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Langfassung der Studie - EMM e.V.

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Bericht<br />

Impact-Analyse<br />

des Wissenschaftsstandortes<br />

Europäische Metropolregion<br />

München (<strong>EMM</strong>)<br />

Prognos AG:<br />

Michael Astor<br />

Dr. Georg Klose<br />

Dr. Philip Steden<br />

Susanne Heinzelmann<br />

Jan Berewinkel<br />

Nadim Salameh<br />

Felix Müller


Geschäftsführer<br />

Christian Böllhoff<br />

Präsident des Verwaltungsrates<br />

Gunter Blickle<br />

Berlin HRB 87447 B<br />

Rechtsform<br />

Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht<br />

Gründungsjahr<br />

1959<br />

Das Unternehmen im Überblick<br />

Tätigkeit<br />

Prognos berät europaweit Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik. Auf Basis neutraler<br />

Analysen und fundierter Prognosen werden praxisnahe Entscheidungsgrundlagen und Zukunftsstrategien<br />

für Unternehmen, öffentliche Auftraggeber und internationale Organisationen<br />

entwickelt.<br />

Arbeitssprachen<br />

Deutsch, Englisch, Französisch<br />

Hauptsitz<br />

Prognos AG<br />

Henric Petri-Straße 9<br />

CH - 4010 Basel<br />

Telefon +41 (0)61 32 73-200<br />

Telefax +41 (0)61 32 73-300<br />

info@prognos.com<br />

Weitere Standorte<br />

Prognos AG Prognos AG<br />

Goethestraße 85 Wilhelm-Herbst-Straße 5<br />

D - 10623 Berlin D - 28359 Bremen<br />

Telefon +49 (0)30 520059-200 Telefon +49 (0)421 2015-784<br />

Telefax +49 (0)30 520059-201 Telefax +49 (0)421 2015-789<br />

Prognos AG Prognos AG<br />

Schwanenmarkt 21 Sonnenstraße 14<br />

D - 40213 Düsseldorf D - 80331 München<br />

Telefon +49 (0)211 887-3131 Telefon +49 (0)89 515146-170<br />

Telefax +49 (0)211 887-3141 Telefax +49 (0)89 515146-171<br />

Prognos AG Prognos AG<br />

Friedrichstraße 15 Square de Meeûs 37 – 4. Etage<br />

D - 70174 Stuttgart B - 1000 Brüssel<br />

Telefon +49 (0)711 490 39-745 Telefon +32 (0)2 791-7734<br />

Telefax +49 (0)711 490 39-640 Telefax +32 (0)2 791-7900<br />

Internet<br />

www.prognos.com


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Highlights <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> 6<br />

2 Überblick über die Europäische Metropolregion München 7<br />

2.1 Aufgaben und Funktionen <strong>der</strong> Europäischen Metropolregion München 8<br />

2.1.1 Innovations- und Wettbewerbsfunktionen 10<br />

2.1.2 Entscheidungs- und Kontrollfunktionen 13<br />

2.1.3 Gateway-Funktionen<br />

– Zugang zu Wissen, Märkten und Menschen 13<br />

2.2 Kennzahlen und die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 17<br />

2.3 Der Wissenschafts- und Forschungsstandort <strong>EMM</strong><br />

im nationalen und europäischen Vergleich 21<br />

2.3.1 Vergleich mit an<strong>der</strong>en Metropolregionen in Deutschland 21<br />

2.3.2 Vergleich auf europäischer Ebene 29<br />

2.4 Fazit 32<br />

3 Die Europäische Metropolregion München als Forschungsstandort 34<br />

3.1 Charakterisierung ausgewählter Wissenschafts-<br />

und Forschungseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 35<br />

3.1.1 Universitäten 35<br />

3.1.2 Hochschulen für angewandte Wissenschaften 38<br />

3.1.3 Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 39<br />

3.2 Herausragende Forschungsgebiete <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 43<br />

3.2.1 Technologierelevante Grundlagenforschung<br />

in den physikalischen Wissenschaften 44<br />

3.2.2 Lebenswissenschaften 45<br />

3.2.3 Astrophysik und Raumfahrttechnik 47<br />

3.2.4 Informationstechnik und künstliche Kognition 48<br />

3.2.5 Volkswirtschaftliche Forschung 50<br />

3.3 Fazit 52<br />

4 Modellansatz zur Ermittlung regionalökonomischer Effekte 54<br />

4.1 Modellansatz 54<br />

4.1.1 Definition direkter, indirekter und induzierter Effekte 54<br />

4.1.2 Ermittlung direkter Effekte 55<br />

4.1.3 Ermittlung indirekter Effekte mit Hilfe <strong>der</strong> Input-Output-Rechnung 56<br />

4.1.4 Ermittlung induzierter Effekte – Berechnung eines<br />

Einkommensmultiplikators für die <strong>EMM</strong> 61<br />

4.2 Vorgehen Befragung 65


5 Direkter ökonomischer Impact<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 72<br />

5.1 Budgets <strong>der</strong> befragten Institution 73<br />

5.2 Verwendung des Budgets: Sachausgaben, Investitionen und<br />

Personalaufwand 74<br />

6 Indirekter und induzierter Impact<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 78<br />

6.1 Regionalwirtschaftliche Effekte durch die Sachausgaben <strong>der</strong><br />

Wissenschaftseinrichtungen (indirekte Effekte) 78<br />

6.2 Induzierte Beschäftigungseffekte 84<br />

6.3 Effekte durch Konsumausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden 87<br />

7 Effekte <strong>der</strong> Lehre 91<br />

7.1 Studium und Lehre an den Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 91<br />

7.2 Verbleib von Absolventen /-innen 96<br />

8 Impulse durch Forschungsergebnisse 99<br />

8.1 Möglichkeiten des Wissenstransfers 99<br />

8.2 Patente als Indikator für regionalökonomische Impulse von<br />

Forschungsergebnissen 102<br />

8.3 Abschätzung <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong> regionalökonomischen Impulse <strong>der</strong><br />

Forschungstätigkeit <strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen 106<br />

9 Gesellschaftlich-soziale Effekte 111<br />

9.1 Bürgerschaftliches Engagement von Akteuren aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 111<br />

9.2 Öffentliche Angebote und Aktivitäten <strong>der</strong> Wissenschafts- und<br />

Forschungseinrichtungen 114<br />

9.3 Forschungsbezug und<br />

wissenschaftliche Bedeutung von Museen und kulturellen Einrichtungen 116<br />

10 Gesamteffekte, zusammenfassende Analyse<br />

und Handlungsempfehlungen 118<br />

Anhang 124<br />

Seite 2


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Räumliche Abgrenzung <strong>der</strong> Europäischen Metropolregion<br />

München (<strong>EMM</strong>) 8<br />

Abbildung 2: FuE-Personal und FuE-Intensität in <strong>der</strong> Wirtschaft nach<br />

Raumordnungsregionen in Deutschland 2005 12<br />

Abbildung 3: Luftverkehrsknoten nach Passagieraufkommen 16<br />

Abbildung 4: Die regionalen Arbeitslosenquoten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 18<br />

Abbildung 5: Die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> nach den 12<br />

Produktionsbereichen im Jahr 2008 20<br />

Abbildung 6: Ranking <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen im Prognos<br />

Zukunftsatlas 2007 22<br />

Abbildung 7: Wissenschaftler/-innen des Helmholtz-Zentrums nach<br />

Fachbereichen 41<br />

Abbildung 8: Nennungen herausragen<strong>der</strong> Forschungsgebiete durch die<br />

Forschungseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 43<br />

Abbildung 9: Systematik <strong>der</strong> ökonomischen Wirkungen -<br />

Regionalökonomisches Modell zur Abschätzung des<br />

ökonomischen Impacts 55<br />

Abbildung 10: Beispielhafte Wirkungskette bei <strong>der</strong> Ermittlung indirekter Effekte 59<br />

Abbildung 11: Einkommen und Kaufkraft 61<br />

Abbildung 12: Rücklauf nach Art <strong>der</strong> Institution 70<br />

Abbildung 13: Mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewichteter<br />

Rücklauf 71<br />

Abbildung 14: Vergleich des Budgets <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

mit dem Umsatz <strong>der</strong> TecDAX-Unternehmen 73<br />

Abbildung 15: Zusammensetzung des Budgets im Jahr 2008 74<br />

Abbildung 16: Sachausgaben und Investitionen im Jahr 2008 75<br />

Abbildung 17: Vergleich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und <strong>der</strong> TecDAX-<br />

Unternehmen 76<br />

Abbildung 18: Personalaufwand / Bruttoentgelte <strong>der</strong> Beschäftigten 2008 77<br />

Seite 3


Abbildung 19: Jährliche Sachausgaben <strong>der</strong> Hochschulen und<br />

Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 79<br />

Abbildung 20: Aufteilung des Ausgabenvolumens (ca. 1,3 Mrd. € p.a.) nach<br />

Kostenarten 80<br />

Abbildung 21: Wirkungskette <strong>der</strong> indirekten Effekte 84<br />

Abbildung 22: Wirkungskette <strong>der</strong> induzierten Effekte 87<br />

Abbildung 23: Induziertes Beschäftigungsvolumen durch die Kaufkraft <strong>der</strong><br />

<strong>Studie</strong>renden 90<br />

Abbildung 24: Patentanmeldungen und FuE-Beschäftigte in <strong>der</strong> Wirtschaft nach<br />

Raumordnungsregionen (logarithmischer Maßstab) 105<br />

Abbildung 25: Anzahl angemeldeter Patente in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 106<br />

Abbildung 26: Typischer Verlauf von Technologielebenszyklen 107<br />

Abbildung 27: Statistische Zusammenhänge zwischen <strong>der</strong> Patentierung in<br />

Wissenschaft und Wirtschaft 109<br />

Abbildung 28: Bürgerschaftliches Engagement in <strong>der</strong> Metropolregion München 112<br />

Abbildung 29: Bürgerschaftliches Engagement nach Bereichen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 113<br />

Abbildung 30: Zusammenschau <strong>der</strong> Beschäftigungseffekte 119<br />

Seite 4


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Wirtschaftliche Rahmendaten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>, Bayern und Deutschland<br />

im Vergleich (2008) 19<br />

Tabelle 2: Wichtige Zukunftsfel<strong>der</strong> im Vergleich <strong>der</strong> deutschen<br />

Metropolregionen - Anteil <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten in dem jeweiligen Zukunftsfeld (2008) 24<br />

Tabelle 3: FuE Beschäftigte im Vergleich <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen 25<br />

Tabelle 4: Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und <strong>der</strong><br />

FuE-Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten gesamt (2008) 26<br />

Tabelle 5: Forschungseinrichtungen, Son<strong>der</strong>forschungsbereiche und<br />

<strong>Studie</strong>rende im Vergleich 27<br />

Tabelle 6: Patentanmeldungen <strong>der</strong> Metropolregionen im Vergleich 29<br />

Tabelle 7: Elementardaten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und <strong>der</strong> Top 10 Regionen auf NUTS<br />

2-Ebene (sortiert nach dem BIP pro Einwohner) 31<br />

Tabelle 8: Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und<br />

Beschäftigten in High-Tech-Branchen an allen Beschäftigten -<br />

Top 10 Regionen auf NUTS 2-Ebene 32<br />

Tabelle 9: Intraregionale Lieferquoten nach bezogenen Gütern/<br />

Dienstleistungen in Deutschland und <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 58<br />

Tabelle 10: Erwerbstätige, Wertschöpfung sowie Arbeitsproduktivität in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> (2008) 60<br />

Tabelle 11: Durchschnittliches Arbeitnehmerentgelt, Brutto- und<br />

Nettoverdienst je Arbeitnehmer im Jahr 2008 63<br />

Tabelle 12: Regionaler Bezugsanteil <strong>der</strong> Sachausgaben <strong>der</strong> befragten<br />

Einrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 81<br />

Tabelle 13: Kennziffern zur Abschätzung <strong>der</strong> durch die Ausgaben in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

geschaffenen Beschäftigung 83<br />

Tabelle 14: Ausgaben pro Monat von <strong>Studie</strong>renden in Bayern 88<br />

Tabelle 15: Direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplätze durch Forschungs-<br />

und Wissenschaftsinstitutionen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 119<br />

Tabelle 16: Arbeitsplatzeffekte in <strong>der</strong> Zusammenschau nach<br />

Wirtschaftszweigen 120<br />

Seite 5


1 Highlights <strong>der</strong> <strong>Studie</strong><br />

Die <strong>EMM</strong> ist eine <strong>der</strong> forschungsstärksten Metropolregionen<br />

in Deutschland sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> Anzahl von<br />

FuE-Beschäftigten als auch bei den internen Ausgaben <strong>der</strong><br />

Unternehmen für FuE. Der Anteil von FuE-Beschäftigten an<br />

allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

ist fast doppelt so hoch wie im Bundesschnitt. ¾ <strong>der</strong><br />

bayerischen FuE-Beschäftigten arbeiten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und<br />

knapp 12% <strong>der</strong> bundesdeutschen FuE-Beschäftigten. Auch<br />

im europäischen Vergleich nimmt die <strong>EMM</strong> Spitzenplätze<br />

ein.<br />

Die Wissenschaftseinrichtungen sind von hoher Bedeutung,<br />

damit die <strong>EMM</strong> ihre Aufgaben und Funktionen als<br />

Metropolregion wahrnehmen kann. Umgekehrt profitieren<br />

die Wissenschaftseinrichtungen von <strong>der</strong> Stärke des regionalen<br />

Umfelds. Die ökonomischen Effekte <strong>der</strong> Einrichtungen<br />

fallen aufgrund des starken ökonomischen Umfeldes<br />

beson<strong>der</strong>s hoch aus.<br />

Insgesamt steht den befragten wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

ein Budget von 2,7 Mrd. € zur Verfügung. Diese<br />

Einrichtungen schafften direkt ca. 33.000 Arbeitsplätze.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist damit<br />

mehr als dreimal so hoch wie bei dem mitarbeiterstärksten<br />

Unternehmen im TecDAX. Die Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

entspricht ungefähr <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Beschäftigten aller Unternehmen<br />

im TecDAX.<br />

Der Konsum <strong>der</strong> Beschäftigten schafft bzw. sichert etwa<br />

5.000 weitere Arbeitsplätze in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Aus dem Konsum<br />

<strong>der</strong> ca. 130.000 <strong>Studie</strong>renden resultieren weitere 8.500<br />

Arbeitsplätze. Auch laufende Sachausgaben und Investitionen<br />

erzielen erhebliche Beschäftigungseffekte in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong>. Diese sogenannte indirekte Beschäftigung in zuliefernden<br />

Branchen beträgt ca. 12.000 Personalstellen.<br />

Insgesamt schaffen o<strong>der</strong> erhalten die befragten wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> über 58.000 Arbeitsplätze.<br />

Von je<strong>der</strong> bzw. jedem Beschäftigten in einer<br />

Wissenschafts- o<strong>der</strong> Forschungseinrichtung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

hängen somit weitere 0,76 Arbeitsplätze bei vorleistenden<br />

Unternehmen o<strong>der</strong> konsumnahen Branchen in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> ab.<br />

Die Beschäftigungseffekte erreichen damit eine ähnliche<br />

Größenordnung wie die 85.000 direkt und indirekt Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> acht großen Universitäten in <strong>der</strong> Boston Area,<br />

hierzu zählen u.a. die Harvard University und das MIT.<br />

Seite 6


2 Überblick über die Europäische<br />

Metropolregion München<br />

Universitäten, Hochschulen für angewandte Wissenschaften und<br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind Motoren für die<br />

wirtschaftliche Entwicklung von Regionen. Schon die Vielgestaltigkeit<br />

ihrer Effekte und Wirkungen – dem Impact – lässt ihre Bedeutung<br />

deutlich werden: Forschungsleistungen, Lehre und Wissenstransfer,<br />

Beschäftigung und Wertschöpfung durch Investitionen<br />

und Sachausgaben, vielfältige indirekte und induzierte Effekte sowie<br />

gesellschaftliche und kulturelle Effekte.<br />

Diese Wirkungen, lat. impactus, <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />

sollen in dieser <strong>Studie</strong> dargestellt werden. Im Zentrum steht hierbei<br />

eine Impact-Analyse, welche es mit Hilfe ökonometrischer Modelle<br />

und statistischer Analyseverfahren ermöglicht, die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen für eine Region aufzuzeigen.<br />

Die Höhe und <strong>der</strong> Umfang des Impacts hängen nicht nur von den<br />

Wissenschaftseinrichtungen selbst, son<strong>der</strong>n auch vom regionalen<br />

Umfeld ab. Beson<strong>der</strong>s deutlich wird dies bei dem ökonomischen<br />

Impact. So hängt zum Beispiel die Stärke <strong>der</strong> indirekten Effekte<br />

nicht nur von dem Umfang <strong>der</strong> Investitionen und Sachausgaben,<br />

son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsstruktur ab. Damit Investitionen<br />

und Sachausgaben in <strong>der</strong> Region verausgabt werden<br />

können, müssen entsprechende Unternehmen auch dort angesiedelt<br />

sein. Die Betrachtung des regionalen Umfeldes bleibt daher<br />

für eine Impact-Analyse unerlässlich. Dies soll in diesem Kapitel<br />

geleistet werden. Zunächst wird auf die Aufgaben und Funktionen<br />

<strong>der</strong> Europäischen Metropolregion München (<strong>EMM</strong>) eingegangen.<br />

Hier wird einerseits aufgezeigt, dass die wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass die <strong>EMM</strong><br />

ihre Aufgaben und Funktionen auch wahrnehmen kann. An<strong>der</strong>erseits<br />

profitieren die Institutionen auch von diesem Umfeld. Dieser<br />

Gedankengang wird dann verstärkt in dem darauf folgenden Unterkapitel<br />

„Kennzahlen und die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>“ aufgegriffen.<br />

Die Europäische Metropolregion München e.V. hat die Bedeutung<br />

des Standortfaktors Wissen für die mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungs- und<br />

Industriegesellschaft erkannt. So bildet die Arbeitsgruppe Wissen<br />

neben den Arbeitsgruppen Wirtschaft, Kultur, Umwelt sowie Mobilität<br />

eine <strong>der</strong> fünf Säulen in <strong>der</strong> Europäischen Metropolregion<br />

München e.V.. Gemeinsam mit <strong>der</strong> Landeshauptstadt München<br />

hat sie diese <strong>Studie</strong> beauftragt. Ziel dieser <strong>Studie</strong> ist es, die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> aufzuzeigen<br />

und an internationalen Benchmarks zu messen.<br />

Seite 7


Donau-Ries<br />

Nürnberg<br />

Eichstätt<br />

Fürstenfeldbruck<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Ingolstadt<br />

Neuburg-Schrobenhausen<br />

Pfaffenhofen a.d.Ilm<br />

Aichach-Friedberg<br />

Augsburg<br />

Dachau<br />

Augsburg<br />

Freising<br />

München<br />

Weilheim-Schongau<br />

Bad Tölz-Wolfratshausen<br />

Ostallgäu<br />

Miesbach<br />

Landshut<br />

Landshut<br />

Erding<br />

Mühldorf a.Inn<br />

Altötting<br />

Ebersberg<br />

Landsberg am Lech<br />

München<br />

Starnberg<br />

Rosenheim<br />

Traunstein<br />

Kaufbeuren<br />

Rosenheim<br />

Rottal-Inn<br />

2.1 Aufgaben und Funktionen <strong>der</strong> Europäischen<br />

Metropolregion München<br />

Die Europäische Metropolregion München (<strong>EMM</strong>) zählt zu den am<br />

stärksten prosperierenden Regionen Europas 1 und nimmt innerhalb<br />

Deutschlands eine herausragende Stellung ein: sie weist u.a.<br />

das höchste Bevölkerungswachstum, die höchste Zunahme an<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie das höchste BIP<br />

pro Erwerbstätigen auf. 2<br />

Abbildung 1: Räumliche Nürnberg Abgrenzung <strong>der</strong><br />

Europäischen Metropolregion München (<strong>EMM</strong>)<br />

Donau-Ries<br />

Aichach-Friedberg<br />

Augsburg<br />

Augsburg<br />

Dachau<br />

Kaufbeuren<br />

Ostallgäu<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

Neuburg-Schrobenhausen<br />

Fürstenfeldbruck<br />

München<br />

Landsberg am Lech<br />

Weilheim-Schongau<br />

Eichstätt<br />

Ingolstadt<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Pfaffenhofen a.d.Ilm Landshut<br />

Starnberg<br />

München<br />

Freising<br />

Erding<br />

Ebersberg<br />

Miesbach<br />

Bad Tölz-Wolfratshausen<br />

Landshut<br />

Rosenheim<br />

Rosenheim<br />

Mühldorf a.Inn<br />

Altötting<br />

Traunstein<br />

Rottal-Inn<br />

Die Region München wurde 1995 zusammen mit an<strong>der</strong>en deutschen<br />

Großstadtregionen durch einen Beschluss <strong>der</strong> Ministerkonferenz<br />

für Raumordnung in den Rang einer Europäischen Metropolregion<br />

erhoben. Der Begriff Metropolregion beschreibt eine<br />

1 Vgl. dazu bspw. die regionalen BIP nach NUTS-2-Regionen:<br />

http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tgs00005&plugin=1 (Stand:<br />

28.10.2009).<br />

2 Vgl. IKM-Monitoring 2008.<br />

Seite 8


stark verdichtete Großstadtregion, die für die ökonomische, soziale,<br />

kulturelle und technische Entwicklung eines Landes bzw. einer<br />

Region von großer Bedeutung ist. Dem Konzept <strong>der</strong> Metropolregion<br />

kommt seit über zehn Jahren eine bedeutsame Stellung in<br />

<strong>der</strong> deutschen Raumordnungspolitik zu. Dementsprechend stellen<br />

die 11 Europäischen Metropolregionen in Deutschland eine zentrale<br />

Ansatzebene im raumordnungspolitischen Orientierungs- und<br />

Handlungsrahmen des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> dar. In ihnen werden<br />

Motoren für die wirtschaftliche Dynamik, die Wissensproduktion,<br />

die Innovationskraft und daraus hervorgehend die Wettbewerbsfähigkeit<br />

eines Landes gesehen. Dies liegt zum Einen an ihrer<br />

relativ hohen Ausstattung mit wirtschaftlichen Ressourcen wie<br />

bspw. Kapital, Infrastruktur und hochqualifizierten Arbeitskräften.<br />

Zum An<strong>der</strong>en generieren Agglomerationen durch ihre Größe und<br />

Dichte Produktionsvorteile und Wissensvorsprünge sowie ein<br />

kreatives Umfeld durch soziokulturelle Vielfalt. Die Europäischen<br />

Metropolregionen sind darüber hinaus die Netzknoten, in denen<br />

grenzübergreifende Waren-, Kapital-, Informations- sowie Personenströme<br />

am sichtbarsten werden. Dadurch tragen sie in hohem<br />

Maße zur Vernetzung <strong>der</strong> einzelnen Staaten auf sämtlichen Ebenen<br />

<strong>der</strong> Politik, Ökonomie sowie <strong>der</strong> Gesellschaft bei und fungieren<br />

sprichwörtlich als „Tore zur Welt“.<br />

Im Allgemeinen erfüllen Metropolregionen Aufgaben in den folgenden<br />

drei Funktionsbereichen:<br />

Die Innovations- und Wettbewerbsfunktion einer Metropolregion<br />

drückt sich durch die Beschaffenheit <strong>der</strong> Wissens- und Forschungsinfrastruktur<br />

und das Ausmaß <strong>der</strong> ökonomischen Dynamik<br />

einerseits sowie durch die Attraktivität des sozialen und kulturellen<br />

Lebens an<strong>der</strong>erseits aus. Von beson<strong>der</strong>em Interesse sind in diesem<br />

Zusammenhang u.a. die Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten im FuE-<br />

Bereich, die Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen,<br />

die Anzahl von Unternehmensneugründungen o<strong>der</strong> auch die<br />

Exportquote.<br />

Durch die Entscheidungs- und Kontrollfunktionen werden diejenigen<br />

Merkmale erfasst, die die Bedeutung einer Metropolregion<br />

als Entscheidungszentrum <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong> Wirtschaft sowie gesellschaftlicher<br />

Gruppierungen wie<strong>der</strong>spiegeln. Konkret spielen dabei<br />

Hauptsitze großer Unternehmen und Standorte politischer Entscheidungsträger<br />

wie Ministerien und Behörden eine Rolle.<br />

Eine weitere wichtige Funktion einer Metropolregion ist die sogenannte<br />

Gateway-Funktion, die die Erreichbarkeit und die Erschließung<br />

hinsichtlich nationaler und internationaler Waren-, Personen-<br />

und Informationsströme beschreibt. Sie reflektiert sich in<br />

Variablen wie dem Passagier- und Frachtaufkommen internationaler<br />

Flughäfen, dem Verkehrsaufkommen im Personen- und Güterverkehr,<br />

<strong>der</strong> Anbindung an das Schienennetz sowie in internationalen<br />

Messen und Ausstellungen.<br />

Seite 9


Diese drei Funktionen stehen insofern in wechselseitiger Beziehung<br />

zueinan<strong>der</strong>, als dass sie sich gegenseitig begünstigen und<br />

verstärken. So ist beispielsweise eine gute Wissenschafts- und<br />

Forschungsstruktur als klarer Standortvorteil für Unternehmen anzusehen,<br />

welche wie<strong>der</strong>um das Verkehrsaufkommen und damit<br />

die Gateway-Funktion einer Region positiv beeinflussen. Genauso<br />

ist an<strong>der</strong>erseits die Qualität <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur einer Region<br />

ohne Zweifel ein harter Entscheidungsfaktor, wenn es um die<br />

Standortauswahl für Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen<br />

geht, vor allem wenn man die zunehmende Bedeutung globaler<br />

Austauschprozesse in Wirtschaft und Wissenschaft im Blick<br />

hat.<br />

2.1.1 Innovations- und Wettbewerbsfunktionen<br />

Die hohe und weiter zunehmende Bedeutung des Produktionsfaktors<br />

Wissen in <strong>der</strong> Wertschöpfungskette und somit für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung einer Region o<strong>der</strong> eines Landes gilt als<br />

allgemein anerkannt. In erster Linie auf den Gebieten diverser<br />

Hochtechnologien, <strong>der</strong>en Märkten man große Wachstumspotenziale<br />

prognostiziert, wird die Rolle einer hohe Dichte an exzellenten<br />

„Wissensproduzenten“ sowie <strong>der</strong> erfolgreiche Transfer dieses<br />

Wissens in neue Produkte und Dienstleistungen deutlich.<br />

Im Bereich Wissen und Innovation ist die <strong>EMM</strong> hervorragend aufgestellt.<br />

Die hohe Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />

sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor sowie<br />

<strong>der</strong>en gute Vernetzung macht die <strong>EMM</strong> zu einer <strong>der</strong> leistungsfähigsten<br />

Regionen in Europa. 3 Die Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />

schaffen das nötige Wissen, das z.B. in<br />

Form von hochqualifizierten Fachkräften zu Produktivitätssteigerungen<br />

führt. Sie geben in verschiedener Hinsicht wichtige Impulse<br />

an ihr sozioökonomisches Umfeld ab, die die Innovations- und<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> positiv beeinflussen.<br />

Deutlich wird dies u.a. an Unternehmensgründungen o<strong>der</strong> Ausgründungen,<br />

die direkt aus dem wissenschaftlichen Umfeld hervorgehen.<br />

Dies konnte auch in verschiedenen Fachgesprächen<br />

bestätigt werden. So sind z.B. die meisten Unternehmen im Innovations-<br />

und Grün<strong>der</strong>zentrum Biotechnologie in Martinsried und<br />

Freising (IZB) auf die Aktivitäten <strong>der</strong> Universitäten und Max-<br />

Planck-Institute <strong>der</strong> Region zurückzuführen. 4 Darüber hinaus sind<br />

in diesem Zusammenhang Kooperationen zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft zu sehen. Die <strong>EMM</strong> profitiert in hohem Maße von<br />

3 Auf die Wissensinfrastruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wird anhand einzelner ausgewählter Wissenschafts- und Forschungseinrich-<br />

tungen in Kapitel 3 näher eingegangen.<br />

4 Vgl. Webseite des IZB.<br />

Seite 10


den dort angesiedelten forschungsintensiven Unternehmen wie<br />

bspw. Siemens, BMW o<strong>der</strong> Audi. Zwischen <strong>der</strong>en FuE-<br />

Abteilungen, die sehr stark in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> vertreten sind, und den öffentlichen<br />

Forschungseinrichtungen lassen sich zahlreiche Forschungskooperationen<br />

beobachten. Dabei ergänzen sich die privaten<br />

Forschungsakteure, die eher eine anwendungsorientierte<br />

und marktnahe Perspektive einnehmen sowie die hauptsächlich<br />

Grundlagenforschung betreibenden Universitäten in ihrer Expertise.<br />

Ein Beispiel dafür ist die Kooperation zwischen Forscherinnen<br />

und Forschern <strong>der</strong> Siemens AG und <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

München im Bereich von Quantencomputern. 5<br />

Wie attraktiv <strong>der</strong> Ballungsraum München für industrielle Investitionen<br />

in Forschung und Entwicklung ist, geht z.B. aus <strong>der</strong> folgenden<br />

Abbildung hervor. Sie zeigt ein Koordinatensystem, in dem<br />

die FuE-Intensität auf <strong>der</strong> Ordinate und die absolute Anzahl des<br />

FuE-Personals auf <strong>der</strong> Abszisse abgetragen sind. Die eingezeichneten<br />

Geraden stellen dabei die Mittelwerte <strong>der</strong> beiden Variablen<br />

dar und bilden vier Quadranten 6 .<br />

5 Vgl. Webseite <strong>der</strong> Siemens AG.<br />

6 Der erste Quadrant ist <strong>der</strong>jenige rechts oben. Die Nummerierung <strong>der</strong> weiteren Quadranten setzt sich von da an wie<br />

üblich gegen den Uhrzeigersinn fort.<br />

Seite 11


FuE Intensität in %<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

' ' ' ' '<br />

6'<br />

0<br />

0<br />

Abbildung 2: FuE-Personal und FuE-Intensität in <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

nach Raumordnungsregionen<br />

in Deutschland 2005<br />

• Starkenburg<br />

8<br />

•<br />

4<br />

Berlin •<br />

Unterer Neckar<br />

•Braunschweig<br />

Ingolstadt•Donau-Iller(B-W)<br />

• Rhein-Main<br />

Hochrhein- •<br />

Bodensee<br />

•Bodensee-Oberschwaben<br />

•Mittelfranken<br />

•Hannover<br />

•Aachen<br />

•Köln<br />

•Duisburg-Essen<br />

•Düsseldorf<br />

2 •Bochum/Hagen<br />

'<br />

'<br />

'<br />

FuE Personal in den Unternehmen<br />

München •<br />

Mittlerer Neckar •<br />

' ' ' ' ' ' '<br />

5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000<br />

Quelle: eigene Darstellung nach Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (2008).<br />

Im ersten Quadranten (oben rechts) sieht man die Regionen, die<br />

bei beiden Größen über dem Durchschnitt liegen und somit die<br />

führende Gruppe darstellen (aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zählen Ingolstadt und<br />

München zu dieser Gruppe). Der zweite Quadrant (oben links) umfasst<br />

die Regionen, die überdurchschnittlich intensiv FuE betreiben,<br />

allerdings auf Grund ihrer Größe kein beson<strong>der</strong>s breites Feld<br />

von Technologien abdecken können. Der dritte Quadrant (links unten)<br />

bildet die Regionen ab, die we<strong>der</strong> hinsichtlich <strong>der</strong> FuE-<br />

Intensität noch hinsichtlich des FuE-Personals über dem Bundesdurchschnitt<br />

liegen. Und <strong>der</strong> vierte Quadrant (rechts unten) beinhaltet<br />

Regionen, die durch ihre Größe ein breites Feld an technologischen<br />

Bereichen abdecken können, aber FuE unterdurchschnittlich<br />

intensiv betreiben.<br />

Es wird deutlich, dass im Kontext <strong>der</strong> betrieblichen FuE-<br />

Kapazitäten zwei Regionen in Deutschland sehr dominant sind:<br />

Stuttgart (Mittlerer Neckar) und vor allem München, das in beiden<br />

Größen den absoluten Spitzenplatz einnimmt. Diese beiden<br />

„Leuchttürme“ sind damit verantwortlich für über 25 % <strong>der</strong> industriellen<br />

FuE-Kapazitäten in ganz Deutschland. Da auf <strong>der</strong> Ordinate<br />

die FuE-Personalintensität, d.h. <strong>der</strong> Quotient aus den im FuE-<br />

Bereich Erwerbstätigen und <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />

Seite 12


Zugang zu Wissen<br />

dargestellt wird, ist dabei insbeson<strong>der</strong>e im Falle <strong>der</strong> Region München<br />

die hohe Anzahl an FuE-Personal nicht nur auf einen reinen<br />

Ballungsraumeffekt zurückzuführen.<br />

2.1.2 Entscheidungs- und Kontrollfunktionen<br />

Als politisch-administratives Macht- und Steuerungszentrum bleibt<br />

München im europäischen Vergleich hinter den Hauptstadtmetropolen<br />

und im bundesweiten Vergleich entsprechend hinter Berlin<br />

o<strong>der</strong> auch Bonn zurück. 7 Dennoch kommt München als Landeshauptstadt<br />

des Freistaates Bayern durch die fö<strong>der</strong>ale Verfasstheit<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland eine hervorgehobene Bedeutung<br />

zu: Im Gegensatz zu Regionen an<strong>der</strong>er Staaten wie bspw.<br />

Frankreich o<strong>der</strong> Großbritannien verfügen die deutschen Bundeslän<strong>der</strong><br />

mit ihren Regierungen und Parlamenten über z.T. weitreichende<br />

Kompetenzen. Dies trifft sowohl auf bundespolitische Entscheidungen<br />

(z.B. bei den Finanzen) als auch auf Landesebene<br />

zu. Bei letzterer ist in diesem Zusammenhang v.a. die Autonomie<br />

<strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bildungspolitik von Bedeutung, da hier direkt<br />

auf die Quantität und Qualität <strong>der</strong> Wissensproduktion Einfluss<br />

genommen werden kann.<br />

Die größere Stärke <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> im Hinblick auf Entscheidungs- und<br />

Kontrollfunktionen ist allerdings eindeutig in seiner Stellung als<br />

wirtschaftliches Steuerungszentrum zu sehen. Global agierende<br />

Unternehmen u.a. aus Industrie (z.B. Siemens, BMW), aus<br />

dem Finanz- und Versicherungsdienstleistungsgewerbe (z.B. Allianz,<br />

Munich RE) sowie aus dem Medienbereich (z.B. ProSieben-<br />

Sat.1 Media) unterhalten ihre Hauptsitze in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und tragen<br />

damit zur Aufwertung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> als Ort bei, an dem strategische<br />

Entscheidungen getroffen werden, <strong>der</strong>en Auswirkungen sich auch<br />

weit jenseits <strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> entfalten.<br />

2.1.3 Gateway-Funktionen – Zugang zu Wissen, Märkten<br />

und Menschen<br />

Auch jenseits von Forschung und Entwicklung sind Informationen<br />

und Wissen elementar, da sie – in ökonomischer Perspektive –<br />

Marktteilnehmer in ihren Entscheidungen beeinflussen und in vielen<br />

Fällen die Voraussetzung für das Zustandekommen von<br />

Tauschprozessen am Markt sind. Erst die nötigen Informationen<br />

7 Vgl. Blotevogel (2007): Metropolregionen – das neue Zentrensystem?<br />

Seite 13


Zugang zu Märkten<br />

(z.B. Informationen über Marktpreise o<strong>der</strong> Qualität verschiedener<br />

Güter und Dienstleistungen) ermöglichen Individuen eine Entscheidung<br />

zu treffen und dann ggf. ein Produkt o<strong>der</strong> eine Dienstleistung<br />

nachzufragen o<strong>der</strong> anzubieten. Ein wichtiger Pfeiler <strong>der</strong><br />

Gateway-Funktion von Metropolregionen ist daher die Bündelung<br />

von Informationen und Wissen. Diese Funktion erfüllen im wissenschaftlichen<br />

Kontext vor allem Universitäten, Hochschulen <strong>der</strong> angewandten<br />

Wissenschaften und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.<br />

Daneben leisten Medien im Allgemeinen einen wichtigen<br />

Beitrag zur Aufbereitung und Verbreitung von Informationen<br />

und Wissen. Die <strong>EMM</strong> nimmt hier durch ihre „Medienstadt München“<br />

mit einer ganzen Reihe von Akteuren in den Bereichen Medien,<br />

Informations- und Kommunikationswirtschaft eine führende<br />

Rolle innerhalb Deutschlands ein. Darunter befinden sich einflussreiche<br />

Unternehmen und öffentlich-rechtliche Institutionen aus den<br />

Segmenten Printmedien sowie Film und Fernsehen (z.B. Hubert<br />

Burda Media, Süddeutsche Zeitung, Bayerischer Rundfunk, Bavaria<br />

Film).<br />

Daran anknüpfend gehört die Schaffung von Zugängen zu Märkten<br />

zu den zentralen Aufgaben einer Metropolregion. Aussagekräftig<br />

ist in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer Metropolregion<br />

als Ort, an dem die Marktteilnehmer in persönlichen Kontakt<br />

miteinan<strong>der</strong> treten. Dies geschieht v.a. auf Messen und Ausstellungen,<br />

die für Deutschland als weltweit führende „Messe-Nation“<br />

eine beson<strong>der</strong>e Rolle einnehmen und positive Effekte auf die gesamtwirtschaftliche<br />

Dynamik einer Region ausüben können. 8<br />

Vor diesem Hintergrund ist vor allem die Messe München zu nennen.<br />

München hat auch als Messestandort in den letzten Jahren<br />

an Bedeutung gewonnen: So konnte eine Umsatzsteigerung von<br />

223,4 Mio. € im Jahr 2005 auf 299,4 Mio. € im Jahr 2007 generiert<br />

werden. Damit hat die Messe München die flächenmäßig größte<br />

Messe Deutschlands 9 , die Deutsche Messe in Hannover (2007:<br />

286 Mio. €), im Hinblick auf den Umsatz sogar überholt. Allerdings<br />

liegt München noch deutlich hinter <strong>der</strong> umsatzstärksten Messe<br />

Deutschlands in Frankfurt (2007: 423,6 Mio. €). 10<br />

8 Zu den ökonomischen Effekten von Messen siehe folgende <strong>Studie</strong> des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung: „Die<br />

gesamtwirtschaftliche Bedeutung von Messen und Ausstellungen in Deutschland“ (2009).<br />

9 Während die Messe in Hannover die mit Abstand größte überdachte Ausstellungsfläche Deutschlands bietet, weist<br />

die Messe München das größte Freigelände auf.<br />

10 Vgl. AUMA (2009): Die Messewirtschaft | Bilanz 2008.<br />

Seite 14


Zugang zu Menschen<br />

11 Vgl. IKM-Monitoring 2008.<br />

Sowohl Märkte als auch Wissen und Informationen können nicht<br />

losgelöst von den Individuen, die daran teilnehmen, betrachtet<br />

werden. Den Zugang zu Menschen zu ermöglichen, kann daher<br />

unter diesem Blickwinkel als Grundvoraussetzung für die beiden<br />

Ersteren gelten. Ausschlaggebend dafür, in welchem Maße eine<br />

Metropolregion diese Funktion erfüllt, ist – v.a. unter dem bereits<br />

erwähnten Gesichtspunkt <strong>der</strong> grenzübergreifenden Mobilität – die<br />

Verkehrsinfrastruktur.<br />

Mit dem Franz-Josef-Strauß Flughafen befindet sich das nach<br />

Frankfurt am Main zweitgrößte internationale Luftfahrt-Drehkreuz<br />

Deutschlands in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Im europäischen Vergleich belegt <strong>der</strong><br />

Flughafen München bei einem Passagieraufkommen von rund 34<br />

Millionen und einem Frachtaufkommen von knapp 257.000 Tonnen<br />

pro Jahr den siebten Platz. Zwischen 2002 und 2007 verzeichnete<br />

<strong>der</strong> Flughafen eine Steigerung des Passagieraufkommens<br />

um 46,6% und weist somit die drittgrößte Steigerungsrate<br />

<strong>der</strong> großen Flughäfen in den deutschen Metropolregionen auf. Unterstrichen<br />

wird die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> für die internationale Luftfahrt<br />

dadurch, dass die größte Fluggesellschaft Europas, die Lufthansa<br />

AG, den Münchner Flughafen als eines seiner beiden<br />

Drehkreuze verwendet. Allerdings liegt <strong>der</strong> Flughafen München<br />

hinsichtlich einer möglichst schnellen Erreichbarkeit durch die<br />

Einwohner <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> knapp unter dem Bundesdurchschnitt: 75,2%<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-Bewohner können den Franz-Josef-Strauß Flughafen<br />

innerhalb von 60 Minuten erreichen (Durchschnitt sind 79,9%). 11<br />

Seite 15


Abbildung 3: Luftverkehrsknoten nach Passagieraufkommen<br />

Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR (2008).<br />

München stellt darüber hinaus einen sehr bedeutsamen Verkehrsknotenpunkt<br />

im Schienenverkehr dar. Von den sechs innerdeutschen<br />

Nord-Süd-Verbindungen des ICE-Verkehrs führen fünf<br />

durch bzw. in wichtige Städte <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wie München, Augsburg<br />

und Ingolstadt. Bei den grenzüberschreitenden Fernverkehrsverbindungen<br />

spielt München vor allem für den Personenverkehr in<br />

die österreichischen Städte Wien und Innsbruck eine wichtige Rolle<br />

(jeweils eine ICE-Verbindung vorhanden). Zusätzlich wurde die<br />

Strecke Paris-Stuttgart, die durch den französischen Hochgeschwindigkeitszug<br />

TGV bedient wird, bis nach München ausge-<br />

Seite 16


12 Vgl. IKM-Monitoring 2008.<br />

dehnt. Im gesamten Personenverkehr wird für die <strong>EMM</strong> die höchste<br />

Wachstumsrate unter den deutschen Metropolregionen bis<br />

2025 prognostiziert (plus 20,3%). Unterdurchschnittlich schneidet<br />

die <strong>EMM</strong> allerdings in <strong>der</strong> Erreichbarkeit <strong>der</strong> Haltepunkte des<br />

Schienenfernverkehrs, da lediglich knapp 62% <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-<br />

Bewohner einen solchen innerhalb von 45 Minuten erreichen können<br />

(<strong>der</strong> Durchschnitt liegt bei 74,4%). 12<br />

2.2 Kennzahlen und die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong><br />

Schon zu Beginn dieses Kapitels wurde aufgezeigt, dass das regionale<br />

Umfeld wesentlich die Höhe und den Umfang des Impacts<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen mitbestimmt. So fließen eine<br />

Vielzahl <strong>der</strong> im Folgenden dargestellten Kennzahlen bei <strong>der</strong> Input-<br />

Output-Analyse (vgl. Kapitel 4.1.3 sowie bei <strong>der</strong> Berechnung des<br />

regionalspezifischen Einkommensmultiplikators (vgl. Kapitel 4.1.4)<br />

ein.<br />

Seite 17


Donau-Ries<br />

3,2%<br />

Aichach-Friedberg<br />

Augsburg 3,7%<br />

3,9% Augsburg<br />

Dachau<br />

8,7%<br />

3,3%<br />

Kaufbeuren<br />

7,8%<br />

Ostallgäu<br />

3,9%<br />

Nürnberg<br />

Fürstenfeldbruck<br />

4,0%<br />

Landsberg am Lech<br />

3,8% Starnberg<br />

3,2%<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

3,8%<br />

Abbildung 4: Die regionalen Arbeitslosenquoten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Eichstätt<br />

2,3%<br />

Ingolstadt<br />

4,9%<br />

Neuburg-Schrobenhausen<br />

2,7%<br />

Pfaffenhofen a.d.Ilm<br />

3,0%<br />

München<br />

6,2%<br />

Freising<br />

3,5%<br />

München<br />

3,7%<br />

Erding<br />

2,7%<br />

Ebersberg<br />

3,1%<br />

Weilheim-Schongau<br />

Miesbach<br />

3,4%<br />

3,5%<br />

Bad Tölz-Wolfratshausen<br />

3,5%<br />

Landshut<br />

6,0%<br />

Landshut<br />

3,1%<br />

Rosenheim<br />

3,6%<br />

Rosenheim<br />

6,6%<br />

Mühldorf a.Inn<br />

5,1%<br />

Altötting<br />

4,7%<br />

Traunstein<br />

3,8%<br />

Rottal-Inn<br />

3,9%<br />

Arbeitslosenquote September 2009<br />

in %<br />

unrer 3%<br />

3,0% bis 3,5%<br />

3,5% bis 4,0%<br />

4,0% bis 6,0%<br />

über 6,0%<br />

Quelle: Prognos AG, 2009; nach Angaben <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit.<br />

Der Septemberwert wird durch saisonale Schwankungen <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit nur im<br />

sehr geringen Umfang beeinflusst, weshalb dieser Monat für eine repräsentative<br />

Darstellung gut geeignet ist.<br />

Die <strong>EMM</strong> ist wirtschaftlich sehr stark, dies wird auch durch die<br />

sehr geringe Arbeitslosigkeit deutlich. Wie Abbildung 4 zeigt, liegen<br />

die Arbeitslosenquoten in <strong>der</strong> gesamten <strong>EMM</strong> unter dem Bundesdurchschnitt:<br />

Regional differenziert sind die kreisfreien Städte<br />

weiterhin von höherer Arbeitslosigkeit geprägt. Hier reichen die<br />

Arbeitslosenquoten 4,9% bis 6,7%. In den Kreisen um Ingolstadt<br />

ist die Arbeitslosigkeit am niedrigsten. Hier besteht praktisch Vollbeschäftigung.<br />

