19.01.2013 Aufrufe

Reform Sekundarstufe I ist dringend notwendig - Kanton Solothurn

Reform Sekundarstufe I ist dringend notwendig - Kanton Solothurn

Reform Sekundarstufe I ist dringend notwendig - Kanton Solothurn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

S c h u l b l a t t A G / S O | 2 1 / 2 0 0 6<br />

26<br />

DBK SOLOTHURN<br />

Bildungs- und Kulturdirektor Klaus Fischer zur <strong>Reform</strong> der <strong>Sekundarstufe</strong> I.<br />

<strong>Reform</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> I<br />

<strong>ist</strong> <strong>dringend</strong> <strong>notwendig</strong><br />

Seit vielen Jahren drängen Gesellschaft<br />

und Politik, die Schule sei den neuen<br />

Gegebenheiten anzupassen – und zwar<br />

schweizweit einheitlich. Auch bei uns im<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>ist</strong> die <strong>Reform</strong> der<br />

<strong>Sekundarstufe</strong> I seit fünfzehn Jahren unterwegs.<br />

Der <strong>Kanton</strong>srat hat sie mit grossem<br />

Mehr gutgeheissen, jetzt kommt<br />

sie vor das Volk.<br />

Die <strong>Reform</strong> <strong>ist</strong> <strong>dringend</strong> <strong>notwendig</strong>, sie<br />

wird den Lehrpersonen neue Gefässe und<br />

Möglichkeiten zur Verfügung stellen und<br />

so unweigerlich zur Qualitätsförderung<br />

beitragen.<br />

Nichts <strong>ist</strong> für unser Land und unsere Zukunft<br />

von grösserer Bedeutung als das Bildungswesen.<br />

Weil dieses in den letzten Jahren<br />

weniger gute Kritiken erhielt als auch<br />

schon, und weil die PISA-Tests zeigen, dass<br />

<strong>Reform</strong>bedarf besteht und <strong>dringend</strong> gehandelt<br />

werden muss, hat die Bildung plötzlich<br />

wieder die volle Aufmerksamkeit seitens<br />

der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zurückerlangt.<br />

Das <strong>ist</strong> für uns alle, vor allem<br />

aber für die Schülerinnen und Schüler, sehr<br />

erfreulich.<br />

Bildungsoffensive läuft<br />

Ein starkes Bildungswesen begünstigt unsere<br />

Entwicklung, unseren Wohlstand und<br />

unser Ansehen in der Welt stärker als alles<br />

andere. Deshalb begrüsse ich die in Gang<br />

gesetzte Bildungsoffensive sehr.<br />

Gefordert <strong>ist</strong> eine landesweite Harmonisierung,<br />

ein einheitliches Bildungssystem<br />

mit Standards und Indikatoren, welche<br />

die Le<strong>ist</strong>ungen von Schülerinnen, Schülern,<br />

Klassen und Schulen messbar machen.<br />

Das Schweizer Volk hat dies mit überwältigendem<br />

Mehr im Mai 2006 deklariert.<br />

91 Prozent der solothurnischen Stimmbürgerinnen<br />

und Stimmbürger sagten Ja zu<br />

einem schweizweit einheitlichen Bildungssystem.<br />

Die <strong>Reform</strong> der <strong>Sekundarstufe</strong> I kommt<br />

diesem kraftvoll manifestierten Volkswillen<br />

voll und ganz nach.<br />

Regierungsrat Klaus Fischer.<br />

Neue Strukturen –<br />

neue Inhalte<br />

So wie sich alles entwickelt und verändert,<br />

das die Gesellschaft prägt und beeinflusst,<br />

so muss sich auch die Schule anpassen, ergänzen<br />

und verbessern, zum Beispiel Strukturen<br />

optimieren und Inhalte neu definieren.<br />

Die Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK)<br />

<strong>ist</strong> mit ihren Harmonisierungs-Projekten<br />

HarmoS, Deutschschweizer-Lehrplan, Le<strong>ist</strong>ungsmessungen,<br />

Frühfremdsprachen und<br />

Tagesstrukturen wegweisend unterwegs.<br />

Es wäre geradezu sträflich, diesen Zug aus<br />

irgendwelchen Gründen nicht mitzubesteigen.<br />

Auch wir in den Nordwestschweizer <strong>Kanton</strong>en<br />

Aargau, Basel-Landschaft, Basel-<br />

Stadt und <strong>Solothurn</strong> kooperieren eng miteinander.<br />

Gemeinsam angehen wollen wir<br />

die Bereiche Frühfremdsprachen, Schulstrukturen,<br />

Schuleingangsstufe, Volksschulabschluss/Le<strong>ist</strong>ungsmessungen<br />

