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Lichtbericht 63 - Erco

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Deutsche Bank,<br />

Tokyo<br />

Das Ambiente<br />

verschmilzt High-<br />

Tech und Archaik.<br />

Bodeneinbauleuchtendramatisieren<br />

die expressive<br />

Architektur,<br />

LED-Orientierungsleuchten<br />

werden als Signale<br />

eingesetzt.<br />

Deutsche Bank,<br />

Tokyo<br />

The ambience<br />

combines hightech<br />

with archaic<br />

elements. Recessed<br />

floor luminaires<br />

dramatize<br />

the expressive architecture,<br />

while<br />

LED orientation<br />

luminaires act as<br />

signals.<br />

E<br />

Architektur/Architecture:<br />

Dasic Architects Inc., George Dasic,<br />

Tokyo<br />

Lichtplanung/Lighting Design:<br />

Ove Arup & Partners, Robert Venning,<br />

London<br />

ERCO Leuchten GmbH<br />

Postfach 24 60<br />

58505 Lüdenscheid<br />

Germany<br />

Tel.: +49 2351 551 0<br />

Fax: +49 2351 551 300<br />

info@erco.com<br />

www.erco.com<br />

Erschienen im September 2001<br />

Published in September 2001<br />

E<br />

Lichttests im Berliner Bundeskanzleramt.<br />

Der von Axel Schultes und Charlotte<br />

Frank entworfene Bau, seit Mai<br />

offiziell bezogen, ist nicht nur ein aufregendes<br />

und kontrovers diskutiertes<br />

Stück Architektur, sondern auch ein<br />

hervorragendes Beispiel für die Zusammenarbeit<br />

von Architekten, Lichtplanern<br />

und Leuchtenherstellern – mit<br />

dem Ziel einer perfekten Lichtqualität.<br />

<strong>Lichtbericht</strong> 66<br />

Lighting tests at the new Federal<br />

Chancellery. The building designed by<br />

Axel Schultes and Charlotte Frank,<br />

which has officially been in use since<br />

May of this year, is not only an exciting<br />

and controversial architectural<br />

project, but also an outstanding example<br />

of the cooperation between<br />

architects, lighting designers and<br />

luminaire manufacturers, all of whom<br />

work toward the same goal: achieving<br />

perfect lighting quality.


Licht-Akzente auf Asiatische<br />

Kunst: Der Architekt<br />

Helge Sypereck<br />

gestaltete die Museen<br />

für Indische und Ostasiatische<br />

Kunst in<br />

Berlin-Dahlem völlig<br />

neu. (Seiten 40–41)<br />

1<br />

2–3<br />

4–9<br />

10–19<br />

20–21<br />

22–23<br />

24–27<br />

28–31<br />

32–33<br />

34–39<br />

40–41<br />

42–43<br />

44–45<br />

Light accents on Asian<br />

art: the architect Helge<br />

Sypereck has completely<br />

redesigned the Museum<br />

of Indian and East Asian<br />

Art in Berlin-Dahlem.<br />

(Pages 40–41)<br />

Inhalt<br />

Zu diesem Heft<br />

Blitzlichter<br />

Bundeskanzleramt, Berlin: Pathos für die<br />

Republik<br />

Das Projekt Bundeskanzleramt – aus der<br />

Perspektive der Lichtplaner<br />

2. Mai 2001 – Die Eröffnung<br />

Bundeskanzleramt: Licht-Hof<br />

Außenraum-Leuchten<br />

Maritime Museum, Osaka (Japan)<br />

Mediathek, Sendai (Japan)<br />

Museum Georg Schäfer: Ein Sammlermuseum<br />

in Schweinfurt<br />

Museen für Indische und Ostasiatische Kunst,<br />

Berlin-Dahlem<br />

Herz-Jesu-Kirche, München<br />

Schlusslichter<br />

Wie unter einem gigantischen,lichtdurchfluteten<br />

Glassturz präsentiert<br />

das Osaka Maritime Museum<br />

von Paul Andreu<br />

(Aeroports de Paris)<br />

japanische Seefahrt-<br />

Historie. (Seiten 28–31)<br />

A huge glass dome,<br />

flooded with light, covers<br />

the Osaka Maritime<br />

Museum – designed by<br />

Paul Andreu – which<br />

presents the history of<br />

Japanese seafaring.<br />

(Pages 28–31)<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong><br />

Impressum<br />

Herausgeber/Publisher: Klaus J. Maack<br />

Chefredakteur/Editor in Chief: Martin Krautter<br />

Design/Layout: Klaus J. Maack, Hugo Zöller<br />

Druck/Printing: topac MultimediaPrint GmbH, 33311 Gütersloh<br />

10.28<strong>63</strong>5.000<br />

© 2001 ERCO<br />

Contents<br />

About this issue<br />

Keylights<br />

The Berlin Chancellery: Pathos for the<br />

Republic<br />

The Chancellery Project – from the lighting<br />

designer’s point of view<br />

May 2nd, 2001 – The opening<br />

The Berlin Chancellery – Light Court<br />

Outdoor Luminaires<br />

Osaka Maritime Museum (Japan)<br />

Mediatheque, Sendai (Japan)<br />

Georg Schäfer Museum: A Collector's Museum<br />

in Schweinfurt<br />

Museums for Indian und East Asian Art,<br />

Berlin-Dahlem<br />

Church of the Sacred Heart, Munich<br />

Backlights<br />

nnen- und Außenraum<br />

gehen in der Architektur<br />

oft nahtlos ineinander<br />

über – so wie hier am<br />

Millenium Grandstand,<br />

der Tribüne der Galopprennbahn<br />

von Dubai. Das<br />

neue ERCO Außenraum-<br />

Leuchtenprogramm ermöglicht<br />

die ganzheitliche<br />

Lichtplanung.<br />

(Seiten 24–27)<br />

Indoors and outdoors<br />

sometimes merge in<br />

architecture – as here at<br />

the Millennium Grandstand<br />

of Dubai's racecourse.<br />

A unified lighting<br />

concept is made<br />

possible by the new<br />

ERCO outdoor luminaires.<br />

(Pages 24–27)<br />

Fotos/Photographs (Seite/Page):<br />

Christian Gahl (U2, 40–41); Hans Hansen (24–25); Bernd Hoff<br />

(U2, 28–33, U4); Werner Huthmacher (2); Thomas Mayer (3); Rudi<br />

Meisel (U1, 4–23); Ivan Nemec (34–39); Thomas Pflaum (44–45);<br />

Christian Richters (42–43); Alexander Ring (1, 26–27)<br />

Übersetzung/Translation:<br />

Paul Bendelow, Jan Klingemann<br />

Klaus J. Maack<br />

Zu diesem Heft<br />

Es gibt Projekte, die sind in ihrer Art einzigartig.<br />

In Bilbao wurde das Guggenheim Museum zum<br />

Wahrzeichen der Stadt und der Region; in Paris<br />

setzte der Louvre einen neuen Schwerpunkt in<br />

der Kulturlandschaft Frankreichs. Berlin bekam<br />

nun dank des Regierungsumzugs eine Reihe<br />

von Bauten, die schon von ihrer Bestimmung<br />

her einzigartig sind. Zum Beispiel der Reichstag:<br />

lange Besucherschlangen belegen seine<br />

Popularität. Und nun das Bundeskanzleramt,<br />

entworfen von den Architekten Axel Schultes<br />

und seiner Partnerin Charlotte Frank.<br />

Man kann das Bundeskanzleramt nicht einfach<br />

für Besucher öffnen, daher wird es wohl<br />

nie so populär werden wie der Reichstag. Anfänglich<br />

urteilten die Architekturkritiker eher<br />

negativ über das Kanzleramt, doch zunehmend<br />

setzten sich differenzierte Meinungen durch,<br />

die den Rhythmus der Räume, die Qualität der<br />

Treppenhäuser und die aufregenden Ausblicke<br />

würdigten. Die Akzeptanz wuchs.<br />

Die Fassade des Ehrenhofes wie auch die<br />

Räume im Inneren strahlen eine gut ausbalancierte<br />

Mischung aus Würde und heiterer Beschwingtheit<br />

aus. Keine schlechte Ausstrahlung<br />

für ein Kanzleramt, das ein modernes Demokratieverständnis<br />

repräsentiert und daher im<br />

starken Gegensatz zu der Regierungsarchitektur<br />

des 19. und frühen 20. Jahrhunderts steht.<br />

Kurz gesagt: es schüchtert nicht ein, sondern<br />

entspannt, es ist repräsentativ und wird den<br />

Medienansprüchen gerecht. Wir, die Bürger,<br />

werden uns das Gebäude zu Eigen machen. Es<br />

wird uns vertraut werden.<br />

Der Beleuchtung wurde im Gebäude große<br />

Aufmerksamkeit gewidmet. Das Planungsbüro<br />

Licht Kunst Licht entwickelte zusammen mit<br />

den Architekten ein Konzept, bei dessen Umsetzung<br />

wir in großen Bereichen mitwirkten.<br />

Der vorliegende <strong>Lichtbericht</strong> gibt einen Einblick<br />

in diese Zusammenarbeit. Rudi Meisel fotografierte<br />

für uns.<br />

Seit Herbst 2001 bietet ERCO ein Programm<br />

von Außenraumleuchten an. Sein Prinzip ist<br />

die Übertragung der Erkenntnisse der Lichtarchitektur<br />

im Innenbereich auf Leuchten hoher<br />

Schutzart mit einer extrem ausgefeilten Lichttechnik,<br />

die es in dieser Form bisher nicht gab.<br />

Umfassende Informationen über die neuen<br />

Produkte gibt es im Internet auf www.erco.com<br />

und natürlich in einem neuen Katalog, den Sie<br />

anfordern können.<br />

Zusätzlich haben wir bei ERCO am 1. September<br />

die „Lichtwiese“ eröffnet: ein parkähnliches<br />

Gelände, auf dem eine Fülle von<br />

verschiedenen Möglichkeiten der Außenraumbeleuchtung<br />

demonstriert wird. Sie können<br />

mit uns Abendtermine vereinbaren, wenn Sie<br />

sich über anspruchsvolle Anwendungen von<br />

Licht im Außenraum informieren möchten. Wir<br />

werden die Lichtwiese ganz sicher in unserem<br />

nächsten <strong>Lichtbericht</strong> vorstellen. Sie ist, das<br />

kann man jetzt schon sagen, eine spannende<br />

Installation.<br />

About this issue<br />

There are certain projects that are unique of<br />

their kind. In Bilbao, the Guggenheim Museum<br />

has become a symbol of the city and the region.<br />

In Paris, the Louvre has created a new beacon<br />

in France's cultural landscape. And in Berlin,<br />

thanks to the government moving there, a<br />

series of buildings have been completed which<br />

are unique in their function. The new Reichstag,<br />

for one – the long queues of visitors testify<br />

to its popularity. And now we have the Chancellor's<br />

Office, designed by the architect Axel<br />

Schulte and his partner Charlotte Frank.<br />

Since the Chancellor's Office cannot be<br />

opened to the public it is unlikely to become as<br />

popular as the Reichstag building. Initially,<br />

architecture critics tended to be negative in<br />

their verdicts on it, but later more positive and<br />

differentiated judgements increasingly prevailed,<br />

giving due recognition to the rhythm of<br />

the spaces, the quality of the stairways and the<br />

exciting vistas. The acceptance increased.<br />

Both the façade of the Ehrenhof (cour<br />

d'honneur) and the interior spaces emanate a<br />

well-balanced combination of dignity and<br />

cheerful liveliness – not a bad atmosphere for<br />

a Chancellor's Office that is representative of a<br />

modern view of democracy and thus in stark<br />

contrast to the government architecture of the<br />

19th and early 20th century. In short, it is not<br />

intimidating, but relaxing, suitably representative<br />

and media-friendly. As citizens, we shall<br />

make this building our own; it will become<br />

familiar.<br />

Great attention was paid to the interior<br />

lighting. Together with the architects, the<br />

lighting design firm “Licht Kunst Licht” developed<br />

the concept and we at ERCO were involved<br />

in large areas of its realization. This<br />

issue of <strong>Lichtbericht</strong> provides insights into our<br />

cooperative effort. The photographs are by<br />

Rudi Meisel.<br />

As from autumn 2001, ERCO has a range of<br />

new outdoor luminaires on offer. They are<br />

based on the principle of adapting the experience<br />

gained in indoor architectural lighting to<br />

outdoor luminaires with high protection mode.<br />

With their highly refined photometric technology,<br />

these products are new on the market.<br />

Comprehensive information is available on the<br />

Internet at www.erco.com – and also, of course,<br />

in a new catalogue you can send for.<br />

Furthermore, September 1st saw the opening<br />

of ERCO's new “Lichtwiese” – a park-like<br />

area in which a great many possibilities of outdoor<br />

lighting are demonstrated. You are welcome<br />

to make an evening appointment with us<br />

if you require information on high-quality<br />

outdoor lighting. We shall be reporting on our<br />

“Light-park” in the next issue of <strong>Lichtbericht</strong><br />

and can assure you that it's an exciting installation.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 1


