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Andrea Münch Pädagogische Hochschule Karlsruhe<br />

Fach: Pädagogik<br />

Wissenschaftliche Hausarbeit zum Thema:<br />

Chancen und Grenzen der Konzentrationsförderung durch<br />

Bewegungspausen im Unterricht<br />

- eine Untersuchung an 6. Klassen einer Re<strong>als</strong>chule -<br />

Abgabetermin: 31. Januar 2007


Andrea Münch Pädagogische Hochschule Karlsruhe<br />

Wissenschaftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung<br />

<strong>für</strong> das Lehramt an Re<strong>als</strong>chulen<br />

(RPO I vom 24.08. 2003)<br />

Chancen und Grenzen der Konzentrationsförderung<br />

durch Bewegungspausen im Unterricht<br />

- eine Untersuchung an 6. Klassen einer Re<strong>als</strong>chule -<br />

Erstschrift (x)<br />

Zweitschrift ( )<br />

Fach: Pädagogik<br />

Geschrieben im WS 2006/2007 Abgabetermin: 31. Januar 2007


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Einleitung 7<br />

1.1 Problemstellung 7<br />

1.2 Aufbau der <strong>Arbeit</strong> 8<br />

THEORIE<br />

2 Bewegte Schule 11<br />

2.1 Argumente <strong>für</strong> mehr Bewegung in der Schule 11<br />

2.2 Das Konzept einer Bewegten Schule 19<br />

2.3 Einfluss von körperlicher Aktivität auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit 23<br />

2.4 Bisherige Untersuchungen 26<br />

3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 28<br />

3.1 Inhalte und Ziele von Bewegungspausen 28<br />

3.2 Einfluss von Bewegungspausen auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit 33<br />

3.3 Bisherige Untersuchungen 34<br />

4 Motorische Tests 37<br />

4.1 Begriffsbestimmung 37<br />

4.2 Münchner Fitnesstest (nach RUSCH/IRRGANG) 38<br />

5 Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP) 42<br />

METHODEN<br />

6 Untersuchungsdesign 45<br />

AUSWERTUNG / INTERPRETATION<br />

7 Stichprobenbeschreibung 49<br />

7.1 Soziokulturelle Daten 49<br />

7.2 Anthropometrische Daten 49<br />

7.3 Beobachtbare Konzentrationsfähigkeit der Schüler 50<br />

7.4 Gewöhnliche Pausengestaltung der Schüler 51<br />

8 Planung der Bewegungspausen 54<br />

8.1 Zur Implementierung von Bewegungspausen allgemein in der Sekundarstufe 54<br />

8.2 Zur Implementierung von Bewegungspausen speziell in der Versuchsklasse 55


9 Reflexion der Bewegungspausen 57<br />

9.1 Aktivierende Bewegungspause 57<br />

9.2 Gehirngerechte Bewegungspause 57<br />

9.3 Haltungsstärkende Bewegungspause 58<br />

9.4 Allgemeine Reflexion der Bewegungspause 58<br />

9.5 Feedback der Schülerinnen und Schüler 58<br />

10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 60<br />

10.1 Reflexion des Münchner Fitnesstests (nach RUSCH/IRRGANG) 60<br />

10.2 Ergebnisse des Münchner Fitnesstests (nach RUSCH/IRRGANG) 60<br />

10.3 Zusammenhänge zwischen allgemeiner Fitness und schulischer Leistung (Noten) 62<br />

10.4 Zusammenhänge zwischen allgemeiner Fitness und Konzentrationsfähigkeit 63<br />

10.5 Zusammenfassung und Ausblick 64<br />

11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 66<br />

11.1 Reflexion des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (nach BRICKENKAMP) 66<br />

11.2 Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (nach BRICKENKAMP) 67<br />

11.3 Interpretation der Ergebnisse 70<br />

11.4 Zusammenfassung und Ausblick 74<br />

12 Kritischer Rückblick 77<br />

LITERATURVERZEICHNIS 79<br />

ANHANG 83


ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abbildung 1: Verteilung der Aufgaben in der linken und rechten Gehirnhälfte nach<br />

Oppolzer, U. (1997). Das große Brain- Fitness- Buch: Programm <strong>für</strong> mehr<br />

Kreativität und Denkvermögen. München: Humboldt 31<br />

Abbildung 2: Systematisierung motorischer Fähigkeiten nach BÖS, K. (Hrsg.) et al.<br />

(2001a). Handbuch Motorische Tests. (2., vollständig überarbeitete<br />

und erweiterte Aufl.). Göttingen: Hogrefe - Verlag. 37<br />

Abbildung 3: Stufensteigen des MFT nach Rusch et al. (1994) 40<br />

Abbildung 4: Ausschnitt der Rückseite (Originalgröße Din A4) des Testbogens<br />

„Test d2“ nach BRICKENKAMP 42<br />

Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der Ergebnisse des Münchner Fitnesstests 61<br />

Abbildung 6: Mittlere Gesamtwerte des MFT der beiden Gruppen „schlechte Sportler“<br />

und „gute Sportler“ 62<br />

Abbildung 7: Durchschnittliche Zeugnisnoten der 5. Jahrgangsstufe, aufgeteilt<br />

nach „guten“ und „schlechten Sportlern“ 62<br />

Abbildung 8: Mittelwerte der Gesamtleistungswerte (GF-F) des d2-Testes<br />

(nach BRICKENKAMP) bei „schlechten Sportlern“ und bei „guten Sportlern“ 63<br />

Abbildung 9: Mittelwerte der Konzentrationsleistungen (KL) des d2-Testes<br />

(nach BRICKENKAMP) bei „schlechten Sportlern“ und bei „guten Sportlern“ 64<br />

Abbildung 10: Konzentrationsleistungswert (KL) der Kontrollklasse bzw. der<br />

Versuchsklasse im Aufmerksamkeits-Belastungs-Test zu den drei<br />

Untersuchungszeitpunkten 69<br />

Abbildung 11: Wertung der Aufmerksamkeitsleistung anhand der Normierung<br />

des Tests d2 nach Brickenkamp 2002 69<br />

Abbildung 12: Zusammenhänge zwischen den Konzentrationsleistungen im d2-Test und<br />

den letzten Jahresnoten der SchülerInnen. 73<br />

Abbildung 13: Konzentrationsleistungswerte (Mittelwerte) vom 1. Test, <strong>als</strong><br />

Ausgangswerte (beide Klassen ohne Bewegungspause) und<br />

vom 2. Test, <strong>als</strong> Vergleichstest (Versuchsklasse mit Bewegungspause<br />

und Kontrollklasse ohne Bewegungspause) 74


TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tabelle 1: 10 Argumente der REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE (2001) <strong>für</strong> das<br />

Konzept der Bewegten Schule, zusammengefasst zu drei<br />

Begründungsmustern nach THIEL, TEUBERT, KLEINDIENST-CACHAY (2004) 11<br />

Tabelle 2: Kriterien <strong>für</strong> eine erfolgreiche Bewegungspause 30<br />

Tabelle 3: Bewertungsskala des Münchner Fitnesstests nach RUSCH/IRRGANG 41<br />

Tabelle 4: Ablauf der Untersuchung 47<br />

Tabelle 5: Stundenpläne der Klassen an den Interventionstagen 48<br />

Tabelle 6: Anthropometrische Daten der Kontroll- und der Interventionsgruppe 49<br />

Tabelle 7: Unterrichtszeiten 51<br />

Tabelle 8: Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (Test d2) der<br />

Kontroll- (KK), sowie der Versuchsklasse (VK) im Tagesverlauf 67<br />

Tabelle 9: Einstufung der Gesamtleistung (GZ-F) und des Konzentrations-<br />

leistungswertes (KL) in Prozentränge (PR) und Standartwerte<br />

(SW, M=100, SD=10) anhand der Eichstichprobe 2002<br />

(vgl. BRICKENKAMP 2002) 67


1 Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Problemstellung<br />

Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert,<br />

woraus sich weit reichende Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder und Jugendlichen und<br />

ihre Lebens- und Bewegungswelt ergeben. Unter anderem <strong>die</strong> steigende<br />

Medialisierung der kindlichen Erfahrungswelt hat dazu geführt, dass <strong>die</strong><br />

körperliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter zunehmend eingeschränkt wird.<br />

Untersuchungen beispielsweise von KLEINE (2003, S.22) haben gezeigt, dass sich<br />

Kinder täglich nur noch zwischen einer und zwei Stunden bewegen. Das lange<br />

Sitzen in der Schule, sowie <strong>die</strong> zunehmende Reduzierung des Schulsportes<br />

unterstützen das Voranschreiten <strong>die</strong>ses Bewegungsmangels. Das hat schon jetzt<br />

gravierende Folgen im internistisch-orthopädischen Bereich und <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

psychosoziale und kognitive Entwicklung der Kinder. BÖS, OPPER, WOLL (2002<br />

zitiert nach DORDEL & BREITHECKER 2003, S.5) stellten psychosomatisch bedingte<br />

Befindlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel Kopf-, Rücken-, Bauch-, und<br />

Magenschmerzen, sowie Konzentrationsschwierigkeiten bei 40 – 70% der<br />

befragten Grundschulkinder (n = 1442) fest. Die Häufigkeiten <strong>die</strong>ser Beschwerden<br />

nahmen mit steigendem Alter weiter zu. Die gravierenden Langzeitfolgen sind<br />

heute noch nicht abzusehen.<br />

Die „Bewegte Schule“ 1 ist ein ganzheitliches Konzept, das versucht, über das<br />

Fach Sport hinaus, Bewegung in allen Fächern zu integrieren. Zusätzlich werden<br />

kind- und entwicklungsgerechte Bewegungsräume auf dem Schulgelände<br />

geschaffen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schüler zu selbst- initiiertem und selbst- geregeltem Spielen<br />

und Bewegen anregen. Damit wird versucht <strong>die</strong> vorhandenen Bewegungsdefizite<br />

der Schüler zu kompensieren und den beschriebenen negativen Folgen<br />

entgegenzuwirken. Neue Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft geben Anlass<br />

zur Hypothese, dass <strong>die</strong> Konzentration und damit <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit<br />

durch regelmäßige Bewegung gesteigert werden kann.<br />

Eine Bewegte Schule versucht <strong>die</strong> allgemeine Fitness der Kinder zu erhöhen. In<br />

der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> wird untersucht, ob bei Schülern Zusammenhänge<br />

bestehen zwischen den konditionellen und koordinativen Fähigkeiten und -<br />

1<br />

Im folgenden Text wird „Bewegte Schule“ <strong>als</strong> Eigenname behandelt, auf <strong>die</strong> Anführungsstriche<br />

kann daher verzichtet werden.<br />

7


1 Einleitung<br />

stellvertretend <strong>für</strong> alle kognitiven Leistungen- den Konzentrationsleistungen. Die<br />

konditionellen und koordinativen Fähigkeiten werden mit Hilfe des Münchner<br />

Fitnesstests (MFT) nach RUSCH/IRRGANG gemessen. Zur Bestimmung der<br />

Konzentrationsleistungen der Schüler wird der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test<br />

(Test d2) nach BRICKENKAMP verwendet.<br />

Zusätzlich werden in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> <strong>die</strong> Effekte von einem Baustein der Bewegten<br />

Schule, den Bewegungspausen im Unterricht, auf <strong>die</strong> unmittelbar darauf folgende<br />

Konzentrationsleistungen der Schüler untersucht. Auch <strong>die</strong>sen Zusammenhang<br />

haben Neurowissenschaftler medizinisch schon belegt. Die vorliegende <strong>Arbeit</strong><br />

versucht nun <strong>die</strong>se wissenschaftlichen Theorien in der schulischen Praxis zu<br />

überprüfen.<br />

1.2 Aufbau der <strong>Arbeit</strong><br />

In meiner wissenschaftlichen Hausarbeit möchte ich mich mit den Chancen, sowie<br />

mit den Grenzen der Bewegungsförderung in der Schule auseinandersetzen. Die<br />

Bewegungsförderung in der Schule hat über den motorischen Bereich hinaus noch<br />

weitere, sehr vielfältige positive Wirkungen im sozialen, personalen und kognitiven<br />

Bereich. Diese <strong>Arbeit</strong> kann keine umfassende Analyse aller Ursache-<br />

Wirkungsbeziehungen vorlegen.<br />

Infolgedessen habe ich mich auf zwei zentrale Themenschwerpunkte beschränkt:<br />

• Die Zusammenhänge zwischen den motorischen Fähigkeiten der Schüler<br />

und ihren Konzentrationsfähigkeiten.<br />

• Den Chancen und Grenzen der Konzentrationsförderung durch<br />

Bewegungspausen im Unterricht.<br />

Im zweiten Kapitel werden <strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen motorischen<br />

Fähigkeiten und Konzentrationsfähigkeiten theoretisch beschrieben und analysiert.<br />

Eine Bewegte Schule versucht unter anderem <strong>die</strong> motorischen Fähigkeiten der<br />

Kinder und Jugendlichen zu fördern. Aus <strong>die</strong>sem Grund werden zu Beginn <strong>die</strong><br />

Grundlagen <strong>die</strong>ses schulischen Konzeptes beschrieben. Da seit den 80er Jahren<br />

eine Vielzahl von Veröffentlichungen zu <strong>die</strong>sem Thema vorliegt, habe ich mich auf<br />

8


1 Einleitung<br />

<strong>die</strong> Ziele und Inhalte beschränkt, <strong>die</strong> von nahezu allen Autoren gefordert und<br />

genannt wurden. Dann habe ich <strong>die</strong> Zusammenhänge von körperlicher Aktivität<br />

auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit aus der Sicht von Neurowissenschaftlern<br />

dargestellt, sowie bisherige Untersuchungen an Schulen und deren Ergebnisse<br />

vorgestellt. Im dritten Kapitel wird der zweite Themenschwerpunkt, <strong>als</strong>o der<br />

Einfluss von Bewegungspausen auf <strong>die</strong> ummittelbar darauf folgende<br />

Konzentrationsfähigkeit der Schüler theoretisch aufgearbeitet. Zu Beginn werden<br />

<strong>die</strong> Ziele und Inhalte von Bewegungspausen im Unterricht beschrieben.<br />

Anschließend folgt auch in <strong>die</strong>sem Kapitel eine Darstellung über <strong>die</strong> neuesten<br />

Ergebnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung und den bisher an<br />

Schulen durchgeführten Untersuchungen. Um <strong>die</strong> motorischen Fähigkeiten der<br />

Schüler zu testen, wurde der Münchner Fitnesstest (nach RUSCH/IRRGANG, 1994)<br />

durchgeführt. Mit Hilfe des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (nach<br />

BRICKENKAMP, 2002) wurde <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit der Schüler gemessen.<br />

Die Inhalte beider Testes werden in den Kapiteln vier und fünf vorgestellt.<br />

Anschließend an <strong>die</strong> theoretische Aufarbeitung der Inhalte folgt der methodische<br />

Teil im sechsten Kapitel. Hier werden <strong>die</strong> durchgeführten empirischen<br />

Untersuchungen beschrieben. Die Auswertungen und Interpretationen der<br />

erhobenen Daten folgen ab dem siebten Kapitel. In <strong>die</strong>sem Kapitel wird <strong>die</strong><br />

untersuchte Stichprobe analysiert und bezüglich ihrer soziokulturellen und<br />

anthropometrischen Daten, sowie der Konzentrationsfähigkeit und gewöhnlichen<br />

Pausengestaltung beschrieben. Diese genaue Analyse ist sowohl <strong>für</strong> <strong>die</strong> Planung<br />

geeigneter Bewegungspausen, <strong>als</strong> auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> spätere Auswertung zwingend<br />

notwendig. Im achten Kapitel werden <strong>die</strong> Besonderheiten bezüglich der<br />

Implementation von Bewegungspausen in der Sekundarstufe beschrieben.<br />

Außerdem werden <strong>die</strong> im siebten Kapitel gewonnenen Erkenntnisse verwendet<br />

um klassenspezifisch passende Bewegungspausen zu planen. Die durchgeführten<br />

Bewegungspausen werden im neunten Kapitel einzeln reflektiert. Nach der<br />

Durchführung der letzten Bewegungspause wurden <strong>die</strong> Schüler nach ihrer<br />

Meinung bezüglich der Effizienz von Bewegungspausen kurz mündlich befragt. Ihr<br />

Feedback und ihre Reaktionen werden zusätzlich in <strong>die</strong>sem Kapitel beschrieben.<br />

Im zehnten Kapitel werden <strong>die</strong> gewonnenen Ergebnisse bezüglich des ersten<br />

Themenkomplexes ausgewertet und interpretiert. Beschrieben wird, in wie weit der<br />

allgemeine Fitnesszustand mit der kognitiven Leistungsfähigkeit bei den<br />

9


1 Einleitung<br />

untersuchten Schülern zusammenhängt. Die Ergebnisse des Fitnesstests werden<br />

mit den Schulnoten der jeweiligen Schüler sowie mit dem Abschneiden im<br />

Konzentrationstest verglichen und mögliche Zusammenhänge herausgearbeitet.<br />

Die gewonnenen Ergebnisse bezüglich des zweiten Themenschwerpunktes<br />

werden im elften Kapitel ausgewertet und interpretiert. Es wird geklärt, ob <strong>die</strong><br />

Konzentrationsfähigkeit der Schüler in der Versuchsklasse nach einer<br />

Bewegungspause signifikant höher ist <strong>als</strong> in der Kontrollklasse. Im zwölften Kapitel<br />

erfolgt abschließend ein kritischer Rückblick auf <strong>die</strong> durchgeführten<br />

Untersuchungen.<br />

10


2 Bewegte Schule 11<br />

THEORIE<br />

2 Bewegte Schule<br />

2.1 Argumente <strong>für</strong> mehr Bewegung in der Schule<br />

Eine starke Zunahme der Rückenbeschwerden bei Kindern und Jugendlichen war<br />

Mitte der 80er Jahre Anlass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung des Konzeptes einer Bewegten<br />

Schule (vgl. ILLI, 1995, S.404). Die Motive <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung stammen <strong>als</strong>o<br />

ursprünglich eher aus der präventiven und kompensatorischen<br />

Gesundheitsförderung. Dam<strong>als</strong> konzentrierten sich <strong>die</strong> Überlegungen noch fast<br />

ausschließlich auf Grundschulkinder. Das hat sich seitdem sehr geändert. Die<br />

Begründungsmuster <strong>für</strong> mehr Bewegung in der Schule sind vielfältiger geworden<br />

und setzen in verschiedenen Fachdiskussionen unterschiedliche Schwerpunkte.<br />

Zusätzlich weitet sich das Konzept der Bewegten Schule zunehmend auch auf<br />

den Sekundarstufenbereich aus.<br />

Die REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE (2001, S. 67ff) fasst <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />

Begründungsmuster in Zehn Argumenten zusammen. Diese 10 Argumente<br />

lassen sich in Anlehnung an THIEL, TEUBERT, KLEINDIENST-CACHAY (2004, S. 24) zu<br />

drei Begründungsmustern zusammenfassen:<br />

Tabelle 1: 10 Argumente der REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE (2001) <strong>für</strong> das Konzept<br />

der Bewegten Schule, zusammengefasst zu drei Begründungsmustern nach THIEL,<br />

TEUBERT, KLEINDIENST-CACHAY (2004)<br />

1.Ergonomisches Argument<br />

2.Physiologisches Argument<br />

3.Gesundheitspädagogisches Argument<br />

4.Sicherheitserzieherisches Argument<br />

5.Entwicklungspsychologisches Argument<br />

6.Lernpsychologisches Argument<br />

7.Anthropologisches Argument<br />

8.Lebensweltliches Argument<br />

9.Schulökonomisches Argument<br />

10.Bildungstheoretisches Argument<br />

Medizinisch- Gesundheitliches<br />

Begründungsmuster<br />

Entwicklungs- Lerntheoretisches<br />

Begründungsmuster<br />

Schulprogrammatisches<br />

Begründungsmuster


2 Bewegte Schule 12<br />

1. Ergonomisches Argument<br />

Das lang andauernde, statische Sitzen während des Unterrichts ist eine große<br />

Belastung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Muskulatur der SchülerInnen 2 , da entsprechende<br />

Muskelgruppen nur sehr einseitig belastet und andere vernachlässigt werden.<br />

Wird <strong>die</strong> Sitzhaltung zwischendurch verändert, so werden unterschiedliche<br />

Muskelgruppen aktiviert und <strong>die</strong> einseitig belasteten Muskelgruppen entspannen<br />

sich. Wechselnde Sitzhaltungen oder allgemein mehr Bewegung im Unterricht<br />

<strong>können</strong> deshalb Rückenbeschwerden entgegenwirken.<br />

2. Physiologisches Argument<br />

Unter anderem eine Stu<strong>die</strong> aus Österreich belegte, dass sich <strong>die</strong> körperliche<br />

Leistungsfähigkeit von elf- bis vierzehnjährigen SchülerInnen drastisch<br />

verschlechtert hat. Zur Bestimmung <strong>die</strong>ser Leistungsfähigkeit wurde der<br />

„Auswahltest Sportförderunterricht ATS“ herangezogen. Die erhobenen Daten<br />

ergaben in den Jahren zwischen 1986 und 1995 eine starke Zunahme der<br />

förderungsbedürftigen Schüler von 16% auf 47%. Die Ergebnisse sind ein Indiz<br />

da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> motorische Leistungsfähigkeit der Kinder stark abgenommen hat<br />

(vgl. ISB Rundbrief, 1996, S.3). Diese und weitere Untersuchungen werden zur<br />

Legitimation des Konzeptes der Bewegten Schule so interpretiert, dass <strong>die</strong><br />

motorischen Veränderungen eine Folge des ständig zunehmenden<br />

Bewegungsmangels 1 sind. Der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen<br />

hat schwerwiegende Auswirkungen auf den Stütz- und Bewegungsapparat, das<br />

Herz-Kreislaufsystem sowie auf <strong>die</strong> Koordination. Zunehmende psychosomatische<br />

Störungen, Übergewicht, Koordinations- und Haltungsschwächen sind <strong>die</strong> Folgen.<br />

Besonders kritisch ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>die</strong> Phase der Pubertät<br />

anzusehen, da in <strong>die</strong>sem Zeitabschnitt <strong>die</strong> Wachstumsgeschwindigkeit stark<br />

ansteigt und dadurch der Stütz- und Bewegungsapparat besonders leicht<br />

verletzbar ist. Ein Teil <strong>die</strong>ser möglichen Haltungsschäden ist reversibel und kann<br />

durch frühzeitige, präventive, muskelkräftigende Übungen vermindert werden.<br />

Dieses Argument unterstützt <strong>die</strong> Legitimation des Konzeptes der Bewegten Schule<br />

auch in der Sekundarstufe I.<br />

2<br />

Die Schreibweise „SchülerInnen“ wird im Folgenden zur Vereinfachung der männlichen und<br />

weiblichen Form verwendet.<br />

3<br />

Die Ursachen und Folgen des Bewegungsmangels der Kinder werden im Rahmen des<br />

lebensweltlichen Argumentes in <strong>die</strong>sem Kapitel genauer beschrieben.


