bayerns durch die Etablierung einer „Hochschule<br />
aller technischen <strong>Studie</strong>n“ zu erweitern. Im Jahre 1868 wurde<br />
schließlich die Polytechnische Schule München neu strukturiert<br />
und durch König Ludwig II. mit Hochschulstatus gegründet. 1877<br />
wurde <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> Titel „Technische Hochschule“ verliehen,<br />
bevor sie 1970 den Namen Technische Universität München<br />
(TUM) erhielt. Heute belegt die TUM in den gängigen Rankings<br />
regelmäßig einen <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Plätze und wird zu den besten<br />
Universitäten Deutschlands gezählt. In den rund 140 Jahren ihrer<br />
Geschichte leistete die TUM durch ihren Fokus auf eine technischwissenschaftliche<br />
Ausbildung wesentliche Beiträge zur Industrialisierung<br />
Bayerns sowie zu seiner Entwicklung als Hochtechnologiestandort,<br />
den es heute darstellt.<br />
Im Jahr 2008 waren an <strong>der</strong> Technischen Universität München bei<br />
einem Gesamtetat von 501 Mio. € über 23.000 <strong>Studie</strong>rende eingeschrieben<br />
und knapp 3.620 Wissenschaftler/-innen beschäftigt<br />
(jeweils ohne Klinikum 28 ). Insgesamt werden an 13 Fakultäten 133<br />
<strong>Studie</strong>ngänge angeboten, die sich auf folgende Gebiete erstrecken:<br />
(1) Ingenieur- und Naturwissenschaften,<br />
(2) Medizin und Lebenswissenschaften sowie<br />
(3) Wirtschaftswissenschaften und Lehrerbildung.<br />
Herausragende Leistungen erbringt die TUM v.a. im ersten Bereich,<br />
den Ingenieur- und Naturwissenschaften, in dem auch traditionell<br />
die Kernkompetenzen <strong>der</strong> TUM liegen. So erhielten seit<br />
1927 sechs Wissenschaftler <strong>der</strong> TUM den Nobelpreis in den Fächern<br />
Chemie und Physik. Die TUM brachte zudem 10 Leibniz-<br />
Preisträger seit 1987 hervor. Gewürdigt wurden dabei exzellente<br />
Forschungsleistungen in <strong>der</strong> Chemie, <strong>der</strong> Physik, <strong>der</strong> Mathematik,<br />
<strong>der</strong> Informatik, im Maschinenbau sowie den Neurowissenschaften.<br />
Der substanzielle Beitrag, den die TUM zur Forschungsinfrastruktur<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> leistet, wird des Weiteren durch den hohen wissenschaftlichen<br />
Output in den Bereichen Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />
deutlich. Ausgezeichnete Leistungen bescheinigt das<br />
CHE-Forschungsranking <strong>der</strong> TUM in den Fächern Physik, Chemie,<br />
28 Das Universitätsklinikum <strong>der</strong> TUM verfügte 2008 über ein Budget von 371.3 Mio €.<br />
Seite 37
Biologie, Mathematik, Elektro- und Informationstechnik sowie Maschinenbau.<br />
In Chemie beispielsweise erreicht die TUM als einzige<br />
Hochschule Deutschlands, im Maschinenbau zusammen mit<br />
<strong>der</strong> Universität Stuttgart bei allen Indikatoren einen Spitzenplatz. In<br />
den Fachbereichen Elektro- und Informationstechnik belegt die<br />
TUM bei <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Publikationen, <strong>der</strong> Promotionen, <strong>der</strong> Erfindungen<br />
sowie bei <strong>der</strong> Reputation bundesweit jeweils Platz eins.<br />
Ebenso wie die LMU, war auch die TUM eine <strong>der</strong> erfolgreichsten<br />
Hochschulen Deutschlands bei <strong>der</strong> Exzellenzinitiative, in <strong>der</strong>en<br />
Rahmen die „Exzellenzuniversität“ rund 150 Mio. € an zusätzlichen<br />
Finanzmitteln bis 2011 erhält. Eine führende Rolle übernimmt die<br />
TUM in <strong>der</strong> "International Graduate School of Science and Engineering"<br />
(IGSSE) sowie den beiden Exzellenzclustern "Cognition<br />
for Technical Systems" (COTESYS) und "Origin and Structure of<br />
the Universe". In beiden Exzellenzclustern partizipieren außerdem<br />
u.a. die LMU, die Max-Planck-Gesellschaft, die Universität <strong>der</strong><br />
Bundeswehr sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.<br />
Darüber hinaus schärft die TUM mit ihrem Zukunftskonzept<br />
„TUM. The Entrepreneurial University“ ihr Profil als unternehmerisch<br />
ausgerichtete Hochschule.<br />
3.1.2 Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />
Insgesamt sind in <strong>der</strong> Metropolregion mit München, Augsburg, Ingolstadt,<br />
Landshut, Rosenheim und Weihenstephan-Triesdorf<br />
sechs Hochschulen angesiedelt, an denen insgesamt über 30.000<br />
<strong>Studie</strong>rende einen Hochschulabschluss anstreben. Fast die Hälfte<br />
davon (ca. 14.000) ist an <strong>der</strong> Hochschule München eingeschrieben.<br />
Die fachlichen Forschungsschwerpunkte <strong>der</strong> genannten<br />
Hochschulen fügen sich gut in das Forschungsprofil <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ein<br />
und lassen sich im Wesentlichen in vier Bereiche glie<strong>der</strong>n:<br />
Technisch-naturwissenschaftlich (z.B. angewandte physikalische<br />
Wissenschaften wie Materialforschung und Nanotechnologie)<br />
Maschinen- und Fahrzeugbau (z.B. Leichtbau, Fahrzeugmechatronik)<br />
Technisch-betriebswirtschaftlich (z.B. Produktion, Automatisierung,<br />
Logistik)<br />
Umwelt und Natur (z.B. Umwelttechnik, Land- und Forstwirtschaft,<br />
Lebensmitteltechnologie)<br />
Beson<strong>der</strong>s ausgeprägt sind die Kompetenzen in den angewandten<br />
physikalischen Wissenschaften vor allem bei <strong>der</strong> Hochschule<br />
München, die neben den beiden großen Münchner Universitäten<br />
ebenfalls am Exzellenzcluster „Nanosystems Initiative Munich“ be-<br />
Seite 38
teiligt ist, sowie an den Hochschulen in Ingolstadt, Rosenheim und<br />
Landshut, bei denen Materialforschung sowie Werkstoff- und<br />
Oberflächentechnik wichtige Pfeiler ihres Forschungsprofil bilden.<br />
Im Maschinen- und Fahrzeugbau wird das Wissen an <strong>der</strong> Hochschule<br />
in <strong>der</strong> „Automobilstadt“ Ingolstadt (Kompetenzfel<strong>der</strong> sind<br />
u.a. Fahrzeugmechatronik, Motor und Antriebsstrang) sowie an<br />
<strong>der</strong> Hochschule Landshut gebündelt. Diese schärft ihr Profil in <strong>der</strong><br />
Werkstoffforschung sowie dem Fahrzeugbau insbeson<strong>der</strong>e durch<br />
ihre Trägerschaft des „Leichtbau-Clusters“, das durch die High-<br />
Tech Offensive des Freistaates Bayern geför<strong>der</strong>t wird. In diesem<br />
Cluster sind viele Unternehmen sowie an<strong>der</strong>e Forschungseinrichtungen<br />
sowohl innerhalb <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> als auch darüber hinaus aktiv.<br />
Die Hochschulen in Rosenheim und Landshut verfügen außerdem<br />
über ausgewiesene Kompetenzen in den Bereichen Produktion,<br />
Automatisierung und Logistik. Letztere hat zu diesem Forschungsfeld<br />
ein Kompetenzzentrum eingerichtet, das Unternehmen bspw.<br />
beim „Supply Chain Management“ Beratung und Unterstützung<br />
anbietet. Die Hochschule in Rosenheim hat darüber hinaus einen<br />
exzellenten Ruf im Bereich <strong>der</strong> Holztechnik, welche für das regionale<br />
Cluster eine wichtige Rolle spielt. Dahingegen konnten die<br />
Hochschulen in Augsburg (Kompetenzzentrum Umwelttechnik)<br />
und Weihenstephan-Triesdorf Expertise in <strong>der</strong> Umwelt- und Verfahrenstechnik<br />
aufbauen. Letztere nimmt außerdem durch ihre<br />
außergewöhnlich klare Ausrichtung auf die „grünen“ Fächer in verschiedenen<br />
Themengebieten <strong>der</strong> Umwelt, Ernährung und Natur<br />
eine beson<strong>der</strong>e Stellung unter den bayerischen Hochschulen ein.<br />
Folglich ergänzen die Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />
somit nicht nur die Hochschullandschaft <strong>der</strong> beiden Universitätsstädte<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> um eine klare Komponente <strong>der</strong> angewandten<br />
Forschung, son<strong>der</strong>n gewährleisten auch in den weniger urban geprägten<br />
Gebieten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> die Akkumulation und Weitergabe von<br />
Wissen. Sichtbar werden diese „Wissens-Spill-over“ vor allem in<br />
Form <strong>der</strong> an den Hochschulen angesiedelten Kompetenzzentren<br />
o<strong>der</strong> Clusterinitiativen zum Wissens- und Technologietransfer.<br />
Dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Standortattraktivität<br />
<strong>der</strong> kleineren Städte <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />
3.1.3 Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong><br />
Max-Planck-Gesellschaft - Grundlagenforschung auf international höchstem Niveau<br />
Einen äußerst wichtigen und herausragenden Baustein in <strong>der</strong> Forschungslandschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> stellt die Max-Planck-Gesellschaft<br />
dar, die neben einer Reihe von Instituten auch ihren Verwaltungssitz<br />
in München betreibt. Gerade in den für die <strong>EMM</strong> so bedeutsamen<br />
Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie positioniert<br />
sich die Max-Planck-Gesellschaft mit ihren Einzelinstituten in<br />
Seite 39
einem weltweiten Vergleich von ScienceWatch auf dem zweiten<br />
Platz gleich hinter <strong>der</strong> Harvard-University. 29 Bemerkenswert ist,<br />
dass sich die Max-Planck-Gesellschaft auf diesen Forschungsgebieten<br />
mit neun Einzelinstituten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angesiedelt hat: fünf<br />
Institute betreiben Forschung zu verschiedenen Teilgebieten <strong>der</strong><br />
Physik und vier zu den Bereichen Lebenswissenschaften sowie<br />
Medizin. An dieser Stelle wird nochmals deutlich, dass die Forschungslandschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in einigen Bereichen sogar zur globalen<br />
Spitzengruppe gezählt werden kann.<br />
Die herausragende Stellung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in den Forschungsgebieten<br />
<strong>der</strong> Physik, die im Hochschulbereich v.a. durch die LMU und die<br />
TUM getragen wird, wird durch die Ansiedelung <strong>der</strong> fünf physikalisch<br />
orientierten Max-Planck-Institute in <strong>der</strong> Metropolregion –<br />
schwerpunktmäßig in Garching – unterstrichen, die zusammen<br />
über 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Durch<br />
die Institute werden neben allgemeiner theoretischer sowie Experimentalphysik<br />
die Bereiche Plasmaphysik (IPP), Quantenoptik,<br />
Astrophysik und extraterrestrische Physik abgedeckt.<br />
Das IPP ist das mitarbeiterstärkste physikalisch ausgerichtete Institut<br />
<strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und zugleich <strong>der</strong><br />
Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren angeschlossen.<br />
Es gehört zu den größten Zentren <strong>der</strong> Fusionsforschung<br />
in Europa. Alleine am Hauptstandort Garching sind 750<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die die Grundlagen<br />
für Fusionskraftwerke erforschen. Mit dem „Tokamak ASDEX Upgrade“<br />
besitzt das IPP die größte Fusionsanlage Deutschlands und<br />
ist Gastgeber <strong>der</strong> europäischen EFDA-<strong>Studie</strong>ngruppe („European<br />
Fusion Development Agreement“).<br />
Zwei weitere fachliche Schwerpunkte <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft<br />
innerhalb <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind die Lebenswissenschaften sowie die Medizin,<br />
ebenfalls Forschungsschwerpunkte <strong>der</strong> Metropolregion (vgl.<br />
Kapitel 3.2.2). Die vier Institute in München, Martinsried und Seewiesen<br />
beschäftigen sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen<br />
aus <strong>der</strong> Biochemie, <strong>der</strong> Neurobiologie, <strong>der</strong> Psychiatrie sowie <strong>der</strong><br />
Ornithologie. Das biochemische Institut zählt mit seinen rund 850<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen<br />
für Protein-, Struktur- und Zellforschung.<br />
Durch die Beteiligung an drei Exzellenzclustern mit den Münchner<br />
Universitäten sowie einer Graduiertenschule für Life Sciences trägt<br />
das Max-Planck-Institut für Biochemie zur beson<strong>der</strong>en For-<br />
29 Gemessen wurde dies an <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> wissenschaftlichen Publikationen in den jeweiligen Bereichen sowie <strong>der</strong><br />
Zitierungen durch an<strong>der</strong>e Wissenschaftler (vgl. Pressemitteilung <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft vom 2. Oktober 2009:<br />
http://www.mpg.de/bil<strong>der</strong>BerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2009/pressemitteilung20091002/in<br />
dex.html , Stand: 22.10.2009)<br />
Seite 40
schungslandschaft und zur außerordentlich hohen Kompetenz <strong>der</strong><br />
Metropolregion in diesen Forschungsfel<strong>der</strong>n bei.<br />
Helmholtz-Zentrum München: Verknüpfung von Biomedizin und Umweltforschung<br />
Fraunhofer-Gesellschaft<br />
Das Deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt<br />
(Helmholtz-Zentrum München) ist eine Großforschungseinrichtung<br />
im Bereich <strong>der</strong> Biomedizin und <strong>der</strong> Umweltforschung. 30 Das Zentrum<br />
ist eine Einrichtung des Bundes sowie des Freistaates Bayern<br />
und beschäftigt in 26 Instituten und selbständigen Einrichtungen<br />
rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kompetenzen besitzt<br />
das Zentrum vor allem auf den Gebieten Genomforschung, Zellbiologie,<br />
Bioinformatik, Biomathematik, Physik, Chemie und Medizin.<br />
Das Helmholtz-Zentrum München ist in einer Vielzahl von Forschungsnetzwerken<br />
und –verbünden aktiv. Ebenso wie die Max-<br />
Planck-Gesellschaft partizipiert auch das Helmholtz-Zentrum München<br />
beispielsweise am „Munich Center for Neurosciences“ sowie<br />
am „Center for Integrated Protein Science“, die im Rahmen <strong>der</strong><br />
Exzellenzinitiative an <strong>der</strong> LMU angesiedelt sind. Darüber hinaus<br />
betreibt das Zentrum zusammen mit <strong>der</strong> TU München das hochmo<strong>der</strong>ne<br />
„Bayerische NMR Zentrum“. In dieser vom Freistaat<br />
Bayern und <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten<br />
Einrichtung werden NMR Methoden (engl. „Nuclear magnetic resonance“)<br />
sowie <strong>der</strong>en Anwendung auf den Gebieten biologische<br />
Makromoleküle und Biomedizin erforscht. 31<br />
Die Fraunhofer-Gesellschaft ist neben ihrer Zentrale in München<br />
mit vier Einrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> präsent. Auf verschiedenen<br />
Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologie forschen<br />
das Fraunhofer-Institut SIT (Sichere Informationstechnologie)<br />
mit Außenstelle in Garching sowie das Fraunhofer ESK (Systeme<br />
<strong>der</strong> Kommunikationstechnik). Die Kompetenzen <strong>der</strong> 55 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des ESK, liegen in erster Linie in<br />
den Bereichen Local Communication Systems, Wireless Communications,<br />
Software Methodology und Organic Computing. Anwendung<br />
finden die FuE-Leistungen des ESK beim Auf- und Ausbau<br />
unternehmensweiter Kommunikationsinfrastrukturen, bei Fahrzeugherstellern<br />
und –zulieferern sowie bei Softwarelösungen für<br />
den industriellen Bereich.<br />
30 Vgl. Innovationsreport: http://www.innovations-report.de/html/profile/profil-407.html (Stand: 23.10.2009).<br />
31 Vgl. Webseite des BNMRZ: http://www.bnmrz.org/nmrj/index.php (Stand: 23.10.2009).<br />
Seite 41
Während das ESK nur am Standort München vertreten ist, befinden<br />
sich <strong>der</strong> Hauptsitz des SIT und die Mehrheit <strong>der</strong> 179 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in Darmstadt und in <strong>der</strong> zweiten Außenstelle<br />
St. Augustin. Spezialisiert ist das SIT auf die Überprüfung,<br />
die Bewertung sowie das Management von Sicherheit auf den<br />
Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Informationstechnologien. Dementsprechend reichen<br />
die Leistungen und Produkte des Instituts von IT-Sicherheitstests<br />
über <strong>Studie</strong>n und Analysen zur Technologiebewertung bis hin zu<br />
Software-Lösungen für Handys. In München sind die Forschungsbereiche<br />
Sichere Services und Qualitätstests (SST), Netzsicherheit<br />
und Frühwarnsysteme (NES) sowie Embedded Security, Trusted<br />
OS (EMS) angesiedelt. Letzterer liefert ebenso wie Teile des<br />
ESK IT-Lösungen für das Automotive-Umfeld.<br />
Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung<br />
(IVV) in Freising bündelt Kompetenzen auf den Gebieten Verfahrenstechnik,<br />
Produktsicherheit und Analytik, Materialentwicklung,<br />
Lebensmittelqualität und Kunststoffrecycling. Zudem engagiert<br />
sich das IVV als Mitglied in den Fraunhofer-Verbünden zu den<br />
Themen „Life Sciences“ und „Nanotechnologie“.<br />
Ebenso aktiv im Fraunhofer-Verbund zur Nanotechnologie ist das<br />
Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM,<br />
das neben Berlin auch einen Institutsteil in München mit rund 110<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterhält. Das IZM betreibt mit<br />
seinen 10 Abteilungen Forschung in den Bereichen Substrate Integration<br />
Technologies, Wafer Level integration Technologies, Materials,<br />
Reliability and Sustainable Development sowie System<br />
Desgin.<br />
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Oberpfaffenhofen)<br />
Der Standort Oberpfaffenhofen des Deutschen Zentrums für Luft-<br />
und Raumfahrt (DLR), ein Mitglied <strong>der</strong> Helmholtz-Gemeinschaft,<br />
zählt zu den größten Forschungszentren Deutschlands. 1.600 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter arbeiten schwerpunktmäßig an Forschungsprojekten<br />
zu Weltraummissionen, zur Klimaforschung, zur<br />
Erdbeobachtung, zum Ausbau von Navigationssystemen und zur<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> Robotertechnik.<br />
Hier ist auch das Deutsche Raumfahrt-Kontrollzentrum angesiedelt,<br />
das u.a. für den Betrieb kommerzieller und wissenschaftlicher<br />
Satelliten zuständig ist und die führende europäische Einrichtung<br />
auf dem Gebiet bemannte Raumflüge darstellt. Eines <strong>der</strong> bekanntesten<br />
Projekte im Bereich Raumfahrt ist das europäische Satellitennavigationssystem<br />
„Galileo“, an dessen Umsetzung das DLR<br />
beteiligt ist. Das Institut für Robotik und Mechatronik am DLR wird<br />
Seite 42
als eines <strong>der</strong> besten Europas angesehen und beschäftigt sich <strong>der</strong>zeit<br />
v.a. mit Robotersystemen für die Raumfahrt. 32<br />
3.2 Herausragende Forschungsgebiete <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Im Rahmen <strong>der</strong> schriftlichen Befragung zur Impact-Analyse wurden<br />
die befragten Institutionen gebeten, die Wissenschaftsbereiche,<br />
künstlerische Bereiche o<strong>der</strong> Technologiefel<strong>der</strong> ihrer Institution<br />
zu benennen, die die größte Reputation genießen. In <strong>der</strong> folgenden<br />
Abbildung werden diese Antworten – systematisiert für verschiedene<br />
Bereiche – dargestellt.<br />
Abbildung 7: Nennungen herausragen<strong>der</strong> Forschungsgebiete<br />
durch die Forschungseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Quelle: Eigene Erhebung<br />
32 Vgl. Webseite des DLR-Pfaffenhofen (Stand: 26.10.2009).<br />
Wirtschaftswissenschaften,<br />
Seite 43
Schon die Vielzahl an herausragenden Forschungsgebieten <strong>der</strong><br />
befragten Institutionen macht deutlich, dass diese nicht umfassend<br />
dargestellt werden können. Anhand <strong>der</strong> eingeworbenen Drittmittel<br />
<strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), <strong>der</strong> EU und vom<br />
Bund, Forschungsrankings des Centrums für Hochschulentwicklung<br />
(CHE) sowie <strong>der</strong> Exzellenzinitiative lässt sich eine Auswahl<br />
von Forschungsgebieten treffen. Auf diese Weise konnten Lebenswissenschaften,<br />
Astrophysik und Raumfahrttechnik, Informationstechnik<br />
und künstliche Kognition sowie die Volkswirtschaftliche<br />
Forschung identifiziert werden, aus denen beispielhalft verschiedene<br />
Forschungsgebiete in den folgenden Unterkapiteln dargestellt<br />
werden.<br />
3.2.1 Technologierelevante Grundlagenforschung in den<br />
physikalischen Wissenschaften<br />
In <strong>der</strong> ersten Runde <strong>der</strong> Exzellenzinitiative wurden 2006 bundesweit<br />
18 Exzellenzcluster ausgezeichnet. Vier davon erforschen<br />
Fragestellungen <strong>der</strong> Physik und sind in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angesiedelt. Dazu<br />
zählen die Nanosystems Initiative Munich, das Munich Centre<br />
for Advanced Photonics, <strong>der</strong> Exzellenzcluster Cognition for Technical<br />
Systems und <strong>der</strong> Exzellenzcluster Origin and Structure of the<br />
Universe – The Cluster of Excellence for Fundamental Physics.<br />
Dieses Ergebnis veranschaulicht die hohe Reputation, die die Forschung<br />
im Bereich physikalischen Wissenschaften aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
bundesweit genießt. Zwei Exzellenzcluster in den Forschungsfel<strong>der</strong>n<br />
Nanotechnologie und Photonik sollen hier kurz vorgestellt<br />
werden.<br />
Exzellenzcluster Nanosystems Initiative Munich<br />
Der Exzellenzcluster Nanosysteme wird gemeinsam von <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München und <strong>der</strong> Technischen Universität<br />
München getragen. Weiterhin beteiligt sind die Universität<br />
Augsburg, die Hochschule München, das Walther-Meißner-Institut<br />
<strong>der</strong> Bayerischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (BAdW), die Max-<br />
Planck-Institute für Biochemie und für Quantenoptik sowie das<br />
Zentrum neue Technologien (ZNT) des Deutschen Museums. Forscher<br />
aus unterschiedlichen Teilgebieten <strong>der</strong> Physik und angrenzenden<br />
Natur- und Technikwissenschaften (Biophysik, Physikalische<br />
Chemie, Biochemie, Pharmazie, Biologie, Elektrotechnik und<br />
Medizin) arbeiten daran, künstliche Nanosysteme für Anwendungen<br />
etwa <strong>der</strong> Informationstechnologie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Medizin nutzbar zu<br />
machen. In Größenordnungen von Nanometern beginnen quantenphysikalische<br />
Effekte einen erheblichen Einfluss auf die Eigenschaften<br />
und Wechselwirkungen von Objekten auszuüben. Die<br />
Anwendungen <strong>der</strong> Nanotechnologie sind zahlreich. Sie liegen beispielsweise<br />
in <strong>der</strong> weiteren Miniaturisierung <strong>der</strong> Halbleiterelektronik<br />
(Nanochips und Nanocomputer) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Entwicklung neuartiger<br />
Kontrastmittel für bildgebende Diagnoseverfahren wie <strong>der</strong><br />
Seite 44
Magnetresonanztomographie. Eine zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung ist<br />
jedoch nach wie vor die gezielte Manipulation o<strong>der</strong> auch nur Beobachtung<br />
von Objekten <strong>der</strong> genannten Größenordnung. Forscherinnen<br />
und Forschern des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik<br />
und <strong>der</strong> LMU gelang 2009 ein Durchbruch bei <strong>der</strong> Beobachtung<br />
und Messung <strong>der</strong> Bewegung von mechanischen „on Chip“ Elementen<br />
im Nanometerbereich. Bislang hatten nicht ausreichend<br />
präzise Messmethoden ein Hin<strong>der</strong>nis bei <strong>der</strong> Entwicklung von Nanochips<br />
dargestellt.<br />
Exzellenzcluster Munich Centre for Advanced Photonics<br />
Ebenfalls von LMU und TU gemeinsam wird das Centre for Advanced<br />
Photonics getragen. Optische Technologien bilden einen<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> High-Tech-Strategie des Bundes, weil sie als<br />
Schlüssel- und Querschnittstechnologie des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts erhebliche<br />
Impulse für viele Technologiebereiche senden, beispielsweise<br />
die Medizintechnik (Endoskopie), die Informationstechnologie<br />
(Glasfasertechnologie und optische Impulsübertragung in<br />
Chips), sowie die Mess- und Sensortechnik. Am Munich Centre for<br />
Ad-vanced Photonics (MAP) entwickeln Forscherinnen und Forscher<br />
aus dem Bereich <strong>der</strong> Photonik neue kohärente Lichtquellen<br />
und lichtbetriebene Teilchenquellen. Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, Strahlen<br />
und Lichtimpulse in bisher nicht gekannter Genauigkeit zu kontrollieren,<br />
um so Biologen und Medizinern perspektivisch neue Methoden<br />
und Werkzeuge zur Beobachtung von Biomolekülen und<br />
zur Diagnose von Krankheiten, wie auch zur Therapie, beispielsweise<br />
von Tumoren, zur Verfügung zu stellen. Kooperationspartner<br />
sind neben TU und LMU die Max-Planck-Institute für Biochemie,<br />
Extraterrestrische Physik, Plasmaphysik und Quantenoptik,<br />
die Universität <strong>der</strong> Bundeswehr Neubiberg, sowie <strong>der</strong> Healthcare-<br />
Bereich <strong>der</strong> Siemens AG.<br />
3.2.2 Lebenswissenschaften<br />
Eine herausragende Position nimmt die <strong>EMM</strong> bei den Lebenswissenschaften<br />
nicht nur bei <strong>der</strong> öffentlich geför<strong>der</strong>ten Forschung<br />
son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> privatwirtschaftlichen Forschung und Entwicklung<br />
ein. Dies kann beson<strong>der</strong>s eindrucksvoll anhand <strong>der</strong> Forschung<br />
an neuen Arzneimitteln in Biotechnologieunternehmen belegt<br />
werden, die überwiegend als Ausgründungen aus öffentlichen<br />
Forschungseinrichtungen entstanden sind. Am Standort Martinsried,<br />
dem größten deutschen Einzelstandort für Biotechnologieunternehmen<br />
findet sich neben zahlreichen Forschungsstarken Unternehmen<br />
auch die deutschlandweit größte Konzentration von<br />
wissenschaftsorientierten Risikokapitalinvestoren. Unter diesen<br />
Umfeldbedingungen gelang es beispielsweise <strong>der</strong> Firma MediGene<br />
AG im Jahr 2004 mit ihrem Medikament Eligard zur Bekämpfung<br />
von Prostatakrebs, als erstem deutschen Biotechnologieun-<br />
Seite 45
ternehmen, eine Arzneimittelentwicklung bis zur arzneimittelrechtlichen<br />
Zulassung zu bringen.<br />
Auch die Ergebnisse <strong>der</strong> Exzellenzinitiative sprechen für die Forschungsstärke<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in den Lebenswissenschaften. So wurden<br />
an <strong>der</strong> LMU eine Graduiertenschule, die Graduate School of Systemic<br />
Neurosciences und ein Exzellenzcluster (LMU, Munich-<br />
Centre for Integrated Protein Science) in <strong>der</strong> ersten Runde ausgezeichnet.<br />
Beide Einrichtungen zeichnen sich beson<strong>der</strong>s durch ihren<br />
Anspruch aus, Forschungsansätze auf einer sehr elementaren<br />
Ebene (einzelne Zellen, einzelne Proteinmoleküle) in größere systemische<br />
Zusammenhänge einzuordnen und dadurch einen fundamentalen<br />
Beitrag zum besseren Verständnis komplexer Organismen<br />
zu leisten.<br />
Graduate School of Systemic Neurosciences an <strong>der</strong> Universitätsklinik <strong>der</strong> LMU<br />
Übergeordnetes Ziel <strong>der</strong> Graduate School ist die Bereitstellung optimaler<br />
Betreuungsbedingungen und infrastruktureller Voraussetzungen<br />
für die fachliche Entwicklung von Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern hin zur Promotion. Ein inhaltlicher<br />
Schwerpunkt ist dabei <strong>der</strong> Transfer von detailiertem Wissen über<br />
zellulare Prozesse in einzelnen Neuronen auf eine funktionelle<br />
bzw. strukturelle Ebene. Im Mittelpunkt des Interesses steht also<br />
das Zusammenspiel sehr vieler Neuronen im Nervensystem. Mit<br />
Hilfe komplexer mathematischer Modelle können im Rahmen dieses<br />
Forschungsansatzes Fragen aus <strong>der</strong> klinischen Neurologie<br />
und Neurochirurgie beantwortet werden. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
<strong>der</strong> Graduate School ist die neurokognitive Psychologie, die <strong>der</strong><br />
Frage nachgeht, auf welche Art kognitive (also bewusste), intentionale<br />
Prozesse die Wirkungskette von externen Reizen hin zu<br />
Reaktionen (Handlungen) beeinflussen. Schließlich befasst sich<br />
die Graduate SchooI mit <strong>der</strong> interdisziplinären Erforschung <strong>der</strong><br />
Physiologie, <strong>der</strong> molekularen Mechanismen und <strong>der</strong> Genetik, die<br />
neurodegenerativen und psychiatrischen Erkrankungen (z.B. Parkinson,<br />
Depression) zugrunde liegen, wobei eine breite Palette<br />
von Methoden und Forschungsansätzen genutzt wird.<br />
Exzellenzcluster Munich-Centre for integrated Protein Science (MCIPS)<br />
Am MCIPS beteiligen sich die Universitätskliniken von LMU und<br />
TU, sowie die Max-Planck-Institute für Neurobiologie und Biochemie<br />
und das Helmholtzzentrum München. Zentrales Interesse des<br />
Clusters ist die Rolle <strong>der</strong> Proteine, also Eiweiße, die als zentrale<br />
biologische Makromoleküle unter an<strong>der</strong>em die Struktur und Funktion<br />
aller Organismen bestimmen. Die Proteinforschung wird aus<br />
diesem Grund als Forschungsgebiet „im Zentrum“ <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Lebenswissenschaften gesehen. Die Forscherinnen und Forscher<br />
des Clusters setzen dabei auf verschiedenen Ebenen an: vom<br />
einzelnen Protein bis zum lebenden Organismus. Der Schwerpunkt<br />
des Erkenntnisinteresses liegt auf <strong>der</strong> Untersuchung und<br />
Seite 46
Beobachtung <strong>der</strong> inneren Struktur von Proteinen, sowie <strong>der</strong> sogenannten<br />
Proteindynamik: Proteine sind dynamisch und flexibel, sie<br />
„taumeln“ und „scheren“, verschieben sich also scharnierartig gegeneinan<strong>der</strong>.<br />
Die Wechselwirkungen zwischen Proteinen o<strong>der</strong> von<br />
Proteinen mit an<strong>der</strong>en Molekülen werden hiervon beeinflusst. Der<br />
Exzellenzcluster soll neue Erkenntnisse darüber bringen, wie Proteine<br />
mit den Erbinformation tragenden Nukleinsäuren (<strong>der</strong> DNA)<br />
wechselwirken, und darüber, welche Rolle sie bei neurodegenerativen<br />
Erkrankungen wie Alzheimer spielen. Die beson<strong>der</strong>e Relevanz<br />
des MCIPS wird in ihrem Anspruch gesehen, die Forschung<br />
an Proteinmolekülen hin zu einem stärker systemischen Ansatz<br />
weiterzuentwickeln.<br />
3.2.3 Astrophysik und Raumfahrttechnik<br />
In diesem Forschungsfeld treffen sich die physikalische Grundlagenforschung<br />
und die ingenieurswissenschaftliche Stärke <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> in <strong>der</strong> Raumfahrttechnik. Mit dem Exzellenzcluster Origin<br />