Blitzlichter<br />

Haus in New South<br />

Wales, Australien<br />

Architekt: Harry Seidler,<br />

Sydney/Wien<br />

Saab City Berlin<br />

Architekt und Lichtplanung:<br />

Wilhelmson<br />

Architekter AB, Stockholm<br />

2 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Private home, New<br />

South Wales, Australia<br />

Architect: Harry Seidler,<br />

Sydney/Vienna<br />

Saab City Berlin<br />

Architect and Lighting<br />

Design: Wilhelmson<br />

Architekter AB, Stockholm<br />

Keylights<br />

In atemberaubender<br />

Landschaft baute Seidler<br />

ein Privathaus, dessen<br />

Architektur bei Tag<br />

und Nacht die Umgebung<br />

mit einbezieht.<br />

Schwungvoll modellierter<br />

Beton und weißer<br />

Putz kontrastieren mit<br />

der ungebändigten<br />

Natur. Zur Beleuchtung<br />

wählte Seidler ein<br />

deckenintegriertes<br />

Konzept mit Halogen-<br />

Downlights und Wandflutern.<br />

Der Auto-Showroom<br />

direkt am Kurfürstendamm<br />

ist der erste<br />

einer ganzen Reihe von<br />

Saab City Centers, die in<br />

Innenstädten rund um<br />

die Welt das Image der<br />

schwedischen Marke<br />

schärfen sollen.<br />

Geschwungene Glaswände<br />

mit einem Spiel<br />

von Transparenz und<br />

Reflexion prägen den<br />

In a breathtaking landscape,<br />

Seidler has built<br />

a private house featuring<br />

architecture that<br />

pulls in its surroundings<br />

by both day and night.<br />

Stylishly modelled concrete<br />

and white rendering<br />

contrast with untamed<br />

nature. For the<br />

lighting, Seidler chose a<br />

ceiling-integrated concept,<br />

using tungsten<br />

halogen downlights<br />

and wallwashers.<br />

Innenraum. Das diskrete,<br />

deckenintegrierte<br />

Lichtkonzept nutzt Niedervolt-Downlights<br />

zur<br />

Allgemeinbeleuchtung<br />

und Gimbal Einbaustrahler,<br />

um Fahrzeuge<br />

und Accessoires zu inszenieren.<br />

Pendel-<br />

Downlights setzen mit<br />

ihrem technischen<br />

Design Akzente.<br />

The car showroom on<br />

Kurfürstendamm is the<br />

first of a whole series of<br />

Saab City Centres intended<br />

to enhance the<br />

image of the Swedish<br />

marque in city centres<br />

all round the world.<br />

Curved glass walls<br />

exploiting the play of<br />

transparency and reflection<br />

characterize the<br />

interior. The discreet,<br />

ceiling-integrated<br />

lighting concept uses<br />

low-voltage downlights<br />

for general lighting and<br />

Gimbal recessed spotlights<br />

to dramatize the<br />

cars and accessories.<br />

Pendant downlights<br />

create accents with<br />

their technical design.<br />

DAM Deutsches<br />

Architekturmuseum,<br />

Frankfurt<br />

Architekten: Oswald<br />

Matthias Ungers, Köln;<br />

Ingo Schrader, Frankfurt<br />

(Renovierung)<br />

Eclipse Strahler und<br />

Optec Wandfluter für<br />

Halogenlampen bewältigen<br />

sämtliche Aufgaben<br />

der Ausstellungsbeleuchtung<br />

im DAM.<br />

Boutique Berhska,<br />

Barcelona<br />

Innenarchitektur und<br />

Lichtplanung: Jordi<br />

Castel, Pedro Durán,<br />

Jordi Veciana<br />

DAM Deutsches<br />

Architekturmuseum,<br />

Frankfurt<br />

Architects: Oswald<br />

Matthias Ungers, Cologne;<br />

Ingo Schrader,<br />

Frankfurt (Renovation)<br />

Eclipse spotlights and<br />

Optec wallwashers for<br />

tungsten halogen lamps<br />

fulfil all the tasks of<br />

exhibition lighting in<br />

the DAM.<br />

Boutique Berhska,<br />

Barcelona<br />

Interior décor and<br />

lighting design: Jordi<br />

Castel, Pedro Durán,<br />

Jordi Veciana<br />

Prof. Dr. Ingeborg Flagge,<br />

seit 2000 Direktorin des<br />

DAM, hat ein erstes Ziel<br />

erreicht: Das lange vernachlässigte<br />

Haus am<br />

Museumsufer erstrahlt<br />

renoviert und mit<br />

modernisiertem Licht,<br />

sodass die ursprüngliche<br />

Konzeption von<br />

Oswald M. Ungers wieder<br />

klar hervortreten<br />

kann.<br />

Seit 1998 expandiert<br />

mit Bershka eine weitere<br />

Ladenkette des spanischen<br />

Textilkonzerns<br />

Inditex (Zara). Sie zielt<br />

auf Mädchen im Teenager-Alter.<br />

Die auf Putz<br />

montierten ERCO LightcastDownlight-Wandfluter<br />

unterstreichen<br />

den betont provisorischen<br />

Charakter der<br />

Einrichtung.<br />

Prof. Dr. Ingeborg Flagge,<br />

director of the DAM<br />

since 2000 has achieved<br />

an initial aim: the longneglected<br />

building on<br />

the museum riverbank<br />

has been enhanced by<br />

recent renovation and<br />

lighting modernisation.<br />

Oswald M.Ungers' original<br />

concept is once<br />

again clearly appreciable.<br />

Berhska, another chain<br />

of shops run by the<br />

Spanish textile concern<br />

Inditex (Zara), has been<br />

expanding since 1998.<br />

Teenage girls are its<br />

target group. The ERCO<br />

Lightcast downlight<br />

wallwashers mounted<br />

on the ceiling emphasize<br />

the deliberately<br />

provisional impression<br />

of the décor.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 3


Bundeskanzleramt, Berlin<br />

Pathos für die Republik<br />

Es waren nicht zuletzt<br />

die ungewohnten<br />

Dimensionen des Kanzleramtes,<br />

die seine Entwerfer<br />

in der Bauphase<br />

manches Mal in die<br />

Defensive drängten.<br />

Heute steht fest: die<br />

Architektur ist nicht<br />

nur groß, es ist auch<br />

große Architektur.<br />

It was largely due to<br />

the unusual dimensions<br />

of the Chancellery that<br />

its designers were occasionally<br />

forced onto the<br />

defensive during its<br />

construction. Today it is<br />

clear that this architecture<br />

not only has great<br />

dimensions but also<br />

great quality.<br />

Architekten: Axel Schultes Architekten, Berlin;<br />

Axel Schultes, Charlotte Frank<br />

Lichtplanung: Licht Kunst Licht, Bonn/Berlin<br />

Elektroinstallation: Methling, Berlin/Wesel<br />

Leuchtenmontage: Elektro Blitz Mitte, Berlin<br />

Bauherr: Bundesbaugesellschaft Berlin<br />

www.bundeskanzleramt.de<br />

Selten nur ist über ein Haus so heftig gestritten<br />

worden. Die Warner und Mahner, die Lästermäuler<br />

und Nörgler hatten ihre große Stunde,<br />

als in Berlin in diesem Frühjahr das neue Kanzleramt<br />

eingeweiht wurde. Als Klotz und Koloss,<br />

als Waschmaschine und Elefantenklo wurde<br />

das Amtsgebäude verspottet; und die Kommentatoren<br />

wurden nicht müde, immer wieder darauf<br />

hinzuweisen, dass auch Kanzler Schröder<br />

sich schwer tat mit dem Neubau. Was eigentlich<br />

ein freudiges Architekturereignis, ein stolzes<br />

Monument der Berliner Republik hatte<br />

werden sollen, erwies sich als Megastein des<br />

Anstoßes. Zu Unrecht allerdings. Denn ohne<br />

Zweifel zählt das prächtige Staatsgehäuse zur<br />

Weltarchitektur: zum Besten, was im 20. Jahrhundert<br />

gebaut worden ist.<br />

Noch allerdings will davon kaum jemand<br />

etwas wissen. Ein wenig ratlos stehen die Passanten<br />

davor, einige fremdeln, andere sind<br />

empört. Vor allem irritiert sie die Dimension<br />

des Kanzleramts und dessen ungewöhnliche<br />

Lust am freien Formenspiel. Dass die lang<br />

gestreckten Seitenflügel mit ihren 18 Metern<br />

Höhe niedriger sind als das normale Berliner<br />

Mietshaus, dass selbst der aufgebockte Kanzlerkubus<br />

noch unter der Firsthöhe vieler<br />

Geschäftshäuser an der Friedrichstraße bleibt,<br />

mag kaum jemand glauben. Dem Kanzleramt<br />

fehlt die Nachbarschaft, die Einbettung ins<br />

Städtische, vor allem deshalb wirkt es so groß<br />

und fremd. Geradeso, wie es sich der Bauherr<br />

Helmut Kohl einst gewünscht hatte.<br />

Ursprünglich sollten im „Band des Bundes“,<br />

einem langen Gebäuderiegel in Ost-West-<br />

Richtung, alle Neubauten des Spreebogens die<br />

gleiche Höhe haben, um dem Reichstag die<br />

volle Lufthoheit zu überlassen. Kohl aber überstimmte<br />

diese Pläne der Architekten Axel<br />

Schultes und Charlotte Frank und erhob sich<br />

und sein Amt über Abgeordnetenbüros, Ausschusssäle<br />

und Bundestagsbibliothek. Kohl<br />

wünschte sich ein Zeichen für das neue, vereinte<br />

Deutschland, ein Nationalsymbol ersten<br />

Ranges.<br />

Es ist aber nicht nur die Dimension, die viele<br />

Passanten irritiert; auch die ungewohnte Bild-<br />

mächtigkeit der Architektur stößt auf Unverständnis.<br />

In Bonn hatte man auf große Gesten<br />

verzichtet. Das Regieren wurde nicht als heroischer<br />

Akt begriffen, sondern als ein komplexes<br />

Verfahren, das keiner symbolischen Aufladung<br />

bedarf. Deshalb glich das Bonner Kanzleramt<br />

mit seiner dunkelbraunen Aluminiumhaut keineswegs<br />

zufällig einer „rheinischen Sparkasse“<br />

(Helmut Schmidt).<br />

Das Berliner Amtsgebäude hingegen, das<br />

fast eine halbe Milliarde Mark gekostet hat,<br />

zeigt einen neuen Willen zur Staatsästhetik,<br />

ein fast unbeschwertes Gefallen an der Repräsentation.<br />

Anders als in den sanften Gefilden<br />

des Rheinufers muss sich die Architektur in der<br />

neuen Hauptstadt einem großen Wettbewerb<br />

der Zeichen und Symbole behaupten, zwischen<br />

all den Stadtmarken der Weltkonzerne, wie sie<br />

etwa am Potsdamer Platz entstanden sind.<br />

Dennoch sollte das Kanzleramt weder irgendeinem<br />

Firmensitz gleichen noch sich etwa mit<br />

neoklassizistischem Gepränge der traditionellen<br />

Formeln des Staatsbauwesens bedienen.<br />

Statt zu protzen, unterläuft die Architektur<br />

mit sanften Gesten der Freundlichkeit den<br />

strengen Ritus des Protokolls. Im Ehrenhof des<br />

Kanzleramts etwa sehen einige der Pfeiler so<br />

aus, als hätten sie sich frei gemacht und bewegten<br />

sich in den Hof hinein. Weder rund<br />

noch eckig sind sie, sondern merkwürdig weich<br />

verformt, und zu allem Überfluss wächst aus<br />

manchen oben ein Bäumchen heraus, eine<br />

Felsenbirne. Manche der bauchigen Pfeiler<br />

scheinen den Besucher gar ins Gebäude geleiten<br />

zu wollen, sie stehen halb im Innen-, halb<br />

im Außenraum. Ob sie nur als Kulissen dienen<br />

oder auch die Lasten der oberen Geschosse tragen,<br />

bleibt unklar.<br />

In manchen Teilen wirkt diese Architektur<br />

geradezu entfesselt, als wollte sie abheben gen<br />

Himmel: Nichts ruht, alles drängt auf Veränderung.<br />

Andere Abschnitte nehmen sich hingegen<br />

klobig aus, unverrückbar, beinahe abweisend<br />

– und folglich entwickelt das Ensemble in<br />

seiner Gesamtheit eine kunstvolle Ambivalenz.<br />

So sind die Nord- und Südfronten klar umrissen<br />

und wirken trotz großer Fenster massiv;<br />

Die Ortstermine mit<br />

Charlotte Frank und<br />

Axel Schultes nahmen<br />

keine Rücksicht auf<br />

Wetter, Tages- oder<br />

Jahreszeit. Der Fotograf<br />

Rudi Meisel war für uns<br />

mit der Kamera dabei.<br />

On-site visits by Charlotte<br />

Frank and Axel<br />

Schultes took no<br />

account of weather,<br />

time of day or season.<br />

Photographer Rudi<br />

Meisel accompanied<br />

them with his camera.<br />

4 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 5


gen Osten und Westen gibt sich der Bau hingegen<br />

weich und luftig, er inszeniert ein vielschichtiges<br />

Raumdrama. Während Schultes<br />

also mit geometrischen Grundfiguren, mit<br />

Kreis, Quadrat und Würfel für die nötige Übersichtlichkeit<br />

und Prägnanz sorgt, befreit er diese<br />

überzeitlich-strengen Formen zugleich aus<br />

ihrer Statik, er bringt sie ins Schwingen. Er lässt<br />

Wände wehen und Brüstungen flattern, ja<br />

selbst die mächtigen Betondecken rollen dahin<br />

wie schwere Wogen. Jedes Wollen dieses Bauwerks<br />

dementiert sich bereits im Anschwellen:<br />

Schultes, der große Sehnsüchtler und Zaudermeister,<br />

der die Seelen der Menschen ergreifen<br />

will und sich doch vor erstarrter Ergriffenheit<br />

fürchtet, erfindet eine Architektur von dramatischer<br />

Dialektik.<br />

Im Inneren entwickelt sich aus dem Gegensatz<br />

von Ordnendem und Organischem ein ungeheurer<br />

Sog, überall öffnen sich neue Wege<br />

und Einblicke. Über weit ausladende Aufgänge<br />

oder per Fahrstuhl gelangt man hinauf in die<br />

oberen Geschosse und findet sich wieder in<br />

einem grandiosen Raumkunstwerk: Man<br />

schreitet über eine kreisrunde Treppe, die drei<br />

Geschosse miteinander verbindet und sich wie<br />

eine Sanduhr erst schließt und dann wieder<br />

öffnet. Diese Treppe ist mehr als nur Treppe, sie<br />

ist das Herzstück, das dreidimensionale Programm<br />

des Kanzleramts. Man kann sie als kleines<br />

Amphitheater begreifen, das einlädt zum<br />

Pendeln und Flanieren, zu Perspektiv- und<br />

Richtungswechsel, zum legeren Austausch oder<br />

zur unvorhergesehenen Wendung. Wo die Baumeister<br />

früherer Epochen auf Putten, Reliefs<br />

oder Wappen zurückgriffen, um die Orte der<br />

Macht auszustaffieren, da verwandelt Schultes<br />

den Raum in ein Symbol.<br />

Es fällt auf, dass es vor allem solche Orte des<br />

Übergangs sind, Eingangshallen, Foyers, Loggien<br />

und Gärten, die von Schultes mit größter<br />

Hingabe entworfen wurden. Die übrigen Räume<br />

behandelt er hingegen mit Zurückhaltung.<br />

Alle sind sie gleich gestaltet und ähnlich ausgestattet,<br />

als sollte sich das Egalitäre einer<br />

Demokratie auch im Raumprogramm des Amts<br />

wiederfinden. Dieses Beharren auf einem<br />

hohen Maß an Gleichförmigkeit hat aber auch<br />

Vorteile: Gegen große Widerstände gelang es,<br />

alle rund 400 Mitarbeiter des Kanzleramts in<br />

luftigen Einzelbüros unterzubringen. Durch<br />

weite Fenster blicken die Beamten hinaus auf<br />

Wintergärten, die den lang gestreckten Seitenflügeln<br />

einen eigenen Rhythmus verleihen.<br />

Obgleich des Kanzlers Arbeitszimmer natürlich<br />

größer ist und das schönere Panorama bietet –<br />

der gestalterische Aufwand ist hier wie dort,<br />

oben wie unten derselbe. In jedem Raum ist<br />

das Ganze zu spüren.<br />

Klare Hierarchien wollte Schultes in seinem<br />

Kanzleramt vermeiden, stattdessen sollten<br />

Transparenz und Durchlässigkeit die Atmosphäre<br />

bestimmen. Tapfer hat er versucht, jeglicher<br />

Abschottung entgegenzuwirken. Wenn<br />

es im Hochsicherheitstrakt schon keine wirkli-<br />

6 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

che Offenheit geben kann, dann sollte zumindest<br />

eine räumliche Durchdringung der Sphären<br />

entstehen. Allerdings ist auf der Straße von<br />

dieser Überlagerung wenig zu spüren, denn<br />

nicht nur ein Gitterzaun, auch die glatten<br />

Fronten der Bürotrakte lassen den Passanten<br />

zurückprallen. Von innen gesehen, scheint die<br />

Durchdringung eher zu gelingen, überall blickt<br />

man durch Spalten und Fenster auf die Silhouette<br />

Berlins – es geraten aber nur ihre Zeichen<br />

in den Blick, nicht die Menschen der Stadt.<br />

Die Distanz zwischen Regierung und Regierten<br />

vermag das neue Gebäude also nicht wirklich<br />

zu überbrücken; dafür aber unterbreitet es<br />

zumindest den professionellen Vermittlern die<br />

schönsten Angebote. Weil diese Architektur<br />

sich wunderbar zur Chiffre eignet, gilt sie vor<br />

allem in den Bildmedien bereits als unverzichtbar.<br />

Mehr als jedes andere Ministerium hat sich<br />

das neue Kanzleramt auf die Bedürfnisse der<br />

Berichterstatter eingelassen, in vielen Räumen<br />

wurden eigens Fernsehscheinwerfer an der<br />

Decke installiert, und natürlich ist auch der<br />

Saal für Pressekonferenzen von besonderer<br />

Raffinesse. Über eine Brücke betritt der Kanzler<br />

den Raum, verschwindet dann kurz hinter<br />

einer Wandscheibe und taucht anschließend<br />

wie durch eine Erscheinungsluke an seinem<br />

Rednerpult wieder auf. Das mediale Spiel aus<br />

Selbstdarstellung, Offenbarung und Camouflage<br />

hat hier eine räumliche Form gefunden.<br />

Für diese Freude an barocker Theatralik hat<br />

sich Schultes viel Kritik eingehandelt. Darf sich<br />

ein Kanzler so viel Leichtfertigkeit leisten? So<br />

viel Mut auch zum Missverständlichen? Gerade<br />

hier im Spreebogen, wo Albert Speer einst<br />

seine gigantomanische Halle des Volkes errichten<br />

wollte? Darf man hier so schwer und<br />

zugleich unbeschwert auftreten, wie es der<br />

Neubau tut?<br />

Natürlich hätte man all diese Fragen eigentlich<br />

schon stellen müssen, bevor man sich dazu<br />

entschloss, den wüsten Spreebogen wiederzubeleben<br />

und dort den Amtssitz des Kanzlers<br />

zu errichten. Es war abzusehen, dass hier mit<br />

einer Rückkehr zum politischen Alltag auch die<br />

Geschichte des Ortes verblassen würde. Dies<br />

kann man Schultes also nicht zum Vorwurf<br />

machen. Gleichwohl negieren seine befreiten<br />

Formen alles Historische: weder erweisen sie<br />

den Bonner Glaspavillons ihren Respekt noch<br />

knüpfen sie an bei den steinernen Traditionen<br />

der klassischen Staatsrepräsentation. Stattdessen<br />

begibt sich Schultes auf einen dritten<br />

Weg, erhebt den Raum zum Bedeutungsträger,<br />

und zumindest liebäugelt er mit der Möglichkeit<br />

eines Neuanfangs.<br />

Der Republik bescherte er eine Architektur,<br />

die Pathos wagt, auch wenn dieses Pathos<br />

nicht nach dem Ewigen strebt, nicht nach<br />

einer Selbstvergottung der Macht. Statt<br />

erdenschwer und autoritär aufzutreten, statt<br />

Sicherheit und Verlässlichkeit zu versprechen,<br />

kündet dieser Bau von einer großen Leidenschaft.<br />

Und er fordert diese ein, von Politikern<br />

und Passanten. Niemand soll ungerührt vorbeigehen<br />

können.<br />

Schultes gelang ein gebautes Wunderwerk,<br />

das die Emotionen lockt und die staatliche<br />

Ordnung als ein dialektisches System begreift,<br />

als etwas Offenes, das keine endgültigen Perspektiven<br />

kennt. Die Sympathien, gar die Liebe<br />

der Menschen wird dieses Gebäude in all seiner<br />

Ambivalenz wohl nicht für sich gewinnen<br />

können; das aber muss es ja auch gar nicht. So<br />

wenig wie einst das Kanzleramt in Bonn.<br />

Das Kanzleramt war,<br />

nach dem Kunstmuseum<br />

Bonn und dem Krematorium<br />

in Treptow, der<br />

bei weitem größte und<br />

wohl auch schwierigste<br />

Auftrag im Œuvre von<br />

Schultes Architekten:<br />

Ein Bau, geprägt auch<br />

von der Suche nach<br />

Konsens und Kompromissen.<br />

Hanno Rauterberg<br />

Following his work on<br />

the Bonn Art Museum<br />

and the Treptow Crematorium,<br />

the Chancellor's<br />

Office was far<br />

and away the largest<br />

and probably the most<br />

difficult assignment in<br />

the œuvre of Schultes'<br />

architects – a building<br />

characterized by the<br />

pursuit of consensus<br />

and compromise.<br />

The Berlin Chancellery<br />

Pathos for the Republic<br />

Seldom has a building been so hotly debated.<br />

The cautioners and admonishers, backbiters<br />

and faultfinders had the time of their life when<br />