Insgesamt beträgt die Arbeitslosigkeit in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

mit 4,6% nur etwas mehr als die Hälfte <strong>der</strong> bundesdeutschen Arbeitslosenquote.<br />

Die geringe Arbeitslosigkeit ist eng mit <strong>der</strong> wirtschaftlichen Stärke<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verbunden. Diese Stärke <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wird vor allem im<br />

Vergleich zu Bayern und Deutschland deutlich. In <strong>der</strong> folgenden<br />

Tabelle werden zentrale Kennzahlen dargestellt.<br />

Seite 18


Tabelle 1: Wirtschaftliche Rahmendaten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>, Bayern und<br />

Deutschland im Vergleich (2008)<br />

Deutschland Bayern <strong>EMM</strong><br />

Fläche in km² 357.104 70.551 24.094<br />

Bevölkerung (2008) 82.002.356 12.519.728 5.499.668<br />

Erwerbstätige (2008) 40.330.000 6.640.574<br />

6.640,57 2.963.707<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am<br />

Arbeitsort in Tsd. (2008)<br />

27.457.715 4.518.801 2.048.565<br />

Bruttowertschöpfung in Mio. EUR (2008) 2.235.120 398 954 199.868<br />

Arbeitslosenquote in % (09/2009) 8,0 4,8 4,6<br />

Gewerbeanmeldungen je 1.000<br />

Erwerbstätige (2007)<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,<br />

WZ 73 Forschung und Entwicklung (2008)<br />

Anteil <strong>der</strong> FuE-Beschäftigten nach WZ 73<br />

an den gesamten<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

21,3 21,8 25,0<br />

161.706 25.083 18.780<br />

0,59% 0,56% 0,92%<br />

Quelle: Prognos AG, 2009 auf Basis von Angaben <strong>der</strong> VGR <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, des Statistischen<br />

Landesamt Bayern und <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit. Stand 2009<br />

Die Bruttowertschöpfung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> lag im Jahr 2008 bei etwa<br />

200 Mrd. €, was in etwa <strong>der</strong> Hälfte Bayerns entspricht. Knapp 45%<br />

<strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten Bayerns arbeiten<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Die Bruttowertschöpfung je sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten liegt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> mit 97.500 € ungefähr<br />

10.000 € über dem bayerischen Durchschnitt. Die Stadt und <strong>der</strong><br />

Kreis München tragen einen wesentlichen Teil zu dieser überdurchschnittlichen<br />

Wirtschaftkraft bei. Hier werden über 40% <strong>der</strong><br />

Bruttowertschöpfung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> generiert.<br />

Die hohe Bedeutung <strong>der</strong> Wissenschaft für die regionale Wirtschaft<br />

wird u.a. anhand <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

im Wirtschaftszweig 73 Forschung und Entwicklung deutlich.<br />

Im Vergleich zum Bundes- und zum bayerischen Durchschnitt ist<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten hier nahezu doppelt so hoch. Insgesamt<br />

arbeiten 18.780 Beschäftigte in diesem Wirtschaftszweig,<br />

was in etwa ¾ <strong>der</strong> bayerischen Beschäftigten und 11,6% <strong>der</strong> bundesdeutschen<br />

Beschäftigten im Wirtschaftszweig Forschung und<br />

Entwicklung entspricht.<br />

Einen genauen Überblick über die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> Region<br />

zeigt die folgende Abbildung:<br />

Seite 19


Abbildung 5: Die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

nach den 12 Produktionsbereichen im Jahr 2008<br />

Land- und<br />

Forstwirtschaft<br />

1%<br />

Öff. Sektor,<br />

Gesundheit,<br />

Entsorgung<br />

19%<br />

Kreditinst.,<br />

Immobilien,<br />

Unternehmens-<br />

dienstl.<br />

36%<br />

Bergbau,<br />

Energie,<br />

Wasser<br />

4%<br />

Mineralöl,<br />

chem.<br />

Erzeugnisse<br />

4%<br />

Handel,<br />

Reparaturen,<br />

Transport,<br />

Nachrichten<br />

15%<br />

Bau<br />

3%<br />

Metalle<br />

2%<br />

Quelle: VGRdL 2007 (erschienen 2009) und eigene Berechnungen Prognos AG<br />

Maschinen,<br />

Fahrzeuge,<br />

Elektrotechnik<br />

15%<br />

Textilien,<br />

Papier,<br />

Nahrung<br />

3%<br />

Nahrungsmittel,<br />

Nahrungsmitte<br />

l, Getränke,<br />

Tabak<br />

1%<br />

Die Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> entspricht in etwa <strong>der</strong> des<br />

Freistaates Bayern. Überdurchschnittlich stark sind in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> die<br />

Wirtschaftszweige <strong>der</strong> Gruppe Kreditinstitute, Immobilien, Unternehmensdienstleistungen<br />

vertreten, in <strong>der</strong> auch viele forschungsintensive<br />

Dienstleister enthalten sind. Wie <strong>der</strong> gesamte Freistaat<br />

Bayern, so war auch die <strong>EMM</strong> in den letzten Jahren von einem<br />

starken Strukturwandel geprägt. Noch vor etwa vierzig Jahren<br />

dominierten die Landwirtschaft und das Produzierende Gewerbe<br />

die Region. Das BIP Bayerns lag 1970 mit 92% noch deutlich unter<br />

dem Bundesschnitt. 13 Der Aufholprozess gegenüber dem übrigen<br />

Deutschland, <strong>der</strong> schon in <strong>der</strong> Nachkriegszeit begonnen hatte,<br />

setzte sich weiter fort und verwandelte sich in den 1980ern in einen<br />

Überholprozess. Beson<strong>der</strong>s die ländlichen Regionen haben<br />

sich in den letzten 40 Jahren stark von einer agrar- und industrieorientierten<br />

Gesellschaft in eine Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft<br />

gewandelt. Wie in <strong>der</strong> obigen Abbildung deutlich wird,<br />

sind mittlerweile 2/3 <strong>der</strong> Wirtschaftsstruktur in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> dienstleistungsorientiert.<br />

13 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung sowie Buch: „Bayerns Boom im Bauernland“ von<br />

Michael Beer<br />

Seite 20


Laut <strong>der</strong> Gewerbeanzeigenstatistik liegt die Gründungsintensität<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> deutlich über <strong>der</strong> in Bayern und Deutschland. Je<br />

1.000 Erwerbstätige wurden im Jahr 2007 etwa 25 Gewerbe angemeldet,<br />

während die Quote bayernweit bei etwa 21,8 lag. Im<br />

Vergleich zum Bundesschnitt (21,3) liegt die Quote in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

(25,0) etwa 17,5% höher. 14<br />

Der Warenexport, welcher als Indikator für die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit dienen kann, hat in den letzten Jahrzehnten<br />

in Bayern 15 und somit auch in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> eine außerordentliche<br />

Dynamik erfahren. Die Warenexportquote Bayerns lag im Jahr<br />

2008 bei 35% und ist damit in Relation zu den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

recht hoch. Die Exportquote <strong>der</strong> Industrie liegt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

mit 50% vergleichsweise hoch. Industriezweige an<strong>der</strong>er deutscher<br />

Metropolregionen liegen zum Teil deutlich darunter. 16<br />

Stärken und Schwächen einer Region werden vor allem im Vergleich<br />

mit an<strong>der</strong>en Regionen deutlich. Daher soll bevor die Berechnung<br />

ökonomischer Effekte in Kapitel 4 und den anschließenden<br />

Kapiteln dargestellt wird, im folgenden Kapitel ein nationaler<br />

und europäischer Vergleich aufgezeigt werden.<br />

2.3 Der Wissenschafts- und Forschungsstandort<br />

<strong>EMM</strong> im nationalen und europäischen<br />

Vergleich<br />

2.3.1 Vergleich mit an<strong>der</strong>en Metropolregionen in<br />

Deutschland<br />

Alle elf europäischen Metropolregionen in Deutschland sind<br />

Schlüsselregionen für die ökonomische, soziale, kulturelle und<br />

technische Entwicklung des jeweiligen Landesteils. Auf <strong>der</strong> folgenden<br />

Karte sind diese Regionen verzeichnet. Schon allein die<br />

Lage lässt die Verschiedenheit <strong>der</strong> Metropolregionen deutlich werden.<br />

Sie unterscheiden sich erheblich in ihrer Größe, Bevölkerungsdichte<br />

und wirtschaftlichen Stärke.<br />

14 Die Gewerbeanzeigenstatistik liefert Informationen über die Zahl <strong>der</strong> Gewerbean- und -abmeldungen nach Wirtschaftsbereichen,<br />

Rechtsformen, Zahl <strong>der</strong> tätigen Personen und <strong>der</strong> regionalen Zuordnung. Davon ausgenommen<br />

bleiben die Urproduktion (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Garten- und Weinbau sowie Bergbau), die Freien<br />

Berufe sowie die Verwaltung eigenen Vermögens. Die Gewerbeanmeldungen umfassen die Neuerrichtung eines<br />

Betriebes (durch Neugründung o<strong>der</strong> Umwandlung, z. B. wegen Verschmelzung o<strong>der</strong> Spaltung), den Zuzug eines<br />

bereits bestehenden Betriebes aus dem Bereich einer an<strong>der</strong>en Gewerbemeldebehörde und die Übernahme eines<br />

bestehenden Betriebes wegen Rechtsformwechsels, Gesellschaftereintritts o<strong>der</strong> Erbfolge, Kauf o<strong>der</strong> Pacht.<br />

15 Zu den Warenexporten lassen sich nur Aussagen auf Landesebene treffen<br />

16 Vgl. Prognos AG 2009 nach Berechnungen des Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung<br />

Seite 21


Der Prognos-Zukunftsindex 17 ermöglicht es, die Vielgestaltigkeit<br />

<strong>der</strong> Metropolregionen vergleichbar zu machen und so eine Gesamtbewertung<br />

von Regionen hinsichtlich ihrer Zukunftschancen<br />

zu ermöglichen. Dieser Index wird aus 29 Indikatoren gebildet und<br />

umfasst die Themenbereiche "Wettbewerb & Innovation", "Demografie",<br />

"Arbeitsmarkt" sowie "Soziale Lage & Wohlstand". Ein Teil<br />

<strong>der</strong> Indikatoren umfasst dabei momentane Standortstärke und <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Teil die Entwicklung <strong>der</strong> Region in den vergangenen Jahren.<br />

Wie die folgende Karte verdeutlicht, besitzt die <strong>EMM</strong> ausgezeichneten<br />

Zukunftschancen im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en deutschen<br />

Metropolregionen. Die <strong>EMM</strong> liegt mit einem Gesamtindex von 71,1<br />

deutlich vor <strong>der</strong> Metropolregion Stuttgart (58,3), die mit <strong>der</strong> Rhein-<br />

Main und Rhein-Neckar-Region ebenfalls hohe Zukunftschancen<br />

haben. Zukunftsrisiken bestehen vor allem in den Metropolregionen<br />

<strong>der</strong> neuen Bundeslän<strong>der</strong>.<br />

Abbildung 6: Ranking <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />

im Prognos Zukunftsatlas 2007<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

München -<strong>EMM</strong> (1)<br />

Stuttgart (2)<br />

Rhein-Main (3)<br />

Rhein-Neckar (4)<br />

Hamburg (5)<br />

Nürnberg (6)<br />

Rhein-Ruhr (7)<br />

HAN-BS-GÖT (8)<br />

HB-OL (9)<br />

Sachsendreieck (10)<br />

BE-BB (11)<br />

Gesamtindex 2007<br />

36,9<br />

31,9<br />

44,6<br />

41,6<br />

52,1<br />

51,1<br />

47,5<br />

58,3<br />

55,5<br />

54,7<br />

71,1<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Legende - Zukunftsfähigkeit<br />

Sehr hohe Zukunftschancen<br />

Ausgeglichener Chancen-Risiko-Mix<br />

Zukunftsrisiken<br />

17 Der Prognos Zukunftsatlas 2007 (auf Basis des Prognos-Zukunftsindex) gibt Auskunft über die Zukunftschancen<br />

<strong>der</strong> 439 Kreise und Kreisfreien Städte in Deutschland. Der aus 29 Indikatoren gebildete Zukunftsindex (Gesamtranking)<br />

zeigt dabei die regionale Verteilung <strong>der</strong> Zukunftschancen und –risiken innerhalb Deutschlands auf.<br />

Seite 22


Eine Basis dieser Stärke <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in so unterschiedlichen Themenbereichen<br />

bildet die Wirtschaftsstruktur. Eine starke Wirtschaft<br />

verbessert die Lage auf dem Arbeitsmarkt, die soziale Lage und<br />

den Wohlstand. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> hat sich ein breites Spektrum an<br />

Wachstumsbranchen und Zukunftstechnologien etabliert, wie<br />

<strong>der</strong> Prognos Zukunftsatlas 2009 zeigt. Dieser Atlas ermöglicht es<br />

Branchen zu identifizieren, von welchen beson<strong>der</strong>e Wachstumspotenziale<br />

erwartet werden können. Im Fokus stehen die Zukunftsfel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft, die mindestens in den kommenden<br />

fünf bis zehn Jahren über stark steigende Wertschöpfungspotenziale<br />

verfügen und die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland<br />

wesentlich bestimmen werden. Dazu werden die auf Basis<br />

<strong>der</strong> Prognos World Reports 2009 als langfristig zukunftsfähig identifizierten<br />

Wachstumsbranchen analysiert.<br />

In <strong>der</strong> folgenden Tabelle wird <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten in diesen<br />

Zukunftsfel<strong>der</strong>n dargestellt. Wie deutlich wird, liegt die <strong>EMM</strong> in<br />

den Zukunftsfel<strong>der</strong>n Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(IKT) 18 und Mess-, Steuer- und Regeltechnik (MSR) 19 an <strong>der</strong><br />

Spitze. Bei den IKT liegt nur die Region Rhein-Neckar etwa auf einem<br />

Niveau und in <strong>der</strong> MSR Rhein-Neckar und Rhein-Main. Auch<br />

beim Zukunftsfeld wissensintensive Dienstleistungen liegt die<br />

<strong>EMM</strong> im oberen Drittel.<br />

Unterdurchschnittlich ist die Anzahl sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigter lediglich in den Bereichen Gesundheitswirtschaft und<br />

Logistik. Insgesamt arbeiten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 32,5% <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten in wichtigen Zukunftsfel<strong>der</strong>n. Über<br />

alle Zukunftsfel<strong>der</strong> im Vergleich liegt die <strong>EMM</strong> damit an Platz 2<br />

hinter Stuttgart (36,5%) und etwa auf einem Niveau wie die Metropolregionen<br />

Rhein-Neckar, Hannover-Braunschweig-Göttingen,<br />

o<strong>der</strong> Rhein-Main.<br />

18 Zum Zukunftsfeld IKT zählen nach <strong>der</strong> Wirtschaftszweig-Systematik 2003 folgenden Bereiche: WZ 30 (Herstellung<br />

von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und –einrichtungen), WZ 32 (Rundfunk- und Nachrichtentechnik),<br />

WZ 64.3 (Fernmeldedienste), WZ 72 (Datenverarbeitung und Datenbanken)<br />

19 Zum Zukunftsfeld MSR zählen nach <strong>der</strong> Wirtschaftszweig-Systematik 2003 folgenden Bereiche: WZ 33.2 (Herstellung<br />

von Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen)<br />

Seite 23


Tabelle 2: Wichtige Zukunftsfel<strong>der</strong> im Vergleich<br />

<strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />

- Anteil <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten in dem jeweiligen Zukunftsfeld (2008)<br />

Wissensintensive<br />

DL<br />

Mess-,<br />

Steuer-,<br />

Regeltechnik<br />

(MSR)<br />

Maschinenbau<br />

Gesundheit<br />

DL<br />

Logistik<br />

Fahrzeugbau<br />

IKT<br />

Zukunftsfel<strong>der</strong><br />

gesamt<br />

Metropolregion Rhein-Neckar 4,6% 1,1% 4,8% 9,8% 1 4,3% 3,9% 3,9% 32,3%<br />

Metropolregion Hamburg 6,9% 0,5% 2,5% 7,8% 7,6% 1 2,5% 2,4% 30,1%<br />

Metropolregion Bremen-<br />

Oldenburg<br />

4,2% 0,7% 2,9% 7,5% 7,1% 4,5% 1,1% 27,9%<br />

Metropolregion Hannover-<br />

Braunschweig-Göttingen<br />

5,2% 0,4% 2,7% 8,5% 4,5% 7,8% 2,5% 31,5%<br />

Metropolregion Rhein-Main 7,6% 1 1,1% 2,5% 7,7% 7,2% 2,2% 2,8% 31,2%<br />

Metropolregion Rhein-Ruhr 6,5% 0,4% 3,1% 7,9% 5,4% 1,8% 2,3% 27,5%<br />

Metropolregion Nürnberg 4,1% 0,6% 4,7% 8,3% 4,2% 1,3% 2,3% 25,5%<br />

Metropolregion Berlin-<br />

Brandenburg<br />

3,5% 0,2% 1,6% 7,7% 6,5% 1,4% 1,1% 21,8%<br />

Metropolregion München 6,2% 1,2% 1 3,5% 7,7% 4,3% 5,6% 4,1% 1 32,5%<br />

Rang Metropolregion<br />

München<br />

1 = Rang 1<br />

Metropolregion Stuttgart 6,0% 0,9% 7,1% 1 6,7% 4,0% 8,4% 1 3,3% 36,5% 1<br />

Ausgaben und Beschäftigte für FuE<br />

4 1 4 7 7 3 1 2<br />

Quelle: Prognos AG, 2009, Anmerkung: Für die Metropolregion Sachsendreieck lagen keine<br />

vollständigen Daten vor.<br />

Die <strong>EMM</strong> besitzt eine sehr starke Wirtschaftsstruktur. Ein hoher<br />

Anteil von Beschäftigten arbeitet in Zukunftsfel<strong>der</strong>n. Hierdurch<br />

grenzt sich die <strong>EMM</strong> deutlich von an<strong>der</strong>en Metropolregionen ab.<br />

Unterschiede bestehen vor allem hinsichtlich <strong>der</strong> Bedeutung von<br />

Forschung und Entwicklung, wie in den folgenden Kapiteln dargestellt<br />

wird.<br />

Spitzenreiter <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen bei den internen<br />

Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2005 sind Stuttgart (6,8<br />

Milliarden Euro) und die <strong>EMM</strong> (6,4 Milliarden Euro), wie in <strong>der</strong> folgenden<br />

Tabelle deutlich wird. Zusammengenommen entfällt auf<br />

diese zwei genannten Metropolregionen ein Anteil von 42% an<br />

den Ausgaben in allen deutschen Metropolregionen (insgesamt<br />

31,6 Milliarden Euro). Die elf Metropolregionen insgesamt verzeichnen<br />

zusammen einen Anteil von 82,4% an den gesamtdeutschen<br />

internen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (38,4<br />

Milliarden Euro). Im Vergleich <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />

sind die internen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in<br />

Bremen-Oldenburg (397,7 Millionen Euro), Hamburg (1,1 Milliarden<br />

Euro) und dem Sachsendreieck (1,2 Milliarden Euro) am niedrigsten.<br />

Seite 24


Metropolregion<br />

Tabelle 3: FuE Beschäftigte im Vergleich<br />

<strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />

interne Ausgaben<br />

für FuE 2005<br />

in 1000 €<br />

FuE Beschäftigte<br />

Wirtschaft in<br />

Vollzeitäquivalenten<br />

2008<br />

Dynamik FuE-<br />

Beschäftigung<br />

2003-2008 in %-<br />

Pkt.<br />

Metropolregion Bremen-Oldenburg 397.656 3.522 -0,09%<br />

Metropolregion Hamburg 1.098.227 6.475 -0,13%<br />

Metropolregion Berlin-Brandenburg 1.597.417 13.199 -0,06%<br />

Metropolregion Sachsendreieck 1.214.422 14.232 0,05%<br />

Metropolregion Nürnberg 1.494.084 14.392 -0,05%<br />

Metropolregion Rhein-Neckar 2.095.980 17.435 -0,14%<br />

Metropolregion Hannover-<br />

Braunschweig-Göttingen 2.509.971 20.782 0,02%<br />

Metropolregion Rhein-Ruhr 3.659.715 29.200 0,02%<br />

Metropolregion Rhein-Main 4.189.242 32.581 0,03%<br />

Metropolregion Stuttgart 6.822.686 51.590 0,38%<br />

Metropolregion München 6.403.150 55.679 0,17%<br />

Rang Metropolregion München 2 1 2<br />

Quelle: Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG, 2009<br />

nach Daten des Stifterverband Wissenschaftsstatistik<br />

Auch bei <strong>der</strong> Anzahl von FuE- Beschäftigten verfügen die <strong>EMM</strong><br />

mit 55.679 Beschäftigten und Stuttgart mit 51.590 Beschäftigten<br />

über das meiste Personal für Forschung und Entwicklung. An dritter<br />

Stelle folgt die Metropolregion Rhein-Main mit knapp 32.581<br />

Beschäftigten. Schlusslichter in diesem Vergleich sind Hamburg<br />

mit knapp 6.475 Beschäftigte) sowie wie<strong>der</strong> Bremen/Oldenburg<br />

mit rund 3.500 Beschäftigten. Setzt man diese Größen zueinan<strong>der</strong><br />

ins Verhältnis so wird die Größe von <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und Stuttgart erst<br />

recht deutlich: In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> arbeiten ca. 15-mal so viele FuE Beschäftigte<br />

wie in Bremen/Oldenburg und fast 9-mal so viele wie in<br />

Hamburg. Auch <strong>der</strong> Niveauunterschied zu <strong>der</strong> – in diesem Vergleich<br />

– drittstärksten Metropolregion Rhein-Main ist enorm.<br />

Stuttgart und München grenzen sich von den übrigen Metropolregionen<br />

nicht nur hinsichtlich ihrer Größe in diesem Bereich ab.<br />

Auch die Entwicklung verlief hier deutlich besser als in den an<strong>der</strong>en<br />

Metropolregionen. Insgesamt fällt auf, dass es in den Metropolregionen<br />

mit höheren FuE-Beschäftigtenzahlen überhaupt ein<br />

Wachstum gab. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> lag dieses bei 0,17%. In vielen an<strong>der</strong>en<br />

Metropolregionen so etwa in Hamburg, Bremen-Oldenburg<br />

sowie Berlin-Brandenburg ist die Anzahl <strong>der</strong> FuE-Beschäftigten<br />

sogar zurückgegangen.<br />

Seite 25


Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Beschäftigte für FuE<br />

Metropolregion<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lässt sich<br />

gut über die Wirtschaftszweige Forschung und Entwicklung (WZ<br />

73) und Hochschulen plus Bildungseinrichtungen (WZ 80.3) erfassen.<br />

In <strong>der</strong> folgenden Tabelle wird <strong>der</strong> Anteil von Beschäftigten<br />

aus meist öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen so etwa<br />

Hochschulen und Bildungseinrichtungen (WZ 80.3) als auch Beschäftigten<br />

im Wirtschaftzweig Forschung und Entwicklung (WZ<br />

73) den FuE-Beschäftigten in <strong>der</strong> Wirtschaft gegenübergestellt. In<br />

<strong>der</strong> folgenden Tabelle wird – trotz regionaler Unterschiede – ein<br />

Zusammenhang zwischen dem Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler und dem FuE-Personal in <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

deutlich. Die <strong>EMM</strong> und Stuttgart nehmen auch hier wie<strong>der</strong> Spitzenplätze<br />

ein.<br />

Tabelle 4: Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler und <strong>der</strong> FuE-Beschäftigten<br />

an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

gesamt (2008)<br />

Forschung<br />

und<br />

Entwicklung<br />

(2008, WZ 73)<br />

Hochschulen<br />

plus<br />

Bildungseinr.<br />

(2008, WZ 80.3)<br />

FuE-<br />

Beschäftigte<br />

Wirtschaft<br />

Metropolregion Hamburg 0,5% 0,4% 0,5%<br />

Metropolregion Bremen-<br />

Oldenburg<br />

Metropolregion<br />

Sachsendreieck<br />

Metropolregion Berlin-<br />

Brandenburg<br />

0,3% 0,4% 0,5%<br />

0,7% 1,3% 0,6%<br />

1,1% 1,3% 0,7%<br />

Metropolregion Rhein-Ruhr 0,4% 0,9% 0,8%<br />

Metropolregion Nürnberg 0,3% 0,8% 1,1%<br />

Metropolregion Rhein-Main 1,0% 1,0% 1,6%<br />

Metropolregion Hannover-<br />

Braunschweig-Göttingen<br />

Metropolregion Rhein-<br />

Neckar<br />

0,7% 1,2% 1,6%<br />

0,8% 0,8% 2,2%<br />

Metropolregion München 0,9% 0,8% 2,6%<br />

Metropolregion Stuttgart 0,3% 0,8% 3,2%<br />

Anteil Wissenschaftler und FuE-Personal<br />

in Wirtschaft auf niedrigen Niveau<br />

Anteil Wissenschaftler und FuE-Personal<br />

in Wirtschaft auf mittleren Niveau<br />

Anteil Wissenschaftler und FuE-Personal<br />

in Wirtschaft auf hohem Niveau<br />

Quelle: Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG, 2009 nach Daten <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit und<br />

des Stifterverband Wissenschaftsstatistik<br />

Forschungseinrichtungen, Son<strong>der</strong>forschungsbereiche und <strong>Studie</strong>rende<br />

208 von <strong>der</strong>zeit 256 Großforschungseinrichtungen in Deutschland<br />

liegen innerhalb einer Metropolregion. Damit befinden sich rund<br />

81% <strong>der</strong> Großforschungseinrichtungen in Metropolregionen. Die<br />

größte Zahl entfällt dabei auf die Regionen Sachsendreieck mit 47<br />

Einrichtungen, Berlin/Brandenburg mit 42 Einrichtungen und<br />

Seite 26


Rhein-Ruhr mit 30 Einrichtungen. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> gibt es 20 Großforschungseinrichtungen.<br />

Auch bei diesem Kriterium befindet sich die<br />

<strong>EMM</strong> also im oberen Drittel <strong>der</strong> Metropolregionen.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Tabelle <strong>Studie</strong>renden 5: Forschungseinrichtungen, ist in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> rückläufig Son<strong>der</strong>forschungsbereiche<br />

und <strong>Studie</strong>rende im Vergleich<br />

Großforschungseinrichtungen<br />

2008<br />

universitäre<br />

Son<strong>der</strong>forschungsbereiche<br />

2008<br />

Excellenz-<br />

Initiative 1. und<br />

2. Runde<br />

Anzahl<br />

Bewilligungen<br />

in allen drei<br />

För<strong>der</strong>linien<br />

<strong>Studie</strong>rende<br />

an<br />

Hochschulen<br />

insgesamt<br />

2006<br />

<strong>Studie</strong>rende<br />

an<br />

Hochschulen<br />

je 1000 Einw.<br />

2006<br />

<strong>Studie</strong>rende<br />

an<br />

Hochschulen<br />

Entwicklung<br />

1997 bis 2006<br />

Metropolregion Hamburg 10 6 1 86.027 20,1 9,2<br />

Metropolregion Bremen-Oldenburg 6 4 3 51.145 21,5 15,6<br />

Metropolregion Sachsendreieck 47 1 17 4 194.903 28 51,9<br />

Metropolregion Berlin-Brandenburg 42 27 12 1 175.176 29,4 10<br />

Metropolregion Rhein-Ruhr 30 28 1 5 319.154 1 27,8 -10,2<br />

Metropolregion Nürnberg 4 14 4 89.504 25,5 18,1<br />

Metropolregion Rhein-Main 13 18 7 168.093 30,5 1 12,6<br />

Metropolregion Hannover-<br />

Braunschweig-Göttingen<br />

16 17 6 95.362 24,4 -10,1<br />

Metropolregion Rhein-Neckar 8 9 7 64.866 27,5 6,9<br />

Metropolregion München 20 17 9 124.035 23,8 -4,3<br />

Metropolregion Stuttgart 12 11 3 97.256 18,4 25,2<br />

Rang Metropolregion München 4 4 2 5 8 9<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

1 = Rang 1<br />

Ein ähnliches Bild gibt es bei den Son<strong>der</strong>forschungsbereichen.<br />

Auch hier liegt die <strong>EMM</strong> an vierter Stelle. Rhein-Ruhr und Berlin-<br />

Brandenburg belegen hier mit 28 beziehungsweise 27 Son<strong>der</strong>forschungseinrichtungen<br />

Spitzenpositionen. Eine Spitzenposition<br />

nimmt die <strong>EMM</strong> bei <strong>der</strong> Anzahl von Bewilligungen im Rahmen <strong>der</strong><br />

Exzellenz-Initiative <strong>der</strong> Bundesregierung ein. Hier liegt die <strong>EMM</strong><br />

mit 9 Bewilligungen an zweiter Stelle hinter Berlin-Brandenburg.<br />

Bei <strong>der</strong> Anzahl von <strong>Studie</strong>renden fällt die <strong>EMM</strong> deutlich hinter an<strong>der</strong>e<br />

Metropolregionen zurück. Hierbei muss allerdings berücksichtigt<br />

werden, dass diese Größe nur etwas über die Quantität<br />

nicht etwas über die Qualität <strong>der</strong> Lehre aussagt. Die Effekte <strong>der</strong><br />

Lehre und eine Bewertung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Lehre erfolgt in Kapitel<br />

7. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> waren im Jahr 2006 124.035 <strong>Studie</strong>rende an 29<br />

Hochschulen immatrikuliert. Damit liegt die <strong>EMM</strong> im Vergleich mit<br />

an<strong>der</strong>en Metropolregionen im Mittelfeld. Berlin-Brandenburg<br />

(175.176), das Sachsendreieck (194.903) und Rhein-Ruhr<br />

(319.154) haben deutlich höhere <strong>Studie</strong>rendenzahlen. Setzt man<br />

die Anzahl <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden ins Verhältnis zu den Einwohnern,<br />

dann rutscht die <strong>EMM</strong> weiter ab. Der Anteil von <strong>Studie</strong>renden an<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung (je 1.000 Einwohner) ist in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 23,8. Diese<br />

1<br />

Seite 27<br />

2


Patentanmeldungen<br />

sogenannte <strong>Studie</strong>rendendichte liegt damit leicht unter dem Bundesdurchschnitt<br />

(24,0 <strong>Studie</strong>rende je 1.000 Einwohner) und dem<br />

Durchschnitt in den Metropolregionen Deutschlands (25,6 <strong>Studie</strong>rende<br />

je 1.000 Einwohner).<br />

Die <strong>Studie</strong>rendendichte hat sich seit 1997 weiter verringert, da die<br />

<strong>Studie</strong>rendenzahl im Zeitraum von 1997 bis 2006 um 4,3% zurückgegangen<br />

ist. Nur in den Regionen Rhein-Ruhr und Hannover<br />

war die Entwicklung ebenfalls rückläufig. Die größten Zuwächse in<br />

den letzten Jahren verzeichneten das Sachsendreieck (51,9%)<br />

und Stuttgart (25,2%).<br />

Patentanmeldungen sind ein leistungsstarker Indikator für die<br />

Messung von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in einer<br />

Region. Die Validität dieses Indikators wird in Kapitel 8.2 noch<br />

ausführlich dargestellt und diskutiert. Mit diesem Blick auf die sogenannte<br />

Patentanmeldungsdichte zeigt sich auch hier ein Süd-<br />

Nord-Gefälle im Vergleich <strong>der</strong> Metropolregionen. So wurden im<br />

Zeitraum von 2000 – 2005 bezogen auf die Einwohner einer Region<br />

in Stuttgart 729,7 Patente pro 100.000 Einwohner angemeldet<br />

und in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 646,4 Patente pro 100.000 Einwohner. Beide Metropolregionen<br />

liegen damit weit über dem Durchschnitt aller deutschen<br />

Metropolregionen (336,3) und dem Bundesdurchschnitt<br />

(315,9). Die wenigsten Patente – gemessen an den Einwohnern –<br />

wurden in Bremen-Oldenburg (118,6) und im Sachsendreieck<br />

(155,7) angemeldet.<br />

Seite 28


Metropolregion<br />

Tabelle 6: Patentanmeldungen <strong>der</strong><br />

Metropolregionen im Vergleich<br />

Patentanmeldungen<br />

2000-2005 je 100.000<br />

Einwohner 2005<br />

Verän<strong>der</strong>ung<br />

Patentanmeldungen<br />

1995/2000 bis<br />

2000/2005 in %<br />

Metropolregion Bremen-Oldenburg 118,6 -15,10%<br />

Metropolregion Sachsendreieck 155,7 89,60%<br />

Metropolregion Berlin-Brandenburg 159,7 12,20%<br />

Metropolregion Hamburg 196,9 29,20%<br />

Metropolregion Rhein-Ruhr 258,8 17,70%<br />

Metropolregion Hannover-<br />

Braunschweig-Göttingen 339,3 47,20%<br />

Metropolregion Rhein-Main 378,1 4,10%<br />

Metropolregion Nürnberg 431,7 25,50%<br />

Metropolregion Rhein-Neckar 460,3 101,00%<br />

Metropolregion München 646,4 41,30%<br />

Metropolregion Stuttgart 729,7 29,00%<br />

Rang Metropolregion München 2 4<br />

Quelle: Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG, 2009 nach Patentstatistik<br />

Vergleicht man die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Patentanmeldungen im Zeitraum<br />

2000 – 2005 mit denen im Zeitraum von 1995 – 2000, so ist<br />

in den meisten Metropolregionen ein Anstieg festzustellen. Beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägt war dieser in den Regionen Rhein-Neckar<br />

(101,0%) und im Sachsendreieck (89,6%).<br />

Die <strong>EMM</strong> liegt mit 41,3% an vierter Stelle und damit über dem<br />

durchschnittlichen Zuwachs <strong>der</strong> deutschen Metropolregionen<br />

(31,3%) und über dem Bundesdurchschnitt (25,3%).<br />

Die <strong>EMM</strong> und die Metropolregion Stuttgart grenzen sich gerade<br />

bei Kernindikatoren <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit von Forschung und<br />

Entwicklung auf nationaler Ebene deutlich von den übrigen Metropolregionen<br />

ab. Diese beiden Regionen zählen zu den wichtigsten<br />

Forschungsstandorten in Deutschland. Im folgenden Kapitel erfolgt<br />

eine Einordnung dieses Standortes auf europäischer Ebene.<br />

2.3.2 Vergleich auf europäischer Ebene<br />

Die Metropolregionen Europas sind im Netzwerk <strong>der</strong> europäischen<br />

Ballungs- und Großräume METREX organisiert. Laut dem Netzwerk<br />

gibt es im erweiterten Europa etwa 120 Ballungs- und Großräume,<br />

die Oberzentren des wirtschaftlichen und sozialen Lebens<br />

Seite 29


sind. 60% <strong>der</strong> europäischen Bevölkerung lebt und arbeitet in diesen<br />

Ballungszentren. 20<br />

Für die im METREX organisierten europäischen Metropolregionen<br />

gibt es keine aggregierten Daten zu Wissens- und Innovationsindikatoren<br />

bei Eurostat. Detaillierte regionale Daten liegen auf europäischer<br />

Ebene für die NUTS 2 Regionen vor. In Deutschland entspricht<br />

diese Ebene den Regierungsbezirken. Daten auf Kreisebene<br />

(NUTS 3 Regionen) sind kaum vorhanden. Um die Vergleichbarkeit<br />

<strong>der</strong> Daten auf europäischer Ebene zu gewährleisten, werden<br />

daher die NUTS 2 Regionen hinsichtlich verschiedener Wissens-<br />

und Innovationsindikatoren verglichen. Die <strong>EMM</strong> wird dabei<br />

extra ausgewiesen und anhand des Anteils <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Regierungsbezirke (Oberbayern, Nie<strong>der</strong>bayern<br />

und Schwaben) an <strong>der</strong> gesamten <strong>EMM</strong> gewichtet. Dieser beträgt<br />

im Jahr 2007 im Einzelnen:<br />

Oberbayern erwirtschaftet 81,8% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 21<br />

Nie<strong>der</strong>bayern erwirtschaftet 4,6% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Schwaben erwirtschaftet 13,6% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Schon im letzten Kapitel wurde deutlich, dass sich die Metropolregionen<br />

in Deutschland erheblich hinsichtlich Größe, Bevölkerung<br />

und wirtschaftlicher Stärke unterscheiden. Die regionalen Unterschiede<br />

nehmen auf europäischer Ebene noch deutlich zu. In <strong>der</strong><br />

folgenden Tabelle werden die NUTS 2-Regionen in Europa anhand<br />

ihrer wirtschaftlichen Stärke aufgelistet (BIP je Einwohner).<br />

Die NUTS 2 Region mit dem höchsten BIP je Einwohnen ist Inner<br />

London mit fast 90.000 €. Mit deutlichem Abstand folgen dann Luxemburg<br />

(71.775 €), Brüssel (59.412 €) und Kopenhagen (50.634<br />

€).<br />

Hamburg ist die Region auf NUTS 2-Ebene in Deutschland mit<br />

dem höchsten BIP je Einwohner (knapp 50.000 €). Die <strong>EMM</strong><br />

kommt auf einen Wert von 38.732 € und liegt damit unter den Top<br />

10-Prozent <strong>der</strong> betrachteten NUTS 2-Regionen. Vor allem <strong>der</strong><br />

sehr hohe Wert <strong>der</strong> Stadt München (48.568 €) trägt zu dieser guten<br />

Platzierung bei. Noch besser schneidet die <strong>EMM</strong> bei Indikatoren<br />

für Wissenschaft und Forschung ab.<br />

20 Siehe http://www.eurometrex.org/<br />

21 Die Stadt München erwirtschaftet 27,2% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Seite 30


Rang NUTS 2 Region<br />

Tabelle 7: Elementardaten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und <strong>der</strong><br />

Top 10 Regionen auf NUTS 2-Ebene<br />

(sortiert nach dem BIP pro Einwohner)<br />

BIP je<br />

Einwohner<br />

Bevölkerung Fläche<br />

1. Inner London 89.306 3.000.800 320,5<br />

2. Luxemburg (Grand-Duché) 71.775 262.600 4440<br />

3.<br />

Région de Bruxelles-Capitale/Brussels<br />

Hoofdstedelijk Gewest<br />

59.412 1.039.900 161<br />

4. Hovedstaden (Kopenhagen) 50.634 1.641.300 2.561<br />

5. Hamburg 48.622 1.762.400 755,3<br />

6. Stockholm 47.127 1.933.800 6.789,2<br />

7. Southern and Eastern (Irland) 46.124 3.190.400 36.544,8<br />

8. Île de France 44.169 11.574.400 12.012,3<br />

9. Groningen 43.819 573.500 2.967,9<br />

10. Berkshire, Bucks and Oxfordshire 43.614 2.180.500 5741,5<br />

…<br />

12. Oberbayern (81,8% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>) 40.892 4.258.700 17.530<br />

18. <strong>EMM</strong> 38.723 5.500.000 24.094<br />

62. Schwaben (4,6% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>) 29.450 1.787.800 9.992<br />

87. Nie<strong>der</strong>bayern (13,6% <strong>der</strong> BWS <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>) 27.650 1.195.400 10.330<br />

Quelle: Prognos AG, 2009 nach Berechnungen von Eurostat,<br />

Daten zu 275 NUTS 2 Regionen vorhanden.<br />

Beim Anteil von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an<br />

den gesamten Beschäftigten nehmen die norwegischen Regionen<br />

Trondheim (3,16%) und Oslo (2,82%) in Europa die Spitzenplätze<br />

ein. Auch die <strong>EMM</strong> liegt mit knapp 2% unter den Top-Ten Europas.<br />

Vor allem die Region Oberbayern trägt mit Rang 8 aller betrachteten<br />

NUTS 2 Regionen in Europa zu diesem positiven Befund<br />

bei. Schwaben (62) und Nie<strong>der</strong>bayern (87) rangieren weit<br />

dahinter.<br />

Bei den Beschäftigten in High-Tech-Branchen liegt die <strong>EMM</strong> mit<br />

knapp 7,5% an Position 15. Hier ist neben den drei britischen Regionen<br />

Oxford, Hamshire und Bedfordshire, Stockholm führend.<br />

Die Oberpfalz ist mit 8,14% Beschäftigten in High-Tech-Branchen<br />

die führende Region in Deutschlands.<br />

Seite 31


Rang NUTS 2 Region<br />

Tabelle 8: Anteil <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler und Beschäftigten in High-Tech-<br />

Branchen an allen Beschäftigten<br />

- Top 10 Regionen auf NUTS 2-Ebene<br />

Anteil <strong>der</strong><br />

Wissenschaftler<br />

an allen<br />

Beschäftigten<br />

1. Trøndelag (Trondheim) 3,16%<br />

2. Oslo og Akershus 2,81%<br />

3. Praha 2,67%<br />

4. Bratislavský kraj 2,58%<br />

5. Pohjois-Suomi (Finnland) 2,54%<br />

6. Région de Bruxelles-Capitale 2,51%<br />

7. Island 2,39%<br />

8. Oberbayern 2,31%<br />

9. Etelä-Suomi (Finnland) 2,28%<br />

10. <strong>EMM</strong> 1,97%<br />

11. Stuttgart 1,89%<br />

…<br />

62. Schwaben 0,43%<br />

87. Nie<strong>der</strong>bayern 0,50%<br />

Rang NUTS 2 Region<br />

Anteil <strong>der</strong><br />

Beschäftigten<br />

in High-Tech-<br />

Branchen<br />

1. Berkshire, Bucks and Oxfordshire 10,70%<br />

2. Stockholm 9,28%<br />

3. Hampshire and Isle of Wight 8,46%<br />

4. Bedfordshire, Hertfordshire 8,35%<br />

5. Közép-Magyarország 8,16%<br />

6. Oberpfalz 8,14%<br />

7. Etelä-Suomi 8,14%<br />

8. Oberbayern 8,13%<br />

9. Espace Mittelland 7,94%<br />

10. Oslo og Akershus 7,85%<br />

…<br />

15. <strong>EMM</strong> 7,51%<br />

79. Schwaben 4,91%<br />

126. Nie<strong>der</strong>bayern 4,13%<br />

Quelle: Prognos AG, 2009 nach Berechnungen von Eurostat,<br />

Daten zu 274 NUTS 2 Regionen vorhanden.<br />

2.4 Fazit<br />

In diesem Kapitel ist deutlich geworden, dass die <strong>EMM</strong> ein wirtschaftlich<br />

sehr starker Standort mit einem hohen Anteil von Beschäftigten<br />

in Zukunftsfel<strong>der</strong>n ist. Noch stärker wäre die Konzentration,<br />

würde man nur das Stadtgebiet betrachten. Diese wirtschaftliche<br />

Stärke und Wirtschaftsstruktur führt, wie im weiteren<br />

Verlauf <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> deutlich werden wird, zu höheren indirekten Effekte<br />

bei <strong>der</strong> Input-Output-Analyse (vgl. Kapitel 4.1.3) sowie zu einem<br />

hohen regionalspezifischen Einkommensmultiplikators (vgl.<br />

Kapitel 4.1.4).<br />

Viele Fakten machen die herausragende Stellung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> als<br />

Wissenschafts- und Forschungsstandort deutlich. Zwischen 2000<br />

und 2005 weist die <strong>EMM</strong> mit 646,4 bundesweit die zweithöchste<br />

Anzahl an Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner nach <strong>der</strong><br />

Region Stuttgart (729,7) auf und liegt damit fast doppelt so hoch<br />

wie <strong>der</strong> Bundesdurchschnitt (336,3). Mit ebenso großem Abstand<br />

hebt sich die <strong>EMM</strong> bei <strong>der</strong> Anzahl des FuE-Personals insgesamt<br />

von fast allen an<strong>der</strong>en Regionen in Deutschland ab: während im<br />

bundesweiten Mittel pro 1000 Erwerbstätige lediglich 8,8 Personen<br />

im FuE-Bereich tätig sind, sind es in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 18,2. Nur die Region<br />

Stuttgart liegt mit 18,7 wie<strong>der</strong>um geringfügig höher. Die hohe<br />

Seite 32


Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wird durch die<br />

Beschäftigungszahlen in den Spitzentechnologiesektoren untermauert.<br />

So arbeiteten 2007 in <strong>der</strong> Region München 165.170<br />

Erwerbstätige in Gewerbe und wissensintensiven Dienstleistungen<br />

mit hohem Technologieniveau.<br />

Neben <strong>der</strong> Fähigkeit, Wissen zu schaffen und neues Wissen in innovative<br />

Problemlösungen einzubringen, leisten die Forschungseinrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> auch einen erheblichen Beitrag zur Entscheidungs-<br />

und Kontrollfunktion <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. So kann am Beispiel<br />

des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt die beson<strong>der</strong>e<br />

Relevanz des Standortes <strong>EMM</strong> für die Planung, das Management<br />

und die technische Durchführung internationaler Weltraummissionen<br />

demonstriert werden. Ein erheblicher Anteil <strong>der</strong> Managementkompetenzen<br />

des deutschen Forschungssystems ist ebenfalls in<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> versammelt, so die Zentrale <strong>der</strong> Fraunhofer-<br />

Gesellschaft, wie auch die Administrations- und Verwertungsbereiche<br />

und Zentrale <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft.<br />

Die <strong>EMM</strong> ist einer <strong>der</strong> wichtigsten Wissenschafts- und Forschungsstandorte<br />

in Deutschland und Europa. Auch wenn nicht<br />

immer eine Top-Position erreicht werden kann, zeigen die einzelnen<br />

Vergleiche, dass es eine <strong>der</strong> wesentlichen und herausragenden<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist, in vielen, o<strong>der</strong> sogar den meisten<br />

