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Andrea Münch Pädagogische Hochschule Karlsruhe<br />
Fach: Pädagogik<br />
Wissenschaftliche Hausarbeit zum Thema:<br />
Chancen und Grenzen der Konzentrationsförderung durch<br />
Bewegungspausen im Unterricht<br />
- eine Untersuchung an 6. Klassen einer Re<strong>als</strong>chule -<br />
Abgabetermin: 31. Januar 2007
Andrea Münch Pädagogische Hochschule Karlsruhe<br />
Wissenschaftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung<br />
<strong>für</strong> das Lehramt an Re<strong>als</strong>chulen<br />
(RPO I vom 24.08. 2003)<br />
Chancen und Grenzen der Konzentrationsförderung<br />
durch Bewegungspausen im Unterricht<br />
- eine Untersuchung an 6. Klassen einer Re<strong>als</strong>chule -<br />
Erstschrift (x)<br />
Zweitschrift ( )<br />
Fach: Pädagogik<br />
Geschrieben im WS 2006/2007 Abgabetermin: 31. Januar 2007
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1 Einleitung 7<br />
1.1 Problemstellung 7<br />
1.2 Aufbau der <strong>Arbeit</strong> 8<br />
THEORIE<br />
2 Bewegte Schule 11<br />
2.1 Argumente <strong>für</strong> mehr Bewegung in der Schule 11<br />
2.2 Das Konzept einer Bewegten Schule 19<br />
2.3 Einfluss von körperlicher Aktivität auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit 23<br />
2.4 Bisherige Untersuchungen 26<br />
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 28<br />
3.1 Inhalte und Ziele von Bewegungspausen 28<br />
3.2 Einfluss von Bewegungspausen auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit 33<br />
3.3 Bisherige Untersuchungen 34<br />
4 Motorische Tests 37<br />
4.1 Begriffsbestimmung 37<br />
4.2 Münchner Fitnesstest (nach RUSCH/IRRGANG) 38<br />
5 Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP) 42<br />
METHODEN<br />
6 Untersuchungsdesign 45<br />
AUSWERTUNG / INTERPRETATION<br />
7 Stichprobenbeschreibung 49<br />
7.1 Soziokulturelle Daten 49<br />
7.2 Anthropometrische Daten 49<br />
7.3 Beobachtbare Konzentrationsfähigkeit der Schüler 50<br />
7.4 Gewöhnliche Pausengestaltung der Schüler 51<br />
8 Planung der Bewegungspausen 54<br />
8.1 Zur Implementierung von Bewegungspausen allgemein in der Sekundarstufe 54<br />
8.2 Zur Implementierung von Bewegungspausen speziell in der Versuchsklasse 55
9 Reflexion der Bewegungspausen 57<br />
9.1 Aktivierende Bewegungspause 57<br />
9.2 Gehirngerechte Bewegungspause 57<br />
9.3 Haltungsstärkende Bewegungspause 58<br />
9.4 Allgemeine Reflexion der Bewegungspause 58<br />
9.5 Feedback der Schülerinnen und Schüler 58<br />
10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 60<br />
10.1 Reflexion des Münchner Fitnesstests (nach RUSCH/IRRGANG) 60<br />
10.2 Ergebnisse des Münchner Fitnesstests (nach RUSCH/IRRGANG) 60<br />
10.3 Zusammenhänge zwischen allgemeiner Fitness und schulischer Leistung (Noten) 62<br />
10.4 Zusammenhänge zwischen allgemeiner Fitness und Konzentrationsfähigkeit 63<br />
10.5 Zusammenfassung und Ausblick 64<br />
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 66<br />
11.1 Reflexion des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (nach BRICKENKAMP) 66<br />
11.2 Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (nach BRICKENKAMP) 67<br />
11.3 Interpretation der Ergebnisse 70<br />
11.4 Zusammenfassung und Ausblick 74<br />
12 Kritischer Rückblick 77<br />
LITERATURVERZEICHNIS 79<br />
ANHANG 83
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abbildung 1: Verteilung der Aufgaben in der linken und rechten Gehirnhälfte nach<br />
Oppolzer, U. (1997). Das große Brain- Fitness- Buch: Programm <strong>für</strong> mehr<br />
Kreativität und Denkvermögen. München: Humboldt 31<br />
Abbildung 2: Systematisierung motorischer Fähigkeiten nach BÖS, K. (Hrsg.) et al.<br />
(2001a). Handbuch Motorische Tests. (2., vollständig überarbeitete<br />
und erweiterte Aufl.). Göttingen: Hogrefe - Verlag. 37<br />
Abbildung 3: Stufensteigen des MFT nach Rusch et al. (1994) 40<br />
Abbildung 4: Ausschnitt der Rückseite (Originalgröße Din A4) des Testbogens<br />
„Test d2“ nach BRICKENKAMP 42<br />
Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der Ergebnisse des Münchner Fitnesstests 61<br />
Abbildung 6: Mittlere Gesamtwerte des MFT der beiden Gruppen „schlechte Sportler“<br />
und „gute Sportler“ 62<br />
Abbildung 7: Durchschnittliche Zeugnisnoten der 5. Jahrgangsstufe, aufgeteilt<br />
nach „guten“ und „schlechten Sportlern“ 62<br />
Abbildung 8: Mittelwerte der Gesamtleistungswerte (GF-F) des d2-Testes<br />
(nach BRICKENKAMP) bei „schlechten Sportlern“ und bei „guten Sportlern“ 63<br />
Abbildung 9: Mittelwerte der Konzentrationsleistungen (KL) des d2-Testes<br />
(nach BRICKENKAMP) bei „schlechten Sportlern“ und bei „guten Sportlern“ 64<br />
Abbildung 10: Konzentrationsleistungswert (KL) der Kontrollklasse bzw. der<br />
Versuchsklasse im Aufmerksamkeits-Belastungs-Test zu den drei<br />
Untersuchungszeitpunkten 69<br />
Abbildung 11: Wertung der Aufmerksamkeitsleistung anhand der Normierung<br />
des Tests d2 nach Brickenkamp 2002 69<br />
Abbildung 12: Zusammenhänge zwischen den Konzentrationsleistungen im d2-Test und<br />
den letzten Jahresnoten der SchülerInnen. 73<br />
Abbildung 13: Konzentrationsleistungswerte (Mittelwerte) vom 1. Test, <strong>als</strong><br />
Ausgangswerte (beide Klassen ohne Bewegungspause) und<br />
vom 2. Test, <strong>als</strong> Vergleichstest (Versuchsklasse mit Bewegungspause<br />
und Kontrollklasse ohne Bewegungspause) 74
TABELLENVERZEICHNIS<br />
Tabelle 1: 10 Argumente der REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE (2001) <strong>für</strong> das<br />
Konzept der Bewegten Schule, zusammengefasst zu drei<br />
Begründungsmustern nach THIEL, TEUBERT, KLEINDIENST-CACHAY (2004) 11<br />
Tabelle 2: Kriterien <strong>für</strong> eine erfolgreiche Bewegungspause 30<br />
Tabelle 3: Bewertungsskala des Münchner Fitnesstests nach RUSCH/IRRGANG 41<br />
Tabelle 4: Ablauf der Untersuchung 47<br />
Tabelle 5: Stundenpläne der Klassen an den Interventionstagen 48<br />
Tabelle 6: Anthropometrische Daten der Kontroll- und der Interventionsgruppe 49<br />
Tabelle 7: Unterrichtszeiten 51<br />
Tabelle 8: Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (Test d2) der<br />
Kontroll- (KK), sowie der Versuchsklasse (VK) im Tagesverlauf 67<br />
Tabelle 9: Einstufung der Gesamtleistung (GZ-F) und des Konzentrations-<br />
leistungswertes (KL) in Prozentränge (PR) und Standartwerte<br />
(SW, M=100, SD=10) anhand der Eichstichprobe 2002<br />
(vgl. BRICKENKAMP 2002) 67
1 Einleitung<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Problemstellung<br />
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert,<br />
woraus sich weit reichende Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder und Jugendlichen und<br />
ihre Lebens- und Bewegungswelt ergeben. Unter anderem <strong>die</strong> steigende<br />
Medialisierung der kindlichen Erfahrungswelt hat dazu geführt, dass <strong>die</strong><br />
körperliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter zunehmend eingeschränkt wird.<br />
Untersuchungen beispielsweise von KLEINE (2003, S.22) haben gezeigt, dass sich<br />
Kinder täglich nur noch zwischen einer und zwei Stunden bewegen. Das lange<br />
Sitzen in der Schule, sowie <strong>die</strong> zunehmende Reduzierung des Schulsportes<br />
unterstützen das Voranschreiten <strong>die</strong>ses Bewegungsmangels. Das hat schon jetzt<br />
gravierende Folgen im internistisch-orthopädischen Bereich und <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
psychosoziale und kognitive Entwicklung der Kinder. BÖS, OPPER, WOLL (2002<br />
zitiert nach DORDEL & BREITHECKER 2003, S.5) stellten psychosomatisch bedingte<br />
Befindlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel Kopf-, Rücken-, Bauch-, und<br />
Magenschmerzen, sowie Konzentrationsschwierigkeiten bei 40 – 70% der<br />
befragten Grundschulkinder (n = 1442) fest. Die Häufigkeiten <strong>die</strong>ser Beschwerden<br />
nahmen mit steigendem Alter weiter zu. Die gravierenden Langzeitfolgen sind<br />
heute noch nicht abzusehen.<br />
Die „Bewegte Schule“ 1 ist ein ganzheitliches Konzept, das versucht, über das<br />
Fach Sport hinaus, Bewegung in allen Fächern zu integrieren. Zusätzlich werden<br />
kind- und entwicklungsgerechte Bewegungsräume auf dem Schulgelände<br />
geschaffen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schüler zu selbst- initiiertem und selbst- geregeltem Spielen<br />
und Bewegen anregen. Damit wird versucht <strong>die</strong> vorhandenen Bewegungsdefizite<br />
der Schüler zu kompensieren und den beschriebenen negativen Folgen<br />
entgegenzuwirken. Neue Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft geben Anlass<br />
zur Hypothese, dass <strong>die</strong> Konzentration und damit <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit<br />
durch regelmäßige Bewegung gesteigert werden kann.<br />
Eine Bewegte Schule versucht <strong>die</strong> allgemeine Fitness der Kinder zu erhöhen. In<br />
der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> wird untersucht, ob bei Schülern Zusammenhänge<br />
bestehen zwischen den konditionellen und koordinativen Fähigkeiten und -<br />
1<br />
Im folgenden Text wird „Bewegte Schule“ <strong>als</strong> Eigenname behandelt, auf <strong>die</strong> Anführungsstriche<br />
kann daher verzichtet werden.<br />
7
1 Einleitung<br />
stellvertretend <strong>für</strong> alle kognitiven Leistungen- den Konzentrationsleistungen. Die<br />
konditionellen und koordinativen Fähigkeiten werden mit Hilfe des Münchner<br />
Fitnesstests (MFT) nach RUSCH/IRRGANG gemessen. Zur Bestimmung der<br />
Konzentrationsleistungen der Schüler wird der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test<br />
(Test d2) nach BRICKENKAMP verwendet.<br />
Zusätzlich werden in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> <strong>die</strong> Effekte von einem Baustein der Bewegten<br />
Schule, den Bewegungspausen im Unterricht, auf <strong>die</strong> unmittelbar darauf folgende<br />
Konzentrationsleistungen der Schüler untersucht. Auch <strong>die</strong>sen Zusammenhang<br />
haben Neurowissenschaftler medizinisch schon belegt. Die vorliegende <strong>Arbeit</strong><br />
versucht nun <strong>die</strong>se wissenschaftlichen Theorien in der schulischen Praxis zu<br />
überprüfen.<br />
1.2 Aufbau der <strong>Arbeit</strong><br />
In meiner wissenschaftlichen Hausarbeit möchte ich mich mit den Chancen, sowie<br />
mit den Grenzen der Bewegungsförderung in der Schule auseinandersetzen. Die<br />
Bewegungsförderung in der Schule hat über den motorischen Bereich hinaus noch<br />
weitere, sehr vielfältige positive Wirkungen im sozialen, personalen und kognitiven<br />
Bereich. Diese <strong>Arbeit</strong> kann keine umfassende Analyse aller Ursache-<br />
Wirkungsbeziehungen vorlegen.<br />
Infolgedessen habe ich mich auf zwei zentrale Themenschwerpunkte beschränkt:<br />
• Die Zusammenhänge zwischen den motorischen Fähigkeiten der Schüler<br />
und ihren Konzentrationsfähigkeiten.<br />
• Den Chancen und Grenzen der Konzentrationsförderung durch<br />
Bewegungspausen im Unterricht.<br />
Im zweiten Kapitel werden <strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen motorischen<br />
Fähigkeiten und Konzentrationsfähigkeiten theoretisch beschrieben und analysiert.<br />
Eine Bewegte Schule versucht unter anderem <strong>die</strong> motorischen Fähigkeiten der<br />
Kinder und Jugendlichen zu fördern. Aus <strong>die</strong>sem Grund werden zu Beginn <strong>die</strong><br />
Grundlagen <strong>die</strong>ses schulischen Konzeptes beschrieben. Da seit den 80er Jahren<br />
eine Vielzahl von Veröffentlichungen zu <strong>die</strong>sem Thema vorliegt, habe ich mich auf<br />
8
1 Einleitung<br />
<strong>die</strong> Ziele und Inhalte beschränkt, <strong>die</strong> von nahezu allen Autoren gefordert und<br />
genannt wurden. Dann habe ich <strong>die</strong> Zusammenhänge von körperlicher Aktivität<br />
auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit aus der Sicht von Neurowissenschaftlern<br />
dargestellt, sowie bisherige Untersuchungen an Schulen und deren Ergebnisse<br />
vorgestellt. Im dritten Kapitel wird der zweite Themenschwerpunkt, <strong>als</strong>o der<br />
Einfluss von Bewegungspausen auf <strong>die</strong> ummittelbar darauf folgende<br />
Konzentrationsfähigkeit der Schüler theoretisch aufgearbeitet. Zu Beginn werden<br />
<strong>die</strong> Ziele und Inhalte von Bewegungspausen im Unterricht beschrieben.<br />
Anschließend folgt auch in <strong>die</strong>sem Kapitel eine Darstellung über <strong>die</strong> neuesten<br />
Ergebnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung und den bisher an<br />
Schulen durchgeführten Untersuchungen. Um <strong>die</strong> motorischen Fähigkeiten der<br />
Schüler zu testen, wurde der Münchner Fitnesstest (nach RUSCH/IRRGANG, 1994)<br />
durchgeführt. Mit Hilfe des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (nach<br />
BRICKENKAMP, 2002) wurde <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit der Schüler gemessen.<br />
Die Inhalte beider Testes werden in den Kapiteln vier und fünf vorgestellt.<br />
Anschließend an <strong>die</strong> theoretische Aufarbeitung der Inhalte folgt der methodische<br />
Teil im sechsten Kapitel. Hier werden <strong>die</strong> durchgeführten empirischen<br />
Untersuchungen beschrieben. Die Auswertungen und Interpretationen der<br />
erhobenen Daten folgen ab dem siebten Kapitel. In <strong>die</strong>sem Kapitel wird <strong>die</strong><br />
untersuchte Stichprobe analysiert und bezüglich ihrer soziokulturellen und<br />
anthropometrischen Daten, sowie der Konzentrationsfähigkeit und gewöhnlichen<br />
Pausengestaltung beschrieben. Diese genaue Analyse ist sowohl <strong>für</strong> <strong>die</strong> Planung<br />
geeigneter Bewegungspausen, <strong>als</strong> auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> spätere Auswertung zwingend<br />
notwendig. Im achten Kapitel werden <strong>die</strong> Besonderheiten bezüglich der<br />
Implementation von Bewegungspausen in der Sekundarstufe beschrieben.<br />
Außerdem werden <strong>die</strong> im siebten Kapitel gewonnenen Erkenntnisse verwendet<br />
um klassenspezifisch passende Bewegungspausen zu planen. Die durchgeführten<br />
Bewegungspausen werden im neunten Kapitel einzeln reflektiert. Nach der<br />
Durchführung der letzten Bewegungspause wurden <strong>die</strong> Schüler nach ihrer<br />
Meinung bezüglich der Effizienz von Bewegungspausen kurz mündlich befragt. Ihr<br />
Feedback und ihre Reaktionen werden zusätzlich in <strong>die</strong>sem Kapitel beschrieben.<br />
Im zehnten Kapitel werden <strong>die</strong> gewonnenen Ergebnisse bezüglich des ersten<br />
Themenkomplexes ausgewertet und interpretiert. Beschrieben wird, in wie weit der<br />
allgemeine Fitnesszustand mit der kognitiven Leistungsfähigkeit bei den<br />
9
1 Einleitung<br />
untersuchten Schülern zusammenhängt. Die Ergebnisse des Fitnesstests werden<br />
mit den Schulnoten der jeweiligen Schüler sowie mit dem Abschneiden im<br />
Konzentrationstest verglichen und mögliche Zusammenhänge herausgearbeitet.<br />
Die gewonnenen Ergebnisse bezüglich des zweiten Themenschwerpunktes<br />
werden im elften Kapitel ausgewertet und interpretiert. Es wird geklärt, ob <strong>die</strong><br />
Konzentrationsfähigkeit der Schüler in der Versuchsklasse nach einer<br />
Bewegungspause signifikant höher ist <strong>als</strong> in der Kontrollklasse. Im zwölften Kapitel<br />
erfolgt abschließend ein kritischer Rückblick auf <strong>die</strong> durchgeführten<br />
Untersuchungen.<br />
10
2 Bewegte Schule 11<br />
THEORIE<br />
2 Bewegte Schule<br />
2.1 Argumente <strong>für</strong> mehr Bewegung in der Schule<br />
Eine starke Zunahme der Rückenbeschwerden bei Kindern und Jugendlichen war<br />
Mitte der 80er Jahre Anlass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung des Konzeptes einer Bewegten<br />
Schule (vgl. ILLI, 1995, S.404). Die Motive <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung stammen <strong>als</strong>o<br />
ursprünglich eher aus der präventiven und kompensatorischen<br />
Gesundheitsförderung. Dam<strong>als</strong> konzentrierten sich <strong>die</strong> Überlegungen noch fast<br />
ausschließlich auf Grundschulkinder. Das hat sich seitdem sehr geändert. Die<br />
Begründungsmuster <strong>für</strong> mehr Bewegung in der Schule sind vielfältiger geworden<br />
und setzen in verschiedenen Fachdiskussionen unterschiedliche Schwerpunkte.<br />
Zusätzlich weitet sich das Konzept der Bewegten Schule zunehmend auch auf<br />
den Sekundarstufenbereich aus.<br />
Die REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE (2001, S. 67ff) fasst <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Begründungsmuster in Zehn Argumenten zusammen. Diese 10 Argumente<br />
lassen sich in Anlehnung an THIEL, TEUBERT, KLEINDIENST-CACHAY (2004, S. 24) zu<br />
drei Begründungsmustern zusammenfassen:<br />
Tabelle 1: 10 Argumente der REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE (2001) <strong>für</strong> das Konzept<br />
der Bewegten Schule, zusammengefasst zu drei Begründungsmustern nach THIEL,<br />
TEUBERT, KLEINDIENST-CACHAY (2004)<br />
1.Ergonomisches Argument<br />
2.Physiologisches Argument<br />
3.Gesundheitspädagogisches Argument<br />
4.Sicherheitserzieherisches Argument<br />
5.Entwicklungspsychologisches Argument<br />
6.Lernpsychologisches Argument<br />
7.Anthropologisches Argument<br />
8.Lebensweltliches Argument<br />
9.Schulökonomisches Argument<br />
10.Bildungstheoretisches Argument<br />
Medizinisch- Gesundheitliches<br />
Begründungsmuster<br />
Entwicklungs- Lerntheoretisches<br />
Begründungsmuster<br />
Schulprogrammatisches<br />
Begründungsmuster
2 Bewegte Schule 12<br />
1. Ergonomisches Argument<br />
Das lang andauernde, statische Sitzen während des Unterrichts ist eine große<br />
Belastung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Muskulatur der SchülerInnen 2 , da entsprechende<br />
Muskelgruppen nur sehr einseitig belastet und andere vernachlässigt werden.<br />
Wird <strong>die</strong> Sitzhaltung zwischendurch verändert, so werden unterschiedliche<br />
Muskelgruppen aktiviert und <strong>die</strong> einseitig belasteten Muskelgruppen entspannen<br />
sich. Wechselnde Sitzhaltungen oder allgemein mehr Bewegung im Unterricht<br />
<strong>können</strong> deshalb Rückenbeschwerden entgegenwirken.<br />
2. Physiologisches Argument<br />
Unter anderem eine Stu<strong>die</strong> aus Österreich belegte, dass sich <strong>die</strong> körperliche<br />
Leistungsfähigkeit von elf- bis vierzehnjährigen SchülerInnen drastisch<br />
verschlechtert hat. Zur Bestimmung <strong>die</strong>ser Leistungsfähigkeit wurde der<br />
„Auswahltest Sportförderunterricht ATS“ herangezogen. Die erhobenen Daten<br />
ergaben in den Jahren zwischen 1986 und 1995 eine starke Zunahme der<br />
förderungsbedürftigen Schüler von 16% auf 47%. Die Ergebnisse sind ein Indiz<br />
da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> motorische Leistungsfähigkeit der Kinder stark abgenommen hat<br />
(vgl. ISB Rundbrief, 1996, S.3). Diese und weitere Untersuchungen werden zur<br />
Legitimation des Konzeptes der Bewegten Schule so interpretiert, dass <strong>die</strong><br />
motorischen Veränderungen eine Folge des ständig zunehmenden<br />
Bewegungsmangels 1 sind. Der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen<br />
hat schwerwiegende Auswirkungen auf den Stütz- und Bewegungsapparat, das<br />
Herz-Kreislaufsystem sowie auf <strong>die</strong> Koordination. Zunehmende psychosomatische<br />
Störungen, Übergewicht, Koordinations- und Haltungsschwächen sind <strong>die</strong> Folgen.<br />
Besonders kritisch ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>die</strong> Phase der Pubertät<br />
anzusehen, da in <strong>die</strong>sem Zeitabschnitt <strong>die</strong> Wachstumsgeschwindigkeit stark<br />
ansteigt und dadurch der Stütz- und Bewegungsapparat besonders leicht<br />
verletzbar ist. Ein Teil <strong>die</strong>ser möglichen Haltungsschäden ist reversibel und kann<br />
durch frühzeitige, präventive, muskelkräftigende Übungen vermindert werden.<br />
Dieses Argument unterstützt <strong>die</strong> Legitimation des Konzeptes der Bewegten Schule<br />
auch in der Sekundarstufe I.<br />
2<br />
Die Schreibweise „SchülerInnen“ wird im Folgenden zur Vereinfachung der männlichen und<br />
weiblichen Form verwendet.<br />
3<br />
Die Ursachen und Folgen des Bewegungsmangels der Kinder werden im Rahmen des<br />
lebensweltlichen Argumentes in <strong>die</strong>sem Kapitel genauer beschrieben.