the new Chancellor's Office was inaugurated in<br />

spring. The government building was derided –<br />

called a monstrosity, a Colossus, a washing<br />

machine, an elephant loo. And commentators<br />

did not tire of pointing out that Chancellor<br />

Schröder felt uneasy about the new building.<br />

What should have been a joyous architectural<br />

event, a proud monument of the new Berlin<br />

Republic, turned out to be a mega cause of<br />

offence. Unjustifiably – since this splendid<br />

state building undoubtedly ranks among the<br />

best international architecture conceived in<br />

the 20th century.<br />

Scarcely anyone is as yet prepared to acknowledge<br />

this fact. People still stand before it<br />

rather bewildered – some intimidated, others<br />

indignant. They are mainly disturbed by the<br />

dimensions of the Chancellery and its unusual<br />

indulgence in the free play of forms. Hardly<br />

anyone credits the fact that the long 18-metrehigh<br />

wings are actually lower than the general<br />

run of Berlin appartment blocks or that even<br />

the elevated cube of the actual Chancellery<br />

building is still well below the roof height of<br />

many commercial buildings in Friedrichstrasse.<br />

It is because the Chancellor's Office lacks<br />

neighbourhood, is not embedded in the urban<br />

context, that it appears so large and isolated –<br />

exactly as its original client, Helmut Kohl,<br />

wished it to be.<br />

The original intention was that all new buildings<br />

in the “Federal Strip” – a long ribbon of<br />

construction running east-to-west, crossing<br />

the River Spree – should be of the same height,<br />

in order to accord sovereignty of the air to the<br />

Reichstag. Kohl overruled this plan by the architects<br />

Axel Schultes and Charlotte Frank and<br />

elevated himself and his office above the committee<br />

block, the offices for members of parliament<br />

and the Bundestag library. Kohl desired<br />

an emblem for the new, united Germany, a<br />

national symbol of the first order.<br />

It is not, however, merely its dimensions that<br />

the many passers-by find disturbing; the architecture's<br />

unusual force of expression is also<br />

regarded as disagreeable. In Bonn, sweeping<br />

gestures were avoided. Government was not<br />

seen as a heroic act but as a complex process<br />

that did not require any symbolic boosting.<br />

It was not by chance that the Chancellor's Office<br />

in Bonn, with its dark brown aluminium<br />

skin, resembled a “Rhineland local bank”<br />

(Helmut Schmidt).<br />

By contrast, the Berlin Chancellery, which<br />

cost almost half a billion Deutschmarks, dis-<br />

Nächtliche Lichtprobe<br />

im Foyer: die bewusst<br />

unregelmäßig verteilten,<br />

engen Lichtkegel<br />

wirken als lebendiger<br />

Kontrapunkt zur monumentalen<br />

Großform.<br />

A nocturnal lighting<br />

test in the foyer; the<br />

deliberately irregular<br />

distribution of narrowbeam<br />

luminaires acts as<br />

a vivid counterpoint to<br />

the monumentality of<br />

the space.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 7


Architects: Axel Schultes Architekten, Berlin;<br />

Axel Schultes, Charlotte Frank<br />

Lighting design: Licht-Kunst-Licht, Bonn/Berlin<br />

Electric installations: Methling, Berlin/Wesel<br />

Luminaire installations: Elektro Blitz Mitte,<br />

Berlin<br />

Client: Bundesbaugesellschaft Berlin<br />

www.bundeskanzleramt.de<br />

Die Architekten und der<br />

Lichtplaner Andreas<br />

Schulz sind aus früheren<br />

Projekten ein eingespieltes<br />

Team.<br />

The architects and lighting<br />

designer Andreas<br />

Schulz have worked<br />

together on previous<br />

projects and are a wellestablished<br />

team.<br />

8 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Leidenschaft fürs<br />

Detail: Schultes ist bekannt<br />

für die Sorgfalt,<br />

die er auch dem scheinbar<br />

Nebensächlichen<br />

widmet.<br />

A passion for detail;<br />

Schultes is well known<br />

for the attention he<br />

devotes to matters that<br />

may seem of secondary<br />

importance.<br />

plays a new readiness to indulge in state aesthetics,<br />

an almost carefree delight in representation.<br />

Unlike the buildings on the gentle<br />

banks of the Rhine, government architecture<br />

in the new federal capital has to compete with<br />

a wealth of emblems and symbols, with all the<br />

landmarks of international concerns such as<br />

those that have arisen on Potsdamer Platz.<br />

Nevertheless, there could be no question of<br />

making the Chancellor's Office resemble some<br />

company headquarters or of resorting to neoclassicist<br />

pomposity, the traditional formula of<br />

state architecture.<br />

Rather than flaunting itself, this building<br />

softens the strict rites of protocol with quiet<br />

gestures of amiability. In the cour d'honneur of<br />

the Chancellery, some of the columns look as if<br />

they have detached themselves and are moving<br />

into the courtyard. They are neither round<br />

nor square but strangely soft in form; a few<br />

of them are even crowned by superfluous<br />

amelanchier bushes. Some of these curvaceous<br />

columns appear to be trying to accompany the<br />

visitor into the building, being located half<br />

outside, half inside. Whether they are simply<br />

part of the décor or serve to support the floors<br />

above is not clear.<br />

In some areas this architecture looks positively<br />

unleashed, as if it were about to lift off<br />

skywards; nothing stays still, everything moves<br />

towards change. Other sections, by contrast,<br />

look clumsy, immovable, almost chilly; the result<br />

is that in its totality the ensemble develops<br />

a skilful ambivalence. The north and south<br />

facades are clear in outline, creating an effect<br />

of mass in spite of their large windows, whereas<br />

to the east and west the building is soft and<br />

airy, thus creating a complex spatial drama. So<br />

while Schultes ensures the necessary comprehensibility<br />

and concision by making use of the<br />

basic geometrical forms – circles, squares and<br />

cubes – he also liberates these strict and timeless<br />

forms from their static state and sets them<br />

in motion. He makes walls wave and balustrades<br />

flutter; even the massive concrete ceilings<br />

roll away like huge breakers. Each volition<br />

of this building is negated as it arises; Schultes,<br />

the great master of yearning and vacillation,<br />

who aims to seize the human soul and yet is<br />

fearful of solidified emotion, has discovered an<br />

architecture of dramatic dialectics.<br />

In the interior, the contrast between the<br />

orderly and the organic pulls one in powerfully;<br />

everywhere new paths and prospects open<br />

up. Generous stairways or lifts provide access<br />

to the upper storeys, where one is presented<br />

with another grand spatial drama. The circular<br />

staircase linking the three storeys tapers and<br />

then widens again, like an hourglass. And this<br />

is more than a stairway, it is the very core, the<br />

three-dimensional concept of the Chancellor's<br />

Office. One can see it as a small amphitheatre,<br />

an invitation to stroll and saunter around, to<br />

enjoy a change of perspective and direction, to<br />

indulge in a casual exchange or a take an unexpected<br />

turn. Where the builders of earlier<br />

epochs resorted to cherubs, reliefs or coats of<br />

arms for decorating the centres of power,<br />

Schultes transforms space into a symbol.<br />

It is above all to transitional areas, such as<br />

entrance halls, foyers, loggias and gardens, that<br />

Schultes has conspicuously devoted particular<br />

attention. His treatment of other spaces is more<br />

impersonal. They are all similarly designed and<br />

furnished, as if to reflect the egalitarian aspect<br />

of democracy in the spatial concept of the<br />

Chancellor's Office. This insistence on a high<br />

degree of uniformity has its advantages; despite<br />

considerable opposition it has been possible<br />

to accommodate all the approximately<br />

400 staff of the Chancellery in airy, individual<br />

office rooms. The officials look out through<br />

generous windows on to winter gardens, which<br />

lend the wing tracts their own rhythm. And although<br />

the Chancellor's personal office space<br />

is naturally larger and offers a better view, it is<br />

designed in just the same style as any of the<br />

others. The entirety can be sensed in each individual<br />

room.<br />

Schultes' intention was to avoid clear hierarchies<br />

in his Chancellery, aiming instead for<br />

an atmosphere of transparency and permeability.<br />

He has made a brave attempt to combat<br />

Perfektionisten unter<br />

sich: Die speziellen Vorstellungen<br />

der Planer<br />

ließen sich mit Serienprodukten<br />

oft nicht<br />

ohne weiteres umsetzen<br />

– die Baustelle wurde<br />

zum Lichtlabor.<br />

Perfectionists get together;<br />

since the particular<br />

intentions of the<br />

designers could not<br />

always be carried out<br />

with series products, the<br />

building site became a<br />

lighting laboratory.<br />

Randlose, in die Betondecke<br />

zurückspringend<br />

eingesetzte Downlights,<br />

„Licht aus dem Loch“,<br />

sind das durchgängige<br />

Instrument des Lichtkonzepts<br />

im Kanzleramt.<br />

Rimless downlights<br />

sunk into the concrete<br />

ceiling – “light through<br />

apertures” – were the<br />

instruments of the<br />

lighting concept<br />

throughout the Chancellery.<br />

any trend towards exclusion. Even though<br />

there can be no real openness in the case of the<br />

high security area, it was at least possible to<br />

create some spatial permeability between the<br />

various spheres. This element is scarcely perceptible<br />

for people in the outside world, who<br />

are kept at bay by both a fence and the smooth<br />

facades of the office tracts. Seen from the inside,<br />

permeability is more successful; the silhouette<br />

of Berlin can be seen from everywhere<br />

through slits and windows – the city's landmarks,<br />

at least, if not its people.<br />

The new building is thus not really able to<br />

bridge the distance between governors and<br />

governed, but it does at least provide excellent<br />

facilities for their intermediaries. Since this<br />

architecture is splendidly emblematic, it has<br />

already become indispensable to the media,<br />

especially the visual media. More than any of<br />

the ministry buildings, the new Chancellery<br />

caters for the needs of journalists; in many<br />

rooms, TV floodlights were specially installed in<br />

the ceilings and the press conference hall is<br />

very cunningly designed. The Chancellor enters<br />

the hall over a bridge, disappears briefly behind<br />

a section of wall and then re-emerges, as if by<br />

way of a trapdoor, at his lectern. The media<br />

game of self-presentation, disclosure and camouflage<br />

has acquired a spatial form here.<br />

Schultes has been much criticised for this<br />

indulgence in baroque theatricality. Should a<br />

chancellor allow himself this degree of frivolity?<br />

So much leeway for misinterpretation?<br />

Especially here on the Spreebogen riverbend,<br />

where Albert Speer once planned to build his<br />

maniacally gigantic Volkshalle (Great Hall). Is it<br />

permissible in this location to make such a<br />

massive, yet simultaneously light-hearted<br />

impression as this new building does?<br />

All these questions should, of course, have<br />

been posed before the decision was taken to<br />

rehabilitate the desolate Spreebogen site and<br />

erect the Chancellor's office there. It was to be<br />

expected that with a return to political normality<br />

here the history of the location would<br />

fade. So Schultes should not be blamed for<br />

this. Yet his liberated forms negate all trace of<br />

history; they neither pay their respects to the<br />

glass pavilions of Bonn nor make any reference<br />

to the stony traditions of classic state prestige<br />

architecture. Schultes has chosen a third way,<br />

elevating spatial order to express meaning; he<br />

does at least play with the possibility of a new<br />

beginning.<br />

He has presented the Republic with architecture<br />

that takes the risk of pathos, even if<br />

this is a pathos that does not strive for immortality<br />

or for the self-glorification of power.<br />

Rather than seeming earthbound and authoritarian,<br />

rather than promising security and<br />

reliability, this is a building that expresses great<br />

intensity of feeling. And demands it, too, from<br />

both politicians and people in the street. No<br />

one passing it is to remain uninvolved.<br />

What Schultes has succeeded in creating is<br />

an architectural phenomenon that stirs emotions<br />

and treats the business of government as<br />

a dialectic system, as something open-ended<br />

with no definitive perspectives. It is unlikely<br />

that this building, with all its ambivalence, will<br />

win people's love or even liking, but it does not<br />

need to – any more than the former Chancellor's<br />

Office in Bonn.<br />

Hanno Rauterberg<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 9


Am Anfang der Lösung stand die Vision. Und<br />

die Vision hatte zu tun mit der Architektur, mit<br />

dem offenen und fließenden Entwurf von<br />

Charlotte Frank und Axel Schultes. „Ein Raum<br />

wie ein Fluss – vom Forum über den Ehrenhof,<br />

ins Foyer, in den Garten, über die Spree zum<br />

Park“: So beschreiben die Architekten ihr Werk.<br />

Der neue Regierungssitz in Berlin sollte ein<br />

nach außen orientierter Ort werden; ein Gebäude,<br />

in dem sich Räume öffnen, ineinanderfließen,<br />

Ein- und Ausblicke vermitteln. Die<br />

Lichtplanung hatte den Anspruch, die vielen<br />

einzelnen Bereiche und Funktionen dieses<br />

großen und fließenden Baus mit einem durchgängigen<br />

Konzept zusammenzufassen: Licht<br />

sollte zum integrierten Bestandteil der Architektur<br />

werden.<br />

Das Raumprogramm – von repräsentativen<br />

Empfangsräumen, Amtszimmern für Staatsminister,<br />

Konferenzräumen, Verwaltungsbüros,<br />

abhörsicheren Geheimräumen bis zu<br />

intimen Orten für das politische Gespräch –<br />

war streng gesteckt. Doch dies konnte nicht<br />

der Ausgangspunkt für das lichtplanerische<br />

Konzept sein. Anstatt Solitäre in der Gesamtgebäudestruktur<br />

zu schaffen, wollten wir über<br />

einheitliche Qualitätsmerkmale des Lichtes<br />

ein durchgängiges Beleuchtungskonzept erreichen.<br />

10 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Das Projekt Bundeskanzleramt –<br />

aus der Perspektive der Lichtplaner<br />

Aus der materialen Schlichtheit des Architekturentwurfs<br />

folgte, dass jedes hinzugefügte<br />

Element, das nicht als Bestandteil des Ganzen<br />

empfunden wird, ein Element zuviel ist. Es kam<br />

also nur ein Lichtkonzept mit deckenintegrierten<br />

Leuchten in Frage. Downlights können mit<br />

unterschiedlichen Reflektoren, Leuchtmitteln<br />

und Wattagen auf spezifische Nutzungen<br />

reagieren, ordnen sich aber gleichzeitig den<br />

Raumstrukturen unauffällig unter: Sie werden<br />

in erster Linie als Lichtwirkung wahrgenommen.<br />

Gemeinsam mit den Architekten spitzten<br />

wir den Ansatz daraufhin zu, statt Licht aus der<br />

Leuchte „Licht aus dem Loch“ zu schaffen. Eine<br />

Idee mit folgenschweren Konsequenzen, war<br />

das Gebäude doch ursprünglich komplett in<br />

Sichtbeton geplant.<br />

Die Beleuchtung war<br />

von Anfang an integraler<br />

Bestandteil der<br />

Planung für das Kanzleramt.<br />

From the very start, the<br />

lighting was an integral<br />

component of the planning<br />

for the Chancellery.<br />

Um die verschiedenen Bereiche in eine lichtarchitektonische<br />

Hülle zu fassen, sollten die<br />

Deckenöffnungen überall im Gebäude den<br />

gleichen Durchmesser haben. Ausgehend vom<br />

licht- und wärmetechnisch komplexesten Fall<br />

legten wir 170 mm für dieses Maß fest. Diese<br />

relativ kleine Deckenöffnung setzt den Einsatz<br />

von aktueller Technologie, wie besonders kompakten<br />

elektronischen Betriebsgeräten und<br />

neuen Lampentypen voraus.<br />

„Licht aus dem Loch“<br />

Insgesamt 8000 Betonarmaturen für Leuchten<br />

wurden in die massiven Betondecken und<br />

-wände des Bundeskanzleramtes eingegossen.<br />

Der Beton ist zum Teil bis zu 60 cm, zum Teil<br />

aber auch nur 10 cm stark. Dort durchdringen<br />

die Betonarmaturen die Decken und stehen<br />

oben über. Um nicht im Verlauf der Bauarbeiten<br />

beschädigt zu werden, bestehen sie aus<br />

1,5 mm starkem Stahlblech. Hinzu kam, dass<br />

die Projektstatiker die normalen rechteckigen<br />

Betongehäuse ablehnten, die – falsch ausge-<br />

richtet – die anspruchsvolle Statik der organischen<br />

Formen und gewellten Decken beeinträchtigt<br />

hätten. Also wurden zweiteilige,<br />

rotationssymmetrische Gehäuse entwickelt.<br />

Diese Systemgehäuse vereinfachte die komplexe<br />

Logistik der Betonarbeiten erheblich – im<br />

ganzen Gebäude kamen die gleichen „Töpfe“<br />

zum Einsatz.<br />

Das Oberteil der Betonarmaturen gibt es in<br />

drei Einbautiefen, je nach Raumbedarf der<br />

Lichttechnik. Das Unterteil besitzt einen Ausschnitt<br />

für den einheitlichen Leuchtendurchmesser.<br />

Es ist mit einer 2 cm starken Schalform<br />

versehen, um den Deckenrücksprung zu erzeugen.<br />

Die Leuchten sitzen weder mit einem Abdeckring<br />

in der Decke noch bündig, sondern<br />

um 2 cm in die Decke versenkt. Die Leuchte<br />

wird als technisches Element ausgeblendet, um<br />

den Effekt von „Licht aus dem Loch“ zu erzielen.<br />

Die Schalformen wurden von oben als<br />

Nagelkonsole auf der Schalung befestigt und<br />

später mit der Schalung nach unten weggezogen.<br />

Die Präzision der Betonrücksprünge und<br />

Das Lichtkonzept setzt<br />

sich aus den Foyers<br />

nahtlos in die Kragdächer<br />

des Außenraums<br />

fort.<br />

There is a smooth transition<br />

of the lighting<br />

concept from the foyer<br />

through to the exterior<br />

cantilever roofs.<br />

Sichtkanten, die so tausendfach entstanden,<br />

war beeindruckend. Leider verschwand ein<br />

Großteil dieses Planungs- und Fertigungsaufwandes<br />

unter der nachträglich beschlossenen<br />

Verputzung von Wänden und Decken: nur ein<br />

Beispiel für das von den Architekten so häufig<br />

beklagte „Elend der Kompromisse“.<br />

Lichtsituationen im Kanzleramt: die Foyers<br />

Zwei große, offene Foyers erschließen das zentrale<br />

Leitungsgebäude: Das erste liegt auf der<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 11