2 Bewegte Schule 13<br />

3. Gesundheitspädagogisches Argument<br />

Auch aus gesundheitspädagogischer Sicht soll <strong>die</strong> Bewegte Schule dem<br />

Bewegungsmangel und den dadurch entstehenden Bewegungsmangelerkrankungen<br />

entgegenwirken. Die Gesundheitsförderung muss da<strong>für</strong><br />

neben der präventiven Bewegungsimplementation den Schülern auch<br />

gesundheitsbezogene Einstellungen und Handlungsweisen vermitteln. Nur so ist<br />

eine umfassende und nachhaltige Prävention möglich. Diesem Argument wird der<br />

ganzheitliche Gesundheitsbegriff der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu<br />

Grunde gelegt, welcher körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden mit<br />

einschließt. Eine Bewegte Schule kann durch eine Verbesserung der Lern- und<br />

Lebensbedingungen, zusätzlich zu körperlichem, auch zu psychischem und<br />

sozialem Wohlbefinden führen.<br />

4. Sicherheitserzieherisches Argument<br />

<strong>Bewegungserziehung</strong> in der Schule wird auch aus Sicht der Unfallprophylaxe und<br />

Sicherheitserziehung <strong>als</strong> notwendig angesehen. Durch <strong>die</strong> Verbesserung der<br />

motorischen Fähigkeiten der Schüler wird <strong>die</strong> Unfallrate in der Schule deutlich<br />

gesenkt. Verschiedene Untersuchungen bestätigen <strong>die</strong>sen Zusammenhang (u.a.<br />

BÖS 1997, KUNZ 1993, zitiert nach REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 78).<br />

Die Ergebnisse sind damit zu erklären, dass viele Unfälle auf mangelndes<br />

Gleichgewicht, geringe Reaktionsfähigkeit und <strong>die</strong> Unfähigkeit, seine eigene<br />

Bewegung mit anderen abzustimmen, zurückzuführen sind.<br />

5. Entwicklungspsychologisches Argument<br />

Die individuelle Entwicklung ist äußerst komplex und verläuft bei verschiedenen<br />

Menschen sehr unterschiedlich. Dementsprechend vielseitig ist auch <strong>die</strong><br />

Bedeutung von Bewegung <strong>für</strong> <strong>die</strong> menschliche Entwicklung und demzufolge<br />

verändert sich auch der Stellenwert von Bewegung im Laufe der Entwicklung.<br />

ZIMMER (1997, S.15ff) hat acht Funktionen beschrieben, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bewegung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

kindliche Entwicklung hat:<br />

- Personale Funktion der Bewegung<br />

Bewegung ermöglicht Kindern, ihren eigenen Körper und damit sich selbst kennen<br />

zu lernen, körperliche Fähigkeiten zu erfahren und Voraussetzungen <strong>für</strong> das<br />

eigene Selbstvertrauen zu erwerben. Besonders in der Phase der späten Kindheit


2 Bewegte Schule 14<br />

bis zum Eintritt in <strong>die</strong> Pubertät ist Bewegung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung sehr wichtig. Die<br />

körperlichen Fähigkeiten besitzen in <strong>die</strong>sem Alter einen hohen sozialen und damit<br />

individuellen Stellenwert. Bei einer pädagogisch gut durchdachten Implementation<br />

von Bewegung in der Schule <strong>können</strong> Selbstwertgefühl und Körperbewusstsein<br />

positiv durch Bewegung beeinflusst werden.<br />

- Soziale Funktion von Bewegung<br />

Durch Bewegung wird oft Kontakt mit anderen aufgenommen. Dadurch lernen<br />

Kinder, sich mit anderen zu verständigen, abzusprechen, sich durchzusetzen oder<br />

nachzugeben.<br />

- Produktive Funktion von Bewegung<br />

Im Sport wird <strong>die</strong>se Funktion von Bewegung deutlich, wenn z.B. <strong>die</strong> sportliche<br />

Fähigkeit präsentiert wird. Aber auch in anderen Lebensbereichen <strong>können</strong> Kinder<br />

erfahren, dass sie Dinge, Zustände und Konstellationen durch ihr Tun selbst<br />

gestalten <strong>können</strong>.<br />

- Expressive Funktion von Bewegung<br />

Diese Funktion kann u.a. beobachtet werden, wenn Kinder beim Theaterspielen<br />

oder in Rollenspielen ihre Empfindungen und Gefühle durch Bewegung<br />

ausdrücken.<br />

- Impressive Funktion von Bewegung<br />

Durch Bewegung <strong>können</strong> Empfindungen wie Freude, Erschöpfung, Unlust, Angst,<br />

Risiko, etc. ausgelöst werden. Kinder <strong>können</strong> deshalb durch Bewegung lernen mit<br />

solchen Gefühlen umzugehen.<br />

- Explorative Funktion von Bewegung<br />

Die explorative Funktion spielt besonders in der frühkindlichen Entwicklung eine<br />

große Rolle. Kinder <strong>können</strong> nur durch Bewegung ihre Umwelt optimal erschließen.<br />

Da sich <strong>die</strong> Untersuchung der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> aber auf <strong>die</strong> 6. Jahrgangsstufe<br />

bezieht, wird <strong>die</strong>ser Aspekt hier nicht näher ausgeführt<br />

- Komparative Funktion von Bewegung<br />

Kinder <strong>können</strong> durch Bewegung lernen, sich mit anderen zu vergleichen und<br />

messen. Diese Kompetenz ist im späteren Leben, z.B. im <strong>Arbeit</strong>sleben, sehr<br />

wichtig.<br />

- Adaptive Funktion von Bewegung<br />

Durch Bewegung und Sport wird man an seine eigenen körperlichen Grenzen<br />

geführt. Dadurch lernt man mit <strong>die</strong>sen umzugehen.


2 Bewegte Schule 15<br />

Die einzelnen Funktionen von Bewegung sollen nicht isoliert voneinander<br />

betrachtet werden. Durch eine Bewegungstätigkeit <strong>können</strong> beispielsweise<br />

mehrere Funktionen verbunden werden.<br />

6. Lernpsychologisches Argument<br />

Nach BRUNER (1974, S.200ff) erfolgt <strong>die</strong> Aneignung von Wissen auf einer<br />

handelnden, einer bildhaften und einer symbolischen Ebene. Bei der Vermittlung<br />

von Lerninhalten muss besonders in der Grundschule darauf geachtet werden,<br />

dass <strong>die</strong> Reihenfolge von Handeln, Darstellen und Abstrahieren beibehalten bleibt.<br />

Nach <strong>die</strong>ser Theorie ist <strong>die</strong> handelnde Bewegung eine unumgängliche Grundlage<br />

jedes Lernzuwachses. Viele Neurophysiologen vertreten <strong>die</strong> These, dass Wissen<br />

umso besser und langfristiger abgespeichert werden kann, je mehr Kanäle, <strong>als</strong>o<br />

Sinne, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahrnehmung genutzt werden. In einem Bewegten Unterricht<br />

werden nicht nur visuelle und auditive Reize wahrgenommen, sondern es werden<br />

auch körperlich-sinnliche und handelnde Erfahrungsmöglichkeiten geboten.<br />

Mehrere Untersuchungen zeigen, dass durch den Lernvorgang beim Erwerb von<br />

motorischen Fertigkeiten auch kognitive Fähigkeiten und Intelligenz gefördert<br />

werden <strong>können</strong>. Beispielsweise konnte DIEM (1976, zitiert nach REGENSBURGER<br />

PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 83) belegen, dass durch <strong>die</strong> gezielte motorische<br />

Förderung auch <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit verbessert werden konnte. Lange<br />

statische Unterrichtsphasen, z. B. eine Doppelstunde, <strong>können</strong> durch eine kurze<br />

Bewegungspause, mit dem Ziel der Steigerung der Konzentrationsfähigkeit und<br />

der Motivation unterbrochen werden. Diese Zusammenhänge versucht <strong>die</strong><br />

Untersuchung <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> zu belegen. Die verschiedenen lernpsychologischen<br />

Effekte von Bewegung werden in einer Bewegten Schule durch unterschiedliche<br />

Elemente wie den Bewegungspausen im Unterricht, dem themenerschließenden<br />

Bewegen oder der allgemeinen Bewegungsförderung aufgegriffen.<br />

7. Lebensweltliches Argument<br />

Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Daraus<br />

ergeben sich auch weit reichende Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder und Jugendlichen<br />

und ihre Lebens- und Bewegungswelt. In der Vor- und Nachkriegszeit konnten <strong>die</strong><br />

Kinder noch sicher im Freien spielen. Überwiegend herrschte ein dörflicher<br />

Verbund und man kannte sich gegenseitig in der Nachbarschaft. In Folge des


2 Bewegte Schule 16<br />

Wiederaufbaus wurden aus Dörfern große, anonymere Städte. Der Verkehr nahm<br />

zu und Schnellstraßen wurden gebaut. Dies führte nach und nach dazu, dass<br />

draußen zu spielen immer gefährlicher <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder wurde. Die Aktivitäten der<br />

Kinder wurden zunehmend von draußen nach drinnen verlagert. Vor einigen<br />

Jahren sind <strong>die</strong> Kinder noch zur Schule, zum Sportverein oder zu Freunden<br />

gelaufen beziehungsweise mit dem Fahrrad gefahren. Heute werden sie häufig<br />

von ihren Eltern gefahren. Der Grund da<strong>für</strong> ist <strong>die</strong> so genannte Verinselung der<br />

Lebensräume der Kinder. Durch <strong>die</strong> immer zunehmende Medialisierung der<br />

kindlichen Erfahrungswelt gehen <strong>die</strong> Kinder nicht mehr hinaus in <strong>die</strong> Welt, sondern<br />

<strong>die</strong> Welt kommt zu ihnen in <strong>die</strong> Kinderzimmer. Hausarrest war früher eine harte<br />

Strafe, heute ist es ein Begriff, den <strong>die</strong> meisten Schüler nicht mehr kennen,<br />

geschweige denn <strong>für</strong>chten. Computerspiele, Computer und Fernseher versorgen<br />

<strong>die</strong> Kinder mit genügend Spaß und Unterhaltung. Diese Veränderungen in der<br />

kindlichen Lebenswelt bedingen gezwungenermaßen auch eine veränderte<br />

Bewegung und Beweglichkeit der Kinder. Die Kinder spielen kaum noch draußen<br />

in der freien Natur. Die Verhäuslichung nimmt immer weiter zu. Das viele Sitzen in<br />

der Schule, sowie <strong>die</strong> zunehmende Reduzierung des Schulsports unterstützen das<br />

Voranschreiten des Bewegungsmangels zusätzlich. Verschiedene<br />

Untersuchungen belegen <strong>die</strong>se drastischen Bewegungsdefizite bei den Kindern.<br />

Beim „Karlsruher Testsystem <strong>für</strong> Kinder“ gaben 26% der Kinder an, nur maximal<br />

einmal pro Woche draußen zu spielen. Bei <strong>die</strong>ser Untersuchung von BÖS, OPPER,<br />

BREITHECKER (2001b, S.6ff) wurden seit Januar 2000 bundesweit 1500 Kinder der<br />

Klassen 1 bis 4 untersucht. Kinder bewegen sich insgesamt nur noch zwischen<br />

einer Stunde und zwei Stunden (vgl. KLEINE, 2003, S.22) am Tag.<br />

Der immer weiter fortschreitende Bewegungsmangel hat schon jetzt gravierende<br />

Folgen, nicht nur, was <strong>die</strong> Motorik betrifft, sondern auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> körperliche<br />

Gesundheit sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> psychische und kognitive Entwicklung der Kinder. Die<br />

langfristigen Folgen sind heute noch nicht abzusehen.<br />

- Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> motorische Leistungsfähigkeit<br />

Offensichtlich haben sich <strong>die</strong> motorischen Leistungen der Kinder zum Teil<br />

drastisch verschlechtert. Grundlegende Fertigkeiten, wie einen Ball zu fangen,<br />

eine Treppe schnell auf und ab zu steigen, auf einer schmalen Mauer zu<br />

balancieren oder auf einen Baum zu klettern, sind heute nicht mehr


2 Bewegte Schule 17<br />

selbstverständlich. Auch haben viele Kinder Schwierigkeiten, sich im Raum zu<br />

orientieren, besonders wenn sie in einer Gruppe mit vielen Kindern durcheinander<br />

laufen. Diese Eindrücke untermauert der „Motoriktest <strong>für</strong> vier- bis sechsjährige<br />

Kinder“. Der MOT 4-6 ist ein standardisiertes Messverfahren, mit dem in<br />

Kinderarztpraxen und in Schuleingangsuntersuchungen häufig <strong>die</strong> motorische<br />

Entwicklung erfasst wird. Der Test enthält Bewegungsaufgaben zum<br />

Gleichgewicht, zur Koordination, zur Raumorientierung und zur Geschicklichkeit.<br />

Vergleicht man <strong>die</strong> ersten Ergebnisse von vor 15 Jahren mit den heutigen<br />

Ergebnissen, so stellt man eine Verschlechterung um 10% fest (vgl. ZIMMER, 2002,<br />

S.1).<br />

- Gesundheitliche Folgen<br />

Auf Grund von zunehmender Fehlernährung und des beschriebenen<br />

Bewegungsmangels hat sich <strong>die</strong> Zahl der übergewichtigen Schulanfänger in den<br />

letzten 10 Jahren verdoppelt. Schon jedes fünfte Kind ist übergewichtig. Das hat<br />

einerseits ernsthafte Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gesundheit der Kinder (z.B.<br />

Rückenschmerzen, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen usw.), aber auch <strong>für</strong> ihr<br />

Selbstwertgefühl, da sie oft ausgegrenzt werden (vgl. ZIMMER, 2002, S.1).<br />

- Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> psychische Entwicklung<br />

BÖS, OPPER & WOLL (2002, zitiert nach DORDEL, 2003, S. 5) stellten<br />

psychosomatisch bedingte Befindlichkeitsstörungen wie zum Beispiel Kopf-,<br />

Rücken-, Bauch-, und Magenschmerzen sowie Konzentrationsschwierigkeiten bei<br />

40 – 70% der befragten Grundschulkinder (n = 1442) fest. Die Häufigkeiten <strong>die</strong>ser<br />

Beschwerden nahmen mit steigendem Alter zu. Diese sind nach BÖS ET AL. (2002)<br />

auch auf den Bewegungsmangel zurückzuführen.<br />

- Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> kognitive Entwicklung<br />

Immer mehr Lehrer stellen Defizite im Bereich Konzentration und Aufmerksamkeit<br />

bei ihren Schülern fest. 87% der Lehrer klagen über wachsende<br />

Konzentrationsschwächen, vermehrte Unruhe, Nervosität, Aggressivität und<br />

Hyperaktivität der Kinder (vgl. FÖLLING-ALBERS, 1995, S.21). In den nächsten<br />

Kapiteln und im empirischen Teil <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird versucht zu klären, ob <strong>die</strong>se<br />

Beobachtungen der Lehrer, speziell <strong>die</strong> Konzentrations- und<br />

Aufmerksamkeitsmängel, durch Bewegung verbessert werden <strong>können</strong>.


2 Bewegte Schule 18<br />

8. Anthropologisches Argument<br />

In der Naturwissenschaft gilt Bewegung <strong>als</strong> ein Kennzeichen eines jeden<br />

Lebewesens. Die Bewegte Schule schafft Freiräume, in denen <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong><br />

Möglichkeit erhalten, ihr Urbedürfnis nach Bewegung zu befriedigen.<br />

9. Schulökonomisches Argument<br />

In einer Bewegten Schule wird versucht, <strong>die</strong> „durchorganisierte Leistungsschule“<br />

(REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 19) zu einem humanen Lern-,<br />

Bewegungs- und Lebensraum zu machen.<br />

10. Bildungstheoretisches Argument<br />

Spiele, besonders Bewegungsspiele, repräsentieren eine Alltagskultur. Schule hat<br />

<strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong>se Alltagskultur zu erhalten und weiterzugeben.<br />

Bewegung gilt <strong>als</strong> „Quelle leiblicher Selbsterfahrung“ (REGENSBURGER<br />

PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 19) und ist damit ein unverzichtbarer Bestandteil der<br />

Bildung der Menschen.<br />

Neben <strong>die</strong>sen positiven Wirkungen im motorischen (z.B. Bewegungskoordination,<br />

Muskelkraft,…) und kognitiven Bereich (Konzentrationsfähigkeit/<br />

Gedächtnisleistung), kann durch eine Bewegungsförderung in der Schule auch ein<br />

Gewinn an sozialen Kompetenzen (Kontaktfähigkeit, gegenseitige Akzeptanz,<br />

Selbständigkeit, Aggressionsabbau) der Schüler erreicht werden. Außerdem<br />

wurden positive Tendenzen bei der Schulzufriedenheit und Lernfreude der Kinder<br />

festgestellt. Im Mittelpunkt des Interesses und der Erwartungen von Lehrern und<br />

Eltern an eine Bewegte Schule stehen jedoch häufig <strong>die</strong> Förderung der Lern- und<br />

Leistungsfähigkeit und damit der Schulerfolg der Kinder (vgl. BREITHECKER, 2000,<br />

S.3).<br />

Argumente <strong>für</strong> eine Bewegte Schule im Sekundarstufenbereich<br />

Wie schon beschrieben, weitet sich das Konzept der Bewegten Schule<br />

zunehmend auf den Sekundarstufenbereich aus. Die aufgeführten Argumente<br />

gelten auch in höheren Klassen, über den Primarstufenbereich hinaus. Lediglich<br />

<strong>die</strong> Schwerpunkte verschieben sich. Die Argumente des medizinisch-


2 Bewegte Schule 19<br />

gesundheitlichen Begründungsmuster gelten auch weiterhin. Das ergonomische,<br />

sowie das physiologische Argument gewinnen in der Pubertät der SchülerInnen<br />

eine besondere Bedeutung, da sie in <strong>die</strong>ser Phase sehr stark wachsen und dabei<br />

Bewegung äußerst wichtig ist, um irreversiblen Schäden vorzubeugen. Zur<br />

Identitätsfindung während der Pubertät spielt <strong>die</strong> personale und soziale Funktion<br />

von Bewegung eine große Rolle. Die SchülerInnen lernen durch Bewegung ihren<br />

eigenen Körper und damit sich selbst besser kennen. <strong>Sie</strong> <strong>können</strong> durch <strong>die</strong><br />

Interaktionen innerhalb der Gruppe oder Klasse während der<br />

Bewegungsaktivitäten ihre sozialen Kompetenzen weiterentwickeln. Die<br />

explorative Funktion von Bewegung dagegen tritt mit steigendem Alter in den<br />

Hintergrund. Jugendliche lernen zunehmend abstrakter zu denken und sind nicht<br />

mehr unbedingt auf das handelnde Erschließen der Lerngegenstände<br />

angewiesen. Bewegung <strong>als</strong> rhythmisierendes Element während längeren<br />

statischen Unterrichts hilft dagegen auch älteren Schülern, nachlassende<br />

Konzentration wieder aufzubauen. Diese und noch weitere Argumente <strong>für</strong> mehr<br />

Bewegung in der Schule verstärken <strong>die</strong> Ausweitung des Konzeptes auch auf den<br />

Sekundarstufenbereich.<br />

2.2 Das Konzept einer Bewegten Schule<br />

Um den genannten Ansprüchen gerecht zu werden, muss Bewegung in einer<br />

Bewegten Schule das ganze schulische Lernen und Leben nachhaltig<br />

durchziehen. Wie auch bei der Legitimation <strong>für</strong> mehr Bewegung in der Schule gibt<br />

es nicht nur ein Konzept <strong>für</strong> Bewegte Schulen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte<br />

haben mehrere Autoren eine Vielzahl von Veröffentlichungen herausgebracht, in<br />

denen sie ihr Konzept vorstellen. Im Folgenden werden, in Anlehnung an <strong>die</strong><br />

Darstellungen der REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE (2001, S. 95ff.), <strong>die</strong> wichtigsten<br />

sieben Elemente einer Bewegten Schule zusammengefasst, <strong>die</strong> von nahezu allen<br />

Autoren gefordert werden.<br />

1. Bewegtes Sitzen<br />

Dies legitimiert sich über <strong>die</strong> Erkenntnis, dass das lange statisch-passive<br />

Stillsitzen, wie es in vielen Unterrichtsstunden der Fall ist, sehr schlecht <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Muskulatur der SchülerInnen ist und zu irreversiblen Rückenschäden führt.


2 Bewegte Schule 20<br />

Eine wirksame Prävention wird nicht allein durch individuelles, ergonomisches<br />

Mobiliar oder alternative Sitzgelegenheiten, wie beispielsweise Physiobälle oder<br />

Sitzkeile erreicht, sondern vor allem in einer Verbindung mit einer Sensibilisierung<br />

der Schüler zu <strong>die</strong>sem Thema.<br />

2. Bewegungspause<br />

Die Lernbereitschaft sowie <strong>die</strong> Lernfähigkeit der SchülerInnen lassen sich nicht<br />

immer in einen strengen 45-Minuten-Takt pressen. „Kinder und Jugendliche<br />

zeigen häufig durch Unaufmerksamkeit, Unruhe oder Lustlosigkeit an, dass eine<br />

Unterbrechung des Unterrichts erforderlich ist“ (REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE,<br />

2001, S. 98). In einem solchen Fall kann eine aktive Bewegungspause <strong>die</strong><br />

Lernbereitschaft und Lernfähigkeit der SchülerInnen reaktivieren. Genauere<br />

Beschreibungen von Bewegungspausen, wie sie im Rahmen <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong><br />

verstanden werden, sind in Kapitel 3.1 zu finden.<br />

3. Bewegte Pause<br />

Um dem Bewegungsmangel der heutigen Schüler entgegenzuwirken, wird von<br />

nahezu allen Autoren gefordert, vielfältige Bewegungsangebote <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

SchülerInnen auf dem Schulgelände zu schaffen. Bei der Gestaltung der<br />

Bewegungsräume sind <strong>die</strong> unterschiedlichen Altersstufen und Interessen der<br />

Schüler zu beachten. Vorgeschlagen werden auf dem Boden aufgemalte<br />

Spielfelder, Tischtennisplatten, Klettergerüste, Streetballkörbe u.v.m. Die Schüler<br />

sollen in den Pausen sowie vor und nach dem Unterricht <strong>die</strong> Möglichkeit erhalten,<br />

sich selbstinitiiert und selbstorganisiert zu bewegen und zu spielen. Keinesfalls<br />

darf in der Pause eine erneute Vermittlung von Fertigkeiten seitens des<br />

Sportlehrers erfolgen.<br />

4. Bewegter Unterricht<br />

Ein solcher Unterricht umfasst einerseits handlungsorientiertes Lehren und<br />

Lernen, andererseits aber auch abwechslungsreiche Unterrichtsmethoden.<br />

Handlungsorientierter Unterricht soll dazu beitragen, dass Lerninhalte mit Hilfe<br />

verschiedener Sinne aufgenommen werden und nachhaltig verarbeitet werden<br />

<strong>können</strong>. Im Deutschunterricht kann beispielsweise ein Gedicht pantomimisch<br />

nachgespielt werden. Im Fach Mathematik <strong>können</strong> <strong>die</strong> SchülerInnen Quadratmeter


2 Bewegte Schule 21<br />

kennen lernen, indem sie Quadrate mit Kreide auf den Schulhof malen. Auf<br />

solche, oder ähnliche Weise kann in jedem Fach Bewegung sinnvoll integriert<br />

werden. Auch wechselnde Unterrichtsmethoden <strong>können</strong> <strong>die</strong> Phasen des<br />

Stillsitzens unterbrechen. Projektorientierter Unterricht oder Freiarbeit<br />

beispielsweise lassen viel Bewegung zu.<br />

5. Bewegter Lebensraum<br />

Eine Umgestaltung der Unterrichtsräume von Lernräumen zu Lebensräumen<br />

„wird von den meisten Autoren zwar dringend gefordert, aber nahezu alle sind sich<br />

bewusst, dass eine schnelle Umsetzung“ (REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE, 2001,<br />

S. 102) häufig an der Finanzierung scheitert. Am wichtigsten erscheint eine<br />

Umgestaltung der Klassenräume, um <strong>die</strong> Bewegungsbedürfnisse der Schüler zu<br />

berücksichtigen und Entspannungsmöglichkeiten zu bieten. Hiermit ist<br />

beispielsweise <strong>die</strong> Einrichtung von unterschiedlichen Lernplätzen (Stehpulte,<br />

Einzeltische,…) im Klassenzimmer gemeint. Diese Veränderungen weiten sich im<br />

optimalen Fall auch auf das Schulhaus und das gesamte Schulgelände aus.<br />

Lehrer sollten zusätzlich bewusst darauf achten, verschiedene Lernorte außerhalb<br />

des Klassenzimmers und der Schule aufzusuchen, sowie außerschulische<br />

Lerngänge durchzuführen. Auch hierbei müssen <strong>die</strong> Lehrer eine Sensibilität da<strong>für</strong><br />

entwickeln, <strong>die</strong> Lernräume den verschiedenen Altersstufen und Interessen der<br />

Schüler anzupassen. Dringend empfiehlt sich dazu, <strong>die</strong> Schüler selbst in <strong>die</strong><br />

Planung mit einzubeziehen.<br />

6. Bewegter Sportunterricht<br />

„Ein ‚Bewegter Sportunterricht’ sollte <strong>die</strong> Auseinandersetzung mit<br />

herausfordernden Bewegungssituationen durch wahrnehmungsbezogene und<br />

erlebnisorientierte Unterrichtsformen beziehungsweise Unterrichtsinhalte<br />

ermöglichen“ (REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 103). Dabei <strong>können</strong> <strong>die</strong><br />

Schüler verschiedene traditionelle, eine Vielfalt an modernen Trendsportarten und<br />

damit vielfältige Bewegungsmöglichkeiten unter „verschiedenen Sinnperspektiven<br />

kennen lernen“ (ebd.). Auch hierbei ist <strong>die</strong> Abstimmung der Lerninhalte auf <strong>die</strong><br />

Spiel- und Bewegungsbedürfnisse der Schüler in den unterschiedlichen<br />

Altersstufen und Interessen besonders wichtig. Ein solcher Bewegter<br />

Sportunterricht kann <strong>die</strong> Schüler zu einem persönlichen und sozialen


2 Bewegte Schule 22<br />

Wohlbefinden führen, sodass sie auch nach der Schulzeit Bewegung und<br />

Wohlbefinden miteinander in Verbindung bringen. Des Weiteren ist <strong>die</strong><br />

Haltungsschulung ein zentraler Inhalt <strong>die</strong>ses Sportunterrichtes.<br />

7. Bewegungsangebote im außerunterrichtlichen Schulsport<br />

Entsprechend dem Alter und den Interessen der jeweiligen Schüler sollte ein breit<br />

gefächertes Angebot von Sportarbeitsgemeinschaften eingerichtet werden.<br />

Besonders in <strong>die</strong>sen Sportarten <strong>können</strong> dann schulinterne und schulexterne<br />

Wettkämpfe organisiert werden (z.B. „Jugend trainiert <strong>für</strong> Olympia“). Neben <strong>die</strong>ser<br />

mehr leistungsorientierten Ausrichtung sollte in anderen Bewegungsangeboten<br />

der Spaß am Bewegen im Vordergrund stehen. Darüber hinaus sind Schulfahrten<br />

mit Bewegungsangeboten fest an der Schule zu integrieren, beispielsweise ein<br />

Ski- bzw. Snowboardkurs, eine Wanderwoche oder eine Sportkletterwoche.<br />

Zusammenfassend ist es bei jedem Element notwendig, dass eine Anpassung an<br />

das Alter und <strong>die</strong> Interessen der Schüler erfolgt. Dazu <strong>können</strong> und müssen <strong>die</strong><br />

