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Machbarkeitsstudie zur Auslobung „gentechnikfrei“ und ... - AGES

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong><br />

Vermeidung von GVO bei Lebensmittel aus<br />

tierischer Erzeugung<br />

Eine Studie<br />

der österreichischen Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

Im Auftrag von:<br />

<strong>und</strong><br />

der Universität für Bodenkultur Wien, Departement für Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Sozialwissenschaften, Institut für Marketing & Innovation<br />

Wien, November 2005<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

Spargelfeldstraße 191, A-1226 Wien; www.ages.at


Eigentümer, Herausgeber <strong>und</strong> Verleger:<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

Für den Gesamtinhalt verantwortlich:<br />

Dr. Bernhard Url<br />

Für den Inhalt der Kapitel 6 <strong>und</strong> 9 verantwortlich:<br />

Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr. Siegfried Pöchtrager<br />

ISBN: 3-200-00475-4


„<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong><br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei<br />

Lebensmittel aus tierischer Erzeugung“<br />

Projektleitung <strong>AGES</strong><br />

Leopold Girsch<br />

Interne Projektkoordination : Dipl.-Ing. Natascha Balarezo<br />

Projektteam<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit<br />

Institut für Saatgut:<br />

Institut für Futtermittel:<br />

Institut für Lebensmitteluntersuchung Wien:<br />

Bereich Risikobewertung:<br />

Institut für Bienenk<strong>und</strong>e:<br />

Kompetenzzentrum Biochemie:<br />

Universität für Bodenkultur Wien<br />

Dipl.-Ing. Natascha Balarezo<br />

Dipl.-Ing. Christine Kargl<br />

Dipl.-Ing. Mag. Veronika Kolar<br />

Dipl.-Ing. Thomas Kickinger<br />

Univ.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Herbert Würzner<br />

Dipl.-Ing. Rainer Bernhart<br />

Dipl.-Ing. Klaus Riediger<br />

Dr. Roland Grossgut<br />

Mag. Daniela Hofstädter<br />

Dr. Rudolf Moosbeckhofer<br />

Dr. Hermann Hoertner<br />

Mag. Rupert Hochegger<br />

Departement für Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften, Institut für Marketing &<br />

Innovation:<br />

Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr. Siegfried Pöchtrager<br />

Ing. Josef Penzinger, Stefan Großauer<br />

Evaluierung durch A.o.Univ. Prof. Dr. Ludwig Maurer


Danksagung<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Danksagung<br />

Dank ergeht an die gesamte österreichische Mischfutterindustrie <strong>und</strong> -gewerbe <strong>und</strong> an die Großhändler für<br />

landwirtschaftliche Produkte <strong>und</strong> Rohstoffe für die außerordentlich kooperative Beteiligung an der<br />

Fragebogenbeantwortung.<br />

Dank für die fachliche Beratung <strong>und</strong> Mitwirkung bei der Erstellung der Rationen geht an:<br />

Dipl. Ing. Franz Tiefenthaller, LK OÖ, Ing. Hannes Priller, LK OÖ, Ing. Franz Strasser, LK OÖ, Dipl. Ing. Karl Wurm,<br />

LK Stmk, Ing. Rudolf Schmied, LK Stmk, Dipl. Ing. Günther Wiedner, LK NÖ, Dipl. Ing. Karl Feichtinger, St.<br />

Andrä/Lavanttal, Ing. Friedrich Riedl, Eggendorf, NÖ <strong>und</strong> an Ing. Max Gala, Schlierbach, OÖ.<br />

Dank geht an Frau Dr. Angela Busch, Grenzach-Wyhlen, in Deutschland für Ihre Informationen <strong>und</strong> Ausführungen<br />

über gentechnisch hergestellte Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren.<br />

Nicht zuletzt möchten wir allen Futtermittelfirmen <strong>und</strong> -händlern für Ihre bereitwilligen Auskünfte <strong>und</strong> Informationen<br />

danken.<br />

Wir danken Frau Mag. Siedler (Imkerschule Kärnten) <strong>und</strong> Prof. Dr. Bienefeld (Bieneninstitut Hohen Neuendorf, BRD)<br />

für die Überlassung von Daten, die sie im Rahmen ihrer Honig-Pollenanalysen gewonnen haben, sowie Dr. Peter<br />

Wiedner (LUA Kärnten), Dr. Christian Wurm <strong>und</strong> Vertretern des österreichischen Honig- <strong>und</strong> Bienenfuttemittelhandels<br />

für die Einbringung wertvoller Anregungen, Informationen <strong>und</strong> Kommentare.<br />

Wir danken Frau Dipl. Ing. Sonja Schantl, BMLFUW, für die aktuellen Informationen betreffend die<br />

Förderungsvorgaben für den Anbau von Eiweißalternativen zu Sojabohne - in der EU <strong>und</strong> in Österreich.<br />

Es ist uns bewusst, dass, gerade wenn es um branchen/firmeninterne Informationen geht, viel gegenseitiges<br />

Vertrauen notwendig ist. Darum danken wir Herrn Direktor Johannes Kapeller, Obmann Verband der<br />

Futtermittelindustrie Österreich, Dipl.-Ing. Walter Emathinger <strong>und</strong> Dipl.-Ing. Gunter Haydinger, Fixkraft Enns, GF<br />

Herbert Lugitsch <strong>und</strong> Ing. Franz Knittelfelder, Futtermühle Lugitsch Feldbach, Dipl.-Ing. Peter Messner, Unser<br />

Lagerhaus Warenhandels Ges.m.b.H Klagenfurt, GF Josef Falch, Landw. Genossenschaft f. d. Bez. Landeck, Dipl.-Ing.<br />

Stefan Pickl, Rauch Futter Hall in Tirol, Dipl.-Ing. Johann Schlederer, Verband landwirtschaftlicher<br />

Veredelungsproduzenten, Dipl.-Ing. Andreas Geisler, Tirol Milch Innsbruck, Dipl.-Ing. Thomas Parkfrieder, Geflügel<br />

GmbH. Schlierbach, Dipl.-Ing. Herbert Dullnig, Dipl.-Ing. Manfred Steringer, <strong>und</strong> Dipl.-Ing. Felix Hissek, Raiffeisen<br />

Ware Austria Wien, Dipl.-Ing. Karl Schneider, Börse für Landwirtschaftliche Produkte Wien, Dr. Fritz Gattermayer,<br />

Agrana Zucker GmbH Wien, <strong>und</strong> Mag. Hubert Huber, Agrar- <strong>und</strong> Forstrechts-Abteilung Linz für die <strong>zur</strong><br />

Verfügungstellung wichtiger Informationen <strong>und</strong> Vermittlung wichtiger Kontakte.<br />

Seitens der Südtiroler Verwaltung <strong>und</strong> Wirtschaft wurde uns ein tiefer Einblick in deren Sichtweise der GVO-freien<br />

Produktion vermittelt, wofür wir uns bei Dr. Albert Wurzer, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Franz Blaas,<br />

Bergbauernberatung Bozen-Südtirol, Dr. Annemarie Kaser, Sennereiverband Südtirol, Dr. Alessandro Fugatti,<br />

Tierärztlicher Dienst Südtirol, Karin Brugger, Consortium Südtiroler Speck bedanke<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Resümee<br />

Mit der in der EU <strong>und</strong> in Österreich geltenden Verpflichtung der Beimengung von Biotreibstoffen werden bis<br />

2007/2008 proteinhältige Substitute in einer Menge <strong>zur</strong> Verfügung stehen, mit der potenziell etwa 40 % der<br />

Sojaextraktionsschrotimporte nach Österreich ersetzt werden können.<br />

Bewertung der Verfügbarkeit:<br />

- gemäß EU-Verordnung (1829/2003) für nicht als GVO deklarationspflichtige Futtermittel<br />

Die Verfügbarkeit von nicht als GVO deklarationspflichtigen Rohstoffen <strong>zur</strong> Futtermittelerzeugung auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

der EU-Verordnung (1829/2003) ist für den österreichischen Bedarf derzeit, sowie auch in der kurz- <strong>und</strong><br />

mittelfristigen Zukunft gegeben.<br />

- nach den Bedingungen des österreichischen Codex für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

Es werden mittelfristig proteinhältige Substitute für Sojaextraktionsschrot <strong>und</strong> Sojabohnen aus österreichischer <strong>und</strong><br />

europäischer Erzeugung verfügbar sein, die auch die Forderungen des österreichischen Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong><br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> erfüllen.<br />

Anmerkungen:<br />

In einer wettbewerbsfähigen, die ernährungsphysiologischen Erfordernisse berücksichtigenden Tierernährung ist der<br />

Ersatz von SES durch Substitute in der Schweine- Geflügel- <strong>und</strong> Putenhaltung jedenfalls nur eingeschränkt möglich.<br />

Weiters kann derzeit die mittel- <strong>und</strong> längerfristige Entwicklung auf den Rohstoffmärkten nicht prognostiziert werden,<br />

ob <strong>und</strong> zu welchen Kosten „gentechnikfreie“ Rohstoffmengen für den österreichischen Bedarf tatsächlich verfügbar<br />

sind.<br />

b.) Zusatzstoffe (Vitamine, Aminosäuren, Enzyme <strong>und</strong> Mikroorganismen)<br />

- gemäß EU-Verordnung (1829/2003) für nicht als GVO deklarationspflichtige Futtermittel<br />

Die Verfügbarkeit von nicht als GVO deklarationspflichtigen Zusatzstoffen <strong>zur</strong> Futtermittelerzeugung auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der EU-Verordnung (1829/2003) liegt vor.<br />

- nach den Bedingungen des österreichischen Codex für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

Die Verfügbarkeit der in der Fütterung von Schwein, Geflügel <strong>und</strong> Pute unverzichtbaren Futterzusatzstoffe nach den<br />

Anforderungen des österreichischen Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> ist nicht gegeben.<br />

Anmerkungen:<br />

Der österreichische Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> bestimmt zum Unterschied von der EU-Verordnung, dass<br />

Zusatzstoffe nicht mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen (GVM) hergestellt werden dürfen. Die Zusatzstoffe<br />

Vitamin B2 <strong>und</strong> B12 <strong>und</strong> die Aminosäuren Lysin, Tryptophan <strong>und</strong> Threonin sind bereits derzeit nur aus Erzeugung mit<br />

GVM verfügbar. Der Trend zum Einsatz von GVM ist auch bei den anderen Vitaminen, bei Aminosäuren <strong>und</strong> Enzymen<br />

vorliegend, sodass deren zukünftige Verfügbarkeit ohne Einsatz von GVM NICHT gewährleistet ist.<br />

In einer wettbewerbsfähigen Tierernährung ist der Einsatz von Futterzusatzstoffen <strong>zur</strong> Vermeidung von<br />

Mangelerscheinungen, v.a. bei Monogastriern (Schwein, Geflügel, Pute), unverzichtbar. Der Einsatz von Vitaminen ist<br />

bei Monogastriern generell erforderlich. Die Aminosäureergänzung ist beim Einsatz von SES-Substituten aus<br />

heimischer oder europäischer Erzeugung unverzichtbar.<br />

3. Machbarkeit des Futtermitteleinsatzes unter Berücksichtigung ernährungsphysiologischer Anforderungen<br />

- gemäß EU-Verordnung (1829/2003) für nicht als GVO deklarationspflichtige Futtermittel<br />

Die Machbarkeit liegt unter Berücksichtigung ernährungsphysiologischer Anforderungen für alle Produktionszweige<br />

(Milchvieh, Mastrind, Schwein, Legehenne, Masthuhn <strong>und</strong> Pute) beim Einsatz von nicht deklarationspflichtigem<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Resümee<br />

Futtermittel gemäß der EU-Verordnung derzeit, kurz- <strong>und</strong> mittelfristig vor. Betreffend den Einsatz von SES-<br />

Substituten gelten die oben genannten ernährungsphysiologischen Einschränkungen.<br />

- nach den Bedingungen des österreichischen Codex für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

Die Machbarkeit ist für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> bei Milchvieh <strong>und</strong> Mastrind gegeben.<br />

Die Machbarkeit ist für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> für die Produktionszweige Schwein, Legehenne, Masthuhn <strong>und</strong><br />

Pute nicht gegeben.<br />

4. Potenzieller GVO-Transfer in der Honigproduktion <strong>und</strong> bei Bienenprodukten<br />

Bienenprodukte – insbesondere naturbelassener, nicht gefilterter Honig – enthalten Blütenpollen. Der Gehalt an<br />

Pollen im Honig liegt üblicherweise deutlich unter den Kennzeichnungsschwellenwerten nach der EU-Verordnung<br />

(1829/2003).<br />

5. Strategien <strong>zur</strong> Vermeidung einer GVO-Verunreinigung im Futtermittel <strong>und</strong> Anforderungen an ein effektives <strong>und</strong><br />

effizientes Monitoring- <strong>und</strong> Überwachungssystem <strong>zur</strong> Sicherstellung der Anforderungen für die <strong>Auslobung</strong><br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> nach den Bedingungen des österreichischen Codex oder die Sicherstellung der Anforderungen für<br />

nicht als GVO deklarationspflichtige Futtermittel gemäß EU-Verordnung (1829/2003):<br />

Nachfolgend wird nur dann auf eine differenzierte Darstellung der Anforderungen für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

nach den Bedingungen des österreichischen Codex oder der Anforderungen für nicht als GVO deklarationspflichtige<br />

Futtermittel gemäß EU-Verordnung (1829/2003) eingegangen sofern dies erforderlich ist. Der besseren Lesbarkeit<br />

wegen wird daher der Begriff <strong>„gentechnikfrei“</strong> stellvertretend auch für nicht als GVO deklarationspflichtige Rohstoffe,<br />

Zusatzstoffe <strong>und</strong> Futtermittel gemäß EU-Verordnung (1829/2003) verwendet.<br />

Ausgangspunkt für die Erzeugung „gentechnikfreier“ Futtermittel müssen „gentechnikfreie“ Roh- <strong>und</strong> Zusatzstoffe<br />

sein.<br />

Zur Sicherstellung der Einhaltung der Anforderungen <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> bedarf es eines<br />

Eigenkontrollsystems der beteiligten Unternehmen <strong>und</strong> eines externen Monitoringsystems <strong>zur</strong> Evaluierung der<br />

gesetzten Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.<br />

In Futtermittelwerken mit gleichzeitiger Verarbeitung von „gentechnikfreien“ <strong>und</strong> konventionellen Produkten<br />

gewährleisten nur getrennte <strong>und</strong> geschlossene Produktionsprozesse die Einhaltung der Anforderungen an<br />

„gentechnikfreie“ Futtermittel.<br />

Es ist festzuhalten, dass auch in den landwirtschaftlichen Betrieben, getrennte <strong>und</strong> geschlossene Produktionsprozesse<br />

für den Einsatz von „gentechnikfreien“ <strong>und</strong> konventionellen Futtermittel sicherzustellen sind.<br />

Werden konventionelle GVO-hältige Futtermittel im landwirtschaftlichen Betrieb eingesetzt (zweites<br />

Betriebsstandbein, z.B. Schweine oder Geflügelmast), muss der betreffende Landwirt sämtliche Futtermittel klar<br />

kennzeichnen <strong>und</strong> separat lagern, bearbeiten <strong>und</strong> anwenden.<br />

„Gentechnikfreiheit“ bei Futtermittel muss auch durch entsprechende Untersuchungen garantiert werden. Zu diesem<br />

Zweck ist ein risikobasierter Probenplan entlang der gesamten Wertschöpfungskette anzuwenden. Hierbei sollte<br />

zwischen standardisierter Probeziehung bei jeder Liefereinheit <strong>und</strong> Stichprobenziehung unterschieden werden. Die<br />

standardisierte Beprobung jeder Lieferung ist vor allem bei der Übernahme am Flaschenhals der<br />

Wertschöpfungskette, z. B. dem Überseehafen, zu fordern.<br />

Die Reinigung der verwendeten Transportmittel, Lager-, Be- <strong>und</strong> Verarbeitungseinrichtungen ist bei der<br />

„gentechnikfreien“ Produktion von besonderer Bedeutung. Die Sauberkeit sollte durch ein Kontrollsystem<br />

sichergestellt werden.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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Feasibility study on “GMO-free” claims and the avoidance of GMOs in food<br />

Resume<br />

labelling as genetically modified is limited to a small number of countries of origin, primarily on the American<br />

continent.<br />

A trend calculation reveals that, in the long term, a restricted availability of feed raw materials that do not require<br />

labelling as genetically modified, primarily of soybeans and maize, is to be expected. While the share of “GM<br />

soybeans” amounted to 50 per cent of worldwide cultivation in 2003, this share is expected to climb to as much as<br />

almost 70 per cent by 2008.<br />

Due to the biofuel blend obligation that applies in the EU and thus in Austria, protein substitutes will be available by<br />

2007/2008 in a quantity that will have the potential to replace aro<strong>und</strong> 40 per cent of the soybean extraction meal<br />

imports to Austria.<br />

Availability assessment:<br />

- in accordance with EU Directive (1829/2003) for feed that does not require labelling as genetically modified<br />

Raw materials for animal feed production which do not require labelling as genetically modified in accordance with<br />

the EU Directive (1829/2003) are currently available for Austrian requirements and will continue to be available in the<br />

short- and medium-term future<br />

- in accordance with the provisions of the Austrian Codex on “GMO-free” labelling<br />

In the medium term, protein substitutes for soybean extraction meal and soybeans produced in Austria and Europe<br />

will be available that also comply with the requirements of the Austrian Codex Alimentarius on “GMO-free” labelling.<br />

Notes:<br />

In a competitive animal diet that takes into account the animals’ nutritional requirements, the replacement of SEM<br />

with substitutes in pig, poultry and turkey farming is only possible to a limited extent.<br />

Additionally, no forecast can be given for the medium- and long-term development on the raw material markets as to<br />

whether or not and at what prices “GMO-free” raw material quantities will actually be available for Austria’s<br />

requirements.<br />

b.) Additives (vitamins, amino acids, enzymes and micro-organisms)<br />

- in accordance with EU Directive (1829/2003) for animal feed that does not require labelling as genetically modified<br />

Additives for animal feed production which do not require labelling as genetically modified in accordance with the EU<br />

Directive (1829/2003) are available.<br />

- in accordance with the provisions of the Austrian Codex Alimentarius on “GMO-free” labelling<br />

There is no availability of such animal feed additives that are absolutely essential for feeding pigs, poultry and<br />

turkeys in accordance with the requirements of the Austrian Codex Alimentarius on “GMO-Free” labelling.<br />

Notes:<br />

Unlike the EU Directive, the Austrian Codex Alimentarius on “GMO-free” labelling determines that additives must not<br />

be produced with genetically modified micro-organisms (GMM). Yet already now the additives Vitamin B2 and B12<br />

and the amino acids lysine, tryptophane and threonine are only available produced with GMM. The trend towards use<br />

of GMM is also noticeable in other vitamins, amino acids and enzymes, which means that their future availability<br />

without the use of GMM is NOT guaranteed.<br />

In a competitive animal diet, the use of animal feed additives to avoid deficiency symptoms, primarily with regard to<br />

monogastric animals (pigs, poultry, turkeys) is absolutely essential. The use of vitamins for monogastric animals is<br />

generally required. When employing SEM substitutes from domestic or European production amino acid<br />

supplementation is absolutely essential.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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3. Feasibility of the use of feeds taking nutritional requirements into account<br />

Feasibility study on “GMO-free” claims and the avoidance of GMOs in food<br />

Resume<br />

- according to EU Directive (1829/2003) for animal feed that does not require labelling as genetically modified<br />

Taking into account the nutritional requirements for all production industries (dairy cattle, beef cattle, pigs, layers,<br />

chickens for fattening and turkeys), the use of animal feed that does not require labelling as genetically modified in<br />

accordance with the EU Directive is possible at present and in the short- and medium-term future. With regard to the<br />

use of SEM substitutes, the aforementioned nutritional restrictions apply.<br />

- in accordance with the Austrian Codex Alimentarius on “GMO-free” labelling<br />

In dairy cattle and beef cattle, feasibility with regard to “GMO-free” labelling is possible.<br />

In the production industries pigs, layers, chickens for fattening and turkey, feasibility with regard to “GMO-free”<br />

labelling is not possible.<br />

4. Potential GMO transfer in honey production and bee products<br />

Bee products – specifically natural, unfiltered honey – contain flower pollen. The content of pollen in honey is usually<br />

noticeably below the labelling threshold levels in accordance with the EU Directive (1829/2003).<br />

5. Strategies to avoid GMO contamination in animal feed and requirements for an effective and efficient monitoring<br />

and surveillance system to ensure the observance of the requirements for “GMO-free” labelling in accordance with<br />

the provisions of the Austrian Codex Alimentarius or the requirements for the animal feeds that do not require<br />

labelling as genetically modified in accordance with the EU Directive (1829/2003):<br />

In the following, a differentiated presentation of the requirements for “GMO-free” labelling in accordance with the<br />

provisions laid down in the Austrian Codex Alimentarius or the requirements for animal feed that does not require<br />

labelling as genetically modified in accordance with EU Directive (1829/2003) will not be provided unless it is<br />

necessary. To make it easier to read, the term “GMO-free” is also used for raw materials, additives and feeding stuffs<br />

that do not require labelling as genetically modified in accordance with EU Directive (1829/2003).<br />

The starting point for producing “GMO-free” feeding stuffs must be “GMO-free” raw materials and additives.<br />

To ensure that the requirements for “GMO-free” labelling are observed, the companies involved will need an internal<br />

monitoring system while an external monitoring system will be required to evaluate the measures taken along the<br />

entire value chain.<br />

In animal feed factories in which “GMO-free” and conventional products are processed at the same time, only<br />

segregated and closed production processes are capable of ensuring that the requirements of “GMO-free” animal<br />

feed are met.<br />

It must be stated that also in agricultural operations, segregated and closed production processes for the use of<br />

“GMO-free” and conventional feeding stuffs must be ensured.<br />

If conventional feeding stuffs containing GMOs are used in agricultural operations (as a second business pillar, e.g.<br />

pigs or chickens for fattening), such a farmer must mark all feeding stuffs clearly and store, process and use them<br />

separately.<br />

The “freedom from genetic engineering“ in animal feed must also be guaranteed by adequate testing. For this<br />

purpose, a risk-based sampling plan along the entire value chain is to be applied. In this respect, one should<br />

distinguish between standardised sampling carried out for each delivery unit and random sampling. Standardised<br />

sampling performed with each delivery is to be demanded primarily when goods are accepted at a bottleneck of the<br />

value chain, e.g. at a transatlantic port.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung <strong>und</strong> Aufgabenstellung - L. GIRSCH, Bereich Landwirtschaft, <strong>AGES</strong>.............................................5<br />

2. Rechtsnormen <strong>und</strong> Systeme <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>und</strong>/oder Kennzeichnung als <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong><br />

„GVO-frei“ bei Futter- <strong>und</strong> Lebensmitteln - N. BALAREZO, Institut für Saatgut, V. KOLAR, Institut für Futtermittel ,<br />

R. BERNHART <strong>und</strong> K. RIEDIGER, Institut für Lebensmitteluntersuchung Wien, <strong>AGES</strong>.....................................................7<br />

2.1. Verbindliche Rechtsgr<strong>und</strong>lagen............................................................................................ 7<br />

2.1.1. Saatgut <strong>und</strong> Landwirtschaft ............................................................................................ 7<br />

2.1.1.1. International .......................................................................................................... 7<br />

2.1.1.2. Europäische Union.................................................................................................. 7<br />

2.1.1.3. National................................................................................................................. 9<br />

2.1.2. Futtermittel.................................................................................................................... 9<br />

2.1.2.1. International .......................................................................................................... 9<br />

2.1.2.2. Europäische Union.................................................................................................. 9<br />

2.1.2.3. National............................................................................................................... 10<br />

2.1.3. Lebensmittel ................................................................................................................ 10<br />

2.1.3.1. International ........................................................................................................ 10<br />

2.1.3.2. National............................................................................................................... 12<br />

2.2. Weltweiter Codex (Codex Alimentarius) sowie der Österreichische Codex (Codex Alimentarius<br />

Austriacus), insbesondere Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ .................... 13<br />

2.2.1. Saatgut <strong>und</strong> landwirtschaftliche Produktionsgr<strong>und</strong>lagen.................................................. 13<br />

2.2.2. Futtermittel.................................................................................................................. 14<br />

2.2.3. Lebensmittel ................................................................................................................ 16<br />

2.2.3.1. Codex Alimentarius- weltweiter Codex ................................................................... 16<br />

2.2.3.2. Codex Alimentarius Austriacus – Österreichisches Lebensmittelbuch....................... 17<br />

2.3. Private Gütesiegelprogramme (Beispiele dazu) ................................................................... 18<br />

2.3.1. In Österreich................................................................................................................ 18<br />

2.3.2. Beispiele für Gütesiegelprogramme im benachbarten Ausland ......................................... 18<br />

3. Abschätzung der Verfügbarkeit <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Futter- <strong>und</strong> Lebensmittel <strong>zur</strong><br />

<strong>Auslobung</strong> <strong>und</strong>/oder Kennzeichnung <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ aufgr<strong>und</strong> der Anbau- <strong>und</strong><br />

Marktsituation von GVO in der landwirtschaftlichen Erzeugung – N. BALAREZO <strong>und</strong> CH. KARGL, Institut für<br />

Saatgut, <strong>AGES</strong> ................................................................................................................................................21<br />

3.1. Anbau landwirtschaftlicher Kulturen <strong>zur</strong> Futtermittel- <strong>und</strong> Lebensmittelerzeugung unter<br />

besonderer Berücksichtigung von GV-Kulturen – aktuell <strong>und</strong> zukünftig ............................... 22<br />

3.1.1. Die Hauptproduzenten weltweit <strong>und</strong> auf EU-Ebene ......................................................... 22<br />

3.1.2. Anbau <strong>und</strong> Produktion in Österreich inklusive potentielle Sojabohnen-Substitute .............. 29<br />

3.1.2.1. Pflanzenbauliche Aspekte des Anbaus von Eiweißpflanzen....................................... 30<br />

3.1.2.2. Aspekte der Förderung von Eiweißpflanzen in der EU <strong>und</strong> in Österreich ................... 30<br />

3.1.2.3. Umsetzung der EU-Biokraftstoffrichtlinie <strong>und</strong> deren Einfluss auf das Aufkommen von<br />

Eiweißfuttermittel ................................................................................................. 31<br />

3.1.2.4. Perspektive für die Substitution von Sojabohnen in der Fütterung in Österreich........ 33<br />

3.2. Aktueller Stand <strong>und</strong> Perspektiven der GVO-Anwendung in der Landwirtschaft ...................... 35<br />

3.2.1. Der Stand der Anträge auf Freisetzungen von GVO <strong>und</strong> GV-Sorten gemäß Sortenzulassungsverfahren.....................................................................................................................<br />

35<br />

3.2.1.1. Freisetzung von GVO ............................................................................................ 35<br />

3.2.1.2. Aktueller Stand von Sortenzulassungen (gemäß Saatgutrecht in der EU) von<br />

gentechnisch veränderten Pflanzensorten <strong>und</strong> im Sortenzulassungsverfahren<br />

stehenden gentechnisch veränderten Sorten......................................................... 37<br />

3.2.2. Die Verbreitung von GVO in der landwirtschaftlichen Produktion <strong>und</strong> deren Bedeutung für<br />

eine potentielle Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produkten.......... 38<br />

3.3. Handels- <strong>und</strong> Marktsituation landwirtschaftlicher Ernteprodukte <strong>zur</strong> Futtermittel- <strong>und</strong><br />

Lebensmittelerzeugung unter besonderer Berücksichtigung von GV-Kulturen ....................... 46<br />

3.3.1. Handelsdaten............................................................................................................... 46<br />

3.3.1.1. Sojabohnen (Glycine max) <strong>und</strong> Sojaextraktionsschrot (SES).................................... 46<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

3.3.1.2. Mais (Zea mays), Maisschrot <strong>und</strong> Maisverarbeitungsprodukte.................................. 49<br />

3.3.1.3. Raps (Brassica napus) <strong>und</strong> Rübsen (Brassica rapa), Rapsextraktionsschrot .............. 51<br />

3.3.2. Gentechnikstatus der Rohstoffe <strong>und</strong> Trennung der Warenströme durch IP-Systeme ......... 53<br />

3.4. Bewertung der Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Ernteprodukten aus<br />

der landwirtschaftlichen Erzeugung in Europa <strong>und</strong> in Österreich....................................................... 55<br />

4. Abschätzung der Verfügbarkeit von Futtermittel <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> -<br />

V. KOLAR <strong>und</strong> TH. KICKINGER, Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong> ...........................................................................60<br />

4.1. Verbreitung von GVO in der Futtermittelherstellung, Einschätzung der zukünftigen<br />

Entwicklung, Aspekte der Verfügbarkeit <strong>und</strong> Optionen <strong>zur</strong> Versorgungssicherheit in der<br />

Futtermittelerzeugung <strong>und</strong> –anwendung............................................................................ 60<br />

4.1.1. Futtermittelausgangserzeugnisse, Rohstoffe aus landwirtschaftlicher Erzeugung .............. 60<br />

4.1.2. Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren ...................................................................................... 70<br />

4.1.2.1. Mangelerscheinungen von Vitamin B2 <strong>und</strong> B12 bei Monogastriern ........................... 72<br />

4.1.2.2. Mangelerscheinungen durch fehlende Aminosäuren (AS) ........................................ 74<br />

4.2. Einsatz von Substituten von Sojaextraktionsschrot (SES) in der Fütterung............................ 77<br />

4.2.1. Gegenüberstellung des Rohproteinwertes <strong>und</strong> des Aminosäuremusters von Soja 44 <strong>und</strong> Soja<br />

48 zu alternativen Eiweißträgern ................................................................................... 81<br />

4.2.2. Einsatzempfehlungen für alternative, eiweißreiche pflanzliche Futtermittel ....................... 83<br />

4.2.3. Verwertung von DDGS <strong>und</strong> Rapskuchen aus der Biokraftstofferzeugung .......................... 83<br />

4.2.4. Monetäre Betrachtung <strong>und</strong> Aspekte der Verfügbarkeit der Substitute............................... 86<br />

4.3. Zwischenresümee aus Ernährungsphysiologie, Verfügbarkeit <strong>und</strong> gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen........................................................................................................ 88<br />

5. Probenahme <strong>und</strong> Analytik im Zusammenhang mit GVO – H. HÖRTNER <strong>und</strong> R. HOCHEGGER, CC Biochemie, V.<br />

KOLAR, Institut für Futtermittel, G. WUNDERLICH, Institut für Saatgut, <strong>AGES</strong> ............................................................94<br />

5.1. Methodik der Probenahme ................................................................................................ 94<br />

5.1.1. Saatgut........................................................................................................................ 94<br />

5.1.2. Futtermittelausgangserzeugnisse <strong>und</strong> Rohstoffe ............................................................. 95<br />

5.1.3. Futtermittel.................................................................................................................. 96<br />

5.1.3.1. Amtliche Probenahme im Rahmen der Kontrolle nach dem Futtermittelgesetz .......... 96<br />

5.1.3.2. Eigenprobenahme bzw. amtliche Probenahme auf Auftrag ...................................... 97<br />

5.1.4. Lebensmittel ................................................................................................................ 97<br />

5.2. Prinzipien, Methodik <strong>und</strong> Limitationen der GVO-Analytik inklusive Probenvorbereitung im Labor<br />

98<br />

5.2.1. Methodik der GVO-Analytik ........................................................................................... 99<br />

5.2.2. Untersuchungsschema................................................................................................ 100<br />

5.2.3. Limitationen <strong>und</strong> Herausforderungen der GVO-Analytik................................................. 101<br />

5.2.4. Lösungsansätze <strong>zur</strong> Bewältigung der Herausforderungen in der GVO-Analytik ................ 102<br />

6. Betrachtungen zu einem effektiven <strong>und</strong> effizienten Monitoring- <strong>und</strong> Überwachungssystem für die<br />

Sicherstellung der Anforderungen eines Qualitätsprogrammes - S. PÖCHTRAGER, S. GROßAUER, Institut für<br />

Marketing & Innovation, BOKU...................................................................................................................... 103<br />

6.1. Allgemeines ................................................................................................................... 103<br />

6.2. Orte <strong>und</strong> Quellen der Verunreinigung .............................................................................. 104<br />

6.3. Monitoring auf den einzelnen Stufen des Produktionsprozesses......................................... 110<br />

6.3.1. Monitoring in der landwirtschaftlichen Produktion von Rohstoffen.................................. 112<br />

6.3.2. Monitoring bei der Sammelstelle, Transport <strong>und</strong> Zwischenlagerstelle ............................. 112<br />

6.3.3. Monitoring beim Futtermittelwerk................................................................................ 116<br />

6.3.4. Monitoring beim Selbstmischer mit <strong>und</strong> ohne eigener Futterroh- <strong>und</strong> Zusatzstoffe.......... 117<br />

6.3.5. Monitoring beim Landwirt mit Eierproduktion ............................................................... 118<br />

6.3.6. Monitoring beim Landwirt mit Geflügelmast ................................................................. 120<br />

6.3.7. Monitoring beim Landwirt mit Schweinemast................................................................ 120<br />

6.3.8. Monitoring beim Landwirt mit Milchproduktion ............................................................. 122<br />

6.3.9. Monitoring beim Landwirt mit Rindermast .................................................................... 123<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

6.4. Übergeordnete Maßnahmen bei allen Stufen .................................................................... 124<br />

7. Betrachtungen des landwirtschaftlichen Produktenhandels <strong>und</strong> der Futtermittelwirtschaft<br />

betreffend die Kostenbelastung für <strong>Auslobung</strong> „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> mit einem<br />

Qualitätsprogramm – V. KOLAR <strong>und</strong> TH. KICKINGER, Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong>............................................ 130<br />

8. Auswahl von „gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Futterrationen <strong>zur</strong> Betrachtung der<br />

Verfügbarkeit <strong>und</strong> der Berechnung der Differenzkosten zu als GVO gekennzeichneten Futterrationen -<br />

V. KOLAR <strong>und</strong> TH. KICKINGER, Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong>................................................................................ 135<br />

9. Differenzkosten bei der Erzeugung von tierischen Lebensmitteln bei Einsatz von<br />

„gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Futterrationen im Vergleich zu als GVO gekennzeichneten<br />

Futterrationen sowie Kostenbetrachtung für tierische Lebensmittel in Österreich - S. PÖCHTRAGER, J.<br />

PENZINGER, Institut für Marketing & Innovation, BOKU...................................................................................... 140<br />

9.1. Kosten der Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelwirtschaft betreffend die Vermeidung von GVO in<br />

Österreich................................................................................................................................... 140<br />

9.1.1. Was nicht berücksichtigt wurde................................................................................... 141<br />

9.1.2. Durchschnittliche Produktionsmengen je Betrieb .......................................................... 143<br />

9.1.3. Futterdifferenzkosten.................................................................................................. 143<br />

9.1.3.1. Berechnungsgr<strong>und</strong>lagen ..................................................................................... 143<br />

9.1.3.2. Durchführung der Kostenberechnungen............................................................... 145<br />

9.1.3.3. Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation der Futterdifferenzkosten (Mehr- <strong>und</strong> Minderkosten) 148<br />

9.1.3.3.1. Milcherzeugung:............................................................................................. 148<br />

9.1.3.3.2. Rindermast: ................................................................................................... 152<br />

9.1.3.3.3. Schweinemast:............................................................................................... 155<br />

9.1.3.3.4. Legehennenhaltung:....................................................................................... 160<br />

9.1.3.3.5. Hühnermast ................................................................................................... 166<br />

9.1.3.3.6. Putenmast ..................................................................................................... 169<br />

9.1.4. Kontrollkosten ............................................................................................................ 172<br />

9.1.4.1. Durchführung der Anfrage an österreichische Bio-Kontrollstellen ........................... 172<br />

9.1.4.2. Kontrollumfang .................................................................................................. 173<br />

9.1.4.3. Preise <strong>und</strong> Kosten je Einheit (Tier bzw. kg Fleisch, kg Milch, Ei) ............................ 173<br />

9.1.4.4. Interpretation .................................................................................................... 176<br />

9.1.5. Mögliche weitere Kriterien für die Umsetzung eines Qualitätsprogrammes „GVO-frei“ oder<br />

“gentechnikfrei“.......................................................................................................... 176<br />

9.1.5.1. Hofmischung oder Fertigfutterzukauf................................................................... 176<br />

9.1.5.2. Verteilung der Tierbestände nach B<strong>und</strong>esländern ................................................. 177<br />

10. Zeitrahmen bis <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von „GVO-Freiheit“ oder „Gentechnikfreiheit“ – V. KOLAR <strong>und</strong> TH.<br />

KICKINGER, Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong> ........................................................................................................ 187<br />

10.1. Großhandel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen <strong>und</strong> Rohstoffen, landwirtschaftlicher<br />

Produktenhandel ............................................................................................................ 187<br />

10.2. Futtermittelindustrie ....................................................................................................... 187<br />

10.3. Landwirtschaftliche Erzeugung tierischer Produkte............................................................ 190<br />

10.4. Erzeugung von tierischen Lebensmittel (Be- <strong>und</strong> Verarbeitung) <strong>und</strong> Lebensmittelhandel..... 190<br />

11. Literaturrecherche <strong>zur</strong> aktuellen Datenlage bezüglich GVO-Transfer <strong>und</strong> potentielle GVO-<br />

Verunreinigungsquellen über Futtermittel ............................................................................................. 193<br />

11.1. Die mechanischen Verunreinigungsquellen über Futtermittel - V. KOLAR <strong>und</strong> TH. KICKINGER,<br />

Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong> ......................................................................................... 193<br />

11.2. GVO-Transfer in tierische Lebensmittel (Milch, Fleisch, Eier) – R. GROSSGUT <strong>und</strong> D.<br />

HOFSTÄDTER, Bereich Risikobewertung, <strong>AGES</strong> .................................................................... 200<br />

11.2.1. Zusammenfassung der Fütterungsversuche.............................................................. 200<br />

11.2.2. Gentransfer............................................................................................................ 201<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

11.3. Potentieller GVO-Transfer in der Honigproduktion <strong>und</strong> bei Bienenprodukten –<br />

R. MOOSBECKHOFER, Institut für Bienenk<strong>und</strong>e, <strong>AGES</strong> ........................................................... 215<br />

11.3.1. Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen für Bienen- <strong>und</strong> Bienenprodukte .......................................... 215<br />

11.3.2. Nahrungsquellen <strong>und</strong> –bedürfnisse der Honigbiene .................................................. 216<br />

11.3.3. Bienenprodukte...................................................................................................... 217<br />

11.3.4. Bienenflugweiten.................................................................................................... 220<br />

11.3.5. Trachtquellen......................................................................................................... 221<br />

11.3.6. mögliche Quellen für GVO-Eintrag bzw. GVO-Einwirkung .......................................... 223<br />

11.3.7. Künftige Verfügbarkeit von ..................................................................................... 226<br />

11.3.8. Einfluss von GVO-Verunreinigungen in Bienenprodukten auf die Vermarktung im Inland...<br />

228<br />

11.3.9. Einfluss auf Vermarktung im Ausland....................................................................... 229<br />

11.3.10. Zusatzkosten für GVO-Analysen bei Honig <strong>und</strong> anderen Bienenprodukten .................. 229<br />

11.3.11. Erforderliche Maßnahmen <strong>zur</strong> Erhaltung der „GVO-Freiheit“ von Bienenprodukten von der<br />

Gewinnung über die Verarbeitung bis <strong>zur</strong> Abfüllung .................................................. 229<br />

11.3.12. Abschätzung der möglichen Folgen der <strong>Auslobung</strong> bestimmter Honige als <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

auf den österreichischen Honigmarkt ....................................................................... 230<br />

11.3.13. Einschätzung der Machbarkeit für eine <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> bei Bienenprodukten,<br />

insbesondere Honig ................................................................................................ 230<br />

12. Zusammenfassung............................................................................................................................ 235<br />

13. Literaturverzeichnis.......................................................................................................................... 254<br />

Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................. 267<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................................. 270<br />

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................................ 272<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 1: Einleitung <strong>und</strong> Aufgabenstellung<br />

1. Einleitung <strong>und</strong> Aufgabenstellung - L. GIRSCH, Bereich Landwirtschaft, <strong>AGES</strong><br />

Einleitend werden die in der Studie angewandten Begriffe bzw. Definitionen vorgestellt:<br />

„Gentechnikfrei“ :<br />

Definition gemäß Codex Alimentarius Austriacus siehe<br />

http://www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/8/0/5/CH0264/CMS1085747609216/codex-rl.pdf<br />

„GVO-frei“:<br />

Der Begriff „GVO-frei“ wird in der Studie für nicht kennzeichnungspflichtige Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 über genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel verwendet.<br />

Darüber hinaus wird der Begriff „GVO-frei“ in der Studie im Zusammenhang mit Lebensmitteln aus tierischer<br />

Erzeugung (Milch, Eier, Fleisch) dann angewandt, wenn nicht kennzeichnungspflichtige Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 in der Tierernährung eingesetzt werden.<br />

Zum Anwendungsbereich der VO (EG) 1829/2003 hat der Ständige Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit<br />

folgende Klarstellung getroffen, siehe<br />

http://europa.eu.int/comm/food/committees/regulatory/modif_genet/summary240904_en.pdf<br />

(Punkt 1).<br />

Im Zuge der aktuellen Diskussionen über die Möglichkeit bzw. Machbarkeit der Erzeugung <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong><br />

„gentechnikfreier“ oder „GVO-freier“ tierischer Lebensmittel in einem Qualitätsprogramm in Österreich, beauftragten<br />

das B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Frauen (BMGF), das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

(BMWA) <strong>und</strong> die AMA Marketing GesmbH (AMA) die Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Ernährungssicherheit (<strong>AGES</strong>) mit der Durchführung <strong>und</strong> Hauptkoordination einer <strong>Machbarkeitsstudie</strong>. Die Studie wird<br />

in Zusammenarbeit mit den fachlichen Kompetenzen der Universität für Bodenkultur, Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr.<br />

Siegfried Pöchtrager, erstellt <strong>und</strong> durch Herrn Univ. Prof. Dr. Ludwig Maurer einer laufenden Evaluierung<br />

unterzogen.<br />

Die Studie ist auf Lebensmittel aus tierischer Erzeugung <strong>und</strong> ausschließlich auf den konventionellen Bereich der<br />

Landwirtschaft beschränkt. Dabei wird auf die Umsetzbarkeit in den wichtigsten Produktionsbereichen Rind- <strong>und</strong><br />

Schweinefleisch, Eier, Geflügel- <strong>und</strong> Putenfleisch sowie Milch, inklusive jeweils der ersten Verarbeitungsstufe, Bezug<br />

genommen.<br />

Besondere Beachtung wird dem Einsatz „gentechnikfreier“ oder „GVO-freier“ Futtermittel geschenkt.<br />

Die Machbarkeit wird auf der Gr<strong>und</strong>lage der Vorgaben <strong>und</strong> Definition der österreichischen Codex-Richtlinie für die<br />

<strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> einerseits <strong>und</strong> der Anforderungen der EU-Verordnung 1829/2003 betreffend die nicht<br />

erforderliche Kennzeichnung von Futter- <strong>und</strong> Lebensmitteln als GVO andererseits, eingeschätzt.<br />

Im Zuge der Abschätzung der Machbarkeit wird auch eine Analyse der Voraussetzungen für Vermeidungsstrategien<br />

einer GVO-Verunreinigung in den Produktionsprozessen durchgeführt.<br />

Die Studie bearbeitet weiters Fragen des „Täuschungsschutzes“ im Zusammenhang mit der Kennzeichnung <strong>und</strong> Aus-<br />

lobung von „Gentechnikfreiheit“ gemäß der Definition der österreichischen Codex-Richtlinie <strong>und</strong> der Verwendung<br />

nicht kennzeichnungspflichtiger Futtermittel gemäß der EU-Verordnung 1829/2003 <strong>zur</strong> Erzeugung tierischer<br />

Lebensmittel.<br />

Der wissenschaftlich basierten Studie liegt eine ausführliche Recherche der bezugnehmenden aktuellen<br />

österreichischen <strong>und</strong> internationalen wissenschaftlichen Arbeiten <strong>und</strong> Publikationen zugr<strong>und</strong>e. Besondere Beachtung<br />

wird dabei den zuletzt publizierten umfangreichen bezugnehmenden Arbeiten in Österreich gewidmet.<br />

Folgende Themengebiete wurden in der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> bearbeitet:<br />

1. Literaturrecherche <strong>und</strong> Darstellung der Datenlage zum unmittelbaren GVO-Transfer in tierische Lebensmittel<br />

(Milch, Fleisch <strong>und</strong> Eier). In die Literaturrecherche wurden auch „mechanische“ GVO-<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 1: Einleitung <strong>und</strong> Aufgabenstellung<br />

Verunreinigungsquellen, insbesondere über GVO-Futtermittel, einbezogen. Die Literaturrecherche <strong>und</strong><br />

Darstellung der Datenlage beinhaltet auch potentielle Verunreinigungsquellen durch GVO in Honig <strong>und</strong><br />

Imkereiprodukten.<br />

2. Der derzeitige Anbau <strong>und</strong> Handel sowie eine mittelfristige Einschätzung von Anbau, Handel sowie<br />

Verfügbarkeit von „gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermittelausgangserzeugnissen<br />

inkl. der Berücksichtigung möglicher Substitute für Sojabohnen <strong>und</strong>/oder Sojaextraktionsschrot <strong>zur</strong><br />

Futtermittelerzeugung in Österreich.<br />

3. Betrachtung von Optionen <strong>zur</strong> Verfügbarkeit von „gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Rohstoffen <strong>und</strong><br />

Futtermittelausgangserzeugnissen inkl. der Berücksichtigung möglicher Substitute für Sojabohnen <strong>und</strong>/oder<br />

Sojaextraktionsschrot <strong>zur</strong> Futtermittelerzeugung auch im Hinblick auf einen längerfristigen Zeitraum (> 5<br />

Jahre) in Österreich.<br />

4. Die integrative Betrachtung der bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der technisch-<br />

/(ernährungs-) physiologischen <strong>und</strong> ökonomischen Faktoren (in den Produktionsprozessen) zu allen<br />

Themengebieten.<br />

5. Neben der Analyse der Verbreitung von GVO in der Erzeugung von Rohstoffen wurden auch die aktuelle <strong>und</strong><br />

eine mittelfristige Abschätzung der Verbreitung von GVO in Hilfs- <strong>und</strong> Zusatzstoffen bzw. in sämtlichen<br />

Futtermittelausgangserzeugnissen in der Futtermittelherstellung in Österreich vorgenommen. Soweit gem.<br />

der österreichischen Codexrichtlinie erforderlich, wurde insbesondere der GVM-Einsatz in den<br />

Erzeugungsprozessen für Zusatzstoffe berücksichtigt.<br />

6. Die Analyse eines effektiven <strong>und</strong> effizienten Monitoring- <strong>und</strong> Überwachungssystems für die Sicherstellung<br />

der Anforderungen eines Qualitätsprogrammes einschließlich der Betrachtung der internen <strong>und</strong> externen<br />

Monitoring- <strong>und</strong> Überwachungssystematik sowie der eingesetzten Vorsorgemaßnahmen <strong>zur</strong> Sicherung einer<br />

„gentechnikfreien“ oder „GVO-freier“ Produktionskette bzw. „gentechnikfreier“ oder „GVO-freier“<br />

Produktionsprozesse waren Bestandteil der Studie. Dabei ist festzuhalten, dass eine umfassende <strong>und</strong><br />

statistisch abgesicherte Risikobewertung im Hinblick auf die Rohstoffe, Zusatz- <strong>und</strong> Hilfsstoffe im Kontext v.<br />

a. mit der Quantifizierung von Kriterien in einem Monitoring- <strong>und</strong> Überwachungssystem einer<br />

weitreichenderen Analyse nach Festlegung konkreter qualitativer <strong>und</strong> quantitativer Kriterien für das<br />

Qualitätsprogramm bedarf.<br />

7. Zentraler Bestandteil der Studie war die Strategie <strong>und</strong> Einschätzung der Lebensmittel- <strong>und</strong><br />

Futtermittelwirtschaft betreffend die Vermeidung von GVO in der Futtermittelerzeugung <strong>und</strong> der Produktion<br />

<strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> von <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ für Lebensmittel aus tierischer Erzeugung in Österreich<br />

<strong>und</strong> auf Exportmärkten. Die Abschätzung des Zeitrahmens für die Einführung eines Qualitätsprogrammes<br />

<strong>und</strong> der Umstellung in den verschiedenen Produktionsbereichen, insbesondere in der Futtermittelwirtschaft,<br />

bis <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> der „Gentechnikfreiheit“ oder „GVO-Freiheit“ für Lebensmittel aus tierischer Erzeugung, ist<br />

Gegenstand der Studie.<br />

8. Ebenso zentraler Bestandteil der Studie ist die qualifizierte Abschätzung der möglichen Mehrkosten, welche<br />

der Landwirtschaft, Futter- <strong>und</strong> Lebensmittelerzeugung in den verschiedenen Produktionsprozessen für die<br />

Vermeidung von GVO <strong>und</strong> GVO-Verunreinigungen für die Einführung eines Qualitätsprogrammes <strong>zur</strong><br />

<strong>Auslobung</strong> von <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ für Lebensmittel aus tierischer Erzeugung erwachsen.<br />

Diese Analyse wird einerseits auf der Basis der Mindestanforderungen gemäß der EU-Verordnung 1829/2003<br />

für nicht kennzeichnungspflichtige Futtermittel <strong>und</strong> andererseits unter Berücksichtigung der österreichischen<br />

Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ durchgeführt.<br />

Anzumerken ist, dass sämtliche Betrachtungen unter der Voraussetzung gelten, dass das potentielle<br />

Qualitätsprogramm eine Markdurchdringung von zumindest 20 % in Österreich erfährt. Weder Betrachtungen<br />

auf einzelbetrieblicher Ebene, noch solche im Hinblick auf den Biolandbau sind Gegenstand der Stud<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

2. Rechtsnormen <strong>und</strong> Systeme <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>und</strong>/oder Kennzeichnung als<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> „GVO-frei“ bei Futter- <strong>und</strong> Lebensmitteln - N. BALAREZO,<br />

Institut für Saatgut, V. KOLAR, Institut für Futtermittel , R. BERNHART <strong>und</strong> K. RIEDIGER, Institut für<br />

Lebensmitteluntersuchung Wien, <strong>AGES</strong><br />

2.1. Verbindliche Rechtsgr<strong>und</strong>lagen<br />

Nachfolgend wird ein Auszug der wichtigsten Rechtsnormen betreffend der Thematik der Studie international, in der<br />

EU <strong>und</strong> in Österreich dargestellt.<br />

2.1.1. Saatgut <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />

2.1.1.1. International<br />

Verfahren <strong>und</strong> Methoden für den internationalen Saatgutverkehr im Kontext mit GVO werden v.a. durch<br />

• die ISTA (Probenahme <strong>und</strong> Untersuchungsmethoden)<br />

• die OECD (Zertifizierung, Kennzeichnung) <strong>und</strong><br />

• das Cartagena Protokoll (Biologische Sicherheit, Biodiversität) bestimmt.<br />

Die ISTA (International Seed Testing Association) befasst sich mit der Festlegung eines performance-orientierten<br />

Verfahrens <strong>zur</strong> Untersuchung von GVO ohne die Methode selbst konkret festzulegen. In „Proficiency tests“ werden<br />

die Anwendung <strong>und</strong> Erfüllung der Performance-Kriterien in den Mitgliedslaboratorien bewertet. Diesbezüglich wurde<br />

eine Task Force eingerichtet <strong>und</strong> die definitive Aufnahme der Verfahren in die ISTA-Regeln für den kommenden<br />

ISTA-Kongreß geplant. (Anmerkung: Die betreffenden Saatgut-Laboratorien der <strong>AGES</strong> sind ISTA-akkreditiert <strong>und</strong> nahmen an den<br />

ISTA-Proficiency tests betreffend GVO-Nachweis <strong>und</strong> Quantifizierung bei Mais <strong>und</strong> Sojabohne erfolgreich teil.)<br />

Die OECD (ORGANISATION FOR ECONOMIC CO-OPERATION AND DEVELOPMENT) definiert Vorraussetzungen, denen Saatgut<br />

genügen muss, um für den internationalen Handel geeignet zu sein. In den OECD-Saatgutschemata sind derzeit<br />

weder Regelungen <strong>zur</strong> allgemein gültigen Identifizierung von GV-Sorten in der „List of Varieties Eligible for Seed<br />

Certification“, der sog. OECD-Sortenliste, aufgewiesen, noch sind Grenzwerte oder Schwellenwerte für GVO-<br />

Verunreinigungen explizit definiert. Es bestehen keine Regelungen bezüglich Kennzeichnung von GV-Sorten am<br />

OECD-Saatgutetikett.<br />

Das wichtigste internationale Völkerrechtsabkommen, das Bestimmungen über den internationalen Verkehr von<br />

GVO’s beinhaltet ist das „Protokoll von Cartagena über die biologische Sicherheit zum Übereinkommen über die<br />

biologische Vielfalt“ vom Jahr 2000 (CARTAGENA PROTOCOL, 2000). In dem Beschluss 2002/628/EG hat die Europäische<br />

Gemeinschaft dieses Protokoll genehmigt. Es bezieht sich auf alle lebenden veränderten Organismen <strong>und</strong> behandelt<br />

Sicherheitsregelungen für deren Verbringung, Durchfuhr, Handhabung <strong>und</strong> Verwendung. Im sog. Advanced Informed<br />

Agreement ist ein Genehmigungsverfahren für den Import von GVO zugr<strong>und</strong>e gelegt. Es besteht aus einer<br />

Notifizierung des geplanten Imports, einer auf wissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>sätzen beruhenden Risikobewertung <strong>und</strong><br />

einer Entscheidung für oder gegen die grenzüberschreitende Verbringung des GVO. Konkrete Grenzwert- oder<br />

Schwellenwerte sind nicht genannt. Für die EU wichtige Handelspartner von landwirtschaftlichen Kulturen in der<br />

Futtermittel- <strong>und</strong> Lebensmittelerzeugung, u.a. die USA <strong>und</strong> Kanada (siehe Kapitel 3.3), haben das Cartagena-<br />

Protokoll nicht ratifiziert. In Brasilien ist es in 2004 in Kraft getreten. Die Verordnung (EG) Nr. 1946/2003 über<br />

grenzüberschreitende Verbringungen genetisch veränderter Organismen stellt die Anwendung der Bestimmungen des<br />

Protokolls durch die europäische Gemeinschaft sicher.<br />

2.1.1.2. Europäische Union<br />

Das EU-Recht betreffend GVO im Kontext von Saatgut <strong>und</strong> Pflanzensorten weist zwar nicht in dem Ausmaß wie die<br />

Bestimmungen der OECD Lücken auf, ist aber im Hinblick auf Grenz- <strong>und</strong> oder Schwellenwerte für GVO-<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Verunreinigungen im Saatgut einerseits <strong>und</strong> im Hinblick auf die Verwendung von GVO-Saatgut (Koexistenz)<br />

andererseits nicht kohärent zu vergleichbaren Bestimmungen für Futtermittel <strong>und</strong> Lebensmittel. Die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen in Österreich sind zum Unterschied zum bezughabenden EU-Recht umfassend <strong>und</strong> lückenlos.<br />

siehe Abbildung 2-1.<br />

Abbildung 2-1: Die Rechtslage in der EU <strong>und</strong> in Österreich bezüglich GVO im Bereich Saatgut <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />

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2.1.1.3. National<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Die Rechtsgr<strong>und</strong>lagen betreffend Gentechnik in der Landwirtschaft lassen derzeit wie in Abbildung 2-1 dargestellt den<br />

Anbau von GVO-Sorten <strong>und</strong> Saatgut in Österreich nicht zu. Auch in einer zumindest mittelfristigen Perspektive (siehe<br />

dazu die „Empfehlungen für eine nationale Strategie <strong>zur</strong> Koexistenz“ auf der Homepage des Lebensministeriums) ist<br />

nicht mit einem Anbau von GVO in Österreich zu rechnen. GVO-freie pflanzliche Rohstoffe <strong>und</strong><br />

Futtermittelausgangserzeugnisse aus österreichischer Erzeugung liegen damit für eine durchaus angemessene<br />

Planungs- <strong>und</strong> Umsetzungsphase eines Qualitätsprogrammes „GVO-frei“ für tierische Lebensmittel vor. Die Kosten<br />

eines QM-Systems sowie der externen Monitoring- <strong>und</strong> Überwachungsmaßnahmen können, sofern ausschließlich<br />

österreichische Rohstoffe eingesetzt werden minimiert werden. Eine substantielle Versorgungslücke aus<br />

österreichischer Erzeugung besteht sowohl in Qualität <strong>und</strong> Quantität nur bei eiweißhältigen Rohstoffen <strong>und</strong><br />

Futtermitteln, wird von den Futtermittel-Zusatzstoffen abgesehen (siehe dazu auch nachfolgende Kapitel).<br />

2.1.2. Futtermittel<br />

2.1.2.1. International<br />

Für Futtermittel bestehen unmittelbar keine internationalen Rechtsnormen. Die Bestimmung <strong>zur</strong> biologischen<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Biodiversität aus dem Cartagena Protokoll sind natürlich auch für die pflanzlichen Rohstoffe <strong>und</strong> daher<br />

auch für die Futtermittelerzeugung <strong>und</strong> den internationalen Handel mit Futtermittel, insbesondere Einzelfuttermittel,<br />

relevant.<br />

2.1.2.2. Europäische Union<br />

Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft sind für die Festlegung des GVO-Status von Futtermitteln zwei<br />

Verordnungen relevant, VO (EG) 1829/2003 <strong>und</strong> VO (EG) 1830/2003. Sie regeln die Zulassung, Kennzeichnung <strong>und</strong><br />

Rückverfolgbarkeit von gentechnisch veränderten Organismen. Die VO (EG) 641/2004 regelt die Durchführungs-<br />

bestimmungen <strong>zur</strong> VO (EG) 1829/2003 hinsichtlich der Zulassung neuer genetisch veränderter Lebensmittel <strong>und</strong><br />

Futtermittel, der Meldung bestehender Erzeugnisse <strong>und</strong> des zufälligen oder technisch unvermeidbaren<br />

Vorhandenseins genetisch veränderten Materials, zu dem die Risikobewertung befürwortend ausgefallen ist.<br />

Die Liste der zugelassenen GVO in der EU ändert sich kontinuierlich <strong>und</strong> muss laufend aktualisiert werden. In der<br />

vorliegenden Studie wird auf den Stand von 12. September 2005 Bezug genommen. Als Beispiel für diese<br />

kontinuierliche Änderung sei angeführt, dass erst am 10.8.2005 das „GVO-Maiskonstrukt“ MON 863 als Futtermittel<br />

zugelassen wurde, jedoch mit der Einschränkung, dass erst bei einer Zulassung von MON 863 als Lebensmittel, die<br />

Futtermittelzulassung in Kraft tritt.<br />

Nach VO (EG) 1829/2003 sind jene Futtermittel als gentechnisch verändert zu kennzeichnen, bei denen der<br />

Schwellenwert von 0,9% für in der EU zugelassene GVO für zufällige, technisch unvermeidbare Verunreinigungen mit<br />

GVO überschritten wird. Ist das GVO in der EU noch nicht zugelassen, liegt aber eine Freigabe der Unbedenklichkeit<br />

für die tierische <strong>und</strong> menschliche Ernährung durch die EFSA vor, gilt ein Schwellenwert von 0,5 %. Für in der EU<br />

nicht zugelassene GVO gilt das Nicht-Vorhandensein bzw. -0-. Es gibt kein Anwendungsverbot für Aminosäuren <strong>und</strong><br />

Extraktionsschrote wie z.B. in der Bio-VO (EWG) 2092/91 i. d. g. F. Alle nach VO (EG) 1831/2003 zugelassenen<br />

Zusatzstoffe einschließlich Mikroorganismen, Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Aromastoffe dürfen verwendet werden.<br />

Da die Einordnung von Futterzusatzstoffen, die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen (= GVM)<br />

hergestellt werden, vorerst nicht klar war, hat die EU Kommission in ihrem Sitzungsprotokoll vom 23.9.2004<br />

festgestellt, dass Zusatzstoffe wie Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Aminosäuren, die mit GVM hergestellt werden, aber unter<br />

anderem keine GVO-DNA im Endprodukt enthalten, nicht in den Anwendungsbereich der VO (EG) 1829/2003 fallen<br />

<strong>und</strong> daher nicht als GVO gekennzeichnet werden müssen. Es gilt für Zusatzstoffe wie für Futtermittel-<br />

Ausgangserzeugnisse der Schwellenwert 0,9% für in der EU zugelassene GVO für die Kennzeichnung.<br />

Anlassbezogen hat die Kommission unter anderem mit der Entscheidung 2005/317/EG Dringlichkeitsmaßnahmen<br />

hinsichtlich des nicht zugelassenen „Bt 10“ in Maiserzeugnissen erlassen. Diese Regelungen betreffen unter anderem<br />

auch Importe aus Drittländern.<br />

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2.1.2.3. National<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Futtermittelgesetz 1999 i.d.g.F. <strong>und</strong> Futtermittelverordnung 2000 i.d.g.F.<br />

Im Futtermittelgesetz <strong>und</strong> der dazugehörenden Verordnung werden alle derzeit geltenden EU-Vorschriften, die<br />

Futtermittel <strong>und</strong> Futterzusatzstoffe betreffen, umgesetzt. In der Verordnung wird betreffend Zulassung <strong>und</strong><br />

Kennzeichnung von GVO bzw. Futtermitteln, die aus GVO hergestellt wurden, auf die VO (EG) 1829/2003 verwiesen.<br />

Zusätzlich finden die 45. Verordnung aus dem Jahre 1997 (Verbot des „GVO-Maiskonstrukts“ BT 176), die 175.<br />

Verordnung aus dem Jahre 1999 (Verbot des „GVO-Maiskonstrukts“ MON 810), die 120. Verordnung aus dem Jahre<br />

2000 (Verbot des „GVO-Maiskonstrukts“ T 25) <strong>und</strong> weiterführend die Futtermittel-GVO-Schwellenwert-Verordnung<br />

aus dem Jahre 2001, welche die Inverkehrbringung bzw. die Verarbeitung von „beschränkt verkehrsfähigen GVO`s“<br />

regelt, ihre Verwendung. Die „GVO-Maiskonstrukte“ BT 176, MON 810 <strong>und</strong> T 25 sind zwar in der EU für den Einsatz<br />

in Futtermittel zugelassen, aufgr<strong>und</strong> der oben erwähnten nationalen Verbotsverordnungen jedoch nur beschränkt<br />

verkehrsfähig <strong>und</strong> folglich laut Futtermittel-GVO-Schwellenwertverordnung in Österreich nur bei einem GVO-Anteil<br />

der nicht über 1 % liegt, in Verkehr zu bringen.<br />

Abbildung 2-2: Die Rechtslage in der EU <strong>und</strong> in Österreich bezüglich GVO im Bereich Futtermittel<br />

2.1.3. Lebensmittel<br />

2.1.3.1. International<br />

Wie bei Futtermittel gelten auch für Lebensmittel auf internationaler Ebene keine verbindlichen Rechtsnormen. Die<br />

Bestimmung <strong>zur</strong> biologischen Sicherheit <strong>und</strong> Biodiversität aus dem Cartagena Protokoll sind natürlich auch für die<br />

pflanzlichen Rohstoffe <strong>und</strong> daher auch für die Lebensmittelerzeugung relevant.<br />

Europäische Union (Siehe auch 2.1.3.2).<br />

Die Europäische Union hat im November 2003 zwei Verordnungen über genetisch veränderte Lebens- <strong>und</strong><br />

Futtermittel (VO 1829/2003) sowie über die Rückverfolgbarkeit <strong>und</strong> Kennzeichnung von GVOs <strong>und</strong> daraus<br />

hergestellten Lebens- <strong>und</strong> Futtermitteln (VO 1830/2003) veröffentlicht. Sie sehen ein einheitliches<br />

Gemeinschaftssystem für die Rückverfolgung von GVO vor, führen die Kennzeichnungspflicht für gentechnisch<br />

veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> legen ein gestrafftes Zulassungsverfahren für GVO in Lebens- <strong>und</strong> Futtermitteln sowie<br />

für die absichtliche Freisetzung von GVO fest. Die Vorschläge zielen darauf ab, einen strikten Rechtsrahmen zu<br />

schaffen <strong>und</strong> bestehende Gesetzeslücken zu schließen. Mit den neuen Bestimmungen werden insbesondere die<br />

Verordnungen (EG) Nr. 1139/98, 49/2000 <strong>und</strong> 50/2000 sowie die Kennzeichnungs- <strong>und</strong> Zulassungsvorschriften in der<br />

Novel Food Verordnung (EG) Nr. 258/97 aufgehoben bzw. geändert.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Seit dem 18. April 2004 sind alle Lebensmittel kennzeichnungspflichtig, die GVO enthalten, daraus bestehen oder<br />

daraus hergestellt wurden. Die neuen Kennzeichnungsvorschriften unterscheiden sich gr<strong>und</strong>sätzlich von den<br />

vorherigen <strong>und</strong> erweitern die Information der Verbraucher/innen. Die Kennzeichnungspflicht gilt unabhängig davon,<br />

ob die genetische Veränderung im Endprodukt nachweisbar ist. Das bisher in der Novel Food VO (EG) 258/97<br />

geltende Nachweisprinzip wird aufgegeben <strong>und</strong> durch ein umfassendes Anwendungsprinzip ersetzt, das die gesamte<br />

Produktionskette berücksichtigt.<br />

Die Verordnung (EG) 1829/2003 ist anzuwenden auf:<br />

• <strong>zur</strong> Verwendung als Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel bestimmte GVO (z.B. GV-Mais, GV-Soja)<br />

• Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel, die GVO enthalten oder aus solchen bestehen (z.B. Fertigprodukte mit<br />

Lezithin aus GV-Soja)<br />

• Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel, die aus GVO hergestellt sind oder Zutaten enthalten, die aus GVO hergestellt<br />

werden (aber keine GVO mehr enthalten): z.B. Rapsöl aus GV-Raps, Lezithin aus GV-Sojabohnen<br />

Nicht in den Anwendungsbereich der Verordnung fallen:<br />

• Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromen, die mit Hilfe von GVO hergestellt worden sind.<br />

• Enzyme, sofern sie als technologischer Hilfsstoff (keine technologische Wirkung im Endprodukt) verwendet<br />

werden.<br />

• Produkte von mit GVO-Futtermitteln gefütterten Tieren (z.B. Milch oder Fleisch von einer mit GVO-Futter<br />

gefütterten Kuh).<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt das Prinzip, dass die GVO-Verunreinigung zufällig <strong>und</strong> technisch unvermeidbar ist.<br />

Kennzeichnungsschwellenwerte gelten jedenfalls wenn die GVO-Verunreinigung:<br />

a) 0,9 % für in der EU zugelassene GVO,<br />

b) 0,5 % für in der EU nicht zugelassene GVO bei Vorliegen einer positiven Risikobewertung beträgt (ist<br />

Grenzwert).<br />

c) Es gilt -0- für in der EU nicht zugelassene GVO<br />

Die Regelung bezüglich Punkt b) ist mit 3 Jahren nach Inkrafttreten der Verordnung befristet (Artikel 47 der VO (EG)<br />

1829/2003). Der Schwellenwert bezieht sich auf die einzelne Lebensmittelzutat oder das Lebensmittel, sofern es auf<br />

einer einzigen Zutat besteht. Unter Zutaten sind alle Bestandteile eines zusammengesetzten Lebensmittels zu<br />

verstehen die selbst Lebensmittel sind.<br />

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2.1.3.2. National<br />

siehe Abbildung 2-3.<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Abbildung 2-3: Die Rechtslage in der EU <strong>und</strong> in Österreich bezüglich GVO im Bereich tierischer Lebensmittel<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

2.2. Weltweiter Codex (Codex Alimentarius) sowie der Österreichische Codex (Codex<br />

Alimentarius Austriacus), insbesondere Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der<br />

„Gentechnikfreiheit“<br />

Der weltweite Codex (Codex Alimentarius) hat lediglich bei Lebensmittel Bedeutung (siehe 2.2.3.1).<br />

2.2.1. Saatgut <strong>und</strong> landwirtschaftliche Produktionsgr<strong>und</strong>lagen<br />

Lebensmittel inkl. Nahrungsergänzungsmittel im Sinne der österreichischen Codex-Richtlinie für „gentechnikfreie“<br />

Lebensmittel werden ohne Verwendung von GVO <strong>und</strong> GVO-Derivaten hergestellt, wobei diese Definition der<br />

„Gentechnikfreiheit“ sich im Bereich Saatgut <strong>und</strong> Landwirtschaft u.a. auf Saatgut <strong>und</strong> vegetatives<br />

Vermehrungsmaterial, sowie auf die verwendeten Betriebsmittel wie Pflanzenschutzmittel, Düngemittel <strong>und</strong><br />

Bodenverbesserer bezieht. Demnach:<br />

• dürfen Saatgut <strong>und</strong> vegetatives Vermehrungsmaterial keine GVO sein<br />

• müssen Düngemittel <strong>und</strong> Bodenverbesserer ohne Verwendung von GVO <strong>und</strong> GVO-Derivaten hergestellt werden<br />

– außer, wenn sie nachweislich in Gentechnik-freier Qualität nicht ausreichend verfügbar sind<br />

• dürfen Pflanzenschutzmittel weder aus GVO bestehen, noch solche enthalten oder aus oder durch solche<br />

hergestellt oder gewonnen werden (betrifft den Wirkstoff).<br />

Für die Betriebsmittel sind im österreichischen Codex keine Grenzwerte für zufällige <strong>und</strong> unvermeidbare<br />

Verunreinigungen mit GVO festgelegt.<br />

Für Saatgut gilt gemäß §3(1) Saatgut-Gentechnik-Verordnung demnach kein Vorhandensein bei der<br />

Erstuntersuchung <strong>und</strong> ein Toleranzwert von 0,1% in der Nachuntersuchung (siehe Kapitel 2.1.1.3).<br />

Die derzeitige Rechtslage für die Vollziehung des Düngemittelgesetzes <strong>und</strong> der Düngemittelüberwachung stellt sich<br />

derart dar, dass gemäß §2(5) Düngemittelverordnung 2004 gentechnikrechtliche Bestimmungen von der<br />

Düngemittelverordnung unberührt bleiben. Der Einsatz von in der EU zugelassenen GVO’s in Produkten, die durch<br />

das Düngemittelgesetz normiert werden, bedarf keiner weiteren Zulassung. Bei Produkten, für die auf Gr<strong>und</strong> nicht<br />

geregelter Ausgangsstoffe einer Zulassung nach §9a Düngemittelgesetz notwendig ist, wird bei allen Produkten bei<br />

der Zulassung auf die gentechnikrechtlichen Bestimmungen hingewiesen bzw. im Bescheid ausdrücklich darauf<br />

verwiesen, dass die düngemittelrechtliche Zulassung nicht die Prüfung nach den gentechnikrechtlichen<br />

Bestimmungen beinhaltet.<br />

Die Genehmigung des Inverkehrsbringens von Pflanzenschutzmitteln, die aus genetisch veränderten Organismen<br />

bestehen oder solche enthalten - sofern deren Freisetzung gemäß RL 90/220/EG (aufgehoben durch RL 2001/18/EG)<br />

genehmigt wurde – ist in der Richtlinie 91/414/EWG geregelt. Das Pflanzenschutzmittelgesetz 1997 setzt diese<br />

Richtlinie in nationales Recht um.<br />

Gemäß § 58(8) Gentechnikgesetz ersetzt die Zulassung gemäß § 8 Pflanzenschutzmittelgesetz 1997 die im Rahmen<br />

ihres Geltungsumfanges nach diesem B<strong>und</strong>esgesetz erforderliche Genehmigung zum Inverkehrbringen von<br />

Pflanzenschutzmitteln, die GVO enthalten oder aus solchen bestehen. Der Einsatz in der EU zugelassener GVO’s in<br />

Produkten, die unter dem Pflanzenschutzmittelgesetz fallen, bedarf in Österreich keiner weiteren Zulassung.<br />

Eine <strong>Auslobung</strong> der Gentechnikfreiheit nach Codex setzt somit die Gentechnikfreiheit der in der landwirtschaftlichen<br />

Produktion verwendeten Betriebsmittel inkl. Saat- <strong>und</strong> Pflanzgut voraus. Bei Saat- <strong>und</strong> Pflanzgut ist die<br />

Gentechnikfreiheit in Österreich in der Saatgut-Gentechnik-Verordnung (2001) i.d.g.F. definiert <strong>und</strong> wird mittels<br />

Monitoring überwacht. Bei den Betriebsmitteln wie Pflanzenschutzmittel, Düngemittel <strong>und</strong> Bodenverbesserer<br />

hingegen ist die Überprüfung insbesondere der Herstellungsprozesse, ob diese ohne GVO erfolgten, nicht durch<br />

internationale Bestimmungen <strong>und</strong> Äquivalenzen sichergestellt. Für die Überprüfung der Produktionsprozesse von<br />

landwirtschaftlichen Produkten wie Sojabohne, Mais <strong>und</strong> Raps gibt es in Drittländern keine vergleichbare<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lage. Die bekannten <strong>und</strong> angebotenen IP-Programme z.B. aus Brasilien bieten bei Sojabohne jedenfalls<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

nicht die Gewährleistung von vergleichbaren Anforderungen für die GVO-Freiheit von Betriebsmitteln in der<br />

landwirtschaftlichen Erzeugung an. Auch in der EU bestehen keine vergleichbaren Rechtsnormen. Wird davon<br />

ausgegangen, dass durchaus auch im Ausland hergestellte Betriebsmittel, abgesehen von Saat- <strong>und</strong> Pflanzgut, in<br />

ihren Produktionsprozessen kaum überprüfbar sind, erscheint die Anwendung dieser Standards für die<br />

Kennzeichnung von EU- <strong>und</strong> Drittlandserzeugnissen nicht kohärent. Überlegungen <strong>zur</strong> Herstellung vergleichbarer<br />

Paritäten in der landwirtschaftlichen Erzeugung erscheinen in den Bestimmungen des Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von<br />

Gentechnikfreiheit von Produkten angemessen.<br />

2.2.2. Futtermittel<br />

Im Gegensatz <strong>zur</strong> VO (EG) 1829/2003 ist im Codex kein Kennzeichnungs-Schwellenwert für zufällige <strong>und</strong><br />

unvermeidbare Verunreinigungen mit GVO festgesetzt. Daher ist es schlüssig <strong>und</strong> üblich, für diese Verunreinigungen<br />

in Futtermitteln zumindest das Schwellenwertregime aus der VO (EG) 1829/2003 (0,9 % bzw. 0.5 %)<br />

heranzuziehen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Biolandbau ist, dass laut Codex Extraktionsschrote<br />

erlaubt sind. Der Höchstanteil für gentechnikfreie Sojaextraktionsschrote (SES) im Futter ist bei Pflanzenfressern bei<br />

10%, bei anderen Tieren 20%, bezogen auf die Trockenmasse. Basis für diese Beschränkung ist die Verwendung von<br />

Betriebsmitteln (z.B. Düngemittel, Pflanzenschutzmittel) beim Anbau von Sojabohne, die nicht der Codex-Richtlinie<br />

entsprechen.<br />

Eine Überschreitung dieses Grenzwertes von 10% bzw. 20% im Futter darf jedoch dann vorgenommen werden,<br />

wenn gentechnikfreier SES aus Hard IP (Identity Preservation) Programmen verwendet wird (vgl. BMGF, 2005).<br />

Aminosäuren, Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> andere Zusatzstoffe, die durch Fermentation aus gentechnisch veränderten<br />

Mikroorganismen in einem geschlossenen Kreislauf hergestellt werden, dürfen laut Codex nicht verwendet werden.<br />

Alle nach VO (EG) 1831/2003 als Futterzusatzstoffe zugelassen Mikroorganismen (Probiotika) dürfen laut Codex<br />

eingesetzt werden, da nur gentechnisch unveränderte Mikroorganismen als Futterzusatzstoffe zugelassen sind <strong>und</strong><br />

zum Einsatz kommen.<br />

Weitere Auflagen des Codex sind, dass Schweine <strong>und</strong> Mastgeflügel von der Geburt an bis <strong>zur</strong> Schlachtung,<br />

Legehennen mindestens 6 Wochen lang, Mastrinder <strong>und</strong> Equiden mindestens 12 Monate bzw. drei Viertel ihres<br />

Lebens <strong>und</strong> Milchrinder mindestens 2 Wochen mit der Codex-Richtlinie entsprechenden Futtermitteln gefüttert<br />

werden müssen, damit die tierischen Erzeugnisse als <strong>„gentechnikfrei“</strong> bezeichnet werden können (vgl. BMGF, 2004).<br />

Nachstehend sind die Rahmenbedingungen von der VO (EG) 1829/2003 <strong>und</strong> Codex für „GVO-freie“ oder<br />

„gentechnikfreie“ Futtermittelausgangserzeugnisse <strong>und</strong> Futtermittelzusatzstoffe gegenübergestellt:<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Tabelle 2-1: Zusammenfassung der verschiedenen gesetzlichen Rahmenbedingungen für „gentechnikfreie“ oder<br />

„GVO-freie“ Futtermittel-Ausgangserzeugnisse <strong>und</strong> Futtermittelzusatzstoffe<br />

Bereich<br />

GVO-Schwellenwert<br />

Sojabohne<br />

Mais<br />

Raps<br />

Bereich<br />

Methionin<br />

Lysin<br />

Threonin<br />

Tryptophan<br />

VO (EG)1829/2003<br />

0,9 % für in der EU zugelassene<br />

GVO<br />

bzw. 0,5% für von der EFSA<br />

freigegebene GVO<br />

0 für nicht zugelassene GVO<br />

Keine Mengenbegrenzung für<br />

gentechnikfreie Sojaprodukte aus<br />

Nicht-GVO-Sojabohne unter<br />

Einhaltung der<br />

Schwellenwerteregelungen<br />

VO (EG)1829/2003<br />

Ja** (Anwendung zulässig)<br />

Ja (Anwendung zulässig)<br />

Ja (Anwendung zulässig)<br />

Ja (Anwendung zulässig)<br />

Vitamine Ja (Anwendung zulässig)<br />

Kein Zertifikat erforderlich,<br />

üblicherweise kein GVO im<br />

Endprodukt<br />

Enzyme Ja (Anwendung zulässig)<br />

Kein Zertifikat erforderlich,<br />

üblicherweise kein GVO im<br />

Endprodukt<br />

Mikroorganismen (Probiotika) Ja (Anwendung zulässig)<br />

Nach RL 70/524 bzw. 1831/2003<br />

sind nur genetisch unveränderte<br />

Mikroorganismen zugelassen.<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

Österreichischer Codex für die <strong>Auslobung</strong><br />

„Gentechnikfrei“<br />

Codex legt keine Schwellenwerte explizit fest.<br />

Gesetzliche Mindestanforderung ist die<br />

Schwellenwertregelung der VO(EG) 1829/2003.<br />

Bei <strong>„gentechnikfrei“</strong> Soja (SOFT IP)<br />

Mengenbeschränkung<br />

von bis max. 10% bzw. 20 % in der Futterration.<br />

Bei <strong>„gentechnikfrei“</strong> Soja (HARD IP) gibt es<br />

keine Mengenbegrenzung.<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

Österreichischer Codex für die <strong>Auslobung</strong><br />

„Gentechnikfrei“<br />

Ja ** (Anwendung zulässig)<br />

nein*<br />

nein*<br />

nein*<br />

Nein, wenn mit GVM***<br />

hergestellt<br />

Ja, nur wenn ohne GVM*** hergestellt <strong>und</strong> mit<br />

Herstellungszertifikat. (Anwendung zulässig)<br />

Ja, nur wenn ohne GVM hergestellt <strong>und</strong> mit<br />

Herstellungszertifikat. (Anwendung zulässig)<br />

Nein, wenn mit GVM***<br />

Hergestellt.<br />

Ja (Anwendung zulässig)<br />

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Nach RL 70/524 bzw. 1831/2003 sind nur genetisch<br />

unveränderte Mikroorganismen zugelassen.<br />

Schweine Von Geburt an bis <strong>zur</strong> Schlachtung<br />

Mastgeflügel Von Geburt an bis <strong>zur</strong> Schlachtung<br />

Legehennen mind. 6 Wochen lang<br />

Mastrind inkl. Fleischnutzung<br />

von Milchrind<br />

mind. 12 Monate, bzw. ¾ des Lebens<br />

Milchrind mind. 2 Wochen lang<br />

Equiden<br />

*ja, wenn ohne GVM hergestellt, Nachweis-Zertifikat<br />

mind. 12 Monate, bzw. ¾ des Lebens<br />

**Methionin wird noch zu 100% synthetisch-technisch hergestellt.<br />

*** GVM – genetisch veränderte Mikroorganismen, aus denen Vitamine, Enzyme, AS fermentiert werden.<br />

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2.2.3. Lebensmittel<br />

2.2.3.1. Codex Alimentarius- weltweiter Codex<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Der Codex Alimentarius ist eine gemeinsame Einrichtung der Ernährungs- <strong>und</strong> Landwirtschaftsorganisation (FAO) <strong>und</strong><br />

der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen (UNO). Ziel <strong>und</strong> Aufgabe dieser Institution ist es, die<br />

Ges<strong>und</strong>heit der VerbraucherInnen zu schützen <strong>und</strong> faire Handelspraktiken im internationalen Handel mit Lebens-<br />

mitteln sicherzustellen. Dazu werden international anerkannte Standards für Lebensmittel in einheitlicher Form her-<br />

ausgegeben. Die einzelnen Codex-Komitees <strong>und</strong> Task Forces decken thematisch sowohl horizontale Bereiche wie z.B.<br />

Lebensmittelkennzeichnung, Analyse- <strong>und</strong> Probenahmeverfahren oder Lebensmittelhygiene als auch vertikale (pro-<br />

duktspezifische) Bereiche wie Fisch <strong>und</strong> Fischprodukte, Milch <strong>und</strong> Milchprodukte, frisches Obst <strong>und</strong> Gemüse etc. ab.<br />

Die Codex-Standards haben zwar keinen verbindlichen Charakter <strong>und</strong> stellen lediglich Empfehlungen für die<br />

Beschaffenheit von Lebensmitteln dar. Sie dienen aber insbesondere den Entwicklungsländern als Richtschnur für<br />

ihre nationalen lebensmittelrechtlichen Regelungen. Ihre besondere Bedeutung haben die vom Codex Alimentarius<br />

geschaffenen Normen durch zwei Handelsübereinkommen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) erlangt.<br />

Es handelt sich dabei um das Übereinkommen über die Anwendung von ges<strong>und</strong>heitspolizeilichen <strong>und</strong><br />

pflanzenschutzrechtlichen Maßnahmen (SPS-Übereinkommen) <strong>und</strong> das Übereinkommen über technische<br />

Handelshemmnisse (TBT-Übereinkommen). Demgemäß gelten die Codexstandards als Referenz für die<br />

Verkehrsfähigkeit von Lebensmitteln im internationalen Handel <strong>und</strong> spielen damit in den WTO-<br />

Streitbeilegungsverfahren bei Handelskonflikten eine entscheidende Rolle.<br />

(Quelle: http://www.bmgf.gv.at/cms/site/detail.htm?thema=CH0131&doc=CMS1056641057751)<br />

Die Codex Alimentarius Kommission konnte bei ihrer 26. Sitzung vom 30. Juni bis 7. Juli 2003 in Rom folgende<br />

Dokumente verabschieden: Gr<strong>und</strong>sätze für die Risikoanalyse gentechnisch veränderter Lebensmittel, die Richtlinie für<br />

die Durchführung der Sicherheitsbewertung von Lebensmitteln aus gentechnisch veränderten Pflanzen <strong>und</strong> die<br />

Richtlinie für die Durchführung der Sicherheitsbewertung von Lebensmitteln aus gentechnisch veränderten<br />

Mikroorganismen.<br />

Die Richtlinien regeln die Sicherheitsbewertung vor der Vermarktung, die Rückverfolgbarkeit von Produkten für den<br />

Fall von Rückholaktionen <strong>und</strong> das Monitoring nach der Vermarktung. Der Geltungsbereich umfasst gentechnisch<br />

veränderte Pflanzen, wie Mais, Soja oder Kartoffel, sowie Lebensmittel <strong>und</strong> Getränke aus gentechnisch veränderten<br />

Mikroorganismen, einschließlich Käse, Joghurt <strong>und</strong> Bier. Bestimmungen für die Bewertung der Allergenität sollen die<br />

Abschätzung ermöglichen, ob ein Produkt unerwartete Allergien bei Verbrauchern auslösen könnte. Diese Frage zählt<br />

zu den größten Herausforderungen für die Risikoanalyse gentechnisch veränderter Lebensmittel.<br />

Mit der Definition des Begriffs „modern biotechnology“ knüpfen die Richtlinien am Cartagena Protokoll über die<br />

Biologische Sicherheit der Konvention über die Biologische Vielfalt an. Gegenstand dieses Protokolls sind Risiken für<br />

die Umwelt. Eine Neuerung der Richtlinien ist die Einführung des Begriffs „conventional counterpart“. Das ist insofern<br />

bedeutsam, als die Richtlinien einen Vergleich zwischen gentechnisch veränderten Lebensmitteln <strong>und</strong> konventionellen<br />

Lebensmitteln vorschreiben. Dieser Vergleich soll dazu dienen, Ähnlichkeiten <strong>und</strong> Unterschiede festzustellen. Das<br />

Konzept der substantiellen Äquivalenz von Lebensmitteln ist ein Teil der Sicherheitsbewertung, aber es stellt keine<br />

Sicherheitsbewertung an sich dar.<br />

Die Qualität <strong>und</strong> Quantität von Daten <strong>und</strong> Informationen, die der Sicherheitsbewertung zu Gr<strong>und</strong>e liegen, sollten dem<br />

bei Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften üblichen „peer review“ – Prozess standhalten.<br />

Monitoring <strong>und</strong> Rückverfolgbarkeit sind Teile des Risikomanagements. Beim Monitoring nach der Vermarktung geht<br />

es darum, die Schlussfolgerungen der Sicherheitsbewertung betreffend die Ges<strong>und</strong>heit der Verbraucher zu<br />

überprüfen <strong>und</strong> mögliche Änderungen bei der Aufnahme von Nährstoffen zu überwachen. Die Rückverfolgbarkeit von<br />

Produkten unterstützt das Monitoring <strong>und</strong> erleichtert Rückholaktionen, wenn ein Risiko für die menschliche<br />

Ges<strong>und</strong>heit festgestellt wird. Die Richtlinien nennen die Kennzeichnung von Lebensmitteln als eine weitere<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Maßnahme des Risikomanagements. Die Richtlinien enthalten Überlegungen zum Umgang mit Unsicherheiten, die in<br />

der Risikoabschätzung festgestellt wurden, <strong>und</strong> schließen Vorsorgemaßnahmen nicht aus.<br />

[Die Risikokommunikation] sollte in allen Phasen der Risikoabschätzung <strong>und</strong> des Risikomanagements stattfinden. Im<br />

Idealfall ist Risikokommunikation ein interaktiver Prozess aller Interessensgruppen, einschließlich Verwaltung,<br />

Industrie, Wissenschaft, Medien <strong>und</strong> Verbraucher. Insbesondere sollten Bewertungsberichte <strong>und</strong> andere Dokumente,<br />

die für die behördliche Entscheidung relevant sind, öffentlich zugänglich sein. Gleichzeitig muss die Vertraulichkeit<br />

bestimmter Informationen gewahrt bleiben. Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt, je mehr Interessensgruppen eingeb<strong>und</strong>en sind, umso<br />

besser kann eine Risikoanalyse sein. Nicht immer sind diese Ziele einfach zu erreichen. Sie sind jedoch die<br />

Voraussetzung für die öffentliche Akzeptanz von Entscheidungen.<br />

Die Ungleichbehandlung von gentechnisch veränderten <strong>und</strong> konventionellen Lebensmitteln könnte <strong>zur</strong> Irreführung<br />

von Verbrauchern führen <strong>und</strong> ist zu vermeiden. Mögliche Risiken dürfen nicht aufgebauscht werden <strong>und</strong> zu treffende<br />

Maßnahmen müssen verhältnismäßig sein. Unterschiedliche Maßnahmen, die das gleiche Schutzniveau<br />

gewährleisten, sind als gleichwertige politische Optionen anzusehen. Die Verschärfung von Zulassungs-<br />

bestimmungen betreffend das „product design“ könnte Verwendungsbeschränkungen („end of pipe“- Ansatz) obsolet<br />

machen. Ein Beispiel dafür ist der Verzicht auf Markergene, die Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika<br />

vermitteln.<br />

Mögliche Lenkungseffekte, zum Beispiel durch die Kennzeichnung von Lebensmitteln, müssen genau bedacht<br />

werden. Die Verzerrung des Wettbewerbs ist nicht gerechtfertigt. Bereits seit 1999 gibt es Codex Richtlinien für<br />

Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft, die ausdrücklich die Produktionsweise ohne Einsatz der Gentechnik<br />

vorschreiben. Diese Richtlinien wurden 2001 um Bestimmungen für die Tierhaltung <strong>und</strong> für Tierprodukte ergänzt.<br />

Dadurch hat die Codex Alimentarius Kommission die Möglichkeit der gentechnikfreien Produktion von Lebensmitteln<br />

in Übereinstimmung mit den Regeln der WTO geschaffen.<br />

(Quelle: http://www.bmgf.gv.at/cms/site/detail.htm?thema=CH0131&doc=CMS1069940261164)<br />

2.2.3.2. Codex Alimentarius Austriacus – Österreichisches Lebensmittelbuch<br />

Der Codex beschreibt die allgemeine Verkehrsauffassung <strong>zur</strong> Beschaffenheit von Lebensmitteln. Dabei kommt ihm<br />

weder Gesetzes- noch Verordnungskraft zu. Er hat die rechtliche Bedeutung eines "objektivierten<br />

Sachverständigengutachtens". Gemäß § 51 LMG 1975 dient der Codex <strong>zur</strong> Verlautbarung von: Sachbezeichnungen,<br />

Begriffsbestimmungen, Untersuchungsmethoden <strong>und</strong> Beurteilungsgr<strong>und</strong>sätzen. Die Veröffentlichung erfolgt in Form<br />

von Erlässen des B<strong>und</strong>esministeriums für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Frauen (BMGF).<br />

Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der "Gentechnikfreiheit"<br />

Diese Richtlinie hat zum Ziel, eine der derzeitigen Verbrauchererwartung gerecht werdende Beschreibung des<br />

Herstellungsverfahrens für als solche gekennzeichnete Lebensmittel zu geben. Sie gilt sinngemäß auch für andere<br />

Bezeichnungen (§ 8 lit f LMG), die darauf hinweisen, dass ein Lebensmittel ohne Verwendung von GVO (genetisch<br />

veränderte/r Organismus/men) <strong>und</strong> GVO-Derivaten hergestellt wurde, wie "ohne Gentechnik" oder "ohne<br />

Verwendung von Gentechnik". Als "gentechnikfrei" können Lebensmittel inklusive Nahrungsergänzungsmittel<br />

bezeichnet werden, die ohne Verwendung von genetisch veränderten Organismen im Sinne des § 4 GTG oder GVO-<br />

Derivaten hergestellt sind.(Quelle:<br />

http://www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/8/0/5/CH0264/CMS1085747609216/codex-rl.pdf,<br />

http://dielebensmittel.at/Dokumente/schwerpunktthemen/gentfrei.pdf)<br />

Anzumerken ist, dass der Codex wie bei Futtermitteln keinen Kennzeichnungsschwellenwert für zufällige <strong>und</strong><br />

unvermeidbare GVO Verunreinigungen festlegt.<br />

Honig <strong>und</strong> Bienenprodukte:<br />

Die gesetzlichen Regelungen bezüglich Honig <strong>und</strong> Bienenprodukten sind im Spezialkapitel 11.3 dargestellt.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

2.3. Private Gütesiegelprogramme (Beispiele dazu)<br />

Es gibt eine Fülle unterschiedlicher Gütesiegelprogramme, welche Produkte <strong>und</strong> Lebensmittel als <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

oder „GVO-frei“ oder vergleichbar kennzeichnen. Es wird nur ein Auszug an Gütesiegelprogrammen angeführt.<br />

Zudem wird ausschließlich auf Gütesiegelprogramme Bezug genommen, die Lebensmittel tierischer Herkunft wie<br />

Milch, Fleisch <strong>und</strong> Eier betreffen.<br />

2.3.1. In Österreich<br />

Laut ARGE GENTECHNIK-FREI (2005) werden derzeit folgende private Gütesiegel in Österreich für Lebensmittel tierischer<br />

Herkunft gelistet <strong>und</strong> ausgelobt bzw. sind in der Planungs- oder Umsetzungsphase.<br />

Milch <strong>und</strong> Molkereiprodukte:<br />

• Tirolmilch - <strong>Auslobung</strong> der Gentechnikfreiheit nach Codex<br />

• Kärntner Milch - <strong>Auslobung</strong> der Gentechnikfreiheit in Umsetzung*<br />

• NÖM - <strong>Auslobung</strong> der Gentechnikfreiheit nach Codex*<br />

* laut Pressemeldungen vom 27.7.2005<br />

Fleisch, Geflügel, Eier:<br />

• Geflügelhof Schlierbach (OÖ)* - <strong>Auslobung</strong> der Gentechnikfreiheit nach Codex<br />

• Toni´s Freilandeier (Stmk): - <strong>Auslobung</strong> der Gentechnikfreiheit nach Codex<br />

• Sennhof Frischei (Vlbg): - <strong>Auslobung</strong> der Gentechnikfreiheit nach Codex<br />

* ehemals „Nestei“<br />

2.3.2. Beispiele für Gütesiegelprogramme im benachbarten Ausland<br />

• Suisse Garantie (CH)<br />

• Brimi (IT)<br />

• Wiesenhofgruppe (D)<br />

Das Suisse Garantie Gütesiegel wird für Lebensmittel mit Schweizer Ursprung vergeben <strong>und</strong> garantiert, dass<br />

pflanzliche Nahrungsmittel aus dem Anbau von gentechnisch nicht veränderten Pflanzen stammen. Weiters umfasst<br />

die Garantie, dass tierische Produkte von gentechnisch nicht veränderten Tieren stammen, die nicht mit<br />

gentechnisch hergestellten Futtermitteln gefüttert wurden. Das Suisse Garantie Gütesiegel gilt für alle<br />

landwirtschaftlichen Nutztierarten <strong>und</strong> der Einsatz von SES („GVO-freier“ SES) ist ohne Mengenbeschränkung in der<br />

Ration erlaubt. Der Schwellenwert für unvermeidbare <strong>und</strong> zufällige Verunreinigungen im Mischfutter lag bis vor<br />

kurzem bei 3% für Mischfuttermittel (für Futtermittelausgangserzeugnisse 2%). Eine Angleichung an das EU Recht<br />

nach VO(EG)1829/2003 mit 0,9% für Mischfutter <strong>und</strong> Futtermittelausgangserzeugnisse ist seit 1.3.2005 in Kraft<br />

getreten(SUISSE GARANTIE, 2005).<br />

Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen werden toleriert, sofern sie aus einem<br />

geschlossenen Produktionskreislauf stammen.<br />

Das Südtiroler Gütesiegel BRIMI (Brixner Milch) basiert auf dem Südtiroler Landesgesetz vom 22.1.2002<br />

(Kennzeichnung gentechnikfreier Produkte, 2001) <strong>und</strong> der Durchführungsverordnung über die Kennzeichnung von<br />

gentechnikfreien Produkten, 2001. Es wird für Milch <strong>und</strong> Milchprodukte aus dem Südtiroler Raum vergeben.<br />

Gentechnikfreier SES unterliegt keiner mengenmäßigen Beschränkung in der Ration <strong>und</strong> der maximale Grenzwert<br />

bzw. Schwellenwert für zufällige <strong>und</strong> unvermeidbare Verunreinigungen liegt bei 0,9%. Sämtliche Zusatzstoffe <strong>und</strong><br />

Vitamine aus GVM können, sofern sie die Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 erfüllen, angewendet werden. Laut<br />

Sennereiverband Südtirol fallen jene Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel (Zutaten, Aromen <strong>und</strong> Vitamine eingeschlossen) nicht<br />

unter die Regelung der VO (EG) 1829/2003, welche mittels Fermentation durch GVO produziert werden, wenn diese<br />

im Endprodukt nicht mehr enthalten sind (vgl. SENNEREIVERBAND SÜDTIROL, 2005).<br />

Die Deutsche Wiesenhofgruppe vergibt das Gütesiegel für Mastgeflügel (Huhn, Pute <strong>und</strong> Ente) unter Verwendung<br />

von nachweislich gentechnisch nicht verändertem SES. Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Gütesiegeln gibt<br />

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Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

es hier zwei Grenzwerte. Prinzipiell gilt der Schwellenwert der VO (EG) 1829/2003 mit 0,9 % bzw. 0,5 %, die Firma<br />

arbeitet jedoch mit einem internen Schwellenwert von generell 0,5 %. Ab Überschreitung dieses Wertes wird der SES<br />

nicht mehr <strong>zur</strong> Produktion verwendet.<br />

SES ist mengenmäßig in der Ration nicht beschränkt.<br />

Zusatzstoffe (Vitamine, Aromen) <strong>und</strong> Aminosäuren aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen können<br />

verwendet werden, wenn sie aus einem geschlossenen Produktionssystem stammen, <strong>und</strong> außerdem nicht gemäß der<br />

Regelung von VO (EG) 1829/2003 kennzeichnungspflichtig sind, das heißt, wenn sie wohl mit GVO hergestellt<br />

werden, aber im Endprodukt keine DNA <strong>und</strong> andere Konstrukte des veränderten Mikroorganismus nachweisbar sind,<br />

entspricht dies dem Gütesiegelprogramm (vgl. WIESENHOFGRUPPE, 2005).<br />

Zusammenfassend kann zu den Gütesiegelprogrammen festgestellt werden:<br />

Im Gegensatz zu den österreichischen privaten Gütesiegeln betreffend der <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong>, die sich<br />

derzeit alle nach den Rahmenbedingungen des Codex Alimentarius richten, bauen die drei Garantien für die<br />

angeführten Gütesiegel in den Nachbarstaaten gr<strong>und</strong>sätzlich auf die VO (EG) 1829/2003 auf. Gr<strong>und</strong>sätzlich wird in<br />

beiden Optionen der Einsatz von GVO in Futtermittel ausgeschlossen. Besondere Bedeutung bekommt aufgr<strong>und</strong> der<br />

Importabhängigkeit in der EU, die zentrale Auflage des Einsatzes von gentechnisch nicht verändertem SES zu. Beim<br />

Grenzwert/Schwellenwert für zufällige <strong>und</strong> unvermeidbare Verunreinigungen gibt es Unterschiede, wie etwa 0,9%*<br />

bzw. 0,5%* bei der Wiesenhofgruppe in Deutschland, 0,9%* bei der BRIMI in Südtirol oder 3% bzw. 2%<br />

(Anmerkung: seit 1.3.2005 gilt 0,9%) bei der SUISSE GARANTIE in der Schweiz. Bei den Beispielen für Gütesiegel im<br />

Ausland liegen keinerlei mengenmäßige Beschränkungen von gentechnikfreiem SES (egal ob aus Soft IP oder Hard IP<br />

Programmen) vor. Weiters gelten die Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003, wonach kein Verbot für Zusatzstoffe<br />

<strong>und</strong> Aminosäuren, die aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt wurden bzw. aus geschlossenen<br />

Kreisläufen stammen, sofern kein GVO nachweisbar ist. Zum Unterschied dazu haben aktuell die österreichischen<br />

Gütesiegelprogramme die Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition von „Gentechnikfrei“ als Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> weichen damit<br />

substanziell von den Gütesiegelprogrammen im benachbarten Ausland ab.<br />

* für in der EU zugelassene GVO<br />

In Tabelle 2-2 wurden die wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen der österreichischen <strong>und</strong> ausländischen<br />

Gütesiegelprogramme zusammenfassend gegenübergestellt.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 2: Rechtsnormen<br />

Tabelle 2-2: Zusammenfassung der wichtigsten vertraglichen Rahmenbedingungen von österreichischen<br />

<strong>und</strong> einigen ausländischen Gütesiegelprogrammen<br />

Unternehmen Grenze für<br />

„GVO-freier“ Begrenzung von Zusatzstoffe u. Aminosäuren<br />

Gütesiegel Verunreinigungen SES*<br />

SES*,<br />

aus GVM (geschlossener<br />

mit zugelassenen<br />

GVO<br />

erlaubt<br />

in % der Ration Kreislauf) erlaubt<br />

Benachbartes Ausland:<br />

Suisse Garantie (3% für Mischfutter Ja<br />

Nein Ja<br />

(CH)<br />

2% für Futtermittelausgangsrzeugnisse)<br />

0,9% seit 1.3.2005<br />

in Kraft<br />

wenn nicht<br />

deklarationspflichtig<br />

Brimi (IT)<br />

Brixner Milch<br />

0,9%***<br />

Ja Nein Ja,<br />

wenn nicht<br />

deklarationspflichtig nach<br />

VO (EG) 1829/2003<br />

Wiesenhof (D) 0,9% (Kontrolle)***<br />

+<br />

Ja Nein Ja<br />

Österreich:<br />

0,5% (Zielgröße)<br />

wenn nicht<br />

deklarationspflichtig nach<br />

VO (EG) 1829/2003<br />

-Tirolmilch 0,9%***<br />

Ja<br />

Ja, wenn SES nicht Nein<br />

-Kärntnermilch**<br />

aus Hard-IP stammt<br />

-NÖM<br />

zusätzliche<br />

zusätzliche mit max. 10% für<br />

-Tonis Freilandeier Anforderungen in der Anforderungen Pflanzenfresser, 20 %<br />

-Nestei<br />

landw. Erzeugung in der landw. für andere Tiere<br />

-Sennhof-Frischei betreffend Saatgut, Erzeugung<br />

Pflanzenschutz- <strong>und</strong> betreffend Nein, keine<br />

Düngemittel<br />

Saatgut, Begrenzung für SES<br />

Pflanzenschutz- aus Hard IP<br />

nach Codex<br />

<strong>und</strong> Düngemittel Programmen<br />

(Stand: 7.4.2004)<br />

* SES: Sojaextraktionsschrot (SES)<br />

** Die Einführung eines Qualitätsprogrammes <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> wird geplant.<br />

*** nach VO(EG) 1829/2003<br />

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Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

3. Abschätzung der Verfügbarkeit <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Futter-<br />

<strong>und</strong> Lebensmittel <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>und</strong>/oder Kennzeichnung <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

oder „GVO-frei“ aufgr<strong>und</strong> der Anbau- <strong>und</strong> Marktsituation von GVO in der<br />

landwirtschaftlichen Erzeugung – N. BALAREZO <strong>und</strong> CH. KARGL, Institut für Saatgut, <strong>AGES</strong><br />

Futtermittel <strong>und</strong> Lebensmittel stehen am Ende einer langen Produktionskette. Ein Teil der pflanzlichen Rohstoffe, die<br />

in der Futtermittel- <strong>und</strong> Lebensmittelproduktion eingesetzt werden, stammen von Pflanzen aus Ländern mit<br />

großflächigem Anbau von transgenen Sorten. In diesem Kapitel wird zunächst beleuchtet:<br />

• in welchem Ausmaß die wichtigsten rohstoffliefernden Pflanzen aktuell produziert werden <strong>und</strong> wenn ein GVO-<br />

Anbau zutrifft, in welchem Ausmaß dieser stattfindet. Weiters erfolgt eine Abschätzung des zukünftigen Anbaus.<br />

• welches Potential dem Anbau von Substituten vor allem für Sojabohnen bzw. hochwertige Protein-Futtermittel -<br />

d.h. von „GVO-freien“ Pflanzenarten in Österreich zukommt bzw. hinzukommen könnte. Damit wird die Option<br />

einer potentiellen Substitution von Sojabohnen bzw. von SES geprüft, wenn die Verfügbarkeit nicht oder nicht in<br />

ausreichendem Maße garantiert werden kann.<br />

• der Ist-Stand der erteilten Zulassungen von GVO <strong>und</strong> der Anträge im Zulassungsverfahren, womit die zukünftige<br />

Auswahl von Substituten mitbestimmt werden kann<br />

• aus welcher Herkunft die pflanzlichen Rohstoffe für die Futtermittelerzeugung in Österreich stammen <strong>und</strong><br />

welcher Behandlung sie im internationalen Handel unterliegen. Insbesondere welche Qualitätsmanagement-/<br />

QS-Maßnahmen betreffend „Gentechnikfreiheit“ oder „GVO-Freiheit“ gesetzt werden (Art der Zertifizierung).<br />

Ziel ist es, die Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ landwirtschaftlichen Produkten in Europa <strong>und</strong><br />

in Österreich zu bewerten. Die Faktensammlung soll als Basis dienen, die Möglichkeit des Ausschlusses <strong>und</strong> der<br />

Vermeidung von GVO in der Futtermittel- <strong>und</strong> Lebensmittelherstellung zu einem späteren Zeitpunkt einzuschätzen.<br />

Die Verfügbarkeit <strong>und</strong> Machbarkeit sowie die Kosten eines risikobasierten Überwachungs- <strong>und</strong> Monitoring- sowie<br />

Eigenkontrollsystem in der landwirtschaftlichen Erzeugung werden maßgeblich durch die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen <strong>zur</strong> Koexistenz, durch die botanische Art, die Agrarstruktur, die Verfügbarkeit von GVO-freiem<br />

Saatgut, den Kulturartenanteil <strong>und</strong> den GVO-Anteil bei der bezughabenden Kulturart sowie die Interaktion<br />

Umweltbedingungen zu Kulturpflanze (Persistenz <strong>und</strong> Durchwuchs, Gentransfer zu Wild- <strong>und</strong> Ruderalpflanzen) etc.<br />

bestimmt (siehe dazu <strong>AGES</strong>-Studie „Die Produktion von Saatgut in abgegrenzten Erzeugungsprozessen <strong>zur</strong><br />

Vermeidung einer Verunreinigung mit gentechnisch veränderten Organismen im Kontext mit der Koexistenz von<br />

konventioneller Landwirtschaft mit oder ohne GVO <strong>und</strong> ökologischer Landwirtschaft“, GIRSCH et al., 2004).<br />

Konkrete <strong>und</strong> rechtlich verbindliche Koexistenzbestimmungen in Drittländern sind im Hinblick auf die Einhaltung eines<br />

definierten Schwellenwerteregimes in den bedeutenden GVO-anbauenden Ländern nicht oder nur unter bestimmten<br />

Bedingungen vorliegend. Zumeist sind in diesen Ländern die Beziehungen der GVO- <strong>und</strong> Nicht-GVO-Landwirtschaft<br />

durch das Privatrecht bestimmt. Privatrechtliche Zertifizierungssysteme regeln die Mindestanforderungen an die<br />

landwirtschaftliche Produktion für "GVO-freie" Produkte.<br />

In Abhängigkeit der Koexistenzmaßnahmen in der landwirtschaftlichen Erzeugung in bestimmten Ländern <strong>und</strong><br />

Regionen ist ein dem Risiko, insbesondere einer systematischen GVO-Verunreingung, angepaßtes Monitoring- <strong>und</strong><br />

Eigenkontrollsystem bei der Erntegutübernahme ein<strong>zur</strong>ichten, sodaß eine "Segregation" von Erntegut mit<br />

verschiedenem GVO-Status erfolgt. In der Regel beziehen private Zertifizierungssysteme bereits die<br />

landwirtschaftliche Erzeugung beginnend von der Auswahl von Saatgut <strong>und</strong> Feldern in ihr Qualitätssystem mit ein.<br />

Dies, um entsprechende Gewähr der Erfüllung der vorgegebenen qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Kriterien <strong>und</strong><br />

Vorgaben sicherzustellen. Es kann aktuell <strong>und</strong> mittelfristig mit gesicherter Gewähr davon ausgegangen werden, dass<br />

von der österreichischen Landwirtschaft erzeugtes Erntegut "GVO-frei" oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> ist (siehe dazu<br />

„Empfehlungen für eine nationale Strategie <strong>zur</strong> Koexistenz“).<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

3.1. Anbau landwirtschaftlicher Kulturen <strong>zur</strong> Futtermittel- <strong>und</strong> Lebensmittelerzeugung<br />

unter besonderer Berücksichtigung von GV-Kulturen – aktuell <strong>und</strong> zukünftig<br />

Die Erzeugung <strong>und</strong> der Anbau einzelner Kulturarten wird weltweit, innerhalb Europas <strong>und</strong> im Speziellen in Österreich<br />

dargestellt. In Österreich wird insbesondere das Potential des Anbaus von Eiweißpflanzen als Substitute betrachtet.<br />

Weiters wird auf die Produktion von Pflanzen für die Treibstofferzeugung <strong>und</strong> die daraus anfallenden eiweißhaltigen<br />

Nebenprodukte zum Einsatz als Futtermittel <strong>und</strong> als Substitut für Sojabohnen <strong>und</strong> SES eingegangen. Ausgangspunkt<br />

der Betrachtungen ist, dass aktuell <strong>und</strong> auch absehbar genügend „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ stärkehältige<br />

Futtermittel wie Getreide <strong>und</strong> Mais in Österreich verfügbar sind, sodass die besondere Betrachtung der<br />

Eiweißkomponenten gerechtfertigt ist.<br />

3.1.1. Die Hauptproduzenten weltweit <strong>und</strong> auf EU-Ebene<br />

• Sojabohnen (Glycine max)<br />

Die Hauptproduzenten von Sojabohnen sind die USA, Brasilien <strong>und</strong> Argentinien (siehe Tabelle 3-1). Zusammen<br />

erzeugen diese drei Länder 82% der Weltsojabohnenproduktion.<br />

Tabelle 3-1: Sojabohnenproduktion - weltweit<br />

Anbauland Produktion Sojabohne<br />

in 2004/2005 [Mio. t]<br />

EU-25 0,8<br />

Indien 7,0<br />

Rest 15,5<br />

China 17,5<br />

Argentinien 39,0<br />

Brasilien 64,5<br />

USA 84,6<br />

Welt 228,9<br />

Quelle: TOEPFER INTERNATIONAL 2004<br />

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Soja-Produktion in 2004/2005<br />

Brasilien<br />

28,2%<br />

USA<br />

37,0%<br />

Argentinien<br />

17,0%<br />

EU-25<br />

0,3%<br />

Indien<br />

3,1%<br />

Rest<br />

6,8%<br />

China<br />

7,6%<br />

Aus agronomischen Gründen <strong>und</strong> aus vertraglichen Verpflichtungen ist der Sojabohnenanbau in Europa kaum von<br />

Bedeutung (siehe Tabelle 3-2). Die wichtigsten Anbauländer sind Italien, Serbien <strong>und</strong> Montenegro, Rumänien,<br />

Frankreich <strong>und</strong> Kroatien. Der Sojabohnenanbau war in den letzten Jahren in den „alten“ 15 EU-Mitgliedstaaten stabil<br />

bis rückläufig, während es zu einer bedeutsamen Ausdehnung der Anbaufläche in den neuen Mitgliedstaaten (v.a.<br />