and Structure of the Universe und den beteiligten Institutionen verfügt<br />
die <strong>EMM</strong> über eine bundesweit einmalige Forschungskompetenz<br />
in <strong>der</strong> Astrophysik. Zugleich konzentrieren sich in <strong>der</strong> Region<br />
zahlreiche Firmen, Institute und Infrastrukturen für die Entwicklung<br />
von Raumfahrttechnologien und die Durchführung von Weltraummissionen.<br />
Zwar liegen die Forschungsfragen und Methoden von<br />
grundlagenorientierten Physikern und Raumfahrtingenieuren einigermaßen<br />
weit voneinan<strong>der</strong> entfernt, doch bestehen zahlreiche<br />
Querbeziehungen. So sind Astrophysiker zur Datengewinnung<br />
auch auf Sonden und orbitale Beobachtungsplattformen angewiesen.<br />
Die <strong>EMM</strong> bündelt die Kompetenzen von <strong>der</strong> astrophysikalischen<br />
Grundlagenforschung bis zur technischen und organisatorischen<br />
Umsetzung einzelner Weltraummissionen.<br />
Exzellenzcluster Origin and Structure of the Universe<br />
An diesem Cluster sind neben <strong>der</strong> TUM und <strong>der</strong> LMU die Max-<br />
Planck-Institute für Physik, Plasmaphysik, extraterrestrische Physik<br />
und Astrophysik, das Halbleiterlabor <strong>der</strong> MPG, das European<br />
Southern Observatory, die Universitätssternwarte München und<br />
das Maier-Leibnitz Laboratorium beteiligt. Im Rahmen des Clusters<br />
arbeiten über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
in 45 Arbeitsgruppen daran, die letzten offenen Fragen über die<br />
Entstehung fundamentale Beschaffenheit des Universums zu beantworten.<br />
So können kosmologische Standardmodelle bis heute<br />
nicht erklären, wie sich die kosmischen Grundbausteine Materie,<br />
Raum, Zeit und die fundamentalen Kräfte gebildet haben, und in<br />
welchem Verhältnis sie zueinan<strong>der</strong> stehen. Die Physiker des Clusters<br />
arbeiten an einem erweiterten kosmologischen Standardmodell.<br />
Zur Beobachtung des Verhaltens kleinster Teilchen bei gigantischen<br />
Energien und Geschwindigkeiten nutzen sie unter an<strong>der</strong>em<br />
den vor kurzem eröffneten Large Hadron Colli<strong>der</strong> (LHC) am<br />
Seite 47
CERN. Genutzt wird darüber hinaus ein weltweites Netzwerk von<br />
orbitalen Satelliten.<br />
Neben <strong>der</strong> astrophysikalischen Grundlagenforschung ist auch die<br />
technische Umsetzung von Weltraummissionen ein Forschungsgebiet,<br />
zu welchem Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wichtige Impulse senden.<br />
Beson<strong>der</strong>s bedeutsam sind hier die Universität <strong>der</strong> Bundeswehr,<br />
das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching<br />
und das aus acht Instituten bestehende Forschungszentrum<br />
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das bereits in<br />
Kapitel 3.1 vorgestellt wurde. Die Universität <strong>der</strong> Bundeswehr ist<br />
an zahlreichen Entwicklungsprojekten von Weltraumfahrzeugen<br />
wie Satelliten und Sonden tätig. So erforschten Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Bundeswehr die physikalischen<br />
Grundlagen und die technische Umsetzung <strong>der</strong> Flugbahnmessung<br />
und -kontrolle bei <strong>der</strong> Rosetta-Mission <strong>der</strong> ESA, einer<br />
Sondenmission zur Beobachtung von Kometen.<br />
Die beson<strong>der</strong>e Beziehung zwischen astrophysikalischer Grundlagenforschung<br />
und Raumfahrttechnologie, wie sie in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> gegeben<br />
ist, kann beispielsweise an <strong>der</strong> Doppelmission Herschel<br />
und Planck <strong>der</strong> ESA demonstriert werden. Herschel und Planck<br />
sind Weltraumteleskope, <strong>der</strong>en Aufgabe darin besteht, die Entstehung<br />
und Entwicklung von Galaxien, insbeson<strong>der</strong>e entfernter junger<br />
Galaxien zu beobachten, und die Physik und Chemie <strong>der</strong><br />
interstellaren Materie zu analysieren. Beobachtet werden soll auch<br />
die Entstehung und Entwicklung von Sternen und Galaxien, wobei<br />
großflächig nach beobachtbaren Beispielen <strong>der</strong> frühesten Phase<br />
<strong>der</strong> Sternenentstehung gesucht wird. Ziel ist somit auch, mehr<br />
über die Entstehung unserer Galaxie und des Universums allgemein<br />
zu erfahren. Die neuen Teleskope decken dabei den Spektralbereich<br />
zwischen dem vom Boden aus beobachtbaren Bereich<br />
und dem, was bereits von an<strong>der</strong>en Weltraummissionen abgedeckt<br />
wurde, ab. Beide Teleskope wurden am 14. Mai 2009 gestartet. In<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> war vor allem das Max Planck Institut für extraterrestrische<br />
Physik an <strong>der</strong> Entwicklung des Herschel-Teleskops beteiligt.<br />
Die Münchner verantworteten die Entwicklung und den Bau des<br />
PACS (Photoconductor Array Camera & Spectrometer), eines von<br />
drei Analyseinstrumenten des Teleskops. Derzeit befinden sich<br />
beide Weltraumteleskope auf dem Weg zu ihrer Beobachtungsposition<br />
im Sonnensystem.<br />
3.2.4 Informationstechnik und künstliche Kognition<br />
Eine Stärke <strong>der</strong> Informationstechnologien in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist die hohe<br />
Zahl von anwendungsorientierten Forschungsakteuren, u.a. Information<br />
& Communication <strong>der</strong> Siemens AG, die Fraunhofer-<br />
Einrichtung für Systeme <strong>der</strong> Kommunikationstechnik und das<br />
Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie.<br />
Seite 48
Darüber hinaus wird die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
<strong>der</strong> TU München im CHE Hochschulranking als beson<strong>der</strong>s<br />
forschungsstarker Fachbereich ausgewiesen. An <strong>der</strong> Schnittstelle<br />
von öffentlicher und privater Forschung leistet die <strong>EMM</strong> hier<br />
einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung neuer Informationstechnologien.<br />
Ein Schwerpunkt <strong>der</strong> Region sind dabei sogenannte Intelligente<br />
Systeme. Technische Systeme intelligent zu machen, also sie mit<br />
<strong>der</strong> Fähigkeit auszustatten, sich an wechselnde Umgebungsbedingungen,<br />
neue Herausfor<strong>der</strong>ungen anzupassen und Störungen<br />
im Betrieb selbständig zu bewältigen, ist das gemeinsame Ziel einer<br />
großen Zahl von Forschungsanstrengungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. In<br />
<strong>der</strong> Softwareentwicklung und <strong>der</strong> Robotik geschieht dies beispielsweise<br />
durch Agententechnologien, also den Einsatz von<br />
Programmen, die über einen eigenen „Wissensbestand“ über ihre<br />
Umwelt sowie über verschiedene Pläne und Strategien zur Erreichung<br />
ihres Ziels verfügen. Solche „kognitiven Agenten“ sind in<br />
<strong>der</strong> Lage autonom (ohne menschlichen Eingriff) reaktiv und proaktiv<br />
zu agieren, mit an<strong>der</strong>en Agenten zu kommunizieren und aus Erfahrungen<br />
zu lernen.<br />
Exzellenzcluster Cognition for Technical Systems<br />
Noch einige Schritte weiter werden diese Entwicklungen im Exzellenzcluster<br />
Cognition for Technical Systems (Cotesys) an <strong>der</strong> TU<br />
München getragen. In diesem Cluster wird die Münchner Kompetenz<br />
für „Maschinen mit Köpfchen“ gebündelt. Maschinen lernen<br />
hier nicht nur, sich flexibel an neue Anfor<strong>der</strong>ungen und geän<strong>der</strong>te<br />
Umgebungsbedingungen anzupassen, son<strong>der</strong>n auch mit Menschen<br />
zu interagieren, ihre Signale richtig zu deuten und sie ohne<br />
spezielle Programmierung in verschiedenen Arbeitskontexten zu<br />
unterstützen. Die rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
des Clusters gehen die Herausfor<strong>der</strong>ung Maschinenintelligenz<br />
interdisziplinär an: Ingenieure und Naturwissenschaftler forschen<br />
gemeinsam mit Psychologen, Neurowissenschaftlern und<br />
Informatikern. Neben <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
und <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Bundeswehr in Neubiberg sind <strong>der</strong> Fachbereich<br />
Mechatronik und Robotik des Deutschen Zentrums für<br />
Luft- und Raumfahrt, sowie das Max-Planck-Institut für Neurobiologie<br />
am Exzellenzcluster beteiligt.<br />
In fünf Einzelforschungsgebieten werden bei Cotesys Erkenntnisse<br />
<strong>der</strong> Kognitionsforschung in technische Systeme umgesetzt: Mit<br />
Methoden <strong>der</strong> Verhaltensforschung und <strong>der</strong> kognitiven Neurowissenschaft<br />
wird beobachtet, wie menschliche und tierische Gehirne<br />
Probleme lösen. Eine zentrale Rolle spielen hier neuronale Netze<br />
– informationsverarbeitende Strukturen auf <strong>der</strong> Basis mathematischer<br />
Modelle, die sich an <strong>der</strong> stark vernetzten, parallelen Topologie<br />
des Gehirns von Säugetieren orientieren. Zugleich werden die<br />
Mechanismen <strong>der</strong> Umweltwahrnehmung und <strong>der</strong> Selektion von In-<br />
Seite 49
formationen analysiert. Wissensmodelle werden entwickelt, die es<br />
Maschinen erlauben, auch aus einer kleinen Zahl von Einzelerfahrungen<br />
zu lernen. Neue Wege in <strong>der</strong> Steuerungstechnologie und<br />
Mechatronik schließlich erlauben es Maschinen, Kognition in<br />
Handlung umzusetzen. Das fünfte Forschungsgebiet ist die Interaktion<br />
von Mensch und Maschine: Künftige technische Assistenten<br />
sollen nicht nur stimmbasierte Anweisungen ausführen, son<strong>der</strong>n<br />
auch einen Blick richtig deuten und eigenständig entscheiden können,<br />
wie sie ihren menschlichen Auftraggeber optimal unterstützen<br />
können.<br />
Während die Weltmeisterschaften im Robo-Fußball regelmäßige<br />
mediale Aufmerksamkeit erfahren – auch dank <strong>der</strong> erfolgreichen<br />
Beteiligung deutscher, insbeson<strong>der</strong>e Münchner Entwicklerteams –<br />
werden autonom handelnde und flexibel mit dem Menschen interagierende<br />
Roboter bislang eher <strong>der</strong> Welt des Science Fiction zugeordnet,<br />
wahlweise mit einer eher komischen o<strong>der</strong> einer angsteinflößenden<br />
Note. Wann werden intelligente Roboter und denkende<br />
Computer zur Science Reality? Noch im Frühjahr 2009<br />
scheiterte Roboter Eddie an <strong>der</strong> TU München an <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
eine Kaffeebestellung entgegenzunehmen.<br />
3.2.5 Volkswirtschaftliche Forschung<br />
Im CHE Forschungsranking 2008 besetzt die Volkswirtschaftliche<br />
Fakultät <strong>der</strong> LMU München nach <strong>der</strong> Universität Hamburg den<br />
zweiten Spitzenplatz, wobei sie in sieben von acht Indikatoren in<br />
<strong>der</strong> Spitzengruppe vertreten ist 33 . Kennzeichnend für die Volkswirtschaftliche<br />
Forschung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist ihre überregionale und<br />
internationale Vernetzung sowie die institutionelle Verbindung von<br />
theoretischer Forschung und politiknaher Beratung sowie Wirtschaftsindikatorik.<br />
Die Einbindung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in theoretisch und<br />
empirisch exzellente Forschungsnetzwerke kann am Beispiel des<br />
Son<strong>der</strong>forschungsbereichs Governance and the Efficiency of Economic<br />
Systems an <strong>der</strong> LMU deutlich gemacht werden. Hier zeigt<br />
sich auch die hohe gesellschaftliche Relevanz des wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Forschungs-Outputs. Die beson<strong>der</strong>e regionale<br />
Kompetenz in <strong>der</strong> politiknahen Beratung und Konjunkturindikatorik<br />
kann am Beispiel <strong>der</strong> CESifo Group Munich verdeutlicht werden.<br />
Son<strong>der</strong>forschungsbereich Governance and the Efficiency of Economic Systems<br />
33 Vgl. CHE Forschungsranking 2008<br />
Im Son<strong>der</strong>forschungsbereich GESY kooperieren Forscherinnen<br />
und Forscher <strong>der</strong> LMU München mit Volkswirten <strong>der</strong> Humboldt<br />
Universität zu Berlin, <strong>der</strong> Freien Universität Berlin, <strong>der</strong> Universität<br />
Seite 50
CESifo Group Munich<br />
34 http://www.sfbtr15.de/<br />
35 http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome<br />
Bonn, <strong>der</strong> Universität Mannheim und des Zentrums für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung (ZEW GmbH) in Mannheim. Im Zentrum<br />
ihres Interesses steht <strong>der</strong> Wandel von Governancestrukturen<br />
in <strong>der</strong> Wirtschaft. Unter dem Begriff Governance werden in <strong>der</strong><br />
Wirtschaftswissenschaft Strukturen in Unternehmen, Organisationen<br />
und Märkten verstanden, die das Verhalten <strong>der</strong> Wirtschaftssubjekte<br />
steuern. Dies sind beispielsweise Kontrollstrukturen, Anreizsysteme<br />
für Managerinnen und Manager und Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Integration von Betrieben auf<br />
gleicher (horizontal) o<strong>der</strong> auf unterschiedlichen Produktionsstufen<br />
(vertikal) in ein Unternehmen. Gerade seit den 90er Jahren vollzog<br />
sich ein massiver Wandel wirtschaftlicher Governancestrukturen.<br />
Beispielhaft seien nur neue, auktionsartige Transaktionsformen<br />
über das Internet o<strong>der</strong> neuartige, nach Art eines sportlichen Turniers<br />
gestaltete Auswahlprozesse im Personalrecruiting genannt.<br />
Der Son<strong>der</strong>forschungsbereich widmet sich <strong>der</strong> Frage, welche Effekte<br />
<strong>der</strong>artige Wandlungsprozesse auf Allokationsentscheidungen<br />
(also Entscheidungen über die Zuordnung knapper Ressourcen<br />
wie Geld und Humankapital zu ihren Verwendungszwecken) haben.<br />
Damit wird letztlich das Ziel verfolgt, die Ressourcenallokation<br />
wirtschaftlich effizienter zu gestalten und sie den gesellschaftlichen<br />
Bedürfnissen besser anzupassen – auf <strong>der</strong> Ebene des einzelnen<br />
Unternehmens, auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Märkte, und auf <strong>der</strong><br />
Ebene des Staates 34 .<br />
Eine in Europa einzigartige institutionelle Brücke zwischen universitärer<br />
Forschung und politikorientierter Wirtschaftsindikatorik wird<br />
durch die CESifo Group Munich GmbH (Münchener Gesellschaft<br />
zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften) hergestellt, die als<br />
organisatorisches Dach das Center for Economic <strong>Studie</strong>s (CES)<br />
<strong>der</strong> Volkswirtschaftlichen Fakultät <strong>der</strong> LMU und das ifo Institut für<br />
Wirtschaftsforschung e.V. zusammenfasst. Das ifo Institut arbeitet<br />
als Mitglied Leibniz-Gemeinschaft serviceorientiert, ist aber über<br />
die CESifo Group zugleich in die internationale Spitzenforschung<br />
eingebettet 35 . Wesentliche Impulse für die Wissenschaft und die<br />
Wirtschaftspolitik gehen von CESifo in Form zahlreicher Publikationen<br />
aus – so war das ifo Institut 2006 <strong>der</strong> veröffentlichungsstärkste<br />
deutsche Think Tank im Bereich <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften.<br />
Beson<strong>der</strong>e Außenwirkung wird darüber hinaus durch<br />
zwei bekannte Produkte erzielt, den ifo Geschäftsklimaindex und<br />
die Database for Institutional Comparisons in Europe, DICE.<br />
Seite 51
Mit <strong>der</strong> Datenbank DICE bereitet das Institut Informationen und<br />
Daten zu den Institutionen und Regelwerken <strong>der</strong> nationalen<br />
Volkswirtschaften in den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie einigen<br />
ausgewählten Staaten außerhalb <strong>der</strong> EU systematisch auf und<br />
stellt diese in vergleichen<strong>der</strong> Perspektive zur Verfügung. Damit<br />
schließt das ifo-Institut eine Informationslücke und bietet Entscheidungsträgern<br />
aus Wirtschaft und Politik, die zunehmend in grenzübergreifenden<br />
Kontexten handeln müssen, eine Hilfestellung an.<br />
Ein weiteres, vielleicht noch bekannteres Produkt des ifo Institutes<br />
ist <strong>der</strong> monatlich veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex, <strong>der</strong> sehr<br />
viel Beachtung in Deutschland erfährt. Dieser basiert auf <strong>der</strong> regelmäßigen<br />
Befragung von rund 7.000 Unternehmen aus den Bereichen<br />
verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- und<br />
Einzelhandel, die in diesem Zusammenhang um ihre Einschätzungen<br />
zur gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftslage gebeten<br />
werden. Durch die Aggregation dieser erhobenen Daten ermöglicht<br />
das ifo-Institut einen Einblick in das momentane Geschäftsklima<br />
sowie dessen kurzfristige Entwicklung und leistet einen wichtigen<br />
Beitrag, die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland besser<br />
einschätzen und bewerten zu können.<br />
3.3 Fazit<br />
Eingangs wurden sowohl die hohe Dichte, als auch die große Diversität<br />
von Forschungseinrichtungen und Forschungsaktivitäten –<br />
gemessen etwa am Anteil von F&E-Beschäftigten – herausgestellt.<br />
Eine hohe Dichte an Forscherinnen und Forschern erleichtert<br />
durch die räumliche Nähe den persönlichen Kontakt und schafft<br />
damit eine Basis für eine vertrauensvolle, auch interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit, welche wie<strong>der</strong>um durch die hohe Diversität begünstigt<br />
wird. Die qualitative Beschreibung des Forschungsstandorts<br />
<strong>EMM</strong> in diesem Kapitel hat gezeigt, dass diese günstigen<br />
Rahmenbedingungen auch genutzt werden. Dieser Befund konnte<br />
auch in verschiedenen Fachgesprächen bestätigt werden. Es<br />
konnte gezeigt werden, dass die Forschungseinrichtungen <strong>der</strong><br />
Region über zahlreiche exzellente Fachbereiche verfügen und<br />
auch hinsichtlich ihrer strategischen Gesamtausrichtung hervorragend<br />
aufgestellt sind. So wurden sowohl die Technische Universität<br />
München als auch die Ludwig Maximilians-Universität im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Exzellenzinitiative für ihre Zukunftskonzepte ausgezeichnet.<br />
Die Exzellenz ihrer Forschungseinrichtungen för<strong>der</strong>t das Ansehen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in den internationalen Scientific Communities und<br />
hilft ihr, erfolgreich Forschungsmittel und private Investitionen auf<br />
sich zu ziehen, sowie die besten Köpfe anzulocken.<br />
Anhand von Forschungsmitteleinwerbungen, Rankings, Exzellenzbereichen<br />
und den Auskünften <strong>der</strong> Forschungseinrichtungen<br />
selbst kann gezeigt werden, dass Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
auf Forschungsgebieten <strong>der</strong> Natur- und Ingenieurswissen-<br />
Seite 52
schaften herausragende Beiträge leisten. Prominent vertreten sind<br />
hier die Physik und angrenzende Disziplinen, die Lebenswissenschaften,<br />
die Informationstechnologien und ein breites Spektrum<br />
ingenieurswissenschaftlicher Fachbereiche mit einem Schwerpunkt<br />
in Luftfahrt-, Weltraum- und Sensortechnologien. Quantitativ<br />
weniger bedeutsam, aber in ihren jeweiligen Fachbereichen renommiert<br />
und mit ihrer Kompetenz auch bei politischen und gesellschaftlichen<br />
Entscheidungsträgern gefragt stellen sich die geistes-<br />
und sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> dar, was am Beispiel <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Forschung<br />
gezeigt werden konnte. Die große Zahl erfolgreicher Forschungsverbünde,<br />
die beispielsweise in <strong>der</strong> Exzellenzinitiative des Bundes<br />
ausgezeichnet wurden, belegt den hohen Grad an Vernetzung<br />
zwischen den Forschungseinrichtungen und <strong>der</strong>en Fähigkeit, gemeinsam<br />
komplexe Herausfor<strong>der</strong>ungen zu bewältigen.<br />
Seite 53
4 Modellansatz zur Ermittlung<br />
regionalökonomischer Effekte<br />
4.1 Modellansatz<br />
4.1.1 Definition direkter, indirekter und induzierter Effekte<br />
Direkte Einkommens- und Beschäftigungswirkungen bei den<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen machen nur einen Teil<br />
<strong>der</strong> ökonomischen Effekte <strong>der</strong> Einrichtungen aus. Der ökonomische<br />
Impact wissenschaftlicher Einrichtungen ist weitaus umfangreicher.<br />
So entsteht z.B. auch indirekt Beschäftigung etwa für die<br />
Herstellung von Zulieferprodukten und –dienstleistungen. Neben<br />
den laufenden Sach- und Investitionsausgaben entsteht auch<br />
durch die Verdienstausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten und die Kaufkraft<br />
<strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden regional wirksame Nachfrage, die wertschöpfende<br />
und arbeitsplatzstiftende Wirkungen in weiteren Branchen induziert.<br />
Die sich aus dem Forschungs- und Wissenschaftsbetrieb in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> ergebenden Standortwirkungen lassen sich unterteilen in direkte,<br />
indirekte, induzierte und katalytische Effekte:<br />
Direkte Effekte bezeichnen die primären Produktions-, Beschäftigungs-,<br />
und Einkommenseffekte, die direkt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in<br />
den Institutionen entstehen. Hierzu zählen in erster Linie die Wertschöpfung<br />
und die Arbeitsplätze <strong>der</strong> Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen<br />
sowie die Einkommen <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />
Indirekte Effekte entstehen durch laufende Ausgaben und Investitionen<br />
<strong>der</strong> Institutionen in <strong>der</strong> Metropolregion. Diese Nachfrage<br />
nach Waren und Dienstleistungen führt zu einer erhöhten<br />
Wertschöpfung und Beschäftigung in den Zulieferbranchen. Auch<br />
die vorleistenden Wirtschaftsbereiche beziehen ihrerseits wie<strong>der</strong>um<br />
Vorleistungen von an<strong>der</strong>en Bereichen (Vorleistungsverflechtung).<br />
Es ergeben sich folglich indirekte Effekte<br />
erster, zweiter, ... und n-ter Ordnung, wobei die Größenordnung<br />
<strong>der</strong> Effekte von Stufe zu Stufe immer kleiner wird.<br />
Konsuminduzierte Effekte entstehen durch die Verdienstausgaben<br />
<strong>der</strong> Erwerbstätigen. Die Beschäftigten in Hochschulen<br />
und Wissenschaftseinrichtungen und in zuliefernden<br />
Branchen verwenden einen Teil ihrer Einkommen für Konsumausgaben<br />
in <strong>der</strong> Region. Aus dieser zusätzlichen Nachfrage resultieren<br />
sog. induzierte Effekte, die in gestiegener gesamtwirtschaftlicher<br />
Produktion, Beschäftigung und Einkommen liegen.<br />
Seite 54
Katalytische Effekte unterscheiden sich von den übrigen Effektarten.<br />
So steht nicht die Verausgabung von Geld am Anfang <strong>der</strong><br />
diesen Effekten zugrunde liegenden Wirkungsketten, son<strong>der</strong>n etwa<br />
Wissensspillover o<strong>der</strong> Imageeffekte.<br />
Die folgende Abbildung veranschaulicht den Zusammenhang <strong>der</strong><br />
Effekte.<br />
Abbildung 8: Systematik <strong>der</strong> ökonomischen Wirkungen - Regionalökonomisches<br />
Modell zur Abschätzung des öko-<br />
Analyserahmen zur Ermittlung nomischen regionalökonomischer Impacts Effekte<br />
Direkte Direkte Effekte Effekte<br />
� Wertschöpfung und Arbeitsplätze direkt in den<br />
� Wertschöpfung und Arbeitsplätze direkt in den<br />
Forschungseinrichtungen<br />
Forschungseinrichtungen<br />
�<br />
�<br />
Laufende<br />
Laufende<br />
Personal-<br />
Personalund<br />
und<br />
Sachausgaben<br />
Sachausgaben<br />
� Laufende Investitionstätigkeit und Instandhaltung<br />
� Laufende Investitionstätigkeit und Instandhaltung<br />
Berechnung über<br />
Einkommensmultiplikatoren<br />
Indirekte Indirekte Effekte Effekte<br />
Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung,<br />
Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung,<br />
die durch den Einkauf von Produkten und Dienst-<br />
die durch den Einkauf von Produkten und Dienstleistungenleistungen<br />
bei<br />
bei<br />
Lieferanten<br />
Lieferanten<br />
in<br />
in<br />
München<br />
München<br />
entstehen.<br />
entstehen.<br />
Konsuminduzierte Konsuminduzierte Effekte Effekte<br />
Produktion, Beschäftigung und Einkommen in Konsumbranchen, die durch die<br />
Produktion, Beschäftigung und Einkommen in Konsumbranchen, die durch die<br />
Konsumausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>der</strong> Einrichtungen entstehen.<br />
Konsumausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>der</strong> Einrichtungen entstehen.<br />
Wie<strong>der</strong>verausgabung<br />
Wie<strong>der</strong>verausgabung<br />
<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong><br />
Arbeitseinkommen<br />
Arbeitseinkommen<br />
(Multiplikatoreffekt)<br />
(Multiplikatoreffekt)<br />
Gesamteffekt Gesamteffekt<br />
Gesamteffekt<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
Berechnung über<br />
Input-Output-<br />
Rechnung<br />
Katalytische<br />
Effekte<br />
� Auswirkungen auf den<br />
Unternehmenssektor<br />
� Auswirkungen auf<br />
Standortfaktoren<br />
� Unternehmerische<br />
Standortentscheidungen<br />
� Unternehmensgründungen<br />
� etc.<br />
Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> ökonomischen Wirkungen, die von den Hochschulen<br />
und Wissenschaftseinrichtungen ausgehen und die auf<br />
München und die umliegende <strong>EMM</strong> ausstrahlen, gestalten sich die<br />
Berechnungen (wegen <strong>der</strong> Komplexität ökonomischer Prozesse<br />
und des Datenmangels) an vielen Stellen als schwierig. Stellenweise<br />
kommt man daher nicht umhin, Schätzungen o<strong>der</strong> Plausibilitätsüberlegungen<br />
anzustellen. Gerade bei regionalen Untersuchungen<br />
stellt sich dieses Problem in beson<strong>der</strong>em Maße.<br />
4.1.2 Ermittlung direkter Effekte<br />
Direkte regionalwirtschaftliche Effekte lassen sich in erster Linie<br />
aus Angaben <strong>der</strong> Institutionen und unter Zuhilfenahme von vorliegenden<br />
amtlichen sowie weiteren Statistiken ermitteln. Hilfreich<br />
sind darüber hinaus Experteneinschätzungen, Auswertungen von<br />
Personalstatistiken und Analysen <strong>der</strong> Beschaffungsstruktur <strong>der</strong> betrachteten<br />
Einrichtungen sowie vergleichende Betrachtungen. Ergänzend<br />
können amtliche Statistiken (statistische Landesämter,<br />
Seite 55
Arbeitsagenturen) und Experteneinschätzungen herangezogen<br />
werden. Mit Hilfe von Wohnortanalysen <strong>der</strong> Beschäftigten in den<br />
betrachteten Unternehmen und Pendlerquoten können regionalisierte<br />
Auswertungen zu den Beschäftigten (Verbleib <strong>der</strong> Kaufkraft)<br />
und den Vorleistungsbezügen erstellt werden.<br />
Die direkten regionalwirtschaftlichen Effekte sind vor allem interessant<br />
im Zusammenspiel mit Vergleichszahlen für die gesamte<br />
Betrachtungsregion. So sind die Beschäftigten beson<strong>der</strong>s aussagekräftig<br />
im Zusammenhang mit den Werten für die gesamte Betrachtungsregion.<br />
Dieser Vergleich erfolgt unter Rückgriff auf amtliche<br />
Daten.<br />
4.1.3 Ermittlung indirekter Effekte mit Hilfe <strong>der</strong> Input-Output-<br />
Rechnung<br />
Als indirekte Effekte werden Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzeffekte<br />
bezeichnet, die in den Vorleistungsbranchen <strong>der</strong> Energiewirtschaft<br />
entstehen. Indirekte Effekte können bei direkten Zulieferern<br />
entstehen (Vorleistungseffekte 1. Ordnung) o<strong>der</strong> auch bei den<br />
Zulieferern <strong>der</strong> Zulieferer (Vorleistungseffekte 2., 3., …, n-ter Ordnung).<br />
Vorleistungseffekte 1. Ordnung lassen sich noch mit Hilfe<br />
<strong>der</strong> Vorleistungsstruktur <strong>der</strong> betreffenden Branche berechnen. Will<br />
man die indirekten Effekte über alle Stufen in einem Gang berechnen,<br />
so kann man die Effekte mit Hilfe <strong>der</strong> Input-Output-<br />
Rechnung modellhaft quantifizieren. Input-Output-Tabellen zeigen<br />
unmittelbar die direkten wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen<br />
und innerhalb <strong>der</strong> produzierenden Bereiche und <strong>der</strong> letzten Verwendung<br />
von Gütern für einen bestimmten abgelaufenen Zeitraum.<br />
Die Berechnung indirekter regionalwirtschaftlicher Effekte mit <strong>der</strong><br />
Input-Output-Analyse setzt das Vorhandensein einer spezifischen<br />
Input-Output-Tabelle für die <strong>EMM</strong> voraus. Bis auf das Land Baden-Württemberg<br />
existiert we<strong>der</strong> für ein Bundesland noch für eine<br />
Region eine amtliche Input-Output-Tabelle. Aus diesem Grund<br />
wurde im Rahmen dieses Projektes mit Hilfe einiger Annahmen<br />
eine spezifische Input-Output-Tabelle für die Europäische<br />
Metropolregion München geschätzt. Hilfreich waren hierbei neben<br />
Drittstudien vor allem Vorarbeiten <strong>der</strong> Prognos AG <strong>der</strong> jüngsten<br />
Vergangenheit, die sich in zahlreichen Projektstudien und<br />
Forschungsarbeiten mit <strong>der</strong> Problematik intensiv auseinan<strong>der</strong> gesetzt<br />
hat. 36<br />
36 Vgl. Prognos-<strong>Studie</strong>: Energiestandort Berlin - Energie- und regionalwirtschaftliche Bedeutung von Vattenfall Europe<br />
im Großraum Berlin, 2006;<br />
Forschungsgutachten Prognos AG / Verwaltungshochschule Speyer: Die formale und effektive Inzidenz von Bun-<br />
Seite 56
Ausgangsbasis ist die bundesdeutsche Input-Output-Tabelle, die<br />
die amtliche Statistik mit einer Aufteilung in 12 Wirtschaftsbereiche<br />
liefert. 37 Um eine Input-Output-Tabelle (I-O-Tabelle) für die <strong>EMM</strong><br />
zu schätzen, müssen einige Annahmen getroffen werden. So gehen<br />
wir davon aus, dass für jeden Wirtschaftszweig in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
das Verhältnis von Wertschöpfung zu Produktionswert, die Struktur<br />
<strong>der</strong> bezogenen Vorleistungen und <strong>der</strong> Importanteil aus dem<br />
Ausland dem bundesweiten Branchenschnitt entsprechen. 38 Darüber<br />
hinaus haben wir plausibel unter Zuhilfenahme funktionaler<br />
Zusammenhänge abgeschätzt, wie viel Prozent <strong>der</strong> Vorleistungen<br />
die regionalen Unternehmen aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beziehen (sog. regionale<br />
Vorleistungsquoten). Wichtige Anhaltspunkte hierzu geben in<br />
erster Linie hinzugezogene Vergleichsstudien und ein von Prognos<br />
in den Jahren 2006/2007 durchgeführtes Forschungsprojekt<br />
für das BBR, welches die intraregionalen Lieferquoten <strong>der</strong> Wirtschaftszweige<br />
