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1 Entstehungsgeschichte - Übersicht der Motetten - von Andreas ...

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Beson<strong>der</strong>s überraschend wirkt die Schlußwendung des 1. Spruchs: a→C über den Durchgangston d’’ im<br />

1. Sopran.<br />

An dieser Stelle sei noch auf die häufig vorkommende Verzögerung eines Schlußklanges durch<br />

Weiterlaufen einer o<strong>der</strong> mehrerer Stimmen (zumeist Mittelstimmen) hingewiesen. Dies kann in <strong>der</strong> Form<br />

geschehen, daß <strong>der</strong> Schlußklang mehrmals erreicht und wie<strong>der</strong> verlassen/umspielt wird („Singet dem<br />

Herrn“; Teil I, T. 34-36) o<strong>der</strong>, wie z.B. in <strong>der</strong> Motette „Das ist je gewißlich wahr“, indem durch Disso-<br />

nanz und Vorhaltsbildung bis zum Schlußakkord ein Spannungsbogen aufgebaut wird (z.B. T. 49-52).<br />

Vergleichbare Beispiele sind die Schlüsse des 9. und 13. Spruches des Totentanzes, <strong>der</strong> Verse 2, 4 und 6<br />

<strong>der</strong> Motette „Wach auf, du deutsches Reich“, <strong>der</strong> 3 Teile <strong>der</strong> Motette „Singet frisch...“ usw.<br />

Nicht selten läßt Distler auch nur eine Stimme (meist den Sopran) den Schlußton früher erreichen, wäh-<br />

rend die übrigen Stimmen die Schlußkadenz harmonisch unabhängig zu Ende bringen (z.B. Motette<br />

„Wach auf, du deutsches Reich“; 1. Vers, T. 14/15).<br />

2.4 Rhythmik<br />

2.4.1 Rhythmische Verschleierung<br />

Wichtigstes Merkmal <strong>der</strong> Rhythmik im Werk Hugo Distlers ist die Unabhängigkeit <strong>von</strong> Taktschwer-<br />

punkten und die damit einhergehende Verschleierung <strong>der</strong> rhythmischen Gebilde. Diese kann in verschie-<br />

denen Formen auftreten:<br />

• Überlagerung verschiedener Rhythmen<br />

20<br />

Während Distler in an<strong>der</strong>en Werken (z.B. Jahrkreis, Weihnachtsgeschichte) spezifisch jede Stimme<br />

in ihrem eigenen Takt notiert und damit die Überlagerung <strong>der</strong> verschiedenen Rhythmen auch im<br />

Schriftbild dokumentiert, finden sich in <strong>der</strong> Geistlichen Chormusik polyrhythmische Gebilde nur in-<br />

nerhalb des gleichbleibenden Taktschemas. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür sind die Takte 196-<br />

220 <strong>der</strong> Motette „Das ist je gewißlich wahr“. Während Sopran und Alt (entwickelt aus <strong>der</strong> Themen-<br />

struktur <strong>der</strong> Takte 174-179: Ende des Themas im Sopran, synkopischer Kontrapunkt im Alt) einen<br />

3 /2-Rhythmus mit gleichem Schwerpunkt haben (Beginn auf <strong>der</strong> Eins des Taktes 196), in den sich <strong>der</strong><br />

Tenor in T. 197 einklinkt, befindet sich <strong>der</strong> Schwerpunkt des 3 /2-Rhythmus des Basses jeweils einen<br />

Takt später. Gleichzeitig sind aber alle Stimmen im 3 /4-Takt notiert. So ist für den Hörer keine<br />

rhythmische Orientierung mehr möglich. 32<br />

32 Ähnlich verhält es sich in <strong>der</strong> Fuge „Aber um unserer Missetat willen...“ (Motette „Fürwahr...“; T. 66ff.).<br />

Siehe dazu S. 32ff.

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