Ungarn) <strong>und</strong> anderen europäischen Ländern (Rumänien, Kroatien, Serbien <strong>und</strong> Montenegro) gekommen ist.<br />

Tabelle 3-2: Sojabohnenanbau <strong>und</strong> -produktion – Europa<br />

Abbildung 3-1: Sojabohnenproduktion – weltweit, Quelle TOEPFER<br />

INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong><br />

Fläche in ha Produktion in t<br />

Anbauland 1998 2004 1998 2004<br />

Österreich 20.031,00 14.000,00 50.457,00 37.000,00<br />

Ungarn 23.702,00 30.000,00 49.564,00 50.000,00<br />

Kroatien 34.015,00 50.000,00 77.458,00 110.000,00<br />

Frankreich 111.826,00 60.000,00 284.000,00 152.000,00<br />

Rumänien 144.300,00 120.500,00 200.820,00 269.171,00<br />

Serbien <strong>und</strong> Montenegro 82.409,00 144.000,00 159.933,00 287.834,00<br />

Italien 351.235,00 145.500,00 1.230.720,00 487.000,00<br />

EU-15 491.013,00 222.400,00 1.581.501,00 681.200,00<br />

EU-25 518.283,00 268.765,00 1.636.983,00 759.800,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

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Tabelle 3-3 : Mittelfristige Entwicklung der<br />

Sojabohnenproduktion<br />

Anbauland<br />

Produktionssteigerung<br />

2005-2008 [%]<br />

EU-15 11<br />

USA 5<br />

Argentinien 8<br />

China -<br />

Brasilien -<br />

Welt -<br />

Quelle: Berechnungen durch <strong>AGES</strong> nach OECD OUTLOOK<br />

2004<br />

Die weltweite Produktion von Sojabohnen steigt bis<br />

2015 mit einer Zuwachsrate von 2,3% p.a. (BRUINSMA<br />

• Mais (Zea mays)<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Mais-Produktion in 2004/2005<br />

USA<br />

44%<br />

China<br />

18%<br />

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et al., 2003). Die voraussichtlichen Produktions-<br />

steigerungen bis 2008 sind in Tabelle 3-3 angezeigt.<br />

Die Sojabohnenproduktion wird in Zukunft<br />

geografisch konzentriert bleiben <strong>und</strong> sich auf die USA,<br />

Brasilien <strong>und</strong> Argentinien fokussieren, wobei die<br />

Steigerung sowohl auf Flächensteigerung als auch auf<br />

Ertragssteigerung <strong>zur</strong>ückzuführen sein wird. In den<br />

USA soll jedoch die Fläche von Ölsaaten allgemein auf<br />

dem Niveau von 2003/2004 bleiben (EC DG-AGRI,<br />

2004). Die OECD prognostiziert eine Steigerung der<br />

Anbauflächen <strong>und</strong> der Produktionsmengen in Europa<br />

(allerdings auf der Basis eines sehr geringen<br />

Ausgangsniveaus).<br />

Die USA sind in der weltweiten Produktion von Mais die Spitzenreiter mit aktuell 295 Mio. t, weit dahinter liegen<br />

China <strong>und</strong> die EU 25 (siehe Abbildung 3-2 <strong>und</strong> Tabelle 3-4). USA, China, EU, Argentinien, Brasilien <strong>und</strong> Mexiko<br />

zusammen erzeugen ca. 81% der weltweit produzierten Maismenge (siehe Abbildung 3-2).<br />

Tabelle 3-4: Maisproduktion - weltweit<br />

Anbauland<br />

Produktion Mais<br />

2004/2005 [Mio. t]<br />

Kanada 9<br />

Südafrika 9<br />

Rumänien 13<br />

Argentinien 16<br />

Mexiko 20<br />

Brasilien 43<br />

EU-25 52<br />

Rest 105<br />

China 122<br />

USA<br />

Quelle: TOEPFER INTERNATIONAL 2004<br />

295<br />

KanadaSüdafrika<br />

1% 1%<br />

Rumänien<br />

2%<br />

Rest<br />

15%<br />

Argentinien<br />

2%<br />

Mexiko<br />

3%<br />

Brasilien<br />

In Europa ist der Haupt-Maisproduzent Frankreich, gefolgt von Rumänien, Italien, Ungarn, Spanien <strong>und</strong> Deutschland<br />

(siehe Tabelle 3-5).<br />

EU-25<br />

8%<br />

Abbildung 3-2: Maisproduktion – weltweit, Quelle TOEPFER<br />

INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong><br />

6%<br />

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Tabelle 3-5: Maisanbau <strong>und</strong> -produktion - Europa<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Fläche in ha Produktion in t<br />

Anbauland 1998 2004 1998 2004<br />

Deutschland 341.029,00 540.000,00 2.781.464,00 4.062.000,00<br />

Spanien 459.100,00 480.300,00 4.349.100,00 4.567.800,00<br />

Ungarn 1.022.548,00 1.200.000,00 6.143.270,00 8.500.000,00<br />

Italien 968.799,00 1.190.000,00 9.030.860,00 11.320.000,00<br />

Rumänien 3.085.000,00 3.000.000,00 8.623.370,00 13.231.030,00<br />

Frankreich 1.799.000,00 1.796.000,00 15.206.000,00 15.743.000,00<br />

EU-15 4.186.432,00 4.646.650,00 36.435.901,00 41.129.600,00<br />

EU-25 5.462.141,00 6.535.873,00 43.995.898,00 53.475.530,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

Tabelle 3-6: Mittelfristige Entwicklung der<br />

Maisproduktion<br />

Anbauland<br />

Produktionssteigerung<br />

2005-2008 [%]<br />

Kanada 4<br />

EU-15 7<br />

Mexiko 3<br />

Argentinien 6<br />

China -<br />

Brasilien -<br />

Welt -<br />

Quelle: Berechnungen durch <strong>AGES</strong> nach OECD<br />

OUTLOOK 2004<br />

• Raps (Brassica napus) <strong>und</strong> Rübsen (Brassica rapa)<br />

Die von der OECD prognostizierten<br />

Produktionssteigerungen für Mais in einem<br />

Raps-Produktion in 2004/2005<br />

EU-25<br />

33%<br />

China<br />

28%<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

mittelfristigen Zeitraum fallen geringer aus als für<br />

Sojabohne. Für die EU-15 z.B. geht man von einer<br />

Steigerung der Produktionsmenge von 7% zwischen<br />

2005 <strong>und</strong> 2008 aus (siehe Tabelle 3-6). Mittelfristig<br />

soll die Maisproduktion in der EU-25 sich auf 51 Mio. t<br />

einpendeln, wobei ca. 10,5 Mio. t zukünftig in den<br />

neuen Mitgliedstaaten produziert werden (EC DG-<br />

AGRI, 2004).<br />

Die drei größten Rapsproduzenten weltweit sind die EU-25, gefolgt von China <strong>und</strong> Kanada (siehe Tabelle 3-7).<br />

Zusammen erzeugen diese 3 Länder 78% der Weltrapsproduktion (siehe Abbildung 3-3).<br />

Tabelle 3-7: Rapsproduktion – weltweit<br />

Anbauland<br />

Produktion Raps in<br />

2004/2005 [Mio. t]<br />

Australien 1,5<br />

Rest 1,7<br />

Indien 5,8<br />

Kanada 7,0<br />

China 12<br />

EU-25 14,3<br />

Welt 42,3<br />

Quelle: TOEPFER INTERNATIONAL 2004<br />

Australien<br />

4%<br />

Rest<br />

4%<br />

Kanada<br />

17%<br />

Indien<br />

14%<br />

Abbildung 3-3: Rapsproduktion – weltweit, Quelle TOEPFER<br />

INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong><br />

Seite 24 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Die größten Rapsproduzenten in Europa sind Deutschland, Frankreich <strong>und</strong> das Vereinigte Königreich, gefolgt von den<br />

neuen Mitgliedsstaaten Polen <strong>und</strong> Tschechien (siehe Tabelle 3-8).<br />

Tabelle 3-8: Rapsanbau <strong>und</strong> -produktion in Europa<br />

Anbauland Fläche in ha Produktion in t<br />

1998 2004 1998 2004<br />

Tschechien 264.310,00 259.460,00 680.216,00 910.388,00<br />

Polen 465.995,00 500.000,00 1.099.084,00 1.292.329,00<br />

Vereinigtes Königreich 534.000,00 557.000,00 1.567.000,00 1.612.000,00<br />

Frankreich 1.145.000,00 1.117.000,00 3.734.000,00 3.961.000,00<br />

Deutschland 1.007.225,00 1.279.000,00 3.387.928,00 5.250.000,00<br />

EU-15 3.093.259,00 3.311.505,00 9.559.745,00 11.745.990,00<br />

EU-25 3.984.566,00 4.418.944,00 11.587.906,00 14.671.407,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

Tabelle 3-9: Mittelfristige Entwicklung der<br />

Rapsproduktion<br />

Anbauland<br />

Produktionssteigerung<br />

2005-2008 [%]<br />

Australien 4<br />

Kanada 6<br />

EU-15 9<br />

China -<br />

Welt -<br />

Quelle: Berechnungen durch <strong>AGES</strong> nach OECD OUTLOOK 2004<br />

• Weizen (Triticum ssp. insbesondere T. aestivum)<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Die weltweite Produktion von Raps steigt bis 2015 mit<br />

einer Zuwachsrate von 2,4% p.a. (BRUINSMA et al.,<br />

2003). Die OECD prognostiziert eine Steigerung der<br />

Rapsproduktion bis zum Jahr 2008 von 9% allein in<br />

der EU-15 (siehe Tabelle 3-9).<br />

Wichtige Anbauländer weltweit sind China, Indien, USA <strong>und</strong> Russland (Tabelle 3-10 <strong>und</strong> Abbildung 3-4). Das Europa<br />

der 25 produziert mehr als ein Fünftel des Weizens weltweit. Die Weizenproduktion in Europa konzentriert sich stark<br />

auf Frankreich <strong>und</strong> Deutschland. Die „alten“ EU 15 Mitgliedstaaten produzierten im Jahre 2004 knapp mehr als 4/5<br />

der europäischen Produktion (siehe Tabelle 3-11).<br />

Tabelle 3-10: Weizenproduktion - weltweit<br />

Anbauland Produktion Weizen in<br />

2004/2005 [Mio. t]<br />

Argentinien 15<br />

Türkei 18<br />

Ukraine 18<br />

Australien 24<br />

Kanada 25<br />

Russland 44<br />

USA 59<br />

Indien 72<br />

China 90<br />

Rest 117<br />

EU-25 134<br />

Welt 616<br />

Quelle: TOEPFER INTERNATIONAL 2004<br />

Weizen-Produktion in 2004/2005<br />

Rest<br />

19%<br />

EU-25<br />

21%<br />

Argentinien<br />

2%<br />

China<br />

15%<br />

Türkei<br />

3% Ukraine Australien<br />

3% 4%<br />

Kanada<br />

4%<br />

Indien<br />

12%<br />

Russland<br />

7%<br />

USA<br />

10%<br />

Abbildung 3-4: Weizenproduktion – weltweit, Quelle TOEPFER<br />

INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong><br />

Seite 25 von 272


Tabelle 3-11: Weizenanbau <strong>und</strong> -produktion in Europa<br />

Quelle: Berechnungen durch <strong>AGES</strong> nach OECD OUTLOOK 2004<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Fläche in ha Produktion in t<br />

Anbauland 1998 2004 1998 2004<br />

Ungarn 1.183.540,00 1.173.000,00 4.898.634,00 6.020.000,00<br />

Spanien 1.912.560,00 2.179.000,00 5.436.300,00 7.175.000,00<br />

Italien 2.327.950,00 2.300.000,00 8.338.301,00 8.000.000,00<br />

Polen 2.631.319,00 2.600.000,00 9.536.576,00 9.450.486,00<br />

Vereinigtes Königreich 2.045.000,00 1.991.000,00 15.449.000,00 15.706.000,00<br />

Deutschland 2.802.455,00 3.101.000,00 20.187.492,00 25.346.000,00<br />

Frankreich 5.234.000,00 5.231.000,00 39.809.000,00 39.641.000,00<br />

EU - 15 17.250.990,00 17.913.437,00 103.744.136,00 111.981.300,00<br />

EU - 25 22.805.285,00 23.563.698,00 123.705.294,00 135.972.040,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

Tabelle 3-12: Mittelfristige Entwicklung der<br />

Weizenproduktion<br />

Anbauland<br />

Produktionssteigerung<br />

2005-2008 [%]<br />

Australien 11<br />

Kanada 1<br />

EU-15 4<br />

Türkei 5<br />

USA 2<br />

Argentinien 10<br />

China 2<br />

Russland 3<br />

Welt 4<br />

• Gerste (Hordeum vulgare)<br />

Die weltweite Weizenproduktion wird zukünftig<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

rascher steigen als in den neunziger Jahren, vor allem<br />

in den Transformations- <strong>und</strong> Entwicklungsländern.<br />

Wie in den letzten Jahrzehnten wird die<br />

Produktionssteigerung eher auf Ertragssteigerung<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen sein, da die Anbaufläche nur moderat<br />

ansteigen wird (EC DG-AGRI, 2004). Mittelfristig<br />

werden laut OECD sowohl in der EU-15 als auch<br />

weltweit Zuwachsraten in der Größenordnung von 4%<br />

vorausgesagt (siehe Tabelle 3-12).<br />

R<strong>und</strong> 40% der weltweiten Gerstenproduktion fällt auf die EU-25. Russland, Kanada, Ukraine, Türkei <strong>und</strong> Australien<br />

sind weitere wichtige Erzeugerländer (siehe Tabelle 3-13 <strong>und</strong> Abbildung 3-5).<br />

Tabelle 3-13: Gerstenproduktion - weltweit<br />

Anbauland<br />

Produktion Gerste in<br />

2004/2005 [Mio. t]<br />

China 3,5<br />

USA 6,1<br />

Türkei 7,1<br />

Australien 7,6<br />

Ukraine 11,2<br />

Kanada 13<br />

Russland 18,5<br />

Rest 24,6<br />

EU-25 60,7<br />

Welt 152,3<br />

Quelle: TOEPFER INTERNATIONAL 2004<br />

Gersten-Produktion in 2004/2005<br />

EU-25<br />

40%<br />

Rest<br />

16%<br />

China<br />

2%<br />

USA<br />

4%<br />

Türkei<br />

5%<br />

Australien<br />

5%<br />

Russland<br />

12%<br />

Ukraine<br />

7%<br />

Kanada<br />

9%<br />

Abbildung 3-5: Gerstenproduktion - weltweit, Quelle: TOEPFER<br />

INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong><br />

Seite 26 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

In der EU sind die großen Gerste-Anbauländer (> 1 Mio. ha Anbaufläche) Spanien, Deutschland, Frankreich, Polen<br />

<strong>und</strong> das Vereinigte Königreich (siehe Tabelle 3-14). Gegenüber anderen Getreidearten hat Gerste mittelfristig<br />

gesehen schlechtere Marktaussichten, was sich beispielsweise in einer geringeren Wettbewerbsfähigkeit zugunsten<br />

von Weizen <strong>und</strong> Mais in der Tierfütterung ausdrücken wird (EC DG-AGRI, 2004). Die Gerstenproduktion wird die<br />

nächsten Jahre in Europa vermutlich stagnieren (siehe Tabelle 3-15).<br />

Tabelle 3-14: Gerstenanbau <strong>und</strong> -produktion in Europa<br />

Fläche in ha Produktion in t<br />

Anbauland 1998 2004 1998 2004<br />

Vereinigtes Königreich 1.253.000,00 1.006.000,00 6.623.000,00 5.860.000,00<br />

Polen 1.137.556,00 1.090.000,00 3.611.680,00 3.476.514,00<br />

Frankreich 1.631.000,00 1.626.000,00 10.591.000,00 10.999.000,00<br />

Deutschland 2.180.849,00 2.236.000,00 12.512.262,00 12.967.000,00<br />

Spanien 3.535.200,00 3.177.000,00 10.895.300,00 10.583.200,00<br />

EU - 15 11.373.007,00 10.639.739,00 51.794.670,00 52.089.420,00<br />

EU - 25 14.506.871,00 13.409.074,00 61.102.445,00 61.748.814,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

Tabelle 3-15: Mittelfristige Entwicklung der<br />

Gerstenproduktion<br />

Anbauland<br />

Produktionssteigerung<br />

2005-2008 [% ]<br />

USA 5<br />

Australien 1<br />

Kanada 6<br />

Russland 3<br />

EU-25 0<br />

Welt -<br />

Quelle: Berechnungen durch <strong>AGES</strong> nach<br />

OECD OUTLOOK 2004<br />

Von den weiteren landwirtschaftlich erzeugten Rohstoffen bzw. Futtermittelausgangsprodukten seien neben den<br />

bereits erwähnten Kulturpflanzenarten die maßgeblichen Eiweißlieferanten Futter-/Körnererbse, Ackerbohne <strong>und</strong><br />

Lupine genannt. Nur der Erbse kommt mit einer Erzeugung von 5,25 Mio. t 1998 <strong>und</strong> 3,03 Mio. t 2004 eine gewisse<br />

Bedeutung zu (siehe Tabelle 3-17). Im Vergleich mit den Getreidearten sind diese Produktionsmengen allerdings<br />

vergleichsweise gering (


• Kartoffel (Solanum tuberosum)<br />

Tabelle 3-16: Kartoffelanbau <strong>und</strong> –produktion in Europa<br />

Fläche in ha Produktion in t<br />

Anbauland 1998 2004 1998 2004<br />

Tschechien 72.625,00 43.481,00 1.519.768,00 1.076.165,00<br />

Dänemark 36.000,00 41.000,00 1.455.960,00 1.412.175,00<br />

Litauen 136.300,00 110.000,00 1.849.000,00 1.600.000,00<br />

Italien 90.134,00 81.000,00 2.194.020,00 2.000.000,00<br />

Belgien 0,00 65.000,00 0,00 3.029.900,00<br />

Frankreich 164.000,00 160.000,00 6.053.000,00 6.900.000,00<br />

Deutschland 297.267,00 295.000,00 11.711.720,00 12.991.076,00<br />

EU - 15 1.313.224,00 1.267.409,00 43.689.513,00 47.387.551,00<br />

EU - 25 2.949.040,00 2.366.050,00 73.491.649,00 67.426.116,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

• Futtererbse, Körnererbse (Pisum sativum)<br />

Tabelle 3-17: Futtererbsenanbau <strong>und</strong> –produktion in Europa<br />

Fläche in ha Produktion in t<br />

Anbauland 1998 2004 1998 2004<br />

Ungarn 53.860,00 25.000,00 130.937,00 35.000,00<br />

Tschechien 50.979,00 21.000,00 121.789,00 45.000,00<br />

Österreich 26.280,00 42.000,00 83.710,00 104.000,00<br />

Dänemark 106.000,00 26.500,00 385.757,00 110.000,00<br />

Spanien 48.700,00 132.800,00 63.200,00 181.200,00<br />

Vereinigtes<br />

Königreich 102.200,00 73.500,00 324.000,00 288.000,00<br />

Deutschland 168.861,00 131.000,00 589.378,00 370.000,00<br />

Frankreich 605.160,00 357.000,00 3.224.728,00 1.674.000,00<br />

EU – 15 1.120.586,00 809.880,00 4.794.856,00 2.865.500,00<br />

EU – 25 1.334.548,00 909.213,00 5.252.886,00 3.031.700,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

• Ackerbohne (Vicia faba)<br />

Tabelle 3-18: Ackerbohnenanbau <strong>und</strong> –produktion in Europa<br />

Fläche in ha* Produktion in t**<br />

Anbauland 1998 2003 1998 2004<br />

Polen - N - - N - - N - 33.000,00<br />

Spanien 9.000,00 43.000,00 12.000,00 52.000,00<br />

Deutschland 27.000,00 19.000,00 92.000,00 60.000,00<br />

Italien 45.000,00 50.000,00 71.000,00 65.000,00<br />

Frankreich 13.000,00 81.000,00 39.000,00 270.000,00<br />

Vereinigtes Königreich 111.000,00 171.000,00 73.000,00 627.000,00<br />

EU-15 227.000,00 373.000,00 717.000,00 1.103.000,00<br />

EU-25 - N - - N - - N - 1.147.000,00<br />

Quelle: * PROLEA 2004, ** TOEPFER INTERNATIONAL 2004<br />

• Lupine (Lupinus ssp.)<br />

Tabelle 3-19: Lupinenanbau <strong>und</strong> –produktion in Europa<br />

Fläche in ha Produktion in t<br />

Anbauland 1998 2004 1998 2004<br />

Ungarn 1.926,00 350,00 1.459,00 300,00<br />

Griechenland 100,00 500,00 100,00 500,00<br />

Litauen 4.000,00 1.800,00 1.800,00 1.900,00<br />

Italien 3.000,00 3.500,00 4.700,00 5.000,00<br />

Polen 12.595,00 9.000,00 26.450,00 11.000,00<br />

Spanien 14.100,00 16.200,00 10.600,00 11.500,00<br />

Vereinigtes Königreich* - N - 4.600,00 - N - 12.650,00<br />

Frankreich 3.125,00 9.000,00 9.858,00 23.000,00<br />

Deutschland** - N - 35.775,00 - N - - N --<br />

EU - 15 - N - - N - - N - - N -<br />

EU - 25 - N - - N - - N - - N -<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

*Daten von 2003, Quelle: EUROSTAT 2004<br />

**EUROSTAT 2004<br />

Seite 28 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

3.1.2. Anbau <strong>und</strong> Produktion in Österreich inklusive potentielle Sojabohnen-Substitute<br />

In Österreich wurden im Jahr 2004 82.136 ha Ölfrüchte angebaut, davon 17.864 ha Sojabohne, 35.284 ha Raps <strong>und</strong><br />

28.988 ha Sonnenblume. Die Anbaufläche von Sojabohne stieg 2004 um 16% im Vergleich zum Vorjahr, über die<br />

letzten Jahre betrachtet ist jedoch keine deutliche Tendenz zu erkennen. Anders bei den Erträgen, die seit 2001<br />

kontinuierlich gestiegen sind (+ 4,4 dt/ha). Die Anbaufläche von Winterraps ist seit 2001 rückläufig, der Ertrag <strong>und</strong><br />

die Erntemengen lagen aber aufgr<strong>und</strong> der günstigen Witterung 2004 deutlich über dem Durchschnitt der letzten<br />

Produktionsjahre. Die Anbaufläche von Sonnenblumen ist seit 2001 kontinuierlich gestiegen (+ 8.659 ha).<br />

Das Jahr 2004 war auch für Körnererbsen ein gutes Ertragsjahr, ansonsten schwankten bei Ackerbohne <strong>und</strong><br />

Körnererbse die Flächen <strong>und</strong> die Erträge in den letzten Jahren wenig.<br />

Zusammen machen die Öl- <strong>und</strong> Eiweißpflanzen, die speziell als Alternative zu Sojabohne in Frage kommen, also<br />

Raps, Ackerbohne, Erbse, Sonnenblume <strong>und</strong> Lupine, nur 7 bis 8% der Ackerfläche Österreichs aus. Die<br />

Produktionsmengen sind allerdings im Vergleich zu den Getreidearten geringer. Der Verbrauch bzw. der Markt für<br />

Körnerleguminosen hat in Österreich, ähnlich wie Anbau <strong>und</strong> Erzeugung, eine geringe Bedeutung.<br />

Die Tabelle 3-20 gibt Auskunft über Anbauflächen, Erntemengen <strong>und</strong> Erträge einiger für Futtermittelzwecke<br />

relevanter Kulturarten.<br />

Tabelle 3-20: Anbau- <strong>und</strong> Produktionsdaten ausgesuchter Kulturarten für Futtermittelzwecken<br />

Kulturart<br />

Anbaufläche<br />

2004<br />

[ha]<br />

Flächenänderung im<br />

Vergleich zu 2003<br />

[%]<br />

Produktion<br />

2004<br />

[t]<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Ertrag<br />

2004<br />

[dt/ha]<br />

Ø-Ertrag<br />

2001-2004<br />

[dt/ha]<br />

Ackerbohne 2.835 -18 7.764 27,4 26,8<br />

Körnererbse 39.320 -7 122.128 31,1 26,4<br />

Süßlupine 203 3 608 30,0 -<br />

Sommerraps <strong>und</strong><br />

Rübsen 276 -58 603 21,9 17,8<br />

Winterraps <strong>zur</strong><br />

Ölgewinnung 35.008 -19 120.212 34,3 25,4<br />

Sonnenblume 28.988 13 77.925 26,9 26,7<br />

Sojabohne 17.864 16 44.824 25,1 24,1<br />

Zuckerrübe 45.099 4 2.842.165 630,2 627,5<br />

Weizen 290.174 7 1.718.825 59,2 51,3<br />

Gerste 191.333 -10 1.006.742 52,6 45,9<br />

Körnermais 178.702 3 1.653.746 92,5 90,1<br />

Kartoffel 21.925 4 693.054 316,1 296,4<br />

Quelle: STATISTIK AUSTRIA 2003 <strong>und</strong> 2004, EUROSTAT 2004, Berechnungen durch <strong>AGES</strong><br />

Die Versorgungsbilanz 2002/2003 für Ölsaaten zeigt, dass 73% der inländisch erzeugten Sojabohnen für<br />

Futterzwecke verwendet werden (siehe Tabelle 3-21). Der Versorgungsgrad von 96% entsteht weiters durch die<br />

zusätzliche Verwendung für Saat-<strong>und</strong> Nahrungszwecke <strong>und</strong> durch Verluste.<br />

In derselben Referenzperiode wurden bei den Hülsenfrüchten (Erbsen, Ackerbohnen, Lupine <strong>und</strong> andere) 87% der<br />

inländischen Erzeugung für Futterzwecke verwendet (siehe Tabelle 3-21). Der Selbstversorgungsgrad mit<br />

Hülsenfrüchten lag bei knappen 100%. Daraus lässt sich primär ableiten, dass ohne Ausdehnung der Anbauflächen<br />

kein Potential für den Ersatz von ausländischer Sojabohne durch inländische Sojabohne oder Hülsenfrüchte aus<br />

österreichischer Produktion besteht. Bei den Kulturarten Raps <strong>und</strong> Sonnenblumen ist es noch weniger der Fall, da die<br />

Selbstversorgungsgrade bei 88% resp. 48% lagen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Tabelle 3-21: Versorgungsbilanzen 2002/2003, Hülsenfrüchte <strong>und</strong> Ölfrüchte<br />

Bilanzposten 2002/2003<br />

Hülsenfrüchte<br />

Raps <strong>und</strong><br />

Rübsen<br />

Sonnenblumenkerne<br />

Sojabohnen<br />

Erzeugung [t] 107.416 128.647 58.476 35.329<br />

Anfangsbestand - 17.000 25.000 -<br />

Endbestand - 15.000 -<br />

Einfuhr 5.574 61.414 121.197 22.658<br />

Ausfuhr 5.255 60.072 68.466 21.098<br />

Inlandsverwendung [t] 107.735 146.989 121.207 36.889<br />

Saat 8.466 176 142 1.237<br />

Futter 93.060 618 10.736 26.015<br />

Verarbeitung - 141.706 106.575 -<br />

Lebensmittel 2.987 - 2.000 8.577<br />

Verluste 3.222 4.489 1.754 1.060<br />

Selbstversorgungsgrad [%] 100 88 48 96<br />

Quelle: nach BMLFUW 2004<br />

Die zusätzliche Produktion, die theoretisch nötig ist, um ausländische Sojabohnen bzw. Sojaextraktionsschrot zu<br />

substituieren, kann einerseits durch Ausdehnung der Ackerfläche von heimischen Substituten <strong>und</strong> andererseits durch<br />

den Einsatz von Nebenprodukten der Bioethanolerzeugung (v.a. aus Getreideüberschüssen) erzielt werden.<br />

Betrachtet man die Versorgungsbilanz für Getreide aus dem Jahr 2003/2004 wird laut Statistik Austria in Bezug auf<br />

Weichweizen (Triticum aestivum) ein Selbstversorgungsgrad innerhalb Österreichs von 126% erreicht, was eine gute<br />

Ausgangssituation für eine potentielle Substitution darstellt.<br />

3.1.2.1. Pflanzenbauliche Aspekte des Anbaus von Eiweißpflanzen<br />

Von der pflanzenbaulichen Seite betrachtet sind die Gründe für die geringe Bedeutung des Anbaus von<br />

Hülsenfrüchten in Österreich u.a.:<br />

• die vergleichsweise (mit Getreide) geringe Ertragshöhe <strong>und</strong> die Ertragsschwankungen sowie das<br />

Schaderregerauftreten, v.a. für Erbsen, Ackerbohne <strong>und</strong> Lupine<br />

• durch geringe Züchtungsfortschritte im Vergleich zu den Getreidearten <strong>und</strong> Mais fallen die jährlichen<br />

Ertragszuwächse bescheiden aus<br />

• die weiten Fruchtfolgen, die einzuhalten sind (Erbse, Ackerbohne <strong>und</strong> Lupine: 4 – 6 Jahre Anbaupause)<br />

Weiters sind die vom Handel <strong>und</strong> Mischfutterwerken gewünschten großen Partien von einheitlicher Qualität für ein<br />

kontinuierliches Produktangebot kaum verfügbar. Der Einsatz erfolgt daher entweder am landwirtschaftlichen Betrieb<br />

oder auf örtlicher Produktionsebene.<br />

3.1.2.2. Aspekte der Förderung von Eiweißpflanzen in der EU <strong>und</strong> in Österreich<br />

In dem 2001 von der Europäischen Kommission vorgelegten „Bericht über das Angebot an Eiweißpflanzen <strong>zur</strong><br />

Deckung des zusätzlichen Bedarfs an pflanzlichen Protein für die Futtermittelherstellung“, wurde eine Reihe von<br />

Schlüsseloptionen <strong>zur</strong> Förderung des Anbaus von Eiweißpflanzen in der EU geprüft. Als Hauptnachteil der Förderung<br />

der Produktion von Eiweißpflanzen durch Erhöhung der kulturspezifischen Beihilfe wurde damals die begrenzte<br />

Effizienz angeführt, d.h. die relativ hohen Kosten <strong>und</strong> die sehr bescheidene Steigerung des Eiweißangebots<br />

(EUROPÄISCHE KOMMISSION, 2001).<br />

Für die Eiweißpflanzen Erbse, Ackerbohne <strong>und</strong> Süßlupine können ab dem Jahr 2005 Ausgleichszahlungen im Rahmen<br />

der Einheitlichen Betriebsprämie sowie eine (zusätzliche) „Prämie für Eiweißpflanzen“ beantragt werden. Die<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lagen für die einheitliche Betriebsprämie <strong>und</strong> die gekoppelte Flächenzahlung sind in den Verordnungen<br />

VO (EG) Nr. 1782/2003 <strong>und</strong> VO (EG) Nr. 1973/2004 festgelegt. Die Eiweißpflanzen-Prämie von z.Z. 55,57 €/ha wird<br />

im Rahmen einer EU-weiten Garantiehöchstfläche von 1,4 Mio. ha gewährt. Im Jahr 2004, ein Jahr vor Inkrafttreten<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

der Betriebsprämienregelung, wurde EU-weit für 1.251.239,91 ha die Eiweißprämie beantragt. Die garantierte<br />

Höchstfläche wurde somit nicht erreicht. Im Falle einer Überschreitung der Garantiehöchstfläche werden im<br />

betreffenden Jahr die Flächenprämien jedes Betriebsinhabers entsprechend gekürzt.<br />

Für eine Reihe von Pflanzen, darunter die Ölpflanzen Raps <strong>und</strong> Rübsen, Sonnenblume <strong>und</strong> Sojabohne, können ab<br />

dem Jahr 2005 eine Ausgleichszahlung im Rahmen der Einheitlichen Betriebsprämie sowie eine (zusätzliche) „Beihilfe<br />

für Energiepflanzen“ beantragt werden. Die wesentlichen Rechtsgr<strong>und</strong>lagen sind u.a. dieselben wie für die<br />

Eiweißpflanzen. Diese Beihilfe darf nicht für nachwachsende Rohstoffe auf stillgelegten Flächen beantragt werden.<br />

Vorraussetzung ist die Verwendung der angebauten Pflanzen für die Herstellung von Biokraftstoffen oder von Energie<br />

aus Biomasse. Die Beihilfe beträgt z.Z. 45 €/ha <strong>und</strong> wird EU-weit für eine Garantiehöchstfläche von 1,5 Mio. ha<br />

gewährt. Bei Überschreitung dieser Höchstfläche wird ähnlich wie bei Eiweißpflanzen verfahren.<br />

Beschränkungen über den Anbau von Ölsaaten gibt es nur durch das Blair House Abkommen [das zwischen USA <strong>und</strong><br />

EU 2003 beschlossen wurde (93/355/EWG)] (BMLFUW, 2005). Davon betroffen ist die Produktion von Ölsaaten für<br />

Nicht-Nahrungsmittel-Zwecke auf Stilllegungsflächen. Die Nebenerzeugnisse dieser Ölsaaten, die zu Lebens- oder<br />

Futtermittelzwecke verwendet werden, sind auf 1 Mio. Tonnen Sojamehläquivalent beschränkt. Bei<br />

Überschreitung sind die entsprechenden Mengen – auf der Gr<strong>und</strong>lage eines von der Europäischen Kommission<br />

festgesetzten Kürzungssatzes – einer anderen Verwertung als der Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermittelschiene zuzuführen.<br />

Diese EU-weite Begrenzung wurde bis dato noch nicht überschritten (BMLFUW, 2005).<br />

National wird der Anbau von Ölsaaten <strong>und</strong> Eiweißpflanzen darüber hinaus im Rahmen des „Österreichischen<br />

Programms <strong>zur</strong> Förderung einer umweltgerechten, extensiv <strong>und</strong> den natürlichen Lebensraum schützenden<br />

Landwirtschaft“ ÖPUL 2000, gefördert.<br />

Die obligatorische Flächenstilllegung ist mit der GAP-Reform aufrecht geblieben, allerdings gibt es keinen EU-<br />

einheitlichen Stilllegungssatz mehr. Im Rahmen der neuen Betriebsprämienregelung werden die Zahlungsansprüche<br />

bei Stilllegung aufgr<strong>und</strong> der 2000-2002 obligatorisch stillzulegenden Flächen <strong>und</strong> der entsprechenden<br />

Direktzahlungen ermittelt. Die gesamte Brachefläche Österreichs betrug im Durchschnittszeitraum ca. 108.000 ha;<br />

die obligatorische Flächenstilllegung betrug, dem Stilllegungssatz in diesem Zeitraum von 10% entsprechend, im<br />

Durchschnitt der vergangenen Jahre ca. 70.000 ha. Unter Berücksichtigung einer durchschnittlich fünfjährigen<br />

Fruchtfolge ergibt sich ein maximales Potential für einen zusätzlichen Anbau – ohne Verdrängung anderer<br />

Kulturarten – von Öl- <strong>und</strong> Eiweißpflanzen für die ausschließliche Erzeugung nachwachsender Rohstoffe auf<br />

Stilllegungsfläche von ca. 18.000 ha. Berücksichtigt man die Tatsache, dass stillgelegte Flächen ohnehin schlecht zu<br />

bewirtschaften sind <strong>und</strong> dass Standort-Ansprüche der jeweiligen Kulturarten zu wesentlichen Einschränkungen<br />

führen, ergibt sich ein noch geringeres Flächenpotential.<br />

Österreich ist in den Diskussionen <strong>zur</strong> Agenda 2000 immer wieder für eine Erhöhung der Ölsaaten- <strong>und</strong> der<br />

Eiweißpflanzenprämie eingetreten. Aus handelspolitischen <strong>und</strong> budgetären Gründen konnte allerdings nur der im<br />

Beschluss <strong>zur</strong> Agenda 2000 festgelegte Kompromiss verabschiedet werden (BMLFUW, 2001).<br />

Die Halbzeitbewertung der Agenda 2000 führte 2003 zu einer gr<strong>und</strong>legenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik.<br />

Die neue EU-Agrarreform <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene komplette Einbindung der Kulturpflanzenförderung in die<br />

einheitliche Betriebsprämie sind seit 1. Januar 2005 in Kraft. Eine seriöse Schätzung über das zukünftige<br />

Anbauverhalten bei Eiweißpflanzen <strong>und</strong> Sojabohne kann aufgr<strong>und</strong> der 2005 erstmaligen Umsetzung der GAP-Reform<br />

nicht gemacht werden (BMLFUW, 2005).<br />

3.1.2.3. Umsetzung der EU-Biokraftstoffrichtlinie <strong>und</strong> deren Einfluss auf das Aufkommen von Eiweißfuttermittel<br />

Am 8. Mai 2003 wurde die EU-„Richtlinie <strong>zur</strong> Förderung der Verwendung von Bio-Kraftstoffen oder anderen<br />

erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor“ verabschiedet (RL 2003/30/EG). Sie besagt, dass bis 31. Dezember<br />

2005 ein Anteil von 2 % der Kraftstoffe aus dem Verkehrssektor, gemessen am Energiegehalt, aus Biokraftstoffen<br />

bestehen soll. Bis 2008 soll ein Anteil von 5,75 % erreicht sein. Diese Ziele sind lediglich Soll-Bestimmungen <strong>und</strong> bei<br />

Nicht-Erreichen nicht einklagbar.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

In Österreich wurde am 4. November 2004 die Biokraftstoffrichtlinie im Rahmen der Novelle der Kraftstoffverordnung<br />

in nationales Recht umgesetzt (ÄNDERUNG DER KRAFTSTOFFVERORDNUNG, 2004). Jene Stellen, die Treibstoffe in Verkehr<br />

bringen, sind dazu verpflichtet, ab 1. Oktober 2005 2,5% der gesamten in Verkehr gebrachten Energiemenge durch<br />

Biotreibstoffe zu ersetzen. Ab 2007 erhöht sich der Prozentsatz auf 4,3%, 2008 ist das Richtlinienziel von 5,75% zu<br />

erreichen.<br />

Unter Biotreibstoffe versteht man Treibstoffe, die aus Biomasse hergestellt wurden. Die wichtigsten sind <strong>zur</strong>zeit<br />

Biodiesel, Bioethanol, Biogas <strong>und</strong> reines Pflanzenöl. Biodiesel hat in den letzten Jahren in Österreich an Popularität<br />

stark zugenommen, während Bioethanol bisher unbekannt war. Im Zuge der Umsetzung der Biokraftstoffrichtlinie<br />

werden jedoch beide stark an Bedeutung zunehmen. Durch die entsprechende Verwertung der Nebenprodukte der<br />

Biokraftstoffproduktion besteht für Österreich die Möglichkeit, die Importe von Eiweißfuttermitteln deutlich zu senken<br />

<strong>und</strong> seine Selbstversorgung zu steigern. Anzuführen ist, dass es sich dabei um ein zusätzliches Angebot von<br />

Eiweißfuttermitteln aus der Überschussverwertung handelt.<br />

• Biodiesel<br />

Als Rohstoff für die Herstellung von Biodiesel wird in Österreich v.a. Raps herangezogen. Als Nebenprodukt der<br />

Biodieselproduktion fallen Presskuchen oder Extraktionsschrote an. Es ist damit zu rechnen, dass in den nächsten<br />

Jahren der Bedarf an Raps für die Biotreibstoffproduktion stark ansteigen wird – von 1991 bis 2002 ist die Biodiesel-<br />

Produktion in Österreich um durchschnittlich ca. 1870 t/Jahr gestiegen (basierend auf den Daten von KRAMMER UND<br />

PRANKL, 2003). Die derzeitige Produktionskapazität von Biodiesel in Österreich beträgt etwas mehr als 110.000 t pro<br />

Jahr (SALCHENEGGER, 2004). In Enns ist derzeit eine Anlage in Bau, die etwa 100.000 t Biodiesel aus Rapsöl pro Jahr<br />

erzeugen wird <strong>und</strong> bis Sommer 2006 in Betrieb gehen soll. Für die beschlossene Produktion sind […] pro Jahr 80.000<br />

bis 100.000 ha Rapsanbaufläche notwendig […], weshalb Rapsimporte notwendig sein werden (OOE BAUERNBUND,<br />

2005). Das österreichische Produktionsniveau im Jahr 2004 lag bei ca. 35.000 ha Anbaufläche (vergleiche Kapitel<br />

3.1.2). Im Vergleich dazu fand die seit 1990 maximale in Österreich angebaute Rapsfläche ihren Höchstwert im Jahre<br />

1995 mit 89.400 ha (BMLF, 1996). Eine Ausdehnung der österreichischen Rapsflächen ist pflanzenbaulich durchaus<br />

möglich.<br />

• Bioethanol<br />

Potentielle Rohstoffe für die Bioethanolproduktion in Österreich sind:<br />

- Zuckerhaltige Rohstoffe: v.a. Zuckerrübe<br />

- Stärkehaltige Rohstoffe: v.a. Weizen, Roggen, Triticale, Mais <strong>und</strong> Kartoffeln<br />

- Zellulosehaltige Rohstoffe: Verschiedene Gräser (Miscanthus, Rutenhirse, Rohrglanzgras, etc…)<br />

Die Ethanolgewinnung aus zellulosehaltigen Rohstoffen bedarf technischer Weiterentwicklungen <strong>und</strong><br />

Verbesserungen. Als Nebenprodukt der Bioethanolproduktion fällt die eiweißreiche Schlempe an, die entweder in<br />

Biogasanlagen vergoren wird oder nass bzw. getrocknet (Distillers Dried Grain with Solubles, kurz „DDGS“) verfüttert<br />

wird. In Österreich wird eine Bioethanolanlage mit einer Jahreskapazität von 200.000 m³ errichtet. Der erzeugte<br />

Bioethanol soll den österreichischen Bedarf decken. Als Nebenprodukt fallen 170.000 t Eiweißfuttermittel an (vgl.<br />

BAUERNZEITUNG vom 19.05.2005).<br />

SALCHENEGGERs (2004) Prognose der benötigten Biokraftstoffmengen unter Annahme einer Zielerreichung nur über<br />

Biodiesel <strong>und</strong> Bioethanol geht von folgenden Zahlen aus:<br />

Tabelle 3-22: Prognose der benötigten Biokraftstoffmengen auf Basis einer Umsetzung der Ziele entsprechend der<br />

Kraftstoffverordnung<br />

Jahr<br />

Angestrebte<br />

Prozentsätze<br />

Biodiesel [t] Bioethanol [t]<br />

2005 2,5% 220.900 -<br />

2007 4,3% 317.500 120.200<br />

2008<br />

Quelle: SALCHENEGGER 2004<br />

5,75% 481.900 150.000<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Rein theoretisch ergibt sich daraus folgender, durchschnittlicher Anfall von Nebenprodukten (bei Erreichung der<br />

4,3%- bzw. 5,75%-Ziele), die für die Futtermittelindustrie Verwendung finden könnten:<br />

Tabelle 3-23: Prognose des Anfalls von Nebenprodukten der Biodiesel- <strong>und</strong> Bioethanolproduktion auf Basis einer<br />

Umsetzung der Ziele entsprechend der Kraftstoffverordnung<br />

Jahr<br />

Rapspresskuchenanfall aus<br />

Biodieselproduktion<br />

[t]<br />

DDGS-Anfall aus<br />

Bioethanolproduktion<br />

[t]<br />

2007 524.000 ca. 150.000<br />

2008 795.000 ca. 190.000<br />

Quelle: Berechnungen durch <strong>AGES</strong>.<br />

Basis: Ethanoldichte: 0,794 kg/l. Ausbeute: 1l Bioethanol ergibt ca. 1kg Distillers Dried Grain with Solubles aus Weizen/Triticale<br />

1t Biodiesel ergibt ca. 1,65 t Raps-Presskuchen (TAUPP, unveröffentlicht).<br />

Die erste österreichische Bioethanolanlage, die Mitte 2007 ihren Betrieb aufnehmen soll, soll jährlich ca. 170.000 t<br />

Eiweißfuttermittel aus Mais, Weizen <strong>und</strong> Zuckerrübe liefern. Damit soll der österreichische Bedarf an Ethanol bei<br />

einer Zumischungsrate von 5.75% in etwa gedeckt werden. Für Mitte 2006 ist eine Produktion von ca. 210.000 t<br />

Biodiesel zu erwarten, die in etwa 340.000 t Eiweißfuttermittel aus Raps als Koppelprodukt liefern wird.<br />

Es ist zu beachten, dass entgegen der vereinfachenden Annahme auch andere Biokraftstoffe/erneuerbare Kraftstoffe<br />

zum Zuge kommen könnten, wie z.B. Biomethan. Aus welchen Kulturarten die Nebenprodukte der<br />

Biotreibstofferzeugung stammen werden, <strong>und</strong> wie die Verfügbarkeitsproblematik bei den Flächen gelöst wird, kann<br />

noch nicht vorausgesagt werden. Festzuhalten ist, dass die Ethanolerträge bei der Verwertung von Zuckerrüben<br />

deutlich höher sind als bei der Verwertung von Mais oder Weizen. Derzeit bestehen Überschüsse in den<br />

österreichischen Versorgungsbilanzen nur für Getreide (Weizen).<br />

Sollten in Zukunft die Ziele der Kraftstoffverordnung zum Teil durch österreichische Eigenproduktion erreicht werden,<br />

so ergeben sich durch die hohen Mengen an Koppelprodukten der Biokraftstofferzeugung beachtliche Potenziale <strong>zur</strong><br />

Deckung des Eiweißbedarfes durch einheimische Substitute.<br />

3.1.2.4. Perspektive für die Substitution von Sojabohnen in der Fütterung in Österreich<br />

Die Tabelle 3-24 gibt einen Überblick über die derzeit (Stand 2004) aus österreichischer landwirtschaftlicher<br />

Erzeugung eingesetzte pflanzliche Rohstoffe bzw. Futtermittelausgangserzeugnisse. Die derzeit nach Österreich<br />

importierte Menge von ca. 600.000 t SES (Statistik Austria, 2005) entspricht einer Rohproteinmenge (46%<br />

Rohproteingehalt) von ca. 276.000 t. Aktuell verfüttert werden ca. 110.000 t Rohprotein aus Substituten, ca. 40%<br />

der Sojaproteinimporte. Damit ergibt sich ein Gesamtbedarf an Rohprotein (exkl. des anteiligen Getreideproteins) von<br />

386.000 t.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Tabelle 3-24: Aufkommen von Rohprotein in Österreich (2004)<br />

Futtermittel/<br />

Futtermittelausgangserzeugnisse<br />

(Substitute)<br />

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Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Ø-Rohproteingehalt<br />

[%]<br />

Substitutmenge<br />

2004<br />

[t]<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Rohproteinmenge<br />

2004<br />

[t]<br />

Ackerbohnen 25 8.000 2.000<br />

Körnererbsen 20 120.000 24.000<br />

Süßlupine 34 600 204<br />

Rapsschrot bzw. –kuchen 32-35 100.000 32.000-35.000<br />

Sonnenblumen 36 75.000 27.000<br />

Sojabohnen (ganz oder erhitzt) 35-40 26.000 9.100-10.400<br />

Kartoffeleiweiß 84 3.000 2.520<br />

Kürbiskernkuchen 59 4.000-6.000 2.360-3.540<br />

Maiskleber 60 11.000 6.600<br />

Maikleberfutter 18 50.000 9.000<br />

Trockenschlempe 31 3.250-6.500 1.007-2.015<br />

Summe - - 115.791-122.279<br />

Quelle: Schätzungen anhand von Daten aus STATISTIK AUSTRIA 2003 <strong>und</strong> 2004, EUROSTAT 2004 <strong>und</strong> persönliche<br />

Mitteilungen der Ölmühle Bruck (Bunge)/Leitha, des Statistisches Zentralamtes, der Agrana, der LK Steiermark <strong>und</strong><br />

der Brennerei Starrein.<br />

Es ist nicht zu erwarten, dass der Anbau von Körnerleguminosen die nächsten Jahre bedeutend zunehmen wird.<br />

Sollte in Zukunft das höchste Anbau-Niveau der letzten Jahre seit 1990 erreicht werden, so ergeben sich im Vergleich<br />

zu 2004 auch nur ca. 19.000 t zusätzlich verfügbares Rohprotein. Diese Menge entspricht nur knapp 7% des<br />

importierten Sojaproteins.<br />

Es ergibt sich nunmehr die Frage, welcher Anteil des importierten Sojaproteins durch Substitute aus<br />

landwirtschaftlicher Erzeugung in Österreich ersetzt werden kann.<br />

Durch den Ausbau der Biodiesel- <strong>und</strong> Bioethanolproduktion wären kurzfristig (ab 2008) zusätzliche 163.000 t<br />

Rohprotein laut derzeitiger Anlagenplanung verfügbar. Die heimische Eiweißlücke würde sich somit mengenmäßig<br />

deutlich verringern, jedoch sind je nach Tierart Einsatzgrenzen zu berücksichtigen (s. Kapitel 4.2.2., Tabelle 4-16).<br />

Raps, Mais, Getreide, <strong>und</strong> Zuckerrübe werden die Hauptkulturen <strong>und</strong> Endprodukte sein, welche für die<br />

Biospriterzeugung eingesetzt werden. Das Risiko einer GVO-Verunreinigung der Eiweiß-Nebenprodukte aus<br />

europäischer Erzeugung liegt aktuell beim Einsatz von Mais am höchsten, da schon GV-Sorten zum Anbau auf dem<br />

europäischen Markt sind. Raps ist Selbstbefruchter mit einer hohen Fremdbefruchtungsrate <strong>und</strong> zählt zu den<br />

Kulturarten, für die in der aktuellen Struktur der österreichischen Landwirtschaft die Einrichtung von geschlossenen<br />

Anbaugebieten <strong>und</strong> Regionen sowie die Umsetzung geschlossener Produktionsprozesse zum Schutz vor GVO-<br />

Verunreinigungen unerlässlich ist. Die Vermeidung einer Verunreinigung mit GVO ist bei den selbstbefruchtenden<br />

Getreidearten (Weizen, Gerste, Hafer) <strong>und</strong> bei der Sojabohne durchaus beherrschbar. Eine absehbare Zulassung von<br />

GV-Rapsorten würde das Potenzial zum Schließen der heimischen Eiweißlücke, besonders durch die<br />

Biodieselproduktion sehr in Frage stellen. Da der Großteil des Rapses, der in der Biodieselproduktion Verwendung<br />

findet, importiert werden muss, ist jedoch qualitätsmäßig eine „GVO-Freiheit“ nicht gesichert (siehe Kapitel 3.2).<br />

Ackerbohnen, Körnererbsen <strong>und</strong> Lupinen können dagegen auch in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit als „GVO-<br />

frei“ angesehen werden.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

3.2. Aktueller Stand <strong>und</strong> Perspektiven der GVO-Anwendung in der Landwirtschaft<br />

Der Stand der erteilten Zulassungen von GVO <strong>und</strong> der Anträge im Zulassungsverfahren gemäß Gentechnikrecht der<br />

EU – v.a. bestimmt durch die Richtlinie des Rates 2001/18/EG über die absichtliche Freisetzung von genetisch<br />

veränderten Organismen in die Umwelt (ersetzt die Richtlinie des Rates 90/220/EG) sowie die Verordnung EG<br />

1829/2003 <strong>und</strong> deren Umsetzung in den Mitgliedstaaten dient der Abschätzung des Ist-Zustandes. Weiters wird eine<br />

Abschätzung vorgenommen, bei welchen Kulturarten in Zukunft der Anbau von GVO wahrscheinlich sein wird. Damit<br />

wird die strategische Auswahl von Substituten für Sojaimporte maßgeblich bestimmt werden.<br />

Die aktuelle Verbreitung von GVO wird im folgenden Kapitel 3.2.2 dargestellt. Wenn möglich, wurde der Stand der<br />

Verbreitung von GVO im Jahr 2004 erhoben. Fehlende Zahlenangaben bedeuten jedoch nicht, dass der Anbau von<br />

GV-Pflanzen eingestellt wurde.<br />

3.2.1. Der Stand der Anträge auf Freisetzungen von GVO <strong>und</strong> GV-Sorten gemäß Sortenzulassungsverfahren<br />

3.2.1.1. Freisetzung von GVO<br />

Freisetzung bedeutet eine Ausbringung eines gentechnisch veränderten Organismus in die Umwelt. Eine Freisetzung<br />

liegt dann vor, wenn ein GVO absichtlich <strong>und</strong> zwar außerhalb eines geschlossenen Systems - wie Gewächshaus,<br />

Laboratorium oder einer Produktionsanlage - in die Umwelt ausgebracht wird (BUNDESMINISTERIUM FÜR BILDUNG UND<br />

FORSCHUNG - DEUTSCHLAND 2005).<br />

In der folgenden Tabelle sind Freisetzungsanträge gelistet, die in Ländern in Europa bis Dezember 2004 gestellt<br />

wurden. Über den Status der Anträge gibt die Tabelle keine Information.<br />

Tabelle 3-25: Freisetzungsanträge der<br />

Länder Europas bis Dezember 2004<br />

Mitgliedsstaat Anzahl Anträge<br />

Frankreich 551<br />

Italien 292<br />

Spanien 274<br />

Großbritannien 235<br />

Deutschland 146<br />

Niederlande 146<br />

Belgien 133<br />

Schweden 77<br />

Daenemark 40<br />

Finnland 26<br />

Griechenland 18<br />

Portugal 12<br />

Irland 5<br />

Österreich 3<br />

Island 1<br />

Norwegen 1<br />

Polen 1<br />

SUMME 1961<br />

Quelle: nach BUNDESMINISTERIUM FÜR VERBRAUCHERSCHUTZ,<br />

ERNÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAFT - DEUTSCHLAND 2005<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Tabelle 3-26: Anzahl der gestellten Freisetzungsanträge: Auswahl einiger Kulturen unterteilt in Eigenschaften<br />

wichtigste<br />

Kulturen total<br />

Herbizid-<br />

Resistenz<br />

Metabolismus-<br />

Veränderungen<br />

Insekten-<br />

Resistenz<br />

männliche<br />

Sterilität<br />

Virus-<br />

Resistenz<br />

Pilz-<br />

Resistenz<br />

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Bakterien-<br />

Resistenz<br />

Nematoden-<br />

Resistenz<br />

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nur<br />

Markergene<br />

Mais 530 478 34 270 30 4 5 1 0 2<br />

Raps 365 289 65 3 120 0 31 1 0 4<br />

Zuckerrübe 286 261 15 0 2 56 4 1 0 0<br />

Kartoffel 233 18 145 21 1 28 27 15 6 5<br />

Weizen/Gerste 35 25 17 0 2 0 7 0 0 5<br />

Sojabohne 17 17 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Quelle: nach BUNDESMINISTERIUM FÜR VERBRAUCHERSCHUTZ, ERNÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAFT – DEUTSCHLAND 2005<br />

Laut der deutschen Biologischen B<strong>und</strong>esanstalt für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft werden in der EU Freisetzungsanträge<br />

überwiegend bei der Kulturart Mais (530) gestellt. Für Raps wurden 365, für Zuckerrübe 286 <strong>und</strong> für Kartoffel 233<br />

der gesamten Freisetzungsanträge gestellt (siehe Tabelle 3-26). Die Anzahl der Sojabohnenfreisetzungsanträge liegt<br />

bei nur 17, <strong>zur</strong>ückzuführen auf die Tatsache, dass die Sojabohne in Europa nicht zu den Hauptanbaukulturen zählt.<br />

Bis zum Dezember 2004 wurden 1.961 Anträge auf Freisetzungen in der EU gestellt.<br />

Abbildung 3-6 zeigt die Verteilung auf gewünschte Eigenschaften. Die meisten Freisetzungsanträge wiesen das<br />

Merkmal Herbizid-Resistenz auf, in erster Linie wiederum bei den Kulturen Mais, Raps <strong>und</strong> der Zuckerrübe. Für<br />

Erbsen wurden bis Dezember 2004 drei Anträge auf Freisetzungen gestellt, zwei davon in Deutschland <strong>und</strong> einer in<br />

Großbritannien.<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

nur Markergene<br />

4<br />

Nematoden-Resistenz<br />

Eigenschaften der Freisetzungsanträge in %<br />


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

EU-Umweltminister in allen 3 Fällen gegen eine von der Europäischen Kommission geforderte Aufhebung der<br />

Importverbote (vgl. ÖSTERREICHISCHE BAUERNZEITUNG, 30. Juni 2005).<br />

Bisher wurden keine Anträge (Stand Juli 2005) bis zum Verfahrensschritt der Inverkehrbringung von GV-Produkten<br />

weder für die Verarbeitung noch für den Anbau bei Getreidearten (außer Mais) <strong>und</strong> großsamigen Leguminosen<br />

durchgesetzt.<br />

Zusätzlichen zu den Verfahren für die Zulassung <strong>zur</strong> Inverkehrbringung, insbesondere für den Anbau nach dem EU-<br />

Gentechnikrecht, müssen die Sorten der wichtigsten Kulturpflanzenarten in Europa ein Zulassungsverfahren nach<br />

dem Saatgutrecht durchlaufen. Nur Saatgut von Pflanzenarten, welche in einer der beiden „Gemeinsamen<br />

Sortenkataloge“ für landwirtschaftliche Pflanzenarten EU-Rats-Richtlinie 2002/53/EG <strong>und</strong> Gemüsearten 2002/55/EG<br />

eingetragen sind, dürfen in den EU-Mitgliedstaaten in Verkehr gebracht werden. Eine im EU-Recht definierte<br />

Ausnahme gibt es für Versuchssaatgut von im Sortenzulassungsprozess stehenden Pflanzensorten.<br />

3.2.1.2. Aktueller Stand von Sortenzulassungen (gemäß Saatgutrecht in der EU) von gentechnisch veränderten<br />

Pflanzensorten <strong>und</strong> im Sortenzulassungsverfahren stehenden gentechnisch veränderten Sorten<br />

Österreichischer Sortenkatalog:<br />

Das System der Zulassung von Pflanzensorten der wichtigsten Kulturpflanzenarten ist in Österreich im Saatgutgesetz<br />

1997, 4.Teil „Sortenordnung“ geregelt. Dieser Teil dient der Umsetzung der Richtlinie 2002/53/EG des Rates vom 13.<br />

Juni 2002 für einen gemeinsamen Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten sowie analog der Richtlinie<br />

2002/55/EG über einen gemeinsame Sortenkatalog für Gemüsearten. In Österreich ist das B<strong>und</strong>esamt für<br />

Ernährungssicherheit (BAES) für die Sortenzulassung zuständig. Die Dauer des Zulassungsverfahrens umfasst eine 2<br />

bis 3 jährige Wert- <strong>und</strong> Registerprüfung. Bei positiver Bewertung wird die Sorte in die österreichische Sortenliste <strong>und</strong><br />

den bezughabenden EU-Sortenkatalog eingetragen. Das Saatgut dieser Sorte darf laut §2 des Saatgutgesetzes 1997<br />

somit erzeugt, anerkannt <strong>und</strong> in Österreich <strong>und</strong> der gesamten EU nach Notifizierung <strong>und</strong> Eintragung im<br />

gemeinsamen Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten in Verkehr gebracht werden.<br />

In Österreich sind derzeit keine gentechnisch veränderten Sorten zugelassen, <strong>und</strong> es gibt auch keine Anträge auf<br />

Zulassung für GV-Pflanzensorten.<br />

An dieser Stelle soll nochmals auf die inzwischen auf EU-Ebene akzeptierten österreichischen Verbotsverordnungen,<br />

die Konstrukte MON810, T25 <strong>und</strong> Bt176 betreffend (siehe Kapitel 2.1.1.3), hingewiesen werden.<br />

Der gemeinsame Sortenkatalog der Europäischen Union:<br />

Der gemeinsame Sortenkatalog der EU wird auf der Gr<strong>und</strong>lage der nationalen Kataloge der Mitgliedstaaten der<br />

Europäischen Union erstellt. Die Eintragung in den gemeinsamen Sortenkatalog erfolgt nach Notifikation (=Meldung)<br />

der Sorten <strong>und</strong> Publikation im Amtsblatt der EG.<br />

Saat- <strong>und</strong> Pflanzgut jeder in diesem Katalog gelisteten Sorte darf in der Europäischen Union frei gehandelt werden,<br />

außer es wird von den Schutzklauseln gemäß RL 2001/18/EG oder RL 2002/53/EG Gebrauch gemacht.<br />

Mit Stand Juni 2005 werden seit 08.09.2004 17 Maissorten mit dem Konstrukt MON810 (Insektenresistenz) im<br />

gemeinsamen Sortenkatalog der EU für landwirtschaftliche Pflanzenarten geführt. Dabei handelt es sich um sechs<br />

französische <strong>und</strong> elf spanische Maissorten. Somit sind diese für den Verkauf <strong>und</strong> Anbau zugelassen. In Österreich<br />

gelten die Verbotsverordnungen (siehe Kapitel 2.1.1.3).<br />

Mit Stand September 2005 werden seit 28.07.2005 14, bereits in nationalen Sortenkatalogen gelisteten, GV-<br />

Maissorten mit dem Konstrukt MON810 zum gemeinsamen Sortenkatalog der EU für landwirtschaftliche Pflanzenarten<br />

notifiziert. Saatgut dieser Sorten ist in der EU erst mit dem Tag der Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen<br />

Union <strong>zur</strong> Inverkehrbringung zulässig. Nach der RL 2002/53/EG des Rates vom 13. Juni 2002 müssen GV-Sorten im<br />

Sortenkatalog klar <strong>und</strong> eindeutig als solche gekennzeichnet werden.<br />

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Neuregelung bezüglich Versuchssaatgut<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Im Dezember 2004 trat eine Neuregelung bezüglich Versuchssaatgut von noch nicht in einem der Sortenkataloge<br />

gelisteten Sorten gemäß der Entscheidung der Kommission 2004/842/EG vom 1. Dezember 2004 in Kraft. Inhalt<br />

dieser Neuregelung sind Durchführungsbestimmungen, nach denen die Mitgliedstaaten das Inverkehrbringen von<br />

Saatgut von noch nicht in einem der Sortenkataloge gelisteten Sorten genehmigen können, wenn die Aufnahme in<br />

einen der einzelstaatlichen Sortenkataloge für landwirtschaftliche Pflanzenarten oder Gemüsearten beantragt wurde.<br />

Dies bedeutet, dass das BAES oder eine in einem EU Mitgliedstaat zuständige Behörde Saatgut einer Sorte als<br />

Versuchssaatgut für die beantragten EU Staaten in einer bestimmten Menge (abhängig von der Kulturart <strong>und</strong><br />

Gesamtanbaufläche der betreffenden Kulturart im jeweiligen Mitgliedstaat) genehmigen kann. Zusätzlich herrscht<br />

Informationspflicht der zuständigen Behörden sowie die Möglichkeit einer Untersagung durch einen der betroffenen<br />

Mitgliedstaaten. Diese Regelung gilt auch für Sorten/Prüfstämme, welche gentechnisch verändert wurden. Der<br />

aktuelle Stand der Genehmigungen in der EU betreffend Saatgut von GV-Sorten ist auf der Homepage der<br />

Österreichischen Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit (<strong>AGES</strong>) unter www.ages.at zu finden.<br />

Für 6 GV-Prüfstämme bzw. GV-Sorten liegt eine Genehmigung <strong>zur</strong> Inverkehrbringung als Versuchssaatgut in<br />

Deutschland vor. Für 5 weitere GV-Prüfstämme bzw. GV-Sorten liegen Anträge für eine Genehmigung für eine<br />

Inverkehrbringung in Spanien <strong>und</strong> für einen weiteren GV-Prüfstamm bzw. eine GV-Sorte liegt ein Antrag für Spanien<br />

<strong>und</strong> Frankreich vor. Davon betroffen sind bis jetzt Maissorten, die das Konstrukt MON 810 enthalten. Für Saatgut,<br />

welches in Österreich in Verkehr gebracht wird, gelten die Saatgut-Gentechnikverordnung sowie alle GVO-relevanten<br />

österreichischen Bestimmungen (Verbotsverordnungen, siehe oben <strong>und</strong> Kapitel 2.1.1.3). Ist der GVO Status nicht<br />

eindeutig geklärt, ist eine Inverkehrbringung in der EU <strong>und</strong> im Besonderen in Österreich folglich unzulässig.<br />

Im Zuge der umfassenden Monitorings- <strong>und</strong> Überwachungsmaßnahmen betreffend der potentiellen<br />

Inverkehrbringung von GV-Saatgut <strong>und</strong> GVO-verunreinigtem Saatgut in Österreich (siehe dazu auch<br />

Monitoringberichte unter www.ages.at) wurde in den vergangenen Jahren kein Saatgut von GV-Sorten <strong>und</strong> keine<br />

Überschreitungen des zulässigen Toleranzwertes von 0,1% GVO-Verunreinigung im Saatgut in Österreich festgestellt.<br />

3.2.2. Die Verbreitung von GVO in der landwirtschaftlichen Produktion <strong>und</strong> deren Bedeutung für eine<br />

potentielle Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produkten<br />

2004 wurden 5% der Weltanbauflächen mit transgenen Sorten bepflanzt (JAMES, 2004). Dabei handelt es sich<br />

hauptsächlich um Sojabohne, Mais, Baumwolle <strong>und</strong> Raps. Im Folgenden wird die aktuelle Anbausituation von GV-<br />

Kulturen vorgestellt, die in der Futter- <strong>und</strong> Lebensmittelerzeugung von Bedeutung sind. Dabei wird nur der<br />

kommerzielle Anbau erhoben, <strong>und</strong> der Anbau für Freisetzungsversuchszwecke außer Acht gelassen. Kulturspezifisch<br />

wurden jene Länder dargestellt, in denen bereits GVO-Anbau erfolgt. Eine Differenzierung der Anbauflächen bzw.<br />

Produktionsmengen der übrigen Länder ohne GVO-Anbau wurde nicht abgebildet. Aus diesen Ländern sind vorläufig<br />

keine GV-Erzeugnisse oder auch Handelsströme nach Österreich zu erwarten, deshalb wurden die Anbauflächen bzw.<br />

die Produktionsmengen in einer Summe mit der Bezeichnung „Rest der Welt“ zusammengefasst. Auf die Erfüllung der<br />

Anforderungen betreffend „Gentechnikfreiheit“ wird nur insofern eingegangen als diese auch explizit bestätigt<br />

werden kann.<br />

• Sojabohne (Glycine max)<br />

Die Sojabohne ist mit einer Anbaufläche von 83,46 Mio. ha im Jahr 2003 <strong>und</strong> mit ca. 91,6 Mio. ha im Anbaujahr<br />

2004 weltweit eine der wirtschaftlich bedeutendsten Kulturpflanzen (vergleiche Tabelle 3-27 <strong>und</strong> Tabelle 3-28). Sie<br />

wird aufgr<strong>und</strong> ihres hohen Gehaltes an hochwertigen Ölen <strong>und</strong> Proteinen sowohl in der Lebensmittel- als auch<br />

Futtermittelindustrie sowie im technischen Bereich vielseitig genutzt. Produkte aus Sojabohne sind schätzungsweise<br />

in 30.000 Lebensmitteln enthalten. Sojaextraktionsschrot, SES, ist der wichtigste Eiweißlieferant in der Tierfütterung<br />

(AMERICAN SOYBEAN ASSOCIATION et al., 2001).<br />

Die ersten transgenen Sojabohnensorten, die in größerem Maße für die Inverkehrbringung bestimmt waren, sind<br />

1996 in den USA <strong>und</strong> Argentinien angebaut worden. Damals betrug der Flächenanteil GVO <strong>zur</strong> Gesamtanbaufläche<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Sojabohne lediglich 1,6% resp. 0,8% (EC DG AGRI, 2000). Seitdem sind diese Flächenanteile kontinuierlich<br />

gestiegen. Die Tabelle 3-27 stellt die Datenlage des Jahres 2003 dar.<br />

Tabelle 3-27: Die Verbreitung von GV-Sojabohne im Jahr 2003<br />

Anbauland<br />

Anbaufläche<br />

Sojabohne [1.000<br />

ha]<br />

Anbaufläche<br />

GV-Sojabohne<br />

[1.000 ha]<br />

Flächenanteil<br />

GV-Sojabohne<br />

[%]<br />

Produktion<br />

Sojabohne [t]<br />

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Produktion<br />

GV - Sojabohne<br />

[t]<br />

Anteil an der<br />

weltweiten<br />

Produktion von<br />

GV-Sojabohne<br />

[%]<br />

Brasilien 18.469,40 3.000,00 16 51.482.300,00 8.362.312,80 8,58<br />

Mexiko 63,79 15,00 24 75.686,00 17.796,75 0,02<br />

Südafrika 49,10 15,00 31 148.000,00 45.213,85 0,05<br />

Kanada 1.046,60 580,00 55 2.262.900,00 1.254.043,57 1,29<br />

Rumänien 122,22 70,00 57 224.908,00 128.809,07 0,13<br />

Uruguay 78,90 60,00 76 183.000,00 139.163,50 0,14<br />

USA 29.267,60 24.300,00 83 66.777.820,00 55.443.597,22 56,85<br />

Argentinien 13.800,00 12.740,00 92 34.800.000,00 32.126.956,52 32,94<br />

EU-15 251,42 0,00 0 618.195,00 0,00 0,00<br />

EU-25 300,29 0,00 0 692.423,00 0,00 0,00<br />

Rest 20.263,00 -N- -N- 32.566.346,00 -N- -N-<br />

Welt 83.460,90 41.400,00 50 189.213.383,00 97.517.893,27 100<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2003, Berechnungen durch <strong>AGES</strong>.<br />

Tabelle 3-27 zeigt, dass, ausgenommen in Brasilien, GV- Sojabohne in den Hauptanbauländern die 50%-Marke z.T.<br />

deutlich überschritten hat.<br />

Die weltweite Sojabohnenanbaufläche <strong>und</strong> auch jene für GV-Sojabohnen ähnelt für 2004 jener von 2003. Eine<br />

Steigerung des GVO-Anbaus in Brasilien, dem zweitgrößten Sojabohnenerzeugerland weltweit, ist feststellbar. Die<br />

Entwicklungen gerade in diesem für die Kontraktierung <strong>und</strong> Zertifizierung von „GVO-freien“ Sojabohnen so wichtigem<br />

Land werden entscheidend für die weitere Verfügbarkeit von „GVO-freien“ Sojabohnenprodukten in Europa sein.<br />

Wenngleich die theoretisch verfügbaren „GVO-freien“ Sojabohnenmengen in den USA, Paraguay, Kanada, ja selbst<br />

Argentinien im Vergleich zum Bedarf an SES für die Fütterung in Österreich vielfach gegeben scheinen, wird das<br />

Angebot an „GVO-freien“ Sojabohnenprodukten (auch z.B. von Sojalezithin) letztlich durch die Nachfrage am Markt<br />

bestimmt werden. Der Bedarf <strong>und</strong> Einsatz von Produkten aus „GVO-freier“ Sojabohne in der Lebensmittelindustrie,<br />

insbesondere Lecithin, bestimmt inzwischen maßgeblich die Produktionsprozesse, so dass Gesamtanbieter an GVO-<br />

freien Produkten (Sojamühlen in den Erzeugerländern, v.a. in Brasilien) ein zertifiziertes Produktpaket aus „GVO-<br />

freier“ Sojabohnenproduktion am Markt anbieten. Damit wird auch das Angebot <strong>und</strong> die Verfügbarkeit sowie der<br />

Reinheitsgrad von SES mitbestimmt.<br />

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Argentinien<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Sojabohnen-Anbau: Flächenanteil GVO im Jahr 2003<br />

USA<br />

Uruguay<br />

Rumänien<br />

Kanada<br />

Südafrika<br />

Mexiko<br />

Brasilien<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Quelle: JAMES 2003 <strong>und</strong> TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, Darstellung durch <strong>AGES</strong><br />

Abbildung 3-7: Die Flächenanteile von GV-Sojabohne im Jahr 2003<br />

Abbildung 3-8 geht klar hervor, dass die USA <strong>und</strong> Argentinien hinsichtlich der Produktion von gentechnisch<br />

veränderter Sojabohne eine dominierende Stellung einnehmen. Im Jahr 2003 machten sie 99% der weltweiten GV-<br />

Sojabohnen-Produktion aus.<br />

Anteil GVO-Fläche an der Gesamt-Sojabohnen-Fläche des Landes [%]<br />

Aufteilung der weltweiten Produktion von gentechnisch<br />

veränderten Sojabohnen im Jahr 2003<br />

Rest<br />

< 0,5%<br />

USA<br />

57%<br />

Kanada<br />

< 1,5% Brasilien<br />

9%<br />

Argentinien<br />

33%<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2003, Berechnungen durch <strong>AGES</strong>, Darstellung durch <strong>AGES</strong>.<br />

Abbildung 3-8: Aufteilung der weltweiten Produktion von gentechnisch veränderten Sojabohnen im Jahr 2003<br />

Die Datenlage für das Jahr 2004 ist noch unvollständig, wird aber nachstehend, soweit verfügbar, dargestellt.<br />

Jedenfalls ist ein weiterer Anstieg des GVO-Anteils im Sojabohnenanbau ersichtlich (siehe Tabelle 3-28 <strong>und</strong> Abbildung<br />

3-9). Während sich der Anteil von GV-Sojabohne an der Gesamtanbaufläche von Sojabohne in den USA gegenüber<br />

2003 nur geringfügig veränderte, stieg dieser in Argentinien, Brasilien, Paraguay <strong>und</strong> Rumänien mehr oder weniger<br />

deutlich an. Die Vereinigten Staaten, die Sojabohnen-Hauptproduzenten weltweit, bauten auf 85% der Sojabohnen-<br />

Gesamtanbaufläche GV-Sojabohnen an. In Argentinien, dem drittgrößten Sojabohnenproduzenten, wurden 2004<br />

98% der gesamten Sojabohnenanbaufläche mit GV-Sojabohne bebaut. Brasilien, wo der Anbau von GV-Sojabohne<br />

offiziell erst seit der Anbausaison 2003/2004 genehmigt ist, dehnte seine GV-Sojabohnenanbaufläche um 2/3, also<br />

auf 5 Mio. ha aus. In Paraguay machten 2004 bereits 60% der Gesamtanbaufläche für Sojabohne GV-Sojabohne aus.<br />

In der EG werden de Facto keine GV- Sojabohnen erzeugt. Der Anbau von GV-Sojabohnen in Europa beschränkte<br />

sich 2004 auf Rumänien mit einer Fläche von ca. 100.000 ha. Weltweit stieg der Anbau von GV-Sojabohne von 2003<br />

auf 2004 um 17% auf ca. 53% der weltweiten Gesamt-Sojabohnenanbaufläche an.<br />

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Tabelle 3-28: Die Verbreitung von GV-Sojabohne im Jahr 2004<br />

Anbauland<br />

Anbaufläche<br />

Sojabohne<br />

[1.000 ha]<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Anbaufläche<br />

GV-Sojabohne<br />

[1.000 ha]<br />

Flächenanteil<br />

GV-<br />

Sojabohne<br />

[%]<br />

Produktion<br />

Sojabohne<br />

[t]<br />

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Produktion<br />

GV - Sojabohne [t]<br />

Brasilien 23.000,00 5.000,00 22 49.205.268,00 10.825.158,96<br />

Mexiko 63,79 - N - - N - 75.686,00 - N -<br />

Südafrika 140,00 70,00 50 207.585,00 103.792,50<br />

Kanada 1.204,70 - N - - N - 2.919.600,00 - N -<br />

Rumänien 120,50 100,00 83 269.171,00 223.378,42<br />

Uruguay 240,00 - N - - N - 480.000,00 - N -<br />

USA 29.943,01 25.451,56 85 85.740.952,00 72.879.809,20<br />

Argentinien 14.750,00 14.500,00 98 32.000.000,00 31.360.000,00<br />

Paraguay 2.000,00 1.200,00 60 3.800.000,00 2.280.000,00<br />

EU-15 222,40 0,00 0 681.200,00 0,00<br />

EU-25 268,77 0,00 0 759.800,00 0,00<br />

Rest 19.880,07 - N - - N - 30.951.463,00 - N -<br />

Welt 91.610,83 48.400,00 53 206.409.525,00 - N -<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2004, USDA 2004, Berechnungen durch <strong>AGES</strong>.<br />

Argentinien<br />

Uruguay<br />

Kanada<br />

Mexiko<br />

Paraguay<br />

Sojabohnen-Anbau: Flächenanteil GVO im Jahr 2004<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil GVO-Fläche an der Gesamt-Sojabohnen-Fläche des Landes [%]<br />

Quelle: TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2004, USDA 2004, Berechnungen durch <strong>AGES</strong><br />

Abbildung 3-9: Die Flächenanteile von GV-Sojabohne im Jahr 2004<br />

Wie oben schon erwähnt, ist eine Steigerung des GVO-Anbaus in Brasilien, dem zweitgrößten Sojabohnen<br />

erzeugenden Land weltweit, feststellbar. Diese Entwicklungen, gerade in diesem für die Kontraktierung <strong>und</strong><br />

Zertifizierung von „GVO-freien“ Sojabohnen so wichtigem Land, werden entscheidend für die weitere Verfügbarkeit<br />

von „GVO-freien“ Sojabohnenprodukten in Europa sein. Wenngleich die theoretisch verfügbare „GVO-freie“<br />

Sojabohnenmenge in den USA, Paraguay, Kanada, ja selbst Argentinien, im Vergleich zum Bedarf an SES für die<br />

Fütterung in Österreich nach wie vor vielfach gegeben scheint, ergeben sich nicht zuletzt auch durch das<br />

Inkrafttreten der EG (VO) 1829/2003 in der EU <strong>und</strong> die Bedingungen zum Schwellenwertregime für Lebens- <strong>und</strong><br />

Futtermittel Produktspezifikationen (insbesondere ab April 2004 mit Inkrafttreten der EG-Rechtsnormen), sofern nicht<br />

als GVO gekennzeichnet wird. Wie oben dargestellt ergeben sich diesbezüglich bereits Auswirkungen auf das Angebot<br />

<strong>und</strong> die Produktionsprozesse für die Zertifizierung von „GVO-freien“ Sojaprodukten.<br />

Seite 41 von 272


• Mais (Zea mays)<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Mais wurde im Jahr 2003 auf ca. 143,4 Mio. ha <strong>und</strong> im Jahr 2004 auf ca. 145 Mio. ha weltweit angebaut <strong>und</strong><br />

übersteigt in den Produktionsmengen andere Getreidearten wie Weizen oder Reis (siehe Tabelle 3-29 <strong>und</strong> Tabelle<br />

3-30). In Nordamerika gehen etwa 80% <strong>und</strong> in Europa ca. 60% der Maisernte in die Futtermittelherstellung. Ein<br />

geringer Teil wird als Lebensmittel direkt verzehrt. Weltweit werden drei Viertel des für Lebensmittel produzierten<br />

Maises für die Stärkeerzeugung eingesetzt, in Europa ist es gut die Hälfte. Durch die Verarbeitungsprodukte Stärke<br />

oder die zahlreichen Stärkeverzuckerungsprodukte kommt Mais eine immense Bedeutung in der<br />

Lebensmittelverarbeitung zu (NOWACK HEIMGARTNER <strong>und</strong> OEHEN, 2003).<br />

Der erste Anbau von gentechnisch verändertem Mais fand 1996 mit 0,3 Mio. ha in den USA <strong>und</strong> 0,001 Mio. ha in<br />

Kanada statt. Der Flächenanteil GV-Mais <strong>zur</strong> Gesamtanbaufläche von Mais betrug in diesen Ländern damals 1% resp.<br />

0,1% (EC DG AGRI, 2000). Die Tabelle 3-29 <strong>und</strong> Abbildung 3-10 zeigen die Situation vom Jahr 2003.<br />

Tabelle 3-29: Die Verbreitung von GV-Mais im Jahr 2003<br />

Anbauland<br />

Anbaufläche<br />

Mais [1.000 ha]<br />

Anbaufläche<br />

GV-Mais<br />

[1.000 ha]<br />

Flächenanteil<br />

GV-Mais [%]<br />

Produktion<br />

Mais [t]<br />

Produktion<br />

GV - Mais [t]<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Anteil an der<br />

weltweiten<br />

Produktion<br />

von<br />

GV-Mais [%]<br />

EU-15 4.432,81 32,00 0,72 33.856.212,00 291.579,66 0,25<br />

EU-25 6.113,53 32,00 0,52 41.551.846,00 291.579,66 0,25<br />

Honduras 342,00 2,00 1 501.859,00 2.934,85 0,00<br />

Philippinen 2.485,00 23,00 1 4.478.173,00 41.447,88 0,04<br />

Spanien 472,00 32,00 7 4.300.800,00 291.579,66 0,25<br />

Südafrika 3.350,00 340,00 10 9.714.254,00 985.924,29 0,83<br />

USA 28.789,24 12.800,00 44 256.904.560,00 114.222.479,23 96,53<br />

Argentinien 2.322,86 1.100,00 47 472.700,00 223.849,34 0,19<br />

Kanada 1.226,10 620,00 51 4.478.173,00 2.264.470,48 1,91<br />

Rest 98.292,14 -N- -N- 317.662.075,00 -N- -N-<br />

Welt 143.392,87 15.500,00 11 640.064.440,00 118.324.265,39 100,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2003, Berechnungen durch <strong>AGES</strong><br />

Wie schon beim Anbau von Sojabohne sind es die Länder in Nord- <strong>und</strong> Südamerika, die überwiegend den GVO-<br />

Anbau bei Mais tragen. Anders als bei Sojabohne besteht beim Fremdbefruchter Mais ein erhöhtes Risiko eines<br />

biologisch bedingten Gentransfers zwischen GVO- <strong>und</strong> Nicht-GVO-Maisfeldern, sodass GVO-Verunreinigungen nicht<br />

nur durch mechanische Verunreinigung in den verschiedenen Produktionsprozessen entstehen. Es ergibt sich eine<br />

Akkumulierung des Gentransfers beginnend von der Pflanzenzüchtung über die Generationen der Saatgutproduktion<br />

bis hin zum Maiskonsumanbau.<br />

(siehe dazu auch „Die Produktion von Saatgut in abgegrenzten Erzeugungsprozessen <strong>zur</strong> Vermeidung einer<br />

Verunreinigung mit Gentechnisch Veränderten Organismen im Kontext mit der Koexistenz von konventioneller<br />

Landwirtschaft mit oder ohne GVO <strong>und</strong> ökologischer Landwirtschaft“, GIRSCH et al., 2004.)<br />

Seite 42 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Gerade Nebenprodukte aus der Bioethanolerzeugung, wie Maisexpeller aus den USA <strong>und</strong> den anderen Ländern mit<br />

exzessivem GVO-Anbau, weisen ein erhöhtes Risiko einer GVO-Verunreinigung auf <strong>und</strong> scheiden damit sehr<br />

wahrscheinlich als „GVO-freies“ oder „gentechnikfreies“ Eiweißsubsubstitut für SES aus.<br />

Kanada<br />

Argentinien<br />

USA<br />

Südafrika<br />

Spanien<br />

Philippinen<br />

Honduras<br />

EU-25<br />

EU-15<br />

Maisanbau: Flächenanteil GVO im Jahr 2003<br />

0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00<br />

Anteil GVO-Fläche an der Gesamt-Mais-Fläche des Landes/der Region [%]<br />

Quelle: TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2003, Darstellung durch <strong>AGES</strong><br />

Abbildung 3-10: Die Flächenanteile von GV-Mais im Jahr 2003<br />

Die dominierende Stellung der USA als Hauptproduzent von GV-Mais weltweit kommt in Abbildung 3-11 deutlich zum<br />

Ausdruck. Wenngleich auch in den USA der GVO-Anteil an der Gesamtanbaufläche bei Mais (45% für 2004) deutlich<br />

hinter dem GVO-Anteil bei Sojabohne (85% für 2004) <strong>zur</strong>ückliegt.<br />

Aufteilung der weltweiten Produktion von<br />

gentechnisch verändertem Mais im Jahr 2003<br />

USA<br />

97%<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2003, Berechnungen<br />

durch <strong>AGES</strong>, Darstellung durch <strong>AGES</strong>.<br />

Abbildung 3-11: Aufteilung der weltweiten Produktion von genetisch verändertem Mais im Jahr 2003<br />

Inzwischen werden weltweit ca. 19 Mio. ha transgener Mais angebaut. Mit ca. 13 Mio. ha sind die USA, der größte<br />

Maisproduzent, auch hinsichtlich des GV-Mais-Anbaus an erster Stelle (siehe Tabelle 3-30). Festzuhalten ist, dass in<br />

Argentinien oder Kanada im Verhältnis <strong>zur</strong> jeweiligen Gesamtanbaufläche mehr GV-Mais angebaut wird als in den<br />

USA. Mais ist die einzige Kulturart, die in Europa außerhalb von Freisetzungsversuchen angebaut wird. In Spanien<br />

wurde 2004 auf 58.000 ha (entspricht 12% der Mais-Gesamtanbaufläche) GV-Mais angebaut. In Deutschland <strong>und</strong><br />

Frankreich sowie anderen EU-Mitgliedstaaten findet der Anbau von GV-Mais nur auf kleinen Flächen im Rahmen von<br />

Versuchs- <strong>und</strong> Erprobungsanbau statt.<br />

Rest<br />

< 1%<br />

Südafrika<br />

< 1%<br />

Canada<br />

2%<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 43 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Derzeit sind ausschließlich bei Mais GV-Pflanzensorten <strong>und</strong> damit Saatgut für den Anbau in der EU zugelassen. Es<br />

ergibt sich damit bei Mais auch aus der Erzeugung bestimmter Länder in Europa ein steigendes <strong>und</strong> potentielles<br />

Risiko einer GVO-Verunreinigung von Futtermais <strong>und</strong> Nebenprodukten aus der Bioethanolerzeugung.<br />

Tabelle 3-30: Die Verbreitung von GV-Mais im Jahr 2004<br />

Anbauland<br />

Kanada<br />

Argentinien<br />

USA<br />

Südafrika<br />

Spanien<br />

Philippinen<br />

Honduras<br />

EU-25<br />

EU-15<br />

Anbaufläche<br />

Mais [1.000 ha]<br />

Anbaufläche<br />

GV-Mais [1.000 ha]<br />

Flächenanteil<br />

GV-Mais [%]<br />

Maisanbau: Flächenanteil GVO im Jahr 2004<br />

0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00<br />

Anteil GVO-Fläche an der Gesamt-Mais-Fläche des Landes/der Region [%]<br />

Produktion<br />

Mais [t]<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Produktion<br />

GV - Mais [t]<br />

EU-15 4.646,65 58,00 1,25 41.129.600,00 513.384,22<br />

EU-25 6.535,87 58,00 0,89 53.475.530,00 474.547,28<br />

Honduras 342,00 - N - - N - 514.152,00 - N -<br />

Philippinen 2.550,00 52,00 2 5.000.000,00 101.960,78<br />

Spanien 480,30 58,00 12 4.567.800,00 548.136,00<br />

Südafrika 2.600,00 400,00 15 8.311.000,00 1.246.650,00<br />

USA 29.668,23 13.350,70 45 298.233.088,00 134.204.889,60<br />

Argentinien 3.000,00 1.700,00 55 13.000.000,00 7.150.000,00<br />

Kanada 1.062,50 - N - - N - 8.064.300,00 - N -<br />

Rest 98.903,68 - N - - N - - N - - N -<br />

Welt 145.142,58 19.300,00 - N - 705.293.226,00 - N -<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, JAMES 2004, USDA, TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, Berechnungen durch <strong>AGES</strong><br />

Im Vergleich zu 2003 ist 2004 die weltweite GV-Maisanbaufläche um ca. 25% gestiegen. Das Auftreten eines<br />

weltweit nicht zugelassenem GVO bei Mais (Bt 10) v.a. in den USA <strong>und</strong> auch von Exporten von mit diesem Konstrukt<br />

verunreinigtem Mais <strong>und</strong> Maisprodukten nach Europa, macht das Erfordernis der Bezugnahme (v.a. von<br />

Drittlandsimporten, siehe auch Star Link - Problematik) zum gesamten Grenz- <strong>und</strong> Schwellenwerteregime für<br />

Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittel der EU (inkl. der Untersuchung auf in der EU nicht zugelassener GVO) als eine<br />

absolute Mindestanforderung, deutlich (siehe dazu auch Kapitel 2).<br />

Quelle: TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2004, Darstellung durch <strong>AGES</strong><br />

Abbildung 3-12: Die Flächenanteile von GV-Mais im Jahr 2004<br />

Der Anbau von GV-Mais nahm in den USA von 2003 auf 2004 kaum zu. Eine relativ hohe Zuwachsrate weist<br />

hingegen Argentinien auf. Argentinien weist sowohl bei Sojabohne als auch Mais die höchsten GV-Anteile an der<br />

Anbaufläche auf (siehe Abbildung 3-12). Maiskleber (ein potentielles SES-Substitut), insbesondere aus der<br />

Ethanolproduktion, aus Argentinien aber auch den USA <strong>und</strong> Kanada erscheint aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden<br />

Produktionsverhältnisse in diesen Ländern als „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> weitestgehend auszuscheiden. Zudem<br />

ist bei Mais als fremdbefruchtende botanische Art im Unterschied <strong>zur</strong> Sojabohne (strenger Selbstbefruchter) eine<br />

Verunreinigung durch Gentransfer viel wahrscheinlicher (siehe GIRSCH et al., 2004).<br />

Seite 44 von 272


• Raps (Brassica napus)<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Raps wurde weltweit im Jahr 2003 auf ca. 23 Mio. ha <strong>und</strong> im Jahr 2004 auf ca. 26. Mio. ha angebaut. Der erste<br />

Anbau von gentechnisch verändertem Raps fand ebenfalls im Jahre 1996 statt, mit 0,01 Mio. ha in den USA auf 5%<br />

<strong>und</strong> 0,10 Mio. ha in Kanada auf 3% der Raps-Anbaufläche (EC DG AGRI, 2000). Die Tabelle 3-31 zeigt die Datenlage<br />

vom Jahr 2003. Die Weltproduktion von GV-Raps teilten sich im Jahre 2003 die beiden Länder Kanada mit ca. 90%<br />

<strong>und</strong> die USA mit ca. 10%.<br />

Tabelle 3-31: Die Verbreitung von GV-Raps im Jahr 2003<br />

Anbauland<br />

Anbaufläche<br />

Raps<br />

[1.000 ha]<br />

Anbaufläche<br />

GV-Raps [1.000<br />

ha]<br />

Flächenanteil<br />

GV-Raps<br />

[%]<br />

Produktion<br />

Raps<br />

[t]<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Produktion<br />

GV - Raps<br />

[t]<br />

Anteil an der<br />

weltweiten<br />

Produktion<br />

von<br />

GV-Raps<br />

[%]<br />

Kanada 4.689,20 3.200,00 68 6.669.200,00 4.551.189,97 89,75<br />

USA 528,00 400,00 76 686.470,00 520.053,03 10,25<br />

EU-15 3.197,08 0,00 0 9.492.321,00 0,00 0<br />

EU-25 4.136,51 0,00 0 11.056.194,00 0,00 0<br />

Rest 13.762,48 -N- -N- 18.185.965,00 -N- -N-<br />

Welt 23.116,20 3.600,00 16 36.597.829,00 5.071.243,00 100,00<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2003, Berechnungen durch <strong>AGES</strong><br />

Auch im Jahr 2004 ist Kanada Haupt-Anbauland für transgenen Raps mit ca. 3,8 Mio. ha auf 77% der Raps-<br />

Anbaufläche (siehe Tabelle 3-32).<br />

Weltweit stieg die GV-Rapsanbaufläche von 2003 auf 2004 um ca. 20% an.<br />

Tabelle 3-32: Die Verbreitung von GV-Raps im Jahr 2004<br />

Anbauland<br />

Anbaufläche<br />

Raps [1.000 ha]<br />

Anbaufläche<br />

GV-Raps<br />

[1.000 ha]<br />

Flächenanteil<br />

GV-Raps<br />

[%]<br />

Produktion<br />

Raps<br />

[t]<br />

Produktion<br />

GV - Raps<br />

[t]<br />

Kanada 4.939,00 3.803,03 77 7.001.100,00 5.390.847,00<br />

USA 341,31 - N - - N - 572.350,00 - N -<br />

EU-15 3.311,51 0 0 11.745.990,00 0<br />

EU-25 4.418,94 0 0 14.671.407,00 0<br />

Rest 16.530,39 - N - - N - 21.409.306,00 - N -<br />

Welt 26.229,64 4.300,00 16 43.654.163,00 7.156.517,29<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, JAMES 2004, Berechnungen durch <strong>AGES</strong><br />

Rapsextraktionsschrot bzw. Rapsexpeller aus der Rapsölerzeugung, insbesondere Biodieselerzeugung, sind<br />

bedeutende <strong>und</strong> potentielle Sojaproteinsubstitute. Raps <strong>und</strong> Rübsen sind zwar botanisch gesehen Selbstbefruchter,<br />

weisen aber eine hohe Fremdbefruchtungsrate auf. Der potentielle Gentransfer im Anbau übersteigt deutlich jenen<br />

bei Mais, sodass bereits eher geringe GVO-Anteile am Anbau zu einer GVO-Verunreinigung der gesamten Produktion<br />

in einer Region führen können. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass bei den hohen Anteilen von GV-Raps in<br />

Kanada <strong>und</strong> den USA „GVO-freier“ Extraktionsschrot bzw. Rapsexpeller aus diesen Ländern verfügbar ist.<br />

Voraussetzung für eine weitestreichend „GVO-freie“ landwirtschaftliche Erzeugung wäre ausreichend große<br />

geschlossene <strong>und</strong> GVO-freie Anbaugebiete über einen langen Zeitraum (siehe GIRSCH et al., 2004).<br />

Derzeit wird in der EU GV-Raps nicht einmal in Sortenversuchen gemäß dem EU-Saatgutrecht angebaut, wenngleich<br />

eine sehr hohe Anzahl von Freisetzungsanträgen (siehe Tabelle 3-26) in der EU vorliegt. Es erscheint kurz- bis<br />

mittelfristig nicht mit der Zulassung von GV-Rapssorten zu rechnen zu sein, so dass Rapsextraktionsschrot bzw. –<br />

expeller aus europäischer Erzeugung in „GVO-freien“ Futterrationen Bestand hat. Kommt es aber zu einem<br />

großflächigen GVO-Anbau von Raps in der EU wird as auf Gr<strong>und</strong> des massiven Druckes eines Gentransfers <strong>und</strong> damit<br />

Seite 45 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

einer GVO-Verunreinigung zum weitreichenden Ausfall als Sojabohnensubstitut kommen. Dies ist vor allem in Hinblick<br />

auf den bevorstehenden Bedarf an Biodiesel, wozu Rapsöl sehr geeignet ist (siehe Kapitel 3.1.2.3), zu betrachten.<br />

Die Flächenstrukturen in weiten Teilen Europas setzen für eine weitestreichend „GVO-freie“ landwirtschaftliche<br />

Erzeugung von Raps ausreichend große geschlossene <strong>und</strong> GVO-freie Anbaugebiete über einen langen Zeitraum<br />

voraus. Besondere Beachtung kommt dabei einer weitestreichend „GVO-freien“ Saatgutproduktion zu.<br />

Weitere Kulturpflanzen:<br />

Von der detaillierteren Betrachtung weiterer Kulturpflanzen, wie Getreidearten, Kartoffel, Zuckerrübe <strong>und</strong> auch den<br />

Großsamigen Leguminosen wird abgesehen, da entweder aktuell kein GVO-Anbau in größerem Ausmaß vorliegt, oder<br />

der Welthandel mit Rohstoffen bzw. Futtermittelausgangserzeugnissen keine substantiellen Dimensionen aufweist.<br />

3.3. Handels- <strong>und</strong> Marktsituation landwirtschaftlicher Ernteprodukte <strong>zur</strong> Futtermittel-<br />

<strong>und</strong> Lebensmittelerzeugung unter besonderer Berücksichtigung von GV-Kulturen<br />

3.3.1. Handelsdaten<br />

Die Landwirtschaft Europas verfügt auf Gr<strong>und</strong> klimatischer <strong>und</strong> agronomischer Bedingungen sowie auf der Basis von<br />

Handelsverträgen nicht über die erforderlichen Kapazitäten, um den Agrar- <strong>und</strong> Ernährungssektor ausreichend mit<br />

pflanzlichen Erzeugnissen <strong>zur</strong> Futtermittel- <strong>und</strong> Lebensmittelherstellung, sowohl hinsichtlich Quantität als auch<br />

Qualität, zu versorgen. Die EU tritt am Weltmarkt besonders als Importeur von Öl- <strong>und</strong> Eiweißsaaten auf.<br />

Jährlich importieren die Länder der EU 15 an die 40 Mio. t Getreide, Ölsaaten <strong>und</strong> eiweißhältige Rohstoffe. Besonders<br />

die europäische Futtermittelindustrie ist auf den Import von eiweißhaltigen Futterrohstoffen wie Sojabohne <strong>und</strong><br />

Sojaextraktionsschrot (SES) aus den Hauptanbauländern Nord- <strong>und</strong> Südamerikas angewiesen. In diesen Ländern<br />

liegt der Anteil von GV - Sorten bei Sojabohne, Mais <strong>und</strong> Raps inzwischen bei über 20 bis deutlich über 90% (siehe<br />

oben <strong>und</strong> vgl. SCHUMACHER et al.).<br />

Um die Herkunft der auf dem österreichischen Markt verfügbaren Agrarrohstoffe darstellen zu können, werden<br />

zusätzlich <strong>zur</strong> Anbaustruktur Österreichs auch die Importmengen an Sojabohne, Mais <strong>und</strong> Raps in die EU15 <strong>und</strong> nach<br />

Österreich von 1999 bis 2003 <strong>und</strong> soweit verfügbar 2004 dargestellt.<br />

Besonderes Augenmerk wird auf jene Herkunftsländer gelegt, in denen der Anbau von GV- Sorten zugelassen ist, in<br />

größerem Ausmaß betrieben wird, <strong>und</strong> deren Erntegut oder bereits verarbeitete Produkte am europäischen <strong>und</strong><br />

österreichischen Markt einen bedeutenden Anteil einnehmen.<br />

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass auf Gr<strong>und</strong> der Schwierigkeit <strong>und</strong> Komplexität der Datenerfassung am<br />

Binnenmarkt eine Unvollständigkeit der Daten nicht <strong>zur</strong> Gänze auszuschließen ist. Sofern die Statistiken nicht<br />

vollständig verfügbar sind, wird auf eine Gesamtbetrachtung der EU-25 verzichtet. Es ist aus der Anbaustruktur <strong>und</strong><br />

der Nord- Süderstreckung nicht zu erwarten, dass die Verhältnisse maßgeblich von denen der EU 15 abweichen.<br />

3.3.1.1. Sojabohnen (Glycine max) <strong>und</strong> Sojaextraktionsschrot (SES)<br />

• Globale Situation – Importe der EU 15<br />

Die Ölmühlenindustrie der EU ist weltweit der wichtigste Anbieter von Veredelungsprodukten aus Öl- <strong>und</strong><br />

Eiweißsaaten. Der Großteil der verarbeiteten Sojabohnen wird in der Tierfütterung eingesetzt. Auf die<br />

Lebensmittelindustrie entfällt ein vergleichsweise geringer Anteil der Sojabohnenproduktion.<br />

Auch SES wird in sehr großen Mengen importiert. In die EU15 wurden laut FAO (2004) im Jahr 2003 ca. 19,37 Mio. t<br />

SES verbracht. Dies entspricht einer Menge von ca. 24,2 Mio. t Sojabohnenäquivalenten. Eine Betrachtung der<br />

Entwicklung des Imports von Sojabohnen <strong>und</strong> SES der letzten fünf Jahre zeigt deutlich steigende Tendenz. Der<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 46 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Eigenversorgungsgrad der EU15 bezogen auf Sojabohnen lag 1999 bei etwa ca. 12% <strong>und</strong> bezogen auf SES bei 6%<br />

(nach AMERICAN SOYBEAN ASSOCIATION et al., 2001).<br />

Tabelle 3-33 zeigt die Mengen an Sojabohnen <strong>und</strong> SES, die in den letzten 5 Jahren in die EU 15 eingeführt wurden.<br />

Es erfolgte eine Umrechnung des SES in Sojabohnenäquivalente um die importierten Mengen an SES mit den<br />

Produktionsmengen von Sojabohnen <strong>und</strong> damit die vergleichbaren Anbauflächen in Beziehung bringen zu können.<br />

Im Durchschnitt handelt es sich um eine Gesamtmenge von ca. 37,8 Mio. Tonnen Sojabohnenäquivalente, welche<br />

jährlich in die EU 15 importiert werden (siehe Tabelle 3-33).<br />

Tabelle 3-33: Gesamtimport in die EU 15 von Sojabohnen <strong>und</strong> Sojaextraktionsschrot (umgerechnet in<br />

Sojabohnenäquivalente) in den Jahren 1999 bis 2003<br />

Sojaextraktionsschrot in<br />

Summe Sojabohnen <strong>und</strong><br />

Sojaextraktionsschrot in<br />

Sojabohnen Sojaextraktionsschrot Sojabohnenäquivalente * Sojabohnenäquivalente<br />

Jahr [t] [t] [t] [t]<br />

1999 14 666 808 15 211 157 19 013 946 33 680 754<br />

2000 14 462 753 14 852 075 18 565 094 33 027 847<br />

2001 18 251 279 17 235 953 21 544 941 39 796 220<br />

2002 18 007 735 18 567 007 23 208 759 41 216 494<br />

2003 17 272 182 19 368 022 24 210 028 41 482 210<br />

QUELLE: EUROSTAT 2004, FAO 2004, Berechnung durch <strong>AGES</strong><br />

* Umrechnung von Sojaextraktionsschrot auf Sojabohnenäquivalente durch <strong>AGES</strong>; Umrechnungsfaktor 1: 0,8<br />

(100%Bohnen ergeben 20% Öl <strong>und</strong> 80% Schrot laut Verband deutscher Ölmühlen, persönliche Mitteilung).<br />

Es zeigt sich eine Steigerung der Importmengen im angegebenen Bezugszeitraum. Tabelle 3-34 beinhaltet die von<br />

den EU 15 importierten Mengen an Sojabohnen <strong>und</strong> SES aus Ländern mit GVO-Anbau. Detaillierte Daten bezüglich<br />

der Importmengen an SES umgerechnet in Sojabohnenäquivalente stehen von den drei Sojabohnen-<br />

hauptproduzenten Argentinien, Brasilien <strong>und</strong> USA <strong>zur</strong> Verfügung, was im Jahr 2003 99% der Weltproduktion an<br />

Sojabohnen ausmachte (vergleiche Kapitel 3.2.2). Hauptexporteur in die EU 15 war zuletzt Brasilien gefolgt von<br />

Argentinien <strong>und</strong> den USA.<br />

Eine Gegenüberstellung von Tabelle 3-33 <strong>und</strong> Tabelle 3-34 bringt zum Ausdruck, dass ca. 95% aller in die EU 15<br />

importierten Sojabohnenäquivalente aus Brasilien, den USA <strong>und</strong> Argentinien stammen.<br />

Tabelle 3-34: Der Import von Sojabohnen <strong>und</strong> SES der EU 15 von 1999 bis 2003 aus den drei GVO-<br />

Hauptanbauländern<br />

Sojabohnen<br />

Argentinien Brasilien USA<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

in<br />

Sojabohnenäquivalente<br />

* Sojabohnen<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

in<br />

Sojabohnenäquivalent<br />

* Sojabohnen<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Sojaextraktionsschrot<br />

in<br />

Sojabohnenäquivalente<br />

*<br />

Summe<br />

Sojabohnen<br />

<strong>und</strong><br />

Sojaextraktions-<br />

schrot in<br />

Sojabohnen-<br />

äquivalente<br />

Jahr [t] [t] [t] [t] [t] [t] [t]<br />

1999 960 502 9 282 500 6 105 756 7 352 500 6 491 506 558 750 30 751 515<br />

2000 381 482 9 580 000 6 372 400 8 457 500 6 917 264 228 750 31 937 396<br />

2001 693 314 9 863 750 9 855 034 10 441 250 6 657 256 661 250 38 171 855<br />

2002 1 197 776 12 011 250 9 178 200 10 563 750 7 008 243 336 250 40 295 469<br />

2003 310 206 12 787 500 9 736 287 11 053 750 5 784 236 58 750 39 730 729<br />

Quelle: EUROSTAT 2004, TOEPFER 2005, Berechnung durch <strong>AGES</strong><br />

* Umrechnung von Sojaextraktionsschrot auf Sojabohnenäquivalente durch <strong>AGES</strong>; Umrechnungsfaktor 1: 0,8 (100%<br />

Bohnen ergeben 20% Öl <strong>und</strong> 80% Schrot laut Verband deutscher Ölmühlen, persönliche Mitteilung).<br />

Recherchen bezüglich Importmengen an Sojabohnen aus weiteren Ländern mit GVO-Anbau, wie Kanada, Rumänien,<br />

Uruguay <strong>und</strong> Südafrika, zeigten, dass deren Anteil am Sojabohnenimport sich auf weniger als 3% am Gesamtimport<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

beläuft <strong>und</strong> somit in dieser Darstellung vernachlässigt wurde. Dies auch deshalb, da diese Länder ebenfalls in<br />

bedeutendem Maße GV-Sojabohnen anbauen.<br />

Brasilien produzierte offiziell bis 2003 „GV–freie“ Sojabohnen. GV- Saatgut aus Argentinien <strong>und</strong> Paraguay resultierte<br />

in einem illegalen GVO - Anbau mit dem Effekt, dass die brasilianische Regierung im Juni 2003 den Verkauf von<br />

illegal produziertem GV-Saatgut, beschränkt auf das Jahr 2004, erlaubte. Auch 2005 wird der Anbau von GV-<br />

Sojabohnen über einen vorläufigen Erlass geregelt, der folglich vom Parlament unterzeichnet wurde <strong>und</strong> im Jänner<br />

2005 in Kraft getreten ist. Dieser Erlass besagt, dass GV-Sojabohnen der Ernte 2005 bis Ende Juli 2006 vermarktet<br />

werden dürfen.<br />

Eine wichtige Bedeutung kommt der vom brasilianischen Senat verabschiedeten „Biosafety Gesetzgebung“ zu, welche<br />

dem Parlament <strong>zur</strong> Beratung <strong>und</strong> Unterzeichnung vorliegt, <strong>und</strong> die eine dauerhafte Genehmigung der Regelung eines<br />

Anbaus <strong>und</strong> der Vermarktung von GV-Sojabohnen zum Inhalt hat (TOEPFER 2005). Die Konsequenz dieser<br />

Entscheidung demonstriert ein explosionsartiger GV-Sojabohnenanbau in Brasilien im Vegetationsjahr 2004/2005<br />

Internationale Agrarhändler schätzen ihn auf 45% (TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, 2004).<br />

Informationen seitens des brasilianischen Unternehmens Cert ID Certificadora Ltda. zufolge wurden durch „Cert ID“ 4<br />

Mio. Tonnen „NON-GMO“ SES aus der Erntesaison 2005 zertifiziert <strong>und</strong> weitere 1,9 Mio. Tonnen SES sind innerhalb<br />

weniger Wochen zusätzlich zu den 4 Mio. Tonnen noch zertifizierbar. Die Zertifizierung durch Cert ID „NON-GMO“<br />

beinhaltet eine Toleranzgrenze von 0,1% GV-Gehalt. Somit wären ca. 6 Mio. Tonnen Sojaextraktionsschrot als „NON-<br />

GMO“ zertifiziert durch Cert ID verfügbar. Zusätzlich zu diesem enormen Volumen können nach Angaben aus<br />

brasilianischen Kreisen weitere 5 Mio. Tonnen an „NON-GMO“ Sojabohnen verfügbar gemacht werden. Allein 14<br />

Ölmühlen aus Brasilien sind in der Lage mehr als 25% des europäischen Bedarfs zu decken. Unter Angabe dieser<br />

Fakten bringt die Geschäftsführung dieses Unternehmens das Potential der brasilianischen Landwirtschaft zertifizierte<br />

„Nicht-GVO“ Rohware zu produzieren zum Ausdruck. Cert ID Certificadora Ltda., 2005 führt aus: „Die Annahme, dass<br />

nicht ausreichend „GVO-freier“ SES für eine nachhaltige Tierfutterproduktion zu Verfügung steht, wird somit<br />

widerlegt.“<br />

Auch andere Unternehmen bieten „GVO-freien“ SES aus verschiedenen Herkünften an. Anzumerken ist dabei die<br />

Strategie, ein „GVO-freies“ Paket an Produkten (insbesondere Öl <strong>und</strong> Lecithin) anzubieten. Die Nachfrage nach „GVO-<br />

freiem“ Öl <strong>und</strong> Lecithin für die Lebensmittelindustrie bestimmt somit das Angebot an „GVO-freiem“ SES mit.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des prognostizierten, allerdings mäßigen Zuwachses in der Ölsaatenproduktion in der EU wird der<br />

Importbedarf an Ölsaaten <strong>und</strong> pflanzlichen Eiweißprodukten sich kaum ändern (EC DG-AGRI, 2004).<br />

• Österreichische Situation<br />

Österreich importierte im Durchschnitt zwischen 1999 <strong>und</strong> 2003 ca. 670.000 t Sojabohnenäquivalente einerseits über<br />

Direktverträge mit Brasilien, USA <strong>und</strong> Argentinien andererseits durch Transfer über EU – Mitgliedstaaten.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Tabelle 3-35 zeigt die importierten Mengen an Sojabohnen <strong>und</strong> SES zwischen den Jahren 1999 <strong>und</strong> 2003. Es erfolgte<br />

eine Umrechnung des SES in Sojabohnenäquivalente.<br />

Tabelle 3-35: Import an Sojabohnen <strong>und</strong> Sojaextraktionsschrot (SES) nach Österreich von 1999 bis 2003<br />

Sojaextraktions- Sojaextraktionsschrot in<br />

Summe<br />

Sojabohnen <strong>und</strong><br />

Sojaextraktionsschrot in<br />

Sojabohnen schrot Sojabohnenäquivalente * Sojabohnenäquivalente<br />

Jahr [t] [t] [t] [t]<br />

1999 13 953 473 650 592 063 606 016<br />

2000 13 214 475 094 593 868 607 082<br />

2001 30 423 515 822 644 778 675 201<br />

2002 22 349 569 086 711 358 733 707<br />

2003 18 189 577 156 721 445 739 634<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, Berechnung durch <strong>AGES</strong><br />

* Umrechnung von Sojaextraktionsschrot auf Sojabohnenäquivalente durch <strong>AGES</strong>; Umrechnungsfaktor 1: 0,8<br />

(100%Bohnen ergeben 20% Öl <strong>und</strong> 80% Schrot**)<br />

** Verband deutscher Ölmühlen, persönliche Mitteilung<br />

Eine Betrachtung der von Österreich importierten Mengen an Sojabohnen <strong>und</strong> SES aus den EU 15 <strong>und</strong> den am 1.Mai<br />