und<br />

Sozialindex.<br />

<strong>Reform</strong> führt zu schweizerischer<br />

Harmonisierung<br />

Die <strong>Reform</strong> der <strong>Sekundarstufe</strong> I hat mehrere<br />

Vernehmlassungen hinter sich und<br />

<strong>ist</strong> im Zuge dieses langen, demokratischen<br />

Prozesses auf eine schlanke, aber wirkungsvolle<br />

Statur optimiert worden. Sie entspricht<br />

in Struktur und Inhalt den deutschschweizerischen<br />

Vorgaben.<br />

Ich zitiere die wichtigsten <strong>Reform</strong>elemente<br />

aus der Abstimmungsbotschaft.<br />

Abstimmungsbotschaft<br />

«Einheitlicher Übertritt aus der Primarschule<br />

zur Sekundarschule<br />

In fast allen Deutschschweizer <strong>Kanton</strong>en<br />

erfolgt der Übertritt aus der Primarschule<br />

in die <strong>Sekundarstufe</strong> I nach 6 Schuljahren.<br />

Das soll auch für den <strong>Kanton</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

gelten: Neu treten alle Schülerinnen und<br />

Schüler nach der 6. Primarschulklasse und<br />

nach einheitlichen Kriterien in die Sekundarschule<br />

ein, auch in die progymnasiale<br />

Ausbildung.<br />

Vereinfachung der <strong>Sekundarstufe</strong> I<br />

(7., 8. und 9. Schuljahr)<br />

Der <strong>Kanton</strong> <strong>Solothurn</strong> hat die komplizierteste<br />

<strong>Sekundarstufe</strong> I der ganzen Schweiz.<br />

Deshalb soll die Zahl der Abteilungen von<br />

sechs auf vier reduziert werden. Unter dem<br />

Oberbegriff «Sekundarschule» werden die<br />

vier Abteilungen als Sekundarschule B<br />

(Basis-Anforderungen), Sekundarschule E<br />

(Erweiterte Anforderungen), Sekundarschule<br />

P (Progymnasium) und Sekundarschule<br />

K (Kleinklasse, resp. bisherige<br />

Werkklasse) bezeichnet.<br />

Einheitliche Vorbereitung auf<br />

das Gymnasium<br />

Auch die Vorbereitung auf das Gymnasium<br />

in der Sek P wird vereinheitlicht. Die Sek P<br />

kann an den beiden <strong>Kanton</strong>sschulen und<br />

an Sekundarschulen in den Regionen angeboten<br />

werden. Lehrplan und Stundentafel<br />

sind einheitlich.


Verbesserte Vorbereitung auf die<br />

berufliche Ausbildung<br />

80 Prozent aller Schulabgängerinnen und<br />

Schulabgänger streben eine Berufsausbildung<br />

an. Das neue Schulfach «Berufsfindung»<br />

verbessert die Vorbereitung. Ein Abschlusszertifikat<br />

am Ende der Sekundarschule<br />

gibt Auskunft über Wissensstand<br />

und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Das neue Fach wird dazu führen,<br />