Schüler in <strong>die</strong> Planung der einzelnen Elemente miteinbezogen werden. Außerdem<br />

ist es besonders wichtig, dass der Lehrer so oft wie möglich selbst aktiv mitmacht<br />

und <strong>als</strong> Vorbild fungiert. Die einzelnen Elemente dürfen nicht isoliert voneinander<br />

betrachtet werden, sie sollen sich vielmehr gegenseitig ergänzen. Zu Beginn<br />

müssen nicht gleich alle Aspekte der verschiedenen Elemente umgesetzt werden.<br />

Eine Bewegte Schule entsteht vielmehr nach und nach, wenn sich möglichst viele<br />

Aspekte der einzelnen Elemente über <strong>die</strong> Zeit wie ein Mosaik zusammensetzten.<br />

Das Gesamtbild verändert sich dabei immer und bleibt dadurch <strong>für</strong> zukünftige<br />

Modifikationen offen.<br />

Umsetzung der Elemente in Sekundarstufenbereich<br />

Wie schon erwähnt, wurden auch <strong>die</strong> Inhalte des Konzeptes der Bewegten Schule<br />

ursprünglich auf den Primarbereich bezogen. Grundsätzlich bleiben alle vorher<br />

beschriebenen Elemente auch <strong>für</strong> weiterführende Schulen gültig. Für <strong>die</strong><br />

Umsetzung in der Sekundarstufe sind jedoch trotzdem einige Schwierigkeiten und<br />

inhaltliche Veränderungen zu beachten.<br />

- Der Wechsel vom Klassenlehrerprinzip an den Grundschulen zum<br />

Fachlehrerprinzip an den weiterführenden Schulen bringt organisatorische


2 Bewegte Schule 23<br />

-<br />

Probleme mit sich. Die Lehrer müssen sich viel besser untereinander<br />

absprechen, um eine optimale Effizienz zu erreichen.<br />

Außerdem besuchen Schüler von zehn bis sechzehn Jahren <strong>die</strong> Sekundarstufe<br />

I. Damit sind an einer Schule völlig verschiedene Entwicklungsstufen bei den<br />

Schülern vorzufinden. Das bedeutet, dass eine noch genauere Abstimmung<br />

der einzelnen Elemente auf das Alter und das Interesse der Schüler stattfinden<br />

muss <strong>als</strong> im Primarbereich, wo sich Kinder mit einem Altersunterschied von<br />

höchstens fünf Jahren befinden.<br />

- Der Stellenwert der einzelnen Elemente verändert sich mit zunehmender<br />

Jahrgangsstufe stark. Beispielsweise ist es nicht mehr möglich,<br />

handlungsorientiertes Lernen in allen Fächern in den Vordergrund zu stellen,<br />

da <strong>die</strong> kognitiven Lerninhalte stark zunehmen.<br />

Der größere Altersunterschied stellt aber nicht nur ein Problem dar, sondern kann<br />

auch effektiv genutzt werden. Beispielsweise <strong>können</strong> ältere Schüler mit<br />

entsprechender Übungsleiterausbildung Bewegungsangebote im außerunterrichtlichen<br />

Schulsport betreuen.<br />

2.3 Einfluss von körperlicher Aktivität auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit<br />

Schon ROUSSEAU postulierte 1778:<br />

„Übe unablässig den Leib, mache ihn kräftig und gesund,<br />

um ihn weise und vernünftig zu machen.“ 4<br />

Die heutigen bildgebenden Verfahren der Neurowissenschaft ermöglichen<br />

Einblicke in Reaktionen des menschlichen Gehirns. Mit Hilfe <strong>die</strong>ser Methoden<br />

konnten <strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen Bewegung und Kognition, <strong>die</strong> wir aus<br />

Alltagserfahrungen und sportwissenschaftlichen Untersuchungen bereits<br />

vermuteten, in den letzten Jahren auch neurowissenschaftlich belegt werden.<br />

Dieses neue interdisziplinäre Forschungsgebiet nennt HOLLMANN (2003, S. 467)<br />

„Bewegungs-Neurowissenschaft“. Um <strong>die</strong>se Effekte aus der Alltagserfahrung<br />

wissenschaftlich belegen zu <strong>können</strong>, muss der Zusammenhang zwischen<br />

4 vgl. GASSE & DOBBELSTEIN, 2003, S. 20


2 Bewegte Schule 24<br />

Bewegung und Kognition genauer spezifiziert werden. Vorab müssen dazu einige<br />

Begriffe definiert werden.<br />

Konzentration und Aufmerksamkeit sind wie <strong>die</strong> Wahrnehmung, das Gedächtnis,<br />

das Denken, <strong>die</strong> Sprache und <strong>die</strong> Fähigkeit zur Planung, Entscheidung und<br />

Problemlösung wichtige Teilaspekte kognitiver Leistungsfähigkeit. Oft werden <strong>die</strong><br />

Begriffe Konzentration und Aufmerksamkeit <strong>als</strong> Synonyme verwendet. Auch in<br />

<strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird so verfahren, da sie beide wichtige Teilaspekte der Kognition<br />

sind und in gleicher Weise <strong>für</strong> <strong>die</strong> schulische Leistungsfähigkeit verantwortlich<br />

sind. Werden <strong>die</strong> Begriffe unterschieden, so gilt <strong>die</strong> Aufmerksamkeit <strong>als</strong><br />

Oberbegriff <strong>für</strong> eine zielgerichtete, eingegrenzte Wahrnehmung. Konzentration ist<br />

im Gegensatz dazu eine intensivere und auf einen Ausschnitt gebündelte Form<br />

der Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist <strong>die</strong> mehr oder weniger bewusste<br />

Verarbeitung visueller Reize. Konzentration ist ein gewollter Prozess, der sich<br />

bemüht, <strong>die</strong> Aufmerksamkeit auf momentan relevante Reize zu fokussieren (vgl.<br />

GABLER, 2000, S.180f). Nach GABLER (ebd., S. 186) besteht ein enger<br />

Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, sich zu konzentrieren, und anderen<br />

kognitiven Prozessen. Die Bereitschaft und Fähigkeit, <strong>die</strong> Aufmerksamkeit auf den<br />

Lerngegenstand zu lenken, <strong>können</strong> <strong>als</strong> wesentliche Grundlage <strong>für</strong> den Lernerfolg<br />

angenommen werden.<br />

Des Weiteren ist es <strong>für</strong> <strong>die</strong> genauere Analyse notwendig spezifische und<br />

unspezifische Effekte von Bewegung zu unterscheiden. Bei spezifischen Effekten<br />

trägt <strong>die</strong> Bewegung unmittelbar zum besseren Lernen bei, weil Lerninhalt und<br />

Bewegungsform zusammenhängen. Unspezifische Effekte von Bewegung sind<br />

dann gegeben, wenn Bewegung zur Lernförderung eingesetzt wird, ohne dass<br />

Lerninhalt und Bewegung in direktem Zusammenhang stehen. Man kann <strong>die</strong>se<br />

Unterscheidung auch erklären mit „Lernen durch Bewegung“ auf der einen und<br />

„Lernen mit Bewegung“ auf der anderen Seite. Beim Lernen durch Bewegung wird<br />

ein Lerngegenstand mit Hilfe von Bewegung erschlossen. Beim Lernen mit<br />

Bewegung <strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Bewegung nicht direkt zum Erschließen des<br />

Lerngegenstandes, sondern eher <strong>als</strong> konzentrations- und motivationsförderndes<br />

Mittel.


2 Bewegte Schule 25<br />

In einer Bewegten Schule wird versucht, <strong>die</strong> spezifischen sowie <strong>die</strong> unspezifischen<br />

Effekte von Bewegung zu nutzen.<br />

- Beim themenerschließenden oder handlungsorientierten Lernen wird versucht,<br />

<strong>die</strong> spezifischen Effekte von Bewegung zu nutzen.<br />

- Die Bewegungspausen im Unterricht, so wie sie in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> verstanden<br />

werden, zielen auf <strong>die</strong> unspezifischen Effekte der Bewegung ab. <strong>Sie</strong> <strong>die</strong>nen<br />

der Konzentrations- und Motivationsförderung unabhängig vom gerade zu<br />

vermittelnden Lernstoff. 5<br />

- Über<strong>die</strong>s versucht das ganzheitliche Konzept der Bewegten Schule <strong>die</strong><br />

körperliche Aktivität insgesamt zu fördern und damit den sich immer weiter<br />

verschlimmernden Bewegungsdefiziten der Schüler entgegen zu wirken. Das<br />

führt neuesten neurophysiologischen Erkenntnissen zufolge zu einer erhöhten<br />

kognitiven Leistungsfähigkeit.<br />

Für alle drei „Arten“ von Bewegung in der Schule gibt es Erkenntnisse und<br />

wissenschaftliche Belege aus der Bewegungs-Neurowissenschaft. In <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong><br />

werden, aufgrund der Schwerpunktsetzung, nur zwei Arten von Bewegung und<br />

deren Zusammenhänge zur Kognition vertieft. Die neuesten Ergebnisse der<br />

Bewegungs-Neurowissenschaft über <strong>die</strong> Wirkungen von allgemeiner<br />

Bewegungsförderung auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit werden in <strong>die</strong>sem<br />

Kapitel beschrieben. Die unspezifischen Effekte der Bewegungspausen in Bezug<br />

auf kognitive Leistungsfähigkeit werden in Kapitel 3.2 vorgestellt.<br />

Die Bielefelder Neurowissenschaftlerin Gertraud TEUCHERT-NOODT (vgl. GASSE &<br />

DOBBELSTEIN, 2003, S.20f) konnte nachweisen, dass allein eine regelmäßige<br />

Bewegung und <strong>die</strong> damit eng verbundene Sensorik zur Produktion von<br />

Neutrophinen führt und so grundlegende Verbindungen zwischen Nervenzellen im<br />

Gehirn gebildet, erhalten und verstärkt werden <strong>können</strong>. Dies ist eine wichtige<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit. Bewegung meint hierbei nicht<br />

nur Sport, sondern motorische Aktivität im weitesten Sinne. In Untersuchungen<br />

von HOLLMANN (2005, S.7) erwies sich körperliche Bewegung sogar <strong>als</strong> der<br />

„stärkste Stimulus zur Neuronenbildung“. ERIKSSON konnte 1998 belegen, dass<br />

entgegen der bisherigen Auffassung sich auch bei Erwachsenen Nervenzellen<br />

5 Näheres von Bewegungspausen <strong>als</strong> konzentrationsförderndes Mittel ist in Kapitel 3.2 zu lesen.


2 Bewegte Schule 26<br />

noch vermehren <strong>können</strong>. Das bedeutet, dass körperliche Aktivität nicht nur im<br />

frühen Kindesalter zu grundlegenden Nervenverbindungen und damit zu einer<br />

Steigerung der kognitiven Leistungsförderung führt, sondern auch bei<br />

Jugendlichen bis hin zu Erwachsenen. Zusammenfassend resümiert HOLLMANN<br />

(2003, S.468) hinsichtlich der (lebenslangen) Gehirnentwicklung, dass „eine<br />

qualitativ und quantitativ geeignete körperliche Aktivität <strong>für</strong> das Gehirn [<strong>als</strong>]<br />

genauso wichtig [anzusehen ist] wie <strong>für</strong> das Herz-Kreislauf-System“. Als geeignete<br />

körperliche Aktivität werden <strong>die</strong> aerobe Ausdauer und <strong>die</strong> Bewegungskoordination<br />

genannt (vgl. MÜLLER & PETZOLD, 2006, S. 16).<br />

2.4 Bisherige Untersuchungen<br />

Trotz zahlreicher Theorien zu den positiven Auswirkungen körperlicher Aktivität<br />

auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit (Konzentration und Aufmerksamkeit) wurden<br />

bislang erst wenige empirische Stu<strong>die</strong>n an Schulen durchgeführt, meist bei<br />

Erwachsenen (u.a. LAMBOURNE 2006, S.149ff) oder Kindern mit<br />

Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität oder Lernbehinderten (u.a. EUNICKE –<br />

MORELL 1989, S. 57ff). Inwieweit man <strong>die</strong> Ergebnisse jedoch auf alle Kinder<br />

übertragen kann, ist noch weitgehend unklar. Die Ergebnisse sind zwar nicht<br />

einheitlich, eine Metaanalyse von 134 Untersuchungen zeigte aber eine<br />

überwiegend positive Verbindung zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver<br />

Leistungsfähigkeit (vgl. ETNIER, SALAZAR, LANDERS, PETRUZZELLO, HAN & NOEWLL,<br />

1997, S.266).<br />

Eine der wenigen Untersuchungen an Schülern ist im Rahmen des CHILT<br />

Projektes durchgeführt worden. Das CHILT (=Children`s Health Interventional –<br />

Trial) Projekt wurde vom <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Kreislaufforschung und Sportmedizin (C. Graf,<br />

B. Koch) in Zusammenarbeit mit dem <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Sportdidaktik (S. Dordel) und dem<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Individu<strong>als</strong>port (H. Strüder, A. Kupfer) der Deutschen Sporthochschule<br />

Köln entwickelt und initiiert. Es handelt sich um eine Interventionsstu<strong>die</strong> <strong>für</strong><br />

Grundschulen, <strong>die</strong> sich aus der Kombination von Gesundheitsunterricht und<br />

Bewegungsförderung zusammensetzt. Die Intervention dauerte über <strong>die</strong> gesamte<br />

Grundschulzeit (ab 2001) der Kinder und wurde an 12 Versuchsschulen und 5<br />

Kontrollschulen durchgeführt. Die Probanden absolvierten den Koordinationstest<br />

<strong>für</strong> Kinder (KTK) nach SCHILLING (1974), einen 6-Minuten-Lauf zur Erfassung der


2 Bewegte Schule 27<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit sowie den differentiellen Leistungstest <strong>für</strong> Kinder der<br />

Elementarstufe (DLKE) <strong>als</strong> Konzentrationstest (nach KLEBER UND KLEBER 1947).<br />

Signifikante Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen der einzelnen<br />

Untersuchungen wurden gesucht und gefunden. Die Kinder mit der besten<br />

quantitativen Leistung im Konzentrationstest wiesen auch <strong>die</strong> beste<br />

Gesamtkörperkoordination auf. Kein Zusammenhang zeigte sich bei der<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit in Bezug zur Konzentrationsleistung (vgl. GRAF, KOCH,<br />

KLIPPEL, BÜTTNER, COBURGER, & CHRIST, 2003, S. 242ff).<br />

Da <strong>die</strong>se Untersuchung an Grundschulkindern signifikante Zusammenhänge<br />

zwischen der Gesamtkörperkoordination und den Konzentrationsleistungen der<br />

Schüler feststellte, soll in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> untersucht werden, inwieweit sich <strong>die</strong>se<br />

Ergebnisse auch auf <strong>die</strong> 6. Jahrgangsstufe einer Re<strong>als</strong>chule übertragen lassen.


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 28<br />

3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule<br />

3.1 Inhalte und Ziele von Bewegungspausen<br />

Bewegungspausen werden <strong>als</strong> lernfördernde Elemente verstanden, <strong>die</strong> nicht in<br />

Verbindung mit den jeweils behandelten Inhalten stehen. <strong>Sie</strong> nutzen <strong>die</strong><br />

unspezifischen Effekte von Bewegung (vgl. Kapitel 2.3). <strong>Sie</strong> <strong>die</strong>nen in erster Linie<br />

dazu, den Unterricht aufzulockern, nachlassende Konzentration wieder<br />

aufzubauen und den Unterricht zu rhythmisieren. Unter Rhythmisierung versteht<br />

man den regelmäßigen Wechsel von Statik und Dynamik, von Spannung und<br />

Entspannung, von Belastung und Erholung. Den statischen Anteil der<br />

Rhythmisierung stellen dabei das stille Sitzen und <strong>die</strong> konzentrierte<br />

Aufmerksamkeit auf den Lernstoff dar, <strong>die</strong> motorischen Aktivitäten der Schüler in<br />

Bewegungspausen dagegen den dynamischen Anteil. Defizite im dynamischen<br />

Bereich und daraus resultierende Leistungsunfähigkeit äußern sich während des<br />

Unterrichts bei jedem Schüler in verschiedenen Zeitabständen und in<br />

unterschiedlichen unbewussten körperlichen Botschaften, wie beispielsweise:<br />

- Spielen mit einem Stift oder den eigenen Haaren<br />

- ständig wechselnde Sitzhaltungen<br />

- verträumt aus dem Fenster schauen<br />

- gähnen, räkeln und strecken<br />

- malen<br />

- Mit dem Stuhl schaukeln<br />

- kauen auf einem Stift oder an den Fingernägeln<br />

- Kopf mit Händen abstützen oder auf den Tisch legen<br />

- Mit Beinen/ Füßen wackeln<br />

Diese körperlichen Signale haben einen regulierenden Effekt. <strong>Sie</strong> treten dann in<br />

Erscheinung, wenn aufgrund körperlicher Statik und geistiger Monotonie <strong>die</strong><br />

Leistungsfähigkeit abbaut und der Organismus nach zusätzlicher Stimulation sucht<br />

(vgl. BREITHECKER, 2000, S.4).<br />

Besonders bei jüngeren Schülern ist eine Rhythmisierung im Unterricht notwendig,<br />

um <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten, da sie sich nicht annähernd über<br />

eine Unterrichtsstunde lang auf hohem Niveau konzentrieren <strong>können</strong>. KLIMT (1981,<br />

zitiert nach OPPOLZER, 2006, S.28) hat in seinen Untersuchungen diagnostiziert,


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 29<br />

dass <strong>die</strong> Länge der Konzentrationszeiten abhängig vom Alter ist. Seine<br />

Ergebnisse ergaben Folgendes:<br />

5 – 7 Jährige ca.15min Konzentrationszeit<br />

7 – 10 Jährige ca. 20min Konzentrationszeit<br />

10 – 12 Jährige ca. 25min Konzentrationszeit<br />

12 – 16 Jährige ca. 30min Konzentrationszeit<br />

Bewegungspausen umfassen eine etwa fünfminütige Aktivitätszeit <strong>für</strong> alle<br />

Schülerinnen und Schüler. Durch eine solche Unterbrechung des Unterrichts<br />

<strong>können</strong> <strong>die</strong> Konzentrationszeiten verlängert werden, was KLIMTS Ergebnissen<br />

zufolge bei Jugendlichen bis zu 16 Jahren notwendig ist, um eine 45 Minuten<br />

andauernde Konzentrationszeit zu erreichen. Eine kurze Unterbrechung des<br />

Unterrichts, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Bewegung genutzt wird, ist deshalb keine verlorene Zeit.<br />

Vielmehr erleichtert sie den nachfolgenden Unterricht, weil <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler dann lernbereiter und aufnahmefähiger werden. Untersuchungen wie<br />

SPARK (Sports, Play & Active Recreation for Kids) zeigen, dass zusätzlich zum<br />

Unterricht durchgeführte Bewegung trotz geringerer Unterrichtszeit nicht zu einer<br />

Verschlechterung der schulischen Leistung führt (vgl. PETZOLD, 2002, S. 204).<br />

Bewegungspausen sollten nur dann durchgeführt werden, wenn <strong>die</strong> Schüler ein<br />

Bedürfnis nach Bewegung zeigen oder aussprechen. Die Schüler müssen wissen,<br />

dass Bewegungspausen nicht <strong>als</strong> Selbstzweck durchgeführt werden, sondern eine<br />

Konzentrationshilfe darstellen. Die Bewegungsübungen sollten vorher gut erklärt<br />

werden, sodass <strong>die</strong> Durchführung schnell und reibungslos erfolgt. Wichtig ist, dass<br />

<strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong> Bewegungspausen mögen und gerne machen. Da<strong>für</strong> ist ein<br />

gewisses Einfühlungsvermögen seitens des Lehrers von großer Bedeutung. Auch<br />

SchülerInnen <strong>können</strong> Vorschläge und Wünsche zu bestimmten<br />

Bewegungspausen oder zu der begleitenden Musik machen. Unbedingte<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> das Gelingen der Bewegungspausen ist, dass der Lehrer selbst<br />

auch alle Übungen ernst nimmt, nur so kann er das Gleiche von seinen Schülern<br />

erwarten (vgl. KOTTMANN, KÜPPER & PACK, o. J., S. 33f).<br />

Da Lehrer <strong>die</strong> Bewegungspausen auch spontan durchführen <strong>können</strong> und <strong>die</strong><br />

Pausen auch nur sehr kurz sein sollten, ist es wichtig, dass <strong>die</strong> Organisation sehr


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 30<br />

gering gehalten wird. Das bedeutet, dass ein großer Zeitaufwand und eine<br />

aufwändige Materialbeschaffung vermieden werden müssen. Aktivitäten, <strong>die</strong> lange<br />

Erklärungen erfordern oder nur von wenigen Schülern gleichzeitig ausgeführt<br />

werden <strong>können</strong>, sind deshalb ebenfalls ungeeignet. Die Belastungsintensität<br />

während den Pausen sollte nicht zu hoch sein und am Ende einer<br />

Bewegungspause solten ruhige Aktionen bevorzugt werden, damit im folgenden<br />

Unterricht effektiv weiter gearbeitet werden kann (ebd.).<br />

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Kriterien <strong>für</strong> eine erfolgreiche<br />

Bewegungspause gibt <strong>die</strong> folgende Tabelle 2.<br />

Tabelle 2: Kriterien <strong>für</strong> eine erfolgreiche Bewegungspause<br />

□ zeitlicher Umfang ca. 5 Minuten<br />

□ Schüler sollten <strong>die</strong> Bewegungspausen mögen<br />

□ Auch der Lehrer sollte <strong>die</strong> Pausen ernst nehmen<br />

□ Erklärungen seitens des Lehrers im Vorfeld möglichst einfach und kurz<br />

□ Ohne aufwändiges Material durchführbar<br />

□ Bewegungen sollten von allen Schülern gleichzeitig durchgeführt werden <strong>können</strong><br />

□ Die Belastungsintensität sollte nicht zu hoch sein<br />

Bewegungspausen <strong>können</strong> neben den konzentrations- und motivationsfördernden<br />

Effekten noch zusätzliche Ziele verfolgen. Nach <strong>die</strong>sen Zusatzeffekten<br />

kategorisiert, kann man verschiedene Bewegungspausen unterscheiden:<br />

Haltungsstärkende Bewegungspausen<br />

Auf Grund der zunehmenden Rückenprobleme vieler Kinder ist <strong>die</strong>ser<br />

ergonomische, gesundheitliche Aspekt von großer Bedeutung. Jüngste Stu<strong>die</strong>n<br />

zeigten, dass schon jedes dritte Kind über Rücken- und Kopfschmerzen klagt (vgl.<br />

BREITHECKER, 2001, S. 209). In erster Linie ist das darauf zurückzuführen, dass<br />

dauerhaftes, statisches Sitzen eine starke Belastung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Muskulatur darstellt.<br />

Schüler sitzen oft mehr <strong>als</strong> zehn Stunden am Tag (OPPOLZER, 2006, S.15), obwohl<br />

das Sitzen nach AMBERGER (2000, S.19) <strong>die</strong> ungesündeste Form aller<br />

Dauerhaltungen ist. Besonders in der Pubertät sollte man dem entgegenwirken,<br />

da in <strong>die</strong>ser Phase <strong>die</strong> Kinder jährlich ca. 10cm wachsen und bis zu 10kg an


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 31<br />

Gewicht zunehmen. Diese schnellen körperlichen Veränderungen führen zu einem<br />

sehr instabilen Haltungs- und Bewegungsapparat.<br />

Den Rückenproblemen und den damit verbundenen Haltungsschäden kann durch<br />

dynamisches Sitzen, <strong>als</strong>o öfter wechselnde <strong>Arbeit</strong>shaltungen, vorgebeugt werden.<br />

Zusätzlich <strong>können</strong> haltungsstärkende Bewegungspausen präventiv und<br />

kompensatorisch wirken. <strong>Sie</strong> beinhalten u.a. allgemeine Mobilisations-, Dehnungsund<br />

Kräftigungsübungen sowie spezielle Übungen zur Stärkung der Nacken- und<br />

Rückenmuskulatur. Schwerpunktmäßig stammen sie aus dem Bereich der<br />

funktionellen Gymnastik und der Rückenschule. Einzelne Übungen <strong>können</strong> vom<br />

Lehrer auf <strong>die</strong> speziellen Bedürfnisse der jeweiligen Klasse abgestimmt und frei<br />

kombiniert werden.<br />

Aktivierende Bewegungspausen<br />

Aktivierende Bewegungspausen haben den Sinn, müde SchülerInnen morgens<br />

oder nach ruhigen <strong>Arbeit</strong>sphasen wieder zu vitalisieren. In erster Linie soll bei<br />

solchen Übungen der Kreislauf angeregt werden, was bei den SchülerInnen<br />

Wachheit und Lernbereitschaft bewirkt. Abschließend ist meistens eine kurze<br />

Ruhephase, ein bis zwei Minuten reichen aus, sinnvoll. In <strong>die</strong>ser Ruhephase<br />

<strong>können</strong> sich <strong>die</strong> SchülerInnen sammeln und auf den Unterricht einstellen.<br />

Gehirngerechte Bewegungspausen<br />

Die rechte und linke Gehirnhälfte verarbeiten verschieden Aufgaben. Einen<br />

Überblick liefert <strong>die</strong> folgende Abbildung 1:<br />

Abbildung 1: Verteilung der Aufgaben in der linken und rechten Gehirnhälfte<br />

nach OPPOLZER (1997)


