Und inwieweit reagiert Wild auf Warnlaute der eigenen - Jäger
Und inwieweit reagiert Wild auf Warnlaute der eigenen - Jäger
Und inwieweit reagiert Wild auf Warnlaute der eigenen - Jäger
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
W ILDBIOLOGIE<br />
Foto: Karl-Heinz Volkmar<br />
beim Rotwild. Ob zudem<br />
beim Schwarzwild, bleibt<br />
dahingestellt. Eigene Beobachtungen<br />
habe ich dazu<br />
nicht gemacht, und auch<br />
einheimische <strong>Jäger</strong> aus Ostpolen<br />
konnten mir das nicht<br />
bestätigen. Beson<strong>der</strong>s empfindlich<br />
<strong>auf</strong> den Warnruf<br />
des Eichelhähers reagieren<br />
führende Ricken und Rottiere.<br />
Das intensive Äugen,<br />
Winden und Lauschen<br />
nimmt kaum ein Ende. Bei nur etwas Ungewißheit wird <strong>der</strong><br />
Platz sofort geräumt. Rehe ohne Anhang entscheiden sich etwas<br />
langsamer zur Flucht. Dafür schrecken sie aber manchmal anhaltend,<br />
und das, wie es scheint, nur als Reaktion <strong>auf</strong> den Warnruf<br />
<strong>der</strong> Häher. Hier findet eine zwischenartliche Kommunikation<br />
statt. Häher machen zwar Lärm<br />
wegen eines Feindes, nicht aber,<br />
um die Rehe vor ihm zu warnen.<br />
Diese wissen jedoch aus Erfahrung,<br />
die Warnrufe für sich zu<br />
nutzen.<br />
Führende Ricken reagieren<br />
empfindlicher <strong>auf</strong> artfremde<br />
<strong>Warnlaute</strong> als Einzelstücke.<br />
REHWILDSCHRECKEN<br />
Das Schrecken des Rehwildes ist<br />
Ausdruck von Ungewißheit, Beunruhigung<br />
und Aufregung. Am<br />
häufigsten schrecken Rehe, wenn<br />
sie etwas wahrgenommen haben,<br />
von dem sie keine Wittrung bekommen<br />
haben und nicht sicher<br />
sind, ob es sich nur um eine harmlose<br />
Ruhestörung o<strong>der</strong> aber um<br />
eine wirkliche Gefahr handelt.<br />
So schrecken sie beispielsweise,<br />
wenn sie <strong>auf</strong> einen <strong>Jäger</strong> treffen,<br />
den sie zwar eräugt, jedoch nicht<br />
gewindet haben. Auch schrecken<br />
sie häufig, wenn sich Sauen geräuschvoll<br />
nähern, aber noch<br />
nicht als solche identifiziert<br />
sind. Das Schrecken<br />
eines Rehs ist häufig auch Anlaß für an<strong>der</strong>e, sich in <strong>der</strong><br />
Nähe befindende Rehe, dasselbe zu tun. Schrecken ist<br />
ein Warnsignal, das bei an<strong>der</strong>en Rehen Beunruhigungserscheinungen<br />
auslöst, auch<br />
bei denen, die die Ursache<br />
<strong>der</strong> Störung<br />
nicht wahrgenommen<br />
haben. Wahrscheinlich<br />
handelt<br />
es sich auch um<br />
eine Art von<br />
Lautkontaktenzwischen<br />
den<br />
einzel-<br />
nenStük-<br />
44 J 12/2006<br />
Foto: Helmut Pieper<br />
Foto: Wolfgang Radenbach<br />
Ziehen Sauen geräuschvoll durch den Bestand, läßt das Schrecken <strong>der</strong> Rehe nicht lange <strong>auf</strong> sich warten.<br />
ken. Rehe melden gegenseitig ihre Anwesenheit, was bei <strong>der</strong> sommerlichen<br />
Territorialität seine Bedeutung haben kann. Das könnte<br />
auch ein Grund dafür sein, daß im Herbst und Winter seltener<br />
geschreckt wird, weil es in dieser Jahreszeit viel weniger natürliche<br />
Deckung gibt, wodurch plötzliche Überraschungen und unerwartetes<br />
Eintreten von Gefahren seltener vorkommt.<br />
SCHRECKEN DES ROTWILDES<br />
An<strong>der</strong>es Schalenwild <strong>reagiert</strong> <strong>auf</strong> das Schrecken von Rehwild<br />
unterschiedlich, meist jedoch nur mit mäßigem Interesse. Beobachtet<br />
man etwa ein <strong>auf</strong> einer Waldwiese äsendes Rotwildrudel<br />
und etwas abseits einige Rehe, von denen eines schreckt, weil<br />
gerade an<strong>der</strong>es <strong>Wild</strong> im Anmarsch ist, äugt das Rotwild, zumindest<br />
das Leittier zwar in Richtung des schreckendes Rehs, schenkt<br />
dem aber nicht die allerhöchste Aufmerksamkeit. Hat es dann<br />
aber selber eine sich nähernde Gefahr ermittelt, wird sofort eine<br />
höhere Alarmstufe eingeschaltet, zu <strong>der</strong> manchmal auch das<br />
Schrecken gehört. Dieses ist aber im Prinzip wie beim Rehwild<br />
Situationen vorbehalten, in denen irgend etwas das Mißtrauen<br />
des Tiers erregt hat, ohne daß es die Quelle genau identifizieren<br />
kann. Übrigens schreckt Rotwild längst nicht so häufig und intensiv<br />
wie Rehwild. Es schrecken nur das Leittier o<strong>der</strong> dasjenige<br />
Tier, dessen Verdacht erregt worden ist. Das ganze Rudel sichert<br />
dar<strong>auf</strong>hin, ohne jedoch flüchtig zu werden. Das Schrecken<br />
des Tiers trägt weit und wird von allem Rotwild beachtet, das<br />
sich in Hörweite befindet – gleichgültig, ob es zum selben Rudel<br />
gehört o<strong>der</strong> nicht.<br />
Hirsche schrecken nur selten, wobei es bei ihnen wirklich ein<br />
Schreck- und kein Warnlaut ist, den sie ausstoßen, wenn sie<br />
durch plötzliches Zusammentreffen mit dem Menschen o<strong>der</strong><br />
einem Großraubtier erschreckt werden. Natürlich wird dieser<br />
Laut auch von an<strong>der</strong>em Rotwild wahrgenommen, welches nun<br />
entsprechend <strong>reagiert</strong>. Auch das Rehwild wird gewarnt, und<br />
bisweilen quittiert es den Schrecklaut mit eigenem<br />
Schrecken. Professor<br />
Dr. Zygmunt Pielowski<br />
Rotwild <strong>reagiert</strong>gelassen<br />
<strong>auf</strong><br />
schreckendesRehwild.<br />
Doch<br />
zumindest<br />
das Leittier<br />
wirft einen<br />
Blick in die<br />
entsprechende<br />
Richtung.