Festschrift
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150 Jahre<br />
Schutzgebühr: 1 EUR<br />
Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 e.V.
Ein Blick in Ihre Zukunft.<br />
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Grußwort<br />
des Landrates Rainer Kaul<br />
Hervorragende Einbindung<br />
der Jugend<br />
Engers ist ohne Zweifel eine der<br />
karnevalistischen Hochburgen in<br />
unserer Region. Viele Engerscher<br />
Bürgerinnen und Bürger sind Mitglied<br />
und engagieren sich in einem der fünf<br />
Vereine, die sich ganz der fünften<br />
Jahreszeit verschrieben haben, sei es<br />
bei der GEK, bei den Möhnen, den<br />
beiden Wagenbauvereinen oder eben<br />
bei der Prinzengarde.<br />
Nach den Überlieferungen wurde<br />
im Jahre 1855 erstmalig Karneval<br />
„organisiert“ gefeiert, so etwa, wie<br />
wir ihn heute kennen, nämlich mit<br />
einem Prinzen, der damals Ewald<br />
hieß, und erstmalig mit Gardisten, die<br />
den Prinzen durch die karnevalistische<br />
Session zu begleiten hatte.<br />
Natürlich waren die „Offiziellen“<br />
keine ernsten preußischen Beamten,<br />
sondern mussten damals wie heute<br />
Spaß an der Freud haben.<br />
Heute hat die Prinzengarde viele<br />
Mitglieder, Männer und Frauen,<br />
Jungen und Mädchen, die nicht<br />
nur den Prinzen mit ihren roten<br />
Kostümen umrahmen, sondern sie<br />
haben den Gardetanz zu Ehren des<br />
Prinzen entwickelt und bieten heute<br />
einem begeisterten Publikum zusammen<br />
mit der Showtanzgruppe<br />
ein temperamentvolles, attraktives<br />
Programm in herrlich farbenfrohen<br />
Kostümen.<br />
Ich freue mich sehr, dass die<br />
Engerser Prinzengarde so stark im Ort<br />
verwurzelt ist und somit die karnevalistischen<br />
Traditionen mit immer<br />
noch vielen karnevalsbegeisterten<br />
Mitstreiterinnen und Mitstreitern auch<br />
in der Gegenwart erhalten werden<br />
können. Mit der hervorragenden<br />
Einbindung der Jugend ist der<br />
Engerscher Karneval auch in Zukunft<br />
gesichert.<br />
Mein Dank gilt allen Aktiven und<br />
Freunden des Vereins, die sich um die<br />
Weiterentwicklung verdient gemacht<br />
haben, insbesondere den Organisatoren<br />
für die fünfte Jahreszeit, die mit<br />
allen Vorbereitungen fast das ganze<br />
Jahr umfasst.<br />
In diesem Sinne ein herzliches<br />
Engerscher Helau!<br />
Rainer Kaul<br />
Landrat des Kreises Neuwied<br />
1
2<br />
Grußwort<br />
des Oberbürgermeisters Nikolaus Roth<br />
Was ist Karneval in Engers ohne<br />
die Prinzengarde? Dies wird sich auch<br />
jene Narrenschar gedacht haben, die<br />
laut Überlieferung bereits 1855 erstmals<br />
in Engers Karneval organisiert<br />
und gefeiert hatte. Der Prinz hatte<br />
also damals schon seine Gardisten,<br />
die ihm treu zur Seite standen. Und so<br />
kann die Prinzengarde Engers in der<br />
Session 2004/2005 einen besonderen<br />
Geburtstag feiern: sie wird runde 150!<br />
Gerne nehme ich dieses Jubiläum<br />
zum Anlass, um im Namen der Stadt<br />
Neuwied herzlich zu gratulieren. Ich<br />
denke, wir können stolz sein auf derart<br />
traditionsreiche und nach wie vor<br />
engagierte Pflege des Brauchtums Karneval<br />
in unserer Stadt. Und die Prinzengarde<br />
Engers kann zweifellos stolz<br />
sein, auf das, was sie geleistet hat.<br />
Diese <strong>Festschrift</strong> gibt Einblicke in<br />
die Geschichte und Entwicklung der<br />
Garde. Ich möchte von der Stelle aus<br />
viel Vergnügen bei der Lektüre wünschen<br />
und darf gleichzeitig alle Besucherinnen<br />
und Besucher, die im<br />
Rahmen des Jubiläums erwartet werden,<br />
herzlich begrüßen. Die Engerser<br />
Prinzengarde, davon bin ich überzeugt,<br />
wird mit einem rundum gelungenen<br />
Programm einmal mehr beweisen,<br />
dass sie nicht nur beim Garde-<br />
tanz eine gute Figur macht, sondern<br />
auch eine ausgesprochen gute Gastgeberin<br />
ist.<br />
150 Jahre Prinzengarde – darin<br />
spiegeln sich natürlich auch Aspekte<br />
wider, die Engers offenkundig auszeichnen<br />
und typisch sind für das örtliche<br />
Leben: zum Beispiel die ausgeprägte<br />
Pflege von Tradition oder das<br />
große bürgerschaftliche Engagement.<br />
So ist es eigentlich überflüssig zu<br />
erwähnen, dass sich die Prinzengarde<br />
über ihre bedeutende Rolle im Karneval<br />
hinaus auch bei anderer Gelegenheit<br />
immer wieder einbringt. Man<br />
denke etwa an den Engerser Convent.<br />
Dass sie außerdem eine aktive<br />
Jugendgarde in ihren Reihen hat, lässt<br />
noch so manche weitere „runde Geburtstage“<br />
erwarten. Ich wünsche für<br />
die Zukunft alles Gute und verbinde<br />
dies mit einem Wort des Dankes und<br />
der Anerkennung für das verdienstvolle<br />
Engagement in den vergangenen<br />
150 Jahren.<br />
Nikolaus Roth<br />
Oberbürgermeister der Stadt Neuwied
Grußwort<br />
des Vorsitzenden Josef Kretzer<br />
Kein Prinz und keine Prinzessin<br />
konnten in der Vergangenheit ohne<br />
ihre Garde auskommen. Und so ist es<br />
auch im Karneval. Dort wird jedoch in<br />
der Fassenacht die Obrigkeit aufs Korn<br />
genommen, und so ist die Prinzengarde<br />
eine Persiflage, eine geistreiche Verspottung<br />
von soldatischen Drill.<br />
Prinzengarden haben eine meist<br />
ebenso lange Tradition wie Karnevalsgesellschaften<br />
und sind, wie diese, zu<br />
einem Träger des rheinischen Brauchtums<br />
geworden. Und wenn in der<br />
Session 2004/2005 die Prinzengarde<br />
Rot-Weiß Engers auf stolze 150 Jahre<br />
ihres Bestehens zurückblicken kann,<br />
so gehört sie, nicht nur im Karneval,<br />
sondern auch im Vereinsleben der<br />
Engerser Vereine, zu einem Traditionsverein,<br />
der sich Verdienste um das<br />
gesellschaftliche Leben in unserem Ort<br />
und um die Erhaltung des Brauchtums<br />
erworben hat.<br />
Unter ihrem Kommandeur Bernd<br />
Wolff hat sich die Prinzengarde Rot-<br />
Weiß Engers zu einer leistungsstarken<br />
Truppe herangebildet, die im<br />
Karneval nicht nur für das Prinzenpaar<br />
unverzichtbar ist, sondern auch<br />
mit ihren eigenen Aktivitäten, und<br />
hier darf ich stellvertretend die Großveranstaltung<br />
„Karnevalistische Frühschoppen“<br />
nennen, wesentlicher Bestandteil<br />
einer jeden Session ist. Ihr<br />
Auftreten und das Auftreten der<br />
Kindertanzgarden in den Sitzungen<br />
und bei den übrigen karnevalistischen<br />
Veranstaltungen sind ein Beispiel für<br />
eine aktive Gemeinschaft.<br />
So gratuliere ich dem Jubiläumsverein<br />
und wünsche ihm auch für die<br />
Zukunft weiterhin viel Erfolg und<br />
eine gute Zeit.<br />
Josef Kretzer<br />
Vorsitzender des<br />
BÜRGERVEREIN ENGERS<br />
3
4<br />
Grußwort<br />
des Präsidenten Peter Schmorleiz<br />
Als Präsident des Regionalverbandes<br />
Karnevalistischer Korporationen<br />
Rhein-Mosel-Lahn e.V. – Sitz<br />
Koblenz – grüße ich im Namen des<br />
Präsidiums die Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 e.V. auf das Herzlichste.<br />
Es ist mir eine große Freude,<br />
dem Jubelverein meine Glückwünsche<br />
und Anerkennung auszusprechen.<br />
Der RKK, mit über 1.060 angeschlossenen<br />
Vereinen – weit über<br />
600.000 Mitgliedern – der größte<br />
selbstständige Regionalverband in<br />
Deutschland, ist stolz, eine solch<br />
renommierte Garde in seinen Reihen<br />
zu wissen.<br />
Wenn die Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 e.V. heute auf ihr 150jähriges<br />
Bestehen zurückblicken kann,<br />
so ist dies zu Recht ein Ereignis, dass<br />
alle Beteiligten mit Freude und Stolz erfüllen<br />
darf. Aktive, Inaktive, Freunde und<br />
Gönner dürfen sich freuen, diese Garde<br />
in diesen 150 Jahren mit Engagement<br />
zur Erbauung der Mitmenschen geführt<br />
zu haben. Der Stolz ist deswegen<br />
berechtigt, weil das Geburtstagskind<br />
drei unglückselige Kriege überlebt hat<br />
und auch weit über die Grenzen seines<br />
Heimatortes den Menschen Freude<br />
bereitet. Es ist immer wieder ein tolles<br />
Bild, wenn die Prinzengarde Engers<br />
aufmarschiert!<br />
Für all’ die Arbeit, für den gesellschaftspolitischen<br />
Einsatz gebührt der<br />
Prinzengarde Engers Rot-Weiß 1855 e.V.<br />
heute Dank und Anerkennung, da sie<br />
damit zur Erhaltung unseres schönen<br />
rheinischen Brauchtums einen wesentlichen<br />
Beitrag geleistet hat. Gleichzeitig<br />
gilt dem Verein zu diesem Jubiläum<br />
mein herzlicher Glückwunsch<br />
in der Hoffnung, dass die Gesellschaft<br />
auch in Zukunft für junge – und im<br />
Herzen jung gebliebene – Menschen<br />
eine Stätte wertvoller Freizeitbeschäftigung<br />
sein wird.<br />
In diesem Sinne wünsche ich der<br />
Prinzengarde Engers Rot-Weiß 1855 e.V.<br />
eine stete Aufwärtsentwicklung, viel<br />
Freude an der Aufgabe und allen Jubiläumsveranstaltungen<br />
einen vollen<br />
Erfolg.<br />
Ihr<br />
Peter Schmorleiz<br />
Präsident des<br />
REGIONALVERBANDES<br />
KARNEVALISTISCHER<br />
KORPORATIONEN<br />
RHEIN-MOSEL-LAHN E.V.<br />
– SITZ KOBLENZ –
Grußwort<br />
des Kommandeurs Bernd Wolff<br />
Aus mündlichen Überlieferungen<br />
wissen wir, dass im Jahre 1855 erstmalig<br />
ein Prinz durch Engers marschierte.<br />
Prinz Ewald Hilgels war sein<br />
Name, von Beruf Gastwirt im Lokal<br />
„Rheinischer Hof“.<br />
Was bewegte diesen Mann, sich<br />
derart in seinem Heimatort zu präsentieren,<br />
wer stand ihm zur Seite?<br />
Nach den Überlieferungen hatte dieser<br />
Prinz auch „Gefolgsleute“. Namen<br />
kennt aber niemand mehr. Sicher ist,<br />
dass die Strukturen, die Prinz Ewald<br />
aufbaute, vereinsmäßigen Charakter<br />
hatten. Sicher ist auch, dass der Prinz<br />
über eine „Begleittruppe“ verfügte,<br />
die damals wie heute die Obrigkeit<br />
verulkte. Die Prinzengarde war geboren.<br />
Diese <strong>Festschrift</strong> gibt einen Überblick<br />
über die Entstehungsgeschichte<br />
eines Vereines, der zwei Weltkriege<br />
überdauert hat. Höhen und Tiefen<br />
des (Vereins-)Lebens sind natürlich<br />
und werden in unserer schnelllebigen<br />
Zeit immer extremer.<br />
Umso erfreulicher ist die Tatsache,<br />
dass alle Kameraden mit der Gestaltung<br />
unseres Jubiläums an einem<br />
Strang gezogen haben.<br />
Ich bin stolz, an der Spitze eines<br />
Traditionsvereines stehen zu dürfen<br />
und gemeinsam mit Ihnen und meinen<br />
Kameraden 150 Jahre Karneval in<br />
Engers feiern zu können.<br />
Mein größter Wunsch ist das<br />
Weiterleben der Traditionen über<br />
viele Jahrhunderte hinweg. Traditionen<br />
zu bewahren und weiterzugeben<br />
sind ein Zeichen menschlichem<br />
Miteinander.<br />
Bernd Wolff<br />
Kommandeur<br />
General der Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 e.V.<br />
5
Liebe Freunde der Prinzengarde Engers Rot-Weiß 1855 e.V.,<br />
zu Ihrem 150-jährigen Jubiläum möchten wir Ihnen recht herzlich<br />
gratulieren.<br />
Wir wünschen dem Fest und der Session 2004/2005 einen guten<br />
Verlauf und Ihnen für die nächsten Jahre alles denkbar Gute!<br />
Mit karnevalistischem Gruß<br />
Ihre Firma Karl Cristandt oHG<br />
Getränke<br />
Cristandt
Geburtstagsgrüße<br />
unseres Ehrenmitgliedes Willi Schunkert<br />
Prinzengarde Engers Rot-Weiß<br />
1855 e.V., eine Truppe, die sich anschickt,<br />
ihr 150-jähriges Bestehen zu<br />
feiern. Die Prinzengarde ist heute ein<br />
hochangesehener Verein in der näheren<br />
und weiteren Umgebung. Geschichtlich<br />
betrachtet findet man<br />
Anhaltspunkte für die Gründung der<br />
Garde im gleichen Jahr wie die Große<br />
Engerser Karnevalsgesellschaft. Schon<br />
der erste urkundlich erwähnte Prinz<br />
verfügte bereits über eine Prinzenbegleittruppe,<br />
die mit militärischen<br />
Parodien aufwartete. So wollen wir<br />
nun das Jahr 1855 auch als das Gründungsjahr<br />
der Prinzengarde Engers<br />
betrachten. Außer ein paar Bildern,<br />
die noch hier und da vorhanden sind,<br />
Motivwagen 1936<br />
gibt es wenige Urkunden, die unsere<br />
Vermutung bestätigen können.<br />
Man erzählt sich, dass in den Jahren<br />
vor dem Ersten Weltkrieg, zu einer<br />
Zeit als im Schloss Engers eine Kriegsschule<br />