Berlin – Berlin<br />

Ein erster offizieller<br />

Auftritt des Gebäudes<br />

in den Medien: die Enthüllung<br />

der Skulptur<br />

„Berlin“ von Eduardo<br />

Chillida am 25. Oktober<br />

2000.<br />

Wider Erwarten war der<br />

greise baskische Künstler<br />

persönlich nach<br />

Berlin angereist, um<br />

an der Zeremonie teilzunehmen.<br />

The elderly Basque artist<br />

unexpectedly travelled<br />

to Berlin to take<br />

part in the ceremony.<br />

12 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Berlin – Berlin<br />

A first official appearance<br />

of the building in<br />

the media – the unveiling<br />

of the “Berlin”<br />

sculpture by Eduardo<br />

Chillida on October<br />

25th 2000.<br />

Eingangsebene zum Ehrenhof. Es umfasst den<br />

„zentralen Platz“ und die Aufzüge; große Treppen<br />

führen nach oben zum Internationalen<br />

Konferenzsaal. Die Obergeschosse 5 bis 7 werden<br />

durch die Skylobby verbunden, eine runde,<br />

terrassenförmige Treppenanlage, an die sich<br />

beidseitig die Nutzräume des Leitungsgebäudes<br />

anlagern. Vor ihren Glasfronten im oberen<br />

Teil befinden sich großzügige Terrassen. Wellenförmige,<br />

teilweise kassettierte Decken überspannen<br />

diese beiden Erschließungszonen.<br />

Wir strebten für diese Foyers keine gleichförmige<br />

Ausleuchtung, sondern ein Licht- und<br />

Schattenspiel aus eng gebündelten Lichtkegeln<br />

an. Die Lichtinszenierung soll neugierig machen,<br />

die Besucher in Spannung versetzen, ein<br />

Gefühl des Besonderen wecken. Und da sich<br />

die Foyerbereiche über alle Geschosse ausweiten<br />

und auch von außen im Zusammenhang<br />

wahrzunehmen sind, sollten der obere und<br />

untere Teil des Leitungsgebäudes auch über<br />

das Licht in einen für den Außenstehenden<br />

ablesbaren Zusammenhang gesetzt werden.<br />

Applaus für das Symbol<br />

der deutschen Wiedervereinigung<br />

aus rostbraunem<br />

Corten-Stahl.<br />

Die Plastik ist übrigens<br />

eine Schenkung des<br />

Münchner Ehepaares<br />

Irene und Rolf Becker.<br />

Applause for the symbol<br />

of German unification<br />

in rust-brown Corten<br />

steel. The sculpture<br />

was donated by Irene<br />

and Rolf Becker of<br />

Munich.<br />

Kein einfacher Kunst-<br />

Standort: vor der Kulisse<br />

des Ehrenhofs wirken<br />

selbst die fast 90 Tonnen<br />

Stahl der Chillida-<br />

Skultpur recht zierlich.<br />

Not an easy location<br />

for art; in the setting of<br />

the Cour d'honneur,<br />

even Chillida's steel<br />

sculpture, weighing<br />

almost 90 tonnes, looks<br />

quite fragile.<br />

Die Downlights werden in Reihen quer durch<br />

das Leitungsgebäude geführt, einem Raster<br />

von 2,10 x 1,05 m folgend. Das Auslassen von<br />

einzelnen Leuchtengruppen bewirkt eine<br />

offensichtlich unregelmäßige Anordnung: die<br />

Downlight-Punkte rhythmisieren und akzentuieren<br />

den Raum. Die nächtliche Außenwirkung<br />

der Foyerdecken erinnert an einen Sternenhimmel.<br />

Das Gebäude wird bewusst nicht<br />

von außen angestrahlt, vielmehr inszeniert das<br />

Licht im Innern den Blick in die Tiefe der Foyerräume.<br />

Die Integration der einheitlichen Lichtaustrittsöffnungen<br />

in die gewellten Decken<br />

erwies sich als besondere Herausforderung.<br />

Entsprechend angeschnittene Schalformen<br />

gleichen die variierenden Deckenschrägen aus,<br />

um die Leuchten lotrecht und zurückgesetzt<br />

aufzunehmen. Auch die Lichtpunkthöhen variieren<br />

durch die Wellenform von 4 bis 13 m.<br />

Dies gleichen unterschiedliche Ausstrahlungswinkel<br />

der Downlights aus.<br />

Die Anschlussleistung der einzelnen Downlights<br />

des Leitungsfoyers, der darüber liegen-<br />

den Skylobby und der Terrassen beträgt nur<br />

35 Watt. Die Verwendung von Halogen-Metalldampflampen<br />

mit ihrer hohen Lichtausbeute,<br />

zusammen mit besonders leistungsfähigen<br />

Reflektorsystemen der Leuchten, ermöglicht<br />

diese Energie-Effizienz. Seit diese Lampen mit<br />

Keramikbrennern verfügbar sind, entspricht<br />

auch die Konstanz ihrer Lichtfarbe den hohen<br />

Ansprüchen in repräsentativen Räumen.<br />

Der Internationale Konferenzsaal, die Presseräume,<br />

die Leitungsetagen<br />

Die untere durchgehende Wellendecke des Leitungsgebäudes<br />

ist gleichzeitig auch Decke des<br />

kreisrunden Konferenzraumes im 1. Obergeschoss.<br />

Die Nutzung erfordert hier eine regelbare<br />

Beleuchtung mit Downlights für Hochvolt-Halogenlampen<br />

und breit strahlenden,<br />

aber besonders hoch abgeblendeten Darklightreflektoren.<br />

Der Abblendwinkel von 50° gewährt<br />

optimalen Sehkomfort trotz der hohen<br />

Wattagen und damit einhergehenden hohen<br />

Reflektorleuchtdichten, die zur normgemäßen<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 13


Ausleuchtung der Arbeitsflächen erforderlich<br />

waren. Eine flächige Beleuchtung der holzverkleideten<br />

Wände mit Niedervolt-Halogenwandflutern<br />

bewirkt ein ausgewogenes Verhältnis<br />

von direktem und diffusen Licht im<br />

Raum.<br />

Die Deckenpunkte auf den ringförmigen<br />

Zwischenpodesten der Skylobby enthalten Einbauwandfluter<br />

mit 35 W Halogen-Metalldampflampen<br />

und bilden so einen fließenden<br />

Übergang zum restlichen Foyerbereich. Im<br />

„Infosaal“, dem Schauplatz der Pressekonferenzen,<br />

sind für fernsehgerechte Beleuchtungsstärken<br />

breiter strahlende Downlights<br />

mit 70 W-Halogen-Metalldampflampen<br />

installiert.<br />

Beispielhafte Lichtarchitektur<br />

Das Licht für den neuen Regierungssitz entstand<br />

im Spannungsfeld zwischen künstlerischskulpturaler<br />

Architektur sowie Vorschriften<br />

und Reglementierungen von Bauherren- und<br />

Nutzerseite. Das geschah nicht ohne Konflikte,<br />

und das Licht war Gegenstand mitunter wilder<br />

Diskussionen. Aus diesen Auseinandersetzungen<br />

ist dennoch – oder gerade deshalb – in<br />

einer fünfjährigen, manchmal mühseligen Prozedur<br />

eine Beleuchtung gewachsen, die mit<br />

Fug und Recht als integrierter Bestandteil der<br />

Architektur bezeichnet werden kann.<br />

14 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Susanne Rottenbacher<br />

Im Kabinettsaal sind in<br />

längsgerichteten Spuren<br />

Niedervolt-Halogendownlights<br />

paarig angeordnet<br />

– eine Remineszenz<br />

an Schinkels<br />

berühmten Bühnenentwurf<br />

für die „Zauberflöte“.<br />

Die Leuchten sind<br />

regelbar und für unterschiedlicheNutzungsszenarien<br />

gruppenweise<br />

zu schalten.<br />

Schnitt durch ein Downlight<br />

mit Betoneinbaugehäuse.<br />

Der obere<br />

Reflektor bündelt das<br />

Licht der HIT-Lampe<br />

und erzeugt sanfte, aber<br />

ablesbare Lichtpunkte<br />

auf dem Boden, selbst<br />

bei maximalen Lichtpunkthöhen<br />

von 13 m.<br />

Der untere Darklightreflektor<br />

dient vor allem<br />

der Abblendung.<br />

Low-voltage tungsten<br />

halogen downlights are<br />

mounted in pairs down<br />

the length of the Cabinet<br />

room – in reference<br />

to Schinkel's famous<br />

scenic design for “The<br />

Magic Flute”. The luminaires<br />

are regulable<br />

and can be switched on<br />

in groups to produce<br />

various light scenes for<br />

different functions.<br />

Cross-section through<br />

a downlight with concrete<br />

housing. The upper<br />

reflector focusses<br />

the light of the HIT<br />

lamp, producing soft<br />

but perceptible light<br />

points on the floor,<br />

even from the maximum<br />

height of 13 metres.<br />

The lower, darklight<br />

reflector principally<br />

serves to combat glare.<br />

The Chancellery Project –<br />

from the lighting designer’s point of view<br />

The solution started with a vision. And the vision<br />

was to do with the architecture, the open,<br />

flowing design by Charlotte Frank and Axel<br />

Schultes. “A space like a river – from the forum<br />

across the Cour d'honneur into the foyer,<br />

through the garden, over the Spree to the<br />

park.“ This is how the architects described their<br />

project. The new seat of government in Berlin<br />

was to be oriented to the outside world – a<br />

building in which rooms open up, flow into<br />

one another, afford views inwards and outwards.<br />

The lighting design aimed to pull together<br />

all the various individual areas and<br />

functions of this large and flowing building<br />

by means of a comprehensive concept. Light<br />

was to be an integrating component of the<br />

architecture.<br />

The spatial programme – ranging from official<br />

reception rooms, offices for ministers of<br />

state and administrative offices to interception-free<br />

high security rooms and private areas<br />

for political discussions – was strictly ordained.<br />

But this could not be the point of departure<br />

for the lighting concept. Rather than creating<br />

differentiated zones within the structure of<br />

the whole building, our aim was to achieve an<br />

all-embracing concept through the unifying<br />

quality of the light.<br />

In view of the material simplicity of the<br />

architectural design, any additional element<br />

that did not feel like an integral component of<br />

the whole would be an element too many. So<br />

the only appropriate solution was a concept<br />

with ceiling-integrated luminaires. Downlights,<br />

while they can be adapted to fulfil specific<br />

functions by means of different reflectors,<br />

lamps and wattages, blend in unobtrusively<br />

with the spatial structure of rooms and are<br />

principally perceptible through their effect.<br />

Together with the architects we honed our<br />

initial thoughts into a concept of creating,<br />

rather than light from luminaires, “light<br />

through apertures”. It was an idea which had<br />

far-reaching consequences; after all, the building<br />

had originally been planned with exposed<br />

concrete throughout.<br />

Einer von ungezählten<br />

Lichttests: Die Architekten,<br />

die Lichtplaner und<br />

ERCO Experten, hier bei<br />

der Diskussion im großen<br />

Konferenzsaal.<br />

One of innumerable<br />

lighting tests. A discussion<br />

between the architects,<br />

lighting designers<br />

and ERCO experts in<br />

the big conference hall.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 15


In order to achieve unity of architectural<br />

lighting, the ceiling apertures were planned to<br />

have the same diameter right through the<br />

building. Working on the basis of the most<br />

complex case, photometrically and thermally,<br />

we established a standard diameter of 170 mm.<br />

This relatively small ceiling aperture requires<br />

the use of advanced technology, especially in<br />

the area of compact electronic control gear<br />

and new types of lamps.<br />

“Light through Apertures”<br />

A total of 8,000 concrete housings for luminaires<br />

were cast in the massive concrete ceilings<br />

and walls of the Chancellery. The concrete has<br />

a thickness of up to 60 cm. in some areas, in<br />

others it is only 10 cm. thick. In the latter case,<br />

the concrete housings pierce the ceilings and<br />

protrude above them. In order to protect them<br />

from damage in the course of building work,<br />

they were made of 1.5 mm. sheet steel. Moreover,<br />

the structural engineers on the project<br />

rejected the normal squared concrete housings<br />

on the grounds that if they were wrongly set<br />

they would impair the demanding static values<br />

for the organic forms and waved ceilings. So<br />

two-part rotational symmetric housings were<br />

developed. This system of housings considerably<br />

simplified the complex logistics of the<br />

concrete work, since the same type was used<br />

all over the building.<br />

The upper part of the housings comes in<br />

three different recess depths depending on the<br />

space needed for the technical equipment of<br />

the luminaires. The lower part has an opening<br />

for the uniform luminaire diameter. It is fitted<br />

with a 2 cm. deep moulding to create the completely<br />

recessed effect. The luminaires are not<br />

installed with a cover ring nor are they flush<br />

mounted, but sunk 2 cm. into the ceiling. They<br />

disappear as technical elements in order to<br />

Die Philosophin<br />

The Philosopher<br />

In ihrer expressiven<br />

Körperhaftigkeit bildet<br />

die bronzene „Philosophin“<br />

von Markus<br />

Lüpertz einen starken<br />

Kontrast zur kühlen<br />

Ästhetik der Architektur.<br />

Kanzler Gerhard<br />

Schröder setzte mit der<br />

Wahl dieser Skultpur<br />

des befreundeten<br />

Künstlers für das Foyer<br />

einen deutlichen, persönlichen<br />

Akzent in<br />

der künstlerischen Ausstattung<br />

seines Dienstsitzes.<br />

With her expressive<br />

physicality, the “Philosopher”<br />

by Markus<br />

Lupertz provides a stark<br />

contrast to the cool<br />

aesthetics of the architecture.<br />

In the choice of<br />

this sculpture by his<br />

artist friend, Chancellor<br />

Gerhard Schröder has<br />

set a clear and personal<br />

accent in the artistic<br />

aspect of his official<br />

seat.<br />

achieve the effect of “light through apertures”.<br />

The recess moulds were fixed to the formwork<br />

from above and later taken down from below<br />

together with the formwork. The precision of<br />

the recessing and the visible edges, repeated<br />

many thousands of times, was quite remarkable.<br />

Unfortunately a lot of the effort and expense<br />

involved in the planning and realization<br />

of this effect was negated when it was later<br />

decided to plaster the walls and ceilings – just<br />

one example of the “misery of compromise” so<br />

frequently bemoaned by architects.<br />

Light situations in the Chancellery: the<br />

foyers<br />

Two large open foyers afford access to the central<br />

body of the building. The first entrance<br />

foyer is on the level of the Cour d'honneur. It<br />

encompasses the “central square” and the lifts;<br />

wide stairways lead up to the international<br />

conference hall. The 5th to 7th storeys are<br />

linked by the “Skylobby”, a circular terraced<br />

stairway hall with functional rooms on both<br />

sides. The glass facades in the upper part give<br />

on to generous terraces. Wave-edged, partly<br />

coffered ceilings span these two access areas.<br />

Our concept for these two foyers was not to<br />

create uniform illumination but an interplay of<br />

light and shade by means of sharply focussed<br />

beams. The lighting effect is intended to arouse<br />

curiosity and excitement, to create a feeling of<br />

something special. And since the foyer areas<br />

extend to all storeys and the link can even be<br />

perceived from outside, it is important that<br />

light should play its part in making the relationship<br />

between the upper and lower parts<br />

of the building comprehensible, even to the<br />

world outside.<br />

The downlights are mounted in rows<br />

throughout the administrative building, following<br />

a layout of 2 .10 by 1.05 metres. Omission<br />

of some groups of luminaires creates the<br />

effect of an irregular arrangement. The downlight<br />

points create spatial rhythms and accents.<br />

From outside the nocturnal effect of the<br />

foyer ceilings is of a starry sky. The building has<br />

deliberately not been given external lighting<br />

in order to afford a view deep into the illuminated<br />

foyers. Integrating the uniform light<br />

apertures in the wavy ceilings proved to be a<br />

special challenge. The housings were cut to<br />

balance out the variations in ceiling inclination<br />

and thus accommodate the luminaires vertically<br />

and with the correct recess depth. Light<br />

point heights also vary from 4 to 13 metres<br />

owing to the wave structure. This is compensated<br />

for by differences in the beam angle of<br />

the downlights.<br />

The connected load of the individual downlights<br />

in the administrative building foyer, the<br />

'Skylobby' above it and the terraces is only<br />

35 watts. This energy efficiency is due to the<br />

use of metal halide lamps with their high<br />

luminous efficacy, combined with extremely<br />

efficient reflector systems in the luminaires.<br />

These lamps are now available with ceramic<br />

discharge tubes and their constancy of light<br />

colour is ideal for meeting the demanding requirements<br />

of prestigious ambiences.<br />

The international conference hall, media<br />

centre and administration offices<br />

The lower waved ceiling of the central building<br />

is also the ceiling of the circular conference<br />

hall in the first storey. The hall's function<br />

necessitates regulable lighting; downlights for<br />

tungsten halogen lamps and wide-beam but<br />

very highly glare-controlled darklight reflectors<br />

are used here. The 50° cut-off angle ensures<br />

optimum visual comfort in spite of the<br />

high wattage and the accompanying high<br />

reflector luminances required for achieving<br />

the standard illumination for work surfaces.<br />

Surface lighting of the wood-panelled walls<br />

with low-voltage tungsten halogen wallwashers<br />

creates a balanced relationship between<br />

direct and diffuse light in the hall.<br />

16 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 17


April 2001 – erste „Kanzlerblicke“<br />

April 2001 “first Chancellor’s views”<br />

The ceiling apertures on the circular intermediate<br />

platforms of the 'Skylobby' contain<br />

recessed wallwashers for 35 W metal halide<br />

lamps, thus creating a smooth transition to the<br />

rest of the foyer area. In the “Info-hall”, the<br />

scene of press conferences, the illuminance<br />

levels required for television were achieved by<br />

installing wider-beam downlights for 70 W<br />

metal halide lamps.<br />

The Chancellery as exemplary light architecture<br />

The lighting for the new seat of government<br />

was created in the tug-of-war between the demands<br />

of creative sculptural architecture and<br />

the regulations and stipulations of both client<br />

and users. There was no lack of conflict and the<br />

lighting was occasionally the subject of very<br />

heated discussions. But in spite of all the arguments<br />

– or perhaps even because of them –<br />

the five-year-long, sometimes tedious process<br />

has given birth to a lighting system that can<br />

justifiably be described as an integral component<br />

of the architecture.<br />

18 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Architektur-Perspektiven:<br />