aus <strong>der</strong> Wirtschaftskraft einer Region und <strong>der</strong> Wirtschaftsstruktur<br />
funktional ableitet. 39<br />
Die regionalen Lieferquoten werden bei dieser Methode funktional<br />
mit Hilfe <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> sektoralen Bruttowertschöpfung in <strong>der</strong> Region<br />
abgeschätzt werden. Die Bruttowertschöpfung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
liegt mit rund 200 Mrd. € deutlich über dem Wert <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />
Raumordnungsregion in <strong>der</strong> Bundesrepublik. Mit Hilfe zusätzlicher<br />
Angaben zur sektoralen Wertschöpfung in <strong>der</strong> Region<br />
lassen sich konservative Schätzungen für die regionalen Vorleistungsquoten<br />
sektoral geglie<strong>der</strong>t anstellen. Denn es kann davon<br />
ausgegangen werden, dass in Regionen mit hohem ökonomischen<br />
Entwicklungsniveau die Möglichkeit besteht, nicht nur die herkömmliche<br />
Nachfrage son<strong>der</strong>n auch den universitären Spezialbedarf<br />
an Gütern und Dienstleistungen zu decken, die Verbleibsquote<br />
<strong>der</strong> Sachausgaben also hoch ist. In <strong>der</strong> folgenden Tabelle wird<br />
dargestellt, welcher Anteil des Vorleistungsbezugs aus <strong>der</strong> Betrachtungsregion<br />
stammt. So gehen wir bspw. nach unseren<br />
desmitteln, im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, 2007, noch unveröffentlicht;<br />
Wirkungsanalyse des ISP des Landes Bremen – externes Teilgutachten im Bereich <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Modellbildung,<br />
Prof. Dr. Schäfer (IKSF): Ermittlung regionaler Multiplikatoren für das Land Bremen;<br />
DIW (2007): Wirtschaftliche Verflechtung Berlin - Brandenburg, April 2007 sowie DIW (1997): Zur regionalwirtschaftlichen<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Hochschulen.<br />
Senator für Finanzen Bremen: Anleitung zur Ermittlung <strong>der</strong> Fiskaleffekte bremischer Investitionen;<br />
Prognos AG: Energiestandort Mitteldeutschland – Regionalwirtschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> Mitteldeutschen Braunkohle<br />
AG (MIBRAG), 2005.<br />
37 Die aktuell im Jahr 2009 verfügbare I-O-Tabelle des Statistischen Bundesamtes bezieht sich auf das Basisjahr<br />
2005. Sie ist die neueste verfügbare Tabelle mit originär berechneten Daten. Tabellen für spätere Jahre beruhen<br />
auf Fortschreibungen und liefern daher keinen strukturellen Erkenntnisgewinn.<br />
38 Davon auszugehen, dass ein Wirtschaftszweig in Bayern und <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> gänzlich an<strong>der</strong>e Strukturen (z.B. Wertschöpfungsanteil<br />
am Produktionswert, Vorleistungsstruktur) aufweist als im Bundesschnitt <strong>der</strong> Branche, stellt aus<br />
unserer Sicht mangels besserer verfügbarer Daten keine plausible Annahme dar.<br />
39 Vgl. z.B. Prognos AG: Bedeutung <strong>der</strong> Hauptstadtfunktion für die regionale Wirtschaftsentwicklung in Berlin, im<br />
Auftrag des Bundesministeriums <strong>der</strong> Finanzen, 2003 sowie Forschungsgutachten Prognos AG / Verwaltungshochschule<br />
Speyer: Die formale und effektive Inzidenz von Bundesmitteln, im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen<br />
und Raumordnung, 2007, noch unveröffentlicht.<br />
Seite 57
Schätzungen davon aus, dass 37 % <strong>der</strong> von den in <strong>der</strong> Region<br />
ansässigen Unternehmen bezogenen Maschinenbauprodukte aus<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> stammen und 65 % aus Deutschland.<br />
Tabelle 9: Intraregionale Lieferquoten nach bezogenen<br />
Gütern/ Dienstleistungen in Deutschland<br />
und <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Nr. Wirtschaftszweig / bezogene Güter Deutschland zum Vgl.<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
<strong>EMM</strong><br />
1 Land- u. Forstwirtschaft 76% 61% 55%<br />
2 Bergbau, Steine/ Erden, Energie,<br />
Wasser 51% 45% 43%<br />
3 Mineralöl, Chemie, bearbeitete<br />
Steine / Erden 68% 44% 39%<br />
4 Metalle 71% 29% 33%<br />
5 Maschinen, Fahrzeuge, DV-<br />
Geräte, Elektro 65% 45% 37%<br />
6 Textilien, Le<strong>der</strong>, Holz-, Papier,<br />
Sekundärrohstoffe 71% 53% 44%<br />
7 Nahrungsmittel, Getränke, Tabak 76% 56% 52%<br />
8 Bau 94% 94% 87%<br />
9 Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittl.,<br />
Gastgewerbe 89% 73% 71%<br />
10 Kreditinst., Wohnungsw., Unternehmens-<br />
DL 93% 84% 83%<br />
11 Gesundheits- u. Sozialwesen 99% 90% 86%<br />
12 Öffentl. Verwaltung, DL priv.<br />
Haushalte 94% 90% 82%<br />
Quelle: Prognos AG, 2009. Angaben für Deutschland auf Basis <strong>der</strong> bundesweiten Input-<br />
Output-Tabelle (Stat. Bundesamt 2009, Basisjahr 2005),<br />
Angaben für Baden-Württemberg auf Basis <strong>der</strong> I-O-Tab. des Landes; Angaben für<br />
die <strong>EMM</strong> eigene Modellrechnungen.<br />
Mit diesen Angaben ist es möglich, die gesamtdeutsche<br />
I-O-Tabelle regionalspezifisch anzupassen. Die geschätzte I-O-<br />
Tabelle für die <strong>EMM</strong> befindet sich im Anhang. Zum genauen methodischen<br />
Vorgehen bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Input-Output-<br />
Seite 58
Primärimpuls<br />
Primärimpuls<br />
(z.B.<br />
(z.B.<br />
Bauinvestition<br />
Bauinvestition<br />
100<br />
100<br />
Mio.<br />
Mio.<br />
€)<br />
€)<br />
Rechnung sei auf den Anhang I verwiesen, <strong>der</strong> die einzelnen Rechenschritte<br />
aufzeigt. Vereinfacht ausgedrückt wird durch Matrizenrechnung<br />
ermittelt, welche Menge in sämtlichen Wirtschaftsbereichen<br />
inkl. aller Vorleistungsstufen produziert werden muss, um<br />
die Nachfrage <strong>der</strong> Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen<br />
nach Vorleistungsgütern zu decken. Um mit dem Input-Output-<br />
Modell rechnen zu können, müssen die laufenden Vorleistungsbezüge<br />
und Investitionsausgaben separat nach 12 ausgewiesenen<br />
Wirtschaftsbereichen <strong>der</strong> Input-Output-Tabelle eingespeist werden.<br />
Die unten stehende Abbildung verdeutlicht die mit Hilfe <strong>der</strong> Input-<br />
Output-Analyse berechenbare Wirkungskette am Beispiel einer<br />
Bauinvestition: Der primäre Nachfrageimpuls führt zu direkten und<br />
indirekten Produktionswirkungen nicht nur in <strong>der</strong> Bauindustrie,<br />
son<strong>der</strong>n auch in an<strong>der</strong>en Branchen. Dazu werden in je<strong>der</strong> Branche<br />
Beschäftigte benötigt, die ein entsprechendes Einkommen erhalten.<br />
Mit Hilfe <strong>der</strong> Input-Output-Rechnung können sämtliche für<br />
die Befriedigung <strong>der</strong> Vorleistungsgüternachfrage nötigen Produktionswerte<br />
in jedem vorgelagerten Wirtschaftsbereich ermittelt werden.<br />
Abbildung 9: Beispielhafte Wirkungskette bei <strong>der</strong> Ermittlung<br />
indirekter Effekte<br />
direkter<br />
direkter<br />
+<br />
+<br />
indirekter<br />
indirekter<br />
Produktionswert<br />
Produktionswert<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
Erwerbstätige<br />
Erwerbstätige<br />
je<br />
je<br />
WirtschaftsWirtschaftsbereichbereich<br />
ArbeitsArbeitseinkommeneinkommen<br />
Mit Hilfe amtlicher Daten lassen sich Umsatz- bzw. Produktionseffekte<br />
umrechnen in Erwerbstätigenzahlen, Wertschöpfungs- und<br />
Einkommenswirkungen. Für jeden <strong>der</strong> 12 betrachteten Wirtschaftsbereiche<br />
sind statistische Kennzahlen aus <strong>der</strong> amtlichen<br />
Sozialproduktberechnung bekannt o<strong>der</strong> können errechnet werden.<br />
Mit Hilfe <strong>der</strong> sektoralen Arbeitsproduktivitäten und unter Einbezug<br />
<strong>der</strong> Wertschöpfungsanteile lassen sich Nachfrageimpulse in<br />
Beschäftigtenzahlen transformieren.<br />
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick zu den Kennzahlen des<br />
Untersuchungsraums.<br />
Seite 59
Zusammengefasste Wirtschaftszweige<br />
in <strong>der</strong> Sozialproduktsberechnung<br />
Tabelle 10: Erwerbstätige, Wertschöpfung sowie Arbeitsproduktivität in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> (2008)<br />
Erwerbstätige<br />
am Arbeitsort<br />
absolut<br />
Wertschöpfung<br />
in Mio. €<br />
Bruttowertschöpfung je<br />
Erwerbstätigen in €<br />
Entgelte je Arbeitnehmer<br />
in €<br />
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 71.695 1.462 20.392 20.995<br />
Bergbau, Gew. v. Steinen und Erden, Energie<br />
und Wasser 19.930 2.960 148.547 66.792<br />
Verarbeitendes Gewerbe, davon 581.403 49.280 84.760 50.112<br />
Mineralöl- und chem. Erzeugnisse, Glas, Keramik 79.499 8.392 105.563 58.458<br />
Metalle 43.261 3.261 75.373 46.463<br />
Maschinen, Fahrzeuge, DV-Geräte, elektrotechnisch<br />
Geräte 309.981 29.197 94.188 62.573<br />
Textilien, Le<strong>der</strong>waren, Holz- u. Papier, Recycling,<br />
Sekundärrohstoffe 89.400 5.522 61.770 35.398<br />
Nahrungs- und Futtermittel, Getränke, Tabak 59.262 2.908 49.076 30.962<br />
Baugewerbe 161.071 6.961 43.217 33.985<br />
Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Gastgewerbe<br />
732.660 30.710 41.916 30.795<br />
Kreditinstitute u. Versicherungen, Vermietung,<br />
Unternehmensdienstleistungen 594.868 70.977 119.315 39.377<br />
Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen, Erziehung<br />
u. Unterricht, Entsorgung 502.214 22.087 43.979 35.405<br />
Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialvers., sonst.<br />
Dienstleistungen priv. Haushalte, Kultur-DL 343.439 15.430 44.929 35.087<br />
Insgesamt 2.963.707 199.868 67.438 37.862<br />
Quelle: Berechnungen Prognos AG auf Basis von Angaben <strong>der</strong> Statistischen Landesämter<br />
sowie des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, 2009.<br />
Seite 60
4.1.4 Ermittlung induzierter Effekte – Berechnung eines<br />
Einkommensmultiplikators für die <strong>EMM</strong><br />
Der sog. „einkommensmultiplikative Prozess“ besteht darin, dass<br />
von den an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gezahlten<br />
Entgelten ein Teil für Konsumzwecke ausgegeben wird. Diese erhöhte<br />
Konsumgüternachfrage führt zu einer Anregung <strong>der</strong> Produktion<br />
und zur Entstehung zusätzlicher Wertschöpfung und zusätzlichen<br />
Einkommens in den Konsumgüterbereichen. Die zusätzliche<br />
Wertschöpfung geht einher mit erhöhter Beschäftigung in den betreffenden<br />
Wirtschaftszweigen (induzierte Beschäftigung). Auch<br />
die Beschäftigten in diesen Bereichen geben wie<strong>der</strong>um einen Teil<br />
ihrer Einkommen für Konsumzwecke aus. Es entsteht ein fortwähren<strong>der</strong><br />
multiplikativer Prozess, <strong>der</strong> jedoch seiner Größe nach immer<br />
kleiner wird, aufgrund von „Sickerverlusten“ wie Steuern, Sozialabgaben,<br />
Ersparnis und Importen aus dem Ausland und an<strong>der</strong>en<br />
Regionen. Die folgende Abbildung verdeutlicht diesen Zusammenhang:<br />
Einkommensinduzierung durch direkt beschäftigte Arbeitskräfte<br />
Abbildung 10: Einkommen und Kaufkraft<br />
Zahl<br />
Zahl<br />
<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong><br />
Erwerbstätigen<br />
Erwerbstätigen<br />
Gehälter<br />
Gehälter<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
Entgeltsumme<br />
Entgeltsumme<br />
Verfügbares<br />
Verfügbares<br />
Einkommen<br />
Einkommen<br />
KonsumausKonsumausgabengaben<br />
brutto<br />
brutto<br />
KonsumausKonsumausgabengaben<br />
netto<br />
netto<br />
Wirksame<br />
Wirksame<br />
Kaufkraft<br />
Kaufkraft<br />
Steuern<br />
Steuern<br />
und<br />
und<br />
Sozialabgaben<br />
Sozialabgaben<br />
Sparen<br />
Sparen<br />
MwSt.<br />
MwSt.<br />
Importe<br />
Importe<br />
Die beschriebenen „induzierten Effekte“ werden durch die Multiplikatoranalyse<br />
modelliert. Dabei erfolgt die Abschätzung des Multiplikatoreffekts<br />
durch die Verwendung eines standortspezifischen<br />
regionalen Einkommensmultiplikators. Zur Ermittlung eines spezifischen<br />
Einkommensmultiplikators (m) für die Europäische Metropolregion<br />
München (<strong>EMM</strong>) mit Hilfe <strong>der</strong> unten stehenden Formel,<br />
<strong>der</strong>en Herleitung sich im Anhang befindet, müssen Werte für<br />
die Konsumquote (c), die Importquote (q) und die Steuer- und Abgabenbelastung<br />
(t) festgelegt werden:<br />
Seite 61
m<br />
1<br />
1<br />
c(<br />
1 t)(<br />
1<br />
q)<br />
Die Empfänger von Arbeitseinkommen müssen diese zunächst<br />
versteuern und Sozialabgaben leisten. Die durchschnittliche Belastung<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmerentgelte durch Lohn- und Einkommensteuer<br />
liegt nach Angaben <strong>der</strong> Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />
(VGR) bei ca. 14,8 %. 40 Für die Sozialabgaben (Arbeitnehmer-<br />
sowie Arbeitgeberanteil) wurde eine durchschnittliche<br />
Quote von 32,7 % des Arbeitsentgelts abgeleitet. Die Belastung<br />
<strong>der</strong> Konsumnachfrage durch Mehrwertsteuer und spezifische Verbrauchsteuern<br />
beträgt abgeleitet aus VGR-Daten ca. 12 % und<br />
liegt damit in Folge <strong>der</strong> Erhöhung des MwSt-Satzes 2007 höher<br />
als noch vor ein paar Jahren. 41 , 42 Die Summe aller Abgaben in<br />
Relation zum Einkommen liegt bei Annahme dieser Werte<br />
deutschlandweit bei t = 53,8 %.<br />
Zur Abschätzung <strong>der</strong> Steuer- und Abgabenlast kann auch aus <strong>der</strong><br />
amtlichen Statistik das Verhältnis von durchschnittlich verfügbaren<br />
Einkommen zum Arbeitsentgelt herangezogen werden o<strong>der</strong> man<br />
zieht Angaben des Karl-Bräuer-Instituts des Bundes <strong>der</strong> Steuerzahler<br />
heran. 43 Dabei werden unter dem Arbeitsentgelt in <strong>der</strong><br />
amtlichen Statistik die Personalkosten verstanden, d.h. das Bruttogehalt<br />
zzgl. <strong>der</strong> Arbeitgeberanteile an <strong>der</strong> Sozialversicherung<br />
und freiwilliger Leistungen. Die folgende Tabelle gibt die durchschnittliche<br />
Höhe <strong>der</strong> Arbeitnehmerentgelte an.<br />
40 Berechnet aus Angaben <strong>der</strong> VGR des Stat. Bundesamtes, Fachserie 18, R. 1.4, 2009. Tab. 3.4.4.2. „Masseneinkommen<br />
und verfügbares Einkommen <strong>der</strong> privaten Haushalte“.<br />
41 Bezogen auf das Arbeitsentgelt beträgt die Belastung mit MwSt. 6,3%.<br />
42 Vgl. Bedau, Klaus-Dietrich; Fahrlän<strong>der</strong>, Stefan; Seidel, Bernhard; Teichmann, Dieter: „Wie belastet die Mehrwertsteuererhöhung<br />
private Haushalte mit unterschiedlich hohem Einkommen?“, in: DIW Wochenbericht 14/98, Berlin<br />
1998. Diese stellten eine Durchschnittsbelastung von 11% fest.<br />
43 Vgl. Karl-Bräuer-Institut des Bundes <strong>der</strong> Steuerzahler: Die Entwicklung <strong>der</strong> Steuer- und Abgabenbelastung, Heft<br />
100, Berlin 2006. Die Belastung mit direkten und indirekten Abgaben wird hier für das Jahr 2009 auf 51,1% geschätzt.<br />
Seite 62
Tabelle 11: Durchschnittliches Arbeitnehmerentgelt, Brutto- und<br />
Nettoverdienst je Arbeitnehmer im Jahr 2008<br />
Arbeitnehmerentgelt<br />
(Personalkosten)<br />
Bruttolohn Nettoverdienst<br />
Deutschland 34.171 € 27.754 € 17.952 €<br />
Bayern 35.940 € 29.226 € 18.904 €<br />
Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> 2009;<br />
eigene Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG, 2009<br />
Demnach betrug im Jahr 2008 in Bayern das durchschnittliche Arbeitnehmerentgelt<br />
pro Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
35.940 € p.a., <strong>der</strong> Bruttoverdienst 29.226 € und <strong>der</strong> Nettoverdienst<br />
18.904 €. Das verfügbare Einkommen pro Einwohner liegt mit<br />
19.670 €. geringfügig höher (z.B. wegen Transferzahlungen). 44<br />
Das Verhältnis von verfügbarem Einkommen zum Arbeitsentgelt<br />
beläuft sich auf 54,5 %. D.h. die direkte Steuer- und Abgabenquote<br />
beträgt 45,5 %, unter Einbezug <strong>der</strong> indirekten Steuern<br />
(MwSt.) sogar 51,8%, Werte, die in etwa vergleichbar sind mit<br />
den Vorgängerjahren.<br />
Unter <strong>der</strong> Sparquote wird <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Ersparnis am verfügbaren<br />
Einkommen verstanden. Die in den 90er Jahren noch trendmäßig<br />
gesunkene durchschnittliche Sparquote <strong>der</strong> privaten Haushalte<br />
steigt seit dem Jahr 2000 wie<strong>der</strong> kontinuierlich an und erreicht<br />
mittlerweile einen Wert von 10,8 % im gesamten Bundesgebiet<br />
(Jahr 2007). Die Sparquote fällt im Vergleich <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />
sehr unterschiedlich aus und rangiert von 8,0 % in Bremen bis<br />
12,4 % in Baden-Württemberg. 45 Nach Angaben des Arbeitskreis<br />
VGR <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> beträgt die Sparquote in Bayern 11,9 %. Daraus<br />
ergibt sich eine im Bundesvergleich hohe Konsumquote 88,1 %.<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung regionaler Effekte muss berücksichtigt werden,<br />
dass nicht alle Konsumausgaben in <strong>der</strong> Region getätigt werden,<br />
son<strong>der</strong>n ein Teil <strong>der</strong> Konsumausgaben in an<strong>der</strong>e Regionen<br />
abfließt. Die „Importquote“ wird maßgeblich durch die Größe und<br />
Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> jeweiligen Untersuchungsregion beeinflusst.<br />
Aus <strong>der</strong> amtlichen Statistik sind keine Angaben zu „Import-<br />
44 Verfügbares Einkommen <strong>der</strong> privaten Haushalte je Einwohner (2007): Deutschland 18.411 €, Bayern 19.670 €,<br />
Hamburg 23.366 €. Quelle: VGR <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, Reihe 1, Län<strong>der</strong>ergebnisse Band 5, 2009<br />
45 Vgl. VGR <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Für die Berechnung <strong>der</strong> einkommensinduzierten Wirkungen werden durchschnittliche Verbrauchsstrukturen<br />
<strong>der</strong> Haushalte zugrunde gelegt. Gilt es zu ermitteln, welche Wirkung zusätzliches Einkommen<br />
hat, müssen marginale Konsumquoten herangezogen werden. Dies ist jedoch nicht die Fragestellung dieser Untersuchung.<br />
Seite 63
quoten“ <strong>der</strong> privaten Haushalte auf Regions- o<strong>der</strong> Bundeslandebene<br />
verfügbar.<br />
Aus <strong>der</strong> bundesdeutschen Input-Output-Tabelle ist ersichtlich,<br />
dass rund 11 % des privaten Verbrauchs durch Einfuhren aus<br />
dem Ausland gedeckt werden. 46 Für das im Vergleich zur <strong>EMM</strong><br />
deutlich bevölkerungsreichere Baden-Württemberg ist bekannt,<br />
dass die privaten Haushalte ca. 26 % ihres Bedarfs an Konsumgütern<br />
aus an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n und dem Ausland decken.<br />
47 Nach <strong>der</strong> Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS)<br />
stammt bei privaten Haushalten in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n durchschnittlich<br />
51% des privaten Verbrauchs überwiegend aus <strong>der</strong> regionalen<br />
Produktion von Gütern und Dienstleistungen. 48 Das DIW geht<br />
in einer <strong>Studie</strong> davon aus, dass 85% <strong>der</strong> Konsumausgaben Berliner<br />
Angestellter in den lokalen Wirtschaftskreislauf fließen. 49 Mit<br />
Blick auf Vorgängeruntersuchungen 50 , bei denen <strong>der</strong> regionale<br />
Lieferanteil funktional in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> regionalen<br />
Bruttowertschöpfung geschätzt wurde, halten wir es gutachterlich<br />
für gerechtfertigt, für die <strong>EMM</strong> von einer Importquote von 30 %<br />
auszugehen. 51 Dementsprechend verbleiben 70 % <strong>der</strong> Konsumausgaben<br />
in <strong>der</strong> Region. Damit gehen wir zusammenfassend von<br />
folgenden Werten aus:<br />
Konsumquote c = 88,1 %<br />
Abgabenquote t = 51,8 %<br />
Importquote q = 30 %<br />
Diese Kennziffern bedeuten, dass die Haushalte von 1 € Einkommen<br />
(Entgelt) im Durchschnitt Ausgaben für Konsumzwecke in<br />
Höhe von 29,7 Cent in <strong>der</strong> Region tätigen. Da diese Ausgaben ihrerseits<br />
zu weiterer Produktion, Einkommen und Konsumausgaben<br />
führen, erhöht sich <strong>der</strong> Einkommenseffekt für die<br />
<strong>EMM</strong> weiter und <strong>der</strong> Einkommensmultiplikator beläuft sich bei vorsichtiger<br />
Schätzung auf 1,42.<br />
46 Vgl. Statistisches Bundesamt 2009, Input-Output-Tabelle für das Jahr 2006.<br />
47 Vgl. die Input-Output-Tabelle des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg (1992), <strong>der</strong> einzigen verfügbaren<br />
amtlichen I-O-Tabelle für ein Bundesland.<br />
48 Vgl. Baumgartner, H./Seidel, B.: Berliner Ausgaben für Wissenschaft und Forschung: Kräftige Impulse für die Stadt,<br />
DIW-Wochenbericht Nr. 39/01, Berlin 2001.<br />
49 Vgl. DIW: Zur regionalwirtschaftlichen Bedeutung <strong>der</strong> Berliner Hochschulen, Berlin 1997<br />
50 Vgl. Forschungsgutachten Prognos AG / Verwaltungshochschule Speyer: Die formale und effektive Inzidenz von<br />
Bundesmitteln, im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, 2007.<br />
51 Die <strong>EMM</strong> hat mit einer Bruttowertschöpfung von rund 200 Mrd. € pro Jahr eine deutlich höhere Wirtschaftskraft als<br />
die durchschnittliche deutsche Raumordnungsregion mit ca. 23 Mrd. €.<br />
Seite 64
52 Quelle: Eigene Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG<br />
Einkommensmultiplikator <strong>EMM</strong> München:<br />
Einkommensmultiplikator <strong>EMM</strong> München:<br />
m 1,42<br />
Der errechnete Einkommensmultiplikator (Gesamteinkommen zu<br />
Entgelten) bedeutet für die weiteren Berechnungen, dass 1 € <strong>der</strong><br />
an die Beschäftigten gezahlten Entgelte durch den oben beschriebenen<br />
Multiplikatorprozess weitere 42 ct indirekte Produktion und<br />
Einkommen in an<strong>der</strong>en Wirtschaftsbereichen auslöst. Dabei umfasst<br />
<strong>der</strong> Multiplikator indirekte und induzierte Effekte. Je kleiner<br />
die Regionsabgrenzung, desto geringer <strong>der</strong> Multiplikatoreffekt.<br />
Daher überrascht es wenig, dass <strong>der</strong> für die <strong>EMM</strong> errechnete Einkommensmultiplikator<br />
mit 1,42 unterhalb des entsprechenden<br />
Wertes für die Bundesrepublik (1,7), aber in etwa mit dem des<br />
Ruhrrevier (1,47) vergleichbar ist. 52 Zudem korrespondiert <strong>der</strong><br />
Wert mit Einkommensmultiplikatoren von 1,38 - 1,45, den das Institut<br />
für regionale <strong>Studie</strong>n in Europa EURES in <strong>der</strong> Schweiz für<br />
Großstadtzentren und Zentrenumland ermittelt hat, und mit dem<br />
Wert 1,36, den das ifo-Institut für die Stadt München errechnet hat.<br />
4.2 Vorgehen Befragung<br />
Der Impact wissenschaftlicher Einrichtungen ist sehr vielgestaltig<br />
und nur in geringen Teilen in <strong>der</strong> amtlichen Statistik erfasst. Wie<br />
im vorherigen Kapitel deutlich wurde, lassen sich nicht nur verschiedene<br />
ökonomische Effekte feststellen. Auch katalytische Effekte<br />
sollten berücksichtigt werden. Eine eigene umfangreiche Befragung<br />
ist daher notwendig, um diesen vielgestaltigen Impact abschätzen<br />
zu können. Allerdings ist nicht nur <strong>der</strong> Impact wissenschaftlicher<br />
Institutionen vielgestaltig, auch bei den Institutionen<br />
selbst handelt es sich oft um Unikate. Diese sind schon z.T. in Kapitel<br />
3.1 charakterisiert worden. Hilfreich ist es daher zunächst die<br />
Aufgaben und Funktionen dieser Institutionen zu betrachten. So<br />
können prinzipiell drei zentrale Aufgaben, nämlich Forschung,<br />
Lehre und Wissenstransfer, unterschieden werden.<br />
Beson<strong>der</strong>s ist vor allem die Aufgabe des Wissenstransfers, denn<br />
hierbei stehen die wissenschaftlichen Institutionen in enger Kooperation<br />
und Interaktion mit einer Reihe im eigentlichen Sinne nicht<br />
wissenschaftlicher Institutionen, so etwa Transferstellen o<strong>der</strong><br />
Grün<strong>der</strong>zentren. Diese Einrichtung nicht zu berücksichtigen, hieße<br />
Seite 65
gerade den Teil nicht zu berücksichtigen, welcher für eine zentrale<br />
Aufgabe, nämlich den Wissenstransfer, essenziell ist. An<strong>der</strong>erseits<br />
soll berücksichtigt werden, dass diese sich deutlich von den restlichen<br />
Einrichtungen unterscheiden. So wurde in <strong>der</strong> Befragung<br />
zwischen zwei Arten von Institutionen unterschieden.<br />
Einerseits Kerninstitutionen <strong>der</strong> Impact Analyse, hierbei handelt es<br />
sich um:<br />
Universitäten<br />
künstlerische Hochschulen<br />
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />
An-Institute<br />
An<strong>der</strong>erseits Institutionen, welche helfen, den Impact - gerade des<br />
Wissenstransfer - zu ergänzen, präzisieren und qualifizieren. Hierbei<br />
handelt es sich um:<br />
Forschungs- und Hochschulnetzwerke<br />
Beratungsgesellschaften<br />
Kultureinrichtungen<br />
Messen<br />
Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentren<br />
Kammern und Behörden<br />
Nicht berücksichtigt wurden bei <strong>der</strong> Befragung Museen, Theater<br />
und weitere künstlerisch-musische Einrichtungen. Diese Institutionen<br />
nehmen eine Son<strong>der</strong>rolle ein und werden daher bei <strong>der</strong> Abschätzung<br />
<strong>der</strong> ökonomischen Effekte nicht berücksichtigt, wohl<br />
aber im Kapitel 9.3 angesprochen. Ebenfalls wurden industrielle<br />
Forschungseinrichtungen bei <strong>der</strong> Befragung nicht berücksichtigt.<br />
Diese stehen zwar in vielfältiger Interaktion mit dem befragten Unternehmen,<br />
bilden jedoch ähnlich wie die Museen und Theater<br />
wie<strong>der</strong>um einen ganz eigenen Institutionentyp. Die auf dieser Befragung<br />
aufbauende Abschätzung direkter, indirekter und induzierter<br />
Effekte ist somit recht konservativ. Würde man diese weiteren<br />
Institutionentypen noch bei <strong>der</strong> Befragung berücksichtigen, würden<br />
die abgeschätzten Effekte sicherlich deutlich höher ausfallen.<br />
Die Befragung verlief in einem mehrstufigen Verfahren. Zunächst<br />
wurde mit dem Auftraggeber eine Liste von zu befragenden Institutionen<br />
abgestimmt. Bei diesen Institutionen wurde die Teilnahmebereitschaft<br />
erfragt. Anschließend wurde in einem Workshop mit<br />
Vertretern <strong>der</strong> Schlüsselinstitutionen dieser Befragung die interne<br />
Validität des Fragebogens überprüft. Verständnisfragen wurden<br />
geklärt und darauf aufbauende Erläuterungen im Fragebogen integriert<br />
und Anpassungen <strong>der</strong> Fragebatterien vorgenommen.<br />
Insgesamt wurden 107 Institutionen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angesprochen.<br />
Diese Institutionen unterscheiden sich erheblich in erbrachten For-<br />
Seite 66
schungsleistungen, Umfang <strong>der</strong> Lehre sowie in <strong>der</strong> Bedeutung für<br />
den Wissenstransfer. Somit unterscheidet sich auch <strong>der</strong> Impact<br />
dieser Institutionen erheblich. In <strong>der</strong> folgenden Liste werden alle<br />
angesprochenen Institutionen aufgeführt.<br />
Kerninstitutionen <strong>der</strong> Impact Analyse:<br />
Hochschulen und Universitäten<br />
Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste München<br />
Bayerische Theaterakademie August Everding München<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften Augsburg<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften Deggendorf<br />
Hochschule für angewandtes Management Erding<br />
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege<br />
in Bayern<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften Ingolstadt<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan<br />
FOM - Hochschule für Ökonomie und Management<br />
Hochschule für Fernsehen und Film München<br />
Hochschule für Musik und Theater München<br />
Hochschule für Philosophie München<br />
Hochschule für Politik München<br />
Hochschule München<br />
Hochschule Rosenheim<br />
Katholische Stiftungshochschule für angewandte Wissenschaften<br />
München<br />
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />
Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
Munich Business School<br />
Technische Universität München<br />
Universität Augsburg<br />
Universität <strong>der</strong> Bundeswehr Neubiberg<br />
Kerninstitutionen <strong>der</strong> Impact Analyse:<br />
Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und An-Institute<br />
Bayerische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />
Bayerische Forschungsstiftung<br />
Bayerisches Zentrum für angewandte Energieforschung<br />
e.V.<br />
Deutsches Jugendinstitut<br />
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />
DFA Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie<br />
F10 Forschungszentrum für erneuerbare Energie<br />
Flugmedizinisches Institut <strong>der</strong> Luftwaffe<br />
Seite 67
Fogra Forschungsgesellschaft Druck e.V.<br />
Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München<br />
Helmholtz-Zentrum München<br />
Hochschulnetzwerk Greater Munich Aerea (GMA)<br />
IMU Institut für Management und Umwelt<br />
Institut für City- und Regionalmangement Ingolstadt<br />
Institut für Diabetesforschung<br />
Institut für Ostrecht e.V.<br />
Institut für sozialwissenschaftliche Forschung e.V.<br />
Institut für Technik und Design<br />
Institut für Zeitgeschichte<br />
Max-Planck-Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wissenschaften<br />
e.V.<br />
Monumenta Germaniae Historica<br />
RKW Bayern e.V.<br />
Südosteuopa-Gesellschaft e.V.<br />
Technische Universität München Ingolstadt Institute /<br />
INI.TUM<br />
Unternehmer TUM GmbH<br />
Zentrale <strong>der</strong> Fraunhofer-Gesellschaft<br />
Zentralinstitut für Kunstgeschichte<br />
Institutionen, die helfen, den Impact - gerade des Wissenstransfer<br />
- zu ergänzen, präzisieren und qualifizieren:<br />
Beratungsgesellschaften, Forschungsnetzwerk, Kultureinrichtung<br />
und Messen<br />
Bayerisches Institut für angewandte Umweltforschung und -<br />
technik (BifA GmbH)<br />
Bayern photonics - Kompetenznetz Optische Technologien<br />
BayGene Bayerisches Genomforschungsnetzwerk<br />
Bio M AG<br />
c2m Kompetenzzentrum Mechatronik <strong>der</strong> FH Augsburg<br />
Dtd - Deutscher Technologiedienst GmbH<br />
FZG Augsburg - Forschungsstelle für Zahnrä<strong>der</strong> und Getriebe<br />
ifo Institut für Wirtschaftsforschung an <strong>der</strong> Universität München<br />
IST Institute for Transnational <strong>Studie</strong>s<br />
KIT Schwaben e.V.<br />
Logistik Kompetenz Zentrum LKZ Prien GmbH<br />
Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München<br />
- Nie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong> GSI mbH<br />
WZU Wissenschaftszentrum Umwelt Universität Augsburg<br />