beheimatet war, die Prinzengarde<br />
vor den Fähnrichen dieser Schule<br />
ihr Exerzieren und ihre Parade vorführten.<br />
Diese und andere Gegebenheiten<br />
hatten einzig ihren Sinn, die Obrigkeit<br />
auf die Schippe zu nehmen und<br />
das allzu ernst Gemeinte aufzuheitern,<br />
wie es noch heute im Karneval<br />
üblich ist.<br />
Bekanntlich parodiert noch heute<br />
die Prinzengarde den Militarismus<br />
mit Knallerei und Feuerzauber bei<br />
7
8<br />
Prinz Wilhelm II. von Hohenweilburg<br />
Willi Weiler 1936<br />
dem jährlichen Sturm auf das historische<br />
Rathaus in Engers. Allerdings<br />
sind dabei keine Toten und Verwundeten<br />
zu beklagen, höchstens fallen<br />
ein paar Bierleichen auf.<br />
Seit einigen Jahren besteht die<br />
Freizeitbeschäftigung der Gardisten<br />
nicht nur aus der Parodie des Militärs.<br />
In einer karnevalistischen Tanzgruppe<br />
werden von den Mitgliedern Leistungen<br />
abverlangt, die an den Hochleistungssport<br />
erinnern. Jedenfalls<br />
dient diese Art der Bewegung sicherlich<br />
der persönlichen Fitness und der<br />
Gesundheit, besser jedenfalls als die<br />
einseitige Bewegung eines Joysticks<br />
am Computer. Das diese Art der<br />
Freizeitbeschäftigung der Geselligkeit<br />
und dem Umgang mit seinen Mitmenschen<br />
dient, brauche ich wohl<br />
nicht zu erwähnen.<br />
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg ist<br />
uns allen, aufgrund der Zeitzeugen,<br />
wesentlich besser<br />
bekannt. Ich erinnere<br />
mich noch<br />
gerne an den Neuanfang<br />
der Prinzengarde unmittelbar<br />
nach Kriegsende. Willi Weiler als Gardehauptmann<br />
hoch zu Pferd gründete<br />
die Prinzengarde nach schwierigen<br />
Jahren neu. Unvergesslich sind die<br />
von ihm eingeführten Husaren-Uniformen<br />
und sein Engagement um die<br />
Sache Karneval.<br />
Nach einigen Jahren stieg Willi<br />
Weiler vom Pferd und das Kommando<br />
ging an Hans Klein über, der mit einer<br />
jüngeren Mannschaft begann. Es brach<br />
auch schon eine andere Zeit an, in der<br />
man Gegenbesuche bei auswärtigen<br />
Vereinen absolvierte.<br />
Willi Weiler 1952
Im Jahre 1957 übernahm ich die<br />
Kommandantur der Garde, und es<br />
sollte die längste Amtszeit eines Kommandeurs<br />
bis heute sein. 20 Jahre leitete<br />
ich die Geschicke der Garde, bis<br />
im Jahre 1977 Erich Bach in meine<br />
Fußstapfen trat. Als ich die Garde von<br />
Willi Weiler übernahm, waren die<br />
Nachkriegsfolgen überstanden. Nach<br />
und nach war wieder mehr Geld in<br />
den Taschen der Menschen, welches<br />
vom Karneval allgemein und der Prinzengarde<br />
im Besonderen benötigt<br />
Hans Klein 1954 Damengarde 1955<br />
wurde. In diesen Jahren gab es viel<br />
Bewegung innerhalb der Garde. Ein<br />
Fanfarenzug und ein Spielmannszug<br />
wurden gegründet, aber leider war die<br />
Finanzdecke nicht dick genug, sodass<br />
diese Gliederungen des Vereins ihren<br />
Betrieb nach einigen Jahren wieder<br />
einstellen mussten. Eine Damenprinzengarde<br />
und eine Gruppe Funkenmariechen<br />
wurden ins Leben gerufen.<br />
Im Jahre 1964 gelang es mir und<br />
meinen Mitstreitern, die Prinzengarde<br />
auf 74 aktive Personen in Uniform<br />
1956
10<br />
Willi Schunkert<br />
1962<br />
auszubauen, die eine der Attraktionen<br />
im Engerser Rosenmontagszug darstellten.<br />
Während dieser Zeit nahm die<br />
Prinzengarde in Begleitung des Fanfarenzuges<br />
an Umzügen in Bad Hönningen,<br />
Höhr-Grenzhausen und Heimbach-Weis<br />
teil. Nach einem Freundschaftsbesuch<br />
in Solingen wurde ein<br />
Prinzengarde-Treffen unter Mitwirkung<br />
von 10 Vereinen, verbunden mit<br />
einem Festzug, in Engers durchgeführt.<br />
Gerne erinnere ich mich an den<br />
Sieger dieses ersten Tanzturnieres,<br />
die Weiser Möhnen. Auf die Besuche<br />
zu dieser Veranstaltung folgten<br />
Gegenbesuche in Bad Hönningen und<br />
Freudenburg.<br />
Nach fast 20 Jahren hatten die<br />
Husarenuniformen ausgedient. Eine<br />
neue Uniform zierte die Engerser<br />
Garde, die mit geringen Abweichungen<br />
noch heute getragen wird.<br />
1977 übertrug ich Erich Bach das<br />
Kommando über meine Prinzengarde.<br />
Er machte Engers und die Prinzengarde<br />
durch das Tanzfestival am<br />
Rhein weit über seine Ortsgrenzen<br />
hinaus bekannt. Ihm verdankt die
Garde einige Bühnenbilder, die Erichs<br />
gestalterisches Geschick nur erahnen<br />
lassen.<br />
Das Tanzfestival am Rhein war<br />
Auslöser von einer Menge Gegenbesuchsverpflichtungen,<br />
die sich auf<br />
das ganze Jahr verteilten. Es stellte<br />
sich nun die Frage der Finanzierung,<br />
da nicht nur Kosten für eine Uniform<br />
entstanden, sondern auch Fahrtkosten<br />
bis in das Kölner Einzugsgebiet.<br />
Gleichzeitig wurden auch steuerliche<br />
Fragen laut. Bei größeren Umsätzen<br />
aller Kooperationen stieg die Steuerpflicht,<br />
dies sollte vermieden werden<br />
zugunsten des Engerser Karnevals.<br />
Die Große Engerser Karnevalsgesellschaft<br />
und die Prinzengarde Engers<br />
teilten sich in zwei rechtlich selbstständige<br />
Vereine, und so zielt man<br />
also getrennt auf die Feierlichkeiten<br />
in der Session 2004/2005 hin. Nach<br />
SCHREIBWAREN<br />
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der Trennung war die Prinzengarde<br />
nicht mehr von den Vorstandsbeschlüssen<br />
der GEK abhängig und<br />
konnte so ein Eigenleben entwickeln.<br />
Sei es in Fragen der Uniformen oder<br />
der Gestaltung und des Ablaufes der<br />
Veranstaltungen, die Prinzengarde<br />
entscheidet selbst über Anschaffung<br />
und Finanzierung.<br />
Zieht man ein Fazit, kann diese<br />
Lösung sicherlich als gut bewertet<br />
werden, denn noch immer heißt<br />
es „Getrennt marschieren, vereint<br />
schlagen“.<br />
Ich wünsche der Prinzengarde<br />
Engers alles erdenklich Gute zu ihrem<br />
150-jährigen Bestehen.<br />
Willi Schunkert<br />
Ehrenmitglied<br />
General a. D.<br />
11
12<br />
Wir gratulieren der Prinzengarde<br />
zu 150 Jahre Frohsinn
Geburtstagsgrüße<br />
unseres Ehrenmitgliedes Erich Bach<br />
Dem Narr ward’s in die Wieg’<br />
gelegen, Freude zu schenken,<br />
ein ganzes Leben.<br />
In den Jahren 1977 bis 1988<br />
begann für mich eine neue Ära im<br />
Engerser Karneval. Seit meiner Kindheit<br />
war ich zwar mit dem karnevalistischen<br />
Geschehen sehr vertraut,<br />
denn in meinem Elternhaus war der<br />
Karneval kein Fremdwort. Vater dichtete<br />
Büttenreden, die Mutter brachte<br />
sie dann zum Vortrag. Sie war auch<br />
sehr aktiv bei den Engerser Möhnen,<br />
wobei ich öfters bei diesem Treiben<br />
dabei sein durfte. Als ich 1958 in die<br />
Prinzengarde eintrat, hatte sich ein<br />
Weg für mich geöffnet, den ich damals<br />
nicht erahnte. Nachdem ich in<br />
der Garde vom Fähnrich, Tanzoffizier<br />
und Tambormajor mich so langsam<br />
sozusagen hochdiente, musste es<br />
auch eines Tages dazu<br />
kommen, den Höhepunkt<br />
im Engerser Karneval mitzuerleben:<br />
„Einmal Prinz<br />
zu sein in Engersch am<br />
Rhein“. Für mich ein<br />
unvergessliches Erlebnis,<br />
welches mich bis heute<br />
geprägt hat.<br />
So kam es, dass ich<br />
1977 in die Fußstapfen<br />
meines Vorgängers Kommandeur<br />
Willi Schunkert<br />
trat. Als Willi mir das<br />
Kommando über die Prin- 11 Jahre Kommandeur der<br />
zengarde übertrug, hieß Prinzengarde Engers (1977–1988)<br />
es für mich, ein schweres<br />
Amt weiterzuführen. Die Bürde der<br />
Tradition musste fortgesetzt werden.<br />
Eine Garde zu leiten, die zwei Weltkriege<br />
überdauert hatte und es immer<br />
wieder dabei einen Kommandeur gegeben<br />
hatte, war gerade eine Herausforderung<br />
und eine Verpflichtung,<br />
das Brauchtum zu erhalten. Mit Leib<br />
und Seele habe ich mich dem Amt<br />
des Kommandeurs verschworen und<br />
denke noch gerne an die Zeit zurück,<br />
in der ich mich auf eine gute Kameradschaft<br />
verlassen konnte. Mein 13<br />
innerer Tatendrang gab mir keine<br />
Ruhe; so setzte ich mich in meiner<br />
Zeit als Kommandeur für viele Höhe-
14<br />
punkte, die das<br />
Leben um den<br />
Karneval richtig<br />
geck machten, ein.<br />
Wenn wir bei so<br />
mancher frohen<br />
Runde das Lied<br />
der Prinzengarde<br />
erklingen ließen,<br />
war die Garde so<br />
richtig in ihrem<br />
Element. Feiern<br />
das konnten wir<br />
und daran erinnere ich mich gerne<br />
zurück.<br />
Mit dem Aufleben des Winnetou-<br />
Camps wurde eine schöne Tradition<br />
ins Rollen gebracht. Der Auslöser war<br />
ein Tombolagewinn von Gisela Günzel<br />
(heute Winkler). Der Hauptpreis war<br />
ein Abendunterhalter mit Musik. Im<br />
Garten der Sonderschule bei Kaußen’s<br />
Peter gab es den Auftakt, und das<br />
Winnetoucamp war geboren.<br />
Es folgten mehrere Treffen in<br />
Mogendorf und später in Reckershausen.<br />
Das Lagerleben der Garde und<br />
ihren Angehörigen wurden zu unvergesslichen<br />
Erlebnissen. Durch neue<br />
Ideen, die am Lagerfeuer entstanden<br />
sind, wurden beispielsweise die Weichen<br />
für die Gründung einer Jugend-<br />
garde und der heutigen Bürgerwehr<br />
gestellt. Pläne zu Jahresfahrten galt es<br />
zu verwirklichen, die später zu einem<br />
jährlichen Muss wurden; dieses gab<br />
dem Vereinsleben doch immer wieder<br />
den nötigen Auftrieb. Auf die Reise in<br />
das schöne Allgäu folgten der Besuch<br />
bei den Karl-May-Festspielen in<br />
Elspe. Besuche in Zell und Alf an<br />
der Mosel waren ebenso unvergesslich<br />
wie die Ausflüge zum Minidom,<br />
Safaripark, Steiger Mühle, zu der<br />
Hunnenhorde nach Köln, Auf keinen<br />
Fall darf ich in meiner Aufzählung die<br />
Fahrt nach Rothenburg ob der Tauber<br />
vergessen, denn dieser Ausflug war<br />
ein Pfingsterlebnis der besonderen<br />
Art.<br />
Karnevalistisch gesehen war es<br />
immer ein Höhepunkt in der Session,<br />
wenn es dann zu den Freunden nach<br />
Ratingen ging. Die Auftritte auf einer<br />
Bühne in diesem Großstadtflair war<br />
für uns etwas Großartiges. Besonders<br />
schmeckte uns hinterher das „Alt-<br />
Bier“ so gut. Dabei hatten wir die
Bühnenbild „Lachendes Engers“ 1985<br />
Möglichkeit, unsere Garde bis zu einer<br />
Klasse heranreifen zu lassen, sodass<br />
wir es wagten, im Jahre 1986 zur<br />
Rheinlandmeisterschaft anzutreten.<br />
„Der Mühe und dem Fleiß, reiche<br />
man den besten Preis“.<br />
Diese von mir anlässlich des Tanzfestivals<br />
als Prolog geprägten Worte<br />
waren für die Prinzengarde von großer<br />
Bedeutung. 1986 und 1987 durfte<br />
ich es miterleben, die Meisterschaftsschale<br />
aus der Disziplin der Herrengarden<br />
mit nach Hause zu tragen. Die<br />
Prinzengarde hatte ihrem Namen alle<br />
Ehre gemacht; sie war weit über die<br />
Ortsgrenze bekannt und wurde von<br />
Stund an auch in ihrem Heimatort<br />
geachtet. Diese Beachtung war schon<br />
der Lohn für die Mühe, denn um<br />
den Stellenwert der Garde in Engers<br />
hatten wir in der Vergangenheit<br />
immer schwer zu kämpfen.<br />
Hieraus erfolgte auch die Verselbstständigung<br />
der Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 und ein in das Vereinsregister<br />
eingetragener Verein.<br />
Im Jahre 1985 kam mir der Gedanke,<br />
wenn wir als große Garde nach<br />
draußen gehen, dann müsste auch<br />
eine Fahne her, die das Bild einer<br />
Garde abrundete. Kurz darauf legte ich<br />
einen Entwurf vor, wonach eine<br />
Standarte gefertigt wurde. Im festlichen<br />
Rahmenprogramm war es uns<br />
möglich, sie bei einer Fahnenweihe<br />
Fahnenweihe 1985
16<br />
v. l. n. r:<br />
Peter Kaußen,<br />
Helmut Nilges,<br />
Erich Bach<br />
der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die<br />
Engerser Vereine hatten sich rege mit<br />
ihren eigenen Fahnen daran beteiligt.<br />
Ideen hatte ich genug, etwas Neues<br />
zu gestalten. So machte ich mich mit<br />
meinen Gardisten lange Jahre daran,<br />
die Bühnendekoration in der Sporthalle<br />
zu karnevalistischen Anlässen<br />
zu entwerfen. Ich denke dabei an die<br />
