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HS12 - PHBern

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Erfahrungsbericht Toulouse HS 2012<br />

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Persönliches zu mir<br />

Ein Austauschsemester besuchen zu können war ein Kriterium, warum ich mich der PH Bern<br />

eingeschrieben habe und nicht an der PH in Solothurn. Mein Name ist Michelle, ich bin 24<br />

Jahre alt und wohne im Kanton Solothurn. Vor meinem Aufenthalt in Toulouse habe ich<br />

bereits 4 Semester an der PH Bern studiert. Wie bereits knapp erwähnt, war es immer ein<br />

grosser persönlicher Wunsch von mir, im Ausland zu studieren. Einerseits reise ich sehr<br />

gerne und liebe es, immer wieder neue Orte und Leute kennenzulernen. Andererseits wollte<br />

ich mich persönlich weiterentwickeln und prüfen, wie gut ich alleine in einer grossen Stadt<br />

zurechtkommen würde.<br />

Für mich war klar, dass ich das ERASMUS Semester in einem französisch sprechenden<br />

Land machen werde, da ich diese Sprache noch nicht so beherrsche, wie ich es mir<br />

erträume und diese Kenntnisse unbedingt verbessert werden mussten. Liebend gerne hätte<br />

ich ein Semester in Martinique in der Karibik verbracht. Jedoch war dies im Herbstsemester<br />

nicht möglich, deshalb habe ich mich für Frankreich entschieden. Warum gerade Toulouse?<br />

Ich war früher als kleines Mädchen mit meinem Vater bereits in Toulouse und kannte die<br />

Stadt also nur aus vagen Kindheitserinnerungen. Die Stadt liegt sehr nahe an der<br />

spanischen Grenze und eignet sich sehr als Ausgangspunkt für weitere Reisen in den<br />

Süden. Toulouse war also meine erste Priorität. Als zweite und dritte Priorität habe ich<br />

Montpellier und Nizza genannt.<br />

Um mehr zu erfahren habe ich die Informationsveranstaltung an der PH Bern besucht und<br />

mich in einige Erfahrungsberichte vertieft. Die Anmeldung ist eine etwas längere Prozedur,<br />

sobald man die Zusage aber erhalten hat ist dies schon wieder vergessen.<br />

Anreise nach Toulouse<br />

Ich bin bereits am 1. September nach Toulouse gereist, weil ich noch Angewöhnungszeit für<br />

mich haben und mich dort zuerst etwas einleben wollte. Es stellte sich heraus, dass diese<br />

Eingewöhnungsphase für mich sehr nützlich war. Weil ich so viel Gepäck hatte, entschied<br />

ich mich, mit dem Zug anzureisen. Dies kostete mich ungefähr 130 Franken. Da ich ziemlich<br />

spät in Toulouse ankam, nahm ich mir ein Taxi bis zur Unterkunft. Der Fahrer platzierte mich<br />

jedoch bei der „Université Paul Sabatier“, also eine Metrostation zu weit. Es dauerte eine<br />

Weile, bis ich dies begriff und lief dann direkt auf das Tripode C, einer der<br />

Unterkunftsmöglichkeiten etwas abseits vom Zentrum der Stadt, zu. Dort meldete ich mich<br />

an und ein freundlicher Mann zeigte mir zwei verschiedene Zimmer. Ich entschied mich für<br />

das zweite, da es im Erdgeschoss und daher viel ruhiger gelegen war. Das Zimmer war ca.<br />

9m 2 gross, neu renoviert und einigermassen sauber. Ich hatte eine eigene Küche und ein<br />

kleines Bad. Für 226 Euro würde ich dieses Zimmer jedem weiterempfehlen. Das kleine<br />

Zimmer ist eigentlich völlig ausreichen für ein halbes Jahr, jedoch muss man sich alle<br />

zusätzlichen Infrastrukturen selber kaufen. Da am nächsten Tag Sonntag war, konnte ich<br />

also nur die nötigsten Lebensmittel kaufen. Am Montag ging ich auf die Suche nach<br />

Bettdecke, Kissen, Pfannen, Besteck, Geschirr etc. Es gibt bei der Metro Linie A, Endstation<br />

„Balma Gramant“ ein grösseres Einkaufszentrum. Im „Auchan“ habe ich alles erhalten und<br />

zudem sehr günstig.<br />

2


Unterkunft Cité Etudiante<br />

Wie bereits erwähnt, erhielt ich ein „chambre renovée“ und war damit sehr zufrieden. Die<br />

Wände zu den Nachbarn waren zwar sehr hellhörig, jedoch aushaltbar. Das Zimmer wirkt auf<br />

den ersten Blick unglaublich klein und gewöhnungsbedürftig. Nach einiger Zeit gewöhnt man<br />

sich jedoch an die Grösse. Die Miete von 226 Euro musste ich jeden Monat bis am 10.<br />

gezahlt haben. Nach der Ankunft werden alle bürokratischen Einzelheiten wie Mietverträge,<br />