Seite 68
Institutionen, die helfen, den Impact - gerade des Wissenstransfer<br />
- zu ergänzen, präzisieren und qualifizieren:<br />
Transferstellen, Grün<strong>der</strong>zentren, Kammern und Behörden<br />
aiti-park IT Grün<strong>der</strong>zentrum GmbH<br />
AMU - Anwen<strong>der</strong>zentrum Material- und Umweltforschung<br />
Anwen<strong>der</strong>zentrum GmbH Oberpfaffenhofen<br />
ARCONE Technologiezentrum<br />
Bayern Innovativ Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer<br />
mbH<br />
cluster mechatronik & automation e.V.<br />
Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V.<br />
DLC Dienstleistungscenter Rosenheim<br />
DPMA - Deutsches Patent- und Markenamt<br />
EGZ Existenzgrün<strong>der</strong>zentrum Memmingen und Unterallgäu<br />
GmbH & Co. KG<br />
Europäisches Patentamt<br />
Existenzgrün<strong>der</strong>zentrum Ingolstadt GmbH<br />
För<strong>der</strong>gesellschaft IZB mbH<br />
gate Garchinger Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentrum<br />
Grün<strong>der</strong>- und Technologiezentrum Landsberg GmbH<br />
Grün<strong>der</strong>zentrum Straubing-Sand<br />
HWK für München und Oberbayern<br />
HWK für Schwaben<br />
HWK Nie<strong>der</strong>bayern-Oberpfalz<br />
IHK für Schwaben<br />
IHK München und Oberbayern<br />
Initiative Grün<strong>der</strong>region Schwaben<br />
Innovations Technologie Campus ITC GmbH Deggendorf<br />
Innovations- und Grün<strong>der</strong>zentrum Biotechnologie<br />
ITIS e.V. Institut für Technik Intelligenter Systeme e.V. an<br />
<strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Bundeswehr München<br />
ITW Institut für Technologietransfer und Weiterbildung<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften Augsburg<br />
Iwb Anwen<strong>der</strong>zentrum Augsburg des Instituts für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften <strong>der</strong> TU München<br />
Kontaktstelle für Technologietransfer <strong>der</strong> LMU<br />
Landratsamt München<br />
MTZ Münchner Technologie Zentrum Betriebsgesellschaft<br />
mbH<br />
Munich Intellectual Property Law Center - Bundespatentgericht<br />
SONTRA Technologie- und Dienstleistungszentrum<br />
Start up - Grün<strong>der</strong>portal in Bayern<br />
Seite 69
Universitäten und Hochschulen<br />
künstlerische Hochschulen<br />
außeruni. Forschungseinrichtungen<br />
TCW Technologie Centrum Westbayern GmbH<br />
Technologiepark Amerang<br />
Umwelt-Technologisches Grün<strong>der</strong>zentrum Augsburg (UTG)<br />
WIMES Wissenstransfer und Messewesen - TU München<br />
Wissenschaftszentrum Straubing<br />
36 <strong>der</strong> 107 angesprochenen Institutionen haben einen gültigen<br />
Fragebogen zurückgeschickt. Wie schon dargestellt, unterscheiden<br />
sich die Institutionen in ihrer Größe erheblich, so dass nicht<br />
jede Antwort einer Institution gleich bedeutend für die Impact Analyse<br />
ist. Daher soll <strong>der</strong> Rücklauf sowohl nach Größe <strong>der</strong> Institutionen<br />
als auch nach Art <strong>der</strong> Institution differenziert dargestellt werden.<br />
Das Antwortverhalten unterscheidet sich erheblich zwischen<br />
den verschiedenen Arten von Institutionen. In <strong>der</strong> folgenden Abbildung<br />
wird <strong>der</strong> Rücklauf nach Art <strong>der</strong> Institutionen dargestellt.<br />
Abbildung 11: Rücklauf nach Art <strong>der</strong> Institution<br />
Fachhochschulen<br />
An-Institute<br />
0<br />
2<br />
3<br />
4<br />
4<br />
4<br />
3<br />
0%<br />
12<br />
9<br />
57%<br />
33%<br />
Forschungs- und Hochschulnetzwerke 4 5 44%<br />
Beratungsgesellschaften 0 4 0%<br />
Kultureinrichtungen 1 2 33%<br />
Messen 0 3 0%<br />
Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentren 6<br />
Kammern und Behörden 5 2 71%<br />
Quelle: Eigene Erhebung<br />
10<br />
25%<br />
24<br />
55%<br />
20%<br />
41%<br />
0 10 20 30 40<br />
Kerninstitutionen<br />
<strong>der</strong> Impact-Analyse<br />
Institutionen, welche<br />
helfen, den Impact zu<br />
ergänzen, präzisieren<br />
und qualifizieren<br />
29%<br />
Zunächst wird deutlich, dass gerade bei den Kerninstitutionen <strong>der</strong><br />
Impact Analyse <strong>der</strong> Rücklauf deutlich höher ist als bei den restlichen<br />
Institutionen. Beson<strong>der</strong>s hoch ist <strong>der</strong> Rücklauf bei den Universitäten.<br />
Hier haben über die Hälfte aller angesprochenen Institutionen<br />
einen gültigen Fragebogen zurückgeschickt. Dies trifft in<br />
sehr ähnlichem Umfang auch für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
zu. Einen verhältnismäßig geringen Rücklauf weisen<br />
die An-Institute sowie Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />
auf. Eine Lücke weist die Befragung bei den künstlerischen<br />
Hochschulen auf. Hier muss auf die amtliche Statistik zurückgegriffen<br />
werden, im folgenden Kapitel wird das Vorgehen noch genauer<br />
erläutert.<br />
Seite 70
Abbildung 12: Mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter gewichteter Rücklauf<br />
15%<br />
Quelle: Eigene Erhebung<br />
85%<br />
gültigen Fragebogen<br />
erhalten<br />
keinen gültigen<br />
Fragebogen erhalten<br />
Die hohe Belastbarkeit <strong>der</strong> Stichprobe wird deutlich, wenn die<br />
Größe <strong>der</strong> angeschriebenen Institutionen berücksichtigt wird. Die<br />
Mitarbeiteranzahl einer Institution ist ein weit verbreiteter Indikator<br />
für die Größe einer Institution. Nutzt man die Mitarbeiterzahl, um<br />
die Rücklaufquote zu gewichten, erhält man folgendes Bild. Hinter<br />
den erhaltenen Fragebögen stehen Institutionen, welche 85% aller<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong> angeschriebenen Institutionen<br />
ausmachen. Es haben also vor allem die zentralen und personalstarken<br />
Akteure in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> geantwortet. Der Großteil aller direkten,<br />
indirekten sowie induzierten Effekte stammt von diesen Institutionen,<br />
da diese den größten Teil <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beschäftigten und über den größten Teil <strong>der</strong> Budgets verfügen.<br />
Auch <strong>der</strong> größte Anteil an Forschungsprojekten findet in<br />
diesen Institutionen statt. In den folgenden Kapiteln wird die Stärke<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Effekte, beginnend mit den direkten ökonomischen<br />
Effekten, erläutert.<br />
Seite 71
5 Direkter ökonomischer Impact <strong>der</strong><br />
Wissenschaftseinrichtungen in<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Der Impact wissenschaftlicher Einrichtungen auf das regionale<br />
Umfeld ist vielfältig, wie schon im Kapitel 4.1 „Modellansatz“ aufgezeigt<br />
wurde. Ganz grob lassen sich zwei Arten von Impact unterscheiden:<br />
einerseits Impact, welcher durch die wissenschaftlichen<br />
Tätigkeiten, also durch Forschung, Lehre sowie Wissenstransfer,<br />
entsteht. An<strong>der</strong>erseits Impact, welcher durch die Ausgaben<br />
<strong>der</strong> Institutionen, also durch Gehälter, Investitionen und an<strong>der</strong>e<br />
Ausgaben, entsteht. In diesen Kapiteln wird <strong>der</strong> direkte Impact,<br />
welcher durch die Ausgaben entsteht, dargestellt. Die Einnahmeseite,<br />
sozusagen die Kehrseite <strong>der</strong> Medaille, wird ebenfalls, wenn<br />
auch deutlich kürzer aufgezeigt.<br />
Wie schon im letzten Kapitel dargestellt wurde, ist <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Anzahl<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewichtete Rücklauf mit<br />
85% sehr hoch. Dennoch gibt es eine Reihe von Institutionen,<br />
welche nicht an <strong>der</strong> Befragung teilgenommen haben, <strong>der</strong>en Impact<br />
nach Möglichkeit bei <strong>der</strong> Abschätzung mitberücksichtigt werden<br />
sollte. Glücklicherweise bietet die amtliche Statistik bei einigen Institutionen<br />
eine außergewöhnlich gute Datengrundlage. In <strong>der</strong><br />
Fachserie 11 Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur: Monetäre hochschulstatistische<br />
Kennzahlen“ werden institutionenscharf für das<br />
Jahr 2006 folgende Kennzahlen nachgewiesen:<br />
Personalausgaben<br />
Laufen<strong>der</strong> Sachaufwand<br />
Verwaltungseinnahmen<br />
Drittmittel<br />
Lfd. Grundmittel<br />
<strong>Studie</strong>rende<br />
Professoren/ -innen<br />
Wissenschaftliches Personal<br />
Auch wenn natürlich damit nur ein geringer Anteil <strong>der</strong> Kennzahlen<br />
<strong>der</strong> Befragung nachgewiesen werden kann, handelt es sich doch<br />
um so zentrale Kennzahlen, dass auf dieser Basis fehlende Angaben<br />
weitestgehend ergänzt werden können. In <strong>der</strong> schriftlichen<br />
Befragung zur Impact Analyse wurden ebenfalls Kennzahlen für<br />
das Jahr 2006 erfragt, so dass es möglich wurde, pro Institutionentyp<br />
ein Korrekturfaktor für Angaben aus <strong>der</strong> amtlichen Statistik für<br />
das Jahr 2008 zu berechnen. Im Abgleich vollständig vorhandener<br />
Datensätze aus <strong>der</strong> Befragung und <strong>der</strong> amtlichen Statistik konnte<br />
festgestellt werden, dass hier die Varianz sehr gering ist. Durch<br />
den Abgleich von amtlicher Statistik und Angaben aus <strong>der</strong> eigenen<br />
Befragung konnten zudem fehlende Antworten sowie einzelne fehlende<br />
Angaben ergänzt und sämtliche Angaben plausibilisiert wer-<br />
Seite 72
den. Lagen we<strong>der</strong> eine gültige Antwort noch institutionenscharfe<br />
Vergleichswerte aus <strong>der</strong> amtlichen Statistik vor, wurde die Institution<br />
aus <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Impact Effekte ausgeschlossen. Die<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Berechnungen sind somit etwas geringer als die<br />
tatsächlich zu vermutenden Effekte.<br />
5.1 Budgets <strong>der</strong> befragten Institution<br />
Mit einem Budget von 2,7 Milliarden € verfügen die befragten Einrichtungen<br />
über ein außerordentlich hohes Finanzvolumen. Um<br />
diese Höhe zu verdeutlichen, wurde das Budget mit dem Umsatz<br />
aller im TecDAX verzeichneten Unternehmen verglichen. In <strong>der</strong><br />
folgenden Abbildung ist dieser Vergleich dargestellt. Die befragten<br />
Institutionen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wären das zweitgrößte Unternehmen im<br />
TecDAX. Nur die Freenet AG wäre mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden<br />
€ etwas größer. Das Budget <strong>der</strong> befragten Institutionen<br />
entspricht knapp 14% des Umsatzes aller im TecDAX verzeichneten<br />
Unternehmen.<br />
Abbildung 13: Vergleich des Budgets <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> mit dem Umsatz <strong>der</strong><br />
TecDAX-Unternehmen<br />
Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11 Reihe 4.3.2 „Bildung<br />
und Kultur: Monetäre hoch-schulstatistische Kennzahlen (2006)<br />
Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Universitäten verfügen<br />
mit 79 % über den größten Teil des Budgets <strong>der</strong> befragten<br />
Institutionen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Markant ist jedoch nicht nur die Höhe,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Zusammensetzung aus den verschiedenen Fi-<br />
Seite 73
nanzierungsquellen, die in <strong>der</strong> folgenden Abbildung deutlich wird.<br />
So fällt mit 35% ein hoher Anteil von Drittmitteln sowohl aus <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Hand als auch aus <strong>der</strong> Wirtschaft auf. Wesentliche Ursache<br />
sind hierfür die Spitzenwerte, die die LMU sowie die TU<br />
München einwerben. Aus regional ökonomischer Perspektive haben<br />
Drittmittel eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Sie sind in gewisser<br />
Hinsicht mit Exporten vergleichbar, da hierdurch Gel<strong>der</strong> von außerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> nun in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verausgabt werden. Dies trifft<br />
z.B. für Finanzströme aus Bundesmitteln o<strong>der</strong> von international tätigen<br />
Konzernen zu. Drittmittel werden meist in wettbewerblich organisierten<br />
Verfahren vergeben, so dass diese auch als ein Indikator<br />
für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> befragten Institutionen<br />
gelten können.<br />
Die befragten Institutionen verfügen<br />
über ein Budget von 2,7 Mrd. €.<br />
Drittmittel spielen dabei eine bedeutende Rolle.<br />
Abbildung 14: Zusammensetzung des Budgets im Jahr 2008<br />
Grundfinanzierung<br />
Drittmittel <strong>der</strong> öffentlichen Hand<br />
Drittmittel aus <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
(Auftragsforschung, etc.)<br />
Sonstiges z.B. Spenden<br />
Einnahmen aus <strong>Studie</strong>ngebühren<br />
Einnahmen aus Patenen und Lizenzen<br />
Sonstige Einnahmen außerhalb ihres<br />
regulären Haushalts<br />
4,9%<br />
2,8%<br />
0,0%<br />
1,8%<br />
2,7%<br />
0,0%<br />
0,0%<br />
0,0%<br />
16,2%<br />
23,8%<br />
18,9%<br />
12,1%<br />
57,3%<br />
59,5%<br />
Außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtung<br />
Universität<br />
0,0% 50,0% 100,0%<br />
Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11<br />
Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur: Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen (2006)<br />
5.2 Verwendung des Budgets: Sachausgaben,<br />
Investitionen und Personalaufwand<br />
Knapp die Hälfte des Budgets, nämlich 1,3 Milliarden €, verwenden<br />
die befragten Institutionen für Sachausgaben und Investitionen.<br />
Hiervon entfallen auf die Stadt München 590 Mio. € für Sachausgaben<br />
und 180 Mio. € für Investitionen, insgesamt 770 Mio. €<br />
bzw. knapp 60%. Beson<strong>der</strong>s bedeutend sind mit einer Milliarde<br />
Euro Sachausgaben, die damit dreimal so hoch sind wie die laufenden<br />
Investitionen. Zwischen Universitäten, Hochschulen für angewandte<br />
Wissenschaften und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
bestehen bei diesem Verhältnis keine größeren Unterschiede,<br />
wie in <strong>der</strong> folgenden Abbildung deutlich wird. Dieser hohe<br />
Seite 74
Anteil von Sachleistungen mag auch einer <strong>der</strong> Gründe dafür sein,<br />
dass ein großer Teil <strong>der</strong> Ausgaben <strong>der</strong> Institutionen in die <strong>EMM</strong><br />
fließt. Nach Angaben <strong>der</strong> befragten Institutionen werden knapp<br />
60% <strong>der</strong> Waren und Dienstleistungen innerhalb <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ausgegeben.<br />
Bei Sachausgaben und Investitionen schaffen die<br />
außeruniversitären Forschungseinrichtungen die größten<br />
direkten Effekte.<br />
Abbildung 15: Sachausgaben und Investitionen im Jahr 2008<br />
Außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtung<br />
Universität<br />
Hochschule für<br />
angewandte Fachhochschule<br />
Wissenschaften<br />
restliche Institutionen / Organisationen<br />
Gesamt<br />
135.094.222 €<br />
451.767.014 €<br />
111.877.200 €<br />
320.381.407 €<br />
36.036.434 €<br />
129.961.356 €<br />
16.650.540 €<br />
97.986.721 €<br />
299.658.395 €<br />
Investitionen<br />
Sachausgaben<br />
1.000.096.498 €<br />
0 € 1.000.000.000 € 2.000.000.000 €<br />
Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11<br />
Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur:<br />
Monetäre hoch-schulstatistische Kennzahlen (2006)<br />
Noch viel stärker als die Sachausgaben und Investitionen haben<br />
die durch die befragten Institutionen geschaffenen Arbeitsplätze<br />
regionalwirtschaftliche Implikationen. Wie Berechnungen in Kapitel<br />
6.2 zeigen, ist die Einpendlerquote mit 3,1% sehr gering. Der<br />
überwiegende Teil <strong>der</strong> Beschäftigten wohnt also auch in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />
Über 33.000 Personen werden durch die befragten Institutionen<br />
beschäftigt. Zur Verdeutlichung sollen die befragten Institutionen<br />
wie<strong>der</strong> mit Unternehmen aus den TecDAX verglichen werden. Die<br />
Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist mehr als dreimal so<br />
hoch wie die <strong>der</strong> Drägerwerk AG, dem Unternehmen mit den meisten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im TecDax. Diese beeindruckende<br />
Zahl entspricht ungefähr <strong>der</strong> Hälfte aller Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter aller Unternehmen im TecDAX. In <strong>der</strong> folgenden<br />
Abbildung wird dieser Vergleich visualisiert.<br />
Seite 75
Abbildung 16: Vergleich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> und <strong>der</strong> TecDAX-Unternehmen<br />
Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11<br />
Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur:<br />
Monetäre hoch-schulstatistische Kennzahlen (2006)<br />
Die Universitäten sind mit 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
knapp 14.000 davon in <strong>der</strong> Landeshauptstadt, <strong>der</strong> bedeutendste<br />
Arbeitgeber von den befragten Institutionen. Sie schaffen<br />
damit knapp die Hälfte des direkten Beschäftigungseffekts. Gefolgt<br />
werden die Universitäten von den außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
mit ca. 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und<br />
den Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit ca. 4.300<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nicht nur die schiere Masse<br />
auch die Art <strong>der</strong> Beschäftigung ist bedeutend. Viele Stellen werden<br />
durch hoch qualifizierte Personen besetzt.<br />
Zentral mit diesen Institutionen verbunden sind noch ca.130.000<br />
<strong>Studie</strong>rende, rund 90.000 in München. Diese können zwar nicht<br />
als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezählt werden, sorgen durch<br />
ihren Konsum und ihre hohe Zahl jedoch für gewaltige induzierte<br />
Effekte. Da es sich um keine direkten Beschäftigungseffekte handelt,<br />
wird erst in Kapitel 6 „Indirekter und induzierter Impact <strong>der</strong><br />
Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>“ darauf eingegangen.<br />
Induzierte Effekte entstehen auch aus den Bruttoentgelten <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
<strong>der</strong> befragten Einrichtungen. Mit über 1,4 Mrd. € verwenden<br />
die befragten Einrichtungen über die Hälfte ihres Budgets<br />
für Personalkosten. Die Universitäten tragen hierbei, wie schon bei<br />
Seite 76
Mit durchschnittliche 42.000 € Bruttoentgelt schaffen die<br />
wissenschaftlichen Institutionen 1,4 Mrd. € Bruttoentgelt<br />
<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten, den größten Anteil. Im folgenden<br />
Kapitel, wird die Stärke dieser Effekte aufgezeigt.<br />
Abbildung 17: Personalaufwand / Bruttoentgelte<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten 2008<br />
Personalaufwand / Bruttoentgelt<br />
Universität<br />
Außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtung<br />
Hochschule für<br />
restliche Institutionen angewandte / Wissenschaften<br />
Organisationen<br />
Fachhochschule<br />
Gesamt<br />
373.419.200 €<br />
163.807.669 €<br />
123.411.959 €<br />
744.378.273 €<br />
1.405.017.100 €<br />
0 € 1.000.000.000 € 2.000.000.000 €<br />
Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11<br />
Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur:<br />
Monetäre hoch-schulstatistische Kennzahlen (2006)<br />
Seite 77<br />
Direkte Effekte
6 Indirekter und induzierter Impact<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
6.1 Regionalwirtschaftliche Effekte durch die<br />
Sachausgaben <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />
(indirekte Effekte)<br />
Durch die Betriebsausgaben für den Wissenschafts- und Forschungsbetrieb<br />
entstehen Folgeeffekte im regionalen Wirtschaftskreislauf,<br />
die sog. indirekten Effekte. Sie resultieren aus den Vorleistungsbezügen,<br />
d.h. den laufenden Betriebsausgaben für Güter<br />
und Dienstleistungen und den laufenden Investitionen. Um diese<br />
Effekte beziffern zu können, müssen diese Ausgaben nach Art,<br />
Volumen und regionaler Herkunft <strong>der</strong> bezogenen Güter und<br />
Dienstleistungen bestimmt werden.<br />
Durch die umfangreiche Befragung <strong>der</strong> betrachteten Institutionen,<br />
durch die anschließende Hochrechnung auf die Gesamtheit <strong>der</strong><br />
Institutionen und den Abgleich mit Vergleichsstatistiken besteht eine<br />
hinreichend zuverlässige Basis zur Bestimmung <strong>der</strong> Ausgabenstruktur<br />
und –höhe:<br />
Die jährlichen Sachausgaben belaufen sich auf eine Höhe von<br />
1.319 Mio. €. Davon entfallen 300 Mio. € auf Investitionen und<br />
1.019 Mio. € auf Bewirtschaftungskosten und Bezüge von Waren<br />
und Dienstleistungen.<br />
Seite 78
Abbildung 18: Jährliche Sachausgaben <strong>der</strong> Hochschulen und<br />
Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Bewirtschaftungs-<br />
kosten, Bezüge von<br />
Waren und<br />
Dienstleistungen<br />
Lfd. Ausgaben: 1.319 Mio . € p.a.<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
Investitionen<br />
Von diesen Ausgaben gehen positive regionalwirtschaftliche Wirkungen<br />
aus. Diese werden im Folgenden mit Hilfe des zuvor beschriebenen<br />
Regionalmodells quantifiziert. Am Ende des Kapitels<br />
erfolgt eine Gesamtbewertung <strong>der</strong> regionalwirtschaftlichen Effekte.<br />
Dabei werden die regionalen Ausstrahleffekte, d.h. Umsatz-, Arbeitsplatz-<br />
und Einkommenseffekte quantifiziert, die <strong>der</strong> Wissenschaftsbetrieb<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> auslöst.<br />
Die Sach- und Investitionsausgaben von 1,3 Mrd. € bewirken<br />
sog. indirekte regionalökonomische Effekte, die darin bestehen,<br />
dass in den zuliefernden Unternehmen (und ihren Zulieferern wie<strong>der</strong>um)<br />
Wertschöpfung, Einkommen und Beschäftigung generiert<br />
wird. Die Ermittlung <strong>der</strong> indirekten Effekte setzt nicht nur die Kenntnis<br />
<strong>der</strong> genauen Höhe <strong>der</strong> Investitionsausgaben voraus, son<strong>der</strong>n<br />
auch <strong>der</strong> Art und regionalen Herkunft <strong>der</strong> bezogenen Güter und<br />
Dienstleistungen. Bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> regionalwirtschaftlichen<br />
Effekte des Ausgabenimpulses <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />
muss berücksichtigt werden, dass nur ein Teil des Ausgabenvolumens<br />
in <strong>der</strong> Region verbleibt.<br />
Die folgende Abbildung veranschaulicht die Aufteilung des gesamten<br />
Ausgabenbudgets auf die Wirtschaftsbranchen:<br />
Seite 79
Gesundheit-,<br />
Sozialwesen,<br />
Entsorgung,<br />
Erziehung/<br />
Unterricht<br />
31%<br />
Abbildung 19: Aufteilung des Ausgabenvolumens<br />
(ca. 1,3 Mrd. € p.a.) nach Branchen<br />
Bergbau,<br />
Energie,<br />
Wasser<br />
5%<br />
sonst.<br />
1%<br />
Kreditinst.,<br />
Immobilien,<br />
Unternehmensdienstl.<br />
32%<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
Mineralöl,<br />
chem.<br />
Erzeugnisse,<br />
Glas<br />
4%<br />
Öffentl.<br />
Dienstl.,<br />
Verwaltung,<br />
sonst.<br />
Dienstl.<br />
4%<br />
Maschinen,<br />
Maschinen,<br />
Fahrzeuge,<br />
Fahrzeuge,<br />
Elektrotechni<br />
Elektrotechnik 4%<br />
k<br />
4%<br />
Textilien,<br />
Papier, Holz<br />
4%<br />
Bau<br />
2%<br />
Handel,<br />
Transport,<br />
Nachrichten,<br />
Gastgewerbe<br />
12%<br />
Nahrungsmittel,<br />
Getränke,<br />
Tabak<br />
1%<br />
Deutlich wird, dass mit 79% <strong>der</strong> Hauptteil <strong>der</strong> Ausgaben für die<br />
Beauftragung bzw. den Bezug von Dienstleistungen verwendet<br />
wird. Dem gegenüber werden nur relativ wenig Ausgaben für den<br />
Kauf von Maschinen und Anlagen sowie Fahrzeugen und elektrotechnischem<br />
Gerät getätigt. Auf den Bereich Bau entfallen direkt<br />
geschätzte 2 % des jährlichen Ausgabevolumens (32 Mio. €). Einen<br />
deutlich höheren Anteil hat dem gegenüber <strong>der</strong> Bezug von<br />
Schreibwaren, Papier, Gebrauchsmaterialien sowie Holz. Auch auf<br />
den Bereich Telekommunikation, Reisekosten sowie Gastgewerbe<br />
und den Handel entfallen mit 153 Mio. € ein erheblicher Teil (12%)<br />
<strong>der</strong> gesamten Ausgaben.<br />
Die Befragung hat aufgezeigt, dass 62% <strong>der</strong> Ausgaben bzw. 820<br />
Mio. € in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> getätigt werden. Dabei wird bei den Ausgaben<br />
ein beson<strong>der</strong>s hoher Anteil bei den Dienstleistungen (Handel,<br />
unternehmensbezogene Dienstleistungen), bei Bauaufträgen sowie<br />
beim Bezug von Energie und Wasser in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> getätigt. Mit<br />
62% regionaler Sourcing-Quote ist von einer vergleichsweise hohen<br />
regionalen Inzidenz <strong>der</strong> Sachausgaben für den Hochschul-<br />
Seite 80
und Wissenschaftsbereich auszugehen. So ermittelt Populorum<br />
anhand einer Gegenüberstellung diverser Sachausgabenquoten<br />
eine durchschnittliche Regionalquote von 47,7 % und eine durchschnittliche<br />
Kommunalquote von 39,3 % bei Hochschulen. 53<br />
Tabelle 12: Regionaler Bezugsanteil <strong>der</strong> Sachausgaben<br />
<strong>der</strong> befragten Einrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Nr. Wirtschaftszweig / bezogene Güter Bezugsanteil <strong>EMM</strong><br />
1 Land- u. Forstwirtschaft 50%<br />
2 Bergbau, Steine/ Erden, Energie, Wasser 60%<br />
3 Mineralöl, Chemie, bearbeitete Steine / Erden 30%<br />
4 Metalle 30%<br />
5 Maschinen, Fahrzeuge, DV-Geräte, Elektro 50%<br />
6 Textilien, Le<strong>der</strong>, Holz-, Papier, Sekundärrohstoffe 30%<br />
7 Nahrungsmittel, Getränke, Tabak 50%<br />
8 Bau 70%<br />
9<br />
Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittl., Gastgewerbe<br />
70%<br />
10 Kreditinst., Wohnungsw., Unternehmens- DL 70%<br />
11 Gesundheits- u. Sozialwesen 60%<br />
12 Öffentl. Verwaltung, DL priv. Haushalte 75%<br />
Quelle: Prognos AG, 2009 auf Basis von Befragungsergebnissen<br />
Aus diesen regionalen Bezugsquoten kann ermittelt werden, zu<br />
welchen Umsätzen die Ausgaben <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />
in den verschiedenen Wirtschaftszweigen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> führen. Mit<br />
den höchsten Umsätzen können erstens die unternehmensbezogenen<br />
Dienstleistungsbereiche, inkl. Grundstückswesen sowie<br />
Bank und Versicherungswirtschaft, das Gesundheits- und Sozialwesen<br />
inkl. dem Entsorgungsbereich sowie <strong>der</strong> Handel von den<br />
53 Vgl.den Literaturüberblick bei Populorum, M.A.: Die Paris-Lodron Universität Salzburg und die Stadt Salzburg –<br />
Wechselwirkungen unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des wirtschaftlichen Einfluss <strong>der</strong> Universität auf die Stadt,<br />
Diss., Salzburg 1995, S. 41.<br />
Seite 81
Ausgaben <strong>der</strong> Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen profitieren.<br />
Aber auch die Maschinenhersteller, die Bauwirtschaft und<br />
die Energie- und Wasserwirtschaft können mit hohen zweistelligen<br />
Millionenbeträgen von den Aufträgen profitieren.<br />
Aus <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Nachfrage nach Leistungen und Waren, wovon<br />
820 Mio. € in <strong>der</strong> Region fließen, kann errechnet werden, welche<br />
Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte in den Vorleistungsbranchen<br />
(und den Vorleistungsbranchen <strong>der</strong> Vorleistungsbranchen<br />
etc.) in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> entstehen. Dies geschieht rechnerisch<br />
durch Einspeisen des Ausgabenvektors in die Input-Output-<br />
Rechnung, mit <strong>der</strong> die indirekten Effekte bestimmt werden, die in<br />
den vorleistenden Branchen durch die Verflechtung <strong>der</strong> Wirtschaftsbereiche<br />
entstehen.<br />
Die nachfolgende Tabelle verdeutlicht die Rechenschritte. Die erste<br />
Spalte stellt die Ausgaben in <strong>der</strong> Systematik <strong>der</strong> 12 Wirtschaftsbereiche<br />
<strong>der</strong> amtlichen Input-Output-Tabelle dar. In Spalte<br />
2 sind die Produktionswerte aller Vorleistungsstufen abgetragen<br />
und in Spalte 3 die entsprechenden Wertschöpfungseffekte, die direkt<br />
in Beschäftigungseffekte (Spalte 4) umgerechnet werden können.<br />
Seite 82
Wirtschaftszweige<br />
Tabelle 13: Kennziffern zur Abschätzung <strong>der</strong> durch die Ausgaben<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> geschaffenen Beschäftigung 54<br />
Nachfrage<br />
(Mio. €)<br />
Produktionswert<br />
aller Vorleistungsstufen<br />
(Mio. €)<br />
Wertschöpfung*<br />
(Mio. €)<br />
Erwerbstätige<br />
(indirekt)<br />
Land- und Forstwirtschaft,<br />
Fischerei 1,5 3,7 2,0 99<br />
Bergbau, Gew. v. Steinen und<br />
Erden, Energie und Wasser 37,2 47,6 22,8 153<br />
Mineralöl- und chem. Erzeugnisse,<br />
Glas, Keramik 15,9 28,8 8,3 78<br />
Metalle 1,7 5,5 1,7 22<br />
Maschinen, Fahrzeuge, DV-<br />
Geräte, Elektrotechnik 28,5 39,0 14,7 157<br />
Textilien, Holz- u. Papier, Recycling,<br />
Sekundärrohstoffe 15,6 23,7 11,4 184<br />
Nahrungs- und Futtermittel,<br />
Getränke, Tabak 5,2 9,7 5,3 108<br />
Baugewerbe 22,2 33,8 14,9 345<br />
Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung,<br />
Gastgewerbe 106,9 149,7 101,2 2.415<br />
Kreditinstitute u. Versicherungen,<br />
Vermietung, Unternehmensdienstleistungen<br />
298,9 460,8 325,2 2.726<br />
Gesundheits-, Veterinär- u.<br />
Sozialwesen, Erziehung u.<br />
Unterricht, Entsorgung 246,5 262,8 195,1 4.437<br />
Öff. Verwaltung, Verteidigung,<br />
Sozialvers., sonst. Dienstleistungen,<br />
Kultur-DL 39,9 57,1 45,6 1.016<br />
Insgesamt 820,1 1.122,0 748,3 11.740<br />
* indirekte und induzierte Wertschöpfung. D.h. die Wertschöpfung umfasst auch die Branchen,<br />
die von den Konsumausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten in den Zulieferbranchen <strong>der</strong> Hochschulen<br />
profitieren.<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
Der regionale Produktionswert von 1.122 Mio. € gibt an, welche<br />
Produktion (Umsätze) in den vorleistenden Branchen und ihren<br />
jeweiligen Vorleistern angeregt wird. Die Produktion, die in <strong>der</strong> gesamten<br />
Wirtschaft angeregt wird, ist somit höher als die von den<br />
Wissenschaftseinrichtungen ausgehende Nachfrage. Eine Produk-<br />
54 Die Branchen sind wirtschaftlich stark miteinan<strong>der</strong> verflochten, was bei den durchgeführten Matrixoperationen<br />
berücksichtigt wurde. Dies sollte auch bei <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> Tabelle berücksichtigt werden. So scheint bei <strong>der</strong> Zeile<br />
