Michaelsbote Februar 2011 - San Miguel Caracas

Ein Gleichnis
Eine Frau hat sich in einem Kaufhausrestaurant eine Gulaschsuppe gekaufte.
Sie stellt die Suppe auf einen Stehtisch und hängt ihre
Handtasche darunter. Dann geht sie noch einen Löffel holen. Als sie zu
ihrem Süppchen zurückkommt, steht ein Afrikaner dort und löffelt die
Suppe. Nach dem ersten Schrecken lächelt sie den Afrikaner an, faßt
sich ein Herz und löffelt mit ihm zusammen aus der Terrine. Gentlemanlike
lächelt der Afrikaner zurück. Nach der gemeinsam
genossenen Mahlzeit spendiert der junge Mann ihr noch einen Kaffee
und verabschiedet sich höflich. Das waren die ersten und letzten Worte
der beiden. Als sie gehen will, greift sie nach ihrer Handtasche. Sie
fehlt. Also doch ein gemeiner Schuft, denkt sie. Er ist schon
verschwunden. Hilflos blickt sie um sich.
Da sieht sie am Nachbartisch eine volle Terrine Gulaschsuppe und
darunter ihre Handtasche. Wer von den beiden ist dem anderen der
Nächste gewesen?
Eine Erscheinung der anderer Art
Es ist Sonntag, die Gemeinde feiert Gottesdienst, die Kirche ist nur
schwach besucht. Der Pfarrer hält seine Predigt. Plötzlich bricht er ab
und starrt in die obere Ecke des Kirchenraumes. Alle sind mit einem
Mal hellwach. Was ist bloß los? Nach einer Weile fährt der Pfarrer in
seiner Predigt fort. Hinterher bestürmen ihn die Leute:
"Herr Pfarrer, was war denn, dass Sie die Predigt mittendrin unterbrochen
haben?"
"Ach, nichts weiter", antwortet der Pfarrer, "ich hatte nur eine Erscheinung."
"Was für eine Erscheinung?"
"Das möchte ich nicht sagen", wehrt der Pfarrer ab.
Aber die Verantwortlichen wollen es nun genau wissen. Der Pfarrer
vertröstet sie auf den nächsten Sonntag. Während der Woche geht es
wie ein Lauffeuer durch die Gemeinde: "Unser Pfarrer hatte eine Erscheinung!"
Am nächsten Sonntag ist die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt.
Alle sind gespannt. Schließlich rückt der Pfarrer mit der Sprache heraus:
"Ich hatte eine Alterserscheinung, ich wusste nicht mehr weiter!"
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