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Seite 6<br />
Spielarten<br />
f o c u s<br />
Ein VPLS kann in verschie<strong>de</strong>nen Betriebsarten arbeiten. In <strong>de</strong>r einfachsten<br />
Variante entspricht eine Instanz <strong>de</strong>s VPLS exakt einem<br />
VLAN <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n. Wünscht <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> mehrere VLANs, wer<strong>de</strong>n<br />
auch mehrere Instanzen <strong>de</strong>s VPLS für ihn eingerichtet. Der Forwar<strong>de</strong>r<br />
erkennt die Zugehörigkeit <strong>de</strong>r Daten zu einem VLAN z. B. am<br />
VLAN Tag nach IEEE 802.1q, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Anschlussleitung<br />
kommen<strong>de</strong>n Ethernet Frames angeheftet ist. Mit an<strong>de</strong>ren Worten:<br />
Pro VLAN wird zwischen zwei Standorten dann auch ein PW benötigt.<br />
In einer an<strong>de</strong>ren Variante wird für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n nur eine VPLS-Instanz<br />
eingerichtet, und die VLAN-Zugehörigkeit wird auch innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Backbones über <strong>de</strong>n VLAN Tag bestimmt. In diesem Fall wertet<br />
<strong>de</strong>r Egress PE Router nicht nur die VC ID, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n VLAN<br />
Tag aus, um zu ermitteln, in welches VLAN ein Paket gesen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
muss.<br />
Anwendungen für <strong>de</strong>n VPLS<br />
Die Hauptanwendung wur<strong>de</strong> bereits im ersten Kapitel dieses <strong>Artikel</strong>s<br />
diskutiert. Sie besteht in <strong>de</strong>r Nutzung zur standortübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Aus<strong>de</strong>hnung von LANs bzw. VLANs. Das kann z. B. dann attraktiv<br />
sein, wenn innerhalb eines Ballungsraumes mehrere Firmenstandorte<br />
möglichst unkompliziert und mit hoher Bitrate vernetzt<br />
wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Genau dieselben Grün<strong>de</strong>, die im LAN gegen zu große VLANs sprechen,<br />
gelten auch für VPLS. Mit einer wachsen<strong>de</strong>r Anzahl von Endgeräten<br />
in einem VLAN wächst auch die Last durch Broadcasts auf<br />
je<strong>de</strong> beteiligte Netzwerkkomponente linear an. Das spricht zunächst<br />
gegen <strong>de</strong>n Einsatz von VPLS im WAN und bei sehr großen Firmen.<br />
An<strong>de</strong>rerseits lässt sich dieses Problem leicht dadurch vermei<strong>de</strong>n,<br />
dass <strong>de</strong>r VPLS einfach dafür genutzt wird, CE Router zu koppeln. In<br />
diesem Fall ist die Reichweite <strong>de</strong>r Broadcasts <strong>de</strong>r Endgeräte auf die<br />
lokalen LANs begrenzt, und die Bridging-Module <strong>de</strong>s VPLS müssen<br />
nur genau so viele MAC-Adressen lernen, wie Standorte im VPLS integriert<br />
sind (nämlich für je<strong>de</strong>n CE Router eine MAC-Adresse).<br />
Für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n ist dieses Konzept unter an<strong>de</strong>rem aus folgen<strong>de</strong>n<br />
Grün<strong>de</strong>n attraktiv:<br />
• Hohe Sicherheit gegen Hacker<br />
• Any-to-Any-Konnektivität ohne Extra-Kosten<br />
• Protokolltransparenz – keine Limitierung auf IP<br />
• Keine Notwendigkeit zu Absprachen mit <strong>de</strong>m Provi<strong>de</strong>r bezüglich<br />
IP-Adressen o<strong>de</strong>r Routing<br />
3 Ausblick<br />
Entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r neuen Dienste VPLS und VPWS sind<br />
mehrere Punkte. An erster Stelle sind die Kosten für <strong>de</strong>n Endkun<strong>de</strong>n<br />
zu nennen. Neben <strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Kosten interessiert hier vor<br />
allem die Total Cost of Ownership. Ein harter Preiskampf mit Anbietern<br />
herkömmlicher VPN-Technologien ist zu erwarten. Beson<strong>de</strong>rs<br />
gut sind die Chancen für VPLS im Metro-Bereich, da dort die Kosten<br />
für eine Glasfaser-Anbindung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nstandorte vergleichsweise<br />
gering sind. Das ermöglicht dann <strong>de</strong>n Einsatz von preiswerten<br />
Ethernet-Schnittstellen im Edge Device – sei es Router o<strong>de</strong>r Switch –<br />
<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n.<br />
Die Standardisierung muss zu einem zügigen Abschluss kommen.<br />
Nur dann, wenn eine gesicherte technische Basis existiert, wird nennenswert<br />
in VPLS-fähige Netzwerke investiert. Herstellerspezifische<br />
Lösungen kann sich ein Provi<strong>de</strong>r heute kaum leisten – die Folgekosten<br />
bei einem späteren Wachstum <strong>de</strong>s Netzwerks sind zu hoch. Die<br />
Chancen hierfür stehen nicht schlecht: Einige Drafts zum Thema<br />
sind bereits ziemlich ausgereift (z. B. <strong>de</strong>r IETF-Draft L2VPN Framework,<br />
<strong>de</strong>r die grundlegen<strong>de</strong>n Eigenschaften von VPLS und VPWS<br />
beschreibt).<br />
Wichtig ist weiterhin, dass die Provi<strong>de</strong>r QoS-Mo<strong>de</strong>lle für VPLS anbieten,<br />
die zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r wichtigsten Anwendungen<br />
passen, und dass die angebotenen Service Level Agreements z. B.<br />
im Hinblick auf Verfügbarkeiten auch hohen Anfor<strong>de</strong>rungen genügen<br />
können.<br />
Und nicht zuletzt stehen die Provi<strong>de</strong>r vor einer Marketing-Aufgabe:<br />
sie müssen <strong>de</strong>n VPLS-Dienst gegenüber MPLS VPNs mit BGP-4 und<br />
QoS nach <strong>de</strong>m DiffServ-Konzept erkennbar mit einem eigenen Profil<br />
ausstatten. Ob diese Herausfor<strong>de</strong>rung Betreiber von MPLS VPNs<br />
mit BGP-4 davon abhalten o<strong>de</strong>r eher dazu inspirieren wird, selber<br />
VPLS und VPWS anzubieten, bleibt abzuwarten.<br />
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