2004 neu beigetretenen 10 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (=N10) zeigt, dass nur ein geringer Anteil<br />

aus/über die N10 importiert wurde.<br />

Die Abhängigkeit bezüglich Sojabohnen <strong>und</strong> Sojaextraktionsschrot von Drittländern außerhalb Europas ist in<br />

Anbetracht der europäischen Produktion, im Vergleich zum europäischen Bedarf, unumstritten.<br />

Innerhalb Europas sind für Österreich die Hauptlieferanten für Sojaextraktionsschrot die Ölmühlen Deutschlands,<br />

Italiens, der Niederlande <strong>und</strong> Belgiens.<br />

3.3.1.2. Mais (Zea mays), Maisschrot <strong>und</strong> Maisverarbeitungsprodukte<br />

• Globale Situation – Import der EU 15<br />

Die Europäische Union hat seit 1994 jährlich etwa zwei bis vier Mill. t Mais aus Drittländern bezogen (UHLMANN 2003),<br />

allerdings auch Mais exportiert. Europa deckt seinen Bedarf an Mais durch Eigenproduktion (TRANSGEN WISSENSCHAFTS-<br />

KOMMUNIKATION, 2005).<br />

In den Jahren 1999 bis 2003 wurden in den EU 15 im Durchschnitt 38,4 Mio. t Mais auf 4,36 Mio. ha Fläche<br />

produziert (FAOSTAT, 2005). Die Rolle der Importe aus Drittländern ist entsprechend gering, vor allem im Vergleich <strong>zur</strong><br />

Anbau- <strong>und</strong> Handelssituation bei der Sojabohne.<br />

Abbildung 3-13 zeigt die vier Maishauptexporteure in die EU 15 von 1998 bis 2003. Die höchste Anzahl der Importe<br />

kommt jährlich aus Argentinien; Importe aus den USA zeigen stark fallende Tendenz, aus Brasilien <strong>und</strong> Ungarn<br />

(inzwischen Teil der EU) hingegen steigende Tendenz. Der Hauptexporteur für die EU15 war im Jahr 2003 eindeutig<br />

Argentinien mit 45%. Dies entspricht einer Menge von etwa 2 Mio. Tonnen Mais.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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tsd T<br />

2 500<br />

2 000<br />

1 500<br />

1 000<br />

500<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Maishauptexporteure in die EU 15 von<br />

1998 bis 2003<br />

0<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Jahr<br />

Argentinien USA<br />

Ungarn Brasilien<br />

Quelle: EUROSTAT 2005, Darstellung durch <strong>AGES</strong><br />

Abbildung 3-13: Maisimport der EU 15 von 1998 bis 2003<br />

Stattdessen lieferte Argentinien das Gros der Bezüge, da dieses Land nur solche gentechnisch veränderten<br />

Maissorten für den Verkehr zugelassen hat, die auch eine Zulassung in der EU besaßen (UHLMANN, 2003). Im Steigen<br />

befinden sich die Importe <strong>und</strong> Verbringungen aus den inzwischen neuen EU-Mitgliedstaaten oder Kandidatenländern<br />

in Zentraleuropa <strong>und</strong> Südeuropa. Mit dem Beitritt der 10 neuen Mitgliedsstaaten in die Europäische Union im Mai<br />

2004 kam es zu einer weiteren Steigerung der Eigenversorgung innerhalb Europas. In Tabelle 3-36 sind die<br />

Maisimporte der EU 15 aus Ländern mit GVO – Anbau dargestellt.<br />

Tabelle 3-36: Maisimport (inklusive Saatgut) der EU 15 aus Ländern mit GVO - Anbau von 1998 bis 2003<br />

Argentinien USA Kanada Südafrika Philippinen Summe<br />

Jahr [t] [t] [t] [t] [t] [t]<br />

1999 2 031 876 62 170 4 350 2 495 7 2 100 898<br />

2000 2 239 585 74 842 3 553 1 105 0 2 319 085<br />

2001 1 358 302 51 100 1 907 1 543 3 1 412 854<br />

2002 1 410 355 59 183 880 1 765 0 1 472 182<br />

2003 1 949 205 38 888 1 149 1 482 1 1 990 725<br />

Quelle: EUROSTAT 2004, Darstellung durch <strong>AGES</strong><br />

Im Jahr 2003 wurden ca. 2 Mio. Tonnen Mais aus Ländern mit GVO-Anbau in die EU exportiert. Dies entspricht etwa<br />

50% des Gesamtimports von ca. 4,3 Mio. t (siehe Tabelle 3-36 <strong>und</strong> Tabelle 3-37). Die verbleibenden 50% der<br />

Importe aus Ländern aktuell ohne bedeutenden GVO-Anbau stammen hauptsächlich aus Brasilien, Ungarn, Kroatien,<br />

Paraguay, Peru <strong>und</strong> inzwischen mit vermehrtem GVO-Anbau aus der Ukraine. Die von den EU 15 importierten<br />

Mengen an Maisschrot spielen mengenmäßig keine sonderlich bedeutende Rolle. In Tabelle 3-37 sind die<br />

importierten Mengen an Mais <strong>und</strong> Maisschrot der von 1998 bis 2003 dargestellt.<br />

Tabelle 3-37: Maisimport in die EU 15 von 1998 bis 2003<br />

Einheit 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Mais [t] 2 649 738 2 872 122 2 469 641 2 814 214 4 348 680<br />

Maisschrot [t] 132 814 52 845 64 005 31 926 10 230<br />

Quelle: FAOSTAT 2004<br />

• Österreichische Situation<br />

In Österreich wurden im Jahr 2003 ca. 1,45 Mio. t Mais auf etwa 173.300 ha produziert. Im Vergleich dazu erscheint<br />

eine importierte Menge von 200.000 t im Jahr 2003 gering (FAOSTAT, 2004). In den letzten 5 Jahren wurden<br />

zwischen 65.000 t (1999) bis 265.000 t (2002) Mais nach Österreich verbracht (FAO, 2004).<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Der Rückgang der aus den USA bezogenen<br />

Mengen dürfte auf die Zulassung von<br />

gentechnisch verändertern Maissorten in<br />

der zweiten Hälfte der 90er Jahre<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen sein.<br />

Die EU minimierte den Maisimport aus den<br />

USA im Jahr 2003 auf nur etwa 1%<br />

(entspricht ca. 40.000 t) der<br />

Gesamtimportmenge aus Drittländern<br />

(siehe Tabelle 3-36 <strong>und</strong> Tabelle 3-37).<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Abbildung 3-14 zeigt die Einfuhrmengen an Mais (inklusive Saatgut) - differenziert nach Herkunftsländern innerhalb<br />

Europas. An dieser Stelle sei erwähnt, dass kaum Direktverbringungen aus Drittländern nach Österreich getätigt<br />

werden. Anzumerken ist, dass auf die Exportmengen aufgr<strong>und</strong> fehlender Relevanz im Kontext nicht näher<br />

eingegangen wird. Die Mengen, die aus bzw. über die der EU beigetreten 10 neuen Mitgliedsstaaten (N10) <strong>und</strong> der<br />

Mengen, die aus bzw. über die EU 15 eingeführt wurden, sind in Abbildung 3-14 dargestellt.<br />

Jahr<br />

2003<br />

2002<br />

2001<br />

2000<br />

1999<br />

Maisimport nach Österreich aus EU15 <strong>und</strong><br />

EU25 von 1999 bis 2003<br />

36<br />

50<br />

51<br />

42<br />

61<br />

21<br />

33<br />

25<br />

88<br />

186<br />

0 50 100 150 200 250<br />

tsd t<br />

Quelle: EUROSTAT 2004, Darstellung durch <strong>AGES</strong><br />

EU15 N10<br />

Abbildung 3-14: Maisimport (inklusive Saatgut) nach Österreich zwischen 1999 bis 2003 aus/über die Länder der<br />

EU<br />

3.3.1.3. Raps (Brassica napus) <strong>und</strong> Rübsen (Brassica rapa), Rapsextraktionsschrot<br />

• Globale Situation - Importe der EU 15<br />

In den EU 15 wurden in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt 9,67 Mio. t Raps produziert. Stellt man dieser<br />

beachtlichen Menge die Importmenge von 245.000 t Raps gegenüber, wird die Unabhängigkeit der EU 15 von<br />

Drittländern in Bezug auf den Rohstoff Raps deutlich. Zum Ausdruck kommt diese Kapazität Europas in jährlich stark<br />

schwankenden Importmengen. Zusätzlich bevorzugten die Ölmühlen Raps aus inländischer Erzeugung, da sie davon<br />

ausgehen konnten, dass diese Herkünfte frei von gentechnisch veränderten Sorten sein würden. Die europäischen<br />

Ölmühlen versprachen sich dadurch eine leichtere Vermarktung ihrer Produkte, wenn sie gentechnikfreie Rohstoffe<br />

einsetzten (UHLMANN, 2003). In Tabelle 3-38 werden die von Europa importierten Mengen an Rapssaat aus der<br />

ganzen Welt <strong>und</strong> die Mengen aus den Ländern Kanada <strong>und</strong> USA dargestellt, da in diesen Ländern GV-Rapssorten<br />

angebaut werden. Der Rapssaatimport aus Drittländern in die EU 15 ist in den vergangenen Jahren deutlich<br />

<strong>zur</strong>ückgegangen. So liegt der Import von ca. 3.900 t aus Ländern, die GV – Raps (Kanada <strong>und</strong> USA) anbauen, im<br />

Jahr 2003 nur bei etwa 1,4 % der Gesamtimportmenge von 270.000 t in die EU 15 (siehe Tabelle 3-39). Es sei<br />

darauf verwiesen, dass die angeführten Mengen sich hier auf Rapssaat beziehen. Es liegen keine Daten über die<br />

Herkunft der EU 15 Mengen an Rapsschrot vor.<br />

Tabelle 3-38: Raps-/Rübsen-saatimport der EU 15<br />

Kanada USA Übrige Länder SUMME<br />

Jahr [t] [t] [t] [t]<br />

1999 10 370 1 406 1 027 912 1 039 687<br />

2000 1 703 1 836 490 838 193<br />

2001 2 483 8 1 202 962 1 205 453<br />

2002 2 431 645 644 909 647 985<br />

2003 3 887 4 265 309 269 200<br />

Quelle: EUROSTAT 2004, FAOSTAT 2004, Berechnung durch <strong>AGES</strong><br />

Wie in Tabelle 3-38 dargestellt, unterliegt der Rapssaatimport Europas starken Schwankungen. So wurden im Jahr<br />

2001 ca. 1,2 Mio. t <strong>und</strong> im Jahr 2003 nur 270. 000 t Rapssaat von den Ländern der EU 15 importiert. Neben den<br />

Schwankungen in Bezug auf die Importmengen, variieren auch die Bezugsländer sehr stark (siehe<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Abbildung 3-15). Besonders die Länder Osteuropas <strong>und</strong> Australien ersetzten in den letzten Jahren Kanada <strong>und</strong> USA<br />

als Hauptbezugsländer.<br />

in tsd. t<br />

Hauptexporteure an Raps-/Rübsensaat in die EU 15<br />

zwischen 1999 <strong>und</strong> 2003<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Jahr<br />

Tschech.Republik Australien Ungarn<br />

Russland Polen Litauen<br />

USA<br />

Quelle: EUROSTAT 2004, Darstellung durch <strong>AGES</strong><br />

Abbildung 3-15: Raps-/Rübsen-saatimport der EU15 von 1999 bis 2003<br />

Zusätzlich zu den in Tabelle 3-38 angeführten Mengen an Rapssaat wurden folgende in Tabelle 3-39 angeführte<br />

Mengen an Rapsschrot - umgerechnet in Rapssaatäquivalente –von den EU 15 importiert. Im Durchschnitt handelt<br />

es sich zwischen 1999 <strong>und</strong> 2003 um ca. 1,8 Mio. t Rapssaatäquivalente.<br />

Tabelle 3-39: Raps-/Rübsenimport in die EU 15 von 1999 bis 2003<br />

Umrechnung in<br />

Summe<br />

Rapssaat <strong>und</strong><br />

Rapssaat Rapsschrot Rapssaatäquivalente * Rapssaatäquivalente<br />

Jahr [t] [t] [t] [t]<br />

1999 1 039 624 614 165 1 058 905 2 098 529<br />

2000 838 194 846 940 1 460 241 2 298 435<br />

2001 1 211 606 527 259 909 067 2 120 673<br />

2002 647 800 492 627 849 357 1 497 157<br />

2003 269 198 407 503 702 591 971 789<br />

Quelle: FAOSTAT 2004, Berechnung durch <strong>AGES</strong><br />

* Umrechnung des Rapsschrotes auf Rapssaatäquivalente durch <strong>AGES</strong>; 100% Saat ergeben 58% Schrot <strong>und</strong> 42% Öl laut einer<br />

persönlichen Mitteilung durch die Ölmühle Bruck<br />

• Österreichische Situation<br />

Der Selbstversorgungsgrad an Raps in Österreich lag laut Versorgungsbilanz 2002/2003 bei 88% (siehe Kapitel<br />

3.1.2). Der Bedarf <strong>und</strong> die Abhängigkeit Österreichs von Verbringungen aus dem Ausland sind sehr gering.<br />

Abbildung 3-15 zeigt die Mengen an Rapssaat <strong>und</strong> Rapsschrot, die in den Jahren 1999 bis 2003 nach Österreich<br />

gebracht wurden. Seit 1999 zeigt sich eine Zunahme der Importe von Rapsschrot. Durchschnittlich werden etwa<br />

66.000 t Rapsschrot jährlich im angegebenen Bezugszeitraum importiert.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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Jahr<br />

2003<br />

2002<br />

2001<br />

2000<br />

1999<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Rapssaat- <strong>und</strong> Rapsschrotimport nach<br />

Österreich von 1999 bis 2003<br />

17<br />

15<br />

13<br />

37<br />

34<br />

29<br />

60<br />

64<br />

72<br />

108<br />

0 50 100 150<br />

Rapsschrot in tsd t Rapssaat in tsd t<br />

QUELLE: FAOSTAT 2005, DARSTELLUNG DURCH <strong>AGES</strong><br />

Abbildung 3-16: Rapsimport von 1999 bis 2003 nach Österreich<br />

Raps- bzw. Rübsensaatimporte nach Österreich sollten mit der Inbetriebnahme einer geplanten Biodieselerzeugung<br />

deutlich zunehmen bzw. sich zumindest verdoppeln. Der anfallende Expeller ist zweifelsohne ein hochwertiges<br />

Sojabohnensubstitut in der Futtermittelerzeugung. Kurz bis mittelfristig ist der Anbau von GV-Raps bzw. GV-Rübsen<br />

in Europa unwahrscheinlich, sodass von einem „GVO-freien“ Substitut ausgegangen werden kann. Werden jedoch<br />

GV-Raps- <strong>und</strong> GV-Rübsensorten zugelassen, ist auf Gr<strong>und</strong> der Blühbiologie von Raps/Rübsen, der hohen Persistenz,<br />

sowie der Auskreuzung auf Wild- <strong>und</strong> Ruderalpflanzen in wenigen Anbaujahren eine maßgebliche GVO<br />

Verunreinigung bei eher geringem GVO-Anteil in der Anbaufläche zu erwarten. Es ist zumindest eine Situation<br />

vergleichbar mit Kanada <strong>und</strong> den USA zu erwarten, sodass „GVO-freier“ Expeller de facto nicht verfügbar sein wird.<br />

3.3.2. Gentechnikstatus der Rohstoffe <strong>und</strong> Trennung der Warenströme durch IP-Systeme<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich werden 2 Wege der Warenstrom-Trennung unterschieden. Das erste Verfahren ist die Segregation, das<br />

zweite die so genannte Identity-Preservation- Verfahren (IP) (AMERICAN SOYBEAN ASSOCIATION ET AL., 2001).<br />

Segregation bezieht sich auf ein System des Rohmaterial Managements, welches eine Trennung von einer Ladung zu<br />

einer anderen erlaubt. Segregation ist ein Versuch, getrennte Märkte für unterschiedliche Produkte oder einen neuen<br />

Markt für ein neues spezifisches Produkt zu kreieren <strong>und</strong> zu etablieren (EC DG-AGRI, 2000).<br />

Das System der IP geht über eine Trennung der Ware hinaus. IP ist ein System der landwirtschaftlichen Erzeugung,<br />

des Handels <strong>und</strong> der Verarbeitung, welches die Identifikation der Herkunft <strong>und</strong>/oder die Beschaffenheit des Materials<br />

erlaubt (EC DG-AGRI, 2000).<br />

IP-Systeme haben zum Ziel, die Option einer Wahl zwischen gentechnisch veränderten <strong>und</strong> nicht gentechnisch<br />

veränderten Produkten zu ermöglichen. Dies kann erreicht werden, indem die Beschaffenheit <strong>und</strong> Identität des<br />

Ernteguts bzw. Produktes, vom Saatgut bis zum Enderzeugnis belegt <strong>und</strong> sichergestellt wird. Die Nachvollziehbarkeit<br />

der verschiedenen Produktionsschritte ist somit gegeben, <strong>und</strong> es ist bekannt ob ein Produkt GV – frei erzeugt wurde.<br />

Als gängiges Beispiel für eine unter IP erwachsene Pflanzen unter Vertrag ist die Produktion von Zertifiziertem<br />

Saatgut (EC DG-AGRI, 2000).<br />

IP ist ein System der landwirtschaftlichen Erzeugung, der Bearbeitung <strong>und</strong> des Handels mit Ernteprodukten. Die<br />

Kenntnis der Identität der Quelle oder des Ursprungs der Produktionsmittel, vor allem des Saatgutes erlaubt die<br />

Bestimmung des GVO-Status vom Beginn der Produktion. Aus den Anforderungen <strong>und</strong> Zielsetzungen des IP-Systems<br />

resultiert ein Vertragsanbau für die Produktion von Kulturpflanzen mit gewünschten Qualitätsmerkmalen (bestimmte<br />

Inhaltsstoffe, Art der Produktion etc).<br />

Voraussetzungen für ein IP liegen einerseits in den biologischen Systemen <strong>und</strong> den technischen Möglichkeiten<br />

Kontrollen (Monitoring) durchzuführen. Risikobasierte Monitoring- <strong>und</strong> Untersuchungspläne sind ein wichtiges<br />

Element bei IP. Es wird die Voraussetzung, die technische Möglichkeit geschaffen, Proben auf eine „konservierte“<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Identität zu untersuchen (EC DG-AGRI, 2000). Weiters ist die Einrichtung von Toleranzgrenzen notwendig, da eine<br />

Forderung von absoluter Reinheit der Erzeugnisse in biologischen Systemen kaum erzielbar ist <strong>und</strong> in der Regel mit<br />

einer maßgeblichen Kostensteigerung verb<strong>und</strong>en wäre. Das Prinzip, einen Toleranzwert (Schwellenwert) für<br />

Standards in Bezug auf die Reinheit zu fixieren, ist ein alteingeführtes Merkmal für IP-Systeme (EC DG-AGRI, 2000).<br />

IP-Systeme werden unterteilt in a) „Hard Identity Preservation“ mit einer Kontrolle vom Saatgut bis zum Endprodukt<br />

<strong>und</strong> einer daraus resultierenden Rückverfolgbarkeit der Charge bzw. Partie bis zum Landwirt, <strong>und</strong> b) „Soft Identity<br />

Preservation“ mit einer reduzierten Prozessvorgabe <strong>und</strong> Überwachungsintensität. Bei Hard-IP erfolgt ein Monitoring<br />

(Prüfungen) vom Anbau bis zum Endprodukt. Als Beispiel wäre hier der Anbau von Sojabohnen für die Tofu-<br />

Produktion zu nennen, die in den USA erzeugt <strong>und</strong> nach Japan exportiert werden (AMERICAN SOYBEAN ASSOCIATION et<br />

al., 2001).<br />

Bei Soft-IP Verfahren beginnt üblicherweise die Warenflusskontrolle erst bei der Warenübernahme (Übernahme des<br />

Ernteguts) z.B. bei Beladen der Seeschiffe <strong>und</strong> in weiterer Folge beim Transport <strong>und</strong> nicht bereits vor dem Anbau<br />

beim Saatgut <strong>und</strong> der landwirtschaftlichen Erzeugung.<br />

IP-Systeme können entsprechende Mehrkosten auf Gr<strong>und</strong> möglicher zusätzlicher Aufwendungen betreffend Logistik<br />

in Produktion, Lagerung, Transport, Reinigung <strong>und</strong> Organisation <strong>und</strong> vor allem Monitoringkosten <strong>zur</strong> Evaluierung der<br />

Zielerreichung mit sich bringen.<br />

Im großflächigen Anbau von Kulturen v.a. in den USA, Kanada, Argentinien <strong>und</strong> Brasilien liefern IP-Systeme auch in<br />

Koexistenz zwischen GVO-Kulturen <strong>und</strong> Nicht-GVO-Kulturen in diesen Ländern ein hohes Maß an Sicherheit einen<br />

bestimmten, vertragsmäßig vereinbarten GVO-Status der Warenlieferung zu gewährleisten. Auf Gr<strong>und</strong> der<br />

biologischen Gegebenheiten ist bei der Sojabohne der Gentransfer weitestgehend auf mechanische Verunreinigungen<br />

beschränkt, sodass geschlossene Produktionsprozesse ausreichen, um ein hohes Maß an Sicherheit für „GVO-<br />

Freiheit“ zu erzielen. Die Zusatzkosten sind damit ebenfalls eher mäßig, wird von den möglichen Kostenvorteilen <strong>und</strong><br />

Ertragszunahmen beim Anbau <strong>und</strong> den landwirtschaftlichen Erzeugungsprozessen von GV-Sojabohnen abgesehen<br />

(v.a. Unkrautbekämpfung, Bodenbearbeitung).<br />

Nach dem Einsatz von GVO bei Sojabohnen in breiterem Umfang ab 1996 wurden ab 2001 IP-Systeme für „GVO-<br />

freie“ Produktion angeboten. Besonders zu beachten ist für die Erzeugung von „GVO-freier“ Ware zusätzlich zu den<br />

Anforderungen im primären Sektor der Landwirtschaft die Trennung <strong>und</strong> Einrichtung getrennter Produktionsketten<br />

<strong>und</strong> Produktionsprozesse in allen Transport- <strong>und</strong> Verarbeitungsstufen v.a. in den Ölmühlen <strong>und</strong> der<br />

Futtermittelerzeugung.<br />

Beim Mais- <strong>und</strong> Raps-/Rübsenanbau fordern die IP-Systeme vor allem auf Gr<strong>und</strong> der biologischen Gegebenheiten des<br />

Risikos eines Gentransfers erhebliche Zusatzmaßnahmen <strong>und</strong> Anforderungen an eine „GVO-freie“ landwirtschaftliche<br />

Erzeugung. Auch sind die Monitoringkosten <strong>zur</strong> Evaluierung des Systems erheblich höher. Die Höhe von Schwellen-<br />

bzw. Grenzwerten für GV-Verunreinigung bei Mais bzw. Raps-/Rübsen beeinflusst in deutlich höherem Maße die<br />

Kosten des IP-Systems als bei Sojabohnen. Diese Betrachtung ist insofern von Relevanz, da der mögliche Einsatz von<br />

Substituten für das Sojaprotein, welches in erheblichem Maße aus Raps-/Rübsen <strong>und</strong> Maisexpellern stammt,<br />

zukünftig eine große Rolle spielen könnte.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

3.4. Bewertung der Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“<br />

Ernteprodukten aus der landwirtschaftlichen Erzeugung in Europa <strong>und</strong> in Österreich<br />

Anzumerken ist, dass nur dann auf „gentechnikfreie“ Produkte Bezug genommen wird, wenn dazu entsprechende<br />

Daten, welche die Anforderungen an <strong>„gentechnikfrei“</strong> berücksichtigen, verfügbar sind.<br />

Wie aus der Abbildung 3-17 zu entnehmen ist, findet der GV-Sojabohnenanbau fast ausschließlich in Argentinien, den<br />

USA <strong>und</strong> Brasilien statt. Diese Länder sind allerdings gleichzeitig die Hauptproduktionsländer von Sojabohnen mit<br />

einem Anteil von 97% Prozent an der globalen Sojabohnenanbaufläche.<br />

Fläche [Mio ha]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Anbaufläche von GV-Sojabohnen<br />

Bisherige Entwicklung 1997-2004<br />

0<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Rest<br />

Brasilien<br />

Argentinien<br />

USA<br />

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In der Bewertung der Verfügbarkeit<br />

wurden nur die in Abbildung 3-17<br />

aufgelisteten Länder betrachtet, da<br />

keine Handelsdaten zu den übrigen GV-<br />

Soja-Anbauländern aus sicherer Quelle<br />

zu beziehen sind. Diese Tatsache kann<br />

aber außer Acht gelassen werden, da<br />

über 90% der Sojabohnen, <strong>und</strong> über<br />

99% des Sojaextraktionsschrots, welche<br />

die EU-15 importierten, aus diesen 3<br />

Hauptanbau- <strong>und</strong><br />

Hauptverarbeitungsländern stammen.<br />

Quelle: TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION, Darstellung durch <strong>AGES</strong><br />

Abbildung 3-17: Die Entwicklung des weltweiten GVO-Sojabohnenanbaus von 1997 bis 2004<br />

Tabelle 3-40 stellt eine Gegenüberstellung der Importe von Sojabohnen <strong>und</strong> an SES in die EU im Jahr 2003 dar. Um<br />

mit einer Gesamtmenge zu rechnen, wurden die Mengen an SES zu Mengen an Sojabohnenäquivalenten<br />

umgerechnet.<br />

Import in die EU-15 gegliedert nach Herkunft Theoretisch verfügbare Menge<br />

Sojabohnen<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

in<br />

Sojabohnenäquivalenten*<br />

Sojabohnen<br />

<strong>und</strong><br />

Sojaextraktionsschrot<br />

in Sojabohnenäquivalenten*<br />

Anteil<br />

“GVO-freie“<br />

Sojabohnenproduktion<br />

Tabelle 3-40: Theoretisch verfügbare Menge an „GVO-freiem“ Sojabohnen<br />

„GVO-freier“<br />

Sojabohnen-<br />

äquivalente-<br />

Import in die<br />

EU-15<br />

Quelle: Berechnung durch <strong>AGES</strong> anhand von Daten aus FAO, Toepfer, Eurostat <strong>und</strong> Transgen<br />

*Umrechnung von Sojaextraktionsschrot auf Sojabohnenäquivalent durch <strong>AGES</strong>; Umrechnungsfaktor 1:0,8 (100% Bohnen ergeben<br />

20% Öl <strong>und</strong> 80% Schrot laut persönliche Mitteilung vom Verband deutscher Ölmühlen)<br />

Umgerechnet wurden im Jahr 2003 ca. 40 Mio. t Sojabohnenäquivalente in die EU-15 importiert, davon 95% aus<br />

Argentinien, Brasilien <strong>und</strong> USA. Durch die GVO-Flächenanteile in den jeweiligen Anbauländern lassen sich<br />

„GVO-freie“<br />

Sojabohnen-<br />

äquivalente<br />

im jeweiligen<br />

Erzeugungsland<br />

[1000 t] [1000 t] [1000 t] [%] [1000 t] [1000 t]<br />

Herkunft 2003 2003 2003 2003 2003 2003<br />

Argentinien 310 12 788 13 098 8 1 048 2 673<br />

Brasilien 9 736 11 054 20 790 84 17 464 43 120<br />

USA 5 784 59 5 843 17 993 11 334<br />

Welt 17 272 24 194 41 466 50 20 733 95 356<br />

theoretische Produktionsmengen für „GVO-freie“ Sojabohnen errechnen. Im Jahr 2003 waren theoretisch über 95<br />

Mio. t „GVO-freie“ Sojabohnenäquivalente auf Gr<strong>und</strong> der Anbaustatistiken verfügbar. Diese Menge entspricht 2,3-mal<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

die Menge an Soja, die die EU-15 im selben Jahr an Sojabohnenäquivalente importierte. Österreich importierte laut<br />

FAO im Jahr 2003 18.189 t Sojabohnen <strong>und</strong> 577.156 t SES (gleichzusetzen mit 721.445 t Sojabohnenäquivalenten).<br />

Dies ergibt eine Gesamtsumme von 739.634 t (sieheTabelle 3-35). Diese Menge Sojabohnenäquivalent, die<br />

Österreich im Jahr 2003 importierte, entsprach ca. einen halben Prozentpunkt der theoretischen, weltweiten<br />

Produktionsmenge an „GVO-freien“ Sojabohnen im selben Jahr. Diese Darstellung beschreibt wohl nur die<br />

theoretische Verfügbarkeit. Die tatsächliche Verfügbarkeit am Markt ist durch Vermengung von GVO- <strong>und</strong> NICHT-<br />

GVO-Sojabohnen deutlich geringer. Initiativen von Unternehmen <strong>und</strong> Zertifizierungsstellen (siehe auch Punkt<br />

3.3.1.1.) zeigen allerdings, dass in Anbetracht des Marktes für „GVO-freies“ Lecithin <strong>und</strong> Öl wie auch die Nachfrage<br />

nach „GVO-freiem“ SES auch erhebliche Mengen an „GVO-freiem“ SES verfügbar gemacht werden können.<br />

Einem linearen Trend folgend werden mittelfristig die Anbauflächen für GV-Sojabohnen nach wie vor stärker steigen<br />

als die Gesamt-Anbaufläche (siehe Abbildung 3-18). Die Entwicklungsprognose der Anbaufläche von Sojabohnen bis<br />

2008 stützt sich auf die von der FAO prognostizierte Produktionssteigerung von 2,3% p.a. Für die Prognose der<br />

Entwicklung der Anbaufläche von GV-Sojabohnen bis 2008 wurde eine lineare Steigerung angenommen.<br />

Voraussichtlich sind im Jahr 2008 nur mehr ca. 31% der weltweit angebauten Sojabohnen „GVO-frei“(2003 waren es<br />

noch ca. 50%).<br />

Die verfügbaren Flächen <strong>und</strong> Mengen mit Nicht-GVO-Sojabohnen sind, im Vergleich zum Bedarf, für Österreich nach<br />

wie vor gegeben. Allerdings ist bei Fortsetzung des dargestellten Trends eine Verengung des Angebotes an „GVO-<br />

freien“ Sojabohnenprodukten längerfristig (> 5 Jahre) zu erwarten, ergibt sich aufgr<strong>und</strong> von Marktgegebenheiten in<br />

der Zwischenzeit nicht eine signifikante Trendwende. Auf der Basis der vorliegenden Daten ergibt sich wohl eine<br />

Einengung der Verfügbarkeit von GVO-freien Sojabohnen auf wenige Herkunftsländer.<br />

In Abschätzung des Wachstums der GV-Sojabohnenproduktion auf Basis der vergangenen Jahre, ergibt sich für 2008<br />

theoretisch eine Sojabohnenproduktion ohne Verwendung von GV-Sorten von geschätzten 88 Mio. t. Die Deckung<br />

des Bedarfs von Österreich ist theoretisch erzielbar. Unter Bedachtnahme der 2007 verfügbaren „GVO-freien“<br />

Eiweißsubstitute aus der Biospriterzeugung sinkt übrigens der theoretische Anteil des Bedarfs Österreichs an der<br />

weltweiten Sojabohnengesamtproduktion auf unter einem halben Prozentpunkt - um in den nächsten Jahren gemäß<br />

vorliegendem Trend wieder anzusteigen.<br />

Es ist daher gemäß der Datenlage die Verfügbarkeit von „GVO-freiem“ Protein aus Sojabohnen <strong>und</strong>/oder Substituten<br />

theoretisch – <strong>und</strong> soweit die aktuellen Datenangaben von Unternehmen zuverlässig sind – auch in der praktischen<br />

Umsetzung gewährleistet. Dieser Umstand sagt allerdings nichts über die möglichen Produktpreise aus. Es ist<br />

allerdings anzunehmen, dass gerade die Nebenprodukte aus der Biospriterzeugung betreffend den Kosten im<br />

Vergleich zu den eingesetzten Rohstoffen (Getreide, Mais, Zuckerrüben) zu betrachten sind. Davon unberührt sind<br />

allerdings die Marktpreise zu betrachten. Hierzu fällt auf, dass die Nebenprodukte aus der Biospriterzeugung bisher<br />

ähnliche Preisentwicklungen wie Sojaextraktionsschrot durchlaufen. Besondere Sensibilität erhält die Betrachtung der<br />

Marktpreise im Vergleich zu Produkt- bzw. Rohstoffkosten insofern, als die Rohstoffe für die Biospriterzeugung aus<br />

der Landwirtschaft kommen <strong>und</strong> die Nebenprodukte bzw. Sojabohnensubstitute wiederum in der Fütterung in der<br />

Landwirtschaft Verwendung finden. Jedenfalls gibt die Datenlage eine theoretische <strong>und</strong> technische Verfügbarkeit<br />

einer „GVO-freien“ Eiweißkomponente in der Futterration (aus „GVO-freiem“ Sojaextraktionsschrot <strong>und</strong>/oder aus<br />

Substituten) wieder. Die Vertrags- <strong>und</strong> Marktsituation im Kontext mit der Preisgestaltung für „GVO-freie“ Rohstoffe<br />

<strong>und</strong> Futtermittelausgangserzeugnisse einerseits <strong>und</strong> die Marktsituation <strong>und</strong> Preisgestaltung für Lebensmittel tierischer<br />

Herkunft (Fleisch, Milch, Eier) <strong>und</strong> die Akzeptanz durch die Konsumenten andererseits, werden allerdings die<br />

Machbarkeit des Einsatzes einer „GVO-freien“ Fütterung <strong>und</strong> eines erfolgreichen Qualitätsprogrammes bestimmen.<br />

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100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Anbaufläche von Sojabohnen<br />

Schätzung der mittelfristigen Entwicklung 1997-2008<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

relative<br />

Anbaufläche<br />

Sojabohnen<br />

insgesamt<br />

relative<br />

Anbaufläche<br />

GVO-<br />

Sojabohnen<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: Darstellung durch <strong>AGES</strong> nach TRANSGEN<br />

WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION <strong>und</strong> FAOSTAT 2004<br />

Abbildung 3-18: Schätzung der mittelfristigen Entwicklung der<br />

Anbauflächen von (GV-)Sojabohnen, weltweit<br />

Jahr<br />

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Anbaufläche<br />

Sojabohne<br />

[Mio. ha]<br />

Anbaufläche<br />

GV-Sojabohne<br />

[Mio. ha]<br />

1997 66,95 5,00<br />

1998 70,97 14,54<br />

1999 72,11 22,66<br />

2000 74,40 29,13<br />

2001 76,83 38,97<br />

2002 78,85 41,85<br />

2003 83,46 40,92<br />

2004 91,61 46,45<br />

2005 93,72 56,16<br />

2006 95,87 60,36<br />

2007 98,08 64,59<br />

2008 100,33 68,93<br />

Quelle: Berechnungen durch <strong>AGES</strong> auf Basis von<br />

OECD OUTLOOK 2004 TRANSGEN WISSENSCHAFTS-<br />

KOMMUNIKATION <strong>und</strong> FAOSTAT 2004<br />

Tabelle 3-41: Schätzung der mittelfristigen<br />

Entwicklung der Anbauflächen von (GV-) Sojabohnen,<br />

weltweit<br />

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Zusammenfassung:<br />

• Anbau<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Sojabohne wird weltweit auf 91 Mio. ha angebaut. Führende Produzenten sind die USA, gefolgt von Brasilien <strong>und</strong><br />

Argentinien. Europa ist in der Sojabohnenproduktion unbedeutend. Jedoch ist in den neuen Mitgliedstaaten der<br />

Sojabohnenanbau steigend. Mittelfristig soll die Sojabohnenproduktion in der EU-15 um 11% steigen. Mais wird<br />

weltweit auf 145 Mio. ha angebaut. Die USA sind führend im Anbau von Mais, 8% der Weltproduktion wird in der EU-<br />

25 erzeugt. Mittelfristig soll die Maisproduktion in der EU-15 um 7% steigen. Raps wird weltweit auf 26 Mio. ha<br />

angebaut. Die EU-25 produziert ein Drittel der Weltproduktion, mittelfristig soll die Produktion um 9% steigen.<br />

Die geringe Erzeugung von Eiweißpflanzen ist in Europa auf wenige Länder konzentriert: Frankreich, das Vereinigte<br />

Königreich <strong>und</strong> Deutschland. Österreich baut derzeit auf 8% seiner Ackerfläche Öl- <strong>und</strong> Eiweißpflanzen an, die als<br />

Alternative zu Sojabohnen verwendet werden können bzw. bereits Verwendung finden. Die zuletzt festgelegt<br />

Zumischungsverpflichtung von „Biotreibstoff“ in Benzin <strong>und</strong> Diesel in der EU führt zwangsweise zu einer neuen<br />

Situation am Proteinmarkt für Futtermittel. Raps, Mais, Getreide, <strong>und</strong> Zuckerrübe werden die Hauptkulturen <strong>und</strong><br />

Endprodukte sein, welche für die Biosprit- <strong>und</strong> Biodieselerzeugung eingesetzt werden. Das Risiko einer GVO-<br />

Verunreinigung der Eiweiß-Nebenprodukte aus europäischer Erzeugung liegt aktuell beim Einsatz von Mais am<br />

höchsten, da schon GV-Sorten zum Anbau auf dem europäischen Markt sind. Raps ist Selbstbefruchter mit hoher<br />

Fremdbefruchtungsrate <strong>und</strong> zählt zu den Kulturarten, für die in der aktuellen Struktur der österreichischen<br />

Landwirtschaft die Einrichtung von geschlossenen Anbaugebieten <strong>und</strong> Regionen sowie die Umsetzung geschlossener<br />

Produktionsprozesse zum Schutz vor GVO-Verunreinigungen unerlässlich ist. Die Vermeidung einer Verunreinigung<br />

mit GVO ist bei den selbstbefruchtenden Getreidearten (Weizen, Gerste, Hafer) <strong>und</strong> bei der Sojabohne durchaus<br />

beherrschbar. Eine absehbare Zulassung von GV-Rapssorten würde das Potenzial zum Schließen der heimischen<br />

Eiweißlücke, besonders durch die Biodieselproduktion sehr in Frage stellen. Die Präsenz von Substituten in der EU<br />

<strong>und</strong> in Österreich eröffnet die Möglichkeit, die Abhängigkeit von Sojabohnenimporten zu reduzieren. Künftige<br />

Entwicklungen auf diesem Sektor werden letztlich Einfluss auf den Preis „GVO-freier“ Eiweißprodukte in der<br />

Futtermittelerzeugung haben. Es wird zu analysieren sein, inwiefern der Proteinträger Sojabohne durch andere<br />

pflanzliche Ernte- <strong>und</strong> Handelsprodukte substituierbar ist.<br />

• Gentechnisch veränderte Pflanzen<br />

Bereits 5% der Weltanbauflächen werden mit transgenen Sorten bepflanzt. Am schnellsten dehnten sich von 2003<br />

auf 2004 die Anbauflächen von GV-Mais (+25%) aus, gefolgt von GV-Raps (+20%) <strong>und</strong> GV-Sojabohne (+17%).<br />

Sojabohne nimmt im Vergleich zu anderen GV-Pflanzen eine Sonderstellung ein, da transgene Sojabohne mit 53%<br />

der weltweiten Sojabohnen-Anbaufläche <strong>und</strong> 60% der weltweiten GVO-Anbaufläche bei weitem den größten Anteil<br />

einnimmt. Während in Argentinien <strong>und</strong> in den USA hauptsächlich GV-Sojabohne angebaut wird, beträgt der<br />

Flächenanteil von GV-Sojabohne in Brasilien 22%.<br />

Die USA erzeugen 97% der Weltproduktion an GV-Mais. Mais ist die einzige GV-Pflanze, die in der EU-25 für<br />

kommerzielle Zwecke angebaut wird.<br />

Transgener Raps konnte sich nur in den USA <strong>und</strong> v.a. in Kanada etablieren.<br />

• Internationaler Handel<br />

Da die europäische Landwirtschaft auf Gr<strong>und</strong> klimatischer <strong>und</strong> agronomischer Bedingungen nicht über die<br />

Kapazitäten verfügt, die Lebens- <strong>und</strong> Futtermittelindustrie ausreichend mit pflanzlichen Rohstoffen <strong>und</strong> Erzeugnissen<br />

zu versorgen, ist es unumgänglich die Warenströme insbesondere die Importe nach Europa, das weltweit den<br />

Hauptimporteur an landwirtschaftlichen Produkten stellt, zu analysieren.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 3: Verfügbarkeit von GVO – Anbau <strong>und</strong> Marktsituation<br />

Die Importmengen der Kulturen Sojabohne, Mais <strong>und</strong> Raps werden dargestellt. Besonders bei der Sojabohne zeigt<br />

sich, dass eine sehr starke Abhängigkeit von Ländern mit GVO-Anbau besteht. Ein Gesamtimport von über 41 Mio. t<br />

Sojabohnenäquivalent im Jahr 2003 drückt dies deutlich aus. Diese Importmenge steht eine Sojabohnenproduktion<br />

der EU 15 von 0,6 Mio. t im Jahr 2003 gegenüber. Hauptexporteure zählen zu den weltweit größten Produzenten,<br />

wie Brasilien, Argentinien <strong>und</strong> Kanada.<br />

Die Maisimportmenge von ca. 4,4 Mio. t steht einer europäischen Produktion von 33,9 Mio. t im Jahr 2003<br />

gegenüber. Die Hauptexporteure sind die USA, Argentinien, Brasilien <strong>und</strong> Ungarn.<br />

Raps wird in solchen Mengen produziert, dass ausreichende Ware am europäischen Markt aus europäischer<br />

Produktion verfügbar ist. Dies spiegelt sich in verhältnismäßig geringen Einfuhren wieder. In der EU 15 wurden im<br />

Jahr 2003 9,5 Mio. t Raps produziert <strong>und</strong> nur 0,7 Mio. t Rapssaat <strong>und</strong> Rapsschrot importiert.<br />

• Identity Preservation<br />

Dieses Verfahren wird seit 2001 angeboten. Bei dem Verfahren der Identity Preservation wird die Identität des<br />

Erntegutes vom Saatgut bis hin zum Enderzeugnis belegt. Um eine „GVO-Freiheit“ des Produktes gewährleisten zu<br />

können, müssen alle Produktionsschritte innerhalb einer Produktionskette kontrolliert werden <strong>und</strong> nachvollziehbar<br />

sein.<br />

Innerhalb dieses Produktionsverfahrens gibt es verschiedene Systeme, die je nach Kontrollintensität in „Hard IP“ <strong>und</strong><br />

„Soft IP“ unterteilt werden. Als Beispiel einer „Soft IP“ wäre der Beginn der Kontrolle des Warenflusses erst bei<br />

Transportbeginn z.B. bei Beladen der Seesschiffe zu nennen. Die Begriffe „Hard IP“ <strong>und</strong> „Soft IP“ ergeben allerdings<br />

keine eindeutig definierten Systeme. Es bedarf daher einer Fall- zu Fall-Analyse was darunter letztlich zu verstehen<br />

ist.<br />

• Verfügbarkeit<br />

Voraussichtlich sind im Jahr 2008 nur mehr ca. 31% der weltweit angebauten Sojabohnen „GVO-frei“. Im Jahr 2003<br />

– als auf 50% der weltweiten Anbaufläche GV-Sojabohnen angebaut worden waren - entsprach die von der EU-15<br />

jährlich importierte Menge an Sojabohnenäquivalent etwa 43% der theoretischen, weltweiten Produktionsmenge an<br />

„GVO-freier“ Sojabohne. Für Österreich betrug diese Menge ca. 0,50%. Die nicht für die GVO-Erzeugung verfügbare<br />

Fläche <strong>und</strong> Mengen sind im Vergleich zum österreichischen Bedarf nach wie vor gegeben <strong>und</strong> werden es mittelfristig<br />

auch bleiben. Die Verfügbarkeit von „GVO-freiem“ SES auf dem Weltmarkt ist letztendlich abhängig von der<br />

Einhaltung der für die „GVO-freie“ Erzeugung zusätzlichen Anforderungen im primären Sektor sowie von der<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Erhaltung einer Produktionskette für „GVO-freie“ Waren in der Futtermittel- <strong>und</strong><br />

Lebensmittelindustrie.<br />

Anzumerken ist, dass keine Daten vorliegen, die die Verfügbarkeit von Sojabohnen oder anderen Rohstoffen (über<br />

die Erzeugung in Österreich hinaus), welche den Anforderungen an „Gentechnikfreiheit“ genügen, bestätigen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

4. Abschätzung der Verfügbarkeit von Futtermittel <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> „GVOfrei“<br />

oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> - V. KOLAR <strong>und</strong> TH. KICKINGER, Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong><br />

4.1. Verbreitung von GVO in der Futtermittelherstellung, Einschätzung der<br />

zukünftigen Entwicklung, Aspekte der Verfügbarkeit <strong>und</strong> Optionen <strong>zur</strong><br />

Versorgungssicherheit in der Futtermittelerzeugung <strong>und</strong> –anwendung<br />

4.1.1. Futtermittelausgangserzeugnisse, Rohstoffe aus landwirtschaftlicher Erzeugung<br />

Die österreichische Mischfutterindustrie produziert jährlich zirka 1.124.000 Tonnen Mischfutter (vgl. AGT, 2003).<br />

Davon entfallen ca. 35% auf den Geflügelsektor, 29% auf den Rindersektor <strong>und</strong> 19% auf den Schweinesektor. Der<br />

Rest entfällt auf Pferde- <strong>und</strong> Heimtierfutter. Die Menge an hofeigenen Futtermitteln (Selbstmischer) wird auf zirka<br />

2,6 bis 3,3 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt.<br />

Dies ergibt für Österreich insgesamt eine Futtermenge (Mischfutter, zusätzlich zum Rauhfutter) aus industrieller <strong>und</strong><br />

hofeigener Produktion von ca. 4 Millionen Tonnen pro Jahr.<br />

Die Produktionsmenge von heimischer Sojabohne beträgt ca. 44.000 t pro Jahr. 26.000 t davon werden in der<br />

Futtermittelindustrie verarbeitet.<br />

Als „GVO-Futtermittel“ in der EU zugelassen sind folgende Mais-, Raps- <strong>und</strong> Sojakonstrukte, welche jedoch aufgr<strong>und</strong><br />

nationaler Verbotsregelungen unterschiedlichen Einschränkungen unterliegen (siehe Kapitel 2.1.2.3.):<br />

Mais:<br />

• „Gentechnisch veränderter“ Mais (Zea Mays L.) mit der kombinierten Veränderung der Insektizidwirkung des<br />

BT-Endotoxin-Gens <strong>und</strong> erhöhter Toleranz gegenüber dem Herbizid-Gulfosinatammonium (BT 176);<br />

Spezifischer Erkennungsmarker: SYN-EV176-9<br />

• „Gentechnisch veränderter“ Mais (Zea Mays L.), Linie Mon 810; �Spezifischer Erkennungsmarker: MON-<br />

ØØ81Ø-6“<br />

• „Gentechnisch veränderter“ Mais (Zea Mais L.), T 25; Spezifischer Erkennungsmarker: ACS-ZMØØ3-2“<br />

• „Gentechnisch veränderter“ Mais (Zea Mays L.), Linie Bt-11; Spezifischer Erkennungsmarker: SYN-<br />

BTØ11-1<br />

• „Gentechnisch veränderter“ Mais mit Glyphosat Toleranz (Zea Mays L.), Linie NK 603; Spezifischer<br />

Erkennungsmarker: MON-ØØ603-6<br />

Raps:<br />

• Brassica napus L. oleifera Metzg. MS1, RF1; Spezifischer Erkennungsmarker: ACS-BNØØ1-4, ACS-<br />

BNØØ4-7, ACSBNØØ4-7xACS-BNØØ1-4<br />

• Brassica napus L. oleifera Metzg. MS1, RF2; Spezifischer Erkennungsmarker: ACS-BNØØ2-5, ACS-<br />

BNØØ4-7, ACSBNØØ4-7xACS-BNØØ2-5<br />

• Brassica napus L. ssp. oleifera; Spezifischer Erkennungsmarker: ACS-BNØØ7-1<br />

• Brassica napus L. GT 73; Spezifischer Erkennungsmarker: MON-ØØØ73-7<br />

Soja:<br />

• Glycine max. L. mit erhöhter Verträglichkeit des Herbizids Glyphosat; Spezifischer Erkennungsmarker:<br />

MON-Ø4Ø32-6<br />

Um die Eiweißversorgung unserer Nutztiere sicherstellen zu können, wird Sojaextraktionsschrot (SES) aus dem<br />

Ausland importiert, hauptsächlich aus Brasilien, USA <strong>und</strong> Argentinien, einerseits direkt, andererseits <strong>und</strong> bisher<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

überwiegend über andere EU-Mitgliedstaaten (siehe Kapitel 3). Im Jahr 2003 wurde eine Menge von zirka 600.000 t<br />

SES nach Österreich importiert. Der durchschnittliche Import der letzten Jahre liegt etwa bei 550.000 t SES <strong>und</strong><br />

entspricht etwa auch dem durchschnittlichen Verbrauch an SES pro Jahr in Österreich (siehe Kapitel 3).<br />

Die importierte SES-Gesamtmenge gelangt zu etwa ¾ in Futter für Monogastrier (Schwein, Geflügel), die Restmenge<br />

geht in die Wiederkäuerfütterung <strong>und</strong> sonstiges Futter.<br />

Ungefähr die Hälfte des importierten SES wird von der Mischfutterindustrie verarbeitet, die andere Hälfte wird von<br />

den Tierhaltern im Agrarhandel gekauft <strong>und</strong> in hofeigenen Mischungen verarbeitet, dies vor allem <strong>zur</strong> Schweine- <strong>und</strong><br />

Rinderfütterung. In der Geflügelproduktion sind Hofmischer eher seltener anzutreffen.<br />

Zirka 95% des importierten SES stammen aus gentechnisch veränderter Produktion, nur 5% davon sind „GVO-freier"<br />

SES. Im Zuge zweier Fragebogenaktionen an Mischfutterhersteller bzw. an Großhändler ergab sich, dass aktuell ca.<br />

30.000 t (2004: 28.939 t) „GVO frei“ deklarierter SES in Österreich für Futtermittel verwendet wird.<br />

Wie Tabelle 4-1 <strong>und</strong> Abbildung 4-1 zeigen, geben bereits 60 Prozent der befragten Mischfutterproduzenten an,<br />

teilweise „GVO-freien“ SES <strong>zur</strong> Herstellung von „GVO freiem“ Futter zu verwenden, 34 % verwenden keinen „GVO-<br />

freien“ SES <strong>und</strong> 6% enthielten sich der Antwort.<br />

Laut unseren Recherchen stammt „GVO-freier“ SES zumeist aus Brasilien <strong>und</strong> wird von dort entweder direkt als SES<br />

importiert oder als Sojabohne in einer deutschen Ölmühle zu SES verarbeitet.<br />

„GVO-freier“ SES, das heißt eigentlich nicht kennzeichnungspflichtiger SES, wird derzeit in Österreich in zwei<br />

Reinheitsstufen bzw. Qualitätsstufen angeboten. Und zwar in den Kategorien 0,9% <strong>und</strong> 0,1% GVO für zufällige <strong>und</strong><br />

technisch unvermeidbare Verunreinigungen, sowie in Hard-IP <strong>und</strong> Soft-IP Qualität.<br />

„GVO-freier“ SES mit 0,1 % bis 0,9% Verunreinigungen wurde bis vor kurzem nur von einem Händler in Österreich<br />

angeboten.<br />

Anzumerken ist, dass wie im Kapitel 3 ausgeführt keine Daten vorliegen, die die Verfügbarkeit von Sojabohnen oder<br />

anderen Rohstoffen (über die Erzeugung in Österreich hinaus), welche den Anforderungen an „Gentechnikfreiheit“<br />

genügen, bestätigen.<br />

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Tabelle 4-1: Fragebogen-Verwenden Sie “GVO-freien“ SES?<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

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Häufigkeit Prozent<br />

keine Angabe 2 6,3<br />

0,9 % „GVO verunreinigten“ SES 13 40,6<br />

0,1 % „GVO verunreinigten“ SES 4 12,5<br />

0,1 <strong>und</strong> 0,9 % „GVO verunreinigten“ SES 2 6,3<br />

Nein 11 34,4<br />

Gesamt 32 100<br />

Prozent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

34<br />

nein<br />

41<br />

0,9 % GVO<br />

13<br />

0,1 % GVO<br />

6<br />

0,1 <strong>und</strong> 0,9 % GVO<br />

6<br />

keine Angabe<br />

Abbildung 4-1: Fragebogen-Verwenden Sie „GVO-freien“ SES?<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Verfügbarkeit <strong>und</strong> Versorgungssicherheit:<br />

Die Verfügbarkeit von „gentechnikfreien“ Rohstoffen, insbesondere von „GVO-freiem“ SES, für die<br />

Futtermittelherstellung ist eine theoretische Frage, da aktuell überwiegend, nämlich zu 95 % als GVO<br />

gekennzeichneter SES, verwendet wird. „GVO-freier“ SES ist zwar derzeit am Weltmarkt vorhanden, doch erst die<br />

praktische Nachfrage kann die wirkliche Verfügbarkeit <strong>und</strong> vor allem den Preis ergeben.<br />

Im Kalenderjahr 2003 wurden 605.327 Tonnen SES nach Österreich importiert (Statistik Austria). Im Zeitraum von<br />

1.7.2003 -1.7.2004 wurde laut Statistik Austria eine Menge von 538.165 Tonnen SES eingeführt. Für das Jahr 2004<br />

wurden im Zeitraum Jänner-Dezember 490.183,70 t an SES importiert. Von den erwähnten Mengen sind ca. 5%<br />

„GVO-freier“ SES <strong>und</strong> ca. 95% entfallen auf als GVO gekennzeichneten SES.<br />

Fragebogenauswertung zu Sojabohnen <strong>und</strong> SES:<br />

Nachfragen beim bis vor kurzem einzigen österreichischen Importeur, der zuletzt nach eigenen Aussagen etwa<br />

20.000 t „GVO-freien“ SES eingeführt hat, ergaben, dass dieser sich zutraut, auch größere Mengen direkt aus<br />

Brasilien aufzutreiben <strong>und</strong> liefern zu können. Diese Aussage wurde bis vor kurzem von anderen österreichischen<br />

Landesproduktenhändlern aus mehreren Gründen sehr kritisch betrachtet. Die Hälfte (drei) der heimischen<br />

Großhändler für landwirtschaftliche Produkte <strong>und</strong> Rohstoffe könnte jedoch jeweils zwischen 10.000 <strong>und</strong> 50.000 t<br />

„GVO-freien“ SES umschlagen, einer sogar über 100.000 t, wie die folgenden Abbildungen veranschaulichen. Im<br />

persönlichen Gespräch wurde versichert, dass das Auftreiben dieser Mengen <strong>zur</strong> Zeit noch problemlos funktionieren<br />

würde <strong>und</strong> sollte es vom Markt gefordert werden, die angegebenen Tonnagen noch überboten werden könnten.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-2: Fragebogen-Welche Höchstmenge an „GVO-freiem“ SES können Sie umschlagen?<br />

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Häufigkeit Prozent<br />

bis 10.000 t SES 2 33,3<br />

von 10.001 t bis zu 50.000 t SES 3 50<br />

über 100.000 t SES 1 16,7<br />

Gesamt 6 100<br />

Prozent<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

3 3<br />

b is 1 0 . 0 0 0 t<br />

5 0<br />

1 0 .0 0 1 b is 5 0 . 0 0 0 t<br />

1 7<br />

ü b e r 1 0 0 . 0 0 0 t<br />

Abbildung 4-2: Fragebogen-Welche Höchstmenge an „GVO-<br />

freiem“ SES können Sie umschlagen?<br />

Den Recherchen nach gibt es innerhalb Europas noch drei weitere Quellen, wo brasilianischer SES in „GVO freier“<br />

Qualität verfügbar ist.<br />

Eine Ölmühle in Deutschland importierte bisher „GVO freie“ Sojabohnen aus Brasilien <strong>und</strong> verarbeitet diese von Mai<br />

bis Oktober. Die Kapazität dieser Ölmühle liegt bei 1.000-1.500 Tonnen pro Tag, d.h. pro Saison stehen maximal<br />

270.000 Tonnen <strong>zur</strong> Verfügung. Dies entspricht weniger als der Hälfte des österreichischen Bedarfes, ungeachtet<br />

dessen, dass Österreich nicht als einziger K<strong>und</strong>e beliefert wird <strong>und</strong> eine Kontinuität über das ganze Jahr hier nicht<br />

gegeben ist.<br />

Zwei weitere Werke in Deutschland bieten seit 2004 „GVO-freien“ SES in größeren Mengen <strong>und</strong> diese auch in „HARD<br />

IP Qualität“ an. Beide Werke führen über den an der Weser gelegenen Hafen Brake in Norddeutschland größere<br />

Mengen an SES ein <strong>und</strong> beziehen direkt über eine brasilianische Agrargenossenschaft (Cooperative), die laut eigenen<br />

Angaben ganz Mitteleuropa mit „GVO-freiem“ SES versorgen könnte. Das erste Werk gab an, eine Menge von 2<br />

Millionen Tonnen SES in „Hard IP Qualität“ übers Jahr verteilt liefern zu können. Das zweite Werk wollte derzeit noch<br />

keine offiziellen Angaben <strong>zur</strong> Menge machen, der österreichische Bedarf von 550.000 - 600.000 Tonnen pro Jahr<br />

könnte jedoch ohne Probleme gedeckt werden. Inwieweit diese schriftlichen Angaben (per e-Mail) tatsächlich<br />

eingehalten würden, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Es wird aber die in Kapitel 3 angeführte<br />

theoretische <strong>und</strong> technische Verfügbarkeit bestätigt.<br />

Die „Hard IP Ware“ wird vom Anbau über jede Stufe des Transportes nach Deutschland bis ins Lager kontrolliert. Die<br />

Ware ist entweder versichert oder der brasilianische Lieferant verpflichtet sich vertraglich <strong>zur</strong> Neulieferung, sollte der<br />

Schwellenwert von 0,9% überschritten werden. Proben werden bereits beim Abschwimmen des Schiffes aus dem<br />

brasilianischen Hafen <strong>und</strong> vor dem Löschen der Ladung in Deutschland durch eine unabhängige Prüfstelle gezogen.<br />

Ein repräsentatives Muster wird an eine anerkannte Untersuchungsstelle in Deutschland geschickt. Das Ergebnis wird<br />

ca. 8-10 Tage nach dem Abschwimmen schriftlich bekannt gegeben, sodass bereits vor Eintreffen des Schiffes im<br />

Hafen bekannt ist, ob der SES „GVO-frei“ (unter 0,9%) ist oder nicht. Die gesamte Lieferung erfolgt kontinuierlich<br />

über das ganze Jahr, im Gegensatz <strong>zur</strong> oben erwähnten Ölmühle, die nur auf eine bestimmte Saison <strong>und</strong> auch in der<br />

Menge beschränkt ist. Der Weitertransport vom deutschen Hafen nach Österreich kann durch Binnenschiffe (über die<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Weser, Mittellandkanal, Rhein, Main, Main-/Donaukanal <strong>und</strong> die Donau), aber auch über LKW oder die Eisenbahn<br />

erfolgen.<br />

Ein besonderes Augenmerk müsste darauf gelegt werden, dass vor <strong>und</strong> während der Schiffsentladung keine<br />

Vermischung mit konventionellem SES stattfinden kann. Eine Problematik der Binnenschifffahrt soll an dieser Stelle<br />

nicht unerwähnt bleiben. Erfahrungen haben gezeigt, dass es besonders in den Wintermonaten auf der zugefrorenen<br />

Donau (von Dezember bis Februar) zu Transportproblemen kommen kann. Bei Schwierigkeiten würde sich der<br />

Versorgungsengpass für „GVO-freien“ SES im unverhältnismäßigen Ausmaß verstärken, da hier nicht wie beim als<br />

GVO gekennzeichneten SES rasch auf andere Lieferquellen <strong>zur</strong>ückgegriffen werden kann.<br />

Ist die Ware laut Untersuchungsergebnis „GVO-frei“, müsste der SES auch in eigenen Lagerzellen gelagert werden.<br />

Ein Problem, welches vom österreichischen SES-Handel mehrfach angesprochen wurde, ist eine etwaige Verteuerung<br />

aufgr<strong>und</strong> einer erhöhten Nachfrage <strong>und</strong> der Abhängigkeit von nur wenigen Anbietern. Kapitel 8 behandelt diese<br />

Thematik genauer. Aber auch die Haftungsfrage bei Überschreitung des Verunreinigungsgrenz(-schwellen)wertes<br />

wird als großes Problem bei der Umsetzung von „GVO-Freiheit“ oder „Gentechnikfreiheit“ in der Fütterung gesehen.<br />

Versicherungen werden vom Großhandel als unfinanzierbar eingeschätzt, sollten alle österreichischen Händler eine<br />

diesbezügliche Versicherung abschließen wollen. Weiters ist die Umsetzung der Kleinlogistik zu den Landwirten, im<br />

Falle von Hofmischern, noch nicht geklärt. Es können zwar große Mengen an „GVO-freiem“ SES nach Österreich<br />

geliefert werden, die Versorgung <strong>und</strong> Gewährleistung der „GVO-freien“ Lieferungen an die einzelnen Landwirte gilt es<br />

jedoch nachweislich abzusichern. Es ist zu bedenken, dass der österreichische Landwirt gewohnt ist, SES vom<br />

nächstgelegenen „Lagerhaus/Landesproduktenhandel“ zu erwerben. Um dieses Problem zu erörtern, bedarf es einer<br />

weiteren Betrachtung der Kleinlogistik, welche den Rahmen der hier vorliegenden Arbeit sprengen würde.<br />

Garantien <strong>zur</strong> Versorgungssicherheit über einen längerfristigen Zeitraum (mehr als drei Jahre) werden von den<br />

Befragten nicht abgegeben, da gewisse Entwicklungen (Anbausituation, Nachfrage,…) nicht vorausgesagt werden<br />

können. Die Auswertung des Fragebogens an den landwirtschaftlichen Großhandel ergab, dass lediglich ein<br />

Unternehmen <strong>und</strong> somit knapp 17 % die Versorgungssicherheit über 3 Jahre hinaus garantiert sieht.<br />

Tabelle 4-3: Fragebogen-Wie lange kann „GVO-freie“ SES-Menge garantiert werden?<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Häufigkeit Prozent<br />

dieses Jahr 4 66,7<br />

die nächsten 1 bis 2 Jahre 1 16,7<br />

über 3 Jahre 1 16,7<br />

Gesamt 6 100<br />

Seite 64 von 272


Prozent<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

67<br />

dieses Jahr<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

nächsten 1 bis 2 J.<br />

über 3 Jahre<br />

Abbildung 4-3: Fragebogen - Wie lange kann „GVO-freie“ SES-<br />

Menge garantiert werden?<br />

17<br />

17<br />

In der folgenden Kreuztabelle ist veranschaulicht, dass jener Betrieb, welcher sich zutraut über 100.000 t „GVO-<br />

freien“ SES im Jahr aufzutreiben, auch die Versorgungssicherheit langfristig (über 3 Jahre) gegeben sieht. Über 1 bis<br />

2 Jahre kann von einem Unternehmen eine Menge von 10.000 bis 50.000 t garantiert werden.<br />

Tabelle 4-4: Fragebogen - Wie lange kann „GVO-freie“ SES-Menge oder mögliche Höchstmenge an „GVO-frei“ SES<br />

(Kreuztabelle) garantiert werden<br />

Kreuztabelle<br />

Wie lange kann<br />

„GVO-freie“<br />

SES-Menge<br />

Garantiert werden? nächsten 1<br />

bis 2 Jahre<br />

Mögliche Höchstmenge an „GVO-freiem“ SES<br />

bis 10.000 t<br />

10.0001 bis über<br />

50.000 t 100.000 t<br />

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Gesamt<br />

dieses Jahr 2 2 4<br />

1 1<br />

über 3 Jahre 1 1<br />

Gesamt 2 3 1 6<br />

Die Mischfutterproduzenten betrachten zwar mit angemessener Skepsis die Produktion von „GVO-freiem“ Futter, laut<br />

Fragebogen gaben aber 78% (= 25 von 32 Betrieben) an, bereits „GVO freies“ Futter, d.h. nicht<br />

kennzeichnungspflichtiges Futter, zu produzieren. Es muss jedoch angemerkt werden, dass von Seiten der Befragten,<br />

auch Mineralfutter (keine Eiweißkomponenten enthalten), mit der Annahme <strong>„gentechnikfrei“</strong> hergestellte<br />

Aminosäuren <strong>und</strong> Vitamine zu besitzen, unter „GVO-freies“ Futter gezählt wurde. Dass eine Verunreinigung von 0,9<br />

% bzw. 0, 5 % nicht überschritten wird, obwohl keine zweite Produktionsschiene <strong>zur</strong> Verfügung steht, wurde, wie<br />

das Ergebnis zeigt, von den Befragten ebenfalls angenommen (vgl. MODER et al. 2004). Diese Einschätzung der<br />

Mischfutterindustrie führte sicherlich auch zu dem hohen Anteil an „Ja-Antworten“ bei dieser Frage.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-5: Fragebogen-Produzieren Sie „GVO-freies“ Futter?<br />

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Häufigkeit Prozent<br />

keine Angabe 1 3,1<br />

ja 25 78,1<br />

nein 6 18,8<br />

Gesamt 32 100<br />

Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Keine Angabe<br />

Abbildung 4-4: Fragebogen - Produzieren Sie „GVO-freies“ Futter?<br />

78<br />

ja<br />

19<br />

nein<br />

Nur 19 %, der Futtermittelhersteller führen an, dass sie derzeit kein „GVO-freies“ Futter produzieren, wie die obige<br />

Abbildung darstellt.<br />

Fragebogenauswertung zu Futtermittelausgangserzeugnissen bzw. Rohstoffen:<br />

Mais, Raps <strong>und</strong> Sonnenblumen:<br />

Mais, Raps/Rübsen <strong>und</strong> Sonnenblumen österreichischer Herkunft können derzeit als „GVO-frei“ angesehen werden.<br />

Das gleiche gilt für Raps/Rübsen <strong>und</strong> Sonnenblumen, sofern diese Importe bzw. Verbringung aus EU-Staaten kommt.<br />

Raps-/Rübsenexpeller aus den USA <strong>und</strong> Kanada, sowie Maisexpeller aus USA, Kanada oder Argentinien sind mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit mit GVO in höherem Maße verunreinigt (siehe auch Kapitel 3). Wie die Handelsströme in<br />

Kapitel 3 zeigen, ist allerdings die Wahrscheinlichkeit einer substantiellen Einschleppung über Importe bei diesen<br />

landwirtschaftlichen Produkten als eher gering anzusehen.<br />

In den folgenden Abbildungen wird dargestellt, welche zusätzlichen Mengen an Rapsprodukten bzw.<br />

Sonnenblumenextraktionsschrot pro Jahr in Österreich benötigt werden bzw. eingesetzt werden könnten.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-6: Fragebogen - Welche Menge an zusätzlichem Rapsschrot können Sie pro Jahr auftreiben?<br />

Häufigkeit Prozent<br />

bis 5.000 t 2 33,3<br />

von 5.001 t bis zu 20.000 t 3 50<br />

von 20.001 t bis zu 50.000 t 1 16,7<br />

Gesamt 6 100<br />

Prozent<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

3 3<br />

b is 5 .0 00 t<br />

5 .00 1 bis 2 0. 0 0 0 t<br />

2 0 .00 1 bis 5 0 .0 0 0 t<br />

Abbildung 4-5: Fragebogen-Welche Menge an zusätzlichem<br />

Rapsschrot können Sie pro Jahr auftreiben?<br />

5 0<br />

1 7<br />

2 der 6 größten landwirtschaftlichen Großhändler nehmen an, dass Sie zusätzlich bis zu 5.000 t an Rapsschrot oder<br />

Rapskuchen pro Jahr auftreiben können <strong>und</strong> 3 Händler halten eine erweiterte Versorgung um 5.001 bis 20.000 t für<br />

möglich. Ein Betrieb schätzt zusätzlich 20.001 bis 50.000 t pro Jahr an Rapsschrot oder Rapskuchen umschlagen zu<br />

können.<br />

Tabelle 4-7: Fragebogen-Welche Menge an zusätzlichem Sonnenblumenschrot können Sie pro Jahr<br />

auftreiben?<br />

Häufigkeit Prozent<br />

bis 5.000 t 2 50<br />

von 5.001 t bis zu 20.000 t 3 33,3<br />

von 20.001 t bis zu 50.000 t 1 16,7<br />

Gesamt 6 100<br />

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Prozent<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

50<br />

bis 5.000 t<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

5.001 bis 20.000 t<br />

20.001 bis 50.000 t<br />

Abbildung 4-6: Fragebogen-Welche Menge an<br />

zusätzlichem Sonnenblumenschrot können Sie pro Jahr auftreiben?<br />

33<br />

17<br />

50 % des Großhandels für landwirtschaftliche Produkte <strong>und</strong> Rohstoffe (das sind 3 von 6 Großhändlern) teilen die<br />

Meinung, dass sie zusätzlich bis zu 5.000 t an Sonnenblumenschrot auftreiben können <strong>und</strong> ebenfalls 2 Händler halten<br />

eine erweiterte Versorgung um 5.001 bis 20.000 t für möglich. Ein Betrieb schätzt zusätzlich 20.001 bis 50.000 t an<br />

Sonnenblumenschrot besorgen zu können.<br />

In Tabelle 4-8 werden die Ergebnisse aus der Umfrage an den Großhandel mit landwirtschaftlichen Produkten <strong>und</strong><br />

Rohstoffen in Österreich <strong>und</strong> Deutschland zusammengefasst. Nach diesen Aussagen könnte theoretisch der gesamte<br />

SES-Bedarf für Österreich in „GVO- freier“ Qualität gedeckt werden. Die Fragebogenergebnisse decken sich mit der<br />

Datenlage betreffend der theoretischen Verfügbarkeit von SES gemäß globaler Erzeugung <strong>und</strong> globalem<br />

Handelsvolumen.<br />

Im Laufe der Recherchen hat sich die Betrachtung des Agrarhandels <strong>und</strong> der Mischfutterindustrie zu „GVO-freien“<br />

Futtermittelausgangserzeugnissen sicherlich verändert. Während anfänglich noch die Meinung vorherrschend war,<br />

dass es unmöglich sei, den österreichischen Bedarf an SES in „GVO-freier“ Qualität aufzutreiben, brachten<br />

Informationen aus seriösen Quellen die Erkenntnis, dass sehr wohl Möglichkeiten <strong>zur</strong> Beschaffung vorhanden sind.<br />

Die Bereitschaft sich mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen ist im Laufe der Bearbeitung dieser Studie<br />

<strong>und</strong> der dahingehenden Kontakte mit den Wirtschaftsbeteiligten spürbar gestiegen.<br />

Die Erhebungen <strong>zur</strong> Studie selbst, die parallel <strong>zur</strong> Studie laufenden Aktivitäten <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von tierischen<br />

Lebensmitteln als „Gentechnikfrei“ <strong>und</strong> die Aktivitäten von Marktbeteiligten, insbesondere Anbietern von zertifizierten<br />

„GVO-freien“ Sojaprodukten, dürften zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik beigetragen haben.<br />

Das Erfordernis der Auseinandersetzung mit Eiweißsubstituten als Nebenprodukte der mit einem rechtlichen Rahmen<br />

vorgegebenen Bio-Spriterzeugung in Europa in den nächsten 3 bis 4 Jahren stellt zweifelsohne eine Herausforderung<br />

<strong>und</strong> auch eine Chance für die Futtermittelwirtschaft <strong>und</strong> Tierernährung in Europa dar, „GVO-freie“ Rohstoffe<br />

verfügbar zu haben <strong>und</strong> die Abhängigkeit von SES-Importen zu vermindern.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-8: Zusammenfassung <strong>zur</strong> Fragebogenauswertung betreffend Verfügbarkeit, des Zeitraumes für die Beschaffung, der Qualität <strong>und</strong> der potentiellen Preisanpassungen<br />

bei Sojaextraktionsschrot (SES) (Stand 28.4.2005)<br />

Produktionsstufe,<br />

Wirtschaftsbeteiligte<br />

1) Futtermittelhändler *<br />

(Österreich)<br />

2.) Ölmühle *<br />

(Deutschland)<br />

3) Kraftfutterwerk *<br />

(Deutschland)<br />

4) Landesproduktenhändler *<br />

(Deutschland)<br />

Ursprungsland des SES<br />

Direkt aus Brasilien<br />

Brasilianische Sojabohne wird in<br />

Deutschland zu SES verarbeitet<br />

Brasilien<br />

Brasilianische Sojabohne wird in<br />

Deutschland zu SES verarbeitet<br />

Direkt aus Brasilien<br />

Direkt aus Brasilien<br />

SES-Kapazität pro Jahr in t<br />

Unbegrenzte Menge<br />

(100.000-300.000 t pro Jahr)<br />

begrenzte Menge <strong>und</strong> begrenzter<br />

Zeitraum<br />

begrenzte Menge<br />

<strong>und</strong> begrenzter Zeitraum<br />

1000-1500 t /Tag x 180 Tage<br />

(Saison) =<br />

max. 270.000 t/ Saison<br />

60.000t sofort<br />

(bis 2006)<br />

ca. 2 Millionen t pro Jahr<br />

Längerfristig durch Kontrakte mit<br />

Genossenschaften in Brasilien<br />

gemeinsam mit drei anderen dt.<br />

Unternehmen<br />

gesamte Jahr über <strong>und</strong><br />

„unbegrenzte“ Menge<br />

Gesamtmenge wird derzeit<br />

nicht gerne offiziell bekannt<br />

gegeben,<br />

aber >>600.000t/Jahr**<br />

Zeitraum für die<br />

Beschaffung des SES<br />

30 Tage per Schiff über<br />

Rotterdam<br />

ganzes Jahr verfügbar<br />

nur von Mai bis Oktober <strong>und</strong><br />

nur eine<br />

begrenzte Menge<br />

verfügbar<br />

nur von Mai bis Oktober <strong>und</strong><br />

eine<br />

begrenzte Menge<br />

nur ein Teil davon für Ö<br />

verfügbar<br />

30 Tage per Schiff<br />

18 Tage Brasilien-Europa<br />

(Brake)<br />

+ 12 Tage Weser Hafen bis<br />

nach Österreich<br />

Ca. 21 Tage per Schiff<br />

1 Monat Lieferzeit<br />

Brasilien –Deutschland (Brake)<br />

Qualität des SES<br />

HARD IP WARE<br />

Preisangaben zu<br />

„GVO-freiem“ SES<br />

8 % Aufpreis<br />

Deckelung bis 20 € pro<br />

Tonne vorstellbar<br />

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* Anonymisierte Angabe <strong>zur</strong> Fragebogenauswertung ** 600.000 t SES: entspricht etwa der österreichischen Importmenge 2003<br />

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4.1.2. Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Beim Ersatz von Sojaextraktionsschrot (SES) durch andere Eiweißpflanzen ist aus der Sicht der Tierernährung eine<br />

Ergänzung mit Aminosäuren <strong>zur</strong> Abdeckung des Bedarfes bei monogastrischen Tieren (Schwein <strong>und</strong> Geflügel) immer<br />

zu berücksichtigen. Eine physiologisch angemessene Fütterung unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist ohne<br />

diese Zusätze in der konventionellen Geflügelwirtschaft <strong>und</strong> Schweineproduktion <strong>und</strong>enkbar.<br />

Zusatzstoffe wie Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Aminosäuren gehören in der konventionellen Tierernährung, unabhängig<br />

davon, ob die Futtermittel industriell oder am Bauernhof hergestellt werden, zu unentbehrlichen <strong>und</strong> essentiellen<br />

Baustoffen. Die meisten dieser Zusatzstoffe müssen nach Österreich importiert werden.<br />

Ein Teil der Zusatzstoffe wird derzeit noch über die chemische Synthese hergestellt. Ein bestimmter Anteil wird aber<br />

bereits mit Hilfe biotechnologischer Verfahren produziert, wobei auch gentechnisch veränderte Mikroorganismen <strong>zur</strong><br />

Verwendung kommen können. In diesem Zusammenhang wird auf den Begriff „Weiße Biotechnologie“, welche in<br />

Zukunft einen immer größer werdenden Teil der Zusatzstoffproduktion ausmachen wird, verwiesen. Sie findet im<br />

Gegensatz <strong>zur</strong> „Grünen Gentechnik“ in einem geschlossenen System statt. Im Endprodukt ist weder DNA noch<br />

anderes Material vom genveränderten Organismus nachweisbar. Dieser Begriff soll genau wie die Bezeichnungen<br />

„rote“ <strong>und</strong> „grüne“ Biotechnologie lediglich als eine grobe Orientierungshilfe für ihre Einsatzgebiete dienen. In diesem<br />

Sinne bezieht sich die „Weiße Biotechnologie“ auf den Einsatz biotechnischer Verfahren in der Industrie.<br />

Die „Weiße Biotechnologie“ stellt einen kontrollierten Einsatz von biotechnologischen Verfahren in geschlossenen<br />

industriellen Anlagen dar. Für die Arbeit in geschlossenen Systemen der Labors <strong>und</strong> Industrieanlagen gelten schon<br />

seit vielen Jahren sehr hohe Sicherheitsstandards gemäß EU- <strong>und</strong> österreichischem Gentechnikrecht.<br />

Ohne eine Wertung vornehmen zu wollen sei KÜNAST (2005) zitiert, wonach Vorteile dieses Verfahrens ein erheblicher<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Ressourcenschonung, Reduktion der Umweltbelastung vieler Herstellungsprozesse wie Leder, Textil <strong>und</strong><br />

Papier, industrielle Produktion neuer Stoffe <strong>und</strong> die nachhaltige Verbesserung existierender Produktionsverfahren,<br />

Nutzung nachwachsender Rohstoffe, Kreislaufoptimierung <strong>und</strong> die Beschränkung auf ein geschlossenes System, sind.<br />

Zu den bekanntesten Produkten der „Weißen Biotechnologie“ gehören Feinchemikalien, Vitamine, Pharmazeutika<br />

(z.B. Antibiotika), Pestizide, Polymere, Treibstoffe (Biokraftstoffe), Futtermittelzusatzstoffe, Hilfsstoffe für<br />

verarbeitende Industrien wie Enzyme (z.B. Waschmittel) sowie für die Textil- <strong>und</strong> Papierverarbeitung.<br />

Nach Einschätzungen von Experten werden folgende für die Fütterung relevante Zusatzstoffe bereits in sehr großem<br />

Umfang bzw. teilweise sogar gänzlich über die „weiße Biotechnologie“ bzw. „Gentechnik“ hergestellt: Vitamin B2 <strong>und</strong><br />

B12, Vitamin C, die Aminosäuren Lysin, Threonin <strong>und</strong> Tryptophan, sowie Zitronensäure <strong>und</strong> Enzyme wie Phytase.<br />

Während die Aminosäure Methionin noch ausschließlich synthetisch-technisch aus Acrolein, Blausäure <strong>und</strong><br />

Methylmerkaptan ohne Einsatz von gentechnisch veränderten Mikroorganismen produziert wird, werden die<br />

essentiellen Aminosäuren Lysin, Threonin <strong>und</strong> Tryptophan schon zu über 95% aus GVM (genetisch veränderte<br />

Mikroorganismen) durch Biofermentation hergestellt. Die Rohstoffversorgung für die Methioninherstellung ist bis<br />

2010 gesichert.<br />

Alle derzeit als Probiotika zugelassenen Mikroorganismen sind „GVO-frei“ (nicht gentechnisch verändert) <strong>und</strong> können<br />

sowohl nach VO(EG) 1829/2003, als auch nach Codex ohne zusätzliche Kennzeichnung in Verkehr gebracht werden.<br />

Obige Aussagen beziehen sich auf die derzeitige Situation <strong>und</strong> letzten Stand der Technik, eine längerfristige<br />

Voraussage über 5 Jahre kann zum derzeitigen Zeitpunkt nur relativ schwer gemacht werden. Die Entwicklung der<br />

Produktion von Futterzusatzstoffen wie Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Aminosäuren scheint mit der Begründung von KÜNAST<br />

(2005) in Richtung Biofermentation aus GVM, wo technisch möglich, zu gehen (siehe oben).<br />

Lysin spielt ganz besonders in der Schweinefütterung eine große Rolle, da es hier die erstlimitierende Aminosäure<br />

darstellt. Ohne Lysin-Zusatz ist beim Schwein in der konventionellen Tierhaltungspraxis mit einschneidenden<br />

wirtschaftlichen Einbußen im Wachstum <strong>und</strong> Fleischansatz zu rechnen (siehe Kapitel 4.1.2.2. Mangelerscheinungen<br />

von Aminosäuren).<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 70 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-9: Übersicht über importierte Aminosäuremengen nach Österreich <strong>und</strong> derzeitiger Anteil von<br />

„mit“ <strong>und</strong> „ohne GVM“ in den Produktionsprozessen<br />

Aminosäuren<br />

Methionin<br />

Lysin<br />

Threonin<br />

Tryptophan<br />

Menge in Tonnen /Jahr<br />

(importiert)<br />

2004: ca. 1300 t<br />

2003: 906 t<br />

2002: 1370 t<br />

2001: 1380 t<br />

2004: 4808 t<br />

2003: 4960 t<br />

2002: 4900 t<br />

2004: ca. 400 t<br />

2003: ca. 400 t<br />

2003: ca. 400 t<br />

2004: ca. 15-20 t<br />

2003: ca. 15-20 t<br />

2002: ca. 15-20 t<br />

Quelle: Statistisches Zentralamt <strong>und</strong> persönliche Auskünfte der Industrie<br />

Herstellung ohne GVM<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

in %<br />

(geschätzt)<br />

100%<br />

0-5%<br />

„gentechnikfreie“ Produktion<br />

kann nicht mehr garantiert<br />

werden*<br />

0-5%<br />

„gentechnikfreie“ Produktion<br />

kann nicht mehr garantiert<br />

werden*<br />

0-5%<br />

„gentechnikfreie“ Produktion<br />

kann nicht mehr garantiert<br />

werden*<br />

Herstellung mit GVM<br />

in %<br />

(geschätzt)<br />

0%<br />

95-100%<br />

95-100%<br />

95-100%<br />

* Garantien mittels Zertifikaten aus Drittländern, welche nicht bzw. kaum überprüfbar sind, wurden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Bei der Versorgung mit Vitaminen gibt es bei Vitamin B2 <strong>und</strong> B12 schon jetzt einen ernsthaften Versorgungsengpass<br />

für die Anforderungen des Codex <strong>und</strong> für den Biolandbau. Laut DATENBANK INFOXGEN wurde für 2005 nur noch von<br />

einem Händler in Österreich ein Zertifikat für gentechnikfreie Herstellung für Vitamin B2 vorgelegt, jedoch ohne<br />

Mengenangabe. Aus den aktuellen Recherchen, im Zuge dieser Studie, wird derzeit kein Vitamin B2 mehr über<br />

chemische Synthese hergestellt. Daher muss angenommen werden, dass es sich um sehr geringe Mengen oder<br />

Restbestände handelt, die im Biolandbau zum Einsatz kommen. Genauere Angaben zu Menge <strong>und</strong> Herkunft oder<br />

schriftliche Stellungnahmen von den Herstellern selbst waren dazu nicht zu erhalten. Die Angaben über „ohne GVM“<br />

hergestelltes Vitamin B12 waren sehr unterschiedlich <strong>und</strong> teils widersprüchlich. Auch die Problematik hinsichtlich von<br />

Zertifikaten bestimmter Ursprungsländer, wo eine Überprüfung der Herstellungsprozesse nicht oder kaum möglich ist,<br />

soll hier angesprochen werden <strong>und</strong> wurde bereits in einer anderen Studie erwähnt (vgl. BROLL, 2004, 42). Derartige<br />

Zertifikate bzw. Zusicherungserklärungen können nur formal geprüft werden. Mittels gängiger Analytik kann der<br />

durch Ultrafiltration entfernte gentechnisch veränderte Mikroorganismus im Endprodukt nicht mehr nachgewiesen<br />

werden. Ohne definitive Angaben zu den modifizierten Stellen an der DNA kann auch ein genveränderter<br />

Mikroorganismus nicht als solcher erkannt werden.<br />

Für Vitamin C (Ascorbinsäure) gibt es derzeit noch keinen Versorgungsengpass für den Codex <strong>und</strong> Biolandbau,<br />

obwohl bereits ein beträchtlicher Anteil (geschätzte 50%) durch Biofermentation hergestellt wird, zwar ohne GVO,<br />

aber mit Substraten, die aus GVO hergestellt wurden (vgl. BROLL, 2004, 34).<br />

Die in Österreich hergestellte Menge Zitronensäure beträgt im Schnitt 160.000 Tonnen pro Jahr. Weder der<br />

eingesetzte Mikroorganismus noch die dazu verwendeten Rohstoffe sind gentechnisch verändert. Zitronensäure,<br />

hergestellt ohne GVM, ist somit in ausreichender Menge vorhanden.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-10: Geschätzter Vitaminbedarf in Tonnen pro Jahr für den gesamten Tierernährungsbereich<br />

in Österreich<br />

Vitamine<br />

<strong>und</strong> vitaminähnliche Substanzen<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Menge in Tonnen<br />

Vitamin A 500 ca. 40-80 t<br />

Vitamin B1 (Thiamin) 7 t<br />

Vitamin B2, 80% (Riboflavin, Lactoflavin) 13-15 t<br />

Vitamin B3 (Niacin) 80 t<br />

Vitamin B5 98% (Calciumpanthothenat) 30-32 t<br />

Vitamin B6 98% (Pyridoxin) 10-13 t<br />

Vitamin B12, 0,1% (Cobalamin) 57-60 t<br />

Vitamin C (Ascorbinsäure) 60 t<br />

Vitamin D3 500 (Calciferol) 7-10 t<br />

Vitamin E 50 (Tocopherol) 800-1000 t<br />

Vitamin H 2% (Biotin) 11-15 t<br />

Vitamin K1 5% 50-75 kg (Kilogramm)<br />

Vitamin K3 50MSB 7 t<br />

Folsäure 2,5 t<br />

Cholinchlorid, 50%, 60% 1300 t<br />

Betain 15 t<br />

Eine Versorgungssicherheit mit den Vitaminen B2 <strong>und</strong> B12, ohne Einsatz von GVM, ist aufgr<strong>und</strong> des festgestellten<br />

Bedarfs in Tabelle 4-10 <strong>und</strong> der dargestellten Situation in Tabelle 4-11 nicht gegeben.<br />

Mit welchen Auswirkungen auf die Nutztierproduktion beim Fehlen/Mangel obiger Stoffe im Futter zu rechnen ist,<br />

wird im nächsten Unterkapitel bearbeitet.<br />

4.1.2.1. Mangelerscheinungen von Vitamin B2 <strong>und</strong> B12 bei Monogastriern<br />

• Vitamin B 2 (Riboflavin, Lactoflavin)<br />

Während beim Wiederkäuer keine Versorgungsprobleme für Vitamin B2 bekannt sind, sind für Geflügel <strong>und</strong> Schwein<br />

Zusätze von Vitamin B2 notwendig, da diese kein Vitamin B2 synthetisieren können. Bei wachsenden Hühnern ist die<br />

Verwertung der enteral gebildeten B-Vitamine <strong>zur</strong> Deckung des Bedarfs nur in geringem Maße möglich (vgl. Heider,<br />

1992, 492).<br />

Für Geflügel werden folgende Mangelerscheinungen in der Literatur angegeben:<br />

• trockene Haut <strong>und</strong> Farbverlust des Gefieders<br />

• Fettlebersyndrom<br />

• Lähmungserscheinungen durch degenerative Veränderungen an die Extremitäten versorgende Nervenfasern<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

• Wachstumsstörungen <strong>und</strong> verkürzte Gliedmaßen (Mikromelie)<br />

• Erhöhte Embryonensterblichkeit<br />

• Verminderung der Legeleistung bis Sistieren der Legetätigkeit<br />

Weitere unspezifische Symptome als Folge von Vitamin B2-Mangel sind Leistungsrückgang <strong>und</strong> eine Verschlechterung<br />

der Futterverwertung sowie eine typische „Faustbildung der Zehen“ durch Zehenverkrümmungen(vgl. Heider, 1992,<br />

423ff; vgl. Leeson, et al., 1979 b; Tabelle 57.15, vgl. Leeson, et al. , 1979 a;).<br />

Tabelle 4-11: Einschätzung der derzeitigen Situation, der mittelfristigen <strong>und</strong> langfristigen Verfügbarkeit<br />

von Vitaminen, die chemisch-synthetisch oder aus GVM hergestellt werden:<br />

Vitamine<br />

Vitamin A<br />

Vitamin B1<br />

Thiamin<br />

Vitamin B2<br />

Riboflavin, Lactoflavin<br />

Vitamin B6<br />

Pyridoxin<br />

Vitamin B12<br />

Cobalamin<br />

Vitamin C<br />

Ascorbinsäure<br />

Verfügbarkeit von Vitaminen ohne Anwendung von GVM<br />

derzeit/ kurzfristig<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

mittelfristig<br />

langfristig<br />

Chem-synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Chem-synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Fast <strong>zur</strong> Gänze<br />

mit GVM hergestellt<br />

Mit GVM<br />

Mit GVM<br />

Chem-synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Zum Großteil<br />

mit GVM*<br />

chem-synth.<br />

Nährlösung stammt<br />

aus nicht gesicherter<br />

Herkunft*<br />

Mit GVM<br />

Mit GVM<br />

Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Vitamin D2 Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Vitamin D3 (Calciferol) Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Vitamin E (Tocopherol) Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Vitamin K1 Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Vitamin K3 Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Beta Carotin Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Betain Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Vitamin H (Biotin) Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Calcium-Panthothenat Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Cholinchlorid Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Folsäure Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Inosit Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

L-Carnitin Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Nicotinsäure Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Nicotinsäureamid Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

p-Aminobenzoesäure Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

Taurin Chem synth Tendenz zu GVM Tendenz zu GVM<br />

*Hier waren nur sehr unterschiedliche, bedeckte oder teils auch widersprüchliche Angaben oder<br />

Auskünfte durch Lieferanten <strong>und</strong>/oder Hersteller bezüglich gentechnikfreie Herstellung zu erhalten.<br />

Beim Schwein führt Vitamin B2-Mangel zu Leistungsminderungen, wie etwa schlechterer Futterverwertung <strong>und</strong><br />

geringeren Tagesgewichtszunahmen, Hautveränderungen, Sehstörungen <strong>und</strong> nervösen Erscheinungen. Länger<br />

Seite 73 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

anhaltender, erheblicher Vitamin B2-Mangel führt bei Sauen zum Ausbleiben der Rausche, bei tragenden Tieren zu<br />

Mumifikationen der Föten <strong>und</strong> Totgeburten (Eich, 1985, 269).<br />

Da ohne GVM hergestelltes Vitamin B2 nicht mehr produziert wird, wäre es vom wirtschaftlichen <strong>und</strong> auch<br />

tierschützerischen Standpunkt aus in der konventionellen Tierhaltung nicht zu verantworten, Geflügel- oder<br />

Schweinerationen ohne Vitamin B2-Zusatz herzustellen. Während trockene Haut <strong>und</strong> Farbverlust des Gefieders von<br />

nebensächlicher Bedeutung sind, müssen das Fettlebersyndrom, Lähmungen <strong>und</strong> Faustbildungen der Zehen als<br />

hochgradig pathogen angesehen werden. Sehstörungen wurden ebenfalls beobachtet.<br />

Sehstörungen, Lähmungserscheinungen <strong>und</strong> Zehenmissbildungen führen früher oder später zu partieller oder<br />

vollständiger Immobilität mit allen damit verb<strong>und</strong>enen dramatischen Folgen.<br />

• Vitamin B 12 (Cobalamin)<br />

Allgemein typische Mangelerscheinungen von Vitamin B12 zeigen sich in allgemeinen Wachstumshemmungen,<br />

perniziöser Anämie (Blutarmut), funikulärer Myelose (Nervenschädigungen), Schädigungen der Schleimhäute,<br />

Folsäuremangel, Hautschäden (z.B. beim Ferkel struppiges Fell), vergrößerten, unreifen Erythrocyten <strong>und</strong> in einer<br />

gestörten DNA-Synthese in der Zelle.<br />

Heider (1992) berichtet beim Geflügel von gehemmter Embryonalentwicklung, Wachstumshemmungen vor allem in<br />

Phasen schnellen Körperwachstums, Mikromelie (Gliedmaßenverkürzungen), Lebernekrosen <strong>und</strong> Degeneration der<br />

Muskulatur.<br />

Beim Schwein verursacht ein Vitamin B12-Mangel zusätzlich einen gestörten Eiweißansatz <strong>und</strong> ein eingeschränktes<br />

Wachstum. Es treten Störungen bei der Bildung von roten Blutkörperchen auf, weiters auch Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen.<br />

Graues Haarkleid <strong>und</strong> Entzündungen der Haut sind weitere Folgen des Vitamin B12-Mangels (Eich, 1985, 271).<br />

4.1.2.2. Mangelerscheinungen durch fehlende Aminosäuren (AS)<br />

Das Wachstum des Organismus setzt immer eine Eiweißsynthese voraus. Die dazu benötigten essentiellen <strong>und</strong> nicht<br />

essentiellen Aminosäuren werden hierbei entsprechend ihrer genetisch festgelegten Sequenz aneinander gereiht.<br />

Wird bei der Verlängerung der Eiweißkette eine AS benötigt, die am Ort der Synthese nicht vorhanden ist, kommt die<br />

Eiweißsynthese zunächst zum Stillstand. Handelt es sich dabei um eine nicht essentielle AS, kann der Körper diese<br />

über die Eigensynthese <strong>zur</strong> Verfügung stellen. Fehlt jedoch eine essentielle AS, „limitiert“ diese AS die<br />

Proteinsynthese.<br />

Die limitierende Aminosäure muss also über das Futter in ausreichender Menge <strong>zur</strong> Verfügung gestellt werden. Bei<br />

Bedarfsermittlung unterteilt man genauer in erst-, zweit- <strong>und</strong> nächstlimitierende AS. In Rationen für Geflügel sind im<br />

Allgemeinen die schwefelhältigen AS Methionin <strong>und</strong> Cystein erstlimitierend, in Rationen für Schweine das Lysin. Ein<br />

ausreichender Gehalt an diesen AS im Futter entscheidet also darüber, ob auch die anderen AS in effizienter Weise<br />

<strong>zur</strong> Eiweißsynthese (=Muskelansatz, Wachstum, Gewichtszunahme) verwertet werden.<br />

Dieses Prinzip wird durch das „Liebig´sche Faß“ illustriert, wobei der Füllungsgrad des Fasses das<br />

Proteinsynthesevermögen des Tieres darstellt. Die kürzeste Daube „limitiert“ das Fassungsvermögen des Fasses.<br />

Durch Verlängerung der kürzesten Daube steigt das Fassungsvermögen bis <strong>zur</strong> Höhe der ursprünglich<br />

„zweitlimitierenden“ Daube. Der wichtigste Faktor für die Ausnützung des Futterproteins für eine bestimmte Leistung<br />

ist die Ausgewogenheit der in ihm enthaltenen AS im Vergleich zum physiologischen Bedarf (Häffner et al.,1998,<br />

20f). Dies bedeutet, dass eine physiologisch ausgeglichene Tierernährung in der konventionellen Tierhaltung, unter<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> zumutbaren Bedingungen, auf eine Zugabe von essentiellen Aminosäuren in der Ration<br />

angewiesen ist.<br />

Mittlerweile werden L-Lysin, L-Threonin <strong>und</strong> auch L-Tryptophan für die Futterindustrie nahezu vollständig über<br />

Biofermentation hergestellt.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Seite 74 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Die moderne Biotechnologie eröffnet neue Zugänge für weitere Verbesserungen im Produktionsprozess von bereits<br />

vorhandenen Aminosäuren, <strong>und</strong> die Herstellung von weiteren AS, die für die Tierernährung essentiell sind. Sämtliche<br />

im Handel verfügbaren Aminosäuren <strong>und</strong> ihre Analoge sind durch die Richtlinie des Rates 82/471 EWG, weitere<br />

Änderungen dieser Richtlinie <strong>und</strong> neuerdings auch durch die VO (EG) 1831/2003 geregelt (vgl. Pack et al.,<br />

2002,16ff).<br />

Lysin stellt beim Schwein die erstlimitierende Aminosäure dar <strong>und</strong> hat somit direkten Einfluss auf das Wachstum.<br />

Der Gehalt muss gemäß Futtermittelverordnung in Allein- <strong>und</strong> Ergänzungsfuttermitteln für Schweine obligatorisch<br />

beim Inverkehrbringen angegeben werden (außer bei Melasse- <strong>und</strong> Mineralergänzungsfuttermittel). Ein Mangel an<br />

Lysin kann durch Erhöhung der pflanzlichen, eiweißreichen Futtermittel in der Ration ausgeglichen werden. Höhere<br />

Proteinanteile in der Ration beeinträchtigen die Futterverwertung <strong>und</strong> erzeugen mehr Gülle, die ihrerseits wiederum<br />

eine Umweltbelastung darstellt. Die gezielte Beimischung von Aminosäuren ins Futter stellt neben der Ökonomie<br />

einen wichtigen Faktor für die Tierges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ökologie dar (geringere Stickstoffausscheidung).<br />

Methionin ist beim Geflügel die erstlimitierende Aminosäure <strong>und</strong> sein Gehalt muss auf allen Allein- <strong>und</strong><br />

Ergänzungsfuttermitteln für Geflügel verpflichtend angegeben werden, sobald das Futtermittel in Verkehr gesetzt<br />

wird. Im Hinblick auf GVO spielt Methionin zwar keine Rolle, da es derzeit <strong>und</strong> auch in den nächsten 6-7 Jahren<br />

gemäß Angaben in der Recherche ausschließlich chemisch-synthetisch hergestellt wird.<br />

Threonin spielt für das Wachstum, den Harnsäurestoffwechsel <strong>und</strong> für das Immunsystem, den Proteinstoffwechsel<br />

<strong>und</strong> bei Enzym- <strong>und</strong> Hormonbildung eine wichtige Rolle. Threonin-Mangel führt zu Leberverfettung,<br />

Ermüdungserscheinungen, Appetitlosigkeit <strong>und</strong> Gewichtsverlust.<br />

Mangelerscheinungen treten jedoch bei ausreichender Eiweißversorgung nur äußerst selten auf. In der Tierernährung<br />

wird Threonin vor allem im Schweine- <strong>und</strong> Putenbereich eingesetzt, <strong>zur</strong> Zeit jedoch nur in geringen Mengen, da<br />

aufgr<strong>und</strong> der hohen Kosten <strong>und</strong> des relativ hohen nativen Gehalts in den Eiweißpflanzen, der Einsatz vielen<br />

Landwirten wirtschaftlich nicht rentabel erscheint.<br />

Tryptophan ist ein Baustein bei der Proteinsynthese <strong>und</strong> für den Leberstoffwechsel, <strong>und</strong> kann in Niacin übergeführt<br />

werden. Niacinmängel treten erst bei Tryptophan armer Ernährung auf <strong>und</strong> es zeigen sich Symptome wie Haut- <strong>und</strong><br />

Schleimhautveränderungen, sowie auch nervale Störungen. Bei maisreichen Rationen, die in Österreich sehr<br />

gebräuchlich sind, kann Tryptophan ins Minimum geraten. Mangelerscheinungen treten jedoch auch bei Tryptophan<br />

nur äußerst selten auf.<br />

Bei abschließender Betrachtung der Versorgung bestimmter Zusatzstoffe (Vitamin B2 <strong>und</strong> B12) <strong>und</strong> Aminosäuren<br />

(Lysin, Threonin, Tryptophan) stellt sich die Sachlage so dar, dass die Anforderungen des Codex hinsichtlich der<br />

„GVO-Freiheit“ in den Herstellungsprozessen, das heißt ohne GVM, nicht oder kaum erfüllt werden. Für die Spezies<br />

Schweine <strong>und</strong> Geflügel in der konventionellen Tierernährung <strong>und</strong> Tierhaltung ist der Zusatz dieser Vitamine <strong>und</strong><br />

Aminosäuren als unbedingt notwendig zu erachten.<br />

Während sich die Problematik insbesondere bei den Vitaminen B 2 <strong>und</strong> B 12 generell bei Monogastriern stellt, erhält<br />

die Frage der Aminosäurenergänzung vor allem beim Einsatz von Sojabohnensubstituten einen besonderen<br />

Stellenwert.<br />

Der Einsatz von Nebenprodukten der Biospriterzeugung (Raps-, Rübsen-, Mais-, Getreideexpeller) erfordert jedenfalls<br />

den angemessenen Einsatz von Aminosäuren als Zusatzstoffe <strong>zur</strong> Futterration bei Monogastriern in der<br />

konventionellen Tierhaltung.<br />

Beim Rind könnten die Anforderungen des Codex hinsichtlich Zusatzstoffe erfüllt werden, da Wiederkäuer nicht auf<br />

die Zufuhr dieser Zusatzstoffe angewiesen sind. Der Einsatz von Vitamin B2 <strong>und</strong> B12 sowie Aminosäuren ist beim<br />

Rind nicht zwingend erforderlich.<br />

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Seite 75 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-12: Abschätzung der derzeitigen, mittelfristigen <strong>und</strong> langfristigen Verfügbarkeit von „GVO-freien“<br />

Rohstoffen oder Futtermittel-Ausgangserzeugnissen (v.a. SES, Mais, Raps) in Österreich<br />

Futtermittel-<br />

Ausgangserzeugnisse<br />

Derzeit bis<br />

kurzfristig<br />

SES, Sojabohnen 5% „GVO-frei“<br />

95% GVO<br />

Mais 100% „GVO-frei“<br />

aus Österreich <strong>und</strong><br />

weitreichend aus<br />

der EU<br />

Raps 100% „GVO-frei“<br />

aus der EU<br />

mittelfristig<br />

(3 bis 5 Jahre)<br />

Unter bestimmten<br />

Voraussetzungen<br />

ist die Erhöhung<br />

vom „GVO-freiem“<br />

Anteil bis <strong>zur</strong><br />

Volldeckung mit<br />

„GVO-freiem“ SES<br />

möglich.<br />

Gemäß Strategie<br />

<strong>zur</strong> Koexistenz in<br />

Österreich „GVOfrei“.<br />

Gemäß Strategie<br />

<strong>zur</strong> Koexistenz in<br />

Österreich „GVOfrei“.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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langfristig<br />

(über 5 Jahre)<br />

Unter bestimmten<br />

Voraussetzungen<br />

ist die Erhöhung<br />

vom „GVO-freiem“<br />

Anteil bis <strong>zur</strong><br />

Volldeckung mit<br />

„GVO-freiem“ SES<br />

möglich.<br />

Bei Beibehaltung<br />

der aktuellen<br />

Strategie in<br />

Österreich hoher<br />

Anteil an „GVOfreier“<br />

Produktion<br />

wahrscheinlich.<br />

Bei Beibehaltung<br />

der aktuellen<br />

Strategie in<br />

Österreich hoher<br />

Anteil an „GVOfreier“<br />

Produktion<br />

wahrscheinlich.<br />

Bemerkungen<br />

Siehe auch in<br />

Kapitel 3<br />

Siehe auch in<br />

Kapitel 3<br />

Siehe auch in<br />

Kapitel 3<br />

Seite 76 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-13: Abschätzung der derzeitigen, mittelfristigen <strong>und</strong> langfristigen Verfügbarkeit von „GVOfrei“<br />

oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> hergestellten Zusatzstoffen (wie Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Mikroorganismen,<br />

sowie Aminosäuren) in Österreich<br />

Zusatzstoffe Derzeit bis<br />

kurzfristig<br />

Vitamine A, D, E großteils<br />

noch Herstellung<br />

ohne GVM.<br />

Vit. B2/Vit. B12 <strong>zur</strong><br />

Gänze/zum Großteil<br />

aus GVM,<br />

Vit. C zu ca. <strong>zur</strong><br />

Hälfte aus GVO<br />

(Substrat).<br />

Enzyme Zum Großteil noch<br />

Herstellung ohne<br />

GVM.<br />

Phytasen sind<br />

bereits zum<br />

Großteil/<strong>zur</strong> Gänze<br />

aus GVM<br />

hergestellt.<br />

Mikroorganismen<br />

(Probiotika)<br />

Ohne GVM<br />

hergestellt<br />

Methionin Ohne GVM<br />

hergestellt<br />

Lysin Zu 95-100 %<br />

aus GVM<br />

Threonin Zu 95-100%<br />

aus GVM<br />

Tryptophan Zu 95-100%<br />

aus GVM<br />

mittelfristig<br />

(3 bis 5 Jahre)<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

Ohne GVM<br />

hergestellt<br />

Ohne GVM<br />

hergestellt<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

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langfristig<br />

(über 5 Jahre)<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

Ohne GVM<br />

hergestellt<br />

Ohne GVM<br />

hergestellt<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

GVM-freier Anteil<br />

sinkend<br />

Bemerkungen<br />

Tendenz geht<br />

deutlich <strong>zur</strong><br />

Herstellung mit<br />

GVM;<br />

Zertifikate aus<br />

Drittländern<br />

wurden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Tendenz geht<br />

deutlich <strong>zur</strong><br />

Herstellung mit<br />

GVM;<br />

Zertifikate aus<br />

Drittländern<br />

wurden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

alle nach VO(EU)<br />

1831/2003<br />

zugelassenen<br />

Mikroorganismen<br />

sind keine GVM<br />

Wird zu 100% aus<br />

chem.-techn.<br />

Verfahren<br />

hergestellt.<br />

Rohstoffe bis 2010<br />

gesichert.<br />

Zertifikate aus<br />

Drittländern<br />

wurden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Zertifikate aus<br />

Drittländern<br />

wurden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Zertifikate aus<br />

Drittländern<br />

wurden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

4.2. Einsatz von Substituten von Sojaextraktionsschrot (SES) in der Fütterung<br />

SES mit einer GVO-Verunreinigung unter 0,9 % (von in der EU zugelassenen GVO) bzw. 0,5 % (für von der EFSA<br />

befristet freigegebene GVO) war in Europa bis vor kurzer Zeit Mangelware bzw. schwer aufzutreiben. Zuletzt treten<br />

Anbieter für „GVO-freien“ SES aktiv auf <strong>und</strong> bieten zertifizierte Ware in großen Mengen an.<br />

„GVO-freie“, eiweißreiche Rohstoffe, erzeugt in Europa, können als Alternative zu SES in Betracht gezogen werden.<br />

Dafür kommen Produkte aus der Öl- <strong>und</strong> Stärkegewinnung, sowie verstärkt aus der Biospriterzeugung, aus Getreide,<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Raps, Sonnenblumen etc. <strong>und</strong> Leguminosen als heimische Eiweißpflanzen sowie Kartoffeleiweiß, Milch <strong>und</strong> Hefe in<br />

Frage. Das vor einigen Jahren noch verwendete Tiermehl bzw. Fleischknochenmehl, kann aus gesetzlichen Gründen<br />

bekanntermaßen in der Fütterung nicht verwendet werden.<br />

Neben dem 100 % igen Ersatz des derzeit verwendeten als GVO gekennzeichneten SES durch „GVO-freien“ SES,<br />

wurde auch eine Substitution mit alternativen Eiweißträgern in Betracht gezogen. Dazu wurden umfangreiche<br />

Literaturrecherchen mit dem Ziel angestellt, gleichwertigen Ersatz für die Ernährung der wichtigsten Nutztiere (Rind,<br />

Schwein, Geflügel) ausfindig zu machen.<br />

Alle Körnerleguminosen (Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen) aber auch Raps beinhalten spezielle Stoffe (Alkaloide,<br />

Glykoside u.ä.) <strong>und</strong> sind daher in der Fütterung monogastrischer Tiere (Schwein, Geflügel) nur bedingt einsetzbar.<br />

Sie können daher in den meisten Rationen aus ernährungsphysiologischen Gründen nur zu einer gewissen<br />

Einmischrate eingesetzt werden <strong>und</strong> SES daher nur teilweise ersetzen.<br />

Bei den Recherchen zu den Substitutionsmöglichkeiten, eine der Zentralfragen dieser Studie, wurden ca. 100<br />

Fütterungsstudien vorwiegend von Universitäten <strong>und</strong> Instituten aus dem mitteleuropäischen Raum (v.a. aus<br />

Österreich, aber auch aus Deutschland, Schweiz <strong>und</strong> Tschechien) herangezogen, damit ähnliche<br />

Produktionsbedingungen (Boden, Klima, Haltung) berücksichtigt werden können. Für die Bewertung von<br />

Trockenschlempe, auch als DDGS bezeichnet, wurden amerikanische Studien <strong>und</strong> ein Artikel von Chudaske (2005) im<br />

Feed Magazine 6/05 herangezogen. In den letzten 20 Jahren wurden an der Universität für Bodenkultur in Wien<br />

zahlreiche Studien, die sich mit teilweisem <strong>und</strong>/oder vollständigem Ersatz von SES beschäftigt haben, um den<br />

heimischen Anbau von Eiweißalternativen zu fördern, sowie um den (multifaktoriellen) Preisschwankungen des SES<br />

am Weltmarkt nicht mehr vollständig ausgeliefert zu sein, durchgeführt. Mit dem Tiermehlverbot, das in Österreich<br />

seit 1990 für Wiederkäuer <strong>und</strong> seit 2000 auch für monogastrische Nutztiere gilt, ergaben sich für den Einsatz von<br />

SES-Ersatzprodukten weitere Engpässe, nicht nur in der Eiweißversorgung, sondern auch bei der<br />

Aminosäurenversorgung.<br />

Die für Österreich möglichen Alternativen wurden nach den Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel) <strong>und</strong> Tierkategorien<br />

(Milchvieh, Mastrind, Mastschwein, Ferkel, Zuchtsau, Legehennen <strong>und</strong> Mastgeflügel) gegliedert. Innerhalb der<br />

Tiergruppen wurde nach Pflanzenarten geordnet <strong>und</strong> darin die fütterungs- <strong>und</strong> leistungsspezifischen Möglichkeiten<br />

für die einzelnen Tierarten genauer betrachtet. Bei Rindern müssen wegen der unterschiedlichen Gr<strong>und</strong>futterbasis die<br />

speziellen Unterschiede der Grünland- <strong>und</strong> Ackerbaugebiete sowie vor allem das Leistungsniveau berücksichtigt<br />

werden, da von diesen Faktoren der Eiweiß- <strong>und</strong> Aminosäurenbedarf abhängt. Bei Substitutionsstudien ist jedenfalls<br />

das Niveau der Leistung zu betrachten. Manche Alternativen sind zwar im niederen bis mittleren Leistungsbereich<br />

möglich, können jedoch im höheren Leistungsbereich keine ausreichenden wirtschaftlichen Erfolge bringen <strong>und</strong> sind<br />

häufig physiologisch bedenklich. So sind zum Beispiel in der Schweinemast durchschnittliche Tageszunahmen von<br />