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 32<br />

Nur durch eine intensive Verknüpfung der beiden Gehirnhälften kann eine<br />

optimale Leistungsfähigkeit erreicht werden. Gehirngerechte Bewegungen fördern<br />

und stärken <strong>die</strong> Zusammenarbeit der Hirnhälften.<br />

OPPOLZER (2006, S. 30) schlägt folgende Gehirngerechte Übungen vor:<br />

- Kreuzungsbewegungen (z.B. linke Hand zum rechten Knie führen und <strong>die</strong><br />

rechte Hand zum linken Knie)<br />

- Gegenbewegungen (z.B. gleichzeitig das linke Bein und den rechten Arm<br />

heben)<br />

- Als Rechtshänder mit der linken Hand schreiben oder malen und verstärkt<br />

Gymnastik mit der linken Körperseite machen (Nerven der linken Körperseite<br />

gehen zur rechten Gehirnhälfte)<br />

Gleichzeitige Bewegungen mit rechten und linken Extremitäten bewirken <strong>die</strong><br />

Verstärkung der Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften, des so genannten<br />

„Balkens“. Dadurch wird der Informationsfluss zwischen den Gehirnhälften<br />

schneller und effektiver. Bewegungen mit der linken Körperseite aktivieren <strong>die</strong><br />

rechte Hirnhälfte, da sich <strong>die</strong> Nervenbahnen zwischen Körper und Kopf im Nacken<br />

überkreuzen. Deshalb ist <strong>die</strong> rechte Gehirnhälfte oft bei Rechtshändern<br />

vernachlässigt und muss besonders gefördert werden. Gehirngerechte<br />

Bewegungen sind meistens relativ kurz. Der Lehrer kann deswegen mehrere<br />

Übungen miteinander kombinieren, entsprechend den Bedürfnissen der jeweiligen<br />

Klasse.<br />

Entspannungsfördernde Bewegungspausen<br />

Für <strong>die</strong>se Art von Pausen sind folgende Übungen geeignet:<br />

- Atemübungen<br />

- Isometrische Übungen<br />

- Progressive Muskelentspannung<br />

- Entspannungsmusik<br />

- Autogenes Training<br />

- Meditation<br />

- Yoga<br />

- Fantasiereisen


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 33<br />

Die „Bewegung“ bei solchen Entspannungsübungen wird meist mental<br />

durchgeführt. In <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird unter Bewegung aber nur <strong>die</strong> physische<br />

Bewegung verstanden. Diese steht bei entspannungsfördernden<br />

Bewegungspausen eher im Hintergrund. Da <strong>die</strong> durchgeführte Untersuchung<br />

versucht, Effekte körperlicher Bewegung herauszufinden, wird hier nicht näher auf<br />

Entspannungsübungen eingegangen.<br />

Wie gerade beschrieben, werden Bewegungspausen verschiedene positive<br />

Effekte zugeschrieben. Im empirischen Teil <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird nur ein Effekt<br />

untersucht, der Einfluss der Bewegungspausen auf <strong>die</strong> unmittelbar darauf<br />

folgende Konzentrationsfähigkeit der SchülerInnen.<br />

3.2 Einfluss von Bewegungspausen auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit<br />

Lernen in unserer Gesellschaft ist untrennbar mit Sitzen verbunden. Manche<br />

Lehrer glauben noch immer, dass nur still sitzende Schüler sich konzentrieren und<br />

dem Unterricht folgen <strong>können</strong>. Dass gerade das dauerhafte stille Sitzen eine<br />

extreme Belastung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schüler ist, wissen viele Lehrer nicht. Eigentlich<br />

beweisen aber schon Alltagserfahrungen das Gegenteil. Die positiven Effekte, <strong>die</strong><br />

man spürt, wenn man z.B. beim Vokabellernen auf und ab geht, wenn man bei<br />

einem Vortrag mitschreibt oder sich bei einer sehr kognitiven <strong>Arbeit</strong><br />

zwischendurch kurz bewegt, zeigen doch schon, dass Bewegung mit<br />

Konzentrationsfähigkeit zusammenhängen muss.<br />

Wie schon im vorangegangenen Kapitel erläutert, werden Bewegungspausen <strong>als</strong><br />

konzentrations- und motivationsförderndes Mittel im Unterricht eingesetzt. Die<br />

Bewegung hilft <strong>als</strong>o nicht dabei, einen Lerngegenstand besser zu erschließen,<br />

sondern „nur“ dabei, dass <strong>die</strong> Schüler motivierter sind und sich besser<br />

konzentrieren <strong>können</strong>. Im empirischen Teil <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird der<br />

konzentrationsfördernde Effekt von Bewegungspausen untersucht. Dieser zählt<br />

zu den unspezifischen Effekten von Bewegung. Die Wirkung von<br />

Bewegungspausen auf <strong>die</strong> Motivation wird nicht getestet. Deshalb werden im<br />

Folgenden auch nur <strong>die</strong> Effekte der Bewegungspausen in Bezug auf <strong>die</strong><br />

Konzentrationsfähigkeit theoretisch beschrieben.


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 34<br />

Bewegungsaktivität fördert allgemein <strong>die</strong> generelle, aber auch <strong>die</strong> partielle<br />

Durchblutung im Gehirn und regt den Stoffwechsel an. Das Gehirn wird dadurch<br />

besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Insbesondere durch<br />

propriozeptive Reize (Veränderung der Muskelspannung und der Stellung der<br />

Gelenke) kann über das aufsteigende retikulär aktivierende System (ARAS) ein<br />

angemessenes Aktivierungsniveau herbeigeführt werden und damit<br />

Aufmerksamkeit und Lernen gefördert werden (vgl. DORDEL ET BREITHECKER, 2003,<br />

S.8).<br />

Andauernde Inaktivität, wie z. B. längeres Stillsitzen, hat dagegen eine<br />

Herabsetzung des allgemeinen Aktivierungsniveaus zur Folge, führt zu Müdigkeit<br />

und reduzierter Aufmerksamkeits- und Lernleistung. Hinzu kommt ein Bemühen<br />

um möglichst ruhiges Sitzen, wenn <strong>die</strong>ses im Unterricht verlangt wird. Bei<br />

zunehmendem Bewegungsdrang muss dann immer mehr Aufmerksamkeit auf das<br />

stille Sitzen gelenkt werden. Die so gebundene Aufmerksamkeit kann nicht auf<br />

den aktuellen Lerngegenstand gerichtet werden (ebd.).<br />

Diese und andere Befunde weisen darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen<br />

Bewegungspausen und erfolgreichem Lernen besteht. Neben den<br />

neurowissenschaftlichen Befunden belegt vor allem <strong>die</strong> sportwissenschaftliche<br />

Forschung, dass Lernen Bewegung braucht. Die Ergebnisse dürfen nicht<br />

unbeachtet bleiben. Aber jede Theorie muss auch in der Praxis, in <strong>die</strong>sem Fall in<br />

der Schule mit Schülern, erprobt werden. Bisherige Stu<strong>die</strong>n wurden meistens bei<br />

Erwachsenen oder bei Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen oder Hyperaktivität<br />

durchgeführt. Es müssten aber auch repräsentative Stu<strong>die</strong>n an Regelschulen<br />

durchgeführt werden, um herauszufinden, ob <strong>die</strong> Theorien aus der Wissenschaft<br />

auch in der Umsetzung in <strong>die</strong> schulische Praxis den Schülern helfen.<br />

Neurowissenschaftler und Pädagogen sollten hierbei eng zusammenarbeiten, was<br />

eigentlich keine Schwierigkeit darstellen sollte, da sie beide ja das gleiche Ziel<br />

verfolgen – eine Verbesserung des schulischen Lernens. Beide Seiten sind<br />

aufeinander angewiesen, wenn eine maximale Effizienz erreicht werden soll.<br />

3.3 Bisherige Untersuchungen<br />

In <strong>die</strong>sem Kapitel werden zwei Stu<strong>die</strong>n vorgestellt, <strong>die</strong> ebenso wie <strong>die</strong> vorliegende<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>die</strong> Zusammenhänge von Bewegungspausen und Konzentrationsleistung<br />

untersuchen.


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 35<br />

WAMSER & LEYK (2003) wollten in ihrer Stu<strong>die</strong> <strong>die</strong> Effekte eines „Bewegten<br />

Unterrichts“ im Vergleich zum „Klassischen Unterricht“ bezüglich der<br />

Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistungen von Schülern überprüfen. Zur<br />

Bestimmung der Aufmerksamkeits- bzw. der Konzentrationsleistung wurde der<br />

Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Test d2) von BRICKENKAMP (2002) verwendet.<br />

Die Stichprobe umfasste 344 SchülerInnen der Klassen 6 bis 9 einer Hauptschule<br />

in Nordrhein-Westfalen. Zunächst wurden Basisdaten zur Konzentrationsfähigkeit<br />

im „Klassischen Unterricht“ (1., 3., und 5. Stunde) erhoben. Die gewonnenen<br />

Ergebnisse wurden mit denen eines „Bewegten Unterrichtes“ verglichen. Beim<br />

„Bewegten Unterrichts“ absolvierten <strong>die</strong> Schüler in der 4. Unterrichtsstunde ein<br />

Aerobic-Programm. Die Ergebnisse der Untersuchung des „Klassischen<br />

Unterrichts“ zeigten, dass Mädchen im „Test d2“ signifikant besser abschneiden<br />

und dass ältere Schüler bessere Ergebnisse erzielten <strong>als</strong> jüngere. Zur<br />

Konzentrations-/Aufmerksamkeitsleistung im Tagesverlauf stellen WAMSER UND<br />

LEYK fest, dass sie in den ersten beiden Schulstunden gering ist, sich bis zur 3.<br />

und 4. Stunde verbessert und danach wieder abfällt. Signifikante Unterschiede<br />

zeigten sich zwischen der 4. Stunde und der 1., der 2., und der 5.<br />

Unterrichtsstunde. Körperliche Aktivität, in <strong>die</strong>sem Fall das Aerobic-Programm,<br />

führte zu einem signifikantem Anstieg der Konzentration- und<br />

Aufmerksamkeitsleistungen zu allen drei Messungszeiträumen. Im „Bewegten<br />

Unterricht“ erzielten <strong>die</strong> SchülerInnen 6% bessere Werte (GZ-F Mittelwerte) im<br />

„Test d2“.<br />

Auch in der Pilotstu<strong>die</strong> von BREITHECKER (2000) wurde <strong>die</strong> Aufmerksamkeit der<br />

Schüler mit Hilfe des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (Test d2) in drei Klassen,<br />

der Jahrgangsstufe 3, jeweils in der 1., 3. und 5. Schulstunde gemessen. Der<br />

Unterricht in den drei Schulklassen unterschied sich im Anteil an Bewegung.<br />

Klasse A (n=21) nahm am klassischen Unterricht teil. Klasse B (n=18) lernte mit<br />

bewegten Unterrichtsmethoden und in den zwei Pausen (je 25min) erhielt sie ein<br />

großzügiges Bewegungsangebot. Klasse C (n=17) bewegte sich wie Klasse B, nur<br />

saßen sie zusätzlich noch an ergonomischen <strong>Arbeit</strong>splätzen. Die statistische<br />

Analyse zeigte hoch signifikante Unterschiede zwischen den drei Klassen, zu allen<br />

Untersuchungszeitpunkten. Schon in der ersten Stunde war <strong>die</strong> Gesamtleistung<br />

(GZ-F) in der Klasse C am höchsten und in Klasse A am niedrigsten. Die


3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 36<br />

Unterschiede wurden zur 3. und zur 5. Unterrichtsstunde noch größer. Da <strong>die</strong>se<br />

Pilotstu<strong>die</strong> keine repräsentative Stichprobe umfasste und <strong>die</strong> Erhebung nur an<br />

einem Tag durchgeführt wurde, dürfen <strong>die</strong>se Ergebnisse jedoch nicht<br />

überbewertet werden (vgl. BREITHECKER, 2000, S. 8ff.).


4 Motorische Tests 37<br />

4 Motorische Tests<br />

4.1 Begriffsbestimmungen<br />

Bös ET AL. (2001a, S.2) definiert motorische Fähigkeiten <strong>als</strong> „<strong>die</strong> Gesamtheit der<br />

Strukturen und Funktionen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Erwerb und das Zustandekommen von<br />

sportbezogenen Bewegungshandlungen verantwortlich sind“. Wie Abbildung 2<br />

zeigt, differenziert Bös motorische Fähigkeiten auf erster Ebene in konditionelle<br />

(energetische) und koordinative (informationsorientierte) Fähigkeiten. Auf zweiter<br />

Ebene werden <strong>die</strong> motorischen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit,<br />

Koordination und Beweglichkeit differenziert. Auf dritter, unterster Ebene lassen<br />

sich 10 motorische Fähigkeiten unterscheiden: Aerobe Ausdauer (AA), Anaerobe<br />

Ausdauer (AnA), Kraftausdauer (KA), Maximalkraft (MA), Schnellkraft (SK),<br />

Aktionsschnelligkeit (AS), Reaktionsschnelligkeit (RS), Koordination unter<br />

Zeitdruck (KZ), Koordination bei Präzisionsaufgaben (KP) und Beweglichkeit (B).<br />

Abbildung 2: Systematisierung motorischer Fähigkeiten nach BÖS ET AL.(2001a, S.2)<br />

Die einzelnen motorischen Fähigkeiten sind unterschiedlich komplex und<br />

untereinander abhängig. Konditionstests lassen sich relativ einfach<br />

operationalisieren (z. B. Liegestütze zur Messung der Kraftausdauer). Die<br />

Messbarkeit von koordinativen Fähigkeiten ist dagegen schwieriger. Mit<br />

zunehmender Aufgabenkomplexität nimmt auch der Einfluss von Testinstruktionen<br />

und Testerfahrung auf das Testergebniss zu.<br />

In der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> wird unter allgemeiner Fitness eine Kombination aus<br />

möglichst vielen motorischen Fähigkeiten aus den Bereichen Kondition und<br />

Koordination verstanden.


4 Motorische Tests 38<br />

4.2 Münchner Fitnesstest (nach Rusch/Irrgang)<br />

Der Münchner Fitnesstest (MFT) ist <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler im Alter von 11–<br />

14 Jahren von Horst RUSCH und Werner IRRGANG (1994) konzipiert worden. Er<br />

wurde 1994 in den Zeitschriften Sportunterricht - Lehrhilfen (43/1994) und Haltung<br />

und Bewegung (14/1994) veröffentlicht. Er misst sowohl koordinative <strong>als</strong> auch<br />

konditionelle Fähigkeiten und besteht aus folgenden Aufgaben 6 :<br />

1. Ballprellen<br />

2. Zielwerfen<br />

1<br />

2<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Hier müssen <strong>die</strong> SchülerInnen auf einer umgedrehten<br />

Turnbank stehen und innerhalb von 30 Sekunden<br />

möglichst oft einen Gymnastikball auf den Boden<br />

prellen. Die Versuchsperson steht hüftbreit mit<br />

durchgestreckten Knien und aufrechtem Oberkörper auf<br />

der umgedrehten Bank. Verliert <strong>die</strong> Versuchsperson<br />

einen Ball, so wird ihr direkt ein anderer gereicht.<br />

Testziel: Überprüfung der koordinativen Fähigkeiten<br />

(Umstellungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit,<br />

Gleichgewichtsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit)<br />

Mit Klebeband werden am Boden fünf Zielfelder markiert.<br />

Jedes Zielfeld hat eine Größe von 30cm x 50cm. Die<br />

Abwurflinie wird in drei Meter Entfernung zum ersten Zielfeld<br />

markiert. Von der Abwurflinie aus versucht der Proband ein<br />

Erbsensäckchen in <strong>die</strong> Zielfelder zu werfen. Es werden fünf<br />

Versuche durchgeführt. Das mittlere Zielfeld wird mit drei<br />

Punkten, <strong>die</strong> beiden anschließenden Felder mit zwei und <strong>die</strong><br />

äußersten Zielfelder jeweils mit einem Punkt bewertet.<br />

Testziel: Überprüfung der koordinativen Fähigkeiten<br />

(Orientierungsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit)<br />

6<br />

Genauere Beschreibungen zur Durchführung der einzelnen Aufgaben des MFT sind im Anhang I<br />

zu finden.


4 Motorische Tests 39<br />

3. Rumpf-/ Hüftbeugen<br />

Vor einer Langbank wird eine Messlatte angebracht, <strong>die</strong> nach<br />

oben und nach unten 15cm umfasst. Der Nullpunkt entspricht<br />

der Bankoberkante. Oberhalb des Nullpunktes reicht <strong>die</strong> Skala<br />

bis – 15, unterhalb bis + 15. Die Versuchsperson steht ohne<br />

Schuhe mit geschlossenen Beinen auf der Bank. Die großen<br />

Zehen schließen mit der Vorderkante der Bank ab. Aus <strong>die</strong>ser<br />

Stellung ist eine Rumpfbeuge mit durchgestreckten Knien<br />

auszuführen. Als Testwert wird der mit den Fingerspitzen<br />

erreichte, tiefste Punkt an der Skala, der mindestens zwei<br />

Sekunden gehalten werden kann, eingetragen.<br />

Testziel: Überprüfung der konditionell- koordinativen<br />

Fähigkeiten (Dehnfähigkeit, Gelenkfähigkeit)<br />

4. Standhochspringen<br />

Ein Testhelfer markiert <strong>die</strong> maximale<br />

Reichhöhe der Versuchsperson. Nun taucht<br />

der Proband seine Fingerkuppen in<br />

Magnesium, springt beidbeinig, ohne Anlauf,<br />

ab und markiert an der Wand mit den Fingern<br />

<strong>die</strong> maximal erreichte Stelle. Als Testwert<br />

wird der vertikale Abstand (in cm) zwischen<br />

Reich- und Sprunghöhe eingetragen.<br />

Testziel: Überprüfung der konditionell –<br />

koordinativen Fähigkeiten (Reaktivkraft,<br />

Schnellkraft, Maximalkraft, Dehnfähigkeit,<br />

Gelenkfähigkeit)


4 Motorische Tests 40<br />

5. Halten im Hang<br />

Die Versuchsperson soll sich bei gebeugten<br />

Armen möglichst lange an einer Sprossenwand<br />

mit einem Ristgriff (siehe Foto) halten. Die Arme<br />

sind so gebeugt, dass <strong>die</strong> Nase in Höhe der<br />

Sprosse ist. Auf Kommando lässt <strong>die</strong><br />

Versuchsperson <strong>die</strong> Füße von der Sprosse, ab<br />

dann läuft <strong>die</strong> Zeit. Wenn <strong>die</strong> Versuchsperson<br />

ihr Köpergewicht nicht mehr halten kann bzw.<br />

<strong>die</strong> Nase unter <strong>die</strong> oberste Sprosse rutscht, wird<br />

<strong>die</strong> Zeit wieder gestoppt.<br />

Testziel: Überprüfung der konditionellen Fähigkeiten<br />

(Maximalkraftausdauer, Kraftausdauer)<br />

6. Stufensteigen<br />

Der sechste Test wird <strong>als</strong> Gruppentest<br />

durchgeführt. Die Versuchspersonen sollen in<br />

einer Minute etwa 40mal eine Langbank<br />

besteigen. Die Aufstiege sind so<br />

durchzuführen, dass <strong>die</strong> Versuchsperson <strong>für</strong><br />

Abbildung 3: Stufensteigen des MFT<br />

nach Rusch et al. (1994)<br />

einen kurzen Moment mit beiden Beinen und<br />

durchgedrückten Knien auf der Bank steht. Zur Testbeurteilung wird vor der<br />

Belastung der Ruhepuls pro Minute gemessen und zwei Minuten nach der<br />

Belastung der Erholungspuls. Die Differenz zwischen Erholungspuls und Ruhepuls<br />

ergibt das Testergebnis.<br />

Testziel: Überprüfung der konditionellen Fähigkeiten(anaerobe Ausdauerfähigkeit)<br />

Der Test wurde an 1169 bayrischen Schulen durchgeführt und ist daraufhin<br />

revi<strong>die</strong>rt worden, jetzt ist er anwendbar <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler im Alter von<br />

6-18 Jahren.


4 Motorische Tests 41<br />

Mit der Testanwendung <strong>können</strong> verschiedene Ziele verfolgt werden:<br />

- Grobdiagnose von Muskel-, Organleistungs- und Koordinationsschwächen<br />

- Veränderungsdiagnosen zur Beurteilung des Unterrichtserfolgs<br />

Die einzelnen Testergebnisse werden von den SchülerInnen selbst oder von<br />

Testhelfern in Testerfassungsbögen 7 eingetragen. Mit Hilfe der<br />

geschlechtsspezifischen Normierungstabellen 8 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Altersstufen 6-18 (letzte<br />

Aktualisierung 2005) werden anschließend <strong>die</strong> Testergebnisse (sog. Rohwerte)<br />

der jeweiligen SchülerInnen in T-Werte transformiert werden. Anhand <strong>die</strong>ser T-<br />

Werte lässt sich mit Hilfe nachfolgender fünfstufiger Beurteilungsskala (Tabelle 3)<br />

das personenbezogene Fähigkeitsniveau jedes einzelnen Schülers ermitteln und<br />

bei Bedarf ein Gesamtwert (=Mittelwert der einzelnen T-Werte eines Schülers)<br />

berechnen (vgl. RUSCH ET AL., 1994, S.2ff).<br />

Tabelle 3: Bewertungsskala des Münchner Fitnesstests nach RUSCH/IRRGANG<br />

Bewertungsskala mangelhaft ausreichend befriedigend gut sehr gut<br />

T-Wert Skala


5 Aufmerksamkeits- Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP) 42<br />

5 Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP)<br />

Der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Test d2) nach BRICKENKAMP ist ein<br />

Durchstreichtest, der sich in <strong>die</strong> Kategorie der Allgemeinen Leistungstests<br />

einordnen lässt. Laut SCHNORR (1991) ist er einer der am meisten verwendeten<br />

Tests zur Messung der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung. Er misst <strong>die</strong><br />

Schnelligkeit und <strong>die</strong> Genauigkeit der Unterscheidung ähnlicher visueller Reize.<br />

Deshalb <strong>die</strong>nte er ursprünglich zur Auslese ungeeigneter Kraftfahrer. Seit seiner<br />

Veröffentlichung im Jahre 1962 wurde er schnell in anderen Bereichen der<br />

Psychologie (Betriebspsychologie, Berufsberatung, klinische Psychologie)<br />

angewandt, wo <strong>die</strong> allgemeine Leistungsfähigkeit in Form von Konzentrations- und<br />

Aufmerksamkeitsleistung zu messen war.<br />

BRICKENKAMP definiert Aufmerksamkeit <strong>als</strong> Selektion. Konzentration dagegen ist<br />

<strong>für</strong> ihn „eine leistungsbezogene, kontinuierliche und fokussierende Reizselektion,<br />

<strong>die</strong> Fähigkeit eines Individuums, sich bestimmten (aufgaben-) relevanten, internen<br />

oder externen Reizen selektiv, d.h. unter Abschirmung gegenüber irrelevanter<br />

Stimuli, ununterbrochen zuzuwenden und <strong>die</strong>se schnell und korrekt zu<br />

analysieren“ (BRICKENKAMP, 2002, S.6).<br />

Der Vorteil <strong>die</strong>ses Testes ist sein besonders geringer Zeit- und Materialaufwand<br />

sowie <strong>die</strong> Lernunabhängigkeit.<br />

Abbildung 4: Ausschnitt der Rückseite (Originalgröße Din A4) des Testbogens „Test d2“ nach<br />

BRICKENKAMP


5 Aufmerksamkeits- Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP) 43<br />

Der Testbogen 9 ist im Querformat mit 14 Zeilen bedruckt. Jede <strong>die</strong>ser Zeilen setzt<br />

sich aus 47 Zeichen zusammen. Die Zeichen bestehen aus einer Kombination der<br />

Buchstaben „p“ und „d“ mit einem, zwei, drei oder vier Strichen zusammen (siehe<br />

Abbildung 4). Aus allen Zeichen sollen <strong>die</strong> relevanten Zeichen angestrichen<br />

werden, <strong>die</strong> aus einer Kombination von einem „d“ mit zwei Strichen bestehen. Für<br />

jede Zeile sind 20 Sekunden Bearbeitungszeit vorgesehen, danach erfolgt das<br />

Kommando: „Stopp! Nächste Zeile!“.<br />

Mit Hilfe von Auswertungsschablonen <strong>können</strong> anschließend <strong>die</strong> Auslassungsfehler<br />

( Typ F1 ) sowie <strong>die</strong> Verwechslungsfehler (Typ F2) ermittelt werden. In der Summe<br />

ergeben beide Fehlertypen den Fehlerrohwert F, der <strong>als</strong> Kriterium <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Genauigkeit der <strong>Arbeit</strong> gilt. Die Gesamtleistung (GZ-F) lässt sich berechnen aus<br />

der Anzahl aller bearbeiteten Zeichen (GZ) abzüglich des Fehlerrohwertes F.<br />

Hierbei wird der quantitative Anteil stärker gewichtet <strong>als</strong> der qualitative Aspekt der<br />

Leistung. Der Konzentrationsleistungswert (KL) lässt sich auch mit Hilfe der<br />

Schablone ermitteln, er beschreibt <strong>die</strong> aus der um <strong>die</strong> Verwechslungsfehler<br />

reduzierten Anzahl der richtig durchgestrichenen relevanten Zeichen. Hier spielt<br />

der qualitative Leistungsaspekt eine größere Rolle <strong>als</strong> bei der Gesamtleistung.<br />

An <strong>die</strong>ser Stelle wird etwas genauer auf <strong>die</strong> Gütekriterien des Test d2<br />

eingegangen, da <strong>die</strong>ser Test <strong>die</strong> Grundlage der Untersuchung im empirischen Teil<br />

<strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> bildet.<br />

Objektivität<br />

Die Durchführungs- und Auswertungsobjektivität wird bestmöglich durch<br />

festgelegte Instruktionen, <strong>die</strong> Auswertung mit Hilfe von Schablonen und <strong>die</strong><br />

übersichtlichen Normtabellen gesichert.<br />

Reliabilität<br />

Die Reliabilität misst <strong>die</strong> Stabilität der Messwerte gegenüber Einwirkungen von<br />

außen. Mehrere Reliabilitätsuntersuchungen wiesen <strong>die</strong> GZ - und <strong>die</strong> GZ-F Werte<br />

<strong>als</strong> <strong>die</strong> zuverlässigsten aus. Problematisch sind <strong>die</strong> Werte F und SB hinsichtlich<br />

9 Im Anhang XI und XII ist ein leerer und ein beispielhaft ausgefüllter Testbogen zu finden.


5 Aufmerksamkeits- Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP) 44<br />

ihrer Zuverlässigkeit. Diese werden in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> nicht näher erläutert, da sie<br />

auch nicht Gegenstand der Auswertung sind.<br />

Validität<br />

Die Validität gibt Auskunft darüber, ob ein Test wirklich das Merkmal misst, das er<br />

zu messen vorgibt, in <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> Aufmerksamkeitsleistung. Es wurden<br />

verschiedene Untersuchungen zur Validität durchgeführt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Validität <strong>die</strong>ses<br />

Testes bestätigen. Beispielsweise wurden Vergleiche mit anderen<br />

Konzentrationstests durchgeführt. Die Ergebnisse wiesen einen verlässlichen<br />

Zusammenhang des Tests d2 zu anderen Konzentrationstests auf.<br />

Normierung<br />

Die Normierungstabellen gibt es, getrennt nach Geschlechtern, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gruppen<br />

VolksschülerInnen, BeruftschülerInnen und OberschülerInnen in zwei<br />

Jahresabschnitten. Die Standardisierungsstichprobe umfasst insgesamt etwa<br />

6000 Personen. (vgl. BRICKENKAMP, 1975, S. 237)<br />

Die Rohwerte werden anhand der Normentabellen (Deutsche Eichstichprobe) in<br />

Prozentränge (PR) und Standardwerte (SW; M=100, SD=10) transformiert.