2 Bewegte Schule 13<br />
3. Gesundheitspädagogisches Argument<br />
Auch aus gesundheitspädagogischer Sicht soll <strong>die</strong> Bewegte Schule dem<br />
Bewegungsmangel und den dadurch entstehenden Bewegungsmangelerkrankungen<br />
entgegenwirken. Die Gesundheitsförderung muss da<strong>für</strong><br />
neben der präventiven Bewegungsimplementation den Schülern auch<br />
gesundheitsbezogene Einstellungen und Handlungsweisen vermitteln. Nur so ist<br />
eine umfassende und nachhaltige Prävention möglich. Diesem Argument wird der<br />
ganzheitliche Gesundheitsbegriff der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu<br />
Grunde gelegt, welcher körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden mit<br />
einschließt. Eine Bewegte Schule kann durch eine Verbesserung der Lern- und<br />
Lebensbedingungen, zusätzlich zu körperlichem, auch zu psychischem und<br />
sozialem Wohlbefinden führen.<br />
4. Sicherheitserzieherisches Argument<br />
<strong>Bewegungserziehung</strong> in der Schule wird auch aus Sicht der Unfallprophylaxe und<br />
Sicherheitserziehung <strong>als</strong> notwendig angesehen. Durch <strong>die</strong> Verbesserung der<br />
motorischen Fähigkeiten der Schüler wird <strong>die</strong> Unfallrate in der Schule deutlich<br />
gesenkt. Verschiedene Untersuchungen bestätigen <strong>die</strong>sen Zusammenhang (u.a.<br />
BÖS 1997, KUNZ 1993, zitiert nach REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 78).<br />
Die Ergebnisse sind damit zu erklären, dass viele Unfälle auf mangelndes<br />
Gleichgewicht, geringe Reaktionsfähigkeit und <strong>die</strong> Unfähigkeit, seine eigene<br />
Bewegung mit anderen abzustimmen, zurückzuführen sind.<br />
5. Entwicklungspsychologisches Argument<br />
Die individuelle Entwicklung ist äußerst komplex und verläuft bei verschiedenen<br />
Menschen sehr unterschiedlich. Dementsprechend vielseitig ist auch <strong>die</strong><br />
Bedeutung von Bewegung <strong>für</strong> <strong>die</strong> menschliche Entwicklung und demzufolge<br />
verändert sich auch der Stellenwert von Bewegung im Laufe der Entwicklung.<br />
ZIMMER (1997, S.15ff) hat acht Funktionen beschrieben, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bewegung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
kindliche Entwicklung hat:<br />
- Personale Funktion der Bewegung<br />
Bewegung ermöglicht Kindern, ihren eigenen Körper und damit sich selbst kennen<br />
zu lernen, körperliche Fähigkeiten zu erfahren und Voraussetzungen <strong>für</strong> das<br />
eigene Selbstvertrauen zu erwerben. Besonders in der Phase der späten Kindheit
2 Bewegte Schule 14<br />
bis zum Eintritt in <strong>die</strong> Pubertät ist Bewegung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung sehr wichtig. Die<br />
körperlichen Fähigkeiten besitzen in <strong>die</strong>sem Alter einen hohen sozialen und damit<br />
individuellen Stellenwert. Bei einer pädagogisch gut durchdachten Implementation<br />
von Bewegung in der Schule <strong>können</strong> Selbstwertgefühl und Körperbewusstsein<br />
positiv durch Bewegung beeinflusst werden.<br />
- Soziale Funktion von Bewegung<br />
Durch Bewegung wird oft Kontakt mit anderen aufgenommen. Dadurch lernen<br />
Kinder, sich mit anderen zu verständigen, abzusprechen, sich durchzusetzen oder<br />
nachzugeben.<br />
- Produktive Funktion von Bewegung<br />
Im Sport wird <strong>die</strong>se Funktion von Bewegung deutlich, wenn z.B. <strong>die</strong> sportliche<br />
Fähigkeit präsentiert wird. Aber auch in anderen Lebensbereichen <strong>können</strong> Kinder<br />
erfahren, dass sie Dinge, Zustände und Konstellationen durch ihr Tun selbst<br />
gestalten <strong>können</strong>.<br />
- Expressive Funktion von Bewegung<br />
Diese Funktion kann u.a. beobachtet werden, wenn Kinder beim Theaterspielen<br />
oder in Rollenspielen ihre Empfindungen und Gefühle durch Bewegung<br />
ausdrücken.<br />
- Impressive Funktion von Bewegung<br />
Durch Bewegung <strong>können</strong> Empfindungen wie Freude, Erschöpfung, Unlust, Angst,<br />
Risiko, etc. ausgelöst werden. Kinder <strong>können</strong> deshalb durch Bewegung lernen mit<br />
solchen Gefühlen umzugehen.<br />
- Explorative Funktion von Bewegung<br />
Die explorative Funktion spielt besonders in der frühkindlichen Entwicklung eine<br />
große Rolle. Kinder <strong>können</strong> nur durch Bewegung ihre Umwelt optimal erschließen.<br />
Da sich <strong>die</strong> Untersuchung der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> aber auf <strong>die</strong> 6. Jahrgangsstufe<br />
bezieht, wird <strong>die</strong>ser Aspekt hier nicht näher ausgeführt<br />
- Komparative Funktion von Bewegung<br />
Kinder <strong>können</strong> durch Bewegung lernen, sich mit anderen zu vergleichen und<br />
messen. Diese Kompetenz ist im späteren Leben, z.B. im <strong>Arbeit</strong>sleben, sehr<br />
wichtig.<br />
- Adaptive Funktion von Bewegung<br />
Durch Bewegung und Sport wird man an seine eigenen körperlichen Grenzen<br />
geführt. Dadurch lernt man mit <strong>die</strong>sen umzugehen.
2 Bewegte Schule 15<br />
Die einzelnen Funktionen von Bewegung sollen nicht isoliert voneinander<br />
betrachtet werden. Durch eine Bewegungstätigkeit <strong>können</strong> beispielsweise<br />
mehrere Funktionen verbunden werden.<br />
6. Lernpsychologisches Argument<br />
Nach BRUNER (1974, S.200ff) erfolgt <strong>die</strong> Aneignung von Wissen auf einer<br />
handelnden, einer bildhaften und einer symbolischen Ebene. Bei der Vermittlung<br />
von Lerninhalten muss besonders in der Grundschule darauf geachtet werden,<br />
dass <strong>die</strong> Reihenfolge von Handeln, Darstellen und Abstrahieren beibehalten bleibt.<br />
Nach <strong>die</strong>ser Theorie ist <strong>die</strong> handelnde Bewegung eine unumgängliche Grundlage<br />
jedes Lernzuwachses. Viele Neurophysiologen vertreten <strong>die</strong> These, dass Wissen<br />
umso besser und langfristiger abgespeichert werden kann, je mehr Kanäle, <strong>als</strong>o<br />
Sinne, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahrnehmung genutzt werden. In einem Bewegten Unterricht<br />
werden nicht nur visuelle und auditive Reize wahrgenommen, sondern es werden<br />
auch körperlich-sinnliche und handelnde Erfahrungsmöglichkeiten geboten.<br />
Mehrere Untersuchungen zeigen, dass durch den Lernvorgang beim Erwerb von<br />
motorischen Fertigkeiten auch kognitive Fähigkeiten und Intelligenz gefördert<br />
werden <strong>können</strong>. Beispielsweise konnte DIEM (1976, zitiert nach REGENSBURGER<br />
PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 83) belegen, dass durch <strong>die</strong> gezielte motorische<br />
Förderung auch <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit verbessert werden konnte. Lange<br />
statische Unterrichtsphasen, z. B. eine Doppelstunde, <strong>können</strong> durch eine kurze<br />
Bewegungspause, mit dem Ziel der Steigerung der Konzentrationsfähigkeit und<br />
der Motivation unterbrochen werden. Diese Zusammenhänge versucht <strong>die</strong><br />
Untersuchung <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> zu belegen. Die verschiedenen lernpsychologischen<br />
Effekte von Bewegung werden in einer Bewegten Schule durch unterschiedliche<br />
Elemente wie den Bewegungspausen im Unterricht, dem themenerschließenden<br />
Bewegen oder der allgemeinen Bewegungsförderung aufgegriffen.<br />
7. Lebensweltliches Argument<br />
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Daraus<br />
ergeben sich auch weit reichende Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder und Jugendlichen<br />
und ihre Lebens- und Bewegungswelt. In der Vor- und Nachkriegszeit konnten <strong>die</strong><br />
Kinder noch sicher im Freien spielen. Überwiegend herrschte ein dörflicher<br />
Verbund und man kannte sich gegenseitig in der Nachbarschaft. In Folge des
2 Bewegte Schule 16<br />
Wiederaufbaus wurden aus Dörfern große, anonymere Städte. Der Verkehr nahm<br />
zu und Schnellstraßen wurden gebaut. Dies führte nach und nach dazu, dass<br />
draußen zu spielen immer gefährlicher <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder wurde. Die Aktivitäten der<br />
Kinder wurden zunehmend von draußen nach drinnen verlagert. Vor einigen<br />
Jahren sind <strong>die</strong> Kinder noch zur Schule, zum Sportverein oder zu Freunden<br />
gelaufen beziehungsweise mit dem Fahrrad gefahren. Heute werden sie häufig<br />
von ihren Eltern gefahren. Der Grund da<strong>für</strong> ist <strong>die</strong> so genannte Verinselung der<br />
Lebensräume der Kinder. Durch <strong>die</strong> immer zunehmende Medialisierung der<br />
kindlichen Erfahrungswelt gehen <strong>die</strong> Kinder nicht mehr hinaus in <strong>die</strong> Welt, sondern<br />
<strong>die</strong> Welt kommt zu ihnen in <strong>die</strong> Kinderzimmer. Hausarrest war früher eine harte<br />
Strafe, heute ist es ein Begriff, den <strong>die</strong> meisten Schüler nicht mehr kennen,<br />
geschweige denn <strong>für</strong>chten. Computerspiele, Computer und Fernseher versorgen<br />
<strong>die</strong> Kinder mit genügend Spaß und Unterhaltung. Diese Veränderungen in der<br />
kindlichen Lebenswelt bedingen gezwungenermaßen auch eine veränderte<br />
Bewegung und Beweglichkeit der Kinder. Die Kinder spielen kaum noch draußen<br />
in der freien Natur. Die Verhäuslichung nimmt immer weiter zu. Das viele Sitzen in<br />
der Schule, sowie <strong>die</strong> zunehmende Reduzierung des Schulsports unterstützen das<br />
Voranschreiten des Bewegungsmangels zusätzlich. Verschiedene<br />
Untersuchungen belegen <strong>die</strong>se drastischen Bewegungsdefizite bei den Kindern.<br />
Beim „Karlsruher Testsystem <strong>für</strong> Kinder“ gaben 26% der Kinder an, nur maximal<br />
einmal pro Woche draußen zu spielen. Bei <strong>die</strong>ser Untersuchung von BÖS, OPPER,<br />
BREITHECKER (2001b, S.6ff) wurden seit Januar 2000 bundesweit 1500 Kinder der<br />
Klassen 1 bis 4 untersucht. Kinder bewegen sich insgesamt nur noch zwischen<br />
einer Stunde und zwei Stunden (vgl. KLEINE, 2003, S.22) am Tag.<br />
Der immer weiter fortschreitende Bewegungsmangel hat schon jetzt gravierende<br />
Folgen, nicht nur, was <strong>die</strong> Motorik betrifft, sondern auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> körperliche<br />
Gesundheit sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> psychische und kognitive Entwicklung der Kinder. Die<br />
langfristigen Folgen sind heute noch nicht abzusehen.<br />
- Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> motorische Leistungsfähigkeit<br />
Offensichtlich haben sich <strong>die</strong> motorischen Leistungen der Kinder zum Teil<br />
drastisch verschlechtert. Grundlegende Fertigkeiten, wie einen Ball zu fangen,<br />
eine Treppe schnell auf und ab zu steigen, auf einer schmalen Mauer zu<br />
balancieren oder auf einen Baum zu klettern, sind heute nicht mehr
2 Bewegte Schule 17<br />
selbstverständlich. Auch haben viele Kinder Schwierigkeiten, sich im Raum zu<br />
orientieren, besonders wenn sie in einer Gruppe mit vielen Kindern durcheinander<br />
laufen. Diese Eindrücke untermauert der „Motoriktest <strong>für</strong> vier- bis sechsjährige<br />
Kinder“. Der MOT 4-6 ist ein standardisiertes Messverfahren, mit dem in<br />
Kinderarztpraxen und in Schuleingangsuntersuchungen häufig <strong>die</strong> motorische<br />
Entwicklung erfasst wird. Der Test enthält Bewegungsaufgaben zum<br />
Gleichgewicht, zur Koordination, zur Raumorientierung und zur Geschicklichkeit.<br />
Vergleicht man <strong>die</strong> ersten Ergebnisse von vor 15 Jahren mit den heutigen<br />
Ergebnissen, so stellt man eine Verschlechterung um 10% fest (vgl. ZIMMER, 2002,<br />
S.1).<br />
- Gesundheitliche Folgen<br />
Auf Grund von zunehmender Fehlernährung und des beschriebenen<br />
Bewegungsmangels hat sich <strong>die</strong> Zahl der übergewichtigen Schulanfänger in den<br />
letzten 10 Jahren verdoppelt. Schon jedes fünfte Kind ist übergewichtig. Das hat<br />
einerseits ernsthafte Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gesundheit der Kinder (z.B.<br />
Rückenschmerzen, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen usw.), aber auch <strong>für</strong> ihr<br />
Selbstwertgefühl, da sie oft ausgegrenzt werden (vgl. ZIMMER, 2002, S.1).<br />
- Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> psychische Entwicklung<br />
BÖS, OPPER & WOLL (2002, zitiert nach DORDEL, 2003, S. 5) stellten<br />
psychosomatisch bedingte Befindlichkeitsstörungen wie zum Beispiel Kopf-,<br />
Rücken-, Bauch-, und Magenschmerzen sowie Konzentrationsschwierigkeiten bei<br />
40 – 70% der befragten Grundschulkinder (n = 1442) fest. Die Häufigkeiten <strong>die</strong>ser<br />
Beschwerden nahmen mit steigendem Alter zu. Diese sind nach BÖS ET AL. (2002)<br />
auch auf den Bewegungsmangel zurückzuführen.<br />
- Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> kognitive Entwicklung<br />
Immer mehr Lehrer stellen Defizite im Bereich Konzentration und Aufmerksamkeit<br />
bei ihren Schülern fest. 87% der Lehrer klagen über wachsende<br />
Konzentrationsschwächen, vermehrte Unruhe, Nervosität, Aggressivität und<br />
Hyperaktivität der Kinder (vgl. FÖLLING-ALBERS, 1995, S.21). In den nächsten<br />
Kapiteln und im empirischen Teil <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird versucht zu klären, ob <strong>die</strong>se<br />
Beobachtungen der Lehrer, speziell <strong>die</strong> Konzentrations- und<br />
Aufmerksamkeitsmängel, durch Bewegung verbessert werden <strong>können</strong>.
2 Bewegte Schule 18<br />
8. Anthropologisches Argument<br />
In der Naturwissenschaft gilt Bewegung <strong>als</strong> ein Kennzeichen eines jeden<br />
Lebewesens. Die Bewegte Schule schafft Freiräume, in denen <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong><br />
Möglichkeit erhalten, ihr Urbedürfnis nach Bewegung zu befriedigen.<br />
9. Schulökonomisches Argument<br />
In einer Bewegten Schule wird versucht, <strong>die</strong> „durchorganisierte Leistungsschule“<br />
(REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 19) zu einem humanen Lern-,<br />
Bewegungs- und Lebensraum zu machen.<br />
10. Bildungstheoretisches Argument<br />
Spiele, besonders Bewegungsspiele, repräsentieren eine Alltagskultur. Schule hat<br />
<strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong>se Alltagskultur zu erhalten und weiterzugeben.<br />
Bewegung gilt <strong>als</strong> „Quelle leiblicher Selbsterfahrung“ (REGENSBURGER<br />
PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 19) und ist damit ein unverzichtbarer Bestandteil der<br />
Bildung der Menschen.<br />
Neben <strong>die</strong>sen positiven Wirkungen im motorischen (z.B. Bewegungskoordination,<br />
Muskelkraft,…) und kognitiven Bereich (Konzentrationsfähigkeit/<br />
Gedächtnisleistung), kann durch eine Bewegungsförderung in der Schule auch ein<br />
Gewinn an sozialen Kompetenzen (Kontaktfähigkeit, gegenseitige Akzeptanz,<br />
Selbständigkeit, Aggressionsabbau) der Schüler erreicht werden. Außerdem<br />
wurden positive Tendenzen bei der Schulzufriedenheit und Lernfreude der Kinder<br />
festgestellt. Im Mittelpunkt des Interesses und der Erwartungen von Lehrern und<br />
Eltern an eine Bewegte Schule stehen jedoch häufig <strong>die</strong> Förderung der Lern- und<br />
Leistungsfähigkeit und damit der Schulerfolg der Kinder (vgl. BREITHECKER, 2000,<br />
S.3).<br />
Argumente <strong>für</strong> eine Bewegte Schule im Sekundarstufenbereich<br />
Wie schon beschrieben, weitet sich das Konzept der Bewegten Schule<br />
zunehmend auf den Sekundarstufenbereich aus. Die aufgeführten Argumente<br />
gelten auch in höheren Klassen, über den Primarstufenbereich hinaus. Lediglich<br />
<strong>die</strong> Schwerpunkte verschieben sich. Die Argumente des medizinisch-
2 Bewegte Schule 19<br />
gesundheitlichen Begründungsmuster gelten auch weiterhin. Das ergonomische,<br />
sowie das physiologische Argument gewinnen in der Pubertät der SchülerInnen<br />
eine besondere Bedeutung, da sie in <strong>die</strong>ser Phase sehr stark wachsen und dabei<br />
Bewegung äußerst wichtig ist, um irreversiblen Schäden vorzubeugen. Zur<br />
Identitätsfindung während der Pubertät spielt <strong>die</strong> personale und soziale Funktion<br />
von Bewegung eine große Rolle. Die SchülerInnen lernen durch Bewegung ihren<br />
eigenen Körper und damit sich selbst besser kennen. <strong>Sie</strong> <strong>können</strong> durch <strong>die</strong><br />
Interaktionen innerhalb der Gruppe oder Klasse während der<br />
Bewegungsaktivitäten ihre sozialen Kompetenzen weiterentwickeln. Die<br />
explorative Funktion von Bewegung dagegen tritt mit steigendem Alter in den<br />
Hintergrund. Jugendliche lernen zunehmend abstrakter zu denken und sind nicht<br />
mehr unbedingt auf das handelnde Erschließen der Lerngegenstände<br />
angewiesen. Bewegung <strong>als</strong> rhythmisierendes Element während längeren<br />
statischen Unterrichts hilft dagegen auch älteren Schülern, nachlassende<br />
Konzentration wieder aufzubauen. Diese und noch weitere Argumente <strong>für</strong> mehr<br />
Bewegung in der Schule verstärken <strong>die</strong> Ausweitung des Konzeptes auch auf den<br />
Sekundarstufenbereich.<br />
2.2 Das Konzept einer Bewegten Schule<br />
Um den genannten Ansprüchen gerecht zu werden, muss Bewegung in einer<br />
Bewegten Schule das ganze schulische Lernen und Leben nachhaltig<br />
durchziehen. Wie auch bei der Legitimation <strong>für</strong> mehr Bewegung in der Schule gibt<br />
es nicht nur ein Konzept <strong>für</strong> Bewegte Schulen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte<br />
haben mehrere Autoren eine Vielzahl von Veröffentlichungen herausgebracht, in<br />
denen sie ihr Konzept vorstellen. Im Folgenden werden, in Anlehnung an <strong>die</strong><br />
Darstellungen der REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE (2001, S. 95ff.), <strong>die</strong> wichtigsten<br />
sieben Elemente einer Bewegten Schule zusammengefasst, <strong>die</strong> von nahezu allen<br />
Autoren gefordert werden.<br />
1. Bewegtes Sitzen<br />
Dies legitimiert sich über <strong>die</strong> Erkenntnis, dass das lange statisch-passive<br />
Stillsitzen, wie es in vielen Unterrichtsstunden der Fall ist, sehr schlecht <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Muskulatur der SchülerInnen ist und zu irreversiblen Rückenschäden führt.
2 Bewegte Schule 20<br />
Eine wirksame Prävention wird nicht allein durch individuelles, ergonomisches<br />
Mobiliar oder alternative Sitzgelegenheiten, wie beispielsweise Physiobälle oder<br />
Sitzkeile erreicht, sondern vor allem in einer Verbindung mit einer Sensibilisierung<br />
der Schüler zu <strong>die</strong>sem Thema.<br />
2. Bewegungspause<br />
Die Lernbereitschaft sowie <strong>die</strong> Lernfähigkeit der SchülerInnen lassen sich nicht<br />
immer in einen strengen 45-Minuten-Takt pressen. „Kinder und Jugendliche<br />
zeigen häufig durch Unaufmerksamkeit, Unruhe oder Lustlosigkeit an, dass eine<br />
Unterbrechung des Unterrichts erforderlich ist“ (REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE,<br />
2001, S. 98). In einem solchen Fall kann eine aktive Bewegungspause <strong>die</strong><br />
Lernbereitschaft und Lernfähigkeit der SchülerInnen reaktivieren. Genauere<br />
Beschreibungen von Bewegungspausen, wie sie im Rahmen <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong><br />
verstanden werden, sind in Kapitel 3.1 zu finden.<br />
3. Bewegte Pause<br />
Um dem Bewegungsmangel der heutigen Schüler entgegenzuwirken, wird von<br />
nahezu allen Autoren gefordert, vielfältige Bewegungsangebote <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
SchülerInnen auf dem Schulgelände zu schaffen. Bei der Gestaltung der<br />
Bewegungsräume sind <strong>die</strong> unterschiedlichen Altersstufen und Interessen der<br />
Schüler zu beachten. Vorgeschlagen werden auf dem Boden aufgemalte<br />
Spielfelder, Tischtennisplatten, Klettergerüste, Streetballkörbe u.v.m. Die Schüler<br />
sollen in den Pausen sowie vor und nach dem Unterricht <strong>die</strong> Möglichkeit erhalten,<br />
sich selbstinitiiert und selbstorganisiert zu bewegen und zu spielen. Keinesfalls<br />
darf in der Pause eine erneute Vermittlung von Fertigkeiten seitens des<br />
Sportlehrers erfolgen.<br />
4. Bewegter Unterricht<br />
Ein solcher Unterricht umfasst einerseits handlungsorientiertes Lehren und<br />
Lernen, andererseits aber auch abwechslungsreiche Unterrichtsmethoden.<br />
Handlungsorientierter Unterricht soll dazu beitragen, dass Lerninhalte mit Hilfe<br />
verschiedener Sinne aufgenommen werden und nachhaltig verarbeitet werden<br />
<strong>können</strong>. Im Deutschunterricht kann beispielsweise ein Gedicht pantomimisch<br />
nachgespielt werden. Im Fach Mathematik <strong>können</strong> <strong>die</strong> SchülerInnen Quadratmeter
2 Bewegte Schule 21<br />
kennen lernen, indem sie Quadrate mit Kreide auf den Schulhof malen. Auf<br />
solche, oder ähnliche Weise kann in jedem Fach Bewegung sinnvoll integriert<br />
werden. Auch wechselnde Unterrichtsmethoden <strong>können</strong> <strong>die</strong> Phasen des<br />
Stillsitzens unterbrechen. Projektorientierter Unterricht oder Freiarbeit<br />
beispielsweise lassen viel Bewegung zu.<br />
5. Bewegter Lebensraum<br />
Eine Umgestaltung der Unterrichtsräume von Lernräumen zu Lebensräumen<br />
„wird von den meisten Autoren zwar dringend gefordert, aber nahezu alle sind sich<br />
bewusst, dass eine schnelle Umsetzung“ (REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE, 2001,<br />
S. 102) häufig an der Finanzierung scheitert. Am wichtigsten erscheint eine<br />
Umgestaltung der Klassenräume, um <strong>die</strong> Bewegungsbedürfnisse der Schüler zu<br />
berücksichtigen und Entspannungsmöglichkeiten zu bieten. Hiermit ist<br />
beispielsweise <strong>die</strong> Einrichtung von unterschiedlichen Lernplätzen (Stehpulte,<br />
Einzeltische,…) im Klassenzimmer gemeint. Diese Veränderungen weiten sich im<br />
optimalen Fall auch auf das Schulhaus und das gesamte Schulgelände aus.<br />
Lehrer sollten zusätzlich bewusst darauf achten, verschiedene Lernorte außerhalb<br />
des Klassenzimmers und der Schule aufzusuchen, sowie außerschulische<br />
Lerngänge durchzuführen. Auch hierbei müssen <strong>die</strong> Lehrer eine Sensibilität da<strong>für</strong><br />
entwickeln, <strong>die</strong> Lernräume den verschiedenen Altersstufen und Interessen der<br />
Schüler anzupassen. Dringend empfiehlt sich dazu, <strong>die</strong> Schüler selbst in <strong>die</strong><br />
Planung mit einzubeziehen.<br />
6. Bewegter Sportunterricht<br />
„Ein ‚Bewegter Sportunterricht’ sollte <strong>die</strong> Auseinandersetzung mit<br />
herausfordernden Bewegungssituationen durch wahrnehmungsbezogene und<br />
erlebnisorientierte Unterrichtsformen beziehungsweise Unterrichtsinhalte<br />
ermöglichen“ (REGENSBURGER PROJEKTGRUPPE, 2001, S. 103). Dabei <strong>können</strong> <strong>die</strong><br />
Schüler verschiedene traditionelle, eine Vielfalt an modernen Trendsportarten und<br />
damit vielfältige Bewegungsmöglichkeiten unter „verschiedenen Sinnperspektiven<br />
kennen lernen“ (ebd.). Auch hierbei ist <strong>die</strong> Abstimmung der Lerninhalte auf <strong>die</strong><br />
Spiel- und Bewegungsbedürfnisse der Schüler in den unterschiedlichen<br />
Altersstufen und Interessen besonders wichtig. Ein solcher Bewegter<br />
Sportunterricht kann <strong>die</strong> Schüler zu einem persönlichen und sozialen
2 Bewegte Schule 22<br />
Wohlbefinden führen, sodass sie auch nach der Schulzeit Bewegung und<br />
Wohlbefinden miteinander in Verbindung bringen. Des Weiteren ist <strong>die</strong><br />
Haltungsschulung ein zentraler Inhalt <strong>die</strong>ses Sportunterrichtes.<br />
7. Bewegungsangebote im außerunterrichtlichen Schulsport<br />
Entsprechend dem Alter und den Interessen der jeweiligen Schüler sollte ein breit<br />
gefächertes Angebot von Sportarbeitsgemeinschaften eingerichtet werden.<br />
Besonders in <strong>die</strong>sen Sportarten <strong>können</strong> dann schulinterne und schulexterne<br />
Wettkämpfe organisiert werden (z.B. „Jugend trainiert <strong>für</strong> Olympia“). Neben <strong>die</strong>ser<br />
mehr leistungsorientierten Ausrichtung sollte in anderen Bewegungsangeboten<br />
der Spaß am Bewegen im Vordergrund stehen. Darüber hinaus sind Schulfahrten<br />
mit Bewegungsangeboten fest an der Schule zu integrieren, beispielsweise ein<br />
Ski- bzw. Snowboardkurs, eine Wanderwoche oder eine Sportkletterwoche.<br />
Zusammenfassend ist es bei jedem Element notwendig, dass eine Anpassung an<br />
das Alter und <strong>die</strong> Interessen der Schüler erfolgt. Dazu <strong>können</strong> und müssen <strong>die</strong><br />
Schüler in <strong>die</strong> Planung der einzelnen Elemente miteinbezogen werden. Außerdem<br />
ist es besonders wichtig, dass der Lehrer so oft wie möglich selbst aktiv mitmacht<br />
und <strong>als</strong> Vorbild fungiert. Die einzelnen Elemente dürfen nicht isoliert voneinander<br />
betrachtet werden, sie sollen sich vielmehr gegenseitig ergänzen. Zu Beginn<br />
müssen nicht gleich alle Aspekte der verschiedenen Elemente umgesetzt werden.<br />
Eine Bewegte Schule entsteht vielmehr nach und nach, wenn sich möglichst viele<br />
Aspekte der einzelnen Elemente über <strong>die</strong> Zeit wie ein Mosaik zusammensetzten.<br />
Das Gesamtbild verändert sich dabei immer und bleibt dadurch <strong>für</strong> zukünftige<br />
Modifikationen offen.<br />
Umsetzung der Elemente in Sekundarstufenbereich<br />
Wie schon erwähnt, wurden auch <strong>die</strong> Inhalte des Konzeptes der Bewegten Schule<br />
ursprünglich auf den Primarbereich bezogen. Grundsätzlich bleiben alle vorher<br />
beschriebenen Elemente auch <strong>für</strong> weiterführende Schulen gültig. Für <strong>die</strong><br />
Umsetzung in der Sekundarstufe sind jedoch trotzdem einige Schwierigkeiten und<br />
inhaltliche Veränderungen zu beachten.<br />
- Der Wechsel vom Klassenlehrerprinzip an den Grundschulen zum<br />
Fachlehrerprinzip an den weiterführenden Schulen bringt organisatorische
2 Bewegte Schule 23<br />
-<br />
Probleme mit sich. Die Lehrer müssen sich viel besser untereinander<br />
absprechen, um eine optimale Effizienz zu erreichen.<br />
Außerdem besuchen Schüler von zehn bis sechzehn Jahren <strong>die</strong> Sekundarstufe<br />
I. Damit sind an einer Schule völlig verschiedene Entwicklungsstufen bei den<br />
Schülern vorzufinden. Das bedeutet, dass eine noch genauere Abstimmung<br />
der einzelnen Elemente auf das Alter und das Interesse der Schüler stattfinden<br />
muss <strong>als</strong> im Primarbereich, wo sich Kinder mit einem Altersunterschied von<br />
höchstens fünf Jahren befinden.<br />
- Der Stellenwert der einzelnen Elemente verändert sich mit zunehmender<br />
Jahrgangsstufe stark. Beispielsweise ist es nicht mehr möglich,<br />
handlungsorientiertes Lernen in allen Fächern in den Vordergrund zu stellen,<br />
da <strong>die</strong> kognitiven Lerninhalte stark zunehmen.<br />
Der größere Altersunterschied stellt aber nicht nur ein Problem dar, sondern kann<br />
auch effektiv genutzt werden. Beispielsweise <strong>können</strong> ältere Schüler mit<br />
entsprechender Übungsleiterausbildung Bewegungsangebote im außerunterrichtlichen<br />
Schulsport betreuen.<br />
2.3 Einfluss von körperlicher Aktivität auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit<br />
Schon ROUSSEAU postulierte 1778:<br />
„Übe unablässig den Leib, mache ihn kräftig und gesund,<br />
um ihn weise und vernünftig zu machen.“ 4<br />
Die heutigen bildgebenden Verfahren der Neurowissenschaft ermöglichen<br />
Einblicke in Reaktionen des menschlichen Gehirns. Mit Hilfe <strong>die</strong>ser Methoden<br />
konnten <strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen Bewegung und Kognition, <strong>die</strong> wir aus<br />
Alltagserfahrungen und sportwissenschaftlichen Untersuchungen bereits<br />
vermuteten, in den letzten Jahren auch neurowissenschaftlich belegt werden.<br />
Dieses neue interdisziplinäre Forschungsgebiet nennt HOLLMANN (2003, S. 467)<br />
„Bewegungs-Neurowissenschaft“. Um <strong>die</strong>se Effekte aus der Alltagserfahrung<br />
wissenschaftlich belegen zu <strong>können</strong>, muss der Zusammenhang zwischen<br />
4 vgl. GASSE & DOBBELSTEIN, 2003, S. 20
2 Bewegte Schule 24<br />
Bewegung und Kognition genauer spezifiziert werden. Vorab müssen dazu einige<br />
Begriffe definiert werden.<br />
Konzentration und Aufmerksamkeit sind wie <strong>die</strong> Wahrnehmung, das Gedächtnis,<br />
das Denken, <strong>die</strong> Sprache und <strong>die</strong> Fähigkeit zur Planung, Entscheidung und<br />
Problemlösung wichtige Teilaspekte kognitiver Leistungsfähigkeit. Oft werden <strong>die</strong><br />
Begriffe Konzentration und Aufmerksamkeit <strong>als</strong> Synonyme verwendet. Auch in<br />
<strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird so verfahren, da sie beide wichtige Teilaspekte der Kognition<br />
sind und in gleicher Weise <strong>für</strong> <strong>die</strong> schulische Leistungsfähigkeit verantwortlich<br />
sind. Werden <strong>die</strong> Begriffe unterschieden, so gilt <strong>die</strong> Aufmerksamkeit <strong>als</strong><br />
Oberbegriff <strong>für</strong> eine zielgerichtete, eingegrenzte Wahrnehmung. Konzentration ist<br />
im Gegensatz dazu eine intensivere und auf einen Ausschnitt gebündelte Form<br />
der Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist <strong>die</strong> mehr oder weniger bewusste<br />
Verarbeitung visueller Reize. Konzentration ist ein gewollter Prozess, der sich<br />
bemüht, <strong>die</strong> Aufmerksamkeit auf momentan relevante Reize zu fokussieren (vgl.<br />
GABLER, 2000, S.180f). Nach GABLER (ebd., S. 186) besteht ein enger<br />
Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, sich zu konzentrieren, und anderen<br />
kognitiven Prozessen. Die Bereitschaft und Fähigkeit, <strong>die</strong> Aufmerksamkeit auf den<br />
Lerngegenstand zu lenken, <strong>können</strong> <strong>als</strong> wesentliche Grundlage <strong>für</strong> den Lernerfolg<br />
angenommen werden.<br />
Des Weiteren ist es <strong>für</strong> <strong>die</strong> genauere Analyse notwendig spezifische und<br />
unspezifische Effekte von Bewegung zu unterscheiden. Bei spezifischen Effekten<br />
trägt <strong>die</strong> Bewegung unmittelbar zum besseren Lernen bei, weil Lerninhalt und<br />
Bewegungsform zusammenhängen. Unspezifische Effekte von Bewegung sind<br />
dann gegeben, wenn Bewegung zur Lernförderung eingesetzt wird, ohne dass<br />
Lerninhalt und Bewegung in direktem Zusammenhang stehen. Man kann <strong>die</strong>se<br />
Unterscheidung auch erklären mit „Lernen durch Bewegung“ auf der einen und<br />
„Lernen mit Bewegung“ auf der anderen Seite. Beim Lernen durch Bewegung wird<br />
ein Lerngegenstand mit Hilfe von Bewegung erschlossen. Beim Lernen mit<br />
Bewegung <strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Bewegung nicht direkt zum Erschließen des<br />
Lerngegenstandes, sondern eher <strong>als</strong> konzentrations- und motivationsförderndes<br />
Mittel.
