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Ein preiswerter Hofmannscher Zersetzungsapparat für ...

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DER ARTIKEL ERSCHIEN LEICHT VERÄNDERT IN DER MNU 59/6 2006<br />

GREGOR VON BORSTEL - ANDREAS BÖHM<br />

<strong>Ein</strong> <strong>preiswerter</strong> <strong>Hofmannscher</strong> <strong>Zersetzungsapparat</strong> <strong>für</strong><br />

Schülerübungen<br />

Medizintechnik als kostengünstiger Ersatz <strong>für</strong> Glasgeräte<br />

Mit Hilfe medizintechnischer Geräte kann man einen einfachen, preiswerten Wasserzersetzer<br />

schnell zusammenbauen und an verschiedenen Stellen im Unterrichtsgang einsetzen.<br />

1 <strong>Ein</strong>leitung<br />

Das Experimentieren mit Gasen ist häufig mit dem Problem behaftet, dass dabei Glasgeräte zum <strong>Ein</strong>satz<br />

kommen, die zum einen recht teuer in der Anschaffung und zum anderen bei einem eventuellen Bruch<br />

auch eine Gefahrenquelle darstellen. <strong>Ein</strong>e bezahlbare Alternative zu herkömmlichen klassischen<br />

Versuchsapparaturen stellen medizintechnische Geräte dar, deren <strong>Ein</strong>satz im Chemieunterricht bereits in<br />

einer Reihe von Veröffentlichungen beschrieben worden ist [1-4].<br />

Im Zuge der Beschäftigung mit den Geräten wurde das Versuchskit »ChemZ« (Chemie mit<br />

medizintechnischem Zubehör) <strong>für</strong> Unterrichtsreihen, wie z.B. zum Thema »Luft und Verbrennung«,<br />

entwickelt [5-7].<br />

2 Selbstbau eines Wasserzersetzers<br />

Relativ leicht und günstig lässt sich ein Wasserzersetzer bauen, den man auch im Schülerversuch<br />

einsetzen kann.<br />

G e r ä t e [ 8 ] u n d C h e m i k a l i e n : 3 Luer-Lock-Kunststoff-Spritzen (20 bis 30 ml), 2 lange Spritzen-<br />

Stahlkanülen (120 mm) als Elektroden, zwei Elektrokabel (ggf. mit Krokoklemme), 2 Kunststoff-Absperr-<br />

oder Dreiwegehähne (Zubehör <strong>für</strong> Luer-Lock-Kunststoff-Spritzen), ggf. zwei Verbinder <strong>für</strong> die Spritzen<br />

(Zubehör <strong>für</strong> Luer-Lock-Kunststoff-Spritzen - Fachbezeichung „weiblich-weiblich“), Lüsterklemmen o.ä., 1<br />

Gefäß (z.B. hohes Becherglas 200 ml); v erdünnte Schwefelsäure (w


Die beiden mit Kabeln verbundenen Kanülen werden lose von unten in die Schenkel eingeführt. Dann stellt<br />

man den Zersetzer in ein Gefäß. Dieses füllt man mit leicht angesäuertem (ca. 5 ml verdünnte<br />

Schwefelsäure auf 100 ml Wasser) oder alkalisch gemachtem Wasser (ca. 1 Spatel Natriumcarbonat auf<br />

100 ml Wasser).<br />

Die Schenkel füllt man vollends mit Flüssigkeit, in dem man von oben eine intakte Spritze aufsetzt, den<br />

Absperrhahn öffnet, das Wasser hochzieht und den Hahn wieder schließt (Abb. 3).<br />

Als Gleichstromquelle dient ein Netzgerät oder eine 9-V-Batterie. In beiden Elektrolyten entstehen relativ<br />

schnell sichtbare Mengen von Wasserstoff und Sauerstoff (Abb. 5). Diese lassen sich in andere Spritzen<br />

ziehen und von da pneumatisch in ein kleines Reagenzglas zur Knallgas- bzw. Glimmspanprobe umfüllen.<br />

Die Edelstahlkanülen funktionieren hervorragend auch <strong>für</strong> mehrere Versuche hintereinander – allerdings<br />

färbt sich die Lösung nach einiger Zeit gelblich, was auf den Übergang von Eisen-Ionen aus den Kanülen in<br />

die Lösung hindeutet.<br />

Alternativ wurden daher auch erfolgreich Platin- und Graphitelektroden getestet. Da die Kanülen aber sehr<br />

preiswert sind, bleiben sie letztlich unsere erste Wahl. Prinzipiell kann man im Übrigen an der Kathode<br />

auch lediglich das Kupferkabel abisolieren und als Elektrode verwenden (Abb. 6). Es korrodiert allerdings<br />

im Laufe der Zeit zwischen mehreren Versuchen.<br />

Abb. 1. Aufbau des Zersetzers<br />

Abb. 2. Die Spitze der<br />

Kanüle muss aus<br />

Sicherheitsgründen<br />

abgeschnitten werden.<br />

Die Kanülen werden um<br />

einen Nagel herum<br />

spiralartig gebogen<br />

Abb. 3. Füllung der<br />

Schenkel mit<br />

angesäuertem Wasser –<br />

von unten zuvor<br />

eingeführt die spiralförmig<br />

aufgedrehten<br />

Stahlkanülen<br />

Abb. 4. <strong>Ein</strong> einfacher<br />

Zersetzer


Abb. 5. <strong>Hofmannscher</strong> <strong>Zersetzungsapparat</strong> im<br />