6 Untersuchungsdesign 45<br />

METHODEN<br />

6 Untersuchungsdesign<br />

Die in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> vorgelegte Untersuchung bildet einen Teil einer groß<br />

angelegten, repräsentativen Stu<strong>die</strong>. Diese Stu<strong>die</strong> wird im Rahmen des Projektes<br />

„Unterrichtliche Ansätze und Diagnostik zur Förderung der Lernbereitschaft durch<br />

Bewegung“ (LeBe) durchgeführt, das vom <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bewegungserziehung</strong> und<br />

Sport (IfBS) der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe initiiert wurde. Das Projekt<br />

läuft seit Juli 2006 und wird von Prof. Dr. Norbert Fessler betreut. Erforscht<br />

werden sollen <strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen Motorik und Kognition. An einer<br />

repräsentativen Stichprobe (700 – 900 Schülerinnen und Schüler), über<br />

verschiedene Schularten und Jahrgangsstufen hinweg, wird getestet, ob durch<br />

Bewegungspausen, implementiert in den Schulalltag, <strong>die</strong> Konzentrationsleistung<br />

und damit <strong>die</strong> Lern- und Leistungsfähigkeit der Schüler erhöht werden kann (vgl.<br />

FESSLER, 2006, S. 3). Die Ergebnisse der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> sowie weitere<br />

nichtrepräsentative Untersuchungen werden von Elke Haberer zu einer<br />

repräsentativen Stu<strong>die</strong> zusammengeführt.<br />

1. Untersuchungsteil:<br />

Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit<br />

Wie in Kapitel 2.2 beschrieben, ist <strong>die</strong> Steigerung der allgemeinen Fitness bei den<br />

SchülerInnen ein Ziel von Bewegter Schule. In der durchgeführten Untersuchung<br />

sollen mögliche Zusammenhänge zwischen <strong>die</strong>sem allgemeinen Fitnesszustand,<br />

<strong>als</strong>o den konditionellen und koordinativen Fähigkeiten, von SchülerInnen der 6.<br />

Jahrgangsstufe und deren kognitiver Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden.<br />

Auf Grund der in Kapitel 4.2 beschriebenen Vorteile des Münchner Fitnesstests<br />

(nach RUSCH/IRRGANG) wurde der allgemeine Fitnesszustand der Schüler mit<br />

<strong>die</strong>sem Test ermittelt. In Kapitel 2.3 wurde beschrieben, dass ein enger<br />

Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, sich zu konzentrieren, und anderen<br />

kognitiven Prozessen besteht. Auf Grund dessen konnte repräsentativ <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

kognitive Leistungsfähigkeit <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit gemessen werden. Die<br />

Konzentrationsfähigkeit wurde mit Hilfe des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests<br />

(Test d2) nach BRICKENKAMP (2002) bei jedem Schüler am Anfang der ersten


6 Untersuchungsdesign 46<br />

Schulstunde ermittelt. Außerdem wurden <strong>die</strong> durchschnittlichen Schulnoten<br />

(Zeugnisnoten des 5. Schuljahres) mit dem Abschneiden im Fitnesstest korreliert.<br />

2. Untersuchungsteil:<br />

Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit<br />

Zusätzlich wurden <strong>die</strong> Wirkungen von einem Baustein des Konzeptes der<br />

Bewegten Schule, den Bewegungspausen im Unterricht, auf <strong>die</strong> unmittelbar<br />

darauf folgende Konzentrationsleistung der Schüler untersucht. Die Untersuchung<br />

wurde nicht an einer Bewegten Schule durchgeführt, deshalb geben <strong>die</strong><br />

Ergebnisse Informationen über <strong>die</strong> Effektivität von Bewegungspausen, wenn <strong>die</strong>se<br />

isoliert vom kompletten Konzept der Bewegten Schule durchgeführt werden.<br />

Eigentlich müssten <strong>die</strong> Bewegungspausen und <strong>die</strong> abhängige Variable<br />

(Konzentrationsleistung) operationalisiert, das heißt messbar gemacht werden<br />

<strong>können</strong>. Während <strong>die</strong> Variable „Konzentrationsleistung“ einfach über den<br />

standardisierten Test d2 nach BRICKENKAMP erfasst werden kann, ist <strong>die</strong><br />

Operationalisierung der Bewegungspausen schwieriger. Eine Operationalisierung<br />

in Form einer Übungstopologie kann an <strong>die</strong>ser Stelle nicht durchgeführt werden.<br />

Anhand von Filmmaterial 10 über <strong>die</strong> durchgeführte Untersuchung werden Beispiele<br />

<strong>für</strong> verschiedene Bewegungspausen geliefert. Daran sowie an den theoretischen<br />

Beschreibungen kann man erkennen, worauf es bei der Planung und<br />

Durchführung besonders ankommt. In Bewegungspausen, wie sie in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong><br />

verstanden werden, kommt es primär auf <strong>die</strong> körperliche Aktivität an und nur<br />

sekundär auf <strong>die</strong> inhaltliche Ausgestaltung der Pausen. Um trotzdem das breite<br />

Spektrum <strong>die</strong>ser Pausen zu verdeutlichen, wurden <strong>die</strong> Bewegungspausen aus drei<br />

verschiedenen Bereichen gewählt. In der ersten Unterrichtsstunde absolvierten <strong>die</strong><br />

SchülerInnen eine aktivierende Bewegungspause, in der zweiten Stunde eine<br />

gehirngerechte und in der sechsten Stunde eine haltungsstärkende<br />

Bewegungspause (siehe Tabelle 4).<br />

Im November 2006 wurde der Test d2 an zwei sechsten Klassen einer rheinlandpfälzischen<br />

Re<strong>als</strong>chule durchgeführt, jeweils in der ersten, der zweiten und der<br />

sechsten Schulstunde. Eine Woche zuvor wurde der Test mit Hilfe standardisierter<br />

10 Filmdokumentationen der Bewegungspausen sind im Anhang XVI auf CD zu finden.


6 Untersuchungsdesign 47<br />

Instruktionen eingeübt, sodass am Untersuchungstag jedem Schüler <strong>die</strong><br />

Testdurchführung bekannt war.<br />

Klasse A bildetete <strong>die</strong> Versuchsklasse (n=22), in der, über den Schultag verteilt,<br />

drei kurze Bewegungspausen durchgeführt wurden.<br />

- Der erste Konzentrationstest wurde am Anfang der ersten Stunde durchgeführt,<br />

um <strong>die</strong> Eingangswerte zu ermitteln. Darauf folgte in der gleichen Unterrichtsstunde<br />

<strong>die</strong> erste Bewegungspause.<br />

- Die zweite Bewegungspause fand in der zweiten Stunde vor dem zweiten Konzentrationstest<br />

statt.<br />

- Auch in der sechsten Stunde absolvierten <strong>die</strong> SchülerInnen erst das<br />

Bewegungsprogramm, dann den Konzentrationstest.<br />

Die Zeitpunkte der Konzentrationstests wurden so gewählt, dass <strong>die</strong> SchülerInnen<br />

vorher eine möglichst lange unbewegte Unterrichtsphase hinter sich hatten.<br />

Die gewonnenen Ergebnisse wurden mit den Ergebnissen der Kontrollklasse<br />

(n=20) verglichen. Diese Kontrollklasse nahm am unbewegten Unterricht teil. Auch<br />

in <strong>die</strong>ser Klasse wurde <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit in der ersten, zweiten und<br />

sechsten Unterrichtsstunde getestet. (Zusammenfassung siehe Tabelle 4)<br />

Tabelle 4: Ablauf der Untersuchung<br />

1. Stunde<br />

2. Stunde<br />

6. Stunde<br />

Versuchsklasse (n = 22) Kontrollklasse (n = 20)<br />

Konzentrationstest, dann<br />

aktivierende Bewegungspause<br />

gehirngerechte Bewegungspause,<br />

dann Konzentrationstest<br />

haltungsstärkende Bewegungspause,<br />

dann Konzentrationstest<br />

Konzentrationstest<br />

Konzentrationstest<br />

Konzentrationstest<br />

Durch <strong>die</strong> insgesamt sechs Tests konnte festgestellt werden, wie sich <strong>die</strong> Konzentration<br />

der SchülerInnen im Tagesverlauf ändert und inwiefern sie durch Bewegungspausen<br />

gesteigert werden kann.<br />

Um <strong>die</strong> Ergebnisse vergleichbar zu machen, wurden zur Intervention zwei Tage<br />

ausgewählt, an denen <strong>die</strong> Versuchsklasse wie auch <strong>die</strong> Kontrollklasse möglichst<br />

nur kognitiv orientierte Fächer hatten (<strong>Sie</strong>he Tabelle 5), Fächer wie Sport,


6 Untersuchungsdesign 48<br />

Schwimmen, Werken o. ä. wurden möglichst vermieden. Die Tests in der<br />

Versuchsklasse wurden an einem Dienstag durchgeführt und in der Kontrollklasse<br />

an einem Donnerstag. Das ist von Bedeutung, da das Wochenende Einfluss<br />

bezüglich der Konzentrationsfähigkeit der Schüler auf <strong>die</strong> Tage Montag und<br />

Freitag haben kann.<br />

Tabelle 5: Stundenpläne der Klassen an den Interventionstagen<br />

Versuchsklasse Kontrollklasse<br />

Mathematik Deutsch<br />

Biologie Mathematik<br />

Englisch Englisch<br />

Religion Religion<br />

Musik Deutsch<br />

Deutsch Biologie<br />

Um eventuelle Abhängigkeiten von der allgemeinen Fitness der SchülerInnen<br />

ausschließen zu <strong>können</strong>, wurden zusätzlich in beiden Klassen <strong>die</strong> anthropometrischen<br />

Daten (Größe, Gewicht) der Probanden aufgenommen und ein Fitnesstest 11<br />

durchgeführt. Des Weiteren wurde eine schriftliche Befragung über <strong>die</strong> Gestaltung<br />

einer stellvertretenden Pause durchgeführt, sodass ausgeschlossen werden<br />

konnte, dass sich eine Klasse signifikant häufiger bewegt. Dadurch konnten ungewollte<br />

Nebeneffekte minimiert werden.<br />

Ein- und Ausschlusskriterien<br />

Die Eltern der Kinder wurden vor den Untersuchungen ausgiebig über <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong><br />

informiert. Waren <strong>die</strong> Eltern nicht damit einverstanden, galt das <strong>als</strong> Ausschlusskriterium.<br />

Akute Erkrankungen oder Verletzungen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Testdurchführer<br />

sichtbar waren oder von den SchülerInnen genannt wurden, führten ebenso dazu,<br />

dass das betroffene Kind nicht an der Untersuchung teilnehmen durfte. Die übrigen<br />

Kinder wurden wie beschrieben untersucht, befragt und beobachtet.<br />

11 Münchner Fitnesstest siehe Kapitel 4.2


7 Stichprobenbeschreibung 49<br />

AUSWERTUNG / INTERPRETATION<br />

7 Stichprobenbeschreibung<br />

7.1 Soziokulturelle Daten<br />

Die Untersuchung wurde in Rheinland-Pfalz an der Nicolaus-August-Otto-<br />

Re<strong>als</strong>chule in Nastätten im Taunus durchgeführt. Nastätten hat ca. 4200 Einwohner<br />

und ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Nastätten. Die Schule liegt<br />

sehr ländlich und umfasst derzeit 620 Schülerinnen und Schüler in 24 Klassen.<br />

Das Kollegium besteht aus 34 Lehrerinnen und Lehrern, 3 Referendaren und 2<br />

Pfarrern. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über <strong>die</strong> Verbandsgemeinden Nastätten,<br />

Loreley, Braubach und Nassau. Auch aus Hessen kommen einige Schüler zur<br />

Nicolaus-August-Otto-Re<strong>als</strong>chule.<br />

7.2 Anthropometrische Daten<br />

Die Kinder beider Klassen wurden gebeten, <strong>die</strong> Schuhe auszuziehen. Anschließend<br />

wurden sie gewogen und gemessen. Für <strong>die</strong> leichte Turnbekleidung wurden<br />

später 500 g abgezogen. Aus den gewonnenen Daten wurde der BMI nach der<br />

Formel „Körpergewicht in Kilogramm im Verhältnis zum Quadrat der Körpergröße<br />

in m (kg/m2)“ berechnet. Die anthropometrischen Daten der SchülerInnen sind in<br />

Tabelle 6 aufgeführt. Die Kontrollkinder sind älter, größer und schwerer <strong>als</strong> <strong>die</strong><br />

Kinder der Versuchsklasse, jedoch nicht signifikant. Der BMI der beiden Klassen<br />

unterscheidet sich nur geringfügig.<br />

Da beide Klassen sich nicht signifikant unterscheiden, <strong>können</strong> eventuelle unbeabsichtigte<br />

Einflussfaktoren auf das Ergebnis der Untersuchung ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Tabelle 6: Anthropometrische Daten der Kontroll- und der Versuchsklasse.<br />

MW = Mittelwert N = Umfang der Stichprobe<br />

N Minimum Maximum MW<br />

Interventionskinder<br />

Kontrollkinder<br />

Interventionskinder<br />

Kontrollkinder<br />

Interventionskinder<br />

Kontrollkinder<br />

Interventionskinder<br />

Kontrollkinder<br />

Alter (J.)<br />

Größe (cm)<br />

Gewicht (kg)<br />

BMI (kg/qm)<br />

24<br />

18<br />

24<br />

18<br />

24<br />

18<br />

24<br />

18<br />

10<br />

11<br />

1,28<br />

1,41<br />

26,2<br />

29,6<br />

15,99<br />

13,89<br />

13<br />

13<br />

1,68<br />

1,69<br />

55,5<br />

68,4<br />

25,56<br />

26,63<br />

11,58<br />

11,61<br />

1,51<br />

1,56<br />

43,94<br />

48,57<br />

19,28<br />

19,87


7 Stichprobenbeschreibung 50<br />

7.3 Beobachtbare Konzentrationsfähigkeit der Schüler<br />

Mangelnde Aufmerksamkeit kann einmal damit zusammenhängen, dass <strong>die</strong><br />

SchülerInnen kein Interesse am Lerninhalt haben und ihre Aufmerksamkeit<br />

bewusst gegen den Unterricht lenken oder damit, dass sich SchülerInnen nicht<br />

mehr konzentrieren <strong>können</strong>, obwohl sie es gerne würden. Bewegungspausen<br />

sollen Schülern helfen, falls sie sich nicht mehr konzentrieren <strong>können</strong>. Wenn sich<br />

SchülerInnen nicht mehr konzentrieren <strong>können</strong>, zeigen sie das oft in unbewussten<br />

körperlichen Botschaften. <strong>Sie</strong> drücken damit unterbewusst ihr<br />

Rhythmisierungsbedürfnis aus. Diese Signale <strong>können</strong> sich bei Schülern auf<br />

verschiedene Art und Weise äußern und in unterschiedlichen Zeitabständen. Die<br />

Ausmaße reichen von Müdigkeitserscheinungen (z.B. gähnen) bis hin zu<br />

körperlichen Aktivitäten (z.B. wackeln mit dem Stuhl), <strong>die</strong> auf Bewegungsdefizite<br />

hinweisen. Mögliche Botschaften wurden in Kapitel 3.1 aufgelistet. Diese<br />

körperlichen Signale haben einen regulierenden Effekt. <strong>Sie</strong> treten dann in<br />

Erscheinung, wenn aufgrund körperlich-geistiger Statik/Monotonie <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit<br />

abbaut und der Organismus nach zusätzlicher Stimulation sucht<br />

(vgl. BREITHECKER, 2000, S.4).<br />

Um Hinweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeit von Bewegungspausen <strong>als</strong> rhythmisierendes<br />

Element zu finden, wurde <strong>die</strong> Versuchsklasse an einem Schultag, der von<br />

körperlicher Statik und wenig Bewegung gekennzeichnet war, mit Hilfe eines<br />

Beobachtungsbogens beobachtet 12 . Außerdem sind <strong>die</strong>se Beobachtungen<br />

notwendig, um <strong>die</strong> richtigen Bewegungspausen, speziell abgestimmt auf <strong>die</strong><br />

Klasse und Unterrichtsstunde, zu finden.<br />

Auswertung und Interpretation<br />

Die Ergebnisse sind im Beobachtungsbogen im Anhang XIV dargestellt.<br />

In den ersten beiden Stunden zeigten <strong>die</strong> SchülerInnen vermehrt Müdigkeitserscheinungen<br />

wie Gähnen und Kopfabstützen. In der zweiten Stunde konnte man<br />

zusätzlich bei einigen Schülern ein Wackeln mit den Stühlen beobachten. In der<br />

ersten Stunde war das den Schülern nur eingeschränkt möglich, da sie sich zu<br />

<strong>die</strong>sem Zeitpunkt noch im Physiksaal befanden und dort keine beweglichen Stühle<br />

standen. Aus den Beobachtungen der ersten beiden Unterrichtsstunden konnte<br />

12<br />

Der ausgefüllte Beobachtungsbogen, sowie ein leeres Exemplar ist im Anhang XIII und XIV zu<br />

finden


7 Stichprobenbeschreibung 51<br />

vermutet werden, dass <strong>die</strong> SchülerInnen zu Beginn der Unterrichtszeit noch etwas<br />

müde und inaktiv waren. Von der dritten bis zur sechsten Stunde stiegen <strong>die</strong> Botschaften<br />

stetig an, <strong>die</strong> auf einen Mangel an Bewegung zurückzuführen sind. Die<br />

Rhythmisierungsbedürfnisse der SchülerInnen wurden von Stunde zu Stunde<br />

deutlicher.<br />

Reflexion<br />

Die durch <strong>die</strong> Beobachtung gewonnenen Ergebnisse dürfen qualitativ und quantitativ<br />

nicht überbewertet werden. <strong>Sie</strong> wurden an nur einem Tag erhoben und nur<br />

von einem Beobachter. Dieser ist nicht in der Lage alle körperlichen Botschaften<br />

der Schüler zu erkennen. Trotzdem kann man mit Hilfe <strong>die</strong>ses Beobachtungsbogens<br />

einen Eindruck davon gewinnen, wie <strong>die</strong> Konzentrationsleistung der<br />

Schüler in einer bestimmten Unterrichtsstunde ist. Ein Lehrer kann nur dann Bewegungspausen<br />

zum richtigen Zeitpunkt und mit dem richtigen Inhalt sinnvoll in<br />

seinem Unterricht implementieren, wenn er sich selbst sensibilisiert. Dazu stellt<br />

der Beobachtungsbogen eine geeignete Hilfe dar.<br />

7.4 Gewöhnliche Pausengestaltung der Schüler<br />

Der Unterricht in der Nicolaus-August-Otto Re<strong>als</strong>chule beginnt um 7:50 Uhr. Die<br />

erste Pause ist nach der zweiten Unterrichtsstunde von 9:20 Uhr bis 9:35 Uhr. Die<br />

zweite 15-minütige Pause findet nach der vierten Stunde von 11:05 Uhr bis 11:20<br />

Uhr statt. Nach der ersten, dritten und nach der fünften Stunde gibt es keine<br />

Pausen. (<strong>Sie</strong>he Tabelle 7). Die Pausenregelung ist an den Fahrplan der öffentlichen<br />

Schulbusse angepasst.<br />

Tabelle 7: Unterrichtszeiten<br />

1. Stunde 7:50 Uhr – 8:35Uhr<br />

2. Stunde 8:35 Uhr – 9:20 Uhr<br />

- 15 min Pause -<br />

3. Stunde 9:35 Uhr – 10:20 Uhr<br />

4. Stunde 10:20 Uhr – 11:05 Uhr<br />

- 15 min Pause -<br />

5. Stunde 11:20 Uhr – 12:05 Uhr<br />

6. Stunde 12:05Uhr – 12:50 Uhr


7 Stichprobenbeschreibung 52<br />

Mit einer kurzen schriftlichen Befragung zu stellvertretend einer Pause, sollte ein<br />

Eindruck darüber gewonnen werden, wie <strong>die</strong> SchülerInnen der 6. Jahrgangsstufe<br />

gewöhnlicherweise ihre Pausen gestalten. Das ist von Bedeutung, um ausschließen<br />

zu <strong>können</strong>, dass sich eine der beiden Klassen signifikant mehr in der Pause<br />

bewegt. Dadurch könnten ungewollte Nebeneffekte das eigentliche Untersuchungsergebnis<br />

verfälschen.<br />

Auswertung und Interpretation<br />

In der Kontrollklasse gaben von 22 SchülerInnen 16 an, <strong>die</strong> Pause mit Tischtennis<br />

verbracht zu haben. In Anbetracht, dass noch ein Schüler Sport allgemein angegeben<br />

hat, ein Schüler „Fußball“ und zwei Schüler angaben, „vor Lehrern im<br />

Schulgebäude weggerannt“ zu sein, lässt sich feststellen, dass <strong>die</strong> SchülerInnen<br />

der Kontrollklasse ihre Pause <strong>für</strong> gewöhnlich relativ bewegt verbringen. Da auch<br />

mehrere Aktivitäten genannt werden durften, wurde neben Tischtennis oft „essen“<br />

(10mal) und „mit Freunden quatschen“ (11mal) angegeben. Die Befragung bezog<br />

sich nur auf eine Pause, daher kann man <strong>die</strong> Ergebnisse nicht verallgemeinern,<br />

eine Tendenz zu einer bewegten Pause lässt sich jedoch erkennen. In der<br />

Versuchsklasse (n = 24) gaben nur drei SchülerInnen an, sich aktiv in der Pause<br />

bewegt zu haben. Die restlichen Schüler haben mit „Freunden geredet“, „auf<br />

Bänken gesessen“ oder etwas „gegessen“. Sehr oft wurde auch „chillen“ <strong>als</strong><br />

Pausenbeschäftigung angegeben.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich <strong>die</strong> Kontrollklasse in der Pause<br />

mehr bewegte <strong>als</strong> <strong>die</strong> Versuchsklasse. Diese Befunde dürfen aber nicht überinterpretiert<br />

werden. Die Ergebnisse beziehen sich nur auf eine zufällig ausgewählte<br />

Pause. Ich hatte den Eindruck, dass das Tischtennis-Spielen in der Kontrollklasse<br />

nur ein zeitlich begrenzter Trend ist und dass <strong>die</strong> Parallelklassen auf das Jahr bezogen<br />

sich doch vergleichbar viel bewegen. Damit <strong>die</strong> momentan unterschiedliche<br />

Pausengestaltung möglichst keine Effekte auf <strong>die</strong> Untersuchung hat, wurden <strong>die</strong><br />

Konzentrationstests vor der ersten Pause (1. und 2. Stunde) und in der sechsten<br />

Unterrichtsstunde durchgeführt. Untersuchungen in den Stunden unmittelbar nach<br />

der Pause hätten möglicherweise verfälschte Ergebnisse hervorrufen <strong>können</strong>.


7 Stichprobenbeschreibung 53<br />

Durch <strong>die</strong>se Kurzbefragung und einige Beobachtungen der SchülerInnen in der<br />

Pause erhielt ich den Eindruck, dass sich <strong>die</strong> Unterstufen (5. und 6. Klasse) zumindest<br />

noch ab und zu bewegen (z.B. beim Tischtennis). Die Bewegungsintensitäten<br />

nehmen aber mit steigendem Alter ab. Jugendliche in den höheren Klassen<br />

bewegen sich größtenteils gar nicht mehr in der Pause. <strong>Sie</strong> bevorzugen den<br />

Rückzug in Kommunikationsnischen. Dies ist ein weiterer Befund, der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung<br />

des Konzeptes der Bewegten Schule, oder zumindest von einzelnen<br />

Elementen in der Sekundarstufe spricht.