Remineszenzen an<br />

Schultes’ Vorbild Louis<br />

Kahn, aber auch an die<br />

Regierungsarchitekturen<br />

der Moderne wie<br />

Brasilia oder Chandigarh<br />

werden wach.<br />

Architectural perspectives<br />

– reminiscent of<br />

Schultes' exemplar<br />

Louis Kahn, as well as<br />

the government architecture<br />

of modern<br />

times, such as Brasilia<br />

and Chandigarh.<br />

Insgesamt rund 8000<br />

Betoneinbaugehäuse<br />

wurden in die komplex<br />

geformten Decken und<br />

Wände eingegossen,<br />

um die Leuchten aufzunehmen.<br />

A total of some 8,000<br />

concrete housings were<br />

cast in the complex<br />

ceilings and walls to<br />

accommodate the<br />

luminaires.<br />

Der große Konferenzsaal<br />

dient zum Beispiel<br />

Tagungen der NATO.<br />

Hier ist die Beleuchtung<br />

regelbar, mit Halogenlampen<br />

ausgeführt.<br />

The large conference<br />

hall is intended for NATO<br />

conferences, among<br />

others. The lighting here,<br />

using tungsten halogen<br />

lamps, can be regulated.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 19


Versöhnliche Gesten bei<br />

der Schlüsselübergabe,<br />

obschon die Konfliktpunkte<br />

zwischen Kanzler<br />

und Architekt von<br />

den Medien ausgiebig<br />

kolportiert wurden. Der<br />

symbolische Schlüssel<br />

greift die Form der Stelen<br />

im Ehrenhof auf, die<br />

zum Teil mit Bäumen<br />

bepflanzt sind: eine<br />

Idee, bei deren Durchsetzung<br />

Schröder und<br />

Schultes erfolgreich am<br />

gleichen Strang zogen.<br />

Als Kulisse für die<br />

Selbstinszenierung der<br />

Mediendemokratie<br />

bewährte sich der<br />

Ehrenhof des Kanzleramtes<br />

auf Anhieb.<br />

Früher oder später wird<br />

sein Bild ebenso symbolisch<br />

für deutsche<br />

Regierungspolitik stehen<br />

wie die erleuchtete<br />

Reichstagskuppel schon<br />

jetzt für die Arbeit des<br />

Parlaments.<br />

20 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Conciliatory gestures at<br />

the official handing<br />

over of the key –<br />

though points of conflict<br />

between chancellor<br />

and architect had<br />

been extensively rumoured<br />

in the media.<br />

The symbolic key<br />

echoes the form of the<br />

stelae in the Cour<br />

d'honneur, some of<br />

which are planted with<br />

bushes – an idea for<br />

which Schröder and<br />

Schultes successfully<br />

joined forces.<br />

As an ambience for the<br />

self-presentation of<br />

mediademocracy, the<br />

Cour d'honneur instantly<br />

proved its<br />

worth. Sooner or later<br />

its image will serve as a<br />

symbol of the German<br />

government, just as the<br />

illuminated dome of<br />

the Reichstag already<br />

does for the work of<br />

parliament.<br />

2. Mai 2001<br />

Die Eröffnung<br />

Die Eröffnungsgäste<br />

nutzten die Gelegenheit,<br />

das Gebäude ausgiebig<br />

zu besichtigen,<br />

denn dies wird – im<br />

Unterschied etwa zum<br />

Reichstagsgebäude –<br />

nach Aufnahme des<br />

Amtsbetriebs kaum<br />

mehr möglich sein.<br />

Guests at the inauguration<br />

took the opportunity<br />

of thoroughly<br />

exploring the building<br />

since – unlike the<br />

Reichstag Building –<br />

this will scarcely be<br />

possible now it has<br />

been occupied.<br />

May 2nd, 2001<br />

The opening<br />

Noch am selben Tag<br />

fand im neuen Kabinettsaal<br />

die erste Sitzung<br />

von Kanzler Gerhard<br />

Schröder und seiner<br />

Ministerriege statt. Die<br />

Themen: Ethikrat und<br />

Dosenpfand. Regierungsroutine<br />

kehrt ein.<br />

The same day saw the<br />

first meeting in the<br />

new Cabinet Room of<br />

Chancellor Gerhard<br />

Schröder and his ministers.<br />

The subjects under<br />

discussion: the new<br />

Ethical Council and<br />

deposits on tins. It's<br />

back to the routine<br />

work of government.<br />

In einem Gebäude von<br />

immerhin 341 m Länge<br />

bietet der Tretroller als<br />

Fortbewegungsmittel<br />

einen bedenkenswerten<br />

Ansatz zur Beschleunigung<br />

des Dienstwegs.<br />

In a building that is all<br />

of 341 metres long, a<br />

scooter might well be a<br />

good way of speeding<br />

up the process of going<br />

through 'the proper<br />

channels'!<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 21


Bühne, Villa, Ruinenfeld,<br />

Labyrinth – das<br />

Feld möglicher Assoziationen<br />

zum Kanzleramt<br />

ist weit. Zur blauen<br />

Stunde, wenn sich das<br />

Dach wie ein Sternenteppich<br />

in den Abendhimmel<br />

schwingt,<br />

offenbart sich sein poetisches<br />

Potential. Eine<br />

Entwurfshaltung wird<br />

deutlich, die Schultes<br />

selbst so in Worte fasst:<br />

„Architektur ist Tiefe,<br />

Schichtung, Räumlichkeit.“<br />

22 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Stage set, villa, field of<br />

ruins, labyrinth – there's<br />

a wide spectrum of<br />

associations with the<br />

Chancellery. At dusk,<br />

when the roof seems to<br />

float in the evening sky<br />

like a carpet of stars,<br />

the building reveals its<br />

lyrical potential. And an<br />

approach to its design<br />

becomes clear – one<br />

that Schultes has himself<br />

put into words:<br />

“Architecture is depth,<br />

layering, spatiality.”<br />

Bundeskanzleramt: Licht-Hof<br />

The Berlin Chancellery: Light Court<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 23


Außenraum-Leuchten Inside - Outside<br />

Outdoor Luminaires<br />

Um Architektur und Städte des 21. Jahrhunderts<br />

ganzheitlich mit Licht gestalten zu können,<br />

benötigen Planer auch im Außenraum<br />

Instrumente von einer lichttechnischen Präzision,<br />

wie sie bisher nur für Innenräume verfügbar<br />

waren. Diesen Anspruch erfüllt das<br />

neue ERCO Programm von Außenraum-<br />

Leuchten. Es verbindet lichttechnische Innovationen<br />

wie speziell entwickelte, neue optische<br />

Systeme mit anerkannt hochwertigen<br />

Lösungen aus dem Feld der Beleuchtung<br />

architektonischer Innenräume – immer unter<br />

der Prämisse eines optimalen Sehkomforts.<br />

Der Blendschutz richtet sich dabei nach den<br />

Bedürfnissen sowohl der Nutzer der Architektur<br />

selbst als auch der Passanten oder der<br />

Autofahrer. Material, Konstruktion und Design<br />

der Leuchten orientieren sich konsequent an<br />

den Gegebenheiten im Außenraum. Mit<br />

Schutzart IP65 und IP67 widerstehen sie allen<br />

Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit, Staub und<br />

Temperaturschwankungen.<br />

In order to achieve integrated lighting for the<br />

architecture and urban spaces of the 21st century,<br />

designers need lighting instruments of a<br />

photometric precision hitherto only available<br />

for interior use. This requirement is met by<br />

ERCO's new range of outdoor luminaires. These<br />

combine photometric innovations, such as<br />

new, specially developed optical systems, with<br />

proven high-quality solutions from the sphere<br />

of interior architectural lighting and are consistently<br />

designed for visual comfort. Their<br />

anti-glare protection meets not only the needs<br />

of a building's users but also those of pedestrians<br />

and drivers. In their material, structure and<br />

design, the luminaires are entirely suited to<br />

outdoor conditions. Thanks to their IP65 and<br />

IP67 protection, they are resistant to environmental<br />

influences such as moisture, dust and<br />

temperature fluctuations.<br />

Manche Bautentypen<br />

stellen die Begriffe<br />

„innen“ und „außen“<br />

von vornherein in Frage<br />

– so wie der „Millenium<br />

Grandstand“, die Tribünenanlage<br />

der Galopprennbahn<br />

von Dubai.<br />

Architektur und Lichtplanung:<br />

Engineer's<br />

Office, Dubai.<br />

24 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 25<br />

E<br />

Some types of building<br />

defy the categorisations<br />

of 'indoors' and<br />

'outdoors' – one example<br />

being the Dubai<br />

racecourse “Millennium<br />

Grandstand”.<br />

Architecture and lighting<br />

design: Engineer's<br />

Office, Dubai.<br />

Programm<br />

Außenraum-Leuchten<br />

Ausgabe 2002/03<br />

Architektur, die den Übergang<br />

zwischen innen und außen als<br />

fließend begreift, erfordert einen<br />

ganzheitlichen Ansatz in der<br />

Lichtplanung. Das ERCO Programm<br />

Außenraum-Leuchten ist<br />

so konzipiert, dass es das bestehende<br />

ERCO Programm zur<br />

Planung schlüssiger und durchgängiger<br />

Lichtkonzepte perfekt<br />

ergänzt: Werkzeuge für die Lichtplanung,<br />

die hinsichtlich Präzision<br />

und Sehkomfort neue Maßstäbe<br />

setzen.<br />

www.erco.com/aussenraum<br />

www.erco.com/outdoor<br />

Zur Einführung der<br />

Außenraum-Leuchten<br />

ist ein spezieller Katalog<br />

mit beigelegter CD-<br />

ROM erschienen. Die<br />

CD-ROM enthält dieselben<br />

Inhalte, die im<br />

Bereich „Produkte“ auf<br />

www.erco.com im<br />

Internet verfügbar sind:<br />

Unter anderem Produktdatenblätter<br />

in 9<br />

Versionen für unterschiedliche<br />

Sprachen<br />

und technische Standards<br />

sowie den interaktiven<br />

Ratgeber mit<br />

Informationen zum<br />

optimalen Einsatz der<br />

neuen Produkte.<br />

A special catalogue<br />

with accompanying<br />

CD-ROM has been<br />

published to introduce<br />

the new outdoor luminaires.<br />

The CD-ROM<br />

contains the same<br />

information available<br />

on the Internet at<br />

www.erco.com in our<br />

“Products” section.<br />

Among other things it<br />

includes product data<br />

pages in 9 versions for<br />

different languages and<br />

technical standards, as<br />

well as the interactive<br />

guide with information<br />

on optimum use of the<br />

new products.<br />

Parscoop Filter mit<br />

blauen Farbfiltern nutzen<br />

das Tribünendach<br />

als Sekundärreflektor<br />

zur stimmungsvollen<br />

Indirekt-Beleuchtung.<br />

Die Leuchten widerstehen<br />

im Wüstenklima<br />

extremen Belastungen<br />

durch Staub und Temperaturschwankungen.<br />

Parscoop floodlights<br />

with blue filters exploit<br />

the grandstand roof as<br />

a secondary reflector to<br />

create exciting indirect<br />

lighting. These luminaires<br />

are subject to extreme<br />

stress in the form<br />

of dust and temperature<br />

fluctuations in the<br />

desert climate.