2 Bewegte Schule 25<br />
In einer Bewegten Schule wird versucht, <strong>die</strong> spezifischen sowie <strong>die</strong> unspezifischen<br />
Effekte von Bewegung zu nutzen.<br />
- Beim themenerschließenden oder handlungsorientierten Lernen wird versucht,<br />
<strong>die</strong> spezifischen Effekte von Bewegung zu nutzen.<br />
- Die Bewegungspausen im Unterricht, so wie sie in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> verstanden<br />
werden, zielen auf <strong>die</strong> unspezifischen Effekte der Bewegung ab. <strong>Sie</strong> <strong>die</strong>nen<br />
der Konzentrations- und Motivationsförderung unabhängig vom gerade zu<br />
vermittelnden Lernstoff. 5<br />
- Über<strong>die</strong>s versucht das ganzheitliche Konzept der Bewegten Schule <strong>die</strong><br />
körperliche Aktivität insgesamt zu fördern und damit den sich immer weiter<br />
verschlimmernden Bewegungsdefiziten der Schüler entgegen zu wirken. Das<br />
führt neuesten neurophysiologischen Erkenntnissen zufolge zu einer erhöhten<br />
kognitiven Leistungsfähigkeit.<br />
Für alle drei „Arten“ von Bewegung in der Schule gibt es Erkenntnisse und<br />
wissenschaftliche Belege aus der Bewegungs-Neurowissenschaft. In <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong><br />
werden, aufgrund der Schwerpunktsetzung, nur zwei Arten von Bewegung und<br />
deren Zusammenhänge zur Kognition vertieft. Die neuesten Ergebnisse der<br />
Bewegungs-Neurowissenschaft über <strong>die</strong> Wirkungen von allgemeiner<br />
Bewegungsförderung auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit werden in <strong>die</strong>sem<br />
Kapitel beschrieben. Die unspezifischen Effekte der Bewegungspausen in Bezug<br />
auf kognitive Leistungsfähigkeit werden in Kapitel 3.2 vorgestellt.<br />
Die Bielefelder Neurowissenschaftlerin Gertraud TEUCHERT-NOODT (vgl. GASSE &<br />
DOBBELSTEIN, 2003, S.20f) konnte nachweisen, dass allein eine regelmäßige<br />
Bewegung und <strong>die</strong> damit eng verbundene Sensorik zur Produktion von<br />
Neutrophinen führt und so grundlegende Verbindungen zwischen Nervenzellen im<br />
Gehirn gebildet, erhalten und verstärkt werden <strong>können</strong>. Dies ist eine wichtige<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit. Bewegung meint hierbei nicht<br />
nur Sport, sondern motorische Aktivität im weitesten Sinne. In Untersuchungen<br />
von HOLLMANN (2005, S.7) erwies sich körperliche Bewegung sogar <strong>als</strong> der<br />
„stärkste Stimulus zur Neuronenbildung“. ERIKSSON konnte 1998 belegen, dass<br />
entgegen der bisherigen Auffassung sich auch bei Erwachsenen Nervenzellen<br />
5 Näheres von Bewegungspausen <strong>als</strong> konzentrationsförderndes Mittel ist in Kapitel 3.2 zu lesen.
2 Bewegte Schule 26<br />
noch vermehren <strong>können</strong>. Das bedeutet, dass körperliche Aktivität nicht nur im<br />
frühen Kindesalter zu grundlegenden Nervenverbindungen und damit zu einer<br />
Steigerung der kognitiven Leistungsförderung führt, sondern auch bei<br />
Jugendlichen bis hin zu Erwachsenen. Zusammenfassend resümiert HOLLMANN<br />
(2003, S.468) hinsichtlich der (lebenslangen) Gehirnentwicklung, dass „eine<br />
qualitativ und quantitativ geeignete körperliche Aktivität <strong>für</strong> das Gehirn [<strong>als</strong>]<br />
genauso wichtig [anzusehen ist] wie <strong>für</strong> das Herz-Kreislauf-System“. Als geeignete<br />
körperliche Aktivität werden <strong>die</strong> aerobe Ausdauer und <strong>die</strong> Bewegungskoordination<br />
genannt (vgl. MÜLLER & PETZOLD, 2006, S. 16).<br />
2.4 Bisherige Untersuchungen<br />
Trotz zahlreicher Theorien zu den positiven Auswirkungen körperlicher Aktivität<br />
auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit (Konzentration und Aufmerksamkeit) wurden<br />
bislang erst wenige empirische Stu<strong>die</strong>n an Schulen durchgeführt, meist bei<br />
Erwachsenen (u.a. LAMBOURNE 2006, S.149ff) oder Kindern mit<br />
Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität oder Lernbehinderten (u.a. EUNICKE –<br />
MORELL 1989, S. 57ff). Inwieweit man <strong>die</strong> Ergebnisse jedoch auf alle Kinder<br />
übertragen kann, ist noch weitgehend unklar. Die Ergebnisse sind zwar nicht<br />
einheitlich, eine Metaanalyse von 134 Untersuchungen zeigte aber eine<br />
überwiegend positive Verbindung zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver<br />
Leistungsfähigkeit (vgl. ETNIER, SALAZAR, LANDERS, PETRUZZELLO, HAN & NOEWLL,<br />
1997, S.266).<br />
Eine der wenigen Untersuchungen an Schülern ist im Rahmen des CHILT<br />
Projektes durchgeführt worden. Das CHILT (=Children`s Health Interventional –<br />
Trial) Projekt wurde vom <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Kreislaufforschung und Sportmedizin (C. Graf,<br />
B. Koch) in Zusammenarbeit mit dem <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Sportdidaktik (S. Dordel) und dem<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Individu<strong>als</strong>port (H. Strüder, A. Kupfer) der Deutschen Sporthochschule<br />
Köln entwickelt und initiiert. Es handelt sich um eine Interventionsstu<strong>die</strong> <strong>für</strong><br />
Grundschulen, <strong>die</strong> sich aus der Kombination von Gesundheitsunterricht und<br />
Bewegungsförderung zusammensetzt. Die Intervention dauerte über <strong>die</strong> gesamte<br />
Grundschulzeit (ab 2001) der Kinder und wurde an 12 Versuchsschulen und 5<br />
Kontrollschulen durchgeführt. Die Probanden absolvierten den Koordinationstest<br />
<strong>für</strong> Kinder (KTK) nach SCHILLING (1974), einen 6-Minuten-Lauf zur Erfassung der
2 Bewegte Schule 27<br />
Ausdauerleistungsfähigkeit sowie den differentiellen Leistungstest <strong>für</strong> Kinder der<br />
Elementarstufe (DLKE) <strong>als</strong> Konzentrationstest (nach KLEBER UND KLEBER 1947).<br />
Signifikante Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen der einzelnen<br />
Untersuchungen wurden gesucht und gefunden. Die Kinder mit der besten<br />
quantitativen Leistung im Konzentrationstest wiesen auch <strong>die</strong> beste<br />
Gesamtkörperkoordination auf. Kein Zusammenhang zeigte sich bei der<br />
Ausdauerleistungsfähigkeit in Bezug zur Konzentrationsleistung (vgl. GRAF, KOCH,<br />
KLIPPEL, BÜTTNER, COBURGER, & CHRIST, 2003, S. 242ff).<br />
Da <strong>die</strong>se Untersuchung an Grundschulkindern signifikante Zusammenhänge<br />
zwischen der Gesamtkörperkoordination und den Konzentrationsleistungen der<br />
Schüler feststellte, soll in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> untersucht werden, inwieweit sich <strong>die</strong>se<br />
Ergebnisse auch auf <strong>die</strong> 6. Jahrgangsstufe einer Re<strong>als</strong>chule übertragen lassen.
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 28<br />
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule<br />
3.1 Inhalte und Ziele von Bewegungspausen<br />
Bewegungspausen werden <strong>als</strong> lernfördernde Elemente verstanden, <strong>die</strong> nicht in<br />
Verbindung mit den jeweils behandelten Inhalten stehen. <strong>Sie</strong> nutzen <strong>die</strong><br />
unspezifischen Effekte von Bewegung (vgl. Kapitel 2.3). <strong>Sie</strong> <strong>die</strong>nen in erster Linie<br />
dazu, den Unterricht aufzulockern, nachlassende Konzentration wieder<br />
aufzubauen und den Unterricht zu rhythmisieren. Unter Rhythmisierung versteht<br />
man den regelmäßigen Wechsel von Statik und Dynamik, von Spannung und<br />
Entspannung, von Belastung und Erholung. Den statischen Anteil der<br />
Rhythmisierung stellen dabei das stille Sitzen und <strong>die</strong> konzentrierte<br />
Aufmerksamkeit auf den Lernstoff dar, <strong>die</strong> motorischen Aktivitäten der Schüler in<br />
Bewegungspausen dagegen den dynamischen Anteil. Defizite im dynamischen<br />
Bereich und daraus resultierende Leistungsunfähigkeit äußern sich während des<br />
Unterrichts bei jedem Schüler in verschiedenen Zeitabständen und in<br />
unterschiedlichen unbewussten körperlichen Botschaften, wie beispielsweise:<br />
- Spielen mit einem Stift oder den eigenen Haaren<br />
- ständig wechselnde Sitzhaltungen<br />
- verträumt aus dem Fenster schauen<br />
- gähnen, räkeln und strecken<br />
- malen<br />
- Mit dem Stuhl schaukeln<br />
- kauen auf einem Stift oder an den Fingernägeln<br />
- Kopf mit Händen abstützen oder auf den Tisch legen<br />
- Mit Beinen/ Füßen wackeln<br />
Diese körperlichen Signale haben einen regulierenden Effekt. <strong>Sie</strong> treten dann in<br />
Erscheinung, wenn aufgrund körperlicher Statik und geistiger Monotonie <strong>die</strong><br />
Leistungsfähigkeit abbaut und der Organismus nach zusätzlicher Stimulation sucht<br />
(vgl. BREITHECKER, 2000, S.4).<br />
Besonders bei jüngeren Schülern ist eine Rhythmisierung im Unterricht notwendig,<br />
um <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten, da sie sich nicht annähernd über<br />
eine Unterrichtsstunde lang auf hohem Niveau konzentrieren <strong>können</strong>. KLIMT (1981,<br />
zitiert nach OPPOLZER, 2006, S.28) hat in seinen Untersuchungen diagnostiziert,
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 29<br />
dass <strong>die</strong> Länge der Konzentrationszeiten abhängig vom Alter ist. Seine<br />
Ergebnisse ergaben Folgendes:<br />
5 – 7 Jährige ca.15min Konzentrationszeit<br />
7 – 10 Jährige ca. 20min Konzentrationszeit<br />
10 – 12 Jährige ca. 25min Konzentrationszeit<br />
12 – 16 Jährige ca. 30min Konzentrationszeit<br />
Bewegungspausen umfassen eine etwa fünfminütige Aktivitätszeit <strong>für</strong> alle<br />
Schülerinnen und Schüler. Durch eine solche Unterbrechung des Unterrichts<br />
<strong>können</strong> <strong>die</strong> Konzentrationszeiten verlängert werden, was KLIMTS Ergebnissen<br />
zufolge bei Jugendlichen bis zu 16 Jahren notwendig ist, um eine 45 Minuten<br />
andauernde Konzentrationszeit zu erreichen. Eine kurze Unterbrechung des<br />
Unterrichts, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Bewegung genutzt wird, ist deshalb keine verlorene Zeit.<br />
Vielmehr erleichtert sie den nachfolgenden Unterricht, weil <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler dann lernbereiter und aufnahmefähiger werden. Untersuchungen wie<br />
SPARK (Sports, Play & Active Recreation for Kids) zeigen, dass zusätzlich zum<br />
Unterricht durchgeführte Bewegung trotz geringerer Unterrichtszeit nicht zu einer<br />
Verschlechterung der schulischen Leistung führt (vgl. PETZOLD, 2002, S. 204).<br />
Bewegungspausen sollten nur dann durchgeführt werden, wenn <strong>die</strong> Schüler ein<br />
Bedürfnis nach Bewegung zeigen oder aussprechen. Die Schüler müssen wissen,<br />
dass Bewegungspausen nicht <strong>als</strong> Selbstzweck durchgeführt werden, sondern eine<br />
Konzentrationshilfe darstellen. Die Bewegungsübungen sollten vorher gut erklärt<br />
werden, sodass <strong>die</strong> Durchführung schnell und reibungslos erfolgt. Wichtig ist, dass<br />
<strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong> Bewegungspausen mögen und gerne machen. Da<strong>für</strong> ist ein<br />
gewisses Einfühlungsvermögen seitens des Lehrers von großer Bedeutung. Auch<br />
SchülerInnen <strong>können</strong> Vorschläge und Wünsche zu bestimmten<br />
Bewegungspausen oder zu der begleitenden Musik machen. Unbedingte<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> das Gelingen der Bewegungspausen ist, dass der Lehrer selbst<br />
auch alle Übungen ernst nimmt, nur so kann er das Gleiche von seinen Schülern<br />
erwarten (vgl. KOTTMANN, KÜPPER & PACK, o. J., S. 33f).<br />
Da Lehrer <strong>die</strong> Bewegungspausen auch spontan durchführen <strong>können</strong> und <strong>die</strong><br />
Pausen auch nur sehr kurz sein sollten, ist es wichtig, dass <strong>die</strong> Organisation sehr
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 30<br />
gering gehalten wird. Das bedeutet, dass ein großer Zeitaufwand und eine<br />
aufwändige Materialbeschaffung vermieden werden müssen. Aktivitäten, <strong>die</strong> lange<br />
Erklärungen erfordern oder nur von wenigen Schülern gleichzeitig ausgeführt<br />
werden <strong>können</strong>, sind deshalb ebenfalls ungeeignet. Die Belastungsintensität<br />
während den Pausen sollte nicht zu hoch sein und am Ende einer<br />
Bewegungspause solten ruhige Aktionen bevorzugt werden, damit im folgenden<br />
Unterricht effektiv weiter gearbeitet werden kann (ebd.).<br />
Eine Zusammenfassung der wichtigsten Kriterien <strong>für</strong> eine erfolgreiche<br />
Bewegungspause gibt <strong>die</strong> folgende Tabelle 2.<br />
Tabelle 2: Kriterien <strong>für</strong> eine erfolgreiche Bewegungspause<br />
□ zeitlicher Umfang ca. 5 Minuten<br />
□ Schüler sollten <strong>die</strong> Bewegungspausen mögen<br />
□ Auch der Lehrer sollte <strong>die</strong> Pausen ernst nehmen<br />
□ Erklärungen seitens des Lehrers im Vorfeld möglichst einfach und kurz<br />
□ Ohne aufwändiges Material durchführbar<br />
□ Bewegungen sollten von allen Schülern gleichzeitig durchgeführt werden <strong>können</strong><br />
□ Die Belastungsintensität sollte nicht zu hoch sein<br />
Bewegungspausen <strong>können</strong> neben den konzentrations- und motivationsfördernden<br />
Effekten noch zusätzliche Ziele verfolgen. Nach <strong>die</strong>sen Zusatzeffekten<br />
kategorisiert, kann man verschiedene Bewegungspausen unterscheiden:<br />
Haltungsstärkende Bewegungspausen<br />
Auf Grund der zunehmenden Rückenprobleme vieler Kinder ist <strong>die</strong>ser<br />
ergonomische, gesundheitliche Aspekt von großer Bedeutung. Jüngste Stu<strong>die</strong>n<br />
zeigten, dass schon jedes dritte Kind über Rücken- und Kopfschmerzen klagt (vgl.<br />
BREITHECKER, 2001, S. 209). In erster Linie ist das darauf zurückzuführen, dass<br />
dauerhaftes, statisches Sitzen eine starke Belastung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Muskulatur darstellt.<br />
Schüler sitzen oft mehr <strong>als</strong> zehn Stunden am Tag (OPPOLZER, 2006, S.15), obwohl<br />
das Sitzen nach AMBERGER (2000, S.19) <strong>die</strong> ungesündeste Form aller<br />
Dauerhaltungen ist. Besonders in der Pubertät sollte man dem entgegenwirken,<br />
da in <strong>die</strong>ser Phase <strong>die</strong> Kinder jährlich ca. 10cm wachsen und bis zu 10kg an
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 31<br />
Gewicht zunehmen. Diese schnellen körperlichen Veränderungen führen zu einem<br />
sehr instabilen Haltungs- und Bewegungsapparat.<br />
Den Rückenproblemen und den damit verbundenen Haltungsschäden kann durch<br />
dynamisches Sitzen, <strong>als</strong>o öfter wechselnde <strong>Arbeit</strong>shaltungen, vorgebeugt werden.<br />
Zusätzlich <strong>können</strong> haltungsstärkende Bewegungspausen präventiv und<br />
kompensatorisch wirken. <strong>Sie</strong> beinhalten u.a. allgemeine Mobilisations-, Dehnungsund<br />
Kräftigungsübungen sowie spezielle Übungen zur Stärkung der Nacken- und<br />
Rückenmuskulatur. Schwerpunktmäßig stammen sie aus dem Bereich der<br />
funktionellen Gymnastik und der Rückenschule. Einzelne Übungen <strong>können</strong> vom<br />
Lehrer auf <strong>die</strong> speziellen Bedürfnisse der jeweiligen Klasse abgestimmt und frei<br />
kombiniert werden.<br />
Aktivierende Bewegungspausen<br />
Aktivierende Bewegungspausen haben den Sinn, müde SchülerInnen morgens<br />
oder nach ruhigen <strong>Arbeit</strong>sphasen wieder zu vitalisieren. In erster Linie soll bei<br />
solchen Übungen der Kreislauf angeregt werden, was bei den SchülerInnen<br />
Wachheit und Lernbereitschaft bewirkt. Abschließend ist meistens eine kurze<br />
Ruhephase, ein bis zwei Minuten reichen aus, sinnvoll. In <strong>die</strong>ser Ruhephase<br />
<strong>können</strong> sich <strong>die</strong> SchülerInnen sammeln und auf den Unterricht einstellen.<br />
Gehirngerechte Bewegungspausen<br />
Die rechte und linke Gehirnhälfte verarbeiten verschieden Aufgaben. Einen<br />
Überblick liefert <strong>die</strong> folgende Abbildung 1:<br />
Abbildung 1: Verteilung der Aufgaben in der linken und rechten Gehirnhälfte<br />
nach OPPOLZER (1997)
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 32<br />
Nur durch eine intensive Verknüpfung der beiden Gehirnhälften kann eine<br />
optimale Leistungsfähigkeit erreicht werden. Gehirngerechte Bewegungen fördern<br />
und stärken <strong>die</strong> Zusammenarbeit der Hirnhälften.<br />
OPPOLZER (2006, S. 30) schlägt folgende Gehirngerechte Übungen vor:<br />
- Kreuzungsbewegungen (z.B. linke Hand zum rechten Knie führen und <strong>die</strong><br />
rechte Hand zum linken Knie)<br />
- Gegenbewegungen (z.B. gleichzeitig das linke Bein und den rechten Arm<br />
heben)<br />
- Als Rechtshänder mit der linken Hand schreiben oder malen und verstärkt<br />
Gymnastik mit der linken Körperseite machen (Nerven der linken Körperseite<br />
gehen zur rechten Gehirnhälfte)<br />
Gleichzeitige Bewegungen mit rechten und linken Extremitäten bewirken <strong>die</strong><br />
Verstärkung der Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften, des so genannten<br />
„Balkens“. Dadurch wird der Informationsfluss zwischen den Gehirnhälften<br />
schneller und effektiver. Bewegungen mit der linken Körperseite aktivieren <strong>die</strong><br />
rechte Hirnhälfte, da sich <strong>die</strong> Nervenbahnen zwischen Körper und Kopf im Nacken<br />
überkreuzen. Deshalb ist <strong>die</strong> rechte Gehirnhälfte oft bei Rechtshändern<br />
vernachlässigt und muss besonders gefördert werden. Gehirngerechte<br />
Bewegungen sind meistens relativ kurz. Der Lehrer kann deswegen mehrere<br />
Übungen miteinander kombinieren, entsprechend den Bedürfnissen der jeweiligen<br />
Klasse.<br />
Entspannungsfördernde Bewegungspausen<br />
Für <strong>die</strong>se Art von Pausen sind folgende Übungen geeignet:<br />
- Atemübungen<br />
- Isometrische Übungen<br />
- Progressive Muskelentspannung<br />
- Entspannungsmusik<br />
- Autogenes Training<br />
- Meditation<br />
- Yoga<br />
- Fantasiereisen
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 33<br />
Die „Bewegung“ bei solchen Entspannungsübungen wird meist mental<br />
durchgeführt. In <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird unter Bewegung aber nur <strong>die</strong> physische<br />
Bewegung verstanden. Diese steht bei entspannungsfördernden<br />
Bewegungspausen eher im Hintergrund. Da <strong>die</strong> durchgeführte Untersuchung<br />
versucht, Effekte körperlicher Bewegung herauszufinden, wird hier nicht näher auf<br />
Entspannungsübungen eingegangen.<br />
Wie gerade beschrieben, werden Bewegungspausen verschiedene positive<br />
Effekte zugeschrieben. Im empirischen Teil <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird nur ein Effekt<br />
untersucht, der Einfluss der Bewegungspausen auf <strong>die</strong> unmittelbar darauf<br />
folgende Konzentrationsfähigkeit der SchülerInnen.<br />
3.2 Einfluss von Bewegungspausen auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit<br />
Lernen in unserer Gesellschaft ist untrennbar mit Sitzen verbunden. Manche<br />
Lehrer glauben noch immer, dass nur still sitzende Schüler sich konzentrieren und<br />
dem Unterricht folgen <strong>können</strong>. Dass gerade das dauerhafte stille Sitzen eine<br />
extreme Belastung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schüler ist, wissen viele Lehrer nicht. Eigentlich<br />
beweisen aber schon Alltagserfahrungen das Gegenteil. Die positiven Effekte, <strong>die</strong><br />
man spürt, wenn man z.B. beim Vokabellernen auf und ab geht, wenn man bei<br />
einem Vortrag mitschreibt oder sich bei einer sehr kognitiven <strong>Arbeit</strong><br />
zwischendurch kurz bewegt, zeigen doch schon, dass Bewegung mit<br />
Konzentrationsfähigkeit zusammenhängen muss.<br />
Wie schon im vorangegangenen Kapitel erläutert, werden Bewegungspausen <strong>als</strong><br />
konzentrations- und motivationsförderndes Mittel im Unterricht eingesetzt. Die<br />
Bewegung hilft <strong>als</strong>o nicht dabei, einen Lerngegenstand besser zu erschließen,<br />
sondern „nur“ dabei, dass <strong>die</strong> Schüler motivierter sind und sich besser<br />
konzentrieren <strong>können</strong>. Im empirischen Teil <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> wird der<br />
konzentrationsfördernde Effekt von Bewegungspausen untersucht. Dieser zählt<br />
zu den unspezifischen Effekten von Bewegung. Die Wirkung von<br />
Bewegungspausen auf <strong>die</strong> Motivation wird nicht getestet. Deshalb werden im<br />
Folgenden auch nur <strong>die</strong> Effekte der Bewegungspausen in Bezug auf <strong>die</strong><br />
Konzentrationsfähigkeit theoretisch beschrieben.