8 Planung der Bewegungspausen 54<br />

8 Planung der Bewegungspausen<br />

8.1 Zur Implementierung von Bewegungspausen allgemein in der<br />

Sekundarstufe<br />

Bisherige Stu<strong>die</strong>n zum Konzept der Bewegten Schule oder zu Bewegungspausen<br />

wurden meistens auf Grundschulen bezogen. Das hat seine Gründe vor allem<br />

darin, dass im Grundschulalter das bewegte Lernen aus lernpsychologischer Sicht<br />

von besonderer Bedeutung ist. Wie in den vorangegangenen Kapiteln schon beschrieben,<br />

hat Bewegung auch im Sekundarstufenbereich vielfältige positive Effekte.<br />

Einzig und allein der Argumentationszusammenhang verändert sich bei älteren<br />

SchülerInnen. Bei SchülerInnen in weiterführenden Schulen stehen unter<br />

anderem <strong>die</strong> Rhythmisierung und damit <strong>die</strong> Konzentrationsförderung im<br />

Vordergrund. Die veränderten schulischen Bedingungen der weiterführenden<br />

Schulen im Vergleich zur Grundschule erschweren <strong>die</strong> Umsetzung des Konzepts<br />

der Bewegten Schule und auch speziell der Bewegungspausen. Die stärkere<br />

Fachorientierung mit den Fachlehrern führt zu einer stärkeren Gliederung in<br />

einzelne Lerneinheiten. Die Strukturierung des Schulalltags erfolgt nach einem<br />

festgefahrenen Zeitschema im 45-Minuten-Rhythmus. Das lässt wenig Spielraum<br />

<strong>für</strong> Bewegungsaktivitäten im Unterricht (vgl. LAGING 2001, S.50).<br />

Auf Grund der vielfältigen positiven Effekte sollte dem Versuch der Umsetzung<br />

des Konzeptes der Bewegten Schule aber trotzdem auch in weiterführenden<br />

Schulen nichts im Wege stehen.<br />

Wichtig bei der Integration von Bewegung in den Sekundarstufenbereich ist <strong>die</strong><br />

genaue Analyse der Bedürfnisse der jeweiligen Schulart, Jahrgangsstufe sowie<br />

der jeweiligen SchülerInnen. Besonderes Kennzeichen der Jahrgangsstufen 5 –<br />

10 ist ihre Uneinheitlichkeit. Während Kinder des 5. Jahrgangs sich nicht allzu<br />

sehr von älteren Grundschulkindern unterscheiden, stehen Jugendliche des 10.<br />

Jahrgangs kurz vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter. Schülerinnen und Schüler<br />

der höheren Klassen sind im Vergleich zu jüngeren Kindern in der Lage, sich über<br />

einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. <strong>Sie</strong> <strong>können</strong> zunehmend selbstständiger<br />

arbeiten. Trotz <strong>die</strong>ser Uneinheitlichkeit lassen sich einige gemeinsame Charakteristika<br />

festhalten. Häufig sind Schülerinnen <strong>die</strong>ses Alters wechselhaft in ihren<br />

Stimmungen, Gefühlen und Bedürfnissen und suchen nach Lebensmustern, an<br />

denen sie sich orientieren <strong>können</strong>. Dies zeigt sich unter anderem im Interesse an


8 Planung der Bewegungspausen 55<br />

aktuellen Trends, denen sie häufig bedingungslos folgen. Die Interessen <strong>für</strong> bestimmte<br />

Aktivitätsformen festigen sich. Dabei werden auch geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede erkennbar. Diese Jugendlichen entwickeln eine wachsende Sensibilität<br />

<strong>für</strong> den eigenen Körper und identifizieren sich häufig darüber. Das kann zu<br />

einer starken Fixierung auf gesellschaftlich vermittelte Körperideale führen.<br />

Diese Besonderheiten müssen bei der Auswahl der Bewegungspausen, sowie<br />

allgemein beim Entwickeln eines Konzeptes einer Bewegten Schule <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Sekundarstufe beachtet werden.<br />

8.2 Zur Implementierung von Bewegungspausen speziell in der<br />

Versuchsklasse<br />

Nun zu den Bedingungen <strong>für</strong> Bewegungspausen speziell in der Versuchsklasse:<br />

Mit Hilfe des im Kapitel 7.3 beschriebenen Beobachtungsbogens wurde <strong>die</strong> Versuchsklasse<br />

beobachtet. In <strong>die</strong>sem Kapitel wurden auch <strong>die</strong> Ergebnisse beschrieben.<br />

Auf <strong>die</strong>ser Grundlage wurden <strong>die</strong> Bewegungspausen ausgewählt. Auch <strong>die</strong><br />

Schlüsse aus der Pausenbefragung wurden bei der Planung mit einbezogen (Ergebnisse<br />

dazu siehe Kapitel 7.4).<br />

An einem zufällig ausgewählten, kognitiv orientierten Schultag wurde <strong>die</strong> Versuchsklasse<br />

mit Hilfe des „Beobachtungsbogens zur Konzentrationsfähigkeit“ beobachtet.<br />

Die Häufigkeiten der unbewussten Botschaften der SchülerInnen bezüglich<br />

ihrer Konzentrationsfähigkeit wurden notiert. Durch <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>die</strong>ser Beobachtungen<br />

erhielt ich den Eindruck, dass <strong>die</strong> SchülerInnen in der ersten Stunde<br />

noch etwas müde waren, sie gähnten oft und viele stützen ihren Kopf mit der Hand<br />

ab. Die SchülerInnen waren zudem sehr träge und lustlos. Deshalb wählte ich <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> erste Unterrichtsstunde eine aktivierende Bewegungspause 13 . Das spezielle<br />

Thema „Skifahren“ wählte ich passend zur Jahreszeit, um damit ein möglichst<br />

hohes Interesse und eine hohe Motivation bei den Schülern zu erreichen. Vielleicht<br />

sind ein paar Schüler schon einmal selbst Ski gefahren, haben es im Fernsehen<br />

gesehen oder interessieren sich einfach da<strong>für</strong> und haben deshalb besonders<br />

viel Spaß an <strong>die</strong>ser Bewegungspause. Auch <strong>die</strong> weiteren Kriterien, <strong>die</strong> in Ka-<br />

13 Genaue Anleitungen der durchgeführten Bewegungspausen sind im Anhang XV zu finden.<br />

Genauere theoretische Beschreibungen zu den verschiedenen Typen von Bewegungspausen<br />

im Kapitel 3.1.


8 Planung der Bewegungspausen 56<br />

pitel 3.1 an Bewegungspausen gestellt wurden, erfüllt <strong>die</strong>se Pause. Der zeitliche<br />

Umfang sowie der Material- und Organisationsaufwand sind gering.<br />

Für <strong>die</strong> zweite Bewegungspause wählte ich eine gehirngerechte Übung. Wie der<br />

Anleitung im Anhang XV zu entnehmen ist, setzt sich <strong>die</strong>se aus fünf einzelnen<br />

Übungen zusammen, <strong>die</strong> abwechselnd eher ruhig, dann wieder aktiv durchgeführt<br />

werden.<br />

In der sechsten Unterrichtsstunde absolvierten <strong>die</strong> SchülerInnen eine haltungsstärkende<br />

Bewegungspause. Nach fünf Unterrichtsstunden weitgehend statischen<br />

Sitzens beobachtete ich bei vielen Schülern eindeutige Signale, <strong>die</strong> darauf hinwiesen,<br />

dass <strong>die</strong> SchülerInnen das lange Sitzen belastete. <strong>Sie</strong> räkelten und streckten<br />

sich oft, wechselten andauernd ihre Sitzhaltungen und schaukelten mit ihren<br />

Stühlen. Bei <strong>die</strong>ser Bewegungspause bot es sich an, verschiedene kurze,<br />

haltungsstärkende Übungen zu kombinieren. Zu Beginn sollte <strong>die</strong> Wirbelsäule<br />

sowie <strong>die</strong> Rücken- und Schultermuskulatur mobilisiert werden. Darauf folgten<br />

abwechselnd zwei Dehnungs- und Kräftigungsübungen <strong>die</strong>ser Muskelpartien.<br />

Auch hierzu sind nähere Beschreibungen im Anhang XV zu finden.<br />

Anregungen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Praxisübungen erhielt ich aus folgenden Büchern:<br />

• Oppolzer (2006)<br />

• Rühl (1993)<br />

• Beigel (2005)<br />

• Altenrath (2005)


9 Reflexion der der Bewegungspausen 57<br />

9 Reflexion der Bewegungspausen<br />

9.1 Aktivierende Bewegungspause<br />

Durch meine Beobachtungen erhielt ich den Eindruck, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> SchülerInnen<br />

der Versuchsklasse in der ersten Stunde eine aktivierende Bewegungspause<br />

sinnvoll ist. Die aktivierende Bewegungspause wurde durchgeführt, um <strong>die</strong><br />

SchülerInnen zu vitalisieren und damit <strong>die</strong> Lernbereitschaft zu erhöhen. Am<br />

tatsächlichen Versuchstag waren <strong>die</strong> Kinder jedoch schon vor der<br />

Bewegungspause eher unruhig und in keiner Weise träge. Das könnte damit<br />

zusammengehängen, dass <strong>die</strong> SchülerInnen voller Erwartungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Untersuchung waren und nicht wie am Beobachtungstag nur dem normalen<br />

Unterricht folgten. Dies hatte zur Folge, dass <strong>die</strong> SchülerInnen vor und nach der<br />

Bewegungspause sehr „aufgedreht“ waren und eine beruhigende<br />

Bewegungspause sinnvoller gewesen wäre. Besonders in einem solchen Fall,<br />

aber auch generell, ist es nach aktivierenden Bewegungspausen sehr wichtig,<br />

eine ein- bis zweiminütige Entspannung oder Regeneration anschließen zu<br />

lassen. Hierbei <strong>können</strong> sich <strong>die</strong> SchülerInnen wieder sammeln und mental auf den<br />

folgenden Unterricht einstellen. Danach sind sie optimal darauf vorbereitet, konzentriert<br />

dem Unterrichtsgeschehen zu folgen.<br />

9.2 Gehirngerechte Bewegungspause<br />

An den gehirngerechten Übungen hatten <strong>die</strong> SchülerInnen viel Spaß und sie haben<br />

sehr diszipliniert mitgearbeitet. Bei Übungen wie zum Beispiel dem<br />

„Bauchkreisen“ oder dem „Hände auf und zu“ waren sie äußerst motiviert und<br />

wollten es alle unbedingt schaffen. Die folgenden Fotos geben einen Eindruck<br />

über den Verlauf der Bewegungspause.<br />

Diagonales Armund<br />

Fußkreisen<br />

Hände auf und zu Ellbogen zum Knie Bauchkreisen Luftboxen


9 Reflexion der der Bewegungspausen 58<br />

9.3 Haltungsstärkende Bewegungspause<br />

Auch bei der haltungsstärkenden Bewegungspause arbeiteten <strong>die</strong> Schülerinnen<br />

sehr motiviert und diszipliniert mit. Ich erhielt den Eindruck, dass sie Spaß an <strong>die</strong>ser<br />

Bewegungspause hatten. Es waren keine langen Erklärungen nötig, bis <strong>die</strong><br />

SchülerInnen <strong>die</strong> Übungen verstanden hatten.<br />

Mobilisierung der<br />

Wirbelsäule<br />

Mobilisierung der<br />

Schulter-Rücken-<br />

Muskulatur<br />

Dehnung der<br />

Schulter-Rücken-<br />

Muskulatur<br />

Kräftigung der<br />

Schulter-Rücken-<br />

Muskulatur I<br />

Kräftigung der<br />

Schulter-Rücken-<br />

Muskulatur II<br />

9.4 Allgemeine Reflexion der Bewegungspausen<br />

Die genauen Anleitungen der durchgeführten Bewegungspausen sind im Anhang<br />

XV zu finden. Der <strong>Arbeit</strong> ist eine CD mit den durchgeführten Bewegungspausen<br />

beigefügt. Damit <strong>können</strong> <strong>die</strong> Reaktionen der Schülerinnen während den Übungen<br />

genau nachvollzogen werden.<br />

Ich hatte den Eindruck, dass <strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong> Bewegungspausen alle gerne<br />

machten und auch verstanden haben, dass sie nicht zum Selbstzweck durchgeführt<br />

wurden, sondern <strong>als</strong> konzentrationsförderndes Element in den Unterricht integriert<br />

wurden. Bei allen Bewegungspausen war ein großer Klassenraum hilfreich,<br />

darin konnten sich <strong>die</strong> SchülerInnen großzügig verteilen und <strong>die</strong> Übungen<br />

durchführen, ohne sich gegenseitig zu stören. Es hat sich gezeigt, wie wichtig es<br />

ist, Bewegungspausen spontan an <strong>die</strong> momentane Situation der Schüler angepasst<br />

durchzuführen. Ein Lehrer muss dazu <strong>die</strong> unbewussten Botschaften der<br />

SchülerInnen erkennen und daraufhin <strong>die</strong> passenden Bewegungspausen durchführen.<br />

9.5 Feedback der Schülerinnen und Schüler<br />

Um einen Eindruck zu bekommen, ob <strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong> Bewegungspausen<br />

gerne durchführten und ob sie <strong>die</strong> Pausen <strong>für</strong> sinnvoll erachteten, befragte ich sie


9 Reflexion der der Bewegungspausen 59<br />

nach der Durchführung mündlich. Auch das ist auf der beigefügten CD festgehalten.<br />

Am liebsten machten <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler das „Luftboxen“ in der gehirngerechten<br />

Bewegungspause. Das „Skifahren“ hat einigen nicht so gut gefallen.<br />

Genaue Begründungen konnten sie vor der Kamera nicht äußern. Vielleicht<br />

fühlten sich einige Schüler <strong>für</strong> das „pantomimische Skifahren“ schon zu alt oder<br />

waren durch <strong>die</strong> Filmkamera eingeschüchtert.<br />

Bei der abschließenden Frage, ob <strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong> Bewegungspausen <strong>als</strong><br />

konzentrationsförderndes Mittel <strong>für</strong> sinnvoll halten, waren alle einer Meinung und<br />

bejahten. Ein Schüler fragte, ob man das auch während Klassenarbeiten durchführen<br />

könnte. Durch <strong>die</strong>se Frage zeigte er, dass er den Sinn der Bewegungspausen<br />

genau erfasst hatte.<br />

Die Ergebnisse stimmen mit den Untersuchungen der REGENSBURGER PRO-<br />

JEKTGRUPPE (2001, S. 157) überein. Auch darin berichten <strong>die</strong> SchülerInnen, dass<br />

sie Bewegungspausen mögen und <strong>als</strong> sinnvoll erachten.


10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 60<br />

10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und<br />

kognitiver Leistungsfähigkeit<br />

10.1 Reflexion des Münchner Fitnesstests<br />

Da während des Fitnesstestes nur zwei Testhelfer zur Verfügung standen, wurden<br />

<strong>die</strong> SchülerInnen in fünf Gruppen eingeteilt. Bei einer Klassenstärke von 19<br />

Schülern in der Kontrollklasse und 24 in der Versuchsklasse ergab das eine Gruppengröße<br />

von 3 – 5 SchülerInnen. Um einen möglichst reibungslosen Verlauf und<br />

damit richtige Ergebnisse zu sichern, wurden in jeder Gruppe ein Testhelfer und<br />

ein Zeitnehmer bestimmt. Der Testhelfer trug bei jeder Übung <strong>die</strong> Ergebnisse<br />

seiner Gruppenmitglieder in den jeweiligen Testerfassungsbogen ein. Der Zeitnehmer<br />

stoppte bei Bedarf <strong>die</strong> Zeit. Durch <strong>die</strong>se klare Rollenverteilung konnte gewährleistet<br />

werden, dass <strong>die</strong> Übungen ordnungsgemäß durchgeführt und <strong>die</strong> Ergebnisse<br />

richtig eingetragen wurden. Verletzte SchülerInnen sowie ein Schüler<br />

aus der 10. Klasse halfen zusätzlich mit, <strong>die</strong> einzelnen Übungsstationen zu<br />

betreuen. Dieser große Organisationsaufwand ist in den niedrigen Klassen<br />

unumgänglich, um den MFT korrekt durchzuführen. Durch <strong>die</strong> genauen<br />

Instruktionen und <strong>die</strong> Testbeschreibungen, <strong>die</strong> zusätzlich an der Wand in der<br />

Nähe der jeweiligen Station angebracht wurden, wussten <strong>die</strong> SchülerInnen genau,<br />

was sie an jeder Station zu tun hatten. Das Pulsmessen, das bei der 6. Übung<br />

durchgeführt werden musste, ist den SchülerInnen sehr schwer gefallen. Es sollte<br />

im Vorhinein genau geübt werden.<br />

10.2 Ergebnisse des Münchner Fitnesstests<br />

Wie schon in Kapitel 4.2 erläutert, besteht der Münchner Fitnesstest aus sechs<br />

Disziplinen:<br />

- Ballprellen<br />

- Zielwerfen<br />

- Rumpf-/Hüftbeugen<br />

- Standhochspringen<br />

- Halten im Hang<br />

- Stufensteigen


10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 61<br />

Die Rohwerte wurden mit Hilfe von Normierungstabellen (Stand 2005) in so genannte<br />

T-Werte transformiert. Anhand <strong>die</strong>ser T-Werte wurde mit Hilfe einer fünfstufigen<br />

Beurteilungsskala (siehe Tabelle 3) das personenbezogene Fähigkeitsniveau<br />

bezüglich der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten jedes einzelnen<br />

Schülers ermittelt. Die einzelnen Ergebnisse sind, sortiert nach Versuchs- und<br />

Kontrollklasse, im Anhang VII zu finden. Aus den Ergebnissen eines jeden Schülers<br />

in den einzelnen Disziplinen wurden <strong>die</strong> mittleren Gesamtwerte berechnet.<br />

Die Häufigkeitsverteilung in Abbildung 5 zeigt, dass elf Schüler mit „ausreichend“<br />

bewertet wurden, dreißig mit „befriedigend“ und nur ein Schüler mit „gut“. Diese<br />

Verteilung (Minimum = 41, Maximum = 56, Mittelwert = 47,56) zeigt ein relativ<br />

schlechtes Abschneiden der Kontroll- sowie der Versuchsklasse im Fitnesstest.<br />

Die Ergebnisse der Kontroll- und der Versuchsklasse sind in keiner Disziplin des<br />

MFT und deswegen auch nicht im mittleren Gesamtwert signifikant unterschiedlich.<br />

Die gewonnenen Ergebnisse spiegeln den momentanen Trend der Bewegungsdefizite<br />

der Kinder und Jugendlichen (vgl. hierzu Kapitel 2.1.)<br />

Häufigkeiten<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56<br />

T-Werte<br />

Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der Ergebnisse des Münchner Fitnesstests (N = 43).<br />

[36;45] = „ausreichend“, [46;55] = „befriedigend“, [56;65] = gut<br />

■ <strong>die</strong> zehn besten Schüler ■ mittlere Schüler ■ <strong>die</strong> zehn schlechtesten Schüler<br />

Um im Folgenden <strong>die</strong> allgemeine Fitness der SchülerInnen mit den schulischen<br />

Leistungen und der Konzentrationsfähigkeit zu vergleichen, wurden <strong>die</strong>se in zwei<br />

Gruppen aufgeteilt. Die zehn SchülerInnen, <strong>die</strong> im MFT am besten abgeschnitten<br />

hatten, wurden der Gruppe „gute Sportler“ zugeordnet und <strong>die</strong> zehn schlechtesten<br />

SchülerInnen der Gruppe „schlechte Sportler“. Diese Gruppen unterscheiden sich<br />

nun durch ihre mittleren Gesamtwerte des MFT von 43 (schlechte Sportler) zu 52<br />

(gute Sportler). (siehe Abbildungen 5 und 6)


10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 62<br />

T-Werte<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

43<br />

52<br />

schlechte Sportler gute Sportler<br />

Abbildung 6: Mittlere Gesamtwerte des MFT der beiden Gruppen „schlechte Sportler“ und<br />

„gute Sportler“<br />

10.3 Zusammenhänge zwischen allgemeiner Fitness und schulischer<br />

Leistung (Noten)<br />

Die schulische Leistung der SchülerInnen wurde anhand der letzten Zeugnisnoten,<br />

in <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> Jahresnoten der 5. Jahrgangsstufe, gemessen. Hier wurde der<br />

Mittelwert aller Fächernoten berechnet. Nur <strong>die</strong> Verhaltens- und Mitarbeitsnoten<br />

wurden nicht mit eingerechnet.<br />

Abbildung 7 zeigt, dass <strong>die</strong> schlechten Sportler einen Notendurchschnitt von 2,61<br />

hatten und <strong>die</strong> guten Sportler einen Durchschnitt von 2,22. 14 Wegen der geringen<br />

Stichprobengröße sind <strong>die</strong>se Ergebnisse nicht repräsentativ und dürfen deshalb<br />

nicht überinterpretiert werden. Eine Tendenz ist jedoch zu erkennen und es würde<br />

sich lohnen, <strong>die</strong>sen Zusammenhang genauer zu untersuchen.<br />

Durchschnittliche<br />

Zeugnisnoten<br />

2,7<br />

2,6<br />

2,5<br />

2,4<br />

2,3<br />

2,2<br />

2,1<br />

2<br />

2,61<br />

schlechte<br />

Sportler<br />

2,22<br />

gute Sportler<br />

Abbildung 7: Durchschnittliche Zeugnisnoten der 5. Jahrgangsstufe, aufgeteilt, nach „guten“ und<br />

„schlechten Sportlern“<br />

14<br />

Im Anhang VIII ist eine Tabelle mit der genauen Auflistung der Ergebnisse des MFT und den<br />

Noten zu finden


10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 63<br />

Wenn sich <strong>die</strong>ser Zusammenhang <strong>als</strong> repräsentativ nachweisen lassen könnte,<br />

wäre das ein Indiz da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> sportliche Aktivität tatsächlich zu einer Steigerung<br />

der schulischen Leistungen führen kann. Dieser Zusammenhang würde dann<br />

<strong>die</strong> Legitimation <strong>für</strong> eine Bewegte Schule unterstützen.<br />

10.4 Zusammenhänge zwischen allgemeiner Fitness<br />

und Konzentrationsfähigkeit<br />

Die Konzentrationsfähigkeit der SchülerInnen wurde mit Hilfe des<br />

Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests nach BRICKENKAMP ermittelt. Der Test wurde<br />

am Anfang der ersten Unterrichtsstunde mit allen Schülern durchgeführt. Die<br />

folgenden Abbildungen 8 und 9 zeigen <strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen dem<br />

Gesamtleistungswert (GZ-F) bzw. der Konzentrationsleistung (KL) und der<br />

allgemeinen Fitness der SchülerInnen. Der Gesamtleistungswert wurde aus der<br />

Anzahl der bearbeiteten Zeichen (GZ) abzüglich des Fehlerrohwertes (F)<br />

berechnet. Dieser Wert gewichtet den quantitativen Anteil der geleisteten <strong>Arbeit</strong><br />

stärker <strong>als</strong> beispielsweise der Konzentrationsleistungswert (KL), bei dem der<br />

qualitative Anteil bedeutender ist 15 .<br />

Gesamtleistungswerte (GZ-F)<br />

des d2 Testes<br />

460<br />

440<br />

420<br />

400<br />

380<br />

360<br />

340<br />

380,88<br />

441,78<br />

schlechte Sportler gute Sportler<br />

Abbildung 8: Mittelwerte der Gesamtleistungswerte (GF-F) des d2-Testes (nach<br />

BRICKENKAMP) bei „schlechten Sportlern“ und bei „guten Sportlern“<br />

15 <strong>Sie</strong>he Kapitel 5.1 Aufmerksamkeits- Belastungs- Test (nach BRICKENKAMP) im Theorieteil <strong>die</strong>ser<br />

<strong>Arbeit</strong>.


10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 64<br />

Konzentrationsleistungswert (KL)<br />

des d2 Testes<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

155,75<br />

181,56<br />

schlechte Sportler gute Sportler<br />

Abbildung 9: Mittelwerte der Konzentrationsleistungen (KL) des d2-Testes (nach<br />

BRICKENKAMP) bei „schlechten Sportlern“ und bei „guten Sportlern“<br />

In beiden Grafiken erkennt man <strong>die</strong> extremen Unterschiede zwischen den Konzentrationsleistungen<br />

der „guten“ und der „schlechten Sportler“. Im Gesamtleistungswert<br />

unterscheiden sich <strong>die</strong> „sportlichen“ von den „unsportlichen Schülern“<br />

signifikant (T=2,182; p=0,049). In der gemessenen Konzentrationsleistung unterscheiden<br />

sich <strong>die</strong> beiden Gruppen fast signifikant (T= 2,073; p= 0,064). 16<br />

Auch hier reicht <strong>die</strong> Stichprobengröße nicht aus, um repräsentative Aussagen zu<br />

machen. Die signifikanten Unterschiede im Bereich der Konzentrationsfähigkeit,<br />

<strong>die</strong> repräsentativ <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamten kognitiven Leistungen steht, <strong>können</strong> trotzdem<br />

<strong>die</strong> Legitimation der Bewegungsförderung in einer Bewegten Schule unterstützen.<br />

10.5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Es konnte <strong>als</strong>o nachgewiesen werden, dass <strong>die</strong> allgemeine Fitness, das heißt <strong>die</strong><br />

konditionellen und koordinativen Fähigkeiten der SchülerInnen, signifikant mit den<br />

kognitiven Leistungen zusammenhängen, sowohl mit den schulischen Leistungen<br />

(Noten) <strong>als</strong> auch mit den Konzentrationsleistungen. SchülerInnen mit besseren<br />

konditionellen und koordinativen Fähigkeiten schneiden signifikant besser im<br />

Konzentrationstest ab und haben auch bessere Schulnoten <strong>als</strong> Kinder mit einer<br />

schlechteren allgemeinen Fitness.<br />

Die Ergebnisse <strong>die</strong>ser Pilotstu<strong>die</strong> könnten und sollten in weiteren repräsentativen<br />

Untersuchungen nachgeprüft werden. In folgenden Stu<strong>die</strong>n müssten auch <strong>die</strong> Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge<br />

genauer analysiert werden. Treiben intelli-<br />

16 Im Anhang IX und X sind zwei Tabellen mit der genauen Auflistung der Ergebnisse des MFT und<br />

den KL-Werten bzw. GZ-F -Werten des d2-Testes zu finden.