des Wirtschaftszweig „Metall“ <strong>der</strong> errechnete Produktionswert von 5,5 Mio. € nicht zum primären Nachfrageimpuls<br />
von 1,7 Mio. € zu passen. Tatsächlich aber entsteht auch durch die an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweige, die von <strong>der</strong> Auftragsvergabe<br />
<strong>der</strong> Forschungseinrichtungen profitieren, eine indirekte Nachfrage nach Metall.<br />
Seite 83
Regionaler<br />
Ausgabenanteil<br />
820 Mio. €<br />
tion von 1.122 Mio. € bei den Unternehmen in <strong>der</strong> Region über alle<br />
Umsatzrunden ist notwendig, um die jährliche Nachfrage <strong>der</strong><br />
Wissenschaftseinrichtungen zu decken. Dieser Produktionswert<br />
entspricht einer regionalen Wertschöpfung von 748 Mio. €.<br />
In <strong>der</strong> obigen Abbildung auf Basis des entwickelten Input-Output-<br />
Modells ist ersichtlich, dass 11.740 Erwerbstätige in den vorleistenden<br />
Wirtschaftsbereichen indirekt von dem Wissenschaftsbetrieb<br />
abhängen. In dieser indirekten Beschäftigtenzahl sind die Erwerbstätigen<br />
beinhaltet, die von den Verdienstausgaben <strong>der</strong> indirekt<br />
Beschäftigten in den Vorleistungsbranchen abhängen (sog.<br />
induzierte Effekte <strong>der</strong> indirekten Beschäftigung). Darin ist das gesamte<br />
Arbeitsvolumen <strong>der</strong> zuliefernden Wertschöpfungskette in<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> enthalten.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> Arbeitsplätze variiert dabei naturgemäß über die Wirtschaftszweige<br />
erheblich. Mit Hilfe des zuvor entwickelten regionalen<br />
Input-Output-Modells und auf Basis <strong>der</strong> ermittelten sektoralen<br />
Produktivitäten konnten branchenspezifische Aussagen abgeleitet<br />
werden. Nach den Modellrechnungen werden beson<strong>der</strong>s viele Arbeitsplätze<br />
in Dienstleistungssektoren und im Bau geschaffen,<br />
weniger dagegen in <strong>der</strong> Metallbranche o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> chemischen Industrie.<br />
Die folgende Abbildung verdeutlicht die Zusammenhänge:<br />
Abbildung 20: Wirkungskette <strong>der</strong> indirekten Effekte<br />
Produktionswert<br />
aller direkter Vorleistungs- +<br />
stufen indirekter<br />
1.122 Mio. €<br />
Wertschöpfung<br />
in <strong>der</strong> Region<br />
748 Mio. €<br />
Vorleistungsmultiplikator<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
11.740 Erwerbstätige<br />
in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong><br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Ausgaben <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />
von 820 Mio. € in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> führen nach<br />
unseren Modellrechnungen zu einem indirekten Beschäftigungseffekt<br />
bei Zulieferern und Dienstleistern von weiteren<br />
11.740 Erwerbstätigen – Arbeitsplätzen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>, in erster<br />
Linie bei Dienstleistungsunternehmen, im Handel und <strong>der</strong> Bauwirtschaft.<br />
6.2 Induzierte Beschäftigungseffekte<br />
Die direkten Effekte wurden mittels verfügbarer amtlicher Statistiken<br />
sowie eine umfangreichen Befragungen <strong>der</strong> Hochschulen und<br />
Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> abgeschätzt. Ein wichtiges<br />
Ergebnis dieser Erhebungen ist, dass die Wissenschaftsein-<br />
Seite 84
ichtungen 33.355 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen,<br />
davon mit 24.408 nahezu drei Viertel im Stadtgebiet Münchens.<br />
Nicht alle <strong>der</strong> Beschäftigten sind auch in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wohnhaft. Jedoch<br />
ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> beruflichen Einpendler in die <strong>EMM</strong> sehr gering.<br />
Erhellend sind hier Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt<br />
und Berufsforschung (IAB). Demnach beträgt die überregionale<br />
Einpendlerquote <strong>der</strong> Stadt München 14,2% (Anteil <strong>der</strong> überregional,<br />
also nicht aus dem Umland einpendelnden Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer an allen Beschäftigten am Arbeitsort<br />
Stadt München). 55 Der Freistaat Bayern hat eine Einpendlerquote<br />
von 6,2%. Dem Erreichbarkeitsmodell des BBR zufolge beträgt die<br />
Einpendlerquote <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 11,9%. 56 Da jedoch die Wissenschaftseinrichtungen<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sehr stark auf München konzentriert<br />
sind und damit auch die Arbeitsorte <strong>der</strong> Wissenschaftsbeschäftigten,<br />
liegt die Einpendlerquote unter den Beschäftigten <strong>der</strong> betrachteten<br />
Hochschulen und Einrichtungen niedriger und bei geschätzten<br />
3,1%. 57<br />
Neben den Beschäftigten, die bei den Wissenschaftseinrichtungen<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beschäftigt sind, interessieren auch regionalwirtschaftliche<br />
Effekte, die durch die Verdienstausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
und durch die regionalen Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden entstehen<br />
(induzierte Effekte). Die Höhe <strong>der</strong> Konsumausgaben und <strong>der</strong>en<br />
Struktur sind Gegenstand <strong>der</strong> folgenden Kapitel, in denen die induzierten<br />
Effekte modellgestützt ermittelt werden.<br />
Effekte durch die Verdienstausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten in Wissenschafts-<br />
und Forschungseinrichtungen (einkommensinduzierte Effekte)<br />
Induzierte Effekte sind solche, die aus den Konsumausgaben <strong>der</strong><br />
Wissenschaftsbeschäftigten resultieren. Von den 33.355 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter haben nach Abzug <strong>der</strong> ca. 3,1 % Einpendler<br />
32.319 ihren Wohnsitz in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Da ein Großteil <strong>der</strong><br />
Konsumausgaben am Wohnort erfolgt, müssen die Einpendler in<br />
die <strong>EMM</strong> bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Kaufkrafteffekte heraus gerechnet<br />
werden. Auf die Beschäftigten entfällt ein Arbeitsentgelt von 1.405<br />
Mio. € pro Jahr, inkl. <strong>der</strong> AG-Anteile an <strong>der</strong> Sozialversicherung. 58<br />
55 Vgl. IAB-Regional: Pendlerbericht 05/2009. Zum Vergleich, in <strong>der</strong> Hansestadt Hamburg beträgt die Einpendlerquote<br />
insgesamt 38%, die überregionale Einpendlerquote 8,4%.<br />
56 Vgl. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR): Regionales Monitoring; Erreichbarkeit und Pendlermobilität,<br />
Bonn 2008.<br />
57 Aus den IAB Statistiken ist bekannt, dass ca. 8.800 Personen von Berlin nach Bayern einpendeln, davon über 2.000<br />
in die <strong>EMM</strong>. Überträgt man diese Relation auf die 280.000 Einpendler aus allen Bundeslän<strong>der</strong>n nach Bayern, dann<br />
dürfte die <strong>EMM</strong> 64.000 Einpendler haben. Dies entspricht 3,1% <strong>der</strong> SV-Beschäftigten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />
58 Das sich ergebende Durchschnittsentgelt pro Arbeitnehmer liegt damit inkl. Arbeitgeberbeiträge bei rund 42.600 €<br />
und damit über dem Schnitt aller Arbeitnehmer in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />
Seite 85
Auf das in <strong>der</strong> Region wohnende Personal entfällt entsprechend<br />
ein Arbeitsentgelt von 1.377 Mio. €. Diese Zahl berücksichtigt<br />
auch, dass auch die Einpendler einen Teil ihres Einkommens in<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verausgaben.<br />
Ein Teil dieses Arbeitsentgelts wird von den Beschäftigten für<br />
Konsumausgaben verwendet. Nach Sozialabgaben, Steuern und<br />
<strong>der</strong> Ersparnis <strong>der</strong> Haushalte sowie überregionalen Einkäufen werden<br />
ca. 409 Mio. € in <strong>der</strong> Region ausgegeben. Diese Ausgaben<br />
führen zur Entstehung von weiteren Einkommen bei den Beschäftigten<br />
in den Konsumgüterbranchen, damit zu erneuten Konsumausgaben,<br />
die wie<strong>der</strong>um zur Generierung weiterer Einkommen<br />
führen.<br />
Durch diesen sog. Einkommensmultiplikatoreffekt erhöht sich<br />
das gesamtwirtschaftliche Einkommen (direkter, induzierter und<br />
indirekter Effekt). Der zuvor errechnete Einkommensmultiplikator<br />
für die <strong>EMM</strong> von m = 1,42 gibt die Stärke des Multiplikatoreffekts<br />
an. Das Gesamteinkommen in <strong>der</strong> Region erhöht sich damit<br />
durch den Multiplikatoreffekt von 1.377 Mio. € um das induzierte<br />
Einkommen auf 1.960 Mio. € pro Jahr. Von diesem Einkommen<br />
werden – gemäß den angesetzten Werten für die Import-, Konsum-<br />
und Abgabenquote – 29,7 % für den regionalen Konsum<br />
ausgegeben. Dies entspricht einer gesamten Konsumnachfrage<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> von 583 Mio. € pro Jahr.<br />
Diese Konsumausgaben bedeuten Umsätze bei den Unternehmen<br />
und lösen dort Wertschöpfung und den Bezug von Vorleistungen<br />
aus. 59 Bei einer durchschnittlichen Wertschöpfung pro Erwerbstätigen<br />
von 67.440 € in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> errechnet sich ein Verhältnis<br />
von rund 7 Erwerbstätigen je 1 Mio. € Umsatz (ohne MwSt.).<br />
Die Verdienstausgaben <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wissenschaft Beschäftigten und<br />
<strong>der</strong>en induzierte Konsumnachfrage von 583 Mio. € sichern damit<br />
die Beschäftigung von 5.064 Erwerbstätigen in <strong>der</strong> Region, bzw.<br />
4.140 in <strong>der</strong> Stadt München, in konsumnahen Branchen, wie das<br />
Rechenmodell <strong>der</strong> Prognos ergibt. Die Wirkungskette <strong>der</strong> induzierten<br />
Effekte verdeutlicht zusammenfassend die folgende Abbildung.<br />
59 Das Verhältnis Wertschöpfung zu Vorleistungen beträgt im Schnitt aller Unternehmen etwa 1 : 1. Vgl. Statistisches<br />
Bundesamt: Input-Output-Tabelle <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, Tabelle 2.1 Koeffizienten <strong>der</strong> Input-Output-<br />
Tabelle.<br />
Seite 86
Wirkungskette <strong>der</strong> einkommensinduzierten Effekte<br />
Durch die Einkommen <strong>der</strong> 33.355 Beschäftigten in<br />
Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen und <strong>der</strong>en<br />
Konsumausgaben in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> werden ...<br />
Einkommen <strong>der</strong><br />
Beschäftigten<br />
(Arbeitsort)<br />
1,4 Mrd. €<br />
Abbildung 21: Wirkungskette <strong>der</strong> induzierten Effekte<br />
Gesamteinkommen<br />
inkl. direkter induzierten +<br />
Eink. indirekter (Wohnort)<br />
1,96 Mrd. €<br />
Einkommensmultiplikatoreffekt<br />
(1,42)<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
resultieren<strong>der</strong><br />
Konsum in <strong>der</strong><br />
Region<br />
583 Mio. €<br />
5.064 Erwerbstätige<br />
in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong><br />
... bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Pendlerquote (3%) 5.064 weitere<br />
Arbeitsplätze dauerhaft 6.3 Effekte gesichert durch (induzierter Konsumausgaben Effekt). <strong>der</strong><br />
<strong>Studie</strong>renden<br />
© Prognos AG<br />
Nach amtlichen Statistiken beträgt die Zahl <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 132.479 <strong>Studie</strong>rende, davon rund 89.000 an den Universitäten.<br />
Die 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks<br />
zur wirtschaftlichen und sozialen Lage <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik (BMBF, Berlin 2007) macht Angaben zu den Einnahmen<br />
und Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in Bayern:<br />
Demnach beträgt das durchschnittliche Ausgabevolumen pro Monat<br />
für einen „Normalstudent“ in Bayern 792 € und liegt damit über<br />
dem entsprechenden Bundeswert (770 €). Unter „Normalstudent“<br />
werden dabei ledige <strong>Studie</strong>rende verstanden, die außerhalb des<br />
Elternhauses wohnen und sich im Erststudium befinden. Hierzu<br />
zählen 65% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden. 25% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in Bayern<br />
wohnen bei ihren Eltern und zahlen daher keine Miete. Zu den<br />
restlichen <strong>Studie</strong>renden zählen <strong>Studie</strong>rende im Zweitstudium,<br />
Abendstudium, etc. Unterstellt man vorsichtig geschätzt, dass<br />
<strong>Studie</strong>rende im Zweitstudium ähnliche Ausgaben wie Normalstudenten<br />
haben, so können die Ausgaben für den Durchschnittsstudent<br />
ermittelt werden, die in folgen<strong>der</strong> Tabelle dargestellt sind.<br />
Seite 87<br />
induzierte Beschäftigungseffekte<br />
12
Miete, inkl. Nebenkosten<br />
Tabelle 14: Ausgaben pro Monat von <strong>Studie</strong>renden in Bayern<br />
Ausgaben in €<br />
(Normalstudent) <br />
Ausgabenanteil<br />
Ausgaben<br />
<strong>Studie</strong>rende,<br />
die bei Eltern<br />
wohnen (ca.<br />
25%)<br />
Ausgaben<br />
Durchschnittsstudent<br />
in €<br />
285 36,0% 0 214<br />
Ernährung 158 19,9% 158 158<br />
Kleidung 54 6,8% 54 54<br />
Lernmittel 38 4,7% 38 38<br />
Auto und/o<strong>der</strong> öffentliche<br />
Verkehrsmittel<br />
Krankenversicherung,<br />
Arztkosten, Medikamente<br />
Telefon, Internet,<br />
Rundfunk- und Fernsehgebühren<br />
Freizeit, Kultur und<br />
Sport<br />
88 11,1% 88 88<br />
58 7,3% 58 58<br />
46 5,8% 46 46<br />
66 8,4% 66 66<br />
GESAMT 792 100,0% 507 721<br />
Quelle: 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zur wirtschaftliche und soziale<br />
Lage <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in <strong>der</strong> Bundesrepublik, BMBF, Berlin 2007<br />
sowie eigene Berechnungen.<br />
Die Ausgaben eines durchschnittlichen <strong>Studie</strong>renden betragen<br />
damit 721 € im Monat. Bezogen auf alle 132.479 <strong>Studie</strong>rende in<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beträgt das Jahresausgabenvolumen damit rund<br />
1,1 Mrd. €. Bei rund 90.000 <strong>Studie</strong>renden in München entfallen<br />
hiervon ca. 780 Mio. € auf die Stadt München. Dieses Ausgabenvolumen<br />
führt ebenfalls zu Schaffung von Wertschöpfung und weiterem<br />
Einkommen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Jedoch muss <strong>der</strong> Kaufkraftbetrag<br />
um einige Faktoren korrigiert werden, um das von <strong>der</strong> Hochschullandschaft<br />
abhängige regionale Ausgabenvolumen zu bestimmen:<br />
Die Einnahmen zur Deckung <strong>der</strong> Ausgaben werden zu einem<br />
Großteil gedeckt durch Zuwendungen <strong>der</strong> Eltern, Bafög sowie eigene<br />
Arbeit. 60% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in Bayern jobben, 22% als<br />
studentische Hilfskraft. Die Einnahmen aus Tätigkeiten als studentische<br />
Hilfskraft sind bereits bei den Personalausgaben <strong>der</strong><br />
Hochschulen erfasst und müssen zur Vermeidung von Doppeltzählungen<br />
heraus gerechnet werden. Bei einem Bruttostundenlohn<br />
von 9 € und einem Arbeitseinsatz von 10 Stunden je Woche<br />
errechnet sich je studentischer Hilfskraft Jahresverdienst von<br />
4.680 € bzw. ein Monatsverdienst von 390 €. Bezogen auf 22%<br />
Seite 88
<strong>der</strong> 132.479 <strong>Studie</strong>renden ergibt das ein Volumen von<br />
136,4 Mio. €, das heraus gerechnet werden muss.<br />
Anwesenheit am <strong>Studie</strong>nort. <strong>Studie</strong>rende mit Wohnsitz außerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind nur gut 7 Monate, während des Semesters in<br />
<strong>der</strong> Vorlesungszeit und ggf. während <strong>der</strong> Anfertigung von Hausarbeiten<br />
am Hochschulort anwesend, teilweise aber am Wochenende<br />
nicht am <strong>Studie</strong>nort (Heimfahrten). Man kann davon ausgehen,<br />
dass ca. 55% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beheimatet sind (vgl.<br />
Bauer, a.a.O., S. 94, die die Münchner <strong>Studie</strong>renden nach Wohnort<br />
München sowie Umland erfasst hat). Bei den restlichen 45%<br />
<strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden werden daher die Ausgaben für 5 Monate im<br />
Jahr mit Ausnahme <strong>der</strong> Mietkosten abgezogen. (5 Monate mal 508<br />
€ (Monatsausgaben Normalstudent) mal 45% <strong>der</strong><br />
132.479 <strong>Studie</strong>renden = 151 Mio. €).<br />
Ohne die Universitäten und Hochschulen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> würden die<br />
meisten <strong>Studie</strong>renden an einer an<strong>der</strong>en Hochschule in einer an<strong>der</strong>en<br />
Region studieren und damit nicht in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wohnen und<br />
Kaufkraft verausgaben. Dies trifft jedoch für einen Teil nicht zu.<br />
Die Ausgaben bei Personen, die berufsbegleitend studieren, hängen<br />
nicht unbedingt von <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Hochschulen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
ab. Aus diesem Grund wird ein Vorsichtsabschlag von 5% auf die<br />
Ausgaben vorgenommen. Dies berücksichtigt auch, dass ein Teil<br />
<strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden ohne Hochschullandschaft u.U anstelle eines<br />
Studiums eine Ausbildung in <strong>der</strong> Region absolvieren und damit<br />
weiterhin in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> Kaufkraft verausgaben würde.<br />
Der Großteil <strong>der</strong> Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden erfolgt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />
Bei den Mietausgaben, den Ausgaben für Ernährung und Kleidung,<br />
Lernmitteln sowie Kultur kann davon ausgegangen werden,<br />
dass nahezu alle Ausgaben in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> erfolgen. Dagegen wird<br />
bei Kosten für Verkehrsmittel, Versicherung, Telekommunikation<br />
und Freizeit ein Teil auch außerhalb <strong>der</strong> Region verausgabt, z.B.<br />
für Reisen. Mit Blick auf Tabelle 14 kann davon ausgegangen<br />
werden, dass die Regionalquote <strong>der</strong> Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden<br />
bei ca. 88% liegt.<br />
Damit ergibt sich ein von den Hochschulen abhängiges, (korrigiertes)<br />
gesamtes studentisches Ausgabenvolumen von 827 Mio. €<br />
pro Jahr, von dem 88% in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ausgegeben werden. Die studentische<br />
Kaufkraft, bzw. das Ausgabevolumen, das innerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verausgabt wird, liegt damit bei ca. 731 Mio. €, für<br />
das Stadtgebiet bei ca. 560 Mio. €.<br />
Durch diesen Konsumimpuls wird wie oben bei den Ausgaben <strong>der</strong><br />
Beschäftigten in Forschungs- und Hochschuleinrichtungen ein<br />
multiplikativer Prozess in Gang gesetzt. Durch die Wie<strong>der</strong>verausgabung<br />
<strong>der</strong> Einkommen, die durch den <strong>Studie</strong>rendenkonsum entstehen,<br />
erhöht sich <strong>der</strong> gesamte regionale Ausgabenimpuls letzten<br />
Endes auf 1.040 Mrd. €. Die durch diesen Nachfrageimpuls ge-<br />
Seite 89
Budget <strong>der</strong><br />
Studenten<br />
1,13 Mrd. €<br />
schaffene o<strong>der</strong> gesicherte Zahl an Erwerbstätigen-Arbeitsplätzen<br />
beläuft sich auf 8.619 für die Region und ca. 5.300 für die Stadt<br />
München.<br />
Abbildung 22: Induziertes Beschäftigungsvolumen durch die<br />
Kaufkraft <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden<br />
resultieren<strong>der</strong><br />
direkter Konsum + in<br />
<strong>der</strong> indirekter Region<br />
731 Mio. €<br />
Quelle: Prognos AG, 2009.<br />
Gesamtausgaben<br />
inkl. induzierten<br />
Effekten<br />
1.040 Mio. €<br />
Einkommensmultiplikatoreffekt<br />
(1,42)<br />
8.619 Erwerbstätige<br />
in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong><br />
Bei <strong>der</strong> Ermittlung dieses Beschäftigungseffektes von 8.619 Erwerbstätigen<br />
durch die Ausgaben <strong>der</strong> Studenten handelt es sich<br />
um einen konservativ geschätzten Wert, <strong>der</strong> die Untergrenze des<br />
tatsächlichen Effektes abbilden dürfte. Denn einige Effekte wie die<br />
Ausgaben von auswärts lebenden Eltern, die ihre in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> studierenden<br />
Kin<strong>der</strong> besuchen, sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt,<br />
da diese nicht quantifiziert werden konnten. 60<br />
60 Anhaltspunkte gibt eine <strong>Studie</strong> zu den wirtschaftlichen Effekten <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden <strong>der</strong> Universität Münster. Diese<br />
kommt zum Ergebnis, dass die <strong>Studie</strong>renden durchschnittlich 5 Tage im Jahr von Eltern o<strong>der</strong> Freunden besucht<br />
werden, und diese durchschnittlich 40 Euro am Tag ausgeben. Natürlich sind diese Werte nicht auf München übertragbar,<br />
als Schätzung ergeben sie aber eine Konsumsteigerung von 26,4 Mio.€ in <strong>der</strong> Region und 18 Mio. € für die<br />
Stadt.<br />
Seite 90
7 Effekte <strong>der</strong> Lehre<br />
Neben dem direkten ökonomischen sowie indirekten und induzierten<br />
Impact <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen ist für eine umfassende<br />
Analyse <strong>der</strong> Bedeutung des Wissenschaftsstandortes <strong>EMM</strong><br />
gleichzeitig <strong>der</strong> Faktor <strong>der</strong> wissenschaftsbezogenen Wissensvermittlung<br />
zentral. Hochschulische <strong>Studie</strong>n- und (Weiter-) Bildungsmöglichkeiten<br />
sind integraler Bestandteil sowie Grundlage wissensintensiver<br />
Tätigkeit. Fach- und Expertenwissen werden über<br />
die Lehre vermittelt, Forschung und Innovation aus <strong>der</strong> Lehre heraus<br />
durch den wissenschaftlichen Nachwuchs neu befruchtet und<br />
weitergetragen.<br />
Die wechselseitige Bedingung von Forschungs- und Lehreffekten<br />
gestaltet sich dabei vielfältig. Exzellente Forschung respektive renommierte<br />
Forscher/-innen und attraktive <strong>Studie</strong>nangebote stellen<br />
Anziehungspunkte für begabte und interessierte <strong>Studie</strong>rende dar.<br />
Über hochqualifizierten Nachwuchs werden gleichzeitig vielfältige<br />
Forschungsarbeiten erst ermöglicht und neue interessante Tätigkeitsmöglichkeiten<br />
geschaffen.<br />
Eine Vielzahl von Rankings o<strong>der</strong> auch die För<strong>der</strong>ung durch die<br />
Exzellenzinitiative <strong>der</strong> Bundesregierung zeigen die Spitzenpositionen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-Hochschulen (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> beiden Münchner<br />
Universitäten) in Forschung und Lehre in Deutschland respektive<br />
im internationalen Kontext. In diesem Zusammenhang stellt sich<br />
gleichzeitig die Frage nach den mittelbaren Effekten eines Studiums<br />
an einer entsprechenden Institution.<br />
Im Folgenden werden daher zunächst die Aspekte Studium und<br />
Lehre am Hochschulstandort <strong>EMM</strong> näher betrachtet. Hinweise auf<br />
Wirkungen <strong>der</strong> Lehre kann insbeson<strong>der</strong>e ein Blick auf Absolvent/innen<br />
liefern. So ist hierbei nach dem Verbleib bzw. den beruflichen<br />
(Einstiegs-)Positionen und <strong>der</strong> rückblickenden Einschätzung<br />
eines Studiums an einer (Exzellenz-)Hochschule <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zu fragen.<br />
7.1 Studium und Lehre an den Hochschulen <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong><br />
Die <strong>EMM</strong> zeichnet sich durch eine vielfältige und breit gefächerte<br />
Hochschullandschaft aus. Neben den großen Münchner Universitäten<br />
– Ludwig-Maximilians-Universität und Technische Universität<br />
(Charakterisierung vgl. 3.1.1) – verfügt die <strong>EMM</strong> über weitere drei<br />
Universitäten: die Universität Augsburg, die kirchlich getragene<br />
Universität Eichstätt-Ingolstadt sowie die Universität <strong>der</strong> Bundeswehr<br />
München-Neubiberg. Hinzu kommen künstlerische und musische<br />
Hochschulen, wie die Hochschule für Musik und Theater<br />
Seite 91
und die Akademie <strong>der</strong> bildenden Künste sowie die Hochschule für<br />
Fernsehen und Film in München. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind des Weiteren<br />
sechs staatliche Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />
(Fachhochschulen) angesiedelt: Deggendorf, Ingolstadt, Landshut,<br />
München, Rosenheim und Weihenstephan. Die Hochschule München<br />
stellt nach <strong>der</strong> Fachhochschule Köln die zweitgrößte Hochschule<br />
für angewandte Wissenschaften in Deutschland dar. Zu<br />
den staatlichen bzw. kirchlich getragenen Institutionen kommen<br />
weitere private – vielfach spezialisierte – Einrichtungen, wie beispielsweise<br />
die Munich Business School o<strong>der</strong> die Fachhochschule<br />
für angewandtes Management Erding.<br />
<strong>Studie</strong>nmöglichkeiten<br />
Die Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> weisen ein breites Spektrum an <strong>Studie</strong>nmöglichkeiten<br />
auf. Allein an den beiden Münchner Universitäten<br />
werden über 220 <strong>Studie</strong>nangebote offeriert. An <strong>der</strong> Volluniversität<br />
LMU rund 150 <strong>Studie</strong>ngänge in den Bereichen Geistes- und<br />
Kulturwissenschaften, Rechts-, Sozial und Wirtschaftswissenschaften<br />
sowie Naturwissenschaften und Medizin. An <strong>der</strong> Technischen<br />
Universität über 70 Bachelor- und Master-Kurse in den Gebieten<br />
Ingenieur- und Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften<br />
und Medizin sowie Wirtschaftswissenschaften und Lehrerbildung.<br />
Das Profil <strong>der</strong> Universität Augsburg richtet sich insbeson<strong>der</strong>e<br />
auf die Bereiche Kultur- und Gesellschaftswissenschaften, innovative<br />
Technologien sowie wissenschaftliche Lehrerbildung. Für<br />
insgesamt knapp 15.000 <strong>Studie</strong>rende werden über 100 <strong>Studie</strong>ngänge<br />
angeboten. In acht Fakultäten 61 organisiert stellt die katholische<br />
Universität Eichstätt-Ingolstadt den rund 4.500 <strong>Studie</strong>renden<br />
ca. 50 Fach- bzw. <strong>Studie</strong>nangebote zur Auswahl. Die Universität<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr München verfügt über einen universitären sowie<br />
einen fachhochschulischen Bereich und bietet neben den Bereichen<br />
Technik, Mathematik und Informatik insbeson<strong>der</strong>e auch wirtschafts-<br />
und sozialwissenschaftliche <strong>Studie</strong>ngänge an. In einzelnen<br />
Angeboten ist eine Teilnahme auch für zivile <strong>Studie</strong>rende<br />
möglich.<br />
Über die <strong>Studie</strong>ngänge <strong>der</strong> Einzelhochschulen hinaus sind in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> insgesamt 13 <strong>der</strong> 21 bayerischen Elitestudiengänge etabliert,<br />
welche jeweils in Zusammenarbeit mehrerer Hochschulen<br />
umgesetzt werden (für eine Übersicht vgl. Anhang). Im Rahmen<br />
des bayerischen För<strong>der</strong>ungsprogramms „Elitenetzwerk Bayern“<br />
werden beson<strong>der</strong>s leistungsstarken <strong>Studie</strong>renden spezielle Master-<strong>Studie</strong>ngänge<br />
angeboten, welche insbeson<strong>der</strong>e auf wissenschaftliche<br />
Exzellenz, Internationalität und weitere Angebote zur<br />
61 Theologie, Philosophie / Pädagogik, Sprach- und Literaturwissenschaft, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaft,<br />
Mathematik / Geographie, Wirtschaftswissenschaft, Religionspädagogik / Kirchliche Bildungsarbeit sowie<br />
Soziale Arbeit.<br />
Seite 92
Persönlichkeitsbildung gerichtet sind. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind die Technische<br />
Universität München, die Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München, die Universität Augsburg sowie die Universität Eichstätt-<br />
Ingolstadt an <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Elitestudiengänge beteiligt.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e auch die Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />
(Fachhochschulen) bieten über die Kernbereiche Wirtschaft<br />
und Technik, Informatik o<strong>der</strong> Soziale Arbeit hinaus ein breites<br />
Spektrum an Angeboten in Neuen Technologien z.B. Bio- /<br />
Nanotechnologie, Lebenswissenschaften, Medien sowie Design.<br />
Enge Verknüpfungen zur Wirtschaft sind dabei insbeson<strong>der</strong>e in<br />
über 50 dualen <strong>Studie</strong>nangebote in unterschiedlichen <strong>Studie</strong>nformen<br />
gegeben: U.a. mit vertieften Praxisphasen, als unternehmensspezifisches<br />
Verbundstudium o<strong>der</strong> auch im Verbund in <strong>der</strong><br />
Kombination aus Studium und Ausbildung, z.B. als Maschinenbau<br />
(Bachelor) / Mechatroniker/-in (IHK) an <strong>der</strong> Hochschule Ingolstadt<br />
o<strong>der</strong> Betriebswirtschaft (Bachelor) / Bankkaufmann/-frau (IHK) an<br />
<strong>der</strong> Hochschule Deggendorf.<br />
Die Angebote <strong>der</strong> künstlerischen Hochschulen reichen von Musik-,<br />
Schauspiel- und Tanzstudiengängen über freie Kunst und Kunstpädagogik<br />
bis zu Design- und Architekturstudien. Speziell für den<br />
Bereich audiovisueller Medien bildet die Hochschule für Fernsehen<br />
und Film aus.<br />
Die Anziehungskraft <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>nangebote <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> bzw. des Wissenschaftsstandortes<br />
insgesamt zeigen sich auch am Anteil <strong>der</strong><br />
ausländischen <strong>Studie</strong>renden und Doktorand/-innen. So nehmen<br />
aktuell (WS 2008/09) über 26.928 ausländische <strong>Studie</strong>rende bzw.<br />
eingeschriebene Doktorand/-innen <strong>Studie</strong>nangebote an den bayerischen<br />
Hochschulen wahr (LMU: 6.026, TU: 4.073). 62 Im Hinblick<br />
auf Rückwirkungen auf den Wissenschaftsstandort tragen diese<br />
dabei auch mittelbar im Sinne einer internationalen Ausrichtung<br />
zur Entwicklung <strong>der</strong> Hochschulkultur und transnationalen Vernetzung<br />
bei.<br />
Weiterbildung<br />
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Lehrwirkung über die Hochschule<br />
selbst hinaus sind insbeson<strong>der</strong>e auch Angebote <strong>der</strong> beruflichen<br />
sowie allgemeinen wissenschaftlichen Weiterbildung, welche<br />
seitens <strong>der</strong> Hochschulen angeboten werden. Neben längerfristigen<br />
berufsbegleitenden <strong>Studie</strong>ngängen für Arbeitnehmer/innen<br />
werden hochwertige Einzelveranstaltungen und Seminare<br />