Lichtwerkzeuge<br />

Beamer Scheinwerfer<br />

bieten<br />

eine breite Auswahl<br />

an Lampen<br />

und Leistungen.<br />

Focalflood Fluter<br />

zeichnen sich<br />

durch hohen<br />

Sehkomfort mit<br />

einem Abblendwinkel<br />

von 50<br />

Grad und durch<br />

eine akzentuierendeBreitstrahlung<br />

aus.<br />

Beamer projectors<br />

feature a<br />

wide selection of<br />

lamps and wattages.<br />

Focalflood<br />

floodlights boast<br />

a high level of<br />

visual comfort<br />

with a dazzle<br />

cut-off angle of<br />

50 degrees and<br />

feature an accentuating<br />

wide<br />

beam pattern.<br />

26 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Parscoop Fluter<br />

ermöglichen<br />

eine gleichmäßig<br />

flächige<br />

Beleuchtung,<br />

sowohl in der<br />

Montage am<br />

Boden als auch<br />

an Wand und<br />

Decke.<br />

Light Tools<br />

Parscoop floodlights<br />

enable an<br />

even illumination<br />

of areas,<br />

whether mounted<br />

to the ground<br />

or on walls or<br />

ceilings.<br />

Das Programm Außenraum-<br />

Leuchten gliedert sich u.a. in ein<br />

Bodenaufbau- und Bodeneinbauprogramm;<br />

beide bilden eine gestalterische<br />

Einheit und ergänzen<br />

sich in ihrer lichttechnischen<br />

Funktionalität.<br />

Scheinwerfer und Fluter bilden<br />

das Aufbauprogramm; Merkmal<br />

für Scheinwerfer ist das umfangreiche<br />

Zubehör von Filtern und<br />

Optiken; alle Zubehörteile sind<br />

aus funktionalen und gestalterischen<br />

Gründen im Gehäuse<br />

integriert.<br />

Das Fluterprogramm unterscheidet<br />

zwischen einem achsen-<br />

symmetrischen „Focalflood“ und<br />

einem asymmetrischen „Parscoop“.<br />

„Focalflood“ wird für die akzentuierende<br />

„Parscoop“ für die gleichmäßige<br />

Flutung empfohlen.<br />

Das Bodeneinbauprogramm<br />

zeichnet sich durch eine differenzierte<br />

Lichttechnik einzelner<br />

Produktfamilien aus: Uplight,<br />

Wandfluter, Richtstrahler sind<br />

dabei Begriffe, die konsequent<br />

aus dem Innenraumprogramm<br />

in den Außenraum übertragen<br />

wurden.<br />

Das Bodeneinbauprogramm<br />

IP 67 bietet bei differenzierter<br />

Funktionalität und einheitlicher<br />

Formensprache hohen Sehkomfort<br />

durch Abblendwinkel bis 50°;<br />

es eröffnet damit neue Anwendungsbereiche<br />

für hochwertige<br />

Beleuchtung.<br />

Sämtliches Zubehör<br />

ist im<br />

Leuchtengehäuse<br />

integriert und<br />

damit sicher vor<br />

ungewünschtem<br />

Zugriff und<br />

Beschädigung.<br />

Vier Farbfilter<br />

stehen für den<br />

Beamer Scheinwerfer<br />

zur Auswahl:<br />

sky blue,<br />

night blue, amber<br />

und magenta;<br />

ein Farbfilter<br />

kann zusammen<br />

mit einer Optik<br />

eingesetzt werden.<br />

Das Bodeneinbauprogramm<br />

Tesis ist in<br />

Schutzart IP67<br />

ausgeführt und<br />

damit auch vor<br />

zeitweiliger<br />

Überflutung<br />

geschützt. Das<br />

Uplight ist mit<br />

50 Grad abgeblendet.<br />

All accessories<br />

are integrated into<br />

the luminaire<br />

housing and are<br />

therefore safe<br />

from undesired<br />

tampering and<br />

damage.<br />

Four color filters<br />

are available for<br />

the Beamer projector:<br />

sky blue,<br />

night blue, amber<br />

and magenta;<br />

a color filter<br />

can be used together<br />

with a<br />

lens system.<br />

The Tesis recessed-mounted<br />

range has an<br />

IP67 rating and<br />

are therefore<br />

also protected<br />

against temporary<br />

flooding.<br />

The uplight has a<br />

cut-off angle of<br />

50 degrees.<br />

Tesis Linsenwandfluter<br />

zeichnen sich<br />

durch hohe<br />

Gleichmäßigkeit<br />

der Beleuchtung<br />

aus; 40 Grad<br />

Abblendwinkel<br />

garantieren<br />

höchsten Sehkomfort.<br />

Tesis lens wallwashers<br />

boast<br />

very evenly distributedlighting;<br />

the 40<br />

degree dazzle<br />

cut-off angle<br />

guarantees the<br />

utmost visual<br />

comfort.<br />

The Outdoor Lighting Program<br />

includes a range of surfacemounted<br />

and recessed floor luminaires;<br />

both have the same uniform<br />

design and complement<br />

each other in their photometric<br />

functionality.<br />

The surface-mounted range<br />

consists of projectors and floodlights.<br />

One key feature of the projector<br />

range is the extensive number<br />

of filter and lens accessories<br />

available, all of which are integrated<br />

into the luminaire housing for<br />

functional and stylistic reasons.<br />

The floodlight range is divided<br />

between the axially symmetric<br />

Die Intensität<br />

eines farbigen<br />

Lichts lässt sich<br />

durch Kombinationen<br />

mehrerer<br />

Filter steuern:<br />

ein einfach bestücktes<br />

„Blau“<br />

ist gleich hell<br />

wie ein zweifach<br />

bestücktes<br />

„Amber“.<br />

The intensity of<br />

colored light can<br />

be governed by<br />

combining<br />

several projectors.<br />

A projector<br />

with a blue filter<br />

has the same<br />

brightness as<br />

two projectors<br />

with the amber<br />

filters.<br />

“Focalflood” and the asymmetric<br />

“Parscoop”. “Focalflood” is recommended<br />

for accentuated floodlighting<br />

and “Parscoop” for even<br />

flood-lighting.<br />

The individual product families<br />

of the recessed-mounted range<br />

feature different kinds of lighting<br />

technology: uplights, wallwashers,<br />

directional luminaires have<br />

been transposed from the indoor<br />

to the outdoor program.<br />

The IP 67 recessed-mounted<br />

range provides a high level of<br />

visual comfort with cut-off<br />

angles of up to 50° and uniform<br />

design, offering different levels of<br />

functionality, opening up new<br />

application areas for high-quality<br />

lighting.<br />

Tesis Richtstrahler<br />

können mit<br />

einer Skulpturenlinseausgerüstet<br />

werden;<br />

diese ermöglicht<br />

alternativ zur<br />

Richtstrahlerwirkung<br />

auch<br />

eine flächige<br />

Wandbeleuchtung.<br />

Tesis directional<br />

luminaires can<br />

be fitted with a<br />

sculpture lens;<br />

this enables an<br />

evenly distributed<br />

wall lighting<br />

as an alternative<br />

to a directional<br />

luminaire effect.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 27


Maritime Museum, Osaka (Japan)<br />

28 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

Architekt: Paul Andreu/Aeroports de Paris<br />

Lichtplanung: Lighting Planners Associates,<br />

Tokyo<br />

Tragwerksplanung und Gebäudeausrüstung:<br />

Ove Arup Japan, Tohata Architects &<br />

Engineers Inc.<br />

http://www.jikukan.or.jp<br />

Die Bucht von Osaka,<br />

eine der wichtigsten<br />

Hafenstädte Japans.<br />

Das Maritime Museum<br />

scheint auf dem Wasser<br />

zu schweben wie ein<br />

frisch gelandetes UFO.<br />

The bay of Osaka, one<br />

of Japan's main port<br />

cities. The Maritime<br />

Museum seems to float<br />

on the water like a<br />

newly landed UFO.<br />

Ein einigermaßen geübter Schwimmer legt 60<br />

Meter ohne Anstrengung zurück. Und doch<br />

reicht diese Entfernung vom Ufer aus, um die<br />

gläserne Kuppel des Maritime Museums in<br />

Osaka so erscheinen zu lassen, als schwimme<br />

sie frei in der betriebsamen Bucht der japanischen<br />

Hafenstadt. Tatsächlich ruht die transparente<br />

Konstruktion auf einem festen Betonsockel<br />

unter der Wasseroberfläche. Unter<br />

Wasser verläuft auch der Tunnel, mit dessen<br />

Hilfe die glänzende Kuppel schnellen wie trockenen<br />

Fußes erreichbar ist. Er verbindet das<br />

landseitige Eingangsgebäude, das auch für<br />

Museumsshop, Restaurant, Verwaltung und<br />

Magazine Raum bietet, mit dem eigentlichen<br />

Ausstellungsgebäude. Unwillkürlich fragt man<br />

sich, wer wessen Satellit ist. Allerdings nur solange,<br />

bis der von blauem Licht erhellte und<br />

mit Deckenfenstern illustre Aussicht auf die<br />

Wasserwelt darüber bietende Tunnel durchschritten<br />

ist. Dann nämlich führen Rolltreppen<br />

aus dem dämmrigen Untendurch in das lichte,<br />

ja fast gleißend helle Darüber. Da eröffnet sich<br />

ein enormes Raumvolumen, das die Kuppel mit<br />

ihren 70 Metern Durchmesser umschreibt.<br />

Ohne Stützen, ohne tragende Elemente, frei bis<br />

zur Decke, nur durch eine vielfacettige Glasmembran<br />

von der Welt draußen kaum wahrnehmbar<br />

getrennt. Die Tragstruktur der Kuppel<br />

ist äußerst diskret ausgebildet, reduziert auf<br />

ein Minimum – ist also sehr japanisch, was die<br />

Simplizität des Formalen betrifft. Die Raffinesse<br />

liegt im Detail der Konstruktion, die auch<br />

starkem Winddrücken trotzen soll: Höchste<br />

konstruktive und fertigungstechnische Präzision,<br />

die sich in der Anmutungsqualität spiegelt.<br />

Und mit dem Hauptexponat, dem Nachbau<br />

eines traditionellen japanischen Holzsegelschiffes<br />

aus dem 17. Jahrhundert, deutlich<br />

kontrastiert. Die 30 Meter lange „Naniwamaru“<br />

steht stellvertretend für die alten Handelssegler,<br />

die einst den Grundstein für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung Osakas legten.<br />