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 34<br />
Bewegungsaktivität fördert allgemein <strong>die</strong> generelle, aber auch <strong>die</strong> partielle<br />
Durchblutung im Gehirn und regt den Stoffwechsel an. Das Gehirn wird dadurch<br />
besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Insbesondere durch<br />
propriozeptive Reize (Veränderung der Muskelspannung und der Stellung der<br />
Gelenke) kann über das aufsteigende retikulär aktivierende System (ARAS) ein<br />
angemessenes Aktivierungsniveau herbeigeführt werden und damit<br />
Aufmerksamkeit und Lernen gefördert werden (vgl. DORDEL ET BREITHECKER, 2003,<br />
S.8).<br />
Andauernde Inaktivität, wie z. B. längeres Stillsitzen, hat dagegen eine<br />
Herabsetzung des allgemeinen Aktivierungsniveaus zur Folge, führt zu Müdigkeit<br />
und reduzierter Aufmerksamkeits- und Lernleistung. Hinzu kommt ein Bemühen<br />
um möglichst ruhiges Sitzen, wenn <strong>die</strong>ses im Unterricht verlangt wird. Bei<br />
zunehmendem Bewegungsdrang muss dann immer mehr Aufmerksamkeit auf das<br />
stille Sitzen gelenkt werden. Die so gebundene Aufmerksamkeit kann nicht auf<br />
den aktuellen Lerngegenstand gerichtet werden (ebd.).<br />
Diese und andere Befunde weisen darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen<br />
Bewegungspausen und erfolgreichem Lernen besteht. Neben den<br />
neurowissenschaftlichen Befunden belegt vor allem <strong>die</strong> sportwissenschaftliche<br />
Forschung, dass Lernen Bewegung braucht. Die Ergebnisse dürfen nicht<br />
unbeachtet bleiben. Aber jede Theorie muss auch in der Praxis, in <strong>die</strong>sem Fall in<br />
der Schule mit Schülern, erprobt werden. Bisherige Stu<strong>die</strong>n wurden meistens bei<br />
Erwachsenen oder bei Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen oder Hyperaktivität<br />
durchgeführt. Es müssten aber auch repräsentative Stu<strong>die</strong>n an Regelschulen<br />
durchgeführt werden, um herauszufinden, ob <strong>die</strong> Theorien aus der Wissenschaft<br />
auch in der Umsetzung in <strong>die</strong> schulische Praxis den Schülern helfen.<br />
Neurowissenschaftler und Pädagogen sollten hierbei eng zusammenarbeiten, was<br />
eigentlich keine Schwierigkeit darstellen sollte, da sie beide ja das gleiche Ziel<br />
verfolgen – eine Verbesserung des schulischen Lernens. Beide Seiten sind<br />
aufeinander angewiesen, wenn eine maximale Effizienz erreicht werden soll.<br />
3.3 Bisherige Untersuchungen<br />
In <strong>die</strong>sem Kapitel werden zwei Stu<strong>die</strong>n vorgestellt, <strong>die</strong> ebenso wie <strong>die</strong> vorliegende<br />
<strong>Arbeit</strong> <strong>die</strong> Zusammenhänge von Bewegungspausen und Konzentrationsleistung<br />
untersuchen.
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 35<br />
WAMSER & LEYK (2003) wollten in ihrer Stu<strong>die</strong> <strong>die</strong> Effekte eines „Bewegten<br />
Unterrichts“ im Vergleich zum „Klassischen Unterricht“ bezüglich der<br />
Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistungen von Schülern überprüfen. Zur<br />
Bestimmung der Aufmerksamkeits- bzw. der Konzentrationsleistung wurde der<br />
Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Test d2) von BRICKENKAMP (2002) verwendet.<br />
Die Stichprobe umfasste 344 SchülerInnen der Klassen 6 bis 9 einer Hauptschule<br />
in Nordrhein-Westfalen. Zunächst wurden Basisdaten zur Konzentrationsfähigkeit<br />
im „Klassischen Unterricht“ (1., 3., und 5. Stunde) erhoben. Die gewonnenen<br />
Ergebnisse wurden mit denen eines „Bewegten Unterrichtes“ verglichen. Beim<br />
„Bewegten Unterrichts“ absolvierten <strong>die</strong> Schüler in der 4. Unterrichtsstunde ein<br />
Aerobic-Programm. Die Ergebnisse der Untersuchung des „Klassischen<br />
Unterrichts“ zeigten, dass Mädchen im „Test d2“ signifikant besser abschneiden<br />
und dass ältere Schüler bessere Ergebnisse erzielten <strong>als</strong> jüngere. Zur<br />
Konzentrations-/Aufmerksamkeitsleistung im Tagesverlauf stellen WAMSER UND<br />
LEYK fest, dass sie in den ersten beiden Schulstunden gering ist, sich bis zur 3.<br />
und 4. Stunde verbessert und danach wieder abfällt. Signifikante Unterschiede<br />
zeigten sich zwischen der 4. Stunde und der 1., der 2., und der 5.<br />
Unterrichtsstunde. Körperliche Aktivität, in <strong>die</strong>sem Fall das Aerobic-Programm,<br />
führte zu einem signifikantem Anstieg der Konzentration- und<br />
Aufmerksamkeitsleistungen zu allen drei Messungszeiträumen. Im „Bewegten<br />
Unterricht“ erzielten <strong>die</strong> SchülerInnen 6% bessere Werte (GZ-F Mittelwerte) im<br />
„Test d2“.<br />
Auch in der Pilotstu<strong>die</strong> von BREITHECKER (2000) wurde <strong>die</strong> Aufmerksamkeit der<br />
Schüler mit Hilfe des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (Test d2) in drei Klassen,<br />
der Jahrgangsstufe 3, jeweils in der 1., 3. und 5. Schulstunde gemessen. Der<br />
Unterricht in den drei Schulklassen unterschied sich im Anteil an Bewegung.<br />
Klasse A (n=21) nahm am klassischen Unterricht teil. Klasse B (n=18) lernte mit<br />
bewegten Unterrichtsmethoden und in den zwei Pausen (je 25min) erhielt sie ein<br />
großzügiges Bewegungsangebot. Klasse C (n=17) bewegte sich wie Klasse B, nur<br />
saßen sie zusätzlich noch an ergonomischen <strong>Arbeit</strong>splätzen. Die statistische<br />
Analyse zeigte hoch signifikante Unterschiede zwischen den drei Klassen, zu allen<br />
Untersuchungszeitpunkten. Schon in der ersten Stunde war <strong>die</strong> Gesamtleistung<br />
(GZ-F) in der Klasse C am höchsten und in Klasse A am niedrigsten. Die
3 Bewegungspausen <strong>als</strong> ein Element von Bewegter Schule 36<br />
Unterschiede wurden zur 3. und zur 5. Unterrichtsstunde noch größer. Da <strong>die</strong>se<br />
Pilotstu<strong>die</strong> keine repräsentative Stichprobe umfasste und <strong>die</strong> Erhebung nur an<br />
einem Tag durchgeführt wurde, dürfen <strong>die</strong>se Ergebnisse jedoch nicht<br />
überbewertet werden (vgl. BREITHECKER, 2000, S. 8ff.).
4 Motorische Tests 37<br />
4 Motorische Tests<br />
4.1 Begriffsbestimmungen<br />
Bös ET AL. (2001a, S.2) definiert motorische Fähigkeiten <strong>als</strong> „<strong>die</strong> Gesamtheit der<br />
Strukturen und Funktionen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Erwerb und das Zustandekommen von<br />
sportbezogenen Bewegungshandlungen verantwortlich sind“. Wie Abbildung 2<br />
zeigt, differenziert Bös motorische Fähigkeiten auf erster Ebene in konditionelle<br />
(energetische) und koordinative (informationsorientierte) Fähigkeiten. Auf zweiter<br />
Ebene werden <strong>die</strong> motorischen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit,<br />
Koordination und Beweglichkeit differenziert. Auf dritter, unterster Ebene lassen<br />
sich 10 motorische Fähigkeiten unterscheiden: Aerobe Ausdauer (AA), Anaerobe<br />
Ausdauer (AnA), Kraftausdauer (KA), Maximalkraft (MA), Schnellkraft (SK),<br />
Aktionsschnelligkeit (AS), Reaktionsschnelligkeit (RS), Koordination unter<br />
Zeitdruck (KZ), Koordination bei Präzisionsaufgaben (KP) und Beweglichkeit (B).<br />
Abbildung 2: Systematisierung motorischer Fähigkeiten nach BÖS ET AL.(2001a, S.2)<br />
Die einzelnen motorischen Fähigkeiten sind unterschiedlich komplex und<br />
untereinander abhängig. Konditionstests lassen sich relativ einfach<br />
operationalisieren (z. B. Liegestütze zur Messung der Kraftausdauer). Die<br />
Messbarkeit von koordinativen Fähigkeiten ist dagegen schwieriger. Mit<br />
zunehmender Aufgabenkomplexität nimmt auch der Einfluss von Testinstruktionen<br />
und Testerfahrung auf das Testergebniss zu.<br />
In der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> wird unter allgemeiner Fitness eine Kombination aus<br />
möglichst vielen motorischen Fähigkeiten aus den Bereichen Kondition und<br />
Koordination verstanden.
4 Motorische Tests 38<br />
4.2 Münchner Fitnesstest (nach Rusch/Irrgang)<br />
Der Münchner Fitnesstest (MFT) ist <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler im Alter von 11–<br />
14 Jahren von Horst RUSCH und Werner IRRGANG (1994) konzipiert worden. Er<br />
wurde 1994 in den Zeitschriften Sportunterricht - Lehrhilfen (43/1994) und Haltung<br />
und Bewegung (14/1994) veröffentlicht. Er misst sowohl koordinative <strong>als</strong> auch<br />
konditionelle Fähigkeiten und besteht aus folgenden Aufgaben 6 :<br />
1. Ballprellen<br />
2. Zielwerfen<br />
1<br />
2<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Hier müssen <strong>die</strong> SchülerInnen auf einer umgedrehten<br />
Turnbank stehen und innerhalb von 30 Sekunden<br />
möglichst oft einen Gymnastikball auf den Boden<br />
prellen. Die Versuchsperson steht hüftbreit mit<br />
durchgestreckten Knien und aufrechtem Oberkörper auf<br />
der umgedrehten Bank. Verliert <strong>die</strong> Versuchsperson<br />
einen Ball, so wird ihr direkt ein anderer gereicht.<br />
Testziel: Überprüfung der koordinativen Fähigkeiten<br />
(Umstellungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit,<br />
Gleichgewichtsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit)<br />
Mit Klebeband werden am Boden fünf Zielfelder markiert.<br />
Jedes Zielfeld hat eine Größe von 30cm x 50cm. Die<br />
Abwurflinie wird in drei Meter Entfernung zum ersten Zielfeld<br />
markiert. Von der Abwurflinie aus versucht der Proband ein<br />
Erbsensäckchen in <strong>die</strong> Zielfelder zu werfen. Es werden fünf<br />
Versuche durchgeführt. Das mittlere Zielfeld wird mit drei<br />
Punkten, <strong>die</strong> beiden anschließenden Felder mit zwei und <strong>die</strong><br />
äußersten Zielfelder jeweils mit einem Punkt bewertet.<br />
Testziel: Überprüfung der koordinativen Fähigkeiten<br />
(Orientierungsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit)<br />
6<br />
Genauere Beschreibungen zur Durchführung der einzelnen Aufgaben des MFT sind im Anhang I<br />
zu finden.
4 Motorische Tests 39<br />
3. Rumpf-/ Hüftbeugen<br />
Vor einer Langbank wird eine Messlatte angebracht, <strong>die</strong> nach<br />
oben und nach unten 15cm umfasst. Der Nullpunkt entspricht<br />
der Bankoberkante. Oberhalb des Nullpunktes reicht <strong>die</strong> Skala<br />
bis – 15, unterhalb bis + 15. Die Versuchsperson steht ohne<br />
Schuhe mit geschlossenen Beinen auf der Bank. Die großen<br />
Zehen schließen mit der Vorderkante der Bank ab. Aus <strong>die</strong>ser<br />
Stellung ist eine Rumpfbeuge mit durchgestreckten Knien<br />
auszuführen. Als Testwert wird der mit den Fingerspitzen<br />
erreichte, tiefste Punkt an der Skala, der mindestens zwei<br />
Sekunden gehalten werden kann, eingetragen.<br />
Testziel: Überprüfung der konditionell- koordinativen<br />
Fähigkeiten (Dehnfähigkeit, Gelenkfähigkeit)<br />
4. Standhochspringen<br />
Ein Testhelfer markiert <strong>die</strong> maximale<br />
Reichhöhe der Versuchsperson. Nun taucht<br />
der Proband seine Fingerkuppen in<br />
Magnesium, springt beidbeinig, ohne Anlauf,<br />
ab und markiert an der Wand mit den Fingern<br />
<strong>die</strong> maximal erreichte Stelle. Als Testwert<br />
wird der vertikale Abstand (in cm) zwischen<br />
Reich- und Sprunghöhe eingetragen.<br />
Testziel: Überprüfung der konditionell –<br />
koordinativen Fähigkeiten (Reaktivkraft,<br />
Schnellkraft, Maximalkraft, Dehnfähigkeit,<br />
Gelenkfähigkeit)
4 Motorische Tests 40<br />
5. Halten im Hang<br />
Die Versuchsperson soll sich bei gebeugten<br />
Armen möglichst lange an einer Sprossenwand<br />
mit einem Ristgriff (siehe Foto) halten. Die Arme<br />
sind so gebeugt, dass <strong>die</strong> Nase in Höhe der<br />
Sprosse ist. Auf Kommando lässt <strong>die</strong><br />
Versuchsperson <strong>die</strong> Füße von der Sprosse, ab<br />
dann läuft <strong>die</strong> Zeit. Wenn <strong>die</strong> Versuchsperson<br />
ihr Köpergewicht nicht mehr halten kann bzw.<br />
<strong>die</strong> Nase unter <strong>die</strong> oberste Sprosse rutscht, wird<br />
<strong>die</strong> Zeit wieder gestoppt.<br />
Testziel: Überprüfung der konditionellen Fähigkeiten<br />
(Maximalkraftausdauer, Kraftausdauer)<br />
6. Stufensteigen<br />
Der sechste Test wird <strong>als</strong> Gruppentest<br />
durchgeführt. Die Versuchspersonen sollen in<br />
einer Minute etwa 40mal eine Langbank<br />
besteigen. Die Aufstiege sind so<br />
durchzuführen, dass <strong>die</strong> Versuchsperson <strong>für</strong><br />
Abbildung 3: Stufensteigen des MFT<br />
nach Rusch et al. (1994)<br />
einen kurzen Moment mit beiden Beinen und<br />
durchgedrückten Knien auf der Bank steht. Zur Testbeurteilung wird vor der<br />
Belastung der Ruhepuls pro Minute gemessen und zwei Minuten nach der<br />
Belastung der Erholungspuls. Die Differenz zwischen Erholungspuls und Ruhepuls<br />
ergibt das Testergebnis.<br />
Testziel: Überprüfung der konditionellen Fähigkeiten(anaerobe Ausdauerfähigkeit)<br />
Der Test wurde an 1169 bayrischen Schulen durchgeführt und ist daraufhin<br />
revi<strong>die</strong>rt worden, jetzt ist er anwendbar <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler im Alter von<br />
6-18 Jahren.
4 Motorische Tests 41<br />
Mit der Testanwendung <strong>können</strong> verschiedene Ziele verfolgt werden:<br />
- Grobdiagnose von Muskel-, Organleistungs- und Koordinationsschwächen<br />
- Veränderungsdiagnosen zur Beurteilung des Unterrichtserfolgs<br />
Die einzelnen Testergebnisse werden von den SchülerInnen selbst oder von<br />
Testhelfern in Testerfassungsbögen 7 eingetragen. Mit Hilfe der<br />
geschlechtsspezifischen Normierungstabellen 8 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Altersstufen 6-18 (letzte<br />
Aktualisierung 2005) werden anschließend <strong>die</strong> Testergebnisse (sog. Rohwerte)<br />
der jeweiligen SchülerInnen in T-Werte transformiert werden. Anhand <strong>die</strong>ser T-<br />
Werte lässt sich mit Hilfe nachfolgender fünfstufiger Beurteilungsskala (Tabelle 3)<br />
das personenbezogene Fähigkeitsniveau jedes einzelnen Schülers ermitteln und<br />
bei Bedarf ein Gesamtwert (=Mittelwert der einzelnen T-Werte eines Schülers)<br />
berechnen (vgl. RUSCH ET AL., 1994, S.2ff).<br />
Tabelle 3: Bewertungsskala des Münchner Fitnesstests nach RUSCH/IRRGANG<br />
Bewertungsskala mangelhaft ausreichend befriedigend gut sehr gut<br />
T-Wert Skala
5 Aufmerksamkeits- Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP) 42<br />
5 Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP)<br />
Der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Test d2) nach BRICKENKAMP ist ein<br />
Durchstreichtest, der sich in <strong>die</strong> Kategorie der Allgemeinen Leistungstests<br />
einordnen lässt. Laut SCHNORR (1991) ist er einer der am meisten verwendeten<br />
Tests zur Messung der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung. Er misst <strong>die</strong><br />
Schnelligkeit und <strong>die</strong> Genauigkeit der Unterscheidung ähnlicher visueller Reize.<br />
Deshalb <strong>die</strong>nte er ursprünglich zur Auslese ungeeigneter Kraftfahrer. Seit seiner<br />
Veröffentlichung im Jahre 1962 wurde er schnell in anderen Bereichen der<br />
Psychologie (Betriebspsychologie, Berufsberatung, klinische Psychologie)<br />
angewandt, wo <strong>die</strong> allgemeine Leistungsfähigkeit in Form von Konzentrations- und<br />
Aufmerksamkeitsleistung zu messen war.<br />
BRICKENKAMP definiert Aufmerksamkeit <strong>als</strong> Selektion. Konzentration dagegen ist<br />
<strong>für</strong> ihn „eine leistungsbezogene, kontinuierliche und fokussierende Reizselektion,<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit eines Individuums, sich bestimmten (aufgaben-) relevanten, internen<br />
oder externen Reizen selektiv, d.h. unter Abschirmung gegenüber irrelevanter<br />
Stimuli, ununterbrochen zuzuwenden und <strong>die</strong>se schnell und korrekt zu<br />
analysieren“ (BRICKENKAMP, 2002, S.6).<br />
Der Vorteil <strong>die</strong>ses Testes ist sein besonders geringer Zeit- und Materialaufwand<br />
sowie <strong>die</strong> Lernunabhängigkeit.<br />
Abbildung 4: Ausschnitt der Rückseite (Originalgröße Din A4) des Testbogens „Test d2“ nach<br />
BRICKENKAMP
5 Aufmerksamkeits- Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP) 43<br />
Der Testbogen 9 ist im Querformat mit 14 Zeilen bedruckt. Jede <strong>die</strong>ser Zeilen setzt<br />
sich aus 47 Zeichen zusammen. Die Zeichen bestehen aus einer Kombination der<br />
Buchstaben „p“ und „d“ mit einem, zwei, drei oder vier Strichen zusammen (siehe<br />
Abbildung 4). Aus allen Zeichen sollen <strong>die</strong> relevanten Zeichen angestrichen<br />
werden, <strong>die</strong> aus einer Kombination von einem „d“ mit zwei Strichen bestehen. Für<br />
jede Zeile sind 20 Sekunden Bearbeitungszeit vorgesehen, danach erfolgt das<br />
Kommando: „Stopp! Nächste Zeile!“.<br />
Mit Hilfe von Auswertungsschablonen <strong>können</strong> anschließend <strong>die</strong> Auslassungsfehler<br />
( Typ F1 ) sowie <strong>die</strong> Verwechslungsfehler (Typ F2) ermittelt werden. In der Summe<br />
ergeben beide Fehlertypen den Fehlerrohwert F, der <strong>als</strong> Kriterium <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Genauigkeit der <strong>Arbeit</strong> gilt. Die Gesamtleistung (GZ-F) lässt sich berechnen aus<br />
der Anzahl aller bearbeiteten Zeichen (GZ) abzüglich des Fehlerrohwertes F.<br />
Hierbei wird der quantitative Anteil stärker gewichtet <strong>als</strong> der qualitative Aspekt der<br />
Leistung. Der Konzentrationsleistungswert (KL) lässt sich auch mit Hilfe der<br />
Schablone ermitteln, er beschreibt <strong>die</strong> aus der um <strong>die</strong> Verwechslungsfehler<br />
reduzierten Anzahl der richtig durchgestrichenen relevanten Zeichen. Hier spielt<br />
der qualitative Leistungsaspekt eine größere Rolle <strong>als</strong> bei der Gesamtleistung.<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle wird etwas genauer auf <strong>die</strong> Gütekriterien des Test d2<br />
eingegangen, da <strong>die</strong>ser Test <strong>die</strong> Grundlage der Untersuchung im empirischen Teil<br />
<strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> bildet.<br />
Objektivität<br />
Die Durchführungs- und Auswertungsobjektivität wird bestmöglich durch<br />
festgelegte Instruktionen, <strong>die</strong> Auswertung mit Hilfe von Schablonen und <strong>die</strong><br />
übersichtlichen Normtabellen gesichert.<br />
Reliabilität<br />
Die Reliabilität misst <strong>die</strong> Stabilität der Messwerte gegenüber Einwirkungen von<br />
außen. Mehrere Reliabilitätsuntersuchungen wiesen <strong>die</strong> GZ - und <strong>die</strong> GZ-F Werte<br />
<strong>als</strong> <strong>die</strong> zuverlässigsten aus. Problematisch sind <strong>die</strong> Werte F und SB hinsichtlich<br />
9 Im Anhang XI und XII ist ein leerer und ein beispielhaft ausgefüllter Testbogen zu finden.
5 Aufmerksamkeits- Belastungs-Test (nach BRICKENKAMP) 44<br />
ihrer Zuverlässigkeit. Diese werden in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> nicht näher erläutert, da sie<br />
auch nicht Gegenstand der Auswertung sind.<br />
Validität<br />
Die Validität gibt Auskunft darüber, ob ein Test wirklich das Merkmal misst, das er<br />
zu messen vorgibt, in <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> Aufmerksamkeitsleistung. Es wurden<br />
verschiedene Untersuchungen zur Validität durchgeführt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Validität <strong>die</strong>ses<br />
Testes bestätigen. Beispielsweise wurden Vergleiche mit anderen<br />
Konzentrationstests durchgeführt. Die Ergebnisse wiesen einen verlässlichen<br />
Zusammenhang des Tests d2 zu anderen Konzentrationstests auf.<br />
Normierung<br />
Die Normierungstabellen gibt es, getrennt nach Geschlechtern, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gruppen<br />
VolksschülerInnen, BeruftschülerInnen und OberschülerInnen in zwei<br />
Jahresabschnitten. Die Standardisierungsstichprobe umfasst insgesamt etwa<br />
6000 Personen. (vgl. BRICKENKAMP, 1975, S. 237)<br />
Die Rohwerte werden anhand der Normentabellen (Deutsche Eichstichprobe) in<br />
Prozentränge (PR) und Standardwerte (SW; M=100, SD=10) transformiert.