650-700g zu gering. Tageszunahmen von 800g-850g sind notwendig um am Markt wettbewerbsfähig bleiben zu<br />

können; Spitzenleistungen liegen bei 900g <strong>und</strong> mehr.<br />

In den herangezogenen Studien werden für die jeweilige Tierart die entsprechend benötigte Menge an SES durch<br />

Alternativpflanzen isoproteinogen, isoaminogen, aber auch isoenergetisch ersetzt.<br />

Als erste Alternative für den ausländischen SES bietet sich die heimische Sojabohne an, die in Österreich angebaut<br />

<strong>und</strong> physikalisch (thermisch) weiter behandelt werden müsste, um die Trypsininhibitoren abzubauen.<br />

Von den in Österreich derzeit geernteten ca. 44.000 t Sojabohnen werden ca. 26.000 t in der heimischen<br />

Futterindustrie <strong>und</strong> hier vor allem in der Biofuttermittelerzeugung verwendet. Eine Ausweitung des Anbaus ist bis zu<br />

einem gewissen Umfang zwar möglich, aufgr<strong>und</strong> der agronomischen Voraussetzungen aber unwahrscheinlich.<br />

Als nächste der „GVO-freien“ Alternativen werden in Österreich vorkommende Öl- <strong>und</strong> Hülsenfrüchte betrachtet,<br />

wovon im Speziellen auf Raps, Sonnenblume, Ackerbohne, Futtererbse <strong>und</strong> Lupine für jede Tierart einzeln genauer<br />

eingegangen werden soll.<br />

Zwei weitere Alternativen werden möglicherweise in den nächsten Jahren zusätzlich in größerer Menge als<br />

Futtermittel <strong>zur</strong> Verfügung stehen. Ca. 170.000 t DDGS ab 2007 fällt aus der Getreidedestillation für die<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Bioethanolerzeugung an <strong>und</strong> Rapskuchen (= Rapsexpeller) aus der Biodieselerzeugung. Rapsexpeller eignet sich für<br />

die Hühner-, Schweine- <strong>und</strong> Rindermast, während Trockenschlempe für alle Nutztierarten hervorragend geeignet zu<br />

sein scheint (vgl. Shurson, s.a.). Laut Chudaske (2005) stellt die getrocknete Getreideschlempe insgesamt eine<br />

interessante Komponente für Rinder (auch Hochleistungskühe) dar. Da DDGS in der Rationsberechnung neben<br />

Proteinträgern auch Getreide verdrängt, können insbesondere stärkereiche Rationen, welche eine hohe<br />

Azidosegefahr bergen, „entschärft“ werden. Auch in der Fütterung von Monogastrier ist der Einsatz von DDGS, wenn<br />

Einsatzraten von 5-10% nicht überschritten werden, durchaus empfehlenswert. In den USA gehen <strong>zur</strong>zeit 85% der<br />

DDGS in die Rinderfütterung, 5% wird an Geflügel verfüttert, <strong>und</strong> weitere 10% finden in Schweinerationen ihre<br />

Verwendung. DDGS hat sicherlich die beste Vorraussetzungen, sich am heimischen Markt als alternative Proteinquelle<br />

zu behaupten.<br />

• Beim Milchrind konnten in Summe über 12 Studien zu Raps, Erbse <strong>und</strong> Ackerbohne, Lupine,<br />

Sonnenblumenextraktionsschrot <strong>und</strong> DDGS ausgehoben werden.<br />

Nach Beleuchtung der bisher vorliegenden Studien <strong>und</strong> vorbehaltlich neuer <strong>und</strong>/oder neu ausgehobener Studien<br />

können für Milchrinder Rapsextraktionsschrot sowie physikalisch-behandelter Lupinenschrot bei einer mit Gras-<br />

<strong>und</strong> Maissilage optimal durchgestalteten Gr<strong>und</strong>futterration als erfolgreiche Alternative auch in<br />

Leistungsbereichen um 40 kg Milch pro Tag eingesetzt werden (vgl. Raab, 2002; vgl. Spiekers et al., 2002; vgl.<br />

Engelhardt et al., 2002; vgl. Pieper et al. 2004; vgl. Grünewald et al. 1996; vgl. Maierhofer et al., 2000;<br />

Steingass, H. 2003). Leider standen keine eigenen österreichischen Studien zu Rapsextraktionsschrot bei<br />

Milchvieh <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Für Rapsextraktionsschrot lagen ausreichend, jedoch für Lupinen nur sehr wenige Studien <strong>und</strong><br />

Erfahrungsberichte aus unseren Breiten vor. Der Anbau von Lupinen hat aber in Österreich <strong>und</strong> in der EU (ja<br />

weltweit) ohnehin geringe Bedeutung.<br />

DDGS, aber auch Nass-Schlempe, eignet sich vor allem beim Wiederkäuer hervorragend als teilweiser oder<br />

vollständiger SES-Einsatz <strong>und</strong> kann bis zu 20% in der Ration, bezogen auf die Trockenmasse, eingesetzt werden<br />

(vgl. Schingoethe, 2001 <strong>und</strong> vgl. Shurson, s.a.). Beim Rind könnte SES dadurch zu einem hohen Prozentsatz <strong>und</strong><br />

bei eiweißreichem Gr<strong>und</strong>futter vollständig ersetzt werden.<br />

• Auch beim Mastrind wurden Studien mit Ackerbohne, Futtererbse, Rapsexpeller bzw. -extraktionsschrot sowie<br />

mit Sonnenblumenextraktionsschrot betrachtet. Hier konnte Rapsschrot <strong>und</strong> -expeller als Ersatz für SES auch in<br />

höherem Mastniveau (1300-1400g tägliche Zunahmen), bei Maissilage als Gr<strong>und</strong>futter, erfolgreich eingesetzt<br />

werden (vgl. Feichtinger (1992), Preissinger, s.a.; Spann, 2000; Maierhofer, 2000).<br />

Mit Erbsen konnten bei gleichzeitig isonitrogenem <strong>und</strong> isoenergetischem Ausgleich in einem Versuch nur mittlere<br />

Tageszunahmen (1270g) erreicht werden (vgl. Lebzien, 2003).<br />

Alleinige Substitutionen mit Ackerbohnen bzw. auch in Kombination mit Erbsen konnten nur ein mittleres<br />

Mastleistungsniveau erreichen (vgl. Schwarz, 1989; Leitgeb, 1987; Leitgeb, 1988 <strong>und</strong> Müsch, 2001).<br />

Die Leistungen der Alternativen lagen im direkten Vergleich immer unter der SES-Gruppe. Auch<br />

Sonnenblumenextraktionsschrot kann nur 2/3 des SES in der Ration ersetzen.<br />

In der Rindermast wird von guten Erfolgen aus den USA über den Einsatz von 20% DDGS in der Ration<br />

berichtet. (vgl. Fanning et al. 1999 <strong>und</strong> Shurson et al., 2003).<br />

• In der Schweinemast wurden Ackerbohne, Erbsen, Lupinen, heimische Sojabohnen, Raps- <strong>und</strong><br />

Sonnenblumenextraktionsschrot untersucht. Mit Ackerbohnen <strong>und</strong> Erbsen kann bei vollständigem SES-Ersatz<br />

<strong>und</strong> ohne Aminosäurenergänzung nur ein niedriges bis mittleres Mastniveau erreicht werden.<br />

Lysin stellt beim Schwein die erstlimitierende Aminosäure dar <strong>und</strong> darf nach Codex nur eingesetzt werden, wenn<br />

ein Zertifikat für gentechnikfreie Herstellung vorliegt. Nach VO(EG)1829/2003 ist der Einsatz von Lysin ohne<br />

Zertifikat zugelassen. Eine Schweinemast ohne Lysinergänzung kann jedoch aus wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

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Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

ernährungsphysiologischen Gründen nicht empfohlen werden, da hier vor allem mit deutlichen<br />

Leistungseinbußen zu rechnen ist.<br />

Eine Kombination von Ackerbohnen <strong>und</strong> des hochwertigen Kartoffeleiweißes als SES-Ersatz brachte jedoch sehr<br />

gute Masterfolge (vgl. S<strong>und</strong>rum, 1999). Mit Lupinen konnten in einem deutschen Versuch sehr hohe<br />

Masterfolge (800-900g Tageszunahmen) erreicht werden, wobei ein Ausgleich mit Lysin vorgenommen wurde<br />

(vgl. Quanz, 2003 <strong>und</strong> Priepke, 2004).<br />

Der Einsatz von Rapsexpeller (= Rapskuchen) mit einer Einmischrate bis zu 20% im Schweinemastalleinfutter,<br />

bzw. bis zu 50% im Schweinemastergänzungsfutter (was einen über 75% SES-Ersatz bedeutet) brachte zwar<br />

keine nachteiligen Auswirkungen auf die Mast- <strong>und</strong> Schlachtleistung, jedoch nur auf einem niedrigen<br />

Leistungsniveau von unter 700g Tageszunahmen (vgl. Wetscherek et al., 1988 <strong>und</strong> 1989; vgl. Lettner, 1992;<br />

Wetscherek, 1992).<br />

Der Einsatz von Kürbiskernkuchen kann nur bis 4% maximal 8% in der Ration empfohlen werden (vgl.<br />

Wetscherek-Seipelt, 1991).<br />

Für Sauen <strong>und</strong> Ferkel lagen nur sehr wenige vergleichende Studien vor. Bei diesen Tierkategorien wird es nur<br />

sehr schwer möglich sein, gleichzeitig ohne SES <strong>und</strong> Zusatz von Aminosäuren auszukommen.<br />

• Mastgeflügel:<br />

Rapsexpeller, Ackerbohne, Erbse, Sojabohne <strong>und</strong> Lupine wurden als Alternative für SES betrachtet. Die<br />

erstlimitierende Aminosäure beim Geflügel ist Methionin <strong>und</strong> kann nach Codex <strong>und</strong> VO (EU) 1829/2003<br />

eingesetzt werden. Gleichwertige Mastleistungen können ohne Methionin-Zusatz, wie z.B. der Biolandbau es<br />

vorschreibt, nicht erzielt werden. Der Einsatz von Rapsextraktionsschrot ist mit 15-20% bzw. der Einsatz von<br />

Rapskuchen mit 20% im Alleinfutter begrenzt, darüber hinaus sinken die Leistungen (vgl. Würzner, 1988 <strong>und</strong><br />

Würzner, 1989; vgl. Lorenz, 1990).<br />

Ackerbohne kann SES nur teilweise ersetzen, da der maximale Einsatz von Ackerbohne hier bei 15-20 % in der<br />

Ration begrenzt ist (vgl. Lettner, 1984).<br />

Auch Erbse kann SES nicht vollständig ersetzen. Lettner et al (1985) halten max. 30% Erbsen in der Ration für<br />

möglich. Lupine könnte mit bis zu 18% in einer Masthuhnration eingesetzt werden (vgl. Schams-Schargh, 1993).<br />

• Bei Legehennen führte schon ein teilweiser Ersatz des SES durch 10% Raps zu geschmacklichen<br />

Veränderungen im Ei, bzw. bei 20% Erbse kam es zu Leistungseinbußen (vgl. Genedey, 1994).<br />

Der Einsatz von Lupinen für Legehennen müsste erst in heimischen Studien nachgeprüft werden.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden:<br />

• In der konventionellen Milch-Rinderhaltung ist der SES-Ersatz durch Substitute bis zu einem<br />

mittleren Leistungsniveau erfolgreich. Bei höherem Leistungsniveau kann anhand einer<br />

Literaturauswertung – optimale Gr<strong>und</strong>futterversorgung mit Gras-<strong>und</strong> Maissilage vorausgesetzt -<br />

SES allerdings nur durch Rapsextraktionsschrot vollständig ersetzt werden.<br />

• In der konventionellen Mast-Rinderhaltung ist im höheren Leistungsniveau eine vollständige<br />

Substitution von SES nur bei Rapsextraktionsschrot für alle Leistungsstufen durch Studien belegt.<br />

• In der konventionellen Mast-Schweineproduktion ist der SES-Ersatz im niedereren bis mittleren<br />

Leistungsniveau möglich. Im höheren Leistungsniveau kann SES nicht vollständig ersetzt werden.<br />

• In der konventionellen Mastgeflügel- <strong>und</strong> noch mehr in der Eierproduktion kann SES keinesfalls<br />

durch Substitute vollständig ersetzt werden.<br />

Abschließend soll festgehalten werden, dass ohne dem Einsatz von Aminosäuren <strong>und</strong> Vitamine,<br />

jedenfalls ab dem mittleren Leistungsniveau, zu wirtschaftlichen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> ohne<br />

Mangelerscheinungen eine konventionelle Tierhaltung keinesfalls möglich <strong>und</strong> zu verantworten ist.<br />

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Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Dies trifft besonders für die Schweine- <strong>und</strong> Geflügelhaltung zu. Mangelerscheinungen <strong>und</strong> somit der<br />

Tierschutzaspekt, sollten aufgr<strong>und</strong> ernsthafter ges<strong>und</strong>heitlicher Beeinträchtigungen durch Vitamin B2-<br />

<strong>und</strong> B12-Mangel, sowie durch den Mangel essentieller Aminosäuren, bei der Haltung von Schwein <strong>und</strong><br />

Geflügel, neben massiven wirtschaftlichen Einbußen, nicht außer Acht gelassen werden.<br />

Die Menge von etwa 600.000 t SES kann nicht <strong>zur</strong> Gänze (1:1) durch andere pflanzliche Rohstoffe<br />

ersetzt werden. Die Eiweißlücke von 276.000 t Rohprotein (entspricht ca. 600.000 t SES) müsste<br />

durch ZUSÄTZLICHE Substitute (Anbau, Import) <strong>und</strong> „GVO-freiem“ SES gefüllt werden. Die derzeit<br />

verfügbaren Mengen der oben betrachteten <strong>und</strong> auch in den Modellrationen eingesetzten Substitute<br />

wurden im Kapitel 3.1.2. erörtert.<br />

4.2.1. Gegenüberstellung des Rohproteinwertes <strong>und</strong> des Aminosäuremusters von Soja 44 <strong>und</strong> Soja 48<br />

zu alternativen Eiweißträgern<br />

Um eine geeignete Substitution für SES vornehmen zu können, muss nicht nur der Rohproteingehalt, sondern auch<br />

das Muster der wichtigsten Aminosäuren vor allem Lysin <strong>und</strong> Methionin dem von SES gegenüber gestellt werden. Bei<br />

einigen Alternativen wird es jedoch auch wirtschaftliche Grenzen sowie mangelnde Verfügbarkeit geben, die einen<br />

hohen Einsatz in der Ration unmöglich machen, wie zum Beispiel beim teuren Kartoffeleiweiß oder bei<br />

Milchprodukten. Laut ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR WIRKSTOFFE IN DER TIERERNÄHRUNG (1998, 33) weisen die aufgelisteten<br />

alternativen Eiweißträger folgende Gehalte an den wichtigsten Aminosäuren auf:<br />

Tabelle 4-14: Rohproteinwerte <strong>und</strong> Aminosäuregehalte von SES <strong>und</strong> einzelner SES-Substitute in %<br />

Angabe in % Rohprotein Lysin Threonin Methionin Methionin+C Tryptophan<br />

SES/SES-Substitute Angaben in %<br />

Sojaschrot44 44 2,75 1,76 0,64 1,31 0,57<br />

Sojaschrot48 47,6 2,98 1,89 0,69 1,40 0,61<br />

Ackerbohne 25 1,57 0,9 0,19 0,5 0,22<br />

Erbse 20 1,46 0,78 0,21 0,53 0,19<br />

Rapsextraktionsschrot 35 1,95 1,53 0,71 1,59 0,45<br />

Maiskleber 60,5 1,02 2,08 1,43 2,52 0,31<br />

Sonnenblumenschrot 36,2 1,29 1,35 0,84 1,48 0,43<br />

Lupine* 34,4 5,4 3,6 0,8 2,6 0,7<br />

Fischmehl 55 56,3 4,1 2,31 1,53 2,08 0,53<br />

Magermilchpulver 35,8 2,76 1,58 0,89 1,17 0,49<br />

Kürbiskernkuchen 58,3 2,45 1,8 1 2,1 0,5<br />

Kartoffeleiweiss 84 6,2 4,1 1,85 2,75 1,85<br />

Grünmehl 17 0,74 0,7 0,25 0,43 0,27<br />

Rapskuchen 32 1,8 1,44 0,8 1,25 0,44<br />

DDGS (Weizen) 31 0,97 1,25 0,58 0,96 0,33<br />

*UNIVERSITÄT GIESSEN (2005); Es wird darauf hingewiesen, dass die Rohprotein- <strong>und</strong> Aminosäurewerte der Lupine sehr schwankend<br />

sind. Die Werte in der Tabelle sind auf 87% Trockensubstanz standardisiert.<br />

Quelle: Laut ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR WIRKSTOFFE IN DER TIERERNÄHRUNG 1998, 33<br />

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Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Das Ergebnis der Gegenüberstellung der Protein- <strong>und</strong> Aminosäuregehalte von Soja44, Soja48 <strong>und</strong> der wichtigsten<br />

Alternativen wurde in Tabelle 4-14 zusammengefasst <strong>und</strong> in Tabelle 4-15 wurde versucht aufzuzeigen, zu welchem<br />

Grad (Prozentsatz) die SES-Substitute den Rohproteingehalt decken, <strong>und</strong> welche Menge aber gleichzeitig notwendig<br />

wäre, um den Aminosäurengehalt abzudecken. Daraus wird deutlich, dass beim Ersatz von SES <strong>zur</strong> Erzielung des<br />

gleichen Proteingehalts („isoproteinogen“) in den meisten Fällen zusätzlich mit Aminosäuren ergänzt werden müsste.<br />

Bei manchen Pflanzen müsste die 2-3 fache Menge in der Ration eingesetzt werden, damit das Aminosäuremuster<br />

von SES abgedeckt wäre. Nur wenige Substitute decken das Aminosäuremuster gleichzeitig mit dem<br />

Rohproteingehalt <strong>zur</strong> Gänze ab, wie dies am Beispiel Kartoffeleiweiß oder Lupine der Fall ist. Für alle Substitute<br />

ergeben sich mehr oder minder große Defizite in der ernährungsphysiologischen Wertigkeit im Vergleich zu SES. Es<br />

ist daher nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass SES von der Futtermittelindustrie <strong>und</strong> von den Landwirten in den Futterrationen<br />

im Vergleich zu Substituten bevorzugt wird. Nichts destotrotz ist allerdings festzuhalten, dass die heimischen<br />

Substitute erhebliche Mengen an SES ersetzen können. Da diese, insbesondere österreichische Erzeugnisse, „GVO-<br />

frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> sind, ergeben sich auch ökonomisch interessante Alternativen.<br />

Tabelle 4-15: Abdeckung des Rohproteingehaltes <strong>und</strong> Aminosäuregehaltes im Vergleich mit SES<br />

Pflanze Abdeckung<br />

Rohprotein<br />

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Abdeckung der<br />

limitierenden Aminosäure<br />

Ackerbohne 55% 3 fache Menge an Methionin erforderlich<br />

Erbse 47% 3 fache Menge an Tryptophan erforderlich<br />

Rapsextraktionsschrot 75% 1,5 fache Menge an Lysin erforderlich<br />

Maiskleber 130% 2,5 bis 3 fache Menge an Lysin <strong>und</strong> Tryptophan<br />

Sonnenblumen-<br />

extraktionsschrot<br />

Lupine*<br />

erforderlich<br />

80% 2,5 fache Menge an Lysin erforderlich<br />

75%<br />

Aminosäuren sind gedeckt<br />

*Problem der großen Schwankungen<br />

Fischmehl 55 122% 1,5 fache Menge an Tryptophan erforderlich<br />

Magermilchpulver 78% 1,5 fache Menge an Tryptophan <strong>und</strong> Threonin erforderlich<br />

Kürbiskernkuchen<br />

127% Aminosäuren sind gedeckt bei Austausch von 1:1.<br />

Kartoffeleiweiß 200% Aminosäuren sind gedeckt, auch bei 50%<br />

Grünmehl<br />

Rapskuchen<br />

DDGS (Weizen)<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

35% 3-4 fache Menge an Lysin, Methionin,<br />

Threonin <strong>und</strong> Tryptophan erforderlich<br />

69% 1,5 fache Menge an Lysin, Threonin <strong>und</strong> Tryptophan<br />

erforderlich<br />

67% 3 fache Menge an Lysin, 1,5 fache Menge an Methionin u.<br />

Threonin <strong>und</strong><br />

doppelte Menge an Trypt. Erforderlich<br />

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Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

4.2.2. Einsatzempfehlungen für alternative, eiweißreiche pflanzliche Futtermittel<br />

Bei manchen SES-Substituten gibt es von der ernährungsphysiologischen Seite her Einsatzgrenzen, ab deren<br />

Überschreitung mit Mangelerscheinungen <strong>und</strong> Leistungseinbußen zu rechnen ist. Die Zugabe von Zusatzstoffen ist<br />

jedenfalls bei Substituten von essentieller Bedeutung, sollen Mangelerscheinungen vermieden werden. Auf die<br />

Problematik der un<strong>zur</strong>eichenden Verfügbarkeit von Zusatzstoffen, welche die Codex-Anforderungen erfüllen, sei<br />

jedenfalls auch an dieser Stelle hingewiesen.<br />

Die in Kapitel 3 angeführte ZUSÄTZLICHE Verfügbarkeit von SES-Substituten kann den Gesamtbedarf an SES in<br />

Österreich keinesfalls decken. Durch die zukünftige Biosprit- <strong>und</strong> Biodieselerzeugung fallen zum aktuellen Stand<br />

zusätzliche SES-Substitute an. Diese könnten bei optimistischer Betrachtung zirka die Hälfte des SES-Bedarfs in<br />

Österreich abdecken.<br />

Zusätzlich stellt die Verfügbarkeit von Substituten eine Begrenzung dar, z.B. ist Kürbiskernkuchen sicher ein<br />

hervorragender Eiweißlieferant, kann aber nur einen kleinen Teil des österreichischen Bedarfes decken. In Tabelle 4-<br />

16 ist dargestellt, wo die maximalen physiologischen Einsatzgrenzen für jeweilige Alternativpflanzen <strong>und</strong> tierische<br />

Produktionssparten liegen. Die maximalen Einsatzgrenzen (siehe Tabelle 4-16) sollen veranschaulichen , dass<br />

Substitute innerhalb einer Ration nicht unbegrenzt nach oben ausgetauscht werden können, da<br />

ernährungsphysiologische Grenzen (Leistungsabfall, Akzeptanz, Verdaulichkeit etc.) überschritten werden könnten.<br />

Die Werte bei den Monogastriern stammen aus einer älteren Literaturangabe (vgl. Wetscherek, 1993) <strong>und</strong> wurden in<br />

Einzelversuchen ermittelt. Die dort angegebenen Maximalwerte gelten somit pro Einzelkomponente <strong>und</strong> dürfen<br />

keineswegs additiv in der Ration eingesetzt werden. Heimische Forschungsergebnisse für Substitute in der<br />

Nutztierfütterung, vor allem mit Trockenschlempe <strong>und</strong> neueren glucosinolatarmen Rapssorten, wären vorteilhaft.<br />

4.2.3. Verwertung von DDGS <strong>und</strong> Rapskuchen aus der Biokraftstofferzeugung<br />

Da mit dem Jahr 2007 etwa 340.000 t Rapspresskuchen <strong>und</strong> ca. 170.000 t DDGS aus der Biotreibstoffproduktion<br />

anfallen werden, soll in den unten stehenden Varianten die Möglichkeit einer sinnvollen Verwertung dieser<br />

zusätzlichen eiweißhaltigen Nebenprodukte als Futtermittel in Österreich betrachtet werden.<br />

Der durchschnittliche Rohproteingehalt von Rapskuchen liegt bei 32%, der von DDGS bei 31%. Ausgegangen wird<br />

von der SES-Importmenge des Jahres 2003 mit ca. 600.000 t. Der übliche Rohproteingehalt von SES (44% <strong>und</strong> 48%)<br />

wurde mit 46% gemittelt. Vorweggenommen sei, dass bei beiden Varianten der Aminosäuregehalt (durch<br />

Zusatzstoffe=Aminosäuren) ausgeglichen werden müsste. Die Studien über Trockenschlempe stammen aus den USA<br />

worin hervorragende Ergebnisse mit Trockenschlempe bei allen Nutztieren erzielt werden konnten. Dabei sollte aber<br />

erwähnt werden, dass bei der Erzeugung von Trockenschlempe wahrscheinlich Enzyme zum Einsatz kommen, welche<br />

mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden. Dies würde aber eine Verwendung<br />

gemäß Codex ausschließen <strong>und</strong> nur eine Verwendung nach VO (EG) 1829/2003 erlauben. Trotz dieser exzellenten<br />

Erfolge in den USA mit DDGS, sollten diese Forschungergebnisse bei allen Tierarten durch eigene österreichische<br />

Studien bestätigt werden, da in Österreich andere Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Betriebsstrukturen herrschen. Zudem<br />

sollten auch heimische Fütterungsversuche mit Rapskuchen aus neueren Rapssorten angestrebt werden, da die<br />

letzen österreichischen Studien mit Raps bei Monogastriern noch mit alten Rapssorten aus dem Beginn der 90iger<br />

Jahre stammen.<br />

Variante 1: Gesamte anfallende Menge an Rapskuchen <strong>und</strong> DDGS sollen verfüttert werden<br />

600.000 t SES x 0,46 (Rohproteingehalt) = 276.000 t Rohprotein, die durch Trockenschlempe <strong>und</strong> Rapskuchen<br />

ersetzt werden müssten.<br />

____________________________________________________<br />

170.000 t Trockenschlempe* x 0,31 = 52.700 t Rohprotein<br />

340.000 t Rapskuchen** x 0,32 = 108.800 t Rohprotein<br />

276.000 t - 52.700 t – 108.800 t = 114.500 t Rohproteindifferenz<br />

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___________________________________________________<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Diese Differenz könnte durch 248.913 t „GVO-freien“ SES ausgeglichen werden.<br />

* gemäß geplantem Werk in Österreich<br />

** gemäß geplantem Werk in Österreich<br />

Die zusätzliche Menge von 340.000 t Rapskuchen kann jedoch aufgr<strong>und</strong> physiologischer <strong>und</strong> geschmacklicher<br />

Einsatzgrenzen in Österreich in der Tierernährung nicht verwertet werden. Die Menge von 170.000 t DDGS findet<br />

jedoch sehr wohl in der heimischen Fütterung ihre Verwendung.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-16: Maximale Einsatzgrenzen in % bzw. kg für alternative, heimische Pflanzen in der Ration (vgl. Wetscherek, 1993; SHURSON, 2004 <strong>und</strong> s.a)<br />

Tierproduktion Ackerbohne Erbse Sojabohne<br />

(thermisch<br />

behandelt)<br />

Lupine Rapsexpeller Rapsextraktions-<br />

schrot<br />

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Sonnenblumen-<br />

extraktionsschrot<br />

Kürbiskern-<br />

Kuchen ***<br />

DDGS<br />

Trockenschlempe<br />

Zuchtsauen 20% 20% 10-20% X 5- (10)% 5- (10)% 10% 5% 10-20%DMI<br />

Ferkelaufzucht 20% 10-20% 10-20% X 5- (10)% 5- (10)% 5% 5% 5-25%DMI<br />

Schweinemast 30% 30% 10- 20(30)% 10% 10-15 - (20)% 12-15 - (20)% 10- (20)% 4-(8)% 10-20% DMI<br />

Geflügelmast 30% 30% 20-30% 18% 15-(20)% 10-(20)% 15% 5% 5-10% DMI<br />

Legehennen (10-20)% 20% 10-15% 10% 10% (10)%* 10% 5% 10% DMI<br />

Milchvieh*** 1,5-2 kg 1,5-2 kg 2,5kg 3,0 kg 20%** 30%** 0,5-1,5kg X 20-30% DMI<br />

Mastrind*** 1,25kg 1,25kg 1,25kg 0,25-0,5kg 20%** 30%** 0,5-1 kg X 20-30% DMI<br />

Bei Werten in Klammer () ist bereits mit Leistungsabfällen zu rechnen. *:Nach thermischer Behandlung <strong>und</strong> nur bei Legehennen mit weißschaligen Eiern.<br />

Alle Werte für DDGS stammen aus amerikanischer Literatur <strong>und</strong> beziehen sich auf Trockenmasseaufnahme pro Tag (DMI- dry matter intake)<br />

X: Keine Erfahrungen. **: empfohlene Anteile im Kraftfutter; *** geschätzte Werte<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

VARIANTE 2: 200.000 t Rapskuchen <strong>und</strong> gesamte Menge an DDGS sollen verfüttert werden<br />

600.000 t x 0,46 = 276.000 t Rohprotein aus konventionellem SES sollen ersetzt werden<br />

_______________________________________________________________<br />

170.000 t x 0,31 = 52.700 t Rohprotein aus Trockenschlempe<br />

200.000 t x 0,32 = 64.000 t Rohprotein aus Rapskuchen<br />

276.000 t - 52.700 t – 64.000 t = 159.300 t Rohproteindifferenz<br />

________________________________________________________________<br />

Diese Differenz könnte/müsste durch 346.304 t „GVO-freien“ SES ausgeglichen werden.<br />

Mit dieser Variante könnten r<strong>und</strong> 250.000 t SES ersetzt werden <strong>und</strong> dem physiologischen Bedarf an Rapskuchen<br />

<strong>und</strong> Trockenschlempe (DDGS) in Österreich würde am ehesten entsprochen.<br />

Anzumerken ist, dass für den Biodieselbedarf in Österreich keinesfalls genügend Raps verfügbar ist, sodaß<br />

erhebliche Importe erforderlich sind. Damit wird jedoch das Risiko einer GVO-Verunreinigung bei Rapskuchen<br />

deutlich höher.<br />

4.2.4. Monetäre Betrachtung <strong>und</strong> Aspekte der Verfügbarkeit der Substitute<br />

Substitution mit Erbsen, Ackerbohnen, Lupine, Sojabohne :<br />

Bei Körnerleguminosen sind die Mengen, welche zusätzlich benötigt würden, um SES zu substituieren bei weitem<br />

nicht vorhanden. Eine zusätzliche Menge an Erbsen von 50.000 t im Jahr, wie es sie im Rekordjahr 1998 gegeben<br />

hat (siehe Kapitel 3), würde bei einem Einsatz von durchschnittlich 20 % im Schweinefutter nur die Erzeugung<br />

von 250.000 t der insgesamt 2,200.000 t Schweinefutter bewerkstelligen.<br />

Substitution mit DDGS :<br />

DDGS eignet sich besonders gut als Alternative zu SES, da amerikanischen Studien <strong>zur</strong> Folge, speziell im<br />

Rinderbereich keine ernährungsphysiologischen Höchstgrenzen bekannt sind <strong>und</strong> auch der Geschmack keinen<br />

begrenzenden Faktor in der Ration darstellt. Die Qualität <strong>und</strong> somit der mögliche Einsatz in der Tierernährung,<br />

der aufgr<strong>und</strong> der geplanten Erzeugung von Biosprit anfallenden Menge von 170.000 t österreichischer DDGS,<br />

wird sich in der nahen Zukunft zeigen. Eine Menge von 109.791 t SES könnte durch den Einsatz von 170.000 t<br />

DDGS substituiert werden. In der Schweine- <strong>und</strong> Geflügelfütterung ist darauf zu achten, dass ein entsprechender<br />

Ausgleich mit Aminosäuren vorgenommen wird. Die Preisentwicklung der DDGS kann noch nicht vorausgesagt<br />

werden, aufgr<strong>und</strong> der heimischen (kurze Transportwege,…) <strong>und</strong> geförderten Produktion wird DDGS aber auch in<br />

preislicher Hinsicht eine interessante Alternative darstellen.<br />

Substitution mit Rapsextraktionsschrot:<br />

Wie verschiedene Studien an den einzelnen Universitäten aufzeigen, stellt Rapsextraktionsschrot eine mögliche<br />

Alternative zu SES als Eiweißquelle in der Tierernährung dar. In Tabelle 4-15 (Kapitel 4.2.2.) ist jedoch ersichtlich,<br />

dass aufgr<strong>und</strong> geschmacklicher <strong>und</strong> ernährungsphysiologischer Grenzen, nicht für alle Tierkategorien eine<br />

Substitution durchführbar ist. Im speziellen kann nur in der Rinderfütterung eine Empfehlung für<br />

Rapsextraktionsschrot gegeben werden. Zusätzlich schränken noch weitere Faktoren die Verwendung von<br />

Rapsextraktionsschrot in der Fütterung ein:<br />

Die längerfristige Verfügbarkeit (über 5 Jahre hinaus) von „GVO-freiem“ Rapsextraktionsschrot konnte im Rahmen<br />

dieser Studie von keiner Seite zugesichert werden. Es wird von der weiteren Entwicklung der Gentechnik in der<br />

EU abhängen, ob Raps/Rübsen <strong>und</strong> deren Nebenprodukte aus der Biodieselerzeugung nach 2010 „GVO-frei“ sein<br />

werden.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

In Österreich findet derzeit eine Menge von ca. 100.000 t an „GVO-freiem“ oder „gentechnikfreiem“<br />

Rapsextraktionsschrot in der Tierernährung Verwendung <strong>und</strong> es wird somit eine Rohproteinmenge von 35.000 t<br />

<strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Die Rapsmenge für die Biotreibstoffproduktion ab 2007 müsste zum überwiegenden Teil<br />

importiert werden, weil in Österreich die nötigen Anbauflächen nicht zu Verfügung stehen.<br />

Aber auch hinsichtlich der qualitativen Eigenschaften kann Rapsextraktionsschrot die hohen Vorgaben von SES<br />

nicht erfüllen. Der niedere Energiegehalt im Vergleich zu SES, der Gehalt an antinutritiven Stoffen <strong>und</strong> der<br />

Geschmack erlauben in der konventionellen Tierernährung nur einen sehr geringen Einsatz von Rapsprodukten<br />

im Geflügelbereich <strong>und</strong> in der Schweinefütterung (siehe Kapitel 4, Tabelle 4-15). Für die Rindermast <strong>und</strong><br />

Milchviehfütterung belegen zwar verschiedene Studien aus Deutschland, dass mittlere bis hohe Leistungen<br />

durchaus erzielbar sind, eine allgemeingültige <strong>und</strong> österreichweite Aussage kann jedoch aufgr<strong>und</strong><br />

unterschiedlicher Gr<strong>und</strong>futterbeschaffenheit (Energie- <strong>und</strong> Eiweißgehalt) <strong>und</strong> Managementvoraussetzungen nicht<br />

getroffen werden. Außerdem stehen derzeit keine ZUSÄTZLICHEN Rapsmengen <strong>zur</strong> Verfügung, um SES durch<br />

RES ausreichend zu substituieren. Angemerkt muss außerdem werden, dass trotz des meist viel geringeren<br />

Preises <strong>und</strong> dem Vorliegen mehrerer positiver Studien über den Einsatz von Rapsextraktionsschrot in der<br />

Rinderfütterung, die Landwirte aufgr<strong>und</strong> praktischer Erfahrungen SES eindeutig bevorzugen. Herr Prof. Dr.<br />

Windisch (Universität für Bodenkultur) weist hin, dass im Hochleistungsbereich der Raps die Versorgung der Tiere<br />

mit Nährstoffen stärker limitiert als SES. Weiters liegen mündliche Berichte von Landwirten <strong>und</strong> Tierärzten vor,<br />

wonach durch den Einsatz von Raps im Milchviehbereich ein vermehrtes Auftreten von Sterilitäten (Umrindern) im<br />

Bestand zu beobachten ist. Durch Studien bzw. wissenschaftliche Literatur konnten diese Aussagen jedoch nicht<br />

verifiziert oder bestätigt werden.<br />

Substitution mit Kartoffeleiweiß, Kürbiskernkuchen,… :<br />

Laut eines bedeutenden Verarbeiters von Kartoffel in Österreich steht eine Menge von ca. 3.000 t Kartoffeleiweiß<br />

für die Tierernährung <strong>zur</strong> Verfügung. Bei einem durchschnittlichen Einsatz von 2,5 % im Schweinefutter könnte<br />

somit lediglich eine Menge von 120.000 t Schweinefutter (ca. 5 % des gesamten österreichischen<br />

Schweinefutters) gemischt werden. Der geschilderte Sachverhalt soll aufzeigen, dass die Substitutionsrezepturen<br />

mit Kartoffeleiweiß zwar physiologisch machbar sind, in diesem Fall jedoch die Verfügbarkeit den begrenzenden<br />

Faktor bildet, da die notwendigen, zusätzlichen Mengen nicht aufgetrieben werden können. Bei weiteren<br />

alternativen Eiweißpflanzen, wie z.B. dem Kürbiskernkuchen stellt sich der Sachverhalt ähnlich dar.<br />

Im Kapitel „spezielle Mehrkosten“ werden anhand unterschiedlicher Rohstoffpreise für „GVO-freien“ <strong>und</strong> GVO-<br />

SES, sowie Preise für zukünftig zusätzlich anfallende Substitute die unterschiedlichen Kosten von konventionellen<br />

<strong>und</strong> „GVO-freien“ Rationen berechnet. Für die Kostenwahrheit ist es jedoch unerlässlich, alle kostenrelevanten<br />

Aspekte einzubeziehen. Beispielsweise können durch die universelle Einsetzbarkeit von Soja auf gemischten<br />

Betrieben, aufgr<strong>und</strong> des geringeren Arbeitsaufwandes <strong>und</strong> der einfacheren Logistik (Beschaffung, Lagerung),<br />

erhebliche Kosten eingespart werden. Da SES in einer konventionellen Rezeptur als alleinige Eiweißquelle<br />

ausreicht, Substitute jedoch zumeist in Kombination eingesetzt werden müssen, um die physiologischen<br />

Ansprüche zu erfüllen, sind auch hier die entstehenden Kosten unterschiedlich zu bewerten. Leistungseinbußen<br />

durch Einsatz der Substitutionsrezeptur konnten aufgr<strong>und</strong> fehlender Versuche ebenfalls nicht monetär bewertet<br />

werden. Es sei erwähnt, dass Studien mit Raps (unter speziellen Voraussetzungen auch mit Lupinen) in der<br />

Rinderfütterung sehr wohl gute Leistungen belegen, unterschiedliche Gr<strong>und</strong>futter- <strong>und</strong><br />

Managementvoraussetzungen lassen jedoch keine österreichweiten Aussagen zu. Für alle anderen Substitute<br />

konnte der Ersatz von SES nur im unteren bis maximal mittleren Leistungsbereich erfolgreich umgesetzt werden.<br />

Praktische Erfahrungen vieler Landwirte zeigen, dass SES einfach einzusetzen ist <strong>und</strong> am ehesten Fehler im<br />

Fütterungs-Management verzeiht. Der Einsatz von Substituten erfordert gezieltes <strong>und</strong> genaueres <strong>und</strong> somit<br />

teureres Arbeiten. Der schwankende Rohproteingehalt der Substitute (z. B.: Erbsen zwischen 20 <strong>und</strong> 25 %) <strong>und</strong><br />

die nicht ganzjährige Verfügbarkeit zwingen außerdem zu einem konsequenten Rohstoffmonitoring <strong>und</strong> ständiger<br />

Anpassung der Rezepturen. Der ständige Austausch von Eiweißträgern in der Rezeptur bringt Einschränkungen in<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

der Akzeptanz des Futters durch die Tiere mit sich. In der Praxis wird eine durchschnittliche Umstellungszeit, bis<br />

wieder eine 100%-ige Futteraufnahme erreicht ist, von ca. 2 Wochen beobachtet.<br />

Neben den entstehenden Mehrkosten aufgr<strong>und</strong> der Logistik, Leistungseinbußen, des höheren<br />

Arbeitsaufwandes etc. ist aufgr<strong>und</strong> der zu geringen Verfügbarkeit eine vollständige Substitution<br />

von SES in Österreich nicht möglich (siehe Kapitel 3.1.2., Tabelle 3-21 <strong>und</strong> Tabelle 3-24).<br />

4.3. Zwischenresümee aus Ernährungsphysiologie, Verfügbarkeit <strong>und</strong> gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen<br />

Um ein Zwischenresümee ziehen zu können sollen folgende drei Rahmenbedingungen gemeinsam betrachtet<br />

werden:<br />

1. Erfüllung der Anforderungen der Ernährungsphysiologie<br />

2. derzeitige Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Futtermittelausgangserzeugnissen<br />

(Rohstoffen) <strong>und</strong> Zusatzstoffen<br />

3. Erfüllung der gesetzlichen Rahmenbedingungen bzw. der Anforderungen gem. österreichischem Codex für die<br />

<strong>Auslobung</strong> „Gentechnikfrei“.<br />

Die Mehrkosten <strong>und</strong> die zu erwartende Problematik der Kleinlogistik sind hier noch nicht hinzugerechnet.<br />

Es werden insgesamt 4 Varianten für die Erstellung von Fütterungsrationen betrachtet:<br />

Zusatzstoffe u.<br />

Aminosäuren (AS)<br />

mit GVM<br />

Rationen mit „GVOfreien/m“<br />

oder<br />

„gentechnikfreien/m“<br />

Sojabohnen/SES<br />

„GVO-freier“ SES<br />

„gentechnikfreier“<br />

SES<br />

x x<br />

x X<br />

„GVO-freie“<br />

Substitute<br />

Die 1. Variante: „GVO-freier“ SES; Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren aus GVM sind erlaubt.<br />

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„gentechnikfreie“<br />

Substitute<br />

Die 2. Variante: „gentechnikfreier“ SES (sofern verfügbar). Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren aus GVM werden<br />

NICHT verwendet.<br />

Die 3. Variante: „GVO-freie“ Substitute enthält keinen SES, verwendet aber Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren aus<br />

GVM.<br />

Die 4. Variante: „gentechnikfreie“ Substitute arbeitet ohne SES. Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren aus GVM werden<br />

NICHT angewendet.<br />

An dieser Stelle sei besonders auf die in der Studie angewandten Begriffe bzw. Definitionen hingewiesen:<br />

„Gentechnikfrei“ :<br />

Definition gemäß Codex Alimentarius Austriacus siehe<br />

http://www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/8/0/5/CH0264/CMS1085747609216/codex-rl.pdf<br />

„GVO-frei“:<br />

Der Begriff „GVO-frei“ wird in der Studie für nicht kennzeichnungspflichtige Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel gemäß<br />

der Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 über genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel verwendet.<br />

Darüber hinaus wird der Begriff „GVO-frei“ in der Studie im Zusammenhang mit Lebensmitteln aus tierischer<br />

Erzeugung (Milch, Eier, Fleisch) dann angewandt, wenn nicht kennzeichnungspflichtige Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 in der Tierernährung eingesetzt werden.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Zum Anwendungsbereich der VO (EG) 1829/2003 hat der Ständige Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong><br />

Tierges<strong>und</strong>heit folgende Klarstellung getroffen, siehe<br />

http://europa.eu.int/comm/food/committees/regulatory/modif_genet/summary240904_en.pdf<br />

(Punkt 1).<br />

Die unten stehende Tabelle zieht Resümee aus den oben erwähnten drei Rahmenbedingungen für die wichtigsten<br />

Nutztierarten:<br />

Der rote Bereich soll den DROP OUT Bereich darstellen, in dem für die jeweilige Tierart eine oder auch mehrere<br />

Rahmenbedingungen (Ernährungsphysiologie bzw. Leistung, Verfügbarkeit <strong>und</strong>/oder gesetzliche/Codex-Vorgaben<br />

nicht mehr erfüllt werden kann [„nicht erfüllt“].<br />

Der grüne Bereich zeigt auf, wo bis zu einem gewissen Grad oder unter bestimmten Vorraussetzungen (u.b.V.)<br />

alle drei (!) Rahmenbedingungen erfüllt werden können [„erfüllt“]. Dies bedeutet, dass in diesem Bereich eine<br />

„GVO-freie“ <strong>und</strong>/ oder „gentechnikfreie“ Fütterung bis zu einem gewissen Grad möglich erscheint. Da hier weder<br />

Kleinlogistik <strong>und</strong> Mehrkosten noch andere Faktoren mit einkalkuliert wurden, ist anzunehmen, dass sich dieser<br />

Bereich noch reduzieren wird.<br />

Für Schwein, Geflügel <strong>und</strong> Pute fallen drei Varianten in den „roten Bereich“, da derzeit sowohl Substitute<br />

(Ackerbohne, Erbse, Sonnenblumen, Raps, Kürbiskerne, Kartoffeleiweiß, Maiskleber, DDGS usw.) als auch<br />

bestimmte Zusatzstoffe (Vitamin B2+12) <strong>und</strong> AS (Lysin, Threonin <strong>und</strong> Tryptophan) in viel zu geringen Mengen<br />

oder überhaupt nicht mehr in „gentechnikfreier“ (ohne GVM hergestellt) Qualität <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />

Ein weiters „drop out“ ergibt sich für den Monogastrier bei ausschließlichem Einsatz von Substituten, da hier in<br />

nahezu allen Leistungsstufen – bis auf wenige Ausnahmen - keine dem SES gleichwertigen Leistungen erzielt<br />

werden können. Dies bedeutet für Monogastrier, dass alle beiden Codex-Varianten 2 + 4 [Gentechnikfreier“ SES<br />

gemäß Codex <strong>und</strong> Substitute gemäß Codex] <strong>und</strong> die Variante 3 [Substitute gemäß VO(EG)1829/2003] nicht<br />

zweckmäßig realisierbar sind.<br />

Die für alle Tierarten theoretisch erfüllbare erste Variante „GVO-freier“ SES setzt voraus, dass ausreichende<br />

Mengen an „GVO-freiem“ SES übers ganze Jahr aufgetrieben, verteilt <strong>und</strong> verarbeitet werden können. Dies<br />

fordert nicht nur eine getrennte Produktionsschiene im Futtermittelwerk <strong>und</strong> eine vermehrte Kontrolltätigkeit,<br />

sondern auch eine ausgeklügelte Kleinlogistik im regionalen Bereich Landwirt <strong>und</strong><br />

Lagerhaus/Landesproduktenhandel.<br />

Für das Rind ergeben sich hinsichtlich „gentechnikfreier“ Zusatzstoffe <strong>und</strong> Vitamine für den Codex weniger<br />

Einschränkungen, da hier weder AS noch Vitamin B2+12 unbedingt zusätzlich zugeführt werden müssen.<br />

Die zwei Substitutionsvarianten liegen beim Rind im „grünen Bereich“, da bei dieser Spezies laut vorliegender<br />

Studien ein vollständiger Ersatz des SES insbesondere durch Rapsextraktionsschrot - theoretisch - möglich ist. In<br />

der Praxis sind in Hochleistungsbereichen Leistungseinbußen möglich, mit Ackerbohne, Erbse oder<br />

Sonnenblumenschrot jedoch wahrscheinlich.<br />

Zurzeit könnte - bei einer theoretisch ausschließlichen Verwendung der gesamten verfügbaren Rapsmenge<br />

(100.000 t) für die Rinderwirtschaft - aber nur zirka die Hälfte des geschätzten Bedarfes für Rinder abgedeckt<br />

werden.<br />

In welchem Ausmaß sich diese Varianten in der österreichischen Futtermittelwirtschaft durchsetzen können bzw.<br />

verwirklichen lassen, hängt letztlich von den definitiven Kriterien eines Qualitätsprogrammes ab.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

Tabelle 4-17: BETRACHTUNG <strong>und</strong> RESÜMEE der Machbarkeit zu den Anforderungen der Ernährungsphysiologie, derzeitiger Verfügbarkeit <strong>und</strong> gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen (ohne ökonomische Bewertung) unter Berücksichtigung der Anforderungen nicht kennzeichnungspflichtiger Rohstoffe gemäß<br />

VO(EG) 1829/2003 <strong>und</strong> der Anforderungen der österreichischen Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

Tierart<br />

Ration<br />

Milchvieh<br />

Mastrind<br />

Mastschwein<br />

Legehenne<br />

Masthuhn<br />

Pute<br />

Erklärungen<br />

u.b.V.:<br />

unter<br />

bestimmten<br />

Voraus-<br />

setzungen<br />

„GVO-frei“<br />

VO(EG)<br />

1829/2003:<br />

n.k. SES<br />

erfüllt<br />

erfüllt<br />

erfüllt<br />

erfüllt<br />

erfüllt<br />

erfüllt<br />

„Gentechnik-<br />

frei“<br />

Codex:<br />

SES<br />

erfüllt<br />

erfüllt<br />

nicht erfüllt**<br />

nicht erfüllt**<br />

nicht erfüllt**<br />

nicht erfüllt**<br />

SES verfügbar SES<br />

(Hard IP)<br />

verfügbar<br />

** Codex<br />

wegen AS <strong>und</strong><br />

Vit. B2+B12<br />

NICHT<br />

erfüllbar<br />

„GVO-frei“<br />

VO(EG)<br />

1829/2003:<br />

n.k. Substitute<br />

erfüllt*<br />

erfüllt*<br />

nicht erfüllt***<br />

nicht erfüllt***<br />

nicht erfüllt***<br />

nicht erfüllt***<br />

Insgesamt<br />

un<strong>zur</strong>eichende<br />

Verfügbarkeit<br />

der Substitute<br />

*** Leistungs-<br />

minderung<br />

„Gentechnik-<br />

frei“<br />

Codex:<br />

Substitute<br />

erfüllt*<br />

erfüllt*<br />

nicht erfüllt**/***<br />

nicht erfüllt**/***<br />

nicht erfüllt**/***<br />

nicht erfüllt**/***<br />

Insgesamt<br />

un<strong>zur</strong>eichende<br />

Verfügbarkeit der<br />

Substitute<br />

***Leistungs-<br />

minderung<br />

** Codex wegen AS<br />

<strong>und</strong> Vit. B2+ B12<br />

NICHT erfüllbar<br />

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Bemerkungen<br />

Mit Raps als alleiniges Substitut sind laut Studien<br />

gleichwertige Leistungen erzielbar, in der Praxis sind in<br />

Hochleistungsbereichen Leistungseinbußen möglich,<br />

mit Ackerbohne, Erbse oder Sonnenblume jedoch<br />

wahrscheinlich .( *)<br />

AS, Vit. B2+ B12 sind hier nicht zwingend erforderlich.<br />

**Zusatzstoffmangel (Lysin, Vit.B2+B12)<br />

bzw. Mangelerscheinungen <strong>und</strong>/ oder<br />

***Leistungseinbußen<br />

**Zusatzstoffmangel (Vit. B2+B12)<br />

bzw. schwere Mangelerscheinungen <strong>und</strong> /oder<br />

***Leistungseinbußen<br />

**Zusatzstoffmangel (AS, Vit. B2+12)<br />

bzw. Mangelerscheinungen <strong>und</strong>/oder<br />

***Leistungseinbußen <strong>und</strong> Futterverweigerung<br />

Zusammenfassung:<br />

� Codex ist für Monogastrier NICHT umsetzbar<br />

� Codex ist bei Rindern u.b.V. umsetzbar<br />

� Substitute sind für Monogastrier NICHT<br />

vergleichbar umsetzbar.<br />

� Substitute sind für Rinder u.b.V. umsetzbar.<br />

AS – Aminosäuren; Vit. – Vitamin; SES – Sojaextraktionsschrot ; GVO – gentechnisch veränderte Organismen; IP – Identity Preservation; „GVO-frei“: studieneigene<br />

Definition für nichtkennzeichnungspflichtige Rohstoffe; „Gentechnikfrei“: Definition nach Codex ; n.k.: nicht kennzeichnungspflichtig nach VO (EG) 1829/2003<br />

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Zusammenfassung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

• In der konventionellen Landwirtschaft, insbesondere im Rahmen hoher Leistungsniveaus, stellt<br />

Sojaextraktionsschrot (SES) einen Hauptbestandteil der Futterrationen (insbesondere in Österreich) dar. Inzwischen<br />

als GVO gekennzeichneter SES wird hauptsächlich von deutschen Ölmühlen bezogen, die Sojabohnen aus den<br />

Hauptproduktionsländern verarbeiten.<br />

• In den letzten Jahren wurden im Schnitt ca. 550.000 t SES pro Jahr nach Österreich importiert. Dieser wird<br />

ungefähr zu 25% in Wiederkäuerfutter, zu 75% in Schweine- <strong>und</strong> Geflügelfutter verwendet. Im Jahr 2004 sind zirka<br />

95% dieses SES als gentechnisch verändert gem. VO(EG)1829/2003 zu kennzeichnen, d.h. über dem<br />

Schwellenwertregime liegend.<br />

• „GVO freier SES“ mit Verunreinigungen von unter 0,9 %/0,5 % gem. dem Schwellenwerteregime der<br />

VO(EG)1829/2003 war bis vor kurzem in Europa Mangelware <strong>und</strong> wird derzeit von einer Firma in OÖ direkt aus<br />

Brasilien importiert. In Deutschland gibt es seit kurzem zwei weitere Bezugsquellen, die SES direkt aus Brasilien<br />

importieren <strong>und</strong> eine kontinuierliche Versorgung anbieten. Eine weitere Ölmühle verarbeitet allerdings nur von Mai<br />

bis Oktober brasilianische Sojabohne. Laut aktuellen Informationen von Zertifizierungsfirmen sind bedeutende<br />

Mengen von „GVO-freiem“ SES direkt aus Brasilien verfügbar.<br />

• Die Verfügbarkeit von SES ist laut Umfrage an den österreichischen Landesproduktenhandel gegeben. Der<br />

Zeitrahmen <strong>und</strong> die Kontinuität der Verfügbarkeit kann jedoch nicht abgeschätzt werden. Erst die praktische<br />

Nachfrage am Weltmarkt wird etwaige Schwierigkeiten <strong>und</strong> vor allem den Preis aufzeigen. Die derzeit in Österreich<br />

importierte Menge an „GVO-freiem“ SES liegt bei ca. 30.000 t/Jahr <strong>und</strong> entspricht etwa 5 % des Gesamt-SES-<br />

Verbrauchs. Vor kurzem wurden zwei weitere Lieferanten für „GVO-freien“ SES in Deutschland eruiert, die direkten<br />

Kontakt zu Genossenschaften in Brasilien haben <strong>und</strong> laut eigenen Angaben den Bedarf Mitteleuropas an „GVO-<br />

freiem“ SES decken könnten.<br />

• Als „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Rohstoffe <strong>und</strong> Futtermittelausgangserzeugnisse mit hohem Eiweißgehalt<br />

(SES-Substitute) kommen weiters in Betracht: Raps-, Sonnenblumenextraktionsschrot, Ackerbohnen-, Erbsen- <strong>und</strong><br />

Lupinenprodukte als heimische Eiweißpflanzen, sowie Kartoffeleiweiß, Maiskleber <strong>und</strong> Maiskleberfutter, DDGS <strong>und</strong><br />

Hefe.<br />

• Der österreichische Vitamin-, Enzym- <strong>und</strong> Aminosäurebedarf in der Futtermittelherstellung wird zu nahezu 100%<br />

über Importe gedeckt. Die meisten Futterzusatzstoffe aus den Gruppen der Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Mikroorganismen<br />

(Probiotika) sowie die Aminosäure Methionin werden noch zum Großteil <strong>„gentechnikfrei“</strong> hergestellt <strong>und</strong> die<br />

Versorgung dürfte noch längerfristig gesichert sein. Hingegen werden Phytase, die Vitamine B2 <strong>und</strong> B12, sowie die<br />

Aminosäuren Lysin, Threonin <strong>und</strong> Tryptophan in großem Umfang bzw. vollständig durch GVM hergestellt <strong>und</strong> sind<br />

nicht oder kaum ohne Einsatz von GVM am Markt erhältlich.<br />

• Mit Hilfe von genetisch veränderten Mikroorganismen (GVM) biofermentativ hergestellte Zusatzstoffe fallen, sofern<br />

sie in geschlossenen Systemen hergestellt werden <strong>und</strong> keine GVM oder anders Material des verwendeten GVM im<br />

Endprodukt enthalten sind, nicht in den Anwendungsbereich der VO(EG)1829/2003 <strong>und</strong> bedürfen keiner spezifischen<br />

Kennzeichnung betreffend GVO. Wenn im Endprodukt jedoch GVM – ganz oder in Bruchstücken, lebend oder nicht –<br />

enthalten sind, so fallen diese Zusatzstoffe in den Anwendungsbereich der VO(EG) 1829/2003 bezüglich Zulassung<br />

<strong>und</strong> Kennzeichnung. Laut österreichischem Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> „Gentechnikfrei“ ist allerdings der Einsatz von GVM<br />

nicht zulässig <strong>und</strong> es werden nur Produkte nach Vorlage eines Zertifikates über die gentechnikfreie Herstellung (ohne<br />

GVM) akzeptiert.<br />

• Die obigen Aussagen beziehen sich auf die derzeitige Situation <strong>und</strong> den Stand der Technik.<br />

• Die Entwicklung der Produktion von Futterzusatzstoffen wie Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Aminosäuren scheint eher in<br />

Richtung Fermentation aus GVM zu gehen (geringere Herstellungskosten, geringere Umweltbelastungen, geringerer<br />

Rohstoffbedarf, enormer Konkurrenzdruck aus Asien etc.).<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

• Um die Menge des importierten SES zumindest teilweise zu ersetzen werden folgende Möglichkeiten jeweils für<br />

einen Teil der Gesamtmenge in Betracht gezogen: a) heimische Sojabohne („GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong>), b)<br />

importierter, „GVO freier SES [(erfüllt zumindest das Schwellenwerteregime der VO (EG)1829/2003], c) heimische,<br />

eiweißreiche Kulturarten werden verstärkt angebaut <strong>und</strong> d) Nebenprodukte der Biospriterzeugung (DDGS,<br />

Rapskuchen) als SES-Substitute werden zusätzlich verfügbar <strong>und</strong> eingesetzt .<br />

• Mit dem Tiermehlverbot, das seit 2000 auch für monogastrische Nutztiere (Schwein, Geflügel) gilt, ergaben sich<br />

weitere Engpässe in der Eiweißversorgung unserer Nutztiere, nicht nur hinsichtlich der Proteinversorgung, sondern<br />

auch bei der Aminosäurenversorgung, sodaß SES verstärkt eingesetzt wurde (siehe dazu Statistiken in Kapitel 3).<br />

• Die Einordnung von Futterzusatzstoffen, die aus/mit Hilfe von genetisch veränderten Mikroorganismen (GVM)<br />

hergestellt werden, war vorerst in der EU nicht ganz klar. Die EU-Kommission hat daher in ihrem Sitzungsprotokoll<br />

vom 23.9.2004 festgestellt, dass Zusatzstoffe wie Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> auch Aminosäuren, welche aus GVM<br />

hergestellt werden, aber keine veränderte DNA <strong>und</strong> kein anderes Material aus dem verwendeten GVM im Endprodukt<br />

enthalten, nicht als GVO gekennzeichnet werden müssen.<br />

• Der österreichische Codex für die <strong>Auslobung</strong> „Gentechnikfrei“ gibt allerdings für Zusatzstoffe vor, dass sie aus<br />

„gentechnikfreier“ Erzeugung stammen. Vitamin B2, B12, Vitamin C, Phytase, Lysin, Threonin <strong>und</strong> Tryptophan<br />

können daher nur eingesetzt werden, wenn ein Zertifikat bzw. eine Zusicherungserklärung vom Hersteller über<br />

„gentechnikfreie“ Herstellung gemäß VO 2092/91 EWG i.d.g.F. (d.h. ohne GVM hergestellt) vorliegt, dessen<br />

Gültigkeit sich jeweils nur auf ein Jahr beschränkt. Diese Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren sind jedoch gem. den<br />

Recherchen im Rahmen dieser Studie derzeit nicht mehr ausreichend in „gentechnikfreier“ Herstellung erhältlich.<br />

• In den Achtziger-Jahren wurden von österreichischen <strong>und</strong> anderen europäischen Forschungseinrichtungen<br />

zahlreiche Fütterungsversuche mit der Frage durchgeführt, wieweit SES durch andere Eiweißfuttermittel bei den<br />

verschiedenen Tierarten <strong>und</strong> Produktionssparten <strong>und</strong> Leistungsstufen ersetzt werden könnte. Das Hauptziel war die<br />

Förderung des heimischen Eiweißpflanzenanbaus <strong>und</strong> der Verwendung der Ernteprodukte in den Futterrationen. Die<br />

damaligen Ergebnisse ergaben, dass SES in der Rinderfütterung relativ problemlos ersetzt werden könnte. Hingegen<br />

zeigten Versuche mit Monogastriern (Schwein, Geflügel), dass das hochwertige Eiweiß von SES, ohne Ausgleich<br />

durch tierisches Eiweiß <strong>und</strong>/oder Aminosäuren, durch andere Pflanzen nicht ersetzt werden kann.<br />

• Für die vorliegende Studie wurden vorwiegend Arbeiten von anerkannten <strong>und</strong> unabhängigen Universitäten <strong>und</strong><br />

Institutionen aus dem mitteleuropäischen Raum (Österreich, Deutschland, Schweiz <strong>und</strong> Tschechien) herangezogen,<br />

um ähnliche Produktionsbedingungen (Boden, Klima, Haltung) berücksichtigen zu können.<br />

• Sämtliche Studien mit Milchvieh <strong>und</strong> Mastrinder, Mastschweine, Legehennen <strong>und</strong> Masthühner wurden nach<br />

Kulturarten (Raps, Ackerbohne, Futtererbse, Sonnenblumenextraktionsschrot, Lupinen, heimische Sojabohne,<br />

Schlempe) sortiert <strong>und</strong> darin die fütterungs- <strong>und</strong> leistungsspezifischen Möglichkeiten für die einzelnen Tierarten <strong>und</strong><br />

Tierkategorien genauer betrachtet. Bei Rindern muss auf die speziellen Unterschiede im Grünland- <strong>und</strong><br />

Ackerbaugebiet hingewiesen werden, wo erhebliche Unterschiede in der Eiweißversorgung herrschen. Bei allen<br />

Substitutionsstudien muss immer das Leistungsniveau berücksichtigt werden. Manche Alternativen sind zwar im<br />

niederen bis mittleren Leistungsbereich möglich, können jedoch für höhere Leistungsbereiche nicht in Betracht<br />

gezogen werden. Beim Ersatz von SES durch andere Eiweißpflanzen ist aus der Sicht der Tierernährung immer eine<br />

Ergänzung mit Aminosäuren <strong>zur</strong> Abdeckung des Bedarfes von monogastrischen Tieren (Schwein <strong>und</strong> Geflügel) zu<br />

berücksichtigen.<br />

• Als Alternative bietet sich die heimische Sojabohne an, die jedoch immer physikalisch (thermisch) weiter behandelt<br />

werden muss, um die Trypsin-Inhibitoren abzubauen. Aus agronomischen Gründen wird sie in Österreich nie größere<br />

Bedeutung erzielen. Außerdem geht die heimische Sojabohne zu einem großen Teil in die Lebensmittelproduktion.<br />

• Als nächste der sich anbietenden Alternativen wurden in Österreich vorkommende Kulturarten aus der Gruppe der<br />

Ölfrüchte <strong>und</strong> Hülsenfrüchte betrachtet, wobei speziell auf Raps, Ackerbohne, Körnererbse,<br />

Sonnenblumenextraktionsschrot <strong>und</strong> Lupine für jede einzelne Tierart genauer eingegangen wurde.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 4: Verfügbarkeit Futtermittel<br />

• DDGS (Trockenschlempe) kann zukünftig nach Errichtung industrieller Anlagen <strong>zur</strong> Bioethanolerzeugung <strong>und</strong><br />

entsprechendem Aminosäureausgleich (Lysinergänzung) für alle Tierarten, vor allem bei Rindern, als Substitut für<br />

SES gut verwendet werden.<br />

• Für die Rinderhaltung (Milch <strong>und</strong> Mast) scheint nach derzeitigem Stand der vorliegenden Studien ein<br />

vollständiger Ersatz durch Rapsschrot bzw. –expeller möglich zu sein. Für Lupinen liegen zwar interessante aber noch<br />

zu wenige Untersuchungen <strong>und</strong> Erfahrungen vor, zudem sind die verfügbaren Mengen vernachlässigbar.<br />

Trockenschlempe (DDGS) kann in der Rinderhaltung laut amerikanischen Empfehlungen mit ausgezeichnetem Erfolg<br />

eingesetzt werden.<br />

• In der Geflügel <strong>und</strong> Schweineproduktion – vorbehaltlich neuer Studien <strong>und</strong> Erkenntnisse - kann SES nach<br />

derzeitigem Wissensstand durch heimische Ölfrüchte <strong>und</strong> Eiweißpflanzen nicht vollständig ersetzt werden.<br />

• Bestimmte Vitamine <strong>und</strong> Aminosäuren sind in „gentechnikfreier“ Qualität derzeit nicht mehr bzw. nicht in<br />

ausreichender Menge verfügbar. Ohne den Einsatz von Aminosäuren <strong>und</strong> Vitaminen kann jedoch in den vorliegenden<br />

Tierhaltungs-, Rassen- <strong>und</strong> Leistungsanforderungen <strong>und</strong> unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

in der konventionellen Landwirtschaft nicht gearbeitet werden. Auch ein angemessener Tierschutzgedanke sollte, im<br />

Hinblick der auftretenden Mangelerscheinungen bei Nichtbeachtung ernährungsphyiologischer Gr<strong>und</strong>sätze in<br />

Interaktion v.a. zum Leistungsniveau, beachtet werden.<br />

• Derzeit kann konventioneller SES (ca. 600.000 t/Jahr) nicht <strong>zur</strong> Gänze durch Ernteprodukte andere Pflanzenarten<br />

ersetzt werden. Die zukünftig aus der Biotreibstoffproduktion anfallenden Mengen an Rapskuchen <strong>und</strong> DDGS könnten<br />

durchaus einen gewissen Teil der Eiweißversorgung bei gleichzeitigem Aminosäureausgleich <strong>und</strong> Phosphorreduktion<br />

abdecken, der Rest müsste durch „GVO-freien“ SES <strong>und</strong> anderen Alternativen ergänzt werden. Die aktuelle<br />

Eiweißlücke von 276.000 t Rohprotein in der Tierernährung in Österreich kann nach den vorliegenden Erhebungen<br />

durch zusätzliche Substitute nur zu etwa der Hälfte gefüllt werden. „GVO-freier“ SES aus Brasilien scheint allerdings<br />

derzeit in ausreichender Menge in Europa <strong>und</strong> im Speziellen für Österreich verfügbar zu sein.<br />

Für die in Zukunft anfallenden Nebenprodukte (v.a. Rapsexpeller <strong>und</strong> Trockenschlempe (DDGS)) aus der<br />

Biotreibstoffproduktion wäre die Durchführung von Fütterungsversuchen unter österreichischen<br />

Produktionsbedingungen für deren optimierten Einsatz in der Fütterung, insbesondere als SES-Ersatz, vorteilhaft.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 5: Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analytik<br />

5. Probenahme <strong>und</strong> Analytik im Zusammenhang mit GVO – H. HÖRTNER <strong>und</strong><br />

R. HOCHEGGER, CC Biochemie, V. KOLAR, Institut für Futtermittel, G. WUNDERLICH, Institut für Saatgut, <strong>AGES</strong><br />

5.1. Methodik der Probenahme<br />

Gr<strong>und</strong>lage für jede GVO-Untersuchung bildet eine repräsentative Probenahme. Ziel der repräsentativen Probenahme<br />

ist in jedem Fall die Gewinnung einer<br />

• repräsentativen,<br />

• ausreichend großen,<br />

• identen Probe<br />

• aus einer homogenen Partie/Menge.<br />

Das bedeutet, dass eine repräsentative Probenahme dann vorliegt, wenn in der Probe jeder Bestandteil im gleichen<br />

Verhältnis wie in der Partie/Menge vorliegt.<br />

5.1.1. Saatgut<br />

Allgemeines <strong>zur</strong> amtlichen repräsentativen Probenahme:<br />

Beim Betriebsmittel Saatgut ist die so genannte „amtliche repräsentative Probenahme“ in den Methoden für Saatgut<br />

<strong>und</strong> Sorten gemäß Saatgutgesetz 1997 i.d.g.F., Teil „Normen <strong>und</strong> Verfahren der amtlichen repräsentativen<br />

Probenahme einschließlich Kontrolle der Kennzeichnung, Verpackung <strong>und</strong> Verschließung“ (= Probenahmemethoden)<br />

eingehend geregelt. Diese Probenahmemethoden setzen EU-Recht (EU-Vermarktungsrichtlinien für Saatgut) unter<br />

spezieller Bezugnahme <strong>und</strong> Berücksichtigung der ISTA-Regeln sowie OECD-Saatgutschemata um. Auch die<br />

Bestimmungen der Saatgut-Gentechnik-Verordnung finden in diesem Teil der Methoden für Saatgut <strong>und</strong> Sorten<br />

unmittelbare Umsetzung.<br />

Neben Bestimmungen <strong>zur</strong> technischen Durchführung der amtlich repräsentativen Probenahme enthalten die<br />

Probenahmemethoden Regelungen betreffend Aufbau der Kontrollnummer (bildet die Identität einer Saatgutpartie),<br />

der Verpackung, Verschließung <strong>und</strong> Kennzeichnung von Saatgut.<br />

Bei Saatgut bildet eine homogene Partie die absolute Bezugsbasis.<br />

Eine Partie ist eine eindeutig identifizierbare Saatgutmenge, die einheitlich geputzt <strong>und</strong> homogen ist, die vom<br />

Antragsteller als Einheit vorgestellt wird, deren Höchstgewicht den Bestimmungen der Probenahmemethoden<br />

entspricht <strong>und</strong> für die ein Untersuchungsbericht ausgestellt wird. Im Rahmen der amtlichen repräsentativen<br />

Probenahme darf kein Anzeichen oder Augenschein von Uneinheitlichkeit der Partie vorliegen.<br />

In den Probenahmemethoden sind für alle Arten, die durch das Saatgutgesetz 1997 i.d.g.F. geregelt sind, sowohl<br />

Höchstgewichte pro Saatgutpartie, als auch genaue Regelungen über das kleinste <strong>zur</strong> Prüfung einzusende Gewicht<br />

für Einsendungsproben enthalten. Als Zusatzbestimmung für Arten der Saatgut-Gentechnik-Verordnung gilt, dass das<br />

kleinste <strong>zur</strong> Prüfung einzusende Gewicht für GVO-Untersuchungen immer zumindest 3000 Korn betragen muss.<br />

Tabelle 5-1: Ausgewählte Beispiele für höchstzulässige Partiegewichte <strong>und</strong> kleinste <strong>zur</strong> Prüfung<br />

einzusendende Gewichte<br />

Art höchstzulässiges<br />

Partiegewicht (t)<br />

kleinstes <strong>zur</strong> Prüfung einzusendendes<br />

Gewicht (g)<br />

Mais (Zea mays) 40 1000<br />

Sojabohne (Glycine max) 25 1000<br />

Raps (Brassica napus) 10 200<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 5: Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analytik<br />

Technische Durchführung der amtlichen repräsentativen Probenahme:<br />

Bei der Durchführung der amtlichen repräsentativen Probenahme werden kleine Anteile (=Erstproben) aus der Partie<br />

entnommen <strong>und</strong> in einer Mischprobe vereinigt. Aus der Mischprobe werden die so genannten Einsendungsproben<br />

mittels Probenteiler gemäß Probenahmemethoden hergestellt. Die Einsendungsproben werden nach Plombierung <strong>und</strong><br />

Kennzeichnung <strong>zur</strong> Untersuchung an das Untersuchungslabor übermittelt, wo die Herstellung der<br />

Untersuchungsprobe/n gemäß standardisierter Abläufe erfolgt.<br />

Für die zufällige oder systematische Entnahme von Erstproben stehen verschiedene Werkzeuge <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Befindet sich das zu beprobende Saatgut bereits fertig verschlossen <strong>und</strong> gekennzeichnet in handelsüblichen<br />

Behältnissen wie beispielsweise Säcken, werden die Erstproben mittels Nobbe-Probestecher entnommen.<br />

Als Werkzeug <strong>zur</strong> Durchführung der Probenahme aus beispielsweise Jumbobags oder Containern finden Stock- oder<br />

Rohrprobestecher Verwendung. Im Falle einer Probenahme aus dem fließenden Samenstrom kommen automatische<br />

Probenahmeanlagen zum Einsatz. Für alle verwendbaren Geräte sind Beschreibungen von Aufbau <strong>und</strong> Anwendung in<br />

den Probenahmemethoden enthalten; der Einsatz von automatischen Probenahmeanlagen ist im detaillierten<br />

Anforderungskatalog geregelt.<br />

Die Festlegung von Mindestanzahl der zu entnehmenden Erstproben orientiert sich im Fall von endgültig verpacktem<br />

<strong>und</strong> gekennzeichnetem Saatgut an der Anzahl der Behältnisse der Partie – die Tabelle der Probenahmemethoden 7.<br />

Teil Punkt 4.1 kommt <strong>zur</strong> Anwendung.<br />

Im Falle von Saatgutpartien in Behältnissen über 100 kg erfolgt die Festlegung von Mindestanzahl der zu<br />

entnehmenden Erstproben gemäß folgender Tabelle:<br />

Tabelle 5-2: Mindestanzahl der zu entnehmenden Erstproben bei Saatgut<br />

Gewicht der Partie Mindestanzahl der zu entnehmenden Erstproben<br />

bis 500 kg mindestens 5 Erstproben<br />

501 bis 3.000 kg für je 300 kg eine Erstprobe,<br />

mindestens aber 5 Erstproben<br />

3.001 bis 20.000 kg für je 500 kg eine Erstprobe,<br />

mindestens aber 10 Erstproben<br />

> 20.000 kg für je 700 kg eine Erstprobe,<br />

mindestens aber 40 Erstproben<br />

Wie bereits einleitend dargestellt hat eine Saatgutpartie homogen zu sein. Ergibt sich im Zuge der Durchführung der<br />

amtlichen repräsentativen Probenahme ein Hinweis auf begründeten Zweifel, ist auf Heterogenität zu prüfen. Dazu<br />

enthalten die Probenahmemethoden eine standardisierte Vorgangsweise.<br />

5.1.2. Futtermittelausgangserzeugnisse <strong>und</strong> Rohstoffe<br />

Die Futtermittelverordnung 2000, BGBL. II Nr. 93/2000 <strong>und</strong> die Richtlinie 76/371/EWG regeln die Probenahme von<br />

Futtermitteln (= Mischfuttermittel, Futtermittelausgangserzeugnisse <strong>und</strong> Zusatzstoffe) in Säcken, Big Bag, loser<br />

Schüttung <strong>und</strong> loser Verladung. Die Futtermittelkontrolle in Österreich wird vom B<strong>und</strong>esamt für Ernährungssicherheit<br />

(Handel <strong>und</strong> Erzeugung) <strong>und</strong> von den Ländern (Verfütterung an Nutztiere, d.h. im Wesentlichen die Verwendung auf<br />

landwirtschaftlichen Betrieben) wahrgenommen. Das Prinzip der Probenahme aus einer Partie erfolgt gemäß<br />

Richtlinie 76/371/EWG. Die Proben werden ins B<strong>und</strong>esamt für Ernährungssicherheit bzw. an eine Untersuchungsstelle<br />

transportiert. Die meisten Futtermittelausgangserzeugnisse (SES, Rapsextraktionsschrot, Mais, Getreide, usw.)<br />

werden in loser Form gehandelt.<br />

Bei der amtlichen Futtermittelkontrolle wird im Probenahmeverfahren nicht zwischen<br />

Futtermittelausgangserzeugnissen <strong>und</strong> Mischfuttermitteln unterschieden.<br />

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5.1.3. Futtermittel<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 5: Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analytik<br />

Mischfutter kommt gesackt <strong>und</strong> in loser Form in den Verkehr. Zusatzstoffe (Vitamine, Enzyme, Mikroorganismen<br />

usw.) dürfen nur verpackt in Verkehr gebracht werden.<br />

Für die amtliche Futtermittelkontrolle kommen zwei spezielle Geräte zum Einsatz, der Kammerstecher <strong>und</strong> Nobbe-<br />

Stecher. Der Kammerstecher ist ein Probenstecher für Futtermittel in loser Schüttung als auch in großen<br />

Behältnissen wie Big Bag, Silo oder Waggon <strong>zur</strong> gleichzeitigen Probennahme aus unterschiedlichen Tiefen. Der<br />

Nobbe-Probenstecher eignet sich besonders für die Probenahme von Produkten aus Säcken.<br />

Die Probenahme ist im Allgemeinen einer zuständigen Person (z.B. Geschäftsführer) des zu kontrollierenden Betriebs<br />

zu melden. Die Auswahl eines Produktes erfolgt entweder nach Zufall, Notwendigkeit (auf Auftrag, Rückverfolgung)<br />

oder nach Erfahrungswerten (geringe Kontrollrate, Kontrolle der Mischaufzeichnungen).<br />

Vor Auswahl der Partie ist die Kennzeichnung des Produktes zu überprüfen <strong>und</strong> nach Bedarf <strong>und</strong> Möglichkeit<br />

mitzunehmen. Die vorhandene Produktmenge ist immer schriftlich festzuhalten. Die Probenahme erfolgt jeweils von<br />

einer Partie. Dies ist die Menge eines Stoffes, die sich nach ihrer äußeren Beschaffenheit, Kennzeichnung <strong>und</strong><br />

räumlicher Zuordnung als eine Einheit darstellt. Ist eine Partie so groß oder so gelagert, dass nicht an jeder Stelle<br />

Proben entnommen werden können, so gilt für die Probenahme nur der Teil als Partie, wo dies möglich ist.<br />

Einzelproben sind immer nach dem Zufallsprinzip aus der gesamten Partie zu entnehmen. Gewicht <strong>und</strong> Volumen<br />

müssen ungefähr gleich sein.<br />

Bei verpackten Futtermitteln ist die erforderliche Anzahl der zu bemusternden Packungen nach 5.A.2. der Richtlinie<br />

76/371 EWG vorzunehmen. Aus jeder dieser Packungen ist mit dem Probestecher eine Probe zu ziehen.<br />

Flüssige oder halbflüssige homogene oder homogenisierbare Futtermittel: Die erforderliche Anzahl ist nach 5.A.2. der<br />

Richtlinie 76/371 EWG festgelegt. Die Probenahme kann auch beim Ablassen des Erzeugnisses erfolgen.<br />

5.1.3.1. Amtliche Probenahme im Rahmen der Kontrolle nach dem Futtermittelgesetz<br />

Die Durchführung der Probenahme erfolgt nach der in der Futtermittelverordnung, BGBl. II 93/2000 angeführten<br />

Richtlinie 76/371 EWG. Anzahl <strong>und</strong> Umfang der Einzelproben, Umfang der Sammelprobe, Anzahl <strong>und</strong> Umfang der<br />

Endproben, Entnahmen <strong>und</strong> Bildung der Proben <strong>und</strong> Behandlung der Endproben werden unter Punkt 5.<br />

„Mengenmäßige Anforderungen“ (5. A. Zur Kontrolle von Stoffen oder Erzeugnissen, die gleichmäßig im Futtermittel<br />

verteilt sind <strong>und</strong> 5.B. Zur Kontrolle von unerwünschten Stoffen, die ungleichmäßig im Futtermittel verteilt sein<br />

können) in dieser Richtlinie geregelt.<br />

Lose Produkte, Mischfuttermittel oder Einzelfuttermittel:<br />

Die Probenahme erfolgt entweder aus dem vor Ort gelagerten Schüttgut, wenn dieses gut zugänglich ist, oder es<br />

wird bei schwerer zugänglichem Schüttgut eine Teilmenge (1 t) durch einen Radlader entnommen. Die Probenahme<br />

erfolgt darauf direkt vom Schüttgutaliquot in der Radladerschaufel.<br />

Hierbei werden mit dem Kammerstecher aus dem ungestörten Schüttgut an verschiedenen Stellen Einzelproben<br />

entnommen <strong>und</strong> diese in einem eigenen Kübel zu einer Sammelprobe vereint. Bei der Probenahme aus der<br />

Radladerschaufel werden die Einzelproben mit einer Probenschaufel an verschiedenen Stellen gezogen <strong>und</strong> analog in<br />

einem Kübel zu einer Sammelprobe vereint. Die Einzelproben werden mit der Probenschaufel gut gemischt <strong>und</strong> zu<br />

gleich großen Portionen (Endproben) in drei Säckchen gefüllt. Hygroskopische <strong>und</strong> fettreiche Futtermittel sollen<br />

vorher noch in Plastiksäckchen gegeben werden. Die Säckchen werden darauf mit einer Blechplombe versiegelt <strong>und</strong><br />

mit Klebeband gut verschlossen.<br />

Lose Ware kann auch direkt bei der Verladung in den Tankwagen beprobt werden. Während des Ladevorganges aus<br />

einem Silo in das entsprechende Tankfahrzeug wird mit der Probenschaufel bei der Füllvorrichtung die Probe<br />

entnommen (mind. 20 Schaufeln) <strong>und</strong> zu einer Sammelprobe in einem sauberen Kübel vermischt. Besteht bei einer<br />

derartigen Verladung eine spezielle Probenahmeeinrichtung, so kann diese analog benützt werden. Ebenso kann erst<br />

nach dem Befüllen das Ladegut im Tankfahrzeug mit dem Kammerstecher bemustert werden.<br />

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Verpackte Probe:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 5: Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analytik<br />

Die Probenahme bei staubfreien Säcken <strong>und</strong> Big Bags wird mit dem Nobbe-Stecher durchgeführt. Die Säcke sollten<br />

vorher vor allem bei der Einstichstelle vom Staub gesäubert werden. Die Entnahme erfolgt an verschiedenen Stellen<br />

in derselben Abfolge wie bei losem Schüttgut. Ist mit dem Nobbe-Stecher nicht mehr die Mitte des Sackes erreichbar<br />

(Big Bag), wird der Kammerstecher verwendet. Ebenso ist ein Aufschneiden des Sacks möglich, worauf die<br />

Probenahme mit einer Probenschaufel an verschiedenen Stellen durchgeführt wird. Die entstandenen Löcher sind<br />

nach der Probenahme sachgerecht zu verschließen.<br />

Die Probensäckchen werden nach ihrer Befüllung mit Klebeetikett beschriftet, verschnürt, versiegelt <strong>und</strong><br />

anschließend mit einem amtlichen Klebestreifen verschlossen. Die Behälter oder Packungen sind so zu versiegeln<br />

bzw. zu plombieren, dass sie nicht ohne Beschädigung des Siegels bzw. der Plombe geöffnet werden können. Die<br />

Kennzeichnung der Probe muss vom Siegel bzw. der Plombe miterfasst werden.<br />

Für jede Probenahme ist eine Niederschrift <strong>und</strong> ein Probenbegleitschreiben zu erstellen, aus dem die Identität<br />

der bemusterten Partie eindeutig hervorgeht. Eine Abschrift oder Kopie verbleibt beim kontrollierten Betrieb. Die<br />

Niederschrift wird vom Probennehmer bzw. Vertreter des kontrollierten Betriebes unterschrieben.<br />

5.1.3.2. Eigenprobenahme bzw. amtliche Probenahme auf Auftrag<br />

Die Durchführung erfolgt wie unter der amtlichen Probenahme im Rahmen der Futtermittelkontrolle. Abweichungen<br />

davon sind vom Auftraggeber bzw. den jeweiligen Gegebenheiten vorgegeben <strong>und</strong> sind zu vermerken.<br />

Über den Vorgang der Probenahme ist ein Protokoll zu verfassen. Kopien werden nach Bedarf angefertigt <strong>und</strong><br />

ausgehändigt.<br />

Der Transport der Proben in das B<strong>und</strong>esamt für Ernährungssicherheit bzw. Untersuchungsstelle erfolgt in einem<br />

isolierten Behälter, um es vor äußeren Temperatureinflüssen möglichst zu schützen.<br />

Die für die Probenahme gr<strong>und</strong>legende Richtlinie 76/371 EWG ist mitzuführen (vgl. BMLFUW, 2005).<br />

5.1.4. Lebensmittel<br />

Lebensmittel <strong>zur</strong> Kontrolle auf GVO-Verunreinigungen werden nach einem Probenplan gezogen, der jährlich vom<br />

BMGF als Erlass an die Landeshauptmänner in Form eines Aktionsplanes herausgegeben wird. Hier werden pro<br />

B<strong>und</strong>esland die Anzahl der Betriebskontrollen <strong>zur</strong> Rückverfolgbarkeit, die Anzahl der Probenziehungen <strong>und</strong> die Art der<br />

Probe (Lebensmittel aus Sojabohnen <strong>und</strong> Mais) festgelegt. Die Kontrolle <strong>und</strong> Probenziehung selbst obliegt nach dem<br />

LMG der Lebensmittelaufsichtsbehörde der Länder, die nach der Probennahmevorschrift PNV 16 (GVO) des Österr.<br />

Lebensmittelbuches III. Auflage ("Probennahmevorschriften für die amtliche Lebensmittelkontrolle") die<br />

Lebensmittelproben ziehen. Die PNV 16 schreibt die Mindestprobenmengen insbesondere bei inhomogenen/<br />

stückigen Proben (Maiskörner, Sojabohnen etc.), die Probenziehung bei offener Ware (Säcke, Container etc.) <strong>und</strong> die<br />

Vorgangsweise <strong>zur</strong> Vermeidung von Kontaminationen vor.<br />

In nächster Zukunft wird auch die Probenahmenorm für Lebensmittel zu berücksichtigen sein, die im CEN TC 275/WG<br />

11 erarbeitet wurde <strong>und</strong> derzeit als ÖNORM-Entwurf <strong>zur</strong> Endbegutachtung aufliegt (ÖNORM EN ISO 21568:<br />

Lebensmittel – Verfahren zum Nachweis von gentechnisch modifizierten Organismen <strong>und</strong> ihren Produkten -<br />

Probenahme).<br />

Die amtlich gezogenen Lebensmittelproben werden an die jeweilige, ländermäßig zuständige Lebensmittelunter-<br />

suchungsanstalt (<strong>AGES</strong>: 5 ILMU's, Länder 2) übermittelt. Derzeit werden alle GVO-Proben der ILMU's der <strong>AGES</strong> im CC<br />

Biochemie Wien analysiert.<br />

Fallweise können auch anlassbezogene, spezielle Probenziehungs-Aktionen vom BMGF angeordnet werden, wie nach<br />

EU-Warnungen (Papaya) oder Pressemeldungen (Tortilla Chips mit Mais GA21).<br />

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Kapitel 5: Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analytik<br />

5.2. Prinzipien, Methodik <strong>und</strong> Limitationen der GVO-Analytik inklusive<br />

Probenvorbereitung im Labor<br />

Die Kontrolle von Lebensmittel, Futtermittel <strong>und</strong> Saatgut auf GVO-Bestandteile bzw. –Verunreinigungen ist sowohl<br />

auf nationaler als auch auf EU-Ebene durch verschiedene Verordnungen <strong>und</strong> den darin festgelegten (bzw. noch in<br />

Diskussion befindlichen) Schwellenwerten reguliert. Auf Gr<strong>und</strong> dieser Vorgaben werden Saatgut, Futtermittel <strong>und</strong><br />

Lebensmittel in Österreich einer verstärkten Kontrolle unterzogen. Diese Untersuchungen umfassen derzeit<br />

ausschließlich Produkte pflanzlicher Herkunft.<br />

Bei Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel kommen je nach Zulassungsstufe verschiedene Schwellenwerte laut EU (VO) 1829/2003<br />

<strong>zur</strong> Anwendung. Für alle in der EU zugelassenen GV-Konstrukte ist der Schwellenwert von 0,9 % anzuwenden.<br />

Befindet sich ein GV-Konstrukt noch in der Zulassungsphase, hat aber von der EFSA bereits eine positive, hinsichtlich<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier unbedenkliche <strong>und</strong> auf drei Jahre befristete Beurteilung, ist ab diesem Zeitpunkt ein Schwellenwert<br />

von 0,5 % gültig. Alle anderen Events, nicht zugelassene, sowie in einer Stufe der Zulassung befindlich, in der die<br />

Unbedenklichkeitsbeurteilung der EFSA noch ausständig ist, müssen ein negatives Analyseergebnis aufweisen.<br />

Saatgut: In Österreich sind <strong>zur</strong>zeit Methoden zum Nachweis von gentechnisch verändertem Saatgut bzw.<br />

Verunreinigungen von Saatgut in Mais, Raps <strong>und</strong> der Sojabohne etabliert, die geeignet sind alle handelsüblichen<br />

Konstrukte, die in der EU vorkommen, nachzuweisen. Seit 22.12.2001 gilt in Österreich die Saatgut-Gentechnik-<br />

Verordnung, welche festlegt, dass jede in Österreich in Verkehr gebrachte Saatgutpartie frei von GVO sein muss,<br />

wobei in der Erstuntersuchung keine GVO-Verunreinigung vorliegen darf <strong>und</strong> im Zuge der stichprobenartigen<br />

Nachkontrolle eine Verunreinigung von maximal 0,1 % toleriert wird. Daher muss ein Labor, welches<br />

Erstuntersuchungen oder auch Untersuchungen im Rahmen der Nachkontrolle durchführt, Methoden anwenden, die<br />

den Nachweis von zumindest einem gentechnisch veränderten Korn in 3000 Samen ermöglichen, damit eine<br />

zumindest 95%ige Sicherheit des Nichtvorhandenseins von GV-Saatgut gegeben ist (HOCHEGGER, 2004).<br />

Die gentechnische Veränderung eines Organismus erfolgt auf DNA-Ebene. Sie bewirkt in der Regel die Synthese<br />

eines zusätzlichen Proteins (wie z.B. ein bakterielles Enzym für eine Antibiotika- oder Herbizidresistenz) oder auch<br />

eine Unterdrückung der Proteinsynthese. Diese Veränderungen können sich auch auf weitere Inhaltsstoffe auswirken.<br />

Die Möglichkeiten der Unterscheidung eines GVO vom entsprechenden unveränderten Wildtyp können vielfältig sein:<br />

molekularbiologisch durch den Nachweis der gentechnischen Veränderung selbst, biochemisch durch den Nachweis<br />

des gebildeten Proteins, chemisch durch die neue/veränderte Zusammensetzung von Inhaltsstoffen bis zu Bioassays<br />

wie der Anwendung von Herbiziden (ANKLAM et al., 2002; HASSAN-HAUSER et al., 1998). Für ein gesichertes Ergebnis<br />

der amtlichen Kontrolle ist aber nach dem derzeitigen Stand einzig die Molekularbiologie geeignet.<br />

Die Nachweisbarkeit gentechnischer Veränderungen hängt vor allem vom Verarbeitungsgrad <strong>und</strong> der Art der<br />

Verarbeitung ab (HASSAN-HAUSER et al., 1998; HÖRTNER, 1997; HÖRTNER, 2004):<br />

• Lebensmittel, Futtermittel <strong>und</strong> Saatgut, welche(s) selbst GVO sind(ist), wie Sojabohnen, Tomaten, Erdäpfel,<br />

Maiskörner, Rapssamen enthalten noch die gesamte DNA <strong>und</strong> damit auch die gentechnische Veränderung.<br />

• Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel, die aus verarbeiteten GVO´s bestehen, wie Ketchup, Chips, diverse Mehle<br />

<strong>und</strong> Schrote (Sojamehl), enthalten ebenfalls noch die gesamte DNA, die aber durch Verarbeitungsprozesse<br />

degradiert oder durch Inhaltsstoffe maskiert werden kann.<br />

• Lebensmittel, die GVO enthalten, wie Joghurt oder Rohwurst mit GVO als Starterkulturen, enthalten<br />

ebenfalls die gesamte DNA der GV-Starterkulturen.<br />

• Lebens-, Futtermittel <strong>und</strong> -zusatzstoffe, die aus GVO hergestellt bzw. isoliert werden, wie Öl, Stärke, Zucker<br />

<strong>und</strong> Lecithin, sind in der Regel chemisch definierte Substanzen bzw. Substanzgemische <strong>und</strong> selbst nicht<br />

verändert, sie können aber noch DNA enthalten.<br />

• Lebens- <strong>und</strong> Futtermittelzusatzstoffe u. -hilfsstoffe, die mittels GVO (vorwiegend Mikroorganismen)<br />

hergestellt werden (wie Enzyme, Aromen, Vitamine), sind chemisch definierte Substanzen <strong>und</strong> selbst nicht<br />

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gentechnisch verändert. Sie sind hoch gereinigt <strong>und</strong> sollten keine DNA (<strong>und</strong> andere Begleitsubstanzen)<br />

mehr enthalten.<br />

Zusammenfassend muss nochmals betont werden, dass bei chemisch definierten Substanzen – wenn überhaupt –<br />

nur über zufällige Verunreinigungen eine Herstellung mittels GVO nachgewiesen werden kann <strong>und</strong> eine Überprüfung<br />

nur durch die Rückverfolgbarkeit der Ausgangserzeugnisse zu erzielen ist.<br />

5.2.1. Methodik der GVO-Analytik<br />

Die Nachweismethode der Wahl ist derzeit die Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR), ein auf Nukleinsäuren basierendes<br />

Verfahren, mit der die gesuchten Gensequenzen spezifisch vervielfältigt <strong>und</strong> detektiert werden können. Die<br />

labormäßige Vorgabe dafür sind räumlich getrennte Arbeitsbereiche der einzelnen Untersuchungsschritte, äußerst<br />

exaktes <strong>und</strong> sorgfältiges Arbeiten <strong>und</strong> entsprechend geschultes Laborpersonal (HÖRTNER, 2004). Voraussetzung für<br />

die Untersuchung auf gentechnische Veränderungen ist die Isolierung von DNA in ausreichender Menge <strong>und</strong> Qualität.<br />

In hochverarbeiteten Produkten (Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel, Bsp.: Cornflakes), können Sek<strong>und</strong>ärstoffe auftreten,<br />

die eine DNA-Isolierung <strong>und</strong> die anschließende PCR-Analyse stören (z.B. Polyphenole, Polysaccharide <strong>und</strong><br />

Maltodextrine). Ist die Gewinnung von DNA nicht in ausreichender Menge <strong>und</strong> Qualität möglich, so kann der<br />

Nachweis <strong>und</strong> auch die Quantifizierung nicht durchgeführt werden. Zustand <strong>und</strong> Reinheit der DNA müssen aus oben<br />

genannten Gründen vor Beginn des eigentlichen GVO-Nachweisverfahrens überprüft werden. Geeignet ist dafür die<br />

Kontroll-PCR eines Genabschnitts, der in den Pflanzen konserviert vorliegt oder nur für die jeweilige Spezies typisch<br />

ist. Erhält man hierbei ein positives Ergebnis, kann mit dem eigentlichen Nachweis der potentiellen, gentechnischen<br />

Veränderung begonnen werden. Da die PCR zwar sehr spezifisch, gleichzeitig aber sehr sensitiv ist, müssen immer<br />

entsprechende Kontrollen im PCR-Ansatz mitgeführt werden. Eine Positivkontrolle bestätigt die Richtigkeit des PCR-<br />

Ansatzes, da vorkommende PCR-Inhibitoren an die DNA binden (Maskierung) <strong>und</strong> eine Vervielfältigung verhindern<br />

können. Falsch negative Ergebnisse bei der Amplifikation der isolierten DNA können durch das sogenannte "spiken"<br />

ausgeschlossen werden (Zugabe <strong>und</strong> Wiederfindung von GVO-positivem Material). Da bei der PCR als<br />

Analysentechnik (neben der Mikrobiologie) erstmals vor der Detektion eine Amplifizierung (Vermehrung auf n hoch<br />

10-12) des gesuchten Analyten erfolgt <strong>und</strong> zusätzlich die PCR ein stochastischer Prozess ist, ist sie sehr anfällig für<br />

Störungen, Inhibierungen <strong>und</strong> Verunreinigungen bzw. Kontaminationen (s.o.). Der Nachweis der berühmten "einen<br />

Kopie" ist daher illusorisch (s.u.: Nachweis- u. Bestimmungsgrenze). Ein Fehler von mindestens 30 % rel. ist daher<br />

bei der Quantifizierung systemimmanent.<br />

Der qualitative Nachweis von DNA-Zielsequenzen wird durchgeführt, um eine positive oder negative Antwort auf die<br />

Frage zu erhalten, ob ein bestimmter DNA-Abschnitt, bezogen auf geeignete Kontrollen <strong>und</strong> innerhalb der<br />

Nachweisgrenzen des angewendeten analytischen Verfahrens <strong>und</strong> der untersuchten Teilprobe, nachgewiesen wurde<br />

oder nicht. Innerhalb des qualitativen Verfahrens wird zwischen einem allgemeinen Nachweis (Ja/Nein-Screening)<br />

<strong>und</strong> den spezifischen Analyseverfahren <strong>zur</strong> Identifizierung, um welchen Event es sich handelt (Bsp.: Mais Bt 11,<br />

Ro<strong>und</strong>upReady TM Soja) unterschieden. Der Nachweis erfolgt über die eingebauten Fremdsequenzen (Insert), die in<br />

der Regel aus Strukturgen, Promotor <strong>und</strong> Terminator bestehen (siehe Abbildung 5-1).<br />

• Screening: Eine PCR-Analyse auf häufig vorkommende Regulatorelemente (Promotor- <strong>und</strong><br />

Terminatorsequenzen, auch Antibiotikaresistenzgene) kann Auskunft über eine mögliche Anwesenheit einer<br />

GVO-Sequenz geben <strong>und</strong> genügt in manchen Fällen als Aussage. Ein eindeutiger Beweis für einen GVO ist<br />

es aber nicht.<br />

• Ist eine Analyse auf den 35S-Promotor (aus dem Blumenkohlmosaikvirus) positiv, muss eine so genannte<br />

"Virusausschluss-PCR" die Abwesenheit des Blumenkohlmosaikvirus belegen.<br />

• Konstruktspezifischer Nachweis: Da die einzelnen Teile der eingesetzten Fremdsequenzen im Insert<br />

natürlich vorkommen, ist für den spezifischen Nachweis ein Übergangsbereich zwischen Strukturgen <strong>und</strong><br />

Promotor bzw. Terminator erforderlich. In diesem Übergangsbereich werden die PCR-Analysen durchgeführt<br />

(ANKLAM et al., 2002).<br />

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• Linien- (event-)spezifischer Nachweis: Da ein spezifisches Insert in mehreren Pflanzen eingesetzt werden<br />

kann, ist für einen spezifischen Nachweis eine PCR im Übergangsbereich vom Pflanzengenom in das<br />

Konstrukt notwendig. Zurzeit ist bei Mais T25 <strong>und</strong> bei Raps das pat-Gen (Glufosinatresistenz) gleich. Daher<br />

müssen die "border"-Sequenzen auch bekannt sein (ANKLAM et al., 2002).<br />

• Absicherung: Ist ein PCR-Ergebnis positiv, muss es entsprechend abgesichert werden: Hybridisierung mit<br />

einer markierten Sonde, Sequenzierung oder Restriktionsanalyse des PCR-Fragments oder eine nested PCR<br />

kann <strong>zur</strong> Bestätigung eingesetzt werden. Wird mittels Real-Time PCR quantifiziert, erfolgt die Absicherung<br />

währen der Analyse.<br />

Das Prinzip der quantitativen Bestimmung mit der Real-Time PCR besteht üblicherweise in der Ermittlung des<br />

Verhältnisses von zwei Nukleinsäuresequenzen, d.h. eine Sequenz ist spezifisch für den gentechnisch veränderten<br />

Organismus <strong>und</strong> die andere ist eine endogene, taxonomspezifische (artspezifische) Zielsequenz. Der Messwert wird<br />

als relatives Verhältnis dargestellt, wobei das Ergebnis in %GVO-DNA im Verhältnis <strong>zur</strong> Gesamt-DNA der<br />

untersuchten Pflanzenart (DNA-Kopienzahl entscheidend) angegeben wird.<br />

Die Nachweisgrenzen für qualitative Analysen (NG, LOD, limit of detection) sind <strong>zur</strong>zeit bei 0,02 % angesiedelt (das<br />

entspricht etwa 10 - 20 Kopien der Ziel-DNA im PCR-Ansatz). Das Limit für quantitative Analysen (BG,<br />

Bestimmungsgrenze, LOQ, limit of quantification) liegt bei 0,1 %, welches 30 – 50 Kopien im PCR-Ansatz entspricht.<br />

Diese Werte beziehen sich auf die jeweilige Reinsubstanz (Maismehl, Sojamehl), d.h. diese Werte können auch um<br />

einiges höher liegen, wenn es sich um schwierige Probenmatrices handelt, in Abhängigkeit der Genomgröße der zu<br />

untersuchenden Pflanzenart <strong>und</strong> der für die PCR eingesetzten DNA-Menge. Für die Saatgutanalytik, wo stets einzelne<br />

Individuen vorliegen, kann durch Anpassung des Testumfanges bzw. Erhöhung der untersuchten Samenanzahl, die<br />

Nachweisgrenze theoretisch sogar gegen null gesenkt werden (HÜBNER et al., 2001; KAY UND VAN DEN EEDE, 2001).<br />

5.2.2. Untersuchungsschema<br />

Die für die Untersuchungen von Saatgut, Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel, durchgeführt im Kompetenzzentrum Biochemie<br />

der <strong>AGES</strong>, verwendeten Methoden entspringen dem Deutschen Lebensmittelgesetz (§35 LMBG), den Vorschlägen der<br />

CEN-Arbeitsgruppe, Informationen/Vorgaben des ENGL/JRC <strong>und</strong> diversen hausinternen Entwicklungen. Das CC<br />

Biochemie ist Mitglied im ENGL (European Network of GMO-Laboratories), geleitet vom DG/JRC Ispra als EU-<br />

Referenzlabor.<br />

Konstrukt, Insert<br />

Pflanzen-DNA Promotor<br />

Steuer-<br />

Element<br />

(optional)<br />

Strukturgen<br />

Protein<br />

Terminator<br />

Pflanzen-DNA<br />

Protein: ELISA, Dipstick<br />

DNA :<br />

Screening: Promotor Terminator<br />

Spezifischer Nachweis: Übergangsbereich<br />

konstrukt-spezif. Nachweis:<br />

linien-spezif. Nachweis:<br />

Abbildung 5-1: Übersicht über die Nachweisverfahren<br />

Folgendes Untersuchungsschema für amtliche Proben hat sich als praktikabel erwiesen:<br />

• Saatgut: Im Untersuchungsprogramm befinden sich <strong>zur</strong> Zeit Mais, Sojabohne <strong>und</strong> Raps. Zur Untersuchung<br />

gelangen 2x1500 Korn, welche getrennt aufgearbeitet werden. Jeweils im Doppelansatz wird auf GV-<br />

Bestandteile analysiert. Bei positivem Screening wird eine Identifizierung auf alle handelsüblichen Events<br />

durchgeführt. Beim Screening <strong>und</strong> der Identifikation kommt die qualitative PCR-Analytik zum Einsatz. Der<br />

identifizierte Event wird je nach Verfügbarkeit geeigneter Methoden, mit einem Real-Time PCR Verfahren<br />

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oder mit einem semi-quantitativen Verfahren (=qualitative subsample-Testung) auf den Gehalt an<br />

gentechnisch veränderten Samen untersucht.<br />

• Lebensmittel: Untersucht wird auf GV-Soja <strong>und</strong> GV-Mais. GV-Raps ist als Lebensmittel nur als Öl von<br />

Bedeutung <strong>und</strong> <strong>zur</strong>zeit im Öl mit vertretbarem analytischem Aufwand nicht erfassbar. Enthält die Probe nur<br />

Sojabohnen, wird sie nach einer qualitativen Analyse auf Lectin- <strong>und</strong> RR-Gen bei einem positiven Bef<strong>und</strong> mit<br />

einem RR-Testkit mittels Real-time PCR quantifiziert. Enthält die Probe nur Mais, wird sie qualitativ auf<br />

Invertase-Gen, 35S-Promotor <strong>und</strong> NOS-Terminator untersucht. Ist sie im Screening 35S-positiv (<strong>und</strong> Virus-<br />

negativ) wird sie mittels 35S-Kit bezogen auf Mais-DNA quantifiziert. Nur wenn der quantitative Wert über<br />

dem jeweiligen Schwellenwert liegt, werden die PCR's für die entsprechenden Mais-Events durchgeführt <strong>und</strong><br />

wie unten angegeben weiter verfahren. Enthält die Probe Sojabohne <strong>und</strong> Mais, muss sie nach einem<br />

positiven Screeningbef<strong>und</strong> (<strong>und</strong> negativer Virus-PCR) auf alle Einzelevents untersucht werden (in Summe 10<br />

- 15 PCR-Ansätze inkl. aller Kontroll-PCR's). Sojabohne kann quantifiziert werden.<br />

• Futtermittel: Die Futtermittelanalytik ist noch wesentlich aufwändiger, da zu Sojabohnen <strong>und</strong>/oder SES <strong>und</strong><br />

Mais der Lebensmittelanalytik noch Raps (mit 7 Events) hinzukommt. Bei positivem Screening (35S <strong>und</strong><br />

NOS) muss prinzipiell auf alle Einzelevents untersucht werden, was bis zu 20 PCR-Ansätze bedeuten kann!<br />

5.2.3. Limitationen <strong>und</strong> Herausforderungen der GVO-Analytik<br />

Das gleiche Insert (z.B. Herbizidresistenz) wird in verschiedenen Pflanzenarten eingesetzt. Dafür sind neue<br />

eventspezifische Verfahren zu entwickeln.<br />

Es sind Linien aus Kreuzungen zweier GVO´s <strong>zur</strong> Zulassung eingereicht ("stacked genes", z.B. Mais MON810xT25),<br />

deren analytische Erfassung noch völlig ungeklärt ist. In den USA <strong>und</strong> Kanada werden diese Kreuzungen im<br />

Gegensatz <strong>zur</strong> EU nicht als neuer Event angesehen <strong>und</strong> unterliegen keinem eigenen Zulassungsverfahren.<br />

Die Zulassung eines GVO betrifft auch dessen Nachkommen aus Kreuzungen mit konventionellen Linien. Da<br />

allgemein bei einzelnen Varietäten von Pflanzen die Genomgröße um bis zu 25 % differieren kann, stellt sich hier die<br />

Frage nach dem wahren analytischen Standard <strong>zur</strong> Quantifizierung: ursprüngliche Linie - Handelsvarietät. Auch die<br />

Erhaltung der Kopienzahl des Inserts nach Kreuzungen stellt ein weiteres Problem dar.<br />

Es sind Linien mit neuen, regulierbaren Promotoren <strong>und</strong> anderen Terminatoren eingereicht, die durch ein einfaches<br />

Screening nicht mehr erfassbar sind. Das bedeutet, dass mit der Zunahme der Zulassungen auch die Anzahl der<br />

Screeningparameter steigen muss, was wieder eine Zunahme der Kosten bewirkt.<br />

Derzeit sind von den in der EU zugelassenen bzw. im Zulassungsverfahren befindlichen Events noch immer nicht alle<br />

als zertifiziertes Referenzmaterial erhältlich. Einfache, preisgünstige Positivkontrollen (Kontrollproben oder Plasmid-<br />

DNA, ohne zertifizierte Konzentrationsangabe), wie sie für die Ausarbeitung von Nachweis- bzw. Screeningverfahren<br />

erforderlich sind, gibt es nur in beschränktem Umfang.<br />

Zusätzliche Probleme bereiten die Genetik (z.B. Mais) <strong>und</strong> die Genomgröße (z.B. Weizen). Es müsste genau<br />

unterschieden werden, was untersucht wird (Pflanze, Korn bzw. welcher Teil des Korns): Der Embryo eines<br />

Maiskorns hat ein normales diploides F2-Genom, das Endosperm ein triploides F1-Genom (aus der Verschmelzung<br />

von zwei weiblichen <strong>und</strong> einem männlichen Zellkern). Dies ist auch beim Standard zu berücksichtigen (VAN DE EEDEN,<br />

2000).<br />

Die angeführte Bestimmungsgrenze von 0,1 % gilt für die derzeit in der EU zugelassenen GVO. Sollten andere GVO –<br />

insbesondere Getreide - untersucht werden müssen, so kann ein Grenzwert von 0,1 % mit den derzeitigen Verfahren<br />

in Lebensmitteln nicht analysiert werden: In einem typischen PCR-Ansatz von 100 ng DNA sind z.B. bei Mais 36 000<br />

Genomkopien vorhanden. Bei 0,1 % GVO-Anteil sind 36 GVO-Kopien enthalten <strong>und</strong> die Real-time PCR durchführbar.<br />

In 100 ng Weizen-DNA liegen aber aufgr<strong>und</strong> der Hexaploidie des Weizens nur 6000 Genomkopien vor. Bei 0,1 %<br />

GVO-Anteil daher nur 6 GVO-Kopien. Die Bestimmungsgrenze muss daher mit 0,6 %(!) festgelegt werden, um in den<br />

Bereich von 30 – 50 Kopien im PCR-Ansatz zu kommen (HÜBNER et al., 2001; KAY <strong>und</strong> VAN DEN EEDE, 2001, VAN DEN<br />

EEDE, 2000).<br />

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Kapitel 5: Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analytik<br />

Insbesondere für Rohwaren ist die repräsentative Probenahme die Voraussetzung für aussagekräftige Analysedaten<br />

für die Partie. Die Probenahmeverfahren stützen sich bislang auf die statistische Zufallsverteilung von GVO-<br />

Kontaminationen. Das entspricht, nach neuesten Erkenntnissen (z.B. Kelda-project, JRC/Ispra), nicht immer den<br />

tatsächlichen Begebenheiten, v.a. in sehr großen Transporteinheiten. Dadurch kann ein gewisses Maß an<br />

Heterogenität auftreten, welches vorwiegend die Repräsentativität der Quantifizierungsergebnisse nachteilig<br />

beeinflusst. Probengröße, komplexe Proben: Für die Erreichung der Bestimmungsgrenze von 0,1 % GVO-Anteil bei<br />

ganzen Körnern müssen bei der Annahme einer inhomogenen Verteilung 10 000 Körner homogenisiert werden. Bei<br />

einem Korngewicht von 4 mg bei Raps beträgt die Probenmenge 40 g, bei Sojabohnen (100 mg Korngewicht) 1 kg,<br />

bei Mais (290 mg) 2,9 – 3 kg. Bei größerem "Korngewicht" (Nüsse, Erdäpfel etc.) müssen für die Zukunft noch<br />

weitere Überlegungen angestellt werden (Dies gilt nicht für Saatgut, bei dessen Untersuchung andere Vorschriften<br />

<strong>zur</strong> Anwendung kommen).<br />

Mischungen verschiedener GVO bei Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel (siehe Abbildung 5-2): Liegt in einem Maismehl eine<br />

Mischung aus drei Events (0,3 + 0,3 + 0,6 %) vor, beträgt die Summe 1,2 % GV-Mais bezogen auf die Zutat<br />

Maismehl <strong>und</strong> ist somit zu kennzeichnen. Ist hingegen in einer Mischung von Mais- <strong>und</strong> Sojamehl der 0,6 % Anteil<br />

GV-Soja, so ist nicht zu kennzeichnen, da sowohl GV-Mais als auch GV-Sojabohne unter 0,9 % pro Zutat liegen. Liegt<br />

aber in einer Mischung von Maismehl <strong>und</strong> Maisstärke die vorhin erwähnte Mischung von drei Mais-Events vor, so<br />

kann diese Probe nicht beurteilt werden, da die Summe von 1,2 % GV-Mais nicht zuzuordnen ist.<br />