Bühnenbilder 1.000 und 1 Nacht, Disneyland<br />
und die Dekoration zum<br />
Auftritt von Lotti Krekel. Später folgten<br />
die Dekorationen für die Prunksitzung<br />
wie der Strahlenkranz, die<br />
Narrenkappe und als Höhepunkt das<br />
„Lachende Engers“.<br />
Bei allen Aktivitäten im Karneval<br />
entwickelte sich das Tanzturnier zu<br />
einem festen Bestandteil im Herbst<br />
jeden Jahres, dem ich den Namen<br />
„Tanzfestival am Rhein“ gegeben<br />
hatte. Im Gardetanzsport war Engers<br />
mit diesem Turnier in aller Munde.<br />
Für die Teilnehmer war es immer eine<br />
Ehre, hier bei unserem Turnier auftreten<br />
zu dürfen. Noch einige Jahre<br />
nach meiner Kommandeurzeit war es<br />
für mich eine Freude, dabei zu sein<br />
und als Turnierleiter durch den<br />
Abend zu führen, dabei die vielen<br />
Auftritte zu verfolgen und die Leistungen<br />
der einzelnen Gruppen zu<br />
betrachten. All dies war schon die<br />
Sache wert. Die Zeit während meines<br />
Kommandos über die Garde war mir<br />
leicht gefallen, denn ich hatte gute<br />
Freunde und Mitstreiter an meiner<br />
Seite. All denen möchte ich an dieser<br />
Stelle mein Dankeschön zurufen.<br />
Genau nach den närrischen 11 Jahren<br />
gab ich meine Führung der Prinzengarde<br />
Engers ab und trug das Kommando<br />
an Bernd Wolff weiter. Möge<br />
es dessen Nachfolger genauso vergönnt<br />
sein, seine Ideen zu verwirklichen<br />
und mit Spaß die Garde in<br />
Engersch führen zu dürfen.<br />
Engersch Helau!<br />
Erich Bach<br />
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17
18<br />
Im Jahre 1975 regierte Prinz Erich I. aus dem Hause Bachus<br />
die Engerser Narrenschar. Für die Prinzengarde war dies ein<br />
absolutes Highlight, war doch einer ihrer treuen Kameraden<br />
Prinz Karneval.<br />
Bei der Vorstandssitzung am<br />
30. 12. 1974 teilte die GEK mit, in der<br />
kommenden Session keinen Prinz<br />
vorzeigen zu können. Schon immer<br />
hatte der Karnevalist aus Leidenschaft,<br />
Ehrenmitglied Erich Bach, den<br />
Wunsch, einmal an der Spitze des<br />
Karnevals zu stehen. Langsam an die<br />
Regentschaft herantastend, wurde zu<br />
später Stunde auf einem Bierdeckel<br />
der Prinz, aus einem Ei geboren, festgehalten.<br />
Drei Freunde fanden sich<br />
zusammen und entschlossen sich,<br />
den Karneval als „Dreigestirn“ von<br />
Engers zu repräsentieren. Dieser Ent-<br />
schluss endete jäh bei Bach’s im<br />
Wohnzimmer. Als die drei ihren Frauen<br />
von ihrer Heldentat berichteten,<br />
sahen diese sich direkt in schönen<br />
Hofstaatkleidern. Also doch keine<br />
reine Männerwirtschaft. Der Hofstaat<br />
war geboren und wurde posthum<br />
ergänzt. Was verteilt ein Prinz, der<br />
sich Silvester zur Regentschaft entschließt?<br />
Diese Frage stellte sich auch<br />
Erich, doch auf alles eine Antwort findend,<br />
wurden kurzum Urkunden<br />
gefertigt, die anstelle von Orden verliehen<br />
wurden. Not macht eben erfinderisch.<br />
Text: BW
Geschichtliches<br />
in Stichworten<br />
1947<br />
Neugründung der Prinzengarde mit<br />
Husarenuniformen<br />
1959<br />
1. Tanzgruppe mit einem Tanzpaar,<br />
Gründung eines Fanfarenzuges und<br />
eines Spielmannzuges, Erstürmung<br />
des Engerser Rathauses durch die<br />
Prinzengarde<br />
1963<br />
1. Freundschaftstreffen für Garden (Vorreiter<br />
des Tanzfestivals am Rhein) auf<br />
dem Schlosshof und im Kolpinghaus<br />
1968<br />
Neugestaltung der Uniformen in Anlehnung<br />
der französischen Infanterie<br />
1973<br />
2. Freundschaftstreffen für Garden in<br />
der Sporthalle Engers<br />
ab 1974<br />
Hallendekoration unter Federführung<br />
von Erich Bach für die Sitzungen der<br />
GEK, u. a. 1.001 Nacht, Disneyland,<br />
Auftritt von Lotti Krekel, Lachendes<br />
Engers<br />
1979 –1998<br />
Tanzfestival am Rhein – Funken- und<br />
Gardetanzwettstreit und Gardetreffen<br />
1979<br />
Bau einer Kanone für den Rathaussturm<br />
und die Umzüge. Erstmals übernimmt<br />
die Prinzengarde die Bewirtung<br />
eines Bierbrunnens am Bahnhof<br />
Engers anlässlich des „Drei-Städte-<br />
Wandertages“ an Christi Himmelfahrt.<br />
1982<br />
1. Vereinsausflug nach Rothenburg ob<br />
der Tauber<br />
1982<br />
Start des alljährlichen Zeltlagers<br />
(Winnetoucamp) in Mogendorf, in der<br />
Folge wurde in Reckershausen (Hunsrück),<br />
in Köngiswinter-Bockeroth, in<br />
Bad Ems an der Lahn gezeltet. In den
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letzten Jahren (seit 1999) wurde dem<br />
Comfort Rechnung getragen und im<br />
Waldheim übernachtet.<br />
1984<br />
2. Vereinsausflug nach Immenstadt im<br />
Allgäu<br />
1984<br />
Die Prinzengarde erreicht die Selbstständigkeit<br />
und wird künftig beim<br />
Amtsgericht Neuwied als eingetragener<br />
Verein geführt; gleichzeitig wird<br />
die Mitgliedschaft im RKK und dem<br />
Bürgerverein beantragt und bewilligt.<br />
1985<br />
Für die Prinzengarde geht ein langgehegter<br />
Wunsch in Erfüllung, künftig<br />
weht ihr eine Fahne voran. Die Standarte<br />
der Prinzengarde Engers wird<br />
feierlich eingewiehen.<br />
1985<br />
Durch die Freundschaft zwischen<br />
Erich Bach und Hans Baitzel entstand<br />
im Lokal „Engerser Hof“ erstmals ein<br />
Vereinslokal – Casino der Garde –, in<br />
dem die Errungenschaften bei anderen<br />
Vereinen und eigene Auszeichnungen<br />
ausgestellt werden können.<br />
1986<br />
Die Prinzengarde Engers ertanzte sich<br />
den 1. Platz bei den Rheinland-Meisterschaften<br />
im Gardetanz – Herrengarden<br />
in Mülheim-Kärlich<br />
1987<br />
Die Prinzengarde Engers ertanzte sich<br />
den 1. Platz bei den Rheinland-Meisterschaften<br />
im Gardetanz – Herrengarden<br />
in Mülheim-Kärlich<br />
1987<br />
3. Vereinsausflug nach Elspe ins Sauerland<br />
und Besuch der Karl-May-Festspiele<br />
1987<br />
Das Tanzpaar Iris Schlegel-Wolff und<br />
Bernd Wolff tanzte bei einigen Tanzwettstreiten<br />
des RKK und belegte den<br />
3. Platz beim Narrenclub Grün-Rot in<br />
Neuwied.<br />
1988<br />
Mit insgesamt drei Neuwieder Vereinen<br />
besuchte die Prinzengarde den<br />
Verein Fröhliche Elf in Berlin und<br />
nahm an deren Veranstaltung teil. Für<br />
21
22<br />
die Teilnehmer bleibt diese Fahrt<br />
unvergessen, wurden die Gardisten<br />
auf dem Weihnachtsmarkt doch als<br />
Nikoläuse bezeichnet.<br />
1990<br />
4. Vereinsausflug nach Hamburg, u. a.<br />
Besuch des Ohnsorg-Theaters<br />
1990<br />
Gründung der Schautanzgruppe (Traditioneller<br />
Tanz, kölsche Lieder)<br />
1993<br />
5. Vereinsausflug nach Rothenburg ob<br />
der Tauber<br />
1996<br />
Das 20. Tanzfestival am Rhein musste<br />
mangels Beteiligung abgesagt werden.<br />
1997<br />
Der Versuch einer Wiederholung des<br />
Tanzfestival scheiterte ebenfalls an<br />
der Teilnehmerzahl; die Aktiven beschlossen<br />
auf das Turnier zu verzichten.<br />
1998<br />
Der 1. Karnevalistische Frühschoppen<br />
wurde ein voller Erfolg.<br />
1998<br />
6. Vereinsauflug nach Lindau am<br />
Bodensee<br />
1997<br />
Gründung der Jugendgarde<br />
2002<br />
7. Vereinsausflug nach Straßburg<br />
2004<br />
Der 7. Karnevalistische Frühschoppen<br />
stellte an die Gardisten die bisher<br />
höchsten Anforderunge; insgesamt<br />
gestalteten 45 Gruppen ein Programm<br />
von mehr als 9 Stunden.<br />
2. 10. 2004<br />
Die Prinzengarde Engers feiert als<br />
Start in die Session 2004/2005 ihren<br />
150sten Geburtstag.<br />
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Heinz Schumann war begeistert von den Trommlern des<br />
Fanfarenzuges der Prinzengarde Engers. Bedingt durch die<br />
„enorme“ Körpergröße des passionierten Möchtegerntrommlers<br />
fand man aber für Heinz Schumann keine passende<br />
Trommel.<br />
Wenn es diese Trommel nicht zu<br />
kaufen gibt, dann bauen wir sie halt<br />
selbst. Diesen Pioniergeist hatten<br />
damals wie heute die „Frontmänner“<br />
Erich Bach und Helmut Nilges. Glücklicherweise<br />
war der Vater von Günter<br />
Heuchemer von Beruf Schreiner. Man<br />
traf sich in Heuchemer’s Küche, und<br />
der Vater wurde solange weich gekocht,<br />
bis er sich bereit erklärte, den<br />
Korpus der Trommel zu fertigen. Der<br />
Rest war für die Gardisten ein Kinderspiel.<br />
Nach Meinung aller Gardisten<br />
hatte die Trommel einen viel besseren<br />
Klang als jede gekaufte Trommel.<br />
Text: BW<br />
Seit 36 Jahren Partner für Kommune, Industrie, Gewerbe<br />
und private Bauobjekte<br />
23
Bilder<br />
aus alten Zeiten<br />
1938 �<br />
1920 �<br />
1965 �<br />
1959 �
� 1951<br />
� 1951<br />
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� 1950<br />
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Festansprache<br />
Erich Bach zur Fahnenweihe 1985<br />
Sehr geehrte Damen und<br />
Herren,<br />
wir haben hier und heute eingeladen<br />
zu einem Ereignis, welches in<br />
einem langen Vereinsleben keine Alltäglichkeit<br />
darstellt.<br />
Wenn die Prinzengarde Engers den<br />
Endschluß gefaßt hat, eine Fahne<br />
anzuschaffen und dies noch verbunden<br />
mit einer Fahnenweihe, tat<br />
sie es nur mit dem Gedanken und der<br />
Voraussetzung ihres Bemühens um<br />
den Erhalt des Brauchtums.<br />
Lang war der Weg, vom Endwurf<br />
bis zur Finanzierung und lange fieberten<br />
wir diesem Tage entgegen, wo<br />
wir in einem feierlichen Akt bei einer<br />
Fahnenweihe sie der Öffentlichkeit<br />
präsentieren. Auf diesem langen Weg<br />
der Finanzierung gingen wir oft<br />
gemeinsam mit dem Club für Behinderte<br />
INTEG aus Engers und hatten<br />
immer dabei das gleiche Ziel vor<br />
Augen; mit dem Erlös keine Reichtümer<br />
zu horten, sondern denen das<br />
zu schenken, was vielen heute nicht<br />
vergönnt ist:<br />
„Die Freude am täglichen Leben.“<br />
Ein Dankeschön von dieser Seite<br />
an den INTEG.<br />
Ein Dankeschön auch an die,<br />
welche mit einer Spende oder mit<br />
einem Kauf eines Bausteines zur<br />
Finanzierung beigetragen haben.<br />
Lasset mich an alle hier Anwesenden<br />
einen Dank aussprechen,<br />
dafür, daß Sie unsere Einladung angenommen<br />
haben und mit uns gemeinsam<br />
diese Feierstunde erleben.<br />
Darum heiße ich Sie im Namen der<br />
Prinzengarde Engers Rot-Weiß 1855<br />
e.V. herzlich willkommen.<br />
Erich Bach, Engers anno 1985<br />
27
Festrede<br />
Willi Schunkert zur Fahnenweihe 1985<br />
Liebe Festversammlung, liebe Mitglieder der Prinzengarde,<br />
wir alle sind heute nach hier<br />
gekommen, um anwesend zu sein,<br />
wenn bei der Prinzengarde Engers<br />
etwas ganz Seltenes geschieht:<br />
eine Fahnenweihe.<br />
Die Frage stellt sich nach dem Sinn<br />
dieser Sache.<br />
Die Fahne hat ihren Ursprung<br />
schon in der Frühgeschichte.<br />
Um die Fahne sammelten sich<br />
schon die Stämme oder Horden der<br />
Frühzeit. In kriegerischen Zeiten war<br />
die Fahne das Zeichen der Zusammengehörigkeit.<br />
Sie wurde weithin<br />
sichtbar voraus getragen und alle<br />
folgten. Auch bot sie Versprengten ein<br />
Zeichen.<br />
Es waren meist hohe Stangen an<br />
deren Spitze man Götter, Menschen<br />
oder Tierbildnisse trug. Bei den<br />
Ägyptern war es der heilige Stier.<br />
Bei den römischen Legionen wurden<br />
Adler als Fahnensymbole verwandt.<br />
Mit der Zeit wurde die Fahne den<br />
Soldaten ein Zeichen von Verbundenheit:<br />
sie setzten ihre Ehre und ihr<br />
Leben ein. Wir wissen aber auch, daß<br />
in der Vergangenheit mit der Fahne<br />
als Ausdruck von Verbundenheit,<br />
Kameradschaft, Tradition zu Heimat<br />
und Volk viel Schindluder getrieben<br />
wurde.<br />
Die Jugend wurde zur Fahne gerufen<br />
und in ihrer Naivität und Glauben<br />
an das Gute wurde sie oft sinnlos<br />
geopfert.<br />
Aber mit der Zeit wurde die<br />
Fahne nicht nur ein Zeichen von<br />
Militarismus und Krieg, sondern auch<br />
ein Zeichen von Tradition, Heimatliebe,<br />
Glaube an das Gute. Vereine<br />
schmückten sich mit einer Fahne als<br />
Ausdruck ihres Zusammengehörens,<br />
ihrer Treue zur Sache, der sie sich<br />
verschrieben hatten.