Und so dominiert die „Naniwamaru“ denn<br />

auch das Raumkonzept. Fast schattenlos beleuchtet,<br />

schmiegen sich vier ringförmige Ausstellungsebenen<br />

um das Schiff. Hier wird die<br />

maritime Geschichte Osakas dargestellt und<br />

interaktiv aufbereitet: etwa im „Theater of the<br />

Sea“, einem 3-D-Kino mit Bewegungs- und<br />

Geruchssimulation – zusätzliche Sinnesreize,<br />

die beim Thema Meer und Schiffe durchaus angemessen<br />

erscheinen. Oder der „Yacht-Simulator“,<br />

mit dem man eine Wind getriebene<br />

Reise über die Weltmeere antreten kann, ein<br />

weiteres technisches Glanzlicht der Ausstellung.<br />

Eine weit geschwungene Treppe und Lifte<br />

verbinden die Ebenen miteinander. Drei große,<br />

frei aufragende zylindrische Körper durchdringen<br />

die Ebenen vertikal und verknüpfen sie<br />

optisch. Sie enthalten Kinos, separierte Ausstellungsbereiche,<br />

Büros und Sanitäreinrichtungen.<br />

Die Zylinder sind blendend weiß verkleidet<br />

wie auch das restliche Interieur, nur das<br />

Schiff und die anderen Exponate heben sich<br />

von dieser glatten, fast unwirklichen Umgebung<br />

ab – was sie in ihrer Präsenz noch steigert.<br />

Paul Andreu, bekannt zum Beispiel durch<br />

den Flughafen „Charles de Gaulle“ bei Paris,<br />

ging 1997 als Sieger aus einem Wettbewerb<br />

hervor und verwirklichte mit dem Museum<br />

seine Idee des offenen, transparenten Raumes<br />

– nicht ohne Anleihen beim großen Meister<br />

der geodäsischen Kuppel, Buckminster Fuller,<br />

zu nehmen. Genau genommen entwickelte<br />

Andreu eine Halbkugel. Sie wurde in Kobe<br />

komplett vormontiert und per Ponton nach<br />

Osaka geschleppt, wo zeitgleich die Fundamente<br />

entstanden. Mit einem riesigen Kran<br />

wurde die Kuppel schließlich wie eine Glocke<br />

über das zuvor installierte Schiff gestülpt.<br />

Das in der Nacht wie ein frisch gewassertes,<br />

leuchtendes Ufo erscheinde Museum gehört<br />

zum Restrukturierungsprogramm, mit dem die<br />

Region Osaka-Kobe ihre Küste erneuert und<br />

modernisiert. Die Stadtzentren sollen wieder<br />

eine Verbindung zum Meer bekommen, von<br />

dem sie bislang durch Werftanlagen, Lagerhäuser<br />

und Kais getrennt waren. Meist schaffen<br />

Aufschüttungen neues Land für Bauvorhaben.<br />

Sehr viel konsequenter jedoch visualisiert<br />

die spektakuläre Platzierung des Maritime<br />

Museums die symbiotische Verbindung Osakas<br />

mit dem Wasser. Seine Bauform hingegen<br />

grenzt sich von der maritimen Welt ab, bemüht<br />

keine nahe liegende Schiffsmetaphorik –<br />

ein spannendes, weil ambivalentes und letztlich<br />

erfrischendes Spiel mit Inhalten und dem<br />

Ort.<br />

Armin Scharf<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 29


Osaka Maritime Museum (Japan)<br />

A reasonably strong swimmer can cover 60<br />

metres without much effort. Yet this distance<br />

from land is sufficient to make the glass dome<br />

of the Maritime Museum in Osaka look as if<br />

were actually floating in the bustling bay of<br />

this Japanese port city. In point of fact the<br />

transparent structure rests on a firm base of<br />

concrete under the surface of the water. And it<br />

is underwater, too, that the glowing cupola<br />

can be reached quickly and dry-shod, by way<br />

of a tunnel. This links the entrance building,<br />

which accommodates the museum shop,<br />

restaurant, administrative offices and stores,<br />

with the actual exhibition building. At first you<br />

tend to wonder which of the two is the satellite<br />

– but only up to the point when you have<br />

passed through the tunnel, which is illuminated<br />

by blue light and offers a marvellous view<br />

through the skylights of the watery world<br />

above. Escalators then take you up from this<br />

dim underworld to the truly dazzling brightness<br />

of the exhibition – to the vast volume of<br />

space, 70 metres in diameter, circumscribed by<br />

the dome. There are no columns, no supporting<br />

elements to be seen – just a wide open space<br />

right up to the roof, where a multi-faceted<br />

glass membrane provides an almost imperceptible<br />

separation from the outside world. The<br />

actual supporting structure is very discreet and<br />

30 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

reduced to a minimum – very Japanese, in fact,<br />

in respect to its formal simplicity. The ingenuity<br />

lies in the detail of the structure, which is intended<br />

to withstand high wind pressures. Its<br />

extreme precision of design and engineering is<br />

reflected in its appearance and is in stark contrast<br />

to the principal exhibit: a model of a traditional<br />

Japanese wooden sailing ship from<br />

the 17th century. 30 metres in length, the<br />

“Naniwamaru” is representative of the old trading<br />

ships that once laid the foundations for the<br />

economic growth of Osaka.<br />

The “Naniwamaru” dominates the entire<br />

spatial concept. Illuminated with scarcely any<br />

shadows, the ship is ringed by four levels of<br />

exhibition space. Here, the maritime history of<br />

Osaka is depicted, in some cases interactively,<br />

as in the “Theater of the Sea”, a 3-D cinema<br />

with sense and smell simulation – additional<br />

stimuli highly appropriate to the theme of<br />

ships and the sea. “Yacht-Simulator”, offering<br />

the experience of a wind-propelled ocean<br />

voyage, is another technical highlight of the<br />

exhibition.<br />

The various levels are linked by lifts and a<br />

wide, curving stairway. Three large cylindrical<br />

structures pierce the levels vertically and link<br />

them visually. These contain cinemas, separate<br />

exhibition areas, offices and sanitary facilities.<br />

Architect: Paul Andreu/Aeroports de Paris<br />

Lighting design: Lighting Planners Associates,<br />

Tokyo<br />

Structural Engineering and Facility Design:<br />

Ove Arup Japan, Tohata Architects &<br />

Engineers Inc.<br />

www.jikukan.or.jp<br />

The cylinders, like the rest of the interior, are<br />

clad in brilliant white and it is only the ship and<br />

other exhibits that stand out in this smooth,<br />

almost unreal ambience, which enhances their<br />

effect. Paul Andreu, known among other work<br />

for his “Charles de Gaulle” airport near Paris,<br />

won the competition for the museum in 1997<br />

and was able to realise his idea of open, transparent<br />

space in the architecture – not without<br />

borrowing from the great master of the geodesic<br />

dome, Buckminster Fuller. What Andreu<br />

designed was a hemisphere; this was fully<br />

assembled in Kobe and then towed by pontoon<br />

to Osaka, where the foundations had meanwhile<br />

been under construction. A huge crane<br />

was used to lift the dome and set it down like a<br />

bell over the previously installed sailing ship.<br />

Looking like a glittering, freshly washed<br />

UFO, the museum is part of the reconstruction<br />

programme being undertaken by the Osaka-<br />

Kobe region for the renewal and modernisation<br />

of its coast. City centres, hitherto cut off<br />

from the coast by docks, warehouses and<br />

quays, are to be relinked to the sea. Demolition<br />

rubble is generally being used to create new<br />

land for building projects. But by far the most<br />

effective symbiotic linking of Osaka with the<br />

sea is the spectacular location of the new<br />

Maritime Museum. Its architecture, on the<br />

other hand, distances itself from the maritime<br />

world, making no use of shipping imagery – an<br />

exciting, ambivalent and refreshing interplay<br />

between content and ambience.<br />

Armin Scharf<br />

Stella Strahler, die von<br />

allen Seiten auf das<br />

historische Segelschiff<br />

gerichtet sind, gewährleisten<br />

eine fast schattenlose<br />

Ausleuchtung<br />

des zentralen Exponats.<br />

Mit dem gerichteten<br />

Licht der Strahler und<br />

dem diffusen Schimmer<br />

der traditionellen japanischen<br />

Lampions<br />

begegnen sich zwei<br />

Lichtkulturen.<br />

Stella spotlights, directed<br />

at the historic sailing<br />

ship from all sides,<br />

ensure near shadowless<br />

illumination of the central<br />

exhibit. Two lighting<br />

cultures mingle<br />

here in the targeted<br />

light of the luminaires<br />

and the diffuse shimmer<br />

of traditional Japanese<br />

lanterns.<br />

Leuchtenkränze am<br />

oberen und unteren<br />

Rand lassen die zylindrischen,<br />

weiß verkleideten<br />

Baukörper weniger<br />

massig erscheinen.<br />

Rings of luminaires<br />

around the top and<br />

bottom reduce the<br />

massive effect of the<br />

white-clad cylindrical<br />

structures.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 31


Mediathek, Sendai<br />

In der nordjapanischen Provinzhauptstadt<br />

Sendai ist man dem Traum der Architekten ein<br />

gutes Stück näher gekommen: der Auflösung<br />

jener Gesetzmäßigkeit, die da Statik heißt.<br />

Zumindest optisch. Denn die sieben, weitspannenden<br />

und dünnen Geschoss-Scheiben<br />

der Mediathek ruhen nicht auf irgendwelchen<br />

Stützen, sondern werden von eigenartigen,<br />

schräg verlaufenden Rohrverbänden vertikal<br />

durchstoßen und wie beiläufig auf Distanz<br />

gehalten. 13 solcher zu paraboloiden Fachwerken<br />

zusammengefügten, filigranen Rohrkonstruktionen<br />

bilden die tragende Struktur des<br />

fast transparenten Bauwerks, beliebig über den<br />

Grundriss verteilt, keinem Raster folgend und<br />

unterschiedliche Durchmesser zeigend. Sie tragen,<br />

verbinden und erschließen gleichzeitig die<br />

einzelnen Etagen. Ihr räumliches Fachwerk<br />

umfasst Lifte, Treppenaufgänge sowie Versorgungsleitungen;<br />

zwei zentral platzierte Röhren<br />

dienen zur Belichtung der Etagen. Horizontale<br />

Ringe machen aus den instabil anmutenden<br />

Gebilden biegesteife Elemente, die sogar den<br />

hohen japanischen Erdbebennormen entsprechen.<br />

Dennoch scheint es, als ob die Geschosse<br />

wie Sandwich-Schichten beliebig laminar verschiebbar<br />

wären; bewusst wendet sichToyo Ito<br />

damit gegen die traditionelle Symbolik der<br />

Säule als fest gefügtes Bauelement. Ito verwirrt,<br />

verunsichert, aber berückt gleichzeitig<br />

durch die scheinbare Befreiung der statischen<br />

Gesetze. So entmaterialisiert die gläserne Fassade,<br />

so schwerelos schwebt der kubische Bau<br />

zwischen den konventionellen Nachbargebäuden.<br />

Besonders in der Dunkelkeit, wenn aus der<br />

Mediathek ein großer Leuchtkörper wird, zeigt<br />

sich dieser faszinierende Effekt.<br />

Das Innere mit fließenden Räumen beherbergt<br />

neben der Bibliothek und der eigentlichen<br />

Mediathek im obersten Geschoss auch<br />

Mediatheque, Sendai<br />

eine Galerie, untergebracht auf zwei Etagen.<br />

Ito differenziert dabei die einzelnen Geschosse<br />

durch Höhe und Bodengestaltung. So weisen<br />

das Erdgeschoss mit seiner „Plaza“ und die<br />

Bibliothek eine große Höhe auf, während die<br />

Galerie deutlich niedriger ist.<br />

Getreu der Vision Itos, dass in Zukunft<br />

Museen, Büchereien, Theater und Galerien zu<br />

komplexen Einheiten zusammenwachsen,<br />

ohne hierarchische oder bauliche Trennung.<br />

Mit der Mediathek in Sendai hat Ito den Prototypen<br />

dieser neuen Bauaufgabe geschaffen<br />

und vereint den innovativen Nutzungsansatz<br />

mit einer visionären Architektur.<br />

Armin Scharf<br />

In der Galerie der<br />

Mediathek wird Lichttechnik<br />

von ERCO eingesetzt.<br />

Ihre zwei Geschosse<br />

unterscheiden<br />

sich durch ihre Höhe<br />

und den Farbton des<br />

Holzfußbodens. Stromschienen<br />

mit Eclipse<br />

Strahlern sorgen in beiden<br />

Fällen für die flexible<br />

Akzentuierung der<br />

Exponate.<br />

The gallery of the<br />

Mediatheque makes use<br />

of ERCO lighting technology.<br />

Its two storeys<br />

are distinguished by<br />

their height and the<br />

colour of the wooden<br />

floor. On both levels,<br />

energized tracks with<br />

Eclipse spotlights ensure<br />

flexible accentuation of<br />

the exhibits.<br />

„Beleuchtung“ bedeuten<br />

diese beiden japanischen<br />

Lettern. Der Blick<br />

von oben durch die<br />

Etagen eröffnet ein<br />

vertikales Raumerlebnis,<br />

während der New<br />

Yorker Designer Karim<br />

Rashid mit seiner roten<br />

und gelben Bank zum<br />

Verweilen einlädt.<br />

“Lighting” is the meaning<br />

of these two Japanese<br />

characters. The<br />

view through the storeys<br />

from above offers a<br />

vertical experience of<br />

space, while the red and<br />

yellow benches by New<br />

York designer Karim<br />

Rashid invite one to<br />

enjoy a rest.<br />

In the northern Japanese provincial capital of<br />

Sendai, fulfilment of the architect's dream of<br />

overcoming the laws of statics has come a little<br />

closer – optically, at least. For here, the seven<br />

slender though wide-span storey-dividers,<br />

rather than resting on any kind of conventional<br />

supports, are vertically linked by strange,<br />

slanting tubular elements, which separate them<br />

in an almost casual manner. 13 such pierced<br />

tubular constructs, connected in paraboloidal<br />

frameworks, form the supporting structure of<br />

this almost transparent building – arbitrarily<br />

distributed across the ground-plan, not following<br />

any pattern and of different diameters.<br />

They support, connect and provide access to<br />

the individual storeys. Their spatial framework<br />

encompasses lifts, stairways and supply lines;<br />

two centrally located tubes are used for the<br />

lighting of the various levels. Horizontal rings<br />

serve to make these insubstantial-looking constructs<br />

into rigid elements, conforming to even<br />

the high earthquake safety norms of Japan.<br />

Even so, it looks as if, like sandwich layers, the<br />

storeys could be subject to optional laminary<br />

sliding. The architect, Toyo Ito, has deliberately<br />

rejected the traditional symbolism of the pillar<br />

as an established building element. Ito confuses,<br />

disconcerts but also captivates us by his<br />

apparent liberation from the laws of statics. The<br />

glass façade seems immaterial and the cubic<br />

building seems to float weightlessly between<br />

its conventional neighbours – a fascinating<br />

effect, which is particularly evident at night –<br />

when the Mediatheque looks like a huge lamp.<br />

Architektur/Architecture: Toyo Ito & Associates,<br />

Architects, Tokyo<br />

Lichtplanung/Lighting Design: Lighting Planners<br />

Associates, Tokyo<br />

Tragwerksplanung/Structural Engineering:<br />

Sasaki Structural Consultants, Tokyo<br />

http://www.smt.city.sendai.jp<br />

Apart from the library and actual Mediatheque<br />

on the uppermost level, the flowing spaces of<br />

the interior also accommodate a gallery on<br />

two floors. Ito distinguishes between the individual<br />

storeys by giving them different heights<br />

and floor designs. The “plaza” on the ground<br />

floor and the library have high ceilings, while<br />

those of the gallery are considerably lower.<br />

The project is true to Ito's vision that in<br />

future museums, libraries, theatres and galleries<br />

will merge together in complex units without<br />

any hierarchical or structural division. In<br />

his Sendai Mediatheque, Ito has created the<br />

prototype of this new architectural assignment,<br />

combining an innovative approach to<br />

function with visionary architecture.<br />

Armin Scharf<br />

32 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 33


Museum Georg Schäfer:<br />

Ein Sammlermuseum in Schweinfurt<br />

Ein Eingang wie eine Felsschlucht:<br />

Richtstrahler<br />

für Hochdrucklampen,<br />

bündig in die Decke eingebaut,<br />

lassen die Rauheit<br />

des Betons lebendig<br />

und natürlich wirken.<br />

An entrance like a rock<br />

ravine. Directional<br />

intensity discharge<br />

lamps, mounted flush<br />

to the ceiling, make the<br />

rough concrete look<br />

lively and natural.<br />

Architektur: Volker Staab, Berlin<br />

Lichtplanung: Licht Kunst Licht,<br />

Bonn/Berlin<br />

http://www.museumgeorgschaefer.de<br />

34 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 35


Georg Schäfer Museum<br />

A Collector's Museum in Schweinfurt<br />

36 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

In der grafischen Sammlung<br />

erlaubten die<br />

Konservatoren maximal<br />

50 lx auf den Bildern.<br />

Dazu sind Strahler mit<br />

Niedervolt-Halogenlampen<br />

unsichtbar und<br />

blendfrei im „Slot“,<br />

einem umlaufenden<br />

Deckenkanal, montiert.<br />

In the graphics collection,<br />

a maximum of 50 lx<br />

for the pictures was<br />

permitted by the conservators.<br />

Glare-free<br />

and invisible, spotlights<br />

for low-voltage tungsten<br />

halogen lamps are<br />

installed in an all-round<br />

ceiling slot.<br />

Den Makel eines Ortes in eine Tugend umzuwandeln<br />

ist eine Kunst, die nur wenige Architekten<br />

beherrschen. Der Berliner Volker Staab<br />

zeigt in Schweinfurt, dass sich selbst schwierigste<br />

Situationen positiv integrieren lassen.<br />

Dort, am Südrand der engen Altstadt, befindet<br />

sich eine Parkgarage mit drei Ebenen, deren<br />

oberste Etage über dem Straßenniveau liegt.<br />

Aus der ursprünglich angedachten Überbauung<br />

wurde nie Realität, weshalb sich die<br />

Schweinfurter dort lange Jahre mit dem ruinösen<br />

Charme eines unfertigen Baus konfrontiert<br />

sahen.<br />

Bei der Suche nach einem Standort für das<br />

Museum Schäfer, in dem endlich die umfangreiche<br />

Privatsammlung des Kugellager-Fabrikanten<br />

Georg Schäfer (1896–1975) angemessenen<br />

Platz finden sollte, stieß die Stadtverwaltung<br />

wieder auf den vergessenen Ort – und<br />

erkannte die Chance, diesen unter Erhalt des<br />

Parkhauses endlich in ein ansehnliches Stück<br />

Stadt zu transformieren. Volker Staab, der bei<br />

Axel Schultes am Bonner Kunstmuseum arbei-<br />

Architecture: Volker Staab, Berlin<br />

Lighting Design: Licht Kunst Licht,<br />

Bonn/Berlin<br />

www.museumgeorgschaefer.de<br />

tete, gewann mit seinem Entwurf, der die<br />

Garage als Sockel in das Museumskonzept<br />

integriert, 1997 den Wettbewerb. Ein scharfkantiger<br />

Kubus stülpt sich über die Parkierungsanlage,<br />

macht sie sich zu Eigen, indem<br />

aus dem Höhenversatz neue Qualitäten für den<br />

lang gestreckten Bau abgeleitet werden. Beispielsweise<br />

die eckseitig platzierten, großzügigen<br />

Freitreppen an den beiden Stirnseiten: sich<br />

nach oben verjüngend, führen sie tief in den<br />

Bau hinein. Hier öffnet sich der Kubus einladend,<br />

während ihm sonst eher der Charakter<br />

eines massiven Tresors innewohnt, mit präzise<br />

eingeschnittenen Fensterflächen und einer<br />

planebenen Travertin-Verkleidung. Staab<br />

macht die Treppen und Rampen zum Teil einer<br />

Inszenierung, die die Kunst über das geschäftige<br />

Treiben des Alltages erhebt – topografisch<br />

wie auch ideell. Betritt man die über die gesamte<br />

Stirnseite des Baus verlaufende Eingangshalle,<br />

dann zeigt sich sogleich, dass der<br />

äußerlich monolithische Baukörper im Inneren<br />

mit fast dramatischen Raumbeziehungen aufwartet.<br />

Dazu gehört neben dem lichten Foyer<br />

vor allem die Erschließungsachse, die, einem<br />

Graben gleich, das Gebäude über alle Etagen in<br />

Längsrichtung durchzieht. Erhellt durch ein<br />

Oberlichtband, führt hier ein vierläufiger Treppenaufgang<br />

hinauf zu den über Brücken und<br />

Stege angeschlossenen Ausstellungsräumen.<br />

So sehr die Architektur sich hier inszeniert,<br />

so sehr nimmt sie sich in den Sälen zurück und<br />

stellt die Malereien und Grafiken aus dem 19.<br />

Jahrhundert in den Vordergrund. Arbeiten von<br />

Künstlern wie Lovis Corinth, Caspar David<br />

Friedrich, Max Liebermann oder Carl Spitzweg<br />

kommen so in den Kabinetten mit ihren großzügigen<br />

Durchgängen und farbigen Wänden<br />

ideal zur Geltung. Bereiche zwischen den Sälen<br />

eröffnen immer wieder großzügige Ausblicke<br />

auf den umgebenden Stadtraum.<br />

Während die Räume der ständigen Sammlung<br />

in der obersten Ebene primär über eine<br />

raffinierte Kassettendecke Tageslicht erhalten,<br />

ist in den anderen Sälen ein Konzept aus diffuser<br />

und gerichteter künstlicher Beleuchtung<br />

umgesetzt. Alle dafür notwendigen Lichtquellen<br />

sind in die Decke integriert und nicht sichtbar:<br />

Die linearen Wandfluter bilden einen<br />

umlaufenden Leuchtstreifen; die Strahler<br />

befinden sich allesamt in einem ebenfalls<br />

umlaufenden schwarzen Deckenkanal und<br />

arbeiten somit absolut blendfrei.<br />

Das Lichtkonzept folgt übrigens exakt den<br />

architektonischen Intentionen: In den Verkehrszonen<br />

unterstützt es den inszenatorischen<br />

Charakter, in den Ausstellungsbereichen<br />

tritt es dagegen als funktional-dienendes<br />

Instrument hinter den Exponaten zurück.<br />

Armin Scharf<br />

Lichter Ort: Beim<br />

Museumscafé öffnet<br />

sich die Fassade, darüber<br />

spannt sich ein<br />

Lichthof auf.<br />

The museum café – a<br />

bright spot, thanks to<br />

the opening up of the<br />

facade and the natural<br />

light from above.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 37


Turning the defect of a site into a virtue is a<br />

skill mastered by only a few architects. In<br />

Schweinfurt, the Berlin architect Volker Staab<br />

has shown that even the most difficult locations<br />

can be integrated in a positive way. On<br />

the southern edge of the old city centre is a<br />

three-storey car park, the top floor of which<br />

is at street level. The original plan for building<br />

on top of this was never carried out, so for<br />

years the people of Schweinfurt had to put<br />

up with the charming sight of an unfinished<br />

building.<br />

When the municipal authorities were looking<br />

for a suitable site for the Schäfer Museum -<br />

where the extensive private collection of the<br />

ball-bearings manufacturer Georg Schäfer<br />

(1896–1975) was at last t o be accorded the<br />

ambience it deserves – they rediscovered the<br />

forgotten garage site. And recognised a good<br />

opportunity of turning it into an attractive<br />

urban location at last, while still preserving the<br />

car park. Volker Staab, who worked with Axel<br />

Schultes on the Bonn Art Museum, won the<br />

1997 competition with his design, which integrated<br />

the garage into the museum concept as<br />

its base. The sharp edged cubic structure on<br />

top of the car park makes sense of this long<br />

building, bringing out new qualities with its<br />

height. Take, for example, the generous en-<br />

38 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01<br />

trance stairways on the corner on the corner of<br />

the front facades; narrowing as they rise, they<br />

lead deep into the building. Here the cube<br />

opens up invitingly, whereas elsewhere it has<br />

more the character of a massive strongbox,<br />

with its precise window insets and smooth travertine<br />

cladding. With the stairways and ramps<br />

Staab has created a dramatic setting, elevating<br />

art above the hustle and bustle of everyday life<br />

– both topographically and ideally. Once you<br />

enter the foyer, which stretches along the<br />

whole front of the facade, you see that the<br />

