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thun! - Winter

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Es ist eine Art Tankstelle: Hier kann ich immer wieder die Batterien<br />

aufladen.» Damit meint er: Hier ist er einer von vielen. Keine<br />

Gourmet-Ikone, kein TV-Star, kein kulinarischer Überflieger. Hier<br />

geniesst er alle Freiheiten, hier ist alles echt. Hier ist er der<br />

«Geerdete». Das Berner Oberland ist sein Atelier. «Hier kann ich<br />

Rezepte entwickeln, sie auskosten», erzählts und schwärmt von<br />

seinen Kollegen wie Robert Speth von der Chesery Gstaad – er sei<br />

etwas vom Besten, was es gebe. Oder auch Beat Caduff von der<br />

Wine Loft in Zürich sei grosse Klasse. «Beide sind bodenständig,<br />

sie leben und praktizieren ihren Beruf selber.»<br />

Am liebsten streift René durch seinen «alpinen Garten», jene<br />

grossartige Landschaft zwischen Thunersee, Jungfraujoch und<br />

Grimselpass. Hier stöbert er Leckerbissen auf, besucht Produzenten<br />

und andere Genuss-Profis – um schliesslich mit seinen<br />

Trouvaillen in die Küche des benacus zurückzukehren. Der Berner<br />

Oberländer hat einen exzellenten Riecher für Unverfälschtes,<br />

in seinen Töpfen mischt sich Altbackenes mit «Neumödigem»,<br />

gut Bürgerliches mit Exotischem – alles grundehrlich und marktfrisch.<br />

Eben genau so, wie es der Gast liebt und erwartet.<br />

René Schudel ist in der Schweizer Gastro- und Musikszene omnipräsent,<br />

geschätzt und bestens vernetzt. Er arbeitete unter anderem<br />

bei Hitsch Leu im Eden in Arosa, in Beat Caduffs Wine Loft in<br />

Zürich oder auch als DJ auf Ibiza. Die Schweizer House-Ikone DJ<br />

Antoine nennt das benacus eines seiner Lieblingslokale. Angefangen<br />

hat René Schudel im Victoria-Jungfrau in Interlaken, bei<br />

Erwin Stocker in der Kochlehre. Dann musste er auch unten<br />

durch: «Ich war nur kreativ. Erfolgreich wirtschaften war nicht<br />

mein Ding», erzählt er. Doch dieser «Box a d Schnurre» kam zur<br />

richtigen Zeit – Schudel ging über die Bücher und kam wieder<br />

zurück. «Umfallen darf man immer – wichtig ist es, wieder aufzustehen»,<br />

sagt er heute.<br />

Die zweite grosse Leidenschaft von René Schudel ist neben dem<br />

Kochen die Feuerwehr. Er ist aktives Mitglied der freiwilligen<br />

Feuerwehr Bödeli. Auf Einladung von Feuerwehr-Kommandant<br />

John Vigiano besuchte er 2008 die FDNY-Brigaden in Brooklyn,<br />

New York City. Diese Freundschaft zur Grossstadt-Feuerwehr ist<br />

im dreiteiligen New York Special des Funky Kitchen Clubs dokumentiert.<br />

Ob Feuerwehrauto, Vierzig-Tönner, Hubstapler oder<br />

Pisten-Bully – alles was rattert und brummt, lässt René Schudels<br />

Herz höher schlagen. «Ja, ich mag brachiales Zeug. Richtige<br />

Maschinen und Geräte machen mir Spass.»<br />

Kochen kann er wie ein grosser Punktekoch, aber sein Leben<br />

findet in Einstern-Klasse statt, in einem einfachen Zweizimmerlogis<br />

in Interlaken. «Ach – ich habe alles, was ich brauche.<br />

Sonntags einen Kaffee, dazu ein Gipfeli und Reeto von Gunten auf<br />

DRS 3, das reicht doch völlig aus. Aber ich probiere gerne alles<br />

aus. Und weil ich kein Wohntyp bin, gehe ich oft auswärts essen.»<br />

Isst er dann ausserhalb seines benacus, muss es gar nicht im-<br />

mer Sterneküche sein. René geniesst gerne auch mal ein Faustbrot<br />

oder einen Hamburger.<br />

Und dann steht er wieder auf der Matte, täglich um 07.30 Uhr. «In<br />

der Gastro-Szene ist das die Prime-Time, die wichtigste Zeit des<br />

Tages. Wer die verschläft, kanns vergessen», so René Schudel.<br />

Dann verschwindet er in seine Küche. Und ordnet sich unter.<br />

Denn Küchenchef im benacus ist Daniel Reichenpfader. «Was er<br />

sagt, wird gemacht, er ist der Chef.» Lacht und kehrt dem<br />

Medientreiben den Rücken.<br />

Der heisse <strong>Winter</strong>tipp für kulinarischen Zauber:<br />

Restaurant benacus – Gaumenfreuden in der Altstadt<br />

Stadthausplatz, 3800 Unterseen/Interlaken<br />

Tel. 033 821 20 20, Online-Tischreservation www.benacus.ch<br />

Text: Marco Oswald Bilder: zvg/René Schudel, Marco Oswald<br />

Kürbis: Die Suppe ist ein Geheimtipp.<br />

TV-Koch: Filmaufnahmen für den Funky Kitchen Club.<br />

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