Maismehl<br />

Summe: 1,2% GVO<br />

bez. auf Zutat Maismehl<br />

0,3 % Bt-176<br />

0,3 % MON 810<br />

0,6 % Bt-11<br />

zu kennzeichnen<br />

Untersuchungsbeispiele<br />

Hermann Hörtner, <strong>AGES</strong> - Kompetenzzentrum Biochemie<br />

Lebensmittel<br />

mit Mais- <strong>und</strong> Sojamehl<br />

0,9 % GVO bez. auf Mais<br />

0,6 % GVO bez. auf Soja<br />

0,3 % MON 810<br />

0,6 % Bt-11<br />

0,6 % RR-Soja<br />

nicht zu kennzeichnen<br />

Lebensmittel mit<br />

Maismehl <strong>und</strong><br />

Maisstärke<br />

Summe: 1,2% GVO<br />

bez. auf Zutat Maismehl<br />

<strong>und</strong> Maisstärke<br />

0,3 % Bt-176<br />

0,3 % MON 810<br />

0,6 % Bt-11<br />

nicht zuzuordnen<br />

Abbildung 5-2: Untersuchungsbeispiele für die Quantifizierung von GVO-Verunreinigungen<br />

<strong>und</strong>/oder Kontaminationen<br />

5.2.4. Lösungsansätze <strong>zur</strong> Bewältigung der Herausforderungen in der GVO-Analytik<br />

Eine Lösung für die Bewältigung der Analysenzahlen pro Probe nach Zulassung aller GVO's vor allem im<br />

Lebensmittel- oder Futtermittelbereich kann durch eine Verlagerung der Kontrolle vom Endprodukt im Verkaufsregal<br />

zum Ausgangsprodukt beim Erzeuger, Importeur oder Großhändler erzielt werden. Eine Kontrolle der Endprodukte ist<br />

jetzt schon fallweise sehr aufwändig <strong>und</strong> teuer. Sie wird in Zukunft, unter Beibehaltung der momentanen<br />

Probenzahlen, kaum zu bewältigen sein <strong>und</strong> enorm personal-, zeit- <strong>und</strong> kostenintensiv verlaufen. Durch die<br />

Anpassung der amtlichen Probenziehungspläne im Hinblick auf die Rohstoffe für die Lebensmittelerzeugung kann der<br />

Einsatz zuverlässiger <strong>und</strong> kostengünstiger GVO-Analysemethoden erfolgen. Eine weitere Lösung, um den erwähnten<br />

Problemen bei Mischungen <strong>und</strong> den Problemen der hohen Nachweisgrenzen bei Getreide zu begegnen ist, sich auf<br />

die Analyse von "stückigem Untersuchungsgut" zu beschränken: Wenn die Untersuchung auf GVO wie bei der<br />

Saatgutanalytik auf die Einzelindividuen beschränkt bleibt, kann durch Variation des Testumfangs die<br />

Nachweisgrenze entsprechend gesenkt <strong>und</strong> die aufwändige Analytik von Mischungen vermieden werden.<br />

Diesbezüglich ist allerdings eine Abklärung <strong>und</strong> Akkordierung auf internationaler Ebene anzudenken.<br />

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Kapitel 6: Monitoring<br />

6. Betrachtungen zu einem effektiven <strong>und</strong> effizienten Monitoring- <strong>und</strong><br />

Überwachungssystem für die Sicherstellung der Anforderungen eines<br />

Qualitätsprogrammes - S. PÖCHTRAGER, S. GROßAUER, Institut für Marketing & Innovation, BOKU<br />

6.1. Allgemeines<br />

Um sicherzustellen, dass die Anforderungen an ein Qualitätsprogramm in Bezug auf „GVO-Freiheit“ oder<br />

„Gentechnikfreiheit“ eingehalten werden, bedarf es eines umfassenden Monitoringsystems = Überwachungssystems.<br />

Unter Monitoring versteht man die geplante Messung <strong>und</strong> Beobachtung hinsichtlich der festgelegten Grenzwerte <strong>und</strong><br />

Toleranzen von Verfahrensschritten <strong>und</strong> Methoden. Durch das Monitoring soll sichergestellt werden, dass der<br />

gesamte Prozess der Futtermittelerzeugung, beginnend vom Handel mit Futterrohstoffkomponenten über die<br />

Futtermittelerzeugung, unter Berücksichtigung der jeweiligen Lager <strong>und</strong> Transporttätigkeiten, der<br />

Futtermittelverwendung am landwirtschaftlichen Betrieb <strong>und</strong> der Weiterverarbeitung von Erzeugnissen aus der<br />

tierischen Produktion bis hin zum Handel dieser Produkte, einer Qualitätssicherung unterzogen wird. In derartige<br />

Überwachungssysteme <strong>zur</strong> Sicherstellung der Einhaltung der „GVO-Freiheit“ oder „Gentechnikfreiheit“ kann durchaus<br />

auch die gesamte Erzeugung des Futtermittelausgangserzeugnisses einbezogen werden. Dies ist gemäß den<br />

Bestimmungen des österreichischen Codex auch erforderlich, da diese auch Standards für Betriebsmittel neben<br />

Saatgut (Düngemittel, Pflanzenschutzmittel) in den landwirtschaftlichen Erzeugungsprozessen vorgeben. Es ist somit<br />

jedenfalls die Einhaltung eines Grenzwertes oder Schwellenwertes mit einer maximalen GVO-Verunreinigung der<br />

Futtermittelausgangserzeugnisse oder Rohstoffe gem. Schwellenwerteregime der EU sicherzustellen.<br />

Die Zertifizierung der Zulässigkeit der Systeme sollte durch unabhängige <strong>und</strong> kompetente Stellen vorgenommen<br />

werden. Derzeit werden derartige Systeme in Österreich von privaten Stellen, welche vom BMWIA akkreditiert sind,<br />

zertifiziert.<br />

Unabhängig davon ist die Wahrnehmung der Überwachung <strong>und</strong> Kontrolle durch staatliche Stellen im Zuge der<br />

Vollziehung des Futtermittel- <strong>und</strong> Lebensmittelrechtes in der EU <strong>und</strong> in Österreich zu betrachten.<br />

Darüber hinaus ist es eine Voraussetzung für die Implementierung eines Qualitätsprogrammes, dass die<br />

Unternehmen in der gesamten Erzeugungskette über zuverlässige, effektive Eigenkontrollsysteme verfügen. Dies<br />

bedeutet unter anderem, dass sich jeder Mitarbeiter eines Unternehmens, das „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Produkte herstellt oder handelt, über die möglichen Gefahren der Verschleppung bewusst sein muss <strong>und</strong> daher<br />

bereits vorbeugend jegliche Verunreinigung möglichst vermeidet.<br />

Bei der Bewertung des Risikos einer GVO-Vermengung <strong>und</strong> Verunreinigung kommt der Überwachung auf „GVO-<br />

Freiheit“ oder „Gentechnikfreiheit“ der Rohstoffe (Zutaten, Zusatz- <strong>und</strong> Hilfsstoffen) <strong>und</strong> deren Herkünfte ein<br />

hoher Stellenwert zu. Die Versorgungslage mit „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Rohstoffen am Markt ist<br />

ebenfalls zu prüfen. Dies wurde bereits in den Kapiteln 3 <strong>und</strong> 4 dargestellt.<br />

Sicherlich sind <strong>zur</strong>zeit die Rohstoffe Sojabohne, Mais <strong>und</strong> Raps <strong>und</strong> Futtermittelzusatzstoffen wie Vitamine <strong>und</strong><br />

Aminosäuren etc. die Hauptrisikostoffe für eine gentechnische Verunreinigung (siehe Kapitel 3 <strong>und</strong> 4). Der Einsatz<br />

von Rohstoffen bzw. Futtermittelausgangserzeugnissen anderer Kulturarten (v.a. Baumwolle, Reis, Zuckerrübe etc.)<br />

bedarf einer Fall-zu-Fall-Überprüfung hinsichtlich des Risikos eines GVO-Eintrages.<br />

Betreffend der Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Rohstoffen oder<br />

Futtermittelausgangserzeugnisse sowie von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Zusatz- <strong>und</strong> Hilfsstoffen, einerseits<br />

gemäß der Kriterien des österreichischen Codex <strong>und</strong> andererseits nach der Bewertung gemäß den Vorgaben der<br />

EG(VO) 1829/2003, sei auf Kapitel 3 <strong>und</strong> 4 verwiesen.<br />

Bei der Betrachtung der externen Monitoring- <strong>und</strong> Eigenkontrollsysteme wird auf die Differenzierung der<br />

Anforderungen gemäß dem österreichischen Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> der Umsetzung für nicht<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

kennzeichnungspflichtige Futter- <strong>und</strong> Lebensmittel gemäß EG (VO) 1829/2003, „GVO-frei“, hingewiesen. Ohne auf<br />

die Details näher einzugehen, sei auf die zusätzlichen Vorgaben gemäß Codexrichtlinie verwiesen:<br />

den Betriebsmitteleinsatz in der landwirtschaftlichen Produktion,<br />

der Mengenbegrenzungen von SES in der Futterration,<br />

der Erzeugung der Zusatzstoffe bzw. Futtermittelausgangserzeugnisse für Futtermittel,<br />

der Umstellungszeiträume in der Fütterung.<br />

Im Zuge der Betrachtung eines effektiven <strong>und</strong> effizienten Monitorings- <strong>und</strong> Überwachungssystems muss die Frage<br />

geklärt werden, an welchen kritischen Punkten in der gesamten Wertschöpfungskette sich die Risiken der<br />

Verunreinigung von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produkten mit GVO-Produkten ergeben.<br />

Weltweit werden immer mehr gentechnisch veränderte Produkte produziert <strong>und</strong> gehandelt, die in der Lebensmittel-<br />

<strong>und</strong> Futtermittelverarbeitung eingesetzt werden. In Europa ist <strong>zur</strong>zeit der Anbau von gentechnisch veränderten<br />

Pflanzen noch sehr eingeschränkt bzw. nicht erlaubt. In Österreich ist der Anbau von GVO derzeit nicht zulässig. Dies<br />

trifft aber nicht für die Anwendungen von als GVO gekennzeichneten Rohstoffen <strong>und</strong><br />

Futtermittelausgangserzeugnissen, sowie Zusatz- <strong>und</strong> Hilfsstoffen, welche die Anforderungen gemäß EG (VO)<br />

1829/2003 erfüllen, <strong>zur</strong> Futtermittelerzeugung zu. Änderungen in den nächsten Jahren vor allem im Umfeld Europa<br />

würden auch Änderungen der Risikobewertung <strong>und</strong> damit des vorgeschlagenen Monitoringsystems erforderlich<br />

machen.<br />

6.2. Orte <strong>und</strong> Quellen der Verunreinigung<br />

Die nächste Abbildung zeigt die gesamte Supply Chain / Wertschöpfungskette einer „GVO-freien“ oder<br />

„gentechnikfreien“ Produktion. Hier gilt es zu untersuchen, in welchen der Prozeßglieder es zu „GVO-<br />

Verunreinigungen“ insbesondere durch Verschleppungen kommen kann. Aufbauend auf einer ersten<br />

Situationsabschätzung wird in diesem Kapitel auf das Monitoring <strong>und</strong> das Aufzeigen von Kontrollpunkten entlang der<br />

gesamten Supply Chain eingegangen. Das Untersuchungsobjekt, die Supply Chain „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Produktion, wird wie in der folgenden Grafik dargestellt abgegrenzt. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Vorgänge in<br />

den Futtermittelwerken bis zum Landwirt gerichtet, da diese für die österreichische Produktion von „GVO-freien“<br />

oder „gentechnikfreien“ Produkten relevant <strong>und</strong> überwachbar sind. Ausgangspunkt muss ein „GVO-freier“ oder<br />

„gentechnikfreier“ Rohstoff oder Futtermittelausgangserzeugnis bzw. Zusatzstoff sein. Daher sei nochmals auf die<br />

unterschiedlichen Anforderungen, gemäß österreichischem Codex <strong>und</strong> EG (VO) 1829/2003, dargestellt in Kapitel 3<br />

<strong>und</strong> 4, hingewiesen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Erzeugung des Futtermittels in der Futtermittelindustrie<br />

Landw. Erzeugung<br />

der<br />

Rohstoffe<br />

£££<br />

Landwirt<br />

tierische<br />

Produktion<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Mühle<br />

SES<br />

Verarbeitung<br />

tierische<br />

Produkte =<br />

Lebensmittel<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

FM Werk<br />

<strong>und</strong>/oder<br />

Handel<br />

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Handel /<br />

Verteiler<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Konsument<br />

Abbildung 6-1: Supply Chain vom Anbau des Rohstoffs/Futtermittelausgangserzeugnisses bis zum Lebensmittel<br />

tierischer Herkunft bzw. Konsum.<br />

� In der ersten Stufe der Produktionsprozesskette – der landwirtschaftlichen Erzeugung der Rohstoffe<br />

– ergeben sich bereits erste potentiell problematische Bereiche. Die Auswahl des richtigen Saatgutes, der<br />

Abstand zu konventionellen Kulturen, um Pollendrift zu vermeiden, <strong>und</strong> Verschleppungsrisiken in<br />

landwirtschaftlichen Maschinen <strong>und</strong> Transportfahrzeugen sind hier zu betrachten. Bezugnehmend auf den<br />

österreichischen Codex ergeben sich zusätzliche Anforderungen wie der Einsatz entsprechender Dünge- <strong>und</strong><br />

Pflanzenschutzmittel. Festzustellen bleibt, dass gerade die landwirtschaftliche Produktion in anderen EU-<br />

<strong>und</strong> Drittländern für österreichische Prüfstellen schwer überwachbar ist.<br />

� Sämtliche Vorgänge des Transportes <strong>und</strong> der Lagerung stellen auf Gr<strong>und</strong> der Möglichkeit einer<br />

Vermengung <strong>und</strong> Verunreinigung ein Risiko dar. Somit ist eine strikte Warenflusstrennung in diesem Bereich<br />

erforderlich.<br />

� Auch auf Ebene der SES Mühlen ist ebenfalls auf eine strikte Trennung der Warenströme zu achten.<br />

� Im Bereich der Futtermittelproduktion ist eine gr<strong>und</strong>sätzliche Feststellung zu treffen: In<br />

Futtermittelwerken mit gleichzeitiger Verarbeitung von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ <strong>und</strong><br />

konventionellen Produkten gewährleisten nur getrennte <strong>und</strong> geschlossene Produktionsprozesse die<br />

Einhaltung der Anforderungen an „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Futtermittel. Die Basis zu dieser<br />

Feststellung stellt die Forschungsarbeit MODER et al. aus dem Jahr 2004 dar. Folgendes Zitat stammt aus<br />

den Schlussfolgerungen dieser Studie:<br />

„In der Produktion von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Futtermitteln ist es unter den derzeitigen<br />

Produktionsbedingungen trotz der Umsetzung vieler, durch Qualitätsmanagement geplanter <strong>und</strong> gelenkter<br />

Verbesserungsmaßnahmen nicht gelungen, dauerhaft sicherzustellen, dass der Grenzwert von 0,9% für<br />

zufällige <strong>und</strong> technisch unvermeidbare Verunreinigungen eingehalten wird.“<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Folgende Gründe sind dafür ausschlaggebend (vgl. MODER et al.):<br />

� Verschleppungen in den Fördersystemen, sowie bei den zentralen Verarbeitungsschritten Mahlen,<br />

Mischen <strong>und</strong> Pressen sind, bei der Verwendung von konventionellem <strong>und</strong> „GVO-freien“ SES im selben<br />

Werk <strong>und</strong> auf der selben Linie in der Praxis wahrscheinlich.<br />

� Selbst bei besonderen Vorkehrungen ist das Verschleppungsrisiko in den Futtermittelwerken über die<br />

bestehenden Grenzwerte hinaus nicht in den Griff zu bekommen. Maßnahmen wie die Verwendung von<br />

Spülchargen waren in der Praxis nicht ausreichend, um dauerhaft <strong>und</strong> nachvollziehbar unter dem<br />

Schwellenwert von 0,9% zu bleiben.<br />

� Theoretisch denkbar wäre es, die „GVO-freie" Produktion in einem Futtermittelwerk mit gemischter<br />

Produktion durch eine Bündelung der „GVO-freien“ Produktion zu realisieren. Bei der derzeitigen<br />

Organisation der Produktion, mit einem System der kurzfristigen Bestellung <strong>und</strong> Auslieferung der<br />

Fertigprodukte, ist eine längerfristige Planung <strong>und</strong> sinnvolle Bündelung der „GVO-freien“ Produktion<br />

allerdings nicht durchführbar. Eine Bündelung in der Produktion wäre auch nur dann machbar, wenn<br />

nur wenige Produkte in gentechnikfreier Qualität hergestellt würden.<br />

� Denkbar, <strong>und</strong> zum Teil auch schon durchgeführt, ist der ausschließliche Einsatz von „GVO-freiem“ SES<br />

in Werken, die im Verhältnis wenig SES einsetzen, d.h. vor allem Mischfuttermittel für die<br />

Rinderhaltung produzieren. Zu prüfen ist hier vor allem die wirtschaftliche Machbarkeit, siehe Kapitel<br />

Mehrkosten.<br />

Die Auszüge aus der Studie MODER et al. legen klar dar, dass es nicht möglich ist, einen Schwellenwert<br />

von 0,9% für zufällige <strong>und</strong> technisch unvermeidbare Verunreinigungen (das Schwellenwerteregime<br />

der VO (EG) 1829/2003 betreffend in der EU nicht zugelassener GVO, 0,5/-0- %, wurde in dieser<br />

Studie nicht berücksichtigt) in einem „GVO-freien“ Futter sicherzustellen, wenn dieses in einem<br />

konventionellen Futtermittelwerk produziert wurde. Dementsprechend ist in den weiteren<br />

Betrachtungen immer von Futtermittelwerken auszugehen, die in einer geschlossenen getrennten<br />

Produktion ausschließlich „GVO-freies“ oder „gentechnikfreies“ Futter produzieren.<br />

Zur Absicherung dieser Aussage wurden in 3 („GVO-freien“) als deklariert <strong>„gentechnikfrei“</strong> arbeitenden<br />

Futtermittelwerken in Österreich (wo kein konventioneller SES gelagert oder verarbeitet wird) weitere 16 Proben<br />

gezogen <strong>und</strong> von der Österreichischen Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit untersucht. Damit auf einen<br />

größeren Zeitraum (2.11.2004 bis 12. Mai 2005) mit unterschiedlichen SES- <strong>und</strong> Maisanlieferungen <strong>zur</strong>ückgegriffen<br />

werden konnte, wurden auch Rückstellmuster in die Probenziehung mit eingeb<strong>und</strong>en.<br />

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Tabelle 6-1: Probenziehungsorte <strong>und</strong> Analyseergebnisse<br />

Rohstoff/Futtermittel mit<br />

Probenziehungsort<br />

„GVO-freier“ SES direkt bei<br />

der Anlieferung aus dem LKW,<br />

aus der Silozelle oder von<br />

einem Rückstellmuster<br />

� Anzahl der Proben: 4<br />

„GVO-freier“ Mais von<br />

Rückstellmuster<br />

� Anzahl der Proben: 3<br />

Fertigfutter (Rind <strong>und</strong><br />

Geflügel) direkt bei der<br />

Verladung auf den LKW oder<br />

aus Rückstellmuster<br />

� Anzahl der Proben: 9<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Probe Screening* Identifikation*<br />

GI 2 – F5286<br />

GL 1 – F5457<br />

RH 1 – F5463<br />

RH 6 – F5468<br />

GL 2 – F5458<br />

GL 3 – F5459<br />

RH 2 – F5464<br />

GI 1 – F5285<br />

GI 3 – F5287<br />

GI 4 – F5288<br />

GL 4 – F5460<br />

GL 5 – F5461<br />

GL 6 – F5462<br />

RH 3 – F5465<br />

RH 4 – F5466<br />

RH 5 – F5467<br />

positiv<br />

positiv<br />

positiv<br />

negativ<br />

negativ<br />

positiv<br />

negativ<br />

positiv<br />

positiv<br />

positiv<br />

negativ<br />

negativ<br />

negativ<br />

negativ<br />

positiv<br />

positiv<br />

Quelle: Ergebnisse der GVO-Analytik des CC-Biochemie der <strong>AGES</strong><br />

Ro<strong>und</strong>upReady(RR)-Soja<br />

RR-Soja<br />

RR-Soja<br />

nicht durchgeführt (n.d.)<br />

n.d.<br />

RR-Soja<br />

n.d.<br />

RR-Soja<br />

RR-Soja<br />

RR-Soja<br />

n.d.<br />

n.d.<br />

n.d.<br />

n.d.<br />

RR-Soja<br />

RR-Soja<br />

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Quantifizierung*<br />

(% RR-Soja in<br />

Gesamt-SES)<br />

0,2 %<br />

< 0,1 %<br />

< 0,1 %<br />

n.d.<br />

n.d.<br />

< 0,1 %<br />

n.d.<br />

< 0,1 %<br />

< 0,1 %<br />

< 0,1 %<br />

n.d.<br />

n.d.<br />

n.d.<br />

n.d.<br />

< 0,1 %<br />

< 0,1 %<br />

* Das Screening wurde auf Sequenzen, die für den 35S-Promotor <strong>und</strong> den NOS-Terminator von gentechnisch<br />

veränderten Pflanzen spezifisch sind, durchgeführt. Bei einem positiven Screening-Ergebnis wird der/die Event/s<br />

durch spezifische PCR-Reaktionen identifiziert. Der identifizierte Event wird, wenn Methoden vorhanden, mit einer<br />

Quantifizierung mengenmäßig erfasst. Im Falle von Ro<strong>und</strong>upReady SES wurde ein Quantifizierungskit der Firma<br />

GeneScan verwendet (Ro<strong>und</strong>upReady Soy DNA Quantification System).<br />

Interpretation der Ergebnisse<br />

Das Screening ergab ein negatives Resultat (d.h. 35S <strong>und</strong> Nos-negativ) für 7 der eingesandten Proben.<br />

9 der eingesandten 16 Proben wurden eindeutig als positiv erkannt (LOD 0,02%), die Identifizierung dieser Proben<br />

ergab eine Anwesenheit von RR-Soja, auch wenn keine Sojabestandteile ausgewiesen waren. Im Zuge der<br />

Quantifizierung (LOQ von 0,1%) wurden die Schwellenwerteregime gem. VO (EG) 1829/2003 nicht überschritten. Es<br />

gab keinen Hinweis auf Vorhandensein nicht zugelassener Events.<br />

Basierend auf den 16 gezogenen Proben, resultieren obige Analyseergebnisse, die bestätigen, dass die<br />

„GVO-freie“ Futtermittelproduktion in einem Futtermittelwerk möglich ist, unter der Bedingung, dass<br />

kein kennzeichnungspflichtiges SES in der gleichen Verarbeitungslinie gelagert <strong>und</strong> verarbeitet wird.<br />

� Neben den Hauptrohstoffkomponenten wie SES, Mais, Raps etc. sind auch die in der Futtermittelproduktion<br />

verwendeten Hilfs- <strong>und</strong> Zusatzstoffe zu berücksichtigen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

� Bei landwirtschaftlichen Betrieben mit tierischer Produktion, die „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Produkte hervorbringen, ist eine ausschließliche Verwendung von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“<br />

Futtermitteln wünschenswert. Mindestens ist dies innerhalb einer Tiergattung zu fordern. Werden<br />

konventionelle Futtermittel dennoch eingesetzt (zweites Betriebsstandbein z.B. Schweine- <strong>und</strong> Geflügelmast)<br />

muss der betreffende Landwirt sämtliche Futtermittel klar kennzeichnen <strong>und</strong> separat lagern. Bei<br />

selbstmischenden Landwirrten ist, wie bei Futtermittelwerken, auf getrennte <strong>und</strong> geschlossene<br />

Produktionsprozesse zu bestehen.<br />

� Auch beim Transport der Erzeugnisse aus tierischer Produktion eines Qualitätsprogramms vom Landwirt<br />

zum Verarbeiter oder direkt zum Handel müssen Verwechslungen der Tiere oder der Waren<br />

ausgeschlossen werden können. Im Rinderbereich ist dies über die Verordnung (EG) Nr. 1760/00 <strong>zur</strong><br />

Kennzeichnung von Rindern <strong>und</strong> Rindfleisch sichergestellt, weil die Kennzeichnung der Tiere mit Ohrmarken,<br />

die mit oder ohne gentechnisch verändertem Futter gefüttert werden, leicht nachvollziehbar ist, wenn dies<br />

auf den Begleitdokumenten festgehalten wird. Anders sieht die Situation bei Milch aus, da diese nicht<br />

separat gekennzeichnet werden kann. Auch bei den Eiern wird in weiterer Folge auf das Monitoring genauer<br />

eingegangen werden müssen.<br />

� Ebenfalls wird es bei der Verarbeitung gewisse Mechanismen brauchen, um sicherzustellen, dass es zu<br />

keiner Vermischung von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ - <strong>und</strong> konventionellen Produkten kommt. Mit<br />

zu berücksichtigen ist hier auch das Einmischen von Lebensmittelzusatzstoffen.<br />

� Beim Transport zum Handel, in verpacktem <strong>und</strong> klar gekennzeichnetem Zustand, kann es zu keinen<br />

weiteren Verunreinigungen oder Verwechslungen kommen.<br />

� Beim eventuellen nochmaligen Verpacken/Umpacken (Fleischtheke) des jeweiligen Produktes im<br />

Lebensmitteleinzelhandel ist sicherzustellen, dass sich auch das richtige Produkt wieder in der richtigen<br />

Verpackung befindet.<br />

Anhand der nächsten Abbildung sollten mögliche Wege der Sojabohnen von Sojabohnen-Produzenten bis zum<br />

tierhaltenden Landwirt aufgezeigt werden.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Sojabohnen Anbau: USA, Brasilien, Argentinien<br />

Händler global: wenige große multinationale Konzerne<br />

a) Sojabohnen b) SES<br />

Sojabohnen werden überwiegend in den<br />

Ölmühlen der globalen Händler gepresst.<br />

Nebenprodukt: SES<br />

Große Futtermittelhersteller<br />

Händler<br />

Tierhaltende Landwirt<br />

Händler<br />

Kleine<br />

Futtermittelwerke<br />

Abbildung 6-2: Sojabohnen-Wege vom Sojabohnen-Produzenten bis zum tierhaltenden Landwirt<br />

Quelle: foodwatch Futtermittel-Report, 2005, 36<br />

Wichtige Literaturstellen/ Informationsstellen im Zusammenhang mit dem „GVO-frei“ Monitoring:<br />

� Sicherung der gentechnischen Bioproduktion von NOWACK et al. 2002<br />

� Analyse der GVO-Verunreinigung von NOWACK et al. 2003<br />

� Warenflusstrennung von GVO in Lebensmitteln von WENK et al. 2001<br />

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Sog. integrierte<br />

Händler<br />

kontrollieren den<br />

gesamten<br />

Produktionsablauf.<br />

Vom Rohstoff bis<br />

zum fertigen<br />

Produkt.<br />

� Produktion mit <strong>und</strong> ohne Gentechnik: Standards für die Koexistenz <strong>und</strong> Warenflusstrennung von NOWACK<br />

HEIMGARTNER 2005<br />

� Produktion mit <strong>und</strong> ohne Gentechnik – ist ein Nebeneinander möglich? – Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />

Umsetzung der Koexistenz <strong>und</strong> Warenflusstrennung von NOVACK 2004<br />

� Positivliste für Futtermittel als Beitrag <strong>zur</strong> Futtermittelsicherheit – Erwartungen, Konzepte, Lösungen von<br />

PETERSEN <strong>und</strong> FLACHOWSKY 2004<br />

� Der kritische Agrarbericht vom AgrarBündnis e.V. 2005<br />

� Praxishandbuch „Bio-Produkte ohne Gentechnik“ für Erzeuger <strong>und</strong> Händler vom B<strong>und</strong> Ökologische<br />

Lebensmittelwirtschaft, Stand Mai 2005<br />

� Biolandbau <strong>und</strong> Gentechnik – So bleibt der Biolandbau gentechnikfrei von NOVACK HEIMGARTNER, et al. 2003<br />

� Analyse von GVO-Verunreinigungen in Bioprodukten – Belastungsgrad <strong>und</strong> Vermeidungsmöglichkeiten in<br />

Saatgut, Lebensmitteln <strong>und</strong> Futtermitteln von NOWACK HEIMGARTNER <strong>und</strong> OEHEN 2003<br />

� Rechtliche Aspekte der Sicherheit, Qualität <strong>und</strong> Kontrolle von Futtermitteln von SCHLAKE 2004<br />

� Umsetzung der Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der Gentechnikfreiheit im Futtermittelbereich - basierend auf<br />

festgelegten Grenzwerten im Biobereich von MODER et al. 2004<br />

� Einen Informationsdienst für die gentechnikfreie Produktion bietet die Webseite: www.infoXgen.com. Diese<br />

Datenbank wurde von der Arbeitsgemeinschaft Lebensmittel ohne Gentechnik aufgebaut <strong>und</strong> wird derzeit<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

von drei Kontrollstellen betrieben (Austria Bio Garantie, bio.inspecta <strong>und</strong> AliconBioCert GmbH). Sie<br />

unterstützt Erzeuger <strong>und</strong> Hersteller von Lebens- <strong>und</strong> Futtermitteln, die ohne Gentechnik arbeiten möchten<br />

<strong>und</strong> die dazu erlaubten Vorprodukte suchen.<br />

6.3. Monitoring auf den einzelnen Stufen des Produktionsprozesses<br />

Die nachfolgenden Kapitel stellen einen detaillierten Vorschlag zum Ablauf bzw. <strong>zur</strong> Durchführung des Monitorings<br />

entlang eines „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktionsprozesses dar. Dabei wird auf die Lagerung, die<br />

Verarbeitung im Futtermittelwerk, die landwirtschaftlichen Selbstmischer von Futtermitteln, Eierproduktion,<br />

Geflügelmast, Milchproduktion, Rindermast <strong>und</strong> Schweinemast eingegangen. Auf die Sojaschrotaufbereitung wird<br />

nicht eingegangen, da gleiche Regeln gelten wie bei einem Futtermittelwerk: eine gleichzeitige Verarbeitung von<br />

„GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ <strong>und</strong> konventionellen Produkten ist nur in getrennten <strong>und</strong> geschlossenen<br />

Produktionsprozessen mit hoher Gewährleistung möglich. Auf die weiterverarbeitenden Bereiche in den Molkereien,<br />

Packstellen <strong>und</strong> Schlachtbetrieben wird weniger detailliert eingegangen, da dies der Projektauftrag nicht beinhaltete.<br />

Dennoch sei hier die Bemerkung erlaubt, dass auch in diesen Bereichen auf eine penible Trennung der<br />

Verarbeitungs- <strong>und</strong> Lagerprozesse zu achten ist.<br />

Die Ablaufdiagramme stellen die wesentlichen Tätigkeiten bei der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktion<br />

dar, wobei folgende Symbole verwendet wurden.<br />

Tabelle 6-2: Beschreibung Ablaufdiagramme<br />

Grenzstelle<br />

Prozessstufe<br />

Entscheidung<br />

Flusslinie<br />

Seitenwechsel<br />

Ja<br />

Nein<br />

Die Grenzstelle kann eine oder mehrere Anfangs- oder<br />

Endschrittstellen in einem Prozess sein.<br />

Eine Prozessstufe kann eine beliebige Stufe des Herstellungs-<br />

<strong>und</strong> Erzeugungsprozesses sein. Eine Prozessstufe kann eine<br />

Tätigkeit oder ein Verfahrensschritt sein.<br />

Eine Entscheidung führt <strong>zur</strong> Aufteilung des Prozesses in ein<br />

„Ja“ oder „Nein“.<br />

Die Flusslinie bezeichnet den Weg oder die Richtung im<br />

Prozess.<br />

Ist ein Prozess so umfangreich, dass <strong>zur</strong> Darstellung mehrere<br />

Seiten benötigt sind, so wird jede Seitenumbruchstelle mit<br />

dem Symbol Seitenwechsel gekennzeichnet, die eine<br />

fortlaufende Nummer beinhaltet.<br />

Zusätzlich wird versucht, die wesentlichen Kriterien, die bei einem externen Monitoring anzuwenden sind,<br />

herauszuarbeiten. Diese befinden sich in den Darstellungen immer am rechten Rand des Ablaufdiagramms. Die<br />

Textfelder am linken Rand beschreiben den Geltungsbereich für die jeweiligen Tätigkeiten näher. Zusätzlich sind hier<br />

Vorschläge <strong>zur</strong> Eigenkontrolle angeführt.<br />

Für alle Glieder der Wertschöpfungskette bzw. des Produktionsprozesses gilt für GV-Produkte, auf Gr<strong>und</strong> der<br />

Verordnung (EG) Nr. 1830/2003, die lückenlose Dokumentation sämtlicher Warenflüsse.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

In der nachfolgenden Abbildung sollen mögliche Verschleppungen, Verunreinigungspunkte in der<br />

Wertschöpfungskette aufgezeigt werden.<br />

Verwilderte GVO´s<br />

Saatgut<br />

Dünger<br />

Pollendrift<br />

Landw. Erzeugung<br />

der<br />

Rohstoffe<br />

nicht erlaubte Futtermittel,<br />

Hilfsstoffe<br />

Erntemaschinen<br />

Hilfsstoffe<br />

Pflanzenschutz<br />

Umstellzeiten bei<br />

Zukauf von Tieren<br />

nicht eingehalten<br />

£££<br />

Landwirt<br />

tierische<br />

Produktion<br />

Verunreinigungen<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Verunreinigungen<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

nicht erlaubte<br />

Hilfsstoffe<br />

nicht erlaubte<br />

Hilfsstoffe<br />

Mühle<br />

SES<br />

Verschleppungen<br />

Verarbeitung<br />

tierische<br />

Produkte =<br />

Lebensmittel<br />

Verpackungsmaterial<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

nicht erlaubte<br />

Hilfsstoffe<br />

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Verpackungsmaterial<br />

FM Werk<br />

<strong>und</strong>/oder<br />

Handel<br />

Abbildung 6-3: Kritische Verschleppungs- <strong>und</strong> Verunreinigungspunkte in der Supply Chain<br />

Verunreinigungen<br />

Verunreinigungen<br />

Verschleppungen<br />

Verpackungsmaterial<br />

Handel /<br />

Verteiler<br />

Verunreinigungen<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Damit die obere Abbildung überschaubar bleibt, wurde auf Verunreinigungen, die durch Verladeeinrichtungen<br />

verursacht werden, keine Rücksicht genommen. Das heißt: nicht berücksichtigt wurden Verschleppungen in<br />

Konsument<br />

Elevatoren, Schnecken, Redlern <strong>und</strong> anderen Verladegeräten. Ebenso nicht dargestellt wurden Verschleppungen, die<br />

durch Produktverwechslungen zustande kommen können.<br />

In den nachfolgenden Flussdiagrammen zum „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Monitoring wird ausschließlich der<br />

Umgang mit den verschleppungskritischen Produkten Mais, Sojabohne, SES <strong>und</strong> Raps berücksichtigt.<br />

Verschleppungen durch anderes Pflanzenmaterial wie z.B. Kartoffeleiweiß, Getreide etc. ist nicht in die Betrachtungen<br />

eingeflossen. Der Begriff „Begleitpapiere mit Statuskennzeichnung“ ist sehr weit gefasst <strong>und</strong> beinhaltet alle<br />

relevanten Informationen, die für eine „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ spezifische Produktkennzeichnung<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

notwendig sind (z.B. für Lebensmittelzusatzstoffe, Futtermittelzusatzstoffe, Düngermittel, Pflanzenschutzmittel,<br />

Viehverkehrsscheine etc.).<br />

6.3.1. Monitoring in der landwirtschaftlichen Produktion von Rohstoffen<br />

Ein risikobasiertes Überwachungs- <strong>und</strong> Monitoring- sowie Eigenkontrollsystem in der landwirtschaftlichen Erzeugung<br />

wird u.a. durch die rechtlichen Bestimmungen <strong>zur</strong> Koexistenz, die botanische Art, die Agrarstruktur, die Verfügbarkeit<br />

von GVO-freiem Saatgut, der Kulturartenanteil <strong>und</strong> der GVO-Anteil an der bezughabenden Kulturart, die Interaktion<br />

Umweltbedingungen zu Kulturpflanze (Persistenz <strong>und</strong> Durchwuchs, Gentransfer zu Wild- <strong>und</strong> Ruderalpflanzen) etc.<br />

bestimmt (siehe dazu <strong>AGES</strong>-Studie „Die Produktion von Saatgut in abgegrenzten Erzeugungsprozessen <strong>zur</strong><br />

Vermeidung einer Verunreinigung mit gentechnisch veränderten Organismen im Kontext mit der Koexistenz von<br />

konventioneller Landwirtschaft mit oder ohne GVO <strong>und</strong> ökologischer Landwirtschaft“, GIRSCH et al., 2004).<br />

Wenngleich seitens der EU-Kommission bereits 2003 Empfehlungen für eine harmonisierte Umsetzung von<br />

Koexistenz für ein Nebeneinander von GVO-Kulturen, konventionellen „GVO-freien“ Kulturen <strong>und</strong> der<br />

Biolandwirtschaft publiziert wurden, bleibt es den Mitgliedstaaten vorbehalten, entsprechende konkrete Maßnahmen<br />

zu setzen.<br />

Konkrete <strong>und</strong> rechtlich verbindliche Koexistenzbestimmungen in Drittländern sind im Hinblick auf die Einhaltung eines<br />

definierten Schwellenwerteregimes in den bedeutenden GVO-anbauenden Ländern nicht oder nur unter bestimmten<br />

Bedingungen vorliegend. Zumeist sind in diesen Ländern die Beziehungen der GVO- <strong>und</strong> Nicht-GVO-Landwirtschaft<br />

durch das Privatrecht bestimmt. Privatrechtliche Zertifizierungssysteme regeln die Mindestanforderungen an die<br />

landwirtschaftliche Produktion für "GVO-freie" Produkte.<br />

In Österreich selbst liegen umfassende Regelungen v.a. durch Landesgesetze <strong>und</strong> b<strong>und</strong>eseinheitliche Richtlinien<br />

(noch in Bearbeitung) <strong>zur</strong> Koexistenz vor, sodaß der Gentransfer von GVO-Pflanzenbeständen zu Nicht-GVO-<br />

Pflanzenbeständen auf technisch unvermeidbar <strong>und</strong> zufällig minimiert wird.<br />

In Abhängigkeit der Koexistenzmaßnahmen in der landwirtschaftlichen Erzeugung in bestimmten Ländern <strong>und</strong><br />

Regionen ist ein dem Risiko, insbesondere einer systematischen GVO-Verunreingung, angepaßtes Monitoring- <strong>und</strong><br />

Eigenkontrollsystem bei der Erntegutübernahme ein<strong>zur</strong>ichten, sodaß eine "Segregation" von Erntegut mit<br />

verschiedenem GVO-Status erfolgt. In der Regel beziehen private Zertifizierungssysteme bereits die<br />

landwirtschaftliche Erzeugung beginnend von der Auswahl von Saatgut <strong>und</strong> Feldern in ihr Qualitätssystem mit ein.<br />

Dies, um entsprechende Gewähr der Erfüllung der vorgegebenen qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Kriterien <strong>und</strong><br />

Vorgaben sicherzustellen.<br />

Es kann aktuell <strong>und</strong> mittelfristig mit gesicherter Gewähr davon ausgegangen werden, dass von der österreichischen<br />

Landwirtschaft erzeugtes Erntegut "GVO-frei" oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> ist. Die Besätigung der „Gentechnikfreiheit“ für<br />

Rohstoffe außerhalb Österreichs erzeugt bedarf einer besonderen Prüfung <strong>und</strong> Betrachtung.<br />

6.3.2. Monitoring bei der Sammelstelle, Transport <strong>und</strong> Zwischenlagerstelle<br />

Nach der Ernte werden „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produkte in zertifizierten Sammelstellen gelagert. Um<br />

Verschleppungen zu vermeiden, ist die Lagerung von GVO- <strong>und</strong> „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produkten in<br />

vollständig getrennten Sammelstellen wünschenswert. Ist dies in der Praxis nicht durchführbar, ist auf die<br />

Verwendung von Spülchargen in den sich überschneidenden Produktwegen zu bestehen. Als Spülcharge kann nur ein<br />

vollkommen unkritisches Produkt verwendet werden, wie z.B. Weizen, oder eine individuell zu bestimmende Menge<br />

des angelieferten „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktes, welches anschließend „konventionell“ bzw. „GVO-<br />

gekennzeichnet“ vermarktet wird. Im Falle nicht getrennter <strong>und</strong> geschlossener Produktionsprozesse kommt einem<br />

risikobasierten, in der Regel maßgeblich verstärkten Proben- <strong>und</strong> Untersuchungsplan entscheidende Bedeutung zu,<br />

um ein gleiches Niveau der Gewährleistung von „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> in getrennten <strong>und</strong> geschlossenen<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Seite 112 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Produktionsprozessen sicherzustellen. Bei Überseetransporten per Schiff - von der Sammelstelle nach Europa - ist<br />

eine dokumentierte Reinigung wünschenswert. Sofern die Produkte nicht in geschlossenen Behältnissen transportiert<br />

werden, sollten keine gemischten Transporte durchgeführt werden.<br />

Bei der Einlagerung am Hafen in das Zwischenlager oder direkt aus dem Zwischenlager ist eine standardisierte<br />

Beprobung <strong>und</strong> Untersuchung erforderlich. Diese Probe muss als Voraussetzung für ein in Europa zum Verkauf<br />

vorgesehenes Produkt angesehen werden. Die Anzahl der Probenziehungen muss in Abhängigkeit vom<br />

Verunreinigungsrisiko <strong>und</strong> von der jeweiligen Transportmenge festgelegt werden. Nur wenn die Analyse nach dem<br />

standardisierten Probenplan die „GVO-Freiheit“ bestätigt, sollte das Produkt als „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

vermarktet werden können. Die „GVO-Freiheit“ lässt sich hier am effizientesten überwachen, da die Zwischenlager<br />

am Hafen den Flaschenhals in der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Wertschöpfungskette darstellen, durch den<br />

sämtliche Überseeprodukte fließen.<br />

Bei GVO Risikostoffen aus europäischer Produktionsländern, die den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut<br />

zulassen, ist ebenfalls eine standardisiete Beprobung <strong>und</strong> Untersuchung eforderlich, bevor diese in den getrennten<br />

<strong>und</strong> geschlossenen „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktionsprozess in Österreich gelangen.<br />

Sowohl in den Zwischenlagern am Hafen, sowie allen weiteren Zwischenlagern in Europa, ist auf getrennte <strong>und</strong><br />

geschlossene Prozesse zu achen.<br />

Ladegeräte <strong>und</strong> Verladeeinrichtungen wie Redler, Schnecken <strong>und</strong> Elevatoren sind vor Verschleppungen zu schützen.<br />

Werden Abdeckplanen in Anspruch genommen, sind auch diese nach den gleichen Kriterien zu behandeln. Vor jeder<br />

Umlagerung/Verladung müssen die Lagerräume leer, sauber, trocken <strong>und</strong> frei von Resten vorhergehender Ladungen<br />

sein (vgl. KERSTEN et al., 2003, 38). Das Ziel muss sein, dass eine Vermengung <strong>und</strong> Verunreinigung bei der Verladung<br />

verhindert wird.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Seite 113 von 272


Geltungsbereich<br />

Sammelstelle nach der Ernte: Aufzeichnung <strong>und</strong> Kontrolle der Rohstoff Ein- <strong>und</strong> Ausgänge<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> externes<br />

Monitoring bei Überseeprodukten bei der<br />

Sammelstelle, Transport <strong>und</strong><br />

Zwischenlagerstelle<br />

Annahme<br />

Sammelstelle<br />

Prüfung ob<br />

anerkannter NON<br />

GVO Landwirt<br />

Kontrolle<br />

Reinigungsbestätigung<br />

LKW ev. Begleitpapiere<br />

mit Statuskennzeichnung<br />

Probenziehung<br />

ausschließliche<br />

Förderwege NON<br />

GVO?<br />

Ja<br />

Kontrolle Zielzelle<br />

auf konventionelle<br />

Verunreinigung<br />

Einlagerung bei gleichzeitiger<br />

Dokumentation von Lieferant,<br />

Menge <strong>und</strong> Zielzelle<br />

Auslagerung Sammelstelle, bei<br />

gleichzeitiger Dokumentation von<br />

Abnehmer, Menge <strong>und</strong> Quellzelle<br />

ausschließliche<br />

Förderwege NON<br />

GVO?<br />

Ja<br />

Kontrolle Zielzelle Schiff<br />

auf konventionelle<br />

Verunreinigung<br />

1<br />

Nein<br />

Nein<br />

Spülcharge<br />

Spülcharge<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Fremdkontrolle<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Sammelstelle:<br />

� Reinigungsbestätigung<br />

Transport LKW<br />

� Siloprotokoll,<br />

� Mengenkontrolle Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� Musterziehung,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Seite 114 von 272


Geltungsbereich<br />

Zwischenlager: Aufzeichnung <strong>und</strong> Kontrolle der Rohstoff Ein- <strong>und</strong> Ausgänge<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

1<br />

Probenziehung auf<br />

Schiff oder bei der<br />

Verladung<br />

ausschließliche<br />

Förderwege NON<br />

GVO?<br />

Ja<br />

Kontrolle Zielzelle<br />

auf konventionelle<br />

Verunreinigung<br />

Einlagerung <strong>und</strong><br />

Probenziehung,<br />

Dokumentation von Lieferant,<br />

Menge <strong>und</strong> Zielzelle<br />

Probenanalyse<br />

OK?<br />

Ja<br />

für den Vekrauf<br />

NON GVO in<br />

Europa<br />

freigegeben<br />

Auslagerung Zwischenlager, bei<br />

gleichzeitiger Dokumentation von<br />

Abnehmer <strong>und</strong> Menge<br />

Kontrolle LKW auf<br />

konventionelle<br />

Verunreinigung<br />

Verladung LKW<br />

Spülcharge<br />

als konventionelle Ware<br />

in Europa abgesetzt<br />

Abbildung 6-4: Flussdiagramm Sammelstelle, Transport <strong>und</strong> Zwischenlagerstelle<br />

Nein<br />

Nein<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Fremdkontrolle<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Zwischenlager:<br />

� Reinigungsbestätigung<br />

� Transport Schiff oder LKW,<br />

� Siloprotokoll,<br />

� Mengenkontrolle Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� Musterziehung, Probenanalyse<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Kontrolle der Eigenkontrolle,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Flaschenhals<br />

Hafen<br />

Seite 115 von 272


6.3.3. Monitoring beim Futtermittelwerk<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Wie bereits am Beginn dieses Kapitels ausführlich erklärt wurde, ist eine kombinierte, verschleppungsfreie<br />

Futtermittelproduktion nicht möglich. Von 100%-igen „GVO-freien" oder „gentechnikfreien“ Futtermittelwerken bzw.<br />

getrennten, geschlossenen Produktionsketten ausgehend ist die „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Futtermittelproduktion technisch relativ einfach zu realisieren, wenn die Begleitdokumente der eingehenden Ware<br />

(Reinigungsbestätigung, „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Bestätigung etc.) entsprechend überprüft werden. Ein<br />

Monitoring der Zuverlässigkeit der Lieferanten ist allerdings in allen Fällen erforderlich. Die erlaubte Menge an Soft IP<br />

Soja Einmischung (<strong>zur</strong> Zeit maximal 20%) muss im Falle der Anwendung der österreichischen Codex-Richtlinie <strong>zur</strong><br />

<strong>Auslobung</strong> „Gentechnikfrei“ für das jeweilige Futtermittel eingehalten werden.<br />

Geltungsbereich<br />

<strong>und</strong><br />

Eigenkontrolle<br />

Futtermittelwerk: Eigenprüfung der Rohwaren <strong>und</strong> Fertigfuttermittel anhand eines Analysenplanes<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> externes Monitoring beim<br />

Futtermittelwerk<br />

Anlieferung lose (Händler,<br />

Landwirt oder<br />

Verarbeitungsindustrie)<br />

Dokumentenprüfung<br />

(Reinigungsbestätigung,<br />

Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung bei<br />

Mais, Sojaprodukten <strong>und</strong><br />

Rapsprodukten<br />

Probenziehung<br />

Einlagerung<br />

Futtermittelproduktion<br />

Prüfung Produktionsprotokoll<br />

auf kritische<br />

Einmischungsgrenze<br />

Verladung <strong>und</strong><br />

Musterziehung<br />

Abbildung 6-5: Flussdiagramm Futtermittelwerk<br />

Anlieferung<br />

Sackware<br />

Dokumentenprüfung<br />

erlaubter<br />

Lieferanten <strong>und</strong><br />

Produkte<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

externes<br />

Monitoring<br />

Vorschlag zum Monitoring beim<br />

Futtermittelwerk:<br />

� Reinigungsbestätigung bei loser<br />

Lieferung,<br />

� Mengenprüfung Anlieferung/<br />

Verkauf,<br />

� Prüfung der Zertifikante bei<br />

Mais-, Soja <strong>und</strong><br />

Rapsanlieferung,<br />

� Prüfung Sackanlieferung,<br />

� Aufzeichung über Lieferanten<br />

<strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Prüfung der<br />

Einmischungsgrenzen bei<br />

kritischen Rohstoffen,<br />

� Prüfung der Eigenkontrolle,<br />

� Produktionsprotokoll mit<br />

Kontaminationsmatrix,<br />

� eventuell Musterziehung,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Seite 116 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Anmerkung <strong>zur</strong> Abbildung: Bei der Prüfung der angelieferten Sackware auf Basis der infoXgen Datenbank<br />

(www.infoXgen.com ) ist zu bedenken, dass diese nicht alle Produkte enthält, die für die „GVO-freie“ Produktion von<br />

Bedeutung sein könnten. Futtermittel, die keine GVO oder GVO-Derivate sind (bei deren Herstellung aber<br />

Betriebsmittel verwendet wurden, die nicht der Codex-Richtlinie entsprechen), dürfen verfüttert werden, wenn sie<br />

nachweislich in „gentechnikfreier“ Qualität nicht ausreichend verfügbar sind. So finden sich zum Beispiel manche<br />

Aminosäuren, ohne die eine leistungsorientierte Fütterung am landwirtschaftlichen Betrieb nicht/ nur sehr schwer<br />

möglich wäre, nicht in der Datenbank der infoXgen. Auch bei manchen Vitaminen <strong>und</strong> Aromastoffen ist auf eine<br />

ähnliche Problematik hinzuweisen.<br />

Es wird hiermit darauf hingewiesen, dass die Datenbank infoXgen von einer Eigenkontrolle nicht<br />

entbindet <strong>und</strong> somit nur informellen Charakter hat.<br />

6.3.4. Monitoring beim Selbstmischer mit <strong>und</strong> ohne eigener Futterroh- <strong>und</strong> Zusatzstoffe<br />

Da in Österreich r<strong>und</strong> ¾ aller Kraftfutter von den Landwirten selbst gemischt werden, ist dieser Bereich beim „GVO-<br />

frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> Monitoring besonders zu beachten. Prinzipiell bestehen zwei technische Optionen der<br />

Selbstmischung:<br />

Vor allem größere Betriebe verfügen über ausreichende technische Möglichkeiten, die Futtermischungen selbst<br />

durchzuführen. Kleinere Betriebe hingegen nehmen oft die Dienstleistung von selbstfahrenden Misch-LKW´s in<br />

Anspruch. Um Verschleppungen ausschließen zu können, ist bei den Misch-LKWs, analog <strong>zur</strong> Produktion in<br />

Mischfutterwerken, auf eine alleinige Produktion von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Mischungen zu bestehen.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass die selbstfahrenden Misch-LKW´s keine Roh- <strong>und</strong> Zusatzstoffe für den einzelnen<br />

Landwirt <strong>zur</strong> Verfügung stellen, sondern ausschließlich die Dienstleistung.<br />

Generell ist zu bemerken, dass auch bei landwirtschaftlichen Betrieben, die „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Produkte hervorbringen, eine ausschließliche Verwendung von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Futtermitteln<br />

wünschenswert ist. Mindestens ist dies innerhalb einer Tiergattung zu fordern (z.B. das gesamte Rinderfutter muss<br />

„GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> sein, auch wenn nur die Milch „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> vermarktet wird).<br />

Werden konventionelle GVO-hältige Futtermittel dennoch eingesetzt (zweites Betriebsstandbein z.B. Schweine oder<br />

Geflügelmast), muss der betreffende Landwirt sämtliche Futtermittel klar kennzeichnen <strong>und</strong> separat lagern. Ein<br />

separates geschlossenes System in der Mischanlage, welche ausschließlich nur für die „GVO-freie“ oder<br />

„gentechnikfreie“ Futtermittelproduktion verwendet wird, gilt es jedenfalls sicherzustellen.<br />

Rohstoffe aus eigener Produktion bedürfen zumindest eines stichprobenartigen Nachweises der „GVO-Freiheit“ oder<br />

„Gentechnikfreiheit“ des Rohstoffes. Gleiches gilt beim Ankauf von Mais von anderen Landwirten. Generell ist bei<br />

loser Anlieferung von Mais, SES <strong>und</strong> Rapsprodukten eine Rückstellprobe zu ziehen. Die erlaubte Menge an Soft IP<br />

Soja Einmischung wird für das jeweilige Futtermittel im Falle der Implementierung der Codex-Richtlinie eingehalten.<br />

Im Falle der Umsetzung der österreichischen Codex-Richtlinie <strong>„gentechnikfrei“</strong> ist der Einsatz zulässiger Dünge- <strong>und</strong><br />

Pflanzenschutzmittel nachzuweisen.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 117 von 272


Geltungsbereich<br />

<strong>und</strong><br />

Eigenkontrolle<br />

Landwirt: Dokumentation <strong>und</strong> Aufzeichnung der Wareneingänge <strong>und</strong> Ausgänge<br />

Anlieferung lose (Händler,<br />

Landwirt oder<br />

Verarbeitungsindustrie)<br />

Dokumentenprüfung<br />

(Reinigungsbestätigung,<br />

Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung bei<br />

Mais, Sojaprodukten <strong>und</strong><br />

Rapsprodukten<br />

Probenziehung<br />

Futtermittelproduktion<br />

am Hof<br />

Einlagerung<br />

Futtermittel<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> externes Monitoring beim<br />

Selbstmischer<br />

Einlagerung<br />

eigener<br />

Mischer am<br />

Hof<br />

Ja<br />

Prüfung Produktionsprotokoll<br />

auf kritische<br />

Einmischungsgrenzen<br />

Anlieferung<br />

Sackware<br />

Dokumentenprüfung<br />

erlaubter<br />

Lieferanten <strong>und</strong><br />

Produkte<br />

Abbildung 6-6: Flussdiagramm Selbstmischer<br />

Nein<br />

Selbstfahrender Mischer:<br />

Mischprotokoll<br />

6.3.5. Monitoring beim Landwirt mit Eierproduktion<br />

Rohstoff aus<br />

eigener<br />

Produktion<br />

Selbstfahrender<br />

Mischer<br />

Prüfung des<br />

Landwirtes auf<br />

GVO-frei Zertifikat<br />

durch den Mischer<br />

Futtermittelproduktion<br />

mit<br />

selbstfahrendem<br />

Mischer<br />

Prüfung Produktionsprotokoll<br />

auf kritische<br />

Einmischungsgrenzung<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

externes<br />

Monitoring<br />

Vorschlag zum Monitoring beim<br />

Selbstmischer - Landwirt:<br />

� Reinigungsbestätigung bei loser<br />

Lieferung,<br />

� Mengenprüfung Anlieferung,<br />

Verkauf <strong>und</strong> Verbrauch,<br />

� Prüfung der Saatgut-Sackanhänger,<br />

Düngermittel <strong>und</strong><br />

Spritzmittelanwendungen bei<br />

Zukauf <strong>und</strong> Eigenanbau von Mais,<br />

� Prüfung der Zertifikate bei Mais-,<br />

Soja- <strong>und</strong> Rapsanlieferung,<br />

� Prüfung Sackanlieferung,<br />

� Aufzeichung über Lieferanten <strong>und</strong><br />

Abnehmer,<br />

� Prüfung Silierhilfsmittel,<br />

� eventuell Musterziehung,<br />

� Prüfung der Einmischungsgrenzen<br />

bei kritischen Rohstoffen,<br />

� Prüfung auf Verschleppungsgefahr<br />

Vorschlag zum Monitoring beim<br />

Selbstfahrenden Mischer:<br />

� eventuell Musterziehung<br />

� Produktionsprotokoll mit<br />

Kontaminationsmatrix,<br />

� Prüfung der<br />

Einmischungsgrenzen bei<br />

kritischen Rohstoffen,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Bei der Eierproduktion ist, laut österreichischem Codex, beim Zukauf von konventionell gefütterten Legehennen eine<br />

6 wöchige Übergangsfrist einzuhalten. Innerhalb dieser Frist müssen die Eier der betreffenden Hennen klar<br />

gekennzeichnet, separat gelagert <strong>und</strong> als „konventionelle“ Eier vermarktet werden.<br />

Seite 118 von 272


Geltungsbereich<br />

<strong>und</strong><br />

Eigenkontrolle<br />

Landwirt: Aufzeichnung <strong>und</strong> Prüfung der Futtermittel, Tieranlieferungen sowie Eier <strong>und</strong> Tierabgänge<br />

Packstelle: Verträge mit Landwirt,<br />

Prüfung der möglichen Eilieferungen<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> externes Monitoring beim<br />

Landwirt mit Eierproduktion<br />

Selbstmischer<br />

Futtermittelanlieferung<br />

LKW<br />

Dokumentenprüfung<br />

(Reinigungsbestätigung bei<br />

Gemischttransporten, Begleitpapiere<br />

mit Statuskennzeichnung)<br />

<strong>und</strong> Übergabe der<br />

Rückstellmuster an den Landwirt<br />

Einlagerung<br />

Futtermittel<br />

Verfütterung an<br />

Tiere<br />

sofortige<br />

Eiervermarktung<br />

möglich<br />

Kennzeichnung<br />

der Eier am<br />

Betrieb<br />

Transport Packstelle<br />

Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung<br />

Seperate/<br />

getrennte<br />

Abpackung <strong>und</strong><br />

Lagerung<br />

Zustellung Handel<br />

Abbildung 6-7: Flussdiagramm Eierproduktion<br />

* Übergangsfristen gemäß Codex beachten<br />

Ja<br />

Anlieferung Legehennen (mind. 6<br />

Wochen Übergangsfrist, wenn nicht aus<br />

GVO-freien Betrieb*) oder Kücken<br />

Nein<br />

Dokumentenprüfung<br />

Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung<br />

Einstellung der<br />

Legehennen (ev.<br />

"Quarantäne<br />

notwendig") oder<br />

Kücken<br />

in Umstellungsphase<br />

(6 Wochen) muß<br />

getrennte Lagerung <strong>und</strong><br />

Vermarktung der Eier<br />

sichergestellt sein<br />

Kennzeichnung<br />

der Eier am<br />

Betrieb<br />

getrennter<br />

Eierverkauf<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

externes<br />

Monitoring<br />

Vorschlag zum Monitoring beim<br />

Landwirt:<br />

� Reinigungsbestätigung<br />

Transport LKW Futtermittel,<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Futtermittellieferant,<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Legehennenlieferant,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� eventuell Musterziehung,<br />

� Prüfung auf<br />

Rückverfolgbarkeit Lieferant<br />

<strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Packstelle:<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Eierlieferant,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� Prüfung auf<br />

Rückverfolgbarkeit Lieferant<br />

<strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Prüfung auf<br />

Verwechslungsgefahr<br />

Seite 119 von 272


6.3.6. Monitoring beim Landwirt mit Geflügelmast<br />

Geltungsbereich<br />

<strong>und</strong><br />

Eigenkontrolle<br />

Landwirt: Aufzeichnung <strong>und</strong> Prüfung der Futtermittel, Tieranlieferungen sowie<br />

Eier <strong>und</strong> Tierabgänge<br />

Schlachthof: Verträge mit Landwirt,<br />

Prüfung der möglichen Geflügellieferungen<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> externes Monitoring beim<br />

Landwirt mit Geflügelmast<br />

Selbstmischer<br />

Futtermittelanlieferung<br />

LKW<br />

Dokumentenprüfung<br />

(Reinigungsbestätigung bei<br />

Gemischttransporten,<br />

Begleitpapiere mit Statuskennzeichnung)<br />

<strong>und</strong> Übergabe der<br />

Rückstellmuster an den Landwirt<br />

Einlagerung<br />

Futtermittel<br />

Abbildung 6-8: Flussdiagramm Geflügelmast<br />

Verfütterung an<br />

Tiere<br />

Ausstellung von<br />

Begleitpapieren mit<br />

Statuskennzeichnung<br />

getrennter<br />

Geflügeltransport<br />

zum Schlachthof<br />

Seperate/getrennte Be<strong>und</strong><br />

Verarbeitung <strong>und</strong><br />

Lagerung<br />

Zustellung Handel<br />

6.3.7. Monitoring beim Landwirt mit Schweinemast<br />

Anlieferung Kücken<br />

Dokumentenprüfung<br />

Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung<br />

Einstellung der<br />

Tiere<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

externes<br />

Monitoring<br />

Vorschlag zum Monitoring beim<br />

Landwirt:<br />

� Reinigungsbestätigung Transport<br />

LKW Futtermittel,<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Futtermittellieferant,<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Kückenlieferant,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/Verkauf,<br />

� eventuell Musterziehung,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Schlachthof:<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Geflügelmastbetrieb,<br />

� Lagerbereichskennzeichnung,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/Verkauf,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Protokoll von der Schlachtung,<br />

Zerlegung <strong>und</strong> Verarbeitung,<br />

� Warenflussdokumentation,<br />

� Prüfung der Wareneingänge für<br />

die Weiterverarbeitung mit<br />

Begleitpapieren <strong>und</strong><br />

Statuskennzeichnung,<br />

� Prüfung auf<br />

Verwechslungsgefahr<br />

Werden bei der Schweinemast Silagefutter verwendet, ist darauf zu achten, dass die Silierzusätze aus „GVO-freier“<br />

oder „gentechnikfreier“ Produktion stammen. Es ist darauf zu achten, dass Ferkel laut österreichischem Codex nicht<br />

aus konventionellen Betrieben zugekauft werden dürfen.<br />

Seite 120 von 272


Geltungsbereich<br />

<strong>und</strong><br />

Eigenkontrolle<br />

Landwirt: Aufzeichnung <strong>und</strong> Prüfung der Futtermittel, Tieranlieferungen sowie Tierabgänge<br />

Schlachthof: Verträge mit Landwirt, Prüfung der<br />

möglichen Schweineanlieferungen<br />

Selbstmischer<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> externes Monitoring beim<br />

Landwirt mit Schweinemast<br />

Futtermittelanlieferung<br />

lose<br />

<strong>und</strong> CCM<br />

Dokumentenprüfung<br />

(Reinigungsbestätigung bei<br />

Gemischttransporten, Begleitpapier<br />

mit Statuskennzeichnung)<br />

<strong>und</strong> Übergabe der<br />

Rückstellmuster an den<br />

Landwirt (entfällt bei CCM)<br />

Einlagerung<br />

Futtermittel<br />

Verfütterung an<br />

Tiere<br />

Kennzeichnung<br />

der Tiere mit<br />

Schlagstempel auf<br />

Schulter oder<br />

Schlögel<br />

Transport<br />

Schlachthof<br />

Prüfung<br />

Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung<br />

von Landwirt<br />

Seperate/getrennte Be<strong>und</strong><br />

Verarbeitung <strong>und</strong><br />

Lagerung<br />

Zustellung Handel<br />

Abbildung 6-9: Flussdiagramm Schweinemast<br />

* Eingeschränkter Zukauf gemäß Codex beachten<br />

Anlieferung gekennzeichneter Ferkel<br />

von GVO-freien Ferkelproduzenten*<br />

Dokumentenprüfung<br />

Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung<br />

Einstallen der<br />

Tiere<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

externes<br />

Monitoring<br />

Vorschlag zum Monitoring beim<br />

Landwirt:<br />

� Reinigungsbestätigung<br />

Transport LKW Futtermittel,<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Futtermittellieferant,<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Ferkellieferant,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� eventuell Musterziehung,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Schlachthof:<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Schweinelieferant,<br />

� Schlagstempelprüfung,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� Lagerbereichskennzeichnung,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Protokoll von der Schlachtung,<br />

Zerlegung <strong>und</strong> Verarbeitung,<br />

� Warenflussdokumentation,<br />

� Prüfung der Wareneingänge für<br />

die Weiterverarbeitung mit<br />

Begleitpapieren <strong>und</strong><br />

Statuskennzeichnung,<br />

� Prüfung auf<br />

Verwechslungsgefahr<br />

Seite 121 von 272


6.3.8. Monitoring beim Landwirt mit Milchproduktion<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Werden Silagefutter verwendet, ist darauf zu achten, dass die Silierzusätze aus „GVO-freier“ oder gentechnikfreier“<br />

Produktion stammen. Bei der Milchproduktion ist beim Zukauf von Milchkühen laut österreichischem Codex eine 2-<br />

wöchige Übergangsfrist einzuhalten. Innerhalb dieser Frist muss die Milch der betreffenden Kühe separat vermarktet<br />

werden oder kann <strong>zur</strong> Fütterung der Jungtiere verwendet werden. Bei der Verarbeitung der Milch ist besonders<br />

darauf zu achten, dass die Arbeitsgänge in der Molkerei in geschlossener Folge für die gesamte Partie durchgeführt<br />

werden oder räumlich voneinander getrennt durchgeführt werden (vgl. NOWACK HEIMGARTNER, 2005. 17).<br />

Geltungsbereich<br />

<strong>und</strong><br />

Eigenkontrolle<br />

Landwirt: Aufzeichnung <strong>und</strong> Prüfung der Futtermittel, Tieranlieferungen sowie <strong>und</strong><br />

Tierabgänge<br />

Molkerei: Vertrag mit Landwirt<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> externes Monitoring beim<br />

Landwirt mit Milchproduktion<br />

Selbstmischer<br />

Futtermittelanlieferung<br />

lose<br />

<strong>und</strong> Silomais<br />

Dokumentenprüfung<br />

(Reinigungsbestätigung bei<br />

Gemischttransporten, Begleitpapier<br />

mit Statuskennzeichnung)<br />

<strong>und</strong> Übergabe der<br />

Rückstellmuster an den<br />

Landwirt (entfällt bei Silomais)<br />

Einlagerung<br />

Futtermittel<br />

Verfütterung an<br />

Tiere<br />

sofortiger<br />

Milchverkauf<br />

möglich<br />

Abschlauchen<br />

durch GVO-freie<br />

Milchtanksammelfahrzeuge<br />

Transport Molkerei<br />

Seperate/<br />

getrennte<br />

Verarbeitung <strong>und</strong><br />

Lagerung<br />

Zustellung Handel<br />

Abbildung 6-10: Flussdiagramm Milchproduktion<br />

* Übergangsfristen gemäß Codex beachten<br />

Ja<br />

Anlieferung gekennzeichneter<br />

Milchkuh (mind. 2 Wochen<br />

Übergangsfrist wenn nicht aus GVOfreiem<br />

Betrieb*)<br />

Nein<br />

Dokumentenprüfung<br />

Begleitpapier mit<br />

Statuskennzeichnung<br />

Einstellung der<br />

Milchkuh<br />

in Umstellungsphase<br />

(2 Wochen) muß<br />

getrennte Lagerung<br />

oder Vermarktung der<br />

Milch sichergestellt sein<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

externes<br />

Monitoring<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Landwirt:<br />

� Reinigungsbestätigung<br />

Transport LKW Futtermittel,<br />

� Begleitpapier mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Futtermittellieferant,<br />

� Begleitpapier mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Milchkuhlieferant,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� eventuell Musterziehung,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Molkerei:<br />

� Milchmengenaufzeichnung von<br />

Milchlieferant ,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Produktionsplan,<br />

� Lagerbereichskennzeichnung,<br />

� Warenflussdokumentation,<br />

� Prüfung der Wareneingänge für<br />

die Weiterverarbeitung mit<br />

Begleitpapieren <strong>und</strong><br />

Statuskennzeichnung,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Seite 122 von 272


6.3.9. Monitoring beim Landwirt mit Rindermast<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Werden Silagefutter verwendet, ist darauf zu achten, dass die Silierzusäzte aus „GVO-freier“ oder „gentechnikfreier“<br />

Produktion stammen. Bei der Rindermast ist beim Zukauf von Tieren darauf zu achten, dass diese mindestens 12<br />

Monate bzw. ¾ des Lebens mit „gentechnikfreien“ Futtermitteln gefüttert wurden - laut österreichischem Codex.<br />

Geltungsbereich<br />

<strong>und</strong><br />

Eigenkontrolle<br />

Landwirt: Aufzeichnung <strong>und</strong> Prüfung der Futtermittel, Tieranlieferungen sowie <strong>und</strong> Tierabgänge<br />

Schlachthof: Vertrag mit Landwirt<br />

Selbstmischer<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> externes Monitoring beim<br />

Landwirt mit Rindermast<br />

Futtermittelanlieferung<br />

lose<br />

<strong>und</strong> Silomais<br />

Dokumentenprüfung<br />

(Reinigungsbestätigung bei<br />

Gemischttransporten, Begleitpapiere<br />

mit Statuskennzeichnung)<br />

<strong>und</strong> Übergabe der<br />

Rückstellmuster an den Landwirt<br />

(entfällt bei Silomais)<br />

Einlagerung<br />

Futtermittel<br />

Verfütterung an<br />

Tiere<br />

sofortiger<br />

Rinderverkauf<br />

möglich<br />

Ja<br />

Verkauf der Tiere<br />

an Schlachthof<br />

Transport zum<br />

Schlachtof<br />

Dokumentenprüfung<br />

(Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung)<br />

Seperate/getrennte<br />

Schlachtung,<br />

Zerlegung,<br />

Verarbeitung <strong>und</strong><br />

Lagerung<br />

Zustellung Handel<br />

Abbildung 6-11: Flussdiagramm Rindermast<br />

* Übergangsfristen gemäß Codex beachten<br />

Anlieferung gekennzeichneter<br />

Kälber (mind.<br />

12 Monate bzw. 3/4 des Lebens mit<br />

GVO-freiem Futter zu füttern wenn<br />

aus konv. Betrieb - vor Verkauf*)<br />

Nein<br />

Dokumentenprüfung<br />

Lieferpapiere<br />

Einstallung der Tiere<br />

in Umstellungsphase<br />

(12 Monate bzw. 3/4 des<br />

Lebens) darf Tier nicht in<br />

GMO-freiem Programm<br />

verkauft werden<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

externes<br />

Monitoring<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Landwirt:<br />

� Reinigungsbestätigung<br />

Transport LKW Futtermittel,<br />

� Begleitdokumente mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Futtermittellieferant,<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Kälberlieferant,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/<br />

Verkauf,<br />

� eventuell Musterziehung,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr<br />

Vorschlag zum Monitoring bei<br />

Schlachthof:<br />

� Begleitpapiere mit<br />

Statuskennzeichnung von<br />

Rindermastbetrieb,<br />

� Ohrmarkennummer,<br />

� Lagerbereichskennzeichnung,<br />

� Schlachtprotokoll von der<br />

Schlachtung <strong>und</strong> Zerlegung,<br />

� Mengenprüfung Einkauf/Verkauf,<br />

� Prüfung auf Rückverfolgbarkeit<br />

Lieferant <strong>und</strong> Abnehmer,<br />

� Protokoll von der Schlachtung,<br />

Zerlegung <strong>und</strong> Verarbeitung,<br />

� Warenflussdokumentation,<br />

� Prüfung der Wareneingänge für<br />

die Weiterverarbeitung mit<br />

Begleitpapieren <strong>und</strong><br />

Statuskennzeichnung,<br />

� Prüfung auf Verwechslungsgefahr<br />

Seite 123 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

6.4. Übergeordnete Maßnahmen bei allen Stufen<br />

� Maßgeblich für die Erzeugung ist die Sicherstellung „gentechnikfreier“ bzw. „GVO-freier“ Rohstoffe in der<br />

landwirtschaftlichen Erzeugung durch entsprechende Koexistenzmaßnahmen <strong>und</strong> der Bestätigung der<br />

erfolgreichen Umsetzung auf der Gr<strong>und</strong>lage eines zumindest stichprobenartigen Monitorings.<br />

� Um eine „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion einzuführen <strong>und</strong> dauerhaft aufrechterhalten zu<br />

können, muss eine wesentliche Voraussetzung geschaffen werden: Die Information <strong>und</strong> Schulung<br />

sämtlicher in der Wertschöpfungskette involvierten Personen. Nur wenn das Bewusstsein für<br />

Verschleppungsrisiken bei den jeweiligen Verantwortlichen <strong>und</strong> Beteiligten entsprechend ausgeprägt ist,<br />

werden Verunreinigung bzw. Kontamination nachhaltig verhindert werden können. Das beste Kontrollsystem<br />

wird nutzlos, wenn z.B. der sojaproduzierende Landwirt nicht auf „GVO-Verunreinigungen“ in den<br />

Erntemaschinen achtet (derzeit v.a. in Österreich aber auch Europa nicht aktuell).<br />

� Der Reinigung der verwendeten Transportmittel kommt bei der gentechnikfreien Produktion eine<br />

besondere Schlüsselfunktion zu. Besonders risikoreich ist der Transport zwischen Lieferant <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e, da<br />

die Transportfahrzeuge in der Regel nicht nur für „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Waren eingesetzt<br />

werden. Die Sauberkeit der Transportmittel sollte durch ein doppeltes Kontrollsystem sichergestellt werden.<br />

Einerseits muss an der Verladestelle der Verlader auf Verunreinigungen achten, andererseits muss der<br />

Empfänger die Reinigung durch eine Reinigungsbestätigung garantiert bekommen.<br />

� „GVO-Freiheit“ oder “Gentechnikfreiheit“ kann sowohl prozessorientiert, als auch durch entsprechende<br />

Untersuchungen, im Besten Fall in Ergänzung zueinander garantiert werden. Zu diesem Zweck sind<br />

risikobasierte Proben entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu ziehen. Hierbei sollte zwischen<br />

standardisierter Probenziehung bei jeder Liefereinheit <strong>und</strong> Stichprobenziehung unterschieden werden.<br />

Die standardisierte Beprobung jeder Lieferung ist vor allem bei der Übernahme am Hafen zu fordern.<br />

Kommt die Anlieferung des zertifizierten „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ SES aus einem<br />

geschlossenen, getrenten System, wird ein risikobasierter Probenplan zweckmäßig. Nur wenn die „GVO-<br />

Freiheit“ jeder Lieferung analytisch bestätigt ist, darf das Produkt als „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

gehandelt werden. In allen übrigen Stufen der Wertschöpfungskette sollten risikobasierte Stichproben<br />

durchgeführt werden. „Die Proben müssen für das Untersuchungsgut / Warenlos repräsentativ sein. Die<br />

Probenzahl richtet sich nach dem akzeptierten Qualitätsniveau, wobei die Probennahme vereinheitlicht nach<br />

EU-Vorgaben bzw. internationalen Standards erfolgt (z.B. ISO, CEN). In der VO (EG) Nr. 882/2004 des<br />

Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 29. April 2004, im Kapitel III, werden die Probenahme <strong>und</strong><br />

Analyse geregelt.<br />

Tabelle 6-3: Empfehlung der Probenahmen mit Kontrolldichte:<br />

Nr. Ort / Prozess Kontrolldichte<br />

1 Sammelstelle Ausladen Schiff (Eintritt Europa) hoch<br />

2 ev. Zwischenhändler punktuell<br />

3 Futtermittelwerk punktuell<br />

4 Selbstmischer oder Fahrender Misch LKW punktuell<br />

5 Landwirt punktuell<br />

6 Verarbeiter bis hin zum fertigen Produkt punktuell<br />

In Anlehnung an das Südtiroler Modell sollte bei der Einführung eines „GVO-freien“ Qualitätsprogrammes mit<br />

hoher Intensität kontrolliert werden (inkl. Probenziehung <strong>und</strong> Analyse), bis die „GVO-Freiheit“ in der<br />

gesamten Produktionskette sichergestellt werden kann. Ausgehend vom erreichten Niveau kann ein<br />

reduzierter Monitoring- <strong>und</strong> Eigenkontrollplan eingesetzt werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte, wie auch vom B<strong>und</strong>esministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten im „Leitfaden für<br />

die Kontrolle auf das Merkmal „ohne Verwendung von GVO <strong>und</strong> GVO-Derivaten“ der Verordnung (EWG)<br />

2092/91“ vorgeschlagen, im Zusammenhang mit der Probenanalyse der Gr<strong>und</strong>satz der Machbarkeit,<br />

Zumutbarkeit der Kosten <strong>und</strong> der Dauer gelten.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Seite 124 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Zu den Probenahmeverfahren für die amtliche Untersuchung von Futtermitteln gibt es eine Richtlinie der<br />

Europäischen Kommission vom 1. März 1976 (76/371/EWR)<br />

Die Analyse der GVO-Gehalte sollte von einem Labor durchgeführt werden, das für qualitative <strong>und</strong><br />

quantitative GVO-Analytik <strong>und</strong> nach den Voraussetzungen von EN 45001 oder ISO 17025 arbeitet bzw.<br />

akkreditiert ist.<br />

� Zusätzlich zu den externen Probenziehungen ist gemäß einem risikobasierten Probenplan die Ziehung eines<br />

Rückstellmusters jedenfalls zweckmäßig. Ist die Produktionskette nicht geschlossen, ist die Ziehung eines<br />

Rückstellmusters in jedem Glied der Wertschöpfungskette erforderlich (Risikomatrix).<br />

o Rückstellmuster beim Landwirt:<br />

� Saatgut (kann derzeit in Österreich entfallen)<br />

� lose Futtermittelanlieferungen<br />

o Rückstellmuster bei der Sammelstelle:<br />

� von jedem Wareneingang <strong>und</strong> Ausgang<br />

o Rückstellmuster im Futtermittelwerk / Mühle SES<br />

� jeder Wareneingang lose<br />

� jeder Warenausgang<br />

o Rückstellmuster beim Selbstmischer<br />

� jeder Wareneingang lose<br />

� GVO-Arzneimittel werden weder nach 1829/2003 noch nach Codex bewertet <strong>und</strong> sind mit der<br />

Begründung zugelassen, dass diese einerseits zum Wohl der Tiere notwendig sein können, <strong>und</strong> die<br />

Vermeidung von Tierleid höher eingestuft wird als das generelle Verbot von GVO, <strong>und</strong> es nicht immer<br />

Alternativen gibt. Zusätzlich ist zu bedenken, dass bei staatlich angeordneten Impfungen in der Regel auch<br />

gentechnisch veränderte Impfstoffe vorgeschrieben werden (vgl. FIBL, 2003, 18).<br />

� Verpackungsmaterial muss auf Gentechnikfreiheit geprüft werden.<br />

� Besonders die kritischen Produkte wie Mais, Raps <strong>und</strong> SES sollten entweder in geschlossenen Systemen<br />

transportiert werden, oder die Verschleppungsgefahr beim Umladen auf ein Minimum reduziert werden.<br />

Maßnahme um das Risiko von Verunreinigungen in den Griff zu bekommen sind eine strikte räumliche<br />

Warenflusstrennung <strong>und</strong> lückenlose Rückverfolgbarkeit der Warenströme.<br />

� Qualitätssicherungsprogramme entlang einer Wertschöpfungskette benötigen, um effektiv <strong>und</strong> effizient zu<br />

funktionieren, geschlossene Informations- <strong>und</strong> Kommunikationssysteme, sowie abgestimmte<br />

Monitoringprogramme zwischen den verschiedenen Kontrollebenen, Kontrollstellen <strong>und</strong><br />

Kontrollsystemen. Dabei sollte die umfassende Erhebung von Qualitätsparametern – eine staatliche Aufgabe<br />

– bei industriell sowie gewerblich erzeugten Futtermitteln das allgemeine Qualitätsniveau festlegen <strong>und</strong> auf<br />

anstehende Probleme hinweisen, während die betriebliche Eigenkontrolle sich insbesondere auf aktuelle<br />

Probleme der Qualitätssicherung konzentrieren müsste (vgl. VON LENGERKEN, 2004, 246).<br />

� Generell bleibt festzustellen, dass je kürzer, überschaubarer <strong>und</strong> geschlossener die Wertschöpfungskette<br />

vom Anbau bis zum Konsumenten ist, desto einfacher, billiger <strong>und</strong> effektiver lässt sich ein externes<br />

Monitoringsystem <strong>und</strong> die Eigenkontrolle gestalten.<br />

Die Umsetzung der Forderungen hinsichtlich Sicherheit <strong>und</strong> Qualität der Produkte <strong>und</strong> Herstellungsprozesse ist ohne<br />

risikobasierter Konzeption <strong>und</strong> Struktur der Prozesse kaum möglich. Mit Hilfe eines normierten QM-Systems können<br />

die gestellten Anforderungen systematisch erfüllt <strong>und</strong> umgesetzt werden. Dokumentierte Verfahren nach den<br />

Anforderungen von Qualitätsmanagement-Systemen (QM-System) können eine sinnvolle Unterstützung <strong>zur</strong><br />

Umsetzung, Dokumentation <strong>und</strong> Aufrechterhaltung der jeweiligen qualitätsrelevanten Prozesse darstellen. Jeder<br />

einzelne Prozess in allen betroffenen Stufen der Wertschöpfungskette, der für die Verwirklichung der „GVO-freien“<br />

oder „gentechnikfreien“ Produktion relevant ist, muss in seinem Ablauf klar definiert werden, wobei ein<br />

überprüfendes System (Messung/Analyse/Verbesserung, Verantwortung der Leitung, Management der Mittel)<br />

integraler Bestandteil eines funktionierenden QM-Systems ist. So sollten die Prozesse Information <strong>und</strong> Schulung,<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Reinigung, Schädlingsbekämpfung, Produktion, Probenziehung, Rückstellmustergewinnung etc. in allen Stufen der<br />

Supply Chain für jeden Beteiligten genau festgelegt werden. Die Praxis hat gezeigt, dass vor allem in größeren<br />

Unternehmen ein QM-System nach der ISO 9001-2000 zu einer Minimierung der Fehlerhäufigkeit führt (vgl.<br />

Pöchtrager, 2001, 176). Auf Ebene der Landwirtschaft <strong>und</strong> kleineren Unternehmen ist die Anwendung von weniger<br />

umfangreichen QM-Systemen, die auf die Möglichkeiten der einzelnen Unternehmen genau abgestimmt werden,<br />

sinnvoll.<br />

Damit es zu keinen Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU kommt, sind gleiche Qualitätsstandards in der<br />

jeweiligen Stufe der Supply Chain zu fordern, um unterschiedliche Standards bei einem freien Warenverkehr von<br />

Rohstoffen, Futtermitteln sowie veredelten Nahrungsmitteln zu vermeiden.<br />

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Zusammenfassung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

Um eine „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion einzuführen <strong>und</strong> dauerhaft aufrechterhalten zu können, muss<br />

eine wesentliche Voraussetzung geschaffen werden: Die Information <strong>und</strong> Schulung sämtlicher in der<br />

Wertschöpfungskette involvierten Personen.<br />

� Das Anforderungsprofil für ein zuverlässiges <strong>und</strong> nachhaltiges Qualitätsprogramm für den Bereich<br />

Futtermittelproduktion fordert die Erfüllung folgender Punkte:<br />

o „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion - ausschließlich in einem getrennten<br />

<strong>und</strong> geschlossenem Prozess – in einem Futtermittelwerk<br />

o die ausschließliche Verwendung von Rohstoffen, Zusatzstoffen/Vormischungen <strong>und</strong> Hilfsstoffen mit<br />

Begleitpapieren nach geforderter Statuskennzeichnung, gemäß einer „Positivliste“, die den<br />

Zukauf kritischer oder unerlaubter Rohstoffe/Einzelfuttermitteln verhindert (beispielsweise nach<br />

dem Südtiroler oder Deutschen Modell)<br />

o Dokumentierte Wareneingangskontrolle lose <strong>und</strong> Sack (bei loser Anlieferung enthält diese auch<br />

eine Überprüfung des verwendeten Transportmittels (Reinigungsbestätigung) bezüglich der zuvor<br />

transportierten Fracht <strong>und</strong> der durchgeführten Reinigungen, wenn nötig)<br />

o einen risikobasierten Stichprobenplan mit definierten Prüfungen für Gr<strong>und</strong>-, Einzel- <strong>und</strong><br />

Mischfutter (nach den Gr<strong>und</strong>sätzen der Verordnung des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates<br />

VO (EG) Nr. 183/2005 mit Vorschriften für die Futtermittelhygiene)<br />

o die Entnahme von Rückstellproben aus jeder Produktionscharge auf Basis einer Risikomatrix<br />

(wobei unter Charge max. jene Produktionsmenge eines Futtermittels zu verstehen ist, welche die<br />

gleiche Futtermittelbezeichnung erhält <strong>und</strong> nach einer einheitlichen Rezeptur in ununterbrochener<br />

Reihenfolge hergestellt wird)<br />

o die „Offene Deklaration“ der Inhaltsstoffe von Mischfutter in absteigender Reihenfolge unter<br />

Berücksichtigung der Einmischgrenzen für IP Produkte<br />

o Transparente <strong>und</strong> nachvollziehbare Warenströme (nach der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003<br />

<strong>und</strong> VO (EG) Nr. 1829/2003)<br />

o ausgewählte Lieferantenaudits<br />

o Implementierung eines effektiven <strong>und</strong> überprüfbaren QM-Systems, das alle qualitätsrelevanten<br />

Produktionsprozesse (inkl. Verunreinigungs- <strong>und</strong>/oder Kontaminationsmatrix, Prüfung auf<br />

Verschleppungsgefahr, Mitarbeiterschulung etc.) enthält. Wünschenswert wäre ein QM-System<br />

nach ISO 9001-2000.<br />

� Das Anforderungsprofil für ein zuverlässiges <strong>und</strong> nachhaltiges Qualitätsprogramm für den Bereich<br />

Landwirtschaft fordert die Erfüllung folgender Punkte:<br />

o Bei landwirtschaftlichen Betrieben mit tierischer Produktion, die „GVO-freie“ oder<br />

„gentechnikfreie“ Produkte hervorbringen, ist eine ausschließliche Verwendung von „GVO-freien“<br />

oder „gentechnikfreien“ Futtermitteln wünschenswert. Mindestens ist dies innerhalb einer<br />

Tiergattung zu fordern. Werden konventionelle Futtermittel dennoch eingesetzt (zweites<br />

Betriebsstandbein z.B. Schweine- <strong>und</strong> Geflügelmast), muss der betreffende Landwirt sämtliche<br />

zugekaufte Futtermittel klar kennzeichnen <strong>und</strong> separat lagern. Bei selbstmischenden Landwirten<br />

ist, wie bei Futtermittelwerken, auf getrennte <strong>und</strong> geschlossene Produktionsprozesse zu<br />

bestehen.<br />

o Dokumentation aller Zu- <strong>und</strong> Abgänge im Tierbereich mit Begleitpapieren nach geforderter<br />

Statuskennzeichnung<br />

o Dokumentation aller Zu- <strong>und</strong> Verkäufe bei Futtermitteln, Rohstoffen,<br />

Zusatzstoffen/Vormischung <strong>und</strong> Hilfsmitteln mit Begleitpapieren nach geforderter<br />

Statuskennzeichnung, inkl. Reinigungsbestätigung bei loser Anlieferung<br />

o Transparente <strong>und</strong> nachvollziehbare Warenströme (nach der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003<br />

<strong>und</strong> VO (EG) Nr. 1829/2003)<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

o die Aufbewahrung <strong>und</strong> Kennzeichnung von Rückstellmustern auf Basis einer Risikomatrix für<br />

eingesetzte Futtermittel<br />

o Nachweis der geforderten Übergangsfristen beim Tierzukauf<br />

� Das Anforderungsprofil für ein zuverlässiges <strong>und</strong> nachhaltiges Qualitätsprogramm für den Bereich<br />

Verarbeiter fordert die Erfüllung folgender Punkte:<br />

o Dokumentation aller Zugänge im Tierbereich mit Begleitpapieren nach geforderter<br />

Statuskennzeichnung<br />

o Dokumentierte Kontrolle der Wareneingänge für die Weiterverarbeitung mit Begleitpapieren<br />

<strong>und</strong> Statuskennzeichnung<br />

o Transparente <strong>und</strong> nachvollziehbare Warenströme (nach der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003<br />

<strong>und</strong> VO (EG) Nr. 1829/2003)<br />

o Aufzeichnungen über räumlich oder zeitlich getrennte Warenströme (Produktionsprotokolle<br />

Warenflussdiagramme, Gr<strong>und</strong>risspläne etc.)<br />

o Klare Statuskennzeichnung über alle Produktionsstufen<br />

o die ausschließliche Verwendung von Zusatzstoffen <strong>und</strong> Hilfsstoffen mit Begleitpapieren nach<br />

geforderter Statuskennzeichnung, gemäß einer „Positivliste“, die den Zukauf kritischer oder<br />

unerlaubter Stoffe verhindert (inkl. Kontrolle der Rezepturen)<br />

o Prüfung des Verpackungsmaterials<br />

o ausgewählte Lieferantenaudits<br />

o Implementierung eines effektiven <strong>und</strong> überprüfbaren QM-Systems, das alle qualitätsrelevanten<br />

Produktionsprozesse (inkl. Kontaminationsmatrix, Prüfung auf Verschleppungsgefahr,<br />

Mitarbeiterschulung etc.) enthält. Wünschenswert wäre ein QM-System nach ISO 9001-2000.<br />

� Das Anforderungsprofil für ein zuverlässiges <strong>und</strong> nachhaltiges Qualitätsprogramm für die Sammelstellen <strong>und</strong><br />

Lagerung fordert die Erfüllung folgender Punkte:<br />

o „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Lagerung - ausschließlich in einem getrennten <strong>und</strong><br />

geschlossenem Prozess – in einer Lagerstelle<br />

o Dokumentierte Wareneingangskontrolle lose <strong>und</strong> Sack (bei loser Anlieferung enthält diese auch<br />

eine Überprüfung des verwendeten Transportmittels (Reinigungsbestätigung) bezüglich der zuvor<br />

transportierten Fracht <strong>und</strong> der durchgeführten Reinigungen, wenn nötig)<br />

o einen Stichprobenkontrollplan mit definierten Kontrollen (nach den Gr<strong>und</strong>sätzen der<br />

Verordnung des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates VO (EG) Nr. 183/2005 mit Vorschriften für<br />

die Futtermittelhygiene)<br />

o die Entnahme von Rückstellproben auf Basis einer Risikomatrix aus Eingangslieferungen <strong>und</strong><br />

Ausgangschargen<br />

o Klare Chargenabgrenzung<br />

o Transparente <strong>und</strong> nachvollziehbare Warenströme (nach der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003<br />

<strong>und</strong> VO (EG) Nr. 1829/2003)<br />

o Implementierung eines effektiven <strong>und</strong> überprüfbaren QM-Systems, das alle qualitätsrelevanten<br />

Produktionsprozesse (inkl. Kontaminationsmatrix, Prüfung auf Verschleppungsgefahr,<br />

Mitarbeiterschulung etc.) enthält. Wünschenswert wäre ein QM-System nach ISO 9001-2000.<br />

o Mitverantwortung bei der Kontrolle von Transportfahrzeugen (auch bei Ab-Werk-Lieferungen)<br />

� Es ist auf Gr<strong>und</strong> der Erkenntnisse aus der Bearbeitung dieses Themenkomplexes anzumerken, dass das<br />

Anforderungsprofil des österreichischen Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> ein maßgeblich<br />

aufwendigeres externes Monitoring <strong>und</strong> Eigenkontrollsystem fordert als die Umsetzung für nicht<br />

kennzeichnungspflichtige Futter- <strong>und</strong> Lebensmittel gemäß EG (VO) 1829/2003. Ohne auf die Details näher<br />

einzugehen sei auf die zusätzlichen Vorgaben gemäß Codexrichtlinie verwiesen:<br />

o den Betriebsmitteleinsatz in der landwirtschaftlichen Produktion,<br />

o der Mengenbegrenzungen von SES in der Futterration,<br />

o der Erzeugung der Zusatzstoffe bzw. Futtermittelausgangserzeugnisse für Futtermittel,<br />

o der Umstellungszeiträume in der Fütterung<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 6: Monitoring<br />

� Es sei jedoch angemerkt, dass das Monitoring auf das jeweilige Qualitätsprogramm anzupassen ist <strong>und</strong> die<br />

Risiken je nach Verunreinigungs-, bzw. Verschleppungsgefahr unterschiedlich zu ermitteln <strong>und</strong> zu bewerten<br />

sind.<br />

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www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 7: Allgemeine Betrachtung der Kosten<br />

7. Betrachtungen des landwirtschaftlichen Produktenhandels <strong>und</strong> der<br />

Futtermittelwirtschaft betreffend die Kostenbelastung für <strong>Auslobung</strong><br />

„GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> mit einem Qualitätsprogramm – V. KOLAR<br />

<strong>und</strong> TH. KICKINGER, Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong><br />

Ein wichtiger Faktor, welchen es bei der Studie zu berücksichtigen galt, stellt die Einschätzung der Kosten bei der<br />

Umstellung auf eine „gentechnikfreie“ oder „GVO-freie“ Fütterung durch den Landwirtschaftlichen Produktenhandel<br />

<strong>und</strong> die Futtermittelwirtschaft dar. Diese Frage ist stark zukunftsbezogen <strong>und</strong> da starke Preisschwankungen bei<br />

pflanzlichen Rohstoffen in der Futtermittelbranche durchaus üblich sind, können Abschätzungen nur auf der Basis<br />

von begründeten Annahmen vorgenommen werden. Um eine seriöse <strong>und</strong> vergleichende Einschätzung der<br />

Kostenfrage vornehmen zu können, wurden repräsentative Umfragen an die österreichischen Mischfutterhersteller (in<br />

Kapitel 8 bereits beschrieben) bzw. an den landwirtschaftlichen Großhandel vorgenommen. Bei der Umfrage<br />

„Großhandel“ wurde an die 6 marktbeherrschenden landwirtschaftlichen Produktenhändler in Österreich ein<br />

Fragebogen versandt. Da die befragten Firmen der beiden Bereiche mehr als 90 % des heimischen SES- bzw.<br />

Futtermittelmarktes abdecken, darf von einer repräsentativen Umfrage gesprochen werden. Die Einschätzungen der<br />

monetären Belastungen bzw. der Entwicklung der Preise in der Futtermittelbranche sind in der Folge dargestellt <strong>und</strong><br />

beschrieben.<br />

Tabelle 7-1: Fragebogen-Qualitative Angaben zu möglichen Mehrkosten durch die Futtermittelindustrie in Österreich<br />

Erhöhte Gesamtkosten durch erhöhte<br />

Rohstoffkosten<br />

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Erhöhte Gesamtkosten durch erhöhten Schw<strong>und</strong><br />

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent<br />

keine Angabe 10 31,3<br />

keine Angabe 10 31,3<br />

ja 22 68,7 Ja 12 37,4<br />

Gesamt 32 100 nein 10 31,3<br />

Gesamt 32 100<br />

Erhöhte Gesamtkosten durch erhöhten<br />

Erhöhte Gesamtkosten durch erhöhte<br />

logistischen Aufwand<br />

Lagerkosten<br />

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent<br />

keine Angabe 10 31,3<br />

keine Angabe 10 31,3<br />

ja 15 46,8 Ja 12 37,4<br />

nein 7 21,9 nein 10 31,3<br />

Gesamt 32 100 Gesamt 32 100<br />

Erhöhte Gesamtkosten durch Erhöhte Gesamtkosten durch die Errichtung einer<br />

zusätzliche QM-Maßnahmen getrennten „GVO-freien“ Produktionsschiene<br />

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent<br />

keine Angabe 10 31,3<br />

keine<br />

Angabe<br />

10 31,3<br />

ja 21 65,6 Ja 11 34,4<br />

nein 1 3,1 nein 11 34,4<br />

Gesamt 32 100 Gesamt 32 100<br />

Seite 130 von 272


Erhöhte Gesamtkosten durch Sonstige<br />

Faktoren<br />

Häufigkeit Prozent<br />

keine<br />

Angabe<br />

10 31,3<br />

ja 4 12,5<br />

nein 18 56,3<br />

Gesamt 32 100<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 7: Allgemeine Betrachtung der Kosten<br />

Die Tabellen lassen erkennen, dass erhöhte Rohstoffkosten, zusätzliches QM/QS <strong>und</strong> der erhöhte logistische Aufwand<br />

als wesentliche Kostenfaktoren für die „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Erzeugung von Futtermitteln angeführt<br />

werden. Einerseits sieht etwas mehr als ein Drittel der Betriebe durch die Faktoren „Einrichtung (Umstellung) einer<br />

getrennten Produktionsschiene, erhöhter Schw<strong>und</strong> <strong>und</strong> höhere Lagerkosten“ keine relevanten Auswirkungen auf eine<br />

Kostensteigerung (sofern z.B. die Werke auch ausgelastet sind), andererseits werden von etwa einem Drittel ein<br />

Mehraufwand angeführt. Nur 4 Befragte der Mischfutterproduzenten sind der Meinung, dass auch „Sonstige<br />

Faktoren“, wie z.B.: größerer Verwaltungsaufwand, zu den erhöhten Gesamtkosten aufgr<strong>und</strong> der Gentechnikfreiheit<br />

beitragen.<br />

Aus den Antworten <strong>zur</strong> Frage, welchem Abschnitt im Erzeugungsprozess die meisten Kosten aufgr<strong>und</strong> einer<br />

gentechnikfreien Erzeugung zuzuordnen sind, ergibt sich eine vergleichbare Verteilung wie in den vorigen Tabellen<br />

dargestellt wurde.<br />

Die Höhe der Mehrkosten beim Einkauf von „GVO-freien“ SES wird von über 20% der österreichischen<br />

Mischfuttererzeuger im Bereich von € 11,- bis € 25,- pro Tonne eingeschätzt. Dies entspricht einer Erhöhung<br />

zwischen 5 <strong>und</strong> 12 % bei der Annahme eines derzeitigen SES-Preises von € 220,- pro Tonne. Knapp 20% der Firmen<br />

rechnen jedoch sogar mit einem höheren Aufwand von € 26,- bis € 40,-. Ein Befragter gibt eine Kostensteigerung<br />

von über € 40,- pro Tonne an, was einer Kostensteigerung von ca. 20 % gleichkäme. Erwähnt werden muss auch,<br />

dass die Hälfte der Betriebe sich NICHT zu dieser Frage äußerte. Laut Aussagen der österreichischen<br />

landwirtschaftlichen Großhändler liegt der derzeitige Preisunterschied zwischen € 11,- bis € 25,- pro Tonne SES. Die<br />

Frage nach der gerade noch akzeptablen Preissteigerung von „GVO-freiem“ SES wird von fast 90 % der Befragten<br />

nicht beantwortet. 4 Betriebe führten die unterste Kategorie von 0,- bis € 5,- per Tonne an, was soviel bedeutet,<br />

dass keine Preissteigerung als wirtschaftlich akzeptabel eingestuft wird.<br />

Tabelle 7-2: Fragebogen-Wie hoch schätzen Sie eine Preissteigerung bei Mischfutter aufgr<strong>und</strong> des Einsatzes von<br />

„GVO-freiem“ SES ein?<br />

Häufigkeit Prozent<br />

keine Angabe 24 75<br />

bis zu 5 % 3 9,4<br />

6 bis zu 15 % 2 6,3<br />

mehr als 15 % 3 9,4<br />

Gesamt 32 100<br />

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Prozent<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

75<br />

keine A ngab e<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 7: Allgemeine Betrachtung der Kosten<br />

9<br />

bis 5 %<br />

6 bis 15 %<br />

mehr als 15 %<br />

Abbildung 7-1: Fragebogen-Wie hoch schätzen Sie eine Preissteigerung<br />

bei Mischfutter aufgr<strong>und</strong> des Einsatzes von „GVO-freiem“ SES ein?<br />

6<br />

Drei Viertel der Betriebe halten sich bei der Frage nach einer etwaigen Kosten- bzw. Preissteigerung für Mischfutter<br />

durch den Einsatz von „GVO-freiem“ SES bedeckt, wie Abbildung 9-1 <strong>und</strong> Tabelle 9-3 veranschaulichen. Die<br />

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9<br />

angegebenen Antworten sind gestreut von einer Kosten- / Preissteigerung unter 5% bis über 15 %. Die Auswertung<br />

zeigt, dass noch keine konkreten Aussagen zu einer Kosten- bzw. auch Preiserhöhung von Futtermitteln gemacht<br />

werden, da die Firmen sicherlich sehr stark ihren Mitbewerb beobachten werden <strong>und</strong> danach ihre Preispolitik<br />

gestalten werden. Eine Gesamtkosten <strong>und</strong> -Preisveränderung, durch den Einsatz von „GVO-freiem“ SES als auch<br />

„GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Zusatzstoffen (Vitamine <strong>und</strong> Aminosäuren), wird von den Futtermittelfirmen <strong>zur</strong><br />

Zeit noch nicht konkret abgeschätzt. Die Streuung der Antworten war sehr groß <strong>und</strong> lässt auf Unsicherheit bzw.<br />

fehlende Informationen über die Kosten-<strong>und</strong> Preisentwicklung der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Rohstoffe<br />

schließen.<br />

Auch der landwirtschaftliche Großhandel weist darauf hin, dass konkrete Aussagen <strong>zur</strong> Entwicklung der Kosten <strong>und</strong><br />

des Preises von „GVO-freiem“ SES nur sehr schwer möglich sind. Sehr oft wurden Bedenken geäußert, dass je größer<br />

die Nachfrage - bei einem eher kleiner werdenden Angebot ist - umso teurer wird „GVO-freier“ SES auch gehandelt<br />

werden. Der österreichische Landesproduktenhandel äußerte, dass eine starke Verteuerung von „GVO-freiem“ SES<br />

nicht auszuschließen ist, ja bei einer wesentlichen Erhöhung der Nachfrage sogar sehr wahrscheinlich ist. Wie die<br />

folgende Grafik zeigt, schätzt die Hälfte des österreichischen Landesproduktenhandels eine Erhöhung der Kosten <strong>und</strong><br />

des Preises von „GVO-freiem“ SES aufgr<strong>und</strong> einer größeren Nachfrage mit € 20,- pro Tonne ein. Ein Drittel der<br />

Befragten sieht die Verteuerung im Bereich von € 30,- bis € 50,- pro Tonne. Diese geschätzten Kosten- <strong>und</strong><br />

Preissteigerungen beziehen sich lediglich auf eine erhöhte Nachfrage unter der Annahme, dass alle anderen<br />

Parameter unverändert bleiben.<br />

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Prozent<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

1 7<br />

ke in e A n g a b e<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 7: Allgemeine Betrachtung der Kosten<br />

€ 2 0<br />

€ 3 0 b is € 5 0<br />

Abbildung 7-2: Fragebogen-Wie hoch schätzen Sie eine Verteuerung<br />

Von „GVO-freiem“ SES pro Tonne, aufgr<strong>und</strong> einer erhöhten Nachfrage,<br />

am Weltmarkt im Verkauf ein?<br />

5 0<br />

3 3<br />

Zwischen 10 % <strong>und</strong> 15 % wird laut Ergebnis der Umfrage an den landwirtschaftlichen Großhandel die Kosten-<strong>und</strong><br />

Preissteigerung bei Rapsschrot <strong>und</strong> Rapskuchen aufgr<strong>und</strong> einer erhöhten Nachfrage betragen. 50 % machten jedoch<br />

zu diesem Punkt keine Angabe. Auch diesbezüglich ist die konkrete Preisbildung bei einer etwaigen erhöhten<br />

Nachfrage schwer vorauszusehen.<br />

Prozent<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

5 0<br />

ke in e A n g a b e<br />

Abbildung 7-3: Fragebogen - Wie hoch schätzen Sie eine Verteuerung<br />

von Rapsschrot, -kuchen pro Tonne, aufgr<strong>und</strong> einer erhöhten Nachfrage,<br />

am Weltmarkt im Verkauf ein?<br />

1 7<br />

1 0 %<br />

3 3<br />

1 5 %<br />

Auch bei Sonnenblumenschrot wird eine Verteuerung von 10 bis 15 % aufgr<strong>und</strong> einer erhöhten Nachfrage angeführt.<br />

Als gesichert kann diese Angabe jedoch nicht betrachtet werden, da ca. zwei Drittel der Befragten „keine Angabe“ als<br />

Antwort auf dieses fiktive Szenario geben.<br />

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Prozent<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

67<br />

keine A ngab e<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 7: Allgemeine Betrachtung der Kosten<br />

Abbildung 7-4: Fragebogen-Wie hoch schätzen Sie eine Verteuerung<br />

von Sonnenblumenschrot pro Tonne, aufgr<strong>und</strong> einer erhöhten Nachfrage,<br />

am Weltmarkt im Verkauf ein?<br />

Zusammenfassung:<br />

17<br />

10 %<br />

In diesem Kapitel wird die Einschätzung einer Kosten- <strong>und</strong> Preisveränderung von „GVO-freien“ oder<br />

17<br />

15 %<br />

„gentechnikfreien“ Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermittelausgangserzeugnissen im Vergleich zu als GVO gekennzeichneten<br />

Produkten durch den österreichischen Landesproduktenhandel <strong>und</strong> die österreichische Futtermittelwirtschaft<br />

wiedergegeben.<br />

Erhöhte Rohstoffkosten, zusätzliches QM <strong>und</strong> der erhöhte logistische Aufwand werden als die wesentlichen<br />

Kostenfaktoren bei der Umstellung auf eine „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Fütterung gesehen. Eine somit<br />

verb<strong>und</strong>ene Preissteigerung von Futtermitteln kann allerdings, wie die Auswertung des Fragebogens zeigt, nicht<br />

konkret eingeschätzt werden, da die erhaltenen Antworten stark variieren. Es ist anzunehmen, dass ohne<br />

Verteuerung eine Umstellung auf Gentechnikfreiheit nicht möglich sein wird, da speziell vom landwirtschaftlichen<br />

Großhandel ein starker Anstieg des schon jetzt höheren Preises von „GVO-freiem“ SES, aufgr<strong>und</strong> erhöhter Nachfrage,<br />

befürchtet wird. Die Einschätzung von Kosten- <strong>und</strong> Preissteigerungen variieren von etwa 5 % bis etwa 20 % für<br />

„GVO-freien“ SES oder „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Substitute.<br />

Anzumerken ist, dass für die Einschätzung der wahren Kosten es unerlässlich ist, noch weitere Aspekte in die<br />

Betrachtungen einzubeziehen. Leistungseinbußen durch ernährungsphysiologisch nicht abgestimmte Rationen (v.a.<br />

ab dem mittleren Leistungniveau) können oft beträchtliche Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg in der<br />

Tierhaltung haben.<br />

Die Kosten- <strong>und</strong> Preiseinschätzungen des Landesproduktenhandels <strong>und</strong> der Futtermittelwirtschaft gehen jedenfalls<br />

von substantiellen Erhöhungen im Vergleich zu als GVO gekennzeichneten Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermitteln aus.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 8: Rationsauswahl<br />

8. Auswahl von „gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Futterrationen <strong>zur</strong><br />

Betrachtung der Verfügbarkeit <strong>und</strong> der Berechnung der Differenzkosten<br />

zu als GVO gekennzeichneten Futterrationen - V. KOLAR <strong>und</strong> TH. KICKINGER, Institut für<br />

Futtermittel, <strong>AGES</strong><br />

Eine Gr<strong>und</strong>lage <strong>zur</strong> Bewertung der Machbarkeit <strong>und</strong> der potentiellen Verfügbarkeit von Rohstoffen <strong>und</strong><br />

Futtermittelausgangserzeugnissen für ein Qualitätsprogramm <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von „GVO-freien“ oder<br />

„gentechnikfreien“ tierischen Lebensmitteln, basierend auf „GVO-freiem“ oder „gentechnikfreiem“ Futtereinsatz, stellt<br />

eine Analyse <strong>und</strong> repräsentative Auswahl von Futterrationen dar.<br />

Die Erstellung der Rezepturen (Modellvarianten) wurde unter der fiktiven Annahme getroffen, dass alle Rohstoffe <strong>und</strong><br />

alle Zusatzstoffe nach Codex uneingeschränkt verfügbar sind. Die TATSÄCHLICHE Verfügbarkeit „gentechnikfreier“<br />

Rohstoffe <strong>und</strong> bestimmter Zusatstoffe gemäß Codex (Aminosäuren, Vitamin B2 <strong>und</strong> B12) wird in Kapitel 3 <strong>und</strong> 4<br />

abgehandelt (siehe Tabelle 3-24, Tabelle 4-8, Tabelle 4-9 <strong>und</strong> Tabelle 4-11).<br />

Die Futterrationen repräsentieren:<br />

1. die Vorgaben gemäß folgender Tabelle:<br />

Die in der Studie angewandten Begriffe bzw. Definitionen werden zum besseren Verständnis vorangestellt:<br />

„Gentechnikfrei“ :<br />

Definition gemäß Codex Alimentarius Austriacus siehe<br />

http://www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/8/0/5/CH0264/CMS1085747609216/codex-rl.pdf<br />

„GVO-frei“:<br />

Der Begriff „GVO-frei“ wird in der Studie für nicht kennzeichnungspflichtige Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 über genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel verwendet.<br />

Darüber hinaus wird der Begriff „GVO-frei“ in der Studie im Zusammenhang mit Lebensmitteln aus tierischer<br />

Erzeugung (Milch, Eier, Fleisch) dann angewandt, wenn nicht kennzeichnungspflichtige Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 in der Tierernährung eingesetzt werden.<br />

Zum Anwendungsbereich der VO (EG) 1829/2003 hat der Ständige Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit<br />

folgende Klarstellung getroffen, siehe<br />

http://europa.eu.int/comm/food/committees/regulatory/modif_genet/summary240904_en.pdf<br />

(Punkt 1).<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 8: Rationsauswahl<br />

Tabelle 8-1: Überblick <strong>und</strong> Beschreibung zu den betrachteten Modellrationen<br />

Überblick <strong>und</strong> Beschreibung der betrachteten Rationsarten<br />

„konventionell“ Rationen ohne Berücksichtigung des Einsatzes von „GVO-freiem“oder „gentechnikfreiem“<br />

SES bzw. von dementsprechenden Zusatzstoffen, Kennzeichnung als GVO gemäß<br />

VO(EG) 1829/2003 bzw. Kennzeichnung der Rohstoffe, insbesondere SES, <strong>und</strong><br />

Futtermittelausgangserzeugnisse<br />

„GVO-frei“ Rationen mit „GVO-freien“ Rohstoffen, insbesondere SES <strong>und</strong> Zusatzstoffe; VO(EG)<br />

1829/2003 (Siehe Kapitel 2)<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> Rationen gemäß dem Österreichischen Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> (Siehe<br />