10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 65<br />

gentere SchülerInnen einfach mehr Sport oder bewirkt <strong>die</strong> sportliche Aktivität<br />

tatsächlich eine Steigerung der kognitiven Leistungen? Außerdem <strong>können</strong> weitere<br />

Untersuchungen prüfen, wie in einer Regelschule und auch in einer Bewegten<br />

Schule <strong>die</strong> allgemeine Fitness der SchülerInnen optimal gesteigert werden kann.<br />

In Kapitel 2.3 wurden Untersuchungen von Neurowissenschaftlern vorgestellt, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> positiven Effekte von allgemeiner Fitness auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit<br />

belegten. Die Untersuchung <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> stellt eine Pilotstu<strong>die</strong> dar, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

wissenschaftlichen Theorien auch in der schulischen Praxis überprüft. Die gewonnenen,<br />

vielversprechenden Ergebnisse sollten nicht unbeachtet bleiben.


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 66<br />

11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver<br />

Leistungsfähigkeit<br />

11.1 Reflexion des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests<br />

(nach BRICKENKAMP)<br />

Die Testeinübung verlief problemlos in der Versuchs- wie auch in der Kontrollklasse.<br />

Die standardisierten Testinstruktionen waren so verständlich, dass <strong>die</strong><br />

SchülerInnen kaum Fragen hatten. Bei den Erklärungen wurde zwar deutlich<br />

erläutert, dass es nicht nur darauf ankommt, wie weit man in einer Zeile kommt,<br />

sondern auch darauf, dass man möglichst wenig Fehler macht. Nach der<br />

Testdurchführung riefen trotzdem einige Schüler „Ich habe keine Reihe bis zum<br />

Schluss geschafft!“, oder „Ich habe fünf Reihen bis zum Ende geschafft!“. Damit<br />

<strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong>sen Zusammenhang bei den eigentlichen Untersuchungen<br />

verstehen, wurde <strong>die</strong>s explizit noch einmal in der darauf folgenden Woche<br />

erläutert. An dem eigentlichen Testtag, der eine Woche nach der Testeinübung<br />

stattfand, waren <strong>die</strong> SchülerInnen zunächst sehr aufgeregt, aber auch gespannt.<br />

Die Reaktionen in der Kontrollklasse auf den Test unterschieden sich nicht von<br />

denen in der Versuchsklasse. Den ersten Test haben alle SchülerInnen noch sehr<br />

motiviert durchgeführt. Beim zweiten, wie auch beim dritten Test ließ <strong>die</strong><br />

Motivation deutlich nach. Das war zu erkennen an Ausrufen der Schüler wie<br />

beispielsweise: „Schon wieder den Test?“ oder „Wie oft müssen wir den Test denn<br />

noch machen?“. Man konnte den Schülern anmerken, dass der Test sehr<br />

anstrengend <strong>für</strong> sie war. Trotz der nachlassenden Motivation hat ein Großteil der<br />

SchülerInnen aber auch <strong>die</strong> beiden letzten Tests sorgfältig bearbeitet. Zwei<br />

Schüler aus der Versuchsklasse haben im letzten Test absichtlich in mehreren<br />

Zeilen einfach alle Symbole durchgestrichen. Solche „Problemfälle“ wurden<br />

komplett aus der Untersuchung herausgenommen und nicht weiter ausgewertet.<br />

Eine Schülerin konnte nur an den ersten beiden Tests teilnehmen, weil sie beim<br />

dritten Test zum Arzt musste. Auch ihre beiden Tests wurden aus der<br />

Untersuchung entfernt. Auf <strong>die</strong>se Weise ergab sich eine Stichprobengröße von 22<br />

in der Versuchsklasse und 20 in der Kontrollklasse.


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 67<br />

11.2 Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests<br />

(nach BRICKENKAMP)<br />

Die Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (Test d2) nach BRI-<br />

CKENKAMP sind in Tabelle 8 zusammengefasst. In Tabelle 9 wurden der Gesamtleistungswert<br />

(GZ-F) und <strong>die</strong> Konzentrationsleistung (KL) in Prozentränge (PR)<br />

und Standardwerte (SW) eingestuft.<br />

Tabelle 8: Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Test d2) der Kontroll- (KK), sowie<br />

der Versuchsklasse (VK) im Tagesverlauf:<br />

Rohwerte (Mittelwerte ± Standardabweichung) der Auslassungsfehler (F1), der<br />

Verwechslungsfehler (F2), der Gesamtleistung (GZ-F) und des Konzentrationsleistungswertes (KL).<br />

F1 F2 GZ-F KL<br />

1. Stunde KK (n = 20)<br />

VK (n = 22)<br />

2. Stunde KK(n = 20)<br />

VK (n = 22)<br />

6. Stunde KK (n = 20)<br />

VK(n = 22)<br />

6,85<br />

8,45<br />

9,05<br />

6,45<br />

9,45<br />

7,55<br />

0,5<br />

0,59<br />

0,4<br />

0,45<br />

0,6<br />

0,77<br />

403,15<br />

446,45<br />

456,70<br />

580,91<br />

466,55<br />

421,82<br />

164,30±26,74<br />

184,05±31,48<br />

189,95±35,18<br />

216,23±35,00<br />

195,65±39,26<br />

173,68±26,28<br />

Tabelle 9: Einstufung der Gesamtleistung (GZ-F) und des Konzentrationsleistungswertes<br />

(KL) in Prozentränge (PR) und Standardwerte (SW, M=100, SD=10) anhand der<br />

Eichstichprobe 2002 (vgl. BRICKENKAMP 2002). KK= Kontrollklasse; VK= Versuchsklasse<br />

GZ-F KL<br />

1. Stunde<br />

KK<br />

VK<br />

2. Stunde KK<br />

VK<br />

6. Stunde KK<br />

VK<br />

RW PR SW RW PR SW<br />

403,15<br />

446,45<br />

456,70<br />

580,91<br />

466,55<br />

421,82<br />

95<br />

99<br />

>99<br />

>99<br />

>99<br />

97<br />

116<br />

124<br />

126<br />

>130<br />

127<br />

119<br />

164,30<br />

184,05<br />

189,95<br />

216,23<br />

195,65<br />

173,68<br />

Im ersten Test während der ersten Stunde wurden beide Klassen ohne Bewegungspause<br />

auf ihre Konzentrationsleistung hin untersucht. Die Kontrollklasse<br />

zeigte einen schlechteren Ausgangswert in der Gesamtleistung wie auch im<br />

95<br />

99<br />

>99<br />

>99<br />

>99<br />

98<br />

116<br />

123<br />

126<br />

>130<br />

128<br />

120


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 68<br />

Konzentrationsleistungswert gegenüber der Versuchsklasse 17 . Die Kontrollklasse<br />

zeigte in der ersten Stunde „überdurchschnittliche“ Aufmerksamkeitsleistungen,<br />

<strong>die</strong> Versuchsklasse sogar „weit überdurchschnittliche“ Leistungen (siehe Abb. 9<br />

und Abb. 11). In der zweiten Stunde konnten beide Klassen ihre Gesamtleistung<br />

und ihre Konzentrationsleistung steigern. Die Versuchsklasse unterschied sich<br />

nun stärker von der Kontrollklasse <strong>als</strong> in der ersten Stunde (Differenz der<br />

Konzentrationsleistungen 26,28). Die Kontrollklasse blieb im Bereich der<br />

„überdurchschnittlichen“ Aufmerksamkeitsleistungen. Die Versuchsklasse<br />

hingegen konnte sich über den Bereich der „weit überdurchschnittlichen“<br />

Leistungen noch verbessern und erreichte damit ein Gebiet, welches sich<br />

außerhalb der Normierung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Jahrgangsstufe befindet (siehe Tabelle 11). In<br />

der sechsten Stunde konnte sich <strong>die</strong> Kontrollklasse bezüglich der Gesamtleistung<br />

und der Konzentrationsleistung noch einmal leicht steigern. In der Versuchsklasse<br />

hingegen war ein extremer Leistungsabfall zu erkennen, sowohl in der<br />

Konzentrationsleistung <strong>als</strong> auch in der Gesamtleistung. Trotz des Leistungsabfalls<br />

in der Versuchsklasse befanden sich noch beide Klassen im „weit<br />

überdurchschnittlichen“ Bereich (siehe Tabelle 11).<br />

Abbildung 10 veranschaulicht <strong>die</strong> Veränderungen der Konzentrationsleistung (KL)<br />

der beiden Klassen im Verlauf der Unterrichtsstunden. Die Gesamtleistung (GZ-F)<br />

wurde in <strong>die</strong>sem Fall nicht mehr explizit aufgeführt, da ihr Verlauf nahezu identisch<br />

mit dem Verlauf der Konzentrationsleistung ist.<br />

17 Differenz zwischen den beiden Klassen bezüglich der KL-Werte: 19,75.


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 69<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1. Stunde 2. Stunde 3. Stunde<br />

Kontrollklaase<br />

Versuchsklasse<br />

Abbildung 10: Konzentrationsleistungswert (KL) der Kontrollklasse bzw. der Versuchsklasse im<br />

Aufmerksamkeits-Belastungs-Test zu den drei Untersuchungszeitpunkten<br />

Abbildung 11 zeigt <strong>die</strong> Bewertung der Aufmerksamkeitsleistungen der einzelnen<br />

Klassen zu den unterschiedlichen Zeitpunkten des Unterrichtsvormittags. Es lässt<br />

sich erkennen, dass beide Klassen <strong>für</strong> ihre Altersstufe eine „überdurchschnittliche“<br />

bis „weit überdurchschnittliche“ Aufmerksamkeitsleistung zu jedem<br />

Untersuchungszeitraum vollbracht haben.<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1.Stunde 2.Stunde 6.Stunde<br />

Kontrollklasse<br />

Versuchsklasse<br />

Abbildung 11: Wertung der Aufmerksamkeitsleistung anhand der Normierung des Tests d2 nach<br />

Brickenkamp 2002:<br />

1 = weit unterdurchschnittlich 4 = überdurchschnittlich<br />

2 = unterdurchschnittlich 5 = weit überdurchschnittlich<br />

3 = durchschnittlich 6 = außerhalb des durch <strong>die</strong> Normierung erfassten Bereiches


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 70<br />

11.3 Interpretation der Ergebnisse<br />

Zum Leistungsabfall der Versuchsklasse im dritten Test<br />

Der extreme Abfall der Versuchsklasse im dritten Test in der sechsten Stunde ist<br />

im Vergleich mit den Ergebnissen aus anderen Untersuchungen, mit gleichem<br />

Untersuchungsdesign, nicht zu erklären. In allen Untersuchungen steigerten sich<br />

<strong>die</strong> SchülerInnen stetig vom ersten bis hin zum letzten Test (vgl. Untersuchungen<br />

der Pädagogischen Hochschule Weingarten u.a. KUHLINS 2005.). Aufgrund der Resultate<br />

aus den anderen Untersuchungen muss davon ausgegangen werden, dass<br />

in der Klasse ein unvorhersehbares Ereignis zwischen dem zweiten und dem dritten<br />

Test vorgefallen sein muss, weswegen sie sich in der letzten Stunde nicht<br />

mehr so gut konzentrieren konnten, oder <strong>die</strong> SchülerInnen erwarteten etwas nach<br />

der sechsten Unterrichtsstunde, was dazu führte, dass ihre Konzentration so<br />

extrem sank. Die Klassenbucheinträge an <strong>die</strong>sem Tag gaben genauso wenig<br />

Aufschluss über ein solches Ereignis wie auch Befragungen der betreffenden<br />

Lehrer. Vermutet werden kann ein größerer Vorfall in der Pause, ein unerwarteter<br />

Test oder ein unmittelbar an <strong>die</strong> sechste Stunde anschließendes Ereignis, von<br />

dem alle Schüler der Klasse betroffen waren. Rückblickend ist <strong>die</strong>s nicht mehr<br />

eindeutig zu klären. Auch <strong>die</strong> Bewegungspause ist optimal verlaufen, so dass<br />

ausgeschlossen werden kann, dass <strong>die</strong>se zu einer Minderung der<br />

Konzentrationsfähigkeit führte. Ergebnisse u.a. von KUHLINS (2005) lassen darauf<br />

schließen, dass <strong>die</strong> Resultate des letzten Tests <strong>die</strong>ser Untersuchung nicht auf den<br />

Untersuchungsaufbau zurückzuführen sind, sondern <strong>als</strong> Ursache ein ungewollter<br />

äußerer Faktor anzusehen ist, der nichts mit dem Untersuchungsgegenstand zu<br />

tun hat. Die Ergebnisse sind dadurch so verfälscht, dass sie nicht weiter im<br />

Zusammenhang mit <strong>die</strong>ser Untersuchung interpretiert werden dürfen. Aus <strong>die</strong>sem<br />

Grund wird in der folgenden Interpretation nur auf den ersten Test <strong>als</strong><br />

Ausgangswert (beide Klassen ohne Bewegungspause) und den zweiten Test <strong>als</strong><br />

Vergleichstest zwischen der Versuchsklasse mit Bewegungspause und der<br />

Kontrollklasse ohne Bewegungspause eingegangen.<br />

Übungsunabhängigkeit des d2-Tests nach Brickenkamp?<br />

Werden <strong>die</strong> Ergebnisse der beiden Klassen getrennt voneinander betrachtet, so<br />

zeigt <strong>die</strong> statistische Analyse hoch signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen<br />

Konzentrationstests in der Versuchsklasse (F=11,191; p=0,000) und mittlere


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 71<br />

Signifikanzwerte in der Kontrollklasse (F=4,789; p=0,012). Beide Klassen konnten<br />

ihre Konzentrationsleistung vom ersten zum zweiten Test steigern (siehe Abbildung<br />

10). Das kann entweder auf den natürlichen Verlauf der Konzentrationsfähigkeit<br />

über einen Schulvormittag oder auf eine Ergebnissteigerung in Folge einer<br />

Lernleistung des Tests d2 zurückzuführen sein.<br />

Der ersten These widersprechen unter anderem Untersuchungen von WAMSER &<br />

LEYK, <strong>die</strong> 2003 <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit von Schülern im Verlauf eines Schulvormittages<br />

18 untersucht haben. Diese Langzeitstu<strong>die</strong> erstreckte sich einen ein<br />

Schulhalbjahr. Die Tests wurden in randomisierender Folge jeweils in einer<br />

Unterrichtsstunde eines Tages durchgeführt. Den Ergebnissen von WAMSER &<br />

LEYK zu Folge sind <strong>die</strong> Konzentrationsleistungen in der ersten Unterrichtsstunde<br />

im Vergleich zu den anderen relativ gering, in der zweiten Stunde sinkt sie aber<br />

noch weiter ab und steigt nicht, wie es aus der vorliegenden Untersuchung zu<br />

schließen wäre. Auch <strong>die</strong> Resultate aus den Stu<strong>die</strong>n mit ähnlichem<br />

Untersuchungsdesign wie in der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> (z.B. KUHLINS, 2005) stimmen<br />

nicht mit den Ergebnissen von WAMSER & LEYK überein. Die gewonnenen<br />

Ergebnisse von Wamser und Leyk widerlegen <strong>die</strong> erste These. Dies verstärkt<br />

wiederum <strong>die</strong> zweite These, <strong>als</strong>o <strong>die</strong> Lernfähigkeit bezüglich des Tests d2. Nach<br />

BRICKENKAMP ist der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test zwar lernunabhängig, <strong>die</strong><br />

Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sowie der Untersuchung von<br />

beispielsweise KUHLINS (2005) weisen aber auf eine Lernfähigkeit, zumindest<br />

wenn der Test im Laufe eines Tages mehrm<strong>als</strong> durchgeführt wird, hin. Auf Grund<br />

<strong>die</strong>ser Erkenntnisse gibt <strong>die</strong> hier vorliegende Untersuchung keine eindeutigen<br />

Aufschlüsse über <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit der SchülerInnen im Tagesverlauf,<br />

was aber auch nicht im Zentrum <strong>die</strong>ser Untersuchung stand. Da beide Klassen,<br />

Versuchsklasse und Kontrollklasse, alle Tests an einem Tag durchgeführt haben,<br />

sind <strong>die</strong> Ergebnisse vergleichbar und der Einfluss von Bewegungspausen kann<br />

wie geplant untersucht werden.<br />

18 <strong>Sie</strong>he Kapitel 3.3


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 72<br />

Ergebnisse in Geschlechtervergleich<br />

Im Gegensatz zu den Untersuchungen von WAMSER & LEYK zeigten sich in den<br />

hier vorliegenden Ergebnissen des Test d2 keine signifikanten Unterschiede im<br />

Geschlechtervergleich (T=1,257; p=0,211).<br />

Zusammenhänge zwischen den Schulnoten und der Konzentrationsleistung im d2-<br />

Test<br />

Um eventuelle Zusammenhänge zwischen den Schulnoten und den Konzentrationsleistungen<br />

herauszufinden, wurde untersucht, ob sich <strong>die</strong> Gruppe der „10<br />

besten Schüler“ (Gruppeneinteilung anhand der letzten Zeugnisnoten 19 ) signifikant<br />

von der Gruppe der „10 schlechtesten Schüler“ bezüglich der gemessenen Konzentrationsleistungen<br />

unterscheidet. Als Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konzentrationsleistungen<br />

wurden <strong>die</strong> Ergebnisse des ersten d2-Testes verwendet, da zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt<br />

weder <strong>die</strong> Kontroll- noch <strong>die</strong> Versuchsklasse an einer Bewegungspause teilgenommen<br />

hatten. Die statistische Analyse zeigte jedoch nicht <strong>die</strong> erwarteten Unterschiede<br />

zwischen den beiden Gruppen (T=1,915; p=0,080). Auch <strong>die</strong> umgekehrte<br />

Analyse lieferte keinen signifikanten Unterschied. Die zehn Schüler, <strong>die</strong> im Konzentrationstest<br />

am besten abgeschnitten hatten unterschieden sich bezüglich ihrer<br />

Noten nicht signifikant von den zehn Schülern <strong>die</strong> im d2-Test am schlechtesten<br />

abgeschnitten hatten (T=-1,219; p= 0,245). Abbildung 12 veranschaulicht <strong>die</strong> gewonnene<br />

Ergebnisse.<br />

19 Die durchschnittlichen Schulnoten wurden wie in Kapitel 10.3 erläutert berechnet.


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 73<br />

Abbildung 12: Zusammenhänge zwischen den Konzentrationsleistungen im d2-Test<br />

und den letzten Jahresnoten der SchülerInnen.<br />

Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit<br />

Um herauszufinden, welchen Einfluss Bewegungspausen auf <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit<br />

haben, mussten vorab <strong>die</strong> Ausgangswerte (Konzentrationsleistungen)<br />

beider Klassen ohne Bewegungspause <strong>als</strong> Grundlage verglichen werden. Da<strong>für</strong><br />

wurde der erste Test in der ersten Stunde durchgeführt. Damit klärt sich <strong>die</strong> Frage,<br />

ob <strong>die</strong> Klassen, wenn sie beide an keiner Bewegungspause teilnehmen, vergleichbare<br />

Konzentrationsleistungswerte haben oder ob <strong>die</strong>se unterschiedlich<br />

sind. In <strong>die</strong>ser Untersuchung hat <strong>die</strong> Versuchsklasse im ersten Test einen Mittelwert<br />

von 184,05 in der Konzentrationsleistung. Die Kontrollklasse hat dagegen nur<br />

einen Mittelwert von 164,3. Diese Klasse ist <strong>als</strong>o schon im Ausgangstest schlechter<br />

<strong>als</strong> <strong>die</strong> Versuchsklasse (siehe Abbildung 12).<br />

Im zweiten Test, der <strong>als</strong> Vergleichstest ausgewertet wird, haben sich beide Klassen<br />

bezüglich ihrer Konzentrationsleistung gesteigert. Die Resultate zeigen, dass<br />

sich <strong>die</strong> Versuchsklasse nach der Bewegungspause um 32,18 Konzentrationsleistungspunkte<br />

(im Mittelwert) steigern konnte im Vergleich zum ersten Test. Die<br />

Kontrollklasse ohne Bewegungspause konnte sich nur um 25,65 KL-Punkte<br />

verbessern. Das bedeutet, dass sich <strong>die</strong> Versuchsklasse signifikant (F=11,91;<br />

p=0.000) vom ersten Test (ohne Bewegungspause) zum zweiten Test mit<br />

Bewegungspause um 17,48% steigern konnte. Da sich aber auch <strong>die</strong><br />

Kontrollklasse vom ersten Test (ohne Bewegungspause) zum zweiten Test (ohne<br />

Bewegungspause) signifikant (F=4,789; p=0.012) um 15,61% steigern konnte,<br />

relativiert sich <strong>die</strong>ses Ergebnis bezüglich der Wirkung von Bewegungspausen.


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 74<br />

Es muss davon ausgegangen werden, dass sich beide Klassen auf Grund von<br />

äußeren Faktoren um 15,61% von ersten zum zweiten Test steigern konnten und<br />

nicht in Folge der durchgeführten Bewegungspausen. Diese äußeren Faktoren<br />

<strong>können</strong>, wie im Vorangegangenen beschrieben, entweder Lerneffekte des d2-<br />

Testes sein oder eine natürliche Schwankung der Konzentrationsfähigkeit im Tagesverlauf.<br />

Abzüglich der Konzentrationssteigerung, welche auf äußere Faktoren<br />

zurückzuführen ist bleibt in der Versuchsklasse dann noch eine nicht-signifikante<br />

Steigerung von 1,87% übrig, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Effekte von Bewegungspausen zurückzuführen<br />

sind.<br />

Mittlere KL-Werte<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

164,3<br />

Kontrollklasse<br />

ohne Bewegung<br />

1. Test<br />

184,05<br />

Versuchsklasse<br />

ohne Bewegung<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

189,95<br />

2. Test<br />

Kontrollklasse<br />

ohne Bewegung<br />

216,23<br />

Versuchsklasse<br />

mit Bewegung<br />

Abbildung 13: Konzentrationsleistungswerte (Mittelwerte) vom 1. Test, <strong>als</strong> Ausgangswerte (beide<br />

Klassen ohne Bewegungspause) und vom 2. Test, <strong>als</strong> Vergleichstest (Versuchsklasse mit Bewegungspause<br />

und Kontrollklasse ohne Bewegungspause)<br />

11.4 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ergebnissen<br />

der Kontroll- und der Versuchsklasse. Das bedeutet, dass eine direkte Wirkung<br />

von Bewegungspausen auf <strong>die</strong> unmittelbar darauf folgende Konzentrationsfähigkeit<br />

anhand der bisherigen Datenlage nicht belegbar ist. Die gewonnenen Erkenntnisse<br />

bestätigen <strong>die</strong> Ergebnisse von Stu<strong>die</strong>n mit ähnlichem Untersuchungsdesign,<br />

beispielsweise von KUHLINS (2005) oder OESTREICHER (2005). Auch dort<br />

konnten <strong>die</strong> signifikanten Ergebnisse von BREITHECKER (2000) 20 nicht bestätigt<br />

werden.<br />

Da <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> in jeder Klasse nur an einem Tag durchgeführt wurde und <strong>die</strong> Stichproben<br />

relativ klein waren, sollten <strong>die</strong> Ergebnisse nicht überinterpretiert werden.<br />

20 vgl. Kapitel 3.3


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 75<br />

Es lohnt sich trotzdem, <strong>die</strong> Effekte von Bewegungspausen in einer repräsentativen<br />

Langzeitstu<strong>die</strong> genauer zu untersuchen. Möglicherweise lässt sich <strong>die</strong> konzentrationsfördernde<br />

Wirkung von Bewegungspausen in einer Untersuchung beweisen,<br />

<strong>die</strong> über einen längeren Zeitraum durchgeführt wird. Das würde eine<br />

zuverlässigere Auskunft über <strong>die</strong> Konzentrationsleistungen liefern, da <strong>die</strong> Tests<br />

besser in den Unterrichtsalltag integriert sind und von den SchülerInnen dann<br />

nicht mehr <strong>als</strong> etwas Besonderes aufgefasst werden. Sind <strong>die</strong> Zeiträume zwischen<br />

den einzelnen Konzentrationstests länger, so <strong>können</strong> auch <strong>die</strong> Lerneffekte des d2-<br />

Tests minimiert werden. Das Test-Retest-Design mit Versuchs- und Kontrollklasse<br />

sollte beibehalten werden.<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, verschiedene Konzentrations- oder<br />

Aufmerksamkeitstests durchzuführen. Damit würde <strong>die</strong> Motivation der<br />

SchülerInnen wahrscheinlich länger aufrecht gehalten werden <strong>können</strong>.<br />

Auch das Feedback der SchülerInnen darf nicht unbeachtet bleiben. Alle<br />

SchülerInnen waren sich einig, dass sie sich nach den Bewegungspausen wieder<br />

besser auf den Unterricht konzentrieren konnten. Auch wenn <strong>die</strong>ser<br />

Zusammenhang anhand der Konzentrationstests nicht nachzuweisen war, hat <strong>die</strong><br />

positive Einstellung der SchülerInnen sicher förderliche Effekte auf ihre<br />

Lernbereitschaft im Verlauf der folgenden Unterrichtszeit. Die SchülerInnen haben<br />

<strong>die</strong> Bewegungspausen sehr gerne durchgeführt. Solche kleinen Freuden der<br />

SchülerInnen im Unterricht führen mit unter zu einer höheren Schulzufriedenheit.<br />

Auch PETZOLD (2002, S. 208) konnte in seiner Stu<strong>die</strong> empirisch belegen, dass der<br />

Einfluss einer Bewegten Schule ohne negative Auswirkungen auf das Erreichen<br />

von Lernzielen bleibt, dagegen <strong>die</strong> Schul- und Lernfreude gesteigert werden kann.<br />

Gegenüber Lehrern und Elter ist Schulfreude ein unschätzbares Argument.<br />

Wie in Kapitel 3.1 beschrieben, werden Bewegungspausen, neben dem<br />

konzentrationsfördernden Effekt, noch vielfältige weitere positive Wirkungen<br />

zugeschrieben. Auch <strong>die</strong>sbezüglich lohnt es sich, weitere Untersuchungen zu<br />

<strong>die</strong>sem Thema durchzuführen. Beispielsweise konnten WAMSER & LEYK 2003 (S.<br />

112) anhand von Klassenbucheinträgen belegen, dass eine körperliche<br />

Betätigung, im folgenden Unterricht, zu einer signifikanten Verminderung der<br />

Unterrichtsstörungen seitens der SchülerInnen führt.<br />

Die SchülerInnen in <strong>die</strong>ser Untersuchung haben zu allen Messzeitpunkten<br />

überdurchschnittliche bis weit überdurchschnittliche Konzentrationsleistungen


11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 76<br />

vollbracht. Es kann vermutet werden, dass bei Klassen mit durchschnittlichen<br />

Konzentrationsleistungen Bewegungspausen mehr bewirken. Weitere Stu<strong>die</strong>n<br />

könnten klären, ob in solchen Klassen eine signifikante Steigerung der<br />

Konzentrationsleistung durch Bewegungspausen erreicht werden kann.<br />

Bezüglich der aktuellen Diskussionen zur Einführung von Ganztagsschulen<br />

erlangen Bewegungspausen an zusätzlicher Bedeutung. Gerade hier ist eine<br />

Rhythmisierung des Schultages, beispielsweise durch Bewegungspausen,<br />

absolute Voraussetzung <strong>für</strong> das Aufrechterhalten der Konzentrationsleistungen<br />

der SchülerInnen.<br />

Auf Grund der soeben genannten Aspekte ist es wichtig neben der durchgeführten<br />

Querschnittsuntersuchung weitere Langzeitstu<strong>die</strong>n zu den Chancen und Grenzen<br />

der Bewegungspausen im Unterricht durchzuführen.