aus vielfältigen Wissenschaftsbereichen offeriert. Über den direkten<br />
Impact <strong>der</strong> Qualifizierungsleistung für die Hochschulen bzw.<br />
62 Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, R 4.1, WS 2008/2009<br />
Seite 93
Unternehmen hinaus wirken die Angebote gleichzeitig über Faktoren<br />
<strong>der</strong> Vernetzung und des Austausches zwischen Wissenschaft<br />
und Wirtschaft. Beispielhaft kann hierbei auf das LMU-Angebot für<br />
Fach- und Führungskräfte aus <strong>der</strong> Wirtschaft o<strong>der</strong> auch den Weiterbildungsverbund<br />
<strong>der</strong> W3Akademie verwiesen werden, an dem<br />
u.a. die <strong>EMM</strong>-Hochschulen Deggendorf, Ingolstadt und Landshut<br />
beteiligt sind. Weitere Beispiele für herausragende Weiterbildungsstudiengänge<br />
bzw. Programme sind u.a. <strong>der</strong> berufsbegleitende<br />
MBA-<strong>Studie</strong>ngang „Unternehmensführung“ <strong>der</strong> Universität<br />
Augsburg, welcher im Zuge <strong>der</strong> Reakkreditierung 2009 als erstes<br />
universitäres MBA-Programm aufgrund seiner hervorragenden<br />
Qualität mit dem Premium-Siegel <strong>der</strong> Akkreditierungsagentur<br />
FIBAA als exzellentes Programm ausgezeichnet wurde, o<strong>der</strong> auch<br />
die im November 2009 eröffnete erste „Lernfabrik für Energieproduktivität“<br />
(LEP) in Deutschland, welche in Kooperation <strong>der</strong> Unternehmensberatung<br />
McKinsey und des Instituts für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften (iwb) <strong>der</strong> Technischen Universität<br />
München vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten zu Fragen<br />
<strong>der</strong> Energiekostensenkung und Reduktion des CO2-<br />
Ausstoßes für Fach- und Führungskräfte sowie begleitende Maßnahmen<br />
für <strong>Studie</strong>rende anbietet.<br />
Über spezifische Weiterbildungsangebote hinaus sind des Weiteren<br />
4.152 Gasthörer/-innen an den Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> (WS<br />
2008/09) registriert. Diese nehmen an einzelnen bzw. mehreren<br />
unterschiedlichen Lehrveranstaltungen teil und sind somit in verschiedenen<br />
Kontexten des Wissenschafts- bzw. Hochschulbetriebs<br />
einbezogen. Ein hoher Anteil (64,9%) – insbeson<strong>der</strong>e an<br />
den Universitäten – entfällt in diesem Bereich auf die Altersgruppe<br />
60plus, welche vielfach (nachberuflich) Angebote im Sinne allgemeiner<br />
wissenschaftlicher Weiterbildung nutzt (vgl. auch gesellschaftlich-soziale<br />
Effekte). 63<br />
Hochschuldidaktik und Konzepte <strong>der</strong> Lehre<br />
Die För<strong>der</strong>ung und Qualitätsentwicklung guter Lehre und Betreuungsbedingungen<br />
steht zunehmend im Fokus hochschulischer<br />
Anstrengungen. Seitens <strong>der</strong> Hochschulen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> werden diese<br />
durch verschiedene Konzepte und Unterstützungsangebote gezielt<br />
vorangetrieben.<br />
Neben dem Erfolg in <strong>der</strong> Exzellenzinitiative im Forschungsbereich<br />
gehört die Technische Universität München auch zu den zehn<br />
Preisträgern im Wettbewerb exzellente Lehre, welcher 2009 vom<br />
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft initiiert wurde. Aus<br />
63 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2009: Gasthörer an den Hochschulen in Bayern.<br />
Wintersemester 2008/09.<br />
Seite 94
Anträgen von 108 Hochschulen wurden in zwei För<strong>der</strong>linien vier<br />
Hochschulen für angewandte Wissenschaften und sechs Universitäten<br />
ausgewählt, welche je mit bis zu einer Million Euro in ihren<br />
Konzepten zur Lehrentwicklung geför<strong>der</strong>t werden. Das Konzept<br />
<strong>der</strong> TU sieht dabei unterschiedliche Maßnahmen für <strong>Studie</strong>rende<br />
und Lehrende vor. Dies beinhaltet beispielsweise Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an das Lehrportfolio in Berufungsverfahren bzw. den stärkeren<br />
Einbezug von <strong>Studie</strong>renden bei Neuberufungen, Möglichkeiten<br />
von Lehrfreisemestern bzw. finanzieller Unterstützung zur Entwicklung<br />
innovativer Lehrkonzepte, Hilfestellungen bei <strong>Studie</strong>nfachwechseln<br />
sowie eine engere Einbindung von Fragen <strong>der</strong> Lehre die<br />
Entscheidungsstrukturen <strong>der</strong> Universität (u.a. über einen Vorstand<br />
Lehre sowie ein Parlament <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>ndekane).<br />
Mit dem bayernweiten Programm „ProfiLehre“ steht an den einzelnen<br />
Universitäten ein hochschuldidaktisches Qualifizierungsangebot<br />
für Lehrende zur Verfügung, welches darauf zielt, die Qualität<br />
<strong>der</strong> Lehre an den bayerischen Universitäten systematisch zu verbessern.<br />
Veranstaltungen werden zu unterschiedlichen Themenbereichen<br />
wie u.a. Rhetorik, Präsentation und Kommunikation,<br />
Methodik und Didaktik o<strong>der</strong> auch Evaluation und Qualitätssicherung<br />
durchgeführt. Neben den Universitäten stellen auch die bayerischen<br />
Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit <strong>der</strong><br />
„Qualitätsoffensive Lehre“ Unterstützungsangebote und Weiterqualifizierung<br />
im Bereich <strong>der</strong> Wissensvermittlung zur Verfügung.<br />
Das Zentrum für Hochschuldidaktik <strong>der</strong> bayerischen Fachhochschulen<br />
(DIZ) koordiniert und bündelt dabei als nachgeordnete<br />
Behörde des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst die Anstrengungen <strong>der</strong> bayerischen Hochschulen<br />
für angewandte Wissenschaften im Bereich Hochschuldidaktik<br />
und bietet verschiedene Fortbildungsseminare.<br />
Ergänzt werden die hochschuldidaktischen Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
an Universitäten sowie Hochschulen für angewandte<br />
Wissenschaften durch das „Zertifikat Hochschullehre Bayern“,<br />
welches von den Lehrenden als formaler Nachweis erworbener<br />
Kompetenzen durch Teilnahme an mehreren Veranstaltungen zu<br />
unterschiedlichen hochschuldidaktischen Themen erworben werden<br />
kann.<br />
Unterstützend zur Präsenzlehre verfügt Bayern mit <strong>der</strong> Virtuellen<br />
Hochschule Bayern (vhb) über eine übergreifende Einrichtung,<br />
welche den Einsatz und die Entwicklung multimedialer Lehr- und<br />
Lernangebote för<strong>der</strong>t und koordiniert. Diese bietet <strong>Studie</strong>renden<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Flexibilisierung des Studiums sowie Lehrenden<br />
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zum Austausch und <strong>der</strong> Zusammenarbeit im Bereich E-Learning<br />
bzw. Blended Learning. 64<br />
Zusätzliche Angebote zum Übergang in den Arbeitsmarkt<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Arbeitsmarktchancen von <strong>Studie</strong>renden werden<br />
neben fachlich hochwertigen und arbeitsmarktnahen <strong>Studie</strong>nangeboten<br />
seitens <strong>der</strong> Hochschulen verstärkt auch Unterstützungsmaßnahmen<br />
zum Übergang in den Arbeitsmarkt und Kontaktnetzwerke<br />
etabliert. Über „Career-Services“ werden dabei unterschiedliche<br />
Maßnahmen zur Kontaktbildung, Veranstaltungen zu Karriereplanung<br />
und Berufseinstieg o<strong>der</strong> auch Weiterbildungen bezüglich<br />
arbeitsmarktrelevanter Zusatzkompetenzen angeboten bzw.<br />
über die einzelnen Fachbereiche hinweg koordiniert. Die großen<br />
Universitäten stellen entsprechende Services bereits seit Mitte <strong>der</strong><br />
1980er Jahre zur Verfügung (z.B. LMU: „Student und Arbeitsmarkt“),<br />
mittlerweile sind ähnliche Angebote an nahezu allen<br />
Hochschulen eingeführt.<br />
Unterstützende Funktion hinsichtlich <strong>der</strong> Arbeitsmarktintegration<br />
sowie <strong>der</strong> allgemeinen Vernetzung von Absolvent/-innen bieten<br />
des Weiteren verschiedene Alumniinitiativen. Diese sind gleichsam<br />
hinsichtlich weiterer (mittelbarer) Wirkungen <strong>der</strong> Institution<br />
Hochschule über den Kreis <strong>der</strong> aktuell <strong>Studie</strong>renden hinaus bedeutsam.<br />
Ein Beispiel für ein breites weltweites Alumninetzwerk<br />
mit spezifischen Angeboten zur Kontaktbildung und Weiterbildung<br />
(Summer Schools, Seminare etc.) stellt mit über 27.000 Mitglie<strong>der</strong>n<br />
die Alumnivereinigung <strong>der</strong> Technischen Universität München<br />
dar.<br />
7.2 Verbleib von Absolventen /-innen<br />
Auswirkungen bzw. Effekte <strong>der</strong> Lehrangebote lassen sich insbeson<strong>der</strong>e<br />
über den Verbleib von Absolvent/-innen abschätzen. So<br />
geben u.a. die Ergebnisse zur Berufseinmündung Hinweise auf<br />
den „Marktwert“ von Absolvent/-innen bzw. den „Ertrag“ eines<br />
Hochschulstudiums an den <strong>EMM</strong>-Hochschulen. Als Datenquelle<br />
können die Ergebnisse des Bayerischen Absolventenpanels (BAP)<br />
dienen, welche mit einem einheitlichen Erhebungsinstrument für<br />
den Jahrgang 2005/06 aller bayerischen Hochschulen vorliegen. 65<br />
64 Blended Learning bezeichnet eine Kombination von Präsenz- und E-Learning-Anteilen in <strong>der</strong> Lehre.<br />
65 Im Rahmen des BAP werden ausgewählte Absolventenjahrgänge (bislang 2004 und 2006) landesweit zu Ausbildungsqualität,<br />
Übergang in den Arbeitsmarkt und beruflichen Entwicklung befragt. Vorgesehen sind Befragungen zu<br />
drei Zeitpunkten: ca. eineinhalb Jahre nach Hochschulabschluss sowie nach fünf bzw. neun Jahren. Bislang liegen<br />
Auswertungen <strong>der</strong> ersten Befragungswellen vor. Wissenschaftlich geleitet wird das BAP vom Bayerischen Staatsin-<br />
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Ein Indikator für den Erfolg von Absolvent/-innen am Arbeitsmarkt<br />
stellt u.a. <strong>der</strong> Übergang in Beschäftigung dar. In den Ergebnissen<br />
des BAP wird dabei die breite Einmündung <strong>der</strong> Absolvent/innen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-Hochschulen deutlich. So sind über 88% eineinhalb<br />
Jahre nach Abschluss ihres Studiums erwerbstätig (82,3%<br />
<strong>der</strong> Universitätsabsolvent/-innen bzw. 94% <strong>der</strong> Absolvent/-innen<br />
von Hochschulen <strong>der</strong> angewandten Wissenschaften). 66 Der Anteil<br />
von Absolvent/-innen in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen<br />
liegt dabei bei den Abgänger/-innen von Hochschulen <strong>der</strong> angewandten<br />
Wissenschaften im Durchschnitt bei 68% und damit rund<br />
acht Prozentpunkte über dem bundesdeutschen Schnitt von 60%.<br />
Bei den Universitäten ist dies mit 44% <strong>der</strong> Absolvent/-innen ebenfalls<br />
mehr als im Bundesdurchschnitt (42%).<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> besetzten Positionen im Rahmen <strong>der</strong> ersten Erwerbstätigkeit<br />
nach dem Abschluss geben die Befragten v.a. den<br />
Status von qualifizierten bzw. wissenschaftlichen Angestellten an<br />
(75%). Rund 12% sind in <strong>der</strong> ersten Stellung bereits in leitenden<br />
Positionen tätig. Zwar zeigt sich eine große Spannbreite nach einzelnen<br />
Fachbereichen bzw. <strong>Studie</strong>ngängen, gleichzeitig wird jedoch<br />
von <strong>der</strong> überwiegenden Mehrheit auch die Adäquanz <strong>der</strong><br />
ersten beruflichen Tätigkeit im Hinblick auf die berufliche Position,<br />
das Niveau <strong>der</strong> Arbeitsaufgaben und <strong>der</strong> fachlichen Qualifikation<br />
(im Hinblick auf das <strong>Studie</strong>nfach) von den Befragten – insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch im Vergleich zur bundesweiten Befragung – mit 65-70%<br />
Zustimmung sehr hoch eingeschätzt. Etwas geringer (mit 48% Zustimmung)<br />
fällt die Bewertung <strong>der</strong> Angemessenheit des ersten<br />
Gehalts aus.<br />
Die hohe Bedeutung <strong>der</strong> Hochschulen für den Arbeitskräftebedarf<br />
des regionalen Arbeitsmarkts wird des Weiteren durch die Frage<br />
nach dem geografischen Verbleib <strong>der</strong> Absolvent/-innen deutlich.<br />
Eineinhalb Jahre nach <strong>Studie</strong>nabschluss wohnen bzw. arbeiten<br />
durchschnittlich 70% <strong>der</strong> Absolvent/-innen von <strong>EMM</strong>-Hochschulen<br />
im Umkreis von 50 km zu ihrem <strong>Studie</strong>nort. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />
Hochschulen für angewandte Wissenschaften bilden somit auch<br />
stitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF) (vgl. u.a. Falk / Reimer / Scarletti 2009; Falk / Kratz<br />
2009 sowie die Ergebnisberichte <strong>der</strong> einzelnen Hochschulen). Die folgenden Daten basieren auf eigenen Berechnungen<br />
für die <strong>EMM</strong>-Hochschulen (Universität Augsburg, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Ludwig-<br />
Maximilians-Universität München, Technische Universität München sowie die Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />
Augsburg, Deggendorf, Ingolstadt, Landshut, München, Rosenheim) auf Basis <strong>der</strong> BAP-Einzelberichte<br />
(IHF 2008 a-j). Zum Teil (bei analogen Fragestellungen) können die abgefragten Aspekte mit <strong>der</strong> bundesweiten<br />
<strong>Studie</strong> des Hochschulinformationssystems (HIS) „Übergänge und Erfahrungen nach dem Hochschulabschluss“ (HIS<br />
2007) gespiegelt werden und somit Vergleiche zum Bundesschnitt aufgezeigt werden.<br />
66 Die HIS-Absolventenbefragung nimmt hinsichtlich des Übergangs in Erwerbsarbeit an<strong>der</strong>e Differenzierungen als<br />
das BAP hinsichtlich „regulärer Erwerbsarbeit“ und z.B. weiteren Ausbildungs-/ Promotionsphasen und Übergangsjobs<br />
vor. Für den Zeitpunkt ein Jahr nach dem Examen verweisen die Daten in diesem Zusammenhang bei FH-<br />
Absolvent/-innen auf ca. drei Viertel, welche in „reguläre“ – d.h. selbständige und nicht-selbständige – Arbeit übergehen,<br />
bei den Universitätsabsolvent/-innen beläuft sich die Zahl auf rund 50%, wobei ein hoher Anteil <strong>der</strong> verbleibenden<br />
Gruppe in eine weiterführende Qualifikationsphase (Promotion, Zweit-/ Zusatzstudium) einmündet.<br />
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Bedeutende Alumni<br />
für die kleineren Städte <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> einen „wichtigen Standortfaktor“<br />
(vgl. Falk/ Kratz 2009). Eine beson<strong>der</strong>s hohe Bindung besteht im<br />
Ballungszentrum München. 84% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden an LMU, TU<br />
und <strong>der</strong> Hochschule München verbleiben eineinhalb Jahre nach<br />
ihrem <strong>Studie</strong>nabschluss in <strong>der</strong> Region.<br />
Nimmt man die Zugangswege in die erste Erwerbstätigkeit genauer<br />
in den Blick, lassen sich aus den Daten des BAP zudem<br />
Hinweise auf die Wirkungen von Vernetzung bzw. arbeitsmarktnaher<br />
<strong>Studie</strong>nmöglichkeiten ableiten. So verweist ein hoher Anteil<br />
<strong>der</strong> Befragten auf soziale Kontakte (durchschnittlich 31,9%) bzw.<br />
das Angebot eines Arbeitsplatzes respektive die Fortführung einer<br />
bereits ausgeübten Tätigkeit durch Arbeitgeber (20,7%) als Weg<br />
zur ersten Erwerbsarbeit. Als weitere Zugänge werden Stellenanzeigen<br />
bzw. Vermittlungsstellen mit 35,4% bzw. an<strong>der</strong>e Wege, wie<br />
Initiativbewerbungen etc. mit 11,9% benannt.<br />
Über die Fragen des Verbleibs von ehemaligen <strong>Studie</strong>renden hinaus<br />
sind rückwirkende Einschätzungen zur <strong>Studie</strong>nqualität und<br />
dem Nutzen <strong>der</strong> Angebote weitere Indikatoren für die Wirkungen<br />
<strong>der</strong> Lehre. Auch in diesem Zusammenhang zeigt das BAP ein sehr<br />
positives Bild <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-Hochschulen. So würde die überwiegende<br />
Mehrheit <strong>der</strong> Absolvent/-innen ihr Studium weiterempfehlen. Zwar<br />
zeigen sich bei einzelnen Fächern gewisse Unterschiede – geringere<br />
Werte betreffen teilweise <strong>der</strong> Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
– insgesamt liegen die meisten Hochschulwerte jedoch<br />
mit 70-90% sehr hoch.<br />
An den Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> haben viele überregional bekannte<br />
Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik studiert<br />
und/o<strong>der</strong> geforscht. Neben Größen <strong>der</strong> deutschen Wissenschaft<br />
wie Wilhelm Conrad Röntgen, Max Planck, Werner Heisenberg<br />
o<strong>der</strong> Max Weber, die an <strong>der</strong> LMU tätig waren, haben insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Münchner Universitäten hochrangige Wissenschafts-<br />
Preisträger, wie zuletzt bspw. Arthur Konnert (Leibniz-Preis, TUM,<br />
2001) o<strong>der</strong> Theodor W. Hänsch (Nobelpreis, LMU, 2005) hervorgebracht.<br />
Weitere bedeutende Alumni sind neben Staatsmännern<br />
wie Konrad Adenauer o<strong>der</strong> Roman Herzog (beide LMU), auch einflussreiche<br />
Unternehmer und Wirtschaftslenker wie Hubert Burda<br />
(Verleger Hubert Burda Media, LMU), Roland Berger (Grün<strong>der</strong> von<br />
Roland Berger Strategy Consultants, LMU), Norbert Reithofer<br />
(Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> BMW AG, TU), Wolfgang Reitzle (Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Linde AG, TU) o<strong>der</strong> auch Henning Kagermann<br />
(Präsident <strong>der</strong> Acatech – Deutsche Akademie <strong>der</strong> Technikwissenschaften,<br />
davor: Vorstandssprecher <strong>der</strong> SAP AG, TU).<br />
Seite 98
8 Impulse durch<br />
Forschungsergebnisse<br />
Schwer messbar und dennoch beson<strong>der</strong>s bedeutend sind die<br />
ökonomischen Impulse <strong>der</strong> Forschungstätigkeit <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen. Sie för<strong>der</strong>n in vielfältiger Art und Weise die<br />
regionalökonomische Entwicklung, so etwa durch die Beeinflussung<br />
unternehmerischer Standortentscheidungen und Unternehmensgründungen<br />
o<strong>der</strong> durch die Stärkung <strong>der</strong> Innovationsfähigkeit<br />
von Unternehmen. Diese katalytischen Effekte beruhen an<strong>der</strong>s als<br />
direkte, indirekte o<strong>der</strong> induzierte Effekte nicht auf <strong>der</strong> Verausgabung<br />
von Gel<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Präsenz und Tätigkeit <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen. Am Beginn <strong>der</strong> darauf aufbauenden<br />
Wirkungsketten steht oft das Spillover von Wissen aus den<br />
wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />
8.1 Möglichkeiten des Wissenstransfers<br />
Die Abschöpfung von Wissensspillovers wissenschaftlicher Einrichtungen<br />
und an<strong>der</strong>er Akteure kann zu handfesten Standortvorteilen<br />
werden, denn viele Unternehmen sind sich trotz <strong>der</strong> intangiblen<br />
Art dieser Ressource <strong>der</strong> hohen Bedeutung bewusst. In Anlehnung<br />
an Desrochers wird an folgenden Beispielen dargestellt,<br />
wie vielfältig die Bedeutung von Wissen als Standortfaktor sein<br />
kann: 67<br />
Bestimmte Umstände von Zeit und Raum. Um am richtigen Ort<br />
zur richtigen Zeit zu sein, siedeln sich Hightech-Unternehmen an<br />
Forschungsstandorten wie dem Silicon Valley, Boston, San Diego<br />
o<strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong> Biochemie in München Martinsried an. So haben<br />
dort ansässige Unternehmen wie z.B. MediGene, GPC Biotech<br />
o<strong>der</strong> Morphosys, die Möglichkeit von <strong>der</strong> räumlichen Nähe<br />
zum Max-Planck-Institut für Biochemie o<strong>der</strong> dem Max-Planck-<br />
Institut für Neurobiologie zu profitieren.<br />
Die Präsenz an wichtigen Forschungsstandorten macht es Unternehmen<br />
einfacher, Denkprozesse und Denkweisen aufzunehmen<br />
und technologische Entwicklungen zu beobachten, um nicht von<br />
technologischen Durchbrüchen überrascht o<strong>der</strong> gar abgeschnitten<br />
zu werden.<br />
Transfer von persönlichem Wissen bei kreativer Arbeit sowie<br />
bei Interaktionen zwischen Produzenten und Anwen<strong>der</strong>n von Wis-<br />
67 Desrochers, P. (2001). Geographical Proximity and the Transmission of Tacit Knowledge. In The Review of Austrian<br />
Economics, 14 (1), S. 25-46.<br />
Seite 99
sen. Der Wissenstransfer bei <strong>der</strong> kreativen Arbeit ist wahrscheinlich<br />
das bekannteste Beispiel für die Bedeutung von Wissen als<br />
Standortfaktor. Dies gilt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in beson<strong>der</strong>er Weise, da<br />
München einer <strong>der</strong> wichtigsten Medienstandorte in Deutschland<br />
ist. So haben in München weltweit nach New York die meisten<br />
Verlage ihren Sitz. Auch die Fernseh- und Filmindustrie ist ebenfalls<br />
stark vertreten, vor allem in Unterföhring sowie Geiselgasteig<br />
/ Grünwald. Wie entscheidend dieses persönliche Wissen für den<br />
Unternehmenserfolg sein kann, zeigt u.a. die in München ansässige<br />
Filmtechnikfirma ARRI, die am 20. Februar 2010 den sechszehnten<br />
Oscar für technische Innovationen in <strong>der</strong> Filmindustrie erhalten<br />
hat.<br />
Job-Mobilität und Informationsaustausch. Über 130.000 <strong>Studie</strong>rende<br />
werden durch die wissenschaftlichen Einrichtungen in<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ausgebildet, wie im Kapitel „Effekte <strong>der</strong> Lehre“ aufgezeigt<br />
wurde. Auch <strong>der</strong> Anteil Hochqualifizierter an allen Erwerbspersonen<br />
ist in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sehr hoch. So ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
im Wirtschaftszweig Forschung und Entwicklung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
nahezu doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Unternehmen<br />
können durch dieses Potential vielfältig profitieren: So können<br />
durch einen Transfer über Köpfe Wissen und Informationen mit<br />
an<strong>der</strong>en Unternehmen ausgetauscht werden sowie Wissen aus<br />
den wissenschaftlichen Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in die Unternehmen<br />
fließen.<br />
Bei <strong>der</strong> Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben<br />
Unternehmen natürlich nicht auf die eigene Region beschränkt.<br />
Dennoch bleibt die räumliche Nähe wichtig. So kann für manche<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ggf. ein Umzug vermieden werden<br />
und sich so die Neigung zur Job-Mobilität und damit zum Informationsaustausch<br />
erhöhen.<br />
Kombination von vorher unverbundenem Wissen. Kreativität<br />
und Innovationen leben von <strong>der</strong> Kombination von vorher unverbundenem<br />
Wissen. Regionen wie die <strong>EMM</strong>, die Forscherinnen<br />
und Forscher in vielen verschiedenen Wissens- und Technologiebereichen<br />
aufweisen, haben beson<strong>der</strong>s große Chancen, innovative<br />
Produkte entwickeln zu können.<br />
Vielfältige weitere Agglomerationsvorteile. Es zeigt sich immer<br />
wie<strong>der</strong>, dass gerade bei wissensintensiven Wirtschaftszweigen <strong>der</strong><br />
Standort des Unternehmens eine enorm hohe Bedeutung hat.<br />
Obwohl gerade z.B. Dienstleistungen wie <strong>der</strong> Handel mit ausländischen<br />
Währungen über Telefon o<strong>der</strong> Computerterminal prinzipiell<br />
nicht an bestimmte Orte gebunden sind, sind viele Unternehmen in<br />
diesem Bereich bereit, mit die weltweit höchsten Mieten zu zahlen,<br />
um in bestimmten Gegenden in New York o<strong>der</strong> London angesiedelt<br />
zu sein.<br />
Diese Beispiele zeigen Möglichkeiten auf, wie Unternehmen vom<br />
in <strong>der</strong> Region vorhandenen Wissen – Wissen wissenschaftlicher<br />
Seite 100
Einrichtungen und an<strong>der</strong>er wissensintensiver Akteure – profitieren<br />
können. Die konkreten Quellen, die die Unternehmen für den Wissenstransfer<br />
nutzen können, sind sehr unterschiedlich. In Anlehnung<br />
an Schmoch soll im Folgenden aufgezeigt werden, wie vielfältig<br />
die Formen des Wissens- und Technologietransfers sein<br />
können: 68<br />
Auftragsforschung<br />
Kooperationsforschung<br />
Gutachten<br />
Beratung<br />
Zieloffene För<strong>der</strong>ung wissenschaftlicher Einrichtungen<br />
durch Unternehmen (Wissenschafts-Sponsoring)<br />
Lesen von Publikationen<br />
Publikationstausch<br />
Gemeinsame Publikationen von Wissenschaft und Unternehmen<br />
Informelle Treffen<br />
Informelle Telefongespräche<br />
Fachdiskussionen via Internet<br />
Konferenzen<br />
Seminare von wissenschaftlichen Einrichtungen (berufliche<br />
Weiterbildung)<br />
Vorlesungen von Unternehmensmitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
an Hochschulen<br />
Ausbildung von Fachkräften<br />
Vermittlung von Hochschulabsolventen<br />
Temporärer Personentausch<br />
Gemeinsame Betreuung von Diplom- und Doktorarbeiten<br />
durch Wissenschaft und Unternehmen<br />
Spin-offs und Unternehmensgründung aus wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen<br />
Patente, Lizenzen<br />
Messebeteiligungen von wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
Vor-Ort-Demonstrationen<br />
Teilnahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />
an industrieorientierten Gremien o<strong>der</strong> Ausschüssen<br />
Nutzung von technisch-wissenschaftlicher Ausrüstung<br />
durch Industrieunternehmen<br />
68 Schmoch, U. (2000). Konzepte des Technologietransfers. In Reinhard, M. (2000). Absorptionsfähigkeit <strong>der</strong> Unternehmen.<br />
Theorie und Empirie in <strong>der</strong> Literatur. In Schmoch, U., Licht, G. & Reinhard, M. (Hrsg.). (2000). Wissens-<br />
und Technologietransfer in Deutschland. Stand und Reformbedarf. Stuttgart: Fraunhofer-IRB-Verlag, S. 8.<br />
Seite 101
Die Übersicht verdeutlicht, dass die verschiedenen Formen des<br />
Wissenstransfers wissenschaftlicher Einrichtungen sehr unterschiedlich<br />
von räumlicher Nähe begünstigt werden. Analog zur<br />
Verausgabung von Gel<strong>der</strong>n kann ein Regionalmultiplikator für Impulse<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft auf die Wirtschaft allerdings nicht abgeschätzt<br />
werden. Nicht nur diese Rahmenbedingung muss berücksichtigt<br />
werden. An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Verausgabung von Gel<strong>der</strong>n<br />
verän<strong>der</strong>t sich sozusagen die „Währung“. Denn <strong>der</strong> Wert des Wissens<br />
ist von <strong>der</strong> Art des Nutzers abhängig. Die Kompatibilität eigener<br />
Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten, ökonomisches<br />
Geschick des Unternehmers, Ressourcen für die Entwicklung und<br />
Vermarktung und ein Gespür für den Markt sind wesentliche Determinanten<br />
für den Wert von Forschungsergebnissen. Schließlich<br />
darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass dieser Teil <strong>der</strong> Determinanten,<br />
welcher den Wert von Forschungsergebnissen wesentlich<br />
beeinflussen, nicht von den Forschungseinrichtungen beeinflusst<br />
werden kann.<br />
Da die Tätigkeiten <strong>der</strong> Forschungseinrichtungen den Schwerpunkt<br />
dieser Analyse ausmachen und nicht die Art <strong>der</strong> Nutzer, soll <strong>der</strong><br />
Impuls <strong>der</strong> Forschungstätigkeiten <strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
auf die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten <strong>der</strong> Unternehmen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> untersucht werden. Das Geschick <strong>der</strong> Unternehmen<br />
bei <strong>der</strong> Vermarktung und ökonomischen Verwertung <strong>der</strong><br />
auf den Forschungsergebnissen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
aufbauenden Innovationen soll nicht weiter analysiert werden.<br />
Patente bieten sich wie kaum eine an<strong>der</strong>e Messgröße für den Impuls<br />
<strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen auf das regionalökonomische<br />
Umfeld, d.h. vor allem für die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten<br />
<strong>der</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Region an. Die Eignung von<br />
Patenten als Indikator soll im folgenden Kapitel erläutert werden.<br />
8.2 Patente als Indikator für regionalökonomische<br />
Impulse von Forschungsergebnissen<br />
Das Wissen zu messen, von welchem regionalökonomische Impulse<br />
erwartet werden können, also die Inputseite wie auch die<br />
Outputseite des Impulses, stellt eine schwierige Aufgabe dar. Patente<br />
bieten sich im Vergleich zu den wenigen Alternativen, wie<br />
etwa die Zahl von Publikationen, an, da mit <strong>der</strong> Anmeldung eines<br />
Patentes die Erwartung eines ökonomischen Wertes dieses Wissens<br />
einhergeht. Patente können als Spiegel dieses Wissens dienen,<br />
auch wenn sie sicherlich nicht als streng repräsentatives Abbild<br />
verstanden werden dürfen. Verzerrungen können sich z. B.<br />
aus <strong>der</strong> Tatsache ergeben, dass unter Umständen keine Patentierung<br />
und damit keine Veröffentlichung <strong>der</strong> Innovation einen besseren<br />
Schutz <strong>der</strong> Innovation als eine Patentierung darstellen kann.<br />
Seite 102
Auch die Gründe einer Patentierung sind vielfältig: Luk zeigt auf,<br />
dass nicht nur bekanntere Motive wie die exklusive Nutzung o<strong>der</strong><br />
die Erzielung von Lizenzeinnahmen, son<strong>der</strong>n auch Motive wie die<br />
Blockierung von Wettbewerbern wie auch die Vermeidung einer<br />
Blockierung durch Wettbewerber, Imageverbesserungen o<strong>der</strong> die<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Attraktivität des Unternehmens für Kapitalgeber eine<br />
Rolle spielen können. Ebenso vielfältig können die Gründe sein,<br />
welche gegen eine Patentierung sprechen: Zu hohe Kosten <strong>der</strong><br />
Anmeldung, Erteilung und Aufrechterhaltung des Patentschutzes<br />
o<strong>der</strong> die Schaffung eines zu hohen Nachahmungsrisikos wie auch<br />
eine schwere Nachweisbarkeit von Patentverletzungen. 69 Es erscheint<br />
nahe liegend, dass diese Gründe zu Gunsten und zu Ungunsten<br />
einer Patentierung je nach Kapitalstärke, Wettbewerbsumfeld<br />
o<strong>der</strong> auch Technologiedynamik einen ganz unterschiedlichen<br />
Einfluss auf die Patentierungsstrategie eines möglichen Anmel<strong>der</strong>s<br />
haben können. Das Wissen, welches hinter einem Patent<br />
steht, kann also sehr unterschiedlich sein.<br />
Verzerrungen ergeben sich auch aus dem Umstand, dass nicht alles<br />
Wissen patentiert werden kann. Patente können also nicht als<br />
Indikatoren für das gesamte Wissen, son<strong>der</strong>n lediglich für einen<br />