Fel<strong>der</strong>n gut aufgestellt zu sein. Die berühmte Münchner Mischung<br />

bei den Unternehmen, die Münchens Wirtschaft auf viele Beine<br />

stellt und damit robust macht, gibt es in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> auch in <strong>der</strong> Wissenschaft.<br />

Seite 33


3 Die Europäische Metropolregion<br />

München als Forschungsstandort<br />

Die große Dichte und die beson<strong>der</strong>e Diversität von Forschungseinrichtungen<br />

in <strong>der</strong> Europäischen Metropolregion München zeichnen<br />

den Standort in <strong>der</strong> europäischen Forschungslandschaft aus. Diese<br />

Stärke verdankt die <strong>EMM</strong> vor allem <strong>der</strong> hohen Anzahl von Forschungseinrichtungen<br />

in München. Rund die Hälfte <strong>der</strong> bayerischen<br />

Hochschulen liegen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>, und allein an den größten<br />

drei Hochschulen Münchens – <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München, <strong>der</strong> Technischen Universität München und <strong>der</strong> Hochschule<br />

München – sind über 30% aller bayerischen <strong>Studie</strong>renden<br />

eingeschrieben. 22 Neben Universitäten und Hochschulen für angewandte<br />

Wissenschaften sind in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zahlreiche außeruniversitäre<br />

Forschungsorganisationen präsent – sowohl mit zahlreichen<br />

Forschungsinstituten als auch mit ihren Hauptstellen und<br />

zentralen Einrichtungen. So betreibt die Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

Europas größte Organisation für angewandte Forschung, in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> neben ihrer Zentrale in München vier Forschungsinstitute.<br />

Die Max-Planck-Gesellschaft, <strong>der</strong>en Institute zur globalen Elite <strong>der</strong><br />

Grundlagenforschung zählen, ist mit elf Einzelinstituten (in ganz<br />

Bayern sind es zwölf), ihrem Verwaltungssitz, sowie ihrer Patentverwertungsagentur<br />

Garching Innovation in <strong>der</strong> Metropolregion<br />

vertreten. Die Helmholtz-Gemeinschaft forscht innerhalb Bayerns<br />

ebenfalls im Großraum München, wie auch die Leibniz-<br />

Gemeinschaft, <strong>der</strong>en drei bayerischen Institute in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angesiedelt<br />

sind. 23 Die Stadt München ist damit deutlich erkennbar das<br />

Zentrum <strong>der</strong> Wissenschaftsregion <strong>EMM</strong>.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.1.1 deutlich wurde, ist die <strong>EMM</strong> als Metropolregion<br />

hinsichtlich ihrer Innovations- und Wettbewerbsfunktion<br />

sehr gut aufgestellt. In diesem Kapitel wird anhand von Beispielen<br />

aufgezeigt, durch welche Institutionen und institutionellen Verbünde<br />

und in welchen Wissensgebieten die <strong>EMM</strong> Wissen generiert,<br />

und welche Impulse von <strong>der</strong> Region in die internationale Forschungslandschaft<br />

ausgehen.<br />

Dazu wird im Abschnitt 3.1 zunächst eine Auswahl von „Key<br />

Playern“ aus dem Bereich <strong>der</strong> Universitäten, Hochschulen für angewandte<br />

Wissenschaften und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in den Blick genommen. Anhand ihrer institutionellen<br />

Hintergründe, ihrer Größencharakteristika, ihrer fachlichen<br />

Profile und ihrer Leistungen wird ihre jeweilige Bedeutung<br />

22 Die Zahlen wurden aus den Angaben des Statistischen Bundesamtes, <strong>der</strong> angegebenen Hochschulen sowie <strong>der</strong><br />

Bayerischen Staatsregierung errechnet.<br />

23 Vgl. die Angaben auf den Webseiten <strong>der</strong> jeweiligen Einrichtung<br />

Seite 34


und Positionierung in <strong>der</strong> Forschungslandschaft <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verdeutlicht.<br />

Zur Abschätzung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Exzellenz <strong>der</strong> Forschungseinrichtungen<br />

wird dabei auch auf Kriterien wie erfolgreiche<br />

Mitteleinwerbungen, Ergebnisse von Forschungsrankings,<br />

sowie auf Auszeichnungen wie Nobelpreise und Auszeichnungen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Exzellenzinitiative eingegangen.<br />

Im darauf folgenden Kapitel 3.2 werden die herausragenden Forschungsgebiete<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> vorgestellt. Ziel ist es deutlich zu machen,<br />

in welchen Fachgebieten und durch welche konkreten Aktivitäten<br />

von Forschungsverbünden die <strong>EMM</strong> zu herausragen<strong>der</strong> Forschung<br />

beiträgt. Dabei wird zum einen auf die durch die Prognos<br />

AG durchgeführte schriftliche Befragung von Forschungsakteuren<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zurückgegriffen, zum an<strong>der</strong>en werden erfolgreiche Mitteleinwerbungen<br />

sowie einzelne, überwiegend im Rahmen <strong>der</strong> Exzellenzinitiative<br />

ausgezeichnete Forschungscluster vorgestellt.<br />

3.1 Charakterisierung ausgewählter Wissenschafts-<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

3.1.1 Universitäten<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) wurde als erste<br />

Universität Bayerns im Jahr 1472 mit vier Fakultäten in Ingolstadt<br />

gegründet und 1826 durch König Ludwig I. nach München<br />

geholt. Heute umfasst die LMU 18 Fakultäten, an denen rund<br />

4.000 Wissenschaftler/-innen forschen bzw. lehren und stellt mit<br />

knapp 45.000 <strong>Studie</strong>renden bei einem Gesamtbudget von 380<br />

Mio. € 24 die größte Hochschule Bayerns und eine <strong>der</strong> größten<br />

Deutschlands dar. 25 Die Forschung und Lehre <strong>der</strong> LMU ist fachlich<br />

auf vier Säulen aufgebaut:<br />

24 Das Referenzjahr ist 2007. Der Betrag umfasst nicht das Budget des Universitätsklinikums.<br />

25 Vgl. Webseite <strong>der</strong> LMU: http://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/index.html (Stand:19.10.2009).<br />

Seite 35


(1) Geistes- und Kulturwissenschaften,<br />

(2) Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften,<br />

(3) Medizin und<br />

(4) Naturwissenschaften.<br />

Der medizinischen Fakultät angeglie<strong>der</strong>t ist das Klinikum <strong>der</strong> Universität<br />

mit einem Gesamtbudget von 718,1 Mio. € sowie einer<br />

Vielzahl vorklinischer, wissenschaftlicher sowie klinischtheoretischer<br />

Einrichtungen in den Fachbereichen Medizin und<br />

Tiermedizin. Damit stellt die medizinische Fakultät <strong>der</strong> LMU die<br />

größte medizinische Ausbildungseinrichtung Süddeutschlands dar.<br />

Die LMU leistet durch ihre herausragenden Forschungsleistungen<br />

unzweifelhaft einen wichtigen Beitrag zur Spitzenpositionierung<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Insgesamt gingen 13 Nobelpreise (seit 1901) und 18<br />

Leibniz-Preise (seit 1987) an Forscherinnen und Forscher <strong>der</strong><br />

LMU – die überwiegende Mehrheit davon in den Fächern Physik,<br />

Chemie, Biologie und Medizin. 26<br />

Durch den großen Erfolg bei <strong>der</strong> Exzellenzinitiative, in dessen<br />

Rahmen <strong>der</strong> Universität bis 2011 eine Gesamtför<strong>der</strong>summe von<br />

180 Millionen € zur Verfügung steht, konnte die LMU in allen drei<br />

För<strong>der</strong>linien zusätzliche Finanzmittel zur weiteren Stärkung ihrer<br />

Forschungsleistungen einwerben. Mit <strong>der</strong> Ansiedelung einer Graduiertenschule,<br />

dreier Exzellenzcluster sowie <strong>der</strong> Intensivierung<br />

einer Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

für Spitzenforschung an <strong>der</strong> Universität hat die LMU ihre<br />

Position in <strong>der</strong> nationalen und internationalen Forschungslandschaft<br />

weiter ausgebaut. Die Graduiertenschule für „Systemic<br />

Neurosciences“ sowie die Exzellenzcluster für „Integrated Protein<br />

Science“, „Advanced Photonics“ und „Nanosystems“ unterstreichen<br />

die Stärke <strong>der</strong> LMU in ihren Kernkompetenzen Naturwissenschaften<br />

und Medizin.<br />

Das CHE-Forschungsranking aus dem Jahr 2008 bestätigt dieses<br />

Bild weitgehend. Vor allem in den Bereichen Medizin und Physik<br />

befindet sich die LMU meist an <strong>der</strong> Spitze. In Medizin erlangte die<br />

LMU in absoluten Größen gar bei allen Indikatoren 27 den zweiten<br />

Platz nach <strong>der</strong> Charité Berlin bzw. <strong>der</strong> Universität Heidelberg. In<br />

den Fächern Biologie und Chemie zählt die LMU zwar auch zu<br />

den forschungsstarken Hochschulen Deutschlands, steht allerdings<br />

bei mehreren Indikatoren im Mittelfeld.<br />

26 Vgl. Webseite <strong>der</strong> LMU: http://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/persoenlichk/index.html (Stand: 20.10.2009).<br />

27 Gemessen wurden die Höhe <strong>der</strong> verausgabten Drittmittel, die Anzahl <strong>der</strong> Publikationen, die Anzahl <strong>der</strong> Promotionen,<br />

die Anzahl <strong>der</strong> Erfindungen sowie die Reputation (vgl. CHE-Forschungsranking 2008).<br />

Seite 36


Technische Universität München<br />

Als Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Voraussetzungen für eine<br />

akademische Ingenieursausbildung geschaffen wurden, versuchte<br />

man mittels verschiedener Ansätze die Forschungs- und Hochschullandschaft<br />

Bayerns durch die Etablierung einer „Hochschule<br />

aller technischen <strong>Studie</strong>n“ zu erweitern. Im Jahre 1868 wurde<br />

schließlich die Polytechnische Schule München neu strukturiert<br />

und durch König Ludwig II. mit Hochschulstatus gegründet. 1877<br />

wurde <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> Titel „Technische Hochschule“ verliehen,<br />

bevor sie 1970 den Namen Technische Universität München<br />

(TUM) erhielt. Heute belegt die TUM in den gängigen Rankings<br />

regelmäßig einen <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Plätze und wird zu den besten<br />

Universitäten Deutschlands gezählt. In den rund 140 Jahren ihrer<br />

Geschichte leistete die TUM durch ihren Fokus auf eine technischwissenschaftliche<br />

Ausbildung wesentliche Beiträge zur Industrialisierung<br />

Bayerns sowie zu seiner Entwicklung als Hochtechnologiestandort,<br />

den es heute darstellt.<br />

Im Jahr 2008 waren an <strong>der</strong> Technischen Universität München bei<br />

einem Gesamtetat von 501 Mio. € über 23.000 <strong>Studie</strong>rende eingeschrieben<br />

und knapp 3.620 Wissenschaftler/-innen beschäftigt<br />

(jeweils ohne Klinikum 28 ). Insgesamt werden an 13 Fakultäten 133<br />

<strong>Studie</strong>ngänge angeboten, die sich auf folgende Gebiete erstrecken:<br />

(1) Ingenieur- und Naturwissenschaften,<br />

(2) Medizin und Lebenswissenschaften sowie<br />

(3) Wirtschaftswissenschaften und Lehrerbildung.<br />

Herausragende Leistungen erbringt die TUM v.a. im ersten Bereich,<br />

den Ingenieur- und Naturwissenschaften, in dem auch traditionell<br />

die Kernkompetenzen <strong>der</strong> TUM liegen. So erhielten seit<br />

1927 sechs Wissenschaftler <strong>der</strong> TUM den Nobelpreis in den Fächern<br />

Chemie und Physik. Die TUM brachte zudem 10 Leibniz-<br />

Preisträger seit 1987 hervor. Gewürdigt wurden dabei exzellente<br />

Forschungsleistungen in <strong>der</strong> Chemie, <strong>der</strong> Physik, <strong>der</strong> Mathematik,<br />

<strong>der</strong> Informatik, im Maschinenbau sowie den Neurowissenschaften.<br />

Der substanzielle Beitrag, den die TUM zur Forschungsinfrastruktur<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> leistet, wird des Weiteren durch den hohen wissenschaftlichen<br />

Output in den Bereichen Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />

deutlich. Ausgezeichnete Leistungen bescheinigt das<br />

CHE-Forschungsranking <strong>der</strong> TUM in den Fächern Physik, Chemie,<br />

28 Das Universitätsklinikum <strong>der</strong> TUM verfügte 2008 über ein Budget von 371.3 Mio €.<br />

Seite 37


Biologie, Mathematik, Elektro- und Informationstechnik sowie Maschinenbau.<br />

In Chemie beispielsweise erreicht die TUM als einzige<br />

Hochschule Deutschlands, im Maschinenbau zusammen mit<br />

<strong>der</strong> Universität Stuttgart bei allen Indikatoren einen Spitzenplatz. In<br />

den Fachbereichen Elektro- und Informationstechnik belegt die<br />

TUM bei <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Publikationen, <strong>der</strong> Promotionen, <strong>der</strong> Erfindungen<br />

sowie bei <strong>der</strong> Reputation bundesweit jeweils Platz eins.<br />

Ebenso wie die LMU, war auch die TUM eine <strong>der</strong> erfolgreichsten<br />

Hochschulen Deutschlands bei <strong>der</strong> Exzellenzinitiative, in <strong>der</strong>en<br />

Rahmen die „Exzellenzuniversität“ rund 150 Mio. € an zusätzlichen<br />

Finanzmitteln bis 2011 erhält. Eine führende Rolle übernimmt die<br />

TUM in <strong>der</strong> "International Graduate School of Science and Engineering"<br />

(IGSSE) sowie den beiden Exzellenzclustern "Cognition<br />

for Technical Systems" (COTESYS) und "Origin and Structure of<br />

the Universe". In beiden Exzellenzclustern partizipieren außerdem<br />

u.a. die LMU, die Max-Planck-Gesellschaft, die Universität <strong>der</strong><br />

Bundeswehr sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.<br />

Darüber hinaus schärft die TUM mit ihrem Zukunftskonzept<br />

„TUM. The Entrepreneurial University“ ihr Profil als unternehmerisch<br />

ausgerichtete Hochschule.<br />

3.1.2 Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />

Insgesamt sind in <strong>der</strong> Metropolregion mit München, Augsburg, Ingolstadt,<br />

Landshut, Rosenheim und Weihenstephan-Triesdorf<br />

sechs Hochschulen angesiedelt, an denen insgesamt über 30.000<br />

<strong>Studie</strong>rende einen Hochschulabschluss anstreben. Fast die Hälfte<br />

davon (ca. 14.000) ist an <strong>der</strong> Hochschule München eingeschrieben.<br />

Die fachlichen Forschungsschwerpunkte <strong>der</strong> genannten<br />

Hochschulen fügen sich gut in das Forschungsprofil <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ein<br />

und lassen sich im Wesentlichen in vier Bereiche glie<strong>der</strong>n:<br />

Technisch-naturwissenschaftlich (z.B. angewandte physikalische<br />

Wissenschaften wie Materialforschung und Nanotechnologie)<br />

Maschinen- und Fahrzeugbau (z.B. Leichtbau, Fahrzeugmechatronik)<br />

Technisch-betriebswirtschaftlich (z.B. Produktion, Automatisierung,<br />

Logistik)<br />

Umwelt und Natur (z.B. Umwelttechnik, Land- und Forstwirtschaft,<br />

Lebensmitteltechnologie)<br />

Beson<strong>der</strong>s ausgeprägt sind die Kompetenzen in den angewandten<br />

physikalischen Wissenschaften vor allem bei <strong>der</strong> Hochschule<br />

München, die neben den beiden großen Münchner Universitäten<br />

ebenfalls am Exzellenzcluster „Nanosystems Initiative Munich“ be-<br />

Seite 38


teiligt ist, sowie an den Hochschulen in Ingolstadt, Rosenheim und<br />

Landshut, bei denen Materialforschung sowie Werkstoff- und<br />

Oberflächentechnik wichtige Pfeiler ihres Forschungsprofil bilden.<br />

Im Maschinen- und Fahrzeugbau wird das Wissen an <strong>der</strong> Hochschule<br />

in <strong>der</strong> „Automobilstadt“ Ingolstadt (Kompetenzfel<strong>der</strong> sind<br />

u.a. Fahrzeugmechatronik, Motor und Antriebsstrang) sowie an<br />

<strong>der</strong> Hochschule Landshut gebündelt. Diese schärft ihr Profil in <strong>der</strong><br />

Werkstoffforschung sowie dem Fahrzeugbau insbeson<strong>der</strong>e durch<br />

ihre Trägerschaft des „Leichtbau-Clusters“, das durch die High-<br />

Tech Offensive des Freistaates Bayern geför<strong>der</strong>t wird. In diesem<br />

Cluster sind viele Unternehmen sowie an<strong>der</strong>e Forschungseinrichtungen<br />

sowohl innerhalb <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> als auch darüber hinaus aktiv.<br />

Die Hochschulen in Rosenheim und Landshut verfügen außerdem<br />

über ausgewiesene Kompetenzen in den Bereichen Produktion,<br />

Automatisierung und Logistik. Letztere hat zu diesem Forschungsfeld<br />

ein Kompetenzzentrum eingerichtet, das Unternehmen bspw.<br />

beim „Supply Chain Management“ Beratung und Unterstützung<br />

anbietet. Die Hochschule in Rosenheim hat darüber hinaus einen<br />

exzellenten Ruf im Bereich <strong>der</strong> Holztechnik, welche für das regionale<br />

Cluster eine wichtige Rolle spielt. Dahingegen konnten die<br />

Hochschulen in Augsburg (Kompetenzzentrum Umwelttechnik)<br />

und Weihenstephan-Triesdorf Expertise in <strong>der</strong> Umwelt- und Verfahrenstechnik<br />

aufbauen. Letztere nimmt außerdem durch ihre<br />

außergewöhnlich klare Ausrichtung auf die „grünen“ Fächer in verschiedenen<br />

Themengebieten <strong>der</strong> Umwelt, Ernährung und Natur<br />

eine beson<strong>der</strong>e Stellung unter den bayerischen Hochschulen ein.<br />

Folglich ergänzen die Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />

somit nicht nur die Hochschullandschaft <strong>der</strong> beiden Universitätsstädte<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> um eine klare Komponente <strong>der</strong> angewandten<br />

Forschung, son<strong>der</strong>n gewährleisten auch in den weniger urban geprägten<br />

Gebieten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> die Akkumulation und Weitergabe von<br />

Wissen. Sichtbar werden diese „Wissens-Spill-over“ vor allem in<br />

Form <strong>der</strong> an den Hochschulen angesiedelten Kompetenzzentren<br />

o<strong>der</strong> Clusterinitiativen zum Wissens- und Technologietransfer.<br />

Dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Standortattraktivität<br />

<strong>der</strong> kleineren Städte <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />

3.1.3 Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong><br />

Max-Planck-Gesellschaft - Grundlagenforschung auf international höchstem Niveau<br />

Einen äußerst wichtigen und herausragenden Baustein in <strong>der</strong> Forschungslandschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> stellt die Max-Planck-Gesellschaft<br />

dar, die neben einer Reihe von Instituten auch ihren Verwaltungssitz<br />

in München betreibt. Gerade in den für die <strong>EMM</strong> so bedeutsamen<br />

Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie positioniert<br />

sich die Max-Planck-Gesellschaft mit ihren Einzelinstituten in<br />

Seite 39


einem weltweiten Vergleich von ScienceWatch auf dem zweiten<br />

Platz gleich hinter <strong>der</strong> Harvard-University. 29 Bemerkenswert ist,<br />

dass sich die Max-Planck-Gesellschaft auf diesen Forschungsgebieten<br />

mit neun Einzelinstituten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angesiedelt hat: fünf<br />

Institute betreiben Forschung zu verschiedenen Teilgebieten <strong>der</strong><br />

Physik und vier zu den Bereichen Lebenswissenschaften sowie<br />

Medizin. An dieser Stelle wird nochmals deutlich, dass die Forschungslandschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in einigen Bereichen sogar zur globalen<br />

Spitzengruppe gezählt werden kann.<br />

Die herausragende Stellung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in den Forschungsgebieten<br />

<strong>der</strong> Physik, die im Hochschulbereich v.a. durch die LMU und die<br />

TUM getragen wird, wird durch die Ansiedelung <strong>der</strong> fünf physikalisch<br />

orientierten Max-Planck-Institute in <strong>der</strong> Metropolregion –<br />

schwerpunktmäßig in Garching – unterstrichen, die zusammen<br />

über 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Durch<br />

die Institute werden neben allgemeiner theoretischer sowie Experimentalphysik<br />

die Bereiche Plasmaphysik (IPP), Quantenoptik,<br />

Astrophysik und extraterrestrische Physik abgedeckt.<br />

Das IPP ist das mitarbeiterstärkste physikalisch ausgerichtete Institut<br />

<strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> und zugleich <strong>der</strong><br />

Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren angeschlossen.<br />

Es gehört zu den größten Zentren <strong>der</strong> Fusionsforschung<br />

in Europa. Alleine am Hauptstandort Garching sind 750<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die die Grundlagen<br />

für Fusionskraftwerke erforschen. Mit dem „Tokamak ASDEX Upgrade“<br />

besitzt das IPP die größte Fusionsanlage Deutschlands und<br />

ist Gastgeber <strong>der</strong> europäischen EFDA-<strong>Studie</strong>ngruppe („European<br />

Fusion Development Agreement“).<br />

Zwei weitere fachliche Schwerpunkte <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft<br />

innerhalb <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind die Lebenswissenschaften sowie die Medizin,<br />

ebenfalls Forschungsschwerpunkte <strong>der</strong> Metropolregion (vgl.<br />

Kapitel 3.2.2). Die vier Institute in München, Martinsried und Seewiesen<br />

beschäftigen sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen<br />

aus <strong>der</strong> Biochemie, <strong>der</strong> Neurobiologie, <strong>der</strong> Psychiatrie sowie <strong>der</strong><br />

Ornithologie. Das biochemische Institut zählt mit seinen rund 850<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen<br />

für Protein-, Struktur- und Zellforschung.<br />

Durch die Beteiligung an drei Exzellenzclustern mit den Münchner<br />

Universitäten sowie einer Graduiertenschule für Life Sciences trägt<br />

das Max-Planck-Institut für Biochemie zur beson<strong>der</strong>en For-<br />

29 Gemessen wurde dies an <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> wissenschaftlichen Publikationen in den jeweiligen Bereichen sowie <strong>der</strong><br />

Zitierungen durch an<strong>der</strong>e Wissenschaftler (vgl. Pressemitteilung <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft vom 2. Oktober 2009:<br />

http://www.mpg.de/bil<strong>der</strong>BerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2009/pressemitteilung20091002/in<br />

dex.html , Stand: 22.10.2009)<br />

Seite 40


schungslandschaft und zur außerordentlich hohen Kompetenz <strong>der</strong><br />

Metropolregion in diesen Forschungsfel<strong>der</strong>n bei.<br />

Helmholtz-Zentrum München: Verknüpfung von Biomedizin und Umweltforschung<br />

Fraunhofer-Gesellschaft<br />

Das Deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt<br />

(Helmholtz-Zentrum München) ist eine Großforschungseinrichtung<br />

im Bereich <strong>der</strong> Biomedizin und <strong>der</strong> Umweltforschung. 30 Das Zentrum<br />

ist eine Einrichtung des Bundes sowie des Freistaates Bayern<br />

und beschäftigt in 26 Instituten und selbständigen Einrichtungen<br />

rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kompetenzen besitzt<br />

das Zentrum vor allem auf den Gebieten Genomforschung, Zellbiologie,<br />

Bioinformatik, Biomathematik, Physik, Chemie und Medizin.<br />

Das Helmholtz-Zentrum München ist in einer Vielzahl von Forschungsnetzwerken<br />

und –verbünden aktiv. Ebenso wie die Max-<br />

Planck-Gesellschaft partizipiert auch das Helmholtz-Zentrum München<br />

beispielsweise am „Munich Center for Neurosciences“ sowie<br />

am „Center for Integrated Protein Science“, die im Rahmen <strong>der</strong><br />

Exzellenzinitiative an <strong>der</strong> LMU angesiedelt sind. Darüber hinaus<br />

betreibt das Zentrum zusammen mit <strong>der</strong> TU München das hochmo<strong>der</strong>ne<br />

„Bayerische NMR Zentrum“. In dieser vom Freistaat<br />

Bayern und <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten<br />

Einrichtung werden NMR Methoden (engl. „Nuclear magnetic resonance“)<br />

sowie <strong>der</strong>en Anwendung auf den Gebieten biologische<br />

Makromoleküle und Biomedizin erforscht. 31<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist neben ihrer Zentrale in München<br />

mit vier Einrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> präsent. Auf verschiedenen<br />

Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologie forschen<br />

das Fraunhofer-Institut SIT (Sichere Informationstechnologie)<br />

mit Außenstelle in Garching sowie das Fraunhofer ESK (Systeme<br />

<strong>der</strong> Kommunikationstechnik). Die Kompetenzen <strong>der</strong> 55 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des ESK, liegen in erster Linie in<br />

den Bereichen Local Communication Systems, Wireless Communications,<br />

Software Methodology und Organic Computing. Anwendung<br />

finden die FuE-Leistungen des ESK beim Auf- und Ausbau<br />

unternehmensweiter Kommunikationsinfrastrukturen, bei Fahrzeugherstellern<br />

und –zulieferern sowie bei Softwarelösungen für<br />

den industriellen Bereich.<br />

30 Vgl. Innovationsreport: http://www.innovations-report.de/html/profile/profil-407.html (Stand: 23.10.2009).<br />

31 Vgl. Webseite des BNMRZ: http://www.bnmrz.org/nmrj/index.php (Stand: 23.10.2009).<br />

Seite 41


Während das ESK nur am Standort München vertreten ist, befinden<br />

sich <strong>der</strong> Hauptsitz des SIT und die Mehrheit <strong>der</strong> 179 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in Darmstadt und in <strong>der</strong> zweiten Außenstelle<br />

St. Augustin. Spezialisiert ist das SIT auf die Überprüfung,<br />

die Bewertung sowie das Management von Sicherheit auf den<br />

Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Informationstechnologien. Dementsprechend reichen<br />

die Leistungen und Produkte des Instituts von IT-Sicherheitstests<br />

über <strong>Studie</strong>n und Analysen zur Technologiebewertung bis hin zu<br />

Software-Lösungen für Handys. In München sind die Forschungsbereiche<br />

Sichere Services und Qualitätstests (SST), Netzsicherheit<br />

und Frühwarnsysteme (NES) sowie Embedded Security, Trusted<br />

OS (EMS) angesiedelt. Letzterer liefert ebenso wie Teile des<br />

ESK IT-Lösungen für das Automotive-Umfeld.<br />

Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung<br />

(IVV) in Freising bündelt Kompetenzen auf den Gebieten Verfahrenstechnik,<br />

Produktsicherheit und Analytik, Materialentwicklung,<br />

Lebensmittelqualität und Kunststoffrecycling. Zudem engagiert<br />

sich das IVV als Mitglied in den Fraunhofer-Verbünden zu den<br />

Themen „Life Sciences“ und „Nanotechnologie“.<br />

Ebenso aktiv im Fraunhofer-Verbund zur Nanotechnologie ist das<br />

Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM,<br />

das neben Berlin auch einen Institutsteil in München mit rund 110<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterhält. Das IZM betreibt mit<br />

seinen 10 Abteilungen Forschung in den Bereichen Substrate Integration<br />

Technologies, Wafer Level integration Technologies, Materials,<br />

Reliability and Sustainable Development sowie System<br />

Desgin.<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Oberpfaffenhofen)<br />

Der Standort Oberpfaffenhofen des Deutschen Zentrums für Luft-<br />

und Raumfahrt (DLR), ein Mitglied <strong>der</strong> Helmholtz-Gemeinschaft,<br />

zählt zu den größten Forschungszentren Deutschlands. 1.600 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter arbeiten schwerpunktmäßig an Forschungsprojekten<br />

zu Weltraummissionen, zur Klimaforschung, zur<br />

Erdbeobachtung, zum Ausbau von Navigationssystemen und zur<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Robotertechnik.<br />

Hier ist auch das Deutsche Raumfahrt-Kontrollzentrum angesiedelt,<br />

das u.a. für den Betrieb kommerzieller und wissenschaftlicher<br />

Satelliten zuständig ist und die führende europäische Einrichtung<br />

auf dem Gebiet bemannte Raumflüge darstellt. Eines <strong>der</strong> bekanntesten<br />

Projekte im Bereich Raumfahrt ist das europäische Satellitennavigationssystem<br />

„Galileo“, an dessen Umsetzung das DLR<br />

beteiligt ist. Das Institut für Robotik und Mechatronik am DLR wird<br />

Seite 42


als eines <strong>der</strong> besten Europas angesehen und beschäftigt sich <strong>der</strong>zeit<br />

v.a. mit Robotersystemen für die Raumfahrt. 32<br />

3.2 Herausragende Forschungsgebiete <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Im Rahmen <strong>der</strong> schriftlichen Befragung zur Impact-Analyse wurden<br />

die befragten Institutionen gebeten, die Wissenschaftsbereiche,<br />

künstlerische Bereiche o<strong>der</strong> Technologiefel<strong>der</strong> ihrer Institution<br />

zu benennen, die die größte Reputation genießen. In <strong>der</strong> folgenden<br />

Abbildung werden diese Antworten – systematisiert für verschiedene<br />

Bereiche – dargestellt.<br />

Abbildung 7: Nennungen herausragen<strong>der</strong> Forschungsgebiete<br />

durch die Forschungseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

32 Vgl. Webseite des DLR-Pfaffenhofen (Stand: 26.10.2009).<br />

Wirtschaftswissenschaften,<br />

Seite 43


Schon die Vielzahl an herausragenden Forschungsgebieten <strong>der</strong><br />

befragten Institutionen macht deutlich, dass diese nicht umfassend<br />

dargestellt werden können. Anhand <strong>der</strong> eingeworbenen Drittmittel<br />

<strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), <strong>der</strong> EU und vom<br />

Bund, Forschungsrankings des Centrums für Hochschulentwicklung<br />

(CHE) sowie <strong>der</strong> Exzellenzinitiative lässt sich eine Auswahl<br />

von Forschungsgebieten treffen. Auf diese Weise konnten Lebenswissenschaften,<br />

Astrophysik und Raumfahrttechnik, Informationstechnik<br />

und künstliche Kognition sowie die Volkswirtschaftliche<br />

Forschung identifiziert werden, aus denen beispielhalft verschiedene<br />

Forschungsgebiete in den folgenden Unterkapiteln dargestellt<br />

werden.<br />

3.2.1 Technologierelevante Grundlagenforschung in den<br />

physikalischen Wissenschaften<br />

In <strong>der</strong> ersten Runde <strong>der</strong> Exzellenzinitiative wurden 2006 bundesweit<br />

18 Exzellenzcluster ausgezeichnet. Vier davon erforschen<br />

Fragestellungen <strong>der</strong> Physik und sind in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angesiedelt. Dazu<br />

zählen die Nanosystems Initiative Munich, das Munich Centre<br />

for Advanced Photonics, <strong>der</strong> Exzellenzcluster Cognition for Technical<br />

Systems und <strong>der</strong> Exzellenzcluster Origin and Structure of the<br />

Universe – The Cluster of Excellence for Fundamental Physics.<br />

Dieses Ergebnis veranschaulicht die hohe Reputation, die die Forschung<br />

im Bereich physikalischen Wissenschaften aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

bundesweit genießt. Zwei Exzellenzcluster in den Forschungsfel<strong>der</strong>n<br />

Nanotechnologie und Photonik sollen hier kurz vorgestellt<br />

werden.<br />

Exzellenzcluster Nanosystems Initiative Munich<br />

Der Exzellenzcluster Nanosysteme wird gemeinsam von <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München und <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

München getragen. Weiterhin beteiligt sind die Universität<br />

Augsburg, die Hochschule München, das Walther-Meißner-Institut<br />

<strong>der</strong> Bayerischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (BAdW), die Max-<br />

Planck-Institute für Biochemie und für Quantenoptik sowie das<br />

Zentrum neue Technologien (ZNT) des Deutschen Museums. Forscher<br />

aus unterschiedlichen Teilgebieten <strong>der</strong> Physik und angrenzenden<br />

Natur- und Technikwissenschaften (Biophysik, Physikalische<br />

Chemie, Biochemie, Pharmazie, Biologie, Elektrotechnik und<br />

Medizin) arbeiten daran, künstliche Nanosysteme für Anwendungen<br />

etwa <strong>der</strong> Informationstechnologie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Medizin nutzbar zu<br />

machen. In Größenordnungen von Nanometern beginnen quantenphysikalische<br />

Effekte einen erheblichen Einfluss auf die Eigenschaften<br />

und Wechselwirkungen von Objekten auszuüben. Die<br />

Anwendungen <strong>der</strong> Nanotechnologie sind zahlreich. Sie liegen beispielsweise<br />

in <strong>der</strong> weiteren Miniaturisierung <strong>der</strong> Halbleiterelektronik<br />

(Nanochips und Nanocomputer) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Entwicklung neuartiger<br />

Kontrastmittel für bildgebende Diagnoseverfahren wie <strong>der</strong><br />

Seite 44


Magnetresonanztomographie. Eine zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung ist<br />

jedoch nach wie vor die gezielte Manipulation o<strong>der</strong> auch nur Beobachtung<br />

von Objekten <strong>der</strong> genannten Größenordnung. Forscherinnen<br />

und Forschern des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik<br />

und <strong>der</strong> LMU gelang 2009 ein Durchbruch bei <strong>der</strong> Beobachtung<br />

und Messung <strong>der</strong> Bewegung von mechanischen „on Chip“ Elementen<br />

im Nanometerbereich. Bislang hatten nicht ausreichend<br />

präzise Messmethoden ein Hin<strong>der</strong>nis bei <strong>der</strong> Entwicklung von Nanochips<br />

dargestellt.<br />

Exzellenzcluster Munich Centre for Advanced Photonics<br />

Ebenfalls von LMU und TU gemeinsam wird das Centre for Advanced<br />

Photonics getragen. Optische Technologien bilden einen<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> High-Tech-Strategie des Bundes, weil sie als<br />

Schlüssel- und Querschnittstechnologie des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts erhebliche<br />

Impulse für viele Technologiebereiche senden, beispielsweise<br />

die Medizintechnik (Endoskopie), die Informationstechnologie<br />

(Glasfasertechnologie und optische Impulsübertragung in<br />

Chips), sowie die Mess- und Sensortechnik. Am Munich Centre for<br />

Ad-vanced Photonics (MAP) entwickeln Forscherinnen und Forscher<br />

aus dem Bereich <strong>der</strong> Photonik neue kohärente Lichtquellen<br />

und lichtbetriebene Teilchenquellen. Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, Strahlen<br />

und Lichtimpulse in bisher nicht gekannter Genauigkeit zu kontrollieren,<br />

um so Biologen und Medizinern perspektivisch neue Methoden<br />

und Werkzeuge zur Beobachtung von Biomolekülen und<br />

zur Diagnose von Krankheiten, wie auch zur Therapie, beispielsweise<br />

von Tumoren, zur Verfügung zu stellen. Kooperationspartner<br />

sind neben TU und LMU die Max-Planck-Institute für Biochemie,<br />

Extraterrestrische Physik, Plasmaphysik und Quantenoptik,<br />

die Universität <strong>der</strong> Bundeswehr Neubiberg, sowie <strong>der</strong> Healthcare-<br />

Bereich <strong>der</strong> Siemens AG.<br />

3.2.2 Lebenswissenschaften<br />

Eine herausragende Position nimmt die <strong>EMM</strong> bei den Lebenswissenschaften<br />

nicht nur bei <strong>der</strong> öffentlich geför<strong>der</strong>ten Forschung<br />

son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> privatwirtschaftlichen Forschung und Entwicklung<br />

ein. Dies kann beson<strong>der</strong>s eindrucksvoll anhand <strong>der</strong> Forschung<br />

an neuen Arzneimitteln in Biotechnologieunternehmen belegt<br />

werden, die überwiegend als Ausgründungen aus öffentlichen<br />

Forschungseinrichtungen entstanden sind. Am Standort Martinsried,<br />

dem größten deutschen Einzelstandort für Biotechnologieunternehmen<br />

findet sich neben zahlreichen Forschungsstarken Unternehmen<br />

auch die deutschlandweit größte Konzentration von<br />

wissenschaftsorientierten Risikokapitalinvestoren. Unter diesen<br />

Umfeldbedingungen gelang es beispielsweise <strong>der</strong> Firma MediGene<br />

AG im Jahr 2004 mit ihrem Medikament Eligard zur Bekämpfung<br />

von Prostatakrebs, als erstem deutschen Biotechnologieun-<br />

Seite 45


ternehmen, eine Arzneimittelentwicklung bis zur arzneimittelrechtlichen<br />

Zulassung zu bringen.<br />

Auch die Ergebnisse <strong>der</strong> Exzellenzinitiative sprechen für die Forschungsstärke<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in den Lebenswissenschaften. So wurden<br />

an <strong>der</strong> LMU eine Graduiertenschule, die Graduate School of Systemic<br />

Neurosciences und ein Exzellenzcluster (LMU, Munich-<br />

Centre for Integrated Protein Science) in <strong>der</strong> ersten Runde ausgezeichnet.<br />

Beide Einrichtungen zeichnen sich beson<strong>der</strong>s durch ihren<br />

Anspruch aus, Forschungsansätze auf einer sehr elementaren<br />

Ebene (einzelne Zellen, einzelne Proteinmoleküle) in größere systemische<br />

Zusammenhänge einzuordnen und dadurch einen fundamentalen<br />

Beitrag zum besseren Verständnis komplexer Organismen<br />

zu leisten.<br />

Graduate School of Systemic Neurosciences an <strong>der</strong> Universitätsklinik <strong>der</strong> LMU<br />

Übergeordnetes Ziel <strong>der</strong> Graduate School ist die Bereitstellung optimaler<br />

Betreuungsbedingungen und infrastruktureller Voraussetzungen<br />

für die fachliche Entwicklung von Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern hin zur Promotion. Ein inhaltlicher<br />

Schwerpunkt ist dabei <strong>der</strong> Transfer von detailiertem Wissen über<br />

zellulare Prozesse in einzelnen Neuronen auf eine funktionelle<br />

bzw. strukturelle Ebene. Im Mittelpunkt des Interesses steht also<br />

das Zusammenspiel sehr vieler Neuronen im Nervensystem. Mit<br />

Hilfe komplexer mathematischer Modelle können im Rahmen dieses<br />

Forschungsansatzes Fragen aus <strong>der</strong> klinischen Neurologie<br />

und Neurochirurgie beantwortet werden. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Graduate School ist die neurokognitive Psychologie, die <strong>der</strong><br />

Frage nachgeht, auf welche Art kognitive (also bewusste), intentionale<br />

Prozesse die Wirkungskette von externen Reizen hin zu<br />

Reaktionen (Handlungen) beeinflussen. Schließlich befasst sich<br />

die Graduate SchooI mit <strong>der</strong> interdisziplinären Erforschung <strong>der</strong><br />

Physiologie, <strong>der</strong> molekularen Mechanismen und <strong>der</strong> Genetik, die<br />

neurodegenerativen und psychiatrischen Erkrankungen (z.B. Parkinson,<br />

Depression) zugrunde liegen, wobei eine breite Palette<br />

von Methoden und Forschungsansätzen genutzt wird.<br />

Exzellenzcluster Munich-Centre for integrated Protein Science (MCIPS)<br />

Am MCIPS beteiligen sich die Universitätskliniken von LMU und<br />

TU, sowie die Max-Planck-Institute für Neurobiologie und Biochemie<br />

und das Helmholtzzentrum München. Zentrales Interesse des<br />

Clusters ist die Rolle <strong>der</strong> Proteine, also Eiweiße, die als zentrale<br />

biologische Makromoleküle unter an<strong>der</strong>em die Struktur und Funktion<br />

aller Organismen bestimmen. Die Proteinforschung wird aus<br />

diesem Grund als Forschungsgebiet „im Zentrum“ <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Lebenswissenschaften gesehen. Die Forscherinnen und Forscher<br />

des Clusters setzen dabei auf verschiedenen Ebenen an: vom<br />

einzelnen Protein bis zum lebenden Organismus. Der Schwerpunkt<br />

des Erkenntnisinteresses liegt auf <strong>der</strong> Untersuchung und<br />

Seite 46


Beobachtung <strong>der</strong> inneren Struktur von Proteinen, sowie <strong>der</strong> sogenannten<br />

Proteindynamik: Proteine sind dynamisch und flexibel, sie<br />

„taumeln“ und „scheren“, verschieben sich also scharnierartig gegeneinan<strong>der</strong>.<br />

Die Wechselwirkungen zwischen Proteinen o<strong>der</strong> von<br />

Proteinen mit an<strong>der</strong>en Molekülen werden hiervon beeinflusst. Der<br />

Exzellenzcluster soll neue Erkenntnisse darüber bringen, wie Proteine<br />

mit den Erbinformation tragenden Nukleinsäuren (<strong>der</strong> DNA)<br />

wechselwirken, und darüber, welche Rolle sie bei neurodegenerativen<br />

Erkrankungen wie Alzheimer spielen. Die beson<strong>der</strong>e Relevanz<br />

des MCIPS wird in ihrem Anspruch gesehen, die Forschung<br />

an Proteinmolekülen hin zu einem stärker systemischen Ansatz<br />

weiterzuentwickeln.<br />

3.2.3 Astrophysik und Raumfahrttechnik<br />

In diesem Forschungsfeld treffen sich die physikalische Grundlagenforschung<br />

und die ingenieurswissenschaftliche Stärke <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> in <strong>der</strong> Raumfahrttechnik. Mit dem Exzellenzcluster Origin<br />

and Structure of the Universe und den beteiligten Institutionen verfügt<br />

die <strong>EMM</strong> über eine bundesweit einmalige Forschungskompetenz<br />

in <strong>der</strong> Astrophysik. Zugleich konzentrieren sich in <strong>der</strong> Region<br />

zahlreiche Firmen, Institute und Infrastrukturen für die Entwicklung<br />

von Raumfahrttechnologien und die Durchführung von Weltraummissionen.<br />

Zwar liegen die Forschungsfragen und Methoden von<br />

grundlagenorientierten Physikern und Raumfahrtingenieuren einigermaßen<br />

weit voneinan<strong>der</strong> entfernt, doch bestehen zahlreiche<br />

Querbeziehungen. So sind Astrophysiker zur Datengewinnung<br />

auch auf Sonden und orbitale Beobachtungsplattformen angewiesen.<br />

Die <strong>EMM</strong> bündelt die Kompetenzen von <strong>der</strong> astrophysikalischen<br />

Grundlagenforschung bis zur technischen und organisatorischen<br />

Umsetzung einzelner Weltraummissionen.<br />

Exzellenzcluster Origin and Structure of the Universe<br />

An diesem Cluster sind neben <strong>der</strong> TUM und <strong>der</strong> LMU die Max-<br />

Planck-Institute für Physik, Plasmaphysik, extraterrestrische Physik<br />

und Astrophysik, das Halbleiterlabor <strong>der</strong> MPG, das European<br />

Southern Observatory, die Universitätssternwarte München und<br />

das Maier-Leibnitz Laboratorium beteiligt. Im Rahmen des Clusters<br />

arbeiten über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

in 45 Arbeitsgruppen daran, die letzten offenen Fragen über die<br />

Entstehung fundamentale Beschaffenheit des Universums zu beantworten.<br />

So können kosmologische Standardmodelle bis heute<br />

nicht erklären, wie sich die kosmischen Grundbausteine Materie,<br />

Raum, Zeit und die fundamentalen Kräfte gebildet haben, und in<br />

welchem Verhältnis sie zueinan<strong>der</strong> stehen. Die Physiker des Clusters<br />

arbeiten an einem erweiterten kosmologischen Standardmodell.<br />

Zur Beobachtung des Verhaltens kleinster Teilchen bei gigantischen<br />

Energien und Geschwindigkeiten nutzen sie unter an<strong>der</strong>em<br />

den vor kurzem eröffneten Large Hadron Colli<strong>der</strong> (LHC) am<br />

Seite 47


CERN. Genutzt wird darüber hinaus ein weltweites Netzwerk von<br />

orbitalen Satelliten.<br />

Neben <strong>der</strong> astrophysikalischen Grundlagenforschung ist auch die<br />

technische Umsetzung von Weltraummissionen ein Forschungsgebiet,<br />

zu welchem Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wichtige Impulse senden.<br />

Beson<strong>der</strong>s bedeutsam sind hier die Universität <strong>der</strong> Bundeswehr,<br />

das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching<br />

und das aus acht Instituten bestehende Forschungszentrum<br />

des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das bereits in<br />

Kapitel 3.1 vorgestellt wurde. Die Universität <strong>der</strong> Bundeswehr ist<br />

an zahlreichen Entwicklungsprojekten von Weltraumfahrzeugen<br />

wie Satelliten und Sonden tätig. So erforschten Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Bundeswehr die physikalischen<br />

Grundlagen und die technische Umsetzung <strong>der</strong> Flugbahnmessung<br />

und -kontrolle bei <strong>der</strong> Rosetta-Mission <strong>der</strong> ESA, einer<br />

Sondenmission zur Beobachtung von Kometen.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Beziehung zwischen astrophysikalischer Grundlagenforschung<br />

und Raumfahrttechnologie, wie sie in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> gegeben<br />

ist, kann beispielsweise an <strong>der</strong> Doppelmission Herschel<br />

und Planck <strong>der</strong> ESA demonstriert werden. Herschel und Planck<br />

sind Weltraumteleskope, <strong>der</strong>en Aufgabe darin besteht, die Entstehung<br />

und Entwicklung von Galaxien, insbeson<strong>der</strong>e entfernter junger<br />