Der Mensch sucht immer wieder<br />
Ideale und Traditionen und findet<br />
auch heute in der Fahne den Glauben<br />
wieder, das mit der Fahne auch<br />
Freundschaft und Kameradschaft<br />
wieder einen guten Namen bekommen.<br />
Wenn nun heute eine Fahne<br />
geweiht wird und diese in Zukunft<br />
der Prinzengarde voranweht, dann<br />
soll dies ein Zeichen sein, einer Gruppe,<br />
die in der Sache und ihrem Ziel,<br />
Heimat und Brauchtum zu pflegen,<br />
neuen Auftrieb erhofft.<br />
Dieses Ziel heißt anderen Menschen<br />
Freude zu bereiten und Traditionen<br />
zu wahren.<br />
Wenn wir nun annehmen, daß im<br />
Jahre 1855 mit dem ersten, in unseren<br />
Analen festgeschriebenem Prinz<br />
Karneval auch schon die Anfänge der<br />
heutigen Prinzengarde herzuleiten<br />
wären, dürfte es angebracht sein, der<br />
Prinzengarde, die heute als Verein<br />
hier vor uns steht, eine Fahne zu<br />
ihrem Schmuck zuzubilligen.<br />
Wollen wir der Hoffnung Ausdruck<br />
geben, daß durch die Fahne die<br />
Prinzengarde in ihrem Wollen, das<br />
Volks- und Brauchtum Karneval hier<br />
in ihrer Heimat Engers hochzuhalten,<br />
noch stärker zum Ausdruck kommt.<br />
Tradition der Garde war schon<br />
immer die Freude am Karneval. Diese<br />
Freude, die Menschen bewog, ihre<br />
Freizeit zu opfern, um sich und anderen<br />
ein Stück Lebensfreude zu geben,<br />
um Menschen für einige Zeit die<br />
Mühen und Nöte des Alltags vergessen<br />
zu machen.<br />
Wenn wir in Vereinsbüchern blättern<br />
und Namen lesen, die uns karne-<br />
29
30<br />
valistische Tradition weitergaben,<br />
sind wir heute bereit, in ihre Fußstapfen<br />
zu treten, um ihr Werk<br />
weiterzuführen.<br />
Wenn ich rückblickend dann die<br />
Namen der Kommandeure finde, um<br />
die letzten zu nennen, ab 1918 Karl<br />
Scheidweiler genannt „de Schnorres“,<br />
gefolgt von August Brink, Willi Weiler,<br />
dessen Bild hoch zu Roß mir noch<br />
heute vor Augen steht, muß es uns<br />
Verpflichtung sein, das Erbe weiter zu<br />
tragen. 1939 sagte dann der Krieg<br />
Halt. Aber auch dieser ging einmal<br />
vorbei.<br />
1947 wurde die Prinzengarde dann<br />
in Husaren-Uniformen unter der Leitung<br />
von Willi Weiler wieder<br />
ins Leben gerufen.<br />
Ihm folgte 1955 Hans<br />
Klein. Ab 1957 durfte ich<br />
dann 20 Jahre lang das<br />
Erbe weiterführen.<br />
In dieser Zeit wurde<br />
der Grundstein gelegt für<br />
das heutige Tanzfestival<br />
am Rhein mit dem Ersten<br />
Gardetreffen 1963.<br />
Im Jahre 1967 standen mit eigenem<br />
Fanfaren- und Spielmannszug 74<br />
Personen in Gardeuniformen im<br />
Engerser Rosenmontagzug. 1968<br />
wurde die Prinzengarde neu gestaltet,<br />
die Husaren-Uniformen waren verbraucht<br />
und die Uniformen angeschafft,<br />
in welcher Sie unsere Prinzengarde<br />
noch heute sehen.<br />
1977 übernahm der jetzige Kommandeur<br />
und Gardegeneral Erich<br />
Bach die Truppe und steht ihr noch<br />
heute vor.<br />
Unter seiner Leitung wurde das<br />
Tanzfestival 1979 als alljährliche Darbietung<br />
fest in das Programm aufgenommen.<br />
Die Nachwuchsfrage wurde
durch Gründung von Jugendprinzengarde<br />
und Kadettencorps gelöst.<br />
Der Fortbestand und die Weiterführung<br />
der Tradition ist gesichert,<br />
und es wird in vielen Jahren noch von<br />
der heutigen Fahnenweihe zu lesen<br />
sein.<br />
Beim Rückblick sollte auch nicht<br />
vergessen sein, das Prinzengarde-<br />
Kommandeure hier in Engers Prinz<br />
Karneval waren, so Willi Weiler 1936,<br />
Willi Schunkert 1954 und Erich Bach<br />
1975.<br />
Wir haben nun einiges gehört über<br />
die Fahne, über die Prinzengarde,<br />
über die Traditionen, und ich möchte<br />
mich einem Wunsch anschließen:<br />
dem, daß der Prinzengarde all das<br />
Gelingen möge, was sie sich vorgenommen<br />
hat. Daß die Fahne, ein<br />
gutes Omen für die Zukunft, Ihnen<br />
Freude und die Kraft gibt, weiterhin<br />
für den Karneval in Engers tätig zu<br />
sein. Humor, Frohsinn weiterzugeben<br />
und gute Verwalter des Erbes unserer<br />
Väter zu sein.<br />
Ich darf mich bedanken, daß mir<br />
die Ehre zuteil wurde, zur heutigen<br />
Fahnenweihe die Festansprache zu<br />
halten.<br />
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Willi Schunkert, Engers anno 1985<br />
31
34<br />
Statuten<br />
der Karnevalsgesellschaft Narrenclub<br />
zu Engers
Übersetzung:<br />
§ 1<br />
Mitglied der Gesellschaft kann nur jener werden, welcher einen guten Ruf und<br />
das 18. Lebensjahr überschritten hat.<br />
§ 2<br />
Der Verein hat den Zweck, in den Wintertagen, und zwar überwiegend in der<br />
Fastnachtszeit, die Abende durch gemütliche Gesellschaftssitzungen, durch<br />
komische Wortvorträge, lokale Nachrichten und Musik nebst Gesang auszufüllen.<br />
– Freunde können durch Mitglieder eingeführt werden.<br />
§ 3<br />
In der Gesellschaft dürfen keine politischen sowie sozialistischen Wortvorträge<br />
etc. vorgetragen und unterhandelt werden.<br />
§ 4<br />
Es wird von jedem Mitglied ein Beitrag von 1,50 RM erhoben. Der Betrag wird<br />
verwendet im Verein, Musik etc. Der Überschuss kann nach der Fastnachtszeit<br />
verzehrt oder zu einem anderen Zweck gebraucht werden.<br />
§ 5<br />
Ein jedes Mitglied des Vereins hat sich bei den Versammlungen sowie bei den<br />
Festabenden ordentlich zu betragen, auch ist das Mitglied, welches bei Festlichkeiten<br />
oder bei Karnevalssitzungen jemand einführt, für dessen Person<br />
verantwortlich, andernfalls muss das Mitglied aus dem Verein ausgeschlossen<br />
werden.<br />
§ 6<br />
Mitglieder, welche sich unanständig benehmen, werden ohne weiteres von<br />
der Gesellschaft ausgeschlossen.<br />
§ 7<br />
Auflösung des Vereins kann erfolgen, wenn 2/3 der Mitglieder dafür sind.<br />
Von den Mitgliedern wurden obige Statuten gelesen, genehmigt und unterschrieben.<br />
Engers, den 15. Januar 1899<br />
Vorsitzender I. Fritz Hein Schriftführer Alfred Späth<br />
Vorsitzender II. Peter Lehna Festordner Max Schuth<br />
Kassierer J. Gerhar<br />
35
36<br />
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150 Jahre Prinzengarde<br />
Engers Rot-Weiß 1855 e.V.<br />
Man nehme Menschen mit<br />
gleichen Interessen, füge diese zusammen,<br />
aus deren Mitte bildet sich<br />
ein Sprachführer und schon ist eine<br />
Interessengemeinschaft geboren.<br />
So oder ähnlich muss es wohl gewesen<br />
sein, im Jahre anno 1855, als<br />
der erste Prinz in Engers Karneval<br />
feierte.<br />
War es wirklich der erste Prinz. Es<br />
ist kaum zu glauben, dass er der „Erfinder“<br />
des organisierten Karnevals<br />
war. Schwierig ist auch die Vorstellung,<br />
dass vor 150 Jahren wie Phönix<br />
aus der Asche ein Verein gegründet<br />
wurde. Tatsache ist aber, dass der<br />
Gastwirt des Lokals „Rheinischer Hof“<br />
(heute Druckerei der Werkstatt für<br />
Behinderte), Prinz Ewald Hilgels, als<br />
erster Prinz mit einem kleinen<br />
Umzug durch Engers zog.<br />
Ihn begleiteten Karnevalisten, die<br />
sich als Prinzenbegleittruppe ausgaben.<br />
Blickt man zurück auf die<br />
geschichtlichen Ereignisse, kann<br />
durchaus von den Anfängen einer<br />
„Prinzengarde“ im heutigen Sinne<br />
gesprochen werden. Sicherlich war<br />
diese Truppe sowohl von ihrem<br />
Erscheinungsbild als auch von ihrer<br />
Organisation mit dem heute real<br />
existierenden Verein nicht zu vergleichen.<br />
In einer Zeit, als französische Besatzer<br />
im Rheinland Gesetze machten<br />
und sich die Bevölkerung vehement<br />
gegen diese wehrten, ist von einer<br />
mehr oder minder starken Ausprägung<br />
der „humoristischen“ Gegenwehr<br />
auszugehen.<br />
37
38<br />
In dieser Zeit hatten die Franzosen<br />
das Recht über die Ausführung von<br />
Karnevalsbällen zu bestimmen. Sie<br />
„verkauften“ dieses Privileg meistbietend<br />
an den örtlichen Betreiber eines<br />
Saales, der dann Ausrichter dieser<br />
Veranstaltung war. Diese Veranstaltung<br />
hatte aber nichts mit dem heute<br />
üblichen Sitzungskarneval gemein.<br />
Der Ball-Charakter war hier maßgeblich.<br />
Sehen und Gesehenwerden lautete<br />
die Devise. Wie Sie sich vorstellen<br />
können, waren es in erster<br />
Linie gutbürgerliche Personen und<br />
Adelige, die solche Bälle besuchten<br />
und sich in entsprechenden Gewändern<br />
kleiden konnten.<br />
Aber auch die Bürger trafen sich<br />
in Gasthöfen, die „ohne“ Erlaubnis<br />
der Obrigkeit Karnevalsbälle durch-<br />
führten. Diese waren meist feuchtfröhlich.<br />
Oft gab es „Mißverständnisse“,<br />
die durch den örtlichen<br />
Gendarmen geklärt werden mussten.<br />
Zum Glück haben wir noch heute<br />
unseren „Ortsgendarmen“ (Klaus<br />
Decker), der uns bei verschiedentlichen<br />
Freiluftveranstaltungen, wie<br />
z. B. der Rathaussturm, unterstützt.<br />
Zurück in die Vergangenheit<br />
Da sich diese Ausschreitungen<br />
häuften, wurden Regelungen getroffen,<br />
die für einzelne Personen<br />
und Gegebenheiten gültig sind. Selbst,<br />
wenn sich Personen zu einem bestimmten<br />
Zweck, z. B. der Teilnahme<br />
am Rosenmontagszug, trafen, musste<br />
dies vorab beantragt werden und von<br />
der Obrigkeit per Polizeiverordnung<br />
genehmigt sein.<br />
Sie können sich vorstellen, welche<br />
Rechercheaufgaben wir bewältigen<br />
mussten, alleine diesen Sachverhalt<br />
herauszufinden. Ich bedanke mich an<br />
dieser Stelle bei Frau Dr. Brog, die mir<br />
zufällig im Stadtarchiv Neuwied<br />
begegnete und einige sehr informative<br />
Hintergrundinformationen mitteilte.<br />
Wenn nun nach Urkunden oder<br />
Dokumenten aus dieser Zeit verlangt<br />
wird, so muss ich leider passen. In
zwei Weltkriegen, einer Weltwährungskrise<br />
und einer 150-jährigen<br />
Geschichte mit mehreren Kommandeuren<br />
sind die Unterlagen nicht<br />
mehr vollständig. Mündliche Erzählungen<br />
sind fundierter als das geschriebene<br />
Wort. Von Kommandant<br />
zu Kommandant wird immer wieder<br />
das Gründungsjahr der Prinzengarde<br />
mit der Großen Engerser Karnevalsgesellschaft<br />
genannt. Bei seinem<br />
80. Geburtstag versicherte mir Willi<br />
Weiler die Entstehung der Prinzengarde<br />
im Jahre 1855. Manch einer<br />
sagt nun: „Na ja, da hat der Willi aber<br />
noch nicht gelebt.“<br />
Sicherlich richtig, aber auch ihm<br />
wurde dies von seinem Vorgänger<br />
August Brink in dieser Form weitergegeben,<br />
der sein Wissen sicherlich<br />
von dessen Vorgänger Karl Scheidweiler<br />
erhalten hat. Diese mündlichen<br />
Überlieferungen sind wahrlich<br />
„treffsicherer“ als manch andere<br />
schriftliche Aussage, die nach einer<br />
solch langen Zeit auch nicht immer<br />
nachprüfbar ist.<br />
v. l. n. r: Funkenmariechen Monika Bach, Willi Schunkert, Peter Koch, Karl Matheis,<br />
Günter Wilhelmus, Hermann Helwig, Peter Kaußen, Helmut Nilges;<br />
kniend: Klaudia Richter (Nilges), Ekkehard Günzel, Jürgen Günter, Gerd Theis<br />
39
40<br />
In dieser <strong>Festschrift</strong> finden Sie<br />
einige Bilder aus den verschiedenen<br />
Perioden der Prinzengarde Engers.<br />
Ihnen begegnen Namen, die Sie<br />
sicherlich nie mit der Garde in<br />
Zusammenhang gebracht hätten.<br />
Andere gehören zu der Garde, wie der<br />
Wasserturm zu Engers.<br />
Die Bilder wurden von uns mühsam<br />
bearbeitet und wenn möglich mit<br />
den dazugehörigen Namen versehen.<br />
Dies ist uns leider nicht immer gelungen.<br />
Daher richte ich an Sie, als<br />
Leser dieser <strong>Festschrift</strong> bzw. Besucher<br />
der Bilder-/Dokumentenausstellung<br />
die Bitte, auch nach der Veröffentlichung<br />
die fehlenden Namen<br />
zu ergänzen. Unser Ziel ist der Aufbau<br />
eines möglichst vollständigen<br />
Archivs. Hierzu ist Ihre Mithilfe unerläßlich.<br />
Bitte scheuen Sie nicht den<br />
Anruf bei dem Vorstand und teilen<br />
Sie Ihre Kenntnis mit. Dies gilt nicht<br />
nur für Bilder aus vergangenen Jahren,<br />
sondern auch für Anekdoten, die Sie<br />
selbst erlebt haben oder von Eltern,<br />
Großeltern, Freunden etc. erzählt<br />
wurden. Für Ihre Mithilfe bedanke<br />
ich mich im Voraus.<br />
Wir haben versucht, Ihnen einen<br />
Überblick über die 150-jährige Vereinsgeschichte<br />
zu geben. Markante<br />
Dinge sind erwähnt, ebenso wie alltägliche<br />
Gepflogenheiten. Sicherlich<br />
wurde etwas nicht erwähnt (was aber<br />
erwähnenswert wäre), andere Dinge<br />
sind banal. Solch eine Meinung<br />
ist subjektiv. Wir wünschen Ihnen<br />