monolithic exterior of the building conceals<br />

quite dramatic spatial relationships in the interior.<br />

Apart from the bright entrance foyer,<br />

this is particularly true of the circulation axis,<br />

which runs through the building like a deep<br />

trench, reaching right up to the roof. Here, illuminated<br />

by a strip of skylights, four flights of<br />

stairs lead up to the exhibition rooms which<br />

are linked by bridges and landings.<br />

Whereas the architecture in this area is dramatic,<br />

in the exhibition rooms it becomes restrained,<br />

ceding the foreground to the 19th<br />

paintings and graphics. Works by artists like<br />

Lovis Corinth, Caspar David Friedrich, Max<br />

Liebermann and Carl Spitzweg are ideally presented<br />

in these rooms, with their generous<br />

openings and colourful walls. Areas between<br />

Strenge und ein reduziertes<br />

Materialkonzept<br />

prägen die Verkehrszonen.<br />

Downlights mit<br />

kompakten Leuchtstofflampen<br />

spenden<br />

sachliches Licht.<br />

The access zones are<br />

characterised by austerity<br />

and minimalism<br />

in the use of materials.<br />

Downlights for compact<br />

fluorescent lamps<br />

provide functional<br />

light.<br />

the exhibition rooms afford a variety of generous<br />

views of the surrounding urban environment.<br />

Whereas the rooms for the permanent collection<br />

in the uppermost level are mainly illuminated<br />

by natural light through an ingenious<br />

coffered ceiling, a concept making use of artificial<br />

light, both diffuse and directional, is followed<br />

in the other exhibition rooms. All the<br />

light sources are invisibly integrated in the<br />

ceiling; the linear wallwashers form a strip of<br />

lights running around the room, while the<br />

spotlights are all installed in a similarly allround<br />

black ceiling slot and are absolutely<br />

glare-free.<br />

The lighting concept follows the architectural<br />

intention exactly. Whereas in the access<br />

zones it is used to accentuate the dramatic<br />

effect, in the exhibition areas it serves as a<br />

functional instrument, giving pride of place to<br />

the exhibits.<br />

Armin Scharf<br />

Die Erschließungsachse<br />

teilt das Gebäude längs<br />

und bietet dramatische<br />

Blickbeziehungen zwischen<br />

Balkonen, Brücken<br />

und Treppenläufen.<br />

Ein Oberlichtspalt fängt<br />

Tageslicht ein; zusätzliche,<br />

in Nischen montierte<br />

TM-Wallwasher<br />

mit HIT-Lampen hellen<br />

die Vorderschalen der<br />

Treppenwangen auf.<br />

The circulation axis<br />

divides the building<br />

lengthwise and creates<br />

dramatic visual relationships<br />

between landings,<br />

bridges and stairways.<br />

A strip of skylights<br />

admits natural light;<br />

TM wallwashers for HIT<br />

lamps, installed in<br />

niches, illuminate the<br />

outer surfaces of the<br />

staircases.<br />

ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 39


Museen für Indische und Ostasiatische Kunst<br />

Berlin-Dahlem<br />

Der Treppenaufgang<br />

zum Sammlungsbereich<br />

Nepal-Tibet (oben): In<br />

der schnörkellosen<br />

Architektur des Umbaus<br />

werden Material und<br />

Licht zu bestimmenden<br />

Gestaltungsmitteln.<br />

Klar differenzieren sich<br />

damit die ostasiatische<br />

(links) und die indische<br />

(rechts) Sammlung.<br />

The stairway up to the<br />

Nepal and Tibet section<br />

(above). In the uncluttered<br />

architecture of<br />

the remodelled museum,<br />

materials and<br />

lighting become determining<br />

elements. The<br />

East Asian collection<br />

(left) and the Indian<br />

section (right) are<br />

clearly differentiated.<br />

Der Kreislauf von Tod und Wiedergeburt und<br />

das Streben nach innerer Reinheit und Harmonie<br />

bestimmen bis heute das Leben im indischen<br />

und ostasiatischen Kulturraum. Von<br />

Religionen wie dem Buddismus, dem Shintoismus<br />

und dem Hinduismus geprägt, sind die<br />

Traditionen und Riten Chinas, Japans und Indiens<br />

für die Bewohner der westlichen Welt aller<br />

Globalisierung zum Trotz geheimnisvoll und<br />

unnahbar geblieben. Im Herzen Europas, in<br />

Berlin, gewährt eine der schönsten Ausstellungen<br />

fernöstlicher Künste Einblick in diese<br />

fremde Kultur: Die Museen für Indische und<br />

Ostasiatische Kunst in Dahlem haben neuen<br />

Raum geschaffen, um Bilder, Grafik und Kunstgewerbe<br />

in adäquatem Umfeld auszustellen.<br />

Beim Entwurf für den Totalumbau des bestehenden<br />

Gebäudes ließ sich der Architekt Helge<br />

Sypereck vom Thema der Sammlungen inspirieren.<br />

In Analogie zum asiatischen Holzständerhaus<br />

legte er das Betonskelett des Baus aus den<br />

sechziger Jahren frei und nutzte die Stützen<br />

als architektonische Elemente. Weiträumige<br />

Durchgänge und offene Ecken lassen den<br />

Besucher seine Position im Gesamtgefüge stets<br />

erkennen.<br />

Goldglänzende Götterstatuen, feinstes Porzellan,<br />

geheimnisvolle Schriftzeichen, exotische<br />

Farben und filigrane Formen – die faszinierende<br />

Vielseitigkeit der ausgestellten<br />

Gegenstände stellt hohe Ansprüche an die<br />

Beleuchtung. Das weiche, helle Licht, das in der<br />

ostasiatischen Ausstellung vorherrscht, erinnert<br />

an Tageslicht, gefiltert von japanischen<br />

Papierwänden. Im indischen Teil dagegen setzt<br />

das Beleuchtungskonzept auf die dramatische<br />

Wirkung von Licht und Schatten. Die Exponate<br />

werden duch Akzentbeleuchtung hervorgehoben,<br />

während der Rest des Raumes in<br />

gedämpftem Halbdunkel verbleibt: Materialien<br />

wie der hellgraue, indische Quarzit der Bodenplatten,<br />

graue und weiße Wände evozieren die<br />

Atmosphäre einer monumentalen Tempelanlage.<br />

Insgesamt verschmelzen Materialauswahl,<br />

Beleuchtung und die ausgestellten Gegenstände<br />

zu einem in sich stimmigen Gefüge,<br />

das jedem Kunstwerk Raum gibt, seine eigentümliche<br />

Aura zu entfalten.<br />

Tanja Nipkow<br />

Museums of Indian and East Asian Art<br />

Berlin-Dahlem<br />

The cycle of death and rebirth and the effort to<br />

achieve inner purity and harmony continue to<br />

govern life in the cultural spheres of India and<br />

East Asia. Influenced by religions such as<br />

Buddhism, Shintoism and Hinduism, the traditions<br />

and rites of China, Japan and India still<br />

remain inaccessible to many westerners, despite<br />

all talk of globalisation. In the heart of<br />

Europe – in Berlin – one of the finest collections<br />

of far eastern art provides insights into<br />

these unfamiliar cultures; the Museums of<br />

Indian and East Asian Art have created new<br />

space for displaying pictures, graphic art and<br />

craft items in appropriate surroundings. In his<br />

design for the complete remodelling of the existing<br />

building, architect Helge Sypereck derived<br />

inspiration from the context of the collection.<br />

Taking the analogy of Asian stilt-houses,<br />

he exposed the concrete skeleton of the 1960s<br />

building and exploited the supporting columns<br />

as an architectural element. Spacious passageways<br />

and open corners aid visitors to recognize<br />

just where they are in the museum.<br />

Architekt/Architect: Helge Sypereck, Berlin<br />

Lichtplanung/Lighting Design: Edgar Schlaefle,<br />

Berlin<br />

http://www.smb.spk-berlin.de/oak/s.html<br />

http://www.smb.spk-berlin.de/mik/s.html<br />

Hellgrauer, indischer<br />

Quarzit, graue und<br />

weiße Wände evozieren<br />

die Atmosphäre einer<br />

monumentalen Tempelanlage.<br />

Deckenkanäle<br />

nehmen Gimbal Richtstrahler<br />

und Pollux<br />

Einbaustrahler, bestückt<br />

mit Niedervolt-Halogenlampen,<br />

auf.<br />

Light-grey Indian quartzite<br />

and grey and white<br />

walls evoke the atmosphere<br />

of a monumental<br />

temple complex. Ceiling<br />

ducts accommodate<br />

Gimbal directional luminaires<br />

and recessed<br />

Pollux spotlights for<br />

low-voltage tungsten<br />

halogen lamps.<br />

Glowing golden statues of divinities, finest<br />

porcelain, mysterious written characters, exotic<br />

colours and filigree forms – the fascinating<br />

variety of the exhibits makes great demands<br />

on the lighting system. The soft, bright light<br />

prevailing in the East Asian exhibition is reminiscent<br />

of daylight filtered through Japanese<br />

paper walls. In the Indian section, by contrast,<br />

the lighting concept is based on the dramatic<br />

effects of light and shade. The exhibits are<br />

emphasized by accent lighting, while the rest<br />

of the room is left in semi-darkness. Materials<br />

like the light-grey Indian quartzite of the flooring,<br />

together with the grey and white walls,<br />

evoke the atmosphere of a monumental temple<br />

complex. All in all, the choice of materials,<br />

the lighting and the objects exhibited fuse into<br />

an atmospheric whole in which each work of<br />

art is given sufficient space to radiate its own<br />

aura.<br />

Tanja Nipkow<br />

40 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 41


Herz-Jesu-Kirche, München<br />

Zu besonderen Anlässen<br />

öffnet sich die<br />

ganze Front wie ein Tor<br />

und gibt den Blick frei<br />

auf die Lamellenwand<br />

aus Ahornholz – von<br />

Einbau-Wandflutern<br />

gleichmäßig beleuchtet.<br />

On special occasions,<br />

the entire façade opens<br />

up like a door, affording<br />

a view of the ribbed<br />

wall of maplewood –<br />

uniformly lit by recessed<br />

wallwashers.<br />

Church of the Sacred Heart, Munich<br />

Die Architektur unserer von Technik und Ratio<br />

geprägten Ära hat zu sakralen Bauwerken ein<br />

ambivalentes Verhältnis: Was den Baumeistern<br />

der Kathedralen selbstverständlich war,<br />

nämlich Spiritualität in Form und Material zu<br />

fassen, erscheint heute schwerer denn je. Für<br />

die Herz-Jesu-Kirche in München-Neuhausen<br />

fanden die Architekten Allmann, Sattler und<br />

Wappner auf dieses Entwurfsdilemma originelle<br />

und schlüssige, dabei zeitgemäße Antworten.<br />

Die Ausführung ist von einer selten<br />

gewordenen handwerklichen Gediegenheit,<br />

die auf stille Weise Geltung über die Zeiten<br />

beansprucht. Licht ist die klassische architektonische<br />

Metapher von Spiritualität; seine<br />

Modulation dient dem Bau als Leitmotiv. Die<br />

gläserne Haut mit fein gestuften Übergängen<br />

von klarer Transparenz zu milchiger Opazität<br />

am Chorende beeinflusst dabei sowohl die<br />

äußere Materialität des Baukörpers als auch<br />

den Charakter des Lichts im Inneren – von<br />

gerichtet zu diffus. Der in die gläserne Schachtel<br />

gestellte Kasten aus vertikalen Holzlamellen<br />

dagegen steuert die Helligkeit, die ebenso<br />

zum Altar hin zunimmt. Zu diesem feinfühligen<br />

Umgang mit Tageslicht tritt eine künstliche<br />

Beleuchtung, die mit George Sexton von<br />

einem der erfahrensten amerikanischen Lichtplaner<br />

konzipiert wurde. Die stimmungsvolle<br />

Lichtatmosphäre, die Sexton mit einer Kombination<br />

von deckenintegrierten Wandflutern<br />

und Richtstrahlern erreichte, wurde im Rahmen<br />

des IALD-Lighting Design Award 2001 mit<br />

einen „Award of Merit“ ausgezeichnet.<br />

The architecture of our technically and rationally<br />

oriented era has an ambivalent relationship<br />

to ecclesiastical buildings; whereas it was<br />

quite natural to the builders of the great<br />

cathedrals to express spirituality through form<br />

and materials, it now seems to be more difficult<br />

than ever before. Faced with this dilemma,<br />

Allmann, Sattler and Wappner – the architects<br />

of the Church of the Sacred Heart in Munich-<br />

Neuhausen – have come up with some original,<br />

logical and contemporary solutions. The<br />

execution is characterized by a sound quality<br />

of workmanship that is rarely to be found<br />

these days, unobtrusively aspiring to a timeless<br />

validity. Light is the classic architectural metaphor<br />

for spirituality and the way it is modulated<br />

here serves the church as a leitmotif. The<br />

glass skin, with its fine gradations from clear<br />

transparency to milky opacity at the choir end,<br />

influences not only the exterior materiality of<br />

the building but also the character of the internal<br />

light, ranging from directional to diffuse.<br />

The framework of wooden ribs within the glass<br />

box is designed to control the brightness within,<br />

increasing its intensity towards the altar.<br />

This sensitive handling of daylight is supplemented<br />

by the artificial lighting, which was<br />

conceived by George Sexton, one of the most<br />

experienced of American lighting designers.<br />

The intense lighting atmosphere achieved by<br />

Sexton with a combination of ceiling-recessed<br />

wallwashers and directional luminaires was<br />

given an “Award of Merit” in this year's IALD<br />

Lighting Design competition.<br />

Lichtakzente aus<br />

deckenintegrierten<br />

Richtstrahlern erzeugen<br />

beinahe magische Wirkungen.<br />

Als Leuchtmittel<br />

bewähren sich<br />

PAR56-Reflektorlampen.<br />

Light accents from<br />

ceiling-integrated<br />

directional luminaires<br />

create almost magical<br />

effects. PAR56 reflector<br />

lamps are effective<br />

lighting instruments.<br />

Architekten/Architects: Allman Sattler Wappner,<br />

München/Munich<br />

Lichtplanung/Lighting Design: George Sexton<br />

Assoc., Washington DC<br />

Haustechnik/Consulting Engineers: HL-Technik,<br />

München/Munich<br />

http://www.herzjesu-muenchen.de/<br />

Tageslicht- (oben) und<br />

Kunstlichtsituation im<br />

Vergleich: Die Rückwand<br />

am Altar besteht<br />

aus messingfarbenem<br />

Metallgewebe und reagiert<br />

besonders sensibel<br />

auf die wechselnde<br />

Beleuchtung. Richtstrahler<br />

rufen die Streiflichteffekte<br />

hervor<br />

(unten).<br />

Daylight (above) and<br />

artificial light situations<br />

in comparison. The wall<br />

behind the altar consists<br />

of brass-coloured<br />

metal fabric and reacts<br />

very sensitively to<br />

changes in the lighting.<br />

Directional luminaires<br />

are responsible for the<br />

grazing light effects<br />

(below).<br />

42 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 ERCO <strong>Lichtbericht</strong> 66 09/01 43


Schlusslichter Museum für Musikinstru- Musical Instruments Musemente,<br />

Brüssel<br />

um, Brussels<br />

Spaß an der Musik vermittelt<br />

das Kursprogramm<br />

des Museums<br />

für Kinder. Dazu passt<br />

das lebendige Licht<br />

aus einer Vielzahl von<br />

Niedervolt-Strahlern.<br />

The museum's programme<br />

for children aims to<br />

help them have fun with<br />

music. Cheerful lighting<br />

is provided by plenty of<br />

low-voltage spotlights.<br />

Innenarchitektur und Lichtplanung: EO Design,<br />

Brüssel<br />

http://www.mim.fgov.be<br />

Die Eisen-Glas-Konstruktion<br />

des „Old England“:<br />

zu ihrer Zeit eine<br />

Sensation. Auch heute<br />

setzt der Eckbau einen<br />

Akzent im Stadtbild.<br />

The iron and glass<br />

structure of “Old England”<br />

was a sensation<br />

in its day – and this<br />

corner building is still a<br />

highlight of the city.<br />

Je nach Deckenhöhe<br />

werden die Exponate<br />

von Optec oder Eclipse<br />

Strahlern präzise und<br />

brillant ausgeleuchtet.<br />

The exhibits are precisely<br />

and brilliantly lit by<br />

Optec or Eclipse spotlights,<br />

depending on<br />

ceiling height.<br />

Lighting and interior design: EO Design,<br />

Brüssel<br />

http://www.mim.fgov.be<br />

Das Museum für Musikinstrumente blickt zwar<br />

bereits auf eine hundertjährige Existenz zurück,<br />

aber erst 1999 bezog es das ehemalige<br />

Warenhaus „Old England“. Dieses Gebäude aus<br />

Eisen und Glas ist ein Kleinod des Jugendstils.<br />

Sein Entwurf von Paul Saintenoy stammt aus<br />

1898 und grenzt an einen klassizistischen<br />

Stadtpalais am Place Royal in Brüssel. Das Gebäude<br />

bot sich als idealer Ort zur Präsentation<br />

der Instrumente an, doch die Verwandlung in<br />

ein Museum verlangte tief greifende Erneuerungen<br />

und Umbauten. Nach der Renovierung<br />

von „Old England“ fügen sich die Ausstellungsräume<br />

zu einem attraktiven Rundgang, der auf<br />

vier Etagen mit jeweils einem Schwerpunkt<br />

mehr als neunzig einzelne Themen berührt.<br />

Insgesamt werden rund 1500 Instrumente<br />

gezeigt, ergänzt und bereichert von über 700<br />

grafischen Exponaten. Besondere Mühe macht<br />

man sich um die jüngsten Besucher: Kinder<br />

können an speziellen Workshops teilnehmen,<br />

und in „Orpheus Garten“, einem Spiel- und<br />

Erlebnisraum, den Zauber der Musikinstrumente<br />

entdecken. Die Lichtplaner folgten dem<br />

Konzept, die Instrumente aus einer dunkel<br />

gehaltenen Umgebung heraus zu modellieren.<br />

Dies übernehmen Optec Strahler für Kaltlichtspiegellampen,<br />

deren Lichtkegel sich exakt auf<br />

die Exponate ausrichten lässt. Die gleiche Aufgabe<br />

haben in den höheren Räumen Eclipse<br />

Strahler für Niedervolt-Halogenlampen/<br />

100 W, die den dort benötigten höheren Lichtstrom<br />

liefern.<br />

The Musical Instruments Museum has been in<br />

existence for over a hundred years, but it was<br />

only in 1999 that it moved into “Old England” –<br />

a former department store. A jewel of Art Nouveau<br />

architecture, this iron and glass building,<br />

designed by Paul Saintenoy in 1898, stands<br />

adjacent to a neo-classical mansion in the<br />

city's Place Royal. Although “Old England” is an<br />

ideal showcase for the instruments, its conversion<br />

into a museum necessitated fundamental<br />

restoration and restructuring. The completed<br />

exhibition rooms have been organized to provide<br />

an attractive tour; on four levels, each<br />

with its own particular focal point, the exhibition<br />

touches on over ninety individual subjects.<br />

On display are some 1,500 instruments, supplemented<br />

and elaborated by over 700 graphic<br />

exhibits. Special attention has been paid to the<br />

needs of the youngest visitors; children can<br />

take part in activity workshops and discover<br />

the enchantment of musical instruments in a<br />

play space called the “Garden of Orpheus”.<br />

The concept followed by the lighting designers<br />

was to model and accentuate the instruments<br />

while keeping the ambient lighting muted.<br />

Optec spotlights for coolbeam reflector lamps,<br />

whose beam can be precisely targeted on an<br />

exhibit, have been used for this purpose. In<br />

rooms with higher ceilings, this task is fulfilled<br />

by Eclipse spotlights for 100 W low-voltage<br />

tungsten halogen lamps with their higher<br />

luminous flux.<br />

Backlights Rheinisches<br />

Rhineland<br />

Industriemuseum<br />

Industrial Museum<br />

Unter dem Namen „Rheinisches Industriemuseum“<br />

sind eine ganze Reihe von Standorten<br />

im Rheinland zusammengefasst, an denen die<br />

Geschichte der Industrie, die den Landstrich<br />

nachhaltig prägte, dokumentiert und vermittelt<br />

wird. Als jüngster Standort eröffnete im<br />

Sommer 2000 die „Tuchfabrik Müller“ in Euskirchen-Kuchenheim.<br />

Hier wurde ein Traum<br />

der Industriehistoriker wahr: Unwirtschaftlich<br />

geworden, schloss der Fabrikant Müller 1961<br />

seine Spinnerei und Weberei, die technisch auf<br />

dem Stand der Zwanzigerjahre war, und ließ<br />

sie in einen jahrzehntelangen Dornröschenschlaf<br />

versinken. Auf diese Weise blieb ein<br />

Stück der Arbeitswelt unserer Großväter bis ins<br />

kleinste Detail erhalten. Während dieser faszinierende<br />

Fund penibel konserviert und nur mit<br />

minimalen Eingriffen inszeniert wurde, übernimmt<br />

der direkt angrenzende Neubau eine<br />

didaktische Ausstellung zum Thema Textilindustrie<br />

sowie die Infrastruktur für die Besucher:<br />

Kasse und Information, Café, Shop und<br />

Vortragsräume. Die Architektur der schlichten<br />

Halle mit raffinierten Einbauten interpretiert<br />

das Thema Industriemuseum auf zeitgenössische<br />

Weise. Zusammen mit der technisch perfekt<br />

ausgestatteten und gelungen inszenierten<br />

Ausstellung bildet sie somit einen äußerst reizvollen<br />

Kontrast zu der vergangenen Welt, die<br />

sich dem Besucher in der historischen Fabrik<br />

erschließt.<br />

The title “Rhineland Industrial Museum” encompasses<br />

a whole series of locations in the<br />

Rhineland that document and convey the<br />

history of the industries which have had have a<br />

decisive influence on this area. The latest of<br />

these, which opened in summer 2000, is the<br />

Müller Cloth Factory in Euskirchen-Kuchenheim.<br />

For industrial historians this is a dream<br />

come true. Factory owner Müller closed down<br />

his 1920s-standard spinning and weaving<br />

workshops in 1961, when they were no longer<br />

viable. They sank into a Sleeping Beauty slumber<br />

for decades, thus preserving an aspect of<br />

the working world of our grandparents in<br />

every small detail. Whereas this fascinating<br />

find has been painstakingly conserved, with<br />

only minimal changes, the modern building<br />

next door fulfils the function of presenting an<br />

educational exhibition on the textile industry,<br />

as well as providing the infrastructure for visitors<br />

– a ticket office and information stand, a<br />

café, shop and lecture rooms. The architecture<br />

of the simple hall with its well-designed installations<br />

interprets the theme of an industrial<br />

museum in a contemporary style. In combination<br />

with the excellent technical equipment<br />

and successful exhibition presentation, it provides<br />

a highly attractive contrast to the bygone<br />

world of the historic factory next door.<br />

Architektur: Planteam West, Köln<br />

Ausstellungsgestaltung: Gabriele Leuthäuser,<br />

Nürnberg<br />

Lichtplanung: Robin Uber, Lichtplan, Köln<br />

Mit abgependelten<br />

Hitrac Stromschienen,<br />

Hitrac Uplights zur<br />

indirekten Grundbeleuchtung<br />

sowie Strahlern<br />

aus den Serien<br />

Stella und Eclipse besitzt<br />

die Ausstellung<br />

eine flexible und leistungsfähigeBeleuchtungsanlage.<br />

Technische Eleganz<br />

prägt den Museumsneubau.<br />

Niedervolt-Pendel-<br />

Downlights setzen in<br />

der Cafeteria Licht- und<br />

Designakzente.<br />

Suspended Hitrac<br />

structures, Hitrac<br />

uplights for indirect<br />

general lighting and<br />

spotlights from the<br />

Stella and Eclipse series<br />

provide a flexible and<br />

efficient lighting system<br />

for the exhibition.<br />

Technical elegance in<br />

the new museum building.<br />

Low-voltage pendant<br />

downlights create<br />

lighting and design<br />

accents in the cafeteria.<br />

Architecture: Planteam West, Köln<br />

Exhibition design: Gabriele Leuthäuser,<br />

Nürnberg<br />

Lighting Design: Robin Uber, Lichtplan, Köln<br />

Höhepunkt des<br />

Museumsprogramms<br />

sind die Vorführungen<br />

der alten Maschinen:<br />

Woll-Verarbeitung wie<br />

vor 100 Jahren – da<br />

staunen nicht nur<br />

Kinder...<br />

Highlights of the museum<br />

programme are the<br />

demonstrations of old<br />

machines; wool processing<br />

as it was done<br />

a century ago fascinates<br />

children and<br />

adults alike.<br />

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