Galaxien zu beobachten, und die Physik und Chemie <strong>der</strong><br />

interstellaren Materie zu analysieren. Beobachtet werden soll auch<br />

die Entstehung und Entwicklung von Sternen und Galaxien, wobei<br />

großflächig nach beobachtbaren Beispielen <strong>der</strong> frühesten Phase<br />

<strong>der</strong> Sternenentstehung gesucht wird. Ziel ist somit auch, mehr<br />

über die Entstehung unserer Galaxie und des Universums allgemein<br />

zu erfahren. Die neuen Teleskope decken dabei den Spektralbereich<br />

zwischen dem vom Boden aus beobachtbaren Bereich<br />

und dem, was bereits von an<strong>der</strong>en Weltraummissionen abgedeckt<br />

wurde, ab. Beide Teleskope wurden am 14. Mai 2009 gestartet. In<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> war vor allem das Max Planck Institut für extraterrestrische<br />

Physik an <strong>der</strong> Entwicklung des Herschel-Teleskops beteiligt.<br />

Die Münchner verantworteten die Entwicklung und den Bau des<br />

PACS (Photoconductor Array Camera & Spectrometer), eines von<br />

drei Analyseinstrumenten des Teleskops. Derzeit befinden sich<br />

beide Weltraumteleskope auf dem Weg zu ihrer Beobachtungsposition<br />

im Sonnensystem.<br />

3.2.4 Informationstechnik und künstliche Kognition<br />

Eine Stärke <strong>der</strong> Informationstechnologien in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist die hohe<br />

Zahl von anwendungsorientierten Forschungsakteuren, u.a. Information<br />

& Communication <strong>der</strong> Siemens AG, die Fraunhofer-<br />

Einrichtung für Systeme <strong>der</strong> Kommunikationstechnik und das<br />

Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie.<br />

Seite 48


Darüber hinaus wird die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

<strong>der</strong> TU München im CHE Hochschulranking als beson<strong>der</strong>s<br />

forschungsstarker Fachbereich ausgewiesen. An <strong>der</strong> Schnittstelle<br />

von öffentlicher und privater Forschung leistet die <strong>EMM</strong> hier<br />

einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung neuer Informationstechnologien.<br />

Ein Schwerpunkt <strong>der</strong> Region sind dabei sogenannte Intelligente<br />

Systeme. Technische Systeme intelligent zu machen, also sie mit<br />

<strong>der</strong> Fähigkeit auszustatten, sich an wechselnde Umgebungsbedingungen,<br />

neue Herausfor<strong>der</strong>ungen anzupassen und Störungen<br />

im Betrieb selbständig zu bewältigen, ist das gemeinsame Ziel einer<br />

großen Zahl von Forschungsanstrengungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. In<br />

<strong>der</strong> Softwareentwicklung und <strong>der</strong> Robotik geschieht dies beispielsweise<br />

durch Agententechnologien, also den Einsatz von<br />

Programmen, die über einen eigenen „Wissensbestand“ über ihre<br />

Umwelt sowie über verschiedene Pläne und Strategien zur Erreichung<br />

ihres Ziels verfügen. Solche „kognitiven Agenten“ sind in<br />

<strong>der</strong> Lage autonom (ohne menschlichen Eingriff) reaktiv und proaktiv<br />

zu agieren, mit an<strong>der</strong>en Agenten zu kommunizieren und aus Erfahrungen<br />

zu lernen.<br />

Exzellenzcluster Cognition for Technical Systems<br />

Noch einige Schritte weiter werden diese Entwicklungen im Exzellenzcluster<br />

Cognition for Technical Systems (Cotesys) an <strong>der</strong> TU<br />

München getragen. In diesem Cluster wird die Münchner Kompetenz<br />

für „Maschinen mit Köpfchen“ gebündelt. Maschinen lernen<br />

hier nicht nur, sich flexibel an neue Anfor<strong>der</strong>ungen und geän<strong>der</strong>te<br />

Umgebungsbedingungen anzupassen, son<strong>der</strong>n auch mit Menschen<br />

zu interagieren, ihre Signale richtig zu deuten und sie ohne<br />

spezielle Programmierung in verschiedenen Arbeitskontexten zu<br />

unterstützen. Die rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

des Clusters gehen die Herausfor<strong>der</strong>ung Maschinenintelligenz<br />

interdisziplinär an: Ingenieure und Naturwissenschaftler forschen<br />

gemeinsam mit Psychologen, Neurowissenschaftlern und<br />

Informatikern. Neben <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

und <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Bundeswehr in Neubiberg sind <strong>der</strong> Fachbereich<br />

Mechatronik und Robotik des Deutschen Zentrums für<br />

Luft- und Raumfahrt, sowie das Max-Planck-Institut für Neurobiologie<br />

am Exzellenzcluster beteiligt.<br />

In fünf Einzelforschungsgebieten werden bei Cotesys Erkenntnisse<br />

<strong>der</strong> Kognitionsforschung in technische Systeme umgesetzt: Mit<br />

Methoden <strong>der</strong> Verhaltensforschung und <strong>der</strong> kognitiven Neurowissenschaft<br />

wird beobachtet, wie menschliche und tierische Gehirne<br />

Probleme lösen. Eine zentrale Rolle spielen hier neuronale Netze<br />

– informationsverarbeitende Strukturen auf <strong>der</strong> Basis mathematischer<br />

Modelle, die sich an <strong>der</strong> stark vernetzten, parallelen Topologie<br />

des Gehirns von Säugetieren orientieren. Zugleich werden die<br />

Mechanismen <strong>der</strong> Umweltwahrnehmung und <strong>der</strong> Selektion von In-<br />

Seite 49


formationen analysiert. Wissensmodelle werden entwickelt, die es<br />

Maschinen erlauben, auch aus einer kleinen Zahl von Einzelerfahrungen<br />

zu lernen. Neue Wege in <strong>der</strong> Steuerungstechnologie und<br />

Mechatronik schließlich erlauben es Maschinen, Kognition in<br />

Handlung umzusetzen. Das fünfte Forschungsgebiet ist die Interaktion<br />

von Mensch und Maschine: Künftige technische Assistenten<br />

sollen nicht nur stimmbasierte Anweisungen ausführen, son<strong>der</strong>n<br />

auch einen Blick richtig deuten und eigenständig entscheiden können,<br />

wie sie ihren menschlichen Auftraggeber optimal unterstützen<br />

können.<br />

Während die Weltmeisterschaften im Robo-Fußball regelmäßige<br />

mediale Aufmerksamkeit erfahren – auch dank <strong>der</strong> erfolgreichen<br />

Beteiligung deutscher, insbeson<strong>der</strong>e Münchner Entwicklerteams –<br />

werden autonom handelnde und flexibel mit dem Menschen interagierende<br />

Roboter bislang eher <strong>der</strong> Welt des Science Fiction zugeordnet,<br />

wahlweise mit einer eher komischen o<strong>der</strong> einer angsteinflößenden<br />

Note. Wann werden intelligente Roboter und denkende<br />

Computer zur Science Reality? Noch im Frühjahr 2009<br />

scheiterte Roboter Eddie an <strong>der</strong> TU München an <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

eine Kaffeebestellung entgegenzunehmen.<br />

3.2.5 Volkswirtschaftliche Forschung<br />

Im CHE Forschungsranking 2008 besetzt die Volkswirtschaftliche<br />

Fakultät <strong>der</strong> LMU München nach <strong>der</strong> Universität Hamburg den<br />

zweiten Spitzenplatz, wobei sie in sieben von acht Indikatoren in<br />

<strong>der</strong> Spitzengruppe vertreten ist 33 . Kennzeichnend für die Volkswirtschaftliche<br />

Forschung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist ihre überregionale und<br />

internationale Vernetzung sowie die institutionelle Verbindung von<br />

theoretischer Forschung und politiknaher Beratung sowie Wirtschaftsindikatorik.<br />

Die Einbindung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in theoretisch und<br />

empirisch exzellente Forschungsnetzwerke kann am Beispiel des<br />

Son<strong>der</strong>forschungsbereichs Governance and the Efficiency of Economic<br />

Systems an <strong>der</strong> LMU deutlich gemacht werden. Hier zeigt<br />

sich auch die hohe gesellschaftliche Relevanz des wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Forschungs-Outputs. Die beson<strong>der</strong>e regionale<br />

Kompetenz in <strong>der</strong> politiknahen Beratung und Konjunkturindikatorik<br />

kann am Beispiel <strong>der</strong> CESifo Group Munich verdeutlicht werden.<br />

Son<strong>der</strong>forschungsbereich Governance and the Efficiency of Economic Systems<br />

33 Vgl. CHE Forschungsranking 2008<br />

Im Son<strong>der</strong>forschungsbereich GESY kooperieren Forscherinnen<br />

und Forscher <strong>der</strong> LMU München mit Volkswirten <strong>der</strong> Humboldt<br />

Universität zu Berlin, <strong>der</strong> Freien Universität Berlin, <strong>der</strong> Universität<br />

Seite 50


CESifo Group Munich<br />

34 http://www.sfbtr15.de/<br />

35 http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome<br />

Bonn, <strong>der</strong> Universität Mannheim und des Zentrums für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung (ZEW GmbH) in Mannheim. Im Zentrum<br />

ihres Interesses steht <strong>der</strong> Wandel von Governancestrukturen<br />

in <strong>der</strong> Wirtschaft. Unter dem Begriff Governance werden in <strong>der</strong><br />

Wirtschaftswissenschaft Strukturen in Unternehmen, Organisationen<br />

und Märkten verstanden, die das Verhalten <strong>der</strong> Wirtschaftssubjekte<br />

steuern. Dies sind beispielsweise Kontrollstrukturen, Anreizsysteme<br />

für Managerinnen und Manager und Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Integration von Betrieben auf<br />

gleicher (horizontal) o<strong>der</strong> auf unterschiedlichen Produktionsstufen<br />

(vertikal) in ein Unternehmen. Gerade seit den 90er Jahren vollzog<br />

sich ein massiver Wandel wirtschaftlicher Governancestrukturen.<br />

Beispielhaft seien nur neue, auktionsartige Transaktionsformen<br />

über das Internet o<strong>der</strong> neuartige, nach Art eines sportlichen Turniers<br />

gestaltete Auswahlprozesse im Personalrecruiting genannt.<br />

Der Son<strong>der</strong>forschungsbereich widmet sich <strong>der</strong> Frage, welche Effekte<br />

<strong>der</strong>artige Wandlungsprozesse auf Allokationsentscheidungen<br />

(also Entscheidungen über die Zuordnung knapper Ressourcen<br />

wie Geld und Humankapital zu ihren Verwendungszwecken) haben.<br />

Damit wird letztlich das Ziel verfolgt, die Ressourcenallokation<br />

wirtschaftlich effizienter zu gestalten und sie den gesellschaftlichen<br />

Bedürfnissen besser anzupassen – auf <strong>der</strong> Ebene des einzelnen<br />

Unternehmens, auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Märkte, und auf <strong>der</strong><br />

Ebene des Staates 34 .<br />

Eine in Europa einzigartige institutionelle Brücke zwischen universitärer<br />

Forschung und politikorientierter Wirtschaftsindikatorik wird<br />

durch die CESifo Group Munich GmbH (Münchener Gesellschaft<br />

zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften) hergestellt, die als<br />

organisatorisches Dach das Center for Economic <strong>Studie</strong>s (CES)<br />

<strong>der</strong> Volkswirtschaftlichen Fakultät <strong>der</strong> LMU und das ifo Institut für<br />

Wirtschaftsforschung e.V. zusammenfasst. Das ifo Institut arbeitet<br />

als Mitglied Leibniz-Gemeinschaft serviceorientiert, ist aber über<br />

die CESifo Group zugleich in die internationale Spitzenforschung<br />

eingebettet 35 . Wesentliche Impulse für die Wissenschaft und die<br />

Wirtschaftspolitik gehen von CESifo in Form zahlreicher Publikationen<br />

aus – so war das ifo Institut 2006 <strong>der</strong> veröffentlichungsstärkste<br />

deutsche Think Tank im Bereich <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften.<br />

Beson<strong>der</strong>e Außenwirkung wird darüber hinaus durch<br />

zwei bekannte Produkte erzielt, den ifo Geschäftsklimaindex und<br />

die Database for Institutional Comparisons in Europe, DICE.<br />

Seite 51


Mit <strong>der</strong> Datenbank DICE bereitet das Institut Informationen und<br />

Daten zu den Institutionen und Regelwerken <strong>der</strong> nationalen<br />

Volkswirtschaften in den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie einigen<br />

ausgewählten Staaten außerhalb <strong>der</strong> EU systematisch auf und<br />

stellt diese in vergleichen<strong>der</strong> Perspektive zur Verfügung. Damit<br />

schließt das ifo-Institut eine Informationslücke und bietet Entscheidungsträgern<br />

aus Wirtschaft und Politik, die zunehmend in grenzübergreifenden<br />

Kontexten handeln müssen, eine Hilfestellung an.<br />

Ein weiteres, vielleicht noch bekannteres Produkt des ifo Institutes<br />

ist <strong>der</strong> monatlich veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex, <strong>der</strong> sehr<br />

viel Beachtung in Deutschland erfährt. Dieser basiert auf <strong>der</strong> regelmäßigen<br />

Befragung von rund 7.000 Unternehmen aus den Bereichen<br />

verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- und<br />

Einzelhandel, die in diesem Zusammenhang um ihre Einschätzungen<br />

zur gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftslage gebeten<br />

werden. Durch die Aggregation dieser erhobenen Daten ermöglicht<br />

das ifo-Institut einen Einblick in das momentane Geschäftsklima<br />

sowie dessen kurzfristige Entwicklung und leistet einen wichtigen<br />

Beitrag, die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland besser<br />

einschätzen und bewerten zu können.<br />

3.3 Fazit<br />

Eingangs wurden sowohl die hohe Dichte, als auch die große Diversität<br />

von Forschungseinrichtungen und Forschungsaktivitäten –<br />

gemessen etwa am Anteil von F&E-Beschäftigten – herausgestellt.<br />

Eine hohe Dichte an Forscherinnen und Forschern erleichtert<br />

durch die räumliche Nähe den persönlichen Kontakt und schafft<br />

damit eine Basis für eine vertrauensvolle, auch interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit, welche wie<strong>der</strong>um durch die hohe Diversität begünstigt<br />

wird. Die qualitative Beschreibung des Forschungsstandorts<br />

<strong>EMM</strong> in diesem Kapitel hat gezeigt, dass diese günstigen<br />

Rahmenbedingungen auch genutzt werden. Dieser Befund konnte<br />

auch in verschiedenen Fachgesprächen bestätigt werden. Es<br />

konnte gezeigt werden, dass die Forschungseinrichtungen <strong>der</strong><br />

Region über zahlreiche exzellente Fachbereiche verfügen und<br />

auch hinsichtlich ihrer strategischen Gesamtausrichtung hervorragend<br />

aufgestellt sind. So wurden sowohl die Technische Universität<br />

München als auch die Ludwig Maximilians-Universität im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Exzellenzinitiative für ihre Zukunftskonzepte ausgezeichnet.<br />

Die Exzellenz ihrer Forschungseinrichtungen för<strong>der</strong>t das Ansehen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in den internationalen Scientific Communities und<br />

hilft ihr, erfolgreich Forschungsmittel und private Investitionen auf<br />

sich zu ziehen, sowie die besten Köpfe anzulocken.<br />

Anhand von Forschungsmitteleinwerbungen, Rankings, Exzellenzbereichen<br />

und den Auskünften <strong>der</strong> Forschungseinrichtungen<br />

selbst kann gezeigt werden, dass Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

auf Forschungsgebieten <strong>der</strong> Natur- und Ingenieurswissen-<br />

Seite 52


schaften herausragende Beiträge leisten. Prominent vertreten sind<br />

hier die Physik und angrenzende Disziplinen, die Lebenswissenschaften,<br />

die Informationstechnologien und ein breites Spektrum<br />

ingenieurswissenschaftlicher Fachbereiche mit einem Schwerpunkt<br />

in Luftfahrt-, Weltraum- und Sensortechnologien. Quantitativ<br />

weniger bedeutsam, aber in ihren jeweiligen Fachbereichen renommiert<br />

und mit ihrer Kompetenz auch bei politischen und gesellschaftlichen<br />

Entscheidungsträgern gefragt stellen sich die geistes-<br />

und sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> dar, was am Beispiel <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Forschung<br />

gezeigt werden konnte. Die große Zahl erfolgreicher Forschungsverbünde,<br />

die beispielsweise in <strong>der</strong> Exzellenzinitiative des Bundes<br />

ausgezeichnet wurden, belegt den hohen Grad an Vernetzung<br />

zwischen den Forschungseinrichtungen und <strong>der</strong>en Fähigkeit, gemeinsam<br />

komplexe Herausfor<strong>der</strong>ungen zu bewältigen.<br />

Seite 53


4 Modellansatz zur Ermittlung<br />

regionalökonomischer Effekte<br />

4.1 Modellansatz<br />

4.1.1 Definition direkter, indirekter und induzierter Effekte<br />

Direkte Einkommens- und Beschäftigungswirkungen bei den<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen machen nur einen Teil<br />

<strong>der</strong> ökonomischen Effekte <strong>der</strong> Einrichtungen aus. Der ökonomische<br />

Impact wissenschaftlicher Einrichtungen ist weitaus umfangreicher.<br />

So entsteht z.B. auch indirekt Beschäftigung etwa für die<br />

Herstellung von Zulieferprodukten und –dienstleistungen. Neben<br />

den laufenden Sach- und Investitionsausgaben entsteht auch<br />

durch die Verdienstausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten und die Kaufkraft<br />

<strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden regional wirksame Nachfrage, die wertschöpfende<br />

und arbeitsplatzstiftende Wirkungen in weiteren Branchen induziert.<br />

Die sich aus dem Forschungs- und Wissenschaftsbetrieb in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> ergebenden Standortwirkungen lassen sich unterteilen in direkte,<br />

indirekte, induzierte und katalytische Effekte:<br />

Direkte Effekte bezeichnen die primären Produktions-, Beschäftigungs-,<br />

und Einkommenseffekte, die direkt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in<br />

den Institutionen entstehen. Hierzu zählen in erster Linie die Wertschöpfung<br />

und die Arbeitsplätze <strong>der</strong> Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen<br />

sowie die Einkommen <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Indirekte Effekte entstehen durch laufende Ausgaben und Investitionen<br />

<strong>der</strong> Institutionen in <strong>der</strong> Metropolregion. Diese Nachfrage<br />

nach Waren und Dienstleistungen führt zu einer erhöhten<br />

Wertschöpfung und Beschäftigung in den Zulieferbranchen. Auch<br />

die vorleistenden Wirtschaftsbereiche beziehen ihrerseits wie<strong>der</strong>um<br />

Vorleistungen von an<strong>der</strong>en Bereichen (Vorleistungsverflechtung).<br />

Es ergeben sich folglich indirekte Effekte<br />

erster, zweiter, ... und n-ter Ordnung, wobei die Größenordnung<br />

<strong>der</strong> Effekte von Stufe zu Stufe immer kleiner wird.<br />

Konsuminduzierte Effekte entstehen durch die Verdienstausgaben<br />

<strong>der</strong> Erwerbstätigen. Die Beschäftigten in Hochschulen<br />

und Wissenschaftseinrichtungen und in zuliefernden<br />

Branchen verwenden einen Teil ihrer Einkommen für Konsumausgaben<br />

in <strong>der</strong> Region. Aus dieser zusätzlichen Nachfrage resultieren<br />

sog. induzierte Effekte, die in gestiegener gesamtwirtschaftlicher<br />

Produktion, Beschäftigung und Einkommen liegen.<br />

Seite 54


Katalytische Effekte unterscheiden sich von den übrigen Effektarten.<br />

So steht nicht die Verausgabung von Geld am Anfang <strong>der</strong><br />

diesen Effekten zugrunde liegenden Wirkungsketten, son<strong>der</strong>n etwa<br />

Wissensspillover o<strong>der</strong> Imageeffekte.<br />

Die folgende Abbildung veranschaulicht den Zusammenhang <strong>der</strong><br />

Effekte.<br />

Abbildung 8: Systematik <strong>der</strong> ökonomischen Wirkungen - Regionalökonomisches<br />

Modell zur Abschätzung des öko-<br />

Analyserahmen zur Ermittlung nomischen regionalökonomischer Impacts Effekte<br />

Direkte Direkte Effekte Effekte<br />

� Wertschöpfung und Arbeitsplätze direkt in den<br />

� Wertschöpfung und Arbeitsplätze direkt in den<br />

Forschungseinrichtungen<br />

Forschungseinrichtungen<br />

�<br />

�<br />

Laufende<br />

Laufende<br />

Personal-<br />

Personalund<br />

und<br />

Sachausgaben<br />

Sachausgaben<br />

� Laufende Investitionstätigkeit und Instandhaltung<br />

� Laufende Investitionstätigkeit und Instandhaltung<br />

Berechnung über<br />

Einkommensmultiplikatoren<br />

Indirekte Indirekte Effekte Effekte<br />

Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung,<br />

Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung,<br />

die durch den Einkauf von Produkten und Dienst-<br />

die durch den Einkauf von Produkten und Dienstleistungenleistungen<br />

bei<br />

bei<br />

Lieferanten<br />

Lieferanten<br />

in<br />

in<br />

München<br />

München<br />

entstehen.<br />

entstehen.<br />

Konsuminduzierte Konsuminduzierte Effekte Effekte<br />

Produktion, Beschäftigung und Einkommen in Konsumbranchen, die durch die<br />

Produktion, Beschäftigung und Einkommen in Konsumbranchen, die durch die<br />

Konsumausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>der</strong> Einrichtungen entstehen.<br />

Konsumausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>der</strong> Einrichtungen entstehen.<br />

Wie<strong>der</strong>verausgabung<br />

Wie<strong>der</strong>verausgabung<br />

<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong><br />

Arbeitseinkommen<br />

Arbeitseinkommen<br />

(Multiplikatoreffekt)<br />

(Multiplikatoreffekt)<br />

Gesamteffekt Gesamteffekt<br />

Gesamteffekt<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Berechnung über<br />

Input-Output-<br />

Rechnung<br />

Katalytische<br />

Effekte<br />

� Auswirkungen auf den<br />

Unternehmenssektor<br />

� Auswirkungen auf<br />

Standortfaktoren<br />

� Unternehmerische<br />

Standortentscheidungen<br />

� Unternehmensgründungen<br />

� etc.<br />

Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> ökonomischen Wirkungen, die von den Hochschulen<br />

und Wissenschaftseinrichtungen ausgehen und die auf<br />

München und die umliegende <strong>EMM</strong> ausstrahlen, gestalten sich die<br />

Berechnungen (wegen <strong>der</strong> Komplexität ökonomischer Prozesse<br />

und des Datenmangels) an vielen Stellen als schwierig. Stellenweise<br />

kommt man daher nicht umhin, Schätzungen o<strong>der</strong> Plausibilitätsüberlegungen<br />

anzustellen. Gerade bei regionalen Untersuchungen<br />

stellt sich dieses Problem in beson<strong>der</strong>em Maße.<br />

4.1.2 Ermittlung direkter Effekte<br />

Direkte regionalwirtschaftliche Effekte lassen sich in erster Linie<br />

aus Angaben <strong>der</strong> Institutionen und unter Zuhilfenahme von vorliegenden<br />

amtlichen sowie weiteren Statistiken ermitteln. Hilfreich<br />

sind darüber hinaus Experteneinschätzungen, Auswertungen von<br />

Personalstatistiken und Analysen <strong>der</strong> Beschaffungsstruktur <strong>der</strong> betrachteten<br />

Einrichtungen sowie vergleichende Betrachtungen. Ergänzend<br />

können amtliche Statistiken (statistische Landesämter,<br />

Seite 55


Arbeitsagenturen) und Experteneinschätzungen herangezogen<br />

werden. Mit Hilfe von Wohnortanalysen <strong>der</strong> Beschäftigten in den<br />

betrachteten Unternehmen und Pendlerquoten können regionalisierte<br />

Auswertungen zu den Beschäftigten (Verbleib <strong>der</strong> Kaufkraft)<br />

und den Vorleistungsbezügen erstellt werden.<br />

Die direkten regionalwirtschaftlichen Effekte sind vor allem interessant<br />

im Zusammenspiel mit Vergleichszahlen für die gesamte<br />

Betrachtungsregion. So sind die Beschäftigten beson<strong>der</strong>s aussagekräftig<br />

im Zusammenhang mit den Werten für die gesamte Betrachtungsregion.<br />

Dieser Vergleich erfolgt unter Rückgriff auf amtliche<br />

Daten.<br />

4.1.3 Ermittlung indirekter Effekte mit Hilfe <strong>der</strong> Input-Output-<br />

Rechnung<br />

Als indirekte Effekte werden Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzeffekte<br />

bezeichnet, die in den Vorleistungsbranchen <strong>der</strong> Energiewirtschaft<br />

entstehen. Indirekte Effekte können bei direkten Zulieferern<br />

entstehen (Vorleistungseffekte 1. Ordnung) o<strong>der</strong> auch bei den<br />

Zulieferern <strong>der</strong> Zulieferer (Vorleistungseffekte 2., 3., …, n-ter Ordnung).<br />

Vorleistungseffekte 1. Ordnung lassen sich noch mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Vorleistungsstruktur <strong>der</strong> betreffenden Branche berechnen. Will<br />

man die indirekten Effekte über alle Stufen in einem Gang berechnen,<br />

so kann man die Effekte mit Hilfe <strong>der</strong> Input-Output-<br />

Rechnung modellhaft quantifizieren. Input-Output-Tabellen zeigen<br />

unmittelbar die direkten wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen<br />

und innerhalb <strong>der</strong> produzierenden Bereiche und <strong>der</strong> letzten Verwendung<br />

von Gütern für einen bestimmten abgelaufenen Zeitraum.<br />

Die Berechnung indirekter regionalwirtschaftlicher Effekte mit <strong>der</strong><br />

Input-Output-Analyse setzt das Vorhandensein einer spezifischen<br />

Input-Output-Tabelle für die <strong>EMM</strong> voraus. Bis auf das Land Baden-Württemberg<br />

existiert we<strong>der</strong> für ein Bundesland noch für eine<br />

Region eine amtliche Input-Output-Tabelle. Aus diesem Grund<br />

wurde im Rahmen dieses Projektes mit Hilfe einiger Annahmen<br />

eine spezifische Input-Output-Tabelle für die Europäische<br />

Metropolregion München geschätzt. Hilfreich waren hierbei neben<br />

Drittstudien vor allem Vorarbeiten <strong>der</strong> Prognos AG <strong>der</strong> jüngsten<br />

Vergangenheit, die sich in zahlreichen Projektstudien und<br />

Forschungsarbeiten mit <strong>der</strong> Problematik intensiv auseinan<strong>der</strong> gesetzt<br />

hat. 36<br />

36 Vgl. Prognos-<strong>Studie</strong>: Energiestandort Berlin - Energie- und regionalwirtschaftliche Bedeutung von Vattenfall Europe<br />

im Großraum Berlin, 2006;<br />

Forschungsgutachten Prognos AG / Verwaltungshochschule Speyer: Die formale und effektive Inzidenz von Bun-<br />

Seite 56


Ausgangsbasis ist die bundesdeutsche Input-Output-Tabelle, die<br />

die amtliche Statistik mit einer Aufteilung in 12 Wirtschaftsbereiche<br />

liefert. 37 Um eine Input-Output-Tabelle (I-O-Tabelle) für die <strong>EMM</strong><br />

zu schätzen, müssen einige Annahmen getroffen werden. So gehen<br />

wir davon aus, dass für jeden Wirtschaftszweig in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

das Verhältnis von Wertschöpfung zu Produktionswert, die Struktur<br />

<strong>der</strong> bezogenen Vorleistungen und <strong>der</strong> Importanteil aus dem<br />

Ausland dem bundesweiten Branchenschnitt entsprechen. 38 Darüber<br />

hinaus haben wir plausibel unter Zuhilfenahme funktionaler<br />

Zusammenhänge abgeschätzt, wie viel Prozent <strong>der</strong> Vorleistungen<br />

die regionalen Unternehmen aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beziehen (sog. regionale<br />

Vorleistungsquoten). Wichtige Anhaltspunkte hierzu geben in<br />

erster Linie hinzugezogene Vergleichsstudien und ein von Prognos<br />

in den Jahren 2006/2007 durchgeführtes Forschungsprojekt<br />

für das BBR, welches die intraregionalen Lieferquoten <strong>der</strong> Wirtschaftszweige<br />

aus <strong>der</strong> Wirtschaftskraft einer Region und <strong>der</strong> Wirtschaftsstruktur<br />

funktional ableitet. 39<br />

Die regionalen Lieferquoten werden bei dieser Methode funktional<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> sektoralen Bruttowertschöpfung in <strong>der</strong> Region<br />

abgeschätzt werden. Die Bruttowertschöpfung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

liegt mit rund 200 Mrd. € deutlich über dem Wert <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />

Raumordnungsregion in <strong>der</strong> Bundesrepublik. Mit Hilfe zusätzlicher<br />

Angaben zur sektoralen Wertschöpfung in <strong>der</strong> Region<br />

lassen sich konservative Schätzungen für die regionalen Vorleistungsquoten<br />

sektoral geglie<strong>der</strong>t anstellen. Denn es kann davon<br />

ausgegangen werden, dass in Regionen mit hohem ökonomischen<br />

Entwicklungsniveau die Möglichkeit besteht, nicht nur die herkömmliche<br />

Nachfrage son<strong>der</strong>n auch den universitären Spezialbedarf<br />

an Gütern und Dienstleistungen zu decken, die Verbleibsquote<br />

<strong>der</strong> Sachausgaben also hoch ist. In <strong>der</strong> folgenden Tabelle wird<br />

dargestellt, welcher Anteil des Vorleistungsbezugs aus <strong>der</strong> Betrachtungsregion<br />

stammt. So gehen wir bspw. nach unseren<br />

desmitteln, im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, 2007, noch unveröffentlicht;<br />

Wirkungsanalyse des ISP des Landes Bremen – externes Teilgutachten im Bereich <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Modellbildung,<br />

Prof. Dr. Schäfer (IKSF): Ermittlung regionaler Multiplikatoren für das Land Bremen;<br />

DIW (2007): Wirtschaftliche Verflechtung Berlin - Brandenburg, April 2007 sowie DIW (1997): Zur regionalwirtschaftlichen<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Hochschulen.<br />

Senator für Finanzen Bremen: Anleitung zur Ermittlung <strong>der</strong> Fiskaleffekte bremischer Investitionen;<br />

Prognos AG: Energiestandort Mitteldeutschland – Regionalwirtschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> Mitteldeutschen Braunkohle<br />

AG (MIBRAG), 2005.<br />

37 Die aktuell im Jahr 2009 verfügbare I-O-Tabelle des Statistischen Bundesamtes bezieht sich auf das Basisjahr<br />

2005. Sie ist die neueste verfügbare Tabelle mit originär berechneten Daten. Tabellen für spätere Jahre beruhen<br />

auf Fortschreibungen und liefern daher keinen strukturellen Erkenntnisgewinn.<br />

38 Davon auszugehen, dass ein Wirtschaftszweig in Bayern und <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> gänzlich an<strong>der</strong>e Strukturen (z.B. Wertschöpfungsanteil<br />

am Produktionswert, Vorleistungsstruktur) aufweist als im Bundesschnitt <strong>der</strong> Branche, stellt aus<br />

unserer Sicht mangels besserer verfügbarer Daten keine plausible Annahme dar.<br />

39 Vgl. z.B. Prognos AG: Bedeutung <strong>der</strong> Hauptstadtfunktion für die regionale Wirtschaftsentwicklung in Berlin, im<br />

Auftrag des Bundesministeriums <strong>der</strong> Finanzen, 2003 sowie Forschungsgutachten Prognos AG / Verwaltungshochschule<br />

Speyer: Die formale und effektive Inzidenz von Bundesmitteln, im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen<br />

und Raumordnung, 2007, noch unveröffentlicht.<br />

Seite 57


Schätzungen davon aus, dass 37 % <strong>der</strong> von den in <strong>der</strong> Region<br />

ansässigen Unternehmen bezogenen Maschinenbauprodukte aus<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> stammen und 65 % aus Deutschland.<br />

Tabelle 9: Intraregionale Lieferquoten nach bezogenen<br />

Gütern/ Dienstleistungen in Deutschland<br />

und <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Nr. Wirtschaftszweig / bezogene Güter Deutschland zum Vgl.<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

<strong>EMM</strong><br />

1 Land- u. Forstwirtschaft 76% 61% 55%<br />

2 Bergbau, Steine/ Erden, Energie,<br />

Wasser 51% 45% 43%<br />

3 Mineralöl, Chemie, bearbeitete<br />

Steine / Erden 68% 44% 39%<br />

4 Metalle 71% 29% 33%<br />

5 Maschinen, Fahrzeuge, DV-<br />

Geräte, Elektro 65% 45% 37%<br />

6 Textilien, Le<strong>der</strong>, Holz-, Papier,<br />

Sekundärrohstoffe 71% 53% 44%<br />

7 Nahrungsmittel, Getränke, Tabak 76% 56% 52%<br />

8 Bau 94% 94% 87%<br />

9 Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittl.,<br />

Gastgewerbe 89% 73% 71%<br />

10 Kreditinst., Wohnungsw., Unternehmens-<br />

DL 93% 84% 83%<br />

11 Gesundheits- u. Sozialwesen 99% 90% 86%<br />

12 Öffentl. Verwaltung, DL priv.<br />

Haushalte 94% 90% 82%<br />

Quelle: Prognos AG, 2009. Angaben für Deutschland auf Basis <strong>der</strong> bundesweiten Input-<br />

Output-Tabelle (Stat. Bundesamt 2009, Basisjahr 2005),<br />

Angaben für Baden-Württemberg auf Basis <strong>der</strong> I-O-Tab. des Landes; Angaben für<br />

die <strong>EMM</strong> eigene Modellrechnungen.<br />

Mit diesen Angaben ist es möglich, die gesamtdeutsche<br />

I-O-Tabelle regionalspezifisch anzupassen. Die geschätzte I-O-<br />

Tabelle für die <strong>EMM</strong> befindet sich im Anhang. Zum genauen methodischen<br />

Vorgehen bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Input-Output-<br />

Seite 58


Primärimpuls<br />

Primärimpuls<br />

(z.B.<br />

(z.B.<br />

Bauinvestition<br />

Bauinvestition<br />

100<br />

100<br />

Mio.<br />

Mio.<br />

€)<br />

€)<br />

Rechnung sei auf den Anhang I verwiesen, <strong>der</strong> die einzelnen Rechenschritte<br />

aufzeigt. Vereinfacht ausgedrückt wird durch Matrizenrechnung<br />

ermittelt, welche Menge in sämtlichen Wirtschaftsbereichen<br />

inkl. aller Vorleistungsstufen produziert werden muss, um<br />

die Nachfrage <strong>der</strong> Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen<br />

nach Vorleistungsgütern zu decken. Um mit dem Input-Output-<br />

Modell rechnen zu können, müssen die laufenden Vorleistungsbezüge<br />

und Investitionsausgaben separat nach 12 ausgewiesenen<br />

Wirtschaftsbereichen <strong>der</strong> Input-Output-Tabelle eingespeist werden.<br />

Die unten stehende Abbildung verdeutlicht die mit Hilfe <strong>der</strong> Input-<br />

Output-Analyse berechenbare Wirkungskette am Beispiel einer<br />

Bauinvestition: Der primäre Nachfrageimpuls führt zu direkten und<br />

indirekten Produktionswirkungen nicht nur in <strong>der</strong> Bauindustrie,<br />

son<strong>der</strong>n auch in an<strong>der</strong>en Branchen. Dazu werden in je<strong>der</strong> Branche<br />

Beschäftigte benötigt, die ein entsprechendes Einkommen erhalten.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Input-Output-Rechnung können sämtliche für<br />

die Befriedigung <strong>der</strong> Vorleistungsgüternachfrage nötigen Produktionswerte<br />

in jedem vorgelagerten Wirtschaftsbereich ermittelt werden.<br />

Abbildung 9: Beispielhafte Wirkungskette bei <strong>der</strong> Ermittlung<br />

indirekter Effekte<br />

direkter<br />

direkter<br />

+<br />

+<br />

indirekter<br />

indirekter<br />

Produktionswert<br />

Produktionswert<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

Erwerbstätige<br />

Erwerbstätige<br />

je<br />

je<br />

WirtschaftsWirtschaftsbereichbereich<br />

ArbeitsArbeitseinkommeneinkommen<br />

Mit Hilfe amtlicher Daten lassen sich Umsatz- bzw. Produktionseffekte<br />

umrechnen in Erwerbstätigenzahlen, Wertschöpfungs- und<br />

Einkommenswirkungen. Für jeden <strong>der</strong> 12 betrachteten Wirtschaftsbereiche<br />

sind statistische Kennzahlen aus <strong>der</strong> amtlichen<br />

Sozialproduktberechnung bekannt o<strong>der</strong> können errechnet werden.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> sektoralen Arbeitsproduktivitäten und unter Einbezug<br />

<strong>der</strong> Wertschöpfungsanteile lassen sich Nachfrageimpulse in<br />

Beschäftigtenzahlen transformieren.<br />

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick zu den Kennzahlen des<br />

Untersuchungsraums.<br />

Seite 59


Zusammengefasste Wirtschaftszweige<br />

in <strong>der</strong> Sozialproduktsberechnung<br />

Tabelle 10: Erwerbstätige, Wertschöpfung sowie Arbeitsproduktivität in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> (2008)<br />

Erwerbstätige<br />

am Arbeitsort<br />

absolut<br />

Wertschöpfung<br />

in Mio. €<br />

Bruttowertschöpfung je<br />

Erwerbstätigen in €<br />

Entgelte je Arbeitnehmer<br />

in €<br />

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 71.695 1.462 20.392 20.995<br />

Bergbau, Gew. v. Steinen und Erden, Energie<br />

und Wasser 19.930 2.960 148.547 66.792<br />

Verarbeitendes Gewerbe, davon 581.403 49.280 84.760 50.112<br />

Mineralöl- und chem. Erzeugnisse, Glas, Keramik 79.499 8.392 105.563 58.458<br />

Metalle 43.261 3.261 75.373 46.463<br />

Maschinen, Fahrzeuge, DV-Geräte, elektrotechnisch<br />

Geräte 309.981 29.197 94.188 62.573<br />

Textilien, Le<strong>der</strong>waren, Holz- u. Papier, Recycling,<br />

Sekundärrohstoffe 89.400 5.522 61.770 35.398<br />

Nahrungs- und Futtermittel, Getränke, Tabak 59.262 2.908 49.076 30.962<br />

Baugewerbe 161.071 6.961 43.217 33.985<br />

Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Gastgewerbe<br />

732.660 30.710 41.916 30.795<br />

Kreditinstitute u. Versicherungen, Vermietung,<br />

Unternehmensdienstleistungen 594.868 70.977 119.315 39.377<br />

Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen, Erziehung<br />

u. Unterricht, Entsorgung 502.214 22.087 43.979 35.405<br />

Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialvers., sonst.<br />

Dienstleistungen priv. Haushalte, Kultur-DL 343.439 15.430 44.929 35.087<br />

Insgesamt 2.963.707 199.868 67.438 37.862<br />

Quelle: Berechnungen Prognos AG auf Basis von Angaben <strong>der</strong> Statistischen Landesämter<br />

sowie des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, 2009.<br />

Seite 60


4.1.4 Ermittlung induzierter Effekte – Berechnung eines<br />

Einkommensmultiplikators für die <strong>EMM</strong><br />

Der sog. „einkommensmultiplikative Prozess“ besteht darin, dass<br />

von den an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gezahlten<br />

Entgelten ein Teil für Konsumzwecke ausgegeben wird. Diese erhöhte<br />

Konsumgüternachfrage führt zu einer Anregung <strong>der</strong> Produktion<br />

und zur Entstehung zusätzlicher Wertschöpfung und zusätzlichen<br />

Einkommens in den Konsumgüterbereichen. Die zusätzliche<br />

Wertschöpfung geht einher mit erhöhter Beschäftigung in den betreffenden<br />

Wirtschaftszweigen (induzierte Beschäftigung). Auch<br />

die Beschäftigten in diesen Bereichen geben wie<strong>der</strong>um einen Teil<br />

ihrer Einkommen für Konsumzwecke aus. Es entsteht ein fortwähren<strong>der</strong><br />

multiplikativer Prozess, <strong>der</strong> jedoch seiner Größe nach immer<br />

kleiner wird, aufgrund von „Sickerverlusten“ wie Steuern, Sozialabgaben,<br />

Ersparnis und Importen aus dem Ausland und an<strong>der</strong>en<br />

Regionen. Die folgende Abbildung verdeutlicht diesen Zusammenhang:<br />

Einkommensinduzierung durch direkt beschäftigte Arbeitskräfte<br />

Abbildung 10: Einkommen und Kaufkraft<br />

Zahl<br />

Zahl<br />

<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong><br />

Erwerbstätigen<br />

Erwerbstätigen<br />

Gehälter<br />

Gehälter<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

Entgeltsumme<br />

Entgeltsumme<br />

Verfügbares<br />

Verfügbares<br />

Einkommen<br />

Einkommen<br />

KonsumausKonsumausgabengaben<br />

brutto<br />

brutto<br />

KonsumausKonsumausgabengaben<br />

netto<br />

netto<br />

Wirksame<br />

Wirksame<br />

Kaufkraft<br />

Kaufkraft<br />

Steuern<br />

Steuern<br />

und<br />

und<br />

Sozialabgaben<br />

Sozialabgaben<br />

Sparen<br />

Sparen<br />

MwSt.<br />

MwSt.<br />

Importe<br />

Importe<br />

Die beschriebenen „induzierten Effekte“ werden durch die Multiplikatoranalyse<br />

modelliert. Dabei erfolgt die Abschätzung des Multiplikatoreffekts<br />

durch die Verwendung eines standortspezifischen<br />

regionalen Einkommensmultiplikators. Zur Ermittlung eines spezifischen<br />

Einkommensmultiplikators (m) für die Europäische Metropolregion<br />

München (<strong>EMM</strong>) mit Hilfe <strong>der</strong> unten stehenden Formel,<br />

<strong>der</strong>en Herleitung sich im Anhang befindet, müssen Werte für<br />

die Konsumquote (c), die Importquote (q) und die Steuer- und Abgabenbelastung<br />

(t) festgelegt werden:<br />

Seite 61


m<br />

1<br />

1<br />

c(<br />

1 t)(<br />

1<br />

q)<br />

Die Empfänger von Arbeitseinkommen müssen diese zunächst<br />

versteuern und Sozialabgaben leisten. Die durchschnittliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmerentgelte durch Lohn- und Einkommensteuer<br />

liegt nach Angaben <strong>der</strong> Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />

(VGR) bei ca. 14,8 %. 40 Für die Sozialabgaben (Arbeitnehmer-<br />

sowie Arbeitgeberanteil) wurde eine durchschnittliche<br />

Quote von 32,7 % des Arbeitsentgelts abgeleitet. Die Belastung<br />

<strong>der</strong> Konsumnachfrage durch Mehrwertsteuer und spezifische Verbrauchsteuern<br />

beträgt abgeleitet aus VGR-Daten ca. 12 % und<br />

liegt damit in Folge <strong>der</strong> Erhöhung des MwSt-Satzes 2007 höher<br />

als noch vor ein paar Jahren. 41 , 42 Die Summe aller Abgaben in<br />

Relation zum Einkommen liegt bei Annahme dieser Werte<br />

deutschlandweit bei t = 53,8 %.<br />

Zur Abschätzung <strong>der</strong> Steuer- und Abgabenlast kann auch aus <strong>der</strong><br />

amtlichen Statistik das Verhältnis von durchschnittlich verfügbaren<br />

Einkommen zum Arbeitsentgelt herangezogen werden o<strong>der</strong> man<br />

zieht Angaben des Karl-Bräuer-Instituts des Bundes <strong>der</strong> Steuerzahler<br />

heran. 43 Dabei werden unter dem Arbeitsentgelt in <strong>der</strong><br />

amtlichen Statistik die Personalkosten verstanden, d.h. das Bruttogehalt<br />

zzgl. <strong>der</strong> Arbeitgeberanteile an <strong>der</strong> Sozialversicherung<br />

und freiwilliger Leistungen. Die folgende Tabelle gibt die durchschnittliche<br />

Höhe <strong>der</strong> Arbeitnehmerentgelte an.<br />

40 Berechnet aus Angaben <strong>der</strong> VGR des Stat. Bundesamtes, Fachserie 18, R. 1.4, 2009. Tab. 3.4.4.2. „Masseneinkommen<br />

und verfügbares Einkommen <strong>der</strong> privaten Haushalte“.<br />

41 Bezogen auf das Arbeitsentgelt beträgt die Belastung mit MwSt. 6,3%.<br />

42 Vgl. Bedau, Klaus-Dietrich; Fahrlän<strong>der</strong>, Stefan; Seidel, Bernhard; Teichmann, Dieter: „Wie belastet die Mehrwertsteuererhöhung<br />

private Haushalte mit unterschiedlich hohem Einkommen?“, in: DIW Wochenbericht 14/98, Berlin<br />

1998. Diese stellten eine Durchschnittsbelastung von 11% fest.<br />

43 Vgl. Karl-Bräuer-Institut des Bundes <strong>der</strong> Steuerzahler: Die Entwicklung <strong>der</strong> Steuer- und Abgabenbelastung, Heft<br />