6 Untersuchungsdesign 45<br />
METHODEN<br />
6 Untersuchungsdesign<br />
Die in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> vorgelegte Untersuchung bildet einen Teil einer groß<br />
angelegten, repräsentativen Stu<strong>die</strong>. Diese Stu<strong>die</strong> wird im Rahmen des Projektes<br />
„Unterrichtliche Ansätze und Diagnostik zur Förderung der Lernbereitschaft durch<br />
Bewegung“ (LeBe) durchgeführt, das vom <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bewegungserziehung</strong> und<br />
Sport (IfBS) der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe initiiert wurde. Das Projekt<br />
läuft seit Juli 2006 und wird von Prof. Dr. Norbert Fessler betreut. Erforscht<br />
werden sollen <strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen Motorik und Kognition. An einer<br />
repräsentativen Stichprobe (700 – 900 Schülerinnen und Schüler), über<br />
verschiedene Schularten und Jahrgangsstufen hinweg, wird getestet, ob durch<br />
Bewegungspausen, implementiert in den Schulalltag, <strong>die</strong> Konzentrationsleistung<br />
und damit <strong>die</strong> Lern- und Leistungsfähigkeit der Schüler erhöht werden kann (vgl.<br />
FESSLER, 2006, S. 3). Die Ergebnisse der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> sowie weitere<br />
nichtrepräsentative Untersuchungen werden von Elke Haberer zu einer<br />
repräsentativen Stu<strong>die</strong> zusammengeführt.<br />
1. Untersuchungsteil:<br />
Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit<br />
Wie in Kapitel 2.2 beschrieben, ist <strong>die</strong> Steigerung der allgemeinen Fitness bei den<br />
SchülerInnen ein Ziel von Bewegter Schule. In der durchgeführten Untersuchung<br />
sollen mögliche Zusammenhänge zwischen <strong>die</strong>sem allgemeinen Fitnesszustand,<br />
<strong>als</strong>o den konditionellen und koordinativen Fähigkeiten, von SchülerInnen der 6.<br />
Jahrgangsstufe und deren kognitiver Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden.<br />
Auf Grund der in Kapitel 4.2 beschriebenen Vorteile des Münchner Fitnesstests<br />
(nach RUSCH/IRRGANG) wurde der allgemeine Fitnesszustand der Schüler mit<br />
<strong>die</strong>sem Test ermittelt. In Kapitel 2.3 wurde beschrieben, dass ein enger<br />
Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, sich zu konzentrieren, und anderen<br />
kognitiven Prozessen besteht. Auf Grund dessen konnte repräsentativ <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
kognitive Leistungsfähigkeit <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit gemessen werden. Die<br />
Konzentrationsfähigkeit wurde mit Hilfe des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests<br />
(Test d2) nach BRICKENKAMP (2002) bei jedem Schüler am Anfang der ersten
6 Untersuchungsdesign 46<br />
Schulstunde ermittelt. Außerdem wurden <strong>die</strong> durchschnittlichen Schulnoten<br />
(Zeugnisnoten des 5. Schuljahres) mit dem Abschneiden im Fitnesstest korreliert.<br />
2. Untersuchungsteil:<br />
Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit<br />
Zusätzlich wurden <strong>die</strong> Wirkungen von einem Baustein des Konzeptes der<br />
Bewegten Schule, den Bewegungspausen im Unterricht, auf <strong>die</strong> unmittelbar<br />
darauf folgende Konzentrationsleistung der Schüler untersucht. Die Untersuchung<br />
wurde nicht an einer Bewegten Schule durchgeführt, deshalb geben <strong>die</strong><br />
Ergebnisse Informationen über <strong>die</strong> Effektivität von Bewegungspausen, wenn <strong>die</strong>se<br />
isoliert vom kompletten Konzept der Bewegten Schule durchgeführt werden.<br />
Eigentlich müssten <strong>die</strong> Bewegungspausen und <strong>die</strong> abhängige Variable<br />
(Konzentrationsleistung) operationalisiert, das heißt messbar gemacht werden<br />
<strong>können</strong>. Während <strong>die</strong> Variable „Konzentrationsleistung“ einfach über den<br />
standardisierten Test d2 nach BRICKENKAMP erfasst werden kann, ist <strong>die</strong><br />
Operationalisierung der Bewegungspausen schwieriger. Eine Operationalisierung<br />
in Form einer Übungstopologie kann an <strong>die</strong>ser Stelle nicht durchgeführt werden.<br />
Anhand von Filmmaterial 10 über <strong>die</strong> durchgeführte Untersuchung werden Beispiele<br />
<strong>für</strong> verschiedene Bewegungspausen geliefert. Daran sowie an den theoretischen<br />
Beschreibungen kann man erkennen, worauf es bei der Planung und<br />
Durchführung besonders ankommt. In Bewegungspausen, wie sie in <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong><br />
verstanden werden, kommt es primär auf <strong>die</strong> körperliche Aktivität an und nur<br />
sekundär auf <strong>die</strong> inhaltliche Ausgestaltung der Pausen. Um trotzdem das breite<br />
Spektrum <strong>die</strong>ser Pausen zu verdeutlichen, wurden <strong>die</strong> Bewegungspausen aus drei<br />
verschiedenen Bereichen gewählt. In der ersten Unterrichtsstunde absolvierten <strong>die</strong><br />
SchülerInnen eine aktivierende Bewegungspause, in der zweiten Stunde eine<br />
gehirngerechte und in der sechsten Stunde eine haltungsstärkende<br />
Bewegungspause (siehe Tabelle 4).<br />
Im November 2006 wurde der Test d2 an zwei sechsten Klassen einer rheinlandpfälzischen<br />
Re<strong>als</strong>chule durchgeführt, jeweils in der ersten, der zweiten und der<br />
sechsten Schulstunde. Eine Woche zuvor wurde der Test mit Hilfe standardisierter<br />
10 Filmdokumentationen der Bewegungspausen sind im Anhang XVI auf CD zu finden.
6 Untersuchungsdesign 47<br />
Instruktionen eingeübt, sodass am Untersuchungstag jedem Schüler <strong>die</strong><br />
Testdurchführung bekannt war.<br />
Klasse A bildetete <strong>die</strong> Versuchsklasse (n=22), in der, über den Schultag verteilt,<br />
drei kurze Bewegungspausen durchgeführt wurden.<br />
- Der erste Konzentrationstest wurde am Anfang der ersten Stunde durchgeführt,<br />
um <strong>die</strong> Eingangswerte zu ermitteln. Darauf folgte in der gleichen Unterrichtsstunde<br />
<strong>die</strong> erste Bewegungspause.<br />
- Die zweite Bewegungspause fand in der zweiten Stunde vor dem zweiten Konzentrationstest<br />
statt.<br />
- Auch in der sechsten Stunde absolvierten <strong>die</strong> SchülerInnen erst das<br />
Bewegungsprogramm, dann den Konzentrationstest.<br />
Die Zeitpunkte der Konzentrationstests wurden so gewählt, dass <strong>die</strong> SchülerInnen<br />
vorher eine möglichst lange unbewegte Unterrichtsphase hinter sich hatten.<br />
Die gewonnenen Ergebnisse wurden mit den Ergebnissen der Kontrollklasse<br />
(n=20) verglichen. Diese Kontrollklasse nahm am unbewegten Unterricht teil. Auch<br />
in <strong>die</strong>ser Klasse wurde <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit in der ersten, zweiten und<br />
sechsten Unterrichtsstunde getestet. (Zusammenfassung siehe Tabelle 4)<br />
Tabelle 4: Ablauf der Untersuchung<br />
1. Stunde<br />
2. Stunde<br />
6. Stunde<br />
Versuchsklasse (n = 22) Kontrollklasse (n = 20)<br />
Konzentrationstest, dann<br />
aktivierende Bewegungspause<br />
gehirngerechte Bewegungspause,<br />
dann Konzentrationstest<br />
haltungsstärkende Bewegungspause,<br />
dann Konzentrationstest<br />
Konzentrationstest<br />
Konzentrationstest<br />
Konzentrationstest<br />
Durch <strong>die</strong> insgesamt sechs Tests konnte festgestellt werden, wie sich <strong>die</strong> Konzentration<br />
der SchülerInnen im Tagesverlauf ändert und inwiefern sie durch Bewegungspausen<br />
gesteigert werden kann.<br />
Um <strong>die</strong> Ergebnisse vergleichbar zu machen, wurden zur Intervention zwei Tage<br />
ausgewählt, an denen <strong>die</strong> Versuchsklasse wie auch <strong>die</strong> Kontrollklasse möglichst<br />
nur kognitiv orientierte Fächer hatten (<strong>Sie</strong>he Tabelle 5), Fächer wie Sport,
6 Untersuchungsdesign 48<br />
Schwimmen, Werken o. ä. wurden möglichst vermieden. Die Tests in der<br />
Versuchsklasse wurden an einem Dienstag durchgeführt und in der Kontrollklasse<br />
an einem Donnerstag. Das ist von Bedeutung, da das Wochenende Einfluss<br />
bezüglich der Konzentrationsfähigkeit der Schüler auf <strong>die</strong> Tage Montag und<br />
Freitag haben kann.<br />
Tabelle 5: Stundenpläne der Klassen an den Interventionstagen<br />
Versuchsklasse Kontrollklasse<br />
Mathematik Deutsch<br />
Biologie Mathematik<br />
Englisch Englisch<br />
Religion Religion<br />
Musik Deutsch<br />
Deutsch Biologie<br />
Um eventuelle Abhängigkeiten von der allgemeinen Fitness der SchülerInnen<br />
ausschließen zu <strong>können</strong>, wurden zusätzlich in beiden Klassen <strong>die</strong> anthropometrischen<br />
Daten (Größe, Gewicht) der Probanden aufgenommen und ein Fitnesstest 11<br />
durchgeführt. Des Weiteren wurde eine schriftliche Befragung über <strong>die</strong> Gestaltung<br />
einer stellvertretenden Pause durchgeführt, sodass ausgeschlossen werden<br />
konnte, dass sich eine Klasse signifikant häufiger bewegt. Dadurch konnten ungewollte<br />
Nebeneffekte minimiert werden.<br />
Ein- und Ausschlusskriterien<br />
Die Eltern der Kinder wurden vor den Untersuchungen ausgiebig über <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong><br />
informiert. Waren <strong>die</strong> Eltern nicht damit einverstanden, galt das <strong>als</strong> Ausschlusskriterium.<br />
Akute Erkrankungen oder Verletzungen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Testdurchführer<br />
sichtbar waren oder von den SchülerInnen genannt wurden, führten ebenso dazu,<br />
dass das betroffene Kind nicht an der Untersuchung teilnehmen durfte. Die übrigen<br />
Kinder wurden wie beschrieben untersucht, befragt und beobachtet.<br />
11 Münchner Fitnesstest siehe Kapitel 4.2
7 Stichprobenbeschreibung 49<br />
AUSWERTUNG / INTERPRETATION<br />
7 Stichprobenbeschreibung<br />
7.1 Soziokulturelle Daten<br />
Die Untersuchung wurde in Rheinland-Pfalz an der Nicolaus-August-Otto-<br />
Re<strong>als</strong>chule in Nastätten im Taunus durchgeführt. Nastätten hat ca. 4200 Einwohner<br />
und ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Nastätten. Die Schule liegt<br />
sehr ländlich und umfasst derzeit 620 Schülerinnen und Schüler in 24 Klassen.<br />
Das Kollegium besteht aus 34 Lehrerinnen und Lehrern, 3 Referendaren und 2<br />
Pfarrern. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über <strong>die</strong> Verbandsgemeinden Nastätten,<br />
Loreley, Braubach und Nassau. Auch aus Hessen kommen einige Schüler zur<br />
Nicolaus-August-Otto-Re<strong>als</strong>chule.<br />
7.2 Anthropometrische Daten<br />
Die Kinder beider Klassen wurden gebeten, <strong>die</strong> Schuhe auszuziehen. Anschließend<br />
wurden sie gewogen und gemessen. Für <strong>die</strong> leichte Turnbekleidung wurden<br />
später 500 g abgezogen. Aus den gewonnenen Daten wurde der BMI nach der<br />
Formel „Körpergewicht in Kilogramm im Verhältnis zum Quadrat der Körpergröße<br />
in m (kg/m2)“ berechnet. Die anthropometrischen Daten der SchülerInnen sind in<br />
Tabelle 6 aufgeführt. Die Kontrollkinder sind älter, größer und schwerer <strong>als</strong> <strong>die</strong><br />
Kinder der Versuchsklasse, jedoch nicht signifikant. Der BMI der beiden Klassen<br />
unterscheidet sich nur geringfügig.<br />
Da beide Klassen sich nicht signifikant unterscheiden, <strong>können</strong> eventuelle unbeabsichtigte<br />
Einflussfaktoren auf das Ergebnis der Untersuchung ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Tabelle 6: Anthropometrische Daten der Kontroll- und der Versuchsklasse.<br />
MW = Mittelwert N = Umfang der Stichprobe<br />
N Minimum Maximum MW<br />
Interventionskinder<br />
Kontrollkinder<br />
Interventionskinder<br />
Kontrollkinder<br />
Interventionskinder<br />
Kontrollkinder<br />
Interventionskinder<br />
Kontrollkinder<br />
Alter (J.)<br />
Größe (cm)<br />
Gewicht (kg)<br />
BMI (kg/qm)<br />
24<br />
18<br />
24<br />
18<br />
24<br />
18<br />
24<br />
18<br />
10<br />
11<br />
1,28<br />
1,41<br />
26,2<br />
29,6<br />
15,99<br />
13,89<br />
13<br />
13<br />
1,68<br />
1,69<br />
55,5<br />
68,4<br />
25,56<br />
26,63<br />
11,58<br />
11,61<br />
1,51<br />
1,56<br />
43,94<br />
48,57<br />
19,28<br />
19,87
7 Stichprobenbeschreibung 50<br />
7.3 Beobachtbare Konzentrationsfähigkeit der Schüler<br />
Mangelnde Aufmerksamkeit kann einmal damit zusammenhängen, dass <strong>die</strong><br />
SchülerInnen kein Interesse am Lerninhalt haben und ihre Aufmerksamkeit<br />
bewusst gegen den Unterricht lenken oder damit, dass sich SchülerInnen nicht<br />
mehr konzentrieren <strong>können</strong>, obwohl sie es gerne würden. Bewegungspausen<br />
sollen Schülern helfen, falls sie sich nicht mehr konzentrieren <strong>können</strong>. Wenn sich<br />
SchülerInnen nicht mehr konzentrieren <strong>können</strong>, zeigen sie das oft in unbewussten<br />
körperlichen Botschaften. <strong>Sie</strong> drücken damit unterbewusst ihr<br />
Rhythmisierungsbedürfnis aus. Diese Signale <strong>können</strong> sich bei Schülern auf<br />
verschiedene Art und Weise äußern und in unterschiedlichen Zeitabständen. Die<br />
Ausmaße reichen von Müdigkeitserscheinungen (z.B. gähnen) bis hin zu<br />
körperlichen Aktivitäten (z.B. wackeln mit dem Stuhl), <strong>die</strong> auf Bewegungsdefizite<br />
hinweisen. Mögliche Botschaften wurden in Kapitel 3.1 aufgelistet. Diese<br />
körperlichen Signale haben einen regulierenden Effekt. <strong>Sie</strong> treten dann in<br />
Erscheinung, wenn aufgrund körperlich-geistiger Statik/Monotonie <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit<br />
abbaut und der Organismus nach zusätzlicher Stimulation sucht<br />
(vgl. BREITHECKER, 2000, S.4).<br />
Um Hinweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeit von Bewegungspausen <strong>als</strong> rhythmisierendes<br />
Element zu finden, wurde <strong>die</strong> Versuchsklasse an einem Schultag, der von<br />
körperlicher Statik und wenig Bewegung gekennzeichnet war, mit Hilfe eines<br />
Beobachtungsbogens beobachtet 12 . Außerdem sind <strong>die</strong>se Beobachtungen<br />
notwendig, um <strong>die</strong> richtigen Bewegungspausen, speziell abgestimmt auf <strong>die</strong><br />
Klasse und Unterrichtsstunde, zu finden.<br />
Auswertung und Interpretation<br />
Die Ergebnisse sind im Beobachtungsbogen im Anhang XIV dargestellt.<br />
In den ersten beiden Stunden zeigten <strong>die</strong> SchülerInnen vermehrt Müdigkeitserscheinungen<br />
wie Gähnen und Kopfabstützen. In der zweiten Stunde konnte man<br />
zusätzlich bei einigen Schülern ein Wackeln mit den Stühlen beobachten. In der<br />
ersten Stunde war das den Schülern nur eingeschränkt möglich, da sie sich zu<br />
<strong>die</strong>sem Zeitpunkt noch im Physiksaal befanden und dort keine beweglichen Stühle<br />
standen. Aus den Beobachtungen der ersten beiden Unterrichtsstunden konnte<br />
12<br />
Der ausgefüllte Beobachtungsbogen, sowie ein leeres Exemplar ist im Anhang XIII und XIV zu<br />
finden
7 Stichprobenbeschreibung 51<br />
vermutet werden, dass <strong>die</strong> SchülerInnen zu Beginn der Unterrichtszeit noch etwas<br />
müde und inaktiv waren. Von der dritten bis zur sechsten Stunde stiegen <strong>die</strong> Botschaften<br />
stetig an, <strong>die</strong> auf einen Mangel an Bewegung zurückzuführen sind. Die<br />
Rhythmisierungsbedürfnisse der SchülerInnen wurden von Stunde zu Stunde<br />
deutlicher.<br />
Reflexion<br />
Die durch <strong>die</strong> Beobachtung gewonnenen Ergebnisse dürfen qualitativ und quantitativ<br />
nicht überbewertet werden. <strong>Sie</strong> wurden an nur einem Tag erhoben und nur<br />
von einem Beobachter. Dieser ist nicht in der Lage alle körperlichen Botschaften<br />
der Schüler zu erkennen. Trotzdem kann man mit Hilfe <strong>die</strong>ses Beobachtungsbogens<br />
einen Eindruck davon gewinnen, wie <strong>die</strong> Konzentrationsleistung der<br />
Schüler in einer bestimmten Unterrichtsstunde ist. Ein Lehrer kann nur dann Bewegungspausen<br />
zum richtigen Zeitpunkt und mit dem richtigen Inhalt sinnvoll in<br />
seinem Unterricht implementieren, wenn er sich selbst sensibilisiert. Dazu stellt<br />
der Beobachtungsbogen eine geeignete Hilfe dar.<br />
7.4 Gewöhnliche Pausengestaltung der Schüler<br />
Der Unterricht in der Nicolaus-August-Otto Re<strong>als</strong>chule beginnt um 7:50 Uhr. Die<br />
erste Pause ist nach der zweiten Unterrichtsstunde von 9:20 Uhr bis 9:35 Uhr. Die<br />
zweite 15-minütige Pause findet nach der vierten Stunde von 11:05 Uhr bis 11:20<br />
Uhr statt. Nach der ersten, dritten und nach der fünften Stunde gibt es keine<br />
Pausen. (<strong>Sie</strong>he Tabelle 7). Die Pausenregelung ist an den Fahrplan der öffentlichen<br />
Schulbusse angepasst.<br />
Tabelle 7: Unterrichtszeiten<br />
1. Stunde 7:50 Uhr – 8:35Uhr<br />
2. Stunde 8:35 Uhr – 9:20 Uhr<br />
- 15 min Pause -<br />
3. Stunde 9:35 Uhr – 10:20 Uhr<br />
4. Stunde 10:20 Uhr – 11:05 Uhr<br />
- 15 min Pause -<br />
5. Stunde 11:20 Uhr – 12:05 Uhr<br />
6. Stunde 12:05Uhr – 12:50 Uhr
7 Stichprobenbeschreibung 52<br />
Mit einer kurzen schriftlichen Befragung zu stellvertretend einer Pause, sollte ein<br />
Eindruck darüber gewonnen werden, wie <strong>die</strong> SchülerInnen der 6. Jahrgangsstufe<br />
gewöhnlicherweise ihre Pausen gestalten. Das ist von Bedeutung, um ausschließen<br />
zu <strong>können</strong>, dass sich eine der beiden Klassen signifikant mehr in der Pause<br />
bewegt. Dadurch könnten ungewollte Nebeneffekte das eigentliche Untersuchungsergebnis<br />
verfälschen.<br />
Auswertung und Interpretation<br />
In der Kontrollklasse gaben von 22 SchülerInnen 16 an, <strong>die</strong> Pause mit Tischtennis<br />
verbracht zu haben. In Anbetracht, dass noch ein Schüler Sport allgemein angegeben<br />
hat, ein Schüler „Fußball“ und zwei Schüler angaben, „vor Lehrern im<br />
Schulgebäude weggerannt“ zu sein, lässt sich feststellen, dass <strong>die</strong> SchülerInnen<br />
der Kontrollklasse ihre Pause <strong>für</strong> gewöhnlich relativ bewegt verbringen. Da auch<br />
mehrere Aktivitäten genannt werden durften, wurde neben Tischtennis oft „essen“<br />
(10mal) und „mit Freunden quatschen“ (11mal) angegeben. Die Befragung bezog<br />
sich nur auf eine Pause, daher kann man <strong>die</strong> Ergebnisse nicht verallgemeinern,<br />
eine Tendenz zu einer bewegten Pause lässt sich jedoch erkennen. In der<br />
Versuchsklasse (n = 24) gaben nur drei SchülerInnen an, sich aktiv in der Pause<br />
bewegt zu haben. Die restlichen Schüler haben mit „Freunden geredet“, „auf<br />
Bänken gesessen“ oder etwas „gegessen“. Sehr oft wurde auch „chillen“ <strong>als</strong><br />
Pausenbeschäftigung angegeben.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich <strong>die</strong> Kontrollklasse in der Pause<br />
mehr bewegte <strong>als</strong> <strong>die</strong> Versuchsklasse. Diese Befunde dürfen aber nicht überinterpretiert<br />
werden. Die Ergebnisse beziehen sich nur auf eine zufällig ausgewählte<br />
Pause. Ich hatte den Eindruck, dass das Tischtennis-Spielen in der Kontrollklasse<br />
nur ein zeitlich begrenzter Trend ist und dass <strong>die</strong> Parallelklassen auf das Jahr bezogen<br />
sich doch vergleichbar viel bewegen. Damit <strong>die</strong> momentan unterschiedliche<br />
Pausengestaltung möglichst keine Effekte auf <strong>die</strong> Untersuchung hat, wurden <strong>die</strong><br />
Konzentrationstests vor der ersten Pause (1. und 2. Stunde) und in der sechsten<br />
Unterrichtsstunde durchgeführt. Untersuchungen in den Stunden unmittelbar nach<br />
der Pause hätten möglicherweise verfälschte Ergebnisse hervorrufen <strong>können</strong>.
7 Stichprobenbeschreibung 53<br />
Durch <strong>die</strong>se Kurzbefragung und einige Beobachtungen der SchülerInnen in der<br />
Pause erhielt ich den Eindruck, dass sich <strong>die</strong> Unterstufen (5. und 6. Klasse) zumindest<br />
noch ab und zu bewegen (z.B. beim Tischtennis). Die Bewegungsintensitäten<br />
nehmen aber mit steigendem Alter ab. Jugendliche in den höheren Klassen<br />
bewegen sich größtenteils gar nicht mehr in der Pause. <strong>Sie</strong> bevorzugen den<br />
Rückzug in Kommunikationsnischen. Dies ist ein weiterer Befund, der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung<br />
des Konzeptes der Bewegten Schule, oder zumindest von einzelnen<br />
Elementen in der Sekundarstufe spricht.