CAF-Unterlagen und die Zahlung der Miete im Sekretariat im Tripode A (ca. 10 Gehminuten<br />

von meinem Tripode entfernt) geregelt und eingezogen. Kleiner Tipp: Man sollte kurz vor<br />

Mittag seine Sachen erledigen, ansonsten können schon mal 1-2 Stunden Wartezeiten<br />

entstehen.<br />

Das Gebäude „Tripode C“ liegt, wie das „Tripode B“, direkt an der Metrostation „Faculté de<br />

Pharmacie“. Ins Zentrum werden weniger als 15 Minuten benötigt.<br />

Die Wäsche kann unkompliziert im Tripode B, in einer Gemeinschaftswäscherei, gewaschen<br />

werden. Dafür wird aber die „Carte Moneo“ benötigt. Diese erhält man kurz nach der<br />

Einschreibung an der IUFM. Diese lädt man in jeder beliebigen Universität von Toulouse mit<br />

etwas Geld auf und kann so die Wäsche, das Mittagessen in der Kantine und einige andere<br />

Sachen (Postkartenmarken, Süssigkeiten- und Getränkeautomat) bezahlen oder ein Mietvelo<br />

mieten.<br />

Studium an der IUFM<br />

Die IUFM Midi-Pyrénée ist eine eigene Institution, welche unabhängig von den anderen<br />

Universitäten agiert. Der Hauptsitz und die Administration liegen direkt bei der Metrostation<br />

„St Ange SNCF“, also drei Stationen von mir entfernt. In diesem Gebäude findet die<br />

Einschreibung statt. Diese war erst am 20. September, wenn das Studium bereits begonnen<br />

hatte. Vor diesem Zeitpunkt ist es praktisch unmöglich Administratives zu erledigen, wie eine<br />

Bankkarte organisieren, Vergünstigungen als Student/in zu ergattern, Mietfahrrad mieten<br />

oder finanzielle Unterstützung anzufordern. Kurz vor der Einschreibung hatten wir eine kleine<br />

Einführung von Madame Caro, die Verantwortliche für die Austauschstudierenden. Mit ihr<br />

wird das Formular für die Einschreibung ausgefüllt, da es ohne Hilfe praktisch unmöglich<br />

wäre. Zudem organisierte sie für uns eine kleine Visite mit einem Einheimischen und ein<br />

erstes Zusammentreffen mit dem Hauptverantwortlichen unserer Schule.<br />

Die Fächer werden grundsätzlich erst zu diesem Zeitpunkt zusammengestellt, da sich noch<br />

das eine oder andere ändern kann (Bsp. ECTS-Punkte). Ich habe die folgenden Fächer an<br />

der IUFM besucht.<br />

� Enseigner le français à l’école primaire<br />

� Histoire, Géographie et Éducation civique 3<br />

� Activités Physiques, sportives et artistiques 1er degré<br />

� Pratique d’une langue vivante (Anglais)<br />

� Processus d’enseignement et publics scolaires<br />

Die blau angestrichenen Fächer waren meiner Meinung nach effektiver als die orange<br />

markierten. Der Sportunterricht war deshalb positiv, weil man schnell und unter anderen<br />

3


Umständen mit den französischen Studenten in Kontakt kommen kann. „Enseigner le<br />

français à l’école primaire“ fand ich persönlich sehr anspruchsvoll und hat mich etwas<br />

überfordert. Der Geschichts- und Geografie Unterricht und der letztgenannte Kurs waren<br />

etwas weniger spektakulär, weil sie einerseits Gymnasialstoff beinhalten oder bereits an der<br />

PH Bern erarbeitet wurden.<br />

Die Professoren waren aber überaus nett und zuvorkommend. Ständig wurden Inhalte extra<br />

für uns vereinfacht wiederholt oder wir erhielten während einer individuellen Arbeitsphase<br />

persönlichen „Nachhilfeunterricht“. Die Lehrer sind sehr interessiert an den<br />

Austauschstudenten. Ich hatte das Glück, dass ich gut in den Unterricht mit einbezogen<br />

wurde und so auch mehr profitiert habe.<br />

Freizeit in Toulouse<br />

Bereits in der ersten oder zweiten Woche habe ich mich mit anderen ERASMUS Studenten<br />

im „Bureau d‘ EIMA“ in der Universität Mirail angemeldet. Für einen kleinen Betrag von 3<br />

Euro ist man Mitglied, erhält einen nützlichen Toulouse-Guide in Buchform und wird per Mail<br />

und Facebook zu verschiedenen Aktivitäten und Veranstaltungen eingeladen. Diese<br />

Organisation arbeitet mit freiwilligen aber engagierten Studenten, an welche man sich immer<br />

zu jeder Zeit bei Fragen oder Problemen richten kann. Jeden Sonntagmorgen findet bei der<br />