100, Berlin 2006. Die Belastung mit direkten und indirekten Abgaben wird hier für das Jahr 2009 auf 51,1% geschätzt.<br />

Seite 62


Tabelle 11: Durchschnittliches Arbeitnehmerentgelt, Brutto- und<br />

Nettoverdienst je Arbeitnehmer im Jahr 2008<br />

Arbeitnehmerentgelt<br />

(Personalkosten)<br />

Bruttolohn Nettoverdienst<br />

Deutschland 34.171 € 27.754 € 17.952 €<br />

Bayern 35.940 € 29.226 € 18.904 €<br />

Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> 2009;<br />

eigene Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG, 2009<br />

Demnach betrug im Jahr 2008 in Bayern das durchschnittliche Arbeitnehmerentgelt<br />

pro Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

35.940 € p.a., <strong>der</strong> Bruttoverdienst 29.226 € und <strong>der</strong> Nettoverdienst<br />

18.904 €. Das verfügbare Einkommen pro Einwohner liegt mit<br />

19.670 €. geringfügig höher (z.B. wegen Transferzahlungen). 44<br />

Das Verhältnis von verfügbarem Einkommen zum Arbeitsentgelt<br />

beläuft sich auf 54,5 %. D.h. die direkte Steuer- und Abgabenquote<br />

beträgt 45,5 %, unter Einbezug <strong>der</strong> indirekten Steuern<br />

(MwSt.) sogar 51,8%, Werte, die in etwa vergleichbar sind mit<br />

den Vorgängerjahren.<br />

Unter <strong>der</strong> Sparquote wird <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Ersparnis am verfügbaren<br />

Einkommen verstanden. Die in den 90er Jahren noch trendmäßig<br />

gesunkene durchschnittliche Sparquote <strong>der</strong> privaten Haushalte<br />

steigt seit dem Jahr 2000 wie<strong>der</strong> kontinuierlich an und erreicht<br />

mittlerweile einen Wert von 10,8 % im gesamten Bundesgebiet<br />

(Jahr 2007). Die Sparquote fällt im Vergleich <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />

sehr unterschiedlich aus und rangiert von 8,0 % in Bremen bis<br />

12,4 % in Baden-Württemberg. 45 Nach Angaben des Arbeitskreis<br />

VGR <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> beträgt die Sparquote in Bayern 11,9 %. Daraus<br />

ergibt sich eine im Bundesvergleich hohe Konsumquote 88,1 %.<br />

Bei <strong>der</strong> Betrachtung regionaler Effekte muss berücksichtigt werden,<br />

dass nicht alle Konsumausgaben in <strong>der</strong> Region getätigt werden,<br />

son<strong>der</strong>n ein Teil <strong>der</strong> Konsumausgaben in an<strong>der</strong>e Regionen<br />

abfließt. Die „Importquote“ wird maßgeblich durch die Größe und<br />

Wirtschaftsstruktur <strong>der</strong> jeweiligen Untersuchungsregion beeinflusst.<br />

Aus <strong>der</strong> amtlichen Statistik sind keine Angaben zu „Import-<br />

44 Verfügbares Einkommen <strong>der</strong> privaten Haushalte je Einwohner (2007): Deutschland 18.411 €, Bayern 19.670 €,<br />

Hamburg 23.366 €. Quelle: VGR <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, Reihe 1, Län<strong>der</strong>ergebnisse Band 5, 2009<br />

45 Vgl. VGR <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Für die Berechnung <strong>der</strong> einkommensinduzierten Wirkungen werden durchschnittliche Verbrauchsstrukturen<br />

<strong>der</strong> Haushalte zugrunde gelegt. Gilt es zu ermitteln, welche Wirkung zusätzliches Einkommen<br />

hat, müssen marginale Konsumquoten herangezogen werden. Dies ist jedoch nicht die Fragestellung dieser Untersuchung.<br />

Seite 63


quoten“ <strong>der</strong> privaten Haushalte auf Regions- o<strong>der</strong> Bundeslandebene<br />

verfügbar.<br />

Aus <strong>der</strong> bundesdeutschen Input-Output-Tabelle ist ersichtlich,<br />

dass rund 11 % des privaten Verbrauchs durch Einfuhren aus<br />

dem Ausland gedeckt werden. 46 Für das im Vergleich zur <strong>EMM</strong><br />

deutlich bevölkerungsreichere Baden-Württemberg ist bekannt,<br />

dass die privaten Haushalte ca. 26 % ihres Bedarfs an Konsumgütern<br />

aus an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n und dem Ausland decken.<br />

47 Nach <strong>der</strong> Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS)<br />

stammt bei privaten Haushalten in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n durchschnittlich<br />

51% des privaten Verbrauchs überwiegend aus <strong>der</strong> regionalen<br />

Produktion von Gütern und Dienstleistungen. 48 Das DIW geht<br />

in einer <strong>Studie</strong> davon aus, dass 85% <strong>der</strong> Konsumausgaben Berliner<br />

Angestellter in den lokalen Wirtschaftskreislauf fließen. 49 Mit<br />

Blick auf Vorgängeruntersuchungen 50 , bei denen <strong>der</strong> regionale<br />

Lieferanteil funktional in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> regionalen<br />

Bruttowertschöpfung geschätzt wurde, halten wir es gutachterlich<br />

für gerechtfertigt, für die <strong>EMM</strong> von einer Importquote von 30 %<br />

auszugehen. 51 Dementsprechend verbleiben 70 % <strong>der</strong> Konsumausgaben<br />

in <strong>der</strong> Region. Damit gehen wir zusammenfassend von<br />

folgenden Werten aus:<br />

Konsumquote c = 88,1 %<br />

Abgabenquote t = 51,8 %<br />

Importquote q = 30 %<br />

Diese Kennziffern bedeuten, dass die Haushalte von 1 € Einkommen<br />

(Entgelt) im Durchschnitt Ausgaben für Konsumzwecke in<br />

Höhe von 29,7 Cent in <strong>der</strong> Region tätigen. Da diese Ausgaben ihrerseits<br />

zu weiterer Produktion, Einkommen und Konsumausgaben<br />

führen, erhöht sich <strong>der</strong> Einkommenseffekt für die<br />

<strong>EMM</strong> weiter und <strong>der</strong> Einkommensmultiplikator beläuft sich bei vorsichtiger<br />

Schätzung auf 1,42.<br />

46 Vgl. Statistisches Bundesamt 2009, Input-Output-Tabelle für das Jahr 2006.<br />

47 Vgl. die Input-Output-Tabelle des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg (1992), <strong>der</strong> einzigen verfügbaren<br />

amtlichen I-O-Tabelle für ein Bundesland.<br />

48 Vgl. Baumgartner, H./Seidel, B.: Berliner Ausgaben für Wissenschaft und Forschung: Kräftige Impulse für die Stadt,<br />

DIW-Wochenbericht Nr. 39/01, Berlin 2001.<br />

49 Vgl. DIW: Zur regionalwirtschaftlichen Bedeutung <strong>der</strong> Berliner Hochschulen, Berlin 1997<br />

50 Vgl. Forschungsgutachten Prognos AG / Verwaltungshochschule Speyer: Die formale und effektive Inzidenz von<br />

Bundesmitteln, im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, 2007.<br />

51 Die <strong>EMM</strong> hat mit einer Bruttowertschöpfung von rund 200 Mrd. € pro Jahr eine deutlich höhere Wirtschaftskraft als<br />

die durchschnittliche deutsche Raumordnungsregion mit ca. 23 Mrd. €.<br />

Seite 64


52 Quelle: Eigene Berechnungen <strong>der</strong> Prognos AG<br />

Einkommensmultiplikator <strong>EMM</strong> München:<br />

Einkommensmultiplikator <strong>EMM</strong> München:<br />

m 1,42<br />

Der errechnete Einkommensmultiplikator (Gesamteinkommen zu<br />

Entgelten) bedeutet für die weiteren Berechnungen, dass 1 € <strong>der</strong><br />

an die Beschäftigten gezahlten Entgelte durch den oben beschriebenen<br />

Multiplikatorprozess weitere 42 ct indirekte Produktion und<br />

Einkommen in an<strong>der</strong>en Wirtschaftsbereichen auslöst. Dabei umfasst<br />

<strong>der</strong> Multiplikator indirekte und induzierte Effekte. Je kleiner<br />

die Regionsabgrenzung, desto geringer <strong>der</strong> Multiplikatoreffekt.<br />

Daher überrascht es wenig, dass <strong>der</strong> für die <strong>EMM</strong> errechnete Einkommensmultiplikator<br />

mit 1,42 unterhalb des entsprechenden<br />

Wertes für die Bundesrepublik (1,7), aber in etwa mit dem des<br />

Ruhrrevier (1,47) vergleichbar ist. 52 Zudem korrespondiert <strong>der</strong><br />

Wert mit Einkommensmultiplikatoren von 1,38 - 1,45, den das Institut<br />

für regionale <strong>Studie</strong>n in Europa EURES in <strong>der</strong> Schweiz für<br />

Großstadtzentren und Zentrenumland ermittelt hat, und mit dem<br />

Wert 1,36, den das ifo-Institut für die Stadt München errechnet hat.<br />

4.2 Vorgehen Befragung<br />

Der Impact wissenschaftlicher Einrichtungen ist sehr vielgestaltig<br />

und nur in geringen Teilen in <strong>der</strong> amtlichen Statistik erfasst. Wie<br />

im vorherigen Kapitel deutlich wurde, lassen sich nicht nur verschiedene<br />

ökonomische Effekte feststellen. Auch katalytische Effekte<br />

sollten berücksichtigt werden. Eine eigene umfangreiche Befragung<br />

ist daher notwendig, um diesen vielgestaltigen Impact abschätzen<br />

zu können. Allerdings ist nicht nur <strong>der</strong> Impact wissenschaftlicher<br />

Institutionen vielgestaltig, auch bei den Institutionen<br />

selbst handelt es sich oft um Unikate. Diese sind schon z.T. in Kapitel<br />

3.1 charakterisiert worden. Hilfreich ist es daher zunächst die<br />

Aufgaben und Funktionen dieser Institutionen zu betrachten. So<br />

können prinzipiell drei zentrale Aufgaben, nämlich Forschung,<br />

Lehre und Wissenstransfer, unterschieden werden.<br />

Beson<strong>der</strong>s ist vor allem die Aufgabe des Wissenstransfers, denn<br />

hierbei stehen die wissenschaftlichen Institutionen in enger Kooperation<br />

und Interaktion mit einer Reihe im eigentlichen Sinne nicht<br />

wissenschaftlicher Institutionen, so etwa Transferstellen o<strong>der</strong><br />

Grün<strong>der</strong>zentren. Diese Einrichtung nicht zu berücksichtigen, hieße<br />

Seite 65


gerade den Teil nicht zu berücksichtigen, welcher für eine zentrale<br />

Aufgabe, nämlich den Wissenstransfer, essenziell ist. An<strong>der</strong>erseits<br />

soll berücksichtigt werden, dass diese sich deutlich von den restlichen<br />

Einrichtungen unterscheiden. So wurde in <strong>der</strong> Befragung<br />

zwischen zwei Arten von Institutionen unterschieden.<br />

Einerseits Kerninstitutionen <strong>der</strong> Impact Analyse, hierbei handelt es<br />

sich um:<br />

Universitäten<br />

künstlerische Hochschulen<br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />

Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />

An-Institute<br />

An<strong>der</strong>erseits Institutionen, welche helfen, den Impact - gerade des<br />

Wissenstransfer - zu ergänzen, präzisieren und qualifizieren. Hierbei<br />

handelt es sich um:<br />

Forschungs- und Hochschulnetzwerke<br />

Beratungsgesellschaften<br />

Kultureinrichtungen<br />

Messen<br />

Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentren<br />

Kammern und Behörden<br />

Nicht berücksichtigt wurden bei <strong>der</strong> Befragung Museen, Theater<br />

und weitere künstlerisch-musische Einrichtungen. Diese Institutionen<br />

nehmen eine Son<strong>der</strong>rolle ein und werden daher bei <strong>der</strong> Abschätzung<br />

<strong>der</strong> ökonomischen Effekte nicht berücksichtigt, wohl<br />

aber im Kapitel 9.3 angesprochen. Ebenfalls wurden industrielle<br />

Forschungseinrichtungen bei <strong>der</strong> Befragung nicht berücksichtigt.<br />

Diese stehen zwar in vielfältiger Interaktion mit dem befragten Unternehmen,<br />

bilden jedoch ähnlich wie die Museen und Theater<br />

wie<strong>der</strong>um einen ganz eigenen Institutionentyp. Die auf dieser Befragung<br />

aufbauende Abschätzung direkter, indirekter und induzierter<br />

Effekte ist somit recht konservativ. Würde man diese weiteren<br />

Institutionentypen noch bei <strong>der</strong> Befragung berücksichtigen, würden<br />

die abgeschätzten Effekte sicherlich deutlich höher ausfallen.<br />

Die Befragung verlief in einem mehrstufigen Verfahren. Zunächst<br />

wurde mit dem Auftraggeber eine Liste von zu befragenden Institutionen<br />

abgestimmt. Bei diesen Institutionen wurde die Teilnahmebereitschaft<br />

erfragt. Anschließend wurde in einem Workshop mit<br />

Vertretern <strong>der</strong> Schlüsselinstitutionen dieser Befragung die interne<br />

Validität des Fragebogens überprüft. Verständnisfragen wurden<br />

geklärt und darauf aufbauende Erläuterungen im Fragebogen integriert<br />

und Anpassungen <strong>der</strong> Fragebatterien vorgenommen.<br />

Insgesamt wurden 107 Institutionen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angesprochen.<br />

Diese Institutionen unterscheiden sich erheblich in erbrachten For-<br />

Seite 66


schungsleistungen, Umfang <strong>der</strong> Lehre sowie in <strong>der</strong> Bedeutung für<br />

den Wissenstransfer. Somit unterscheidet sich auch <strong>der</strong> Impact<br />

dieser Institutionen erheblich. In <strong>der</strong> folgenden Liste werden alle<br />

angesprochenen Institutionen aufgeführt.<br />

Kerninstitutionen <strong>der</strong> Impact Analyse:<br />

Hochschulen und Universitäten<br />

Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste München<br />

Bayerische Theaterakademie August Everding München<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften Augsburg<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften Deggendorf<br />

Hochschule für angewandtes Management Erding<br />

Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege<br />

in Bayern<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften Ingolstadt<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan<br />

FOM - Hochschule für Ökonomie und Management<br />

Hochschule für Fernsehen und Film München<br />

Hochschule für Musik und Theater München<br />

Hochschule für Philosophie München<br />

Hochschule für Politik München<br />

Hochschule München<br />

Hochschule Rosenheim<br />

Katholische Stiftungshochschule für angewandte Wissenschaften<br />

München<br />

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Munich Business School<br />

Technische Universität München<br />

Universität Augsburg<br />

Universität <strong>der</strong> Bundeswehr Neubiberg<br />

Kerninstitutionen <strong>der</strong> Impact Analyse:<br />

Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und An-Institute<br />

Bayerische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

Bayerische Forschungsstiftung<br />

Bayerisches Zentrum für angewandte Energieforschung<br />

e.V.<br />

Deutsches Jugendinstitut<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

DFA Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie<br />

F10 Forschungszentrum für erneuerbare Energie<br />

Flugmedizinisches Institut <strong>der</strong> Luftwaffe<br />

Seite 67


Fogra Forschungsgesellschaft Druck e.V.<br />

Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München<br />

Helmholtz-Zentrum München<br />

Hochschulnetzwerk Greater Munich Aerea (GMA)<br />

IMU Institut für Management und Umwelt<br />

Institut für City- und Regionalmangement Ingolstadt<br />

Institut für Diabetesforschung<br />

Institut für Ostrecht e.V.<br />

Institut für sozialwissenschaftliche Forschung e.V.<br />

Institut für Technik und Design<br />

Institut für Zeitgeschichte<br />

Max-Planck-Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

e.V.<br />

Monumenta Germaniae Historica<br />

RKW Bayern e.V.<br />

Südosteuopa-Gesellschaft e.V.<br />

Technische Universität München Ingolstadt Institute /<br />

INI.TUM<br />

Unternehmer TUM GmbH<br />

Zentrale <strong>der</strong> Fraunhofer-Gesellschaft<br />

Zentralinstitut für Kunstgeschichte<br />

Institutionen, die helfen, den Impact - gerade des Wissenstransfer<br />

- zu ergänzen, präzisieren und qualifizieren:<br />

Beratungsgesellschaften, Forschungsnetzwerk, Kultureinrichtung<br />

und Messen<br />

Bayerisches Institut für angewandte Umweltforschung und -<br />

technik (BifA GmbH)<br />

Bayern photonics - Kompetenznetz Optische Technologien<br />

BayGene Bayerisches Genomforschungsnetzwerk<br />

Bio M AG<br />

c2m Kompetenzzentrum Mechatronik <strong>der</strong> FH Augsburg<br />

Dtd - Deutscher Technologiedienst GmbH<br />

FZG Augsburg - Forschungsstelle für Zahnrä<strong>der</strong> und Getriebe<br />

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an <strong>der</strong> Universität München<br />

IST Institute for Transnational <strong>Studie</strong>s<br />

KIT Schwaben e.V.<br />

Logistik Kompetenz Zentrum LKZ Prien GmbH<br />

Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München<br />

- Nie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong> GSI mbH<br />

WZU Wissenschaftszentrum Umwelt Universität Augsburg<br />

Seite 68


Institutionen, die helfen, den Impact - gerade des Wissenstransfer<br />

- zu ergänzen, präzisieren und qualifizieren:<br />

Transferstellen, Grün<strong>der</strong>zentren, Kammern und Behörden<br />

aiti-park IT Grün<strong>der</strong>zentrum GmbH<br />

AMU - Anwen<strong>der</strong>zentrum Material- und Umweltforschung<br />

Anwen<strong>der</strong>zentrum GmbH Oberpfaffenhofen<br />

ARCONE Technologiezentrum<br />

Bayern Innovativ Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer<br />

mbH<br />

cluster mechatronik & automation e.V.<br />

Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V.<br />

DLC Dienstleistungscenter Rosenheim<br />

DPMA - Deutsches Patent- und Markenamt<br />

EGZ Existenzgrün<strong>der</strong>zentrum Memmingen und Unterallgäu<br />

GmbH & Co. KG<br />

Europäisches Patentamt<br />

Existenzgrün<strong>der</strong>zentrum Ingolstadt GmbH<br />

För<strong>der</strong>gesellschaft IZB mbH<br />

gate Garchinger Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentrum<br />

Grün<strong>der</strong>- und Technologiezentrum Landsberg GmbH<br />

Grün<strong>der</strong>zentrum Straubing-Sand<br />

HWK für München und Oberbayern<br />

HWK für Schwaben<br />

HWK Nie<strong>der</strong>bayern-Oberpfalz<br />

IHK für Schwaben<br />

IHK München und Oberbayern<br />

Initiative Grün<strong>der</strong>region Schwaben<br />

Innovations Technologie Campus ITC GmbH Deggendorf<br />

Innovations- und Grün<strong>der</strong>zentrum Biotechnologie<br />

ITIS e.V. Institut für Technik Intelligenter Systeme e.V. an<br />

<strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Bundeswehr München<br />

ITW Institut für Technologietransfer und Weiterbildung<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften Augsburg<br />

Iwb Anwen<strong>der</strong>zentrum Augsburg des Instituts für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften <strong>der</strong> TU München<br />

Kontaktstelle für Technologietransfer <strong>der</strong> LMU<br />

Landratsamt München<br />

MTZ Münchner Technologie Zentrum Betriebsgesellschaft<br />

mbH<br />

Munich Intellectual Property Law Center - Bundespatentgericht<br />

SONTRA Technologie- und Dienstleistungszentrum<br />

Start up - Grün<strong>der</strong>portal in Bayern<br />

Seite 69


Universitäten und Hochschulen<br />

künstlerische Hochschulen<br />

außeruni. Forschungseinrichtungen<br />

TCW Technologie Centrum Westbayern GmbH<br />

Technologiepark Amerang<br />

Umwelt-Technologisches Grün<strong>der</strong>zentrum Augsburg (UTG)<br />

WIMES Wissenstransfer und Messewesen - TU München<br />

Wissenschaftszentrum Straubing<br />

36 <strong>der</strong> 107 angesprochenen Institutionen haben einen gültigen<br />

Fragebogen zurückgeschickt. Wie schon dargestellt, unterscheiden<br />

sich die Institutionen in ihrer Größe erheblich, so dass nicht<br />

jede Antwort einer Institution gleich bedeutend für die Impact Analyse<br />

ist. Daher soll <strong>der</strong> Rücklauf sowohl nach Größe <strong>der</strong> Institutionen<br />

als auch nach Art <strong>der</strong> Institution differenziert dargestellt werden.<br />

Das Antwortverhalten unterscheidet sich erheblich zwischen<br />

den verschiedenen Arten von Institutionen. In <strong>der</strong> folgenden Abbildung<br />

wird <strong>der</strong> Rücklauf nach Art <strong>der</strong> Institutionen dargestellt.<br />

Abbildung 11: Rücklauf nach Art <strong>der</strong> Institution<br />

Fachhochschulen<br />

An-Institute<br />

0<br />

2<br />

3<br />

4<br />

4<br />

4<br />

3<br />

0%<br />

12<br />

9<br />

57%<br />

33%<br />

Forschungs- und Hochschulnetzwerke 4 5 44%<br />

Beratungsgesellschaften 0 4 0%<br />

Kultureinrichtungen 1 2 33%<br />

Messen 0 3 0%<br />

Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentren 6<br />

Kammern und Behörden 5 2 71%<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

10<br />

25%<br />

24<br />

55%<br />

20%<br />

41%<br />

0 10 20 30 40<br />

Kerninstitutionen<br />

<strong>der</strong> Impact-Analyse<br />

Institutionen, welche<br />

helfen, den Impact zu<br />

ergänzen, präzisieren<br />

und qualifizieren<br />

29%<br />

Zunächst wird deutlich, dass gerade bei den Kerninstitutionen <strong>der</strong><br />

Impact Analyse <strong>der</strong> Rücklauf deutlich höher ist als bei den restlichen<br />

Institutionen. Beson<strong>der</strong>s hoch ist <strong>der</strong> Rücklauf bei den Universitäten.<br />

Hier haben über die Hälfte aller angesprochenen Institutionen<br />

einen gültigen Fragebogen zurückgeschickt. Dies trifft in<br />

sehr ähnlichem Umfang auch für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />

zu. Einen verhältnismäßig geringen Rücklauf weisen<br />

die An-Institute sowie Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />

auf. Eine Lücke weist die Befragung bei den künstlerischen<br />

Hochschulen auf. Hier muss auf die amtliche Statistik zurückgegriffen<br />

werden, im folgenden Kapitel wird das Vorgehen noch genauer<br />

erläutert.<br />

Seite 70


Abbildung 12: Mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter gewichteter Rücklauf<br />

15%<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

85%<br />

gültigen Fragebogen<br />

erhalten<br />

keinen gültigen<br />

Fragebogen erhalten<br />

Die hohe Belastbarkeit <strong>der</strong> Stichprobe wird deutlich, wenn die<br />

Größe <strong>der</strong> angeschriebenen Institutionen berücksichtigt wird. Die<br />

Mitarbeiteranzahl einer Institution ist ein weit verbreiteter Indikator<br />

für die Größe einer Institution. Nutzt man die Mitarbeiterzahl, um<br />

die Rücklaufquote zu gewichten, erhält man folgendes Bild. Hinter<br />

den erhaltenen Fragebögen stehen Institutionen, welche 85% aller<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong> angeschriebenen Institutionen<br />

ausmachen. Es haben also vor allem die zentralen und personalstarken<br />

Akteure in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> geantwortet. Der Großteil aller direkten,<br />

indirekten sowie induzierten Effekte stammt von diesen Institutionen,<br />

da diese den größten Teil <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

beschäftigten und über den größten Teil <strong>der</strong> Budgets verfügen.<br />

Auch <strong>der</strong> größte Anteil an Forschungsprojekten findet in<br />

diesen Institutionen statt. In den folgenden Kapiteln wird die Stärke<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Effekte, beginnend mit den direkten ökonomischen<br />

Effekten, erläutert.<br />

Seite 71


5 Direkter ökonomischer Impact <strong>der</strong><br />

Wissenschaftseinrichtungen in<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Der Impact wissenschaftlicher Einrichtungen auf das regionale<br />

Umfeld ist vielfältig, wie schon im Kapitel 4.1 „Modellansatz“ aufgezeigt<br />

wurde. Ganz grob lassen sich zwei Arten von Impact unterscheiden:<br />

einerseits Impact, welcher durch die wissenschaftlichen<br />

Tätigkeiten, also durch Forschung, Lehre sowie Wissenstransfer,<br />

entsteht. An<strong>der</strong>erseits Impact, welcher durch die Ausgaben<br />

<strong>der</strong> Institutionen, also durch Gehälter, Investitionen und an<strong>der</strong>e<br />

Ausgaben, entsteht. In diesen Kapiteln wird <strong>der</strong> direkte Impact,<br />

welcher durch die Ausgaben entsteht, dargestellt. Die Einnahmeseite,<br />

sozusagen die Kehrseite <strong>der</strong> Medaille, wird ebenfalls, wenn<br />

auch deutlich kürzer aufgezeigt.<br />

Wie schon im letzten Kapitel dargestellt wurde, ist <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Anzahl<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewichtete Rücklauf mit<br />

85% sehr hoch. Dennoch gibt es eine Reihe von Institutionen,<br />

welche nicht an <strong>der</strong> Befragung teilgenommen haben, <strong>der</strong>en Impact<br />

nach Möglichkeit bei <strong>der</strong> Abschätzung mitberücksichtigt werden<br />

sollte. Glücklicherweise bietet die amtliche Statistik bei einigen Institutionen<br />

eine außergewöhnlich gute Datengrundlage. In <strong>der</strong><br />

Fachserie 11 Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur: Monetäre hochschulstatistische<br />

Kennzahlen“ werden institutionenscharf für das<br />

Jahr 2006 folgende Kennzahlen nachgewiesen:<br />

Personalausgaben<br />

Laufen<strong>der</strong> Sachaufwand<br />

Verwaltungseinnahmen<br />

Drittmittel<br />

Lfd. Grundmittel<br />

<strong>Studie</strong>rende<br />

Professoren/ -innen<br />

Wissenschaftliches Personal<br />

Auch wenn natürlich damit nur ein geringer Anteil <strong>der</strong> Kennzahlen<br />

<strong>der</strong> Befragung nachgewiesen werden kann, handelt es sich doch<br />

um so zentrale Kennzahlen, dass auf dieser Basis fehlende Angaben<br />

weitestgehend ergänzt werden können. In <strong>der</strong> schriftlichen<br />

Befragung zur Impact Analyse wurden ebenfalls Kennzahlen für<br />

das Jahr 2006 erfragt, so dass es möglich wurde, pro Institutionentyp<br />

ein Korrekturfaktor für Angaben aus <strong>der</strong> amtlichen Statistik für<br />

das Jahr 2008 zu berechnen. Im Abgleich vollständig vorhandener<br />

Datensätze aus <strong>der</strong> Befragung und <strong>der</strong> amtlichen Statistik konnte<br />

festgestellt werden, dass hier die Varianz sehr gering ist. Durch<br />

den Abgleich von amtlicher Statistik und Angaben aus <strong>der</strong> eigenen<br />

Befragung konnten zudem fehlende Antworten sowie einzelne fehlende<br />

Angaben ergänzt und sämtliche Angaben plausibilisiert wer-<br />

Seite 72


den. Lagen we<strong>der</strong> eine gültige Antwort noch institutionenscharfe<br />

Vergleichswerte aus <strong>der</strong> amtlichen Statistik vor, wurde die Institution<br />

aus <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Impact Effekte ausgeschlossen. Die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Berechnungen sind somit etwas geringer als die<br />

tatsächlich zu vermutenden Effekte.<br />

5.1 Budgets <strong>der</strong> befragten Institution<br />

Mit einem Budget von 2,7 Milliarden € verfügen die befragten Einrichtungen<br />

über ein außerordentlich hohes Finanzvolumen. Um<br />

diese Höhe zu verdeutlichen, wurde das Budget mit dem Umsatz<br />

aller im TecDAX verzeichneten Unternehmen verglichen. In <strong>der</strong><br />

folgenden Abbildung ist dieser Vergleich dargestellt. Die befragten<br />

Institutionen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wären das zweitgrößte Unternehmen im<br />

TecDAX. Nur die Freenet AG wäre mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden<br />

€ etwas größer. Das Budget <strong>der</strong> befragten Institutionen<br />

entspricht knapp 14% des Umsatzes aller im TecDAX verzeichneten<br />

Unternehmen.<br />

Abbildung 13: Vergleich des Budgets <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> mit dem Umsatz <strong>der</strong><br />

TecDAX-Unternehmen<br />

Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11 Reihe 4.3.2 „Bildung<br />

und Kultur: Monetäre hoch-schulstatistische Kennzahlen (2006)<br />

Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Universitäten verfügen<br />

mit 79 % über den größten Teil des Budgets <strong>der</strong> befragten<br />

Institutionen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Markant ist jedoch nicht nur die Höhe,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Zusammensetzung aus den verschiedenen Fi-<br />

Seite 73


nanzierungsquellen, die in <strong>der</strong> folgenden Abbildung deutlich wird.<br />

So fällt mit 35% ein hoher Anteil von Drittmitteln sowohl aus <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Hand als auch aus <strong>der</strong> Wirtschaft auf. Wesentliche Ursache<br />

sind hierfür die Spitzenwerte, die die LMU sowie die TU<br />

München einwerben. Aus regional ökonomischer Perspektive haben<br />

Drittmittel eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Sie sind in gewisser<br />

Hinsicht mit Exporten vergleichbar, da hierdurch Gel<strong>der</strong> von außerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> nun in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verausgabt werden. Dies trifft<br />

z.B. für Finanzströme aus Bundesmitteln o<strong>der</strong> von international tätigen<br />

Konzernen zu. Drittmittel werden meist in wettbewerblich organisierten<br />

Verfahren vergeben, so dass diese auch als ein Indikator<br />

für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> befragten Institutionen<br />

gelten können.<br />

Die befragten Institutionen verfügen<br />

über ein Budget von 2,7 Mrd. €.<br />

Drittmittel spielen dabei eine bedeutende Rolle.<br />

Abbildung 14: Zusammensetzung des Budgets im Jahr 2008<br />

Grundfinanzierung<br />

Drittmittel <strong>der</strong> öffentlichen Hand<br />

Drittmittel aus <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

(Auftragsforschung, etc.)<br />

Sonstiges z.B. Spenden<br />

Einnahmen aus <strong>Studie</strong>ngebühren<br />

Einnahmen aus Patenen und Lizenzen<br />

Sonstige Einnahmen außerhalb ihres<br />

regulären Haushalts<br />

4,9%<br />

2,8%<br />

0,0%<br />

1,8%<br />

2,7%<br />

0,0%<br />

0,0%<br />

0,0%<br />

16,2%<br />

23,8%<br />

18,9%<br />

12,1%<br />

57,3%<br />

59,5%<br />

Außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtung<br />

Universität<br />

0,0% 50,0% 100,0%<br />

Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11<br />

Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur: Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen (2006)<br />

5.2 Verwendung des Budgets: Sachausgaben,<br />

Investitionen und Personalaufwand<br />

Knapp die Hälfte des Budgets, nämlich 1,3 Milliarden €, verwenden<br />

die befragten Institutionen für Sachausgaben und Investitionen.<br />

Hiervon entfallen auf die Stadt München 590 Mio. € für Sachausgaben<br />

und 180 Mio. € für Investitionen, insgesamt 770 Mio. €<br />

bzw. knapp 60%. Beson<strong>der</strong>s bedeutend sind mit einer Milliarde<br />

Euro Sachausgaben, die damit dreimal so hoch sind wie die laufenden<br />

Investitionen. Zwischen Universitäten, Hochschulen für angewandte<br />

Wissenschaften und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

bestehen bei diesem Verhältnis keine größeren Unterschiede,<br />

wie in <strong>der</strong> folgenden Abbildung deutlich wird. Dieser hohe<br />

Seite 74


Anteil von Sachleistungen mag auch einer <strong>der</strong> Gründe dafür sein,<br />

dass ein großer Teil <strong>der</strong> Ausgaben <strong>der</strong> Institutionen in die <strong>EMM</strong><br />

fließt. Nach Angaben <strong>der</strong> befragten Institutionen werden knapp<br />

60% <strong>der</strong> Waren und Dienstleistungen innerhalb <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ausgegeben.<br />

Bei Sachausgaben und Investitionen schaffen die<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen die größten<br />

direkten Effekte.<br />

Abbildung 15: Sachausgaben und Investitionen im Jahr 2008<br />

Außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtung<br />

Universität<br />

Hochschule für<br />

angewandte Fachhochschule<br />

Wissenschaften<br />

restliche Institutionen / Organisationen<br />

Gesamt<br />

135.094.222 €<br />

451.767.014 €<br />

111.877.200 €<br />

320.381.407 €<br />

36.036.434 €<br />

129.961.356 €<br />

16.650.540 €<br />

97.986.721 €<br />

299.658.395 €<br />

Investitionen<br />

Sachausgaben<br />

1.000.096.498 €<br />

0 € 1.000.000.000 € 2.000.000.000 €<br />

Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11<br />

Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur:<br />

Monetäre hoch-schulstatistische Kennzahlen (2006)<br />

Noch viel stärker als die Sachausgaben und Investitionen haben<br />

die durch die befragten Institutionen geschaffenen Arbeitsplätze<br />

regionalwirtschaftliche Implikationen. Wie Berechnungen in Kapitel<br />

6.2 zeigen, ist die Einpendlerquote mit 3,1% sehr gering. Der<br />

überwiegende Teil <strong>der</strong> Beschäftigten wohnt also auch in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />

Über 33.000 Personen werden durch die befragten Institutionen<br />

beschäftigt. Zur Verdeutlichung sollen die befragten Institutionen<br />

wie<strong>der</strong> mit Unternehmen aus den TecDAX verglichen werden. Die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist mehr als dreimal so<br />

hoch wie die <strong>der</strong> Drägerwerk AG, dem Unternehmen mit den meisten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im TecDax. Diese beeindruckende<br />

Zahl entspricht ungefähr <strong>der</strong> Hälfte aller Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter aller Unternehmen im TecDAX. In <strong>der</strong> folgenden<br />

Abbildung wird dieser Vergleich visualisiert.<br />

Seite 75


Abbildung 16: Vergleich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> und <strong>der</strong> TecDAX-Unternehmen<br />

Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11<br />

Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur:<br />

Monetäre hoch-schulstatistische Kennzahlen (2006)<br />

Die Universitäten sind mit 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

knapp 14.000 davon in <strong>der</strong> Landeshauptstadt, <strong>der</strong> bedeutendste<br />

Arbeitgeber von den befragten Institutionen. Sie schaffen<br />

damit knapp die Hälfte des direkten Beschäftigungseffekts. Gefolgt<br />

werden die Universitäten von den außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

mit ca. 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und<br />

den Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit ca. 4.300<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nicht nur die schiere Masse<br />

auch die Art <strong>der</strong> Beschäftigung ist bedeutend. Viele Stellen werden<br />

durch hoch qualifizierte Personen besetzt.<br />

Zentral mit diesen Institutionen verbunden sind noch ca.130.000<br />

<strong>Studie</strong>rende, rund 90.000 in München. Diese können zwar nicht<br />

als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezählt werden, sorgen durch<br />

ihren Konsum und ihre hohe Zahl jedoch für gewaltige induzierte<br />

Effekte. Da es sich um keine direkten Beschäftigungseffekte handelt,<br />

wird erst in Kapitel 6 „Indirekter und induzierter Impact <strong>der</strong><br />

Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>“ darauf eingegangen.<br />

Induzierte Effekte entstehen auch aus den Bruttoentgelten <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> befragten Einrichtungen. Mit über 1,4 Mrd. € verwenden<br />

die befragten Einrichtungen über die Hälfte ihres Budgets<br />

für Personalkosten. Die Universitäten tragen hierbei, wie schon bei<br />

Seite 76


Mit durchschnittliche 42.000 € Bruttoentgelt schaffen die<br />

wissenschaftlichen Institutionen 1,4 Mrd. € Bruttoentgelt<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten, den größten Anteil. Im folgenden<br />

Kapitel, wird die Stärke dieser Effekte aufgezeigt.<br />

Abbildung 17: Personalaufwand / Bruttoentgelte<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten 2008<br />

Personalaufwand / Bruttoentgelt<br />

Universität<br />

Außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtung<br />

Hochschule für<br />

restliche Institutionen angewandte / Wissenschaften<br />

Organisationen<br />

Fachhochschule<br />

Gesamt<br />

373.419.200 €<br />

163.807.669 €<br />

123.411.959 €<br />

744.378.273 €<br />

1.405.017.100 €<br />

0 € 1.000.000.000 € 2.000.000.000 €<br />

Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung auf Basis <strong>der</strong> Fachserie 11<br />

Reihe 4.3.2 „Bildung und Kultur:<br />

Monetäre hoch-schulstatistische Kennzahlen (2006)<br />

Seite 77<br />

Direkte Effekte


6 Indirekter und induzierter Impact<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

6.1 Regionalwirtschaftliche Effekte durch die<br />

Sachausgaben <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />

(indirekte Effekte)<br />

Durch die Betriebsausgaben für den Wissenschafts- und Forschungsbetrieb<br />

entstehen Folgeeffekte im regionalen Wirtschaftskreislauf,<br />

die sog. indirekten Effekte. Sie resultieren aus den Vorleistungsbezügen,<br />

d.h. den laufenden Betriebsausgaben für Güter<br />

und Dienstleistungen und den laufenden Investitionen. Um diese<br />

Effekte beziffern zu können, müssen diese Ausgaben nach Art,<br />

Volumen und regionaler Herkunft <strong>der</strong> bezogenen Güter und<br />

Dienstleistungen bestimmt werden.<br />

Durch die umfangreiche Befragung <strong>der</strong> betrachteten Institutionen,<br />

durch die anschließende Hochrechnung auf die Gesamtheit <strong>der</strong><br />

Institutionen und den Abgleich mit Vergleichsstatistiken besteht eine<br />

hinreichend zuverlässige Basis zur Bestimmung <strong>der</strong> Ausgabenstruktur<br />

und –höhe:<br />

Die jährlichen Sachausgaben belaufen sich auf eine Höhe von<br />

1.319 Mio. €. Davon entfallen 300 Mio. € auf Investitionen und<br />

1.019 Mio. € auf Bewirtschaftungskosten und Bezüge von Waren<br />

und Dienstleistungen.<br />

Seite 78


Abbildung 18: Jährliche Sachausgaben <strong>der</strong> Hochschulen und<br />

Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Bewirtschaftungs-<br />

kosten, Bezüge von<br />

Waren und<br />

Dienstleistungen<br />

Lfd. Ausgaben: 1.319 Mio . € p.a.<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

Investitionen<br />

Von diesen Ausgaben gehen positive regionalwirtschaftliche Wirkungen<br />

aus. Diese werden im Folgenden mit Hilfe des zuvor beschriebenen<br />

Regionalmodells quantifiziert. Am Ende des Kapitels<br />

erfolgt eine Gesamtbewertung <strong>der</strong> regionalwirtschaftlichen Effekte.<br />

Dabei werden die regionalen Ausstrahleffekte, d.h. Umsatz-, Arbeitsplatz-<br />

und Einkommenseffekte quantifiziert, die <strong>der</strong> Wissenschaftsbetrieb<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> auslöst.<br />

Die Sach- und Investitionsausgaben von 1,3 Mrd. € bewirken<br />

sog. indirekte regionalökonomische Effekte, die darin bestehen,<br />

dass in den zuliefernden Unternehmen (und ihren Zulieferern wie<strong>der</strong>um)<br />

Wertschöpfung, Einkommen und Beschäftigung generiert<br />

wird. Die Ermittlung <strong>der</strong> indirekten Effekte setzt nicht nur die Kenntnis<br />

<strong>der</strong> genauen Höhe <strong>der</strong> Investitionsausgaben voraus, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>der</strong> Art und regionalen Herkunft <strong>der</strong> bezogenen Güter und<br />

Dienstleistungen. Bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> regionalwirtschaftlichen<br />

Effekte des Ausgabenimpulses <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />

muss berücksichtigt werden, dass nur ein Teil des Ausgabenvolumens<br />

in <strong>der</strong> Region verbleibt.<br />

Die folgende Abbildung veranschaulicht die Aufteilung des gesamten<br />

Ausgabenbudgets auf die Wirtschaftsbranchen:<br />

Seite 79


Gesundheit-,<br />

Sozialwesen,<br />

Entsorgung,<br />

Erziehung/<br />

Unterricht<br />

31%<br />

Abbildung 19: Aufteilung des Ausgabenvolumens<br />

(ca. 1,3 Mrd. € p.a.) nach Branchen<br />

Bergbau,<br />

Energie,<br />

Wasser<br />

5%<br />

sonst.<br />

1%<br />

Kreditinst.,<br />

Immobilien,<br />

Unternehmensdienstl.<br />

32%<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

Mineralöl,<br />

chem.<br />

Erzeugnisse,<br />

Glas<br />

4%<br />

Öffentl.<br />

Dienstl.,<br />

Verwaltung,<br />

sonst.<br />

Dienstl.<br />

4%<br />

Maschinen,<br />

Maschinen,<br />

Fahrzeuge,<br />

Fahrzeuge,<br />

Elektrotechni<br />

Elektrotechnik 4%<br />

k<br />

4%<br />

Textilien,<br />

Papier, Holz<br />

4%<br />

Bau<br />

2%<br />

Handel,<br />

Transport,<br />

Nachrichten,<br />

Gastgewerbe<br />

12%<br />

Nahrungsmittel,<br />

Getränke,<br />

Tabak<br />

1%<br />

Deutlich wird, dass mit 79% <strong>der</strong> Hauptteil <strong>der</strong> Ausgaben für die<br />

Beauftragung bzw. den Bezug von Dienstleistungen verwendet<br />

wird. Dem gegenüber werden nur relativ wenig Ausgaben für den<br />

Kauf von Maschinen und Anlagen sowie Fahrzeugen und elektrotechnischem<br />

Gerät getätigt. Auf den Bereich Bau entfallen direkt<br />

geschätzte 2 % des jährlichen Ausgabevolumens (32 Mio. €). Einen<br />

deutlich höheren Anteil hat dem gegenüber <strong>der</strong> Bezug von<br />

Schreibwaren, Papier, Gebrauchsmaterialien sowie Holz. Auch auf<br />

den Bereich Telekommunikation, Reisekosten sowie Gastgewerbe<br />

und den Handel entfallen mit 153 Mio. € ein erheblicher Teil (12%)<br />

<strong>der</strong> gesamten Ausgaben.<br />

Die Befragung hat aufgezeigt, dass 62% <strong>der</strong> Ausgaben bzw. 820<br />

Mio. € in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> getätigt werden. Dabei wird bei den Ausgaben<br />

ein beson<strong>der</strong>s hoher Anteil bei den Dienstleistungen (Handel,<br />

unternehmensbezogene Dienstleistungen), bei Bauaufträgen sowie<br />

beim Bezug von Energie und Wasser in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> getätigt. Mit<br />

62% regionaler Sourcing-Quote ist von einer vergleichsweise hohen<br />

regionalen Inzidenz <strong>der</strong> Sachausgaben für den Hochschul-<br />

Seite 80


und Wissenschaftsbereich auszugehen. So ermittelt Populorum<br />

anhand einer Gegenüberstellung diverser Sachausgabenquoten<br />

eine durchschnittliche Regionalquote von 47,7 % und eine durchschnittliche<br />

Kommunalquote von 39,3 % bei Hochschulen. 53<br />

Tabelle 12: Regionaler Bezugsanteil <strong>der</strong> Sachausgaben<br />

<strong>der</strong> befragten Einrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Nr. Wirtschaftszweig / bezogene Güter Bezugsanteil <strong>EMM</strong><br />

1 Land- u. Forstwirtschaft 50%<br />

2 Bergbau, Steine/ Erden, Energie, Wasser 60%<br />

3 Mineralöl, Chemie, bearbeitete Steine / Erden 30%<br />

4 Metalle 30%<br />

5 Maschinen, Fahrzeuge, DV-Geräte, Elektro 50%<br />

6 Textilien, Le<strong>der</strong>, Holz-, Papier, Sekundärrohstoffe 30%<br />

7 Nahrungsmittel, Getränke, Tabak 50%<br />

8 Bau 70%<br />

9<br />

Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittl., Gastgewerbe<br />

70%<br />

10 Kreditinst., Wohnungsw., Unternehmens- DL 70%<br />

11 Gesundheits- u. Sozialwesen 60%<br />

12 Öffentl. Verwaltung, DL priv. Haushalte 75%<br />

Quelle: Prognos AG, 2009 auf Basis von Befragungsergebnissen<br />

Aus diesen regionalen Bezugsquoten kann ermittelt werden, zu<br />

welchen Umsätzen die Ausgaben <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />

in den verschiedenen Wirtschaftszweigen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> führen. Mit<br />

den höchsten Umsätzen können erstens die unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungsbereiche, inkl. Grundstückswesen sowie<br />

Bank und Versicherungswirtschaft, das Gesundheits- und Sozialwesen<br />

inkl. dem Entsorgungsbereich sowie <strong>der</strong> Handel von den<br />

53 Vgl.den Literaturüberblick bei Populorum, M.A.: Die Paris-Lodron Universität Salzburg und die Stadt Salzburg –<br />

Wechselwirkungen unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des wirtschaftlichen Einfluss <strong>der</strong> Universität auf die Stadt,<br />

Diss., Salzburg 1995, S. 41.<br />

Seite 81


Ausgaben <strong>der</strong> Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen profitieren.<br />