jedenfalls viel Spaß beim Blättern in<br />
dieser Lektüre und bei unserer Jubiläumsveranstaltung<br />
am 2. 10. 2004 in<br />
der Mehrzweckhalle des Heinrich-<br />
Hauses.<br />
Bernd Wolff<br />
Kommandeur
42<br />
Monika Brink<br />
(Bach)<br />
Das Funkenmariechen<br />
der Prinzengarde – Für viele Bürger<br />
eine Institution in Engers<br />
Wie wurdest du das Mariechen der<br />
Garde? Diese Frage wurde schon öfter<br />
an Iris gestellt. Die Antwort ist einfach,<br />
das damalige Mariechen wurde<br />
schwanger. Dies führte dazu, dass<br />
Iris Schlegel-Wolff im Jahre 1977 erstmalig<br />
die Farben der Prinzengarde<br />
Engers repräsentierte.<br />
Am Aschermittwoch des Jahres<br />
1976 stellte Monika Brink (Bach) ihr<br />
Amt zur Verfügung. Ihre Nachfolge<br />
sollte Gisela Winkler (Günzel) antreten.<br />
Pünktlich zur ersten Tanzprobe<br />
revidierte sie ihre Zusage aus<br />
bekanntem Grund (Andrea Günzel!).<br />
Hilde und Ernst Mirthes wussten<br />
von den Interessen ihrer Nachbarin.<br />
Ein Anruf beim Kommandanten Willi<br />
Schunkert genügte, und das Schicksal<br />
nahm seinen Lauf. Lediglich mit dem<br />
Takthalten beim Marschieren hatte<br />
Iris anfänglich Schwierigkeiten. Links,<br />
Links, Links, es wurde geübt bis<br />
zum Erbrechen. „Du musst auf den<br />
Trommelschlag hören!“ Immer wieder<br />
versuchte Willi seinem Mariechen ein<br />
wenig Taktgefühl zu vermitteln.<br />
Dank der Hilfe aller Gardisten<br />
absolvierte Iris den ersten Auftritt mit<br />
Bravour und tanzte sich Jahr um Jahr<br />
mehr in die Herzen der Zuschauer.<br />
Iris Schlegel-Wolf<br />
Beim Sturm auf die Außenstelle<br />
der Stadtverwaltung Neuwied – Amt<br />
Engers – im Jahre 1981, lernte Iris<br />
auch ihren Ehemann und heutigen<br />
Kommandanten kennen; wie es sich<br />
für echte Karnevalisten eben gehört.<br />
Tanzen war und ist die Leidenschaft<br />
von Iris Schlegel-Wolff. Noch<br />
heute vergleicht sie die großen Kölner<br />
Garden mit „ihrem“ Verein. Den Ausspruch<br />
eines der „legendären“ Mariechen<br />
– Gerdemie Baseng –, „du musst<br />
aus dem Herzen tanzen“, nahm Iris<br />
immer wörtlich. Mit diesem Marie-
chen verband sie auch ihren Abschied,<br />
denn Gerdemie Baseng tanzte<br />
ebenfalls 20 Jahre auf den Kölner<br />
Bühnen, bevor sie wegen eines<br />
kleinen Tanzoffiziers aus dem aktiven<br />
Dienst ausschied.<br />
Heute trägt der Grund für den<br />
Abschied von Iris Schlegel-Wolff die<br />
gleiche Uniform wie ihre Mutter mit<br />
mindestens dem gleichen Stolz.<br />
Wir hoffen, dass auch die Tochter<br />
die gleiche Leidenschaft für den<br />
Karneval entwickelt wie ihre Mutter v. l. n. r. Jennifer Richter, Merle Wolff, Melanie Kaczmarek<br />
Daniela Schulz<br />
und vielleicht das Amt von dem dann<br />
amtierenden Mariechen der Prinzengarde<br />
übernehmen kann.<br />
Nach dem Rücktritt von Iris<br />
Schlegel-Wolff wurde Daniela Schulz<br />
das neue Mariechen der Garde.<br />
Daniela tanzt seit 1996 in der<br />
Schautanzgruppe der Prinzengarde<br />
mit und hat diese in den letzten<br />
Jahren auch zusammen mit Alexandra<br />
Beyküfner trainiert.<br />
Darüber hinaus wurde Daniela im<br />
Jahr 2000 in den Vorstand als Schriftführerin<br />
gewählt. Text: BW<br />
43
Die Prinzengarde<br />
und ihre Turnierteilnahme<br />
Als Ausrichter des Tanzfestivals am<br />
Rhein waren wir im Jahre 1986 fast<br />
gezwungen die Rheinland-Meisterschaften<br />
zu besuchen. Für die Prinzengarde<br />
war dies eine Möglichkeit,<br />
weitere Freundschaften zu schließen<br />
und neue Gruppen anzusprechen mit<br />
dem Ziel der Teilnahme am Tanzfestival<br />
am Rhein. Als wir am 21. 9. 1986<br />
das erste Mal bei einem landesweiten<br />
Wettbewerb starteten, waren wir rein<br />
von dem olympischen Gedanken geprägt<br />
„Dabei sein ist alles“. Die Wertungsrichter<br />
entschieden sich für die<br />
Prinzengarde und bewerteten sie mit<br />
dem 1. Platz. Die Freude der Gardisten<br />
war riesig. Der Schwiegervater unseres<br />
Vereinskameraden Robert Martens<br />
räumte kurzerhand die Kellerbar, und<br />
die feuchtfröhliche Siegerparty begann.<br />
Den Wiederholungstanz der<br />
Rheinland-Meister absolvierten wir<br />
„leicht beschwingt“. Wieder in Engers<br />
angekommen, wurde der stellvertretende<br />
Kommandeur – Peter Kaussen<br />
– mit einem Plakat folgenden Inhaltes<br />
empfangen:<br />
„Hier wohnt der Rheinland-<br />
Meister“.<br />
Der Erfolg beflügelte die Garde zur<br />
weiteren Teilnahme an verschiedenen<br />
Turnieren. Wie aus der Aufstellung<br />
zu sehen ist, wurden sehr oft<br />
Pokalplätze erreicht. Dieser Umstand<br />
war dem damaligen Tanzpaar Iris<br />
Schlegel-Wolff und Manfred Thiel zu<br />
verdanken, die erstmals in der Geschichte<br />
der Prinzengarde beachtliche<br />
Hebungen innerhalb des Gardetanzes<br />
zeigten.<br />
Bei der Teilnahme an den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften<br />
im Jahre<br />
1997 kam es nach Auffassung der Gardisten<br />
zu ungerechten Bewertungen.<br />
Man zog die Konsequenz und beschloß<br />
von nun an lediglich auf Veranstaltungen<br />
„ohne“ Bewertung zu<br />
tanzen. Dieser Beschluss ist noch<br />
heute gültig; damit erklärt sich der<br />
abrupte Abbruch der „Siegesserie“ im<br />
Jahre 1997. Text: BW
46<br />
Tänzerische Erfolge<br />
der Prinzengarde<br />
Rheinland-Pfalz-Meisterschaften in Mülheim-Kärlich<br />
21.09.1986 1. Platz Rheinland-Meisterschaften<br />
20.09.1987 1. Platz Rheinland-Meisterschaften<br />
17.09.1989 1. Platz Rheinland-Pfalz-Meisterschaften<br />
16.09.1990 2. Platz Rheinland-Pfalz-Meisterschaften<br />
18.09.1994 3. Platz Rheinland-Pfalz-Meisterschaften<br />
17.09.1995 2. Platz Rheinland-Pfalz-Meisterschaften<br />
08.09.1996 1. Platz Rheinland-Pfalz-Meisterschaften<br />
21.09.1997 3. Platz Rheinland-Pfalz-Meisterschaften<br />
1990 3. Platz Nordrhein-Westfalen-Meisterschaften<br />
1987 2. Platz Neuerburger Tanzturnier Niederbreitbach<br />
1997 1. Platz Tanzturnier rund um den Elbbach-Cup<br />
1996 1. Platz Gisinger Herbstpokal<br />
1990 1. Platz 3. Neuwieder Stadtmeisterschaften<br />
1991 2. Platz 4. Neuwieder Stadtmeisterschaften<br />
1993 2. Platz 6. Neuwieder Stadtmeisterschaften<br />
1995 2. Platz 8. Neuwieder Stadtmeisterschaften
Tanzfestival am Rhein oder<br />
die Antwort auf die Frage<br />
„Traditionen pflegen, oder<br />
neue Wege gehen?<br />
Bei der Jahreshauptversammlung<br />
der Prinzengarde im Frühjahr 1988<br />
stellte sich Erich Bach nicht mehr zur<br />
Wahl des Kommandanten. Ein neuer<br />
Kommandeur musste nun der Garde<br />
vorstehen. Bernd Wolff hatte sich<br />
bereit erklärt in die Fußstapfen seines<br />
Vorgängers zu treten und den Verein<br />
zu leiten, in der Hoffnung, dass seine<br />
Füße in die Schuhgröße seines Vorgängers<br />
einmal passen werden. Zu<br />
dieser Zeit galt es bereits mit der<br />
Organisation der gardeeigenen Veranstaltung<br />
zu beginnen. Das Tanzfestival<br />
am Rhein stand vor der Tür.<br />
Durch Erich Bach wurde dieser<br />
Funken- und Gardetanz-Wettstreit weit<br />
über die Grenzen von Engers hinaus<br />
bekannt.<br />
Unter Karnevalisten war und ist<br />
Engers ein Begriff. So konnte man in<br />
den „guten Jahren“ mehr als 600<br />
Aktive zählen, die die Sporthalle<br />
Engers in ein närrisches Tollhaus verwandelten.<br />
Gerne denken wir noch an<br />
befreundete Vereine zurück, die der<br />
Prinzengarde über viele Jahre hinweg<br />
in dieser Zeit die Treue gehalten<br />
haben. Den Besuchern dieser Veranstaltung<br />
sind sicherlich Namen wie<br />
Prinzengarde Blau-Weiß der Stadt<br />
Ratingen, 1. Kölner Hunnenhorde<br />
Tanzcorps Attila Rex und die Sternschnuppen<br />
Königswinter-Bockeroth<br />
ein Begriff. Bei dieser Aufzählung<br />
wurden zwei Vereine ganz bewusst<br />
nicht genannt, denn mit ihnen verbindet<br />
uns noch heute eine tiefe innige<br />
Freundschaft. Gemeint sind die KG<br />
Sayn und die KG Landsknechte von<br />
Köln. Ein Frühschoppen ohne diese<br />
beiden Vereine ist nicht denkbar.<br />
47
48<br />
Doch zurück zum Tanzfestival. In<br />
dem Diagramm ist deutlich dargestellt,<br />
dass sich in 1996 die Zeit des<br />
Tanzturniers ihrem Ende zuneigte.<br />
Das Diagramm verdeutlicht einen<br />
rapiden Rückgang der Aktivenzahlen<br />
und der teilnehmenden Vereine.<br />
In einer Krisensitzung beschloss<br />
der Vorstand im September 1996 das<br />
Turnier abzusagen. Selbst aus den<br />
eigenen Reihen wurde diese Entscheidung<br />
nicht ohne Kritik hingenommen.<br />
Allerdings spricht die Betriebswirtschaft<br />
ihre höchst eigene Sprache. Es<br />
wurde beschlossen, im folgenden Jahr<br />
nochmals einen Versuch zu starten.<br />
Doch nach den Meldungen wurden<br />
die Bestrebungen nicht weiter verfolgt,<br />
sodass auch in 1997 kein Turnier<br />
durchgeführt wurde.<br />
Hier ist zu bemerken, dass viele<br />
„alteingesessene Turnierteilnehmer“<br />
plötzlich entweder gar nicht mehr<br />
auf Turnier gingen, oder aber nur auf<br />
Landes-Meisterschaften.<br />
Auch andere Ausrichter der Turniere<br />
hatten mit dieser Tendenz<br />
Probleme, dennoch hinderte diese<br />
Tatsache Neulinge im Regionalverband<br />
Karnevalistischer Kooperationen<br />
Rhein-Mosel-Lahn e.V. (RKK) nicht<br />
daran ein neues Turnier auszurichten,<br />
um damit vom Kuchen zu profitieren.<br />
In dieser Zeit wurden im Bereich des<br />
RKK „20“! Turniere innerhalb eines<br />
Jahres gezählt. Möchte ein(e) Trainer(in)<br />
mit seiner/ihrer Gruppe an<br />
allen Turnieren teilnehmen, war<br />
das auch ein erheblicher Kostenfaktor,<br />
denn jeweils Startgeld von ca.<br />
35.00 DM musste gezahlt werden.<br />
Zusätzlich entstanden je nach Entfernung<br />
auch Kosten für die Anreise<br />
und Verpflegung. Es kann sich jeder<br />
Leser denken, dass bei 20 Turnieren<br />
im Verbandsgebiet der Kuchen neu<br />
verteilt wurde und unter den Aus-
ichtern die Kuchenstücke allesamt<br />
kleiner ausgefallen sind. Schade ist,<br />
dass gerade die ältesten Turniere im<br />
Verbandsgebiet des RKK dieser Tendenz<br />
zum Opfer gefallen sind; seit<br />
1999 bleibt auch die Stadthalle in<br />
Lahnstein am Karnevals-Sonntag für<br />
den Tanzsport geschlossen.<br />
Eine geforderte Turnierbegrenzung<br />
und ggf. einen jährlichen Wechsel<br />
konnte beim RKK nicht durchgesetzt<br />
werden.<br />
Nachdem in 1997 ebenfalls kein<br />
Turnier zustande gekommen ist, wurde<br />
innerhalb von wenigen Wochen die<br />
Idee eines Frühschoppens geboren<br />
und organisiert.<br />
Der Erfolg spricht für sich. Wurde<br />
anfangs die Idee gelobt, so ist diese<br />
Veranstaltung bei namhaften Vereinen<br />
ein fester Termin im Karnevalskalender.<br />
Ähnlich wie die Vorstellabende<br />
im Kölner Raum, sind auch<br />
hier Vorsitzende unter den Gästen<br />
mit einem wachen Auge für einen<br />
Programmpunkt ihrer eigenen Veranstaltung;<br />
nicht selten werden noch<br />
vor Ort Verträge unterzeichnet.<br />
Nicht unerwähnt bleiben soll das<br />
Lob, dass immer wieder an die Garde<br />
herangetragen wird in Bezug auf das<br />
Bühnenbild. Die Truppe um Otto<br />
Schall bringt alljährlich ein neues<br />
Bühnenbild in die närrische Narrhalla,<br />
das jedem Vergleich standhält.<br />
Auch das ist ein Grund für die<br />
ständig wachsende Teilnehmerzahl<br />
beim Frühschoppen. Doch auch in<br />
diesem Karnevalszweig sind bereits<br />
Nachahmer gefunden.<br />
Wir wünschen uns an dieser Stelle,<br />
den Karnevalistischen Frühschoppen<br />
noch viele Jahre ausrichten zu können<br />
und weisen schon heute auf den<br />
16. Januar 2005 hin. Ab 11.11 Uhr<br />
erwartet die Engerser wieder ein tolles<br />
Programm mit vielen närrischen Höhepunkten.<br />
Text: BW<br />
49
50<br />
Meldestatistik<br />
Höhen und Tiefen eines Tanzturniers<br />
in Zahlen<br />
Vereine und<br />
Aktive<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Turnier: Vereine: Aktive Teilnehmer:<br />
1979 27 449<br />
1980 31 620<br />
1981 28 646<br />
1982 32 722<br />
1983 32 515<br />
1984 30 557<br />
1985 30 490<br />
1986 34 592<br />
1987 36 631<br />
1988 36 544<br />
1989 50 667<br />
1990 39 424<br />
1991 30 467<br />
1992 26 340<br />
1993 19 266<br />
1994 20 311<br />
1995 31 441<br />
1996 15 226<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />
lfd Nummer des Turniers
A<br />
l<br />
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c<br />
h<br />
51
Bilder<br />
aus alten Zeiten<br />