||| dass die Lehrpersonen die Zeit für<br />

die Berufsfindung nicht mehr in andern<br />

Fächern stehlen müssen;<br />

||| dass Verhalten und Le<strong>ist</strong>ungen<br />

der Schülerinnen und Schüler auf die<br />

Berufslehre ausgerichtet werden;<br />

||| dass sich Schülerinnen, Schüler und<br />

Eltern besser für eine Berufslehre entscheiden<br />

können;<br />

||| dass weniger Schülerinnen und Schüler<br />

am Ende der Schulzeit ohne Anschluss dastehen.<br />

Bildung von Sekundarschulzentren<br />

Schulen mit allen Abteilungen und allen<br />

drei Jahrgängen unter einem Dach sind erfolgreicher.<br />

Das Zusammenführen bringt<br />

neben pädagogischen (Qualitätssicherung)<br />

auch soziale (keine «Restschulen») und<br />

wirtschaftliche Verbesserungen. Es ermöglicht<br />

eine effiziente Nutzung von positiven<br />

Synergien und ein flexibleres Reagieren auf<br />

sich laufend verändernde Schülerzahlen.»<br />

Zusätzliche Förderung –<br />

zur Qualitätssteigerung<br />

Die <strong>Reform</strong> der <strong>Sekundarstufe</strong> I will den<br />

Schulen von der 6. bis zur 9. Klasse neue<br />

Fördergefässe in Halbklassen schaffen. Dies<br />

wird den Lehrpersonen Gelegenheit geben,<br />

die Schülerinnen und Schüler aufgrund<br />

Sek-I-<strong>Reform</strong> schafft mehr Chancengleichheit.<br />

der Neigungen und Eignungen zusätzlich<br />

zu schulen und sie noch besser auf ihre<br />

Zukunft vorzubereiten.<br />

Individuell und in Teamarbeit fördern, das<br />

<strong>ist</strong> ein Postulat der heutigen Zeit und für<br />

jede Lehrperson eine Herausforderung und<br />

eine wunderbare Aufgabe. Sie wird zu einer<br />

deutlichen Qualitätssteigerung führen.<br />

Schlankes Gesetz<br />

Das Gesetz <strong>ist</strong> sehr schlank – auch das eine<br />

Forderung der heutigen Gesellschaft. Ein<br />

Gesetz darf auf gar keinen Fall Details enthalten,<br />

welche nur mit neuen Gesetzesanpassungen<br />

geändert werden können. So<br />

klammert das Gesetz Fragen nach Stundentafeln,<br />

Lehrplänen, Klassengrössen, Inhalten<br />

der zusätzlichen Förderlektionen aus.<br />

Alle diese Fragen werden nach der Abstimmung<br />

paritätisch gelöst. Wir werden gemeinsam<br />

mit den Lehrerverbänden die<br />

Detailabklärungen vornehmen, der <strong>Kanton</strong>srat<br />

hat dazu einen entsprechenden<br />

Auftrag erteilt. Niemand kauft also eine<br />

Katze im Sack. Wir werden miteinander<br />

diese Katze «gebären», ausbilden und gestalten.<br />

Darauf freue ich mich.<br />

Eigenständige, le<strong>ist</strong>ungsbereite und gut<br />

ausgebildete junge Menschen sind nur mit<br />

guten Schulen zu haben. Die <strong>Reform</strong> strebt<br />

eine klare Qualitätssteigerung auf der <strong>Sekundarstufe</strong><br />

I an und will die Harmonisierung<br />

der Bildungslandschaft Schweiz.<br />

Ich bitte Sie deshalb, sehr geehrte Damen<br />

und Herren, der <strong>Reform</strong> der <strong>Sekundarstufe</strong> I<br />

zuzustimmen.<br />

Klaus Fischer, Regierungsrat<br />

DBK SOLOTHURN<br />

Teddy Buser sagt Adieu<br />

Sehr geehrte Damen und Herren<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />

Während sechs Jahren durfte ich das Amt<br />

für Volksschule und Kindergarten leiten.<br />

Am 23. Oktober 2006 gehe ich in Pension.<br />

Ich danke Ihnen herzlich für die Zusammenarbeit.<br />

Sie war unverzichtbar als Unterstützung<br />

für meine Aufgabe, der Qualitätsförderung<br />

an unseren Schulen zu<br />

dienen und mit den knappen Finanzen<br />

haushälterisch umzugehen – dies im<br />

Wissen, dass für unser Land und unsere<br />

Zukunft nichts so wichtig <strong>ist</strong> wie gesunde<br />

und starke Schulen.<br />

Teddy Buser.<br />

Bis meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger<br />

bestimmt <strong>ist</strong>, wird Herr Andreas<br />

Walter das Amt für Kindergarten und<br />

Volksschule leiten. Ich bitte Sie, ihm Ihr<br />

Vertrauen zu schenken und ihn zu unterstützen.<br />

Die nächsten Jahre stehen für die solothurnische<br />

Schullandschaft im Zeichen<br />

des Umbruchs und der Harmonisierung<br />

mit der übrigen Schweiz. Das wird spannend<br />

und interessant.<br />

Ihnen allen wünsche ich bei Ihrer wertvollen<br />

und wichtigen Arbeit Glück, Erfolg<br />

und Zufriedenheit, den Lehrpersonen<br />

viel Freude an der Arbeit mit den Schülerinnen<br />

und Schülern.<br />

Teddy Buser<br />

S c h u l b l a t t A G / S O | 2 1 / 2 0 0 6<br />

27


S c h u l b l a t t A G / S O | 2 1 / 2 0 0 6<br />

28<br />

DBK SOLOTHURN<br />

Das Lehrmittel «salut hello!» aus dem Lehrmittelverlag des <strong>Kanton</strong>s <strong>Solothurn</strong> <strong>ist</strong><br />

in Basel mit dem «Worlddidac Award 2006» ausgezeichnet worden. Herzliche Gratulation<br />

an Ursula Rickli, Peter Schiltknecht und das gesamte «salut hello!»-Team.<br />

«Oscar» für «salut hello!»<br />

Peter Schiltknecht, Ursula Rickli und Regierungsrat Klaus Fischer freuen sich über<br />