Aber auch die Maschinenhersteller, die Bauwirtschaft und<br />

die Energie- und Wasserwirtschaft können mit hohen zweistelligen<br />

Millionenbeträgen von den Aufträgen profitieren.<br />

Aus <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Nachfrage nach Leistungen und Waren, wovon<br />

820 Mio. € in <strong>der</strong> Region fließen, kann errechnet werden, welche<br />

Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte in den Vorleistungsbranchen<br />

(und den Vorleistungsbranchen <strong>der</strong> Vorleistungsbranchen<br />

etc.) in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> entstehen. Dies geschieht rechnerisch<br />

durch Einspeisen des Ausgabenvektors in die Input-Output-<br />

Rechnung, mit <strong>der</strong> die indirekten Effekte bestimmt werden, die in<br />

den vorleistenden Branchen durch die Verflechtung <strong>der</strong> Wirtschaftsbereiche<br />

entstehen.<br />

Die nachfolgende Tabelle verdeutlicht die Rechenschritte. Die erste<br />

Spalte stellt die Ausgaben in <strong>der</strong> Systematik <strong>der</strong> 12 Wirtschaftsbereiche<br />

<strong>der</strong> amtlichen Input-Output-Tabelle dar. In Spalte<br />

2 sind die Produktionswerte aller Vorleistungsstufen abgetragen<br />

und in Spalte 3 die entsprechenden Wertschöpfungseffekte, die direkt<br />

in Beschäftigungseffekte (Spalte 4) umgerechnet werden können.<br />

Seite 82


Wirtschaftszweige<br />

Tabelle 13: Kennziffern zur Abschätzung <strong>der</strong> durch die Ausgaben<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> geschaffenen Beschäftigung 54<br />

Nachfrage<br />

(Mio. €)<br />

Produktionswert<br />

aller Vorleistungsstufen<br />

(Mio. €)<br />

Wertschöpfung*<br />

(Mio. €)<br />

Erwerbstätige<br />

(indirekt)<br />

Land- und Forstwirtschaft,<br />

Fischerei 1,5 3,7 2,0 99<br />

Bergbau, Gew. v. Steinen und<br />

Erden, Energie und Wasser 37,2 47,6 22,8 153<br />

Mineralöl- und chem. Erzeugnisse,<br />

Glas, Keramik 15,9 28,8 8,3 78<br />

Metalle 1,7 5,5 1,7 22<br />

Maschinen, Fahrzeuge, DV-<br />

Geräte, Elektrotechnik 28,5 39,0 14,7 157<br />

Textilien, Holz- u. Papier, Recycling,<br />

Sekundärrohstoffe 15,6 23,7 11,4 184<br />

Nahrungs- und Futtermittel,<br />

Getränke, Tabak 5,2 9,7 5,3 108<br />

Baugewerbe 22,2 33,8 14,9 345<br />

Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung,<br />

Gastgewerbe 106,9 149,7 101,2 2.415<br />

Kreditinstitute u. Versicherungen,<br />

Vermietung, Unternehmensdienstleistungen<br />

298,9 460,8 325,2 2.726<br />

Gesundheits-, Veterinär- u.<br />

Sozialwesen, Erziehung u.<br />

Unterricht, Entsorgung 246,5 262,8 195,1 4.437<br />

Öff. Verwaltung, Verteidigung,<br />

Sozialvers., sonst. Dienstleistungen,<br />

Kultur-DL 39,9 57,1 45,6 1.016<br />

Insgesamt 820,1 1.122,0 748,3 11.740<br />

* indirekte und induzierte Wertschöpfung. D.h. die Wertschöpfung umfasst auch die Branchen,<br />

die von den Konsumausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten in den Zulieferbranchen <strong>der</strong> Hochschulen<br />

profitieren.<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

Der regionale Produktionswert von 1.122 Mio. € gibt an, welche<br />

Produktion (Umsätze) in den vorleistenden Branchen und ihren<br />

jeweiligen Vorleistern angeregt wird. Die Produktion, die in <strong>der</strong> gesamten<br />

Wirtschaft angeregt wird, ist somit höher als die von den<br />

Wissenschaftseinrichtungen ausgehende Nachfrage. Eine Produk-<br />

54 Die Branchen sind wirtschaftlich stark miteinan<strong>der</strong> verflochten, was bei den durchgeführten Matrixoperationen<br />

berücksichtigt wurde. Dies sollte auch bei <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> Tabelle berücksichtigt werden. So scheint bei <strong>der</strong> Zeile<br />

des Wirtschaftszweig „Metall“ <strong>der</strong> errechnete Produktionswert von 5,5 Mio. € nicht zum primären Nachfrageimpuls<br />

von 1,7 Mio. € zu passen. Tatsächlich aber entsteht auch durch die an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweige, die von <strong>der</strong> Auftragsvergabe<br />

<strong>der</strong> Forschungseinrichtungen profitieren, eine indirekte Nachfrage nach Metall.<br />

Seite 83


Regionaler<br />

Ausgabenanteil<br />

820 Mio. €<br />

tion von 1.122 Mio. € bei den Unternehmen in <strong>der</strong> Region über alle<br />

Umsatzrunden ist notwendig, um die jährliche Nachfrage <strong>der</strong><br />

Wissenschaftseinrichtungen zu decken. Dieser Produktionswert<br />

entspricht einer regionalen Wertschöpfung von 748 Mio. €.<br />

In <strong>der</strong> obigen Abbildung auf Basis des entwickelten Input-Output-<br />

Modells ist ersichtlich, dass 11.740 Erwerbstätige in den vorleistenden<br />

Wirtschaftsbereichen indirekt von dem Wissenschaftsbetrieb<br />

abhängen. In dieser indirekten Beschäftigtenzahl sind die Erwerbstätigen<br />

beinhaltet, die von den Verdienstausgaben <strong>der</strong> indirekt<br />

Beschäftigten in den Vorleistungsbranchen abhängen (sog.<br />

induzierte Effekte <strong>der</strong> indirekten Beschäftigung). Darin ist das gesamte<br />

Arbeitsvolumen <strong>der</strong> zuliefernden Wertschöpfungskette in<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> enthalten.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Arbeitsplätze variiert dabei naturgemäß über die Wirtschaftszweige<br />

erheblich. Mit Hilfe des zuvor entwickelten regionalen<br />

Input-Output-Modells und auf Basis <strong>der</strong> ermittelten sektoralen<br />

Produktivitäten konnten branchenspezifische Aussagen abgeleitet<br />

werden. Nach den Modellrechnungen werden beson<strong>der</strong>s viele Arbeitsplätze<br />

in Dienstleistungssektoren und im Bau geschaffen,<br />

weniger dagegen in <strong>der</strong> Metallbranche o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> chemischen Industrie.<br />

Die folgende Abbildung verdeutlicht die Zusammenhänge:<br />

Abbildung 20: Wirkungskette <strong>der</strong> indirekten Effekte<br />

Produktionswert<br />

aller direkter Vorleistungs- +<br />

stufen indirekter<br />

1.122 Mio. €<br />

Wertschöpfung<br />

in <strong>der</strong> Region<br />

748 Mio. €<br />

Vorleistungsmultiplikator<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

11.740 Erwerbstätige<br />

in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong><br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Ausgaben <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />

von 820 Mio. € in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> führen nach<br />

unseren Modellrechnungen zu einem indirekten Beschäftigungseffekt<br />

bei Zulieferern und Dienstleistern von weiteren<br />

11.740 Erwerbstätigen – Arbeitsplätzen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>, in erster<br />

Linie bei Dienstleistungsunternehmen, im Handel und <strong>der</strong> Bauwirtschaft.<br />

6.2 Induzierte Beschäftigungseffekte<br />

Die direkten Effekte wurden mittels verfügbarer amtlicher Statistiken<br />

sowie eine umfangreichen Befragungen <strong>der</strong> Hochschulen und<br />

Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> abgeschätzt. Ein wichtiges<br />

Ergebnis dieser Erhebungen ist, dass die Wissenschaftsein-<br />

Seite 84


ichtungen 33.355 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen,<br />

davon mit 24.408 nahezu drei Viertel im Stadtgebiet Münchens.<br />

Nicht alle <strong>der</strong> Beschäftigten sind auch in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wohnhaft. Jedoch<br />

ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> beruflichen Einpendler in die <strong>EMM</strong> sehr gering.<br />

Erhellend sind hier Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt<br />

und Berufsforschung (IAB). Demnach beträgt die überregionale<br />

Einpendlerquote <strong>der</strong> Stadt München 14,2% (Anteil <strong>der</strong> überregional,<br />

also nicht aus dem Umland einpendelnden Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer an allen Beschäftigten am Arbeitsort<br />

Stadt München). 55 Der Freistaat Bayern hat eine Einpendlerquote<br />

von 6,2%. Dem Erreichbarkeitsmodell des BBR zufolge beträgt die<br />

Einpendlerquote <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 11,9%. 56 Da jedoch die Wissenschaftseinrichtungen<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sehr stark auf München konzentriert<br />

sind und damit auch die Arbeitsorte <strong>der</strong> Wissenschaftsbeschäftigten,<br />

liegt die Einpendlerquote unter den Beschäftigten <strong>der</strong> betrachteten<br />

Hochschulen und Einrichtungen niedriger und bei geschätzten<br />

3,1%. 57<br />

Neben den Beschäftigten, die bei den Wissenschaftseinrichtungen<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beschäftigt sind, interessieren auch regionalwirtschaftliche<br />

Effekte, die durch die Verdienstausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

und durch die regionalen Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden entstehen<br />

(induzierte Effekte). Die Höhe <strong>der</strong> Konsumausgaben und <strong>der</strong>en<br />

Struktur sind Gegenstand <strong>der</strong> folgenden Kapitel, in denen die induzierten<br />

Effekte modellgestützt ermittelt werden.<br />

Effekte durch die Verdienstausgaben <strong>der</strong> Beschäftigten in Wissenschafts-<br />

und Forschungseinrichtungen (einkommensinduzierte Effekte)<br />

Induzierte Effekte sind solche, die aus den Konsumausgaben <strong>der</strong><br />

Wissenschaftsbeschäftigten resultieren. Von den 33.355 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter haben nach Abzug <strong>der</strong> ca. 3,1 % Einpendler<br />

32.319 ihren Wohnsitz in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Da ein Großteil <strong>der</strong><br />

Konsumausgaben am Wohnort erfolgt, müssen die Einpendler in<br />

die <strong>EMM</strong> bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Kaufkrafteffekte heraus gerechnet<br />

werden. Auf die Beschäftigten entfällt ein Arbeitsentgelt von 1.405<br />

Mio. € pro Jahr, inkl. <strong>der</strong> AG-Anteile an <strong>der</strong> Sozialversicherung. 58<br />

55 Vgl. IAB-Regional: Pendlerbericht 05/2009. Zum Vergleich, in <strong>der</strong> Hansestadt Hamburg beträgt die Einpendlerquote<br />

insgesamt 38%, die überregionale Einpendlerquote 8,4%.<br />

56 Vgl. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR): Regionales Monitoring; Erreichbarkeit und Pendlermobilität,<br />

Bonn 2008.<br />

57 Aus den IAB Statistiken ist bekannt, dass ca. 8.800 Personen von Berlin nach Bayern einpendeln, davon über 2.000<br />

in die <strong>EMM</strong>. Überträgt man diese Relation auf die 280.000 Einpendler aus allen Bundeslän<strong>der</strong>n nach Bayern, dann<br />

dürfte die <strong>EMM</strong> 64.000 Einpendler haben. Dies entspricht 3,1% <strong>der</strong> SV-Beschäftigten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />

58 Das sich ergebende Durchschnittsentgelt pro Arbeitnehmer liegt damit inkl. Arbeitgeberbeiträge bei rund 42.600 €<br />

und damit über dem Schnitt aller Arbeitnehmer in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />

Seite 85


Auf das in <strong>der</strong> Region wohnende Personal entfällt entsprechend<br />

ein Arbeitsentgelt von 1.377 Mio. €. Diese Zahl berücksichtigt<br />

auch, dass auch die Einpendler einen Teil ihres Einkommens in<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verausgaben.<br />

Ein Teil dieses Arbeitsentgelts wird von den Beschäftigten für<br />

Konsumausgaben verwendet. Nach Sozialabgaben, Steuern und<br />

<strong>der</strong> Ersparnis <strong>der</strong> Haushalte sowie überregionalen Einkäufen werden<br />

ca. 409 Mio. € in <strong>der</strong> Region ausgegeben. Diese Ausgaben<br />

führen zur Entstehung von weiteren Einkommen bei den Beschäftigten<br />

in den Konsumgüterbranchen, damit zu erneuten Konsumausgaben,<br />

die wie<strong>der</strong>um zur Generierung weiterer Einkommen<br />

führen.<br />

Durch diesen sog. Einkommensmultiplikatoreffekt erhöht sich<br />

das gesamtwirtschaftliche Einkommen (direkter, induzierter und<br />

indirekter Effekt). Der zuvor errechnete Einkommensmultiplikator<br />

für die <strong>EMM</strong> von m = 1,42 gibt die Stärke des Multiplikatoreffekts<br />

an. Das Gesamteinkommen in <strong>der</strong> Region erhöht sich damit<br />

durch den Multiplikatoreffekt von 1.377 Mio. € um das induzierte<br />

Einkommen auf 1.960 Mio. € pro Jahr. Von diesem Einkommen<br />

werden – gemäß den angesetzten Werten für die Import-, Konsum-<br />

und Abgabenquote – 29,7 % für den regionalen Konsum<br />

ausgegeben. Dies entspricht einer gesamten Konsumnachfrage<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> von 583 Mio. € pro Jahr.<br />

Diese Konsumausgaben bedeuten Umsätze bei den Unternehmen<br />

und lösen dort Wertschöpfung und den Bezug von Vorleistungen<br />

aus. 59 Bei einer durchschnittlichen Wertschöpfung pro Erwerbstätigen<br />

von 67.440 € in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> errechnet sich ein Verhältnis<br />

von rund 7 Erwerbstätigen je 1 Mio. € Umsatz (ohne MwSt.).<br />

Die Verdienstausgaben <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wissenschaft Beschäftigten und<br />

<strong>der</strong>en induzierte Konsumnachfrage von 583 Mio. € sichern damit<br />

die Beschäftigung von 5.064 Erwerbstätigen in <strong>der</strong> Region, bzw.<br />

4.140 in <strong>der</strong> Stadt München, in konsumnahen Branchen, wie das<br />

Rechenmodell <strong>der</strong> Prognos ergibt. Die Wirkungskette <strong>der</strong> induzierten<br />

Effekte verdeutlicht zusammenfassend die folgende Abbildung.<br />

59 Das Verhältnis Wertschöpfung zu Vorleistungen beträgt im Schnitt aller Unternehmen etwa 1 : 1. Vgl. Statistisches<br />

Bundesamt: Input-Output-Tabelle <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, Tabelle 2.1 Koeffizienten <strong>der</strong> Input-Output-<br />

Tabelle.<br />

Seite 86


Wirkungskette <strong>der</strong> einkommensinduzierten Effekte<br />

Durch die Einkommen <strong>der</strong> 33.355 Beschäftigten in<br />

Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen und <strong>der</strong>en<br />

Konsumausgaben in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> werden ...<br />

Einkommen <strong>der</strong><br />

Beschäftigten<br />

(Arbeitsort)<br />

1,4 Mrd. €<br />

Abbildung 21: Wirkungskette <strong>der</strong> induzierten Effekte<br />

Gesamteinkommen<br />

inkl. direkter induzierten +<br />

Eink. indirekter (Wohnort)<br />

1,96 Mrd. €<br />

Einkommensmultiplikatoreffekt<br />

(1,42)<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

resultieren<strong>der</strong><br />

Konsum in <strong>der</strong><br />

Region<br />

583 Mio. €<br />

5.064 Erwerbstätige<br />

in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong><br />

... bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Pendlerquote (3%) 5.064 weitere<br />

Arbeitsplätze dauerhaft 6.3 Effekte gesichert durch (induzierter Konsumausgaben Effekt). <strong>der</strong><br />

<strong>Studie</strong>renden<br />

© Prognos AG<br />

Nach amtlichen Statistiken beträgt die Zahl <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 132.479 <strong>Studie</strong>rende, davon rund 89.000 an den Universitäten.<br />

Die 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks<br />

zur wirtschaftlichen und sozialen Lage <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik (BMBF, Berlin 2007) macht Angaben zu den Einnahmen<br />

und Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in Bayern:<br />

Demnach beträgt das durchschnittliche Ausgabevolumen pro Monat<br />

für einen „Normalstudent“ in Bayern 792 € und liegt damit über<br />

dem entsprechenden Bundeswert (770 €). Unter „Normalstudent“<br />

werden dabei ledige <strong>Studie</strong>rende verstanden, die außerhalb des<br />

Elternhauses wohnen und sich im Erststudium befinden. Hierzu<br />

zählen 65% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden. 25% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in Bayern<br />

wohnen bei ihren Eltern und zahlen daher keine Miete. Zu den<br />

restlichen <strong>Studie</strong>renden zählen <strong>Studie</strong>rende im Zweitstudium,<br />

Abendstudium, etc. Unterstellt man vorsichtig geschätzt, dass<br />

<strong>Studie</strong>rende im Zweitstudium ähnliche Ausgaben wie Normalstudenten<br />

haben, so können die Ausgaben für den Durchschnittsstudent<br />

ermittelt werden, die in folgen<strong>der</strong> Tabelle dargestellt sind.<br />

Seite 87<br />

induzierte Beschäftigungseffekte<br />

12


Miete, inkl. Nebenkosten<br />

Tabelle 14: Ausgaben pro Monat von <strong>Studie</strong>renden in Bayern<br />

Ausgaben in €<br />

(Normalstudent) <br />

Ausgabenanteil<br />

Ausgaben<br />

<strong>Studie</strong>rende,<br />

die bei Eltern<br />

wohnen (ca.<br />

25%)<br />

Ausgaben<br />

Durchschnittsstudent<br />

in €<br />

285 36,0% 0 214<br />

Ernährung 158 19,9% 158 158<br />

Kleidung 54 6,8% 54 54<br />

Lernmittel 38 4,7% 38 38<br />

Auto und/o<strong>der</strong> öffentliche<br />

Verkehrsmittel<br />

Krankenversicherung,<br />

Arztkosten, Medikamente<br />

Telefon, Internet,<br />

Rundfunk- und Fernsehgebühren<br />

Freizeit, Kultur und<br />

Sport<br />

88 11,1% 88 88<br />

58 7,3% 58 58<br />

46 5,8% 46 46<br />

66 8,4% 66 66<br />

GESAMT 792 100,0% 507 721<br />

Quelle: 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zur wirtschaftliche und soziale<br />

Lage <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in <strong>der</strong> Bundesrepublik, BMBF, Berlin 2007<br />

sowie eigene Berechnungen.<br />

Die Ausgaben eines durchschnittlichen <strong>Studie</strong>renden betragen<br />

damit 721 € im Monat. Bezogen auf alle 132.479 <strong>Studie</strong>rende in<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beträgt das Jahresausgabenvolumen damit rund<br />

1,1 Mrd. €. Bei rund 90.000 <strong>Studie</strong>renden in München entfallen<br />

hiervon ca. 780 Mio. € auf die Stadt München. Dieses Ausgabenvolumen<br />

führt ebenfalls zu Schaffung von Wertschöpfung und weiterem<br />

Einkommen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Jedoch muss <strong>der</strong> Kaufkraftbetrag<br />

um einige Faktoren korrigiert werden, um das von <strong>der</strong> Hochschullandschaft<br />

abhängige regionale Ausgabenvolumen zu bestimmen:<br />

Die Einnahmen zur Deckung <strong>der</strong> Ausgaben werden zu einem<br />

Großteil gedeckt durch Zuwendungen <strong>der</strong> Eltern, Bafög sowie eigene<br />

Arbeit. 60% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in Bayern jobben, 22% als<br />

studentische Hilfskraft. Die Einnahmen aus Tätigkeiten als studentische<br />

Hilfskraft sind bereits bei den Personalausgaben <strong>der</strong><br />

Hochschulen erfasst und müssen zur Vermeidung von Doppeltzählungen<br />

heraus gerechnet werden. Bei einem Bruttostundenlohn<br />

von 9 € und einem Arbeitseinsatz von 10 Stunden je Woche<br />

errechnet sich je studentischer Hilfskraft Jahresverdienst von<br />

4.680 € bzw. ein Monatsverdienst von 390 €. Bezogen auf 22%<br />

Seite 88


<strong>der</strong> 132.479 <strong>Studie</strong>renden ergibt das ein Volumen von<br />

136,4 Mio. €, das heraus gerechnet werden muss.<br />

Anwesenheit am <strong>Studie</strong>nort. <strong>Studie</strong>rende mit Wohnsitz außerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind nur gut 7 Monate, während des Semesters in<br />

<strong>der</strong> Vorlesungszeit und ggf. während <strong>der</strong> Anfertigung von Hausarbeiten<br />

am Hochschulort anwesend, teilweise aber am Wochenende<br />

nicht am <strong>Studie</strong>nort (Heimfahrten). Man kann davon ausgehen,<br />

dass ca. 55% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> beheimatet sind (vgl.<br />

Bauer, a.a.O., S. 94, die die Münchner <strong>Studie</strong>renden nach Wohnort<br />

München sowie Umland erfasst hat). Bei den restlichen 45%<br />

<strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden werden daher die Ausgaben für 5 Monate im<br />

Jahr mit Ausnahme <strong>der</strong> Mietkosten abgezogen. (5 Monate mal 508<br />

€ (Monatsausgaben Normalstudent) mal 45% <strong>der</strong><br />

132.479 <strong>Studie</strong>renden = 151 Mio. €).<br />

Ohne die Universitäten und Hochschulen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> würden die<br />

meisten <strong>Studie</strong>renden an einer an<strong>der</strong>en Hochschule in einer an<strong>der</strong>en<br />

Region studieren und damit nicht in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wohnen und<br />

Kaufkraft verausgaben. Dies trifft jedoch für einen Teil nicht zu.<br />

Die Ausgaben bei Personen, die berufsbegleitend studieren, hängen<br />

nicht unbedingt von <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Hochschulen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

ab. Aus diesem Grund wird ein Vorsichtsabschlag von 5% auf die<br />

Ausgaben vorgenommen. Dies berücksichtigt auch, dass ein Teil<br />

<strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden ohne Hochschullandschaft u.U anstelle eines<br />

Studiums eine Ausbildung in <strong>der</strong> Region absolvieren und damit<br />

weiterhin in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> Kaufkraft verausgaben würde.<br />

Der Großteil <strong>der</strong> Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden erfolgt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>.<br />

Bei den Mietausgaben, den Ausgaben für Ernährung und Kleidung,<br />

Lernmitteln sowie Kultur kann davon ausgegangen werden,<br />

dass nahezu alle Ausgaben in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> erfolgen. Dagegen wird<br />

bei Kosten für Verkehrsmittel, Versicherung, Telekommunikation<br />

und Freizeit ein Teil auch außerhalb <strong>der</strong> Region verausgabt, z.B.<br />

für Reisen. Mit Blick auf Tabelle 14 kann davon ausgegangen<br />

werden, dass die Regionalquote <strong>der</strong> Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden<br />

bei ca. 88% liegt.<br />

Damit ergibt sich ein von den Hochschulen abhängiges, (korrigiertes)<br />

gesamtes studentisches Ausgabenvolumen von 827 Mio. €<br />

pro Jahr, von dem 88% in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ausgegeben werden. Die studentische<br />

Kaufkraft, bzw. das Ausgabevolumen, das innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> verausgabt wird, liegt damit bei ca. 731 Mio. €, für<br />

das Stadtgebiet bei ca. 560 Mio. €.<br />

Durch diesen Konsumimpuls wird wie oben bei den Ausgaben <strong>der</strong><br />

Beschäftigten in Forschungs- und Hochschuleinrichtungen ein<br />

multiplikativer Prozess in Gang gesetzt. Durch die Wie<strong>der</strong>verausgabung<br />

<strong>der</strong> Einkommen, die durch den <strong>Studie</strong>rendenkonsum entstehen,<br />

erhöht sich <strong>der</strong> gesamte regionale Ausgabenimpuls letzten<br />

Endes auf 1.040 Mrd. €. Die durch diesen Nachfrageimpuls ge-<br />

Seite 89


Budget <strong>der</strong><br />

Studenten<br />

1,13 Mrd. €<br />

schaffene o<strong>der</strong> gesicherte Zahl an Erwerbstätigen-Arbeitsplätzen<br />

beläuft sich auf 8.619 für die Region und ca. 5.300 für die Stadt<br />

München.<br />

Abbildung 22: Induziertes Beschäftigungsvolumen durch die<br />

Kaufkraft <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden<br />

resultieren<strong>der</strong><br />

direkter Konsum + in<br />

<strong>der</strong> indirekter Region<br />

731 Mio. €<br />

Quelle: Prognos AG, 2009.<br />

Gesamtausgaben<br />

inkl. induzierten<br />

Effekten<br />

1.040 Mio. €<br />

Einkommensmultiplikatoreffekt<br />

(1,42)<br />

8.619 Erwerbstätige<br />

in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong><br />

Bei <strong>der</strong> Ermittlung dieses Beschäftigungseffektes von 8.619 Erwerbstätigen<br />

durch die Ausgaben <strong>der</strong> Studenten handelt es sich<br />

um einen konservativ geschätzten Wert, <strong>der</strong> die Untergrenze des<br />

tatsächlichen Effektes abbilden dürfte. Denn einige Effekte wie die<br />

Ausgaben von auswärts lebenden Eltern, die ihre in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> studierenden<br />

Kin<strong>der</strong> besuchen, sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt,<br />

da diese nicht quantifiziert werden konnten. 60<br />

60 Anhaltspunkte gibt eine <strong>Studie</strong> zu den wirtschaftlichen Effekten <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden <strong>der</strong> Universität Münster. Diese<br />

kommt zum Ergebnis, dass die <strong>Studie</strong>renden durchschnittlich 5 Tage im Jahr von Eltern o<strong>der</strong> Freunden besucht<br />

werden, und diese durchschnittlich 40 Euro am Tag ausgeben. Natürlich sind diese Werte nicht auf München übertragbar,<br />

als Schätzung ergeben sie aber eine Konsumsteigerung von 26,4 Mio.€ in <strong>der</strong> Region und 18 Mio. € für die<br />

Stadt.<br />

Seite 90


7 Effekte <strong>der</strong> Lehre<br />

Neben dem direkten ökonomischen sowie indirekten und induzierten<br />

Impact <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen ist für eine umfassende<br />

Analyse <strong>der</strong> Bedeutung des Wissenschaftsstandortes <strong>EMM</strong><br />

gleichzeitig <strong>der</strong> Faktor <strong>der</strong> wissenschaftsbezogenen Wissensvermittlung<br />

zentral. Hochschulische <strong>Studie</strong>n- und (Weiter-) Bildungsmöglichkeiten<br />

sind integraler Bestandteil sowie Grundlage wissensintensiver<br />

Tätigkeit. Fach- und Expertenwissen werden über<br />

die Lehre vermittelt, Forschung und Innovation aus <strong>der</strong> Lehre heraus<br />

durch den wissenschaftlichen Nachwuchs neu befruchtet und<br />

weitergetragen.<br />

Die wechselseitige Bedingung von Forschungs- und Lehreffekten<br />

gestaltet sich dabei vielfältig. Exzellente Forschung respektive renommierte<br />

Forscher/-innen und attraktive <strong>Studie</strong>nangebote stellen<br />

Anziehungspunkte für begabte und interessierte <strong>Studie</strong>rende dar.<br />

Über hochqualifizierten Nachwuchs werden gleichzeitig vielfältige<br />

Forschungsarbeiten erst ermöglicht und neue interessante Tätigkeitsmöglichkeiten<br />

geschaffen.<br />

Eine Vielzahl von Rankings o<strong>der</strong> auch die För<strong>der</strong>ung durch die<br />

Exzellenzinitiative <strong>der</strong> Bundesregierung zeigen die Spitzenpositionen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-Hochschulen (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> beiden Münchner<br />

Universitäten) in Forschung und Lehre in Deutschland respektive<br />

im internationalen Kontext. In diesem Zusammenhang stellt sich<br />

gleichzeitig die Frage nach den mittelbaren Effekten eines Studiums<br />

an einer entsprechenden Institution.<br />

Im Folgenden werden daher zunächst die Aspekte Studium und<br />

Lehre am Hochschulstandort <strong>EMM</strong> näher betrachtet. Hinweise auf<br />

Wirkungen <strong>der</strong> Lehre kann insbeson<strong>der</strong>e ein Blick auf Absolvent/innen<br />

liefern. So ist hierbei nach dem Verbleib bzw. den beruflichen<br />

(Einstiegs-)Positionen und <strong>der</strong> rückblickenden Einschätzung<br />

eines Studiums an einer (Exzellenz-)Hochschule <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zu fragen.<br />

7.1 Studium und Lehre an den Hochschulen <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong><br />

Die <strong>EMM</strong> zeichnet sich durch eine vielfältige und breit gefächerte<br />

Hochschullandschaft aus. Neben den großen Münchner Universitäten<br />

– Ludwig-Maximilians-Universität und Technische Universität<br />

(Charakterisierung vgl. 3.1.1) – verfügt die <strong>EMM</strong> über weitere drei<br />

Universitäten: die Universität Augsburg, die kirchlich getragene<br />

Universität Eichstätt-Ingolstadt sowie die Universität <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

München-Neubiberg. Hinzu kommen künstlerische und musische<br />

Hochschulen, wie die Hochschule für Musik und Theater<br />

Seite 91


und die Akademie <strong>der</strong> bildenden Künste sowie die Hochschule für<br />

Fernsehen und Film in München. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind des Weiteren<br />

sechs staatliche Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />

(Fachhochschulen) angesiedelt: Deggendorf, Ingolstadt, Landshut,<br />

München, Rosenheim und Weihenstephan. Die Hochschule München<br />

stellt nach <strong>der</strong> Fachhochschule Köln die zweitgrößte Hochschule<br />

für angewandte Wissenschaften in Deutschland dar. Zu<br />

den staatlichen bzw. kirchlich getragenen Institutionen kommen<br />

weitere private – vielfach spezialisierte – Einrichtungen, wie beispielsweise<br />

die Munich Business School o<strong>der</strong> die Fachhochschule<br />

für angewandtes Management Erding.<br />

<strong>Studie</strong>nmöglichkeiten<br />

Die Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> weisen ein breites Spektrum an <strong>Studie</strong>nmöglichkeiten<br />

auf. Allein an den beiden Münchner Universitäten<br />

werden über 220 <strong>Studie</strong>nangebote offeriert. An <strong>der</strong> Volluniversität<br />

LMU rund 150 <strong>Studie</strong>ngänge in den Bereichen Geistes- und<br />

Kulturwissenschaften, Rechts-, Sozial und Wirtschaftswissenschaften<br />

sowie Naturwissenschaften und Medizin. An <strong>der</strong> Technischen<br />

Universität über 70 Bachelor- und Master-Kurse in den Gebieten<br />

Ingenieur- und Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften<br />

und Medizin sowie Wirtschaftswissenschaften und Lehrerbildung.<br />

Das Profil <strong>der</strong> Universität Augsburg richtet sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf die Bereiche Kultur- und Gesellschaftswissenschaften, innovative<br />

Technologien sowie wissenschaftliche Lehrerbildung. Für<br />

insgesamt knapp 15.000 <strong>Studie</strong>rende werden über 100 <strong>Studie</strong>ngänge<br />

angeboten. In acht Fakultäten 61 organisiert stellt die katholische<br />

Universität Eichstätt-Ingolstadt den rund 4.500 <strong>Studie</strong>renden<br />

ca. 50 Fach- bzw. <strong>Studie</strong>nangebote zur Auswahl. Die Universität<br />

<strong>der</strong> Bundeswehr München verfügt über einen universitären sowie<br />

einen fachhochschulischen Bereich und bietet neben den Bereichen<br />

Technik, Mathematik und Informatik insbeson<strong>der</strong>e auch wirtschafts-<br />

und sozialwissenschaftliche <strong>Studie</strong>ngänge an. In einzelnen<br />

Angeboten ist eine Teilnahme auch für zivile <strong>Studie</strong>rende<br />

möglich.<br />

Über die <strong>Studie</strong>ngänge <strong>der</strong> Einzelhochschulen hinaus sind in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> insgesamt 13 <strong>der</strong> 21 bayerischen Elitestudiengänge etabliert,<br />

welche jeweils in Zusammenarbeit mehrerer Hochschulen<br />

umgesetzt werden (für eine Übersicht vgl. Anhang). Im Rahmen<br />

des bayerischen För<strong>der</strong>ungsprogramms „Elitenetzwerk Bayern“<br />

werden beson<strong>der</strong>s leistungsstarken <strong>Studie</strong>renden spezielle Master-<strong>Studie</strong>ngänge<br />

angeboten, welche insbeson<strong>der</strong>e auf wissenschaftliche<br />

Exzellenz, Internationalität und weitere Angebote zur<br />

61 Theologie, Philosophie / Pädagogik, Sprach- und Literaturwissenschaft, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaft,<br />

Mathematik / Geographie, Wirtschaftswissenschaft, Religionspädagogik / Kirchliche Bildungsarbeit sowie<br />

Soziale Arbeit.<br />

Seite 92


Persönlichkeitsbildung gerichtet sind. In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind die Technische<br />

Universität München, die Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München, die Universität Augsburg sowie die Universität Eichstätt-<br />

Ingolstadt an <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Elitestudiengänge beteiligt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e auch die Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />

(Fachhochschulen) bieten über die Kernbereiche Wirtschaft<br />

und Technik, Informatik o<strong>der</strong> Soziale Arbeit hinaus ein breites<br />

Spektrum an Angeboten in Neuen Technologien z.B. Bio- /<br />

Nanotechnologie, Lebenswissenschaften, Medien sowie Design.<br />

Enge Verknüpfungen zur Wirtschaft sind dabei insbeson<strong>der</strong>e in<br />

über 50 dualen <strong>Studie</strong>nangebote in unterschiedlichen <strong>Studie</strong>nformen<br />

gegeben: U.a. mit vertieften Praxisphasen, als unternehmensspezifisches<br />

Verbundstudium o<strong>der</strong> auch im Verbund in <strong>der</strong><br />

Kombination aus Studium und Ausbildung, z.B. als Maschinenbau<br />

(Bachelor) / Mechatroniker/-in (IHK) an <strong>der</strong> Hochschule Ingolstadt<br />

o<strong>der</strong> Betriebswirtschaft (Bachelor) / Bankkaufmann/-frau (IHK) an<br />

<strong>der</strong> Hochschule Deggendorf.<br />

Die Angebote <strong>der</strong> künstlerischen Hochschulen reichen von Musik-,<br />

Schauspiel- und Tanzstudiengängen über freie Kunst und Kunstpädagogik<br />

bis zu Design- und Architekturstudien. Speziell für den<br />

Bereich audiovisueller Medien bildet die Hochschule für Fernsehen<br />

und Film aus.<br />

Die Anziehungskraft <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>nangebote <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> bzw. des Wissenschaftsstandortes<br />

insgesamt zeigen sich auch am Anteil <strong>der</strong><br />

ausländischen <strong>Studie</strong>renden und Doktorand/-innen. So nehmen<br />

aktuell (WS 2008/09) über 26.928 ausländische <strong>Studie</strong>rende bzw.<br />

eingeschriebene Doktorand/-innen <strong>Studie</strong>nangebote an den bayerischen<br />

Hochschulen wahr (LMU: 6.026, TU: 4.073). 62 Im Hinblick<br />

auf Rückwirkungen auf den Wissenschaftsstandort tragen diese<br />

dabei auch mittelbar im Sinne einer internationalen Ausrichtung<br />

zur Entwicklung <strong>der</strong> Hochschulkultur und transnationalen Vernetzung<br />

bei.<br />

Weiterbildung<br />

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Lehrwirkung über die Hochschule<br />

selbst hinaus sind insbeson<strong>der</strong>e auch Angebote <strong>der</strong> beruflichen<br />

sowie allgemeinen wissenschaftlichen Weiterbildung, welche<br />

seitens <strong>der</strong> Hochschulen angeboten werden. Neben längerfristigen<br />

berufsbegleitenden <strong>Studie</strong>ngängen für Arbeitnehmer/innen<br />

werden hochwertige Einzelveranstaltungen und Seminare<br />

aus vielfältigen Wissenschaftsbereichen offeriert. Über den direkten<br />

Impact <strong>der</strong> Qualifizierungsleistung für die Hochschulen bzw.<br />

62 Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, R 4.1, WS 2008/2009<br />

Seite 93


Unternehmen hinaus wirken die Angebote gleichzeitig über Faktoren<br />

<strong>der</strong> Vernetzung und des Austausches zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft. Beispielhaft kann hierbei auf das LMU-Angebot für<br />

Fach- und Führungskräfte aus <strong>der</strong> Wirtschaft o<strong>der</strong> auch den Weiterbildungsverbund<br />

<strong>der</strong> W3Akademie verwiesen werden, an dem<br />

u.a. die <strong>EMM</strong>-Hochschulen Deggendorf, Ingolstadt und Landshut<br />

beteiligt sind. Weitere Beispiele für herausragende Weiterbildungsstudiengänge<br />

bzw. Programme sind u.a. <strong>der</strong> berufsbegleitende<br />

MBA-<strong>Studie</strong>ngang „Unternehmensführung“ <strong>der</strong> Universität<br />

Augsburg, welcher im Zuge <strong>der</strong> Reakkreditierung 2009 als erstes<br />

universitäres MBA-Programm aufgrund seiner hervorragenden<br />

Qualität mit dem Premium-Siegel <strong>der</strong> Akkreditierungsagentur<br />

FIBAA als exzellentes Programm ausgezeichnet wurde, o<strong>der</strong> auch<br />

die im November 2009 eröffnete erste „Lernfabrik für Energieproduktivität“<br />

(LEP) in Deutschland, welche in Kooperation <strong>der</strong> Unternehmensberatung<br />

McKinsey und des Instituts für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften (iwb) <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

München vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten zu Fragen<br />

<strong>der</strong> Energiekostensenkung und Reduktion des CO2-<br />

Ausstoßes für Fach- und Führungskräfte sowie begleitende Maßnahmen<br />

für <strong>Studie</strong>rende anbietet.<br />

Über spezifische Weiterbildungsangebote hinaus sind des Weiteren<br />

4.152 Gasthörer/-innen an den Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> (WS<br />

2008/09) registriert. Diese nehmen an einzelnen bzw. mehreren<br />

unterschiedlichen Lehrveranstaltungen teil und sind somit in verschiedenen<br />

Kontexten des Wissenschafts- bzw. Hochschulbetriebs<br />

einbezogen. Ein hoher Anteil (64,9%) – insbeson<strong>der</strong>e an<br />

den Universitäten – entfällt in diesem Bereich auf die Altersgruppe<br />

60plus, welche vielfach (nachberuflich) Angebote im Sinne allgemeiner<br />

wissenschaftlicher Weiterbildung nutzt (vgl. auch gesellschaftlich-soziale<br />

Effekte). 63<br />

Hochschuldidaktik und Konzepte <strong>der</strong> Lehre<br />

Die För<strong>der</strong>ung und Qualitätsentwicklung guter Lehre und Betreuungsbedingungen<br />

steht zunehmend im Fokus hochschulischer<br />

Anstrengungen. Seitens <strong>der</strong> Hochschulen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> werden diese<br />

durch verschiedene Konzepte und Unterstützungsangebote gezielt<br />

vorangetrieben.<br />

Neben dem Erfolg in <strong>der</strong> Exzellenzinitiative im Forschungsbereich<br />

gehört die Technische Universität München auch zu den zehn<br />

Preisträgern im Wettbewerb exzellente Lehre, welcher 2009 vom<br />

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft initiiert wurde. Aus<br />

63 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2009: Gasthörer an den Hochschulen in Bayern.<br />

Wintersemester 2008/09.<br />

Seite 94


Anträgen von 108 Hochschulen wurden in zwei För<strong>der</strong>linien vier<br />

Hochschulen für angewandte Wissenschaften und sechs Universitäten<br />

ausgewählt, welche je mit bis zu einer Million Euro in ihren<br />

Konzepten zur Lehrentwicklung geför<strong>der</strong>t werden. Das Konzept<br />

<strong>der</strong> TU sieht dabei unterschiedliche Maßnahmen für <strong>Studie</strong>rende<br />

und Lehrende vor. Dies beinhaltet beispielsweise Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an das Lehrportfolio in Berufungsverfahren bzw. den stärkeren<br />

Einbezug von <strong>Studie</strong>renden bei Neuberufungen, Möglichkeiten<br />

von Lehrfreisemestern bzw. finanzieller Unterstützung zur Entwicklung<br />

innovativer Lehrkonzepte, Hilfestellungen bei <strong>Studie</strong>nfachwechseln<br />

sowie eine engere Einbindung von Fragen <strong>der</strong> Lehre die<br />

Entscheidungsstrukturen <strong>der</strong> Universität (u.a. über einen Vorstand<br />

Lehre sowie ein Parlament <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>ndekane).<br />

Mit dem bayernweiten Programm „ProfiLehre“ steht an den einzelnen<br />

Universitäten ein hochschuldidaktisches Qualifizierungsangebot<br />

für Lehrende zur Verfügung, welches darauf zielt, die Qualität<br />

<strong>der</strong> Lehre an den bayerischen Universitäten systematisch zu verbessern.<br />

Veranstaltungen werden zu unterschiedlichen Themenbereichen<br />

wie u.a. Rhetorik, Präsentation und Kommunikation,<br />

Methodik und Didaktik o<strong>der</strong> auch Evaluation und Qualitätssicherung<br />

durchgeführt. Neben den Universitäten stellen auch die bayerischen<br />

Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit <strong>der</strong><br />

„Qualitätsoffensive Lehre“ Unterstützungsangebote und Weiterqualifizierung<br />

im Bereich <strong>der</strong> Wissensvermittlung zur Verfügung.<br />

Das Zentrum für Hochschuldidaktik <strong>der</strong> bayerischen Fachhochschulen<br />

(DIZ) koordiniert und bündelt dabei als nachgeordnete<br />

Behörde des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst die Anstrengungen <strong>der</strong> bayerischen Hochschulen<br />

für angewandte Wissenschaften im Bereich Hochschuldidaktik<br />

und bietet verschiedene Fortbildungsseminare.<br />

Ergänzt werden die hochschuldidaktischen Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

an Universitäten sowie Hochschulen für angewandte<br />

Wissenschaften durch das „Zertifikat Hochschullehre Bayern“,<br />

welches von den Lehrenden als formaler Nachweis erworbener<br />

Kompetenzen durch Teilnahme an mehreren Veranstaltungen zu<br />

unterschiedlichen hochschuldidaktischen Themen erworben werden<br />

kann.<br />

Unterstützend zur Präsenzlehre verfügt Bayern mit <strong>der</strong> Virtuellen<br />

Hochschule Bayern (vhb) über eine übergreifende Einrichtung,<br />

welche den Einsatz und die Entwicklung multimedialer Lehr- und<br />

Lernangebote för<strong>der</strong>t und koordiniert. Diese bietet <strong>Studie</strong>renden<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Flexibilisierung des Studiums sowie Lehrenden<br />

Seite 95


zum Austausch und <strong>der</strong> Zusammenarbeit im Bereich E-Learning<br />

bzw. Blended Learning. 64<br />

Zusätzliche Angebote zum Übergang in den Arbeitsmarkt<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Arbeitsmarktchancen von <strong>Studie</strong>renden werden<br />

neben fachlich hochwertigen und arbeitsmarktnahen <strong>Studie</strong>nangeboten<br />

seitens <strong>der</strong> Hochschulen verstärkt auch Unterstützungsmaßnahmen<br />

zum Übergang in den Arbeitsmarkt und Kontaktnetzwerke<br />

etabliert. Über „Career-Services“ werden dabei unterschiedliche<br />

Maßnahmen zur Kontaktbildung, Veranstaltungen zu Karriereplanung<br />

und Berufseinstieg o<strong>der</strong> auch Weiterbildungen bezüglich<br />

arbeitsmarktrelevanter Zusatzkompetenzen angeboten bzw.<br />

über die einzelnen Fachbereiche hinweg koordiniert. Die großen<br />

Universitäten stellen entsprechende Services bereits seit Mitte <strong>der</strong><br />

1980er Jahre zur Verfügung (z.B. LMU: „Student und Arbeitsmarkt“),<br />

mittlerweile sind ähnliche Angebote an nahezu allen<br />

Hochschulen eingeführt.<br />

Unterstützende Funktion hinsichtlich <strong>der</strong> Arbeitsmarktintegration<br />

sowie <strong>der</strong> allgemeinen Vernetzung von Absolvent/-innen bieten<br />

des Weiteren verschiedene Alumniinitiativen. Diese sind gleichsam<br />

hinsichtlich weiterer (mittelbarer) Wirkungen <strong>der</strong> Institution<br />

Hochschule über den Kreis <strong>der</strong> aktuell <strong>Studie</strong>renden hinaus bedeutsam.<br />

Ein Beispiel für ein breites weltweites Alumninetzwerk<br />

mit spezifischen Angeboten zur Kontaktbildung und Weiterbildung<br />

(Summer Schools, Seminare etc.) stellt mit über 27.000 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

die Alumnivereinigung <strong>der</strong> Technischen Universität München<br />

dar.<br />

7.2 Verbleib von Absolventen /-innen<br />

Auswirkungen bzw. Effekte <strong>der</strong> Lehrangebote lassen sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