Kapitel 2)<br />

Substitute „GVO-frei“ Substitution von „GVO-freiem“ SES durch andere eiweißhältige Rohstoffe <strong>und</strong><br />

Substitute<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

Futtermittelausgangserzeugnisse (insbesondere Zusatzstoffe); VO(EG) 1829 (Siehe<br />

Kapitel 2)<br />

Substitution von „gentechnikfreiem“ SES durch andere eiweißhältige Rohstoffe <strong>und</strong><br />

Futtermittelausgangserzeugnisse (insbesondere Zusatzstoffe) gemäß des<br />

Österreichischen Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> (Siehe Kapitel 2)<br />

2. Ernährungsphysiologische Mindestanforderungen an die Futterrationen für bestimmte Tierarten<br />

3. Mindestanforderungen an die Futterrationen für bestimmte Tierarten <strong>zur</strong> Erzielung adäquater Leistungen<br />

der Tiere gemäß Anforderungsprofil <strong>und</strong> bedingt durch ökonomische Vorgaben <strong>zur</strong> Wettbewerbsfähigkeit.<br />

4. Regionale Differenzierungen in Zusammenhang mit dem Gr<strong>und</strong>futterangebot<br />

5. Aspekte der Erzeugung in der Futtermittelindustrie oder durch selbstmischende Landwirte<br />

6. Differenzierungen hinsichtlich extensiver <strong>und</strong> intensiver Haltungsformen<br />

Das Ziel der Rationsauswahl war, einen repräsentativen Querschnitt von „österreichischen“ Futtermittelrationen für<br />

die wichtigsten tierischen Produktionskategorien herzustellen. Dies wurde durch die Einbindung der<br />

Futtermittelindustrie, der Futtermittelexperten <strong>und</strong> -berater, insbesondere der Landwirtschaftskammern, erreicht.<br />

Die konventionellen Stammrationen sowie auch die abgeänderten Modellrationen wurden von Fütterungsexperten der<br />

Industrie, des Gewerbes <strong>und</strong> der LWK evaluiert <strong>und</strong> nachfolgend der AMA vorgelegt.<br />

Die Rationen <strong>und</strong> ihre Varianten wurden so aufgestellt, dass sie im Proteingehalt, Aminosäurengehalt <strong>und</strong><br />

Energiegehalt zumindest rechnerisch den konventionellen Stammrationen entsprechen.<br />

Anzumerken ist, dass innerhalb der Produktionseinheit darauf geachtet wurde, die wichtigsten regionsspezifischen<br />

Gegebenheiten <strong>und</strong> fütterungstechnischen Unterschiede zu berücksichtigen. Allen Gegebenheiten gerecht zu werden,<br />

würde aber den Rahmen der Studie sprengen. Kleinere geographische <strong>und</strong> firmeneigene Unterschiede sind für das<br />

Ergebnis nicht relevant, da es herauszuarbeiten gilt, wie sich die verschiedenen „GVO-freien“ oder<br />

„gentechnikfreien“ Rationen letztlich preislich <strong>zur</strong> „konventionellen“ Ration verhalten.<br />

Die „konventionellen“ Rationen wurden als Basis herangezogen <strong>und</strong> an 4 weitere unterschiedliche<br />

Rahmenbedingungen angepasst (ergibt in Summe 5 Varianten). Jede „konventionelle“ Ration wurde in eine Matrix<br />

mit 5 Varianten eingearbeitet, wenn ernährungsphysiologische Einwände vorlagen, wurden diese dann angemerkt.<br />

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„Konventionell“:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 8: Rationsauswahl<br />

Es wird wie oben dargestellt in der Regel vom Einsatz von kennzeichnungspflichtigen SES mit mehr als 0,9 %<br />

ausgegangen. Es gibt keine über die VO(EG) 1829/2003 hinausgehenden Einschränkungen. Für nicht zugelassene<br />

GVO gelten die Schwellenwerte 0,5 <strong>und</strong> 0 %. Weiters können die Zusatzstoffe aus GVM stammen.<br />

„GVO-frei“:<br />

Die Rationen enthalten nicht kennzeichnungspflichtigen SES mit maximal 0,9% GVO-Verunreinigungen. Für nicht<br />

zugelassene GVO gelten die Schwellenwerte 0,5 <strong>und</strong> 0 %. Es wurde der „konventionelle“ SES 1:1 durch „GVO-freien“<br />

SES ersetzt. Die Zusatzstoffe können wie bei der vorigen Modellvariante mit/aus gentechnisch veränderten<br />

Mikroorganismen hergestellt werden.<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong>:<br />

Diese Rahmenbedingungen setzen neben „gentechnikfreien“ Einzelfuttermitteln <strong>und</strong> Rohstoffen auch <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

hergestellte Zusatzstoffe voraus. Eine weitere Einschränkung stellt die Obergrenze von 20 % bzw. 10% für<br />

„gentechnikfreien“ SES dar. Bei Einsatz von SES aus Hard IP Programmen darf laut Mitteilung von Dr. Plsek, BMGF<br />

(Mail vom 7.4.2005) die 20% bzw. 10% Grenze für SES überschritten werden. Betreffend die Vorgaben beim<br />

Betriebsmitteleinsatz in den landwirtschaftlichen Erzeugungsprozessen, sei auf die Kapitel 2 <strong>und</strong> 3 verwiesen.<br />

Substitute „GVO-frei“:<br />

Voraussetzung für die Komposition dieser Rationen war der Ersatz von SES durch adäquate Eiweißrohstoffe (DDGS,<br />

Rapsextraktionsschrot, Erbse, Ackerbohne, etc.). Die Zusatzstoffe könne mit GVM hergestellt werden. Neben der<br />

Berücksichtigung der VO (EG) 1829/ 2003 wird bei diesen Rationen gänzlich auf SES verzichtet. Als Substitut stehen<br />

alle „GVO-freien“ erlaubten Eiweißfuttermittel <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Substitute <strong>„gentechnikfrei“</strong>:<br />

Zusätzlich zu den Vorschriften des „Codex gentechnikfrei“ wird bei diesen Rezepturen gänzlich auf SES verzichtet,<br />

sowie ausschließlich mit Zusatzstoffen, die nicht aus GVM hergestellt wurden, gearbeitet. Als Substitut stehen alle<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> erlaubten Eiweißträger <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Wichtige Anmerkung:<br />

Die zwei Modellvarianten ohne SES [Substitute „GVO-frei“ <strong>und</strong> Substitute <strong>„gentechnikfrei“</strong>] sind<br />

ernährungsphysiologisch nicht ganz unmöglich <strong>und</strong> rechnerisch dem Gehalt an Rohprotein <strong>und</strong><br />

Aminsosäuren sowie dem Energiegehalt angepasst. Besonders im Geflügel- <strong>und</strong> Schweinebereich,<br />

insbesondere in üblichen <strong>und</strong> hohen Leistungsklassen müssen Rationen ohne SES mit äußerster<br />

Skepsis betrachtet werden. Wie uns auch Fütterungsexperten bestätigen, liegen genaue Zahlen über<br />

Leistungseinbußen <strong>und</strong> Akzeptanz für diese Modellrationen weder aus Studien noch aus der Praxis vor,<br />

wo SES erfolgreich (das heißt ohne Leistungseinbußen <strong>und</strong>/oder Mangelerscheinungen) durch andere<br />

Eiweißalternativen ersetzt werden konnte.<br />

Die letzten zwei Modellvarianten ohne SES – besonders im Monogastrierbereich - könnten erst durch<br />

Fütterungsversuche hinsichtlich Akzeptanz <strong>und</strong> Leistungseinbußen, sowie Mangelerscheinungen, in<br />

der Praxis geprüft werden.<br />

Milchviehhaltung:<br />

Im Milchviehsektor wird einerseits der extensive Sektor mit 20 kg Milchleistung <strong>und</strong> andererseits der intensive Sektor<br />

mit 35 kg berücksichtigt. Es wurden für beide Leistungsgruppen 4 relevante Gr<strong>und</strong>futterversorgungen (1 x<br />

Grassilage, 1 x Gras-/Maissilage, 1x Weide <strong>und</strong> 1x Heu) erstellt <strong>und</strong> somit wird auch zwischen unterschiedlichen<br />

Regionen Österreichs differenziert. Im Milchviehbereich wurde die Ration pro Tag berechnet, da auch die Leistung in<br />

kg Milch auf Tageseinheiten bezogen ist (Unterschied <strong>zur</strong> Rindermast).<br />

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Seite 137 von 272


Rindermast:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 8: Rationsauswahl<br />

Auf Empfehlung wurde auch im Bereich der Rindermast die Notwendigkeit einer Unterscheidung zwischen einer<br />

extensiven <strong>und</strong> intensiven Ration gesehen. Wie vorhin erwähnt, wurden die Rationen auf die jeweiligen tierischen<br />

Leistungen bezogen. In der Rindermast stellt das Mastendgewicht bzw. der Mastverlauf über die gesamte<br />

Lebensperiode die Leistung dar. Darum wurden in diesem Bereich die einzelnen Mastabschnitte berücksichtigt. Bei<br />

der extensiven Rindermast auf der Weide ergeben sich somit 5 Abschnitte, da der Wechsel Stall <strong>und</strong> Weide <strong>und</strong><br />

somit die gesamte Zeit bis <strong>zur</strong> Schlachtung berücksichtigt werden muss. Auch die Trockenschlempe (DDGS) findet in<br />

einer Codex-Ration ihre Verwendung.<br />

Schweinemast:<br />

Für den Produktionsbereich Schweinemast wurden in Summe 36 praxisgerechte Modellvarianten aus 7 Basis-<br />

Rationen <strong>zur</strong> wirtschaftlichen Berechnung ausgearbeitet.<br />

Die Ferkelaufzucht musste dabei berücksichtigt werden, da gerade hier die Verwendung von SES eine besonders<br />

wichtige ernährungsphysiologische Rolle spielt. Die Futteraufnahme ist in diesem Bereich zwar gering, umso mehr<br />

Bedeutung ist hingegen der tierphysiologischen Qualität des Eiweißträgers beizumessen.<br />

Da der Anteil der Selbstmischer (Hof-Ration) bei Schweinemästern in Österreich sehr hoch ist, wurden jeweils eine<br />

Hofmischung <strong>und</strong> eine Industriemischung erstellt. Es war notwendig beide Varianten miteinzubeziehen, da sonst ein<br />

wesentlicher Teil der heimischen Futterproduktion ignoriert bliebe. Weiters wird zwischen Anfangmast <strong>und</strong> Endmast<br />

unterschieden, aber auch die Universalmast wurde berücksichtigt, da sie von ca. 50 % der Betriebe durchgeführt<br />

wird. Zusätzlich wurde als Eiweißalternative Trockenschlempe (DDGS) aus der Getreidedestillation in eine<br />

Universalmastration nach <strong>„gentechnikfrei“</strong>-Codex eingearbeitet, da dieses Futtermittel in Zukunft Bedeutung erlangen<br />

wird.<br />

Legehennenhaltung:<br />

Auch bei den Legehennen wurden neben intensiven auch extensive Haltungsformen im Rahmen der Studie<br />

berücksichtigt. Für die extensive Legehennenhaltung wurde eine Ration für die Produktion von Freilandeiern als<br />

Modellvorlage gewählt. Weiters wurde eine Junghennenration erstellt, um auch die ersten 4 Wochen vor Legebeginn<br />

zu berücksichtigen.<br />

Hühnermast:<br />

In der Hühnermast wurden für alle 3 in der Praxis üblichen Mastphasen Rationen erstellt.<br />

Eine Überschreitung der Obergrenze von 20% bei der Verwendung von „GVO-freiem“ SES aus Hard IP steht laut<br />

Information (e-Mail vom 7.4.2005) von Herrn Dr. Plsek, BMGF, in keinem Widerspruch <strong>zur</strong> Variante „getechnikfrei“.<br />

Dieser Umstand wurde in einer zusätzlichen Variante mit SES Hard IP berücksichtigt.<br />

Putenmast:<br />

In der Putenmast fanden die in der Praxis heute üblichen 6 Mastabschnitte ihre Berücksichtigung. Die Ration wurde<br />

von einem bekannten österreichischen Geflügelproduzenten bzw. dessen Mischfutterhersteller <strong>zur</strong> Verfügung gestellt<br />

<strong>und</strong> bestätigt somit ihre Praxistauglichkeit. Die Matrixvarianten ohne SES - Substitute „GVO-frei“ <strong>und</strong> Substitute<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> - mussten nach Einspruch von mehreren im Prozess eingeb<strong>und</strong>enen Gutachtern aus<br />

ernährungsphysiologischer Sicht vollständig gestrichen werden, da Puten hinsichtlich der Akzeptanz beim Futter sehr<br />

eigenwilliges Verhalten zeigen.<br />

Für die Ration <strong>„gentechnikfrei“</strong> liegen Beschränkungen im SES-Gehalt bei 20% bezogen auf die Trockenmasse vor.<br />

Die Ration <strong>„gentechnikfrei“</strong> mit maximal 20% SES wurde von Putenexperten für gr<strong>und</strong>sätzlich möglich bef<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

nicht abgelehnt, sollte aber mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden, da die Bewertung durch einen<br />

wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierten Fütterungsversuch noch nicht bestätigt werden konnte.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 8: Rationsauswahl<br />

Da eine Überschreitung der Obergrenze von 20% bei der Verwendung von „GVO-freiem“ SES aus Hard IP laut<br />

Information von Herrn Dr. Plsek in keinem Widerspruch zum „Codex gentechnikfrei“ steht, wurde dies bei der<br />

Rationserstellung zusätzlich <strong>zur</strong> Matrixvorgabe berücksichtigt (= 2 „gentechnikfreie“ Codex – Rationen).<br />

Tabelle 8-2: Übersichtsdarstellung über die Entstehung der Futtermittelrationen unter Berücksichtigung<br />

der 5 Modell-Varianten, gemäß Vorgabe aus dem Leistungsverzeichnis <strong>zur</strong> Studie<br />

Produktionseinheit Ration x Phasen x Varianten<br />

Milchviehhaltung<br />

Rindermast<br />

Schweinemast<br />

Legehennenhaltung<br />

Hühnermast<br />

Putenmast<br />

SUMME<br />

4x2*x5=40<br />

2x5x5=50<br />

1x2x5=10<br />

Summe =60<br />

7x5=35<br />

+<br />

1x1 =(1Codex-Variante)=<br />

36<br />

3x1x5 =15<br />

1x3x5(6)=15 (18)<br />

1x6x3 (4) =18 (24)<br />

184 (193)<br />

Basisrationen<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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jeweils extensiv <strong>und</strong> intensive<br />

2xLeistungsstufen* (=20kg, 35kgMilch )<br />

bei jeweils<br />

-1Heuration (Winter)<br />

-1Weideration (Sommer)<br />

-1Grassilageration<br />

-1Gras/Maissilage-Ration<br />

2 Extensiv ( mit 5 Phasen)<br />

1 intensiv (2 Phasen)<br />

1Ferkelaufzucht<br />

1 Universalmast, 1 Anfang- <strong>und</strong> 1<br />

Endmast (Hof-Ration)<br />

1Unversalmast, 1Anfangs-<strong>und</strong> 1Endmast<br />

(Industrie-Ration)<br />

1Getreideschlempe (nur <strong>„gentechnikfrei“</strong>)<br />

1Legestarter<br />

1 Legealleinfutter,<br />

1Freilandration<br />

1 Mastration mit Phase I bis III<br />

(2 <strong>„gentechnikfrei“</strong>)<br />

1 Putenration mit Phase I bis VI<br />

keine Substitute <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder<br />

„GVO-frei“, dafür 2 <strong>„gentechnikfrei“</strong> nach<br />

Codex<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

9. Differenzkosten bei der Erzeugung von tierischen Lebensmitteln bei<br />

Einsatz von „gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Futterrationen im<br />

Vergleich zu als GVO gekennzeichneten Futterrationen sowie<br />

Kostenbetrachtung für tierische Lebensmittel in Österreich<br />

S. PÖCHTRAGER, J. PENZINGER, Institut für Marketing & Innovation, BOKU<br />

9.1. Kosten der Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelwirtschaft betreffend die Vermeidung<br />

von GVO in Österreich<br />

Es ist Aufgabe der Studie mögliche Differenzkosten zwischen der Produktion von tierischen Lebensmitteln mit<br />

Verwendung von „gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Futtermitteln einerseits <strong>und</strong> mit Verwendung von<br />

konventionellen als GVO gekennzeichneten Futtermitteln andererseits, zu betrachten bzw. zu analysieren.<br />

Wie nachstehend ausgeführt, werden die Berechnungen der potenziellen Differenzkosten u.a. auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

für die österreichische Tierhaltung repräsentativen Futterrationen gem. Kapitel 8 vorgenommen. Darin wurden<br />

unterschiedliche Intensitätsstufen – ausschließlich in der konventionellen Tierhaltung – berücksichtigt. Weitere<br />

Kostenelemente werden soweit Daten von der Futtermittelwirtschaft verfügbar sind, in die Berechnungen einbezogen<br />

bzw. wird die Höhe der Kosten nachstehend angeführt.<br />

Als repräsentatives Beispiel für ein österreichisches Qualitätsprogramm wurde das AMA-Gütesiegelprogramm der<br />

Agrar Markt Austria Marketing GmbH für die folgenden Berechnungen herangezogen, da dieses einen großen<br />

Marktanteil in vielen Produktionsbereichen aufweist. Das den Berechnungen zugr<strong>und</strong>e liegende Datenmaterial wurde<br />

teilweise von der Agrar Markt Austria Marketing GmbH <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />

Die Berechnungen werden auf der Basis begründeter Modellannahmen vorgenommen. Ein monetärer Mehraufwand<br />

bei Landwirten, Futtermittelhändlern <strong>und</strong> Futtermittelwerken ist, wie in Kapitel 7 dargestellt, zu erwarten. Es wurde<br />

versucht, die Berechnungen mit einem hohen Maß an Genauigkeit anhand von Fakten (z.B. Rohstoffe, Preise,<br />

Futtermittelrationen etc.) <strong>und</strong> andererseits auf der Basis von begründeten Annahmen durchzuführen. Einige mögliche<br />

Kostenelemente können nicht ausreichend quantifizierbar in das Berechnungsmodell einbezogen werden. Für die<br />

Kostenberechnungen wird davon ausgegangen, dass ausschließlich tiergerechte <strong>und</strong> ernährungsphysiologisch<br />

zulässige Futterrationen (unter Annahme von vergleichbarer Leistung) eingesetzt werden <strong>und</strong> die darin verwendeten<br />

Futtermittel in ausreichendem Ausmaß verfügbar sind.<br />

Untenstehende Abbildung soll veranschaulichen welche Teile der Wertschöpfungskette in den Betrachtungen der<br />

Differenzkosten berücksichtigt wurden.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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Landw. Erzeugung<br />

der<br />

Rohstoffe<br />

£££<br />

Landwirt<br />

tierische<br />

Produktion<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Mühle<br />

SES<br />

Verarbeitung<br />

tierische<br />

Produkte =<br />

Lebensmittel<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

FM Werk<br />

<strong>und</strong>/oder<br />

Handel<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Handel /<br />

Verteiler<br />

Abbildung 9-1:Teile der Wertschöpfungskette in denen Differenzkosten aufgezeigt werden<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Konsument<br />

Soweit ausreichendes Zahlenmaterial <strong>zur</strong> Verfügung steht, werden Differenzkosten vom Futtermittelwerk bis zu den<br />

Landwirten aufgezeigt. Logistikkosten, die dem Futtermittelwerk <strong>und</strong> den Landwirten in der Beschaffung entstehen,<br />

konnten erhoben werden.<br />

Nicht berücksichtigt sind Kosten <strong>und</strong> Zuständigkeit einer Haftungsübernahme: Das Unternehmen, das die Haftung für<br />

eventuelle Verunreinigungen, Verschleppungen, usw. übernimmt, muss alle anderen, die am Wertschöpfungsprozess<br />

beteiligt sind schadlos halten. Zurzeit kann nicht abgeschätzt werden, wer die Haftung übernimmt bzw. wie hoch die<br />

Kosten einer solchen Haftungsübernahme sind.<br />

Kontrollkosten <strong>und</strong> zusätzliche Kosten für Logistik <strong>und</strong> Chargentrennung in den be- <strong>und</strong> verarbeitenden Betrieben<br />

sind nicht Teil dieser Studie (siehe Abbildung 9-1:Teile der Wertschöpfungskette in denen Differenzkosten<br />

aufgezeigt werden.<br />

Was nicht berücksichtigt wurde<br />

� Nicht berücksichtigt wurden Kosten, die durch die Umstellung <strong>und</strong> während der Umstellung von der<br />

Produktion als mit GVO gekennzeichneten Futtermitteln auf „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion bei<br />

Landwirten <strong>und</strong> in Futtermittelwerken anfallen. In der Umstellungszeit auf „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Produktion fallen die Mehrkosten bereits an, der Produkterlös bleibt allerdings noch gleich. Kosten für die<br />

Umstellung fallen beispielsweise dadurch an, dass sämtliche Futterlager <strong>und</strong> Fütterungsanlagen vollständig<br />

entleert <strong>und</strong> gereinigt werden müssen. In die Berechnungen fließen nur die Kosten in der laufenden Produktion<br />

ein.<br />

Der VERBAND DER FUTTERMITTELINDUSTRIE, 2005-07-14, gibt an, dass die Umstellungskosten ca. € 50.000,- je<br />

Futtermittelwerk betragen würden. Dieser Wert stammt aus Erfahrungen der Mischfutterindustrie, die durch die<br />

Umstellung auf Produktion von Mischfutter für die biologische Landwirtschaft gemacht wurden. In diesen<br />

Umstellungskosten sind neben den Kosten für kleine Umbauarbeiten <strong>und</strong> Reinigung vor allem die<br />

Deckungsbeitragsverluste infolge eines mindestens zweimonatigen Verkaufs von umgestellter „GVO-freier“ oder<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

„gentechnikfreier“ Ware noch zu konventionellen Preisen enthalten. Diese Umrüstkosten fallen in ungefähr der<br />

selben Höhe auch bei Landesproduktenhändlern <strong>und</strong> Lagerhäusern an. Die Gesamtzahl der betroffenen Betriebe<br />

beträgt damit ein Vielfaches der Mischfutterbetriebe. Für die Landwirtschaft können keine Kosten erhoben<br />

werden, da die diese in den einzelnen Betrieben unterschiedlich hoch sind.<br />

� Es wird davon ausgegangen, dass die Futterlagerung <strong>und</strong> -zubereitung (Schroten oder Mahlen <strong>und</strong> Mischen) mit<br />

den am Betrieb vorhandenen Einrichtungen erfolgt. Eine eventuelle Änderung der mit der Futterzubereitung<br />

verb<strong>und</strong>enen technischen Anlagen <strong>und</strong> der damit einhergehende Aufwand gehen nicht in die Berechnungen<br />

ein. Eventuelle Produktionsmehrkosten bei der Futterherstellung werden ebenfalls nicht bewertet.<br />

Wenn in Futtermittelwerken ausschließlich „GVO-freies“ oder „gentechnikfreies“ Futter produziert werden darf,<br />

geht der VERBAND DER FUTTERMITTELINDUSTRIE, 2005-07-14, davon aus, dass keine zusätzlichen Investitionskosten<br />

anfallen. Sollte jedoch eine Parallelproduktion (völlig getrennte Prozesse ohne Überschneidung der<br />

Warenströme in einem Werk) trotzdem gefordert werden, fallen enorme Investitionskosten für zusätzliche<br />

Lagerräume, Produktionslinien sowie Transportmittel an. Detailkosten hierzu können zum derzeitigen Zeitpunkt<br />

nicht genannt werden. Aus dem landwirtschaftlichen Sektor sind keine Zahlen bekannt.<br />

� Zusätzliche Verwaltungskosten sind schlecht quantifizierbar <strong>und</strong> werden im Rahmen dieser Studie nicht<br />

erhoben. Der VERBAND DER FUTTERMITTELINDUSTRIE, 2005-07-14, beziffert die zusätzlichen Verwaltungskosten je<br />

Futtermittelwerk <strong>und</strong> je Handelsfirma mit ca. € 50.000,- jährlich. Zusätzliche Verwaltungskosten in der<br />

Landwirtschaft können zum jetzigen Zeitpunkt nicht quantifiziert werden.<br />

� Des weiteren gehen jene Mehrkosten nicht in die Berechnung ein, die für den Zukauf von Tieren aus<br />

Betrieben mit „GVO-freier“ oder „gentechnikfreier“ Fütterung anfallen (z.B. Ferkel für die Schweinemast). Bei<br />

Milchkühen, Kälbern <strong>und</strong> Legehennen ist es erforderlich eine bestimmte Umstellungszeit einzuhalten (nach<br />

Codex, nicht nach VO (EG) 1829/2003).<br />

� Erhöhte Tierarztkosten, die durch den eventuellen Einsatz von speziellen Medikamenten <strong>und</strong><br />

Vitaminpräparaten o.ä. anfallen, finden ebenfalls keine Beachtung in der Bewertung. Es kann keine Literatur<br />

ausfindig gemacht werden, die Angaben über die Höhe dieser Kosten zulässt.<br />

� Kosten für die Implementierung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung von Qualitätsmanagement- <strong>und</strong><br />

Qualitätssicherungssystemen werden nicht in die Berechnungen aufgenommen. Zu diesem Punkt wird<br />

ebenfalls keine ausreichende Literaturquelle gef<strong>und</strong>en.<br />

Nach eingehender Recherche <strong>und</strong> Analyse erscheint es nicht zulässig für die oben genannten Kostenfaktoren<br />

pauschale Multiplikatoren oder Sätze in das Rechenmodell aufzunehmen, da die anfallenden Kosten ausschließlich in<br />

einer Fall-zu-Fall-Bewertung objektiv <strong>und</strong> signifikant ermittelt werden können.<br />

In der Studie MODER et. al, 2004, 93 wurde untersucht, ob es möglich ist, konventionelles, als GVO gekennzeichnetes<br />

<strong>und</strong> „GVO-freies“ oder „gentechnikfreies“ Futter in einem Futtermittelwerk herzustellen. Die Autoren kommen zu dem<br />

Schluss, dass dies nicht möglich ist. Die in dieser Studie berechneten Mehrkosten (bei paralleler Produktion) betragen<br />

ca. € 20,- je t in einem Futtermittelwerk produziertem Futtermittel. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der<br />

Mehrkosten in den Futtermittelwerken entfallen, wenn nur „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Futtermittel produziert<br />

werden. Die Kosten, die in der Studie von MODER et al. erhoben wurden verteilen sich wie folgt:<br />

� 5 % Analysekosten<br />

Im Zuge des Eigenkontrollsystems müssen Proben gezogen <strong>und</strong> von einem akkreditierten Labor analysiert<br />

werden. Die Analysekosten liegen laut Studie bei € 200,- bis € 250,- je Probe. Die aktuellen Preise liegen bei<br />

ca. € 185,-.<br />

� 38 % Produktionskosten<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Unter Produktionskosten sind Personalkosten, Energiekosten, Instandhaltungskosten u.ä. zusammengefasst.<br />

Die zusätzlichen Produktionskosten entstehen vor allem durch die Verlängerung der Produktionszeit.<br />

� 5 % Verwaltung<br />

Hier werden alle Tätigkeiten zusammengefasst, die zusätzlich <strong>zur</strong> konkreten Produktion notwendig sind. Der<br />

Mehraufwand beginnt mit der Planung <strong>und</strong> Beschaffung. Für „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produkte<br />

müssen Futterrationen angepasst werden. Es sind mehr Aufzeichnungen <strong>und</strong> eine detaillierte Dokumentation<br />

notwendig. Die notwendigen Kontrollen müssen vorbereitet <strong>und</strong> begleitet werden.<br />

� 49 % Rohstoffkosten<br />

Die erhöhten Rohstoffkosten entstehen durch den Einsatz von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“<br />

Futtermitteln.<br />

� 3 % Kontrollkosten<br />

Die „GVO-freie„ oder „gentechnikfreie“ Produktion muss von akkreditierten Kontrollstellen überprüft werden.<br />

9.1.1. Durchschnittliche Produktionsmengen je Betrieb<br />

Die Differenzkosten müssen von jenen Produkten getragen werden, die den Qualitätskriterien, <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> „GVO-<br />

frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong>, entsprechen <strong>und</strong> für die ein Mehrerlös erzielt werden kann. Zu den einzelnen<br />

Produktionsbereichen sind Tabellen angeführt, aus denen die Produktionsmenge ersichtlich ist, die mit einer<br />

bestimmten Anzahl von Tieren in einem durchschnittlichen österreichischen Betrieb erzielt werden kann. In der<br />

rechten Spalte sind die Quellenangaben angeführt. Jene Zahlen, die von der AMA Marketing GmbH stammen, sind<br />

Daten aus den derzeitigen Gütesiegelprogrammen. Für Bereiche, wo keine Daten durch die AMA Marketing GmbH<br />

<strong>zur</strong> Verfügung standen, wird auf allgemein gültige Daten aus den beschriebenen Quellen <strong>zur</strong>ückgegriffen.<br />

9.1.2. Futterdifferenzkosten<br />

In diesem Kapitel werden zunächst die Berechnungsgr<strong>und</strong>lagen vorgestellt. Es wird beschrieben, anhand welcher<br />

Rationen die Differenzkosten berechnet wurden. Die Auswertung <strong>und</strong> Interpretation der Ergebnisse erfolgt ebenfalls<br />

in diesem Kapitel.<br />

9.1.2.1. Berechnungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

Jeder landwirtschaftliche Betrieb hat seine Besonderheiten, <strong>und</strong> viele Produktionsfaktoren variieren in Abhängigkeit<br />

vom Betrieb. Daher müssen für die Berechnungen Annahmen getroffen werden. Es wird versucht, dadurch einen<br />

möglichst großen Teil der heimischen Landwirtschaft zu repräsentieren.<br />

Futterrationen:<br />

Die detaillierte Beschreibung der Rationen erfolgt in Kapitel 8.<br />

Futtermengen:<br />

Der Verbrauch der einzelnen Futtermittel ist in den Rationen teils in kg Frischmasse, teils in Prozentsätzen vom<br />

Gesamtfutterverbrauch angegeben. Im letztgenannten Fall muss die Lebendgewichtszunahme des Mastabschnitts mit<br />

der Futterverwertung multipliziert werden, um den Futterverbrauch zu errechnen. Durch die Multiplikation mit den<br />

Prozentangaben aus den jeweiligen Rationen ergibt sich der Verbrauch in kg Futtermittel.<br />

Kostenelemente, Preise:<br />

Eine entscheidende Berechnungsgr<strong>und</strong>lage stellen die zu Gr<strong>und</strong>e gelegten Preise der Rohstoffe <strong>und</strong> Zusatzstoffe dar.<br />

Da die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich umsatzsteuerrechtlich pauschaliert sind, werden für alle<br />

Futtermittel Bruttopreise inkl. Umsatzsteuer herangezogen. Die erhobenen Preise sind Notierungspreise <strong>und</strong><br />

enthalten keine Frachtkosten. Daher wurde nach Rücksprache mit Experten aus der Futtermittelwirtschaft € 10,- je t<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

als Pauschalwert zum Nettopreis hinzugerechnet. Für die Logistik von „GVO-freiem“ oder „gentechnikfreiem“ Futter<br />

entstehen zusätzliche Logistikkosten, die vom VERBAND DER FUTTERMITTELINDUSTRIE, 2005-07-14, wie folgt angegeben<br />

werden: Infolge wesentlich erhöhter Zustellungsradien für Fertigprodukte zu den Landwirten ergibt sich ein<br />

zusätzlicher Kostensatz von Minimum EUR 7,- je t Mischfutter bzw. je Tonne SES im Handel. Als zusätzliche<br />

Logistikkosten für den Beschaffungsmarkt fallen in den Futtermittelwerken weitere EUR 2,- je t bezogenes<br />

Eiweißfutter an.<br />

Viele Futtermittelpreise unterliegen sowohl im Jahresverlauf als auch über mehrere Jahre hinweg gesehen ständigen<br />

Schwankungen. Es wird daher nicht ein bestimmter Zeitpunkt für die Preiserhebung gewählt, sondern auf einen<br />

Zeitraum aus der näheren Vergangenheit (die Jahre 2003 <strong>und</strong> 2004) <strong>zur</strong>ückgegriffen. Eiweißfuttermittel spielen auf<br />

Gr<strong>und</strong> des hohen Einsatzes von (vor allem „gentechnisch“ verändertem) SES <strong>und</strong> wegen der Tatsache, dass sie vom<br />

überwiegenden Teil der Betriebe zugekauft werden, eine besondere Rolle. Daher wurde bei der Auswahl des<br />

Erhebungszeitraums darauf geachtet, dass in den Erhebungszeitraum sowohl eine Tief- als auch eine Hochpreisphase<br />

der wichtigsten Eiweißfuttermittel fallen, die beide nach Möglichkeit nicht weit in der Vergangenheit liegen. Wie aus<br />

Abbildung 9-2 ersichtlich stellen die Jahre 2003 <strong>und</strong> 2004 einen günstigen Zeitraum dar.<br />

400,00<br />

350,00<br />

300,00<br />

250,00<br />

€ je t<br />

200,00<br />

150,00<br />

100,00<br />

50,00<br />

-<br />

I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X XI. XII. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X XI. XII.<br />

2003 2004<br />

SES mit 49 % Rohprotein, ohne GVO hergestellt<br />

SES mit 49 % Rohprotein, aus GVO hergestellt<br />

Rapsschrot<br />

Sonnenblumenschrot<br />

Körnererbse<br />

Abbildung 9-2: Preise für Eiweißprodukte <strong>zur</strong> Futtermittelherstellung in den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004<br />

Quelle: Eigene Abbildung nach Daten aus der Preiserhebung<br />

Alle den Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegten Rohstoffpreise sind Durchschnittspreise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

Einzige Ausnahme stellt DDGS dar, weil dieses Produkt derzeit am Markt noch nicht erhältlich ist. Es wird daher von<br />

einem österreichischen Hersteller ein fiktiver Preis angegeben. Die Preisfindung für „GVO-freien“ (nicht<br />

„gentechnikfreien“, da nicht oder kaum verfügbar) SES wirft einige Schwierigkeiten auf, da er erst seit<br />

Kalenderwoche 28/2004 an der Wiener Börse für landwirtschaftliche Produkte notiert. Der Vorgang der<br />

Preisermittlung ist folgender: Aus der Studie von MODER et al. 2004, 90 kann entnommen werden, dass im Jahr 2003<br />

der Preisaufschlag gegenüber konventionellem SES mit 49 % Rohprotein 15 – 20 % betrug. Nachdem der Preis für<br />

„GVO-Ware“ auf Gr<strong>und</strong> der Börsennotierungen bekannt ist, wird für 2003 ein Aufschlag von 17,5 % hinzugerechnet.<br />

Für das erste Halbjahr 2004 werden von DI MESSNER, 2005-06-01, <strong>und</strong> von ING. KNITTELFELDER, 2005-06-06,<br />

Monatsdurchschnittspreise <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Die Preise für das zweite Halbjahr 2004 stammen aus<br />

Notierungsdaten der Wiener Börse. Aus den genannten Daten wurde der gewichtete Mittelwert des Preises für „GVO-<br />

freien“ SES mit 49 % Rohprotein errechnet. Laut Auskunft von DI MESSNER, 2005-06-01 wird „GVO-freier“ SES mit 44<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

% Rohprotein um r<strong>und</strong> € 15,- je t billiger gehandelt, jedoch kaum verwendet. Dieser Betrag wird vom Preis für „GVO-<br />

freien“ SES mit 49 % Rohprotein abgezogen, um den Preis für „GVO-freien“ SES mit 44 % Rohprotein zu erhalten.<br />

Den Preis für HP-Soja Hard-IP erhält man, in dem man laut Auskunft von DI HISSEK, 2005-05-12 zum Preis für<br />

konventionellen, als GVO gekennzeichneten, SES € 30,- je t hin<strong>zur</strong>echnet. Im Erhebungszeitraum war kein<br />

signifikanter Preisunterschied zwischen Hard <strong>und</strong> Soft-IP Ware feststellbar. Das ist darauf <strong>zur</strong>ückzuführen, dass bei<br />

der Fütterung nach Codex die Regelung gilt, dass die Höhe des Soft-IP Sojaeinsatzes mit 10 bzw. 20 % der<br />

Futterration begrenzt ist. Seit 2005-04-07 kann Hard-IP-Soja unbegrenzt eingesetzt werden <strong>und</strong> wird daher seit<br />

diesem Zeitpunkt stärker nachgefragt (BMGF, Mitteilung DR. PLSEK).<br />

Die Quellen für die erhobenen Preise sind der AMA Marktbericht Februar 2005, die Notierungspreise der Wiener<br />

Börse für landwirtschaftliche Produkte, Angaben von DI DULLNIG <strong>und</strong> DI STERINGER, 2005-05-12, <strong>und</strong> DR. GATTERMAYER,<br />

2005-05-15, sowie Angaben von DI HAYDINGER, <strong>und</strong> DI KICKINGER, 2005-04-28. Es wird ausdrücklich darauf<br />

hingewiesen, dass es laut DI KICKINGER, 2005-04-21, im Erhebungszeitraum 2003/2004 keine Preisunterschiede<br />

zwischen Zusatzstoffen (Aminosäuren, Vitaminen, Enzymen <strong>und</strong> Spurenelementen), die mit „gentechnisch“<br />

veränderten Mikroorganismen hergestellt wurden <strong>und</strong> solchen, die nicht mit „gentechnisch“ veränderten<br />

Mikroorganismen hergestellt wurden, gab. Die Verfügbarkeit „gentechnikfreier“ Zusatzstoffe wird jedoch zunehmend<br />

schwieriger. Daher ist es naheliegend anzunehmen, dass dies in Zukunft Einfluss auf die Preise haben wird. Der<br />

VERBAND DER FUTTERMITTELINDUSTRIE, 2005-07-14, gibt an, dass die Mehrkosten für die Zusatzstoffe bei derzeitiger<br />

Preislage € 4,- je t Mischfutter betragen. Dieser Wert wird aber nicht in die Berechnungen aufgenommen, da er<br />

außerhalb des Preiserhebungszeitraums (2003 <strong>und</strong> 2004) liegt.<br />

Maiskornsilage stellt zwar die Hauptfuttergr<strong>und</strong>lage in der heimischen Schweinemast dar, wird aber fast vollständig<br />

von diesen Betrieben selbst erzeugt. Das hat <strong>zur</strong> Folge, dass es keinen Marktpreis für dieses Futtermittel gibt. Es ist<br />

zwar bekannt, dass gelegentlich ein regional begrenzter Handel stattfindet, diese Preise stellen allerdings keine<br />

offizielle Notierung dar <strong>und</strong> können hier auch nicht zitiert werden. Eine Möglichkeit <strong>zur</strong> Preisfindung besteht darin,<br />

Maiskornsilage anhand von Daten aus dem Standarddeckungsbeitragskatalog mit dem Herstellungswert zu bewerten.<br />

Zur Kalkulation der Futterkosten wird der Mittelwert der Herstellungswerte bei Erträgen zwischen 65 <strong>und</strong> 100 dt<br />

Trockenmais herangezogen.<br />

9.1.2.2. Durchführung der Kostenberechnungen<br />

Die folgende Darstellung ist eine Zusammenfassung der bereits in Kapitel 8 beschriebenen Fütterungsvarianten, die<br />

bei der Auswahl der Rationen herangezogen wurde. Sie dient an dieser Stelle als Übersicht <strong>und</strong> Hilfestellung für die<br />

weiteren Ausführungen:<br />

Konven-<br />

tionell<br />

mit GVO<br />

SES aus GVO x<br />

Futter mit „GVOfreiem“<br />

SES<br />

SES „GVO-frei“ x<br />

Max. 20 % SES „GVO-frei“<br />

Soft-IP<br />

Zusatzstoffe mit GVM<br />

hergestellt<br />

Zusatzstoffe ohne GVM<br />

hergestellt<br />

Futter mit<br />

„gentechnikfreiem“<br />

SES<br />

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x<br />

Futter ohne SES,<br />

mit Substituten<br />

„GVO-frei“<br />

x x x<br />

Futter ohne SES,<br />

mit Substituten<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

x x<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich werden alle Berechnungen nach demselben Prinzip durchgeführt. Die Futtermenge wird den Rationen<br />

entnommen oder anhand der Rationen berechnet. Diese Futtermengen werden dann mit den Preisen für das<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

jeweilige Futtermittel multipliziert. Die Summe der Produkte dieser Multiplikationen bilden die Futterkosten je Tier.<br />

Als Basis für die Berechnung der Differenzkosten dienen die Futterkosten bei konventioneller Produktion, d.h. als mit<br />

GVO gekennzeichneten Futtermitteln. Die Differenzkosten ergeben sich aus der Differenz zwischen den jeweiligen<br />

Varianten <strong>und</strong> der Produktion mit GVO. Die Differenzkosten werden als prozentueller Minder- oder Mehraufwand im<br />

Verhältnis <strong>zur</strong> konventionellen Produktion als mit GVO gekennzeichneten Futtermitteln (=100 %) ausgedrückt.<br />

Für die Rinderhaltung wird angenommen, dass der Gr<strong>und</strong>futterverbrauch aller Varianten, bei denen dasselbe<br />

Gr<strong>und</strong>futter eingesetzt wird, gleich hoch ist. Deshalb werden nur die Kraftfutterkosten berechnet. Das hat <strong>zur</strong> Folge,<br />

dass nur Varianten mit derselben Gr<strong>und</strong>futterbasis miteinander vergleichbar sind.<br />

Bei der Produktion von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ tierischen Produkten fallen eine Reihe von<br />

unterschiedlichen Kosten an. Die folgende Tabelle soll einen Überblick darüber geben, welche Kosten anfallen können<br />

<strong>und</strong> welche von diesen Kosten direkt in das Berechnungsmodell der Futterdifferenzkosten aufgenommen werden <strong>und</strong><br />

in den Abbildungen dargestellt sind.<br />

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www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Tabelle 9-1: Anfallende Kosten <strong>und</strong> deren Berücksichtigung in der Berechnung der Futterdifferenzkosten<br />

Anfallende Kosten bei „GVO-freier“<br />

oder „gentechnikfreier“ Produktion<br />

FM Handel FM Werk Landwirt<br />

Rohstoffkosten (gewichtet aus den<br />

Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004)<br />

(Beim Wiederkäuer nur Kraftfutter)<br />

berücksichtigt berücksichtigt berücksichtigt<br />

Zusatzstoffkosten<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

(nicht vorhanden in den (nicht vorhanden in den (nicht vorhanden in den<br />

Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004) Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004) Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004)<br />

Gr<strong>und</strong>futterkosten wie Heu,<br />

Maisganzpflanzen- <strong>und</strong> Grassilage<br />

fallen nicht an fallen nicht an fallen nicht an<br />

Erhöhte Logistikkosten berücksichtigt<br />

berücksichtigt<br />

berücksichtigt<br />

(Beschaffung für FM (Beschaffung für FM (Beschaffung für<br />

Handel, 2 €/t,<br />

Werk, 2 €/t, Zustellung Selbstmischer, 9 €/t)<br />

Zustellung zum<br />

Landwirt, 7 €/t)<br />

zum Landwirt, 7 €/t)<br />

Kontrollkosten durch externe Kontrolle nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Externe Untersuchungskosten nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Eigenkontrolle am Betrieb nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Einmalige Umstellkosten nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Einmalige Investitionskosten nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong><br />

Dokumentationskosten<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Mehrkosten für Zukauf von Tieren<br />

(nach Codex)<br />

fallen nicht an fallen nicht an nicht berücksichtigt<br />

Kosten für Haftungsübernahme nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Tierarztkosten fallen nicht an fallen nicht an nicht berücksichtigt<br />

Mögliche Leistungseinbußen bei den<br />

Tieren<br />

fallen nicht an fallen nicht an nicht berücksichtigt<br />

Preisänderungen bei Rohstoffen nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Mehrkosten für andere nicht als<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong>, mit entsprechenden<br />

Zuschlägen, vermarktbare Produkte<br />

anderer<br />

Nutzungsrichtungen/Tiergattungen<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

höherer Managementaufwand nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Verfügbarkeit von Roh- <strong>und</strong><br />

Zusatzstoffe<br />

Anfallende zusätzliche Kosten beim<br />

„Codex“ im Vergleich zu VO (EG)<br />

1829/2003<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

a) Düngemittel/Pflanzenschutzmittel in<br />

der Pflanzenproduktion<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

b) Nichtverwendung von GVM in der<br />

Zusatzstoffproduktion<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

c) Differenzierung von „Soft- <strong>und</strong> Hard-<br />

IP mit Begrenzungen in der<br />

Anwendung“ (ohne Standardvorgabe)<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

d) Aufwand im Zusammenhang mit den<br />

Umstellungszeiträumen<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

e) zusätzliche Kosten für die<br />

Komposition von Futterrationen<br />

aufgr<strong>und</strong> verminderter Verfügbarkeit<br />

der Roh- <strong>und</strong> Zusatzstoffe <strong>und</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ener Kosten (Logistik,<br />

Administration, Vorratshaltung,<br />

Produktionsausfälle, Verwaltung etc.)<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

f) zusätzliche Kontrollkosten, Kosten für<br />

das Haftungsrisiko, mögliche<br />

zusätzliche Investitionskosten etc.<br />

betreffend der Punkte a) bis e)<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

9.1.2.3. Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation der Futterdifferenzkosten (Mehr- <strong>und</strong> Minderkosten)<br />

Die Berechnungen haben eine Reihe von Ergebnissen geliefert, die in diesem Abschnitt beschrieben werden. Für alle<br />

Nutzungsrichtungen gilt, dass die Differenzkosten in erster Linie von der Höhe des Einsatzes von SES (inkl.<br />

zusätzlicher Logistikkosten) in der Ration abhängen. Je höher der Anteil von SES, desto höher fallen die<br />

Differenzkosten aus. Auffallend ist auch, dass viele Rationen, in denen SES vollständig substituiert wird,<br />

kostengünstiger wären als Rationen konventioneller Fütterung (mit GVO-SES). Es ist jedoch anzumerken, dass<br />

die ausreichende Verfügbarkeit der Substitue derzeit in Österreich nicht gegeben ist, siehe Kapitel 3,<br />

Tabelle 3-24, auch die Verfügbarkeit bestimmter Zusatzstoffe bei den Monogastrien nach Codex ist<br />

nicht gegeben, siehe Kapitel 4, Tabelle 4 -11, daher werden in weiterer Folge Kreuze über Teile der<br />

Abbildungen gelegt. Substitute erfordern eine differenziertere Betrachtung in Region, Logistik,<br />

Qualitätsabstimmung des Futtermittels, differenzierte Verfügbarkeiten, etc. <strong>und</strong> führen damit aller Voraussicht nach<br />

zu mehr Kosten im Management, die durch das Kostenrechnungsmodell nicht ausgedrückt werden. Abbildung 9-2<br />

veranschaulicht, dass sich die Preise für Raps-, Sonnenblumenextraktionsschrot <strong>und</strong> Körnererbse am Preis für SES<br />

orientieren.<br />

Es wird darauf hingewiesen, dass es notwendig ist, die Interpretation der einzelnen Ergebnisse zu<br />

beachten, um diese beurteilen zu können. Die Differenzkosten nur anhand der Ergebnisse, die in den<br />

Tabellen aufgelistet <strong>und</strong> in den Abbildungen dargestellt sind, zu beurteilen, kann zu<br />

Fehlinterpretationen führen.<br />

9.1.2.3.1. Milcherzeugung:<br />

Für die Berechnungen werden die Leistungen eines durchschnittlichen österreichischen Milchviehbetriebs<br />

herangezogen:<br />

Tabelle 9-2: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Milchviehbetriebs<br />

Milch Grüner Bericht 2004,<br />

Leistung 46.913 kg Milch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr Seite 206<br />

ø Anteil im Qualitätsprogramm 97,88% Seite 82<br />

ø Leistung im Qualitätsprogr. 45.918 kg Milch je Betrieb u. Jahr Seite 82<br />

Milchleistung je Kuh 4.634 kg Seite 206<br />

Anzahl der Kühe 10,1 je Betrieb<br />

Es wird mit vier verschiedenen Gr<strong>und</strong>futtervarianten gerechnet. Dadurch ist bei der Interpretation der Ergebnisse<br />

Vorsicht geboten. Es dürfen nur Varianten, in denen dasselbe Gr<strong>und</strong>futter eingesetzt wird, miteinander verglichen<br />

werden. Vergleiche zwischen verschiedenen Gr<strong>und</strong>futtervarianten sind nicht zulässig, weil erstens die<br />

Gr<strong>und</strong>futterkosten, die ein wichtiger Bestandteil der Gesamtfutterkosten sind, unterschiedlich hoch sind <strong>und</strong> zweitens<br />

das jeweilige Kraftfutter auf das Gr<strong>und</strong>futter abgestimmt ist, wodurch die Zusammensetzung des Kraftfutters mehr<br />

oder weniger stark variiert. Die Ergebnisse sind in den folgenden Abbildungen zusammengefasst:<br />

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15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

-5%<br />

-10%<br />

-15%<br />

-20%<br />

-25%<br />

Futter Kraftfutter mit GVO-freiem mit „GVO-freiem“ SES<br />

nach SES VO (EG) 1829/2003<br />

Futter Kraftfutter mit GVO-freiem mit SES<br />

nach „gentechnikfreim“ Codex SES<br />

Futter Kraftfutter ohne ohne SES SES nach nach VO VO<br />

(EG) (EG) 1829/2003<br />

Futter Kraftfutter ohne ohne SES nach<br />

Codex SES nach Codex<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Grassilage Heu Maissilage Weide<br />

5% 5% 8% 1%<br />

5% 5% 8% 1%<br />

X<br />

-7%<br />

X<br />

-6%<br />

X<br />

-19%<br />

X<br />

1%<br />

-7% -6% -19% 1%<br />

Abbildung 9-3: Kraftfutterdifferenzkosten bei 20 kg Milchleistung je Tag<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 20 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten ist jedoch derzeit nicht ausreichend gegeben (Verfügbarkeit Substitute in<br />

Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24). Deshalb müssen Rationen, die Substitute enthalten, derzeit<br />

„gestrichen“ werden.<br />

X<br />

X<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

X<br />

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X<br />

Seite 149 von 272


Kraftfutter mit “GVO-<br />

freiem“ SES<br />

SES<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-4: Kraftfutterdifferenzkosten bei 35 kg Milchleistung je Tag<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 20 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten ist jedoch derzeit nicht ausreichend gegeben (Verfügbarkeit Substitute in<br />

Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24). Deshalb müssen Rationen, die Substitute enthalten, derzeit<br />

„gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Erklärungen zu den Milchrationen (20 kg <strong>und</strong> 35 kg Milch):<br />

Gr<strong>und</strong>futterbasis Grassilage:<br />

Grassilage erfordert einen relativ niedrigen Einsatz an eiweißreichem Kraftfutter. Die Kostensteigerungen durch die<br />

Umstellung von konventionellem SES (GVO-gekennzeichnet) auf „GVO-freien“ liegen bei ca. 5,3 %. Durch den<br />

Einsatz von Rapsextraktionsschrot <strong>und</strong> Erbsen statt SES sinken nach den oben genannten Modellannahmen die<br />

Kraftfutterkosten.<br />

Gr<strong>und</strong>futterbasis Heu:<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

-5%<br />

-10%<br />

-15%<br />

-20%<br />

-25%<br />

Kraftfutter mit<br />

“gentechnikfreiem” SES<br />

Kraftfutter SES ohne SES nach<br />

VO (EG) 1829/2003<br />

Kraftfutter ohne SES nach<br />

Codex<br />

X<br />

X<br />

X<br />

Grassilage Heu Maissilage Weide<br />

5% 6% 7% 3%<br />

5% 6% 7% 3%<br />

-6%<br />

X<br />

-9% -14% -1%<br />

-6% -9% -14% -1%<br />

X X X<br />

Wenn Heu die Gr<strong>und</strong>futterbasis bildet, ist der Einsatz an eiweißreichem Kraftfutter analog <strong>zur</strong> Grassilagefütterung<br />

eher gering. Die Ergebnisse sind daher ähnlich. Der Einsatz der Substitutionsprodukte Rapsextraktionsschrot <strong>und</strong><br />

DDGS bringt nach den oben genannten Modellannahmen eine Kostenreduktion.<br />

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X<br />

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Gr<strong>und</strong>futterbasis Maissilage:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Der hohe Energiegehalt in der Maissilage erfordert einen hohen Rohproteingehalt im Kraftfutter. Wenn dazu SES<br />

verwendet wird, führt das bei Einsatz von „GVO-freiem“ SES zu Preissteigerungen. Dadurch ergibt sich nach den<br />

oben genannten Modellannahmen auch die Kostenreduktion durch den Einsatz von Raps- <strong>und</strong><br />

Sonnenblumenextraktionsschrot.<br />

Gr<strong>und</strong>futterbasis Weide:<br />

Bei dieser Variante sind in den Rationen für 20 kg Milch mit Getreide, Trockenschnitte <strong>und</strong> Mineralstoffmischung nur<br />

Futtermittel enthalten, die auch in der konventionellen Milchviehhaltung aus „gentechnikfreier“, heimischer<br />

Produktion stammen. Dadurch ergibt sich ein Kostenunterschied von unter 1 % durch die Umstellung, weil in der<br />

Modellration Mais eingesetzt wird, <strong>und</strong> dieser zertifiziert sein muss. Wenn die Kuh eine Milchleistung von 35 kg<br />

erreicht, ist der Anteil der benötigten Eiweißergänzung, <strong>und</strong> damit die Höhe des SES-Einsatzes, ebenfalls gering. SES<br />

wird in der Modellration (ohne SES) durch Rapsextraktionsschrot ersetzt.<br />

Von der abgelieferten Milchmenge werden 97,88 % als Milch im Qualitätsprogramm verkauft. Daher verändern sich<br />

die Kraftfutterkosten je kg Milch im Qualitätsprogramm gegenüber den bisher beschriebenen Differenzkosten<br />

abermals geringfügig.<br />

Die in den Ergebnissen angeführten Futterdifferenzkostenen beziehen sich nur auf das Kraftfutter. Die<br />

Kraftfutterkosten stellen allerdings nur einen Teil der gesamten Futterkosten dar, <strong>und</strong> zwar je nach Gr<strong>und</strong>futterbasis<br />

etwa 10 – 50 %. Der Kostenanteil des Kraftfutters steigt mit zunehmendem Energiegehalt bzw. abnehmendem<br />

Rohproteingehalt des Gr<strong>und</strong>futters <strong>und</strong> mit zunehmender Milchleistung.<br />

Einen weiteren Kostenfaktor in der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktion stellen die später in Kapitel 9.1.3<br />

beschriebenen Kontrollkosten dar. Werden diese mit den geänderten Futterkosten addiert, ergeben sich daraus<br />

Differenzkosten, die in Tabelle 9-3 <strong>und</strong> zusammengefasst sind.<br />

Tabelle 9-3: Differenzkostenen je kg Milch im Qualitätsprogramm bei einem durchschnittlichen österreichischen<br />

Milchviehbetrieb<br />

Die Verfügbarkeit der Substitute wurde in dieser Tabelle nicht berücksichtigt!<br />

Angaben in Cent je kg Milch mit<br />

entsprechender Qualität mit „GVO-freiem“ SES<br />

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ohne SES<br />

(mit Substituten)<br />

von bis von bis<br />

Kraftfutterdifferenzkosten laut 20 Modellrationen<br />

nach VO (EG) 1829/2003 <strong>und</strong> Codex 0,20 0,30 - 0,80 0,00<br />

Erhobene Kontrollkosten nach Codex 0,20 0,30 0,20 0,30<br />

Summe nach Codex <strong>„gentechnikfrei“</strong> 0,40 0,60 - 0,60 0,30<br />

In den Verarbeitungsbetrieben (z.B. Molkerei) können durch die Umstellung auf „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Produktion folgende Mehrkosten anfallen:<br />

• Einführungskosten:<br />

o Mehrkosten für einmalige Investitionen <strong>und</strong> Umbaumaßnahmen, beispielsweise für die Errichtung eigener<br />

Absaugeinrichtungen, Stapeltanks etc.<br />

o Mehrkosten, die durch den Aufbau der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Vermarktungsschiene in den<br />

jeweiligen Verarbeitungsbetrieben entstehen (interner <strong>und</strong> externer Aufwand): z. B.: Beratungskosten,<br />

Werbekosten etc.<br />

• Laufende Mehrkosten:<br />

o Erhöhte Logistikkosten aufgr<strong>und</strong> geänderter Routenplanung, schlechterer Auslastung der<br />

Milchsammelfahrzeuge <strong>und</strong> dem Einsatz eigener Fahrzeuge<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Die Logistikkosten schwanken je nach Dichte der Betriebe im jeweiligen Einzugsgebiet sehr stark.<br />

o Mehrkosten für erlaubte Zusatzstoffe bei Verarbeitungsprodukten (z.B. Labfermente, Enzyme, Aromen,<br />

Vitamine etc.)<br />

o Mehrkosten durch die Einhaltung einer bestimmten Verarbeitungsreihenfolge oder für zusätzliche<br />

Reinigungsspülungen, wenn die Verarbeitungsreihenfolge (bio � <strong>„gentechnikfrei“</strong> � konventionell) nicht<br />

eingehalten werden kann<br />

o Mehrkosten in den einzelnen Verarbeitungsbetrieben durch externe Kontrollstellen<br />

o Zusätzliche Personalkosten für spezielle Dokumentationen, Anwesenheit bei Kontrollen in der Molkerei,<br />

Sitzungen mit Bauern etc.<br />

o Erhöhte Rohstoffkosten für die Molkereien (Milchmehrpreis für die Bauern)<br />

o Andere Mehrkosten, beispielsweise für Verpackungsmaterial, Reinigungsmittel, o.ä.<br />

o Zur Erzeugung von Milchverarbeitungsprodukten muss mehr als ein Liter Milch eingesetzt werden um ein kg<br />

eines bestimmten Produkts zu erhalten. Daher müssen <strong>zur</strong> Preisbestimmung die Differenzkosten von einem<br />

Liter Milch mit der eingesetzten Milchmenge multipliziert werden. In Tabelle 9-4 sind einige Beispiele dafür<br />

angeführt, wie viel Milch für die einzelnen Produkte benötigt wird.<br />

Tabelle 9-4: Milchmengen, die <strong>zur</strong> Erzeugung einzelner Milchprodukte benötigt werden<br />

für 1kg benötigte Milchmenge<br />

Butter 22 bis 23 Liter<br />

Frischkäse 4 bis 5 Liter<br />

Weichkäse 8 bis 9 Liter<br />

Schnittkäse 10 bis 11 Liter<br />

Hartkäse 11 bis 13 Liter<br />

Quelle: AMA Marketing GmbH<br />

9.1.2.3.2. Rindermast:<br />

Für die Berechnungen werden die Leistungen eines durchschnittlichen österreichischen Rindermastbetriebs<br />

herangezogen:<br />

Tabelle 9-5: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Rindermastbetriebs auf Basis ganzer Schlachtkörper<br />

(d.h. inklusive Knochen, Abschnitte etc.)<br />

Rindermast<br />

Verkaufte Rinder je Betr. 19 Stück Auskunft AMA<br />

ø Anteil im Qualitätsprogramm 66% Prozentsatz d. d. Kriterien entspricht Auskunft AMA<br />

ø Leistung im Qualitätsprogr. 12,30 verkaufte Prod. m. Qualitätszuschlag Auskunft AMA<br />

Schlachtgewicht 350 kg Standard DB 02/03, Seite 140ff<br />

Rindfleischproduktion 4.305 kg Fleisch je Betr. u. Jahr errechnet<br />

Den Berechnungen für die Rindermast werden drei verschiedene Gr<strong>und</strong>futtervarianten zugr<strong>und</strong>e gelegt. Da aber in<br />

den Varianten mit der Gr<strong>und</strong>futterbasis Grassilage <strong>und</strong> Weide im Kraftfutter kein SES enthalten ist, kommt es bei<br />

diesen beiden Varianten zu keinen Differenzkosten.<br />

Für die Rationen mit Maissilage gilt, dass Maissilage sehr energiereich ist <strong>und</strong> daher Eiweiß in relativ großem Umfang<br />

ergänzt werden muss. Die Differenzen der Kraftfutterkosten sind in Abbildung 9-5 dargestellt.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-5: Kraftfutterdifferenzkosten je Maststier bei Gr<strong>und</strong>futterbasis Maissilage<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 10 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten ist jedoch derzeit nicht ausreichend gegeben (Verfügbarkeit Substitute in<br />

Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24). Deshalb müssen Rationen, die Substitute enthalten, derzeit<br />

„gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Bei diesen Modellrationen wird SES mit Raps- oder Sonnenblumenextraktionsschrot substituiert.<br />

Wenn die Differenzkosten auf jene Rinder umlegt werden, für die ein Qualitätszuschlag bezahlt wird, entstehen<br />

Kosten die in Abbildung 9-6 ersichtlich sind.<br />

Einleitend werden die in der Studie angewandten Begriffe bzw. Definitionen vorgestellt:<br />

„Gentechnikfrei“ :<br />

Definition gemäß Codex Alimentarius Austriacus siehe<br />

http://www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/8/0/5/CH0264/CMS1085747609216/codex-rl.pdf<br />

„GVO-frei“:<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

-5%<br />

-10%<br />

-15%<br />

-20%<br />

Kraftfutterdifferenzkosten je<br />

Maststier<br />

8% 8%<br />

Futter mit “GVO-<br />

Freiem” SES<br />

Futter mit “gen-<br />

technikfreiem“<br />

SES<br />

Der Begriff „GVO-frei“ wird in der Studie für nicht kennzeichnungspflichtige Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 über genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel verwendet.<br />

Darüber hinaus wird der Begriff „GVO-frei“ in der Studie im Zusammenhang mit Lebensmitteln aus tierischer<br />

Erzeugung (Milch, Eier, Fleisch) dann angewandt, wenn nicht kennzeichnungspflichtige Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 in der Tierernährung eingesetzt werden.<br />

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X X<br />

-12% -12%<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X X<br />

8 % 8 % -12 % -12 %<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Zum Anwendungsbereich der VO (EG) 1829/2003 hat der Ständige Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit<br />

folgende Klarstellung getroffen, siehe<br />

http://europa.eu.int/comm/food/committees/regulatory/modif_genet/summary240904_en.pdf<br />

(Punkt 1).<br />

Abbildung 9-6: Kraftfutterdifferenzkosten je Maststier mit entsprechendem Qualitätszuschlag bei Gr<strong>und</strong>futterbasis<br />

Maissilage<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 10 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten ist jedoch derzeit nicht ausreichend gegeben (Verfügbarkeit Substitute in<br />

Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24). Deshalb müssen Rationen, die Substitute enthalten, derzeit<br />

„gestrichen“ werden.<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

-5%<br />

-10%<br />

-15%<br />

-20%<br />

Kraftfutterdifferenzkosten je Stier<br />

im Qualitätsprogramm<br />

12% 12%<br />

Futter mit “GVO-<br />

freiem” SES<br />

Futter mit “gen-<br />

technikfreiem”<br />

SES<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Die Kosten für konventionell (nicht mit Qualitätszuschlag) vermarktete Produkte bleiben immer gleich. Die<br />

Kostenveränderungen durch den Einsatz von Substituten werden <strong>zur</strong> Gänze den im Qualitätsprogramm<br />

vermarktbaren Produkten (das sind 66 % der Maststiere) angerechnet.<br />

Bei diesen Modellrationen wird SES mit Raps- oder Sonnenblumenextraktionsschrot substituiert.<br />

Wie schon bei der Milchviehhaltung erwähnt, machen die in den Ergebnissen aufgelisteten Kraftfutterkosten nur<br />

einen Teil der gesamten Futterkosten aus. Bei der Stiermast liegt der Anteil der Kraftfutterkosten im Bereich von ca.<br />

10 – 40 % je nach Art des Gr<strong>und</strong>futters <strong>und</strong> der Höhe der angestrebten Leistung.<br />

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X X<br />

-18% -18%<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X X<br />

12 % 12 % -18 % -18 %<br />

Seite 154 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Einen weiteren Kostenfaktor in der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktion stellen die später in Kapitel 9.1.3<br />

beschriebenen Kontrollkosten dar. Werden diese mit den geänderten Futterkosten addiert, ergeben sich daraus<br />

Differenzkosten, die in Tabelle 9-6 zusammengefasst sind.<br />

Tabelle 9-6: Differenzkosten je kg Rindfleisch im Qualitätsprogramm auf Basis ganzer Schlachtkörper (d.h. inklusive<br />

Knochen, Abschnitte etc.)<br />

Die Verfügbarkeit der Substitute wurde in dieser Tabelle nicht berücksichtigt!<br />

Angaben in Cent je kg Rindfleisch mit<br />

entsprechender Qualität mit „GVO-freiem“ SES<br />

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ohne SES<br />

(mit Substituten)<br />

von bis von bis<br />

Futterdifferenzkosten laut 60 Modellrationen<br />

nach VO (EG) 1829/2003 <strong>und</strong> Codex 7,00 7,00 - 10,00 0,00<br />

Erhobene Kontrollkosten nach Codex 2,10 2,90 2,10 2,90<br />

Summe nach Codex <strong>„gentechnikfrei“</strong> 9,10 9,90 - 7,90 2,90<br />

Zu bedenken ist, dass im Durchschnitt maximal die Hälfte eines Schlachtkörpers als Frischfleisch an die Konsumenten<br />

verkauft werden kann <strong>und</strong> sich somit die erhobenen Differenzkosten verdoppeln.<br />

9.1.2.3.3. Schweinemast:<br />

Für die Berechnungen werden die Leistungen eines durchschnittlichen österreichischen Schweinemastbetriebs<br />

herangezogen:<br />

Tabelle 9-7: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Schweinemastbetriebs auf Basis ganzer<br />

Schlachtkörper (d.h. inklusive Knochen, Abschnitte etc.).<br />

Schweinemast<br />

Verkaufte Schw. je Betr. 460 Stück Auskunft AMA<br />

ø Anteil im Qualitätsprogramm 64% Prozentsatz d. d. Kriterien entspricht Auskunft AMA<br />

ø Leistung im Qualitätsprogr. 293 verkaufte Prod. m. Qualitätszuschlag Auskunft AMA<br />

Schlachtgewicht 94 kg Standard DB 02/03, Seite 180ff<br />

Schweinefleischprod. 27.542 kg Fleisch je Betr. u. Jahr errechnet<br />

Die Futtermengen werden mit Hilfe von Aufmast <strong>und</strong> Futterverwertung errechnet. Das Ergebnis bezieht sich auf kg<br />

Futterverbrauch bei Lufttrockenmasse, d.h. Trockensubstanzgehalt 88 %. In der Schweinemast wird mit<br />

Maiskornsilage ein Futtermittel eingesetzt, dessen vergleichsweise hoher Wassergehalt (ca. 38 – 40 % im Vergleich<br />

zu 12 – 14 % bei Getreide) es erfordert, die Futtermengen bei Lufttrockenmasse auf Frischmasse um<strong>zur</strong>echnen, da<br />

sich sowohl die Prozentangaben in den Rationen als auch die Preise auf kg Frischmasse beziehen. Dazu ist es<br />

notwendig, den Trockensubstanzgehalt der Ration anhand der Trockensubstanzgehalte der eingesetzten Futtermittel<br />

zu berechnen.<br />

Die in der Schweinemast angeführten Futterkosten stellen, im Gegensatz zu den für die Rinderhaltung beschriebenen<br />

Futterkosten, die gesamten Futterkosten dar. Es werden in der Schweinemast mehrere Produktionsformen <strong>und</strong><br />

Fütterungsphasen unterschieden, die beliebig miteinander kombinierbar sind. Die Mast kann mit am eigenen Betrieb<br />

produziertem oder zugekauftem Futter erfolgen. Außerdem kann die Mast in eine Anfangs- <strong>und</strong> Endmastphase<br />

unterteilt werden, oder es kann in der gesamten Mastperiode ein sogenanntes Universalmastfutter eingesetzt<br />

werden. Laut Angaben aus den Rationsberechnungen der <strong>AGES</strong> wird von je ca. 50 % der heimischen Betriebe<br />

Phasen- <strong>und</strong> Universalmast angewendet. Die Berechnungen werden folgendermaßen unterteilt: In Mast auf der Basis<br />

von Maiskornsilage mit Eigenmischung <strong>und</strong> Mast auf der Basis einer Industriemischung mit Zukauffutter. Beide<br />

Varianten gibt es sowohl mit Universal- als auch mit Phasenmast. Die Ergebnisse der Varianten Eigen- <strong>und</strong><br />

Industriemischung werden extra ausgewiesen; aus den Varianten Universal- <strong>und</strong> Phasenmast wird der gewichtete<br />

Mittelwert als Differenzkosten angegeben. Die Ferkelaufzuchtkosten werden für alle Varianten in gleicher Höhe<br />

angenommen. Die Substitution von SES erfolgt bei den Ferkelaufzuchtrationen mit Sojabohne vollfett getoastet <strong>und</strong><br />

DDGS.<br />

Seite 155 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Die Ergebnisse der Kostenberechnungen für die Schweinemast mit Maiskornsilage sind in Abbildung 9-7<br />

zusammengefasst.<br />

Abbildung 9-7: Futterdifferenzkosten, inkl. Ferkelaufzucht, bei Schweinemast mit Maiskornsilage (Eigenmischung)<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 20 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Bei der Variante mit „gentechnikfreiem“ SES nach Codex ist der Einsatz von Soft-IP-Soja mit 20 % begrenzt, <strong>und</strong> es<br />

ist daher ein geringfügiger Einsatz von kostengünstigeren Substituten, in diesem Modellfall Ackerbohne, notwendig.<br />

Bei vollständiger Substitution wird SES durch Ackerbohne <strong>und</strong> Kartoffeleiweiß ersetzt.<br />

Wenn die Schweine mit Zukauffutter aus Industriemischung gefüttert werden, entstehen Kostenveränderungen, die<br />

in Abbildung 9-8 dargestellt sind.<br />

9%<br />

7%<br />

5%<br />

3%<br />

1%<br />

-1%<br />

-3%<br />

-5%<br />

-7%<br />

Futterdifferenzkosten je kg<br />

Schweinefleisch inkl. Ferkelaufzucht<br />

5%<br />

Futter mit “GVO-<br />

freiem” SES<br />

4%<br />

X<br />

Futter mit “gen-<br />

technikfreiem”<br />

SES<br />

X<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

X X<br />

0% 0%<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X X<br />

5 % 4 % 0 % 0 %<br />

Seite 156 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-8: Futterdifferenzkosten, inkl. Ferkelaufzucht, bei Schweinemast mit Zukauffutter (Industriemischung)<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 20 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Die Substitution von SES erfolgt mit Rapsextraktionsschrot, Kartoffeleiweiß <strong>und</strong> Erbse.<br />

Wenn man berücksichtigt, dass nur ein Teil der Schweine den Qualitätskriterien entspricht, <strong>und</strong> die Kosten auf diese<br />

Schweine umgelegt werden müssen, entstehen veränderte Differenzkostenen, die in Abbildung 9-9 <strong>und</strong> Abbildung<br />

9-10 dargestellt sind.<br />

9%<br />

7%<br />

5%<br />

3%<br />

1%<br />

-1%<br />

-3%<br />

-5%<br />

-7%<br />

Futterdifferenzkosten je<br />

Mastschwein, inkl. Ferkelaufzucht<br />

4% 4%<br />

Futter mit “GVO-<br />

Freiem” SES<br />

X<br />

Futter mit “gen-<br />

technikfreiem”<br />

SES<br />

X<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

X X<br />

-4% -4%<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X X<br />

4 % 4 % -4 % -4 %<br />

Seite 157 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-9: Futterdifferenzkosten je Mastschwein im Qualitätsprogramm, inkl. Ferkelaufzucht, bei<br />

Schweinemast mit Maiskornsilage (Eigenmischung)<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

9%<br />

7%<br />

5%<br />

3%<br />

1%<br />

-1%<br />

-3%<br />

-5%<br />

-7%<br />

Futterdifferenzkosten je<br />

Mastschwein im Qualitätsprogramm,<br />

inkl. Ferkelaufzucht<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 20 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Die Kosten für konventionell (nicht mit Qualitätszuschlag) vermarktete Produkte bleiben immer gleich. Die<br />

Kostenveränderungen durch den Einsatz von Substituten werden <strong>zur</strong> Gänze den im Qualitätsprogramm<br />

vermarktbaren Produkten (das sind 64 % der Mastschweine) angerechnet.<br />

Bei der Variante mit „gentechnikfreiem“ SES nach Codex ist der Einsatz von Soft-IP-Soja mit 20 % begrenzt, <strong>und</strong> es<br />

ist daher ein geringfügiger Einsatz von kostengünstigeren Substituten, in diesem Modellfall Ackerbohne, notwendig.<br />

Bei vollständiger Substitution wird SES durch Ackerbohne <strong>und</strong> Kartoffeleiweiß ersetzt.<br />

8%<br />

Futter mit “GVO-<br />

Freiem” SES<br />

6%<br />

X<br />

Futter mit “gen-<br />

technikfreiem”<br />

SES<br />

X<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

X X<br />

0% 0%<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X X<br />

8 % 6 % 0 % 0 %<br />

Seite 158 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-10: Futterdifferenzkosten je Mastschwein im Qualitätsprogramm, inkl. Ferkelaufzucht, bei<br />

Schweinemast mit Zukauffutter (Industriemischung)<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

9%<br />

7%<br />

5%<br />

3%<br />

1%<br />

-1%<br />

-3%<br />

-5%<br />

-7%<br />

Futterdifferenzkosten je<br />

Mastschwein im Qualitätsprogramm,<br />

inkl. Ferkelaufzucht<br />

7% 7%<br />

Futter mit “GVO-<br />

freiem” SES<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 20 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Die Kosten für konventionell (nicht mit Qualitätszuschlag) vermarktete Produkte bleiben immer gleich. Die<br />

Kostenveränderungen durch den Einsatz von Substituten werden <strong>zur</strong> Gänze den im Qualitätsprogramm<br />

vermarktbaren Produkten (das sind 64 % der Mastschweine) angerechnet.<br />

Die Substitution von SES erfolgt mit Rapsextraktionsschrot, Kartoffeleiweiß <strong>und</strong> Erbse.<br />

Einen weiteren Kostenfaktor in der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktion stellen die später in Kapitel 9.1.3<br />

beschriebenen Kontrollkosten dar. Werden diese mit den geänderten Futterkosten addiert, ergeben sich daraus<br />

Differenzkosten, die in Tabelle 9-8 zusammengefasst sind.<br />

X<br />

Futter mit “gen-<br />

technikfreiem”<br />

SES<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

X X<br />

-6% -6%<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X X<br />

X<br />

7 % 7 % -6 % -6 %<br />

Seite 159 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Tabelle 9-8: Differenzkosten je kg Schweinefleisch im Qualitätsprogramm auf Basis ganzer Schlachtkörper (d.h.<br />

inklusive Knochen, Abschnitte etc.)<br />

Die Verfügbarkeit der Substitute <strong>und</strong> Zusatzstoffe nach Codex wurden in dieser Tabelle nicht<br />

berücksichtigt!<br />

Angaben in Cent je kg Schweinefleisch mit<br />

entsprechender Qualität<br />

mit „GVO-freiem“ SES<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

ohne SES<br />

(mit Substituten)<br />

von bis von bis<br />

Futterdifferenzkosten laut 35 Modellrationen<br />

nach VO (EG) 1829/2003 <strong>und</strong> Codex 3,80 5,10 - 3,80 -0,20<br />

Erhobene Kontrollkosten nach Codex 0,40 0,50 0,40 0,50<br />

Summe nach Codex <strong>„gentechnikfrei“</strong> 4,20 5,60 - 3,40 0,30<br />

Bei Schweinefleisch ist zu berücksichtigen, dass es aufgr<strong>und</strong> der saisonal schwankenden Nachfrage nach bestimmten<br />

Teilstücken (z.B. Schnitzelteile <strong>und</strong> Karree), nicht immer möglich ist, die gesamte Schweinehälfte als Frischfleisch im<br />

Qualitätsprogramm zu vermarkten. Um diese schwankende Nachfrage von Konsumenten nach gewissen Teilstücken<br />

abdecken zu können, wird ein durchschnittlicher Überschuss von 50 Prozent des Frischfleisches, der nach den<br />

entsprechenden Richtlinien produziert wird, angenommen. Zusätzlich fallen auf der landwirtschaftlichen Erzeugerseite<br />

Produktionskosten an, die jedoch nur auf r<strong>und</strong> 50 Prozent der Tiere, die endgültig den Qualitätskriterien entsprechen,<br />

umgelegt werden können, da nicht alle Tiere bzw. Schlachtkörper den Qualitätskriterien (z.B. pH1 <strong>und</strong> pH12,<br />

Muskelfleischanteil etc.) entsprechen. Wenn man diese Zahlen in einem Faktor ausdrücken will, ergibt sich in Summe<br />

ein durchschnittlicher Faktor von 3. Diese Angaben stammen aus den Daten des derzeitigen AMA-<br />

Gütesiegelprogramms. Durch saisonal bedingte Spitzen (Grillzeit, Weihnachten etc.) <strong>und</strong> im Falle von Aktionen des<br />

Lebensmitteleinzelhandels kann sich der Faktor wie folgt vervielfachen. Wenn z.B. nur die Karreerose abgesetzt<br />

werden kann, müssen die Differenzkosten auf dieses Teilstück aufgeschlagen werden. Der dabei <strong>zur</strong> Anwendung<br />

kommende Faktor errechnet sich folgendermaßen: Eine durchschnittliche Schweinehälfte, z.B.: im AMA-<br />

Gütesiegelprogramm Frischfleisch, wiegt 46.5 kg <strong>und</strong> davon ist der Anteil der Karreerose ca. 8 Prozent (3.72 kg).<br />

Somit muss diesen 3.72 kg unter Umständen der gesamte Differenzpreis für die verbleibenden 42.78 kg<br />

aufgeschlagen werden.<br />

Tabelle 9-9: Ausschnitt aus einer durchschnittlichen Schnittliste einer Schweinehälfte<br />

Teilstück Anteil<br />

Karreerose 8,0 %<br />

Filet 1,0 %<br />

Bauch Hamburger 10,0 %<br />

Schopf ohne Knochen 5,5 %<br />

Quelle: AMA Marketing GmbH<br />

9.1.2.3.4. Legehennenhaltung:<br />

Für die Berechnungen werden die Leistungen eines durchschnittlichen österreichischen Legehennenbetriebs<br />

herangezogen:<br />

Tabelle 9-10: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Legehennenbetriebs<br />

Legehennen<br />

Anzahl der Hennen 2000 je Betrieb Auskunft AMA<br />

Eier je Henne <strong>und</strong> Jahr 271,2 Stück errechnet laut Auskunft AMA<br />

Eier je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 542.400 Je Jahr 26 Start- u. 339 Legetage errechnet laut Auskunft AMA<br />

Legeleistung 80 %<br />

ø Anteil im Qualitätsprogramm 95% Auskunft AMA<br />

ø Leistung im Qualitätsprogr. 515.280 Stück errechnet<br />

Seite 160 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Die Haltungsperiode einer Legehenne setzt sich aus zwei Teilen, der Startperiode, in der Legestarter gefressen wird<br />

<strong>und</strong> der Legeperiode, in der Legealleinfutter gefressen wird, zusammen. Es werden Futterkosten für Boden- <strong>und</strong><br />

Freilandlegehennenhaltung berechnet. Nach den Rationsangaben der <strong>AGES</strong> beträgt der Futterverbrauch während der<br />

Startperiode bei beiden Haltungsvarianten 85 g je Henne <strong>und</strong> Tag. Während der Legeperiode liegt er bei 120 g je<br />

Henne <strong>und</strong> Tag in der Bodenhaltung <strong>und</strong> bei 130 g in der Freilandhaltung. Mit Hilfe des<br />

Standarddeckungsbeitragskataloges (BMLFUW, 2002, 197) wurde die Dauer der Startperiode mit 28 Tagen <strong>und</strong> die<br />

Dauer der Legeperiode mit 365 Tagen festgelegt, d.h. auf ein Jahr entfallen im Durchschnitt 26 Start- <strong>und</strong> 339<br />

Legetage. In den 339 Legetagen beträgt die durchschnittliche Legeleistung 80 %, d.h. eine Henne legt im Jahr (nicht<br />

in der gesamten Legeperiode) 271,2 Eier. Der Futterverbrauch für die gesamte Haltungsperiode ergibt sich daher aus<br />

dem täglichen Futterbedarf multipliziert mit der Anzahl der Haltungstage in der jeweiligen Periode. Dieser<br />

Futterbedarf wird mit den Prozentsätzen aus den Rationsangaben multipliziert, um zum Verbrauch in kg der<br />

einzelnen Futtermittel zu gelangen. Der Verbrauch je kg Futtermittel wird mit den erhobenen Preisen multipliziert <strong>und</strong><br />

die Produkte dieser Multiplikationen zu den Futterkosten je Henne <strong>und</strong> Haltungsperiode addiert.<br />

Die Futterkosten je Ei ergeben sich aus der Division der Futterkosten je Henne durch die Anzahl der gelegten Eier in<br />

der gesamten Haltungsdauer. Die Berechnung der Differenzkosten erfolgt durch Subtraktion der Futterkosten bei<br />

konventioneller Haltung von jenen der anderen Varianten.<br />

Der SES-Anteil ist bei intensiver Haltung deutlich höher, was <strong>zur</strong> Folge hat, dass die Kostensteigerung deutlich höher<br />

als bei extensiver Fütterung ausfällt.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 161 von 272


� Bodenhaltung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Die Ergebnisse bei Bodenhaltung sind in Abbildung 9-11: Futterdifferenzkosten je Ei bei Bodenhaltung<br />

zusammengefasst.<br />

Abbildung 9-11: Futterdifferenzkosten je Ei bei Bodenhaltung<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 10 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Bei Einhaltung der österreichischen Codex-Richtlinie wird in der vorliegenden Modellannahme wegen der<br />

Beschränkung des Soft-IP-Soja-Einsatzes auch ein Substitut, in diesem Fall Kürbiskernkuchen, eingesetzt. Wenn SES<br />

vollständig aus der Ration entfernt wird, werden im Modell Kürbiskernkuchen, Sonnenblumenextraktionsschrot, Erbse<br />

<strong>und</strong> Maiskleber eingesetzt.<br />

� Freilandhaltung:<br />

Wie bereits erwähnt, sind die Kostenunterschiede bei jenen Rationen, in denen SES enthalten ist, in der extensiven<br />

Legehennenhaltung wegen des niedrigeren SES-Anteils geringer. Die Mehrkosten sind in der folgenden Abbildung<br />

dargestellt.<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

6%<br />

Futter mit “GVO-<br />

freiem” SES<br />

Futterdifferenzkosten je Ei 6 % 6 % 2 % 2 %<br />

6%<br />

X<br />

Futter mit “gen-<br />

technikfreiem SES<br />

t<br />

X<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

2% 2%<br />

X X<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X<br />

X<br />

Seite 162 von 272


7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

2% 2%<br />

2% 2%<br />

2%<br />

1%<br />

0% X X X<br />

Futterdifferenzkosten<br />

Futter mit<br />

“GVO-freiem” SES<br />

2 %<br />

Futter mit “gen- Futter ohne SES nach Futter ohne SES nach<br />

technikfreiem”<br />

-<br />

SES VO (EG) 1829/2003 Codex<br />

2 % 2 % 2 % X X<br />

Abbildung 9-12: Futterdifferenzkosten je Ei bei Freilandhaltung<br />

X<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 14 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Als Substitute werden Sojabohne vollfett getoastet, Sonnenblumenextraktionsschrot, Erbse <strong>und</strong> Kürbiskernkuchen in<br />

die Modellration aufgenommen.<br />

Wenn nun für beide Haltungsformen die Futterdifferenzkosten auf jene 95 % der Eier aufgeteilt werden, die auch<br />

den Qualitätskriterien eines Qualitätsprogramms entsprechen, nehmen die Differenzkosten die Werte an, die in<br />

Abbildung 9-13 <strong>und</strong> Abbildung 9-14 dargestellt sind.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 163 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-13: Futterdifferenzkosten je Ei im Qualitätsprogramm bei Bodenhaltung<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 10 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Bei Einhaltung der österreichischen Codex-Richtlinie wird in der vorliegenden Modellannahme wegen der<br />

Beschränkung des Soft-IP-Soja-Einsatzes auch ein Substitut, in diesem Fall Kürbiskernkuchen, eingesetzt. Wenn SES<br />

vollständig aus der Ration entfernt wird, werden im Modell Kürbiskernkuchen, Sonnenblumenextraktionsschrot, Erbse<br />

<strong>und</strong> Maiskleber eingesetzt.<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Futterdifferenzkosten je Ei im<br />

Qualitätsprogramm<br />

6%<br />

Futter mit “GVO-<br />

freiem” SES<br />

6%<br />

X<br />

Futter mit “gen-<br />

technikfreiem”<br />

SES<br />

X<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

2% 2%<br />

X X<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X X<br />

6 % 6 % 2 % 2 %<br />

Seite 164 von 272


7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Futterdifferenzkosten je Ei im<br />

Qualitätsprogramm<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-14: Futterdifferenzkosten je Ei im Qualitätsprogramm bei Freilandhaltung<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 14 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Als Substitute werden Sojabohne vollfett getoastet, Sonnenblumenextraktionsschrot, Erbse <strong>und</strong> Kürbiskernkuchen in<br />

die Modellration aufgenommen.<br />

2% 2%<br />

Futter mit “GVO-<br />

freiem” SES<br />

Einen weiteren Kostenfaktor in der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktion stellen die später in Kapitel 9.1.3<br />

beschriebenen Kontrollkosten dar. Werden diese mit den geänderten Futterkosten addiert, ergeben sich daraus<br />

Differenzkosten, die in Tabelle 9-11 zusammengefasst sind.<br />

X<br />

Futter mit “gentechnikfreiem”<br />

SES<br />

X<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

2% 2%<br />

X X<br />

Futter ohne SES<br />

nach VO (EG)<br />

1829/2003<br />

Futter ohne SES<br />

nach Codex<br />

X X<br />

2 % 2 % 2 % 2 %<br />

Seite 165 von 272


Tabelle 9-11: Differenzkosten je Ei im Qualitätsprogramm<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Die Verfügbarkeit der Substitute <strong>und</strong> Zusatzstoffe nach Codex wurden in dieser Tabelle nicht<br />

berücksichtigt!<br />

Angaben in Cent je Ei mit entsprechender<br />

Qualität mit „GVO-freiem“ SES<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

ohne SES<br />

(mit Substituten)<br />

von bis von bis<br />

Futterdifferenzkosten laut 15 Modellrationen<br />

nach VO (EG) 1829/2003 <strong>und</strong> Codex 0,10 0,20 0,10 0,10<br />

Erhobene Kontrollkosten nach Codex 0,02 0,03 0,02 0,03<br />

Summe nach Codex <strong>„gentechnikfrei“</strong> 0,12 0,23 0,12 0,13<br />

9.1.2.3.5. Hühnermast<br />

Für die Berechnungen werden die Leistungen eines durchschnittlichen österreichischen Hühnermastbetriebs<br />

herangezogen:<br />

Tabelle 9-12: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Hühnermastbetriebs<br />

Hühnermast<br />

Produzierte Stück je Betr. 9.546 errechnet aus dem Bestand laut Agrarstrukturerhebung 2003 u.<br />

d. durchschn. Umtrieb von 5,75 laut Standard DB 02/03, Seite 191<br />

Schlachtgewicht 1,70 kg<br />

Hühnerfleischproduktion 16.228 kg Fleisch je Betr. u. Jahr<br />

ø Anteil im Qualitätsprogramm 87,5% Prozentsatz d. d. Kriterien entspricht<br />

ø Leistung im Qualitätsprogr. 14.200 kg Fleisch je Betr. u. Jahr<br />

Die Berechnung der Futtermenge erfolgt anhand von Aufmast, Futterverwertung <strong>und</strong> den Angaben aus den<br />

Rationen. Die Futterkosten werden analog zu den bisher beschriebenen Nutzungsrichtungen berechnet.<br />

Erwartungsgemäß ergeben sich auch hier Kostensteigerungen durch die Umstellung auf „GVO-freien“ SES. Die<br />

Ergebnisse sind in Abbildung 9-15 zusammengefasst.<br />

Seite 166 von 272


7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Abbildung 9-15: Futterdifferenzkosten je Masthuhn<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 18 Modellrationen durchgeführt.<br />

5%<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Wenn der österreichische Codex eingehalten wird, gibt es zwei Möglichkeiten der Fütterung. Entweder wird maximal<br />

20 % „gentechnikfreier“ SES Soft-IP eingesetzt <strong>und</strong> das restliche benötigte Rohprotein mit Substituten ergänzt, oder<br />

SES wird <strong>zur</strong> Gänze durch „gentechnikfreien“ Hard-IP-SES ersetzt. Bei der Variante mit „gentechnikfreiem“ SES nach<br />

Codex wird SES im Modellfall mit dem im Erhebungszeitraum vergleichsweise teuren Substitut Kürbiskernkuchen<br />

ersetzt. Bei den Substitutionsrationen wurde SES vollständig durch Erbse, Ackerbohne, Maiskleber, Kartoffeleiweiß,<br />

Sonnenblumenkuchen <strong>und</strong> Kürbiskernkuchen ersetzt.<br />

6%<br />

X<br />

Einen weiteren Kostenfaktor in der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktion stellen die später in Kapitel 9.1.3<br />

beschriebenen Kontrollkosten dar. Werden diese mit den geänderten Futterkosten addiert, ergeben sich daraus<br />

Differenzkosten, die in Tabelle 9-13 zusammengefasst sind.<br />

Wenn angenommen wird, dass der Anteil an erster Qualität den Kriterien eines Qualitätsprogramms entsprechen<br />

würde ergäbe sich folgendes Bild: Laut DI BAUER beträgt dieser Anteil 85 bis 90 % (d.h. durchschnittlich 87,5 %).<br />

5%<br />

Futter mit „GVO- Futter mit „gen- Futter mit „genfreiem“<br />

SES technikfreiem“<br />

SES<br />

technikfreiem”<br />

SES Hard IP<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

1% 1%<br />

Futter ohne<br />

SES nach VO<br />

(EG) 1829/2003<br />

Futter ohne<br />

SES nach<br />

Codex<br />

Futterdifferenzkosten je Masthuhn 5 % 6 % 5 % 1 % 1 %<br />

X<br />

X<br />

X X<br />

X X X<br />

Seite 167 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Werden die Futterdifferenzkosten auf diese Menge an Hühnern umgelegt verteilen sich die Kosten wie in der<br />

folgenden Abbildung dargestellt.<br />

Abbildung 9-16: Futterdifferenzkosten je Masthuhn im Qualitätsprogramm<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Futterdifferenzkosten je Masthuhn<br />

im Qualitätsprogramm<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 18 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend<br />

gegeben (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach<br />

Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte<br />

Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

6%<br />

Futter mit<br />

“GVO-freiem”<br />

SES<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Wenn der österreichische Codex eingehalten wird, gibt es zwei Möglichkeiten der Fütterung. Entweder wird maximal<br />

20 % „gentechnikfreier“ SES Soft-IP eingesetzt <strong>und</strong> das restliche benötigte Rohprotein mit Substituten ergänzt, oder<br />

SES wird <strong>zur</strong> Gänze durch „gentechnikfreien“ Hard-IP-SES ersetzt. Bei der Variante mit „gentechnikfreiem“ SES nach<br />

Codex wird SES im Modellfall mit dem im Erhebungszeitraum vergleichsweise teuren Substitut Kürbiskernkuchen<br />

ersetzt. Bei den Substitutionsrationen wurde SES vollständig durch Erbse, Ackerbohne, Maiskleber, Kartoffeleiweiß,<br />

Sonnenblumenkuchen <strong>und</strong> Kürbiskernkuchen ersetzt.<br />

7%<br />

6%<br />

X X<br />

1% 1%<br />

X X<br />

Futter mit “gen- Futter mit “gen- Futter ohne Futter ohne<br />

technikfreiem”<br />

SES<br />

technikfreiem” SES nach VO<br />

SES Hard IP (EG) 1829/2003<br />

SES nach<br />

Codex<br />

X<br />

6 % 7 % 6 % 1 % 1 %<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

X X X<br />

Seite 168 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Tabelle 9-13: Differenzkosten je kg Hühnerfleisch im Qualitätsprogramm auf Basis ganzer Geflügelschlachtkörper<br />

Die Verfügbarkeit der Substitute <strong>und</strong> Zusatzstoffe nach Codex wurden in dieser Tabelle nicht<br />

berücksichtigt!<br />

Angaben in Cent je kg Hühnerfleisch mit „GVO-freiem“ SES<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

ohne SES<br />

(mit Substituten)<br />

von bis von bis<br />

Futterdifferenzkosten laut 18 Modellrationen<br />

nach VO (EG) 1829/2003 <strong>und</strong> Codex 3,70 3,90 0,50 0,50<br />

Erhobene Kontrollkosten nach Codex 0,70 0,90 0,70 0,90<br />

Summe nach Codex <strong>„gentechnikfrei“</strong> 4,40 4,80 1,20 1,40<br />

9.1.2.3.6. Putenmast<br />

Für die Berechnungen werden die Leistungen eines durchschnittlichen österreichischen Putenmastbetriebs<br />

herangezogen:<br />

Tabelle 9-14: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Putenmastbetriebs<br />

Putenmast<br />

Produzierte Stück je Betr. 9.500 Stück Auskunft AMA<br />

ø Anteil im Qualitätsprogramm 98,65% errechnet laut Auskunft AMA<br />

ø Leistung im Qualitätsprogr. 9.372 Stück errechnet<br />

Schlachtgewicht 12,75 kg Standard DB 02/03, Seite 202<br />

Putenfleischproduktion 119.490 kg Fleisch je Betr. u. Jahr errechnet<br />

Eine Besonderheit der Putenmast ist, dass eine getrennt geschlechtliche Mast auf Gr<strong>und</strong> der unterschiedlichen<br />

Mastendgewichte von weiblichen <strong>und</strong> männlichen Masttieren notwendig ist. Die Mastendgewichte betragen laut <strong>AGES</strong><br />

bei weiblichen Puten 9,5 – 10 kg <strong>und</strong> bei männlichen 20 – 22 kg. Es wird angenommen, dass der Anteil weiblich-<br />

männlich je 50 % beträgt. Die Futterkosten müssen für beide Geschlechter separat berechnet werden. Die<br />

Vorgehensweise ist in beiden Fällen gleich. Mit Hilfe des Futterverbrauchs im jeweiligen Mastabschnitt <strong>und</strong> den<br />

angegebenen Rationen wird der Verbrauch je Futtermittel errechnet, <strong>und</strong> die Kosten werden analog zu den bereits<br />

beschriebenen Nutzungsrichtungen ermittelt. Ein wesentlicher Unterschied zu allen anderen Nutzungsrichtungen<br />

besteht darin, dass es nicht möglich ist, Puten in den ersten 3 Fütterungsphasen ohne SES bedarfsgerecht zu füttern.<br />

Da aus diesem Gr<strong>und</strong> keine Rationen ohne SES erstellt werden, können dazu auch keine Berechnungen durchgeführt<br />

werden. Es werden die Berechnungen nur für die drei Varianten mit „GVO-freiem“ SES, mit „gentechnikfreiem“ SES<br />

nach Codex mit max. 20 % Soft-IP-SES-Anteil <strong>und</strong> mit „gentechnikfreiem“ SES nach Codex mit Hard-IP-SES<br />

durchgeführt.<br />

Da es in der Putenmast notwendig ist, die Tiere nach Geschlechtern getrennt zu halten <strong>und</strong> Mastendgewichte <strong>und</strong><br />

Futterverbrauch sehr unterschiedlich sind, werden die Futterkosten für weibliche <strong>und</strong> männliche Masttiere getrennt<br />

berechnet. Die Ergebnisse enthalten den gewichteten Mittelwert aus den Kosten für weibliche <strong>und</strong> männliche Tiere<br />

<strong>und</strong> sind in Abbildung 9-17 angeführt.<br />

Seite 169 von 272


Futterdifferenzkosten je<br />

Mastpute<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Abbildung 9-17: Futterdifferenzkosten je Mastpute<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 24 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von bestimmten Zusatzstoffen nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend gegeben<br />

(Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die<br />

bestimmte Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Im Modellfall wird der Rohproteinbedarf, der mit maximal 20 % Soft-IP-SES in der Ration nicht gedeckt werden kann,<br />

durch Maiskraftfutter, Maiskleber, Rapsextraktionsschrot, Sonnenblumenextraktionsschrot, Kartoffeleiweiß,<br />

Kürbiskernkuchen <strong>und</strong> Erbse ergänzt. Aufgr<strong>und</strong> der hochpreisigen Substitute (z.B. Kartoffeleiweiß € 63,- je dt) sind<br />

die Mehrkosten bei dieser Ration höher.<br />

Wenn berücksichtigt wird, dass von den geschlachteten Tieren 98,65 % den Kriterien eines Qualitätsprogramms<br />

entsprechen, erhöhen sich die Kosten wie in Abbildung 9-18 dargestellt.<br />

5%<br />

Futter mit “GVO-freiem”<br />

SES<br />

8%<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

X X<br />

Futter mit “gentechnik-<br />

freiem SES<br />

5%<br />

Futter mit “gentechnik-<br />

freiem” SES Hard IP<br />

X X<br />

5 % 8 % 5 %<br />

Seite 170 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-18: Futterdifferenzkosten je Mastpute im Qualitätsprogramm<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Abbildung:<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Futterdifferenzkosten je<br />

Mastpute im Qualitätsprogramm<br />

� Die Berechnungen werden anhand von 24 Modellrationen durchgeführt.<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004.<br />

� Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen, die<br />

Verfügbarkeit von bestimmten Zusatzstoffen nach Codex ist jedoch derzeit nicht ausreichend gegeben<br />

(Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach Codex siehe Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die<br />

bestimmte Zusatzstoffe nach Codex enthalten, derzeit „gestrichen“ werden.<br />

� Preisänderungen bei Substituten bei geänderter Nachfrage sind nicht berücksichtigt.<br />

� Weitere berücksichtigte <strong>und</strong> nicht berücksichtigte Kosten sind in Tabelle 9-1 angeführt.<br />

Im Modellfall wird der Rohproteinbedarf, der mit maximal 20 % Soft-IP-SES in der Ration nicht gedeckt werden kann,<br />

durch Maiskraftfutter, Maiskleber, Rapsextraktionsschrot, Sonnenblumenextraktionsschrot, Kartoffeleiweiß,<br />

Kürbiskernkuchen <strong>und</strong> Erbse ergänzt. Aufgr<strong>und</strong> der hochpreisigen Substitute (z.B. Kartoffeleiweiß € 63,- je dt) sind<br />

die Mehrkosten bei dieser Ration höher.<br />

5%<br />

Futter mit “GVO-freiem”<br />

SES<br />

Einen weiteren Kostenfaktor in der „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produktion stellen die später in Kapitel 9.1.3<br />

beschriebenen Kontrollkosten dar. Werden diese mit den geänderten Futterkosten addiert, ergeben sich daraus<br />

Differenzkosten, die in Tabelle 9-15 zusammengefasst sind.<br />

8%<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

X X<br />

Futter mit gentechnik-<br />

freiem” SES<br />

5%<br />

Futter mit “gentechnik-<br />

freiem” SES Hard IP<br />

X X<br />

5 % 8 % 5 %<br />

Seite 171 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Tabelle 9-15: Differenzkosten je kg Putenfleisch im Qualitätsprogramm<br />

Verfügbarkeit der Zusatzstoffe wurde in dieser Tabelle nicht berücksichtigt!<br />

Angaben in Cent je kg Putenfleisch mit<br />

entsprechender Qualität mit „GVO-freiem“ SES<br />

von bis<br />

Futterdifferenzkosten laut 24 Modellrationen<br />

nach VO (EG) 1829/2003 <strong>und</strong> Codex 5,70 10,20<br />

Erhobene Kontrollkosten nach Codex 0,10 0,10<br />

Summe nach Codex <strong>„gentechnikfrei“</strong> 5,80 10,30<br />

9.1.3. Kontrollkosten<br />

Zur Überprüfung der Einhaltung der Richtlinien ist es notwendig, in den landwirtschaftlichen Betrieben <strong>und</strong><br />

Futtermittelwerken Kontrollen durchzuführen. Bei der Erhebung der Kosten für diese Kontrollen wird davon<br />

ausgegangen, dass jeder Betrieb einmal jährlich überprüft wird <strong>und</strong> der Qualitätsprogrammbetreiber, <strong>und</strong> nicht<br />

einzelne Landwirte, den Vertrag mit der Kontrollstelle abschließt.<br />

9.1.3.1. Durchführung der Anfrage an österreichische Bio-Kontrollstellen<br />

In Österreich sind die akkreditierten Biokontrollstellen berechtigt die Prüfung auf eine „gentechnikfreie“ Produktion<br />

durchzuführen, wenn diese um die Aufnahme in das Akkreditierungsverfahren bei der Akkreditierungsstelle<br />

angesucht haben. Diese Kontrollstellen sind in Tabelle 9-16 angeführt:<br />

Tabelle 9-16: Akkreditierte Biokontrollstellen in Österreich<br />

Agrovet – Lebensmittel- <strong>und</strong> Umweltqualität Sicherung GmbH Königsbrunnerstraße 8<br />

Biokontrollservice Österreich<br />

2202 Enzersfeld<br />

Feyregg 39<br />

4552 Wartberg<br />

Lebensmittelversuchsanstalt Blaasstraße 29<br />

Privatinstitut für Qualitätssicherung <strong>und</strong> Zertifizierung<br />

ökologisch erzeugter Lebensmittel GmbH (lacon)<br />

1190 Wien<br />

Arnreit 13<br />

4122 Arnreit<br />

Salzburger Landwirtschaftliche Kontrolle Maria-Cebotari-Straße 3<br />

5020 Salzburg<br />

SGS Austria Controll-Co. GmbH Johannesgasse 14<br />

1015 Wien<br />

Verband Kontrollservice Tirol Brixnerstraße 1<br />

Quelle: www.bmwa.gv.at 2005-03-01<br />

6020 Innsbruck<br />

An diese Kontrollstellen wurde am 18. März 2005 ein Fragebogen ausgesandt, in dem sie gebeten wurden, die<br />

Kontrollkosten <strong>und</strong> den Kontrollumfang für jede Tierart nach der Anzahl der Betriebe gestaffelt anzugeben. Die<br />

Vorgabe war, dass laut Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> geprüft werden muss; der genaue Kontrollumfang<br />

wurde nicht vorgegeben. Weiters wurde gefragt, ob eine Kontrolle, die im Zuge einer anderen Kontrolle (z.B.<br />

Tierschutz, AMA-Gütesiegel) durchgeführt wird, eine Kostenreduktion bringen würde. Dieser Punkt wurde als<br />

„reduzierte Kontrollkosten“ bezeichnet.<br />

Von vier Kontrollstellen wurden Informationen <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 172 von 272


9.1.3.2. Kontrollumfang<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Unabhängig voneinander gaben alle Kontrollstellen im wesentlichen den selben Kontrollumfang bekannt, der sich wie<br />

folgt gliedert:<br />

� Pflanzenbau:<br />

o Saatgut<br />

� Tierhaltung:<br />

o Pflanzenschutzmittel<br />

o Düngemittel<br />

o Viehverkehr<br />

o Umstellungsfristen<br />

o Zukauffuttermittel<br />

o Silierhilfsmittel<br />

Zur Überprüfung dieser Punkte werden Rechnungen, Lieferscheine <strong>und</strong> sonstige Aufzeichnungen kontrolliert.<br />

Außerdem beinhaltet die Kontrolle eine Musterziehung. Sollte eine Laboranalyse notwendig sein, wären damit<br />

zusätzliche Kosten verb<strong>und</strong>en.<br />

9.1.3.3. Preise <strong>und</strong> Kosten je Einheit (Tier bzw. kg Fleisch, kg Milch, Ei)<br />

Aus den von den Kontrollstellen angegebenen Preisen wurde der Mittelwert berechnet <strong>und</strong> in Tabelle 9-17<br />

zusammengefasst. Betriebswirtschaftlich relevant sind nicht die Kosten je Betrieb, sondern die Kosten je produzierter<br />

Einheit. Sie hängen davon ab, wie viel von einem Produkt erzeugt wird. Die Produktionsmenge ist den Daten aus<br />

Kapitel 9.1.1 zu entnehmen. Es muss davon ausgegangen werden, dass jeder Betrieb nur einen Betriebszweig hat<br />

bzw. die Kontrollkosten für jeden einzelnen Betriebszweig anfallen, weil nicht bekannt ist, wie viele Betriebe welche<br />

Nutzungsrichtungen gleichzeitig haben. Aus den Angaben der Kontrollstellen <strong>und</strong> den Produktionsmengen wurden<br />

folgende anteilige Kontrollkosten je kg Milch, kg Fleisch <strong>und</strong> je Ei bzw. je Tier errechnet, die in Tabelle 9-17<br />

zusammengefasst sind.<br />

Tabelle 9-17: Anteilige Kontrollkosten je produzierter Einheit <strong>und</strong> je Tier<br />

Kontrollkosten<br />

Milchvieh<br />

zu kontrollierende Betriebe 500 2500 5000<br />

Kosten laut Kontrollstellen 124,3 121,5 118,0 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 136,7 133,7 129,8 inkl. 10 % USt.<br />

kg Milch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 45.918,4<br />

Kontrollkosten je kg Milch in Cent 0,30 0,29 0,28<br />

Kühe je Betrieb 10,1<br />

Kontrollkosten je Kuh in € 13,53 10,87 10,55<br />

Reduzierte Kontrollkosten<br />

zu kontrollierende Betriebe 500 2500 5000<br />

Kosten laut Kontrollstellen 100,0 96,0 93,8 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 110,0 105,6 103,1 inkl. 10 % USt.<br />

kg Milch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 45.918,4<br />

Kontrollkosten je kg Milch in Cent 0,24 0,23 0,22<br />

Kühe je Betrieb 10,1<br />

Kontrollkosten je Kuh in € 10,89 8,59 8,38<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 173 von 272


Kontrollkosten<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Rindermast<br />

zu kontrollierende Betriebe 500 2500 5000<br />

Kosten laut Kontrollstellen 114,3 111,5 108,0 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 125,7 122,7 118,8 inkl. 10 % USt.<br />

kg Fleisch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 4.305,0<br />

Kontrollkosten je kg Fleisch in Cent 2,92 2,85 2,76<br />

Anzahl der Rinder 12,3 mit Qualitätszuschlag Jahresproduktion<br />

Kontrollkosten je Rind in € 10,22 9,97 9,66<br />

Reduzierte Kontrollkosten<br />

zu kontrollierende Betriebe 500 2500 5000<br />

Kosten laut Kontrollstellen 90,0 86,0 83,8 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 99,0 94,6 92,1 inkl. 10 % USt.<br />

kg Fleisch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 4.305,0<br />

Kontrollkosten je kg Fleisch in Cent 2,30 2,20 2,14<br />

Anzahl der Rinder 12,3 mit Qualitätszuschlag Jahresproduktion<br />

Kontrollkosten je Rind in € 8,05 7,69 7,49<br />

Kontrollkosten<br />

Schweinemast<br />

zu kontrollierende Betriebe 500 2500 5000<br />

Kosten laut Kontrollstellen 114,3 111,5 108,0 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 125,7 122,7 118,8 inkl. 10 % USt.<br />

kg Fleisch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 27.542,00<br />

Kontrollkosten je kg Fleisch in Cent 0,46 0,45 0,43<br />

Anzahl der Schweine je Betrieb 293,00 mit Qualitätszuschlag Jahresproduktion<br />

Kontrollkosten je Schwein in € 0,43 0,42 0,41<br />

Reduzierte Kontrollkosten<br />

zu kontrollierende Betriebe 500 2500 5000<br />

Kosten laut Kontrollstellen 100,5 96,5 94,3 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 110,6 106,2 103,7 inkl. 10 % USt.<br />

kg Fleisch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 27.542,00<br />

Kontrollkosten je kg Fleisch in Cent 0,40 0,39 0,38<br />

Anzahl der Schweine je Betrieb 293,00 mit Qualitätszuschlag Jahresproduktion<br />

Kontrollkosten je Schwein in € 0,38 0,36 0,35<br />

Kontrollkosten<br />

Legehennen<br />

zu kontrollierende Betriebe 600<br />

Kosten laut Kontrollstellen 125,5 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 138,1 inkl. 10 % USt.<br />

Eier je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 515.280,0<br />

Kontrollkosten je Ei in Cent 0,03<br />

Hennen je Betrieb 2000<br />

Kontrollkosten je Henne in € 0,07<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 174 von 272


Reduzierte Kontrollkosten<br />

zu kontrollierende Betriebe 500<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Kosten laut Kontrollstellen 100,0 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 110,0 inkl. 10 % USt.<br />

Eier je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 515.280,0<br />

Kontrollkosten je Ei in Cent 0,02<br />

Hennen je Betrieb 2000<br />

Kontrollkosten je Henne in € 0,06<br />

Kontrollkosten<br />

Hühnermast<br />

zu kontrollierende Betriebe 100 200<br />

Kosten laut Kontrollstellen 134,3 128,0 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 147,7 140,8 inkl. 10 % USt.<br />

kg Fleisch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 16.228,2<br />

Kontrollkosten je kg Fleisch in Cent 0,91 0,87<br />

Anzahl der Hühner 9546 Jahresproduktion<br />

Kontrollkosten je Huhn in € 0,015 0,015<br />

Reduzierte Kontrollkosten<br />

zu kontrollierende Betriebe 100 200<br />

Kosten laut Kontrollstellen 106,3 102,5 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 116,9 112,8 inkl. 10 % USt.<br />

kg Fleisch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 16.228,2<br />

Kontrollkosten je kg Fleisch in Cent 0,72 0,69<br />

Anzahl der Hühner 9546 Jahresproduktion<br />

Kontrollkosten je Huhn in € 0,012 0,012<br />

Kontrollkosten<br />

Putenmast<br />

zu kontrollierende Betriebe 40<br />

Kosten laut Kontrollstellen 140,5 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 154,6 inkl. 10 % USt.<br />

kg Fleisch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 119.489,8<br />

Kontrollkosten je kg Fleisch in Cent 0,13<br />

Anzahl der Puten 9.372,0 Jahresproduktion mit entsprechender Qualität<br />

Kontrollkosten je Pute in € 0,016<br />

Reduzierte Kontrollkosten<br />

zu kontrollierende Betriebe 40<br />

Kosten laut Kontrollstellen 112,5 je Betrieb<br />

Kontrollkosten je Betrieb in € 123,8 inkl. 10 % USt.<br />

kg Fleisch je Betrieb <strong>und</strong> Jahr 119.489,8<br />

Kontrollkosten je kg Fleisch in Cent 0,10<br />

Anzahl der Puten 9.372,0 Jahresproduktion mit entsprechender Qualität<br />

Kontrollkosten je Pute in € 0,013<br />

Quelle: Tabelle 9-2, Tabelle 9-5, Tabelle 9-7, Tabelle 9-10, Tabelle 9-12,<br />

Tabelle 9-14 <strong>und</strong> Angaben der Kontrollstellen<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 175 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Die Kontrollkosten je Futtermittelwerk betragen durchschnittlich € 900,- pro Jahr.<br />