die Auszeichnung.<br />

Ursula Rickli (Autorin) und Verlagsleiter<br />

Peter Schiltknecht (Idee und Realisation)<br />

durften den Preis entgegennehmen.<br />

Der Worlddidac Award <strong>ist</strong> die bedeutendste<br />

internationale Auszeichnung für Lehrmittel.<br />

Die internationale Jury überzeugte die Vielfalt<br />

des Inhaltes und sie würdigte vor allem<br />

den lustvollen und spielerischen Einstieg<br />

in die rund 15 Fremdsprachen und die von<br />

Schulkindern gesprochenen Hörbeispiele.<br />

Mit «salut hello!» steht erstmals ein sprachverbindendes<br />

Lehrmittel für 4- bis 8-jährige<br />

Kinder zur Verfügung. Es hilft mit, Kindern<br />

den Einstieg in Fremdsprachen zu erleichtern.<br />

Hemmschwellen sollen abgebaut und<br />

die natürlichen Sprachlernpotenziale, die<br />

in den Kindern stecken, gefördert werden.<br />

Ein kindgerechter, also unbeschwerter, spielerischer,<br />

lustvoller Einstieg ins Fremdsprachenlernen<br />

<strong>ist</strong> das Ziel.<br />

«salut hello!» umfasst eine umfangreiche<br />

Sammlung von Versen, Liedern und Spielen<br />

in 15 verschiedenen Sprachen (Schwerge-<br />

wicht: Französisch/Englisch). Dabei werden<br />

möglichst alle Sinne durch Mimik, Gestik,<br />

Pantomime, Bewegung, Theaterspiel usw.<br />

angesprochen. Für die Lehrpersonen sind<br />

Spielanleitungen, Anregungen und Ideen<br />

für den Einsatz im Unterricht integriert.<br />

Bereits der 2. «Oscar»<br />

Vor über vier Jahren hatte Peter Schiltknecht<br />

die Idee zu diesem Lehrmittel. Mit<br />

Ursula Rickli fand er die ideale Autorin für<br />

dieses Projekt. Das «Duo» Rickli und Schiltknecht<br />

gewinnt damit bereits den 2. Award.<br />

1998 wurden sie für den Erstleselehrgang<br />

«lose, luege, läse» ausgezeichnet.<br />

Wir besuchten den strahlenden Gewinner<br />

in seinem Büro im <strong>Solothurn</strong>er Lehrmittelverlag.<br />

Auch wenn man sich wie der Schreibende<br />

nicht sehr oft mit Lehrmitteln zu befassen<br />

hat, so wird doch schon beim ersten<br />

Durchblättern rasch klar, mit welcher Liebe<br />

und Freude hier ans Werk gegangen worden<br />

<strong>ist</strong>, denn das Durchblättern der beiden Bände<br />

wird auch für Unbedarfte zu einem sinnlichen<br />

Erlebnis.<br />

Eigentlich war es meine Absicht, Verlagsleiter<br />

Peter Schiltknecht zu interviewen, um<br />

mehr über Idee und Realisierung des preisgekrönten<br />

Werks zu erfahren. Aber die Lektüre<br />

dieses Interviews wäre für Sie nie so<br />

spannend und interessant geworden, wie die<br />

Lektüre seiner eigenen Schilderung im Magazin<br />

der «ilz», der Interkantonalen Lehrmittelzentrale.<br />

Schiltknechts Bericht <strong>ist</strong><br />

nicht nur amüsant, er macht auch gleichzeitig<br />

deutlich, welcher Aufwand hinter dem<br />

Lehrmittel steckt.<br />

Ich möchte Ihnen diese Schilderung nicht<br />

vorenthalten und beschränke mich darauf,<br />

vor der Le<strong>ist</strong>ung des engagierten wie kreativen<br />

Teams meinen «Chapeau» zu ziehen!<br />

Salut hello und herzliche Gratulation zum<br />

Award!<br />

Ernst Meuter<br />

Die 1.Minute entscheidet<br />

Eine Lehrmittelneuheit erregt mein Interesse,<br />

ich blättere eine Minute durch die<br />

300 Seiten, lege das Buch weg und werde<br />

vom nächsten Buch angezogen.<br />

In der Fülle der Angebote eine logische<br />

Handlung. Was wurde aber alles unternommen,<br />

um Sie und mich für diese eine Minute<br />

zu fesseln und eventuell einen bleibenden<br />

Eindruck zu hinterlassen? Im Folgenden ein<br />

kurzer Einblick in die Freuden und Leiden<br />

eines Verlages bei der Herstellung eines Lehrmittels<br />

am Beispiel von «salut hello!».<br />

Mit der Idee beginnen die Aufgaben und vor<br />

allem die Ansprüche. Lehrmittelkommission,<br />

Gremien der «ilz» und Buchhalter verlangen<br />

Konzepte, Kalkulationen, Muster, Kurz- und<br />

Langbeschriebe auf Mengen von Papier.<br />

Um der Idee eine Identität zu geben, wird die<br />

Suche nach dem Titel ziemlich schnell zum<br />

Thema. Der Buchtitel soll jung, frisch, einprägsam<br />

sein und im vorliegenden Fall soll er<br />

sich an den Fremdsprachen orientieren.