über den Verbleib von Absolvent/-innen abschätzen. So<br />

geben u.a. die Ergebnisse zur Berufseinmündung Hinweise auf<br />

den „Marktwert“ von Absolvent/-innen bzw. den „Ertrag“ eines<br />

Hochschulstudiums an den <strong>EMM</strong>-Hochschulen. Als Datenquelle<br />

können die Ergebnisse des Bayerischen Absolventenpanels (BAP)<br />

dienen, welche mit einem einheitlichen Erhebungsinstrument für<br />

den Jahrgang 2005/06 aller bayerischen Hochschulen vorliegen. 65<br />

64 Blended Learning bezeichnet eine Kombination von Präsenz- und E-Learning-Anteilen in <strong>der</strong> Lehre.<br />

65 Im Rahmen des BAP werden ausgewählte Absolventenjahrgänge (bislang 2004 und 2006) landesweit zu Ausbildungsqualität,<br />

Übergang in den Arbeitsmarkt und beruflichen Entwicklung befragt. Vorgesehen sind Befragungen zu<br />

drei Zeitpunkten: ca. eineinhalb Jahre nach Hochschulabschluss sowie nach fünf bzw. neun Jahren. Bislang liegen<br />

Auswertungen <strong>der</strong> ersten Befragungswellen vor. Wissenschaftlich geleitet wird das BAP vom Bayerischen Staatsin-<br />

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Ein Indikator für den Erfolg von Absolvent/-innen am Arbeitsmarkt<br />

stellt u.a. <strong>der</strong> Übergang in Beschäftigung dar. In den Ergebnissen<br />

des BAP wird dabei die breite Einmündung <strong>der</strong> Absolvent/innen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-Hochschulen deutlich. So sind über 88% eineinhalb<br />

Jahre nach Abschluss ihres Studiums erwerbstätig (82,3%<br />

<strong>der</strong> Universitätsabsolvent/-innen bzw. 94% <strong>der</strong> Absolvent/-innen<br />

von Hochschulen <strong>der</strong> angewandten Wissenschaften). 66 Der Anteil<br />

von Absolvent/-innen in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen<br />

liegt dabei bei den Abgänger/-innen von Hochschulen <strong>der</strong> angewandten<br />

Wissenschaften im Durchschnitt bei 68% und damit rund<br />

acht Prozentpunkte über dem bundesdeutschen Schnitt von 60%.<br />

Bei den Universitäten ist dies mit 44% <strong>der</strong> Absolvent/-innen ebenfalls<br />

mehr als im Bundesdurchschnitt (42%).<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> besetzten Positionen im Rahmen <strong>der</strong> ersten Erwerbstätigkeit<br />

nach dem Abschluss geben die Befragten v.a. den<br />

Status von qualifizierten bzw. wissenschaftlichen Angestellten an<br />

(75%). Rund 12% sind in <strong>der</strong> ersten Stellung bereits in leitenden<br />

Positionen tätig. Zwar zeigt sich eine große Spannbreite nach einzelnen<br />

Fachbereichen bzw. <strong>Studie</strong>ngängen, gleichzeitig wird jedoch<br />

von <strong>der</strong> überwiegenden Mehrheit auch die Adäquanz <strong>der</strong><br />

ersten beruflichen Tätigkeit im Hinblick auf die berufliche Position,<br />

das Niveau <strong>der</strong> Arbeitsaufgaben und <strong>der</strong> fachlichen Qualifikation<br />

(im Hinblick auf das <strong>Studie</strong>nfach) von den Befragten – insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch im Vergleich zur bundesweiten Befragung – mit 65-70%<br />

Zustimmung sehr hoch eingeschätzt. Etwas geringer (mit 48% Zustimmung)<br />

fällt die Bewertung <strong>der</strong> Angemessenheit des ersten<br />

Gehalts aus.<br />

Die hohe Bedeutung <strong>der</strong> Hochschulen für den Arbeitskräftebedarf<br />

des regionalen Arbeitsmarkts wird des Weiteren durch die Frage<br />

nach dem geografischen Verbleib <strong>der</strong> Absolvent/-innen deutlich.<br />

Eineinhalb Jahre nach <strong>Studie</strong>nabschluss wohnen bzw. arbeiten<br />

durchschnittlich 70% <strong>der</strong> Absolvent/-innen von <strong>EMM</strong>-Hochschulen<br />

im Umkreis von 50 km zu ihrem <strong>Studie</strong>nort. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Hochschulen für angewandte Wissenschaften bilden somit auch<br />

stitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF) (vgl. u.a. Falk / Reimer / Scarletti 2009; Falk / Kratz<br />

2009 sowie die Ergebnisberichte <strong>der</strong> einzelnen Hochschulen). Die folgenden Daten basieren auf eigenen Berechnungen<br />

für die <strong>EMM</strong>-Hochschulen (Universität Augsburg, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Ludwig-<br />

Maximilians-Universität München, Technische Universität München sowie die Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />

Augsburg, Deggendorf, Ingolstadt, Landshut, München, Rosenheim) auf Basis <strong>der</strong> BAP-Einzelberichte<br />

(IHF 2008 a-j). Zum Teil (bei analogen Fragestellungen) können die abgefragten Aspekte mit <strong>der</strong> bundesweiten<br />

<strong>Studie</strong> des Hochschulinformationssystems (HIS) „Übergänge und Erfahrungen nach dem Hochschulabschluss“ (HIS<br />

2007) gespiegelt werden und somit Vergleiche zum Bundesschnitt aufgezeigt werden.<br />

66 Die HIS-Absolventenbefragung nimmt hinsichtlich des Übergangs in Erwerbsarbeit an<strong>der</strong>e Differenzierungen als<br />

das BAP hinsichtlich „regulärer Erwerbsarbeit“ und z.B. weiteren Ausbildungs-/ Promotionsphasen und Übergangsjobs<br />

vor. Für den Zeitpunkt ein Jahr nach dem Examen verweisen die Daten in diesem Zusammenhang bei FH-<br />

Absolvent/-innen auf ca. drei Viertel, welche in „reguläre“ – d.h. selbständige und nicht-selbständige – Arbeit übergehen,<br />

bei den Universitätsabsolvent/-innen beläuft sich die Zahl auf rund 50%, wobei ein hoher Anteil <strong>der</strong> verbleibenden<br />

Gruppe in eine weiterführende Qualifikationsphase (Promotion, Zweit-/ Zusatzstudium) einmündet.<br />

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Bedeutende Alumni<br />

für die kleineren Städte <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> einen „wichtigen Standortfaktor“<br />

(vgl. Falk/ Kratz 2009). Eine beson<strong>der</strong>s hohe Bindung besteht im<br />

Ballungszentrum München. 84% <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden an LMU, TU<br />

und <strong>der</strong> Hochschule München verbleiben eineinhalb Jahre nach<br />

ihrem <strong>Studie</strong>nabschluss in <strong>der</strong> Region.<br />

Nimmt man die Zugangswege in die erste Erwerbstätigkeit genauer<br />

in den Blick, lassen sich aus den Daten des BAP zudem<br />

Hinweise auf die Wirkungen von Vernetzung bzw. arbeitsmarktnaher<br />

<strong>Studie</strong>nmöglichkeiten ableiten. So verweist ein hoher Anteil<br />

<strong>der</strong> Befragten auf soziale Kontakte (durchschnittlich 31,9%) bzw.<br />

das Angebot eines Arbeitsplatzes respektive die Fortführung einer<br />

bereits ausgeübten Tätigkeit durch Arbeitgeber (20,7%) als Weg<br />

zur ersten Erwerbsarbeit. Als weitere Zugänge werden Stellenanzeigen<br />

bzw. Vermittlungsstellen mit 35,4% bzw. an<strong>der</strong>e Wege, wie<br />

Initiativbewerbungen etc. mit 11,9% benannt.<br />

Über die Fragen des Verbleibs von ehemaligen <strong>Studie</strong>renden hinaus<br />

sind rückwirkende Einschätzungen zur <strong>Studie</strong>nqualität und<br />

dem Nutzen <strong>der</strong> Angebote weitere Indikatoren für die Wirkungen<br />

<strong>der</strong> Lehre. Auch in diesem Zusammenhang zeigt das BAP ein sehr<br />

positives Bild <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>-Hochschulen. So würde die überwiegende<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Absolvent/-innen ihr Studium weiterempfehlen. Zwar<br />

zeigen sich bei einzelnen Fächern gewisse Unterschiede – geringere<br />

Werte betreffen teilweise <strong>der</strong> Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

– insgesamt liegen die meisten Hochschulwerte jedoch<br />

mit 70-90% sehr hoch.<br />

An den Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> haben viele überregional bekannte<br />

Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik studiert<br />

und/o<strong>der</strong> geforscht. Neben Größen <strong>der</strong> deutschen Wissenschaft<br />

wie Wilhelm Conrad Röntgen, Max Planck, Werner Heisenberg<br />

o<strong>der</strong> Max Weber, die an <strong>der</strong> LMU tätig waren, haben insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Münchner Universitäten hochrangige Wissenschafts-<br />

Preisträger, wie zuletzt bspw. Arthur Konnert (Leibniz-Preis, TUM,<br />

2001) o<strong>der</strong> Theodor W. Hänsch (Nobelpreis, LMU, 2005) hervorgebracht.<br />

Weitere bedeutende Alumni sind neben Staatsmännern<br />

wie Konrad Adenauer o<strong>der</strong> Roman Herzog (beide LMU), auch einflussreiche<br />

Unternehmer und Wirtschaftslenker wie Hubert Burda<br />

(Verleger Hubert Burda Media, LMU), Roland Berger (Grün<strong>der</strong> von<br />

Roland Berger Strategy Consultants, LMU), Norbert Reithofer<br />

(Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> BMW AG, TU), Wolfgang Reitzle (Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Linde AG, TU) o<strong>der</strong> auch Henning Kagermann<br />

(Präsident <strong>der</strong> Acatech – Deutsche Akademie <strong>der</strong> Technikwissenschaften,<br />

davor: Vorstandssprecher <strong>der</strong> SAP AG, TU).<br />

Seite 98


8 Impulse durch<br />

Forschungsergebnisse<br />

Schwer messbar und dennoch beson<strong>der</strong>s bedeutend sind die<br />

ökonomischen Impulse <strong>der</strong> Forschungstätigkeit <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen. Sie för<strong>der</strong>n in vielfältiger Art und Weise die<br />

regionalökonomische Entwicklung, so etwa durch die Beeinflussung<br />

unternehmerischer Standortentscheidungen und Unternehmensgründungen<br />

o<strong>der</strong> durch die Stärkung <strong>der</strong> Innovationsfähigkeit<br />

von Unternehmen. Diese katalytischen Effekte beruhen an<strong>der</strong>s als<br />

direkte, indirekte o<strong>der</strong> induzierte Effekte nicht auf <strong>der</strong> Verausgabung<br />

von Gel<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Präsenz und Tätigkeit <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen. Am Beginn <strong>der</strong> darauf aufbauenden<br />

Wirkungsketten steht oft das Spillover von Wissen aus den<br />

wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />

8.1 Möglichkeiten des Wissenstransfers<br />

Die Abschöpfung von Wissensspillovers wissenschaftlicher Einrichtungen<br />

und an<strong>der</strong>er Akteure kann zu handfesten Standortvorteilen<br />

werden, denn viele Unternehmen sind sich trotz <strong>der</strong> intangiblen<br />

Art dieser Ressource <strong>der</strong> hohen Bedeutung bewusst. In Anlehnung<br />

an Desrochers wird an folgenden Beispielen dargestellt,<br />

wie vielfältig die Bedeutung von Wissen als Standortfaktor sein<br />

kann: 67<br />

Bestimmte Umstände von Zeit und Raum. Um am richtigen Ort<br />

zur richtigen Zeit zu sein, siedeln sich Hightech-Unternehmen an<br />

Forschungsstandorten wie dem Silicon Valley, Boston, San Diego<br />

o<strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong> Biochemie in München Martinsried an. So haben<br />

dort ansässige Unternehmen wie z.B. MediGene, GPC Biotech<br />

o<strong>der</strong> Morphosys, die Möglichkeit von <strong>der</strong> räumlichen Nähe<br />

zum Max-Planck-Institut für Biochemie o<strong>der</strong> dem Max-Planck-<br />

Institut für Neurobiologie zu profitieren.<br />

Die Präsenz an wichtigen Forschungsstandorten macht es Unternehmen<br />

einfacher, Denkprozesse und Denkweisen aufzunehmen<br />

und technologische Entwicklungen zu beobachten, um nicht von<br />

technologischen Durchbrüchen überrascht o<strong>der</strong> gar abgeschnitten<br />

zu werden.<br />

Transfer von persönlichem Wissen bei kreativer Arbeit sowie<br />

bei Interaktionen zwischen Produzenten und Anwen<strong>der</strong>n von Wis-<br />

67 Desrochers, P. (2001). Geographical Proximity and the Transmission of Tacit Knowledge. In The Review of Austrian<br />

Economics, 14 (1), S. 25-46.<br />

Seite 99


sen. Der Wissenstransfer bei <strong>der</strong> kreativen Arbeit ist wahrscheinlich<br />

das bekannteste Beispiel für die Bedeutung von Wissen als<br />

Standortfaktor. Dies gilt in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in beson<strong>der</strong>er Weise, da<br />

München einer <strong>der</strong> wichtigsten Medienstandorte in Deutschland<br />

ist. So haben in München weltweit nach New York die meisten<br />

Verlage ihren Sitz. Auch die Fernseh- und Filmindustrie ist ebenfalls<br />

stark vertreten, vor allem in Unterföhring sowie Geiselgasteig<br />

/ Grünwald. Wie entscheidend dieses persönliche Wissen für den<br />

Unternehmenserfolg sein kann, zeigt u.a. die in München ansässige<br />

Filmtechnikfirma ARRI, die am 20. Februar 2010 den sechszehnten<br />

Oscar für technische Innovationen in <strong>der</strong> Filmindustrie erhalten<br />

hat.<br />

Job-Mobilität und Informationsaustausch. Über 130.000 <strong>Studie</strong>rende<br />

werden durch die wissenschaftlichen Einrichtungen in<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ausgebildet, wie im Kapitel „Effekte <strong>der</strong> Lehre“ aufgezeigt<br />

wurde. Auch <strong>der</strong> Anteil Hochqualifizierter an allen Erwerbspersonen<br />

ist in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sehr hoch. So ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

im Wirtschaftszweig Forschung und Entwicklung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

nahezu doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Unternehmen<br />

können durch dieses Potential vielfältig profitieren: So können<br />

durch einen Transfer über Köpfe Wissen und Informationen mit<br />

an<strong>der</strong>en Unternehmen ausgetauscht werden sowie Wissen aus<br />

den wissenschaftlichen Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> in die Unternehmen<br />

fließen.<br />

Bei <strong>der</strong> Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben<br />

Unternehmen natürlich nicht auf die eigene Region beschränkt.<br />

Dennoch bleibt die räumliche Nähe wichtig. So kann für manche<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ggf. ein Umzug vermieden werden<br />

und sich so die Neigung zur Job-Mobilität und damit zum Informationsaustausch<br />

erhöhen.<br />

Kombination von vorher unverbundenem Wissen. Kreativität<br />

und Innovationen leben von <strong>der</strong> Kombination von vorher unverbundenem<br />

Wissen. Regionen wie die <strong>EMM</strong>, die Forscherinnen<br />

und Forscher in vielen verschiedenen Wissens- und Technologiebereichen<br />

aufweisen, haben beson<strong>der</strong>s große Chancen, innovative<br />

Produkte entwickeln zu können.<br />

Vielfältige weitere Agglomerationsvorteile. Es zeigt sich immer<br />

wie<strong>der</strong>, dass gerade bei wissensintensiven Wirtschaftszweigen <strong>der</strong><br />

Standort des Unternehmens eine enorm hohe Bedeutung hat.<br />

Obwohl gerade z.B. Dienstleistungen wie <strong>der</strong> Handel mit ausländischen<br />

Währungen über Telefon o<strong>der</strong> Computerterminal prinzipiell<br />

nicht an bestimmte Orte gebunden sind, sind viele Unternehmen in<br />

diesem Bereich bereit, mit die weltweit höchsten Mieten zu zahlen,<br />

um in bestimmten Gegenden in New York o<strong>der</strong> London angesiedelt<br />

zu sein.<br />

Diese Beispiele zeigen Möglichkeiten auf, wie Unternehmen vom<br />

in <strong>der</strong> Region vorhandenen Wissen – Wissen wissenschaftlicher<br />

Seite 100


Einrichtungen und an<strong>der</strong>er wissensintensiver Akteure – profitieren<br />

können. Die konkreten Quellen, die die Unternehmen für den Wissenstransfer<br />

nutzen können, sind sehr unterschiedlich. In Anlehnung<br />

an Schmoch soll im Folgenden aufgezeigt werden, wie vielfältig<br />

die Formen des Wissens- und Technologietransfers sein<br />

können: 68<br />

Auftragsforschung<br />

Kooperationsforschung<br />

Gutachten<br />

Beratung<br />

Zieloffene För<strong>der</strong>ung wissenschaftlicher Einrichtungen<br />

durch Unternehmen (Wissenschafts-Sponsoring)<br />

Lesen von Publikationen<br />

Publikationstausch<br />

Gemeinsame Publikationen von Wissenschaft und Unternehmen<br />

Informelle Treffen<br />

Informelle Telefongespräche<br />

Fachdiskussionen via Internet<br />

Konferenzen<br />

Seminare von wissenschaftlichen Einrichtungen (berufliche<br />

Weiterbildung)<br />

Vorlesungen von Unternehmensmitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

an Hochschulen<br />

Ausbildung von Fachkräften<br />

Vermittlung von Hochschulabsolventen<br />

Temporärer Personentausch<br />

Gemeinsame Betreuung von Diplom- und Doktorarbeiten<br />

durch Wissenschaft und Unternehmen<br />

Spin-offs und Unternehmensgründung aus wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen<br />

Patente, Lizenzen<br />

Messebeteiligungen von wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

Vor-Ort-Demonstrationen<br />

Teilnahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />

an industrieorientierten Gremien o<strong>der</strong> Ausschüssen<br />

Nutzung von technisch-wissenschaftlicher Ausrüstung<br />

durch Industrieunternehmen<br />

68 Schmoch, U. (2000). Konzepte des Technologietransfers. In Reinhard, M. (2000). Absorptionsfähigkeit <strong>der</strong> Unternehmen.<br />

Theorie und Empirie in <strong>der</strong> Literatur. In Schmoch, U., Licht, G. & Reinhard, M. (Hrsg.). (2000). Wissens-<br />

und Technologietransfer in Deutschland. Stand und Reformbedarf. Stuttgart: Fraunhofer-IRB-Verlag, S. 8.<br />

Seite 101


Die Übersicht verdeutlicht, dass die verschiedenen Formen des<br />

Wissenstransfers wissenschaftlicher Einrichtungen sehr unterschiedlich<br />

von räumlicher Nähe begünstigt werden. Analog zur<br />

Verausgabung von Gel<strong>der</strong>n kann ein Regionalmultiplikator für Impulse<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft auf die Wirtschaft allerdings nicht abgeschätzt<br />

werden. Nicht nur diese Rahmenbedingung muss berücksichtigt<br />

werden. An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Verausgabung von Gel<strong>der</strong>n<br />

verän<strong>der</strong>t sich sozusagen die „Währung“. Denn <strong>der</strong> Wert des Wissens<br />

ist von <strong>der</strong> Art des Nutzers abhängig. Die Kompatibilität eigener<br />

Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten, ökonomisches<br />

Geschick des Unternehmers, Ressourcen für die Entwicklung und<br />

Vermarktung und ein Gespür für den Markt sind wesentliche Determinanten<br />

für den Wert von Forschungsergebnissen. Schließlich<br />

darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass dieser Teil <strong>der</strong> Determinanten,<br />

welcher den Wert von Forschungsergebnissen wesentlich<br />

beeinflussen, nicht von den Forschungseinrichtungen beeinflusst<br />

werden kann.<br />

Da die Tätigkeiten <strong>der</strong> Forschungseinrichtungen den Schwerpunkt<br />

dieser Analyse ausmachen und nicht die Art <strong>der</strong> Nutzer, soll <strong>der</strong><br />

Impuls <strong>der</strong> Forschungstätigkeiten <strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

auf die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten <strong>der</strong> Unternehmen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> untersucht werden. Das Geschick <strong>der</strong> Unternehmen<br />

bei <strong>der</strong> Vermarktung und ökonomischen Verwertung <strong>der</strong><br />

auf den Forschungsergebnissen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

aufbauenden Innovationen soll nicht weiter analysiert werden.<br />

Patente bieten sich wie kaum eine an<strong>der</strong>e Messgröße für den Impuls<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen auf das regionalökonomische<br />

Umfeld, d.h. vor allem für die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten<br />

<strong>der</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Region an. Die Eignung von<br />

Patenten als Indikator soll im folgenden Kapitel erläutert werden.<br />

8.2 Patente als Indikator für regionalökonomische<br />

Impulse von Forschungsergebnissen<br />

Das Wissen zu messen, von welchem regionalökonomische Impulse<br />

erwartet werden können, also die Inputseite wie auch die<br />

Outputseite des Impulses, stellt eine schwierige Aufgabe dar. Patente<br />

bieten sich im Vergleich zu den wenigen Alternativen, wie<br />

etwa die Zahl von Publikationen, an, da mit <strong>der</strong> Anmeldung eines<br />

Patentes die Erwartung eines ökonomischen Wertes dieses Wissens<br />

einhergeht. Patente können als Spiegel dieses Wissens dienen,<br />

auch wenn sie sicherlich nicht als streng repräsentatives Abbild<br />

verstanden werden dürfen. Verzerrungen können sich z. B.<br />

aus <strong>der</strong> Tatsache ergeben, dass unter Umständen keine Patentierung<br />

und damit keine Veröffentlichung <strong>der</strong> Innovation einen besseren<br />

Schutz <strong>der</strong> Innovation als eine Patentierung darstellen kann.<br />

Seite 102


Auch die Gründe einer Patentierung sind vielfältig: Luk zeigt auf,<br />

dass nicht nur bekanntere Motive wie die exklusive Nutzung o<strong>der</strong><br />

die Erzielung von Lizenzeinnahmen, son<strong>der</strong>n auch Motive wie die<br />

Blockierung von Wettbewerbern wie auch die Vermeidung einer<br />

Blockierung durch Wettbewerber, Imageverbesserungen o<strong>der</strong> die<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Attraktivität des Unternehmens für Kapitalgeber eine<br />

Rolle spielen können. Ebenso vielfältig können die Gründe sein,<br />

welche gegen eine Patentierung sprechen: Zu hohe Kosten <strong>der</strong><br />

Anmeldung, Erteilung und Aufrechterhaltung des Patentschutzes<br />

o<strong>der</strong> die Schaffung eines zu hohen Nachahmungsrisikos wie auch<br />

eine schwere Nachweisbarkeit von Patentverletzungen. 69 Es erscheint<br />

nahe liegend, dass diese Gründe zu Gunsten und zu Ungunsten<br />

einer Patentierung je nach Kapitalstärke, Wettbewerbsumfeld<br />

o<strong>der</strong> auch Technologiedynamik einen ganz unterschiedlichen<br />

Einfluss auf die Patentierungsstrategie eines möglichen Anmel<strong>der</strong>s<br />

haben können. Das Wissen, welches hinter einem Patent<br />

steht, kann also sehr unterschiedlich sein.<br />

Verzerrungen ergeben sich auch aus dem Umstand, dass nicht alles<br />

Wissen patentiert werden kann. Patente können also nicht als<br />

Indikatoren für das gesamte Wissen, son<strong>der</strong>n lediglich für einen<br />

Teil des Wissens dienen. Greif (2004, S. 104) fasst die Definition,<br />

die Kriterien zur Patentierung und die Ausnahmen vom Patentschutz<br />

wie folgt zusammen: 70<br />

Definition<br />

Anweisung zum technischen Handeln<br />

Einsatz von Naturkräften<br />

Erreichen eines übersehbaren Erfolges<br />

Wie<strong>der</strong>holbarkeit des technischen Handelns<br />

Patentierungskriterien<br />

Neuheit<br />

o Lösung weltweit nicht bekannt<br />

o Maßstab: Stand <strong>der</strong> Technik am Anmeldetag<br />

o Neuheitsschädlich auch eigene Veröffentlichungen<br />

Erfin<strong>der</strong>ische Tätigkeit, Erfindungshöhe<br />

o Lösung nicht naheliegend<br />

69 Luk, T. (2005). Management-Wettbewerb-Patentstrategien in F&E-intensiven Unternehmen. In Wissenschaftsmanagement.<br />

Bonn: Lemmens, S. 30-35.<br />

70 Greif, S. (2004). Patente als Instrumente zur Erfassung und Bewertung wissenschaftlicher Leistungen. In Fischer,<br />

K. & Parthey, H. (Hrsg.). (2003). Evaluation wissenschaftlicher Institutionen. Wissenschaftsforschung, Jahrbuch<br />

2003.<br />

Seite 103


o Maßstab: Gesamter Stand <strong>der</strong> Technik, Durchschnittsfachmann<br />

Gewerbliche Anwendbarkeit<br />

o Eignung zur gewerblichen Herstellung<br />

o<strong>der</strong> Benutzung<br />

Vom Patentschutz ausgenommen<br />

Entdeckungen<br />

Wissenschaftliche Theorien<br />

Mathematische Methoden<br />

Geschäftsideen<br />

Trotz dieser Verzerrungen bieten Patente ein einmaliges, hochgradig<br />

differenziertes Bild über die Art und den technologischen<br />

Bereich <strong>der</strong> Innovation und ihrer Erfin<strong>der</strong> sowie die Verortung von<br />

Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. Nicht unberücksichtigt<br />

sollte bleiben, dass an<strong>der</strong>e Indikatoren für Forschungstätigkeiten,<br />

welche ebenfalls erhebliche Verzerrungen aufweisen, i.d.R. nur für<br />

öffentliche Forschungseinrichtungen verfügbar sind (z.B. Drittmittel,<br />

bibliometrische Publikations- und Zitationsmaße, Peer Review).<br />

Patente ermöglichen überhaupt einen Einblick in den Bereich<br />

<strong>der</strong> Forschungstätigkeiten <strong>der</strong> Unternehmen, welcher sonst<br />

strenger Geheimhaltung unterliegt.<br />

Nicht <strong>der</strong> vielfältige und differenzierte Einblick auch die hohe<br />

Messgenauigkeit von Patenten als Indikator für die FuE-<br />

Tätigkeiten von Unternehmen, <strong>der</strong> Outputgröße dieser Analyse, ist<br />

beeindruckend. In <strong>der</strong> folgenden Abbildung werden die Zahl <strong>der</strong><br />

FuE-Beschäftigten in <strong>der</strong> Wirtschaft im Jahr 2003 sowie die Anzahl<br />

von Patentanmeldungen im Jahr 2005 auf einer regionalen Betrachtungsebene<br />

(Raumordungsregionen) dargestellt.<br />

Da zwischen dem Entstehen <strong>der</strong> Erfindung, <strong>der</strong> Patentanmeldung<br />

und <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> Patentanmeldung ein Zeitraum von<br />

mindestens zwei Jahren liegt, wurde dieser zeitliche Abstand auch<br />

bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Vergleichswerte berücksichtigt. Auf <strong>der</strong> regionalen<br />

Betrachtungsebene korreliert die Anzahl von FuE-<br />

Beschäftigten in <strong>der</strong> Wirtschaft mit <strong>der</strong> Anzahl von Patenten in <strong>der</strong><br />

Wirtschaft sehr hoch miteinan<strong>der</strong>. Eine Erhöhung von FuE-<br />

Beschäftigten geht hier mit einer Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl von Patenten<br />

einher und umgekehrt. Diese Stärke des Zusammenhangs soll<br />

für die Abschätzung <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong> regionalökonomischen Impulse<br />

Seite 104


<strong>der</strong> Forschungstätigkeiten <strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> genutzt werden. 71<br />

Abbildung 23: Patentanmeldungen und FuE-Beschäftigte in <strong>der</strong><br />

Wirtschaft nach Raumordnungsregionen<br />

(logarithmischer Maßstab)<br />

Quelle: Greif, S. & Schmiedl, D. (2006). Patentatlas Deutschland: Regionaldaten<br />

<strong>der</strong> Erfindungstätigkeit, S. 36.<br />

71 In <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind Patente nicht nur ein guter Indikator für regionalökonomische Impulse von Forschungsergebnissen,<br />

hier haben sie auch direkte ökonomische Effekte. So sind u.a. in München das Deutsche Patent- und Markenamt<br />

(DPMA), die Europäische Patentorganisation (EPO), das Europäische Patentamt (EPA), die Patentstelle <strong>der</strong><br />

Deutschen Forschung <strong>der</strong> Fraunhofer Gesellschaft, das Munich Intellectual Property Law Center (MIPLC) o<strong>der</strong> auch<br />

das Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht angesiedelt. In München hat sich<br />

ein regelrechtes Patentcluster entwickelt. So arbeitet nach Angaben <strong>der</strong> Patentanwaltskammer ein Drittel aller deutschen<br />

Patentanwälte in München. Erheblich ist auch die Anzahl <strong>der</strong> durch die nachgelagerten Dienstleistungen geschaffenen<br />

Arbeitsplätze.<br />

Seite 105


8.3 Abschätzung <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong><br />

regionalökonomischen Impulse <strong>der</strong><br />

Forschungstätigkeit <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen<br />

Das Patentierungsverhalten <strong>der</strong> Wissenschaft unterscheidet sich<br />

erheblich von dem <strong>der</strong> Wirtschaft, wie in <strong>der</strong> folgenden Abbildung<br />

deutlich wird. In <strong>der</strong> Abbildung werden die Anmeldungen von Patenten<br />

nach Angaben des Patentatlas (blaue Balken) nach drei<br />

verschiedenen Kategorien von Anmel<strong>der</strong>n, nämlich Wissenschaft,<br />

Wirtschaft sowie natürliche Personen differenziert. Die Patentierung<br />

durch die Wissenschaft ist weitaus geringer als die <strong>der</strong> Wirtschaft.<br />

Trotz einer unterschiedlichen Zählweise <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Patente im<br />

Patentatlas und in <strong>der</strong> eigenen Erhebung (roter Balken) bestätigt<br />

diese den Befund. Die Anzahl von Patenten, die durch die wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen angemeldet werden, ist sehr gering.<br />

Trotz unterschiedlichen Zählkonzepte:<br />

Die hohe Bedeutung <strong>der</strong> wissenschaftlicher Einrichtungen für<br />

die Patentierung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> wird erst in ihren Auswirkungen<br />

auf die Wirtschaft deutlich!<br />

durchschn. Anzahl Patente Wirtschaft<br />

(Patentatlas 2000-2005)<br />

durchschn. Anzahl Patente natürliche<br />

Personen (Patentatlas 2000-2005)<br />

durchschn. Anzahl Patente<br />

Wissenschaft (Patentatlas 2000-2005)<br />

Abbildung 24: Anzahl angemeldeter Patente in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

angemeldete Patente in 2008<br />

(eigene Erhebung)<br />

164<br />

352<br />

924<br />

4.656<br />

0 2.000 4.000 6.000<br />

Quelle: eigene Erhebung, eigene Berechnungen sowie Greif, S. & Schmiedl, D. (2006).<br />

Patentatlas Deutschland: Regionaldaten <strong>der</strong> Erfindungstätigkeit.<br />

Diese geringe Anzahl von Patenten im Wissenschaftsbereich lässt<br />

sich auch mit dem Alter <strong>der</strong> Forschungsgebiete erklären. Die Zahl<br />

<strong>der</strong> Patentanmeldungen verän<strong>der</strong>t sich je nach <strong>der</strong> Phase im<br />

Technologielebenszyklus, in welcher sich <strong>der</strong> Wissens- und Technologiebereich<br />

befindet. Der in <strong>der</strong> folgenden Abbildung dargestellte<br />

Technologielebenszyklus spiegelt idealtypisch die Anzahl <strong>der</strong><br />

Seite 106


Patentanmeldungen wi<strong>der</strong>. Der Verlauf <strong>der</strong> Kurve macht deutlich,<br />

dass in <strong>der</strong> Entstehungsphase, wenn das Wissen also sehr neu<br />

ist, das Wachstum <strong>der</strong> Patentanmeldung relativ gering ist. Mit zunehmendem<br />

Alter, also in <strong>der</strong> Wachstums- und in <strong>der</strong> Reifephase<br />

nimmt das Wachstum zu bzw. bleibt hoch. Erst in <strong>der</strong> Sättigungsphase<br />

nimmt das Wachstum an Patentanmeldungen wie<strong>der</strong> ab.<br />

Da das Wachstum die Zahl <strong>der</strong> zusätzlichen Anmeldungen beschreibt,<br />

kann also gesagt werden, dass Bereiche mit wenigen Patentanmeldungen<br />

(pro Jahr) entwe<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s jung o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

alt sind.<br />

Viel spricht dafür, dass die jungen Wissens- und Technologiebereiche<br />

auch beson<strong>der</strong>s nah an <strong>der</strong> universitären und außeruniversitären<br />

Forschung gebunden sind. Gerade stark an Fragen <strong>der</strong><br />

Grundlagenforschung orientierte Forschungseinrichtungen dürften<br />

daher vergleichsweise wenige Patente anmelden. Dieser Zusammenhang<br />

mag eine Ursache für die vergleichsweise geringe Anzahl<br />

von Patenten aus <strong>der</strong> Wissenschaft sein. Eine an<strong>der</strong>e Ursache<br />

ist sicherlich auch die vertragsrechtliche Gestaltung von FuE-<br />

Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, bei welchen<br />

häufig die Patente zu Gunsten <strong>der</strong> Wirtschaft vergeben werden.<br />

Abbildung 25: Typischer Verlauf von Technologielebenszyklen<br />

Quelle: Greif, S. (2004). Patente als Instrumente zur Erfassung und Bewertung wissenschaftlicher<br />

Leistungen. In Fischer, K. & Parthey, H. (Hrsg.). (2003). Evaluation wissenschaftlicher<br />

Institutionen. Wissenschaftsforschung, Jahrbuch 2003, S. 107.<br />

Der dargestellte Zusammenhang zwischen dem Alter von Wissens-<br />

und Technologiebereichen lässt auch noch einen weiteren<br />

für diese Analyse sehr wesentlichen Zusammenhang deutlich<br />

werden. Für junge Wissens- und Technologiebereiche sind Forschungsergebnisse<br />

<strong>der</strong> angewandten Forschung wie auch <strong>der</strong><br />

Grundlagenforschung viel stärker relevant als für ältere Bereiche.<br />

Die Bedeutung von Impulsen aus <strong>der</strong> Wissenschaft unterscheidet<br />

sich sehr stark zwischen den einzelnen Wissens- und Technologiebereichen.<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> verschiedenen Wissens- und<br />

Seite 107


Technologiebereiche ermöglicht, den Impuls <strong>der</strong> Forschungstätigkeiten<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen auf die Forschungs-<br />

und Entwicklungstätigkeiten <strong>der</strong> Unternehmen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> abzuschätzen.<br />

Drei Fragen sollen hierdurch beantwortet werden:<br />

Wie stark ist <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen den Forschungstätigkeiten<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft und denen <strong>der</strong> Unternehmen?<br />

Wie verteilen sich die Wissens- und Technologiebereiche<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>?<br />

Wie hoch ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Bereiche in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> mit einem<br />

starken, mittleren, schwachen und keinem statistischen<br />

Zusammenhang zwischen Forschungstätigkeiten <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

und denen <strong>der</strong> Unternehmen?<br />

Als Indikator für die Forschungstätigkeit sollen Patente dienen.<br />

Wie schon weiter oben dargestellt wurde, können diese nicht nur<br />

vielfältige und differenzierte Einblicke geben, son<strong>der</strong>n auch recht<br />

messgenaue die Forschungstätigkeit wie<strong>der</strong>geben. Eine Analyse<br />

von Patenten zielt also nicht auf die Patente selbst ab, son<strong>der</strong>n auf<br />

das Wissen und die Forschungstätigkeiten, welches hinter diesen<br />

Patenten in Unternehmen, Forschungseinrichtungen o<strong>der</strong> Hochschulen<br />

vorhanden ist.<br />

Grundlage <strong>der</strong> Patentanalysen dieser Arbeit bilden die Datensätze<br />

des Patentatlas Deutschland 2006. Die Daten dieser Atlanten basieren<br />

auf den veröffentlichten Patentanmeldungen mit einem<br />

deutschen Ursprung zwischen den Jahren 2001 bis 2005. Ausschlaggebend<br />

für eine Zählung ist, ob <strong>der</strong> Wohnsitz <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong>in<br />

o<strong>der</strong> des Erfin<strong>der</strong>s in Deutschland liegt. Unabhängig davon ist, ob<br />

die Patentanmel<strong>der</strong>in o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Patentanmel<strong>der</strong> aus dem In- o<strong>der</strong><br />

Ausland stammt. Lediglich bei den Patenten, bei welchen die Erfin<strong>der</strong>in<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong>s auf seine Nennung verzichtet hat, wird<br />

<strong>der</strong> Sitz <strong>der</strong> Anmel<strong>der</strong>in o<strong>der</strong> des Anmel<strong>der</strong>s für die regionale Zuordnung<br />

herangezogen. Dies ist allerdings nur für einen sehr geringen<br />

Anteil <strong>der</strong> Patente <strong>der</strong> Fall, so betraf dies im Jahr 2005 lediglich<br />

1,6% <strong>der</strong> Patente. Die Zuordnung nach dem Wohnsitz <strong>der</strong><br />

Erfin<strong>der</strong>in o<strong>der</strong> des Erfin<strong>der</strong>s ist gegenüber <strong>der</strong> Zuordnung nach<br />

dem Anmeldeort weitaus weniger verzerrt. Gerade bei Unternehmen<br />

mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen in mehreren<br />

Regionen würde eine Zuordnung nach dem Anmeldeort dazu führen,<br />

dass die FuE-Aktivitäten i.d.R. dem Firmensitz und nicht dem<br />

tatsächlichen Ort zugeschrieben würden.<br />

Bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Patente werden mehrere Erfin<strong>der</strong>innen bzw.<br />

Erfin<strong>der</strong> benannt. In diesen Fällen wird die jeweilige Anmeldung<br />

mit dem Kehrwert <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong>innen bzw. Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Anmeldung den entsprechenden Wohnorten zugeordnet. Gezählt<br />

werden alle Patente, welche in dem Zeitraum beim Deutschen Pa-<br />

Seite 108


tent- und Markenamt sowie beim Europäischen Patentamt veröffentlicht<br />

wurden, wobei Doppelzählungen vermieden wurden. Die<br />

Patentanmeldungen werden in den Atlanten nach verschiedenen<br />

Gesichtspunkten differenziert.<br />

Zwei <strong>der</strong> Differenzierungen wurden für die Analysen in dieser Arbeit<br />

aufgegriffen: Einerseits wurde die regionale Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Patente in 439 kreisfreien Städten und Landkreisen genutzt.<br />

An<strong>der</strong>seits wurde die Zusammenfassung in praktikable<br />

31 technische Gebiete <strong>der</strong> rund 67.000 Ordnungseinheiten <strong>der</strong><br />

Internationalen Patentklassifikation verwendet.<br />

In <strong>der</strong> folgenden Übersicht sind die Ergebnisse dieser Analysen<br />

Zusammenhang<br />

dargestellt.<br />

zwischen <strong>der</strong> Patentierung in Wissenschaft<br />

und <strong>der</strong> Wirtschaft nach Technologiefel<strong>der</strong>n (2)<br />

Zeitmessung, Steuern, Regeln etc.<br />

Messen, Prüfen, Optik, Photographie<br />

Elektronik, Nachrichtentechnik<br />

Medizinische Präparate etc.<br />

Beleuchtung, Heizung<br />

Abbildung 26: Statistische Zusammenhänge zwischen<br />

<strong>der</strong> Patentierung in Wissenschaft und Wirtschaft<br />

Biotechnologie<br />

Elektrotechnik<br />

0,6<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,5<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,3<br />

0,3<br />

0,8<br />

0,7<br />

starker statistischer<br />

Zusammenhang:<br />

Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 45%<br />

Gesundheitswesen etc.<br />

Zusammenhang Trennen, zwischen Mischen <strong>der</strong> Patentierung in Wissenschaft<br />

Hüttenwesen<br />

und <strong>der</strong> Wirtschaft mittelstarker<br />

Waffen, Sprengwesen nach Technologiefel<strong>der</strong>n (1)<br />

statistischer<br />

Organische Chemie<br />

Zusammenhang:<br />

Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge<br />

Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 14%<br />

Metallbearbeitung, Gießerei etc.<br />

0,0 0,5 1,0<br />

-0,1 0,0<br />

För<strong>der</strong>n, Heben, Sattlerei<br />

Bauwesen<br />

Maschinenbau im allgemeinen<br />

Unterricht, Akustik, Informationsspeicherung<br />

Schleifen, Pressen, Werkzeuge<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,2<br />

0,2<br />

sehr schwacher<br />

Zusammenhang:<br />

Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 23%<br />

Textilien, biegsame Werkstoffe<br />

0,2<br />

Bergbau<br />

0,2<br />

Anorganische Chemie<br />

0,2<br />

Kraft- und Arbeitsmaschinen<br />

0,1<br />

Farbstoffe, Mineralölindustrie, Öle, Fette<br />

Organische makromolekulare Verbindungen<br />

Druckerei<br />

Kernphysik<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,0<br />

0,0<br />

kein statistischer<br />

Zusammenhang:<br />

Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 18%<br />

Persönlicher Bedarf, Haushaltsgegenstände<br />

Landwirtschaft<br />

Papier<br />

Nahrungsmittel, Tabak<br />

0,0<br />

-0,1 0,1 0,3 0,5 0,7 0,9<br />

Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Greif, S. & Schmiedl, D. (2006).<br />

Patentatlas Deutschland: Regionaldaten <strong>der</strong> Erfindungstätigkeit.<br />

In <strong>der</strong> obigen Ergebnisübersicht wurde für jedes <strong>der</strong><br />

31 technischen Gebiete die Stärke <strong>der</strong> Korrelation über alle 439<br />

kreisfreien Städte und Landkreise, also die Stärke des statistischen<br />

Zusammenhangs zwischen den angemeldeten Patenten<br />

aus Wissenschaft und <strong>der</strong> Wirtschaft berechnet. Diese technischen<br />

Gebiete wurden dann nach ihrem Korrelationskoeffizient in<br />

<strong>der</strong> Ergebnisübersicht absteigend sortiert. Dieser Koeffizient ist auf<br />

den Bereich von -1 bis + 1 normiert, wobei 1 einen perfekten posi-<br />

Seite 109


tiven, -1 einen perfekten negativen und 0 keinen statistischen Zusammenhang<br />

darstellt. Zusätzlich wird in <strong>der</strong> Übersicht auf <strong>der</strong><br />

rechten Seite noch dargestellt, wie groß dieser Anteil an allen Patentanmeldungen<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist.<br />

Das Ergebnis lässt die enorme Stärke des Impuls <strong>der</strong> Forschungstätigkeiten<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> für die<br />

Forschung und Entwicklung bei den Unternehmen deutlich werden.<br />

Gerade in den sehr dynamischen Bereichen mit einer hohen<br />

Bedeutung von Impulsen aus <strong>der</strong> Wissenschaft ist <strong>der</strong> entsprechende<br />

Anteil in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sehr hoch, obwohl in diesen Bereichen<br />

an<strong>der</strong>norts nur wenige Patente angemeldet werden. 45% <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angemeldeten Patente weisen einen starken statistischen<br />

Zusammenhang auf.<br />

Seite 110


9 Gesellschaftlich-soziale Effekte<br />

Mit <strong>der</strong> Forschungs- und Entwicklungsleistung einer Region gehen<br />

auch zahlreiche positive Effekte in gesellschaftlich-sozialen Bereichen<br />

einher. So erhält die Bevölkerung einer Region in <strong>der</strong> klinischen<br />

Praxis etwa Zugang zu medizinischen Forschungsergebnissen<br />

von Universitätskliniken, ebenso bieten Hochschulen meist ein<br />

umfangreiches Angebot an Vorträgen und Lehrveranstaltungen für<br />

die Öffentlichkeit an. Dieses Angebot wird ergänzt durch Museen,<br />

Bibliotheken, botanische Gärten und weitere kulturelle Einrichtungen.<br />

Darüber hinaus zeichnen sich die Wissenschaftsakteure häufig<br />

durch hohes soziales und kulturelles Engagement aus. Im<br />

Hinblick auf gesellschaftlich-soziale Effekte <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen<br />

werden daher im Weiteren verschiedene Aktivitäten <strong>der</strong><br />

Institutionen sowie das bürgerschaftliche Engagement <strong>der</strong> Akteure<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> skizziert.<br />

9.1 Bürgerschaftliches Engagement von<br />

Akteuren aus <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Das gesellschaftliche Potenzial einer Region wird zunehmend<br />

auch durch eigenständige Bürger und Konsumenten bestimmt –<br />

nicht nur in <strong>der</strong> Mittelschicht. Engagierte, souveräne Bürger übernehmen<br />

Aufgaben, für die <strong>der</strong> Staat und Unternehmen nicht o<strong>der</strong><br />

nicht genügend Angebote schaffen. Die herkömmlichen sozialen<br />

Sicherungssysteme und rein staatlichen Mittel werden nicht ausreichen,<br />

die künftigen gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen zu<br />

bewältigen. Daher kommt privatwirtschaftlichen Projekten, Ehrenamtsengagement<br />

in Vereinen, aber gerade auch zunehmend nicht<br />

organisiertes Engagement und zeitlich befristete Tätigkeiten beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung zu, die das öffentliche „Rund-um-Angebot“ ergänzen.<br />