12 Kritischer Rückblick 77<br />

12 Kritischer Rückblick<br />

Bei der Planung, Durchführung, Auswertung und Interpretation <strong>die</strong>ser<br />

Untersuchung habe sehr viel gelernt.<br />

In vorhinein versuchte ich alles bestmöglich zu planen. Trotzdem kam noch viel<br />

Unvorhergesehenes dazwischen. Es stellte sich beispielsweise heraus, dass <strong>die</strong><br />

Versuchsklasse im Fach Kunst getrennt unterrichtet wird. Deswegen konnte ich<br />

<strong>die</strong> Untersuchung nicht in <strong>die</strong>ser Stunde durchführen. Auch <strong>die</strong> anderen Tests, <strong>die</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Tag geplant waren, mussten daher kurzfristig auf einen anderen Tag<br />

verschoben werden. Die Flexibilität und <strong>die</strong> Unterstützung, <strong>die</strong> mir <strong>die</strong> betroffenen<br />

Lehrer entgegen brachten, waren sehr beeindruckend. Eine frühzeitige Planung ist<br />

absolute Voraussetzung <strong>für</strong> einen guten Verlauf einer solchen Untersuchung. Aber<br />

auch <strong>die</strong> Flexibilität und <strong>die</strong> Fähigkeit Alternativen zu finden sind sehr wichtig. Ich<br />

habe feststellen müssen, dass man in einer solchen Untersuchung, an der so viele<br />

Schüler, Lehrer und Eltern beteiligt sind, vorher nie alles planen kann. Meistens<br />

kommt doch noch etwas dazwischen, was man nicht erwartet hat. Damit muss<br />

man rechen und alternative Lösungswege finden.<br />

Während der Durchführung hatte ich den Eindruck, dass viele Lehrer sehr interessiert<br />

an meiner Untersuchung waren. Zahlreiche Lehrer sprachen mich an und<br />

wollten <strong>die</strong> Hintergründe meiner Untersuchung wissen. <strong>Sie</strong> waren so begeistert,<br />

dass sie meine Ergebnisse und meine <strong>Arbeit</strong> unbedingt lesen wollen. Zwei Lehrer<br />

wollten den Aufmerksamkeitstest sogar selbst bearbeiten. Das Thema Bewegte<br />

Schule war manchen Lehrern schon ein Begriff. Ein Lehrer brachte mir außerdem<br />

extra drei Fachbücher zur Bewegten Schule mit. Auch <strong>die</strong> Schüler interessierten<br />

sich sehr an <strong>die</strong>ser Untersuchung. <strong>Sie</strong> wollten alle Einzelheiten genau wissen. Die<br />

Motivation bei den Schülern war im ersten Test sehr hoch. Wie schon erwähnt lies<br />

das Engagement einzelner Schüler bis zum letzten, dritten Test nach. Mit solchen<br />

Problemen muss man rechnen und versuchen <strong>die</strong> Schüler bis zum Ende hin zu<br />

motivieren. Von den betroffenen Eltern hatte ich keine Rückmeldung bezüglich<br />

meiner Untersuchung. Ich rechnete damit, dass vielleicht einige etwas Genaueres<br />

wissen wollten. Wahrscheinlich reichten ihnen <strong>die</strong> Informationen aus, <strong>die</strong> sie durch<br />

ein Elterninformationsschreiben erhielten.<br />

Nach der Datenerhebung lernte ich, wie viel Zeit auch <strong>die</strong> Auswertung einer solchen<br />

Stu<strong>die</strong> benötigt. Ich erhielt einen Eindruck davon, was empirisches Untersu-


12 Kritischer Rückblick 78<br />

chungen, statistisches Auswerten und damit wissenschaftliches <strong>Arbeit</strong>en wirklich<br />

bedeutet. Diese Erfahrungen bedeuten mir sehr viel und ich bin mir sicher, dass<br />

ich davon in meinem zukünftigen Leben <strong>als</strong> Referendarin, bzw. Lehrerin noch sehr<br />

profitieren werde.


LITERATURVERZEICHNIS 79<br />

LITERATURVERZEICHNIS<br />

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ANHANG 83<br />

ANHANG A: Münchner Fitnesstest nach RUSCH/IRRGANG<br />

I Anleitungen des Fitnesstestes 84<br />

II Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 90<br />

III Testerfassungsbogen des Münchner Fitnesstests (unausgefüllt) 102<br />

IV Testerfassungsbogen des Münchner Fitnesstestes (mit Beispielausfüllung) 103<br />

V Testauswertungsbogen des Münchner Fitnesstests (unausgefüllt) 104<br />

VI Testauswertungsbogen des Münchner Fitnesstests (mit Beispielausfüllung) 105<br />

VII Ergebnisse des Münchner Fitnesstests 106<br />

VIII Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den Noten der SchülerInnen 108<br />

IX Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den KL-Werten des d2-Test 109<br />

X Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den GZ-F-Werten<br />

des d2-Tests 110<br />

ANHANG B: Aufmerksamkeits-Belastungs-Test nach BRICKENKAMP<br />

XI Testbogen des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests nach BRICKENKAMP (unausgefüllt) 111<br />

XII Testbogen des Aufmerksamkeits-BelastungsTests (mit Beispielausfüllung) 113<br />

ANHANG C: Bewegungspausen<br />

XIII Beobachtungsbogen zur Konzentrationsfähigkeit (unausgefüllt) 115<br />

XIV Beobachtungsbogen zur Konzentrationsfähigkeit (mit Beispielausfüllung) 116<br />

XV Anleitungen der durchgeführten Bewegungspausen 117<br />

XVI Film über <strong>die</strong> Bewegungspausen (CD)<br />

ANHANG D: Sonstiges<br />

XVII Danksagung 120<br />

XVIII Erklärung der selbstständigen Anfertigung der <strong>Arbeit</strong> 121


ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 84


ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 85


ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 86


ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 87


ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 88


ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 89


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 90


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 91


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 92


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 93


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 94


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 95


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 96


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 97


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 98


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 99


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 100


ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 101


ANHANG III: Testerfassungsbogen des Münchner Fitnesstests (unausgefüllt) 102


ANHANG IV: Testerfassungsbogen des Münchner Fitnesstestes (mit Beispielausfüllung) 103


ANHANG V: Testauswertungsbogen des Münchner Fitnesstests (unausgefüllt) 104


ANHANG VI: Testauswertungsbogen des Münchner Fitnesstests (mit Beispielausfüllung) 105


ANHANG VII: Ergebnisse des Münchner Fitnesstests<br />

105


ANHANG VII: Ergebnisse des Münchner Fitnesstests<br />

106


ANHANG VIII: Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den Noten 108<br />

Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den<br />

Noten der SchülerInnen<br />

Kontroll- und Versuchsklasse (n = 43)<br />

Mittlere Gesamtwerte des<br />

MFT Noten<br />

Schüler 1 56 2,2<br />

Schüler 2 54 2,7<br />

Schüler 3 53 1,6<br />

Schüler 4 52 1,5<br />

Schüler 5 52 2,6 gute Sportler<br />

Schüler 6 51 1,9 Mittelwert MFT: 52 (T-Wert)<br />

Schüler 7 51 2,5 Mittelwert Noten: 2,22<br />

Schüler 8 51 3,2<br />

Schüler 9 50 1,9<br />

Schüler 10 50 2,1<br />

Schüler 11 50 3,2<br />

Schüler 12 50 2,2<br />

Schüler 13 49 2,5<br />

Schüler 14 49 1,8<br />

Schüler 15 49 4,1<br />

Schüler 16 49 2,1<br />

Schüler 17 48 2,9<br />

Schüler 18 48 2,1<br />

Schüler 19 48 2,4<br />

Schüler 20 48 2,2<br />

Schüler 21 48 2,5<br />

Schüler 22 48 1,8<br />

Schüler 23 47 2<br />

Schüler 24 47 2,5<br />

Schüler 25 47 keine Angabe<br />

Schüler 26 47 2,5<br />

Schüler 27 47 2,5<br />

Schüler 28 47 2,3<br />

Schüler 29 46 2,4<br />

Schüler 30 46 3,7<br />

Schüler 31 46 2,3<br />

Schüler 32 45 2,3<br />

Schüler 33 45 2<br />

Schüler 34 45 3,3<br />

Schüler 35 44 2,8<br />

Schüler 36 44 2,2<br />

Schüler 37 44 2,8<br />

Schüler 38 43 2,9 schlechte Sportler<br />

Schüler 39 43 2,4 Mittelwert MFT: 43 (T-Wert)<br />

Schüler 40 43 2 Mittelwert Noten: 2,61<br />

Schüler 41 42 2,8<br />

Schüler 42 42 2,6<br />

Schüler 43 41 2,3<br />

Mittelwert 47,56 2,56<br />

Minimum 41 1,5<br />

Maximum 56 4,1


ANHANG IX: Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT 109<br />

und den KL- Werten des d2 Tests<br />

Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT<br />

und der KL-Werte des d2-Testes<br />

Kontroll- und Versuchsklasse (n = 43)<br />

Mittlere Gesamtwerte des<br />

MFT KL Werte<br />

Schüler 1 56 167<br />

Schüler 2 54 180<br />

Schüler 3 53 185<br />

Schüler 4 52 168<br />

Schüler 5 52 204 gute Sportler<br />

Schüler 6 51 keine Angabe Mittelwert MFT: 52 (T-Wert)<br />

Schüler 7 51 172 Mittelwert KL: 181,56<br />

Schüler 8 51 145<br />

Schüler 9 50 151<br />

Schüler 10 50 262<br />

Schüler 11 50 131<br />

Schüler 12 50 183<br />

Schüler 13 49 229<br />

Schüler 14 49 167<br />

Schüler 15 49 183<br />

Schüler 16 49 keine Angabe<br />

Schüler 17 48 170<br />

Schüler 18 48 211<br />

Schüler 19 48 208<br />

Schüler 20 48 keine Angabe<br />

Schüler 21 48 179<br />

Schüler 22 48 251<br />

Schüler 23 47 133<br />

Schüler 24 47 183<br />

Schüler 25 47 172<br />

Schüler 26 47 209<br />

Schüler 27 47 keine Angabe<br />

Schüler 28 47 174<br />

Schüler 29 46 166<br />

Schüler 30 46 139<br />

Schüler 31 46 133<br />

Schüler 32 45 221<br />

Schüler 33 45 186<br />

Schüler 34 45 171<br />

Schüler 35 44 158<br />

Schüler 36 44 142<br />

Schüler 37 44 174<br />

Schüler 38 43 keine Angabe schlechte Sportler<br />

Schüler 39 43 138 Mittelwert MFT: 43 (T-Wert)<br />

Schüler 40 43 152 Mittelwert KL: 155,75<br />

Schüler 41 42 keine Angabe<br />

Schüler 42 42 158<br />

Schüler 43 41 153<br />

Mittelwert 47,56 175,89<br />

Minimum 41 131<br />

Maximum 56 262


ANHANG X: Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT 110<br />

und den GZ-F- Werten des d2 Tests<br />

Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT<br />

und der GZ-F-Werte des d2-Tests<br />

Kontroll- und Versuchsklasse (n = 43)<br />

Mittlere Gesamtwerte des<br />

MFT GZ-F-Werte<br />

Schüler 1 56 424<br />

Schüler 2 54 446<br />

Schüler 3 53 448<br />

Schüler 4 52 410<br />

Schüler 5 52 496 gute Sportler<br />

Schüler 6 51 keine Angabe Mittelwert MFT: 52 (T-Wert)<br />

Schüler 7 51 442 Mittelwert GZ-F: 411,78<br />

Schüler 8 51 350<br />

Schüler 9 50 364<br />

Schüler 10 50 340<br />

Schüler 11 50 569<br />

Schüler 12 50 364<br />

Schüler 13 49 542<br />

Schüler 14 49 405<br />

Schüler 15 49 444<br />

Schüler 16 49 keine Angabe<br />

Schüler 17 48 418<br />

Schüler 18 48 510<br />

Schüler 19 48 489<br />

Schüler 20 48 keine Angabe<br />

Schüler 21 48 441<br />

Schüler 22 48 578<br />

Schüler 23 47 384<br />

Schüler 24 47 446<br />

Schüler 25 47 433<br />

Schüler 26 47 489<br />

Schüler 27 47 keine Angabe<br />

Schüler 28 47 438<br />

Schüler 29 46 403<br />

Schüler 30 46 344<br />

Schüler 31 46 430<br />

Schüler 32 45 522<br />

Schüler 33 45 445<br />

Schüler 34 45 412<br />

Schüler 35 44 380<br />

Schüler 36 44 342<br />

Schüler 37 44 453<br />

Schüler 38 43 keine Angabe schlechte Sportler<br />

Schüler 39 43 337 Mittelwert MFT: 43 (T-Wert)<br />

Schüler 40 43 354 Mittelwert GZ-F: 380,88<br />

Schüler 41 42 keine Angabe<br />

Schüler 42 42 376<br />

Schüler 43 41 393<br />

Mittelwert 47,56 428,68<br />

Minimum 41 337<br />

Maximum 56 578


ANHANG XI: Testbogen des Aufmerksamkeits- Belastungs- Tests (unausgefüllt)<br />

111


ANHANG XI: Testbogen des Aufmerksamkeits- Belastungs- Tests (unausgefüllt)<br />

112


ANHANG XII: Testbogen des Aufmerksamkeits- Belastungs-Tests (mit Beispielausfüllung)<br />

113


ANHANG XII: Testbogen des Aufmerksamkeits- Belastungs-Tests (mit Beispielausfüllung)<br />

114


ANHANG XIII: Beobachtungsbogen zur Konzentrationsfähigkeit (unausgefüllt)<br />

115


ANHANG XIV Beobachtungsbogen zur Konzentrationsfähigkeit (mit Beispielausfüllung)<br />

116


� Aktivierende Bewegungspause �<br />

� : 6min � : kein Materialbedarf � : Einzelübung<br />

Skifahren<br />

Wir gehen Ski fahren. Wir müssen uns warm anziehen: Mütze aufsetzen, Skihose<br />

anziehen, Jacke anziehen, Reißverschluss zuziehen, Schal umbinden, in <strong>die</strong><br />

Skistiefel steigen, Schnallen schließen, Handschuhe anziehen.<br />

(Schüler spielen pantomimisch mit)<br />

Wer kann Ski fahren? Wir probieren`s mal aus!<br />

(Schüler wedeln)<br />

Wir tragen unsere Skier auf den Schultern und nehmen <strong>die</strong> Stöcke in <strong>die</strong> Hand.<br />

(Schüler spielen pantomimisch mit)<br />

Bevor wir in den Lift steigen, wedeln wir noch mal.<br />

(Schüler wedeln)<br />

Am Ankerlift nehmen wir den Bügel und setzen uns darauf.<br />

Wir fahren den Berg hinauf und steigen aus.<br />

(Schüler spielen pantomimisch mit)<br />

Wir üben das Wedeln noch einmal am Berg.<br />

(Schüler wedeln)<br />

Wir setzen unsere Skibrille auf und fahren Schuss.<br />

(Schüler wippen in der Hocke)<br />

Wir wedeln etwas weiter.<br />

(Schüler wedeln)<br />

Da stehen Bäume im Weg. Wir umfahren sie in Kurven.<br />

(Schüler legen sich nach rechts und links in <strong>die</strong> Kurven)<br />

Wir <strong>können</strong> wieder wedeln.<br />

(Schüler wedeln)<br />

Vorsicht! Viele kleine Hügel! Da springen wir drüber!<br />

(Schüler gehen tief in <strong>die</strong> Hocke und machen mehrere Sprünge)<br />

Wir fahren weiter.<br />

(Schüler wedeln)<br />

Wer kann unter den Toren hindurch fahren und sich dazwischen<br />

immer wieder groß machen?<br />

(Schüler gehen in <strong>die</strong> Knie und richten sich wieder auf)<br />

Wir wedeln weiter.<br />

(Schüler wedeln)<br />

Super, da kommt eine große Sprungschanze. Hier müssen wir erst abschnallen,<br />

dann <strong>die</strong> Treppen hinaufsteigen, wieder anschnallen und los geht`s. Tief in <strong>die</strong><br />

Hocke gehen und auf das gemeinsame Kommando ganz hoch springen: 3 – 2 – 1<br />

(Schüler spielen pantomimisch mit)<br />

Wir fahren weiter bis ins Tal.<br />

(Schüler wedeln)<br />

In der Skihütte ruhen wir uns aus und trinken einen warmen Kakao.<br />

(Schüler setzten sich)<br />

117


� Gehirngerechte Bewegung �<br />

� : 5min � : kein Materialbedarf � : Einzelübung<br />

118<br />

Diagonales Arm- und Fußkreisen:<br />

Schüler strecken das linke Bein aus und kreisen den linken Fuß,<br />

während gleichzeitig der rechte Arm kreist.<br />

(15mal, dann Seitenechsel)<br />

Hände auf und zu:<br />

Schüler stehen entspannt und strecken Arme nach vorne.<br />

Abwechselnd werden <strong>die</strong> Hände geöffnet und geschlossen.<br />

Während <strong>die</strong> linke Hand eine Faust macht, öffnet sich <strong>die</strong> rechte<br />

Hand und <strong>die</strong> Finger werden gespreizt. Beim Schließen der<br />

Hand kann zusätzlich versucht werden, einmal den Daumen mit<br />

in <strong>die</strong> Faust zu nehmen und einmal draußen zu lassen.<br />

(erst üben, dann 15mal)<br />

Ellbogen zum Knie:<br />

Schüler heben abwechselnd das rechte und das linke Knie und<br />

berühren es jeweils mit dem gegenüberliegenden Ellbogen.<br />

(15mal, 2 Durchgänge)<br />

Bauchkreisen:<br />

Die rechte Hand kreist um den Bauchnabel, während sich <strong>die</strong><br />

linke Hand über dem Kopf auf und ab bewegt. Nach einigen<br />

Sekunden Wechsel der Arme.<br />

(15mal, dann Seitenwechsel)<br />

Luftboxen:<br />

Während abwechselnd <strong>die</strong> rechte und <strong>die</strong> linke Faust nach vorne<br />

gestreckt wird, spreizt <strong>die</strong> andere Hand am Körper <strong>die</strong> Finger<br />

auseinander.<br />

(15mal, 2 Durchgänge)


� Haltungsstärkende Bewegungspause �<br />

� : 6min � : 2 Bücher pro Schüler � : Einzelübung<br />

Noch einmal Dehnung<br />

Beschreibung siehe oben.<br />

Noch einmal Kräftigung<br />

Beschreibung siehe oben.<br />

119<br />

Mobilisierung der Wirbelsäule<br />

Schüler stellen sich mit gegrätschten Beinen hin und falten<br />

<strong>die</strong> Hände im Nacken. Nun wird der Rumpf einmal nach<br />

rechts und einmal nach links gedreht. Das Becken bleibt<br />

gerade, nur <strong>die</strong> Wirbelsäule dreht sich.<br />

(15mal)<br />

Mobilisierung der Schulter- Rücken- Muskulatur<br />

Die Schüler stehen und heben <strong>die</strong> gestreckten Arme<br />

langsam seitlich nach oben und wieder nach unten.<br />

Während der gesamten Übung stehen <strong>die</strong> Schüler mit<br />

gerader Wirbelsäule und aufrechtem Becken.<br />

Abschließend Arme ausschütteln.<br />

(15mal, 2 Durchgänge)<br />

Dehnung der Schulter-Rücken-Muskulatur<br />

Die Schüler stehen mit geradem Rücken und Becken. Die<br />

rechte Hand fasst den Ellbogen des linken Armes und zieht<br />

ihn zur rechten Schulter. Die Dehnung wird ca. 15<br />

Sekunden gehalten, bis <strong>die</strong> Spannung nachlässt. Dann<br />

Wechsel. Abschließend Arme ausschütteln.<br />

Kräftigung der Schulter-Rücken-Muskulatur<br />

Die Schüler stehen gerade und halten in beiden Händen<br />

jeweils einen Gegenstand (Buch o.ä.). Die Arme werden<br />

dann bis zur Waagrechten langsam angehoben und wieder<br />

gesenkt. Die Ellbogen bleiben dabei leicht gebeugt<br />

(Gelenkschutz). Der Gegenstand darf nur so schwer sein,<br />

dass <strong>die</strong> Wiederholungszahl möglich ist. Abschließend<br />

Arme ausschütteln.<br />

(15mal)<br />

Arme und Beine ausschütteln und lockern<br />

Beschreibung siehe oben.


ANHANG XVII: Danksagung<br />

Danksagung<br />

Zunächst möchte ich den Lehrern der Nicolaus-August-Otto Re<strong>als</strong>chule in<br />

Nastätten sowie der Rektorin Marita Schleiden danken. Auf Grund ihrer<br />

außerordentlichen Flexibilität konnte ich meine Untersuchungen wie geplant<br />

durchführen. Frau Schleiden und alle Lehrer unterstützten mich bestmöglich in<br />

allen Belangen.<br />

Herrn Prof. Dr. Norbert Fessler und Elke Haberer danke ich <strong>für</strong> ihr<br />

außerordentliches Interesse an <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> und <strong>für</strong> <strong>die</strong> gute Betreuung.<br />

Frau Dr. Schäfer - Koch danke ich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereitschaft, <strong>die</strong> Zweitkorrektur zu<br />

übernehmen.<br />

Ganz besonders danke ich meiner Familie und meinen Freunden <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

uneingeschränkte Unterstützung sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> zahlreichen wertvollen und<br />

hilfreichen Diskussionen.<br />

120


Anhang XVIII: Erklärung der selbständigen Anfertigung der <strong>Arbeit</strong> 121<br />

Ich versichere, dass ich <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong> selbstständig und nur mit den angegebenen<br />

Quellen und Hilfsmitteln angefertigt habe und dass alle Stellen, <strong>die</strong> aus anderen<br />

Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, eindeutig unter<br />

Angabe der Quellen <strong>als</strong> Entlehnungen kenntlich gemacht worden sind.<br />

Im Falle der Aufbewahrung meiner <strong>Arbeit</strong> in der Bibliothek bzw. im Staatsarchiv<br />

erkläre ich mein Einverständnis, dass <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong> Benutzern zugänglich gemacht<br />

wird.<br />

...................................... ..................................<br />

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