Teil des Wissens dienen. Greif (2004, S. 104) fasst die Definition,<br />
die Kriterien zur Patentierung und die Ausnahmen vom Patentschutz<br />
wie folgt zusammen: 70<br />
Definition<br />
Anweisung zum technischen Handeln<br />
Einsatz von Naturkräften<br />
Erreichen eines übersehbaren Erfolges<br />
Wie<strong>der</strong>holbarkeit des technischen Handelns<br />
Patentierungskriterien<br />
Neuheit<br />
o Lösung weltweit nicht bekannt<br />
o Maßstab: Stand <strong>der</strong> Technik am Anmeldetag<br />
o Neuheitsschädlich auch eigene Veröffentlichungen<br />
Erfin<strong>der</strong>ische Tätigkeit, Erfindungshöhe<br />
o Lösung nicht naheliegend<br />
69 Luk, T. (2005). Management-Wettbewerb-Patentstrategien in F&E-intensiven Unternehmen. In Wissenschaftsmanagement.<br />
Bonn: Lemmens, S. 30-35.<br />
70 Greif, S. (2004). Patente als Instrumente zur Erfassung und Bewertung wissenschaftlicher Leistungen. In Fischer,<br />
K. & Parthey, H. (Hrsg.). (2003). Evaluation wissenschaftlicher Institutionen. Wissenschaftsforschung, Jahrbuch<br />
2003.<br />
Seite 103
o Maßstab: Gesamter Stand <strong>der</strong> Technik, Durchschnittsfachmann<br />
Gewerbliche Anwendbarkeit<br />
o Eignung zur gewerblichen Herstellung<br />
o<strong>der</strong> Benutzung<br />
Vom Patentschutz ausgenommen<br />
Entdeckungen<br />
Wissenschaftliche Theorien<br />
Mathematische Methoden<br />
Geschäftsideen<br />
Trotz dieser Verzerrungen bieten Patente ein einmaliges, hochgradig<br />
differenziertes Bild über die Art und den technologischen<br />
Bereich <strong>der</strong> Innovation und ihrer Erfin<strong>der</strong> sowie die Verortung von<br />
Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. Nicht unberücksichtigt<br />
sollte bleiben, dass an<strong>der</strong>e Indikatoren für Forschungstätigkeiten,<br />
welche ebenfalls erhebliche Verzerrungen aufweisen, i.d.R. nur für<br />
öffentliche Forschungseinrichtungen verfügbar sind (z.B. Drittmittel,<br />
bibliometrische Publikations- und Zitationsmaße, Peer Review).<br />
Patente ermöglichen überhaupt einen Einblick in den Bereich<br />
<strong>der</strong> Forschungstätigkeiten <strong>der</strong> Unternehmen, welcher sonst<br />
strenger Geheimhaltung unterliegt.<br />
Nicht <strong>der</strong> vielfältige und differenzierte Einblick auch die hohe<br />
Messgenauigkeit von Patenten als Indikator für die FuE-<br />
Tätigkeiten von Unternehmen, <strong>der</strong> Outputgröße dieser Analyse, ist<br />
beeindruckend. In <strong>der</strong> folgenden Abbildung werden die Zahl <strong>der</strong><br />
FuE-Beschäftigten in <strong>der</strong> Wirtschaft im Jahr 2003 sowie die Anzahl<br />
von Patentanmeldungen im Jahr 2005 auf einer regionalen Betrachtungsebene<br />
(Raumordungsregionen) dargestellt.<br />
Da zwischen dem Entstehen <strong>der</strong> Erfindung, <strong>der</strong> Patentanmeldung<br />
und <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> Patentanmeldung ein Zeitraum von<br />
mindestens zwei Jahren liegt, wurde dieser zeitliche Abstand auch<br />
bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Vergleichswerte berücksichtigt. Auf <strong>der</strong> regionalen<br />
Betrachtungsebene korreliert die Anzahl von FuE-<br />
Beschäftigten in <strong>der</strong> Wirtschaft mit <strong>der</strong> Anzahl von Patenten in <strong>der</strong><br />
Wirtschaft sehr hoch miteinan<strong>der</strong>. Eine Erhöhung von FuE-<br />
Beschäftigten geht hier mit einer Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl von Patenten<br />
einher und umgekehrt. Diese Stärke des Zusammenhangs soll<br />
für die Abschätzung <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong> regionalökonomischen Impulse<br />
Seite 104
<strong>der</strong> Forschungstätigkeiten <strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> genutzt werden. 71<br />
Abbildung 23: Patentanmeldungen und FuE-Beschäftigte in <strong>der</strong><br />
Wirtschaft nach Raumordnungsregionen<br />
(logarithmischer Maßstab)<br />
Quelle: Greif, S. & Schmiedl, D. (2006). Patentatlas Deutschland: Regionaldaten<br />
<strong>der</strong> Erfindungstätigkeit, S. 36.<br />
71 In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind Patente nicht nur ein guter Indikator für regionalökonomische Impulse von Forschungsergebnissen,<br />
hier haben sie auch direkte ökonomische Effekte. So sind u.a. in München das Deutsche Patent- und Markenamt<br />
(DPMA), die Europäische Patentorganisation (EPO), das Europäische Patentamt (EPA), die Patentstelle <strong>der</strong><br />
Deutschen Forschung <strong>der</strong> Fraunhofer Gesellschaft, das Munich Intellectual Property Law Center (MIPLC) o<strong>der</strong> auch<br />
das Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht angesiedelt. In München hat sich<br />
ein regelrechtes Patentcluster entwickelt. So arbeitet nach Angaben <strong>der</strong> Patentanwaltskammer ein Drittel aller deutschen<br />
Patentanwälte in München. Erheblich ist auch die Anzahl <strong>der</strong> durch die nachgelagerten Dienstleistungen geschaffenen<br />
Arbeitsplätze.<br />
Seite 105
8.3 Abschätzung <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong><br />
regionalökonomischen Impulse <strong>der</strong><br />
Forschungstätigkeit <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen<br />
Das Patentierungsverhalten <strong>der</strong> Wissenschaft unterscheidet sich<br />
erheblich von dem <strong>der</strong> Wirtschaft, wie in <strong>der</strong> folgenden Abbildung<br />
deutlich wird. In <strong>der</strong> Abbildung werden die Anmeldungen von Patenten<br />
nach Angaben des Patentatlas (blaue Balken) nach drei<br />
verschiedenen Kategorien von Anmel<strong>der</strong>n, nämlich Wissenschaft,<br />
Wirtschaft sowie natürliche Personen differenziert. Die Patentierung<br />
durch die Wissenschaft ist weitaus geringer als die <strong>der</strong> Wirtschaft.<br />
Trotz einer unterschiedlichen Zählweise <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Patente im<br />
Patentatlas und in <strong>der</strong> eigenen Erhebung (roter Balken) bestätigt<br />
diese den Befund. Die Anzahl von Patenten, die durch die wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen angemeldet werden, ist sehr gering.<br />
Trotz unterschiedlichen Zählkonzepte:<br />
Die hohe Bedeutung <strong>der</strong> wissenschaftlicher Einrichtungen für<br />
die Patentierung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wird erst in ihren Auswirkungen<br />
auf die Wirtschaft deutlich!<br />
durchschn. Anzahl Patente Wirtschaft<br />
(Patentatlas 2000-2005)<br />
durchschn. Anzahl Patente natürliche<br />
Personen (Patentatlas 2000-2005)<br />
durchschn. Anzahl Patente<br />
Wissenschaft (Patentatlas 2000-2005)<br />
Abbildung 24: Anzahl angemeldeter Patente in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
angemeldete Patente in 2008<br />
(eigene Erhebung)<br />
164<br />
352<br />
924<br />
4.656<br />
0 2.000 4.000 6.000<br />
Quelle: eigene Erhebung, eigene Berechnungen sowie Greif, S. & Schmiedl, D. (2006).<br />
Patentatlas Deutschland: Regionaldaten <strong>der</strong> Erfindungstätigkeit.<br />
Diese geringe Anzahl von Patenten im Wissenschaftsbereich lässt<br />
sich auch mit dem Alter <strong>der</strong> Forschungsgebiete erklären. Die Zahl<br />
<strong>der</strong> Patentanmeldungen verän<strong>der</strong>t sich je nach <strong>der</strong> Phase im<br />
Technologielebenszyklus, in welcher sich <strong>der</strong> Wissens- und Technologiebereich<br />
befindet. Der in <strong>der</strong> folgenden Abbildung dargestellte<br />
Technologielebenszyklus spiegelt idealtypisch die Anzahl <strong>der</strong><br />
Seite 106
Patentanmeldungen wi<strong>der</strong>. Der Verlauf <strong>der</strong> Kurve macht deutlich,<br />
dass in <strong>der</strong> Entstehungsphase, wenn das Wissen also sehr neu<br />
ist, das Wachstum <strong>der</strong> Patentanmeldung relativ gering ist. Mit zunehmendem<br />
Alter, also in <strong>der</strong> Wachstums- und in <strong>der</strong> Reifephase<br />
nimmt das Wachstum zu bzw. bleibt hoch. Erst in <strong>der</strong> Sättigungsphase<br />
nimmt das Wachstum an Patentanmeldungen wie<strong>der</strong> ab.<br />
Da das Wachstum die Zahl <strong>der</strong> zusätzlichen Anmeldungen beschreibt,<br />
kann also gesagt werden, dass Bereiche mit wenigen Patentanmeldungen<br />
(pro Jahr) entwe<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s jung o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
alt sind.<br />
Viel spricht dafür, dass die jungen Wissens- und Technologiebereiche<br />
auch beson<strong>der</strong>s nah an <strong>der</strong> universitären und außeruniversitären<br />
Forschung gebunden sind. Gerade stark an Fragen <strong>der</strong><br />
Grundlagenforschung orientierte Forschungseinrichtungen dürften<br />
daher vergleichsweise wenige Patente anmelden. Dieser Zusammenhang<br />
mag eine Ursache für die vergleichsweise geringe Anzahl<br />
von Patenten aus <strong>der</strong> Wissenschaft sein. Eine an<strong>der</strong>e Ursache<br />
ist sicherlich auch die vertragsrechtliche Gestaltung von FuE-<br />
Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, bei welchen<br />
häufig die Patente zu Gunsten <strong>der</strong> Wirtschaft vergeben werden.<br />
Abbildung 25: Typischer Verlauf von Technologielebenszyklen<br />
Quelle: Greif, S. (2004). Patente als Instrumente zur Erfassung und Bewertung wissenschaftlicher<br />
Leistungen. In Fischer, K. & Parthey, H. (Hrsg.). (2003). Evaluation wissenschaftlicher<br />
Institutionen. Wissenschaftsforschung, Jahrbuch 2003, S. 107.<br />
Der dargestellte Zusammenhang zwischen dem Alter von Wissens-<br />
und Technologiebereichen lässt auch noch einen weiteren<br />
für diese Analyse sehr wesentlichen Zusammenhang deutlich<br />
werden. Für junge Wissens- und Technologiebereiche sind Forschungsergebnisse<br />
<strong>der</strong> angewandten Forschung wie auch <strong>der</strong><br />
Grundlagenforschung viel stärker relevant als für ältere Bereiche.<br />
Die Bedeutung von Impulsen aus <strong>der</strong> Wissenschaft unterscheidet<br />
sich sehr stark zwischen den einzelnen Wissens- und Technologiebereichen.<br />
Ein Vergleich <strong>der</strong> verschiedenen Wissens- und<br />
Seite 107
Technologiebereiche ermöglicht, den Impuls <strong>der</strong> Forschungstätigkeiten<br />
<strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen auf die Forschungs-<br />
und Entwicklungstätigkeiten <strong>der</strong> Unternehmen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> abzuschätzen.<br />
Drei Fragen sollen hierdurch beantwortet werden:<br />
Wie stark ist <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen den Forschungstätigkeiten<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft und denen <strong>der</strong> Unternehmen?<br />
Wie verteilen sich die Wissens- und Technologiebereiche<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>?<br />
Wie hoch ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Bereiche in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> mit einem<br />
starken, mittleren, schwachen und keinem statistischen<br />
Zusammenhang zwischen Forschungstätigkeiten <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
und denen <strong>der</strong> Unternehmen?<br />
Als Indikator für die Forschungstätigkeit sollen Patente dienen.<br />
Wie schon weiter oben dargestellt wurde, können diese nicht nur<br />
vielfältige und differenzierte Einblicke geben, son<strong>der</strong>n auch recht<br />
messgenaue die Forschungstätigkeit wie<strong>der</strong>geben. Eine Analyse<br />
von Patenten zielt also nicht auf die Patente selbst ab, son<strong>der</strong>n auf<br />
das Wissen und die Forschungstätigkeiten, welches hinter diesen<br />
Patenten in Unternehmen, Forschungseinrichtungen o<strong>der</strong> Hochschulen<br />
vorhanden ist.<br />
Grundlage <strong>der</strong> Patentanalysen dieser Arbeit bilden die Datensätze<br />
des Patentatlas Deutschland 2006. Die Daten dieser Atlanten basieren<br />
auf den veröffentlichten Patentanmeldungen mit einem<br />
deutschen Ursprung zwischen den Jahren 2001 bis 2005. Ausschlaggebend<br />
für eine Zählung ist, ob <strong>der</strong> Wohnsitz <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong>in<br />
o<strong>der</strong> des Erfin<strong>der</strong>s in Deutschland liegt. Unabhängig davon ist, ob<br />
die Patentanmel<strong>der</strong>in o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Patentanmel<strong>der</strong> aus dem In- o<strong>der</strong><br />
Ausland stammt. Lediglich bei den Patenten, bei welchen die Erfin<strong>der</strong>in<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong>s auf seine Nennung verzichtet hat, wird<br />
<strong>der</strong> Sitz <strong>der</strong> Anmel<strong>der</strong>in o<strong>der</strong> des Anmel<strong>der</strong>s für die regionale Zuordnung<br />
herangezogen. Dies ist allerdings nur für einen sehr geringen<br />
Anteil <strong>der</strong> Patente <strong>der</strong> Fall, so betraf dies im Jahr 2005 lediglich<br />
1,6% <strong>der</strong> Patente. Die Zuordnung nach dem Wohnsitz <strong>der</strong><br />
Erfin<strong>der</strong>in o<strong>der</strong> des Erfin<strong>der</strong>s ist gegenüber <strong>der</strong> Zuordnung nach<br />
dem Anmeldeort weitaus weniger verzerrt. Gerade bei Unternehmen<br />
mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen in mehreren<br />
Regionen würde eine Zuordnung nach dem Anmeldeort dazu führen,<br />
dass die FuE-Aktivitäten i.d.R. dem Firmensitz und nicht dem<br />
tatsächlichen Ort zugeschrieben würden.<br />
Bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Patente werden mehrere Erfin<strong>der</strong>innen bzw.<br />
Erfin<strong>der</strong> benannt. In diesen Fällen wird die jeweilige Anmeldung<br />
mit dem Kehrwert <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong>innen bzw. Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Anmeldung den entsprechenden Wohnorten zugeordnet. Gezählt<br />
werden alle Patente, welche in dem Zeitraum beim Deutschen Pa-<br />
Seite 108
tent- und Markenamt sowie beim Europäischen Patentamt veröffentlicht<br />
wurden, wobei Doppelzählungen vermieden wurden. Die<br />
Patentanmeldungen werden in den Atlanten nach verschiedenen<br />
Gesichtspunkten differenziert.<br />
Zwei <strong>der</strong> Differenzierungen wurden für die Analysen in dieser Arbeit<br />
aufgegriffen: Einerseits wurde die regionale Differenzierung<br />
<strong>der</strong> Patente in 439 kreisfreien Städten und Landkreisen genutzt.<br />
An<strong>der</strong>seits wurde die Zusammenfassung in praktikable<br />
31 technische Gebiete <strong>der</strong> rund 67.000 Ordnungseinheiten <strong>der</strong><br />
Internationalen Patentklassifikation verwendet.<br />
In <strong>der</strong> folgenden Übersicht sind die Ergebnisse dieser Analysen<br />
Zusammenhang<br />
dargestellt.<br />
zwischen <strong>der</strong> Patentierung in Wissenschaft<br />
und <strong>der</strong> Wirtschaft nach Technologiefel<strong>der</strong>n (2)<br />
Zeitmessung, Steuern, Regeln etc.<br />
Messen, Prüfen, Optik, Photographie<br />
Elektronik, Nachrichtentechnik<br />
Medizinische Präparate etc.<br />
Beleuchtung, Heizung<br />
Abbildung 26: Statistische Zusammenhänge zwischen<br />
<strong>der</strong> Patentierung in Wissenschaft und Wirtschaft<br />
Biotechnologie<br />
Elektrotechnik<br />
0,6<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,5<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,3<br />
0,3<br />
0,8<br />
0,7<br />
starker statistischer<br />
Zusammenhang:<br />
Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 45%<br />
Gesundheitswesen etc.<br />
Zusammenhang Trennen, zwischen Mischen <strong>der</strong> Patentierung in Wissenschaft<br />
Hüttenwesen<br />
und <strong>der</strong> Wirtschaft mittelstarker<br />
Waffen, Sprengwesen nach Technologiefel<strong>der</strong>n (1)<br />
statistischer<br />
Organische Chemie<br />
Zusammenhang:<br />
Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge<br />
Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 14%<br />
Metallbearbeitung, Gießerei etc.<br />
0,0 0,5 1,0<br />
-0,1 0,0<br />
För<strong>der</strong>n, Heben, Sattlerei<br />
Bauwesen<br />
Maschinenbau im allgemeinen<br />
Unterricht, Akustik, Informationsspeicherung<br />
Schleifen, Pressen, Werkzeuge<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,2<br />
sehr schwacher<br />
Zusammenhang:<br />
Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 23%<br />
Textilien, biegsame Werkstoffe<br />
0,2<br />
Bergbau<br />
0,2<br />
Anorganische Chemie<br />
0,2<br />
Kraft- und Arbeitsmaschinen<br />
0,1<br />
Farbstoffe, Mineralölindustrie, Öle, Fette<br />
Organische makromolekulare Verbindungen<br />
Druckerei<br />
Kernphysik<br />
0,1<br />
0,1<br />
0,0<br />
0,0<br />
kein statistischer<br />
Zusammenhang:<br />
Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 18%<br />
Persönlicher Bedarf, Haushaltsgegenstände<br />
Landwirtschaft<br />
Papier<br />
Nahrungsmittel, Tabak<br />
0,0<br />
-0,1 0,1 0,3 0,5 0,7 0,9<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Greif, S. & Schmiedl, D. (2006).<br />
Patentatlas Deutschland: Regionaldaten <strong>der</strong> Erfindungstätigkeit.<br />
In <strong>der</strong> obigen Ergebnisübersicht wurde für jedes <strong>der</strong><br />
31 technischen Gebiete die Stärke <strong>der</strong> Korrelation über alle 439<br />
kreisfreien Städte und Landkreise, also die Stärke des statistischen<br />
Zusammenhangs zwischen den angemeldeten Patenten<br />
aus Wissenschaft und <strong>der</strong> Wirtschaft berechnet. Diese technischen<br />
Gebiete wurden dann nach ihrem Korrelationskoeffizient in<br />
<strong>der</strong> Ergebnisübersicht absteigend sortiert. Dieser Koeffizient ist auf<br />
den Bereich von -1 bis + 1 normiert, wobei 1 einen perfekten posi-<br />
Seite 109
tiven, -1 einen perfekten negativen und 0 keinen statistischen Zusammenhang<br />
darstellt. Zusätzlich wird in <strong>der</strong> Übersicht auf <strong>der</strong><br />
rechten Seite noch dargestellt, wie groß dieser Anteil an allen Patentanmeldungen<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist.<br />
Das Ergebnis lässt die enorme Stärke des Impuls <strong>der</strong> Forschungstätigkeiten<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> für die<br />
Forschung und Entwicklung bei den Unternehmen deutlich werden.<br />
Gerade in den sehr dynamischen Bereichen mit einer hohen<br />
Bedeutung von Impulsen aus <strong>der</strong> Wissenschaft ist <strong>der</strong> entsprechende<br />
Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sehr hoch, obwohl in diesen Bereichen<br />
an<strong>der</strong>norts nur wenige Patente angemeldet werden. 45% <strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angemeldeten Patente weisen einen starken statistischen<br />
Zusammenhang auf.<br />
Seite 110
9 Gesellschaftlich-soziale Effekte<br />
Mit <strong>der</strong> Forschungs- und Entwicklungsleistung einer Region gehen<br />
auch zahlreiche positive Effekte in gesellschaftlich-sozialen Bereichen<br />
einher. So erhält die Bevölkerung einer Region in <strong>der</strong> klinischen<br />
Praxis etwa Zugang zu medizinischen Forschungsergebnissen<br />
von Universitätskliniken, ebenso bieten Hochschulen meist ein<br />
umfangreiches Angebot an Vorträgen und Lehrveranstaltungen für<br />
die Öffentlichkeit an. Dieses Angebot wird ergänzt durch Museen,<br />
Bibliotheken, botanische Gärten und weitere kulturelle Einrichtungen.<br />
Darüber hinaus zeichnen sich die Wissenschaftsakteure häufig<br />
durch hohes soziales und kulturelles Engagement aus. Im<br />
Hinblick auf gesellschaftlich-soziale Effekte <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />
werden daher im Weiteren verschiedene Aktivitäten <strong>der</strong><br />
Institutionen sowie das bürgerschaftliche Engagement <strong>der</strong> Akteure<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> skizziert.<br />
9.1 Bürgerschaftliches Engagement von<br />
Akteuren aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Das gesellschaftliche Potenzial einer Region wird zunehmend<br />
auch durch eigenständige Bürger und Konsumenten bestimmt –<br />
nicht nur in <strong>der</strong> Mittelschicht. Engagierte, souveräne Bürger übernehmen<br />
Aufgaben, für die <strong>der</strong> Staat und Unternehmen nicht o<strong>der</strong><br />
nicht genügend Angebote schaffen. Die herkömmlichen sozialen<br />
Sicherungssysteme und rein staatlichen Mittel werden nicht ausreichen,<br />
die künftigen gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen zu<br />
bewältigen. Daher kommt privatwirtschaftlichen Projekten, Ehrenamtsengagement<br />
in Vereinen, aber gerade auch zunehmend nicht<br />
organisiertes Engagement und zeitlich befristete Tätigkeiten beson<strong>der</strong>e<br />
Bedeutung zu, die das öffentliche „Rund-um-Angebot“ ergänzen.<br />
Als deutschlandweiter Trend lässt sich erkennen, dass es bei rückläufiger<br />
Einwohnerzahl jedoch mehr und aktivere Ältere geben<br />
wird. 7273 Der Anteil engagierter Bürger ist in den letzten Jahren relativ<br />
stabil geblieben. 74 So zeigt auch <strong>der</strong> Engagementlas 2009<br />
<strong>der</strong> Prognos AG, dass bundesweit rund 34,3% <strong>der</strong> Bürger ab 16<br />
Jahren sich bürgerschaftlich in <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Form engagieren.<br />
Die Höhe des Engagement fällt jedoch regional betrachtet<br />
höchst unterschiedlich aus.<br />
72 Vgl. DB Research: „Deutschland im Jahr 2020“, 2007.<br />
73 Auch in <strong>der</strong> Stadt München nimmt die Lebenserwartung zu. Allerdings ist diese an<strong>der</strong>s als beim deutschlandweiten<br />
Trend nicht mit einem Geburtenrückgang, son<strong>der</strong>n seit 2007 mit einem Geburtenüberschuss verbunden.<br />
74 Vgl. Freiwilligen Survey 2004 sowie 1999.<br />
Seite 111
Der Engagementatlas 2009 erlaubt es erstmals, das Engagement<br />
auf regionaler Ebene zu messen. Dazu wurden deutschlandweit<br />
44.000 Personen befragt, davon 9.360 in Bayern und 3.151 in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong>. Die Analyse zeigt, dass sich in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 37,3% <strong>der</strong> Bevölkerung,<br />
also mehr als im Bundesschnitt, bürgerschaftlichen engagieren.<br />
Deutlich wird in <strong>der</strong> Karte, dass die Höhe des Engagements<br />
auch in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> regional stark schwankt. In Metropolen, so<br />
z.B. <strong>der</strong> Landeshauptstadt München, liegt das Engagement mit<br />
30% wie in allen Großstädten Deutschlands tendenziell niedriger<br />
als in stärker ländlich geprägten Regionen wie z.B. den Landkreisen<br />
Miesbach (48%) o<strong>der</strong> Eichstätt (über 50%).<br />
Abbildung 27: Bürgerschaftliches Engagement<br />
in <strong>der</strong> Metropolregion München<br />
Quelle: Prognos AG „Engagementatlas“ 2009<br />
Engagement <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
AnteilV <strong>der</strong> engagierten Bevölkerung ab 16 Jahren in %<br />
unter 20 %<br />
bis 30 %<br />
bis 40 %<br />
bis 50 %<br />
über 50 %<br />
Der Engagementwert von 37,3% in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist vor dem Hintergrund,<br />
dass die hochverdichtete Großstadt München einen Großteil<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ausmacht, als beson<strong>der</strong>s hoch einzustufen. 75 An<strong>der</strong>e<br />
Großstädte wie Berlin (
Sport, Freizeit & Geselligkeit<br />
Kin<strong>der</strong> & Jugend<br />
Kirche & Religion<br />
Sozialer Bereich, Gesundheit<br />
& Pflege<br />
Kultur, Musik & Bildung<br />
An<strong>der</strong>e, z.B. lokales<br />
Engagement, Feuerwehr etc.<br />
Engagement für ältere Bürger<br />
Umwelt & Tierschuz<br />
Dieser hohe Engagementwert lässt sich zu einem Teil auf den<br />
Wissenschaftsstandort zurückführen. Denn bekannt ist, dass sich<br />
gerade gut ausgebildete Menschen in hohem Maße engagieren.<br />
Personen mit Hochschulabschluss engagieren sich zu 46% und<br />
damit weit häufiger als solche mit mittlerem Schulabschluss (36%)<br />
o<strong>der</strong> ohne Schulabschluss (11,8%). Der Forschungsstandort <strong>EMM</strong><br />
bedingt es, dass sich zahlreiche hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer in <strong>der</strong> Region aufhalten. Der hohe regionale<br />
Anteil von FuE-Beschäftigten sowie gut ausgebildeten, qualifizierten<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erklärt wie<strong>der</strong>um, warum<br />
sich viele Menschen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> bürgerschaftliche engagieren.<br />
Dabei kann das Engagement auf ganz unterschiedliche Betätigungsfel<strong>der</strong><br />
entfallen. In erster Linie engagieren sich Bürger <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong> für Kin<strong>der</strong> & Jugendliche sowie den Bereich Sport / Freizeit /<br />
Geselligkeit. An dritter Stelle kommt das Engagement für Kirche<br />
und Religion. Beim Vergleich mit den bundesweiten Engagementbereichen<br />
wird deutlich, dass sich in allen Bereichen anteilig mehr<br />
Bürger <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> engagieren. Drei Bereiche stechen heraus, in<br />
denen <strong>der</strong> Anteil engagierter Bürger in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> deutlich den Bundeswert<br />
übertrifft. Dazu zählt in erster Linie <strong>der</strong> Bereich Kin<strong>der</strong> &<br />
Jugend, aber auch das lokale Engagement und Kirche & Religion.<br />
Abbildung 28: Bürgerschaftliches Engagement nach Bereichen<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
8.8%<br />
7.3%<br />
7.2%<br />
6.5%<br />
5.6%<br />
5.1%<br />
6.2%<br />
4.8%<br />
4.3%<br />
3.7%<br />
2.9%<br />
2.6%<br />
3.0%<br />
2.7%<br />
9.1%<br />
12.8%<br />
12.3%<br />
13.4%<br />
Politik & Interessenvertretung Eur. Metropol. München Bund<br />
0% 10% 20% 30%<br />
Quelle: Prognos AG „Engagementatlas“ 2009. Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung ab 16 Jahren, <strong>der</strong><br />
sich im jeweiligen Bereich engagiert.<br />
Seite 113
9.2 Öffentliche Angebote und Aktivitäten <strong>der</strong><br />
Wissenschafts- und<br />
Forschungseinrichtungen<br />
Das Engagement <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen wird insbeson<strong>der</strong>e<br />
in vielfältigen gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten<br />
deutlich. So nehmen viele Einrichtungen – v.a. auch die Hochschulen<br />
– mit einer Fülle an öffentlichen Angeboten eine wichtige<br />
gesellschaftliche Aufgabe wahr und öffnen sich <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
mit Informations- und (Weiter-)Bildungsangeboten, Ausstellungen<br />
und Diskussionsveranstaltungen. Damit tragen sie neben dem jeweiligen<br />
Engagement- bzw. Angebotsinhalt gleichzeitig in vielfältiger<br />
Weise zu Wissenstransfer, Vernetzung und „Imagebildung“<br />
des Wissenschaftsstandortes bei.<br />
Im Folgenden werden einige <strong>der</strong> Aktivitäten kurz skizziert:<br />
Vortragsreihen, öffentliche Fachveranstaltungen, Tagungen:<br />
Sämtliche Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> bieten Vortragsreihen, Ringvorlesungen<br />
o<strong>der</strong> Einzelvortragsveranstaltungen zu vielfältigen wissenschaftlichen<br />
Themen, welche auch dem außeruniversitären<br />
Publikum offenstehen bzw. speziell für die interessierte Öffentlichkeit<br />
angeboten werden. Viele <strong>der</strong> weiteren Wissenschaftseinrichtungen<br />
<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind dabei an den Veranstaltungen <strong>der</strong> Hochschulen<br />
über Gastvorträge bzw. als Kooperationspartner beteiligt.<br />
Kin<strong>der</strong>universität: Mit dem Angebot einer „Kin<strong>der</strong>uni“ werden an<br />
vielen deutschen Hochschulstandorten wissenschaftliche Inhalte<br />
für Kin<strong>der</strong> in Kurzvorlesungen aufbereitet und Möglichkeiten geschaffen,<br />
kindgerecht Einblicke in Wissenschaft und Forschung zu<br />
geben. Die Beteiligung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist dabei sehr breit. So werden<br />
bzw. wurden an allen Hochschulstandorten bereits Angebote einer<br />
Kin<strong>der</strong>universität offeriert. In München erfolgt die Umsetzung in<br />
Kooperation mehrerer Hochschulen. Aktiv sind neben LMU und<br />
TU insbeson<strong>der</strong>e auch die Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste München,<br />
die Hochschule für Musik und Theater München sowie die<br />
Hochschule München.<br />
Seniorenstudium: An mehreren Hochschulen wird für interessierte<br />
Ältere (überwiegend in <strong>der</strong> nachberuflichen Phase) ein vielfältiges<br />
Angebot aus regulären Hochschulveranstaltungen (Vorlesungen,<br />
Seminare etc.) zusammengestellt o<strong>der</strong> auch speziell für die<br />
Zielgruppe konzipierte Veranstaltungen angeboten. Darüber hinaus<br />
ist an allen Hochschulen die Möglichkeit einer allgemeinen<br />
Gasthörerschaft (siehe auch Effekte <strong>der</strong> Lehre) gegeben.<br />
Tag <strong>der</strong> offenen Tür, Girls‘ Day: Alle Hochschulen sowie viele<br />
<strong>der</strong> außeruniversitären Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />
bieten einen jährlichen Tag <strong>der</strong> offenen Tür, im Rahmen dessen<br />
<strong>der</strong> interessierten Öffentlichkeit die jeweilige Institution und ihre<br />
Arbeitsinhalte vorgestellt werden. Auch nehmen viele Einrich-<br />
Seite 114
tungen am bundesweiten Berufsorientierungsangebot Girls‘ Day<br />
teil, bei welchem Schüler/-innen ab Klasse 5, insbeson<strong>der</strong>e Einblicke<br />
in Institutionen mit Ausbildungsberufen und <strong>Studie</strong>ngängen<br />
<strong>der</strong> Bereiche Technik, IT, Handwerk und Naturwissenschaften erhalten,<br />
in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind.<br />
Münchner Wissenschaftstage: Sie haben erstmals 2001 stattgefunden<br />
und sind inzwischen eine feste Einrichtung in München<br />
geworden. Bis zu 40.000 interessierten Besuchern werden Vorträge,<br />
Podiumsgespräche, Workshops, Informationsstände und Führungen<br />
geboten. Umfassende Informationen und viele Anregungen<br />
zum Mitmachen und Nachdenken bietet dieses gelungene Kooperationsprojekt<br />
von Stadt, Wissenschaft und Wirtschaft.<br />
Lange Nacht <strong>der</strong> Wissenschaft: Einblicke in die Forschungsarbeit<br />
<strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen bieten auch Son<strong>der</strong>veranstaltungen,<br />
welche meist institutionenübergreifend innerhalb einer<br />
Stadt organisiert werden (z.B. Lange Nacht <strong>der</strong> Wissenschaftstage<br />