Kirche „St. Sernin“ ein wirklich wunderschöner Markt statt, diesen sollte man nicht<br />

verpassen. Zudem gibt es praktisch jeden Tag viele frische Lebensmittelmärkte im Zentrum<br />

von Toulouse. Andere Märkte finden, immer wieder zu anderen Tagen und anderen Zeiten,<br />

auf dem „Place de Capitole“ statt.<br />

Um seine Französischkenntnisse zu verbessern kann man sich in den vielen Kinos in<br />

Toulouse für 5 Euro viele gute französische Filme anschauen. Museen und andere<br />

Ausstellungen sind bei regnerischen Tagen bestens geeignet. Jeden Montag gibt’s im „Café<br />

populaire“, in der Nähe der Metrostation „Jean Jaures“, günstige Getränke und jede Menge<br />

Leute zum Kennenlernen. Auch sonst sollte jeden Abend eigentlich etwas los sein. Diese<br />

Stadt schläft nie!<br />

Etwas weiter ausserhalb des Stadtzentrums von Toulouse kann man noch die Anlage des<br />

berühmten französischen Airbus‘ besichtigen. Ich habe das leider nicht gemacht, denn<br />

irgendwie hat dann doch die Zeit gefehlt. Und man kann sich nur online und zwei Tage im<br />

Voraus anmelden. Ein weiterer Klassiker ist der Rugby Match. Diese finden verteilt über die<br />

Wochenenden am Nachmittag oder am Abend statt. Dafür können Tickets online oder im<br />

Shop, Nähe des Capitols, besorgt werden. Wenn man sich früh genug darum kümmert,<br />

erhält man sogar ein günstiges Ticket für 17 Euro.<br />

Nützliches<br />

Jeder und Jede in Toulouse besitzt eine „Carte Pastel“. Damit kann man mit beiden<br />

Metrolinien, mit allen Bussen und dem Tram herumfahren. Diese ist bei der Metrostation<br />

„Jean Jaures“ für 18 Euro pro Monat erhältlich und kann bei jeder Station bequem<br />

aufgeladen werden. Um finanzielle Unterstützung anzufordern, sollte man sich gleich nach<br />

der Ankunft um die Anmeldung beim CAF kümmern. Dazu muss ein Formular (im Sekretariat<br />

4


Tripode A erhältlich) ausgefüllt werden. Dafür wiederum ist ein französisches Bankkonto<br />

nötig. Dies habe ich bei der „Caisse d’epargne“ eröffnen lassen. Bei dieser Bank konnte ich<br />

zusätzlich die benötigte „Assurance habitation“ abschliessen, welche zwingend ist, da man<br />

sein kleines Zimmer absichern muss. Zusätzlich „verkaufte“ uns die nette Angestellte gleich<br />

noch eine sehr günstige Allgemeinversicherung. Beide Beträge wurden bequem von meinem<br />

Konto abgehoben. All diese Dienstleistungen musste ich aber vor meiner Abreise schriftlich<br />

wieder kündigen.<br />

In der Verwaltung von Toulouse, welche im beim „Place de Capitole“ ihren Sitz hat könnte<br />

man einen „Chèque Toulouse Jeunes“ für 18 Euro machen lassen. Damit geniesst man<br />

einige Vorzüge. Beispielsweise kann man damit einmal gratis ins Kino gehen, einen<br />

Rugbymatch anschauen oder Museen besuchen.<br />

Fazit<br />

Dieses Semester hat mich in vielen Hinsichten sehr weit gebracht. Ich habe viel über mich<br />

selber gelernt. Jedoch wurde mir die Kultur hier in Frankreich nähergebracht. Obwohl es<br />

einiges in der Schweiz gibt, was ich nicht verstehen kann und sofort ändern würde, es gibt<br />

Länder, in denen herrscht noch das viel grössere Chaos! Somit schätzt man Dinge, die man<br />

im Ausland nicht hat, zu Hause viel mehr.<br />

Natürlich habe ich sehr viele Leute kennengelernt, obwohl das nicht immer so einfach war,<br />

wie ich mir das vorgestellt habe. Meine Mitstudenten und Mitstudentinnen waren doch eher<br />

etwas verschlossen. In der Residenz, wo ich gewohnt habe, findet man aber nach einiger<br />

Zeit sehr viele neue Leute, die meistens auch ERASMUS machen. Diese Kontakte sollte<br />

man pflegen. Ich werde vielleicht nächsten Sommer schon nach Spanien reisen und dort<br />

Kost und Logis geniessen.<br />

Den grössten persönlichen Fortschritt habe ich aber eindeutig, in der Eigenschaft selbständig<br />

zu sein, gemacht. Einerseits lernt man hier vieles selber zu organisieren und lernt auch diese<br />

zu einem gewissen Zeitpunkt zu erledigen. Andererseits findet man immer wieder Wege, wie<br />

man persönlich am besten ein Ziel erreichen kann.<br />

Kurz und knapp: Es war eine wunderbare Zeit. Ich kann es nur jedem weiterempfehlen.<br />

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