9.1.3.4. Interpretation<br />

Die anteiligen Kontrollkosten je produzierter Einheit sind erwartungsgemäß sehr niedrig. Auffallend ist nur, dass sich<br />

mit Ausnahme der Rindermast die anfallenden Kosten je Produkt (1 kg Fleisch, 1 kg Milch bzw. 1 Ei) im Tausendstel-<br />

Euro-Bereich befinden, bei der Rindermast hingegen oft zehnmal so hoch sind wie bei den anderen Produkten.<br />

Betrachtet man die Kosten je Tier fällt auch hier wieder der Rinderbereich auf. Die Kontrollkosten je Rind (Mast <strong>und</strong><br />

Milchvieh) betragen durchschnittlich € 12,06. Im Vergleich dazu betragen die Kontrollkosten pro Mastschwein im<br />

teuersten Fall € 0,52. Bei Geflügel sind die Kosten je Tier noch niedriger. Der hohe Betrag in der Rinderhaltung<br />

entsteht durch die in Österreich sehr kleinen Bestände <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene geringe Kostenaufteilung auf<br />

wenige Einheiten. Es muss allerdings angemerkt werden, dass oft Milchviehhaltung <strong>und</strong> Rindermast am selben<br />

Betrieb kombiniert werden <strong>und</strong> dadurch die Kontrollkosten nur einmal anfallen, d.h. sie reduzieren sich je Tier, aber<br />

auch je produzierter Einheit auf die Hälfte, wären allerdings immer noch signifikant höher als in den anderen<br />

Bereichen. An dieser Stelle wird noch einmal darauf hingewiesen, dass bei der Kontrollkostenerhebung eine jährliche<br />

Kontrolle aller Betriebe zu Gr<strong>und</strong>e gelegt wurde. Eine risikobasierte Kontrolle (nicht alle Betriebe werden kontrolliert)<br />

führt zu einer Erhöhung der Kontrollkosten je Betrieb, weil die Fahrtkosten auf Gr<strong>und</strong> der geringeren Dichte der<br />

Betriebe steigen <strong>und</strong> eine eingehendere <strong>und</strong> umfangreichere Kontrolle notwendig ist. Die Kontrollkosten insgesamt<br />

wären aber wahrscheinlich niedriger.<br />

9.1.4. Mögliche weitere Kriterien für die Umsetzung eines Qualitätsprogrammes „GVO-frei“ oder<br />

“gentechnikfrei“<br />

� Hofmischung oder Fertigfutterzukauf<br />

� Verteilung nach B<strong>und</strong>esländern<br />

Diese zwei Kriterien werden nun kurz beschrieben.<br />

9.1.4.1. Hofmischung oder Fertigfutterzukauf<br />

Hofmischung heißt, dass der Landwirt die einzelnen Futterkomponenten entweder am eigenen Betrieb produziert<br />

oder zukauft <strong>und</strong> diese selbst mit einer (meist eigenen) Mischanlage mischt. Wenn das Mischen mit mobilen<br />

Mischanlagen erfolgt, muss auf allen Betrieben, auf denen mit der selben Anlage gemischt wird, ausschließlich Futter<br />

aus „GVO-freier“ oder „gentechnikfreier“ Produktion verwendet werden, um Verschleppungen zu vermeiden. Beim<br />

Fertigfutterzukauf wird das Futter so verfüttert wie es geliefert wird <strong>und</strong> beim Landwirt nicht mehr bearbeitet. Der<br />

Anteil von Hofmischung <strong>und</strong> Fertigfutterzukauf ist, wie in Abbildung 9-19 ersichtlich, je nach Tierart unterschiedlich<br />

hoch<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Rinder Schw ein Geflügel<br />

Fertigfutter 24,0% 9,5% 77,6%<br />

Hofmischung 76,0% 90,5% 22,4%<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 176 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Abbildung 9-19: Anteil von Hofmischung <strong>und</strong> Fertigfutter nach Tierarten<br />

Quelle: www.mischfutter.at, 2004-04-24<br />

Ein großer Unterschied dieser beiden Verfahren besteht in der Logistik. Während bei der Verwendung von<br />

Fertigfutter das Mischfutterwerk die Beschaffung der Rohstoffe vornimmt, muss das im Falle der Hofmischungen der<br />

Landwirt selbst durchführen. In Mischfutterwerken werden große Mengen von verschiedenen Futtermitteln<br />

zugekauft, sodass es unproblematisch ist, zumindest die Menge eines LKW-Zugs zu übernehmen, der vom<br />

Großhandel geliefert wird. Ganz anders stellt sich die Situation in den heimischen landwirtschaftlichen Betrieben dar.<br />

Die Rohstoffe werden von den Landwirten bei Lagerhäusern, Landesproduktenhändlern <strong>und</strong> Mischfutterwerken<br />

gekauft. Gesackte Ware verursacht in diesem Zusammenhang kein Problem, weil sie einerseits beliebig teilbar ist <strong>und</strong><br />

andererseits auch mit konventioneller Ware transportiert werden kann, ohne dass es zu Vermischungen <strong>und</strong><br />

Verschleppungen kommt. Bei loser Ware muss sowohl bei der Lagerung im Handel als auch bei den<br />

Transportfahrzeugen sichergestellt sein, dass Vermischungen <strong>und</strong> Verschleppungen ausgeschlossen sind.<br />

Vorraussetzungen dafür wären, dass an einem Standort ausschließlich „GVO-freies“ oder „gentechnikfreies“ Futter<br />

vorhanden sein darf oder zumindest Überschneidungen der Warenströme auf einem Standort vermieden werden<br />

müssen <strong>und</strong> dass Fahrzeuge für Verladung <strong>und</strong> Transport nur für „GVO-freies“ oder „gentechnikfreies“ Futter<br />

verwendet werden dürfen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Futtermittel vom Handel nicht zwischengelagert<br />

werden, sondern direkt vom Hafen zum Landwirt geliefert werden.<br />

9.1.4.2. Verteilung der Tierbestände nach B<strong>und</strong>esländern<br />

In Österreich werden laut Grüner Bericht 2004 (BMLFUW, 2004, 187) 2.024.079 Rinder, 3.174.658 Schweine <strong>und</strong><br />

10.095.814 Stück Geflügel gehalten.<br />

Die Tierbestände sind sehr unterschiedlich auf die einzelnen B<strong>und</strong>esländer verteilt. Die folgenden Abbildungen sollen<br />

einen Überblick darüber geben, in welchem B<strong>und</strong>esland wie viele Tiere gehalten werden <strong>und</strong> welche Futtermengen<br />

für die Fütterung dieser Tiere benötigt werden.<br />

400.000<br />

350.000<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

14.366<br />

110.207<br />

Viehbestand Rinder in Österreich (ohne Kühe)<br />

306.954<br />

367.403<br />

88.950<br />

194.717<br />

106.076<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

34.461<br />

35<br />

1.223.169<br />

B K NÖ OÖ S St T V W Ö<br />

Abbildung 9-20: Viehbestand Rinder (ohne Kühe)<br />

Quelle: Daten aus BMLFUW, 2004, 187<br />

Seite 177 von 272


800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

0<br />

8.872<br />

68.060<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Futterverbrauch Rinder (ohne Kühe)<br />

189.564 226.895<br />

54.932<br />

120.250<br />

65.509<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

21.282<br />

22<br />

755.386<br />

B K NÖ OÖ S St T V W Ö<br />

Abbildung 9-21: Futterverbrauch Rinder (ohne Kühe) in t<br />

Quelle: Daten von www.mischfutter.at, 2004-04-24<br />

400.000<br />

350.000<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

8.100<br />

82.000<br />

Abbildung 9-22: Viehbestand Kühe<br />

Quelle: Daten aus BMLFUW, 2004, 187<br />

155.100<br />

Viehbestand Kühe in Österreich<br />

233.000<br />

79.800<br />

134.200<br />

80.900<br />

27.800<br />

10<br />

800.910<br />

B K NÖ OÖ S St T V W Ö<br />

Seite 178 von 272


800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

0<br />

5.002<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

50.640 95.784 143.893<br />

Futterverbrauch Kühe<br />

49.282 82.877 49.961 17.168 6<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

494.614<br />

B K NÖ OÖ S St T V W Ö<br />

Abbildung 9-23: Futterverbrauch Kühe in t<br />

Quelle: Daten von www.mischfutter.at, 2004-04-24<br />

1.200.000<br />

1.000.000<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

0<br />

70.946<br />

158.197<br />

Viehbestand Schweine in Österreich<br />

904.179<br />

1.150.010<br />

11.748<br />

846.214<br />

21.264<br />

11.665<br />

435<br />

3.174.658<br />

B K NÖ OÖ S St T V W Ö<br />

Abbildung 9-24: Viehbestand Schweine<br />

Quelle: Daten aus BMLFUW, 2004, 187<br />

Seite 179 von 272


800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

0<br />

46.930<br />

104.646<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

598.104<br />

Futterverbrauch Schweine<br />

760.718<br />

7.771<br />

559.761<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

14.066 7.716 288<br />

2.100.000<br />

B K NÖ OÖ S St T V W Ö<br />

Abbildung 9-25: Futterverbrauch Schweine in t<br />

Quelle: Daten von www.mischfutter.at, 2004-04-24<br />

4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

245.507<br />

1.170.544<br />

Abbildung 9-26: Viehbestand Geflügel<br />

Quelle: Daten aus BMLFUW, 2004, 187<br />

Viehbestand Geflügel in Österreich<br />

2.699.392<br />

2.334.832<br />

114.125<br />

3.359.982<br />

96.578 74.202 652<br />

B K NÖ OÖ S St T V W<br />

Seite 180 von 272


800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

0<br />

11.916<br />

56.812<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

131.015 113.321<br />

Futterverbrauch Geflügel<br />

5.539<br />

163.077<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

4.687 3.601 32<br />

490.000<br />

B K NÖ OÖ S St T V W Ö<br />

Abbildung 9-27: Futterverbrauch Geflügel in t<br />

Quelle: Daten von www.mischfutter.at, 2004-04-24<br />

In diesen Abbildungen ist zu erkennen, dass die meisten Tiere in Ober-, Niederösterreich <strong>und</strong> der Steiermark<br />

gehalten werden. Es ist daher davon auszugehen, dass in diesen B<strong>und</strong>esländern auch die größten<br />

Futtermittelmengen nachgefragt werden. Das Ausmaß der Nachfrage hängt allerdings nicht nur von der Anzahl der<br />

Tiere, sondern auch von der Tierart ab. Der gesamte Futteraufwand in Österreich stellt sich wie aus Tabelle 9-18<br />

ersichtlich dar:<br />

Tabelle 9-18: Futterverbrauch in Österreich<br />

Angaben in t Fertigfutter Hofmischung Summe Tierart<br />

Rinder 300.000 950.000 1.250.000<br />

Schwein 200.000 1.900.000 2.100.000<br />

Geflügel 380.000 110.000 490.000<br />

Quelle: www.mischfutter.at, 2004-04-24<br />

Werden diese Futtermengen auf die bereits angeführten Tierbestände aufgeteilt, ergibt sich ein Futteräquivalent<br />

(Gesamtfutterverbrauch je Tierart : gehaltene Tiere) von 618 kg je Stallplatz Rind, 662 kg je Stallplatz Schwein, 49<br />

kg je Stallplatz Geflügel. Diese Zahlen stellen nicht den Verbrauch für ein einzelnes Tier dar. Diese Vorgehensweise<br />

ist sicherlich eine sehr vereinfachte Methode der Abschätzung der Futtermengen. Sie dient jedoch dazu, einen<br />

ungefähren Überblick über die Futtermittelnachfrageverteilung in der heimischen Landwirtschaft zu geben. In den<br />

folgenden Abbildungen sind links die Tierbestände der einzelnen B<strong>und</strong>esländer dargestellt; aus den Abbildungen auf<br />

der rechten Seite werden die Tierbestände in Österreich bzw. in den einzelnen B<strong>und</strong>esländern mit den<br />

Futterverbrauchszahlen der einzelnen Tierarten multipliziert <strong>und</strong> dargestellt. Es wird außerdem noch einmal zwischen<br />

Futtermitteln, die als Fertigfutter zugekauft <strong>und</strong> Futtermitteln, die am Hof gemischt werden, unterschieden. Der<br />

österreichische Durchschnitt wird auf alle B<strong>und</strong>esländer umgelegt, weil keine genaueren Zahlen vorliegen.<br />

Tatsächlich dürfte in Grünlandgebieten der Anteil an Fertigfutter <strong>und</strong> in Ackerbaugebieten der Anteil an<br />

Hofmischungen höher sein. Wien ist in diesem Zusammenhang völlig unbedeutend <strong>und</strong> wird nicht dargestellt.<br />

Seite 181 von 272


12.000.000<br />

10.000.000<br />

8.000.000<br />

6.000.000<br />

4.000.000<br />

2.000.000<br />

-<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

Viehbestand in Österrreich<br />

1.223.169<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

800.910<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmitteln<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

3.174.658<br />

10.095.814<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

Viehbestand im Burgenland<br />

14.366 8100 70.946<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

245.507<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

Futterverbrauch in Österreich bei Rindern,<br />

Schweinen <strong>und</strong> Geflügel in t<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

-<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 300.000 199.500 380.240<br />

Hofmisch. 950.000 1.900.500 109.760<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

-<br />

Futterverbrauch im Burgenland bei Rindern,<br />

Schweinen <strong>und</strong> Geflügel in t<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 3.330 4.458 9.247<br />

Hofmisch. 10.544 42.472 2.669<br />

Seite 182 von 272


3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

3 000 000<br />

2 500 000<br />

2 000 000<br />

1 500 000<br />

1 000 000<br />

500 000<br />

0<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

Viehbestand in Kärnten<br />

110.207 82.000 158.197<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

1.170.544<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

Viehbestand in Niederösterreich<br />

306 954<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

155 100<br />

904 179<br />

2 699 392<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

Viehbestand in Oberösterreich<br />

367.403<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

233.000<br />

1.150.010<br />

2.334.832<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

Viehbestand in Salzburg<br />

88.950 79.800 11.748<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

114.125<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

Futterverbrauch in Kärnten bei Rindern,<br />

Schweinen <strong>und</strong> Geflügel in t<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

-<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 28.488 9.941 44.086<br />

Hofmisch. 90.212 94.704 12.726<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

Futterverbrauch in Niederösterreich bei Rindern,<br />

Schweinen <strong>und</strong> Geflügel in t<br />

-<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 68.484 56.820 101.668<br />

Hofmisch. 216.865 541.284 29.347<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

-<br />

Futterverbrauch in Oberösterreich bei Rindern,<br />

Schweinen <strong>und</strong> Geflügel in t<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 88.989 72.268 87.937<br />

Hofmisch. 281.799 688.450 25.384<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

-<br />

Futterverbrauch in Salzburg bei Rindern,<br />

Schweinen <strong>und</strong> Geflügel in t<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 25.011 738 4.298<br />

Hofmisch. 79.203 7.033 1.241<br />

Seite 183 von 272


4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

Viehbestand in der Steiermark<br />

194.717 134.200<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

846.214<br />

3.359.982<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

Viehbestand in Tirol<br />

106.076 80.900 21.264 96.578<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

Viehbestand in Vorarlberg<br />

34.461 27.800 11.665 74.202<br />

Rinder ohne<br />

Kühe<br />

Kühe Schweine Geflügel<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

Futterverbrauch in der Steiermark bei Rindern,<br />

Schweinen <strong>und</strong> Geflügel in t<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

-<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 48.751 53.177 126.547<br />

Hofmisch. 154.377 506.584 36.529<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

Futterverbrauch in Tirol bei Rindern, Schweinen<br />

<strong>und</strong> Geflügel in t<br />

-<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 27.713 1.336 3.637<br />

Hofmisch. 87.757 12.730 1.050<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

-<br />

Futterverbrauch in Vorarlberg bei Rindern,<br />

Schweinen <strong>und</strong> Geflügel in t<br />

Rinder Schweine Geflügel<br />

Fertigfutt. 9.228 733 2.795<br />

Hofmisch. 29.222 6.983 807<br />

Abbildung 9-28: Viehbestände <strong>und</strong> Futtermittelnachfrage in den einzelnen B<strong>und</strong>esländern<br />

Quellen: BMLFUW, 2004, 187 <strong>und</strong> www.mischfutter.at, 2005-04-24<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die B<strong>und</strong>esländer in drei Gruppen einteilen lassen. In<br />

Oberösterreich, Niederösterreich <strong>und</strong> der Steiermark werden die meisten Tiere gehalten. Somit wird dort bei allen<br />

Tierarten am meisten Futter verbraucht. Die zweite Gruppe bilden das Burgenland <strong>und</strong> Kärnten. In diesen beiden<br />

B<strong>und</strong>esländern ist der Futterverbrauch bei allen drei Tierarten etwa gleich hoch, wenn auch auf unterschiedlichem<br />

Niveau. Die dritte Gruppe bilden die westlichen B<strong>und</strong>esländer Salzburg, Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg. Die Schweine- <strong>und</strong><br />

Geflügelproduktion ist in diesen B<strong>und</strong>esländern unbedeutend.<br />

Seite 184 von 272


Zusammenfassung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

Als Basis für die Berechnung der Differenzkosten dienen die Futterkosten bei konventioneller Produktion, d.h. als mit<br />

GVO gekennzeichneten Futtermitteln. Die Differenzkosten ergeben sich aus der Differenz zwischen den jeweiligen<br />

Modellrationen <strong>und</strong> der Produktion mit GVO. Die Differenzkosten werden als prozentueller Minder- oder Mehraufwand<br />

im Verhältnis <strong>zur</strong> konventionellen Produktion als mit GVO gekennzeichneten Futtermitteln (=100 %) ausgedrückt.<br />

In diesem Kapitel wurden anhand von 184 Modellrationen (unter Annahme von vergleichbarer Leistungszunahme)<br />

jene Differenzkosten berechnet, die bei der „gentechnikfreien“ Herstellung von tierischen Produkten in<br />

Futtermittelwerken <strong>und</strong> landwirtschaftlichen Betrieben (in getrennten geschlossenen Prozessen) auftreten.<br />

Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen. Allerdings ist die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmter Zusatzstoffe nach Codex derzeit nicht ausreichend gegeben<br />

(Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach Codex siehe<br />

Kapitel 4, Tabelle 4-11). Deshalb müssen Rationen, die Substitute oder bestimmte Zusatzstoffe nach<br />

Codex enthalten, gestrichen werden.<br />

Diese Zusammenfassung soll einen kurzen Überblick über die gewonnen Erkenntnisse geben.<br />

Bei der Produktion von „gentechnikfreien“ tierischen Produkten fallen eine Reihe von unterschiedlichen Kosten an.<br />

Die Tabelle 9-1 aus dem Kapitel Differenzkosten soll einen Überblick darüber geben, welche Kosten anfallen können<br />

<strong>und</strong> welche von diesen Kosten direkt in das Berechnungsmodell der Futterdifferenzkosten aufgenommen werden.<br />

Die Differenzkosten, die bei der Differenzkostenberechnung berücksichtigt wurden, beziehen sich vor allem auf<br />

folgende Punkte:<br />

o erhöhte Rohstoffkosten <strong>und</strong><br />

o erhöhte Logistikkosten<br />

Im Rahmen dieser Studie konnte zu den einzelnen Punkten folgendes festgestellt werden:<br />

� Die eingesetzten Rohstoffpreise sind gemittelte Preise aus den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004. Erhöhte<br />

Rohstoffkosten treten bei der Beschaffung von „GVO-freiem“ SES auf. Für SES 44 liegen die erhöhten<br />

Rohstoffkosten im Erhebungszeitraum 2003/2004 bei ca. 16 %.<br />

� Erhöhte Logistikkosten entstehen aufgr<strong>und</strong> von geringeren Beschaffungsmengen im Futtermittelwerk<br />

<strong>und</strong> größerer Zustellradien zu den Landwirten. Sie werden von der Futtermittelindustrie, VERBAND DER<br />

FUTTERMITTELINDUSTRIE, 2005-07-14, mit € 7,- je t Mischfutter bzw. je t SES im Handel für den Transport zu<br />

den Landwirten angegeben. Als zusätzliche Logistikkosten für den Beschaffungsmarkt entstehen den<br />

Futtermittelwerken weitere € 2,- je t bezogenes Eiweißfuttermittel.<br />

Auszugsweise werden an dieser Stelle einige Kosten angeführt, die nicht berücksichtigt bzw. nicht in die<br />

Differenzkosten inkludiert werden konnten, eine vollständige Auflistung ist Tabelle 9-1: Anfallende Kosten <strong>und</strong><br />

deren Berücksichtigung in der Berechnung der Futterdifferenzkosten zu entnehmen:<br />

o Kosten, die durch die Umstellung <strong>und</strong> während der Umstellung anfallen, z.B. Reinigungskosten<br />

o Mehrkosten, die für den Zukauf von Tieren aus Betrieben mit „GVO-freier“ Fütterung anfallen <strong>und</strong><br />

Kosten, die durch das Einhalten von Umstellungszeiten (nach Codex, nicht nach VO (EG) 1829/2003)<br />

entstehen<br />

o Investitionskosten für Umbauten, wenn die Futterlagerung <strong>und</strong> –zubereitung nicht mit den<br />

vorhandenen Anlagen bewältigt werden kann<br />

o Analysekosten sind ausgewiesen, aber nicht in den Futterdifferenzkosten enthalten<br />

o Erhöhte Tierarztkosten, die durch den eventuellen Einsatz spezieller Medikamente entstehen<br />

o Zusätzliche Verwaltungskosten, beispielsweise für die Dokumentation, Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Begleitung von Kontrollen (betragen laut Auskunft VERBAND DER FUTTERMITTELINDUSTRIE, 2005-07-14, für<br />

ein Futtermittelwerk ca. € 50.000,- jährlich)<br />

o Kosten, die durch eventuelle Umsatzrückgänge <strong>und</strong> geringere Auslastungskapazitäten<br />

entstehen (Der Verband der Futtermittelindustrie, 2005-07-14, gibt an, dass ca. € 10,- je t als<br />

verlorener Aufwand im Produktionsbereich anzusetzen sind)<br />

o entstehen bei allen berechneten Fütterungsvarianten Mehrkosten.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 185 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 9: Differenzkosten<br />

o Mögliche Anwendungseinschränkungen <strong>und</strong> Leistungseinbußen, die durch den Einsatz von Substituten<br />

entstehen (vgl. Kapitel 4). Für die Kostenwahrheit ist es jedoch unerlässlich, noch mehrere Aspekte in die<br />

Betrachtungen einzubeziehen.<br />

Allgemeine Erkenntnisse aus den Berechnungen der Differenzkosten (Details können in Kapitel 9.1.2.3 bei den einzelnen<br />

Nutzungsrichtungen nachgelesen werden).<br />

Beim Einsatz von SES-hältigen „gentechnikfreien“ oder nicht deklarationspflichtigen Futtermitteln ergeben sich Mehrkosten<br />

von mehr als 8 Prozent.<br />

o Wenn im Rinderbereich Grünland <strong>und</strong> Grünlanderzeugnisse die Gr<strong>und</strong>futterbasis bilden, entstehen durch den<br />

Einsatz von „GVO-freiem“ SES nur geringe Mehrkosten. Bei Mais als Gr<strong>und</strong>futter sind die zusätzlichen Kosten<br />

erheblich höher.<br />

o In der Schweinemast sind sowohl bei Eigenmischung, als auch bei Zukauffutter Mehrkosten durch die<br />

Umstellung auf die Fütterung von „GVO-freiem“ SES vorhanden.<br />

o Im Geflügelbereich ist der Einsatz eines hohen Anteils von „GVO-freiem“ SES <strong>und</strong> die ausschließliche<br />

Verwendung von höherwertigen (<strong>und</strong> teureren) Substituten notwendig. Aus diesem Gr<strong>und</strong> entstehen bei allen<br />

berechneten Fütterungsvarianten Mehrkosten.<br />

Futterrationen, bei denen SES durch alternative Eiweißfuttermittel (z.B. Rapsextraktionsschrot, Erbse, Kartoffeleiweiß)<br />

ersetzt wird, können <strong>zur</strong> Abschätzung der Differenzkosten nicht herangezogen werden, da die Verfügbarkeit dieser Rohstoffe<br />

<strong>zur</strong> Zeit in Österreich nicht gegeben ist (Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24).<br />

Besonders wird darauf hingewiesen, dass von den Produkten, die unter der Auflage eines Qualitätsprogrammes erzeugt<br />

werden, nur ein Teil den Qualitätskriterien entspricht. Die entstehenden Mehrkosten müssen von jenen Produkten getragen<br />

werden, die auch tatsächlich als Produkte mit der <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> vermarktbar sind.<br />

Externe Kontrollkosten entstehen für Qualitätsprogramme (siehe in Kapitel 9.1.3 Kontrollkosten). Sie betragen durchschnittlich<br />

ca. € 120,- je landwirtschaftlichem Betrieb <strong>und</strong> durchschnittlich ca. € 900,- je Futtermittelwerk. Die Aufwendungen für<br />

Eigenkontrollen im Futtermittelwerk <strong>und</strong> beim Landwirt sind dabei nicht berücksichtigt.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 186 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 10: Zeitrahmen<br />

10. Zeitrahmen bis <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von „GVO-Freiheit“ oder<br />

„Gentechnikfreiheit“ – V. KOLAR <strong>und</strong> TH. KICKINGER, Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong><br />

Für die Einführung eines Qualitätsprogrammes ist der erforderliche Zeitrahmen <strong>zur</strong> Schaffung technischer,<br />

logistischer, rechtlicher <strong>und</strong> marketingrelevanter Voraussetzungen von hohem Interesse. Die Umsetzung eines<br />

derartigen Qualitätsprogrammes setzt Maßnahmensetzungen in der Rohstoff- <strong>und</strong> Zusatzstoffrequirierung inklusive<br />

vertraglicher Sicherungen der Rohstoffe <strong>und</strong> Zusatzstoffe voraus. Weiters ist die Sicherstellung entsprechender<br />

Logistik in Transport, Lagerung <strong>und</strong> Bearbeitung des Rohstoffes bis hin <strong>zur</strong> Bewertung <strong>und</strong> Einführung allfälliger<br />

Substitute von SES notwendig. Die Verfügbarkeit „GVO-freier“ oder „gentechnikfreier“ Rohstoffe <strong>und</strong> „GVO-freier“<br />

oder „gentechnikfreier“ Zusatzstoffe ist einerseits für die Futtermittelindustrie <strong>und</strong> andererseits auch für den Vertrieb<br />

an die selbstmischenden Landwirte (Selbstmischer) sicherzustellen. Die Bewertung des Zeitrahmens setzt auch<br />

entsprechende Maßnahmensetzungen in Futtermittelwerken <strong>zur</strong> Schaffung getrennter <strong>und</strong> geschlossener<br />

Produktionslinien voraus. Desgleichen bedarf es entsprechender Maßnahmensetzungen auf den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben. Der Zeitrahmen wird auch durch die ebenfalls erforderlichen Vorkehrungen in Lebensmittelbe- <strong>und</strong><br />

verarbeitenden Betrieben bestimmt. Letztlich gilt es in den Betrieben Eigenkontrollsysteme ein<strong>zur</strong>ichten <strong>und</strong> ein<br />

übergeordnetes Monitoringsystem, welches die Einhaltung der Qualitätsprogrammvorgaben sicherstellt bzw.<br />

überwacht, zu schaffen. Der Aufbau entsprechender Vertriebskanäle sowie die Setzung von Marketingmaßnahmen<br />

sind ebenfalls innerhalb eines gewissen Zeitrahmens anzusetzen.<br />

10.1. Großhandel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen <strong>und</strong> Rohstoffen,<br />

landwirtschaftlicher Produktenhandel<br />

Um den Zeitrahmen für die Umstellung auf „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion realistisch abschätzen zu<br />

können, müssen auch die Aspekte des Transportes berücksichtigt werden. Der Schiffsweg von Südamerika nach<br />

Europa dauert laut Angaben verschiedener Anbieter ca. 18-21 Tage. Eine zusätzliche Woche kann für den Transport<br />

mit einem Binnenschiff/Bahn/LKW in den österreichischen Hafen an der Donau/nach Österreich gerechnet werden.<br />

Verzögerungen zwischen Dezember <strong>und</strong> März durch zugefrorene Flüsse z.B. Donau sind in diesem Zeitraum noch<br />

nicht mit einkalkuliert.<br />

Der landwirtschaftliche Großhandel gab an, bei entsprechender Nachfrage von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“<br />

SES <strong>und</strong> Produkten – soweit keine anderen Kontrakte bestehen - keine besonderen zeitlichen Vorgaben für einen<br />

Umstellungszeitraum im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermittelausgangserzeugnissen zu<br />

benötigen (wird von den oben angegebenen technischen Fristen abgesehen).<br />

Vorsorge im Hinblick auf die logistischen <strong>und</strong> technischen Prozesse betreffend Lagerung <strong>und</strong> Vertrieb <strong>zur</strong> Einführung<br />

von getrennten <strong>und</strong> geschlossenen Prozessketten erfordert vergleichbar <strong>zur</strong> Futtermittelwirtschaft entsprechende<br />

Umstellungszeiträume.<br />

10.2. Futtermittelindustrie<br />

Die Umfrage an 32 Futtermittelfirmen deckt deutlich über 90% der Mischfutterwerke in Österreich ab <strong>und</strong> enthielt<br />

Fragenbereiche, die den notwendigen Zeitrahmen <strong>zur</strong> Umstellung auf „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion<br />

bzw. der <strong>Auslobung</strong> von „GVO-Freiheit“ oder „Gentechnikfreiheit“ abschätzen sollte.<br />

Hier sollte zuerst abgeklärt werden:<br />

• ob bereits geschlossene Produktionsschienen vorhanden sind<br />

• ob welche in Zukunft geplant sind<br />

• <strong>und</strong> welche Aspekte den Umstellungszeitraum maßgeblich beeinflussen.<br />

Auf die Frage, ob derzeit Möglichkeit für eine getrennte, d.h. geschlossene „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Produktionsschiene im Unternehmen besteht, wurde von ca. zwei Drittel der befragten Futtermittelbetriebe verneint.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 10: Zeitrahmen<br />

Lediglich 22% besitzen derzeit die Möglichkeit komplett getrennt von „GVO-deklarierter“ Produktion „GVO-freie“ oder<br />

„gentechnikfreie“ Futtermittel herzustellen. Von 16% der Unternehmen wurde keine Angabe gemacht.<br />

Prozent<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

1 6<br />

ke in e A n g a b e<br />

2 2<br />

ja<br />

Abbildung 10-1: Fragebogen-Haben Sie eine Möglichkeit für eine<br />

geschlossene „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktionsschiene?<br />

6 3<br />

n e in<br />

Obwohl bereits 22% die Möglichkeit für eine getrennte „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion hätten, wird<br />

diese von nur 19 % der befragten Mischfutterproduzenten für die Zukunft geplant. Zwei Drittel ziehen für die Zukunft<br />

keine separate „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktionsschiene in Betracht. 16% wiederum enthielten sich der<br />

Antwort.<br />

Prozent<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

1 6<br />

ke in e A n g a b e<br />

1 9<br />

ja<br />

Abbildung 10-2: Fragebogen-Planen Sie in Zukunft eine<br />

geschlossene „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktionsschiene zu errichten?<br />

Mit der nächsten Frage im Fragebogen sollte abgeschätzt werden, welchen Umstellungszeitraum die<br />

6 6<br />

n e in<br />

Mischfutterindustrie für angemessen erachtet. Gefragt wurde nach einem angemessenen Mindestzeitraum, den<br />

Betriebe brauchen, um eine „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion gewährleisten zu können, vorausgesetzt<br />

es käme zu einer landesweiten Umstellung auf „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Futtermittelproduktion. Die<br />

folgenden zwei Grafiken stellen die Verteilung der Antworten dar.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 10: Zeitrahmen<br />

Tabelle 10-1: Fragebogen-Welcher Umstellungszeitraum ist notwendig, um „GVO-frei“ oder<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> produzieren zu können?<br />

Häufigkeit Prozent<br />

keine Angabe 5 15,6<br />

kein Umstellungszeitraum 6 18,8<br />

bis zu 6 Monate 7 21,9<br />

über 6 Monate bis 1 Jahr 7 21,9<br />

über 1 Jahr bis 2 Jahre 7 21,9<br />

Gesamt 32 100<br />

Prozent<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

16<br />

kein e A n g ab e<br />

1 9<br />

kein e r<br />

2 2<br />

b is 6 Mona te<br />

22<br />

ü be r 6 Mon . b is 1 J.<br />

ü be r 1 Ja hr b is 2 J.<br />

Abbildung 10-3: Fragebogen-Welcher Umstellungszeitraum ist<br />

notwendig, um „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> produzieren zu können?<br />

19 % der Mischfutterbetriebe gaben an, sofort „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Futtermittel herstellen zu können,<br />

da sie keine Zeit für eine Umstellung benötigen. Bis zu 6 Monate würde bei 22% die Umstellung in Anspruch<br />

nehmen. Die Kategorien „über 6 Monate bis 1 Jahr“ <strong>und</strong> „über 1 Jahr bis 2 Jahre“ wurden jeweils von 22% der<br />

befragten Mischfutterhersteller angekreuzt. Knapp 16 % äußerten sich dazu nicht.<br />

Die Umfrage sollte außerdem herausfinden, welche Faktoren den Umstellungszeitraum beeinflussen:<br />

• bestehende Lieferverträge (zu 50% der Befragten)<br />

• bauliche Veränderungen<br />

• Lagerbestände von als GVO gekennzeichneten SES.<br />

Diese drei Aspekte haben laut Mischfutterindustrie die größten Auswirkungen auf die Dauer der Umstellung. Am<br />

Häufigsten, nämlich von der Hälfte der Befragten, wird der Faktor bestehende Lieferverträge erwähnt. Das Schließen<br />

neuer Kontrakte, die Logistik <strong>und</strong> sonstige Faktoren, wie z.B. Personalrekrutierung, bauliche Maßnahmen werden nur<br />

zu geringen Prozentsätzen als Einflussfaktor genannt.<br />

Ein weiterer Anreiz bzw. Beschleunigung für eine „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion würde eine erhöhte<br />

Nachfrage nach „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Produkten darstellen. Wie die folgende Darstellung zeigt, ist die<br />

Mehrheit der Befragten der Meinung, dass erst ab einer Nachfrage von über 50% die „GVO-freie“ oder<br />

„gentechnikfreie“ Produktion rentabel wäre. Einige Teilnehmer der Umfrage führten sogar eigenhändig „erst ab einer<br />

Nachfrage von 100 % rentabel“ hinzu. Es muss jedoch erwähnt werden, dass fast 44% der Befragten dazu keine<br />

Angabe machten.<br />

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2 2<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 10: Zeitrahmen<br />

Tabelle 10-2: Fragebogen-Wie hoch müsste die Nachfrage für eine rentable„GVO-freie“ oder<br />

„gentechnikfreie“ Produktion sein?<br />

Häufigkeit Prozent<br />

keine Angabe 14 43,8<br />

10% 1 3,1<br />

25% 3 9,4<br />

50% 1 3,1<br />

höher als 50 % 13 40,6<br />

Gesamt 32 100<br />

10.3. Landwirtschaftliche Erzeugung tierischer Produkte<br />

Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Mischfutterherstellung, hier besonders im Schweinemast- <strong>und</strong> Rinderbereich,<br />

findet am Hof auf eigenen Mischanlagen statt (Selbstmischer). Da bei einer Umstellung auf „GVO-freie“ Produktion<br />

für landwirtschaftliche Betriebe die gleichen Kriterien gelten müssen, wie für industrielle Mischanlagen, kann<br />

angenommen werden, dass dafür mindestens auch die gleichen Umstellungszeiten wie für die<br />

Mischfutterproduzenten benötigt werden.<br />

Ein weiterer Aspekt des Umstellungszeitraumes für den landwirtschaftlichen Betrieb ergibt sich aus der Definition des<br />

Codex <strong>zur</strong> „Gentechnikfreiheit“. Wie bereits in Tabelle 2-1 im Kapitel 2 als Übersicht dargestellt, fordert der Codex<br />

hinsichtlich „Gentechnikfreiheit“ einen genau definierten Umstellungszeitraum. Schweine <strong>und</strong> Mastgeflügel müssen<br />

demnach von Geburt an bis <strong>zur</strong> Schlachtung, Mastrinder <strong>und</strong> Equiden drei Viertel ihres Lebens, Milchrinder<br />

mindestens zwei Wochen, Legehennen mindestens 6 Wochen lang mit Codex entsprechenden Futtermitteln gefüttert<br />

werden. Laut Codex benötigen somit Mastrinder [bei einer durchschnittlichen Lebens (=Mast)dauer von 18 - 20<br />

Monaten] einen Umstellungszeitraum von mindestens 13,5 -15 Monaten, für Mastschweine bräuchte man demnach<br />

eine Umstellungsdauer von ca. 6 Monaten, für Masthühner 6 Wochen <strong>und</strong> für Mastputen je nach Rasse bis zu 22<br />

Wochen, Legehennen 6 Wochen <strong>und</strong> Milchrinder 2 Wochen.<br />

Zur Umsetzung der VO(EG) 1829/2003 sind keine Umstellungsfristen für die einzelnen Spezies gefordert, <strong>und</strong> es<br />

könnte sofort produziert werden.<br />

10.4. Erzeugung von tierischen Lebensmittel (Be- <strong>und</strong> Verarbeitung) <strong>und</strong><br />

Lebensmittelhandel<br />

Der Umstellungszeitraum in der Be- <strong>und</strong> Verarbeitung von tierischen Lebensmitteln sowie im Lebensmittelhandel wird<br />

sich zumindest an den Umstellungszeiträumen in der Futtermittelindustrie <strong>und</strong> landwirtschaftlichen Erzeugung<br />

orientieren. Im Rahmen der Studie wurde der Umstellungszeitraum in der Lebensmittelwirtschaft <strong>und</strong> im<br />

Lebensmittelhandel nicht explizit erhoben.<br />

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Seite 190 von 272


Zusammenfassung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 10: Zeitrahmen<br />

Der Fragebogen an die Mischfutterindustrie <strong>und</strong> den landwirtschaftlichen Großhandel enthielt ebenfalls<br />

Fragenbereiche, welche einen angemessenen Zeitrahmen bis zu einer etwaigen <strong>Auslobung</strong> „Gentechnikfreiheit“<br />

abklären sollte.<br />

- Der landwirtschaftliche Produktenhandel gab an, bei entsprechender Nachfrage von „GVO-freiem“ oder<br />

„gentechnikfreiem“ SES <strong>und</strong> Produkten keine besonderen zeitlichen Vorgaben für einen Umstellungszeitraum im<br />

Hinblick auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermittelausgangserzeugnissen zu benötigen. Für den Transport<br />

des SES per Schiff aus Übersee <strong>und</strong> den Binnentransport kann etwas über einem Monat als realistischer<br />

Beschaffungszeitraum angenommen werden.<br />

- Nur 22 % der Mischfutterbetriebe besitzen heute schon eine Möglichkeit für eine getrennte geschlossene „GVO-<br />

freie“ Produktionsschiene. 78 % produzieren <strong>zur</strong>zeit teilweise <strong>und</strong> im kleinen Rahmen „GVO-freie“ oder<br />

„gentechnikfreie“ Futtermittel. Da, wie Kapitel 13 dieser Studie aufzeigt, eine zukünftige „GVO-freie“ oder<br />

„gentechnikfreie“ Futtermittelproduktion nur mit hoher Wahrscheinlichkeit <strong>und</strong> angemessenem Aufwand in<br />

getrennten, d.h. geschlossenen Produktionsprozessen zweckmäßig ist, bedeutet dieses Ergebnis, dass aktuell 56 %<br />

der Betriebe entweder auf „GVO-freie “ oder „gentechnikfreie“ Prozesse umstellen müssten bzw. entsprechende<br />

bauliche Veränderungen für eine zweite Schiene ein<strong>zur</strong>ichten wären.<br />

- Zwei Drittel der Futtermittelfirmen planen für die Zukunft aktuell keine getrennte <strong>und</strong> geschlossene<br />

Produktionsschiene. Im Falle einer Umstellung wird der notwenige Umstellungszeitraum hier sehr unterschiedlich<br />

eingeschätzt.<br />

- Der Umstellungszeitraum wird vom Großteil der Betriebe (insgesamt 66%) mit „ bis zu 6 Monate“ bis hin zu „über 1<br />

Jahr bis 2 Jahre“ angegeben.<br />

- Bestehende Lieferverträge, bauliche Veränderungen <strong>und</strong> Lagerbestände von als GVO gekennzeichnetem SES haben<br />

laut Angabe der Futtermittelbranche die größten Auswirkungen auf den Umstellungszeitraum.<br />

- Eine rentable „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion kann für 41 % der befragten Mischfutterfirmen erst mit<br />

einer Nachfrage von über 50 % des Marktvolumens erreicht werden.<br />

- Für landwirtschaftliche Betriebe kann betreffend die Futtermittelerzeugung der gleiche Umstellungszeitraum<br />

angenommen werden wie für die Mischfutterproduktion, da hier weitgehend die gleichen technischen<br />

Vorraussetzungen erforderlich sind.<br />

- Gemäß Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> „Gentechnikfrei“ ergeben sich allerdings für die einzelnen Nutztierarten zusätzlich<br />

genau definierte Umstellungszeiten. Bei Mastrindern kann dieser Umstellungszeitraum bis zu 15 Monate betragen.<br />

- Nach VO (EG) 1829 sind keine fütterungstechnischen Umstellungszeiten am landwirtschaftlichen Betrieb<br />

erforderlich.<br />

Insgesamt ergeben sich somit für den landwirtschaftlichen Betrieb je nach Tierart <strong>und</strong> Produktionsform<br />

unterschiedliche Umstellungszeiträume, wobei auf in einer Fall zu Fall-Analyse der angemessene Umstellungszeitraum<br />

festzustellen ist. Eher kurze Umstellungszeiträume sind in der landwirtschaftlichen Erzeugung in der Milchproduktion<br />

zu erwarten.<br />

Der Zeitrahmen wird auch durch die ebenfalls erforderlichen Vorkehrungen in Lebensmittelbe- <strong>und</strong><br />

verarbeitenden Betrieben bestimmt. Die Umstellung kann parallel zu den Prozessen in den Vorstufen der<br />

Produktion erfolgen.<br />

Letztlich gilt es in den Futtermittelwerken, den landwirtschaftlichen Betrieben <strong>und</strong> den Lebensmittelbe- <strong>und</strong><br />

verarbeitenden Betrieben Eigenkontrollsysteme ein<strong>zur</strong>ichten.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 10: Zeitrahmen<br />

Der Zeitrahmen für die Einrichtung eines übergeordneten Monitoringsystem, welches die Einhaltung der<br />

Qualitätsprogrammvorgaben sicherstellt bzw. überwacht, wie auch der Aufbau entsprechender Vertriebskanäle sowie<br />

die Setzung von Marketingmaßnahmen können parallel <strong>zur</strong> Umstellung in den Produktionsbereichen erfolgen, so dass<br />

im wesentlichen keine zusätzlichen Zeiträume erforderlich sind.<br />

Die aktuelle Situation im Landesproduktenhandel, der Futtermittelwirtschaft <strong>und</strong> der landwirtschaftlichen Erzeugung<br />

erlaubt im Milchsektor einen relativ raschen Einstieg (ab etwa 6 Monate nach Fixierung der Leistungsmerkmale des<br />

Qualitätsprogrammes) während in der Fleischerzeugung – insbesondere bei Rindfleisch (v.a. im Falle der Anwendung<br />

der Codexbestimmungen) mit einer zumindest 2-jährigen Umstellung gerechnet werden muss. Der<br />

Umstellungszeitraum wird sicherlich maßgeblich durch das Anforderungsprofil des Qualitätsprogrammes bestimmt<br />

werden.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

11. Literaturrecherche <strong>zur</strong> aktuellen Datenlage bezüglich GVO-Transfer<br />

<strong>und</strong> potentielle GVO-Verunreinigungsquellen über Futtermittel<br />

11.1. Die mechanischen Verunreinigungsquellen über Futtermittel - V. KOLAR <strong>und</strong> TH.<br />

KICKINGER, Institut für Futtermittel, <strong>AGES</strong><br />

Wenn der Ersatz von konventionellem SES durch gentechnikfreien SES in Betracht gezogen wird, sind die möglichen<br />

mechanischen GVO-Verunreinigungsquellen in die Überlegungen <strong>zur</strong> Vermeidung bzw. Maßnahmensetzung<br />

entlang der Be- <strong>und</strong> Verarbeitungskette einzubeziehen. Dazu wurden Literaturrecherchen angestellt. Gabriele MODER<br />

ET AL. (2004) führen in ihren Schlussfolgerungen einer umfangreichen Studie aus, dass in der Produktion von<br />

gentechnikfreien Futtermitteln trotz vieler Verbesserungsmaßnahmen es nicht gelungen ist, dauerhaft sicherzustellen,<br />

dass der Grenzwert [Schwellenwert] von 0,9 % für zufällige <strong>und</strong> technisch unvermeidbare Verunreinigungen<br />

eingehalten werden kann.<br />

Bei Differenzierung von GVO ergibt sich ein Schwellenwert von 0,5% für durch die EFSA freigegebene GVO <strong>und</strong> 0<br />

[Null] für in der EU nicht zugelassene GVO.<br />

Alle Arten von möglichen Verunreinigungen beschreibt auch MEIER (2002) in einer umfangreichen Studie zum<br />

zunehmenden Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft <strong>und</strong> Lebensmittelproduktion.<br />

Anhand der Ergebnisse der Studie von WENK ET AL. (2001, 37) wird in der folgenden Tabelle der Warenfluss von<br />

„GVO-freiem“ SES bis nach Europa, in diesem speziellen Fall bis nach Basel dargestellt. Verschiedene Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

Trennung GVO-/GVO-freien-SES entlang des Warenflusses aus Übersee werden standardmäßig (Fettschrift) bzw. zum<br />

Teil (Standarddruck) durchgeführt.<br />

Tabelle 11-1: Warenfluss <strong>und</strong> Warenflusstrennung (nach WENK et al.2001, 37; abgeändert durch <strong>AGES</strong>)<br />

Stufe Warenfluss<br />

Maßnahmen <strong>zur</strong> Warenflusstrennung Sojabohnen od. SES<br />

Feld - Sammelstelle Prüfung Transportmittel<br />

Umschlag Sammelstelle Prüfung Silos/Silozellen<br />

Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analyse (1)<br />

Absackung<br />

Sammelstelle-Überseehafen Prüfung Transportmittel<br />

Umschlag Überseehafen Direktumschlag<br />

Prüfung Förderanlagen<br />

Prüfung Laderäume Überseeschiff<br />

Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analyse-Zertifikat (2)<br />

Überseehafen – ARAG-Häfen Separate Ladebucht<br />

Verschiffung zusammen mit Nicht-GVO-Soja<br />

Verschiffung zusammen mit anderem Nicht-GVO-Getreide<br />

Umschlag ARAG-Hafen Separate, Nicht-GVO Silos/Silozellen<br />

Prüfung Silos <strong>und</strong> Förderanlagen<br />

Üblicherweise Direktumschlag Übersee-, Rheinschiff<br />

Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analyse (3)<br />

ARAG-Häfen - Basel Gereinigte Schiffe<br />

Umschlag Basel Separate, Nicht-GVO Silos/Silozellen<br />

Direktumschlag auf Bahn<br />

Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analyse (4)<br />

Basel-Verarbeitungsbetrieb Gereinigte Transportmittel<br />

Verarbeitungsbetrieb Probenahme <strong>und</strong> GVO-Analyse (z.T. periodisch) (5)<br />

Da es jedoch, trotz der im Warenfluss dargestellten Maßnahmen, zahlreiche Quellen für eine Verunreinigung<br />

<strong>und</strong>/oder Kontamination gibt, werden im Anschluss die verschiedenen Möglichkeiten der Verunreinigung detailliert<br />

angeführt.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Die Anzahl der in der Tabelle 11-1 vorgeschlagenen Stichproben (5) ist im Falle von Rückverfolgbarkeit schlichtweg<br />

unverhältnismäßig.<br />

Verunreinigungen <strong>und</strong>/oder Kontaminationen durch technische Prozesse:<br />

Unter Kontaminationen werden Verunreinigungen mit nicht zugelassenen GVO (z.B. Bt10, Starlink) verstanden. Bei<br />

allen technischen Prozessen können Verunreinigungen <strong>und</strong> Vermischungen von Chargen verschiedener Herkunft<br />

entstehen. Dies gilt für Waren, die ohne den Einsatz von GVO oder deren Derivaten hergestellt wurden als auch für<br />

GVO-Waren. Vom Feld bis zum fertigen Produkt durchlaufen die Waren einen mehrstufigen Prozess, in Verlauf<br />

dessen auf fast jeder Stufe Vermischungen, Verunreinigungen <strong>und</strong> oder Kontaminationen möglich sind. GVO sind in<br />

Europa hauptsächlich im Bereich von Importwaren relevant.<br />

Mit der Problematik der Koexistenz in der landwirtschaftlichen Produktion befasst sich eine Studie der <strong>AGES</strong> (GIRSCH,<br />

ET AL. 5/2004), worin die Quellen der GVO-Verunreinigung, sowie eine qualitative <strong>und</strong> quantitative Bewertung des<br />

Risikopotentials, unter anderem mit dem entwickelten Koexistenz-Index, dargestellt wird.<br />

Landwirtschaft:<br />

• Bodenbearbeitung, Kulturmaßnahmen, Aussaat (Sämaschinen)<br />

• Ernte (Erntemaschinen, Mähdrescher, Transportfahrzeuge)<br />

• Einlagerung (Transportmaschinen <strong>und</strong> Lagerstätten<br />

• Vermischung mit anderen Chargen<br />

Rohstoffhandel <strong>und</strong> Aufarbeitung:<br />

• Transport (Transportfahrzeuge, -behälter)<br />

• Lagerung (Lagerstätten)<br />

• Annahme, Reinigungs- <strong>und</strong> Transporttechnik<br />

• Vermischung mit anderen Chargen, Verstaubung<br />

Verarbeitung (z.B. in Getreidemühlen, Mischfutterwerken, Ölmühlen):<br />

• Annahme- <strong>und</strong> Transporttechnik<br />

• Lagerung (Lagerstätten)<br />

• Verarbeitungstechnologie <strong>und</strong> Geräte<br />

• Vermischungen mit anderen Chargen, Verstaubung<br />

Selbst wenn eine weitgehende Trennung der verschiedenen Warenströme <strong>und</strong> ein umfassendes Überprüfungssystem<br />

etabliert wären, ließen sich Verunreinigungen bei allen Vorgängen der Umlagerung <strong>und</strong> Verarbeitung von Rohstoffen<br />

in Betrieben <strong>und</strong> Systemen, in denen GVO-Ware <strong>und</strong> „GVO-freie“ Ware parallel gehandhabt werden, kaum<br />

vermeiden.<br />

Darüber hinaus muss bei der Anwendung komplexer, mehrstufiger Produktionsprozesse auch mit technischem oder<br />

menschlichem Versagen oder Ungenauigkeiten gerechnet werden.<br />

Zufällige <strong>und</strong> technische Verunreinigungen bei der Lagerung, Transport <strong>und</strong> Bearbeitung von GVO- Ware <strong>und</strong> „GVO-<br />

freier“ Ware einer Produktionskette gelten als unvermeidbar. Vermengungen bzw. Vermischungen sowie<br />

Überschneidungsmengen von GVO Ware <strong>und</strong> GVO-freier Ware sind zudem in einer nicht getrennten Produktionskette<br />

wahrscheinlich. Es wird daher bei Einführung eines Qualitätsprogrammes für „GVO-frei“ erzeugte Lebensmittel<br />

erforderlich sein, geschlossene Produktionsprozesse <strong>und</strong> Produktionsschiene insbesondere spezialisierte Werke <strong>und</strong><br />

landwirtschaftliche Betriebe für „GVO-freie“ Produktion auszuwählen, um Verunreinigungen nachhaltig <strong>und</strong> mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit zu vermeiden. Bei derartigen geschlossenen Werken <strong>und</strong> landwirtschaftlichen Betrieben reduziert<br />

sich in einem risikobasierten Überprüfungs- <strong>und</strong> Monitoringsystem maßgeblich der erforderliche Aufwand <strong>und</strong> damit<br />

die Kosten.<br />

GVO-Verunreinigungen <strong>und</strong>/oder GVO-Kontaminationen durch technische Prozesse in der Landwirtschaft:<br />

In der Landwirtschaft ergeben sich vielfältige Möglichkeiten einer mechanischen GVO-Verunreinigung Prozesse. Die<br />

gesetzlichen Vorgaben <strong>zur</strong> Koexistenz in der Landwirtschaft (siehe dazu die einschlägigen Landesgesetze in den<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Ländern Österreichs) lassen eine maßgebliche GVO-Verunreinigung in der landwirtschaftlichen Produktion von<br />

Erntegut in Österreich allerdings als unwahrscheinlich erscheinen (vgl. GIRSCH, 2004; vgl. GIRSCH ET AL., 2004).<br />

Die mechanischen Verunreinigungen in den technischen Prozessen im landwirtschaftlichen Betrieb sind zumindest für<br />

einen bestimmten Zeitraum ausschließlich durch Einträge [Importe] von ausländischen Erntegut, Rohstoffen <strong>und</strong><br />

Futtermittelausgangserzeugnissen sowie zugekaufte Futtermittel wahrscheinlich. Die in der Studie „Die Produktion<br />

von Saatgut in abgegrenzten Erzeugungsprozessen <strong>zur</strong> Vermeidung einer Verunreinigung mit Gentechnisch<br />

Veränderten Organismen im Kontext mit der Koexistenz von konventioneller Landwirtschaft mit oder ohne GVO <strong>und</strong><br />

ökologischer Landwirtschaft“ (GIRSCH ET AL., 2004) gibt eine Risikobewertung betreffend der vermeidbaren<br />

potentiellen Kriterien für eine GVO-Verunreinigung bzw. eines Gentransfers in der landwirtschaftlichen Produktion.<br />

Mechanische Verunreinigungen stellen dabei ein durchaus beherrschbares Risiko dar. Wird auf die „klassischen“<br />

Produktionsländer für Sojabohnen wie USA, Brasilien <strong>und</strong> Argentinien Bezug genommen, so sei angeführt, dass bei<br />

üblichen Schlaggrößen von zumindest 100 ha mit Erntemengen von 200 – 450 t in diesen Ländern, auch gemäß<br />

Koexistenzindex, mechanische Verunreinigungen in der landwirtschaftlichen Erzeugung weitgehend vernachlässigbar<br />

sind.<br />

GVO-Verunreinigungen <strong>und</strong>/oder GVO-Kontaminationen durch Transportprozesse, -behälter:<br />

Für den Transport von Rohstoffen werden in der Praxis sehr verschiedene Behälter verwendet, wobei je nach Art des<br />

Behälters die Verunreinigungsrisiken variieren:<br />

Beim Offentransport in Bahn- oder Lastwagen innerhalb von Europa besteht immer ein Verunreinigungsrisiko. Ein<br />

Risiko der Vermischung entsteht durch un<strong>zur</strong>eichende Reinigung. Auch beim Versand von Produkten aus Übersee in<br />

Containern oder als Schüttgüter kann eine un<strong>zur</strong>eichende Reinigung Verunreinigungen verursachen. Dagegen<br />

besteht beim Transport von kleinen Mengen in Säcken (Kleinchargen) kein Verunreinigungsrisiko.<br />

GVO-Verunreinigungen <strong>und</strong>/oder GVO-Kontaminationen bei Umladevorgängen:<br />

Jeder Umladevorgang erhöht das Risiko von unbeabsichtigten Verunreinigungen. Üblicherweise sind keine getrennten<br />

Annahmestellen für GVO-Güter <strong>und</strong> konventionelle Güter vorhanden. Bedingt durch die Fördertechnik <strong>und</strong> die in den<br />

Systemen entstehenden Restmengen kann es auch bei Umladevorgängen zu Vermischungen kommen. Diese Risiken<br />

wären nur bei vollständiger räumlicher Trennung auszuschließen.<br />

Verschiedene Versuche wurden zu Annahmevorgängen durchgeführt. Dabei wurde überprüft, wie lange sich GVO-<br />

Material in einer „GVO-freien“ Charge von Sojaextraktionsschrot nachweisen lässt, wenn eine Charge von 50 t<br />

Sojaextraktionsschrot (GVO-Anteil von ca. 0,3 %) in einem Futtermittelwerk angenommen wurde (St<strong>und</strong>enleistung<br />

der Annahme etwa 50t).<br />

Dabei konnten nach 15 Minuten noch GVO-Sequenzen nachgewiesen werden. Man führte dies darauf <strong>zur</strong>ück, dass<br />

bestimmte Restbestandteile erst dann frei werden, wenn sich die Anlage <strong>zur</strong> Annahme der Schüttgüter leert (vgl.<br />

MEIER, 2002, 11ff).<br />

GVO-Verunreinigungen <strong>und</strong>/oder GVO-Kontaminationen bei der technischen Verarbeitung:<br />

Auch bei der Verarbeitung kann es zu Vermischungen von „GVO-freien“ <strong>und</strong> konventionellen Produkten kommen.<br />

Nach Angaben von Müllereifachleuten gibt es in den Mühlen einzelne Stellen, welche in Bezug auf die<br />

Vermischungsmöglichkeiten kritisch sind. Vor allem mechanische Transportanlagen können Vermischungen<br />

verursachen. Beim Mahlprozess sind es die Walzen in den Walzenstühlen <strong>und</strong> die Siebe in den nachgeschalteten<br />

Sichtern, welche nie staubfrei sind <strong>und</strong> immer geringe Mengen der vorherigen Charge aufweisen (vgl. WENK et al.,<br />

2001, 55).<br />

Ein besonders hohes Verunreinigungsrisiko liegt vor, wenn für die Produktion einer neuen Charge eine Anlage<br />

eingesetzt wird, die nicht oder nur unvollständig gereinigt wurde. Einige Anlagen, insbesondere solche, in denen<br />

Durchlaufverfahren eingesetzt werden (wie beispielsweise Mühlen), lassen sich nur mit erheblichem Aufwand<br />

vollständig entleeren bzw. reinigen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Im Rahmen eines im Auftrag des schweizerischen B<strong>und</strong>esamtes für Ges<strong>und</strong>heit bearbeiteten Projektes <strong>zur</strong><br />

Warenflusstrennung bei der Lebensmittelproduktion wurden in einer Mühle Verschleppungsversuche mit GVO-<br />

Sojaextraktionsschrot <strong>und</strong> GV-Mais durchgeführt. Bei normaler Reinigung zwischen den Verarbeitungsgängen von<br />

„GVO-freier“ <strong>und</strong> GVO-Ware wurden in der nachfolgenden Charge Anteile von GVO gef<strong>und</strong>en.<br />

In einer Maismühle wurde ein Versuch durchgeführt, welcher gezeigt hat, dass in einer Mühle bis an das Ende einer<br />

nachfolgenden Charge mit Verunreinigungen zu rechnen ist, selbst wenn zuvor eine Reinigung erfolgte (vgl. MEIER,<br />

2002, 13f).<br />

GVO-Verunreinigungen <strong>und</strong>/oder GVO-Kontaminationen durch Handel:<br />

Zwischen den einzelnen Verarbeitungsstufen der Produktionslinien von möglicherweise transgenen Rohwaren bilden<br />

sich Märkte. Auf diesen Märkten werden Erzeugnisse aus gentechnisch veränderten Rohwaren als Rohstoffe, Zutaten,<br />

Zusatz- <strong>und</strong> Verarbeitungshilfsstoffe gehandelt. Auf der Ebene des Handels findet eine „horizontale Migration“ von<br />

GVO bzw. deren Derivaten statt.<br />

Die Frage nach der Migration durch Handel auf den verschiedenen denkbaren Ebenen (Rohstoffe, Halberzeugnisse,<br />

Teilprodukte, Zusatzstoffe, etc.) <strong>und</strong> in den verschiedenen Branchensegmenten (Rohstoffindustrie,<br />

Futtermittelindustrie, chemische Industrie <strong>und</strong> Lebensmittelindustrie) ist äußerst komplex <strong>und</strong> vielschichtig. In<br />

einigen Bereichen ist heute praktisch keine Nachvollziehbarkeit herzustellen. Dies trifft insbesondere auf die<br />

chemische Industrie zu, die z.B. aus Fettsäuren unterschiedlichster Herkünfte technische Erzeugnisse wie<br />

Zusatzstoffe fertigt <strong>und</strong> diese weltweit vertreibt (vgl. MEIER, 2002, 14f).<br />

GVO-Verunreinigungen <strong>und</strong>/oder GVO-Kontaminationen durch den Zusatz verschiedener Substanzen bei der<br />

Verarbeitung (Mischprozesse)<br />

In ein zusammengesetztes Produkt, welches überwiegend aus agrarischer Erzeugung stammt, können über eine<br />

ganze Reihe verschiedener Wege Verunreinigungen mit transgenem Erbgut oder GVO-Derivaten erfolgen.<br />

1. Der Rohstoff, welcher als Hauptkomponente eingesetzt wird, kann GVO-Verunreinigungen <strong>und</strong>/oder GVO-<br />

Kontaminationen aufweisen<br />

2. Im Produkt werden verarbeitete Zutaten eingesetzt, die verunreinigt <strong>und</strong>/oder kontaminiert sein können:<br />

3. Verwendung von Zusatzstoffen <strong>und</strong> anderen Spezialzutaten (Vitamine, Aminosäuren), die verunreinigt <strong>und</strong>/oder<br />

kontaminiert sein können.<br />

4. Bei der Herstellung dieses Produktes werden (technische) Hilfsstoffe eingesetzt, die GVO-Verunreinigungen <strong>und</strong>/<br />

oder GVO-Kontaminationen verursachen können.<br />

Für die Herstellung von Futtermitteln werden große Mengen an SES <strong>und</strong> Maiskleber, aber auch Rapsschrot aus GVO-<br />

Produktion importiert. Diese werden in den meisten gängigen Futtermitteln eingesetzt. Da es bis auf den Einsatz von<br />

Futtermitteln in der biologischen Landwirtschaft bisher kaum eine Nachfrage nach Futtermittelrohstoffen<br />

[Futtermittelausgangserzeugnisse] gibt, die ohne gentechnische Verfahren hergestellt wurden, findet eine Trennung<br />

bei Lagerung <strong>und</strong> Transport in der Regel nicht statt. Dementsprechend gibt es <strong>zur</strong> Thematik der GVO-Verunreinigung<br />

<strong>und</strong> -Verschleppung im Wesentlichen nur Untersuchungen aus dem Bereich der Futtermittelherstellung für Öko-<br />

Betriebe. Die dort gemachten Aussagen <strong>zur</strong> Trennung der Warenströme <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Verschleppungsproblematik können<br />

aber auf den konventionellen Sektor übertragen werden.<br />

Die GVO-Verunreinigungs- <strong>und</strong> Verschleppungswege beim Transport <strong>und</strong> bei der Herstellung von Futtermitteln sind<br />

vielfältig. Beim Transport werden die Rohstoffe oft mehrfach umgeladen. Als Transportmittel dienen Lastwagen,<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Eisenbahnwaggons <strong>und</strong> Schiffe bzw. Schiffscontainer. In der Regel werden die Transportmittel <strong>und</strong> die Anlagen für<br />

das Umladen sowohl für GVO-Ware als auch für Ware, die ohne Gentechnik hergestellt wurde, verwendet, so dass<br />

sich bei jedem zusätzlichen Umladevorgang das Risiko einer GVO-Verunreinigung der Charge erhöht.<br />

Im Futtermittelwerk selbst gibt es in allen Prozessabschnitten Verunreinigungsmöglichkeiten:<br />

• Schüttgosse<br />

• Förderwege<br />

• Waagen<br />

• Silos, Lagerzellen<br />

• Absackstraße<br />

• Pelletierungsanlage<br />

Die Fördertechnik ist insbesondere in älteren Futtermittelwerken in vielen Fällen hinsichtlich der<br />

Verschleppungsproblematik nicht optimiert. So bilden sich in Rohren, Elevatoren oder auch in der Schüttgosse<br />

sogenannte Verunreinigungsnester, die nicht unbedingt durch die Spülcharge erfasst werden <strong>und</strong> damit oft die<br />

Ursache für Verunreinigungen darstellen (vgl. MEIER, 2002, 15f).<br />

Folgende gr<strong>und</strong>sätzliche Möglichkeiten für Spülchargen ergeben sich in den Produktionsprozessen:<br />

„GVO-freier“ SES Soja als Spülcharge:<br />

Sehr effizient wäre der Einsatz von „GVO-freien“-SES als Spülcharge, da es dadurch zu einer Reinigung der Anlage<br />

bzw. auch zu einer starken „Verdünnung“ des in der Anlage vorhandenen SES kommt. Nachdem die<br />

Verunreinigungen mit gentechnisch verändertem SES derzeit in Prozent des Gesamt-SES erfasst werden, wäre dies<br />

die effizienteste Methode um zu niedrigen Verschleppungswerten zu kommen. Allerdings müsste in diesem Fall der<br />

„GVO- freie“ SES über die Anlage gefahren werden. Die Kosten dieser Variante sind jedoch hoch: Zum einen fallen<br />

Mehrkosten für „GVO-freien“ SES aufgr<strong>und</strong> der Abwertung des Produktes an, da der Spülchargen-SES in Folge in der<br />

Produktion als regulärer, voraussichtlich als GVO gekennzeichneter SES eingesetzt wird. Zum zweiten fallen Kosten<br />

aufgr<strong>und</strong> einer benötigten Umstellungszeit für den Mischer an.<br />

Spülcharge mit Mais oder Getreide:<br />

Eine Spülung mit Mais oder Gerste würde nur über den Mischer <strong>und</strong> nicht über die Presse geführt. Daher würde<br />

keine vollständige Spülung der Produktionswege erreicht. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Durchlauf dieser<br />

Produkte im Produktionsablauf nicht notwendig ist.<br />

Mehrere Chargen eines Produktes ohne SES:<br />

Produkte, die keinen SES enthalten, wie z.B. einzelne Rinderfutter, werden direkt vor „GVO-freien“ Produkten<br />

produziert <strong>und</strong> haben dadurch die Funktion einer Spülcharge.<br />

Konventionelles Produkt mit „GVO-freiem“ Soja:<br />

Bei dieser Variante wird als Spülcharge ein „konventionelles“ Produkt verwendet, das „GVO- freien“ SES enthält, aber<br />

als „konventionelles“ Produkt [kennzeichnungspflichtig nach VO(EG)1829/2003] vertrieben wird. Der Vorteil ist, dass<br />

kein zusätzlicher Zeitaufwand in der Produktion notwendig ist. Die Mehrkosten bei dieser Variante sind abhängig vom<br />

Sojaanteil in der Rezeptur. Eine Variante ist, nur einen Teil der Produktion mit „GVO- freiem“ Soja zu fahren, z.B.<br />

eine Charge einer Produktion dient gleichzeitig als Spülcharge. Wenn die Größe der Spülcharge ausreichend ist, stellt<br />

dies eine günstigere Variante dar.<br />

Folgende Maßnahmen können ergriffen werden, um das Verschleppungsrisiko möglichst gering zu halten:<br />

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• Möglichst kurze <strong>und</strong> reinigungsfähige Förderwege<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

• Vermeidung von Toträumen, die vom Produktstrom nicht oder nur zufällig erfasst werden<br />

• Kontrollierte Aspiration oder Förderwege<br />

• Einsatz von pneumatischer Fördertechnik in Teilstrecken oder kompletten Systemen<br />

• Vollständiges, kontrolliertes Leerfahren von Mischern, Dosierzellen <strong>und</strong> Pufferbehältern bei Produktwechsel<br />

• Regelmäßiges Putzen <strong>zur</strong> Beseitigung von Ablagerungen, z.B. in Förderschnecken <strong>und</strong> Elevatorfüßen (vgl.<br />

MODER et al, 2004, 38f);<br />

„Nach Angabe von Kontrolleuren von Öko-Kontrollstellen, Betreibern von Futtermittelwerken <strong>und</strong> für die<br />

Anerkennung von Futtermittelwerken zuständigen Behördenvertretern liegen die Verschleppungskoeffizienten je nach<br />

Qualität der Anlagen zwischen 0,7 <strong>und</strong> 7%. Das bedeutet, dass in einer produzierten Charge von 1 t eines<br />

Futtermittels zwischen 7 <strong>und</strong> 70 kg der zuvor auf der Anlage produzierten Mischung enthalten sind“ (MEIER, 2002,<br />

36).<br />

Obgleich in der Schweiz weder GVO-Lebensmittel noch GVO-Saatgut importiert werden <strong>und</strong> die Schweiz als praktisch<br />

gentechnikfrei gilt, ergaben GVO-Analysen bei Soja- <strong>und</strong> Maisprodukten im Zeitraum von 2000 bis 2002, dass bei<br />

mehr als einem Viertel der Proben GVO-Verunreinigungen in pflanzlichen Lebensmittel nachgewiesen werden<br />

konnten. Die Deklarationslimite von 1 % konnten jedoch bis auf wenige Ausnahmen eingehalten werden (vgl.<br />

NOWACK HEIMGARTNER, 2003, s.p.).<br />

Bei den Futtermitteln waren im Jahr 2002 weniger als 1% der gesamten Importe als GVO deklariert. GVO-Analysen<br />

bei Soja- <strong>und</strong> Maisprodukten ergaben im Zeitraum von 2000 bis 2002, dass in der Hälfte der untersuchten<br />

Futtermittelproben GVO nachweisbar waren. Der Grossteil der Verunreinigungen lag unter 0,1%, jedoch kamen<br />

Verunreinigungen zwischen 0,1 uns 1% bei einem größeren Teil als bei den Lebensmitteln vor. Auch hier sind die<br />

konventionellen Futtermittel häufiger <strong>und</strong> stärker verunreinigt als biokompatible Futtermittel (gemäß BIOSIUSSE<br />

unter 0,5% GVO-DNA) (vgl. NOWACK HEIMGARTNER, 2003, s.p.).<br />

Im Rahmen der Studie MODER et al (2004, 99) wurden Proben analysiert, welche ergaben, dass bereits bei der<br />

Anlieferung des „GVO-freien“ SES eine Bandbreite von nicht nachweisbaren Verunreinigungen bis zu einem GVO-<br />

Anteil von 1,4 % vorlagen. Handelsüblich ist eine Bestätigung, dass die maximale Verunreinigung von „GVO-freiem“<br />

SES unter 1% liegt. Der tatsächliche Grad der Verunreinigung wird durch Analysen nachgewiesen <strong>und</strong> mit<br />

Zertifikaten bestätigt. Es ist daher davon auszugehen, dass eine gewisse Heterogenität der Rohstoffe gegeben ist<br />

<strong>und</strong> der „handelsübliche“ Grenzwert von 1% nicht immer eingehalten wird. Ein „handelsüblicher“ Grenzwert von 1%<br />

im Ausgangsprodukt („GVO-freier“ SES) <strong>und</strong> von 0,9% im fertigen Futtermittel ist gr<strong>und</strong>sätzlich problematisch, da<br />

man die Reinheit des Ausgangsproduktes in der Verarbeitung nicht verbessern kann <strong>und</strong> auf jeden Fall hier mit<br />

Verschleppungen zu rechnen ist. (vgl. MODER et al, 2004, 99).<br />

Systeme, die die Nachvollziehbarkeit beim Sojabohnenanbau bis zum einzelnen Landwirt ermöglichen, könnten in<br />

Zukunft für „GVO-freien“ SES noch mehr an Bedeutung gewinnen. Derartige Hard IP Programme könnten die<br />

Einhaltung der vorgegebenen Grenzwerte [Schwellenwerte] besser bewerkstelligen (vgl. MODER et al., 2004, 99).<br />

Schlussfolgerung:<br />

Eine Mischfutterproduktion mit Rohstoffen <strong>und</strong>/oder Zusatzstoffen, die mit <strong>und</strong> ohne Gentechnik hergestellt sind,<br />

ohne dabei die Schwellenwertregime für GVO- Verunreinigungen von 0,9%/0,5%/0% bei Futtermitteln zu<br />

überschreiten, weist hohes Risiko einer Überschreitung auf. Als wahrscheinlich ist eine Verschleppung von GVO in die<br />

„GVO-freie“ Produktionsvariante anzusehen. Spülchargen stellen keine ausreichende Maßnahme dar, um dauerhaft<br />

<strong>und</strong> nachvollziehbar unter 0,9%/0,5%/0 % zu bleiben.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Zusammenfassung:<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Wenn der Ersatz von GVO-SES in Betracht gezogen wird, sind die möglichen mechanischen GVO-<br />

Verunreinigungsquellen zu berücksichtigen. Dazu wurden Literaturrecherchen angestellt. Gabriele MODER et al.<br />

(2004) führen in ihren Schlussfolgerungen aus, dass in der Produktion von gentechnikfreien Futtermitteln trotz vieler<br />

Verbesserungsmaßnahmen es nicht gelungen ist, dauerhaft sicherzustellen, dass der Grenzwert [Schwellenwert] von<br />

0,9 % für zufällige <strong>und</strong> technisch unvermeidbare Verunreinigungen eingehalten wird.<br />

Anzumerken ist, dass eine Differenzierung zwischen in der EU zugelassenen GVO (Schwellenwert 0,9%), in der EU<br />

nicht zugelassenen GVO jedoch mit vorläufiger Freigabe nach Risikobewertung durch die EFSA (Schwellenwert 0,5%)<br />

<strong>und</strong> in der EU nicht zugelassenen GVO (Schwellenwert 0%) zu differenzieren gilt (siehe VO (EG) 1829/2003).<br />

Alle Arten von möglichen Verunreinigungen beschreibt auch MEIER (2002) in einer umfangreichen Studie zum<br />

zunehmenden Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft <strong>und</strong> Lebensmittelproduktion.<br />

Wie die vorliegende Literaturrecherche ergeben hat, ist der totale Ersatz von GVO-SES <strong>und</strong> der Verzicht auf<br />

gemischte Produktion in einem Betrieb Voraussetzung, um die Vermeidung von mechanischen Verunreinigungen<br />

über dem Schwellenwertregime sicherzustellen. Die Erzeugung „GVO-freier“ oder „gentechnikfreier“ Futtermittel kann<br />

also nach dem derzeitigen Stand der Kenntnisse <strong>und</strong> Möglichkeiten mit angemessenem Risiko ausschließlich durch<br />

eine getrennte Produktion erfolgen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

11.2. GVO-Transfer in tierische Lebensmittel (Milch, Fleisch, Eier) – R. GROSSGUT <strong>und</strong><br />

D. HOFSTÄDTER, Bereich Risikobewertung, <strong>AGES</strong><br />

Wie alle Organismen nimmt der Mensch große Mengen fremder DNA über die Nahrung auf, durch eine gemischte<br />

Kost an die 0,1-1 g täglich. Zu weiteren Quellen einer DNA-Aufnahme zählen unter anderem der Pollenflug im<br />

Frühjahr sowie Viren <strong>und</strong> andere Mikroorganismen.<br />

Basierend auf der Datenlage können nach dem Verfüttern von Pflanzenmaterial Pflanzengene auch in den<br />

Gastrointestinaltrakt der Tiere aufgenommen werden.<br />

Zu der über das Futter aufgenommenen DNA kommen noch DNA-Mengen dazu, die aus der mikrobiellen Besiedelung<br />

des Verdauungstraktes resultieren.<br />

Im Zuge der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> der „Gentechnikfreiheit“ gemäß der Definition der österreichischen<br />

Codex-Richtlinie <strong>und</strong> der Verwendung nicht kennzeichnungspflichtiger Futter- <strong>und</strong> Lebensmittel gemäß der EU-<br />

Verordnung 1829/2003 stellt sich somit die Frage, ob ein Transfer gentechnisch veränderter DNA in tierische<br />

Lebensmittel, vor allem Milch, Fleisch <strong>und</strong> Eier stattfindet.<br />

In diesem Kapitel wird die Datenlage zum unmittelbaren GVO-Transfer in diese Lebensmittel dargestellt.<br />

Eine umfangreiche Literaturrecherche zu diesem Thema wurde durchgeführt.<br />

Das Kapitel wurde so aufgebaut, dass die Original-Zitate der einzelnen Studien angeführt werden. Ergänzt werden<br />

diese Original-Zitate durch eine kurze Zusammenfassung, die direkt aus dem Originaltext ohne Korrektur<br />

übernommen wurde, <strong>und</strong> durch etwaige Bemerkungen seitens des Projektteams. Diese Bemerkungen beziehen sich<br />

auf wesentliche Inhalte der Studie <strong>und</strong> geben diese wieder. Einige Literaturstellen enthalten keine Original-<br />

Zusammenfassungen. In diesen Fällen werden einzig die Bemerkungen des Projektteams angeführt.<br />

Am Ende des Kapitels wird die Datenlage zum GVO-Transfer zusammengefasst dargestellt, ohne dabei eine<br />

bewertende Stellungnahme abzugeben.<br />

Der horizontale Gentransfer zwischen GVO <strong>und</strong> Bakterien bzw. die mögliche Auswirkung von exprimierten Proteinen<br />

war nicht Bestandteil der Fragestellung <strong>und</strong> wurde im Rahmen dieser Literaturrecherche nicht mit aufgenommen.<br />

11.2.1. Zusammenfassung der Fütterungsversuche<br />

http://www.weihenstephan.de/fml/physio/sonstig/Mitteilung#1<br />

- Bemerkungen<br />

Zur Erforschung des Abbaus von transgener DNA <strong>und</strong> Cry1Ab Protein während des Magen-Darm-Traktes wurden<br />

Fütterungsstudien an Rindern durchgeführt.<br />

Mit dem Futter zugeführte DNA wird im Organismus abgebaut bis auf das Niveau nicht funktioneller Fragmente <strong>und</strong><br />

Einzelbausteine der Erbsubstanz, den Nukleotiden. In allen Proben aus dem Pansen <strong>und</strong> Labmagen von isogen <strong>und</strong><br />

transgen gefütterten Rindern konnte das Chloroplasten DNA-Fragment gef<strong>und</strong>en werden. Im Dünndarm <strong>und</strong><br />

Dickdarm konnte das DNA-Fragment nicht nachgewiesen werden. Die detektierten Fragmente sind keine<br />

funktionellen Gene mehr <strong>und</strong> können somit nicht in funktionelle Proteine exprimiert werden.<br />

Die gef<strong>und</strong>enen Chloroplasten-DNA-Fragmente kommen in allen grünen Teilen der Pflanze in mehreren tausend<br />

Kopien vor, während das cry1Ab-Gen in den Pflanzenzellen in zwei Kopien vorliegt.<br />

In kontrollierten Studien (Einspanier et al.) wurden jedoch nach Verfütterung von gentechnisch veränderten<br />

Futtermitteln weder im Gewebe der Kuh noch in Milch Spuren der transgenen Bt-DNA nachgewiesen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Die Ergebnisse der Fütterungsversuche deuten weiters darauf hin, dass kein horizontaler Gentransfer von pflanzlicher<br />

DNA auf Bakterien des Rindes nachweisbar ist. Die Bakterienflora im Pansen ändert sich durch die Fütterung von<br />

gentechnisch verändertem Mais nicht signifikant.<br />

Auf dieser Webseite findet sich weiters ein Hinweis darauf, dass „der Nachweis von Spuren gentechnisch veränderter<br />

Futtermittel in Milchproben, die im Auftrag der Hessischen Landesregierung für Milch <strong>und</strong> Milcherzeugnisse<br />

untersucht wurden, nicht zu einer abweichenden Betrachtung führen. Es handelt sich um private, nicht unter<br />

wissenschaftlichen Bedingungen gezogene Proben. Die Untersuchungsergebnisse sind aufgr<strong>und</strong> mangelnder<br />

Qualitätssicherung bei der Probengewinnung wissenschaftlich nicht verwertbar. Der Auftraggeber wurde darüber<br />

zeitnah informiert“.<br />

11.2.2. Gentransfer<br />

http://www.bfa-ernaehrung.de/Bfe-Deutsch/Information/e-docs/janybericht/bfe6a.htm<br />

- Zusammenfassung<br />

Im Zusammenhang mit dem Verzehr von Lebensmitteln, die mit Hilfe der Gentechnik hergestellt wurden, wird der<br />

Gentransfer auf Mikroorganismen der menschlichen Darmflora <strong>und</strong> auf die Mucosa-Epithelzellen des menschlichen<br />

Darms diskutiert. Der Gentransfer auf die Darmepithelzellen ist nur von geringer Bedeutung, da es sehr<br />

unwahrscheinlich ist, dass mit der Nahrung aufgenommene Gene den Darm vollkommen intakt erreichen oder die <strong>zur</strong><br />

Expression benötigten Regulationssequenzen aufweisen. Ergebnisse aus der Literatur zeigen zwar, dass mit der<br />

Nahrung aufgenommene DNA nicht vollständig hydrolysiert <strong>und</strong> teilweise in Zellen eintreten kann, aber auch die<br />

Autoren kommen zu dem Schluss, dass hier kein besonderes neues Risiko von rekombinanter DNA gegenüber<br />

"klassischer" DNA vorliegt. Außerdem wäre eine Etablierung der Gene, falls sie intakt <strong>und</strong> mit den entsprechenden<br />

Regulationssequenzen übertragen werden, aufgr<strong>und</strong> der ständigen Abschilferung der Epithelzellen sehr<br />

unwahrscheinlich. Von größerer Bedeutung ist der Transfer von DNA auf Mikroorganismen der Darmflora. Bei Verzehr<br />

von gentechnisch veränderten Mikroorganismen als Lebendkulturen besteht die Möglichkeit eines Gentransfers. Die<br />

Wahrscheinlichkeit ist beim Verzehr von unverarbeiteten (rohen) Lebensmitteln aus transgenen Pflanzen geringer, da<br />

bis zum Zeitpunkt der Exposition die verzehrte DNA durch die Aktivität von Verdauungsenzymen weitgehend<br />

abgebaut wird. Selbst wenn intakte Gene aus den verzehrten transgenen Pflanzen auf Mikroorganismen der<br />

Darmflora übertragen werden sollten, ist die Expression dieser Gene unwahrscheinlich, da die pflanzlichen<br />

Regulationssequenzen des übertragenen genetischen Materials in den Mikroorganismen der Darmflora keine Funktion<br />

ausüben.<br />

11.2.3. “Technische Universität München, Lehrstuhl der Physiologie, <strong>und</strong> Bayerische<br />

Landesanstalt für Tierzucht (BLT): “Untersuchung einer möglichen Übertragung von Genen<br />

auf Magen-Darm-Mikroorganismen von mit Bt-Mais gefütterten Rindern”. 2001-2004<br />

www.biosicherheit.de/features/printversion.php?context=1&id=19<br />

http://www.biosicherheit.de/lexikon/15.lexi.html<br />

- Bemerkungen<br />

Untersucht wurden mögliche Auswirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen - im Vergleich mit<br />

konventionellen Pflanzen - auf höhere Wirbeltiere am Beispiel des Rindes. Dabei wird der Verbleib der Fremd-DNA<br />

aus gentechnisch veränderten Futterpflanzen, in dem Fall Bt-Mais, verfolgt.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass die DNA des Bt-Mais im Magen- Darm-Trakt der Rinder abgebaut<br />

wird. Es konnten zwar pflanzliche DNA-Fragmente nachgewiesen werden, aber nur solche, die im Genom vielfach<br />

auftraten.<br />

Ein seltener im Genom auftretendes pflanzliches Gen (Zein), das gentechnisch eingeführte Ampicillinresistenz-Gen<br />

sowie das Bt-Gen konnten nicht nachgewiesen werden.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

11.2.4. Trevor A. W. et al.: “Use of quantitative real-time and conventional PCR to assess the<br />

stability of the cp4 epsps transgene from Ro<strong>und</strong>up Ready® canola in the intestinal, ruminal,<br />

and fecal contents of sheep”. Journal of Biotechnology 112 (2004) 255–266<br />

- Zusammenfassung<br />

The stability of transgenic DNA encoding the synthetic cp4 epsps protein in a diet containing Ro<strong>und</strong>up Ready (RR)®<br />

canola meal was determined in duodenal fluid (DF) batch cultures from sheep. A real-time TaqMan® PCR assay was<br />

designed to quantify the degradation of cp4 epsps DNA during incubation in DF at pH 5 or 7. The copy number of<br />

cp4 epsps DNA in the diet declined more rapidly (P < 0.05) in DF at pH 5 as compared to pH 7. The decrease was<br />

attributed mainly to microbial activity at pH 7 and perhaps to plant endogenous enzymes at pH 5. The 62-bp<br />

fragment of cp4 epsps DNA detected by real-time PCR reached a maximum of approximately 1600 copies in the<br />

aqueous phase of DF at pH 7, whereas less than 20 copies were detected during incubations in DF at pH 5. A 1363-<br />

bp sequence of cp4 epsps DNA was never detected in the aqueous fraction of DF. Additionally, genomic DNA isolated<br />

from RR® canola seed was used to test the persistence of fragments of free DNA in DF at pH 3.2, 5, and 7, as well<br />

as in ruminal fluid and feces. Primers spanning the cp4 epsps DNA coding region amplified sequences ranging in size<br />

from 300 to 1363 bp. Free transgenic DNA was least stable in DF at pH 7 where fragments less than 527 bp were<br />

detected for up to 2 min and fragments as large as 1363 bp were detected for 0.5 min. This study shows that<br />

digestion of plant material and release of transgenic DNA can occur in the ovine small intestine. However, free DNA<br />

is rapidly degraded at neutral pH in DF, thus reducing the likelihood that intact transgenic DNA would be available for<br />

absorption through the Peyer’s Patches in the distal ileum.<br />

- Bemerkungen<br />

Das Ziel dieser Studie war es, die Stabilität transgener DNA („Ro<strong>und</strong>up Ready canola“, codiert für das cp4 epsps-Gen,<br />

1363 bp) entlang des Verdauungstraktes von Tieren zu untersuchen.<br />

Fragmente der DNA zwischen 300 <strong>und</strong> 1363 bp wurden untersucht.<br />

Aus den Ergebnissen der Studie geht hervor, dass bezüglich der Stabilität von transgener Raps-DNA Unterschiede<br />

beobachtet werden können, die einerseits vom jeweiligen Ort des Verdauungstraktes (Magen, Dünndarm, Dickdarm)<br />

<strong>und</strong> im Falle des Dünndarmsaftes zusätzlich vom pH-Wert abhängig sind.<br />

Die längste Persistenz der DNA konnte im Dünndarmsaft bei einem pH-Wert von 3.2 <strong>und</strong> in den Fäzes beobachtet<br />

werden (240 bzw. 120 Minuten für Fragment mit 1363 bp <strong>und</strong> 120 bzw. 240 Minuten für die kürzeren DNA-<br />

Fragmente mit 300-527 bp).<br />

Alle unterschiedlich langen Fragmente überdauerten im Dünndarmsaft bei einem pH-Wert von 5 <strong>und</strong> im Magensaft<br />

für 10 Minuten.<br />

Unter den neutralen pH-Wert-Bedingungen (pH-Wert=7) des Dünndarmsaftes konnte für die transgene DNA die<br />

geringste Stabilität beobachtet werden (2 Minuten für die kurzen Fragmente). Das 1363-bp cp4 epsps-Gen konnte<br />

nach 0.5 Minuten nicht mehr gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Die Autoren dieser Studie sind der Meinung, dass „although fragments of DNA may persist in the contents of the<br />

duodenum at low pH, they are unlikely to persist long enough to reach the most probable site of absorption at the<br />

Peyer´s Patches in the ileum”.<br />

11.2.5. Nemeth A., Wurz A.: “Sensitive PCR Analysis of Animal Tissue Samples for Fragments<br />

of Endogenous and Transgenic Plant DNA”. J. Agric. Food Chem. 2004, 52, 6129-6135<br />

- Zusammenfassung<br />

An optimized DNA extraction protocol for animal tissues coupled with sensitive PCR methods was used to determine<br />

whether trace levels of feed-derived DNA fragments, plant and/or transgenic, are detectable in animal tissue samples<br />

including dairy milk and samples of muscle (meat) from chickens, swine, and beef steers. Assays were developed to<br />

detect DNA fragments of both the high copy number chloroplast-encoded maize rubisco gene (rbcL) and single copy<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

nuclear-encoded transgenic elements (p35S and a MON 810-specific gene fragment). The specificities of the two<br />

rbcLPCR assays and two transgenic DNA PCR assays were established by testing against a range of conventional<br />

plant species and genetically modified maize crops. The sensitivities of the two rbcLPCR assays (resulting in 173 and<br />

500 bp amplicons) were similar, detecting as little as 0.08 and 0.02 genomic equivalents, respectively. The<br />

sensitivities of the p35S and MON 810 PCR assays were approximately 5 and 10 genomic equivalents for 123 bp and<br />

149 bp amplicons, respectively, which were considerably less than the sensitivity of the rbcL assays in terms of plant<br />

cell equivalents, but approximately similar when the higher numbers of copies of the chloroplast genome per cell are<br />

taken into account. The 173 bp rbcLassay detected the target plant chloroplast DNA fragment in 5%, 15%, and 53%<br />

of the muscle samples from beef steers, broiler chickens, and swine, respectively, and in 86% of the milk samples<br />

from dairy cows. Reanalysis of new aliquots of 31 of the pork samples that were positive in the 173 bp rbcLPCR<br />

showed that 58% of these samples were reproducibly positive in this same PCR assay. The 500 bp rbcLassay<br />

detected DNA fragments in 43% of the swine muscle samples and 79% of the milk samples. By comparison, no<br />

statistically significant detections of transgenic DNA fragments by the p35SPCR assay occurred with any of these<br />

animal tissue samples.<br />

Keywords: Biotechnology, DNA, maize, PCR, transgenic feed<br />

- Bemerkungen<br />

Das Ziel dieser Studie ist die Bereitstellung zusätzlicher Daten bzw. Informationen zum Nachweis von pflanzlichen<br />

DNA-Fragmenten in tierischen Produkten <strong>und</strong> Bestätigung von Beobachtungen aus Studien, dass high-copy-<br />

Chloroplasten-DNA-Fragmente eher nachweisbar sind als DNA-Fragmente der gentechnischen Veränderung, die<br />

single-copy-Gene darstellen.<br />

Publizierte Studien zeigten bereits, dass DNA-Bruchstücke der gentechnischen Veränderung, single-copy-Gene, bis<br />

dato nicht in Geweben von Tieren, die GVO-Futtermittel verzehrt haben, nachzuweisen waren.<br />

Im Gegensatz dazu berichten diverse, zitierte Literaturstellen von Untersuchungen, wo pflanzliche DNA-Fragmente,<br />

die multi-copy-Gene darstellen, in Organen/Geweben von Tieren wie Kühen, Geflügel <strong>und</strong> Schweinen gef<strong>und</strong>en<br />

wurden.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie lassen den Schluss zu, dass die Anzahl der „gene-copies“ einen signifikanten<br />

Einflussfaktor auf das Auffinden von pflanzlicher DNA in tierischen Geweben darstellt. Eine einzelne Pflanzenzelle<br />

enthält 500-50 000 Kopien des Chloroplastengenoms.<br />

Die Autoren dieser Studie stehen auf dem Standpunkt, dass „the presence of DNA fragments of high copy number<br />

plant sequences in some animal tissue appears to be a normal metabolic occurence that is variable between different<br />

animal species and between tissue types within animal species“.<br />

11.2.6. Flachowsky G., Institut für Tierernährung der B<strong>und</strong>esforschungsanstalt für<br />

Landwirtschaft, Braunschweig: “Zum Einsatz von Futtermitteln aus gentechnisch<br />

veränderten Pflanzen in der Wiederkäuerernährung”. Mühle + Mischfutter, 141. Jahrgang,<br />

Heft 9, 2004<br />

- Bemerkungen<br />

„Verbleib der Fremd-DNA“:<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier werden auf vielfältige Weise seit Jahrmillionen mit „Fremd“-DNA konfrontiert. In verschiedenen<br />

Studien wurde der Weg der pflanzlichen Erbsubstanz im Organismus verfolgt.<br />

Bei gemischter Kost nehmen Menschen mit der Nahrung täglich 0,1-1 g, Schweine 0,5-4 g <strong>und</strong> Milchkühe 40-60 g<br />

DNA auf.<br />

Zu der über das Futter aufgenommenen DNA-Menge kommen Mengen an DNA dazu, die aus der mikrobiellen<br />

Besiedlung des Verdauungstraktes resultieren. Mensch <strong>und</strong> Tier müssen sich demnach seit Jahrmillionen mit<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

„Fremd“-DNA auseinandersetzen. Die durch Gentransfer in ein Futter- oder Lebensmittel neu eingeführten Gene<br />

verändern damit die Menge an zugeführter DNA nur in unbeutendem Maße.<br />

Laut dieser Literaturstelle wird die DNA durch verschiedene Behandlungen wie Silierung oder industrielle<br />

Verarbeitung (Erhitzen <strong>und</strong> Extraktion bei der Ölgewinnung) weitgehend abgebaut.<br />

Im Verdauungstrakt erfolgt durch Magensäure <strong>und</strong> weitere Nukleasen eine weitere Degradation.<br />

Dabei ist jedoch nicht auszuschließen, dass Genfragmente in die Darmepithelien gelangen <strong>und</strong> vom Wirtsorganismus<br />

absorbiert werden.<br />

Bei Nicht-Wiederkäuern konnten verschiedene Pflanzen-DNA-Bruchstücke in Organen <strong>und</strong> Geweben gef<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

Bisher erfolgte kein Nachweis von Bruchstücken der transgenen DNA in Organen <strong>und</strong> Geweben von Lebensmittel<br />

erzeugenden Tieren.<br />

Untersuchungen an Wiederkäuern zum DNA-Abbau wiesen darauf hin, dass Pflanzen-DNA-Bruchstücke in den<br />

Leukozyten <strong>und</strong> im Verdauungstrakt zu finden sind. Vereinzelt wurden diese Bruchstücke auch in der Milch <strong>und</strong> in<br />

den Fäzes nachgewiesen. In Organen wie der Muskulatur, der Leber, der Milz <strong>und</strong> der Niere konnte kein Nachweis<br />

festgestellt werden.<br />

Transgene DNA- Bruchstücke wurden in allen untersuchten Organen <strong>und</strong> Geweben nicht gef<strong>und</strong>en.<br />

Schlussfolgerung dieser Studie war, dass die „Fremd“-DNA im Verdauungstrakt nahezu vollständig abgebaut wird,<br />

sodass in den essbaren Tierprodukten keine entsprechenden Rückstände nachgewiesen werden konnten.<br />

11.2.7. Einspanier R., Lutz B., Rief S., Berezina O., Zverlov V., Schwarz W., Mayer J.: „Tracing<br />

residual recombinant feed molecules during digestion and rumen bacterial diversity in cattle<br />

fed transgene maize“. European Food Research Technology (2004) 218:269-273.<br />

- Zusammenfassung<br />

Abstract: The aim of this study was to trace selected nucleic acid and protein components of isogene versus Bt<br />

transgene maize within the bovine gastrointestinal tract (GIT). After feeding 22 cattle for 4 weeks with Bt176 maize,<br />

different plant genes and the recombinant protein CryIAb were quantified during digestion. Furthermore, a first initial<br />

characterization of rumen bacteria was approached, using 16rDNA gene sequencing comparing isogene- against<br />

transgene-fed animals. Ingesta samples of different GIT sections (rumen, abomasum, jejunum, colon) were analysed<br />

for chloroplast, maize invertase, zein and Bt toxin (CryIAb) gene fragments using quantitative real-time PCR. First,<br />

the initial gene dose of these maize genes was detected in maize silage. During digestion, a significant reduction of<br />

high-to-medium ab<strong>und</strong>ant plant gene fragments was shown depending on the dwell-time and the initial gene copy<br />

number. Immunoreactive CryIAb protein was quantified by ELISA in intestinal samples indicating a significant loss of<br />

that protein. Remarkable amounts of Bt toxin were fo<strong>und</strong> in all contents of the GIT and the protein was still present<br />

in faeces. For the first time, the influence of CryIAb transgene maize on rumen bacterial microflora was investigated<br />

compared to isogene material through analysis of 497 individual bacterial 16S rDNA sequences. In principle, specific<br />

bacterial leader-species could be identified in all bovine rumen extracts, but no significant influence of Bt176 maize<br />

feed was fo<strong>und</strong> on the composition of the microbial population. This investigation provides supplementing data to<br />

further evaluate the fate of novel recombinant material originating from transgene feed or food within the<br />

mammalian GIT.<br />

Keywords: Bt maize, Cattle, Intestinal tract, CryIAb protein, Plant DNA<br />

- Bemerkungen<br />

Auch diese zweite Studie von Einspanier et al. aus dem Jahre 2004 bestätigte die Ergebnisse aus der ersten Studie<br />

(2001). Pflanzliche DNA wurde im gastrointestinalen Trakt des Tieres rasch abgebaut <strong>und</strong> fand sich in den Fäzes<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

nicht wieder. Anders verhält sich das rekombinante CryIAb-Protein, von dem noch Spuren in den Fäzes nachweisbar<br />

sind. Weiters konnte kein signifikanter Einfluss von transgenem Mais (Bt176) auf die Zusammensetzung der<br />

Darmflora festgestellt werden.<br />

Die Autoren deuten darauf hin, dass in Kurzzeitversuchen sowohl für den Mensch als auch für das Tier keine<br />

nachteiligen ges<strong>und</strong>heitlichen Auswirkungen nach dem Verzehr transgenen Maises zu befürchten sind.<br />

11.2.8. Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften. Kommission Grüne Gentechnik.<br />

Memorandum: „Gibt es Risiken für den Verbraucher beim Verzehr von Nahrungsprodukten<br />

aus gentechnisch veränderten Pflanzen? Seite 1-4<br />

- Zusammenfassung<br />

Dieser Bericht untersucht auf der Gr<strong>und</strong>lage vorhandener wissenschaftlicher Literatur die potentielle Gefährdung der<br />

Verbraucher beim Verzehr von Produkten gentechnisch veränderter Pflanzen (GVO) im Hinblick auf Giftigkeit ,<br />

Krebserregung <strong>und</strong> Auslösung von Allergien sowie den Auswirkungen des Verzehrs der Fremd-DNA, darunter auch<br />

der DNA von Antibiotika-Resistenzgenen. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass beim Verzehr von Lebensmitteln<br />

aus in der EU zugelassenen GVO ein erhöhtes Ges<strong>und</strong>heitsrisiko gegenüber dem Verzehr von Produkten aus<br />

konventionellem Anbau nicht besteht, dass im Gegenteil in einzelnen Fällen Lebensmittel aus GVO den<br />

konventionellen Lebensmitteln in Bezug auf die Ges<strong>und</strong>heit sogar überlegen sind.<br />

11.2.9. Reuter T.: „Vergleichende Untersuchungen <strong>zur</strong> ernährungsphysiologischen<br />

Bewertung von isogenem <strong>und</strong> transgenem (Bt) Mais <strong>und</strong> zum Verbleib von „Fremd-DNA“ im<br />

Gastrointestinaltrakt <strong>und</strong> in ausgewählten Organen <strong>und</strong> Geweben des Schweines sowie in<br />

einem rohen Fleischerzeugnis“.<br />

Dissertation am Institut für Tierernährung der B<strong>und</strong>esforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />

in Braunschweig <strong>und</strong> dem Institut für Ernährungswissenschaften der Landwirtschaftlichen<br />

Fakultät der Martin- Luther- Universität Halle- Wittenberg, 2003.<br />

- Zusammenfassung<br />

Vergleichende Untersuchungen <strong>zur</strong> ernährungsphysiologischen Bewertung von isogenem <strong>und</strong> transgenem (Bt) Mais<br />

<strong>und</strong> zum Verbleib von „Fremd“-DNA im Gastrointestinaltrakt <strong>und</strong> in ausgewählten Organen <strong>und</strong> Geweben des<br />

Schweines sowie in einem rohen Fleischerzeugnis. Der Einsatz neuer Technologien resultiert in der menschlichen<br />

Gesellschaft meist in einer Kontroverse. Die gentechnische Modifikation von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen stellt in<br />

diesem Zusammenhang keine Ausnahme dar. Mit dem Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Human-<br />

<strong>und</strong> Tierernährung entwickelte sich die Frage nach der Sicherheit von gentechnisch veränderten Pflanzen für Mensch,<br />

Tier <strong>und</strong> Umwelt zu einer kontrovers geführten Diskussion auf öffentlicher <strong>und</strong> wissenschaftlicher Ebene. Die<br />

Kontroverse über transgene landwirtschaftliche Nutzpflanzen <strong>und</strong> dabei speziell Bt-Mais ist eng verb<strong>und</strong>en mit einer<br />

weitreichenden Meinungsverschiedenheit über die ökonomischen, ökologischen <strong>und</strong> sozialen Konsequenzen. Unter<br />

Berücksichtigung dieser Situation wurden umfangreiche Untersuchungen <strong>zur</strong> ernährungsphysiologischen Wertung<br />

von Futtermitteln aus gentechnisch veränderten Pflanzen aufgenommen. Die Fragestellung der vorliegenden<br />

Dissertation ordnet sich in die Gesamtthematik ein. Im Einzelnen wurden mit Bt-Mais die folgenden Themen<br />

bearbeitet:<br />

I. Chemisch-analytische Untersuchung von isogenem <strong>und</strong> transgenem Mais,<br />

II. Untersuchungen <strong>zur</strong> ernährungsphysiologischen Bewertung der Maishybriden bei Schweinen,<br />

III. Mastleistung von Schweinen gefüttert mit Diäten mit hohen Anteilen an isogenem oder transgenem Mais,<br />

IV. Schicksal der mit der Nahrung aufgenommen „Fremd“-DNA im Körper von Schweinen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

zu I. Mit Hilfe von chemisch-analytischen Untersuchungen wurden in Bt-Mais parallel <strong>zur</strong> isogener Ausgangslinie<br />

wichtige Inhaltsstoffe ermittelt. Die Untersuchung der chemischen Zusammensetzung der beiden Hybriden ergab<br />

keine signifikanten Unterschiede in den Rohnährstoff- (Bsp. Rohprotein 11,59 vs. 11,06 %), Aminosäuren,-<br />

Fettsäuren- <strong>und</strong> Mineralstoffgehalten als auch für Stärke, Zucker <strong>und</strong> Nicht-Stärke-Polysaccharide. Beide Maishybride<br />

sind in ihrer stofflichen Zusammensetzung substanziell äquivalent.<br />

zu II. Beide Maishybriden wurden jeweils zu 70% in bedarfsdeckende Futtermischungen (FM) für Schweine<br />

eingemischt. Die ernährungsphysiologische Wertigkeit der FM wurde im Verdauungsversuch mit 12 männlichen,<br />

kastrierten Schweinen untersucht. Die Tiere wurden nach Bestimmung ihrer Lebendmasse in zwei Gruppen mit 6<br />

Schweinen eingeteilt. Mit jeder Gruppe wurden 3 Verdauungsversuche durchgeführt. Die Verdaulichkeit der<br />

Rohnährstoffe beider Maishybriden (Rohprotein 85,8 ±2,3 vs. 86,1 ±1,8 % <strong>und</strong> NfE 92,8 ±0,6 vs. 93,2 ±0,6 in T)<br />

unterschied sich ebenso wie der Energiegehalt (15,7 ±0,2 vs. 15,8 ±0,2 % MJ/kg T) nicht signifikant.<br />

zu III. Im langfristigen Fütterungsversuch bestand das Ziel, Leistungsparameter im Verlauf <strong>und</strong> am Ende der<br />

Mastperiode nach Aufnahme von Futtermischungen mit isogenem oder transgenem Mais zu vergleichen. Für den<br />

Mastversuch wurden 48 weibliche Schweine eingesetzt. Die Schweine wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Für 36<br />

Tiere enthielt die FM 70 % transgenen Mais, die verbliebenen 12 Tiere erhielten die FM mit 70 % der isogenen<br />

Ausgangssorte. Im Mastversuch zeigte sich, dass die Verfütterung von gentechnisch verändertem Bt-Mais im<br />

Vergleich zum isogenem Mais über einen Zeitraum von 91 Tagen zu einer identischen Leistung führt. Die Tiere der<br />

Gruppen realisierten eine mittlere tägliche Lebendmassezunahme (LMZ) von 815 ±93 vs. 804 ±63 g/d bei einem<br />

Futteraufwand von 2,41 ±0,17 vs. 2,41 ±0,15 kg/kg LMZ (isogen vs. transgen). Aus Sicht der Tierernährung konnten<br />

für beide Maishybriden keine vor- oder nachteiligen Eigenschaften für den Einsatz in der Schweinemast ermittelt<br />

werden.<br />

zu IV. In Untersuchungen an Rindern <strong>und</strong> Geflügel wurden pflanzliche DNA-Bruchstücke aus der Nahrung in<br />

verschiedenen Organen <strong>und</strong> Geweben nachgewiesen. Demgegenüber fand kein Nachweis transgener DNA-<br />

Fragmente nach der Verabreichung von gentechnisch veränderten Pflanzen im Tierkörper außerhalb des Magen-<br />

Darmtraktes statt. Im eigenen Versuch sollte das Schicksal von fremder DNA aus der Nahrung im Organismus von<br />

Schweinen verfolgt werden. Der Verbleib <strong>und</strong> die Passage von Fremd-DNA wurde an 48 Versuchstieren gefüttert mit<br />

Diäten mit 70 % isogenem (n = 12) bzw. transgenem (n = 36) Mais untersucht. Die mit transgenem Mais<br />

gemästeten Tiere wurden in 6 Gruppen mit jeweils 6 Tieren zum Zeitpunkt 4, 8, 12, 24, 48 <strong>und</strong> 72 h nach der letzten<br />

Fütterung einer maishaltigen Diät geschlachtet. Lediglich die zum Zeitpunkt 24, 48 <strong>und</strong> 72 h geschlachteten Tiere<br />

erhielten bis <strong>zur</strong> Schlachtung eine maisfreie, durch Gerste <strong>und</strong> Weizen substituierte Diät. Bei den Tieren der beiden<br />

Kontrollgruppen (n = 6) erfolgte die Schlachtung 4 <strong>und</strong> 8 h nach der letzten Fütterung. Die extrahierte DNA von<br />

Ingesta- <strong>und</strong> Gewebeproben wurde mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion auf die Anwesenheit pflanzlicher <strong>und</strong><br />

transgener Gen-Fragmente untersucht.<br />

Transgene Gen-Fragmente konnten bis zu 48 h nach der letzten Fütterung einer Bt-maishaltigen Diät in<br />

Ingestaproben nachgewiesen werden. Weiterhin passieren kleine pflanzliche DNA-Fragmente aus dem Futtermittel<br />

die Darmbarriere <strong>und</strong> sind in tierischen Geweben sowie später noch in rohen Fleischerzeugnissen nachweisbar.<br />

Nicht nachweisbar waren im Gewebe DNA-Fragmente der gentechnischen Veränderung. Die Passage von pflanzlichen<br />

DNA-Fragmenten fand unabhängig von der Futtermittelquelle in den Organismus von Schweinen, die mit transgenem<br />

oder isogenem Mais gefüttert wurden, statt.<br />

Die stoffliche Äquivalenz <strong>und</strong> eine gleiche ernährungsphysiologische Wertigkeit der untersuchten isogenen <strong>und</strong><br />

gentechnisch veränderten Maishybriden lassen Unterschiede beim Einsatz in der Schweinemast nicht erwarten.<br />

Parallel zu anderen Tierspezies ist die Aufnahme von DNA-Bruchstücken aus der Nahrung in den Organismus von<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Schweinen möglich. DNA-Fragmente der gentechnischen Veränderung wurden nicht aufgenommen oder lagen im<br />

Bereich unterhalb der Nachweisgrenze.<br />

Zur Bestimmung der Verweildauer von Nahrungskomponenten im Magen-Darm-Trakt stellt die Polymerase-<br />

Kettenreaktion in Verbindung mit selektiven Primersystemen eine sensitive Methode dar.<br />

- Bemerkungen<br />

In dieser Studie wurde untersucht, ob ein Übergang von fremder DNA aus der Nahrung in den Organismus von<br />

Schweinen stattfindet.<br />

Die Ergebnisse besagen, dass kleine pflanzliche DNA- Fragmente aus dem Futtermittel die Darmbarriere beim<br />

Schwein passieren <strong>und</strong> im tierischen Gewebe <strong>und</strong> sogar später noch in den rohen Fleischerzeugnissen nachweisbar<br />

sind.<br />

Nicht nachzuweisen waren im Gewebe DNA-Fragmente der gentechnischen Veränderung, d.h. laut dieser Studie,<br />

dass DNA-Fragmente der gentechnischen Veränderung nicht aufgenommen werden oder im Bereich unterhalb der<br />

Nachweisegrenze liegen.<br />

11.2.10. Poms R. E., Hochsteiner W., Luger K., Glössl J., Foissy H.: „Model Studies on<br />

the Detectybility of Genetically Modified Feed in Milk“. Journal of Food Protecion: Vol. 66,<br />

No. 2, 2003. 304-310.<br />

- Zusammenfassung<br />

Abstract: Detecting the use of genetically modified feeds in milk has become important, because the voluntary<br />

labeling of milk and dairy products as “GMO free” or as “organically grown” prohibits the employment of genetically<br />

modified organisms (GMOs). The aim of this work was to investigate whether a DNA transfer from foodstuffs like<br />

soya and maize was analytically detectable in cow’s milk after digestion and transportation via the bloodstream of<br />

dairy cows and, thus, whether milk could report for the employment of transgene feeds. Blood, milk, urine, and feces<br />

of dairy cows were examined, and foreign DNA was detected by polymerase chain reaction by specifically amplifying<br />

a 226-bp fragment of the maize invertase gene and a 118-bp fragment of the soya lectin gene. An intravenous<br />

application of purified plant DNA showed a fast elimination of marker DNA in blood or its reduction below the<br />

detection limit. With feeding experiments, it could be demonstrated that a specific DNA transfer from feeds into milk<br />

was not detectable. Therefore, foreign DNA in milk cannot serve as an indicator for the employment of transgene<br />

feeds unless milk is directly contaminated with feed components or airborne feed particles.<br />

- Bemerkungen<br />

Eine österreichische Forschungsgruppe der Universität für Bodenkultur hat im Jahre 2003 eine Studie publiziert, in<br />

der gezeigt wurde, dass Mais- bzw. Soja-DNA aus dem Futter nicht in der Milch nachweisbar ist.<br />