52<br />
1973 �<br />
1981 �<br />
1977 �<br />
1976 �<br />
1988 �
1999 �<br />
1979 �<br />
� 1983<br />
� 1984
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Die Schautanzgruppe<br />
der Prinzengarde Engers<br />
Im Herbst 1989 befand sich die<br />
PGE im Bus auf der Rücktour von<br />
einem gemütlichen Abend auf dem<br />
Köppel. Die Stimmung war gut, denn<br />
man hatte viel gelacht und erzählt.<br />
Die Freunde stellten fest, dass man<br />
solch fröhliche Stunden in großer<br />
Runde öfters genießen sollte. Doch<br />
diesem Gedanken war eigentlich<br />
immer „ein Riegel vorgeschoben“. Aus<br />
dem einfachen Grund, weil es sich bei<br />
diesem Verein bekanntermaßen um<br />
einen „Männerverein“ handelte: eine<br />
Herrengarde! Die Herren trafen sich<br />
regelmäßig zu Herrengardeproben,<br />
Dekorationsarbeiten etc. Nur das amtierende<br />
Mariechen schien eine Ausnahme<br />
in dieser Männerdomäne zu<br />
sein. Doch warum nicht neue Wege<br />
gehen? Anderes ausprobieren? Iris<br />
Schlegel-Wolff – das damalige Mariechen<br />
der Garde – hatte schließlich die<br />
zündende Idee. Warum nicht ein<br />
zweites Standbein in Form einer<br />
Schautanzgruppe schaffen? Wohlgemerkt:<br />
kein Abbild des jeweiligen<br />
Mariechens oder gar eine Damengarde.<br />
Nein! Die attraktiven Partnerinnen<br />
der Gardisten sollten tanzend<br />
mit einbezogen werden. Ohne große<br />
Verpflichtungen, die eine stetige Teilnahme<br />
an Veranstaltungen oder Umzügen<br />
zur Folge gehabt hätte. Es sollte<br />
ein Hobby bleiben, welches ohne<br />
1990 Kölsche Lieder<br />
große Kompromisse mit anderen<br />
Interessen, Beruf und Familie kombiniert<br />
werden konnte. Womit „zwei<br />
Fliegen mit einer Klappe“ geschlagen<br />
werden sollten. Einerseits nicht mehr<br />
„nur“ Anhängsel eines „Männerverein-<br />
Mitglieds“ und andererseits ein gemeinsames<br />
Hobby auszuüben! Toll!<br />
Die Idee war geboren, wurde heftigst<br />
diskutiert und ging den Mitgliedern<br />
nicht mehr aus dem Sinn. Kurzum:<br />
Bereits drei Wochen später traf man<br />
sich zu einer ersten Probe. Auf Anhieb<br />
fanden sich 8 Paare – Ehepaare, verbandelte<br />
Pärchen –, und wer momentan<br />
weder Ehefrau noch Freundin<br />
vorzuweisen hatte, brachte seine<br />
Schwester mit; Immerhin tanzten<br />
3 Geschwisterpaare in Reihen der<br />
Garde! Trainiert wurde und wird mitt-<br />
55
1992<br />
Rock ’n’ Roll<br />
1993<br />
Frankreich<br />
wochabends ab 20.00 Uhr. Die Zielsetzung<br />
der Gruppe war immer der Spaß<br />
und die Freude am gemeinsamen<br />
Hobby und dem Zusammensein. So<br />
ging man nach dem Training auch<br />
nicht einfach nach Hause, sondern<br />
setzte sich generell in einem Engerser<br />
Lokal auf eine halbe Stunde zum<br />
Klönen zusammen. Auch hatte man<br />
von vornherein beschlossen, an Tanzturnieren<br />
nicht teilzunehmen. Einfach<br />
aus der Überlegung heraus, auch<br />
Mittänzer – die sich altersmäßig nicht<br />
mehr im Turniersportalter befanden<br />
– anzusprechen und das Training und<br />
die Auftritte aus Spaß an der Freude<br />
durchzuführen. Trotzdem steigerte sich<br />
das Lampenfieber ins schier Unerträgliche,<br />
als Karneval 1990 der Premierenauftritt<br />
während der Engerser Prunksitzung<br />
anstand. Als Überraschung<br />
tanzten zunächst in alter Gewohnheit<br />
8 Männer mit 1 Tänzerin – eben herrengardemäßig,<br />
als der damalige Sitzungspräsident<br />
Alfons Kessler den Tanz<br />
nach ca. 30 Sekunden laut lamentierend<br />
unterbrach und meinte, dass<br />
diese Formation für die große Sitzung<br />
zu langweilig sei! Das wollte man<br />
natürlich nicht auf sich sitzen lassen,<br />
und auf einen Pfiff hin marschierten<br />
7 weitere Tänzerinnen ein. Den überraschten<br />
Zuschauern präsentierte sich<br />
eine neue Gruppe – die Schautanzgruppe<br />
der Prinzengarde Engers. Der<br />
Saal tobte und ohne Zugabe wurden<br />
die Debütanten nicht von der Bühne<br />
gelassen. Dieser tolle Erfolg schweißte<br />
die Gruppe noch fester zusammen,<br />
und fortan war die Schautanzgruppe<br />
der Prinzengarde aus Engers und von<br />
den Bühnen im Umland bis Köln oder<br />
Hamburg nicht mehr wegzudenken.
Studierte den ersten Tanz noch Iris<br />
Schlegel-Wolff und den zweiten Tanz<br />
die Ballettschule Goese ein, so wurde<br />
mit dem dritten Tanz endlich ins<br />
Schwarze getroffen. Anne Kreuser –<br />
aktive Tänzerin und Gründungsmitglied<br />
– übernahm hochmotiviert die<br />
Choreographie und das Training. Ihr<br />
verdanken wir so wunderschöne<br />
Tänze wie z. B. „Frankreich“ oder<br />
„Meer und Insel“. Immer wird uns in<br />
Erinnerung bleiben, wie Anne trotz<br />
Abiturarbeiten kein Training ausfallen<br />
ließ und jede Minute in den Pausen<br />
abseits – in ihre Bücher vertieft – saß.<br />
So sehr wir Anne ihr Abitur gönnten,<br />
so sehr bedauerten wir, sie durch das<br />
anschließende Studium zu verlieren.<br />
Ein kleines Dankeschön konnten wir<br />
Anne im Sommer 2003 sagen. Denn<br />
im Juni lud unsere ehemalige Trainerin<br />
zum Polterabend, und die alte<br />
Gruppe tanzte als Überraschung in<br />
Originalbesetzung auf der Straße vor<br />
dem Polterpaar. Die Musik für unsere<br />
Darbietung lieferte Annes Bruder –<br />
auf der Garage stehend und hoch über<br />
uns einen Kassettenrekorder haltend.<br />
Danach erlebte die Schautanzgruppe<br />
das erste Tief seit ihrer Gründung.<br />
Und es war eine große Leistung,<br />
dass die Gruppe bestehen blieb,<br />
zumal durch Alter, Heirat, Wegzug<br />
und vieles mehr in jedem Jahr ein<br />
kleiner Neuanfang notwendig wurde.<br />
Doch dann wendete sich das Blatt<br />
noch einmal zum Guten. Ganz unscheinbar<br />
war in den Reihen der aktiven<br />
Tänzerinnen ein „kleiner Juwel“<br />
herangewachsen. Unsere Alexandra<br />
Beyküfner aus dem Hause Moser. In<br />
Verbindung mit Co-Trainerin Daniela<br />
Schulz zauberte Alex nicht nur jedes<br />
Jahr bessere Ideen auf die Bühne, sondern<br />
wuchs auch menschlich zu einer<br />
beachtenswerten Führungspersönlichkeit<br />
heran. Fortan tanzte alles nach<br />
Alex’ Pfeife. Wenn Alex vor der<br />
Gruppe stand, hörte man gerne zu.<br />
Nur hatten wir manches mal Schwierigkeiten,<br />
ihren sprühenden Ideen-<br />
1994<br />
Meer und Insel<br />
57
58<br />
1995<br />
Tabuluga<br />
reichtum in die Tat umzusetzen. Mit<br />
der Betreuerin Iris Schlegel-Wolff, die<br />
für die Koordinierung der Termine,<br />
die Anfertigung der Kostüme und der<br />
Beschaffung der Kulissen etc. verantwortlich<br />
war, wurde das Kleeblatt<br />
komplettiert. Die Gruppe erlebte in<br />
dieser Zeit nochmals eine kontinuierliche<br />
Steigerung – sowohl durch ausgeklügelte<br />
Choreographien als auch<br />
durch schwierigste Hebungen und<br />
Würfe. Als besonderes Highlight sei<br />
hier z. B. der Tanz aus dem Jahre 2001<br />
mit dem Titel „Bayern“ erwähnt. Dieser<br />
wurde in der laufenden Session sage<br />
und schreibe 24-mal aufgeführt. Und<br />
besonders im „Kölner Raum“ kräftig<br />
honoriert und mit Fernsehauftritten<br />
gekrönt. Im Jahre 2002 entführte die<br />
Schautanzgruppe zum „Ballermann“<br />
und füllte die Bühne mit 23 Tänzern.<br />
Seit 1990 hat die Schautanzgruppe<br />
der Prinzengarde Engers bewiesen,<br />
dass es möglich ist, dieses wunderschöne<br />
Hobby – den karnevalistischen<br />
Schautanz – in allen Altersstufen auszuüben.<br />
Die Kölner Gruppen zum Vorbild<br />
genommen, hatte sie Menschen<br />
in 3 Altersjahrzehnten zu einem harmonischen<br />
Team zusammengefügt.<br />
Wir hatten nie verstanden bzw. akzeptiert,<br />
warum man auf Turnieren und<br />
bei Meisterschaften ab 16 Jahren zu<br />
den Senioren zählt! Vielleicht können<br />
wir dem allgemeinen Trend mit<br />
diesen Zeilen entgegenwirken und<br />
hiermit einige Paare oder Elternpaare<br />
und nicht nur deren hübsche Töchter<br />
für unsere Gruppe begeistern. Wir<br />
würden uns sehr freuen!<br />
Text: Iris Schlegel-Wolff
Bilder von der<br />
Showtanzgruppe<br />
2000 Reise um die Welt �<br />
2001 Bayern �<br />
1997 Dancing in the Street �<br />
� 1999 Spanien
� 2003 Fußball<br />
1998 Afrika �<br />
2002 Ballermann �
62<br />
Hals- und Beinbruch<br />
wünscht man Skifahrern, Radfahrern,<br />
Bergsteigern, aber auch Tänzer(inne)n,<br />
wenn ein Wettbewerb<br />
bzw. Auftritt bevorsteht. Es handelt<br />
sich dabei aber um eine Redewendung,<br />
die, wie so oft in unserem alltäglichen<br />
Sprachgebrauch, nur symbolischen<br />
Charakter hat. Keinesfalls<br />
wünscht man dem Gegenüber den<br />
tatsächlichen Eintritt eines solchen<br />
Ereignisses.<br />
Leider mussten wir miterleben,<br />
wie es denn wirklich ist, wenn sich<br />
jemand beim Training tatsächlich ein<br />
Bein bricht.<br />
Die Tanzpartnerin des Kommandeurs<br />
– Marion Schneider – sträubte<br />
sich immer ein wenig vor dem Überschlag<br />
des aktuellen Schautanzes<br />
„Rock ’n’ Roll“. Aber was ist ein<br />
solcher Tanz ohne<br />
einen Überschlag?<br />
Also wurde geprobt,<br />
was das Zeug hält.<br />
Noch einmal ganz<br />
durch, lautete die<br />
Devise. Doch dann<br />
ist es passiert. Es gab<br />
ein fürchterliches<br />
Geräusch und danach<br />
ein entsetzlicher<br />
Schrei un-<br />
serer Marion, der uns durch Mark<br />
und das bewusste Bein ging. Glücklicherweise<br />
war unser Fähnrich, Ralf<br />
Günzel, zu diesem Zeitpunkt Sanitäter<br />
bei der Bundeswehr. Er leistete<br />
fürsorglich erste Hilfe bis zum Eintreffen<br />
des Notarztes, der an Ort und<br />
Stelle bereits eine Fraktur feststellte.<br />
Am darauf folgenden Tag ging es<br />
Marion bereits wieder besser; zumindest<br />
gingen die Schmerzen langsam<br />
zurück. Für diese Session hatten die<br />
Ärzte ein Tanzverbot erlassen.<br />
Die damalige Freundin unseres<br />
Gardisten Gero Hünermann – Johanna<br />
Schmidt – ist kurzerhand eingesprungen<br />
und hat den Part von<br />
Marion übernommen. Die anstehenden<br />
Auftritte waren damit gerettet.<br />
Text: BW
64<br />
Die Jugendgarde<br />
Da die Kinder der Männer aus<br />
der Herrengarde überwiegend weiblichen<br />
Geschlechtes waren, wurde<br />
bei der Jahreshauptversammlung im<br />
Herbst 1998 die Gründung einer<br />
Jugendgarde beschlossen. Die beiden<br />
Leiterinnen machten sich sofort an<br />
die Arbeit. Im Oktober 1998 begann<br />
das Training, und in Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern wurden die Uniformen<br />
angeschafft.<br />
In der 1. Session tanzte die Gruppe<br />
mit 15 Mädchen und Jungen. Zusätzlich<br />
tanzten 2 Mädchen einen „Solo-<br />
Tanz“, der dem Publikum sehr gut<br />
gefiel. Das Interesse an der Gruppe<br />
war sehr groß, sodass bald 23 Kinder<br />
im Gardemarsch über die Engerser<br />
Bühnen tanzten. Leider verloren die<br />
beiden Jungs schnell das Interesse<br />
und fortan tanzten nur noch Mädchen.<br />
Nach anfänglichen Schwierigkeiten<br />
den Marschtakt zu erlernen,<br />
steigerten sich die Tänzerinnen von<br />
Jahr zu Jahr. Die Jugendgarde wurde<br />
in zwei Gruppen geteilt, da der<br />
Größen- und Altersunterschied sehr<br />
groß war.<br />
In der Session 2000 hatten die<br />
größeren Tänzerinnen ihren 1. „Auswärtsauftritt“,<br />
am Schwerdonnerstag<br />
in Oberbieber. Das Publikum war
egeistert und es musste eine Zugabe<br />
getanzt werden.<br />
Seit der Gründung der Jugendgarde<br />
sind der Hausmaskenball des<br />
Heinrich-Hauses, die Kinderkarnevalsveranstaltungen<br />
und die Seniorensitzung<br />
die „Pflichtveranstaltungen“.<br />
Dort waren die Mädels immer zu<br />
sehen gewesen und haben mit Begeisterung<br />
getanzt. Auch auf manchen<br />
Prinzen- und Möhneneinführungen<br />
war die Jugendgarde mit ihren Tänzen<br />
vertreten.<br />
Der große Durchbruch kam in der<br />
Session 2003. Nichts ahnend übten<br />
die Mädels ihren Tanz, als ein Repräsentant<br />
der GEK in der Tür stand<br />
und sein Urteil über den Tanz abgab.<br />
Er lud die Gruppe zur Prinzeneinführung<br />
ein. Dort sollten sie ihren<br />
neuesten Tanz vorführen. Der Auftritt<br />
war ein voller Erfolg, und auf der<br />
Bühne bekamen sie die Zusage für die<br />
große Prunksitzung. Endlich hatten<br />
sie es geschafft. Sie durften auf die<br />
Prunksitzung und dort allen Engersern<br />
zeigen, was sie konnten. Die<br />
Freude war riesig.<br />
Auch die Herren der Garde entschlossen<br />
sich, die Mädchen öfters zu<br />
Auftritten mitzunehmen. So fuhr die<br />