Als deutschlandweiter Trend lässt sich erkennen, dass es bei rückläufiger<br />

Einwohnerzahl jedoch mehr und aktivere Ältere geben<br />

wird. 7273 Der Anteil engagierter Bürger ist in den letzten Jahren relativ<br />

stabil geblieben. 74 So zeigt auch <strong>der</strong> Engagementlas 2009<br />

<strong>der</strong> Prognos AG, dass bundesweit rund 34,3% <strong>der</strong> Bürger ab 16<br />

Jahren sich bürgerschaftlich in <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Form engagieren.<br />

Die Höhe des Engagement fällt jedoch regional betrachtet<br />

höchst unterschiedlich aus.<br />

72 Vgl. DB Research: „Deutschland im Jahr 2020“, 2007.<br />

73 Auch in <strong>der</strong> Stadt München nimmt die Lebenserwartung zu. Allerdings ist diese an<strong>der</strong>s als beim deutschlandweiten<br />

Trend nicht mit einem Geburtenrückgang, son<strong>der</strong>n seit 2007 mit einem Geburtenüberschuss verbunden.<br />

74 Vgl. Freiwilligen Survey 2004 sowie 1999.<br />

Seite 111


Der Engagementatlas 2009 erlaubt es erstmals, das Engagement<br />

auf regionaler Ebene zu messen. Dazu wurden deutschlandweit<br />

44.000 Personen befragt, davon 9.360 in Bayern und 3.151 in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong>. Die Analyse zeigt, dass sich in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> 37,3% <strong>der</strong> Bevölkerung,<br />

also mehr als im Bundesschnitt, bürgerschaftlichen engagieren.<br />

Deutlich wird in <strong>der</strong> Karte, dass die Höhe des Engagements<br />

auch in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> regional stark schwankt. In Metropolen, so<br />

z.B. <strong>der</strong> Landeshauptstadt München, liegt das Engagement mit<br />

30% wie in allen Großstädten Deutschlands tendenziell niedriger<br />

als in stärker ländlich geprägten Regionen wie z.B. den Landkreisen<br />

Miesbach (48%) o<strong>der</strong> Eichstätt (über 50%).<br />

Abbildung 27: Bürgerschaftliches Engagement<br />

in <strong>der</strong> Metropolregion München<br />

Quelle: Prognos AG „Engagementatlas“ 2009<br />

Engagement <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

AnteilV <strong>der</strong> engagierten Bevölkerung ab 16 Jahren in %<br />

unter 20 %<br />

bis 30 %<br />

bis 40 %<br />

bis 50 %<br />

über 50 %<br />

Der Engagementwert von 37,3% in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist vor dem Hintergrund,<br />

dass die hochverdichtete Großstadt München einen Großteil<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ausmacht, als beson<strong>der</strong>s hoch einzustufen. 75 An<strong>der</strong>e<br />

Großstädte wie Berlin (


Sport, Freizeit & Geselligkeit<br />

Kin<strong>der</strong> & Jugend<br />

Kirche & Religion<br />

Sozialer Bereich, Gesundheit<br />

& Pflege<br />

Kultur, Musik & Bildung<br />

An<strong>der</strong>e, z.B. lokales<br />

Engagement, Feuerwehr etc.<br />

Engagement für ältere Bürger<br />

Umwelt & Tierschuz<br />

Dieser hohe Engagementwert lässt sich zu einem Teil auf den<br />

Wissenschaftsstandort zurückführen. Denn bekannt ist, dass sich<br />

gerade gut ausgebildete Menschen in hohem Maße engagieren.<br />

Personen mit Hochschulabschluss engagieren sich zu 46% und<br />

damit weit häufiger als solche mit mittlerem Schulabschluss (36%)<br />

o<strong>der</strong> ohne Schulabschluss (11,8%). Der Forschungsstandort <strong>EMM</strong><br />

bedingt es, dass sich zahlreiche hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer in <strong>der</strong> Region aufhalten. Der hohe regionale<br />

Anteil von FuE-Beschäftigten sowie gut ausgebildeten, qualifizierten<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erklärt wie<strong>der</strong>um, warum<br />

sich viele Menschen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> bürgerschaftliche engagieren.<br />

Dabei kann das Engagement auf ganz unterschiedliche Betätigungsfel<strong>der</strong><br />

entfallen. In erster Linie engagieren sich Bürger <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong> für Kin<strong>der</strong> & Jugendliche sowie den Bereich Sport / Freizeit /<br />

Geselligkeit. An dritter Stelle kommt das Engagement für Kirche<br />

und Religion. Beim Vergleich mit den bundesweiten Engagementbereichen<br />

wird deutlich, dass sich in allen Bereichen anteilig mehr<br />

Bürger <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> engagieren. Drei Bereiche stechen heraus, in<br />

denen <strong>der</strong> Anteil engagierter Bürger in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> deutlich den Bundeswert<br />

übertrifft. Dazu zählt in erster Linie <strong>der</strong> Bereich Kin<strong>der</strong> &<br />

Jugend, aber auch das lokale Engagement und Kirche & Religion.<br />

Abbildung 28: Bürgerschaftliches Engagement nach Bereichen<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

8.8%<br />

7.3%<br />

7.2%<br />

6.5%<br />

5.6%<br />

5.1%<br />

6.2%<br />

4.8%<br />

4.3%<br />

3.7%<br />

2.9%<br />

2.6%<br />

3.0%<br />

2.7%<br />

9.1%<br />

12.8%<br />

12.3%<br />

13.4%<br />

Politik & Interessenvertretung Eur. Metropol. München Bund<br />

0% 10% 20% 30%<br />

Quelle: Prognos AG „Engagementatlas“ 2009. Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung ab 16 Jahren, <strong>der</strong><br />

sich im jeweiligen Bereich engagiert.<br />

Seite 113


9.2 Öffentliche Angebote und Aktivitäten <strong>der</strong><br />

Wissenschafts- und<br />

Forschungseinrichtungen<br />

Das Engagement <strong>der</strong> Wissenschaftseinrichtungen wird insbeson<strong>der</strong>e<br />

in vielfältigen gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten<br />

deutlich. So nehmen viele Einrichtungen – v.a. auch die Hochschulen<br />

– mit einer Fülle an öffentlichen Angeboten eine wichtige<br />

gesellschaftliche Aufgabe wahr und öffnen sich <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

mit Informations- und (Weiter-)Bildungsangeboten, Ausstellungen<br />

und Diskussionsveranstaltungen. Damit tragen sie neben dem jeweiligen<br />

Engagement- bzw. Angebotsinhalt gleichzeitig in vielfältiger<br />

Weise zu Wissenstransfer, Vernetzung und „Imagebildung“<br />

des Wissenschaftsstandortes bei.<br />

Im Folgenden werden einige <strong>der</strong> Aktivitäten kurz skizziert:<br />

Vortragsreihen, öffentliche Fachveranstaltungen, Tagungen:<br />

Sämtliche Hochschulen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> bieten Vortragsreihen, Ringvorlesungen<br />

o<strong>der</strong> Einzelvortragsveranstaltungen zu vielfältigen wissenschaftlichen<br />

Themen, welche auch dem außeruniversitären<br />

Publikum offenstehen bzw. speziell für die interessierte Öffentlichkeit<br />

angeboten werden. Viele <strong>der</strong> weiteren Wissenschaftseinrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>EMM</strong> sind dabei an den Veranstaltungen <strong>der</strong> Hochschulen<br />

über Gastvorträge bzw. als Kooperationspartner beteiligt.<br />

Kin<strong>der</strong>universität: Mit dem Angebot einer „Kin<strong>der</strong>uni“ werden an<br />

vielen deutschen Hochschulstandorten wissenschaftliche Inhalte<br />

für Kin<strong>der</strong> in Kurzvorlesungen aufbereitet und Möglichkeiten geschaffen,<br />

kindgerecht Einblicke in Wissenschaft und Forschung zu<br />

geben. Die Beteiligung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ist dabei sehr breit. So werden<br />

bzw. wurden an allen Hochschulstandorten bereits Angebote einer<br />

Kin<strong>der</strong>universität offeriert. In München erfolgt die Umsetzung in<br />

Kooperation mehrerer Hochschulen. Aktiv sind neben LMU und<br />

TU insbeson<strong>der</strong>e auch die Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste München,<br />

die Hochschule für Musik und Theater München sowie die<br />

Hochschule München.<br />

Seniorenstudium: An mehreren Hochschulen wird für interessierte<br />

Ältere (überwiegend in <strong>der</strong> nachberuflichen Phase) ein vielfältiges<br />

Angebot aus regulären Hochschulveranstaltungen (Vorlesungen,<br />

Seminare etc.) zusammengestellt o<strong>der</strong> auch speziell für die<br />

Zielgruppe konzipierte Veranstaltungen angeboten. Darüber hinaus<br />

ist an allen Hochschulen die Möglichkeit einer allgemeinen<br />

Gasthörerschaft (siehe auch Effekte <strong>der</strong> Lehre) gegeben.<br />

Tag <strong>der</strong> offenen Tür, Girls‘ Day: Alle Hochschulen sowie viele<br />

<strong>der</strong> außeruniversitären Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />

bieten einen jährlichen Tag <strong>der</strong> offenen Tür, im Rahmen dessen<br />

<strong>der</strong> interessierten Öffentlichkeit die jeweilige Institution und ihre<br />

Arbeitsinhalte vorgestellt werden. Auch nehmen viele Einrich-<br />

Seite 114


tungen am bundesweiten Berufsorientierungsangebot Girls‘ Day<br />

teil, bei welchem Schüler/-innen ab Klasse 5, insbeson<strong>der</strong>e Einblicke<br />

in Institutionen mit Ausbildungsberufen und <strong>Studie</strong>ngängen<br />

<strong>der</strong> Bereiche Technik, IT, Handwerk und Naturwissenschaften erhalten,<br />

in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind.<br />

Münchner Wissenschaftstage: Sie haben erstmals 2001 stattgefunden<br />

und sind inzwischen eine feste Einrichtung in München<br />

geworden. Bis zu 40.000 interessierten Besuchern werden Vorträge,<br />

Podiumsgespräche, Workshops, Informationsstände und Führungen<br />

geboten. Umfassende Informationen und viele Anregungen<br />

zum Mitmachen und Nachdenken bietet dieses gelungene Kooperationsprojekt<br />

von Stadt, Wissenschaft und Wirtschaft.<br />

Lange Nacht <strong>der</strong> Wissenschaft: Einblicke in die Forschungsarbeit<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlichen Einrichtungen bieten auch Son<strong>der</strong>veranstaltungen,<br />

welche meist institutionenübergreifend innerhalb einer<br />

Stadt organisiert werden (z.B. Lange Nacht <strong>der</strong> Wissenschaftstage<br />

München, Augsburger Nacht <strong>der</strong> Wissenschaft etc.).<br />

Weitere Aktions- und Informationsveranstaltungen, Messen:<br />

Viele Einrichtungen sind über eigene Veranstaltungen hinaus an<br />

wissenschaftsbezogenen themenspezifischen Aktions- und Informationstagen<br />

(z.B. Patientenberatungstage, Münchener Woche<br />

<strong>der</strong> Seelischen Gesundheit, ABC <strong>der</strong> Kulturen etc.) o<strong>der</strong> auch<br />

Messen beteiligt.<br />

Podcasts: Über Präsenzveranstaltungen hinaus stellen viele<br />

Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen auch mediale Inhalte<br />

(Vorträge, Veranstaltungsmitschnitte, Interviews etc.) <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

als Audio- o<strong>der</strong> Videofiles (Podcasts) zur Verfügung.<br />

Die LMU ist zudem als eine <strong>der</strong> ersten kontinentaleuropäischen<br />

Universitäten am Angebot „iTunes U“ beteiligt. Das in Zusammenarbeit<br />

mit zahlreichen renommierten Universitäten in Nordamerika<br />

ins Leben gerufene Angebot bietet ausgewählte Vorlesungsreihen<br />

und Seminare <strong>der</strong> Hochschulen als kostenfreie Komplettmitschnitte<br />

zum Download.<br />

Kunst / Kultur: Verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen<br />

bieten in ihren Räumlichkeiten regelmäßig kulturelle Angebote,<br />

z.B. Kunstausstellungen, Konzerte etc. an.<br />

Über die skizzierten Angebote und Aktivitäten hinaus sind die Wissenschaftseinrichtungen<br />

in weiteren Kontexten beispielsweise im<br />

Rahmen von Stiftungen (gesellschaftlich) engagiert.<br />

Seite 115


9.3 Forschungsbezug und<br />

wissenschaftliche Bedeutung von Museen<br />

und kulturellen Einrichtungen<br />

Weitere bedeutende Einfluss- und Wirkungsfaktoren des Wissen(schaft)sstandortes<br />

<strong>EMM</strong> stellen auch die kulturellen Einrichtungen,<br />

wie Museen, Bibliotheken, Archive etc. dar. Allein in den<br />

größeren Städten <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> (München, Augsburg, Ingolstadt,<br />

Landshut, Rosenheim, Kaufbeuren) gibt es rund 200 Museen. Neben<br />

bedeutenden Kunstmuseen (z.B. Alte und Neue Pinakothek /<br />

Pinakothek <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne München, Deutsche Barockgalerie Augsburg,<br />

Museum für konkrete Kunst Ingolstadt etc.) verfügt die <strong>EMM</strong><br />

über ein breites Spektrum an (kultur-)geschichtlichen sowie naturwissenschaftlich-technischen<br />

Museen (u.a. das Deutsche Museum<br />

München). Viele von diesen stehen neben ihren Primärfunktionen<br />

zudem in unterschiedlichen wissenschaftsbezogenen Kontexten.<br />

Die Reichweite <strong>der</strong> Museen lässt sich näherungsweise über die<br />

Zahl <strong>der</strong> Museumsbesuche nachzeichnen. In Gesamtbayern waren<br />

dies im Jahr 2006 18,5 Mio. bzw. bezogen auf die Einwohnerzahl<br />

1,5 Museumsbesuche pro Einwohner 76 . Die Werte liegen somit<br />

etwas über dem Bundesdurchschnitt, höhere Werte zeigen<br />

sich allerdings in den Stadtstaaten Berlin und Bremen sowie den<br />

ostdeutschen Län<strong>der</strong>n Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und<br />

Thüringen.<br />

Zentrales Beispiel für die eigene wissenschaftliche Bedeutung und<br />

Verknüpfung mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen stellt<br />

insbeson<strong>der</strong>e das Deutsche Museum München dar. Das größte<br />

naturwissenschaftlich-technische Museum <strong>der</strong> Welt umfasst<br />

28.000 Ausstellungsobjekte und bietet vielfältige (wissenschaftliche)<br />

Veranstaltungen. Insgesamt sind am Deutschen Museum 59<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, 15<br />

davon im museumseigenen Forschungsinstitut für Technik- und<br />

Wissenschaftsgeschichte. Die Planung von Forschungs- und<br />

sonstiger wissenschaftlicher Museumsarbeit sowie die wissenschaftliche<br />

Beurteilung <strong>der</strong> längerfristigen Sammlungs- und Ausstellungskonzepte<br />

wird zudem von einem zwölfköpfigen wissenschaftlichen<br />

Beirat begleitet. Kooperationen bestehen zudem mit<br />

vielen <strong>der</strong> örtlichen wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />

Mit drei Laboren im Bereich Neue Technologien, dem gläsernen<br />

Forscherlabor, dem Schüler-Lehrer-Labor TUMLab in Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> TU München sowie dem DNA-Besucherlabor bietet das<br />

Museum zudem konkrete Einblicke in wissenschaftliche Arbeit.<br />

76 Vgl. Kulturstatistiken 2008; Quelle: Institut für Museumsforschung bzw. Statistische Ämter des Bundes und <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong><br />

Seite 116


Weitere Vernetzungspunkte zwischen den Wissenschaftseinrichtungen<br />

und Museen bilden beispielsweise Veranstaltungen wie die<br />

„Lange Nacht <strong>der</strong> Museen“, an <strong>der</strong> sich teilweise auch die wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen beteiligen.<br />

Insgesamt kommt den vielfältigen Kooperationen und gemeinsamen<br />

Angeboten und Veranstaltungen von Wissenschafts- und Kultureinrichtungen<br />

eine wichtige Funktion für den Wissenschaftsstandort<br />

<strong>EMM</strong> zu. So wirkt sich „Kultur“ in vielfältiger Weise auf die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> Metropolregion aus, trägt zur Vernetzung von Wissenschaftseinrichtungen<br />

sowie einem Austausch zwischen Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Öffentlichkeit bei und eröffnet teilweise<br />

neue wissenschaftliche Fel<strong>der</strong>. So führen auch die Befragten <strong>der</strong><br />

Wissenschaftseinrichtungen neben wissenschaftlichen, wirtschaftlichen<br />

und verkehrstechnischen Faktoren vielfach kulturelle Angebote<br />

als zentrale Standortfaktoren an.<br />

Seite 117


10 Gesamteffekte,<br />

zusammenfassende Analyse und<br />

Handlungsempfehlungen<br />

Die Analysen zeigen, dass die Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> auf unterschiedlichen Ebenen Beschäftigung<br />

und Wertschöpfung generieren. Hierbei nehmen die Institutionen<br />

selbst als Arbeitgeber eine zentrale Funktion ein, die Beschäftigung<br />

sichern und in den vergangenen Jahren ausbauen<br />

konnten. Sie benötigen für ihre wissenschaftliche Tätigkeit darüber<br />

hinaus Vorleistungen, die z.T. wie<strong>der</strong>um in <strong>der</strong> Region erbracht<br />

werden, so dass hier entsprechende Zuliefer- und Netzwerkbeziehungen<br />

bestehen. Gleichzeitig tätigen sowohl die Beschäftigten<br />

als auch die <strong>Studie</strong>renden einen Großteil ihrer Konsumausgaben<br />

in <strong>der</strong> Region.<br />

Um den gesamten Beschäftigungseffekt zu ermitteln, <strong>der</strong> den Forschungs-<br />

und Wissenschaftseinrichtungen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> zuzurechnen<br />

ist, müssen die zuvor aufgezeigten Effekte addiert werden.<br />

D.h. zu den direkt bei den Institutionen Beschäftigten müssen diejenigen<br />

hinzugezählt werden, <strong>der</strong>en Arbeitsplatz durch die Auftragsvergabe<br />

in zuliefernden Branchen und Unternehmen gesichert<br />

wird, sowie die Beschäftigten in konsumnahen Branchen, die<br />

von den Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden und den Konsumausgaben<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten in den Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />

profitieren.<br />

Die folgende Tabelle zeigt die Beschäftigungseffekte im Überblick.<br />

Zu den 33.555 direkten Arbeitsplätzen kommen weitere 25.423<br />

Arbeitsplätze in Zulieferbranchen und Wirtschaftszweigen des<br />

Konsums und <strong>der</strong> personenbezogenen Dienstleistungen hinzu.<br />

Das Verhältnis von indirekten und induzierten Arbeitsplätzen zu direkten<br />

Arbeitsplätzen liegt in <strong>der</strong> Forschungs- und Wissenschaftsregion<br />

<strong>EMM</strong> bei 0,76: 1. D.h. von je<strong>der</strong> / jedem Beschäftigten in<br />

einer Wissenschafts- o<strong>der</strong> Forschungseinrichtung in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

hängen weitere 0,76 Arbeitsplätze bei vorleistenden Unternehmen<br />

o<strong>der</strong> konsumnahen Branchen in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> ab.<br />

Seite 118


Tabelle 15: Direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplätze durch<br />

Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen<br />

in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong><br />

Wirkungsbereich <strong>EMM</strong> Stadt München<br />

Direkt Beschäftigte in Hochschulen und<br />

Wissenschaftseinrichtungen<br />

Indirekte Beschäftigte in zuliefernden Branchen<br />

durch die Auftragsvergabe<br />

Induzierte Beschäftigte durch Verdienstausgaben<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten<br />

Induzierte Beschäftigte durch die Konsumausgaben<br />

<strong>der</strong> <strong>Studie</strong>renden<br />

33.355 24.408<br />

11.740 5.870<br />

5.064 4.140<br />

8.619 5.300<br />

Summe 58.778 39.718<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

Direkte, indirekte und induzierte Beschäftigte<br />

33.355<br />

Direkte<br />

Beschäftigte<br />

11.740<br />

719<br />

Diese Aufteilung <strong>der</strong> insgesamt 58.778 Beschäftigten stellt folgende<br />

Abbildung übersichtlich dar. Deutlich wird noch einmal, dass<br />

<strong>der</strong> größte Beschäftigungseffekt durch die Auftragsvergabe <strong>der</strong><br />

Einrichtungen ausstrahlt. Die Entgeltsumme <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

wurde dabei ermittelt, indem die Gesamtbeschäftigtenzahl jedes<br />

Wirtschaftszweigs mit dem durchschnittlichen Entgelt pro Arbeitnehmer<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Branche multipliziert wurde. Analog wurde<br />

bei <strong>der</strong> Wertschöpfung verfahren.<br />

Abbildung 29: Zusammenschau <strong>der</strong> Beschäftigungseffekte<br />

8.619<br />

Indirekte<br />

Beschäftigte durch<br />

Ausgaben<br />

Studenten<br />

5.064<br />

Induzierte<br />

Beschäftigte<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

58.778<br />

Gesamt<br />

Entgelt <strong>der</strong><br />

Beschäftigten<br />

Wertschöpfung<br />

außerhalb<br />

Forschungsein -<br />

richtungen in <strong>der</strong><br />

<strong>EMM</strong><br />

2.320 Mio . €<br />

1.595 Mio. €<br />

Unter Zuhilfenahme <strong>der</strong> Einzelberechnungen kann im Folgenden<br />

die Zahl <strong>der</strong> Arbeitsplätze nach Wirtschaftszweigen und nach Art<br />

Seite 119


Wirtschaftsbereich<br />

des Anstoßeffektes dargestellt werden. Deutlich wird, dass die direkt<br />

bei den Institutionen beschäftigten Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer sämtlich im Bereich „Dienstleistungen des Gesundheits-,<br />

Veterinär- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht, Entsorgung“<br />

(Zeile 11) verortet sind. Die indirekten und induzierten<br />

Beschäftigten finden sich dagegen verstärkt in an<strong>der</strong>en Branchen<br />

wie z.B. Handel, Ernährung, Gastgewerbe.<br />

Tabelle 16: Arbeitsplatzeffekte in <strong>der</strong> Zusammenschau<br />

nach Wirtschaftszweigen<br />

Beschäftigte in<br />

Wissenschaftseinrictungen<br />

1 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei<br />

Gew. v. Bergbauerz., Steine/Erden, Energie,<br />

99 133 290 522<br />

2 Wasser 153 55 73 281<br />

3 H. v. Mineralöl, chem. Erzeugn., Glas, Keramik 78 47 45 170<br />

4 Metalle<br />

Maschinen, Fahrzeuge, EDV und elektrotechn.<br />

22 7 8 38<br />

5 Geräte<br />

Textilien, Le<strong>der</strong>waren, Holz, Papier,<br />

157 122 17 296<br />

6 Sekundärrohstoffe<br />

Nahrungs- und Futtermittel, Getränke,<br />

184 198 441 823<br />

7 Tabakerzeugnisse 108 227 612 947<br />

8 Bauarbeiten<br />

Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung,<br />

345 18 99 461<br />

9 Gaststätten<br />

DL <strong>der</strong> Kreditinst., Versicherungen,<br />

2.415 2.041 2.699 7.155<br />

10 Wohnungswirtschaft, unternehmenbezogene DL<br />

DL des Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen,<br />

2.726 852 2.245 5.823<br />

11 Erziehung u. Unterricht, Entsorgung<br />

DL <strong>der</strong> öff. Verwalt., Verteidigung, Soz.vers.,Kultur-<br />

33.355 4.437 787 992 39.570<br />

12 und sonst. Dienstleistungen 1.016 576 1.100 2.691<br />

13 alle Gütergruppen 33.355 11.740 5.064 8.619 58.779<br />

Quelle: Prognos AG, 2009<br />

Indirekte<br />

Beschäftigte<br />

Induzierte<br />

Beschäftigte<br />

Induzierte<br />

Beschäftigte durch<br />

Studentenkonsum<br />

GESAMT<br />

Anhand dieser Zahlen wird die große Bedeutung <strong>der</strong> Forschungs-<br />

und Wissenschaftseinrichtungen für den Standort deutlich. Die<br />

58.778 Beschäftigten repräsentieren 2,9% aller sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Die in <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> angestoßene<br />

Wertschöpfung in Unternehmen <strong>der</strong> Dienstleistungs- und Industriebranchen<br />

beträgt knapp 1,6 Mrd. €, zusammen mit <strong>der</strong> geschätzten<br />

Wertschöpfung <strong>der</strong> betrachteten Einrichtungen dürfte<br />

sich eine Wertschöpfung von weit über 3 Mrd. € pro Jahr ergeben,<br />

was knapp 2 % <strong>der</strong> gesamten Wertschöpfung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> entspricht.<br />

Damit ist die Wissenschaftslandschaft einer <strong>der</strong> größten Treiber<br />

<strong>der</strong> regionalwirtschaftlichen Entwicklung <strong>der</strong> <strong>EMM</strong>. Nicht nur als<br />

Impulsgeber im Prozess des Wissens- und Technologietransfers,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch die getätigten Investitionen, die Sachausgaben<br />

und die Lohn- und Gehaltssume leisten sie einen wichtigen<br />

Beitrag zur Sicherung <strong>der</strong> Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Region. Die Forschungs-<br />

und Wissenschaftslandschaft und die Qualität <strong>der</strong> Ausbildung<br />

sind darüber hinaus zentrale Standortfaktoren. Breite und<br />

Spitze des Leistungsangebots sind dabei ebenso entscheidend,<br />

wie eine enge Einbindung in arbeitsteilige Innovationsprozesse.<br />

Seite 120


Das Wirkungsspektrum reicht somit weit über die skizzierten Arbeitsplatz-<br />

und Wertschöpfungseffekte hinaus.<br />

In Fachgesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen,<br />

Ministerien, Kammern, Verbänden, <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung<br />

und nicht zuletzt den wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

selbst wurden diese Ergebnisse reflektiert. Aus verschiedensten<br />

Perspektiven konnte die positive Bilanz für die <strong>EMM</strong> und ihr Profil<br />

als eine <strong>der</strong> forschungsstärksten Metropolregionen in Deutschland<br />

unterstrichen werden. Dennoch zeigt sich auch die Notwendigkeit<br />

die exzellente Position in einem sich verschärfenden Wettbewerb<br />

zu behaupten und gerade im internationalen Vergleich weiter auszubauen.<br />

Auf Basis dieser Gespräche konnten folgende sieben<br />

Handlungsempfehlungen herausgearbeitet werden:<br />

Wissenschaftseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EMM</strong> tragen nicht nur zur<br />

Reputation <strong>der</strong> Region, son<strong>der</strong>n ganz unmittelbar und in erheblichem<br />

Umfang zu ihrer wirtschaftlichen Prosperität bei.<br />

Die beteiligten Kommunen und <strong>der</strong> Freistaat sollten ein klares<br />

Commitment zur Stärkung dieser zentralen Ressource<br />

ökonomischen Wachstums formulieren. Forschung benötigt<br />

sowohl Wettbewerb als auch berechenbare Rahmenbedingungen,<br />

in denen sich neue Ideen entwickeln und entfalten<br />

können.<br />

Der Forschungs- und Wissenschaftsstandort <strong>EMM</strong> zeichnet<br />

sich sowohl durch herausragende Leistungen in <strong>der</strong> Spitze als<br />

auch ein Forschungs- und Lehrangebot in <strong>der</strong> Breite aus. Beides<br />

ist gleichermaßen von Bedeutung und darf nicht einer<br />

einseitigen Exzellenzorientierung geopfert werden. Beide<br />

Entwicklungsperspektiven benötigen jedoch klare Zielsetzungen<br />

und Leistungsparameter für eine kontinuierliche Erfolgsmessung.<br />

Die <strong>EMM</strong> ist in <strong>der</strong> Wahrnehmung noch nicht fest verankert:<br />

über bottom-up definierte Umsetzungsziele sollte ein Strategieprozess<br />

angestoßen werden, <strong>der</strong> die gemeinsame Identität<br />

<strong>der</strong> Akteure aus Wissenschaft und Forschung, aber auch<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft stärkt. Diese gemeinsame Identität sollte auch<br />

unterschiedliche regionale Stärken und Schwächen akzeptieren.<br />

Der Wissenschaftsbereich steht im Management <strong>der</strong> Humanressourcen<br />

in einem strengen Wettbewerb mit <strong>der</strong> Industrie,<br />

aber auch mit an<strong>der</strong>en Forschungsstandorten. Um in diesem<br />

Wettbewerb bestehen zu können, ist eine weitergehende Flexibilisierung<br />

<strong>der</strong> Leistungsvergütung notwendig.<br />

Seite 121


Die Region darf in <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> soft factors, d.h. attraktiver<br />

Arbeits- und Lebensbedingungen, nicht nachlassen.<br />

Der weltweite Wettbewerb um die qualifiziertesten Fachkräfte<br />

muss als beständiger Ansporn angesehen werden.<br />

Die Nachwuchssicherung stellt die zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Zukunft dar, d.h. die Einrichtungen müssen in ihrer Ausbildungsfunktion<br />

bestärkt werden, um nach Qualität und Quantität<br />

herausragende Leistungen zu erbringen.<br />

Die <strong>EMM</strong> muss sich international mit den Besten messen.<br />

Hierzu ist ein spezifischer Zuschnitt zu entwickeln, <strong>der</strong> sowohl<br />

„Globalindikatoren“ enthält als auch spezifische Technologie-<br />

und Forschungsschwerpunkte aufnimmt. Ein solches Benchmarking<br />

sollte klar strukturiert und indikatorengestützt sein<br />

und regelmäßig durchgeführt werden.<br />

Seite 122


Seite 123


Anhang<br />

Seite 124


10.1 Vorgehen bei <strong>der</strong> Input-Output-Rechnung<br />

Zur Berechnung <strong>der</strong> quantitativen Wirkungen wird die Input-<br />

Output-Rechnung herangezogen. Die Berechnungen basieren auf<br />

dem offenen statischen Leontief-Modell. Als offen wird es deshalb<br />

bezeichnet, da die Endnachfragebereiche exogen gesetzt<br />

sind. Das Modell ist statisch, da es konstante technische Inputkoeffizienten<br />

unterstellt. D. h., die für die laufende Produktion notwendigen<br />

Inputs sind direkt proportional mit den Outputs verknüpft.<br />

77 Mit <strong>der</strong> sog. Input-Output-Rechnung lässt sich über die<br />

Vorleistungs-Matrix bestimmen, welche indirekten Wirkungen eine<br />

Endnachfrage entfaltet. Es lassen sich also über die direkt von <strong>der</strong><br />

Endnachfrage ausgelösten Umsätze hinaus solche Effekte quantifizieren,<br />

welche bei den zuliefernden Wirtschaftsbereichen (und<br />

auch ihren Zulieferern wie<strong>der</strong>um) über die Vorleistungsverflechtung<br />

auftreten.<br />

Die Matrizenrechnung erlaubt es, sämtliche Vorleistungsverflechtungen<br />

in einem Rechenschritt zusammenzufassen und nicht Umsatzrunde<br />

für Umsatzrunde durchzugehen. Hierzu wird <strong>der</strong> jeweilige<br />

Ausgabenvektor Y, <strong>der</strong> die Vorleistungsnachfrage (z.B. laufende<br />

Ausgaben und Investitionen) nach 12 Wirtschaftsbereichen<br />

differenziert darstellt, mit <strong>der</strong> sog. „inversen Leontief-Matrix“ multipliziert.<br />

Als Ergebnis erhält man einen Spaltenvektor X, <strong>der</strong> die<br />

sektoralen Bruttoproduktionswerte angibt. Dies ist <strong>der</strong> Gesamtoutput<br />

aller Wirtschaftsbereiche, die zur Erstellung <strong>der</strong> Vorleistungen<br />

notwendig sind.<br />

Als Formel ausgedrückt, <strong>der</strong>en Herleitung sich weiter unten befindet,<br />

lässt sich <strong>der</strong> Zusammenhang darstellen als:<br />

X = (E – A) -1 Y = CY<br />

mit:<br />

X = Vektor <strong>der</strong> sektoralen Bruttoproduktionswerte<br />

Y = Ausgabenvektor<br />

E = Einheitsmatrix<br />

A = Quadratische Matrix <strong>der</strong> Input-Koeffizienten<br />

(intersektorale Vorleistungsverflechtung)<br />

C = (E – A) -1 inverse Leontief-Matrix<br />

77 Zu weiteren Annahmen <strong>der</strong> Input-Output-Modelle wie <strong>der</strong> Unterstellung linearer Produktionsfunktionen, zeitlich<br />

konstanter Input-Strukturen, unbeschränkte Kapazitäten vgl. Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,<br />

Fachserie 18, Reihe 2, Input-Output-Rechnung, Wiesbaden 2000; alternativ: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,<br />

Fachserie 18, Reihe 2, Input-Output-Rechnung, Wiesbaden 1995, S. 58 ff.<br />

Seite 125


Auf diese Weise lässt sich ermitteln, wie viel in sämtlichen Wirtschaftsbereichen<br />

(inkl. aller Vorleistungsstufen) produziert werden<br />

muss, um Endprodukte im Wert von 1 Mio. € herzustellen. Detaillierte<br />

Ausführungen zu Input-Output-Tabellen und zur Input-<br />

Output-Rechnung finden sich in den Publikationen des Statistischen<br />

Bundesamtes: Stahmer, C./ Bleses, P./ Meyer, B.: Input-<br />

Output-Rechnung, Instrument <strong>der</strong> Politikberatung, Wiesbaden<br />

2000, sowie Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,<br />

Fachserie 18, Reihe 2, Input-Output-Rechnung,<br />

Wiesbaden 2000.<br />

Lösung des offenen statischen Leontief-Modells<br />

Unter <strong>der</strong> Annahme linear-homogener und limitationaler Produktionsfunktionen<br />

ergibt sich die Leontief-Produktionsfunktion 78 :<br />

x<br />

ij<br />

a<br />

ij<br />

x<br />

Dabei sind:<br />

j<br />

x ij Vorleistungen des Sektors i an Sektor j<br />

x j Gesamtoutput des Sektors j (Bruttoprod.wert)<br />

y i Lieferungen des Sektors i an die Endnachfrage<br />

ij<br />

x<br />

ij<br />

a Inputkoeffizient <strong>der</strong> Bezüge des Sektors j von i<br />

x<br />

j<br />

Es lässt sich für den Produktionsbereich i folgende Bilanzgleichung<br />

aufstellen:<br />

x<br />

i<br />

j<br />

n<br />

1<br />

a<br />

ij<br />

x<br />

j<br />

78 Zur folgenden Darstellung vgl. Stäglin, R.: Input-Output-Modelle, in: Brümmerhof, D./Lützel, H.: Lexikon <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnung, 3. Aufl., München/Wien/Oldenburg 2002, S. 190-193.<br />

y<br />

i<br />

Seite 126


Die Formel drückt aus, dass <strong>der</strong> Output des Sektors i von <strong>der</strong><br />

Endnachfrage sowie den Vorleistungsnachfragen aller an<strong>der</strong>en<br />

Sektoren abhängt. Die Produktionsfunktion und die Identitätsgleichung<br />

kann für jeden Wirtschaftsbereich gebildet werden. Folglich<br />

lässt sich die Struktur einer Wirtschaft durch ein System von Gleichungen<br />

beschreiben, dessen spezifische strukturelle Eigenschaften<br />

durch die numerischen Werte <strong>der</strong> Input-Koeffizienten gegeben<br />

sind, die aufgrund einer Input-Output-Tabelle berechnet<br />

werden können.<br />

Dieses System ist in <strong>der</strong> Matrixschreibweise definiert als:<br />

X<br />

mit:<br />

AX<br />

Y<br />

X = Spaltenvektor des technologisch abhängigen Outputs<br />

(Produktion); besteht aus den Elementen x1 bis xn<br />

Y = Spaltenvektor <strong>der</strong> exogenen Endnachfrage<br />

E = Einheitsmatrix<br />

A = Quadratische Matrix <strong>der</strong> Input-Koeffizienten<br />

(intersektorale Vorleistungsverflechtung)<br />

C = inverse Leontief-Matrix<br />

Die Auflösung <strong>der</strong> Matrixgleichung nach X ergibt die Lösung des<br />

Modells, d.h. die Bestimmung <strong>der</strong> sektoralen direkten und indirekten<br />

Bruttoproduktionswerte bei exogen vorgegebener Endnachfrage:<br />

X<br />

( E<br />

A)<br />

1<br />

Y<br />

CY<br />

In <strong>der</strong> Lösung des Gleichungssystems ist E die Einheitsmatrix, eine<br />

Matrix bei <strong>der</strong> die Hauptdiagonale 1 und alle an<strong>der</strong>en Elemente<br />

Null sind. (E-A) -1 stellt die Inverse <strong>der</strong> Matrix <strong>der</strong> Input-Koeffizienten<br />

dar und wird als Leontief-Matrix bezeichnet. Mit Hilfe <strong>der</strong> Lösungsgleichung<br />

können nun auf einfachem Weg aus <strong>der</strong> Endnachfrage<br />

die Produktionswerte aller Sektoren inkl. Vorleistungen<br />

errechnet werden.<br />

Seite 127


10.2 Herleitung des Einkommens-Multiplikators<br />

Gibt ein Unternehmen 1 € an Personalausgaben aus, so wird vom<br />

Empfänger des Einkommens ein Teil davon wie<strong>der</strong> für Konsumausgaben<br />

verwendet. Diese Ausgabe führt zur Generierung weiteren<br />

Einkommens, so dass sich ein iterativer Multiplikatorprozess<br />

fortsetzt. Ein Einkommensmultiplikator gibt an, um wie viel eine<br />

zusätzliche Ausgabe von 1 € letzten Endes das gesamtwirtschaftliche<br />

Einkommen erhöht. Der Multiplikator m ist also ein<br />

Vielfaches des durch die primären Personalausgaben ausgelösten<br />

Gesamteinkommens.<br />

Zur Berechnung des Einkommensmultiplikators geht man von <strong>der</strong><br />

gesamtwirtschaftlichen Einkommensverwendungsgleichung aus:<br />

Y<br />

C<br />

I<br />

( X M)<br />

Die Bruttowertschöpfung Y entspricht <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> in einem<br />

Jahr insgesamt produzierten und verkauften Waren und Dienstleistungen<br />

<strong>der</strong> letzten Verwendung. Das sind zum einen die Konsumgüter<br />

C, zum an<strong>der</strong>en die Investitionsgüter I sowie <strong>der</strong> Außenbeitrag,<br />

also Exporte abzüglich <strong>der</strong> Importe (X-M). Auf <strong>der</strong> rechten<br />

Seite <strong>der</strong> Gleichung ist ausschließlich <strong>der</strong> Konsum C abhängig<br />

vom Einkommen Y. Fasst man I und (X-M) zu den autonomen<br />

Ausgaben A zusammen und stellt die Abhängigkeit des Konsums<br />

C von Y dar, so erhält man:<br />

C f(<br />

Y)<br />

c(<br />

1 t)(<br />

1 q)<br />

Y<br />

Y c(<br />

1 t)(<br />

1 q)<br />

Y<br />

A<br />

Die Höhe des Konsums hängt von Einkommen Y, von <strong>der</strong> Steuerquote<br />

t, <strong>der</strong> marginalen Konsumquote c und <strong>der</strong> Importquote q ab.<br />

Stellt man die Gleichung nach Y um, so erhält man:<br />

Y<br />

1<br />

1<br />

c(<br />

1 t)(<br />

1<br />

A<br />

q)<br />

mA<br />

Der Multiplikator ist in dieser Formel direkt ablesbar und gibt die<br />

Verän<strong>der</strong>ung von Y in Abhängigkeit von einer Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

autonomen Ausgaben A an. Der Multiplikator beträgt:<br />

m<br />

1<br />

1<br />

c(<br />

1 t)(<br />

1<br />

q)<br />

Seite 128


Lfd.<br />

Nr.<br />

Output nach Gütergruppen 2)<br />

Gegenstand<br />

<strong>der</strong><br />

Nachweisung<br />

10.3 Geschätzte Input-Koeffizienten <strong>der</strong> regionalen Input-Output-Tabelle<br />

Europäische Metropolregion München (Produktion und Importe in % des<br />

Produktionswertes )<br />

Erzg. v.<br />

Prod.<br />

<strong>der</strong><br />

Land- u.<br />

Forstwirtschaft,<br />

Fischerei<br />

Input-Koeffizienten <strong>der</strong> Input- Output-Tabelle 2005 <strong>EMM</strong><br />

- regionale Produktion -<br />

in % des Produktionswertes<br />

Gew. v.<br />

Bergbauerz.,<br />

Steinen<br />

u. Erden,<br />

Erzg. v.<br />

Energie<br />

und<br />

Gew. v.<br />

Wasser<br />

H.v.<br />

Mineralölerz.,chemischen<br />

Erz.,<br />

Glas,<br />

Verarb. v.<br />

Steinen<br />

u. Erden<br />

Input <strong>der</strong> Produktions bereiche 1)<br />

Erzg.<br />

und<br />

Bearb.<br />

von<br />

Metallen<br />

H.v.<br />

Maschinen,Fahrzeugen,<br />

DV-<br />

Geräten,<br />

e-techn.<br />

Geräten<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />

1 Erzeugn. <strong>der</strong> Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei ......................... 8,9 0,0 0,0 - - 0,7 11,3 - 0,1 0,0 0,1 0,1 0,5 1<br />

2 Bergbauerzeugnisse, Steine und Erden,<br />

Energie und Wasser .................................................................. 1,2 10,3 6,5 2,0 0,4 1,2 1,1 0,4 0,5 0,1 0,5 0,4 1,2 2<br />

3 Mineralölerzeugnisse, chemische Erzeugnisse, Glas,<br />

Keramik, bearbeitete Steine und Erden ..................................... 4,0 0,8 15,0 1,9 1,8 2,8 1,3 5,6 0,9 0,1 0,9 0,3 2,3 3<br />

4 Metalle ......................................................................................... 0,3 0,5 0,4 14,9 3,4 0,5 0,3 1,7 0,1 0,0 0,1 0,1 1,5 4<br />

5 Maschinen, Fahrzeuge, DV-Geräte, e-techn. Geräte .................. 1,0 2,0 0,5 0,8 13,1 0,4 0,3 2,4 0,7 0,1 0,4 0,9 2,6 5<br />

6 Textilien, Bekleidung, Le<strong>der</strong> und Le<strong>der</strong>waren, Erz.<br />

des Holz-, Papiergewerbes, Sekundärrohstoffe u.ä. ................ 0,3 0,2 0,6 0,5 0,6 12,6 1,0 1,3 0,6 0,4 0,4 0,4 1,0 6<br />

7 Nahrungs- und Futtermittel, Getränke, Tabakerzeugnisse .......... 3,9 - 0,2 - - 0,0 10,3 0,0 0,8 0,0 0,7 0,2 0,6 7<br />

8 Bauarbeiten .................................................................................. 0,5 1,0 0,2 0,3 0,2 0,3 0,3 - 0,4 1,6 0,9 0,9 0,8 8<br />

9 Handelsleistungen, Verkehrs- und Nachrichtenübermittlungs-DL,<br />

Gaststätten-DL ............................................. 4,6 3,6 3,7 4,5 4,4 6,1 7,6 4,4 14,9 0,9 2,4 2,8 5,2 9<br />

10 DL <strong>der</strong> Kreditinst. u. Versicherungen, DL des Wohnungsw.<br />

und sonstige unternehmensbezogene DL ................... 11,1 8,3 8,6 4,8 8,4 9,1 10,4 12,4 12,2 22,2 7,4 7,4 12,2 10<br />

11 DL des Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesens,<br />

Erziehungs- u. Unterrichts-DL, Entsorg.leist. ............................ 1,3 0,5 0,8 0,4 0,2 0,6 0,6 0,3 0,7 0,7 4,1 1,1 0,9 11<br />

12 DL d. öffentl. Verwaltung, Verteid., Sozialvers.,<br />

DL von Kirchen, Kultur-DL u.ä., DL priv. Haushalte .................. 0,5 4,0 0,5 0,3 0,4 1,7 0,7 0,8 0,8 1,5 0,9 6,8 1,4 12<br />

13 Vorleistungen aus Technologieregion ......................................... 37,5 31,2 37,1 30,5 32,9 36,0 45,0 29,3 32,6 27,6 18,8 21,5 30,3 13<br />

14 Vorleistungen aus an<strong>der</strong>en Gebieten u. Ausland ................... 25,8 23,9 38,3 40,9 37,0 29,1 30,0 26,7 14,0 6,6 7,8 8,0 20,1 14<br />

H.v.<br />

Textilien,<br />

Bekleidung,<br />

Le<strong>der</strong>,<br />

Holz,<br />

Papier,<br />

Sekundärrohstoffen<br />

u.ä.<br />

H.v.<br />

Nahrungsmitteln,Getränken<br />

und<br />

Tabakwaren<br />

Bauarbeiten<br />

DL des<br />

Handels u.<br />

Verkehrs,<br />

DL <strong>der</strong><br />

Nachrichtenübermittlung,Beherb.u.Gaststätten-DL<br />

DL <strong>der</strong><br />

Kreditinst.<br />

u. Vers.,<br />

DL des<br />

Grundst.- u.<br />

Wohn.wesens<br />

u. untern.bezogene<br />

DL<br />

DL des<br />

Gesundheits-,Veterinäru.<br />

Sozialw.,<br />

Erziehungsu.Unterrichts-DL,Entsorgungs-DL<br />

DL <strong>der</strong><br />

öffentl.<br />

Verwaltung,<br />

Verteid.,<br />

Sozialvers.,<br />

sonst. DL,<br />

DL privater<br />

Haushalte<br />

Seite 129<br />

Input<br />

<strong>der</strong><br />

Produktionsbereichezusammen<br />

Lfd.<br />

Nr.

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