8 Planung der Bewegungspausen 54<br />
8 Planung der Bewegungspausen<br />
8.1 Zur Implementierung von Bewegungspausen allgemein in der<br />
Sekundarstufe<br />
Bisherige Stu<strong>die</strong>n zum Konzept der Bewegten Schule oder zu Bewegungspausen<br />
wurden meistens auf Grundschulen bezogen. Das hat seine Gründe vor allem<br />
darin, dass im Grundschulalter das bewegte Lernen aus lernpsychologischer Sicht<br />
von besonderer Bedeutung ist. Wie in den vorangegangenen Kapiteln schon beschrieben,<br />
hat Bewegung auch im Sekundarstufenbereich vielfältige positive Effekte.<br />
Einzig und allein der Argumentationszusammenhang verändert sich bei älteren<br />
SchülerInnen. Bei SchülerInnen in weiterführenden Schulen stehen unter<br />
anderem <strong>die</strong> Rhythmisierung und damit <strong>die</strong> Konzentrationsförderung im<br />
Vordergrund. Die veränderten schulischen Bedingungen der weiterführenden<br />
Schulen im Vergleich zur Grundschule erschweren <strong>die</strong> Umsetzung des Konzepts<br />
der Bewegten Schule und auch speziell der Bewegungspausen. Die stärkere<br />
Fachorientierung mit den Fachlehrern führt zu einer stärkeren Gliederung in<br />
einzelne Lerneinheiten. Die Strukturierung des Schulalltags erfolgt nach einem<br />
festgefahrenen Zeitschema im 45-Minuten-Rhythmus. Das lässt wenig Spielraum<br />
<strong>für</strong> Bewegungsaktivitäten im Unterricht (vgl. LAGING 2001, S.50).<br />
Auf Grund der vielfältigen positiven Effekte sollte dem Versuch der Umsetzung<br />
des Konzeptes der Bewegten Schule aber trotzdem auch in weiterführenden<br />
Schulen nichts im Wege stehen.<br />
Wichtig bei der Integration von Bewegung in den Sekundarstufenbereich ist <strong>die</strong><br />
genaue Analyse der Bedürfnisse der jeweiligen Schulart, Jahrgangsstufe sowie<br />
der jeweiligen SchülerInnen. Besonderes Kennzeichen der Jahrgangsstufen 5 –<br />
10 ist ihre Uneinheitlichkeit. Während Kinder des 5. Jahrgangs sich nicht allzu<br />
sehr von älteren Grundschulkindern unterscheiden, stehen Jugendliche des 10.<br />
Jahrgangs kurz vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter. Schülerinnen und Schüler<br />
der höheren Klassen sind im Vergleich zu jüngeren Kindern in der Lage, sich über<br />
einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. <strong>Sie</strong> <strong>können</strong> zunehmend selbstständiger<br />
arbeiten. Trotz <strong>die</strong>ser Uneinheitlichkeit lassen sich einige gemeinsame Charakteristika<br />
festhalten. Häufig sind Schülerinnen <strong>die</strong>ses Alters wechselhaft in ihren<br />
Stimmungen, Gefühlen und Bedürfnissen und suchen nach Lebensmustern, an<br />
denen sie sich orientieren <strong>können</strong>. Dies zeigt sich unter anderem im Interesse an
8 Planung der Bewegungspausen 55<br />
aktuellen Trends, denen sie häufig bedingungslos folgen. Die Interessen <strong>für</strong> bestimmte<br />
Aktivitätsformen festigen sich. Dabei werden auch geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede erkennbar. Diese Jugendlichen entwickeln eine wachsende Sensibilität<br />
<strong>für</strong> den eigenen Körper und identifizieren sich häufig darüber. Das kann zu<br />
einer starken Fixierung auf gesellschaftlich vermittelte Körperideale führen.<br />
Diese Besonderheiten müssen bei der Auswahl der Bewegungspausen, sowie<br />
allgemein beim Entwickeln eines Konzeptes einer Bewegten Schule <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Sekundarstufe beachtet werden.<br />
8.2 Zur Implementierung von Bewegungspausen speziell in der<br />
Versuchsklasse<br />
Nun zu den Bedingungen <strong>für</strong> Bewegungspausen speziell in der Versuchsklasse:<br />
Mit Hilfe des im Kapitel 7.3 beschriebenen Beobachtungsbogens wurde <strong>die</strong> Versuchsklasse<br />
beobachtet. In <strong>die</strong>sem Kapitel wurden auch <strong>die</strong> Ergebnisse beschrieben.<br />
Auf <strong>die</strong>ser Grundlage wurden <strong>die</strong> Bewegungspausen ausgewählt. Auch <strong>die</strong><br />
Schlüsse aus der Pausenbefragung wurden bei der Planung mit einbezogen (Ergebnisse<br />
dazu siehe Kapitel 7.4).<br />
An einem zufällig ausgewählten, kognitiv orientierten Schultag wurde <strong>die</strong> Versuchsklasse<br />
mit Hilfe des „Beobachtungsbogens zur Konzentrationsfähigkeit“ beobachtet.<br />
Die Häufigkeiten der unbewussten Botschaften der SchülerInnen bezüglich<br />
ihrer Konzentrationsfähigkeit wurden notiert. Durch <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>die</strong>ser Beobachtungen<br />
erhielt ich den Eindruck, dass <strong>die</strong> SchülerInnen in der ersten Stunde<br />
noch etwas müde waren, sie gähnten oft und viele stützen ihren Kopf mit der Hand<br />
ab. Die SchülerInnen waren zudem sehr träge und lustlos. Deshalb wählte ich <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> erste Unterrichtsstunde eine aktivierende Bewegungspause 13 . Das spezielle<br />
Thema „Skifahren“ wählte ich passend zur Jahreszeit, um damit ein möglichst<br />
hohes Interesse und eine hohe Motivation bei den Schülern zu erreichen. Vielleicht<br />
sind ein paar Schüler schon einmal selbst Ski gefahren, haben es im Fernsehen<br />
gesehen oder interessieren sich einfach da<strong>für</strong> und haben deshalb besonders<br />
viel Spaß an <strong>die</strong>ser Bewegungspause. Auch <strong>die</strong> weiteren Kriterien, <strong>die</strong> in Ka-<br />
13 Genaue Anleitungen der durchgeführten Bewegungspausen sind im Anhang XV zu finden.<br />
Genauere theoretische Beschreibungen zu den verschiedenen Typen von Bewegungspausen<br />
im Kapitel 3.1.
8 Planung der Bewegungspausen 56<br />
pitel 3.1 an Bewegungspausen gestellt wurden, erfüllt <strong>die</strong>se Pause. Der zeitliche<br />
Umfang sowie der Material- und Organisationsaufwand sind gering.<br />
Für <strong>die</strong> zweite Bewegungspause wählte ich eine gehirngerechte Übung. Wie der<br />
Anleitung im Anhang XV zu entnehmen ist, setzt sich <strong>die</strong>se aus fünf einzelnen<br />
Übungen zusammen, <strong>die</strong> abwechselnd eher ruhig, dann wieder aktiv durchgeführt<br />
werden.<br />
In der sechsten Unterrichtsstunde absolvierten <strong>die</strong> SchülerInnen eine haltungsstärkende<br />
Bewegungspause. Nach fünf Unterrichtsstunden weitgehend statischen<br />
Sitzens beobachtete ich bei vielen Schülern eindeutige Signale, <strong>die</strong> darauf hinwiesen,<br />
dass <strong>die</strong> SchülerInnen das lange Sitzen belastete. <strong>Sie</strong> räkelten und streckten<br />
sich oft, wechselten andauernd ihre Sitzhaltungen und schaukelten mit ihren<br />
Stühlen. Bei <strong>die</strong>ser Bewegungspause bot es sich an, verschiedene kurze,<br />
haltungsstärkende Übungen zu kombinieren. Zu Beginn sollte <strong>die</strong> Wirbelsäule<br />
sowie <strong>die</strong> Rücken- und Schultermuskulatur mobilisiert werden. Darauf folgten<br />
abwechselnd zwei Dehnungs- und Kräftigungsübungen <strong>die</strong>ser Muskelpartien.<br />
Auch hierzu sind nähere Beschreibungen im Anhang XV zu finden.<br />
Anregungen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Praxisübungen erhielt ich aus folgenden Büchern:<br />
• Oppolzer (2006)<br />
• Rühl (1993)<br />
• Beigel (2005)<br />
• Altenrath (2005)
9 Reflexion der der Bewegungspausen 57<br />
9 Reflexion der Bewegungspausen<br />
9.1 Aktivierende Bewegungspause<br />
Durch meine Beobachtungen erhielt ich den Eindruck, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> SchülerInnen<br />
der Versuchsklasse in der ersten Stunde eine aktivierende Bewegungspause<br />
sinnvoll ist. Die aktivierende Bewegungspause wurde durchgeführt, um <strong>die</strong><br />
SchülerInnen zu vitalisieren und damit <strong>die</strong> Lernbereitschaft zu erhöhen. Am<br />
tatsächlichen Versuchstag waren <strong>die</strong> Kinder jedoch schon vor der<br />
Bewegungspause eher unruhig und in keiner Weise träge. Das könnte damit<br />
zusammengehängen, dass <strong>die</strong> SchülerInnen voller Erwartungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Untersuchung waren und nicht wie am Beobachtungstag nur dem normalen<br />
Unterricht folgten. Dies hatte zur Folge, dass <strong>die</strong> SchülerInnen vor und nach der<br />
Bewegungspause sehr „aufgedreht“ waren und eine beruhigende<br />
Bewegungspause sinnvoller gewesen wäre. Besonders in einem solchen Fall,<br />
aber auch generell, ist es nach aktivierenden Bewegungspausen sehr wichtig,<br />
eine ein- bis zweiminütige Entspannung oder Regeneration anschließen zu<br />
lassen. Hierbei <strong>können</strong> sich <strong>die</strong> SchülerInnen wieder sammeln und mental auf den<br />
folgenden Unterricht einstellen. Danach sind sie optimal darauf vorbereitet, konzentriert<br />
dem Unterrichtsgeschehen zu folgen.<br />
9.2 Gehirngerechte Bewegungspause<br />
An den gehirngerechten Übungen hatten <strong>die</strong> SchülerInnen viel Spaß und sie haben<br />
sehr diszipliniert mitgearbeitet. Bei Übungen wie zum Beispiel dem<br />
„Bauchkreisen“ oder dem „Hände auf und zu“ waren sie äußerst motiviert und<br />
wollten es alle unbedingt schaffen. Die folgenden Fotos geben einen Eindruck<br />
über den Verlauf der Bewegungspause.<br />
Diagonales Armund<br />
Fußkreisen<br />
Hände auf und zu Ellbogen zum Knie Bauchkreisen Luftboxen
9 Reflexion der der Bewegungspausen 58<br />
9.3 Haltungsstärkende Bewegungspause<br />
Auch bei der haltungsstärkenden Bewegungspause arbeiteten <strong>die</strong> Schülerinnen<br />
sehr motiviert und diszipliniert mit. Ich erhielt den Eindruck, dass sie Spaß an <strong>die</strong>ser<br />
Bewegungspause hatten. Es waren keine langen Erklärungen nötig, bis <strong>die</strong><br />
SchülerInnen <strong>die</strong> Übungen verstanden hatten.<br />
Mobilisierung der<br />
Wirbelsäule<br />
Mobilisierung der<br />
Schulter-Rücken-<br />
Muskulatur<br />
Dehnung der<br />
Schulter-Rücken-<br />
Muskulatur<br />
Kräftigung der<br />
Schulter-Rücken-<br />
Muskulatur I<br />
Kräftigung der<br />
Schulter-Rücken-<br />
Muskulatur II<br />
9.4 Allgemeine Reflexion der Bewegungspausen<br />
Die genauen Anleitungen der durchgeführten Bewegungspausen sind im Anhang<br />
XV zu finden. Der <strong>Arbeit</strong> ist eine CD mit den durchgeführten Bewegungspausen<br />
beigefügt. Damit <strong>können</strong> <strong>die</strong> Reaktionen der Schülerinnen während den Übungen<br />
genau nachvollzogen werden.<br />
Ich hatte den Eindruck, dass <strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong> Bewegungspausen alle gerne<br />
machten und auch verstanden haben, dass sie nicht zum Selbstzweck durchgeführt<br />
wurden, sondern <strong>als</strong> konzentrationsförderndes Element in den Unterricht integriert<br />
wurden. Bei allen Bewegungspausen war ein großer Klassenraum hilfreich,<br />
darin konnten sich <strong>die</strong> SchülerInnen großzügig verteilen und <strong>die</strong> Übungen<br />
durchführen, ohne sich gegenseitig zu stören. Es hat sich gezeigt, wie wichtig es<br />
ist, Bewegungspausen spontan an <strong>die</strong> momentane Situation der Schüler angepasst<br />
durchzuführen. Ein Lehrer muss dazu <strong>die</strong> unbewussten Botschaften der<br />
SchülerInnen erkennen und daraufhin <strong>die</strong> passenden Bewegungspausen durchführen.<br />
9.5 Feedback der Schülerinnen und Schüler<br />
Um einen Eindruck zu bekommen, ob <strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong> Bewegungspausen<br />
gerne durchführten und ob sie <strong>die</strong> Pausen <strong>für</strong> sinnvoll erachteten, befragte ich sie
9 Reflexion der der Bewegungspausen 59<br />
nach der Durchführung mündlich. Auch das ist auf der beigefügten CD festgehalten.<br />
Am liebsten machten <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler das „Luftboxen“ in der gehirngerechten<br />
Bewegungspause. Das „Skifahren“ hat einigen nicht so gut gefallen.<br />
Genaue Begründungen konnten sie vor der Kamera nicht äußern. Vielleicht<br />
fühlten sich einige Schüler <strong>für</strong> das „pantomimische Skifahren“ schon zu alt oder<br />
waren durch <strong>die</strong> Filmkamera eingeschüchtert.<br />
Bei der abschließenden Frage, ob <strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong> Bewegungspausen <strong>als</strong><br />
konzentrationsförderndes Mittel <strong>für</strong> sinnvoll halten, waren alle einer Meinung und<br />
bejahten. Ein Schüler fragte, ob man das auch während Klassenarbeiten durchführen<br />
könnte. Durch <strong>die</strong>se Frage zeigte er, dass er den Sinn der Bewegungspausen<br />
genau erfasst hatte.<br />
Die Ergebnisse stimmen mit den Untersuchungen der REGENSBURGER PRO-<br />
JEKTGRUPPE (2001, S. 157) überein. Auch darin berichten <strong>die</strong> SchülerInnen, dass<br />
sie Bewegungspausen mögen und <strong>als</strong> sinnvoll erachten.
10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 60<br />
10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und<br />
kognitiver Leistungsfähigkeit<br />
10.1 Reflexion des Münchner Fitnesstests<br />
Da während des Fitnesstestes nur zwei Testhelfer zur Verfügung standen, wurden<br />
<strong>die</strong> SchülerInnen in fünf Gruppen eingeteilt. Bei einer Klassenstärke von 19<br />
Schülern in der Kontrollklasse und 24 in der Versuchsklasse ergab das eine Gruppengröße<br />
von 3 – 5 SchülerInnen. Um einen möglichst reibungslosen Verlauf und<br />
damit richtige Ergebnisse zu sichern, wurden in jeder Gruppe ein Testhelfer und<br />
ein Zeitnehmer bestimmt. Der Testhelfer trug bei jeder Übung <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
seiner Gruppenmitglieder in den jeweiligen Testerfassungsbogen ein. Der Zeitnehmer<br />
stoppte bei Bedarf <strong>die</strong> Zeit. Durch <strong>die</strong>se klare Rollenverteilung konnte gewährleistet<br />
werden, dass <strong>die</strong> Übungen ordnungsgemäß durchgeführt und <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
richtig eingetragen wurden. Verletzte SchülerInnen sowie ein Schüler<br />
aus der 10. Klasse halfen zusätzlich mit, <strong>die</strong> einzelnen Übungsstationen zu<br />
betreuen. Dieser große Organisationsaufwand ist in den niedrigen Klassen<br />
unumgänglich, um den MFT korrekt durchzuführen. Durch <strong>die</strong> genauen<br />
Instruktionen und <strong>die</strong> Testbeschreibungen, <strong>die</strong> zusätzlich an der Wand in der<br />
Nähe der jeweiligen Station angebracht wurden, wussten <strong>die</strong> SchülerInnen genau,<br />
was sie an jeder Station zu tun hatten. Das Pulsmessen, das bei der 6. Übung<br />
durchgeführt werden musste, ist den SchülerInnen sehr schwer gefallen. Es sollte<br />
im Vorhinein genau geübt werden.<br />
10.2 Ergebnisse des Münchner Fitnesstests<br />
Wie schon in Kapitel 4.2 erläutert, besteht der Münchner Fitnesstest aus sechs<br />
Disziplinen:<br />
- Ballprellen<br />
- Zielwerfen<br />
- Rumpf-/Hüftbeugen<br />
- Standhochspringen<br />
- Halten im Hang<br />
- Stufensteigen
10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 61<br />
Die Rohwerte wurden mit Hilfe von Normierungstabellen (Stand 2005) in so genannte<br />
T-Werte transformiert. Anhand <strong>die</strong>ser T-Werte wurde mit Hilfe einer fünfstufigen<br />
Beurteilungsskala (siehe Tabelle 3) das personenbezogene Fähigkeitsniveau<br />
bezüglich der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten jedes einzelnen<br />
Schülers ermittelt. Die einzelnen Ergebnisse sind, sortiert nach Versuchs- und<br />
Kontrollklasse, im Anhang VII zu finden. Aus den Ergebnissen eines jeden Schülers<br />
in den einzelnen Disziplinen wurden <strong>die</strong> mittleren Gesamtwerte berechnet.<br />
Die Häufigkeitsverteilung in Abbildung 5 zeigt, dass elf Schüler mit „ausreichend“<br />
bewertet wurden, dreißig mit „befriedigend“ und nur ein Schüler mit „gut“. Diese<br />
Verteilung (Minimum = 41, Maximum = 56, Mittelwert = 47,56) zeigt ein relativ<br />
schlechtes Abschneiden der Kontroll- sowie der Versuchsklasse im Fitnesstest.<br />
Die Ergebnisse der Kontroll- und der Versuchsklasse sind in keiner Disziplin des<br />
MFT und deswegen auch nicht im mittleren Gesamtwert signifikant unterschiedlich.<br />
Die gewonnenen Ergebnisse spiegeln den momentanen Trend der Bewegungsdefizite<br />
der Kinder und Jugendlichen (vgl. hierzu Kapitel 2.1.)<br />
Häufigkeiten<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56<br />
T-Werte<br />
Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der Ergebnisse des Münchner Fitnesstests (N = 43).<br />
[36;45] = „ausreichend“, [46;55] = „befriedigend“, [56;65] = gut<br />
■ <strong>die</strong> zehn besten Schüler ■ mittlere Schüler ■ <strong>die</strong> zehn schlechtesten Schüler<br />
Um im Folgenden <strong>die</strong> allgemeine Fitness der SchülerInnen mit den schulischen<br />
Leistungen und der Konzentrationsfähigkeit zu vergleichen, wurden <strong>die</strong>se in zwei<br />
Gruppen aufgeteilt. Die zehn SchülerInnen, <strong>die</strong> im MFT am besten abgeschnitten<br />
hatten, wurden der Gruppe „gute Sportler“ zugeordnet und <strong>die</strong> zehn schlechtesten<br />
SchülerInnen der Gruppe „schlechte Sportler“. Diese Gruppen unterscheiden sich<br />
nun durch ihre mittleren Gesamtwerte des MFT von 43 (schlechte Sportler) zu 52<br />
(gute Sportler). (siehe Abbildungen 5 und 6)
10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 62<br />
T-Werte<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
43<br />
52<br />
schlechte Sportler gute Sportler<br />
Abbildung 6: Mittlere Gesamtwerte des MFT der beiden Gruppen „schlechte Sportler“ und<br />
„gute Sportler“<br />
10.3 Zusammenhänge zwischen allgemeiner Fitness und schulischer<br />
Leistung (Noten)<br />
Die schulische Leistung der SchülerInnen wurde anhand der letzten Zeugnisnoten,<br />
in <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> Jahresnoten der 5. Jahrgangsstufe, gemessen. Hier wurde der<br />
Mittelwert aller Fächernoten berechnet. Nur <strong>die</strong> Verhaltens- und Mitarbeitsnoten<br />
wurden nicht mit eingerechnet.<br />
Abbildung 7 zeigt, dass <strong>die</strong> schlechten Sportler einen Notendurchschnitt von 2,61<br />
hatten und <strong>die</strong> guten Sportler einen Durchschnitt von 2,22. 14 Wegen der geringen<br />
Stichprobengröße sind <strong>die</strong>se Ergebnisse nicht repräsentativ und dürfen deshalb<br />
nicht überinterpretiert werden. Eine Tendenz ist jedoch zu erkennen und es würde<br />
sich lohnen, <strong>die</strong>sen Zusammenhang genauer zu untersuchen.<br />
Durchschnittliche<br />
Zeugnisnoten<br />
2,7<br />
2,6<br />
2,5<br />
2,4<br />
2,3<br />
2,2<br />
2,1<br />
2<br />
2,61<br />
schlechte<br />
Sportler<br />
2,22<br />
gute Sportler<br />
Abbildung 7: Durchschnittliche Zeugnisnoten der 5. Jahrgangsstufe, aufgeteilt, nach „guten“ und<br />
„schlechten Sportlern“<br />
14<br />
Im Anhang VIII ist eine Tabelle mit der genauen Auflistung der Ergebnisse des MFT und den<br />
Noten zu finden
10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 63<br />
Wenn sich <strong>die</strong>ser Zusammenhang <strong>als</strong> repräsentativ nachweisen lassen könnte,<br />
wäre das ein Indiz da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> sportliche Aktivität tatsächlich zu einer Steigerung<br />
der schulischen Leistungen führen kann. Dieser Zusammenhang würde dann<br />
<strong>die</strong> Legitimation <strong>für</strong> eine Bewegte Schule unterstützen.<br />
10.4 Zusammenhänge zwischen allgemeiner Fitness<br />
und Konzentrationsfähigkeit<br />
Die Konzentrationsfähigkeit der SchülerInnen wurde mit Hilfe des<br />
Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests nach BRICKENKAMP ermittelt. Der Test wurde<br />
am Anfang der ersten Unterrichtsstunde mit allen Schülern durchgeführt. Die<br />
folgenden Abbildungen 8 und 9 zeigen <strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen dem<br />
Gesamtleistungswert (GZ-F) bzw. der Konzentrationsleistung (KL) und der<br />
allgemeinen Fitness der SchülerInnen. Der Gesamtleistungswert wurde aus der<br />
Anzahl der bearbeiteten Zeichen (GZ) abzüglich des Fehlerrohwertes (F)<br />
berechnet. Dieser Wert gewichtet den quantitativen Anteil der geleisteten <strong>Arbeit</strong><br />
stärker <strong>als</strong> beispielsweise der Konzentrationsleistungswert (KL), bei dem der<br />
qualitative Anteil bedeutender ist 15 .<br />
Gesamtleistungswerte (GZ-F)<br />
des d2 Testes<br />
460<br />
440<br />
420<br />
400<br />
380<br />
360<br />
340<br />
380,88<br />
441,78<br />
schlechte Sportler gute Sportler<br />
Abbildung 8: Mittelwerte der Gesamtleistungswerte (GF-F) des d2-Testes (nach<br />
BRICKENKAMP) bei „schlechten Sportlern“ und bei „guten Sportlern“<br />
15 <strong>Sie</strong>he Kapitel 5.1 Aufmerksamkeits- Belastungs- Test (nach BRICKENKAMP) im Theorieteil <strong>die</strong>ser<br />
<strong>Arbeit</strong>.
10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 64<br />
Konzentrationsleistungswert (KL)<br />
des d2 Testes<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
155,75<br />
181,56<br />
schlechte Sportler gute Sportler<br />
Abbildung 9: Mittelwerte der Konzentrationsleistungen (KL) des d2-Testes (nach<br />
BRICKENKAMP) bei „schlechten Sportlern“ und bei „guten Sportlern“<br />
In beiden Grafiken erkennt man <strong>die</strong> extremen Unterschiede zwischen den Konzentrationsleistungen<br />
der „guten“ und der „schlechten Sportler“. Im Gesamtleistungswert<br />
unterscheiden sich <strong>die</strong> „sportlichen“ von den „unsportlichen Schülern“<br />
signifikant (T=2,182; p=0,049). In der gemessenen Konzentrationsleistung unterscheiden<br />
sich <strong>die</strong> beiden Gruppen fast signifikant (T= 2,073; p= 0,064). 16<br />
Auch hier reicht <strong>die</strong> Stichprobengröße nicht aus, um repräsentative Aussagen zu<br />
machen. Die signifikanten Unterschiede im Bereich der Konzentrationsfähigkeit,<br />
<strong>die</strong> repräsentativ <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamten kognitiven Leistungen steht, <strong>können</strong> trotzdem<br />
<strong>die</strong> Legitimation der Bewegungsförderung in einer Bewegten Schule unterstützen.<br />
10.5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Es konnte <strong>als</strong>o nachgewiesen werden, dass <strong>die</strong> allgemeine Fitness, das heißt <strong>die</strong><br />
konditionellen und koordinativen Fähigkeiten der SchülerInnen, signifikant mit den<br />
kognitiven Leistungen zusammenhängen, sowohl mit den schulischen Leistungen<br />
(Noten) <strong>als</strong> auch mit den Konzentrationsleistungen. SchülerInnen mit besseren<br />
konditionellen und koordinativen Fähigkeiten schneiden signifikant besser im<br />
Konzentrationstest ab und haben auch bessere Schulnoten <strong>als</strong> Kinder mit einer<br />
schlechteren allgemeinen Fitness.<br />
Die Ergebnisse <strong>die</strong>ser Pilotstu<strong>die</strong> könnten und sollten in weiteren repräsentativen<br />
Untersuchungen nachgeprüft werden. In folgenden Stu<strong>die</strong>n müssten auch <strong>die</strong> Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge<br />
genauer analysiert werden. Treiben intelli-<br />
16 Im Anhang IX und X sind zwei Tabellen mit der genauen Auflistung der Ergebnisse des MFT und<br />
den KL-Werten bzw. GZ-F -Werten des d2-Testes zu finden.