Betrieb<br />

Abb. 7. Es entsteht doppelt so viel Wasserstoff wie Sauerstoff<br />

3 <strong>Ein</strong>satz des Wasserzersetzers<br />

Abb. 6. Gasentwicklung an Kupfer- und Stahlelektrode.<br />

Der Zersetzer wird eingesetzt, um die Energieumsetzung bei chemischen Reaktionen in der Sekundarstufe<br />

I zu verdeutlichen. Die Elektrolyse dient als Beispiel <strong>für</strong> die Speicherung von Energie in den Stoffen, die<br />

Umkehrreaktion (Knallgasreaktion) setzt Energie frei. <strong>Ein</strong> Anschlussversuch wäre die Demonstration einer<br />

gekauften Brennstoffzelle.<br />

Ebenso kann man zeigen, dass Wasser eine Verbindung ist (Abb. 7). Der Nachweis der entstandenen<br />

Gase erfolgt getrennt voneinander oder wenn man will auch als Knallgas. Besonders einfach gelingt dies<br />

Experiment, wenn man die entstandenen Gase in einer Spritze, z.B. über einen Dreiwegehahn, mischt und


das Knallgasgemisch einfach mit Hilfe einer Kanüle in eine mit Spülwasser gefüllte Petrischale spritzt. Die<br />

Blasen entzündet man mit einem Glimmspan. Videos dazu findet man in [8] .<br />

Dieses Experiment kann man auch als halbquantitativen Versuch nutzen, um zu zeigen, dass man<br />

Wasserstoff und Sauerstoff <strong>für</strong> eine optimale Reaktion im Verhältnis 2:1 mischen muss. Als<br />

Vergleichsversuch gibt man reinen Wasserstoff in eine Petrischale mit einem Spüli-Wasser-Gemisch,<br />

dieser brennt ruhig ab.<br />

Letztlich lässt sich bei bekannter Formel von Wasser zeigen, dass Gase die gleichen Stoffmengen pro<br />

Volumen enthalten.<br />

Literatur<br />

[1] V. OBENDRAUF: Experimente mit Gasen im Minimaßstab. - Chemie in unserer Zeit 30 (1996), Nr. 3, S. 118-125<br />

[2] R. Full: „Spritzige“ chemische Experimente: Chemie mit <strong>Ein</strong>wegspritzen. - Serie in der PdN. Teil 1 PdN-Ch 2/47, S.33 bis teil<br />

12 PdN-Ch 5/48, S.38<br />

[3] A. VOSS - F. KAPPENBERG: <strong>Ein</strong>fache und preiswerte Experimente <strong>für</strong> den Chemieunterricht.- MNU (1999)<br />

[4] P. MENZEL: Schülerexperimente mit Medizintechnik-Zubehör. - Chemie in der Schule 47 (2000) Nr. 3, S. 140–147.<br />

[5] G. V. BORSTEL – A. BÖHM: Chemie mit Magensonde und Spritze.- Naturwissenschaften im Unterricht Chemie 14 (2003) Nr. 78,<br />

S. 15-18.<br />

[6] G. V. BORSTEL – A. BÖHM: ChemZ - Chemieunterricht mit medizintechnischem Gerät. - Naturwissenschaft im Unterricht<br />

Chemie 15 (2004) Nr. 81, S. 48/49.<br />

[7] G. V. BORSTEL – A. BÖHM: Chemieunterricht macht Spaß!.- Praxis der Naturwissenschaften Chemie in der Schule 54 (2005)<br />

Nr.1, S. 21-25.<br />

[8] Material beim Autor erhältlich: s. www.lebensnaherchemieunterricht.de (06.01.2006)<br />

GREGOR VON BORSTEL, gregorvonborstel@web.de, StR (Chemie und Geschichte) unterrichtet am Albertus-<br />

Magnus-Gymnasium Köln, Ottostr. 87, 50823 Köln, und betreibt die Homepage<br />

www.lebensnaherchemieunterricht.de.<br />

ANDREAS BÖHM, boehm_a@gmx.de, StR (Chemie und Biologie) ist am privaten Gymnasium der<br />

Franziskanerinnen von Nonnenwerth, Gymn. Nonnenwerth, Insel Nonnenwerth, 53424 Remagen, tätig.

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