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Spurensuche<br />

M ein<br />

22<br />

Wege aus der Sucht<br />

Leben begann mit viel Sicherheit und sehr familiär, obwohl ich mit meinem<br />

richtigen Vater keinen Kontakt hatte bzw. habe und ich ein Einzelkind war. In<br />

meiner Kindheit habe ich sehr viel mit meiner Mutter und meiner Verwandtschaft<br />

unternommen, Radtouren, Wanderungen, Museumsbesichtigungen, Fußballspielen,<br />

Eishockeyspielen und Urlaube.<br />

In meinem elften Lebensjahr ging ich mit meiner Mutter einkaufen. Am Heimweg<br />

hatte sie einen Diabetesanfall. Sie lag auf dem Gehsteig und es gingen Leute vorbei,<br />

die nur lästerten. Ich lief auf die Strasse und hielt das nächstkommende Auto an. Ich<br />

hatte einen Schock und große Angst. Nach diesem Erlebnis machte ich mir immer<br />

mehr Sorgen um meine Mutter und die Angst in mir wurde größer. Als Elfjähriger<br />

besuchte ich mit meiner Mutter einen Diabetikerkurs. Ich sammelte viele Informationen<br />

über die Krankheit und die Angst in mir wurde noch größer, weil mich dieses<br />

Wissen zusätzlich belastete. Ich fing dann an, meine Mutter ständig zu kontrollieren,<br />

schaute ob die Blutzuckerwerte passen, ob genügend Insulin im Kühlschrank liegt<br />

und auch ob sie die Medikamente so nimmt, wie der Arzt es vorgeschrieben hatte.<br />

Ab diesem Zeitpunkt wollte ich kein Kind oder Jugendlicher mehr sein, sondern ich<br />

kümmerte mich wie ein Erwachsener nur mehr um meine Mutter. Sie hatte damals<br />

keinen Partner und die Hilfe meiner Verwandten lehnte ich ab. Ich sagte immer dass<br />

es mir gut geht und dass ich das schon schaffe, aber in Wahrheit wurde die Angst<br />

in mir immer schlimmer. Ich hörte auf, über meine Probleme, über meine Gefühle<br />

und über meine Bedürfnisse zu sprechen, weil ich Angst hatte, wenn ich das alles<br />

meiner Mutter anvertraue, dass es Ihr noch schlechter gehen könnte. Im Laufe der<br />

Jahre wurde die Krankheit immer schlimmer und meine Mutter machte eine Dialysetherapie<br />

um die Nieren zu entlasten. In dieser Zeit wurde meine Sorge trotz ihres<br />

Lebensgefährten immer heftiger. Ich stand mitten in der Nacht auf um die Dialyseberichte<br />

zu lesen und um die Medikamente zu kontrollieren. Ich stand früher auf<br />

um zur Arbeit zu gehen, damit ich meine Mutter zur Dialyse bringen bzw. abholen<br />

konnte oder dass ich schon daheim sein konnte, wenn Sie von der Dialyse kam. Ich<br />

machte Überstunden um bei wichtigen Untersuchungen frei zu haben. Durch die<br />

Kontrolle hatte ich einige Zeit meine Angst nüchtern im Griff.<br />

Schließlich musste sich meine Mutter einer Nierentransplantation unterziehen. Da<br />

spürte ich zum ersten Mal die große Angst wieder in mir, die ich die ganzen Jahre<br />

mit Kontrollen überbrückt und runtergeschluckt habe, doch aussprechen konnte ich<br />

sie nicht weil es zu sehr schmerzte. Als die Gefühle hochkamen benötigte ich einen<br />

Ausgleich bzw. benötigte ich was um das zu verhindern und ich griff zu Drogen<br />

(Heroin). Ich nahm diese anfangs nur am Wochenende, doch der Konsum steigerte<br />

sich rasch. Damit war die Angst in mir »verschwunden« und die unerwünschten<br />

Gefühle kamen nicht hoch.<br />

Einige Jahre darauf verstarb meine Mutter und die Gefühle in mir wurden immer<br />

schlimmer, intensiver und unerträglicher. Die Hilfe, die mir von meiner Verwandtschaft<br />

und dem Partner meiner Mutter angeboten wurde, lehnte ich ab. Äußerlich<br />

spielte ich den großen starken Mann, aber innerlich war ich noch immer der elfjährige<br />

Bub. Im nüchternen Zustand war es für mich nicht auszuhalten. Durch den Drogenkonsum<br />

blieben die Gefühle verdrängt. Ich fühlte Trauer, Angst, Verzweiflung<br />

und Hoffnungslosigkeit. Über vier Jahre konsumierte ich regelmäßig Heroin und ich<br />

bin davon stark abhängig geworden.<br />

Ich habe mich entschlossen freiwillig eine Therapie zu machen. Ich hatte nur mehr<br />

zwei Möglichkeiten, entweder ich sterbe an dem Drogenkonsum oder ich mache eine<br />

Therapie um zu lernen ein abstinentes Leben führen zu können. Alleine hätte ich<br />

es nicht geschafft.<br />

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