München, Augsburger Nacht <strong>der</strong> Wissenschaft etc.).<br />
Weitere Aktions- und Informationsveranstaltungen, Messen:<br />
Viele Einrichtungen sind über eigene Veranstaltungen hinaus an<br />
wissenschaftsbezogenen themenspezifischen Aktions- und Informationstagen<br />
(z.B. Patientenberatungstage, Münchener Woche<br />
<strong>der</strong> Seelischen Gesundheit, ABC <strong>der</strong> Kulturen etc.) o<strong>der</strong> auch<br />
Messen beteiligt.<br />
Podcasts: Über Präsenzveranstaltungen hinaus stellen viele<br />
Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen auch mediale Inhalte<br />
(Vorträge, Veranstaltungsmitschnitte, Interviews etc.) <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
als Audio- o<strong>der</strong> Videofiles (Podcasts) zur Verfügung.<br />
Die LMU ist zudem als eine <strong>der</strong> ersten kontinentaleuropäischen<br />
Universitäten am Angebot „iTunes U“ beteiligt. Das in Zusammenarbeit<br />
mit zahlreichen renommierten Universitäten in Nordamerika<br />
ins Leben gerufene Angebot bietet ausgewählte Vorlesungsreihen<br />
und Seminare <strong>der</strong> Hochschulen als kostenfreie Komplettmitschnitte<br />
zum Download.<br />
Kunst / Kultur: Verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen<br />
bieten in ihren Räumlichkeiten regelmäßig kulturelle Angebote,<br />
z.B. Kunstausstellungen, Konzerte etc. an.<br />
Über die skizzierten Angebote und Aktivitäten hinaus sind die Wissenschaftseinrichtungen<br />
in weiteren Kontexten beispielsweise im<br />
Rahmen von Stiftungen (gesellschaftlich) engagiert.<br />
Seite 115
9.3 Forschungsbezug und<br />
wissenschaftliche Bedeutung von Museen<br />
und kulturellen Einrichtungen<br />
Weitere bedeutende Einfluss- und Wirkungsfaktoren des Wissen(schaft)sstandortes<br />
<strong>EMM</strong> stellen auch die kulturellen Einrichtungen,<br />
wie Museen, Bibliotheken, Archive etc. dar. Allein in den<br />
größeren Städten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> (München, Augsburg, Ingolstadt,<br />
Landshut, Rosenheim, Kaufbeuren) gibt es rund 200 Museen. Neben<br />
bedeutenden Kunstmuseen (z.B. Alte und Neue Pinakothek /<br />
Pinakothek <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne München, Deutsche Barockgalerie Augsburg,<br />
Museum für konkrete Kunst Ingolstadt etc.) verfügt die <strong>EMM</strong><br />
über ein breites Spektrum an (kultur-)geschichtlichen sowie naturwissenschaftlich-technischen<br />
Museen (u.a. das Deutsche Museum<br />
München). Viele von diesen stehen neben ihren Primärfunktionen<br />
zudem in unterschiedlichen wissenschaftsbezogenen Kontexten.<br />
Die Reichweite <strong>der</strong> Museen lässt sich näherungsweise über die<br />
Zahl <strong>der</strong> Museumsbesuche nachzeichnen. In Gesamtbayern waren<br />
dies im Jahr 2006 18,5 Mio. bzw. bezogen auf die Einwohnerzahl<br />
1,5 Museumsbesuche pro Einwohner 76 . Die Werte liegen somit<br />
etwas über dem Bundesdurchschnitt, höhere Werte zeigen<br />
sich allerdings in den Stadtstaaten Berlin und Bremen sowie den<br />
ostdeutschen Län<strong>der</strong>n Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und<br />
Thüringen.<br />
Zentrales Beispiel für die eigene wissenschaftliche Bedeutung und<br />
Verknüpfung mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen stellt<br />
insbeson<strong>der</strong>e das Deutsche Museum München dar. Das größte<br />
naturwissenschaftlich-technische Museum <strong>der</strong> Welt umfasst<br />
28.000 Ausstellungsobjekte und bietet vielfältige (wissenschaftliche)<br />
Veranstaltungen. Insgesamt sind am Deutschen Museum 59<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, 15<br />
davon im museumseigenen Forschungsinstitut für Technik- und<br />
Wissenschaftsgeschichte. Die Planung von Forschungs- und<br />
sonstiger wissenschaftlicher Museumsarbeit sowie die wissenschaftliche<br />
Beurteilung <strong>der</strong> längerfristigen Sammlungs- und Ausstellungskonzepte<br />
wird zudem von einem zwölfköpfigen wissenschaftlichen<br />
Beirat begleitet. Kooperationen bestehen zudem mit<br />
vielen <strong>der</strong> örtlichen wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />
Mit drei Laboren im Bereich Neue Technologien, dem gläsernen<br />
Forscherlabor, dem Schüler-Lehrer-Labor TUMLab in Kooperation<br />
mit <strong>der</strong> TU München sowie dem DNA-Besucherlabor bietet das<br />
Museum zudem konkrete Einblicke in wissenschaftliche Arbeit.<br />
76 Vgl. Kulturstatistiken 2008; Quelle: Institut für Museumsforschung bzw. Statistische Ämter des Bundes und <strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong><br />
Seite 116
Weitere Vernetzungspunkte zwischen den Wissenschaftseinrichtungen<br />
und Museen bilden beispielsweise Veranstaltungen wie die<br />
„Lange Nacht <strong>der</strong> Museen“, an <strong>der</strong> sich teilweise auch die wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen beteiligen.<br />
Insgesamt kommt den vielfältigen Kooperationen und gemeinsamen<br />
Angeboten und Veranstaltungen von Wissenschafts- und Kultureinrichtungen<br />
eine wichtige Funktion für den Wissenschaftsstandort<br />
<strong>EMM</strong> zu. So wirkt sich „Kultur“ in vielfältiger Weise auf die<br />
Attraktivität <strong>der</strong> Metropolregion aus, trägt zur Vernetzung von Wissenschaftseinrichtungen<br />
sowie einem Austausch zwischen Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Öffentlichkeit bei und eröffnet teilweise<br />
neue wissenschaftliche Fel<strong>der</strong>. So führen auch die Befragten <strong>der</strong><br />
Wissenschaftseinrichtungen neben wissenschaftlichen, wirtschaftlichen<br />
und verkehrstechnischen Faktoren vielfach kulturelle Angebote<br />
als zentrale Standortfaktoren an.<br />
Seite 117
10 Gesamteffekte,<br />
zusammenfassende Analyse und<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Die Analysen zeigen, dass die Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> auf unterschiedlichen Ebenen Beschäftigung<br />
und Wertschöpfung generieren. Hierbei nehmen die Institutionen<br />
selbst als Arbeitgeber eine zentrale Funktion ein, die Beschäftigung<br />
sichern und in den vergangenen Jahren ausbauen<br />
konnten. Sie benötigen für ihre wissenschaftliche Tätigkeit darüber<br />
hinaus Vorleistungen, die z.T. wie<strong>der</strong>um in <strong>der</strong> Region erbracht<br />
werden, so dass hier entsprechende Zuliefer- und Netzwerkbeziehungen<br />
bestehen. Gleichzeitig tätigen sowohl die Beschäftigten<br />
als auch die <strong>Studie</strong>renden einen Großteil ihrer Konsumausgaben<br />
in <strong>der</strong> Region.<br />
Um den gesamten Beschäftigungseffekt zu ermitteln, <strong>der</strong> den Forschungs-<br />
und Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zuzurechnen<br />
ist, müssen die zuvor aufgezeigten Effekte addiert werden.<br />
D.h. zu den direkt bei den Institutionen Beschäftigten müssen diejenigen<br />
hinzugezählt werden, <strong>der</strong>en Arbeitsplatz durch die Auftragsvergabe<br />
in zuliefernden Branchen und Unternehmen gesichert<br />
wird, sowie die Beschäftigten in konsumnahen Branchen, die<br />
von den Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden und den Konsumausgaben<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten in den Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />
profitieren.<br />
Die folgende Tabelle zeigt die Beschäftigungseffekte im Überblick.<br />
Zu den 33.555 direkten Arbeitsplätzen kommen weitere 25.423<br />
Arbeitsplätze in Zulieferbranchen und Wirtschaftszweigen des<br />
Konsums und <strong>der</strong> personenbezogenen Dienstleistungen hinzu.<br />
Das Verhältnis von indirekten und induzierten Arbeitsplätzen zu direkten<br />
Arbeitsplätzen liegt in <strong>der</strong> Forschungs- und Wissenschaftsregion<br />
<strong>EMM</strong> bei 0,76: 1. D.h. von je<strong>der</strong> / jedem Beschäftigten in<br />
einer Wissenschafts- o<strong>der</strong> Forschungseinrichtung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
hängen weitere 0,76 Arbeitsplätze bei vorleistenden Unternehmen<br />
o<strong>der</strong> konsumnahen Branchen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ab.<br />
Seite 118
Tabelle 15: Direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplätze durch<br />
Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen<br />
in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />
Wirkungsbereich <strong>EMM</strong> Stadt München<br />
Direkt Beschäftigte in Hochschulen und<br />
Wissenschaftseinrichtungen<br />
Indirekte Beschäftigte in zuliefernden Branchen<br />
durch die Auftragsvergabe<br />
Induzierte Beschäftigte durch Verdienstausgaben<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten<br />
Induzierte Beschäftigte durch die Konsumausgaben<br />
<strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden<br />
33.355 24.408<br />
11.740 5.870<br />
5.064 4.140<br />
8.619 5.300<br />
Summe 58.778 39.718<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
Direkte, indirekte und induzierte Beschäftigte<br />
33.355<br />
Direkte<br />
Beschäftigte<br />
11.740<br />
719<br />
Diese Aufteilung <strong>der</strong> insgesamt 58.778 Beschäftigten stellt folgende<br />
Abbildung übersichtlich dar. Deutlich wird noch einmal, dass<br />
<strong>der</strong> größte Beschäftigungseffekt durch die Auftragsvergabe <strong>der</strong><br />
Einrichtungen ausstrahlt. Die Entgeltsumme <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
wurde dabei ermittelt, indem die Gesamtbeschäftigtenzahl jedes<br />
Wirtschaftszweigs mit dem durchschnittlichen Entgelt pro Arbeitnehmer<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Branche multipliziert wurde. Analog wurde<br />
bei <strong>der</strong> Wertschöpfung verfahren.<br />
Abbildung 29: Zusammenschau <strong>der</strong> Beschäftigungseffekte<br />
8.619<br />
Indirekte<br />
Beschäftigte durch<br />
Ausgaben<br />
Studenten<br />
5.064<br />
Induzierte<br />
Beschäftigte<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
58.778<br />
Gesamt<br />
Entgelt <strong>der</strong><br />
Beschäftigten<br />
Wertschöpfung<br />
außerhalb<br />
Forschungsein -<br />
richtungen in <strong>der</strong><br />
<strong>EMM</strong><br />
2.320 Mio . €<br />
1.595 Mio. €<br />
Unter Zuhilfenahme <strong>der</strong> Einzelberechnungen kann im Folgenden<br />
die Zahl <strong>der</strong> Arbeitsplätze nach Wirtschaftszweigen und nach Art<br />
Seite 119
Wirtschaftsbereich<br />
des Anstoßeffektes dargestellt werden. Deutlich wird, dass die direkt<br />
bei den Institutionen beschäftigten Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer sämtlich im Bereich „Dienstleistungen des Gesundheits-,<br />
Veterinär- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht, Entsorgung“<br />
(Zeile 11) verortet sind. Die indirekten und induzierten<br />
Beschäftigten finden sich dagegen verstärkt in an<strong>der</strong>en Branchen<br />
wie z.B. Handel, Ernährung, Gastgewerbe.<br />
Tabelle 16: Arbeitsplatzeffekte in <strong>der</strong> Zusammenschau<br />
nach Wirtschaftszweigen<br />
Beschäftigte in<br />
Wissenschaftseinrictungen<br />
1 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei<br />
Gew. v. Bergbauerz., Steine/Erden, Energie,<br />
99 133 290 522<br />
2 Wasser 153 55 73 281<br />
3 H. v. Mineralöl, chem. Erzeugn., Glas, Keramik 78 47 45 170<br />
4 Metalle<br />
Maschinen, Fahrzeuge, EDV und elektrotechn.<br />
22 7 8 38<br />
5 Geräte<br />
Textilien, Le<strong>der</strong>waren, Holz, Papier,<br />
157 122 17 296<br />
6 Sekundärrohstoffe<br />
Nahrungs- und Futtermittel, Getränke,<br />
184 198 441 823<br />
7 Tabakerzeugnisse 108 227 612 947<br />
8 Bauarbeiten<br />
Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung,<br />
345 18 99 461<br />
9 Gaststätten<br />
DL <strong>der</strong> Kreditinst., Versicherungen,<br />
2.415 2.041 2.699 7.155<br />
10 Wohnungswirtschaft, unternehmenbezogene DL<br />
DL des Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen,<br />
2.726 852 2.245 5.823<br />
11 Erziehung u. Unterricht, Entsorgung<br />
DL <strong>der</strong> öff. Verwalt., Verteidigung, Soz.vers.,Kultur-<br />
33.355 4.437 787 992 39.570<br />
12 und sonst. Dienstleistungen 1.016 576 1.100 2.691<br />
13 alle Gütergruppen 33.355 11.740 5.064 8.619 58.779<br />
Quelle: Prognos AG, 2009<br />
Indirekte<br />
Beschäftigte<br />
Induzierte<br />
Beschäftigte<br />
Induzierte<br />
Beschäftigte durch<br />
Studentenkonsum<br />
GESAMT<br />
Anhand dieser Zahlen wird die große Bedeutung <strong>der</strong> Forschungs-<br />
und Wissenschaftseinrichtungen für den Standort deutlich. Die<br />
58.778 Beschäftigten repräsentieren 2,9% aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Die in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angestoßene<br />
Wertschöpfung in Unternehmen <strong>der</strong> Dienstleistungs- und Industriebranchen<br />
beträgt knapp 1,6 Mrd. €, zusammen mit <strong>der</strong> geschätzten<br />
Wertschöpfung <strong>der</strong> betrachteten Einrichtungen dürfte<br />
sich eine Wertschöpfung von weit über 3 Mrd. € pro Jahr ergeben,<br />
was knapp 2 % <strong>der</strong> gesamten Wertschöpfung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> entspricht.<br />
Damit ist die Wissenschaftslandschaft einer <strong>der</strong> größten Treiber<br />
<strong>der</strong> regionalwirtschaftlichen Entwicklung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Nicht nur als<br />
Impulsgeber im Prozess des Wissens- und Technologietransfers,<br />
son<strong>der</strong>n auch durch die getätigten Investitionen, die Sachausgaben<br />
und die Lohn- und Gehaltssume leisten sie einen wichtigen<br />
Beitrag zur Sicherung <strong>der</strong> Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Region. Die Forschungs-<br />
und Wissenschaftslandschaft und die Qualität <strong>der</strong> Ausbildung<br />
sind darüber hinaus zentrale Standortfaktoren. Breite und<br />
Spitze des Leistungsangebots sind dabei ebenso entscheidend,<br />
wie eine enge Einbindung in arbeitsteilige Innovationsprozesse.<br />
Seite 120
Das Wirkungsspektrum reicht somit weit über die skizzierten Arbeitsplatz-<br />
und Wertschöpfungseffekte hinaus.<br />
In Fachgesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen,<br />
Ministerien, Kammern, Verbänden, <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung<br />
und nicht zuletzt den wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
selbst wurden diese Ergebnisse reflektiert. Aus verschiedensten<br />
Perspektiven konnte die positive Bilanz für die <strong>EMM</strong> und ihr Profil<br />
als eine <strong>der</strong> forschungsstärksten Metropolregionen in Deutschland<br />
unterstrichen werden. Dennoch zeigt sich auch die Notwendigkeit<br />
die exzellente Position in einem sich verschärfenden Wettbewerb<br />
zu behaupten und gerade im internationalen Vergleich weiter auszubauen.<br />
Auf Basis dieser Gespräche konnten folgende sieben<br />
Handlungsempfehlungen herausgearbeitet werden:<br />
Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> tragen nicht nur zur<br />
Reputation <strong>der</strong> Region, son<strong>der</strong>n ganz unmittelbar und in erheblichem<br />
Umfang zu ihrer wirtschaftlichen Prosperität bei.<br />
Die beteiligten Kommunen und <strong>der</strong> Freistaat sollten ein klares<br />
Commitment zur Stärkung dieser zentralen Ressource<br />
ökonomischen Wachstums formulieren. Forschung benötigt<br />
sowohl Wettbewerb als auch berechenbare Rahmenbedingungen,<br />
in denen sich neue Ideen entwickeln und entfalten<br />
können.<br />
Der Forschungs- und Wissenschaftsstandort <strong>EMM</strong> zeichnet<br />
sich sowohl durch herausragende Leistungen in <strong>der</strong> Spitze als<br />
auch ein Forschungs- und Lehrangebot in <strong>der</strong> Breite aus. Beides<br />
ist gleichermaßen von Bedeutung und darf nicht einer<br />
einseitigen Exzellenzorientierung geopfert werden. Beide<br />
Entwicklungsperspektiven benötigen jedoch klare Zielsetzungen<br />
und Leistungsparameter für eine kontinuierliche Erfolgsmessung.<br />
Die <strong>EMM</strong> ist in <strong>der</strong> Wahrnehmung noch nicht fest verankert:<br />
über bottom-up definierte Umsetzungsziele sollte ein Strategieprozess<br />
angestoßen werden, <strong>der</strong> die gemeinsame Identität<br />
<strong>der</strong> Akteure aus Wissenschaft und Forschung, aber auch<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft stärkt. Diese gemeinsame Identität sollte auch<br />
unterschiedliche regionale Stärken und Schwächen akzeptieren.<br />
Der Wissenschaftsbereich steht im Management <strong>der</strong> Humanressourcen<br />
in einem strengen Wettbewerb mit <strong>der</strong> Industrie,<br />
aber auch mit an<strong>der</strong>en Forschungsstandorten. Um in diesem<br />
Wettbewerb bestehen zu können, ist eine weitergehende Flexibilisierung<br />
<strong>der</strong> Leistungsvergütung notwendig.<br />
Seite 121
Die Region darf in <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> soft factors, d.h. attraktiver<br />
Arbeits- und Lebensbedingungen, nicht nachlassen.<br />
Der weltweite Wettbewerb um die qualifiziertesten Fachkräfte<br />
muss als beständiger Ansporn angesehen werden.<br />
Die Nachwuchssicherung stellt die zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Zukunft dar, d.h. die Einrichtungen müssen in ihrer Ausbildungsfunktion<br />
bestärkt werden, um nach Qualität und Quantität<br />
herausragende Leistungen zu erbringen.<br />
Die <strong>EMM</strong> muss sich international mit den Besten messen.<br />
Hierzu ist ein spezifischer Zuschnitt zu entwickeln, <strong>der</strong> sowohl<br />
„Globalindikatoren“ enthält als auch spezifische Technologie-<br />
und Forschungsschwerpunkte aufnimmt. Ein solches Benchmarking<br />
sollte klar strukturiert und indikatorengestützt sein<br />
und regelmäßig durchgeführt werden.<br />
Seite 122
Seite 123
Anhang<br />
Seite 124
10.1 Vorgehen bei <strong>der</strong> Input-Output-Rechnung<br />
Zur Berechnung <strong>der</strong> quantitativen Wirkungen wird die Input-<br />
Output-Rechnung herangezogen. Die Berechnungen basieren auf<br />
dem offenen statischen Leontief-Modell. Als offen wird es deshalb<br />
bezeichnet, da die Endnachfragebereiche exogen gesetzt<br />
sind. Das Modell ist statisch, da es konstante technische Inputkoeffizienten<br />
unterstellt. D. h., die für die laufende Produktion notwendigen<br />
Inputs sind direkt proportional mit den Outputs verknüpft.<br />
77 Mit <strong>der</strong> sog. Input-Output-Rechnung lässt sich über die<br />
Vorleistungs-Matrix bestimmen, welche indirekten Wirkungen eine<br />
Endnachfrage entfaltet. Es lassen sich also über die direkt von <strong>der</strong><br />
Endnachfrage ausgelösten Umsätze hinaus solche Effekte quantifizieren,<br />
welche bei den zuliefernden Wirtschaftsbereichen (und<br />
auch ihren Zulieferern wie<strong>der</strong>um) über die Vorleistungsverflechtung<br />
auftreten.<br />
Die Matrizenrechnung erlaubt es, sämtliche Vorleistungsverflechtungen<br />
in einem Rechenschritt zusammenzufassen und nicht Umsatzrunde<br />
für Umsatzrunde durchzugehen. Hierzu wird <strong>der</strong> jeweilige<br />
Ausgabenvektor Y, <strong>der</strong> die Vorleistungsnachfrage (z.B. laufende<br />
Ausgaben und Investitionen) nach 12 Wirtschaftsbereichen<br />
differenziert darstellt, mit <strong>der</strong> sog. „inversen Leontief-Matrix“ multipliziert.<br />
Als Ergebnis erhält man einen Spaltenvektor X, <strong>der</strong> die<br />
sektoralen Bruttoproduktionswerte angibt. Dies ist <strong>der</strong> Gesamtoutput<br />
aller Wirtschaftsbereiche, die zur Erstellung <strong>der</strong> Vorleistungen<br />
notwendig sind.<br />
Als Formel ausgedrückt, <strong>der</strong>en Herleitung sich weiter unten befindet,<br />
lässt sich <strong>der</strong> Zusammenhang darstellen als:<br />
X = (E – A) -1 Y = CY<br />
mit:<br />
X = Vektor <strong>der</strong> sektoralen Bruttoproduktionswerte<br />
Y = Ausgabenvektor<br />
E = Einheitsmatrix<br />
A = Quadratische Matrix <strong>der</strong> Input-Koeffizienten<br />
(intersektorale Vorleistungsverflechtung)<br />
C = (E – A) -1 inverse Leontief-Matrix<br />
77 Zu weiteren Annahmen <strong>der</strong> Input-Output-Modelle wie <strong>der</strong> Unterstellung linearer Produktionsfunktionen, zeitlich<br />
konstanter Input-Strukturen, unbeschränkte Kapazitäten vgl. Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,<br />
Fachserie 18, Reihe 2, Input-Output-Rechnung, Wiesbaden 2000; alternativ: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,<br />
Fachserie 18, Reihe 2, Input-Output-Rechnung, Wiesbaden 1995, S. 58 ff.<br />
Seite 125
Auf diese Weise lässt sich ermitteln, wie viel in sämtlichen Wirtschaftsbereichen<br />
(inkl. aller Vorleistungsstufen) produziert werden<br />
muss, um Endprodukte im Wert von 1 Mio. € herzustellen. Detaillierte<br />
Ausführungen zu Input-Output-Tabellen und zur Input-<br />
Output-Rechnung finden sich in den Publikationen des Statistischen<br />
Bundesamtes: Stahmer, C./ Bleses, P./ Meyer, B.: Input-<br />
Output-Rechnung, Instrument <strong>der</strong> Politikberatung, Wiesbaden<br />
2000, sowie Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,<br />
Fachserie 18, Reihe 2, Input-Output-Rechnung,<br />
Wiesbaden 2000.<br />
Lösung des offenen statischen Leontief-Modells<br />
Unter <strong>der</strong> Annahme linear-homogener und limitationaler Produktionsfunktionen<br />
ergibt sich die Leontief-Produktionsfunktion 78 :<br />
x<br />
ij<br />
a<br />
ij<br />
x<br />
Dabei sind:<br />
j<br />
x ij Vorleistungen des Sektors i an Sektor j<br />
x j Gesamtoutput des Sektors j (Bruttoprod.wert)<br />
y i Lieferungen des Sektors i an die Endnachfrage<br />
ij<br />
x<br />
ij<br />
a Inputkoeffizient <strong>der</strong> Bezüge des Sektors j von i<br />
x<br />
j<br />
Es lässt sich für den Produktionsbereich i folgende Bilanzgleichung<br />
aufstellen:<br />
x<br />
i<br />
j<br />
n<br />
1<br />
a<br />
ij<br />
x<br />
j<br />
78 Zur folgenden Darstellung vgl. Stäglin, R.: Input-Output-Modelle, in: Brümmerhof, D./Lützel, H.: Lexikon <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnung, 3. Aufl., München/Wien/Oldenburg 2002, S. 190-193.<br />
y<br />
i<br />
Seite 126
Die Formel drückt aus, dass <strong>der</strong> Output des Sektors i von <strong>der</strong><br />
Endnachfrage sowie den Vorleistungsnachfragen aller an<strong>der</strong>en<br />
Sektoren abhängt. Die Produktionsfunktion und die Identitätsgleichung<br />
kann für jeden Wirtschaftsbereich gebildet werden. Folglich<br />
lässt sich die Struktur einer Wirtschaft durch ein System von Gleichungen<br />
beschreiben, dessen spezifische strukturelle Eigenschaften<br />
durch die numerischen Werte <strong>der</strong> Input-Koeffizienten gegeben<br />
sind, die aufgrund einer Input-Output-Tabelle berechnet<br />
werden können.<br />
Dieses System ist in <strong>der</strong> Matrixschreibweise definiert als:<br />
X<br />
mit:<br />
AX<br />
Y<br />
X = Spaltenvektor des technologisch abhängigen Outputs<br />
(Produktion); besteht aus den Elementen x1 bis xn<br />
Y = Spaltenvektor <strong>der</strong> exogenen Endnachfrage<br />
E = Einheitsmatrix<br />
A = Quadratische Matrix <strong>der</strong> Input-Koeffizienten<br />
(intersektorale Vorleistungsverflechtung)<br />
C = inverse Leontief-Matrix<br />
Die Auflösung <strong>der</strong> Matrixgleichung nach X ergibt die Lösung des<br />
Modells, d.h. die Bestimmung <strong>der</strong> sektoralen direkten und indirekten<br />
Bruttoproduktionswerte bei exogen vorgegebener Endnachfrage:<br />
X<br />
( E<br />
A)<br />
1<br />
Y<br />
CY<br />
In <strong>der</strong> Lösung des Gleichungssystems ist E die Einheitsmatrix, eine<br />
Matrix bei <strong>der</strong> die Hauptdiagonale 1 und alle an<strong>der</strong>en Elemente<br />
Null sind. (E-A) -1 stellt die Inverse <strong>der</strong> Matrix <strong>der</strong> Input-Koeffizienten<br />
dar und wird als Leontief-Matrix bezeichnet. Mit Hilfe <strong>der</strong> Lösungsgleichung<br />
können nun auf einfachem Weg aus <strong>der</strong> Endnachfrage<br />
die Produktionswerte aller Sektoren inkl. Vorleistungen<br />
errechnet werden.<br />
Seite 127
10.2 Herleitung des Einkommens-Multiplikators<br />
Gibt ein Unternehmen 1 € an Personalausgaben aus, so wird vom<br />
Empfänger des Einkommens ein Teil davon wie<strong>der</strong> für Konsumausgaben<br />
verwendet. Diese Ausgabe führt zur Generierung weiteren<br />
Einkommens, so dass sich ein iterativer Multiplikatorprozess<br />
fortsetzt. Ein Einkommensmultiplikator gibt an, um wie viel eine<br />
zusätzliche Ausgabe von 1 € letzten Endes das gesamtwirtschaftliche<br />
Einkommen erhöht. Der Multiplikator m ist also ein<br />
Vielfaches des durch die primären Personalausgaben ausgelösten<br />
Gesamteinkommens.<br />
Zur Berechnung des Einkommensmultiplikators geht man von <strong>der</strong><br />
gesamtwirtschaftlichen Einkommensverwendungsgleichung aus:<br />
Y<br />
C<br />
I<br />
( X M)<br />
Die Bruttowertschöpfung Y entspricht <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> in einem<br />
Jahr insgesamt produzierten und verkauften Waren und Dienstleistungen<br />
<strong>der</strong> letzten Verwendung. Das sind zum einen die Konsumgüter<br />
C, zum an<strong>der</strong>en die Investitionsgüter I sowie <strong>der</strong> Außenbeitrag,<br />
also Exporte abzüglich <strong>der</strong> Importe (X-M). Auf <strong>der</strong> rechten<br />
Seite <strong>der</strong> Gleichung ist ausschließlich <strong>der</strong> Konsum C abhängig<br />
vom Einkommen Y. Fasst man I und (X-M) zu den autonomen<br />
Ausgaben A zusammen und stellt die Abhängigkeit des Konsums<br />
C von Y dar, so erhält man:<br />
C f(<br />
Y)<br />
c(<br />
1 t)(<br />
1 q)<br />
Y<br />
Y c(<br />
1 t)(<br />
1 q)<br />
Y<br />
A<br />
Die Höhe des Konsums hängt von Einkommen Y, von <strong>der</strong> Steuerquote<br />
t, <strong>der</strong> marginalen Konsumquote c und <strong>der</strong> Importquote q ab.<br />
Stellt man die Gleichung nach Y um, so erhält man:<br />
Y<br />
1<br />
1<br />
c(<br />
1 t)(<br />
1<br />
A<br />
q)<br />
mA<br />
Der Multiplikator ist in dieser Formel direkt ablesbar und gibt die<br />
Verän<strong>der</strong>ung von Y in Abhängigkeit von einer Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
autonomen Ausgaben A an. Der Multiplikator beträgt:<br />
m<br />
1<br />
1<br />
c(<br />
1 t)(<br />
1<br />
q)<br />
Seite 128
Lfd.<br />
Nr.<br />
Output nach Gütergruppen 2)<br />
Gegenstand<br />
<strong>der</strong><br />
Nachweisung<br />
10.3 Geschätzte Input-Koeffizienten <strong>der</strong> regionalen Input-Output-Tabelle<br />
Europäische Metropolregion München (Produktion und Importe in % des<br />
Produktionswertes )<br />
Erzg. v.<br />
Prod.<br />
<strong>der</strong><br />
Land- u.<br />
Forstwirtschaft,<br />
Fischerei<br />
Input-Koeffizienten <strong>der</strong> Input- Output-Tabelle 2005 <strong>EMM</strong><br />
- regionale Produktion -<br />
in % des Produktionswertes<br />
Gew. v.<br />
Bergbauerz.,<br />
Steinen<br />
u. Erden,<br />
Erzg. v.<br />
Energie<br />
und<br />
Gew. v.<br />
Wasser<br />
H.v.<br />
Mineralölerz.,chemischen<br />
Erz.,<br />
Glas,<br />
Verarb. v.<br />
Steinen<br />
u. Erden<br />
Input <strong>der</strong> Produktions bereiche 1)<br />
Erzg.<br />
und<br />
Bearb.<br />
von<br />
Metallen<br />
H.v.<br />
Maschinen,Fahrzeugen,<br />
DV-<br />
Geräten,<br />
e-techn.<br />
Geräten<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
1 Erzeugn. <strong>der</strong> Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei ......................... 8,9 0,0 0,0 - - 0,7 11,3 - 0,1 0,0 0,1 0,1 0,5 1<br />
2 Bergbauerzeugnisse, Steine und Erden,<br />
Energie und Wasser .................................................................. 1,2 10,3 6,5 2,0 0,4 1,2 1,1 0,4 0,5 0,1 0,5 0,4 1,2 2<br />
3 Mineralölerzeugnisse, chemische Erzeugnisse, Glas,<br />
Keramik, bearbeitete Steine und Erden ..................................... 4,0 0,8 15,0 1,9 1,8 2,8 1,3 5,6 0,9 0,1 0,9 0,3 2,3 3<br />
4 Metalle ......................................................................................... 0,3 0,5 0,4 14,9 3,4 0,5 0,3 1,7 0,1 0,0 0,1 0,1 1,5 4<br />
5 Maschinen, Fahrzeuge, DV-Geräte, e-techn. Geräte .................. 1,0 2,0 0,5 0,8 13,1 0,4 0,3 2,4 0,7 0,1 0,4 0,9 2,6 5<br />
6 Textilien, Bekleidung, Le<strong>der</strong> und Le<strong>der</strong>waren, Erz.<br />
des Holz-, Papiergewerbes, Sekundärrohstoffe u.ä. ................ 0,3 0,2 0,6 0,5 0,6 12,6 1,0 1,3 0,6 0,4 0,4 0,4 1,0 6<br />
7 Nahrungs- und Futtermittel, Getränke, Tabakerzeugnisse .......... 3,9 - 0,2 - - 0,0 10,3 0,0 0,8 0,0 0,7 0,2 0,6 7<br />
8 Bauarbeiten .................................................................................. 0,5 1,0 0,2 0,3 0,2 0,3 0,3 - 0,4 1,6 0,9 0,9 0,8 8<br />
9 Handelsleistungen, Verkehrs- und Nachrichtenübermittlungs-DL,<br />
Gaststätten-DL ............................................. 4,6 3,6 3,7 4,5 4,4 6,1 7,6 4,4 14,9 0,9 2,4 2,8 5,2 9<br />
10 DL <strong>der</strong> Kreditinst. u. Versicherungen, DL des Wohnungsw.<br />
und sonstige unternehmensbezogene DL ................... 11,1 8,3 8,6 4,8 8,4 9,1 10,4 12,4 12,2 22,2 7,4 7,4 12,2 10<br />
11 DL des Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesens,<br />
Erziehungs- u. Unterrichts-DL, Entsorg.leist. ............................ 1,3 0,5 0,8 0,4 0,2 0,6 0,6 0,3 0,7 0,7 4,1 1,1 0,9 11<br />
12 DL d. öffentl. Verwaltung, Verteid., Sozialvers.,<br />
DL von Kirchen, Kultur-DL u.ä., DL priv. Haushalte .................. 0,5 4,0 0,5 0,3 0,4 1,7 0,7 0,8 0,8 1,5 0,9 6,8 1,4 12<br />
13 Vorleistungen aus Technologieregion ......................................... 37,5 31,2 37,1 30,5 32,9 36,0 45,0 29,3 32,6 27,6 18,8 21,5 30,3 13<br />
14 Vorleistungen aus an<strong>der</strong>en Gebieten u. Ausland ................... 25,8 23,9 38,3 40,9 37,0 29,1 30,0 26,7 14,0 6,6 7,8 8,0 20,1 14<br />
H.v.<br />
Textilien,<br />
Bekleidung,<br />
Le<strong>der</strong>,<br />
Holz,<br />
Papier,<br />
Sekundärrohstoffen<br />
u.ä.<br />
H.v.<br />
Nahrungsmitteln,Getränken<br />
und<br />
Tabakwaren<br />
Bauarbeiten<br />
DL des<br />
Handels u.<br />
Verkehrs,<br />
DL <strong>der</strong><br />
Nachrichtenübermittlung,Beherb.u.Gaststätten-DL<br />
DL <strong>der</strong><br />
Kreditinst.<br />
u. Vers.,<br />
DL des<br />
Grundst.- u.<br />
Wohn.wesens<br />
u. untern.bezogene<br />
DL<br />
DL des<br />
Gesundheits-,Veterinäru.<br />
Sozialw.,<br />
Erziehungsu.Unterrichts-DL,Entsorgungs-DL<br />
DL <strong>der</strong><br />
öffentl.<br />
Verwaltung,<br />
Verteid.,<br />
Sozialvers.,<br />
sonst. DL,<br />
DL privater<br />
Haushalte<br />
Seite 129<br />
Input<br />
<strong>der</strong><br />
Produktionsbereichezusammen<br />
Lfd.<br />
Nr.