10 Zusammenhänge von allgemeiner Fitness und kognitiver Leistungsfähigkeit 65<br />
gentere SchülerInnen einfach mehr Sport oder bewirkt <strong>die</strong> sportliche Aktivität<br />
tatsächlich eine Steigerung der kognitiven Leistungen? Außerdem <strong>können</strong> weitere<br />
Untersuchungen prüfen, wie in einer Regelschule und auch in einer Bewegten<br />
Schule <strong>die</strong> allgemeine Fitness der SchülerInnen optimal gesteigert werden kann.<br />
In Kapitel 2.3 wurden Untersuchungen von Neurowissenschaftlern vorgestellt, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> positiven Effekte von allgemeiner Fitness auf <strong>die</strong> kognitive Leistungsfähigkeit<br />
belegten. Die Untersuchung <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> stellt eine Pilotstu<strong>die</strong> dar, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
wissenschaftlichen Theorien auch in der schulischen Praxis überprüft. Die gewonnenen,<br />
vielversprechenden Ergebnisse sollten nicht unbeachtet bleiben.
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 66<br />
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver<br />
Leistungsfähigkeit<br />
11.1 Reflexion des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests<br />
(nach BRICKENKAMP)<br />
Die Testeinübung verlief problemlos in der Versuchs- wie auch in der Kontrollklasse.<br />
Die standardisierten Testinstruktionen waren so verständlich, dass <strong>die</strong><br />
SchülerInnen kaum Fragen hatten. Bei den Erklärungen wurde zwar deutlich<br />
erläutert, dass es nicht nur darauf ankommt, wie weit man in einer Zeile kommt,<br />
sondern auch darauf, dass man möglichst wenig Fehler macht. Nach der<br />
Testdurchführung riefen trotzdem einige Schüler „Ich habe keine Reihe bis zum<br />
Schluss geschafft!“, oder „Ich habe fünf Reihen bis zum Ende geschafft!“. Damit<br />
<strong>die</strong> SchülerInnen <strong>die</strong>sen Zusammenhang bei den eigentlichen Untersuchungen<br />
verstehen, wurde <strong>die</strong>s explizit noch einmal in der darauf folgenden Woche<br />
erläutert. An dem eigentlichen Testtag, der eine Woche nach der Testeinübung<br />
stattfand, waren <strong>die</strong> SchülerInnen zunächst sehr aufgeregt, aber auch gespannt.<br />
Die Reaktionen in der Kontrollklasse auf den Test unterschieden sich nicht von<br />
denen in der Versuchsklasse. Den ersten Test haben alle SchülerInnen noch sehr<br />
motiviert durchgeführt. Beim zweiten, wie auch beim dritten Test ließ <strong>die</strong><br />
Motivation deutlich nach. Das war zu erkennen an Ausrufen der Schüler wie<br />
beispielsweise: „Schon wieder den Test?“ oder „Wie oft müssen wir den Test denn<br />
noch machen?“. Man konnte den Schülern anmerken, dass der Test sehr<br />
anstrengend <strong>für</strong> sie war. Trotz der nachlassenden Motivation hat ein Großteil der<br />
SchülerInnen aber auch <strong>die</strong> beiden letzten Tests sorgfältig bearbeitet. Zwei<br />
Schüler aus der Versuchsklasse haben im letzten Test absichtlich in mehreren<br />
Zeilen einfach alle Symbole durchgestrichen. Solche „Problemfälle“ wurden<br />
komplett aus der Untersuchung herausgenommen und nicht weiter ausgewertet.<br />
Eine Schülerin konnte nur an den ersten beiden Tests teilnehmen, weil sie beim<br />
dritten Test zum Arzt musste. Auch ihre beiden Tests wurden aus der<br />
Untersuchung entfernt. Auf <strong>die</strong>se Weise ergab sich eine Stichprobengröße von 22<br />
in der Versuchsklasse und 20 in der Kontrollklasse.
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 67<br />
11.2 Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests<br />
(nach BRICKENKAMP)<br />
Die Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests (Test d2) nach BRI-<br />
CKENKAMP sind in Tabelle 8 zusammengefasst. In Tabelle 9 wurden der Gesamtleistungswert<br />
(GZ-F) und <strong>die</strong> Konzentrationsleistung (KL) in Prozentränge (PR)<br />
und Standardwerte (SW) eingestuft.<br />
Tabelle 8: Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Test d2) der Kontroll- (KK), sowie<br />
der Versuchsklasse (VK) im Tagesverlauf:<br />
Rohwerte (Mittelwerte ± Standardabweichung) der Auslassungsfehler (F1), der<br />
Verwechslungsfehler (F2), der Gesamtleistung (GZ-F) und des Konzentrationsleistungswertes (KL).<br />
F1 F2 GZ-F KL<br />
1. Stunde KK (n = 20)<br />
VK (n = 22)<br />
2. Stunde KK(n = 20)<br />
VK (n = 22)<br />
6. Stunde KK (n = 20)<br />
VK(n = 22)<br />
6,85<br />
8,45<br />
9,05<br />
6,45<br />
9,45<br />
7,55<br />
0,5<br />
0,59<br />
0,4<br />
0,45<br />
0,6<br />
0,77<br />
403,15<br />
446,45<br />
456,70<br />
580,91<br />
466,55<br />
421,82<br />
164,30±26,74<br />
184,05±31,48<br />
189,95±35,18<br />
216,23±35,00<br />
195,65±39,26<br />
173,68±26,28<br />
Tabelle 9: Einstufung der Gesamtleistung (GZ-F) und des Konzentrationsleistungswertes<br />
(KL) in Prozentränge (PR) und Standardwerte (SW, M=100, SD=10) anhand der<br />
Eichstichprobe 2002 (vgl. BRICKENKAMP 2002). KK= Kontrollklasse; VK= Versuchsklasse<br />
GZ-F KL<br />
1. Stunde<br />
KK<br />
VK<br />
2. Stunde KK<br />
VK<br />
6. Stunde KK<br />
VK<br />
RW PR SW RW PR SW<br />
403,15<br />
446,45<br />
456,70<br />
580,91<br />
466,55<br />
421,82<br />
95<br />
99<br />
>99<br />
>99<br />
>99<br />
97<br />
116<br />
124<br />
126<br />
>130<br />
127<br />
119<br />
164,30<br />
184,05<br />
189,95<br />
216,23<br />
195,65<br />
173,68<br />
Im ersten Test während der ersten Stunde wurden beide Klassen ohne Bewegungspause<br />
auf ihre Konzentrationsleistung hin untersucht. Die Kontrollklasse<br />
zeigte einen schlechteren Ausgangswert in der Gesamtleistung wie auch im<br />
95<br />
99<br />
>99<br />
>99<br />
>99<br />
98<br />
116<br />
123<br />
126<br />
>130<br />
128<br />
120
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 68<br />
Konzentrationsleistungswert gegenüber der Versuchsklasse 17 . Die Kontrollklasse<br />
zeigte in der ersten Stunde „überdurchschnittliche“ Aufmerksamkeitsleistungen,<br />
<strong>die</strong> Versuchsklasse sogar „weit überdurchschnittliche“ Leistungen (siehe Abb. 9<br />
und Abb. 11). In der zweiten Stunde konnten beide Klassen ihre Gesamtleistung<br />
und ihre Konzentrationsleistung steigern. Die Versuchsklasse unterschied sich<br />
nun stärker von der Kontrollklasse <strong>als</strong> in der ersten Stunde (Differenz der<br />
Konzentrationsleistungen 26,28). Die Kontrollklasse blieb im Bereich der<br />
„überdurchschnittlichen“ Aufmerksamkeitsleistungen. Die Versuchsklasse<br />
hingegen konnte sich über den Bereich der „weit überdurchschnittlichen“<br />
Leistungen noch verbessern und erreichte damit ein Gebiet, welches sich<br />
außerhalb der Normierung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Jahrgangsstufe befindet (siehe Tabelle 11). In<br />
der sechsten Stunde konnte sich <strong>die</strong> Kontrollklasse bezüglich der Gesamtleistung<br />
und der Konzentrationsleistung noch einmal leicht steigern. In der Versuchsklasse<br />
hingegen war ein extremer Leistungsabfall zu erkennen, sowohl in der<br />
Konzentrationsleistung <strong>als</strong> auch in der Gesamtleistung. Trotz des Leistungsabfalls<br />
in der Versuchsklasse befanden sich noch beide Klassen im „weit<br />
überdurchschnittlichen“ Bereich (siehe Tabelle 11).<br />
Abbildung 10 veranschaulicht <strong>die</strong> Veränderungen der Konzentrationsleistung (KL)<br />
der beiden Klassen im Verlauf der Unterrichtsstunden. Die Gesamtleistung (GZ-F)<br />
wurde in <strong>die</strong>sem Fall nicht mehr explizit aufgeführt, da ihr Verlauf nahezu identisch<br />
mit dem Verlauf der Konzentrationsleistung ist.<br />
17 Differenz zwischen den beiden Klassen bezüglich der KL-Werte: 19,75.
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 69<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1. Stunde 2. Stunde 3. Stunde<br />
Kontrollklaase<br />
Versuchsklasse<br />
Abbildung 10: Konzentrationsleistungswert (KL) der Kontrollklasse bzw. der Versuchsklasse im<br />
Aufmerksamkeits-Belastungs-Test zu den drei Untersuchungszeitpunkten<br />
Abbildung 11 zeigt <strong>die</strong> Bewertung der Aufmerksamkeitsleistungen der einzelnen<br />
Klassen zu den unterschiedlichen Zeitpunkten des Unterrichtsvormittags. Es lässt<br />
sich erkennen, dass beide Klassen <strong>für</strong> ihre Altersstufe eine „überdurchschnittliche“<br />
bis „weit überdurchschnittliche“ Aufmerksamkeitsleistung zu jedem<br />
Untersuchungszeitraum vollbracht haben.<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
1.Stunde 2.Stunde 6.Stunde<br />
Kontrollklasse<br />
Versuchsklasse<br />
Abbildung 11: Wertung der Aufmerksamkeitsleistung anhand der Normierung des Tests d2 nach<br />
Brickenkamp 2002:<br />
1 = weit unterdurchschnittlich 4 = überdurchschnittlich<br />
2 = unterdurchschnittlich 5 = weit überdurchschnittlich<br />
3 = durchschnittlich 6 = außerhalb des durch <strong>die</strong> Normierung erfassten Bereiches
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 70<br />
11.3 Interpretation der Ergebnisse<br />
Zum Leistungsabfall der Versuchsklasse im dritten Test<br />
Der extreme Abfall der Versuchsklasse im dritten Test in der sechsten Stunde ist<br />
im Vergleich mit den Ergebnissen aus anderen Untersuchungen, mit gleichem<br />
Untersuchungsdesign, nicht zu erklären. In allen Untersuchungen steigerten sich<br />
<strong>die</strong> SchülerInnen stetig vom ersten bis hin zum letzten Test (vgl. Untersuchungen<br />
der Pädagogischen Hochschule Weingarten u.a. KUHLINS 2005.). Aufgrund der Resultate<br />
aus den anderen Untersuchungen muss davon ausgegangen werden, dass<br />
in der Klasse ein unvorhersehbares Ereignis zwischen dem zweiten und dem dritten<br />
Test vorgefallen sein muss, weswegen sie sich in der letzten Stunde nicht<br />
mehr so gut konzentrieren konnten, oder <strong>die</strong> SchülerInnen erwarteten etwas nach<br />
der sechsten Unterrichtsstunde, was dazu führte, dass ihre Konzentration so<br />
extrem sank. Die Klassenbucheinträge an <strong>die</strong>sem Tag gaben genauso wenig<br />
Aufschluss über ein solches Ereignis wie auch Befragungen der betreffenden<br />
Lehrer. Vermutet werden kann ein größerer Vorfall in der Pause, ein unerwarteter<br />
Test oder ein unmittelbar an <strong>die</strong> sechste Stunde anschließendes Ereignis, von<br />
dem alle Schüler der Klasse betroffen waren. Rückblickend ist <strong>die</strong>s nicht mehr<br />
eindeutig zu klären. Auch <strong>die</strong> Bewegungspause ist optimal verlaufen, so dass<br />
ausgeschlossen werden kann, dass <strong>die</strong>se zu einer Minderung der<br />
Konzentrationsfähigkeit führte. Ergebnisse u.a. von KUHLINS (2005) lassen darauf<br />
schließen, dass <strong>die</strong> Resultate des letzten Tests <strong>die</strong>ser Untersuchung nicht auf den<br />
Untersuchungsaufbau zurückzuführen sind, sondern <strong>als</strong> Ursache ein ungewollter<br />
äußerer Faktor anzusehen ist, der nichts mit dem Untersuchungsgegenstand zu<br />
tun hat. Die Ergebnisse sind dadurch so verfälscht, dass sie nicht weiter im<br />
Zusammenhang mit <strong>die</strong>ser Untersuchung interpretiert werden dürfen. Aus <strong>die</strong>sem<br />
Grund wird in der folgenden Interpretation nur auf den ersten Test <strong>als</strong><br />
Ausgangswert (beide Klassen ohne Bewegungspause) und den zweiten Test <strong>als</strong><br />
Vergleichstest zwischen der Versuchsklasse mit Bewegungspause und der<br />
Kontrollklasse ohne Bewegungspause eingegangen.<br />
Übungsunabhängigkeit des d2-Tests nach Brickenkamp?<br />
Werden <strong>die</strong> Ergebnisse der beiden Klassen getrennt voneinander betrachtet, so<br />
zeigt <strong>die</strong> statistische Analyse hoch signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Konzentrationstests in der Versuchsklasse (F=11,191; p=0,000) und mittlere
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 71<br />
Signifikanzwerte in der Kontrollklasse (F=4,789; p=0,012). Beide Klassen konnten<br />
ihre Konzentrationsleistung vom ersten zum zweiten Test steigern (siehe Abbildung<br />
10). Das kann entweder auf den natürlichen Verlauf der Konzentrationsfähigkeit<br />
über einen Schulvormittag oder auf eine Ergebnissteigerung in Folge einer<br />
Lernleistung des Tests d2 zurückzuführen sein.<br />
Der ersten These widersprechen unter anderem Untersuchungen von WAMSER &<br />
LEYK, <strong>die</strong> 2003 <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit von Schülern im Verlauf eines Schulvormittages<br />
18 untersucht haben. Diese Langzeitstu<strong>die</strong> erstreckte sich einen ein<br />
Schulhalbjahr. Die Tests wurden in randomisierender Folge jeweils in einer<br />
Unterrichtsstunde eines Tages durchgeführt. Den Ergebnissen von WAMSER &<br />
LEYK zu Folge sind <strong>die</strong> Konzentrationsleistungen in der ersten Unterrichtsstunde<br />
im Vergleich zu den anderen relativ gering, in der zweiten Stunde sinkt sie aber<br />
noch weiter ab und steigt nicht, wie es aus der vorliegenden Untersuchung zu<br />
schließen wäre. Auch <strong>die</strong> Resultate aus den Stu<strong>die</strong>n mit ähnlichem<br />
Untersuchungsdesign wie in der vorliegenden <strong>Arbeit</strong> (z.B. KUHLINS, 2005) stimmen<br />
nicht mit den Ergebnissen von WAMSER & LEYK überein. Die gewonnenen<br />
Ergebnisse von Wamser und Leyk widerlegen <strong>die</strong> erste These. Dies verstärkt<br />
wiederum <strong>die</strong> zweite These, <strong>als</strong>o <strong>die</strong> Lernfähigkeit bezüglich des Tests d2. Nach<br />
BRICKENKAMP ist der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test zwar lernunabhängig, <strong>die</strong><br />
Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sowie der Untersuchung von<br />
beispielsweise KUHLINS (2005) weisen aber auf eine Lernfähigkeit, zumindest<br />
wenn der Test im Laufe eines Tages mehrm<strong>als</strong> durchgeführt wird, hin. Auf Grund<br />
<strong>die</strong>ser Erkenntnisse gibt <strong>die</strong> hier vorliegende Untersuchung keine eindeutigen<br />
Aufschlüsse über <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit der SchülerInnen im Tagesverlauf,<br />
was aber auch nicht im Zentrum <strong>die</strong>ser Untersuchung stand. Da beide Klassen,<br />
Versuchsklasse und Kontrollklasse, alle Tests an einem Tag durchgeführt haben,<br />
sind <strong>die</strong> Ergebnisse vergleichbar und der Einfluss von Bewegungspausen kann<br />
wie geplant untersucht werden.<br />
18 <strong>Sie</strong>he Kapitel 3.3
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 72<br />
Ergebnisse in Geschlechtervergleich<br />
Im Gegensatz zu den Untersuchungen von WAMSER & LEYK zeigten sich in den<br />
hier vorliegenden Ergebnissen des Test d2 keine signifikanten Unterschiede im<br />
Geschlechtervergleich (T=1,257; p=0,211).<br />
Zusammenhänge zwischen den Schulnoten und der Konzentrationsleistung im d2-<br />
Test<br />
Um eventuelle Zusammenhänge zwischen den Schulnoten und den Konzentrationsleistungen<br />
herauszufinden, wurde untersucht, ob sich <strong>die</strong> Gruppe der „10<br />
besten Schüler“ (Gruppeneinteilung anhand der letzten Zeugnisnoten 19 ) signifikant<br />
von der Gruppe der „10 schlechtesten Schüler“ bezüglich der gemessenen Konzentrationsleistungen<br />
unterscheidet. Als Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konzentrationsleistungen<br />
wurden <strong>die</strong> Ergebnisse des ersten d2-Testes verwendet, da zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt<br />
weder <strong>die</strong> Kontroll- noch <strong>die</strong> Versuchsklasse an einer Bewegungspause teilgenommen<br />
hatten. Die statistische Analyse zeigte jedoch nicht <strong>die</strong> erwarteten Unterschiede<br />
zwischen den beiden Gruppen (T=1,915; p=0,080). Auch <strong>die</strong> umgekehrte<br />
Analyse lieferte keinen signifikanten Unterschied. Die zehn Schüler, <strong>die</strong> im Konzentrationstest<br />
am besten abgeschnitten hatten unterschieden sich bezüglich ihrer<br />
Noten nicht signifikant von den zehn Schülern <strong>die</strong> im d2-Test am schlechtesten<br />
abgeschnitten hatten (T=-1,219; p= 0,245). Abbildung 12 veranschaulicht <strong>die</strong> gewonnene<br />
Ergebnisse.<br />
19 Die durchschnittlichen Schulnoten wurden wie in Kapitel 10.3 erläutert berechnet.
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 73<br />
Abbildung 12: Zusammenhänge zwischen den Konzentrationsleistungen im d2-Test<br />
und den letzten Jahresnoten der SchülerInnen.<br />
Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit<br />
Um herauszufinden, welchen Einfluss Bewegungspausen auf <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit<br />
haben, mussten vorab <strong>die</strong> Ausgangswerte (Konzentrationsleistungen)<br />
beider Klassen ohne Bewegungspause <strong>als</strong> Grundlage verglichen werden. Da<strong>für</strong><br />
wurde der erste Test in der ersten Stunde durchgeführt. Damit klärt sich <strong>die</strong> Frage,<br />
ob <strong>die</strong> Klassen, wenn sie beide an keiner Bewegungspause teilnehmen, vergleichbare<br />
Konzentrationsleistungswerte haben oder ob <strong>die</strong>se unterschiedlich<br />
sind. In <strong>die</strong>ser Untersuchung hat <strong>die</strong> Versuchsklasse im ersten Test einen Mittelwert<br />
von 184,05 in der Konzentrationsleistung. Die Kontrollklasse hat dagegen nur<br />
einen Mittelwert von 164,3. Diese Klasse ist <strong>als</strong>o schon im Ausgangstest schlechter<br />
<strong>als</strong> <strong>die</strong> Versuchsklasse (siehe Abbildung 12).<br />
Im zweiten Test, der <strong>als</strong> Vergleichstest ausgewertet wird, haben sich beide Klassen<br />
bezüglich ihrer Konzentrationsleistung gesteigert. Die Resultate zeigen, dass<br />
sich <strong>die</strong> Versuchsklasse nach der Bewegungspause um 32,18 Konzentrationsleistungspunkte<br />
(im Mittelwert) steigern konnte im Vergleich zum ersten Test. Die<br />
Kontrollklasse ohne Bewegungspause konnte sich nur um 25,65 KL-Punkte<br />
verbessern. Das bedeutet, dass sich <strong>die</strong> Versuchsklasse signifikant (F=11,91;<br />
p=0.000) vom ersten Test (ohne Bewegungspause) zum zweiten Test mit<br />
Bewegungspause um 17,48% steigern konnte. Da sich aber auch <strong>die</strong><br />
Kontrollklasse vom ersten Test (ohne Bewegungspause) zum zweiten Test (ohne<br />
Bewegungspause) signifikant (F=4,789; p=0.012) um 15,61% steigern konnte,<br />
relativiert sich <strong>die</strong>ses Ergebnis bezüglich der Wirkung von Bewegungspausen.
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 74<br />
Es muss davon ausgegangen werden, dass sich beide Klassen auf Grund von<br />
äußeren Faktoren um 15,61% von ersten zum zweiten Test steigern konnten und<br />
nicht in Folge der durchgeführten Bewegungspausen. Diese äußeren Faktoren<br />
<strong>können</strong>, wie im Vorangegangenen beschrieben, entweder Lerneffekte des d2-<br />
Testes sein oder eine natürliche Schwankung der Konzentrationsfähigkeit im Tagesverlauf.<br />
Abzüglich der Konzentrationssteigerung, welche auf äußere Faktoren<br />
zurückzuführen ist bleibt in der Versuchsklasse dann noch eine nicht-signifikante<br />
Steigerung von 1,87% übrig, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Effekte von Bewegungspausen zurückzuführen<br />
sind.<br />
Mittlere KL-Werte<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
164,3<br />
Kontrollklasse<br />
ohne Bewegung<br />
1. Test<br />
184,05<br />
Versuchsklasse<br />
ohne Bewegung<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
189,95<br />
2. Test<br />
Kontrollklasse<br />
ohne Bewegung<br />
216,23<br />
Versuchsklasse<br />
mit Bewegung<br />
Abbildung 13: Konzentrationsleistungswerte (Mittelwerte) vom 1. Test, <strong>als</strong> Ausgangswerte (beide<br />
Klassen ohne Bewegungspause) und vom 2. Test, <strong>als</strong> Vergleichstest (Versuchsklasse mit Bewegungspause<br />
und Kontrollklasse ohne Bewegungspause)<br />
11.4 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ergebnissen<br />
der Kontroll- und der Versuchsklasse. Das bedeutet, dass eine direkte Wirkung<br />
von Bewegungspausen auf <strong>die</strong> unmittelbar darauf folgende Konzentrationsfähigkeit<br />
anhand der bisherigen Datenlage nicht belegbar ist. Die gewonnenen Erkenntnisse<br />
bestätigen <strong>die</strong> Ergebnisse von Stu<strong>die</strong>n mit ähnlichem Untersuchungsdesign,<br />
beispielsweise von KUHLINS (2005) oder OESTREICHER (2005). Auch dort<br />
konnten <strong>die</strong> signifikanten Ergebnisse von BREITHECKER (2000) 20 nicht bestätigt<br />
werden.<br />
Da <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> in jeder Klasse nur an einem Tag durchgeführt wurde und <strong>die</strong> Stichproben<br />
relativ klein waren, sollten <strong>die</strong> Ergebnisse nicht überinterpretiert werden.<br />
20 vgl. Kapitel 3.3
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 75<br />
Es lohnt sich trotzdem, <strong>die</strong> Effekte von Bewegungspausen in einer repräsentativen<br />
Langzeitstu<strong>die</strong> genauer zu untersuchen. Möglicherweise lässt sich <strong>die</strong> konzentrationsfördernde<br />
Wirkung von Bewegungspausen in einer Untersuchung beweisen,<br />
<strong>die</strong> über einen längeren Zeitraum durchgeführt wird. Das würde eine<br />
zuverlässigere Auskunft über <strong>die</strong> Konzentrationsleistungen liefern, da <strong>die</strong> Tests<br />
besser in den Unterrichtsalltag integriert sind und von den SchülerInnen dann<br />
nicht mehr <strong>als</strong> etwas Besonderes aufgefasst werden. Sind <strong>die</strong> Zeiträume zwischen<br />
den einzelnen Konzentrationstests länger, so <strong>können</strong> auch <strong>die</strong> Lerneffekte des d2-<br />
Tests minimiert werden. Das Test-Retest-Design mit Versuchs- und Kontrollklasse<br />
sollte beibehalten werden.<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, verschiedene Konzentrations- oder<br />
Aufmerksamkeitstests durchzuführen. Damit würde <strong>die</strong> Motivation der<br />
SchülerInnen wahrscheinlich länger aufrecht gehalten werden <strong>können</strong>.<br />
Auch das Feedback der SchülerInnen darf nicht unbeachtet bleiben. Alle<br />
SchülerInnen waren sich einig, dass sie sich nach den Bewegungspausen wieder<br />
besser auf den Unterricht konzentrieren konnten. Auch wenn <strong>die</strong>ser<br />
Zusammenhang anhand der Konzentrationstests nicht nachzuweisen war, hat <strong>die</strong><br />
positive Einstellung der SchülerInnen sicher förderliche Effekte auf ihre<br />
Lernbereitschaft im Verlauf der folgenden Unterrichtszeit. Die SchülerInnen haben<br />
<strong>die</strong> Bewegungspausen sehr gerne durchgeführt. Solche kleinen Freuden der<br />
SchülerInnen im Unterricht führen mit unter zu einer höheren Schulzufriedenheit.<br />
Auch PETZOLD (2002, S. 208) konnte in seiner Stu<strong>die</strong> empirisch belegen, dass der<br />
Einfluss einer Bewegten Schule ohne negative Auswirkungen auf das Erreichen<br />
von Lernzielen bleibt, dagegen <strong>die</strong> Schul- und Lernfreude gesteigert werden kann.<br />
Gegenüber Lehrern und Elter ist Schulfreude ein unschätzbares Argument.<br />
Wie in Kapitel 3.1 beschrieben, werden Bewegungspausen, neben dem<br />
konzentrationsfördernden Effekt, noch vielfältige weitere positive Wirkungen<br />
zugeschrieben. Auch <strong>die</strong>sbezüglich lohnt es sich, weitere Untersuchungen zu<br />
<strong>die</strong>sem Thema durchzuführen. Beispielsweise konnten WAMSER & LEYK 2003 (S.<br />
112) anhand von Klassenbucheinträgen belegen, dass eine körperliche<br />
Betätigung, im folgenden Unterricht, zu einer signifikanten Verminderung der<br />
Unterrichtsstörungen seitens der SchülerInnen führt.<br />
Die SchülerInnen in <strong>die</strong>ser Untersuchung haben zu allen Messzeitpunkten<br />
überdurchschnittliche bis weit überdurchschnittliche Konzentrationsleistungen
11 Zusammenhänge von Bewegungspausen und kognitiver Leistungsfähigkeit 76<br />
vollbracht. Es kann vermutet werden, dass bei Klassen mit durchschnittlichen<br />
Konzentrationsleistungen Bewegungspausen mehr bewirken. Weitere Stu<strong>die</strong>n<br />
könnten klären, ob in solchen Klassen eine signifikante Steigerung der<br />
Konzentrationsleistung durch Bewegungspausen erreicht werden kann.<br />
Bezüglich der aktuellen Diskussionen zur Einführung von Ganztagsschulen<br />
erlangen Bewegungspausen an zusätzlicher Bedeutung. Gerade hier ist eine<br />
Rhythmisierung des Schultages, beispielsweise durch Bewegungspausen,<br />
absolute Voraussetzung <strong>für</strong> das Aufrechterhalten der Konzentrationsleistungen<br />
der SchülerInnen.<br />
Auf Grund der soeben genannten Aspekte ist es wichtig neben der durchgeführten<br />
Querschnittsuntersuchung weitere Langzeitstu<strong>die</strong>n zu den Chancen und Grenzen<br />
der Bewegungspausen im Unterricht durchzuführen.