Gruppe nach Oberlahr, Ehlscheid und<br />
Block. Aber auch alleine vertraten sie<br />
den Namen der Prinzengarde erfolgreich.<br />
Es wurden auch neue Uniformen<br />
angeschafft. Nicht nur zum<br />
Tanzen im Namen der Prinzengarde<br />
Engers sind die Mädchen immer mit<br />
65
66<br />
zur Stelle, auch wenns ums Arbeiten<br />
geht sind die meisten immer mit<br />
dabei. Seit zwei Jahren wird die Wurfbude<br />
beim Rheinuferfest von den<br />
Mädels der Jugendgarde besetzt. Bei<br />
unserem Frühschoppen sind alle<br />
helfenden Händen mit dabei. Auch<br />
sollte man die Eltern nicht vergessen.<br />
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Sie unterstützen die Gruppe immer,<br />
sind, wenns ums Arbeiten geht, auch<br />
immer ansprechbar. Ohne die Unterstützung<br />
der Eltern hätte die Gruppe<br />
nicht diesen Erfolg. Leider fehlt der<br />
Gruppe immer noch die Unterstützung<br />
von ein paar netten Jungs.<br />
Text: Pamela Kaczmarek
70<br />
Die gehören alle mir!<br />
Oh, Gioseppe, ob du dich damit<br />
nicht übernimmst? Aber er meinte es<br />
ernst, damals in Hamburg.<br />
Hamburg war das Ziel unseres Vereinsausfluges<br />
im Jahre 1990. Damals<br />
galt es in der maritimen Stadt eine<br />
möglichst günstige, aber saubere<br />
Unterkunft zu finden. Eine Jugendherberge<br />
oder Jugendgästehaus ist<br />
ausreichend. Diese Aussage wurde<br />
von den jungen Mitgliedern unseres<br />
Vereines getroffen. Gesagt getan,<br />
Kommandeur und Mariechen suchten<br />
bei der Vortour eine entsprechende<br />
Bleibe. Günstig und sauber sollte<br />
sie sein. Dank unserer in der Nähe<br />
von Hamburg lebenden Freunde wurden<br />
wir schnell fündig.<br />
Allerdings schauten wir uns das<br />
Jugendgästehaus am hellen Tag an.<br />
Somit war uns nicht bewusst, dass<br />
wir im Stadtteil St. Georg untergekommen<br />
waren.<br />
Das Gästehaus war jedenfalls in<br />
Ordnung. Bis auf ein Zimmer, an dem<br />
ein Kamerad am Anreisetag lautstark<br />
Naseninhalte (zu Deutsch: Popels) an<br />
der Decke feststellte.<br />
Fester Bestandteil einer Städtetour<br />
in Hamburg ist eine Hafenrundfahrt<br />
und der Besuch der Reeperbahn. Den<br />
Verlockungen der Herbertstraße<br />
konnten die Gardisten nicht wiederstehen.<br />
Einzig unser guter Gioseppe<br />
Rizza blieb mit den Damen vor dem
erühmten Bretterzaun stehen. Von<br />
den Herren der Schöpfung angesprochen,<br />
behauptet er mit Nachdruck:<br />
Die gehören alle mir!<br />
Dieser Ausspruch, ebenso wie das<br />
Verhalten unseres Gardisten Markus<br />
Falk bei dem Besuch eines Varieté-<br />
Theaters auf der Reeperbahn, blieb<br />
den Teilnehmern noch lange in Erinnerung.<br />
Seinerzeit haben sich die Teilnehmer<br />
für den Besuch des Ohnsorg-<br />
Theaters entschieden, wohlwissend,<br />
dass die Vorstellung auf Platt-Doetsch<br />
erfolgte. Mit den Worten, „ist nicht so<br />
schlimm wie bayrisch“, wurden die<br />
Einwendungen abgewiegelt. Das<br />
Resultat ließ sich sehen. Lediglich<br />
Michael Wendt folgte lachend dem<br />
Programm. Alle Kameraden ringsum<br />
fanden die Vorstellung eher „einschläfernd“.<br />
Kurze Zeit nach unserem Vereinsausflug<br />
läuteten im Hause Nilges/<br />
Richter die Hochzeitsglocken. Die<br />
Fahrt nach Hamburg wollte Klaudia<br />
Richter (Nilges) nutzen für die Auswahl<br />
eines entsprechenden Outfits<br />
zur standesamtlichen Trauung. Leider<br />
hatte sie nicht mit der Anzahl der<br />
„Berater“ gerechnet. Nachdem wir<br />
der Verkäuferin eine Kostprobe des<br />
rheinischen Humors vermittelt hatten,<br />
konnte auch Klaudia mit nur<br />
einem „Berater“ in Ruhe einkaufen.<br />
Text: BW<br />
71
72<br />
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Wer ist der Schwerste<br />
in diesem Land?<br />
Diese Frage stellten sich die Gardisten<br />
alljährlich beim traditionellen<br />
Wiegen in der Cafeteria des Heinrich-<br />
Hauses.<br />
Die Gardisten stellten sich in<br />
Reihe und Glied auf, und ab gings auf<br />
die Fleischwaage. Dabei wurden<br />
Ergebnisse offenbart, die hier an dieser<br />
Stelle nicht erwähnt werden sollten.<br />
Manchmal feixten die nicht so<br />
gut bestückten Kameraden mit unfeinen<br />
Worten wie „Ranzengarde“.<br />
Machte aber gar nichts, denn die<br />
belegten Brötchen schmeckten uns<br />
umso besser.<br />
Es war eine sehr schöne Zeit in diesen<br />
„alten“ Räumlichkeiten, an die<br />
wir uns alle sehr gerne erinnern. Die<br />
HH-Sitzung, immer sonntags vor<br />
Rosenmontag, wurde in der ihm eigenen<br />
Art von Ritterordensträger Wilfried<br />
Reifferscheid professionell<br />
moderiert. Text: BW<br />
73
74<br />
Engerser Convent<br />
Im Jahre 2002 wurde vom Vorsitzenden<br />
des Bürgervereins Engers –<br />
Herrn Josef Kretzer – die Idee eines<br />
Historienfestes geboren. Kleidung,<br />
Sprache und Gehabe sollte möglichst<br />
der Zeit angepasst sein, die der Handlung<br />
verschiedener Theaterstücke zu<br />
Grunde lagen.<br />
Unter anderem sollte die Vertreibung<br />
des Kurfürsten nachgespielt<br />
werden, der in seinem Lustschloss<br />
Engers residierte. An die Prinzengarde<br />
wurde die Bitte herangetragen, die<br />
Kurfürstengarde darzustellen. Diese<br />
mussten gegen die herannahenden<br />
französischen Truppen (KG Bad Hön-<br />
ningen 2002, Ehrengarde der Stadt<br />
Neuwied 2003) kämpfen und entgegen<br />
ihrer sonstigen Gewohnheiten<br />
verlieren.<br />
Dies stellte die siegesgewohnten<br />
Gardisten vor eine schwierige Aufgabe,<br />
denn Niederlage war man bisher<br />
nicht gewohnt; dennoch wurde<br />
die Teilnahme zugesagt.<br />
Die Gruppe um Josef Kretzer, die<br />
sich mit der Ausgestaltung des Festes<br />
befasste, nahm mehr und mehr Formen<br />
an. Aus den Reihen der Prinzengarde<br />
wurde auch Helmut Nilges<br />
rekrutiert, der sich fortan mit vollem<br />
Elan in diese Arbeitsgruppe einbrachte.<br />
Wochenlang war er damit
eschäftigt, Gerätschaften für Pestumzug,<br />
Heerlager und Märchenhöhle<br />
zu basteln.<br />
Die Arbeit hatte sich gelohnt. Bei<br />
bestem Wetter wurde der Engerser<br />
Convent ein voller Erfolg. Vor dem<br />
Heerlager blieben die Besucher staunend<br />
stehen und bewunderten die<br />
persönlichen Ausstellungsstücke von<br />
Helmut Nilges.<br />
Die Wiederholung im Jahre 2003<br />
perfektionierte die „Ausstellung“ nochmals.<br />
Auf diesem Wege sprechen wir<br />
unserem Major Helmut Nilges nochmals<br />
den allerherzlichsten Dank für<br />
die von ihm geleistete Arbeit aus<br />
und hoffen, dass er der Prinzengarde<br />
noch viele Jahre erhalten bleibt.<br />
Text: BW
Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 e.V.<br />
– Jahreskalender –<br />
In den verschiedenen Berichten<br />
wurde aus vergangenen Jahren erzählt,<br />
Personen geehrt, die sich mit<br />
der Garde verbunden fühlen oder gar<br />
selbst Mitglied sind.<br />
Heute gestaltet sich das Gardeleben<br />
recht vielseitig. Die Session<br />
beginnt bekanntlich am 11. 11. eines<br />
jeden Jahres. Zu diesem Termin helfen<br />
die Gardisten beim Aufbau der Halle<br />
ebenso wie bei allen anderen folgenden<br />
Saalveranstaltungen. Selbstverständlich<br />
wird auch jeweils ein<br />
Programmpunkt aus den Reihen der<br />
Prinzengarde beigesteuert. Marschierte<br />
die Garde von einst nur mit dem<br />
Prinzen Karneval, so schwingt sie<br />
heute mehr denn je das Tanzbein.<br />
Zurzeit können drei Gruppierungen<br />
ein Programm mit einem Auftritt<br />
bereichern.<br />
Den Kern des Vereines bildet die<br />
Herrengarde, als Persiflage der Engerser<br />
Stadtsoldaten. Aus ihren Reihen wird<br />
in zweijährigem Turnus auch der<br />
Kommandeur und dessen Stellvertreter<br />
gewählt. Wie der Name schon<br />
sagt, besteht diese Gruppe mit einer<br />
Ausnahme aus männlichen Mitgliedern.<br />
Die Ausnahme ist das Aushänge-<br />
schild der Garde, unser Mariechen.<br />
Seit dem Jahr 2000 hat diese Position<br />
Daniela Schulz inne. Seit 2004 steht<br />
sie auch für die Choreographie des<br />
Gardetanzes gerade. Bis 2003 war dies<br />
Aufgabe von unserem Koch der Garde<br />
– Jürgen Günter<br />
77
78<br />
Neben der Herrengarde verfügt die<br />
Prinzengarde noch über eine Schautanzgruppe,<br />
die dank ihrer stetigen<br />
tänzerischen Steigerungen weit über<br />
die Ortsgrenzen bekannt wurde. Für<br />
den tänzerischen Nachwuchs sorgt die<br />
Jugendgarde, die in den vergangenen<br />
Jahren ebenfalls einen Leistungsschub<br />
verzeichnete.<br />
Nach der Weihnachtsfeier und der<br />
Jahreswende geht es mit karnevalistischem<br />
Volldampf voraus in die neue<br />
Session. Auftritte bei Prinzen- und<br />
Obermöhneinführungen sind selbstverständlich.<br />
Oft besteht am gleichen<br />
Tag oder dem Folgetag eine Gegenbesuchsverpflichtung<br />
bei einem befreundeten<br />
Verein. So kommt es<br />
schon einmal vor, dass die Garde in<br />
anderen Städten die Engerser Karnevalsfarben<br />
vertritt. Das Leben ist<br />
nun einmal ein Geben und Nehmen.<br />
Wir begrüßen viele Vereine bei unse-<br />
rem Karnevalistischen Frühschoppen<br />
(16. 1. 2005), also sind wir mehr oder<br />
weniger verpflichtet, auch diese Vereine<br />
mit einem Programmpunkt bei<br />
einer deren Veranstaltungen zu unterstützen.<br />
Dies wird aber nicht als Last<br />
empfunden, sondern eher als Lust.<br />
Ein Sportverein trainiert für ein gutes<br />
Spiel. Wir trainieren einen karnevalistischen<br />
Tanz und sind natürlich<br />
bestrebt, diesen auch der Öffentlichkeit<br />
vorzustellen.<br />
Nun denkt manch einer, am<br />
Aschermittwoch ist alles vorbei. Weit<br />
gefehlt; denn die Gardisten sind sowohl<br />
im Waldheim bei der Veranstaltung<br />
des Bürgervereins zugegen sowie<br />
bei den Veranstaltungen der GEK<br />
(Rhein-Ufer-Fest und Lokschuppenfest).<br />
Als Auswüchse des von Erich<br />
Bach ins Leben gerufenen Winnetou-<br />
Camps, mietet die Prinzengarde das<br />
Waldheim und feiert dort eine zünftige<br />
Party. Auf jeden Fall ist in dem<br />
Veranstaltungskalender der in zweijährigem<br />
Rhythmus stattfindende Engerser<br />
Convent zu erwähnen. Diese<br />
Veranstaltung wird gänzlich von dem<br />
bisherigen stellvertretenden Kommandeur<br />
Helmut Nilges organisiert. Alle<br />
Raritäten des prächtigen Heerlagers<br />
stammen aus seinem Privatbesitz. Der<br />
Fähnrich und Schwiegersohn von<br />
Helmut Nilges – Thomas Richter – ist<br />
zwar von gewissen Transportfahrten<br />
nicht immer begeistert, jedoch kann<br />
er dem „Charme“ seines Schwiegervaters<br />
selten widerstehen. Text: BW
Blick in die Historie<br />
Karneval in Krisenzeiten<br />
Dass Karneval eine sehr ernste<br />
Angelegenheit sein kann, hat wohl<br />
seit jeher jeder engagierte Karnevalist<br />
des Öfteren feststellen müssen.<br />
Daran hat sich bis jetzt nichts<br />
geändert, wenn es auch heutzutage<br />
meist im Kleinen darum geht, wie<br />
„Machtverhältnisse“ innerhalb der<br />
Organisationen verteilt sind oder wer<br />
wann welchen Orden erhält. Dennoch<br />
hat Karneval auch immer noch<br />
eine hohe politische Bedeutung. In<br />
Büttenreden oder bei der Gestaltung<br />
von Karnevalswagen wird aktuelles<br />
Geschehen aufgegriffen und oftmals<br />
auch Kritik geübt.<br />
Karneval ist also viel mehr als<br />
purer rheinischer Frohsinn, verkleiden,<br />
feiern und fröhlich sein, nein, er<br />
spiegelt auch die herrschenden politischen<br />
und gesellschaftlichen Verhältnisse<br />
wider. Im Zeiten von Kriegen<br />
und Besatzung war Karneval noch viel<br />
mehr: Ablenkung, Ventil und auch<br />
eine Möglichkeit sich gegen die Obrigkeit<br />
aufzulehnen oder sie zu verspotten.<br />
Die jeweiligen Machthaber<br />
haben zu unterschiedlichen Zeiten<br />
verschieden auf das Karnevalstreiben<br />
reagiert. Mal wurde es toleriert, mal<br />
hagelte es Verbote, teils wurde Karneval<br />
auch instrumentalisiert.<br />
Den Karneval wirklich zu verbieten,<br />
hat bis jetzt jedoch keine Regierung<br />
langfristig geschafft. Natürlich gibt es<br />
neben Verboten auch andere nachvollziehbare<br />
Gründe, sich gegen karnevalistische<br />
Feierlichkeiten zu entscheiden.<br />
1847, einem Jahr, das geprägt<br />
war von Missernten und vom Preisverfall,<br />
wurde aus sozialen Gründen<br />
in Mainz und Bonn kein Karneval<br />
gefeiert. Auch in jüngerer Vergangenheit<br />
wurde aufgrund von Kriegstreiben<br />
in der Welt des Öfteren auf<br />
Karneval verzichtet.<br />
81