Die Autorin <strong>ist</strong> im Idealfall zuverlässig, hat<br />

Lust am Thema und bringt die <strong>notwendig</strong>e<br />

Fachkompetenz mit. Ob die weiteren Mitarbeiter/innen<br />

am gleichen Strick ziehen, wird<br />

sich mit dem Fortschritt der Arbeiten noch<br />

weisen müssen – bei uns war das der Fall!<br />

Die Zeichnerin versteht es, die Wünsche visuell<br />

zu übersetzen und vor allem die Kunden<br />

anzusprechen; sind es die Lehrpersonen oder<br />

die Kinder? Im Idealfall sind beide bege<strong>ist</strong>ert.<br />

Die Finanzen werden zum täglichen Begleiter,<br />

die ersten Mittel fliessen.<br />

Konkrete Inhalte verändern das Konzept,<br />

neue Ansprüche, das heisst zum Beispiel zusätzlich<br />

zu Englisch und Französisch sollen<br />

13 weitere Fremdsprachen die Lust auf «salut<br />

hello!» erhöhen.<br />

Wie war das mit dem Copyright? Es wurden<br />

für 230 Texte und 138 Lieder in 15 Sprachen<br />

in ganz Europa die Urheberrechte abgeklärt<br />

und eingeholt. Eine fast endloooose Aufgabe!<br />

Der Notensatz verlangt nach einem Spezial<strong>ist</strong>en.<br />

Die Daten dienen gleichzeitig für die<br />

visuelle Umsetzung als auch für die Vertonung<br />

auf der CD.<br />

In der Gestaltung des Lehrmittels werden<br />

alle Bild-, Noten- und Textelemente zusammengefügt<br />

und für die definierte Schulstufe<br />

dargestellt. Schriftgrösse, -art, Zeilenlänge,<br />

Räume, Bildgrösse, strukturierte Anleitungen<br />

für die Verwendung und das Format werden<br />

definiert.<br />

Alle elektronisch angelieferten Daten von<br />

einem Dutzend Hersteller haben, so meinen<br />

wir alle, natürlich System-Kompatibilität.<br />

Dem <strong>ist</strong> in keinem Fall so!<br />

Die fremdsprachigen Texte werden von<br />

Übersetzer/innen gelesen und beim Abhören<br />

der Aussprache beginnen die Buchstaben<br />

zu tanzen. Hören wir nun ein geschlossenes<br />

oder ein offenes «o» oder «e»? Wir hören<br />

neue Laute aus anderen Sprachen. Wie<br />

können wir die Aussprache phonetisch darstellen?<br />

Nicht enden wollende Korrekturen begleiten<br />

nun die Macher/innen während Monaten.<br />

Und da jede Korrektur das Risiko einer neuen<br />

Korrektur nach sich zieht, wiederholen sich<br />

diese Kontrollen.<br />

Natürlich legen wir Wert auf die Hörbeispiele<br />

aller Texte in allen Sprachen. Tontechnik <strong>ist</strong><br />

das eine, Kinder und Jugendliche (rund 25)<br />

zu organisieren, mit ihnen zu proben und<br />

die 240 Aufnahmen zu erstellen das andere.<br />

Die Musik muss ebenfalls alle Stationen der<br />

Korrekturen durchlaufen, sowohl das Notenbild<br />

(könnte man da nicht noch die Gitarrengriffe<br />

einsetzen?) als auch die Audiodatei<br />

(die Begleitung in Strophe 2 <strong>ist</strong> zu stark!).<br />

In beiden Bänden sollen 6 CDs im Buch in-<br />

Die «Tonburg» im Eigenbau, das ideale Aufnahmestudio!<br />

tegriert sein; das haben wir noch nie gesehen.<br />

Der kreative Buchbinder <strong>ist</strong> gefordert. In<br />

mehreren Sitzungen werden Lösungen gesucht<br />

die erstens funktionieren, zweitens<br />

zahlbar sind, drittens unseren Designansprüchen<br />

genügen und viertens Ihnen als Kundinnenen/Kunden<br />

dienen sollen.<br />

Der Drucker informiert, dass das gewünschte<br />

Papier erst in drei Monaten lieferbar sei.<br />

Die Alternative <strong>ist</strong> natürlich nicht günstiger.<br />

Riesige Datenmengen von 2 x 300 Seiten<br />

4-farbig werden von der Druckerei verarbeitet.<br />

Die CD-Produktion (24 000 Stück) läuft an.<br />

Nächtlicher Albtraum: Stimmen die Verweise<br />

im Buch zu den Tracks-Nummern auf der<br />

CD und <strong>ist</strong> der Inhalt der 12 CDs mit dem<br />

Aufdruck identisch?<br />

Das allererste Exemplar <strong>ist</strong> da und die ganze<br />

Anspannung weicht der Freude und Genug-<br />

Ursula Rickli bei den Tonaufnahmen.<br />

DBK SOLOTHURN<br />

tuung. Dass die Werbung seit einiger Zeit an<br />

verschiedenen Fronten parallel zur Produktion<br />

läuft <strong>ist</strong> eine wirtschaftliche Notwendigkeit<br />

und jede einzelne Bestellung wird ersehnt<br />

und freudig reg<strong>ist</strong>riert. Der Weg zum<br />

Erfolgsbuch wird allerdings noch ein langer<br />

sein und <strong>ist</strong> nicht garantiert.<br />

Wenn es nun gelungen <strong>ist</strong>, in dieser 1. Minute<br />

bei Ihnen liebe Kundin, lieber Kunde,<br />

einen bleibenden Eindruck beim Durchblättern<br />

eines Buches zu hinterlassen, so <strong>ist</strong> dies<br />

ein erster Erfolg, obwohl Sie sich noch zu<br />

keinem Kauf entschlossen haben. Alle Verlage<br />

buhlen um Ihren Entscheid.<br />

Sie sehen, die Produktionen von Lehrmitteln<br />

haben auch ihre Geschichte und das Verlegen<br />

<strong>ist</strong> manchmal ein harter, aber lustvoller Job.<br />

Danke für Ihre 4 Minuten bis hierher und<br />

«salut hello mitenand».<br />

Peter Schiltknecht<br />

S c h u l b l a t t A G / S O | 2 1 / 2 0 0 6<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!