12 Kritischer Rückblick 77<br />
12 Kritischer Rückblick<br />
Bei der Planung, Durchführung, Auswertung und Interpretation <strong>die</strong>ser<br />
Untersuchung habe sehr viel gelernt.<br />
In vorhinein versuchte ich alles bestmöglich zu planen. Trotzdem kam noch viel<br />
Unvorhergesehenes dazwischen. Es stellte sich beispielsweise heraus, dass <strong>die</strong><br />
Versuchsklasse im Fach Kunst getrennt unterrichtet wird. Deswegen konnte ich<br />
<strong>die</strong> Untersuchung nicht in <strong>die</strong>ser Stunde durchführen. Auch <strong>die</strong> anderen Tests, <strong>die</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Tag geplant waren, mussten daher kurzfristig auf einen anderen Tag<br />
verschoben werden. Die Flexibilität und <strong>die</strong> Unterstützung, <strong>die</strong> mir <strong>die</strong> betroffenen<br />
Lehrer entgegen brachten, waren sehr beeindruckend. Eine frühzeitige Planung ist<br />
absolute Voraussetzung <strong>für</strong> einen guten Verlauf einer solchen Untersuchung. Aber<br />
auch <strong>die</strong> Flexibilität und <strong>die</strong> Fähigkeit Alternativen zu finden sind sehr wichtig. Ich<br />
habe feststellen müssen, dass man in einer solchen Untersuchung, an der so viele<br />
Schüler, Lehrer und Eltern beteiligt sind, vorher nie alles planen kann. Meistens<br />
kommt doch noch etwas dazwischen, was man nicht erwartet hat. Damit muss<br />
man rechen und alternative Lösungswege finden.<br />
Während der Durchführung hatte ich den Eindruck, dass viele Lehrer sehr interessiert<br />
an meiner Untersuchung waren. Zahlreiche Lehrer sprachen mich an und<br />
wollten <strong>die</strong> Hintergründe meiner Untersuchung wissen. <strong>Sie</strong> waren so begeistert,<br />
dass sie meine Ergebnisse und meine <strong>Arbeit</strong> unbedingt lesen wollen. Zwei Lehrer<br />
wollten den Aufmerksamkeitstest sogar selbst bearbeiten. Das Thema Bewegte<br />
Schule war manchen Lehrern schon ein Begriff. Ein Lehrer brachte mir außerdem<br />
extra drei Fachbücher zur Bewegten Schule mit. Auch <strong>die</strong> Schüler interessierten<br />
sich sehr an <strong>die</strong>ser Untersuchung. <strong>Sie</strong> wollten alle Einzelheiten genau wissen. Die<br />
Motivation bei den Schülern war im ersten Test sehr hoch. Wie schon erwähnt lies<br />
das Engagement einzelner Schüler bis zum letzten, dritten Test nach. Mit solchen<br />
Problemen muss man rechnen und versuchen <strong>die</strong> Schüler bis zum Ende hin zu<br />
motivieren. Von den betroffenen Eltern hatte ich keine Rückmeldung bezüglich<br />
meiner Untersuchung. Ich rechnete damit, dass vielleicht einige etwas Genaueres<br />
wissen wollten. Wahrscheinlich reichten ihnen <strong>die</strong> Informationen aus, <strong>die</strong> sie durch<br />
ein Elterninformationsschreiben erhielten.<br />
Nach der Datenerhebung lernte ich, wie viel Zeit auch <strong>die</strong> Auswertung einer solchen<br />
Stu<strong>die</strong> benötigt. Ich erhielt einen Eindruck davon, was empirisches Untersu-
12 Kritischer Rückblick 78<br />
chungen, statistisches Auswerten und damit wissenschaftliches <strong>Arbeit</strong>en wirklich<br />
bedeutet. Diese Erfahrungen bedeuten mir sehr viel und ich bin mir sicher, dass<br />
ich davon in meinem zukünftigen Leben <strong>als</strong> Referendarin, bzw. Lehrerin noch sehr<br />
profitieren werde.
LITERATURVERZEICHNIS 79<br />
LITERATURVERZEICHNIS<br />
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ANHANG 83<br />
ANHANG A: Münchner Fitnesstest nach RUSCH/IRRGANG<br />
I Anleitungen des Fitnesstestes 84<br />
II Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 90<br />
III Testerfassungsbogen des Münchner Fitnesstests (unausgefüllt) 102<br />
IV Testerfassungsbogen des Münchner Fitnesstestes (mit Beispielausfüllung) 103<br />
V Testauswertungsbogen des Münchner Fitnesstests (unausgefüllt) 104<br />
VI Testauswertungsbogen des Münchner Fitnesstests (mit Beispielausfüllung) 105<br />
VII Ergebnisse des Münchner Fitnesstests 106<br />
VIII Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den Noten der SchülerInnen 108<br />
IX Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den KL-Werten des d2-Test 109<br />
X Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den GZ-F-Werten<br />
des d2-Tests 110<br />
ANHANG B: Aufmerksamkeits-Belastungs-Test nach BRICKENKAMP<br />
XI Testbogen des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests nach BRICKENKAMP (unausgefüllt) 111<br />
XII Testbogen des Aufmerksamkeits-BelastungsTests (mit Beispielausfüllung) 113<br />
ANHANG C: Bewegungspausen<br />
XIII Beobachtungsbogen zur Konzentrationsfähigkeit (unausgefüllt) 115<br />
XIV Beobachtungsbogen zur Konzentrationsfähigkeit (mit Beispielausfüllung) 116<br />
XV Anleitungen der durchgeführten Bewegungspausen 117<br />
XVI Film über <strong>die</strong> Bewegungspausen (CD)<br />
ANHANG D: Sonstiges<br />
XVII Danksagung 120<br />
XVIII Erklärung der selbstständigen Anfertigung der <strong>Arbeit</strong> 121
ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 84
ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 85
ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 86
ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 87
ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 88
ANHANG I: Anleitungen des Münchner Fitnesstests 89
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 90
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 91
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 92
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 93
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 94
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 95
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 96
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 97
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 98
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 99
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 100
ANHANG II: Normierungstabellen [Stand 2005] des Münchner Fitnesstests 101
ANHANG III: Testerfassungsbogen des Münchner Fitnesstests (unausgefüllt) 102
ANHANG IV: Testerfassungsbogen des Münchner Fitnesstestes (mit Beispielausfüllung) 103
ANHANG V: Testauswertungsbogen des Münchner Fitnesstests (unausgefüllt) 104
ANHANG VI: Testauswertungsbogen des Münchner Fitnesstests (mit Beispielausfüllung) 105
ANHANG VII: Ergebnisse des Münchner Fitnesstests<br />
105
ANHANG VII: Ergebnisse des Münchner Fitnesstests<br />
106
ANHANG VIII: Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den Noten 108<br />
Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT und den<br />
Noten der SchülerInnen<br />
Kontroll- und Versuchsklasse (n = 43)<br />
Mittlere Gesamtwerte des<br />
MFT Noten<br />
Schüler 1 56 2,2<br />
Schüler 2 54 2,7<br />
Schüler 3 53 1,6<br />
Schüler 4 52 1,5<br />
Schüler 5 52 2,6 gute Sportler<br />
Schüler 6 51 1,9 Mittelwert MFT: 52 (T-Wert)<br />
Schüler 7 51 2,5 Mittelwert Noten: 2,22<br />
Schüler 8 51 3,2<br />
Schüler 9 50 1,9<br />
Schüler 10 50 2,1<br />
Schüler 11 50 3,2<br />
Schüler 12 50 2,2<br />
Schüler 13 49 2,5<br />
Schüler 14 49 1,8<br />
Schüler 15 49 4,1<br />
Schüler 16 49 2,1<br />
Schüler 17 48 2,9<br />
Schüler 18 48 2,1<br />
Schüler 19 48 2,4<br />
Schüler 20 48 2,2<br />
Schüler 21 48 2,5<br />
Schüler 22 48 1,8<br />
Schüler 23 47 2<br />
Schüler 24 47 2,5<br />
Schüler 25 47 keine Angabe<br />
Schüler 26 47 2,5<br />
Schüler 27 47 2,5<br />
Schüler 28 47 2,3<br />
Schüler 29 46 2,4<br />
Schüler 30 46 3,7<br />
Schüler 31 46 2,3<br />
Schüler 32 45 2,3<br />
Schüler 33 45 2<br />
Schüler 34 45 3,3<br />
Schüler 35 44 2,8<br />
Schüler 36 44 2,2<br />
Schüler 37 44 2,8<br />
Schüler 38 43 2,9 schlechte Sportler<br />
Schüler 39 43 2,4 Mittelwert MFT: 43 (T-Wert)<br />
Schüler 40 43 2 Mittelwert Noten: 2,61<br />
Schüler 41 42 2,8<br />
Schüler 42 42 2,6<br />
Schüler 43 41 2,3<br />
Mittelwert 47,56 2,56<br />
Minimum 41 1,5<br />
Maximum 56 4,1
ANHANG IX: Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT 109<br />
und den KL- Werten des d2 Tests<br />
Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT<br />
und der KL-Werte des d2-Testes<br />
Kontroll- und Versuchsklasse (n = 43)<br />
Mittlere Gesamtwerte des<br />
MFT KL Werte<br />
Schüler 1 56 167<br />
Schüler 2 54 180<br />
Schüler 3 53 185<br />
Schüler 4 52 168<br />
Schüler 5 52 204 gute Sportler<br />
Schüler 6 51 keine Angabe Mittelwert MFT: 52 (T-Wert)<br />
Schüler 7 51 172 Mittelwert KL: 181,56<br />
Schüler 8 51 145<br />
Schüler 9 50 151<br />
Schüler 10 50 262<br />
Schüler 11 50 131<br />
Schüler 12 50 183<br />
Schüler 13 49 229<br />
Schüler 14 49 167<br />
Schüler 15 49 183<br />
Schüler 16 49 keine Angabe<br />
Schüler 17 48 170<br />
Schüler 18 48 211<br />
Schüler 19 48 208<br />
Schüler 20 48 keine Angabe<br />
Schüler 21 48 179<br />
Schüler 22 48 251<br />
Schüler 23 47 133<br />
Schüler 24 47 183<br />
Schüler 25 47 172<br />
Schüler 26 47 209<br />
Schüler 27 47 keine Angabe<br />
Schüler 28 47 174<br />
Schüler 29 46 166<br />
Schüler 30 46 139<br />
Schüler 31 46 133<br />
Schüler 32 45 221<br />
Schüler 33 45 186<br />
Schüler 34 45 171<br />
Schüler 35 44 158<br />
Schüler 36 44 142<br />
Schüler 37 44 174<br />
Schüler 38 43 keine Angabe schlechte Sportler<br />
Schüler 39 43 138 Mittelwert MFT: 43 (T-Wert)<br />
Schüler 40 43 152 Mittelwert KL: 155,75<br />
Schüler 41 42 keine Angabe<br />
Schüler 42 42 158<br />
Schüler 43 41 153<br />
Mittelwert 47,56 175,89<br />
Minimum 41 131<br />
Maximum 56 262
ANHANG X: Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT 110<br />
und den GZ-F- Werten des d2 Tests<br />
Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des MFT<br />
und der GZ-F-Werte des d2-Tests<br />
Kontroll- und Versuchsklasse (n = 43)<br />
Mittlere Gesamtwerte des<br />
MFT GZ-F-Werte<br />
Schüler 1 56 424<br />
Schüler 2 54 446<br />
Schüler 3 53 448<br />
Schüler 4 52 410<br />
Schüler 5 52 496 gute Sportler<br />
Schüler 6 51 keine Angabe Mittelwert MFT: 52 (T-Wert)<br />
Schüler 7 51 442 Mittelwert GZ-F: 411,78<br />
Schüler 8 51 350<br />
Schüler 9 50 364<br />
Schüler 10 50 340<br />
Schüler 11 50 569<br />
Schüler 12 50 364<br />
Schüler 13 49 542<br />
Schüler 14 49 405<br />
Schüler 15 49 444<br />
Schüler 16 49 keine Angabe<br />
Schüler 17 48 418<br />
Schüler 18 48 510<br />
Schüler 19 48 489<br />
Schüler 20 48 keine Angabe<br />
Schüler 21 48 441<br />
Schüler 22 48 578<br />
Schüler 23 47 384<br />
Schüler 24 47 446<br />
Schüler 25 47 433<br />
Schüler 26 47 489<br />
Schüler 27 47 keine Angabe<br />
Schüler 28 47 438<br />
Schüler 29 46 403<br />
Schüler 30 46 344<br />
Schüler 31 46 430<br />
Schüler 32 45 522<br />
Schüler 33 45 445<br />
Schüler 34 45 412<br />
Schüler 35 44 380<br />
Schüler 36 44 342<br />
Schüler 37 44 453<br />
Schüler 38 43 keine Angabe schlechte Sportler<br />
Schüler 39 43 337 Mittelwert MFT: 43 (T-Wert)<br />
Schüler 40 43 354 Mittelwert GZ-F: 380,88<br />
Schüler 41 42 keine Angabe<br />
Schüler 42 42 376<br />
Schüler 43 41 393<br />
Mittelwert 47,56 428,68<br />
Minimum 41 337<br />
Maximum 56 578
ANHANG XI: Testbogen des Aufmerksamkeits- Belastungs- Tests (unausgefüllt)<br />
111
ANHANG XI: Testbogen des Aufmerksamkeits- Belastungs- Tests (unausgefüllt)<br />
112
ANHANG XII: Testbogen des Aufmerksamkeits- Belastungs-Tests (mit Beispielausfüllung)<br />
113
ANHANG XII: Testbogen des Aufmerksamkeits- Belastungs-Tests (mit Beispielausfüllung)<br />
114
ANHANG XIII: Beobachtungsbogen zur Konzentrationsfähigkeit (unausgefüllt)<br />
115
ANHANG XIV Beobachtungsbogen zur Konzentrationsfähigkeit (mit Beispielausfüllung)<br />
116
� Aktivierende Bewegungspause �<br />
� : 6min � : kein Materialbedarf � : Einzelübung<br />
Skifahren<br />
Wir gehen Ski fahren. Wir müssen uns warm anziehen: Mütze aufsetzen, Skihose<br />
anziehen, Jacke anziehen, Reißverschluss zuziehen, Schal umbinden, in <strong>die</strong><br />
Skistiefel steigen, Schnallen schließen, Handschuhe anziehen.<br />
(Schüler spielen pantomimisch mit)<br />
Wer kann Ski fahren? Wir probieren`s mal aus!<br />
(Schüler wedeln)<br />
Wir tragen unsere Skier auf den Schultern und nehmen <strong>die</strong> Stöcke in <strong>die</strong> Hand.<br />
(Schüler spielen pantomimisch mit)<br />
Bevor wir in den Lift steigen, wedeln wir noch mal.<br />
(Schüler wedeln)<br />
Am Ankerlift nehmen wir den Bügel und setzen uns darauf.<br />
Wir fahren den Berg hinauf und steigen aus.<br />
(Schüler spielen pantomimisch mit)<br />
Wir üben das Wedeln noch einmal am Berg.<br />
(Schüler wedeln)<br />
Wir setzen unsere Skibrille auf und fahren Schuss.<br />
(Schüler wippen in der Hocke)<br />
Wir wedeln etwas weiter.<br />
(Schüler wedeln)<br />
Da stehen Bäume im Weg. Wir umfahren sie in Kurven.<br />
(Schüler legen sich nach rechts und links in <strong>die</strong> Kurven)<br />
Wir <strong>können</strong> wieder wedeln.<br />
(Schüler wedeln)<br />
Vorsicht! Viele kleine Hügel! Da springen wir drüber!<br />
(Schüler gehen tief in <strong>die</strong> Hocke und machen mehrere Sprünge)<br />
Wir fahren weiter.<br />
(Schüler wedeln)<br />
Wer kann unter den Toren hindurch fahren und sich dazwischen<br />
immer wieder groß machen?<br />
(Schüler gehen in <strong>die</strong> Knie und richten sich wieder auf)<br />
Wir wedeln weiter.<br />
(Schüler wedeln)<br />
Super, da kommt eine große Sprungschanze. Hier müssen wir erst abschnallen,<br />
dann <strong>die</strong> Treppen hinaufsteigen, wieder anschnallen und los geht`s. Tief in <strong>die</strong><br />
Hocke gehen und auf das gemeinsame Kommando ganz hoch springen: 3 – 2 – 1<br />
(Schüler spielen pantomimisch mit)<br />
Wir fahren weiter bis ins Tal.<br />
(Schüler wedeln)<br />
In der Skihütte ruhen wir uns aus und trinken einen warmen Kakao.<br />
(Schüler setzten sich)<br />
117
� Gehirngerechte Bewegung �<br />
� : 5min � : kein Materialbedarf � : Einzelübung<br />
118<br />
Diagonales Arm- und Fußkreisen:<br />
Schüler strecken das linke Bein aus und kreisen den linken Fuß,<br />
während gleichzeitig der rechte Arm kreist.<br />
(15mal, dann Seitenechsel)<br />
Hände auf und zu:<br />
Schüler stehen entspannt und strecken Arme nach vorne.<br />
Abwechselnd werden <strong>die</strong> Hände geöffnet und geschlossen.<br />
Während <strong>die</strong> linke Hand eine Faust macht, öffnet sich <strong>die</strong> rechte<br />
Hand und <strong>die</strong> Finger werden gespreizt. Beim Schließen der<br />
Hand kann zusätzlich versucht werden, einmal den Daumen mit<br />
in <strong>die</strong> Faust zu nehmen und einmal draußen zu lassen.<br />
(erst üben, dann 15mal)<br />
Ellbogen zum Knie:<br />
Schüler heben abwechselnd das rechte und das linke Knie und<br />
berühren es jeweils mit dem gegenüberliegenden Ellbogen.<br />
(15mal, 2 Durchgänge)<br />
Bauchkreisen:<br />
Die rechte Hand kreist um den Bauchnabel, während sich <strong>die</strong><br />
linke Hand über dem Kopf auf und ab bewegt. Nach einigen<br />
Sekunden Wechsel der Arme.<br />
(15mal, dann Seitenwechsel)<br />
Luftboxen:<br />
Während abwechselnd <strong>die</strong> rechte und <strong>die</strong> linke Faust nach vorne<br />
gestreckt wird, spreizt <strong>die</strong> andere Hand am Körper <strong>die</strong> Finger<br />
auseinander.<br />
(15mal, 2 Durchgänge)
� Haltungsstärkende Bewegungspause �<br />
� : 6min � : 2 Bücher pro Schüler � : Einzelübung<br />
Noch einmal Dehnung<br />
Beschreibung siehe oben.<br />
Noch einmal Kräftigung<br />
Beschreibung siehe oben.<br />
119<br />
Mobilisierung der Wirbelsäule<br />
Schüler stellen sich mit gegrätschten Beinen hin und falten<br />
<strong>die</strong> Hände im Nacken. Nun wird der Rumpf einmal nach<br />
rechts und einmal nach links gedreht. Das Becken bleibt<br />
gerade, nur <strong>die</strong> Wirbelsäule dreht sich.<br />
(15mal)<br />
Mobilisierung der Schulter- Rücken- Muskulatur<br />
Die Schüler stehen und heben <strong>die</strong> gestreckten Arme<br />
langsam seitlich nach oben und wieder nach unten.<br />
Während der gesamten Übung stehen <strong>die</strong> Schüler mit<br />
gerader Wirbelsäule und aufrechtem Becken.<br />
Abschließend Arme ausschütteln.<br />
(15mal, 2 Durchgänge)<br />
Dehnung der Schulter-Rücken-Muskulatur<br />
Die Schüler stehen mit geradem Rücken und Becken. Die<br />
rechte Hand fasst den Ellbogen des linken Armes und zieht<br />
ihn zur rechten Schulter. Die Dehnung wird ca. 15<br />
Sekunden gehalten, bis <strong>die</strong> Spannung nachlässt. Dann<br />
Wechsel. Abschließend Arme ausschütteln.<br />
Kräftigung der Schulter-Rücken-Muskulatur<br />
Die Schüler stehen gerade und halten in beiden Händen<br />
jeweils einen Gegenstand (Buch o.ä.). Die Arme werden<br />
dann bis zur Waagrechten langsam angehoben und wieder<br />
gesenkt. Die Ellbogen bleiben dabei leicht gebeugt<br />
(Gelenkschutz). Der Gegenstand darf nur so schwer sein,<br />
dass <strong>die</strong> Wiederholungszahl möglich ist. Abschließend<br />
Arme ausschütteln.<br />
(15mal)<br />
Arme und Beine ausschütteln und lockern<br />
Beschreibung siehe oben.
ANHANG XVII: Danksagung<br />
Danksagung<br />
Zunächst möchte ich den Lehrern der Nicolaus-August-Otto Re<strong>als</strong>chule in<br />
Nastätten sowie der Rektorin Marita Schleiden danken. Auf Grund ihrer<br />
außerordentlichen Flexibilität konnte ich meine Untersuchungen wie geplant<br />
durchführen. Frau Schleiden und alle Lehrer unterstützten mich bestmöglich in<br />
allen Belangen.<br />
Herrn Prof. Dr. Norbert Fessler und Elke Haberer danke ich <strong>für</strong> ihr<br />
außerordentliches Interesse an <strong>die</strong>ser <strong>Arbeit</strong> und <strong>für</strong> <strong>die</strong> gute Betreuung.<br />
Frau Dr. Schäfer - Koch danke ich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereitschaft, <strong>die</strong> Zweitkorrektur zu<br />
übernehmen.<br />
Ganz besonders danke ich meiner Familie und meinen Freunden <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
uneingeschränkte Unterstützung sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> zahlreichen wertvollen und<br />
hilfreichen Diskussionen.<br />
120
Anhang XVIII: Erklärung der selbständigen Anfertigung der <strong>Arbeit</strong> 121<br />
Ich versichere, dass ich <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong> selbstständig und nur mit den angegebenen<br />
Quellen und Hilfsmitteln angefertigt habe und dass alle Stellen, <strong>die</strong> aus anderen<br />
Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, eindeutig unter<br />
Angabe der Quellen <strong>als</strong> Entlehnungen kenntlich gemacht worden sind.<br />
Im Falle der Aufbewahrung meiner <strong>Arbeit</strong> in der Bibliothek bzw. im Staatsarchiv<br />
erkläre ich mein Einverständnis, dass <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong> Benutzern zugänglich gemacht<br />
wird.<br />
...................................... ..................................<br />
Ort, Datum Vor- und Zuname