82<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts,<br />
nachdem 1814 die Franzosen das<br />
Rheinland verlassen hatten, wurden<br />
Karnevalszeitungen auch als politisches<br />
Medium entdeckt. Wie Hildegard<br />
Brog in ihrer „Geschichte des<br />
rheinischen Karnevals“ beschreibt,<br />
suchte man in jener Zeit händeringend<br />
nach zensurfreien Witzen, da<br />
auf Basis der Karlsbader Beschlüsse<br />
(1819) die preußische Zensurverordnung<br />
galt. 1829 erhielten die Jocusstädter<br />
in Koblenz die Erlaubnis für<br />
die Veröffentlichung eines karnevalistischen<br />
Blattes. Friedrich Wilhelm<br />
III. bestätigte jedoch bald darauf<br />
höchstpersönlich das Verbot der Karnevalszeitungen.<br />
Auch durfte laut kgl.<br />
Kabinettsordre vom 22. November<br />
1827 im Rheinland „nur in den-<br />
jenigen größeren Städten Karneval<br />
gefeiert werden, wo er von alters her<br />
üblich war“. Ein Nachweis war zu<br />
erbringen.<br />
Bei der Revolution von 1848 wurde<br />
die Zensur zwar offiziell abgeschafft,<br />
dies war jedoch nicht gleichbedeutend<br />
mit Pressefreiheit. In den Vorwehen<br />
der Revolution wurde heiß<br />
diskutiert, ob man Karneval feiern<br />
sollte. Die Angst vor dem Übergreifen<br />
des revolutionären Treibens war weit<br />
verbreitet. Die Mainzer sagten ihren<br />
Rosenmontagszug ab, in Koblenz hingegen<br />
hielt man an der ursprünglichen<br />
Planung fest, genauso wie in<br />
Köln. Ein nicht unerheblicher Grund:<br />
Karneval war zu einem großen Wirtschaftsfaktor<br />
geworden, eine Absage<br />
hätte finanzielle Einbußen in erheblichen<br />
Höhen verursacht.<br />
In der Zeit der Reichsgründung<br />
1871/72 änderte sich die politische<br />
Bedeutung des Karnevals. Die Nation<br />
wurde zelebriert. In dieser Zeit wurde<br />
auch die Vergabe der Orden im Karneval<br />
eingeführt. Die damaligen Uniformen<br />
der karnevalistischen Streitkräfte<br />
lehnten sich an historischen<br />
Vorbildern an. Im Januar 1835 war das<br />
Tragen von Amtstrachten und Militäruniformen,<br />
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Verbot währte nicht allzu lange. So<br />
wurde auch in den Jahren vor dem<br />
1. Weltkrieg der Militarismus im Karneval<br />
mehr imitiert als parodiert.<br />
Während der Kriegstreiben wurde<br />
kein Karneval gefeiert. Nach der Besetzung<br />
des Rheinlandes durch alliierte<br />
Truppen herrschte eine strenge<br />
Pressezensur, und das Versammlungsrecht<br />
wurde eingeschränkt. Ebenso<br />
verhängte man eine Ausgangssperre<br />
von 21 Uhr bis 5 Uhr morgens.<br />
Für die Regierungsbezirke Köln,<br />
Düsseldorf, Aachen, Trier und Koblenz<br />
wurde 1920 eine Polizeiverordnung<br />
erlassen, die unter anderem<br />
„...öffentliche karnevalistische Veranstaltungen<br />
jeder Art...“ verboten.<br />
Genauso verbot § 2 der Verordnung<br />
1. „Das Tragen karnevalistischer Verkleidungen<br />
oder Abzeichen jeder<br />
Art“,<br />
2. „Das Singen, Spielen und Vortragen<br />
karnevalistischer Lieder, Gedichte<br />
und Vorträge“,<br />
3. „Das Werfen von Luftschlangen,<br />
Konfetti und dergleichen“. Zuwiderhandlung<br />
wurde mit einer Geldstrafe<br />
bis zu 60 Mark oder Haft belangt.<br />
In Koblenz wurde 1920 eine unerlaubte<br />
Zusammenkunft mit Tanz mit<br />
1.000 Mark Strafe bzw. Gefängnis<br />
bestraft. Man hätte auch erwarten<br />
können, dass in einer Zeit, in der<br />
Deutschland unter den Reparationsleistungen<br />
zu leiden hatte, die bei<br />
85
86<br />
den Beschlüssen von Paris auferlegt<br />
worden waren, den Menschen nicht<br />
wirklich der Sinn nach lustigem Karnevalstreiben<br />
stand. Trotzdem, oder<br />
vielleicht auch gerade wegen der<br />
Umstände, bildeten sich viele Familiengesellschaften,<br />
da Karnevalsveranstaltungen<br />
ja nur in geschlossenen<br />
Gesellschaften erlaubt waren und<br />
somit das Verbot umgangen werden<br />
konnte. Natürlich wurde das Verbot<br />
auch häufig direkt überschritten. Ein<br />
Bericht aus Neuwied an den Regierungspräsidenten<br />
in Koblenz von<br />
1922 beschreibt die Reaktion der<br />
Karnevalisten auf die Beschränkung<br />
der karnevalistischen Veranstaltungen<br />
und die sich daraus ergebenden<br />
Probleme für die örtlichen Behörden:<br />
„Nach den Berichten der örtlichen<br />
Polizeiverwaltung hat sich die<br />
Polizeiverordnung... im Allgemeinen<br />
nicht bewährt, weil die Veranstaltungen<br />
für geschlossene Gesellschaften<br />
zugelassen sind und sich<br />
das Verbot nur auf öffentliche Veranstaltungen<br />
erstreckt, was bei der<br />
Bevölkerung vielfach Unwillen erregt<br />
hat. Wenn sich auch die Veranstaltungen<br />
aus Anlaß des diesjährigen<br />
Karnevals im Rahmen der<br />
geschlossenen Veranstaltungen bewegten,<br />
so kommt bei der Eigenart<br />
der Bewohner des Rheinlandes das<br />
Verlangen nach Fastnachtstreiben<br />
doch immer wieder zum Durchbruch,<br />
besonders, wenn die Behörde<br />
Zwang ausüben will, indem sie ein<br />
Verbot der Veranstaltung karnevalistischer<br />
Veranstaltungen erlässt und<br />
die Übertretung unter Strafe stellt.<br />
Dadurch, daß es der Polizei, insbesondere<br />
in Kleinstädten und auf<br />
dem Lande, wo sie nicht über genügend<br />
Beamte verfügt, nicht möglich<br />
ist, die Anordnungen durchzuführen,<br />
verlieren die Behörden an Ansehen.<br />
Die Teilnehmer der geschlossenen<br />
Veranstaltungen begeben sich, um<br />
unerkannt zu bleiben, kostümiert<br />
zum Lokal und wieder nach Hause<br />
und in der Zwischenzeit, wenn der<br />
Alkohol seine Wirkung getan hat,<br />
beginnt die Wanderung von einem<br />
Lokal zum andern. Die Aufsichtsbeamten<br />
stehen diesem Treiben<br />
machtlos gegenüber. Auf diese<br />
Weise wird das Verbot illusorisch<br />
gemacht und es entwickelt sich in<br />
den Abend- und Nachtstunden ein<br />
regelrechtes Karnevalstreiben und<br />
Charakter der öffentlichen Veranstaltung<br />
ist vorhanden...“<br />
Nach dem Ruhrkampf sprach sich<br />
der Koblenzer Regierungspräsident<br />
im Dezember 1924 für eine Locke-
ung des Verbotes aus und Karnevalsveranstaltungen<br />
in öffentlichen Lokalen<br />
wurden erlaubt.<br />
Während der Zeit des Nationalsozialismus<br />
trat die NSDAP als Mitorganisator<br />
des Karnevals auf und<br />
konnte diesen auch ideologisch nutzen.<br />
1938 wurde der Koblenzer Rosenmontagszug<br />
von der KdF, zusammen<br />
mit den vereinigten Koblenzer Vereinen,<br />
organisiert. Mitgeführt wurde<br />
auch ein Prunkwagen mit der Aufschrift<br />
„Kraft durch Freude überall –<br />
ist auch Trumpf im Karneval“.<br />
In der Nachkriegszeit waren im<br />
gesamten Rheinland Karnevalsumzüge,<br />
Maskenbälle oder Kostümfeste<br />
verboten. Das auch dieses Verbot<br />
keinen langfristigen Bestand hatte,<br />
sieht man z. B. an der Entstehung des<br />
heute noch bekannten Karnevalsschlagers<br />
„Wir sind die Eingeborenen<br />
aus Trizonesien“ von 1948/49, indem<br />
die herrschende politische Situation<br />
schwungvoll aufs Korn genommen<br />
wurde. Auch in Engers wurde ab 1947<br />
mit dem Prinzen Hans Adelfang und<br />
1948 unter der Regentschaft von<br />
Simon Reif schon wieder kräftig Karneval<br />
gefeiert.<br />
Der Blick in die Geschichte zeigt<br />
deutlich, dass der rheinische Karneval<br />
niemals langfristig verboten werden<br />
konnte und sich auch wohl auch<br />
in Zukunft nicht verbieten lassen<br />
wird, zumindest solange es genug<br />
Menschen gibt, die sich engagieren,<br />
Spaß am gemeinsamen Feiern haben<br />
und vor allem auch mal kräftig über<br />
sich selbst lachen können.<br />
Text: Daniela Schulz<br />
Informationen entnommen aus:<br />
Brog, Hildegard: „Was auch passiert:<br />
D’r Zoch kütt!“ – Die Geschichte des<br />
rheinischen Karnevals, Campus Verlag<br />
GmbH, Frankfurt/Main, 2000<br />
87
Freunde, die man nicht<br />
vergisst!<br />
General a. D. Willi Weiler, Kommandeur<br />
Ein Urgestein der Prinzengarde.<br />
Mitbegründer der „neuen Garde“ nach dem<br />
2. Weltkrieg. Unvergessen bleibt das Bild<br />
eines Kommandanten hoch zu Roß.<br />
General a. D. Hans Klein, Kommandeur<br />
Stifter des Treupokals „Klein’s Hänschen“,<br />
für die Garde immer und jederzeit ansprechbar.<br />
Ein Karnevalist mit Leib und Seele.<br />
Hauptmann Hermann<br />
Hellwig, stellvertretender<br />
Kommandeur<br />
in der Amtszeit von<br />
Willi Schunkert; unvergessen<br />
als stimmgewaltiger<br />
Büttenredner.<br />
Leutnant Peter Koch<br />
eine Seele von Mensch<br />
und immer für die<br />
Garde da, wenn sie ihn<br />
brauchte.<br />
Gardist Jürgen „Keule“<br />
Porten<br />
Eine rheinische<br />
Frohnatur, die seinesgleichen<br />
suchte.<br />
Ilse Bach<br />
für viele Gardisten lange<br />
Jahre die Mutter der<br />
Kompanie (als Frau des<br />
Kommandanten).
90<br />
Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 e.V.<br />
– Der Vorstand –<br />
Kommandeur: Bernd Wolff<br />
Stellvertretender Kommandeur: Frank Kaczmarek<br />
Schatzmeister: Jürgen Günter<br />
Stellvertretender Schatzmeister: Stephan Henn<br />
Schriftführerin: Daniela Schulz<br />
Text: BW
Dialog<br />
statt<br />
Katalog<br />
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92<br />
Orden und Ehrenzeichen<br />
Prinzengarde-Orden<br />
wird jedem aktiven Mitglieder ab<br />
der zweiten aktiven Session verliehen.<br />
Prinzenpaare und Obermöhnen erhalten<br />
den goldenen Stern der Prinzengarde<br />
bei ihrer Inthronisation. Am<br />
Karnevalistischen Frühschoppen<br />
erhalten jeweils<br />
die Prinzen unserenGesellschaftsorden.<br />
Jubiläumsmedaille<br />
Nach 25-jähriger<br />
aktiver Mitgliedschaft<br />
wird die<br />
Jubiläumsmedaille<br />
verliehen.<br />
Ehrenkette<br />
wird einem Ehrenmitglied verliehen.<br />
Sie ist das äußere Erkennungszeichen<br />
eines Ehrenmitgliedes.
1999 2000 2001<br />
2002 2003 2004<br />
2003 2004<br />
93
94<br />
Danke schön!<br />
Wir bedanken uns bei den Inserenten,<br />
die mit Ihrer Werbeanzeige<br />
den Druck dieser <strong>Festschrift</strong> erst<br />
ermöglicht haben.<br />
Die im Impressum genannten Personen<br />
haben alle Bilder im Original<br />
zur Verfügung gestellt und der Prinzengarde<br />
somit ein großes Vertrauen entgegengebracht.<br />
Auch dafür bedanken<br />
wir uns an dieser Stelle herzlichst.<br />
Wie in einem der Berichte erwähnt,<br />
hat Frau Dr. Hildegard Brog<br />
einige Hintergrundinformationen erläutert,<br />
die für das karnevalistische<br />
Verständnis in dieser Zeit unabding-<br />
bar waren. Dafür sagen wir herzlich<br />
Danke schön.<br />
Für die unkonventionelle Art und<br />
die enorme Hilfsbereitschaft des<br />
Archivars der Stadt Neuwied – Herr<br />
Anhäuser – danken wir an dieser<br />
Stelle. Ohne seine Hilfe wäre diese<br />
<strong>Festschrift</strong> in Frage gestellt.<br />
Unser Dank gilt Christine Abendroth<br />
und Nadine Dötsch, die in<br />
nächtelanger Kleinarbeit die Anzeigen-<br />
Werbung in einen druckfähigen Zustand<br />
versetzt haben und der <strong>Festschrift</strong><br />
dieses Format gegeben haben.<br />
Letztlich bedanke ich mich persönlich<br />
bei meinen Kameraden, die alle<br />
für die Jubiläumsfeierlichkeit eigene<br />
Interessen zurückgestellt haben und<br />
ihre Tatkraft für den Verein eingebracht<br />
haben.<br />
Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 e.V.<br />
Im Auftrag<br />
Bernd Wolff<br />
Kommandeur
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Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Prinzengarde Engers<br />
Rot-Weiß 1855 e.V.<br />
Layout:<br />
Nadine Dötsch,<br />
Christine Abendroth<br />
mit freundlicher Unterstützung<br />
2Punkt-eine Werbeagentur,<br />
Ransbach-Baumbach<br />
Texte:<br />
Bernd Wolff<br />
Pamela Kaczmarek<br />
Erich Bach,<br />
Willi Schunkert<br />
Iris-Schlegel-Wolff<br />
Daniela Schulz<br />
Fotos:<br />
mit freundlicher Unterstützung<br />
Franzi Klein<br />
Erich Bach<br />
Willi Schunkert<br />
Annemarie Zoche<br />
Gretel Nilges<br />
Berthold Fritzen<br />
Jürgen Moritz<br />
Marianne Kaulartz<br />
Iris Schlegel-Wolff<br />
Peter Kaußen<br />
Else Günter-Koch<br />
Daniela Schulz<br />
Rebecca Kaufung<br />
Nadine Dötsch<br />
Frau Weiler<br />
Auflage: 500 Exemplare<br />
Quellennachweis<br />
– Brog, Hildegard: „Was auch<br />
passiert: D’r Zoch kütt!“ – Die<br />
Geschichte des rheinischen<br />
Karnevals, Campus Verlag<br />
GmbH, Frankfurt/Main, 2000<br />
– Landeshauptarchiv<br />
Koblenz<br />
Bestand 403