Die Fütterungsversuche wurden in Österreich <strong>und</strong> unter realen Stallbedingungen durchgeführt. Für die Versuche<br />

wurde kein GVO-Futter verwendet, sondern konventionelles Futter (Mais <strong>und</strong> Soja-hältige Futtermischungen), wobei<br />

endogene Mais- <strong>und</strong> Soja-Genfragmente (von single-copy Genen) als Marker-DNA verwendet wurden. Diese<br />

verhalten sich laut Literatur im Verdauungstrakt genauso wie transgene DNA-Abschnitte im GVO-Futter.<br />

Um die Kontamination durch Futterstaub zu messen, wurden im Stall offene Petrischalen mit Rohmilch in<br />

verschiedenen Abständen vom Futtertrog aufgestellt (bis zu 20 m Entfernung). In den Proben, die bis 10 m vom<br />

Futtertrog entfernt waren, konnte Mais bzw. Soja-DNA nachgewiesen werden. Milch, die über 10 m entfernt war,<br />

blieb hingegen unkontaminiert.<br />

In frisch gemolkener Milch konnten single-copy Gene nicht nachgewiesen werden. Da in GV-Pflanzen die Transgene<br />

oft auch als single-copy Gene eingebaut sind, ist es nicht unbedingt zielführend, in der Milch nach Spuren von<br />

Transgenen zu suchen, um nachzuweisen, dass ein Bauer GVO-Futter verwendet hat.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Kommentar der Wissenschaftler: Unter den heute üblichen Hygienebedingungen beim Melken mit modernen<br />

Melkmaschinen kann man eine Kontamination der Milch aus der Umgebungsluft des Stalles in der Regel auch<br />

ausschließen. Wenn also jemand feststellen möchte, ob ein Bauer GVO-Futter verwendet, ist wohl nur eine<br />

Überprüfung des Futters vor Ort eine zuverlässige Methode.<br />

Das Ziel dieser Arbeit war die Etablierung eines Verfahrens zum Nachweis von Futtermittel- DNA in der komplexen<br />

Matrix „Milch“ <strong>und</strong> die Untersuchung, ob ein DNA-Transfer von Futtermitteln wie Soja <strong>und</strong> Mais nach Aufnahme,<br />

Verdauung <strong>und</strong> Transport durch die Blutbahn in Kuhmilch analytisch nachweisbar ist <strong>und</strong> ob dadurch die Milch für<br />

eine Kontrolle des Einsatzes transgener Futtermittel herangezogen werden könnte.<br />

Fremd-DNA wurde mittels der PCR-Methode anhand der Vervielfältigung eines 226-bp Fragmentes des Mais-<br />

Invertase-Gens <strong>und</strong> anhand eines 118-bp Fragmentes (beide relativ kurze Fragmente) des Soja-Lectin-Gens<br />

nachgewiesen.<br />

Eine Untersuchung mit isolierter pflanzlicher DNA, die Milchkühen intravenös verabreicht wurde, wies auf eine rasche<br />

Elimination dieser DNA im Blut hin. Diese rasche Elimination ist wiederum auf den raschen <strong>und</strong> effektiven Abbau<br />

freier DNA in der Leber <strong>und</strong> in den Makrophagen <strong>zur</strong>ückzuführen. Trotz einer teilweise hohen Applikationsmenge an<br />

freier DNA in das Blut, konnte einen Tag nach der Applikation keine DNA in der Kuhmilch gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Weiters wurde eine Fütterungsstudie an Kühen durchgeführt. Selbst hohe Mengen an Mais <strong>und</strong> Soja im Viehfutter<br />

führten nicht zu einem Nachweis der spezifischen, kurzen 226-bp- <strong>und</strong> 118-bp Fragmente im Blut, Milch <strong>und</strong> Urin.<br />

Zusätzlich wird in dieser Studie jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass „ taking into consideration that cows ingest<br />

several grams of nucleic acids via feed per day and that it takes about 600 liters of blood to circulate through udder<br />

tissue to produce 1 liter of milk, foreign DNA could be accumulated in milk despite a nondetectable concentration of<br />

marker DNA in blood”.<br />

In dieser Fütterungsstudie wurden jedoch keine single-copy Gene von Mais oder von Soja in der Milch gef<strong>und</strong>en.<br />

„The probability for positive detection of chloroplast DNA is about 10 3 to 10 4 higher- due to their high copy numbers<br />

per plant cell- than that for single-copy genes.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie bestätigten die ähnliche Studie von Einspanier et al. (2001), die keinen spezifischen<br />

DNA-Transfer transgener DNA in das Blut, das Gewebe oder in die Milch von Kühen erkennen ließen. Hingegen<br />

wurde bei Einspanier et al. (2001) von einem Transfer kleiner pflanzlicher DNA-Fragmente (ca. 200 bp) in die<br />

Leukozyten <strong>und</strong> in die Milch (in Spuren vorkommend) berichtet.<br />

11.2.11. Phipps R. H., Deaville E. R., Maddison B. C. : “ Detection of Transgenic and<br />

Endogenous Plant DNA in Rumen Fluid, Duodenal Digesta, Milk, Blood, and Feces of<br />

Lactating Dairy Cows”. Journal of Dairy Science. Vol. 86, No. 12, 2003. 4070-4078.<br />

- Zusammenfassung<br />

Abstract: The objective was to determine the presence or absence of transgenic and endogenous plant DNA in<br />

ruminal fluid, duodenal digesta, milk, blood, and feces, and if fo<strong>und</strong>, to determine fragment size. Six multiparous<br />

lactating Holstein cows fitted with ruminal and duodenal cannulas received a total mixed ration. There were two<br />

treatments (T). In T1, the concentrate contained genetically modified (GM) soybean meal (cp4epsps gene) and GM<br />

corn grain (cry1a[b] gene), whereas T2 contained the near isogenic non-GM counterparts. Polymerase chain reaction<br />

analysis was used to determine the presence or absence of DNA sequences. Primers were selected to amplify small<br />

fragments from singlecopy genes (soy lectin and corn high-mobility protein and cp4epsps and cry1a[b] genes from<br />

the GM crops) and multicopy genes (bovine mitochondrial cytochrome b and rubisco). Single-copy genes were only<br />

detected in the solid phase of rumen and duodenal digesta. In contrast, fragments of the rubisco gene were detected<br />

in the majority of samples analyzed in both the liquid and solid phases of ruminal and duodenal digesta, milk, and<br />

feces, but rarely in blood. The size of the rubisco gene fragments detected decreased from 1176 bp in ruminal and<br />

duodenal digesta to 351 bp in fecal samples.<br />

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Keywords: DNA detection, digesta, GM feeds, milk<br />

- Bemerkungen<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Eine englische Arbeitsgruppe bestätigte die Ergebnisse von Einspanier et al. mit Versuchen zu transgenem Soja.<br />

Das Ziel dieser Studie war es nachzuweisen, ob transgene oder endogene Pflanzen- DNA in den Verdauungssäften, in<br />

der Milch, im Blut <strong>und</strong> in den Fäzes vorkommen oder nicht <strong>und</strong> falls doch, die Größe der einzelnen Fragmente zu<br />

bestimmen.<br />

Diese Studie bestätigte die Ergebnisse anderer Untersuchungen, wonach in der Milch von Kühen, denen GVO-<br />

Futtermittel verfüttert wurde, keine transgene DNA zu finden sei. Single-Copy-Gene wurden lediglich im Pansen <strong>und</strong><br />

im Duodenalsaft gef<strong>und</strong>en.<br />

Hingegen wurde pflanzliche DNA in den Verdauungssäften, in der Milch, in den Fäzes <strong>und</strong> selten im Blut<br />

aufgef<strong>und</strong>en.<br />

Die Autoren dieser Studie stellen jedoch die Frage in den Raum, ob nicht auch die transgene DNA absorbiert wird.<br />

Falls eine derartige Absorption zustande kommt, ist die Häufigkeit jedoch als gering einzuschätzen.<br />

Diesbezüglich werden von den Autoren noch weitere Untersuchungen <strong>und</strong> Informationen bezüglich des Mechanismus<br />

<strong>und</strong> einer Kontamination bei der Probenziehung gefordert <strong>und</strong> empfohlen.<br />

11.2.12. Wackernagel Wilfried: „Fakten <strong>und</strong> Fantasien zum horizontalen Gentransfer<br />

von rekombinanter DNA“. Akademie-Journal 1/2002. Seite 28-31.<br />

- Zusammenfassung<br />

Horizontaler Gentransfer wird im Kontext der Gentechnik in der Öffentlichkeit als eine Ursache ständiger Gefahr<br />

diskutiert. Auf der Gr<strong>und</strong>lage von Reagenzglasversuchen beinhaltender Begriff, dass Gene <strong>und</strong> Gengruppen von<br />

Bakterien auf andere Bakterien übertragen werden können. Dadurch wäre eine unkontrollierbare Ausbreitung<br />

rekombinanter DNA möglich. Die neuere umfassende Erforschung der Gentransferprozesse<br />

(Konjugation,Transformation <strong>und</strong> Transduktion) in bakteriellen Lebensräumen, die nicht zuletzt im Rahmen der<br />

Sicherheitsbewertung gentechnisch veränderter Mikroorganismen <strong>und</strong> Pflanzen durchgeführt wurde, zeigt, dass<br />

Gentransfer wohl überall möglich ist, jedoch nur sehr selten stattfindet. Es wurden Transferaktivitäten zwischen<br />

Bakterien unterschiedlicher Arten <strong>und</strong> sogar von Bakterien zu Hefe- <strong>und</strong> Pilzzellen <strong>und</strong> auch zu Pflanzen- <strong>und</strong><br />

Tierzellen gef<strong>und</strong>en. Gleichzeitig wurden jedoch limitierende Faktoren in der Umwelt <strong>und</strong> Barrieren für dauerhafte<br />

Integration der transferierten DNA in den Empfängerorganismen identifiziert. Übertragene Gene können sich nur<br />

dann etablieren, wenn ein entsprechender Selektionsdruck besteht, der den Genträgern Vorteile verleiht. Insgesamt<br />

ist die Möglichkeit eines Transfers von Genen aus transgenen Pflanzen auf Bakterien als sehr unwahrscheinlich<br />

einzustufen. Sie ist damit unvergleichlich niedriger als die schon geringe Möglichkeit des natürlichen Gentransfers<br />

zwischen Bakterien. Obwohl also ein Transfer von Pflanzen auf Bakterien, z. B. im Boden oder Darm, nicht zu<br />

erwarten ist, haben die verantwortlichen Behörden in Amerika <strong>und</strong> Europa bei der Zulassung von Freisetzungen <strong>und</strong><br />

beim Inverkehrbringen von transgenen Pflanzen noch zusätzlich darauf geachtet, dass in den Pflanzen keine Gene<br />

vorliegen, die potentiell gefährlich sind für Menschen, andere Lebewesen oder die Umwelt.<br />

11.2.13. Nowack Heimgartner K., Bickel R., Pushparajah Lorenzen R. Wyss E.:<br />

„Sicherung der gentechnikfreien Bioproduktion“. Schriftenreihe Umwelt Nr. 340. B<strong>und</strong>esamt<br />

für Umwelt, Wald <strong>und</strong> Landschaft, Bern, 2002<br />

- Zusammenfassung<br />

Die Bioproduktion verwendet weder gentechnisch veränderte Organismen (GVO) noch deren Folgeprodukte. Infolge<br />

der weltweiten Verbreitung <strong>und</strong> Anwendung von GVOs in der konventionellen Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Lebensmittelherstellung besteht aber zunehmend die Gefahr unerwünschter Verunreinigungen von Bioprodukten mit<br />

GVO-Erzeugnissen. Die vorliegende Studie zeigt die relevanten Kontaminationspfade auf, stellt die bisherigen<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

gesetzlichen Vorschriften <strong>und</strong> die Regelungen der Bioorganisationen dar <strong>und</strong> diskutiert Massnahmen <strong>zur</strong> Vermeidung<br />

der Verunreinigungen. Die folgenden Strategien stehen dabei im Vordergr<strong>und</strong>: strikte räumliche Trennung <strong>und</strong><br />

lückenlose Warenflussdokumentation, Ausschluss von kritischen Stoffen, Verwendung von Lebens- <strong>und</strong><br />

Futtermittelkomponenten ausschließlich in zertifizierter Bioqualität sowie Sicherheitsabstände zwischen GVO- <strong>und</strong><br />

Biofeldern.<br />

Stichwörter: Biolandbau, Kontamination, GVO<br />

- Bemerkungen<br />

Die Studie, die in diesem Dokument vorgestellt wird, zeigt für den Biologischen Landbau mögliche<br />

Kontaminationswege über die Produktion - Landwirtschaft <strong>und</strong> Verarbeitung- auf <strong>und</strong> schildert die derzeit<br />

bestehenden Maßnahmen, diesen Verunreinigungen entgegenzuwirken. Darüber hinaus gibt sie Empfehlungen über<br />

weitergehende zukünftige nötige Maßnahmen.<br />

Im Rahmen dieser Studie wurde auch die Frage aufgeworfen, ob gentechnisch veränderte DNA in tierischen<br />

Lebensmitteln wie dem Fleisch, der Milch oder den Eiern vorkommt.<br />

Da es jedoch erst wenige Untersuchungen zu diesem Thema gibt, sind die Ergebnisse unterschiedlich. Offensichtlich<br />

können Nukleinsäuren von Pflanzen die Darmwand passieren <strong>und</strong> im Tier in verschiedenen Organen auftauchen. Je<br />

nach Tier <strong>und</strong> Futter wurden jedoch unterschiedliche Resultate gef<strong>und</strong>en. Gentechnisch veränderte DNA wurde<br />

bisher nicht in den Produkten nachgewiesen.<br />

Jedoch kann die Milch durch Verstaubung (Milch, die offen neben dem Futtertrog steht) mit Futtermittel- DNA<br />

verunreinigt werden.<br />

Es lassen sich beim derzeitigen Kenntnisstand noch keine abschließenden Aussagen darüber treffen.<br />

11.2.14. Klotz A., Mayer J., Einspanier R.: “Degradation and possible carry over of feed<br />

DNA monitored in pigs and poultry”. European Food Research Technology (2002) 214: 271-<br />

275<br />

- Zusammenfassung<br />

A possible carry over of foreign food DNA into the body after consumption was examined. After feeding pigs with<br />

conventional and recombinant (Bt-) maize, different body samples were investigated using DNA extraction followed<br />

by PCR procedures to detect.<br />

Chloroplast genes of different length (199 bp and 532 bp), a maize-specific gene (zein) and a specific transgene<br />

present in Bt-maize (cryIa). Initially, a time-dependent degradation of feed DNA in the gastrointestinal tract of pigs<br />

was analysed within the juices from stomach and three parts of the small intestine (duodenum, jejunum, ileum).<br />

Subsequently, a possible transfer of residual chloroplast specific DNA as well as recombinant Bt-maize DNA<br />

fragments into different pig organs (blood, muscle, liver, spleen and lymph nodes) was examined. The suitability of<br />

the introduced DNA extraction procedure was verified through amplification of a universal gene (ubiquitin)<br />

demonstrating the successful PCR analysis within a range of 189–417 bp long DNA. Short chloroplast DNA fragments<br />

(199 bp) could be successfully amplified from the intestinal juices of pigs up to 12 h after the last feeding. In<br />

contrast, chloroplast specific DNA was not fo<strong>und</strong> in any pig organ investigated so far. Specific gene fragments from<br />

the transgene maize (Bt-maize) were never detected in any pig sample. A field study examining supermarket poultry<br />

samples (leg, breast and wing muscle, stomach) led to frequent detections of the short chloroplast DNA fragment<br />

(199 bp). Furthermore, faint signals for the maize specific zein gene fragment were detected in these poultry tissues.<br />

Additional PCR examinations using unhatched chicken embryos provided the first indication that neither chloroplast<br />

nor maize genes are present endogenously within the wild-type poultry genome. Therefore, a transient transfer of<br />

short forage DNA into most poultry organs can be suspected.<br />

Keywords: Feed-DNA, DNA transfer, Bacillus thuringiensis toxin maize, Polymerase chain reaction, Pigs and poultry<br />

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- Bemerkungen<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Das Ziel dieser Studie war es, den Abbau <strong>und</strong> den möglichen „carry over“ von über Futter aufgenommener DNA an<br />

Beobachtungen <strong>und</strong> Fütterungsversuchen an Schweinen <strong>und</strong> Geflügel zu beschreiben.<br />

Schweinen wurde sowohl konventioneller als auch transgener Mais verfüttert.<br />

In den Verdauungssäften des Dünndarmes konnten kurze, pflanzliche DNA-Fragmente (199 bp) nachgewiesen<br />

werden. Hingegen fanden sich in anderen Geweben <strong>und</strong> Organen der Schweine wie Blut, Muskulatur, Leber, Milz <strong>und</strong><br />

Lymphknoten keine Anzeichen einer pflanzlichen Chloroplasten-DNA.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie weisen weiters darauf hin, dass sich in keiner einzigen Probe, die von Schweinen<br />

gezogen wurde, Fragmente des transgenen Mais (Bt-Mais) wieder finden. Die Autoren dieser Studie führen dass auf<br />

rascheren Abbau des cry1A-Gens <strong>zur</strong>ück, da es sich hierbei nur um ein single-copy Gen handelt.<br />

Dies wird von den Autoren als Erklärung dafür angesehen, dass für die pflanzlichen DNA-Fragmente positive Signale<br />

existieren, jedoch für den Bt-Mais nicht.<br />

Die Autoren sprechen weiters davon, dass es wahrscheinlicher ist, kurze Fragmente (199 bp) im Gegensatz zu langen<br />

Bruchstücken (532 bp) zu finden.<br />

Andere Studien (Einspanier et al., Klotz et al. etc.) beschrieben bereits, dass ein Transfer von single-copy Genen<br />

durch die Darmwand eher ein seltenes Ereignis darstellt.<br />

Die Schlussfolgerung der Autoren aus dieser Studie lautet, dass es als eher unwahrscheinlich angesehen werden<br />

kann, dass ein signifikanter Transfer in das Blut oder in andere Gewebe stattfindet bzw. dass Gene den GIT-Trakt in<br />

Form ihrer gesamten Größe (mehr als 500 bp) passieren ohne teilweise abgebaut zu werden.<br />

PCR-Produkte:<br />

Mais spezifisches Zein-Gen = 277 bp<br />

Chloproplast Gene = 199 bp <strong>und</strong> 532 bp<br />

Cry1A-Gen (Bt-Mais) = 211 bp<br />

Universelles Gen (Ubiquitin) = 189-417 bp<br />

Die Autoren dieser Studie berichten weiters über die Untersuchung an Geflügelproben aus dem Supermarkt (Bein,<br />

Muskulatur der Brust <strong>und</strong> des Flügels, Magen). Aus diesen geht hervor, dass kurze Chloroplasten-DNA Fragmente<br />

(199 bp) in diesen Proben sehr häufig zu finden sind. Weiters geht hervor, dass schwache bzw. <strong>und</strong>eutliche Signale<br />

in den Geflügelproben aufgetreten sind, die auf das Auftreten von Mais spezifischem Zein-Gen-Fragment hindeuten.<br />

Zusätzliche Untersuchungen an noch nicht geschlüpften Hühnerembryonen zeigen, dass weder Chloroplasten noch<br />

Mais-Gene Bestandteile des genetischen Materials von Geflügel darstellen.<br />

Somit scheint ein Transfer kurzer DNA-Fragmente (Chloroplasten- <strong>und</strong> Zein-Gene) in die meisten Organe des<br />

Geflügels möglich zu sein.<br />

11.2.15. „GVO-Futter: Fakten statt Mythen“<br />

www.animal-health-online.de/drms/rinder/genfeed.htm<br />

- Bemerkungen<br />

Am 08. Feber 2001 fand am Institut für Tierernährung der ETH Zürich unter Mitveranstaltung des „Schweizerischen<br />

Arbeitskreises für Forschung <strong>und</strong> Ernährung“ die Tagung „GVO-Futter: Fakten statt Mythen“ statt.<br />

Experten betrachteten das Thema GVO aus unterschiedlichen Gesichtspunkten.<br />

Eine Frage beschäftigte sich mit der Frage, was mit der DNA im Tier geschieht!?<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Nach dem heutigen Wissensstand wird Erbmaterial zwar weitestgehend im Magen <strong>und</strong> Dünndarm verdaut, allerdings<br />

ist es möglich, dass DNA-Fragmente zumindest vorübergehend in Körperzellen (meist Immunzellen) aufgenommen<br />

<strong>und</strong> verzögert abgebaut werden.<br />

Kernaussage dieser Tagung war, dass aus einer großen Zahl von Versuchen an landwirtschaftlichen Nutztieren bis<br />

heute keine Nukleinsäuren bzw. Proteine aus transgenem Material der Futtermittel in den Produkten nachgewiesen<br />

werden. Dies betrifft Milch, Fleisch <strong>und</strong> Eier.<br />

Laut Literatur bestehen effektive Abbaumechanismen, um solche Substanzen aus dem Futter auf den verschiedenen<br />

Stufen der Verarbeitung, Verdauung <strong>und</strong> des Stoffwechsels abbauen zu können.<br />

Diese Aussage trifft nicht in gleichem Umfang für pflanzeneigene Nukleinsäuren zu. DNA-Fragmente eines<br />

Chloroplast-Gens konnten in Geweben von Säugetieren <strong>und</strong> Geflügel nachgewiesen werden. Zu diesen Geweben<br />

werden die Darmmukosa, die Leber <strong>und</strong> die Milz gezählt.<br />

11.2.16. Einspanier R., Klotz A., Kraft J., Aulrich K., Poser R., Schwägele F., Jahreis G.,<br />

Flachowsky G.: „The fate of forage plant DNA in farm animals: a collaborative case-study<br />

investigating cattle and chicken fed recombinant plant material. European Food Research<br />

Technology (2001) 212: 129-134.<br />

- Zusammenfassung<br />

Abstract: The fate of ingested recombinant plant DNA in farm animals (cattle and chicken) being fed a diet<br />

containing conventional maize or recombinant Bacillus thuringiensis toxin-maize (Bt-maize) is described. The<br />

probability of the detection by polymerase chain reaction of chloroplast-specific gene fragments of different lengths<br />

(199 bp and 532 bp) and a Bt-maize-specific fragment [truncated version of CryIA(b)] is shown. First data indicated<br />

that only short DNA fragments (~200 bp) derived from plant chloroplasts could be detected in the blood lymphocytes<br />

of cows. In all other cattle organs investigated (muscle, liver, spleen, kidney) plant DNAs were not fo<strong>und</strong>, except for<br />

faint signals in milk. Furthermore, Bt-gene fragments possibly recording the uptake of recombinant maize, were not<br />

detected in any sample from cattle. However, in all chicken tissues (muscle, liver, spleen, kidney) the short maize<br />

chloroplast gene fragment was amplified. In contrast to this, no foreign plant DNA fragments were fo<strong>und</strong> in eggs. Bt-<br />

gene specific constructs originating from recombinant Bt-maize were not detectable in any of these poultry samples<br />

either.<br />

Keywords: Recombinant plants, DNA transfer, Polymerase chain reaction, Farm animals, Bacillus thuringiensis toxin-<br />

maize<br />

- Bemerkungen<br />

In dieser Studie wurde das Vorkommen von rekombinanter Pflanzen-DNA in Tieren, an Rindern <strong>und</strong> Geflügel, denen<br />

konventioneller Mais <strong>und</strong> Bt-Mais verfüttert wurden, untersucht. DNA-Fragmente des Bt-Gens konnten in keiner<br />

Probe von tierischen Organen <strong>und</strong> Geweben nachgewiesen werden.<br />

Kurze pflanzliche DNA-Bruchstücke (200 bp) konnten in Lymphozyten der Kuh <strong>und</strong> in Spuren in der Milch gef<strong>und</strong>en<br />

werden. Beim Geflügel wurde kurze Chloroplasten-DNA im Gewebe, jedoch nicht in Eiern nachgewiesen.<br />

11.2.17. „Gentechnisch veränderte Lebensmittel – Eine Gefährdung durch horizontalen<br />

Gentransfer?“<br />

http://www.dge.de/Pages/navigation/fach_infos/dge_info/2000/fkp0900.htm<br />

- Zusammenfassung<br />

Seit der Veröffentlichung des so genannten Pustzai-Reports über die ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken von gentechnisch<br />

veränderten Kartoffeln <strong>und</strong> mit der weltweiten Zunahme von Lebensmitteln im Handel, die Zutaten aus gentechnisch<br />

veränderten Organismen enthalten, werden Fragen nach der Sicherheit neuartiger Erzeugnisse verstärkt diskutiert.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Sind diese Lebensmittel sicher? Müssen wir uns um horizontalen Gentransfer sorgen? Werden vermehrt Antibiotika-<br />

Resistenzen auftreten? Nachfolgend wird dieser Fragenkomplex an Hand ausgewählter Literatur diskutiert.<br />

Im Zusammenhang mit dem Verzehr von Lebensmitteln, die mit Hilfe der Gentechnik hergestellt wurden, wird ein<br />

möglicher Gentransfer aus diesen Lebensmitteln auf Mikroorganismen der menschlichen Darmflora <strong>und</strong> auf die<br />

Mucosa-Epithelzellen des menschlichen Darms bzw. in körpereigene Zellen diskutiert. Würde dies aus pflanzlichen<br />

transgenen Produkten erfolgen, so spricht man von einem horizontalen Gentransfer. Ein horizontaler Gentransfer<br />

bedeutet, dass eine genetische Information aus einer Spenderzelle (hier transgene pflanzliche Zelle) in die<br />

Empfängerzelle (Mikroorganismus oder humane Zelle) gelangt <strong>und</strong> hier in seiner aktiven Form in die Empfänger-DNA<br />

eingebaut wird <strong>und</strong> damit auch auf Nachkommen weitergegeben werden kann.<br />

Stichwörter: Gentechnik, horizontaler Gentransfer, Antibiotika-Resistenzgene, transgene Pflanzen<br />

11.2.18. Doerfler W., Schubbert R.: „Fremde DNA im Säugetiersystem. DNA aus der<br />

Nahrung gelangt über die Darmschleimhaut in den Organismus“. Deutsches Ärzteblatt 94,<br />

Heft 51-52, Dezember 1997 (29), S. 3465-3470<br />

- Zusammenfassung<br />

Fremde Desoxyribonukleinsäure (DNA) ist Teil unseres Ökosystems. Mit der Nahrung werden laufend erhebliche<br />

Mengen fremder DNA unterschiedlichster Herkunft aufgenommen. Experimente mit der DNA des Bakteriophagen<br />

M13, die an Mäuse verfüttert wird, zeigen, dass einige Prozent der M13-Test-DNA in Form von Fragmenten die<br />

Passage durch den Gastrointestinaltrakt überstehen. Die M13-DNA gelangt über die Epithelien der Darmwand in<br />

Zellen der Peyerschen Plaques, in periphere weiße Blutzellen <strong>und</strong> in Zellen von Milz <strong>und</strong> Leber. Wir haben gute<br />

Evidenz für die Annahme, dass M13-DNA-Fragmente kovalent in mausähnliche DNA integriert werden. Nach<br />

Applikation von M13-DNA an trächtige Mäuse findet man M13-DNA in einzelnen Zellen von Föten <strong>und</strong> Neugeborenen<br />

in den unterschiedlichsten Organsystemen, aber bisher nie in allen Zellen der neuen Mausgeneration. Wir nehmen<br />

an, dass die Fremd-DNA über die Plazenta in den fötalen Organismus gelangt. Die Folgen der Aufnahme fremder<br />

DNA sind noch nicht untersucht worden.<br />

- Bemerkungen<br />

Mit der Nahrung wird laufend fremde DNA unterschiedlichster Herkunft aufgenommen. Einige Prozent dieser DNA-<br />

Mengen überstehen den Gastrointestinaltrakt <strong>und</strong> gelangen über die Epithelien der Darmwand in die Peyerschen<br />

Plaque, weiter in die weißen Blutzellen <strong>und</strong> in die Zellen von Organen <strong>und</strong> Gewebe (Milz, Leber).<br />

Zusammenfassung:<br />

Im Rahmen der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> wird die Frage aufgeworfen, ob ein unmittelbarer GVO-Transfer in tierische<br />

Lebensmittel (Milch, Fleisch, Eier) möglich sei.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der durchgeführten Literaturrecherche konnten DNA-Fragmente von gentechnischen Veränderungen in<br />

tierischen Lebensmitteln (Milch, Fleisch, Eier) nicht nachgewiesen werden.<br />

Der horizontale Gentransfer zwischen GVO <strong>und</strong> Bakterien bzw. die mögliche Auswirkung von exprimierten Proteinen<br />

war nicht Bestandteil der Fragestellung <strong>und</strong> wurde im Rahmen dieser Literaturrecherche nicht mit aufgenommen.<br />

∙ DNA – AUFNAHME<br />

Den Ergebnissen der Literaturrecherche zufolge werden nach dem Verfüttern von Pflanzenmaterial Pflanzengene<br />

über den Gastrointestinaltrakt der Tiere aufgenommen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Wie aufgr<strong>und</strong> der biochemischen Abbauprozesse von DNA im Körper nicht anders zu erwarten, wird der weitaus<br />

größte Teil der DNA im Magen-Darm-Trakt abgebaut.<br />

Desweiteren ergab die Literaturrecherche, dass im Magen-Darm-Trakt bzw. Blut- <strong>und</strong> Lymphsystem von<br />

Wiederkäuern freie DNA sehr effektiv eliminiert wird, jedoch keine absolute Barriere für Fremd-DNA darstellt.<br />

Es können DNA-Fragmente (insbesondere von Chloroplastengenen) die Darmwand passieren <strong>und</strong> in der Blutbahn<br />

sowie in Gewebezellen <strong>und</strong> Organen des Tieres nachweisbar sein.<br />

∙ NACHWEIS VON DNA – FRAGMENTEN AUS PFLANZENGENEN<br />

Je nach Tier <strong>und</strong> Futter wurden unterschiedliche Resultate festgestellt.<br />

In Rindern wurden kurze DNA-Fragmente von Pflanzengenen in Blutzellen (Lymphozyten) festgestellt, nicht aber in<br />

den übrigen Organen / Geweben wie Muskel, Leber oder Niere. Vereinzelt konnten pflanzliche DNA-Bruchstücke in<br />

Spuren in der Milch nachgewiesen werden.<br />

Einige Literaturstellen deuten darauf hin, dass kleine pflanzliche DNA-Fragmente aus dem Futtermittel die<br />

Darmpassage in Schweinen passieren <strong>und</strong> in tierischen Geweben sowie später noch in rohen Fleischerzeugnissen<br />

nachweisbar sein können.<br />

In den Hühnern wurden die kurzen pflanzlichen DNA-Fragmente sowohl in Geweben als auch in Organen (Muskeln,<br />

Leber, Niere) gef<strong>und</strong>en.<br />

∙ NACHWEIS TRANSGENER DNA – FRAGMENTE<br />

Wie erwähnt, konnten gentechnisch veränderte DNA-Fragmente nach Verfütterung von gentechnisch verändertem<br />

Futtermittel weder in den Geweben der Kuh noch in Milch nachgewiesen werden. Das Gewebe von Hühnern <strong>und</strong><br />

deren Eier zeigten ebenfalls keine Spuren von transgener DNA.<br />

Bruchstücke von gentechnisch veränderter DNA wurden auch von Schweinen nicht ins Gewebe aufgenommen oder<br />

lagen im Bereich unterhalb der Nachweisgrenze.<br />

∙ BEGRÜNDUNG DER UNTERSCHIEDLICHEN AUFNAHME VON DNA – FRAGMENTEN<br />

Als mögliche Erklärung dafür, dass für die pflanzlichen (kurzen) DNA-Fragmente positive Signale existieren, jedoch<br />

für die transgene DNA nicht, wird angeführt, dass es sich bei transgenen Pflanzengenen um single-copy-Gene<br />

handelt, die im Genom nur selten auftreten. Chloroplasten-DNA kommen hingegen in allen grünen Teilen der Pflanze<br />

in mehreren tausend Kopien vor.<br />

Die Literaturrecherche ergab, dass die Wahrscheinlichkeit des Nachweises von Chloroplasten-DNA aufgr<strong>und</strong> der<br />

großen Anzahl von Kopien je Pflanzenzelle 10 3 -10 4 fach höher ist als für single-copy-Gene.<br />

Auch frühere Studien (Einspanier et al., Klotz et al. etc.) beschrieben bereits, dass ein Transfer von single-copy-<br />

Genen durch die Darmwand ein seltenes Ereignis darstellt.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

11.3. Potentieller GVO-Transfer in der Honigproduktion <strong>und</strong> bei Bienenprodukten –<br />

R. MOOSBECKHOFER, Institut für Bienenk<strong>und</strong>e, <strong>AGES</strong><br />

11.3.1. Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen für Bienen- <strong>und</strong> Bienenprodukte<br />

In Richtlinie 2001/110/EG des Rates vom 20.12. 2001 über Honig, wird in Anhang I unter Punkt 1. ausgeführt:<br />

„Honig ist der natursüße Stoff, der von Bienen der Art Apis mellifera erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von<br />

Pflanzen oder Absonderungen lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindliche Sekrete<br />

von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln,<br />

einlagern, dehydrieren <strong>und</strong> in den Waben des Bienenstockes speichern <strong>und</strong> reifen lassen.“ Eine im Wortlaut nahezu<br />

identische Definition für Honig gibt die Österreichische Honigverordnung (siehe Abschnitt 11.3.3).<br />

Basierend auf dieser Definition von Honig als tierischem Produkt ist die VO (EG) Nr. 1829/2003 vom 22.9.2003 über<br />

genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel auf Honig nicht direkt anwendbar, da darin unter Punkt (16)<br />

festgelegt wird, „dass Produkte, die aus Tieren gewonnen worden sind, welche mit genetisch veränderten<br />

Futtermitteln gefüttert oder mit genetisch veränderten Arzneimitteln behandelt wurden, weder den<br />

Zulassungsbestimmungen noch den Kennzeichnungsbestimmungen dieser Verordnung unterliegen“.<br />

Die Europäische Kommission hat sich im „Ständigen Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch<br />

veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“ mit dem Thema Honig <strong>und</strong> seiner möglichen GM-Kennzeichnung befasst.<br />

Im zusammenfassenden Bericht <strong>zur</strong> 2. Sitzung vom 23. Juni 2004 wird bezüglich Honig ausgeführt:<br />

• Gemäß Übereinkunft der Sitzung vom 13. Juni 2002, fällt Honig nicht unter die Novel Food<br />

Regulation (EC) No 258/97 <strong>und</strong> das mögliche Vorkommen von GVO-Pollen in Honig ist als zufällig<br />

<strong>und</strong> unvermeidlich anzusehen.<br />

• Unter Bezug auf Regulation (EC) No 1829/2003 betreffend Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel bestätigte<br />

der Ständige Ausschuss obige Ansicht, gemäß Richtlinie 2001/110/EG des Rates vom 20.12.2001<br />

über Honig, diesen als tierisches Produkt zu betrachten. Folglich fällt er nicht unter Regulation<br />

(EC) No 1829/2003 für Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel, sofern er nicht von genetisch modifizierten<br />

Bienen produziert wird. Da die Bienen über Entfernungen von mehreren Kilometern sowohl an<br />

Wild- als auch an Kulturpflanzen sammeln, <strong>und</strong> dieser Vorgang außerhalb der Kontrollmöglichkeit<br />

des Bienenhalters liegt, sollte das Vorkommen von GVO-Pollen in Honig als zufällig <strong>und</strong><br />

unvermeidlich angesehen werden, welches nicht zu kennzeichnen ist, vorausgesetzt, der Anteil<br />

von GVO-Pollen im Honig liegt nicht über 0,9%.<br />

In Österreich wird in der Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ vom 7.3.2001, Österreichisches<br />

Lebensmittelbuch III. Auflage, ausgeführt:<br />

Lebensmittel- <strong>und</strong> Verzehrprodukte im Sinne dieser Richtlinie werden ohne Verwendung von GVO (genetisch<br />

veränderte/r Organismus/men) <strong>und</strong> GVO-Derivaten hergestellt.<br />

Im Abschnitt „Kontrolle“ wird unter Punkt 10 ausgeführt: „Sofern über die Kontrolle die Einhaltung der vorgegebenen<br />

Kriterien nachgewiesen werden kann, bleiben aus technischen Gründen unvermeidbare Verunreinigungen mit GVO<br />

oder daraus hergestellten bzw. gewonnenen Produkten außer Betracht.“<br />

Laut Übereinkunft der Codex-Unterkommission Honig wird dabei der Pollen als originärer Bestandteil des Honigs<br />

angesehen, somit ist der Anteil allfälliger GVO-Pollen auf die Gesamtmenge des Honigs zu beziehen (pers. Mitteilung<br />

Dr. Wiedner, 2005).<br />

Die zu den „Nahrungsergänzungsmitteln“ zählenden Bienenprodukte Blütenpollen, Propolis <strong>und</strong> Gelee royale sind<br />

unter dem alten Begriff „Verzehrprodukte“ im Regelungsbereich der Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der<br />

„Gentechnikfreiheit“ vom 7.3.2001 enthalten. Für sie gelten demnach die gleichen Regelungen wie für Honig, damit<br />

sie mit Bezeichnungen im Sinne dieser Richtlinie in Verkehr gesetzt werden können.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Ob die in der EU vom „Ständigen Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch veränderte<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“ für den Honig getroffenen Auslegungen analog auch für Blütenpollen, Propolis <strong>und</strong><br />

Gelee royale Gültigkeit haben, ist in den verfügbaren Unterlagen nicht dezidiert dargelegt.<br />

Im Falle eines Anbaues von GVO in Österreich könnten auch diese Produkte in die Diskussion eingebracht <strong>und</strong> klare<br />

Antworten gefordert werden. Für einige der in Frage kommenden Bienenprodukte, steht die tierische Herkunft außer<br />

Diskussion (z.B. für Gelee royale, das in Österreich gemäß LMG zu den „Nahrungsergänzungsmitteln“ gezählt wird,<br />

oder Bienenwachs), während andere (z.B. Propolis, Blütenpollen) sich von pflanzlichen Rohstoffen herleiten, die wie<br />

der Honig von den Bienen mit Drüsensekreten vermengt <strong>und</strong> bearbeitet werden <strong>und</strong> im Bienenstock weitere<br />

Reifungs- <strong>und</strong> Veränderungsprozesse durchlaufen.<br />

Da Propolis <strong>und</strong> Gelee royale in der Regel in weiter verarbeiteter Form in den Verkehr gebracht werden, wird im<br />

Rahmen dieser Studie nicht näher auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingegangen. Dies gilt auch für andere<br />

Bienenprodukte auf verschiedenen Verarbeitungsstufen (z.B. Honig mit Zusatz von Blütenpollen,<br />

Propoliszubereitungen, Gelee royale-Zubereitungen, Honig mit Entdeckelungswachs, Met, Honigessig, Honigbier,<br />

Honigbrand, Bärenfang).<br />

Manche dieser Zubereitungen würden einem aus mehr als einer Komponente zusammengesetzten Nahrungsmittel<br />

entsprechen. Gemäß dem zusammenfassenden Bericht der 2. Sitzung vom 23. Juni 2004 des „Ständigen Ausschuss<br />

Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“, wäre es in diesem<br />

Fall erforderlich zu klären, woher eine derartige zufällige bzw. technisch nicht vermeidbare Verunreinigung stammt,<br />

<strong>und</strong> auf Basis der Einzelkomponenten die Schwellenwerte zu berechnen. Wird der Schwellenwert bei einer dieser<br />

Komponenten überschritten, dann sollte auf dem Etikett das Vorhandensein dieser GVO-Komponente gekennzeichnet<br />

werden.<br />

11.3.2. Nahrungsquellen <strong>und</strong> –bedürfnisse der Honigbiene<br />

Die Honigbienen sammeln Nektar- bzw. Honigtau <strong>und</strong> Pollen <strong>zur</strong> Deckung ihres Bedarfes an Kohlenhydraten, Eiweiß,<br />

Fett <strong>und</strong> Vitaminen - sowie teilweise auch <strong>zur</strong> Deckung des Mineralstoffbedarfes.<br />

Als „Nektar“ werden die zuckerhaltigen Absonderungen spezieller Pflanzenorgane (Nektardrüsen) bezeichnet, die<br />

häufig in Blüten zu finden sind (= florale Nektarien), aber auch außerhalb von Blüten an anderen Pflanzenteilen (=<br />

extraflorale Nektarien) vorkommen können.<br />

Als „Honigtau“ werden die süßen Ausscheidungen pflanzensaugender Insekten bezeichnet. Dieser kann von den<br />

Bienen noch am Ort der Entstehung in Tröpfchenform bzw. durch Auflecken des klebrigen Honigtauüberzuges von<br />

Blättern <strong>und</strong> Rinden eingesammelt werden.<br />

Ein Teil der eingetragenen Nahrungsstoffe wird für die Aufrechterhaltung des Stockbetriebes sofort verbraucht<br />

(Sammelaktivität, Temperaturregulation, Enzymproduktion, Wachserzeugung, Bereitung von Larvenfutter, u.a.).<br />

Überschüsse werden durch Wasserentzug, Enzymzusatz <strong>und</strong> Weiterverarbeitung konserviert <strong>und</strong> in den Zellen der<br />

Waben für den späteren Verbrauch in Mangelzeiten (Ende der Blühperiode bzw. Honigtauproduktion,<br />

Überwinterungszeit) als „Honig“ bzw. „Bienenbrot“ (= in den Zellen eingestampfter <strong>und</strong> konservierter Pollen)<br />

eingelagert.<br />

Pollen <strong>und</strong> Nektar, aber auch Zucker, Fertigfutterzubereitungen (Sirupe aus der Lebensmittelindustrie bzw. speziell<br />

für Bienen hergestellte flüssige <strong>und</strong> feste Futterstoffe <strong>und</strong> Eiweißersatzmittel) können – analog zu anderen tierischen<br />

Produktionszweigen - als „Futtermittel“ eingestuft werden.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Tabelle 11-2: Gesetzliche Rahmenbedingungen betreffend Bienenprodukte <strong>und</strong> GVO hinsichtlich<br />

<strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

Bienenprodukt VO (EG) 1829/2003 Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der<br />

„Gentechnik-freiheit“ vom<br />

7.3.2001, Österreichisches<br />

Lebensmittelbuch III. Auflage<br />

Honig Als „tierisches Produkt“ (gem. Directive<br />

2001/110/EEC) fällt Honig nicht in den<br />

Regelungsbereich der VO (EG) 1829/2003, sofern<br />

er von Nicht-GVO-Bienen produziert wurde [Gem.<br />

„GM labelling of honey“ in Sum. Rec. 2nd Meeting<br />

– 23 June 2004, Standing Committee on the Food<br />

Blütenpollen*<br />

Propolis*<br />

Gelee royale*<br />

Chain an Animal Health, Sect. on geneticalliy<br />

modified food and Feed].<br />

a) Bzgl. des Gehalts an GVO-Pollen: keine<br />

Kennzeichnungspflicht, da zufällige <strong>und</strong><br />

technisch unvermeidbare Verunreinigung,<br />

solange der Anteil von GVO-Pollen im Honig<br />

nicht über 0,9% ist. [Gem. „GM labelling of<br />

honey“ in Sum. Rec. 2nd Meeting – 23 June<br />

2004, Standing Committee on the Food Chain<br />

an Animal Health, Sect. on geneticalliy<br />

modified food and Feed).<br />

**In EU nicht zugelassene GVO dürfen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nicht nachweisbar sein [VO (EG)<br />

1829/2003, Art. 4 (2)], ausgenommen bei<br />

positiver Sicherheitsbewertung, dann nicht<br />

höher als 0,5% [VO (EG) 1829/2003, Art. 47].<br />

b) Bzgl. Verwendung GVO-haltiger Futtermittel in<br />

Bienenzucht: durch Einstufung des Honigs als<br />

„tierisches Produkt“ (siehe oben) unterliegt er<br />

[gem. Punkt (16) VO (EG) 1829/2003] weder<br />

den Zulassungs- noch den Kennzeichnungsbestimmungen<br />

dieser Verordnung.<br />

Vom „Ständigen Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong><br />

Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch veränderte Lebensmittel<br />

<strong>und</strong> Futtermittel“, sind dazu keine speziellen<br />

Regelungen verfügbar.<br />

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Lebensmittel- <strong>und</strong> Verzehrprodukte* im<br />

Sinne dieser Richtlinie werden ohne<br />

Verwendung von GVO <strong>und</strong> GVO-<br />

Derivaten hergestellt.<br />

[Gemäß Nahrungsergänzungsmittelverordnung<br />

2004 gelten die<br />

früheren Verzehrprodukte Propolis, Gelee<br />

royale <strong>und</strong> Blütenpollen) nunmehr als<br />

Nahrungsergän-zungmittel].<br />

Pollen gilt als originärer Honigbestandteil,<br />

folglich wäre ein allfälliger GVO-Anteil auf<br />

die Gesamtmenge des Honigs zu<br />

beziehen (Konsens der Codex-<br />

Unterkommission „Honig“; pers.<br />

Mitteilung Dr. Wiedner, 2005).<br />

* Diese Bienenprodukte fallen seit 18.2.2004 in den Regelungsbereich der Nahrungsergänzungsmittelverordnung<br />

(NEMV). Vorher wurden sie gem. LMG 1975 als „Verzehrprodukte“ geführt.<br />

** Gemäß schriftlicher Mitteilung von Dr. Jank, BMGF (Mail vom 8.3.2005) sprechen die Ausführungen der<br />

Europäischen Kommission im Ständigen Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch veränderte<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel am 23. Juni 2004 zu Honig dafür, (siehe<br />

http://europa.eu.int/comm/food/committees/regulatory/modif_genet/summary230604_en.pdf unter TOP1, GM-<br />

Labelling of honey) [Zitat]: „sich bei der Kennzeichnung gemäß EU-Verordnung 1829/2003 über genetisch veränderte<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel am Schwellenwert für zufälliges oder technisch nicht vermeidbares Vorhandensein von<br />

genetisch verändertem Material von 0.9% bezogen auf den Honig zu orientieren. In der EU nicht zugelassenes<br />

Material darf gr<strong>und</strong>sätzlich nicht vorhanden sein, ausgenommen bei bereits erfolgter positiver Sicherheitsbewertung,<br />

dann nicht höher als 0.5%).“<br />

11.3.3. Bienenprodukte<br />

• Honig<br />

Definition gemäß österreichischer „Honigverordnung“ (2004), § 2:<br />

„Im Sinne dieser Verordnung ist „Honig“ der natursüße Stoff, der von Bienen der Art Apis mellifera erzeugt wird,<br />

indem die Bienen Nektar von Pflanzen, Absonderungen lebender Pflanzenteile oder auf den lebenden Pflanzenteilen<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

befindliche Sekrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, diese mit arteigenen Stoffen versetzen,<br />

umwandeln, einlagern, dehydratisieren <strong>und</strong> in den Waben des Bienenstockes speichern <strong>und</strong> reifen lassen.“<br />

Honig ist aus Sicht der Verbraucher – insbesondere für Käufer von österreichischem Honig – ein sehr sensibles<br />

Produkt, da ihm das Attribut „naturrein“ zugesprochen wird <strong>und</strong> er bei vielen Konsumenten den Status eines<br />

„Naturheilmittels“ einnimmt.<br />

Naturbelassener, nicht gefilterter Honig enthält große Mengen von Blütenpollen, die eine Bestimmung seiner<br />

geografischen <strong>und</strong> botanischen Herkunft mittels Pollenanalyse erlauben. Daneben finden sich darin noch in kleinerem<br />

Umfang andere geformte Bestandteile (z.B. Zuckerkristalle, Hefen, Pilzsporen, u.a.).<br />

Je nach pflanzlicher Herkunft des zugr<strong>und</strong>e liegenden Rohstoffes <strong>und</strong> Methode der Honiggewinnung (Schleudern,<br />

Pressen bzw. Verkauf als Wabenhonig), ist der Pollengehalt des Honigs beträchtlichen Schwankungen unterworfen.<br />

In der Literatur werden für verschiedene Honige Werte von weniger als 20.000 bis über 100.000 Pollenkörner pro 10<br />

g Honig angegeben. Der Großteil der Honige hat einen Gehalt zwischen 20.000 <strong>und</strong> 100.000 Pollenkörnern pro 10 g<br />

Honig (HORN, LÜLLMANN, 1992; WILLIAMS, 2002).<br />

In den Honig kommt der Pollen über die so genannte „primäre“ Einstäubung (= Blütenstaub, der unmittelbar mit<br />

dem Nektar in den Honig gelangt). Daneben beeinflussen noch die „sek<strong>und</strong>äre“ Einstäubung (= Pollen, der im Zuge<br />

der Honigbereitung durch die Bienen zwischen dem Eintragen des Nektars <strong>und</strong> dem Verdeckeln der Honigzellen in<br />

den Honig gelangt) <strong>und</strong> die „tertiäre“ Einstäubung (= Pollen, der durch imkerliche Betriebs- <strong>und</strong> Erntemaßnahmen in<br />

den Honig gelangt), den Pollengehalt des Honigs. Werden beispielsweise Waben mit Pollenvorräten geschleudert,<br />

können bis zu 500.000 Pollenkörner pro 10 g Honig enthalten sein (WILLIAMS, 2002).<br />

Honigtauhonig kann ebenfalls beträchtliche Pollenmengen – insbesondere von windblütigen Pflanzen (HORN,<br />

LÜLLMANN, 1992) – enthalten, da sich deren Pollenkörner auf den Honigtautropfen bzw. dem Honigtaubelag ablagern,<br />

<strong>und</strong> beim Sammeln mit eingetragen werden. In WILLIAMS (2002) werden für Honigtauhonig zwischen 10.000 <strong>und</strong><br />

20.000 Pollenkörner pro 10 g Honig angegeben.<br />

Da Honigtau auf vielen Pflanzen in großen Mengen auftreten kann – auch von Getreide oder Mais wurde bereits über<br />

Honigernten berichtet (FOSSEL, 2000; pers. Mitteilung eines italienischen Imkers im Raum Tolmezzo im Rahmen einer<br />

Exkursion der „EURBEE“-Tagung 2004 in Udine), wirken diese Honigtaubeläge wie riesige Pollenfallen, die dann –<br />

speziell in Maisanbaugebieten - eine mögliche Quelle von GVO-Verunreinigungen sein können.<br />

WILLIAMS (2002) gibt die Gesamtmenge an Pollen in normal geerntetem Honig (= Schleuderhonig aus Waben ohne<br />

Pollenvorräte) mit weniger als 0,1 % - bezogen auf die Gesamtmenge Honig - an.<br />

• Pollen<br />

Pollen sind die männlichen Keimzellen der Blütenpflanzen. Dementsprechend sind sie auch mit dem haploiden<br />

Chromosomensatz der Mutterpflanze ausgestattet. Im Fall von GV-Pflanzen werden über den Blütenpollen die<br />

transgenen DNA-Sequenzen in den Honig transportiert, wo sie für lange Zeit konserviert bleiben. Da Pollen Eiweiß<br />

enthält (13 – 36 %), können durch transgene DNA-Sequenzen codierte Eiweißverbindungen – sofern sie im Pollen<br />

oder den anhaftenden Tapetumzellen exprimiert werden - in den Honig gelangen.<br />

Neben Honig zählt er zu den wichtigsten <strong>und</strong> interessantesten Produkten der Bienenwirtschaft (DANY, 1983; 1989).<br />

Da Pollen jedes Jahr geerntet werden kann – was bei Honig nicht immer der Fall ist – stellt er für darauf spezialisierte<br />

Betriebe eine wichtige Einnahmequelle mit einer deutlich höheren Wertschöpfung als Honig dar.<br />

Je nach Produktionsart wird zwischen „Höschenpollen“ <strong>und</strong> „Bienenbrot“ (= in den Waben eingelagerter Pollen, der<br />

bereits verschiedene Umwandlungsprozesse durchlaufen hat, die ihn haltbar machen) unterschieden.<br />

In den Handel kommt Pollen meist in getrockneter Form, seltener als tiefgekühlter Frischpollen, sowie in<br />

verschiedenen Verarbeitungsstufen (z.B. Honig mit Blütenpollen) <strong>und</strong> Veredelungsprodukten (z.B. Dragees,<br />

Bienenbrotextrakte, etc.).<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Bis <strong>zur</strong> Novelle des LMG 1975 im Jahr 2003 wurden die Bienenprodukte Pollen, Propolis <strong>und</strong> Gelee royale zu den<br />

„Verzehrprodukten eingeordnet. Vor dem Inverkehrbringen sind sie mittels eigenem Meldeformular beim BMGF<br />

anzumelden (gemäß § 18 LMG 1975 im Sinne der Novelle zum LMG 1975, BGBl. I Nr. 69/2003).<br />

Seit der Novelle werden sie den „Nahrungsergänzungsmitteln“ zugeordnet, ohne explizit aufgezählt zu sein, <strong>und</strong><br />

unterliegen damit der Nahrungsergänzungsmittelverordnung vom 18.2.2004.<br />

• Propolis<br />

Propolis oder Kittharz ist der klebrige Überzug, mit dem das Bienenvolk alle Teile der Bienenwohnung inklusive des<br />

Wabenbaues überzieht. Von den Bienen nicht passierbare Hohlräume <strong>und</strong> Spalten in der Bienenwohnung werden<br />

damit abgedichtet <strong>und</strong> Eindringlinge in den Stock (z.B. Spitzmäuse, Käfer, Totenkopfschwärmer, u.a.) nach ihrem<br />

Tod einbalsamiert.<br />

Als Rohmaterial für das Kittharz werden von den Bienen harzige Überzüge von Pflanzenknospen <strong>und</strong> Baumharze<br />

gesammelt. Der Heimtransport in den Stock erfolgt in den gleichen Sammelvorrichtungen (Pollenkörbchen der<br />

Hinterbeine) wie der Pollentransport.<br />

Gesetzlich ist Propolis als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft.<br />

Für zahlreiche Imker stellt die Vermarktung von Propolisprodukten eine wichtige zusätzliche Einkommensquelle aus<br />

der Bienenzucht dar.<br />

Wegen seiner erwiesenen Hemmwirkung gegen verschiedene Bakterien, Viren <strong>und</strong> Pilze, sowie seine die<br />

W<strong>und</strong>heilung fördernden Eigenschaften, wird es in verschiedenen Verarbeitungsstufen <strong>und</strong> Zubereitungen<br />

(Tinkturen, Salben, Cremen, Propolis in Honig) eingesetzt.<br />

Da Propolis - neben Harz, Balsam, Wachs <strong>und</strong> ätherischen Ölen - auch bis zu 5 % Blütenpollen enthält (HILL, 1986;<br />

HEROLD, 1982) ist es als sensibles Produkt für allfällige GVO-Verunreinigungen zu bewerten. Während sich bei<br />

bestimmten Zubereitungsformen (z.B. wässrige oder alkoholische Auszüge) die Pollenkörner durch Filterung großteils<br />

entfernen lassen würden, ist dies bei anderen nicht möglich (z.B. bei gemahlenem Propolis in Honig, Salben oder<br />

Cremen).<br />

• Gelee royale<br />

Gelee royale ist der in den Futtersaftdrüsen der Ammen gebildete <strong>und</strong> an die königlichen Larven verfütterte,<br />

eiweißreiche Futtersaft.<br />

Obwohl Königinnenlarven – im Gegensatz zu Arbeiterinnenlarven – auch in späteren Larvenstadien nur Gelee royale<br />

erhalten – <strong>und</strong> nicht wie die Arbeiterinnenlarven ab dem 3. Tag auch zusätzlich Pollen – kann eine geringfügige<br />

Verunreinigung des Weiselfuttersaftes durch auf den Ammenbienen anhaftende Pollen nicht völlig ausgeschlossen<br />

werden.<br />

In der Beschreibung zu den Inhaltsstoffen von Gelee royale wird neben anderen Bestandteilen auch Pollen angeführt<br />

(BOGDANOV, 1999).<br />

• Bienenwachs<br />

Bienenwachs ist ein von den Wachsdrüsen der Bienen sezerniertes Produkt. Da Pollen in den Wabenzellen<br />

eingelagert wird – <strong>und</strong> solche Pollenzellen bei der Wachsverarbeitung (z.B. beim Einschmelzen von Baurahmen,<br />

Altwaben, Entdeckelungswachs) nicht gesondert entfernt werden, kann Bienenwachs je nach Reinigungsgrad immer<br />

auch gewisse Pollenbeimengungen enthalten. Für Verzehrzwecke wird Bienenwachs meist in Kombination mit Honig<br />

als Waben- oder Scheibenhonig bzw. als Entdeckelungswachs zum Kauen vermarktet. Als Trennmittel für Backwaren<br />

wird es auch als „Backwachs“ verkauft.<br />

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11.3.4. Bienenflugweiten<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Die Flugweite von Honigbienen kann sehr variabel sein. Sie richtet sich nach Trachtangebot (= Quellen für Pollen,<br />

Nektar, Honigtau), Attraktivität <strong>und</strong> Ergiebigkeit der Trachtquelle (vorhandene Pflanzenbestände, Zuckergehalt von<br />

Nektar bzw. Honigtau sowie der Pollenwertigkeit), Witterung <strong>und</strong> lokalen Verhältnissen (Trachtpflanzenkonkurrenz,<br />

Landschaftsstruktur um den Bienenstand) sowie dem aktuellen Nahrungsbedarf (Pollen bzw. Nektar).<br />

Wie bei VON FRISCH (1965) dargestellt, konnte in Dressurversuchen die mit steigender Entfernung abnehmende<br />

Attraktivität einer Trachtquelle durch entsprechende Erhöhung der Zuckerkonzentration egalisiert werden.<br />

Beispielsweise löste eine in 6 km Entfernung angebotene 2 molare Rohrzuckerlösung die gleiche Prozentzahl an<br />

Tänzen aus wie eine 1 molare in 3 km <strong>und</strong> eine 0,5 molare in 100 m Entfernung vom Stock.<br />

Für die Praxis bedeutet dieses Beispiel, dass auch mehrere Kilometer entfernte Trachtquellen für die Bienen noch<br />

attraktiv sind, wenn die Zuckerkonzentration in Nektar bzw. Honigtau eine entsprechende Höhe erreicht. [Nach Von<br />

Frisch, S. 20 erhält man ein 2 molare Rohrzuckerlösung durch Lösung von 68,4 g Rohrzucker in 100 ml Wasser; eine<br />

1 molare Lösung würde damit einer Nektarkonzentration von 34,2 % entsprechen, ein Wert, der in der Praxis<br />

durchaus gemessen wird.]<br />

In der Literatur werden als Radius der Sammeltätigkeit Werte zwischen einigen h<strong>und</strong>ert Metern (im Frühjahr bei<br />

Schlechtwetter) <strong>und</strong> mehr als 6 km (VON FRISCH, 1965) angegeben.<br />

Für Rapsflächen in Großbritannien finden sich Flugweitenangaben in WILLIAMS (2002). Demnach lag die mittlere<br />

Flugdistanz markierter Bienen zwischen Bienenstock <strong>und</strong> Sammelort bei 127 m, die maximale bei 955 m, wenn<br />

verschiedene Rapsflächen <strong>zur</strong> Auswahl standen.<br />

DROEGE (1993) gibt als Flugradius, in dem sich die Sammelbienen eines Volkes im Allgemeinen bewegen, mit 2 km<br />

an.<br />

In WILLE u. WILLE (1984) wird eine Untersuchung von VISSHER and SEELEY (1982) aus den USA zitiert, in der gezeigt<br />

werden konnte, dass der Medianwert der Sammeldistanz vom Stock 1,7 km betrug. 95 % der Sammelbienen blieben<br />

innerhalb eines Radius von 6 km.<br />

Neuere Untersuchungen in der BRD bestätigten, dass Sammlerinnen der „Italienerbiene“ (Apis mellifera ligustica)<br />

noch in einer Entfernung von 6,5 km Entfernung vom Stock vereinzelt auf den beobachteten Probeflächen<br />

nachweisbar waren (WALTHER-HELLWIG et al.; 2002).<br />

An einem einzigen Tag kann ein Bienenvolk verschieden weit entfernte <strong>und</strong> in verschiedenen Richtungen liegende<br />

Trachtquellen (Entfernung Nektarquelle 1: 2-4 km; Nektarquelle 2: 500 m; Pollenquelle: 500 m) nutzen (in SEELEY,<br />

1997). Die Bienen konzentrierten sich dabei auf die ergiebigsten Quellen für Pollen <strong>und</strong> Nektar – auch wenn diese<br />

weit entfernt lagen -, <strong>und</strong> vernachlässigten die wenig ergiebigen.<br />

MORSE and HOOPER (1985) geben an, dass Bienen üblicherweise bis zu 6,4 km fliegen, der Großteil davon sammelt<br />

aber in geringerer Entfernung, sofern sich dort attraktive Trachtpflanzen finden.<br />

Diese Angaben stützen sich einerseits auf Versuche mit an den Trachtquellen markierten oder auf Futterplätze in<br />

bestimmten Entfernungen dressierten Bienen, andererseits aber auch auf Praxisbeobachtungen mit Völkern, die in<br />

unterschiedlichen Entfernungen zu bekannten Trachtquellen aufgestellt wurden, um den Zusammenhang zwischen<br />

erzielter Honigernte <strong>und</strong> Entfernung der Trachtquelle zu klären. Als Ergebnis daraus werden als Grenze für eine gute<br />

Trachtnutzung 700 m bis 1000 m angegeben, als Grenze für eine mäßige Trachtnutzung 1500 – 2000 m (HÜSING,<br />

NITSCHMANN; 1995).<br />

Eine weitere Abschätzung der Bienenflugweite lässt sich aus schweren Bienenvergiftungen nach<br />

Pflanzenschutmittelanwendung im badischen Weinbaugebiet ableiten (BUCHNER, 1970; VORWOHL, 1981). Wie die<br />

Untersuchung der Pollenhöschen vergifteter Bienen zeigte, flogen diese – bei voller Tannentracht mit<br />

Tageszunahmen von 3 kg/Volk - 3,5 km weit aus Waldgebieten über einen Höhenrücken hinweg in die blühenden<br />

Weinrieden, um ihren Pollenbedarf zu decken.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Wird aus dem Flugradius eines Bienenvolkes die Fläche des Sammelgebietes errechnet, beträgt dieses bei 500 m<br />

Flugradius 79 ha, bei 1000 m Flugradius 314 ha <strong>und</strong> bei 2 km Flugradius 1256 ha. Damit wird klar, dass das<br />

Sammelgebiet weit über die Anbaufläche eines Durchschnittsbetriebes hinausreicht (siehe Tabelle 11-3).<br />

Tabelle 11-3: Bienen-Sammelgebiet bei unterschiedlichem Flugradius<br />

Flugradius Sammelgebiet<br />

(m)<br />

(m 2 Sammelgebiet<br />

)<br />

(ha)<br />

50 7850 0,8<br />

100 31400 3<br />

500 785000 79<br />

1000 3140000 314<br />

2000 12560000 1256<br />

3000 28260000 2826<br />

5000 78500000 7850<br />

11.3.5. Trachtquellen<br />

• Raps<br />

Raps ist wegen seines Nektar- <strong>und</strong> Pollenreichtums eine der attraktivsten Trachtpflanzen für die Bienen, die noch aus<br />

großer Entfernung angeflogen wird. Er gehört zu den ertragreichsten Honigquellen in der Imkerei <strong>und</strong> wird sowohl<br />

von Stand- als auch von Wanderimkern mit den Bienen intensiv genutzt. Der Anteil des Rapspollens am Jahres-<br />

Gesamteintrag wurde sowohl für Großbritannien als auch die Schweiz mit 5-6% ermittelt (in HÜSING, NITSCHMANN;<br />

1995).<br />

Der im Frühjahr eingetragene Rapspollen findet sich in vielen später produzierten <strong>und</strong> geernteten Blüten- <strong>und</strong><br />

Waldhonigen (HORN, LÜLLMANN, 1992) wieder.<br />

Rapshonig wird zum Teil von Bioimkern im Spätsommer wieder an die Bienen als „Futterhonig“ verabreicht (WURM,<br />

pers. Mittlg., 2002), um den geforderten Honiganteil im Wintervorrat - gemäß EU-VO 2092/91 über den ökologischen<br />

Landbau - zu erreichen.<br />

Nach eigenen Ergebnissen des Instituts für Bienenk<strong>und</strong>e (unveröffentlicht), die im Rahmen eines derzeit noch<br />

laufenden Projektes <strong>zur</strong> Charakterisierung österreichischer Sortenhonige <strong>und</strong> regionaler Honigsorten erarbeitet<br />

wurden, war Rapspollen in 75%, Sonnenblumenpollen in 26% <strong>und</strong> Maispollen in 24% der insgesamt 97 untersuchten<br />

Honigproben zu finden (Details siehe nachfolgende Tabelle 11-4).<br />

Wie aus unveröffentlichten Daten von Honiguntersuchungen an insgesamt 25 Proben des Kärntner Landesverbandes<br />

für Bienenzucht hervorgeht (schriftliche Mitteilung, Fr. Mag. Angelika Siedler, 2005), waren Pollen der Cruciferae-<br />

Gruppe in jedem untersuchten Honig zu finden (siehe Tabelle 11-5). Dieser Bef<strong>und</strong> ist insofern interessant, da im<br />

Falle des Anbaues von GV-Raps eine Auskreuzung in andere Arten der Cruciferae -Gruppe nicht ausgeschlossen<br />

werden kann. Mais- <strong>und</strong> Sonnenblumenpollen waren in 56 % bzw. 68 % der untersuchten Honigproben zu finden.<br />

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Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Tabelle 11-4: Vorkommen von Mais-, Sonnenblumen- <strong>und</strong> Rapspollen in Honig (persönliche Mitteilung<br />

H. HEIGL, <strong>AGES</strong>- Institut für Bienenk<strong>und</strong>e)<br />

Honigsorte<br />

(Sortenbezeichnung laut Imkerangabe)<br />

Summe Proben<br />

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Anzahl Proben mit Pollen von<br />

Mais* Sonnenblume Raps*<br />

Robinie 14 2 5 14<br />

Alpenrose 3 0 0 0<br />

Blüte 9 2 3 8<br />

Blüte mit Wald 10 2 2 9<br />

Honig 12 1 0 4<br />

Edelkastanie 3 2 2 2<br />

Linde 2 1 0 2<br />

Löwenzahn 2 0 0 1<br />

Raps 6 0 3 6<br />

Sonnenblume 5 4 4 5<br />

Wald 31 9 6 22<br />

Gesamtprobenzahl 97 23 25 73<br />

Anteil (%) an Gesamtprobenzahl 24 26 75<br />

* Arten mit aktuell potentieller Anwendung von GV-Sorten.<br />

Tabelle 11-5: Vorkommen von Mais, Sonnenblumen- <strong>und</strong> Cruciferae-Pollen in Kärntner Honigen des<br />

Jahres 2004 (Mag. Angelika SIEDLER, unveröffentlichte, schriftl. Mitteilung 2005, Kärntner Imkerschule)<br />

Honigsorte<br />

(Sortenbezeichnung laut Imkerangabe)<br />

Summe Proben<br />

Anzahl Proben mit Pollen von<br />

Mais* Sonnenblume Cruciferae*<br />

Waldhonig 20 10 16 20<br />

Waldblütenhonig 5 4 1 5<br />

Gesamtprobenzahl 25 14 17 25<br />

Anteil (%) an Gesamtprobenzahl 56 68 100<br />

* Arten mit aktuell potentieller Anwendung von GV-Sorten.<br />

• Mais<br />

Mais wird von Bienen regelmäßig besucht (FOSSEL, 2000; PECHHACKER 2003). Der reichlich vorhandene Pollen wird oft<br />

in Massen eingetragen (WILLE; KLIEN: beide pers. Mitteilung). Das Maximum des Polleneintrags erfolgt in den<br />

Morgenst<strong>und</strong>en.<br />

Aufgr<strong>und</strong> seines hohen Eiweißgehaltes von 17 % gehört Maispollen zu den für Bienen besonders wertvollen<br />

Pollensorten. Im Fütterungsversuch mit Bienen wurde eine hohe biologische Wirksamkeit festgestellt (MAURIZIO,<br />

SCHAPER, 1994).<br />

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Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

In allen Gebieten mit Maisanbau zählt er zu den ergiebigsten Spätpollenspendern mit dem Haupteintrag im Juli <strong>und</strong><br />

August (MAURIZIO, SCHAPER, 1994; HÜSING, NITSCHMANN; 1995; GEFFCKEN, 1980).<br />

Laut Untersuchungen des Schweizer Bienenforschungszentrums in Liebefeld kann an verschiedenen Standorten <strong>und</strong><br />

in unterschiedlichen Jahren der Anteil des Maispollens zwischen 0,8 % <strong>und</strong> 15 % am Pollen-Jahresgesamteintrag<br />

erreichen (WILLE <strong>und</strong> WILLE, 1984).<br />

Mit einer Größe von 116x107x107 µm (LxBxH) <strong>und</strong> einem Gewicht von 247x10-9 g (HORN, LÜLLMANN, 1992) gehören<br />

seine Pollenkörner zu den größten <strong>und</strong> schwersten Pollen der bei uns vorkommenden Pflanzenarten.<br />

In manchen Jahren liefern an den Maispflanzen sitzende Blattläuse zusätzlich große Mengen von Honigtau, der von<br />

den Bienen ebenfalls gesammelt <strong>und</strong> zu Blatthonig verarbeitet wird (GEFFCKEN, 1980; FOSSEL, 2000; pers. Mitteilung<br />

2004 eines italienischen Imkers im Raum Tolmezzo im Rahmen einer Exkursion der „EURBEE“-Tagung in Udine).<br />

Laut eigenen Untersuchungen des Instituts für Bienenk<strong>und</strong>e war Maispollen in 24% der insgesamt 97 untersuchten<br />

Honigproben zu finden. Nach Daten VON SIEDLER (Imkerschule Kärnten, unveröffentlichte, pers. Mitteilung, 2005), war<br />

in 14 (= 56%) von 25 untersuchten Kärntner Honigen Maispollen nachweisbar.<br />

• Sonnenblume<br />

Die Sonnenblume ist eine gute Pollen- <strong>und</strong> Nektarquelle (wenn Fläche, Sorte, Witterung <strong>und</strong> Wasserversorgung<br />

passen), die von den Bienen gerne genutzt <strong>und</strong> noch aus großer Entfernung angeflogen wird. Sonnenblumenpollen<br />

ist für die Bienen den ganzen Tag verfügbar, das Angebotsmaximum liegt zwischen 9 <strong>und</strong> 10 Uhr vormittags (HÜSING,<br />

NITSCHMANN; 1995).<br />

Laut eigenen Untersuchungen des Instituts für Bienenk<strong>und</strong>e war Sonnenblumenpollen in 25 (= 26%) der insgesamt<br />

97 untersuchten Honigproben zu finden.<br />

Nach Daten VON SIEDLER (Imkerschule Kärnten, unveröffentlichte, pers. Mitteilung, 2005), war in 17 (= 68%) von 25<br />

untersuchten Kärntner Honigen Sonnenblumenpollen nachweisbar.<br />

• Sojabohne<br />

Nach Literaturangaben (MAURIZIO u. SCHAPER, 1994; JAYCOX, 1970 a,b) wird die Sojabohne von Bienen beflogen, die<br />

daraus reichlich Pollen <strong>und</strong> in variabler Menge Nektar gewinnen.<br />

In Abhängigkeit von verschiedenen Einflüssen (Standort, Sorte, u.a.) wird aus Teilen der USA über Honigernten aus<br />

Sojabohne berichtet, die bis zu 50 kg pro Volk erreichten (in JAYCOX, 1970a). Sojabohnen besitzen keine extrafloralen<br />

Nektarien. Die Zuckerkonzentration im Nektar ist mit 35 – 53 % hoch (JAYCOX, 1970b).<br />

Für Deutschland erwarteten Maurizio u. Schaper (1994) in den neunziger Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts noch<br />

kaum Sojabohnen-Sortenhonig. Laut Horn (pers. Mitteilung, 2005) sind aus Sojabohnen Anbauflächen auch in den<br />

letzten Jahren keine nennenswerten Honigernten bekannt geworden.<br />

Als Beimischung in anderen Honigen ist Sojabohnenhonig nach JAYCOX (1970a) durch seine helle Farbe <strong>und</strong> den nicht<br />

sehr ausgeprägten Geschmack kaum zu erkennen, außer mittels Pollenanalyse.<br />

Für Österreich sind keine Angaben zum Bienenbeflug von Sojabohnen bzw. <strong>zur</strong> Häufigkeit des Auftretens von<br />

Sojabohnenpollen im Honig verfügbar.<br />

11.3.6. mögliche Quellen für GVO-Eintrag bzw. GVO-Einwirkung<br />

• Pollen von GV-Pflanzen<br />

GV-Pflanzen – speziell Raps - sind sehr attraktive Trachtpflanzen für Pollen- bzw. Nektarsammlerinnen –<br />

insbesondere auch in Sondersituationen (fehlendes Trachtangebot im Nahbereich).<br />

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Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Pollen von GV-Pflanzen kann auf verschiedene Art in den Honig gelangen:<br />

• Primäre, sek<strong>und</strong>äre <strong>und</strong> tertiäre Einstäubung (Näheres dazu siehe Abschnitt 11.3.3).<br />

Vor allem die tertiäre Einstäubung bei der Honigextraktion aus den Waben (= Schleuderung; in Ausnahmefällen<br />

durch Pressen) kann beträchtliche zusätzliche Pollenmengen aus den Waben in den Honig bringen. Dies hängt damit<br />

zusammen, dass ein Teil des von den Bienen eingelagerten Pollens mit Honig überschichtet wird <strong>und</strong> sich auch im<br />

Honigraum befinden kann, insbesondere dann, wenn mit Honig gefüllte Randwaben aus dem Brutnestbereich in den<br />

Honigraum umgehängt werden.<br />

• Honigvorräte, die von GV-Pflanzen stammen<br />

Da am Ende einer Tracht niemals die gesamten Honigvorräte aus den Bienenvölkern entnommen werden können,<br />

um die Völker nicht dem Hungertod bei kommenden trachtlosen Perioden preiszugeben, müssen immer<br />

entsprechende Futtervorräte - in Form von Honigwaben oder Futterkränzen auf den Brutwaben -, in den Völkern<br />

verbleiben.<br />

Dass diese Honigvorräte mit ihrem allfälligen Gehalt an GVO-Pollen Auswirkungen auf alle nachfolgenden Trachten<br />

haben, wird in einer Arbeit von TUCKEY (1998) klar bestätigt:<br />

Zitat: „If you gather a honey crop from “clean“ plants after a flow of transgenic plants, you can´t be sure your honey<br />

is “clean” – the bees may have moved honey up from the brood chambers. In Alberta it is now impossible to certifiy<br />

non-transgenic honey, and this will soon be the case over most of Canada and the United States”.<br />

In Großbritanien wurde Pollen von genetisch verändertem Raps in Honig aus Bienenvölkern nachgewiesen, die drei<br />

Kilometer von einem Feld mit transgenem Raps standen. Die britische Imkervereinigung empfiehlt zu den<br />

Versuchsfeldern einen Sicherheitsabstand von 10 km einzuhalten. Seitens der Regierung werden lediglich 50 – 200 m<br />

breite Pufferzonen um die Versuchsfelder vorgeschrieben (in Deutsches Bienen Journal, 10.Jg., (H.12), 2002 – zit.<br />

Aus: Gen-Lex-News/The Scottish Beekeeper 11/02).<br />

Nach WILLIAMS (2002) wird ein weit verbreiteter Einsatz von gentechnisch verändertem Raps unvermeidbar auch zum<br />

Auftreten von GVO-Pollen in Honig <strong>und</strong> anderen Bienenprodukten - wie Wabenhonig <strong>und</strong> Blütenpollen, der mit Hilfe<br />

von Pollenfallen gewonnen wurde, führen.<br />

Dass sich Pollen aus vorher genutzen Trachten auch in der Folgetracht finden kann, wird bei HORN, LÜLLMANN (1992)<br />

in Abb. 81 für einen deutschen Honigtauhonig dokumentiert, in dem Rapspollen nachweisbar war.<br />

Eigene, bisher unveröffentlichte Untersuchungen im Rahmen eines derzeit am Institut für Bienenk<strong>und</strong>e der <strong>AGES</strong><br />

laufenden Projektes zeigen ebenfalls einen Einfluss der „Vortracht“ Raps auf das Pollenspektrum der „Nachtrachten“<br />

(Robinie, Sonnenblume, Honigtauhonig [= „Waldhonig“]) auf.<br />

Für Maispollen, der in den Anbaugebieten in großen Mengen im Juli <strong>und</strong> August eingetragen wird, ist auch noch nach<br />

Überwinterung der Bienenvölker in den Frühjahrshonigen des nächsten Jahres ein GVO-Einfluß denkbar (z.B.<br />

Maispollen in Raps-, Löwenzahn, Frühjahrsblütenhonig).<br />

2 F<strong>und</strong>e von Maispollen in Robinienhonig im Rahmen des bereits angeführten Sortenhonigprojektes des Instituts für<br />

Bienenk<strong>und</strong>e belegen diese Möglichkeit der Pollenweitergabe über die Überwinterungsperiode hinaus in Honige des<br />

Folgejahres.<br />

Laut bisher unveröffentlichten Daten von BIENEFELD (schriftl. Mitteilung, 2005), waren in einigen deutschen<br />

Frühjahrshonigen, die zwischen 2003 <strong>und</strong> 2005 pollenanalytisch untersucht worden waren, sowohl Mais- als auch<br />

Sonnenblumenpollen nachweisbar.<br />

• Umhängen von Pollenwaben<br />

Manche imkerliche Betriebsweisen empfehlen die Entnahme pollengefüllter Waben aus den Völkern in Zeiten des<br />

Pollenüberschusses <strong>und</strong> ihre Rückgabe zu einem späteren Zeitpunkt bzw. ein Umhängen in andere Völker mit<br />

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Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Pollenmangel. Damit wird zwangsläufig auch allfällig vorhandener GVO-Pollen zeitlich <strong>und</strong> örtlich im Bienenvolk<br />

verlagert <strong>und</strong> kann Folgetrachten verunreinigen.<br />

• Mit GVO-Pollen belastete Honigreste bzw. Pollenzellen in den ausgeschleuderten Waben <strong>und</strong> Vorratswaben<br />

Nach der Schleuderung bleiben immer Honig- <strong>und</strong> Pollenreste in den Waben <strong>zur</strong>ück. Da diese Waben zu einem<br />

späteren Zeitpunkt wieder in – meist andere – Bienenvölker <strong>zur</strong>ückgegeben werden, oft auch erst im nächsten Jahr,<br />

kann eine allfällige GVO-Belastung sich sowohl auf die Folgetrachten des laufenden als auch der folgenden<br />

Erntejahre auswirken.<br />

• Nachweisproblem bei „gefiltertem Honig“<br />

Gemäß EU-Honigrichtlinie (RL 2001/110/EG vom 20. Dezember 2001 ist die Vermarktung von gefiltertem Honig – bei<br />

entsprechendem Deklarationshinweis möglich. Gefilterter Honig ist - lt. Definition in Anhang I - Honig, der gewonnen<br />

wird, indem anorganische oder organische Fremdstoffe so entzogen werden, dass Pollen in erheblichem Maße<br />

entfernt werden.<br />

Werden Pollenkörner von GV-Pflanzen mit Hilfe von Sieben mit entsprechender Maschenweite entfernt – die Größe<br />

der „heiklen“ Pollen ist ja bekannt -, bleiben die GVO-Nektaranteile im Honig erhalten, aber sowohl der genetische als<br />

auch der botanische Fingerabdruck der zugr<strong>und</strong>e liegenden Pflanze fehlen. Damit ist die einfache Nachweismethode<br />

der mikroskopischen Pollenanalyse nicht mehr zielführend <strong>und</strong> ein etablierter PCR-Nachweis möglicherweise nicht<br />

mehr sensibel genug. Ob die Untersuchung GVO-codierter Eiweißverbindungen im Honig – falls solche überhaupt<br />

auftreten - in diesem Fall zu einem positiven Ergebnis kommen würde, müsste erst in entsprechenden Versuchen<br />

erprobt werden.<br />

In den USA ist die Filterung von Honig <strong>zur</strong> Verringerung seiner Kristallisationsneigung durch die Entfernung von<br />

Kristallisationskernen schon seit Jahren eine gängige Praxis. WILLIAMS (2002) gibt an, dass dabei weniger als 1000<br />

Pollenkörner pro 10 g Honig verbleiben.<br />

• Bienenfuttermittel<br />

Sofern der GVO-Anteil in einem Futtermittel nicht höher ist als 0,9% des Futtermittels oder der<br />

Futtermittelbestandteile, aus denen es zusammengesetzt ist, vorausgesetzt, dieser Anteil ist zufällig oder technisch<br />

nicht <strong>zur</strong> vermeiden, besteht keine Kennzeichnungspflicht [VO (EG) 1829/2003, Art. 24 (2)].<br />

Kohlenhydrathaltige Futtermittel<br />

Für die entnommenen Honigvorräte muss den Bienenvölkern nach Ende der Trachtperiode – in Ausnahmefällen auch<br />

bei Totalausfall der Tracht - ein entsprechender Ersatz geboten werden, um das Überleben bzw. den Aufbau der<br />

nötigen Wintervorräte zu gewährleisten.<br />

Dazu werden in der Regel gelöster Kristallzucker, für Bienen optimierte Fertigfuttersirupe, Sirupe aus der<br />

Lebensmittelindustrie oder pastöse Futterteige verabreicht. Von manchen Imkern wird auch Honig gezielt als<br />

Futtermittel eingesetzt. Es ist dies eine Praxis, die z.B. in der Bioimkerei - gemäß EU-VO 2092/91 idgF über den<br />

ökologischen Landbau <strong>und</strong> die entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse <strong>und</strong> Lebensmittel<br />

-, ausdrücklich gefordert wird.<br />

Ein GVO-Einfluß über diese Futtermittel kann zustande kommen durch<br />

• Zucker aus GV-Rüben (bzw. GV-Zuckerrohr)<br />

• Zucker Fertigfuttersirupe auf Stärkebasis – hergestellt z.B. aus GV-Mais<br />

• Zucker Fertigfuttersirupe auf Stärkebasis – hergestellt mit Hilfe von GVO-Enzymen<br />

• GVO-haltigen Fütterungshonig (z.B. Rapshonig, u.a.).<br />

Da der österreichische Bienenbedarfshandel bzw. die österreichische Zuckerindustrie die Bienenfuttermittel bzw.<br />

Sirupe zum Teil aus dem Ausland einführen, bzw. manche Imker die Futtermittel auch selbst aus den Nachbarländern<br />

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Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

beziehen, müsste der Ursprung der Futtermittel aus „GVO“- bzw. GVO-freien Herkünften anhand der Begleitpapiere<br />

dokumentiert <strong>und</strong> lückenlos rückverfolgbar sein, um eine GVO-freie Produktion ausloben zu können.<br />

Eiweißhaltige Futtermittel<br />

Pollenersatzmittel auf Sojabohnenmehlbasis:<br />

Die Gabe von eiweißreichen Pollenersatzmitteln ist in manchen Ländern bzw. Imkereibetrieben bei schlechten Tracht-<br />

oder Witterungsbedingungen im Frühjahr eine verbreitete Praxis. Sojabohnenmehl, das in sogenanntem „Futterteig“<br />

eingearbeitet oder zum „Höseln“ in Pulverform angeboten wird, ist eines der eingesetzten Pollenersatzmittel (HÜSING,<br />

NITSCHMANN; 1995).<br />

Stammt das verwendete Sojabohnenmehl von GV-Sojabohne, sind im geernteten Honig die entsprechenden<br />

Transgene nachweisbar (SIEDE, BÜCHLER, 2001). In dieser Arbeit waren verschiedene Honige aus Rheinland Pfalz bei<br />

mikroskopischen Untersuchungen auf Gr<strong>und</strong> relativ hoher Mengen von Sojabohnenbestandteilen aufgefallen. Ein<br />

spezifischer PCR-Test wies in 17 der 19 getesteten Honige Sojabohnenbestandteile nach. Transgenes Material wurde<br />

in 11 Proben gef<strong>und</strong>en. Die Autoren vermuten einen Zusammenhang mit der Verfütterung proteinhaltiger<br />

Bienenfuttermittel, die nach ihren Untersuchungen teilweise gentechnisch modifizierte Sojabohnen enthalten.<br />

Da einige der sojabohnenpositiven Proben von Betrieben stammten, die keinerlei sojabohnenhältiges Futter<br />

eingesetzt hatten, mussten die Bienen das Material von außen eingetragen haben. Die Autoren halten es für<br />

wahrscheinlich, dass die Bienen in trachtarmer Zeit sojabohnenhaltige Futtermittel (z.B. Sojabohnenmehl, Abrieb von<br />

geformten Futterpartikeln) der Großtierhaltung gehöselt haben. Denkbar wäre aber auch ein Eintrag im Zuge von<br />

Räuberei aus Imkereien, die sojabohnenhaltige Futtermittel verwendet haben.<br />

Naturpollen:<br />

Auf die Problematik des Einsatzes von Naturpollen in Form von Pollenwaben wurde bereits unter dem Punkt<br />

„Umhängen von Pollenwaben“ hingewiesen. Für die Einbringung von Naturpollen über Futterteige gelten die gleichen<br />

Vorbehalte, wenn der Naturpollen aus GVO-Quellen stammt.<br />

Spezifische, durch transgene DNA-Sequenzen codierte Proteine, die in bestimmten Pflanzenteilen (z.B. Pollen,<br />

Nektarien, Tapetumzellen) exprimiert bzw. im Siebröhrensaft (= Ausgangsstoff für die Honigtauproduktion saugender<br />

Insekten) transportiert <strong>und</strong> damit für die Bienen verfügbar werden <strong>und</strong> in die Bienenprodukte gelangen, könnten<br />

ebenfalls zum Problem werden. Gleiches gilt für die Gr<strong>und</strong>stoffe der Propolisproduktion, die ebenfalls harzigen bzw.<br />

gummiartigen Pflanzenexsudaten entstammen.<br />

Varroabekämpfungsmittel, Futterzusatzstoffe<br />

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass gewisse, <strong>zur</strong> Varroabekämpfung verwendete Wirkstoffe (z.B. Milchsäure),<br />

bzw. die manchmal als Futterzusatzstoff empfohlene Zitronensäure mittels GV-Mikroorganismen produziert wurden.<br />

Unter Punkt 8 der Codex Richtlinie v. 7.3.2001 wird für Tierarzneimittel darauf kurz Bezug genommen:<br />

„Tierarzneimittel dürfen für therapeutische Zwecke bis zum Erlass einschränkender Regelungen aus gentechnischer<br />

Erzeugung stammen, sie dürfen aber keine GVO enthalten.“<br />

11.3.7. Künftige Verfügbarkeit von<br />

• GVO-freien Trachtquellen<br />

In welchem Umfang in Zukunft „GVO-freie“ Trachtquellen für die Imkerei verfügbar sein werden, wird ausschließlich<br />

durch die Rechtslage, die Lage der GVO-Anbauflächen <strong>und</strong> die Standplätze der Bienenvölker bestimmt werden.<br />

Dadurch wird sowohl die Menge an produzierbarem „GVO-freiem“ Honig als auch die produzierbaren Honigsorten<br />

entscheidend beeinflusst werden.<br />

Unter Berücksichtigung der kleinen Parzellengrößen in vielen Ackerbaugebieten Österreichs ist nur bei Ausweisung<br />

von großen, zusammenhängenden Flächen ohne GVO-Einfluß (ab einem Mindestdurchmesser von mehr als 10 km)<br />

<strong>und</strong> bei entsprechend zentraler Bienenaufstellung eine „GVO-freie“ Produktion von Bienenprodukten denkbar.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

In der <strong>AGES</strong>-Studie „Die Produktion von Saatgut in abgegrenzten Erzeugungsprozessen <strong>zur</strong> Vermeidung einer<br />

Verunreinigung mit gentechnisch veränderten Organismen im Kontext mit der Koexistenz von konventioneller<br />

Landwirtschaft mit oder ohne GVO <strong>und</strong> ökologischer Landwirtschaft“ (GIRSCH et al., 2004) wird eine nahezu<br />

identische Vorgangsweise als notwendig erachtet. Zitat: „Die Entwicklung von geschlossenen Anbaugebieten <strong>und</strong><br />

geschlossenen Produktionsprozessen bei Vorliegen von externen GVO-Kontaminationsquellen ist daher eine der<br />

zentralen Maßnahmen, ein Gebot der St<strong>und</strong>e.“<br />

Unter den Bedingungen der Landwirtschaft in Österreich ist laut obiger Studie Koexistenz bei Raps / Rübsen in der<br />

landwirtschaftlichen Produktion, insbesondere beim Hybridraps, auszuschließen. Hohe, langjährige Durchwuchsrate,<br />

Ruderalraps <strong>und</strong> Auskreuzen in Cruciferae-Wildpflanzen führen beim Anbau von GV-Raps zu einem umfangreichen,<br />

nachhaltigen GVO-Genpool. Betreffend eines potentiellen GVO-Polleneintrages aus Raps in Honig gelten zumindest<br />

die Koexistenzkriterien für Hybridraps, sodaß eine Koexistenz mit „GVO-freier“ Honigproduktion mit hoher Sicherheit<br />

auszuschließen ist.<br />

Dass sich in der Umsetzung der Koexistenz von gentechnisch veränderten, konventionellen <strong>und</strong> biologisch<br />

angebauten Kulturpflanzen in der österreichischen Landwirtschaft gr<strong>und</strong>sätzliche Probleme in der Kulturart Raps<br />

erwarten lassen, wird im Zusammenhang mit der Imkerei in der Studie von PASCHER <strong>und</strong> DOLEZEL (2005) dezidiert<br />

angesprochen: Zitat: „Die Entfernung von Bienenstöcken aus Rapsanbaugebieten würde zwar eine zusätzliche<br />

Fremdpollenquelle eliminieren, würde jedoch gleichzeitig eine Ertrags- sowie Qualitätseinbuße für die Imker<br />

bedeuten.“<br />

Konkret würde diese Vorgangsweise in der Praxis beträchtliche Produktionsmengen- <strong>und</strong> Einkommensverluste für die<br />

von einer solchen Maßnahme betroffenen Imker bedeuten. Da die Nutzung der Rapstracht starke<br />

entwicklungsfördernde Eigenschaften für die Bienenvölker hat, würden sich durch den Wegfall dieser Trachtquelle<br />

auch negative Auswirkungen auf die Volksstärke, <strong>und</strong> damit auf die Ausnutzung der Folgetrachten, ergeben.<br />

Ein Anhaltspunkt für die erforderlichen Abstände <strong>zur</strong> Vermeidung einer GVO-Kontamination des Honigs findet sich in<br />

WILLIAMS (2002): „To meet supermarket requirements and to avoid the prohibitive costs of testing honey for GM<br />

content, the Honey Association advises beekeepers to site their hives at least six miles (9 km) from GMHT oilseed<br />

rape being grown in the farm-scale evaluations (FSE) of GM crops in the UK”.<br />

Diese Empfehlung ist unbequem <strong>und</strong> kostenintensiv für Imker <strong>und</strong> verursacht Konflikte, wenn sie<br />

Bestäubungskontrakte in der Nähe von FSE-Flächen haben.<br />

Außerdem ergibt sich durch die Vermeidung von GVO-Kulturen durch Bienenzüchter ein umweltrelevanter Einfluss<br />

auf die Bestäubung von GVO- <strong>und</strong> Nicht-GVO-Kulturen sowie von Wildpflanzen in solchen bienenleeren Gebieten<br />

(WILLIAMS, 2002).<br />

Auf den ersten Blick relativ sicher erscheint die Möglichkeit <strong>zur</strong> GVO-freien Produktion von Bienenprodukten in<br />

Naturschutzgebieten <strong>und</strong> auf ökologisch sensiblen Flächen realisierbar zu sein, sofern keine Wanderimkerei in GVO-<br />

Anbaugebiete betrieben wird. Eine aufeinander folgende Nutzung von GV-Pflanzen <strong>und</strong> nicht GV-Pflanzen durch<br />

Wanderimkerei würde unweigerlich zu nicht mehr zu beseitigenden Kontaminationen der Honig- <strong>und</strong> Pollenvorräte<br />

führen.<br />

Wird jedoch die im Endbericht zu den Arbeiten der Expertengruppe betreffend der „Erarbeitung von Empfehlungen<br />

für eine nationale Strategie <strong>zur</strong> Koexistenz“ angedachte Ausnahmeregelung für diese Gebiete umgesetzt, ist auch in<br />

Naturschutzgebieten <strong>und</strong> auf ökologisch sensiblen Flächen ein Einfluss von GVO-Kulturen auf die Bienenprodukte<br />

nicht völlig auszuschließen, da eine Ausnahmeregelung vom Anbauverbot von Saatgut von GV-Sorten in diesen<br />

Gebieten unter bestimmten Voraussetzungen vorgesehen ist (GIRSCH et al., 2004).<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

In dem entsprechenden Abschnitt des Strategiepapieres heißt es (Zitat):<br />

„Nicht betroffen von diesem Verbot ist der Anbau von Saatgut von GVO-Sorten jener botanischen Arten in<br />

Naturschutzgebieten <strong>und</strong> ökologisch sensiblen Gebieten oder Flächen, welche NICHT<br />

• wildlebend vorkommen,<br />

• mit botanischen Arten, welche wildlebend vorkommen, auskreuzen.<br />

Beispiele für derartige Kulturpflanzen, für welche derzeit bereits GVO-Saatgut international angewandt wird, sind mit<br />

MAIS (Zea mays) <strong>und</strong> SOJABOHNE (Glycine max) auch sehr wichtige Kulturpflanzen für die österreichische<br />

Landwirtschaft.“<br />

• Futtermitteln ohne GVO-Einfluss, bzw. frei von GVO-Derivaten<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für eine „GVO-freie“ Produktion von Bienenprodukten – zumindest gem. Codex- bzw. BIO-<br />

Richtlinie der EU – ist die Verwendung „GVO-freier“ Futtermittel (Rohrzucker, Fertigfuttersirupe, Pollenersatzmittel).<br />

Wie dem Institut für Bienenk<strong>und</strong>e auf entsprechende Anfrage von zwei österreichischen Lieferanten von<br />

Bienenfuttermitteln Ende Dezember 2004 bzw. Anfang 2005 mitgeteilt wurde, sind bei Bedarf genügend zertifizierte<br />

zuckerhaltige Bienenfuttermittel - sowohl aus „GVO-freier“ Produktion als auch aus biologischem Anbau - verfügbar.<br />

Für Stärkesirupe gibt es sowohl mit als auch ohne GVO-Derivate produzierte Chargen.<br />

Falls Pollenersatzmittel eingesetzt werden sollen, müsste auf die Verwendung von „GVO-freiem“, zertifiziertem<br />

Ausgangsmaterial – insbesondere bei Verwendung von Sojabohnenmehl – geachtet werden.<br />

11.3.8. Einfluss von GVO-Verunreinigungen in Bienenprodukten auf die Vermarktung im Inland<br />

Es ist zu erwarten, dass die Vermarktung von Honig, der GVO-Pollen enthält – unabhängig von einem Schwellenwert<br />

-, auf Schwierigkeiten stoßen wird – sobald diese Möglichkeit in der Öffentlichkeit thematisiert wird, da viele<br />

Honigkonsumenten <strong>und</strong> auch der Imkersektor Lebensmittel mit GVO-basierten Inhaltsstoffen aus gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Überlegungen heraus ablehnen. Solche Inhaltsstoffe würden den Ruf des Honigs als „reines Naturprodukt mit<br />

ges<strong>und</strong>heitlichem Wert“ gefährden.<br />

Daher besteht die britische Honigvereinigung, die Honig aus Großbritannien <strong>und</strong> aus Übersee ankauft, ihn verpackt<br />

<strong>und</strong> weiter verkauft darauf, dass der angekaufte Honig frei von GVO sein soll (WILLIAMS, 2002). In der zitierten Arbeit<br />

findet sich aber auch der Hinweis, dass gegenwärtig noch eine gesetzliche Definition fehlt, was unter GVO-frei zu<br />

verstehen ist.<br />

In diesem Zusammenhang ist besonders darauf hinzuweisen, dass mit einer massiven Verunsicherung <strong>und</strong> starkem<br />

Misstrauen der Konsumenten zu rechnen ist, wenn eine <strong>Auslobung</strong> als <strong>„gentechnikfrei“</strong> gemäß gesetzlich definierter<br />

Schwellenwerte erfolgen sollte, im gekauften Produkt sich aber dann mittels der auf dem letzten Stand der Analytik<br />

verfügbaren Methoden GVO-Belastungen nachweisen lassen. Ein solcher <strong>Auslobung</strong>sansatz würde auch Artikel 4 (1)<br />

b) der VO (EG) Nr. 1829/2003, in dem der Passus „die Verbraucher nicht irreführen“ verankert ist, zuwiderlaufen.<br />

Diesem Umstand Rechnung tragend, fordert auch die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten, die nationale Regelungen <strong>zur</strong><br />

<strong>Auslobung</strong> der „Gentechnikfreiheit“ haben, dass der Schwellenwert für zufällige <strong>und</strong> technisch unvermeidbare GVO-<br />

Verunreinigungen in „GVO-freien“ Produkten unter der Nachweisgrenze liegen sollte. Zitat: „Most of the Member<br />

States that have such national rules stipulate that the threshold for adventitious and technically unavoidable<br />

presence of GM material in GM free products should be below the detection level”. (Sum. Rec. 2nd Meeting – 23<br />

June 2004, Standing Committee on the Food Chain an Animal Health, Sect. on geneticalliy modified food and Feed,<br />

Punkt 7: GM free labelling scheme.)<br />

Wie telefonische Anfragen bei zwei bedeutenden heimischen Honigabfüllern ergaben, ist für Honig die Frage einer<br />

Kennzeichnung hinsichtlich GVO-Freiheit derzeit kein Thema, da einerseits in Österreich kein GVO-Anbau stattfindet<br />

<strong>und</strong> andererseits der Pollengehalt des Honigs nur bei einem Bruchteil des Schwellenwertes von 0,9% liegt, ab dem<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

eine Kennzeichnung erfolgen müsste. (Diese Beurteilung der Sachlage durch den Handel stützt sich auf die<br />

Auslegungen des „Ständigen Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch veränderte<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“ zum Thema Honig <strong>und</strong> seiner möglichen GM-Kennzeichnung (siehe Abschnitt 11.3.1),<br />

sowie auf die Ausführungen der Codex-Unterkommssion Honig zu diesem Thema.)<br />

11.3.9. Einfluss auf Vermarktung im Ausland<br />

Exporte von Bienenprodukten in andere Länder (z.B. Saudi Arabien, Japan) sind nur mit entsprechenden Zertifikaten<br />

möglich, aus denen die „GVO-Freiheit“ hervorgeht (mündliche Mitteilung, ELSASSER, 2004; einem erfolgreichen<br />

Produzenten <strong>und</strong> Exporteur von österreichischen Gelee Royale Produkten nach Mittel- <strong>und</strong> Fernost). Einige<br />

österreichische Betriebe haben gute <strong>und</strong> finanziell lukrative Absatzquellen in diese Länder.<br />

Bei TUCKEY (1998) findet sich ein weiterer ganz konkreter Hinweis darauf, dass die Vermarktung von Honig, der von<br />

transgenen Pflanzen stammt, auf manchen Absatzmärkten nicht möglich ist: „The popularity of these transgenic<br />

canolas, and other transgenic plants, has very definite implications for beekeepers. Some markets are resisting the<br />

purchase of any honey that may originate from transgenic plants.“<br />

Wie rasch diese Vermarktungsprobleme für kanadischen „Raps-Klee-Honig” schlagend wurden, zeigte sich bereits im<br />

Jahr 2000. Im Auftrag von GLOBAL 2000 wurden im Handel befindliche Honige dieser Herkunft am<br />

Umweltb<strong>und</strong>esamt mit positivem Ergebnis getestet, worauf die vertreibenden Supermarktketten (Spar-Gruppe,<br />

Metro, Adeg, Zielpunkt) den Honig umgehend aus den Regalen nahmen. Entsprechende Artikel in verschiedenen<br />

Tageszeitungen (Kurier, OÖ-Nachrichten, Täglich Alles, Der Standard) sorgten für die entsprechende mediale<br />

„Vermarktung“ dieser, das Image des Honigs schädigenden Ergebnisse.<br />

Laut KLEIN (2004) betrug der GVO-Pollenanteil (= Anteil der DNA aus GV-Raps an der Gesamtmenge der im Honig<br />

vorhandenen DNA) in kanadischen Honigprodukten nach Untersuchungen des Chemischen- <strong>und</strong><br />

Veterinäruntersuchungsamtes (CVUA) Freiburg in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2003 über 30 %, während in deutschen<br />

Rapshonigen in keinem Fall GV-Raps nachweisbar war.<br />

11.3.10. Zusatzkosten für GVO-Analysen bei Honig <strong>und</strong> anderen Bienenprodukten<br />

Wie Untersuchungen mittels PCR zeigten, waren transgene Sequenzen von Pollen-DNA in Honig noch nach 7 Wochen<br />

intakt. In Honig inkubierte Pollenproteine waren zumindest für 6 Wochen stabil (in WILLIAMS, 2002). Damit ist<br />

zumindest bei Honig <strong>und</strong> Pollen von einer Nachweisbarkeit zeitlich weit <strong>zur</strong>ückliegender Verunreinigungen <strong>und</strong> / oder<br />

Kontaminiationen mit GVO-Material auszugehen.<br />

Da sich Ziel <strong>und</strong> Entfernung der Sammelflüge der Bienen dem Einfluss des Imkers entziehen, sind <strong>zur</strong> Absicherung<br />

der GVO-Freiheit – im Falle einer Auszeichnung als <strong>„gentechnikfrei“</strong> vor der Vermarktung entsprechende Analysen<br />

vorzusehen (Österr. Lebensmittelbuch III. Auflage, Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ vom<br />

7.3.2001; Pkt. 10).<br />

Die dafür anfallenden Kosten von bis zu einigen h<strong>und</strong>ert Euro pro Probe würden bei kleinen Chargengrößen stark auf<br />

den Produktpreis durchschlagen. Damit würden wahrscheinlich kleinere Imkereien – wie sie der Mehrheit der<br />

österreichischen Imkerbetriebe darstellen – als Lieferanten ausfallen.<br />

Vom Kompetenzzentrum Biochemie der <strong>AGES</strong> werden beispielsweise folgende Untersuchungskosten angegeben:<br />

GVO-Screening: 150 €, GVO-Identifizierung: je 50 €, GVO-Quantifizierung: 150 €, DNA-Präparation: 150 €. Für das<br />

Gesamtpaket würden sich somit Kosten von 500 € ergeben, die bei Vorhandensein von verschiedenen GVO <strong>und</strong><br />

erforderlicher Identifizierung auch noch höher ausfallen könnten.<br />

11.3.11. Erforderliche Maßnahmen <strong>zur</strong> Erhaltung der „GVO-Freiheit“ von Bienenprodukten von der<br />

Gewinnung über die Verarbeitung bis <strong>zur</strong> Abfüllung<br />

Die Gewinnung, Anlieferung, Verarbeitung <strong>und</strong> Abfüllung von „GVO-freiem“ Honig müsste - analog <strong>zur</strong> „GVO-freien“<br />

Futtermittelerzeugung – in getrennten <strong>und</strong> dokumentierten Prozessen – möglicherweise sogar getrennten Anlagen -<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

erfolgen, um den Eintrag von GVO-Spuren aus verunreinigten Vorchargen sicher auszuschließen.<br />

Gleiches gilt für Blütenpollen, wo sowohl für die Sammlung als auch die Trocknung, Reinigung <strong>und</strong> Mischung<br />

getrennte Prozesse <strong>und</strong> Anlagen vorzusehen wären. Da beim Blütenpollen gr<strong>und</strong>sätzlich mit keinem<br />

Verdünnungseffekt – wie beim Honig durch Nektar oder Honigtau zu rechnen ist, kommt bei der Gewinnung GVO-<br />

freier Ware dem Standort der Bienenvölker zum Zeitpunkt der Pollengewinnung eine ganz besondere Bedeutung zu.<br />

Befinden sich GVO-Kulturen im Flugbereich der Bienen, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Überschreiten des Anteils<br />

von GV-Pollen von 0,9%, bezogen auf die Gesamtpollenmenge, zu erwarten.<br />

Eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Einzelchargen <strong>und</strong> Chargenbestandteile ist erforderlich, um gegebenenfalls die<br />

Ursache von GVO-Verunreinigungen aufklären zu können.<br />

Wie weit auch die Herstellung anderer Bienenprodukte (Mittelwände aus Bienenwachs, Propolislösungen, Gelee<br />

royale) von solchen Vorbeugemaßnahmen betroffen wäre, müsste erst in Praxisversuchen getestet werden.<br />

11.3.12. Abschätzung der möglichen Folgen der <strong>Auslobung</strong> bestimmter Honige als <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

auf den österreichischen Honigmarkt<br />

Eine <strong>Auslobung</strong> bestimmter Honige als <strong>„gentechnikfrei“</strong> mit einem Qualitätsprogramm wird auf jeden Fall die<br />

Aufmerksamkeit der Konsumenten erregen.<br />

Es ist damit zu rechnen, dass kritische Konsumenten argwöhnisch werden <strong>und</strong> die Kennzeichnung an sich<br />

hinterfragen (siehe dazu auch die Ausführungen unter Punkt 11.3.8), bzw. annehmen, dass jeder nicht als<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> ausgelobte Honig mit GVO belastet ist. Damit würde sich für andere Honige ohne dieses<br />

Qualitätsprogramm– möglicherweise ungerechtfertigt - zusätzlicher Aufklärungsbedarf ergeben.<br />

Es ist zu erwarten, dass die Konsumenten eine intensive Diskussion <strong>und</strong> Aufklärung über die GVO-Gefahr durch den<br />

Konsum von Bienenprodukten von den Imkern <strong>und</strong> dem Honighandel einfordern werden.<br />

11.3.13. Einschätzung der Machbarkeit für eine <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> bei Bienenprodukten,<br />

insbesondere Honig<br />

So lange es in Österreich keinen Anbau von GV-Pflanzen gibt, erscheint aus heutiger Sicht eine <strong>Auslobung</strong><br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> generell für alle Bienenprodukte als machbar.<br />

• Produktion <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> „GVO-freien“ Honigs mit einem Kennzeichnungsschwellenwert von 0,9% / 0,5%<br />

(zu letzterem Wert siehe detailliertere Ausführungen im ersten Abschnitt) für zufällige <strong>und</strong> technisch nicht<br />

vermeidbare GVO-Verunreinigungen, wie vom „Ständigen Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit,<br />

Abt. genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“ der EU vorgeschlagen, sollte in ganz Österreich<br />

möglich sein. Da der Gesamtanteil des Pollens im Honig laut Literaturangaben nur zwischen 0,1 – 0,5 %<br />

beträgt (WILLIAMS, 2002; Transgen, 2005), ist zu erwarten, dass der Anteil des GVO-Pollens in jedem Fall<br />

unterhalb des Schwellenwertes von 0,9% / 0,5% bleibt. Nach HORN (pers. Mitteilung, 2005) liegt selbst bei<br />

Presshonig der Pollenanteil unter 0,9 %, bezogen auf den Gesamthonig.<br />

• Produktion <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> von Honig gemäß Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ vom<br />

7.3.2001, Österreichisches Lebensmittelbuch III. Auflage, erscheint ebenfalls möglich, sofern bei der<br />

Auswahl der in der Bienenzucht verwendeten Futtermittel auf „GVO-freie“ Herkunft - bzw. deren Herstellung<br />

ohne GVO-Derivate - geachtet wird.<br />

• Produktion <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> „GVO-freien“ Blütenpollens ist in Österreich derzeit sicher möglich, sofern sich im<br />

Flugkreis der Pollensammelvölker keine GVO-Anbauflächen der Nachbarstaaten befinden. Ein Problem<br />

könnte bei grenznah aufgestellten Bienenständen auftreten.<br />

Sollte es zu einem GVO-Anbau in größerem Umfang kommen, ist eine Einschränkung der Möglichkeit <strong>zur</strong> GVO-freien<br />

Produktion von Bienenprodukten nicht auszuschließen. Insbesondere dürfte eine gentechnikfreie<br />

Blütenpollenproduktion nur mehr in geschlossenen, großräumigen, „GVO-freien“ Gebieten machbar sein. Der Gr<strong>und</strong><br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

liegt darin, dass GV-Pflanzen - insbesondere der Raps – für Bienen über große Entfernungen attraktiv sind <strong>und</strong><br />

angeflogen werden. Da Raps auch große Pollenmengen liefern kann, ist im Falle der Blütenpollenernte <strong>zur</strong> Zeit der<br />

Rapsblüte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Überschreiten des 0,9%-Schwellenwertes im produzierten Pollen zu<br />

erwarten, wenn im Flugkreis transgener Raps angebaut wird.<br />

Sowohl für die Honig- als auch die Blütenpollenproduktion wird ein entscheidendes Kriterium für die <strong>Auslobung</strong><br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> die derzeitige bzw. künftige Auslegung der Begriffe „zufällige <strong>und</strong> technisch unvermeidbare<br />

Verunreinigungen mit GVO“ sein, insbesondere für die Wanderbienenzucht.<br />

Technisch wären GVO-Verunreinigungen der Bienenprodukte durch Verzicht auf die Anwanderung von Gebieten mit<br />

GVO-Anbau <strong>zur</strong> Honig- bzw. Pollengewinnung gr<strong>und</strong>sätzlich vermeidbar. Aufgr<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Produktionsverluste <strong>und</strong> Einkommenseinbußen erscheint es angemessen, auch die Bienenwirtschaft vollinhaltlich in<br />

die Koexistenzüberlegungen <strong>und</strong> gesetzlichen Bestimmungen in Österreich <strong>und</strong> der EU einzubeziehen.<br />

Für die standortfixierte Imkerei mit meist nicht für die Wanderung geeigneten Bienenbeuten – wie sie heute im<br />

Großteil Österreichs üblich ist – würde die im vorigen Absatz dargelegte Vermeidungsstrategie von vornherein<br />

ausscheiden.<br />

Honig mit zugesetztem Bütenpollen (z.B. Frischpollen, Höschenpollen, Bienenbrot) würde im Falle einer GVO-<br />

Verunreinigung der verwendeten Pollenchargen wahrscheinlich in jedem Fall kennzeichnungspflichtig, da einerseits<br />

die meisten Rezepte einen Pollenanteil von bis zu 10 % (DANY, 1983), bezogen auf die Honigmenge, vorsehen <strong>und</strong><br />

andererseits bei diesem Produkt das Argument der „unvermeidlichen technischen Verunreinigung“ nicht mehr<br />

stichhaltig wäre.<br />

Sollte sich die Interpretation des Schwellenwertes ändern, bzw. dieser auch für Honig auf den Anteil transgener DNA<br />

an der Gesamtmenge an DNA Bezug nehmen, kann eine Überschreitung des Schwellenwertes von 0,9 % (im Falle<br />

eines GVO-Anbaues in Österreich) nicht ausgeschlossen werden, wie das Beispiel des kanadischen Rapshonigs mit bis<br />

zu einem Drittel transgenem DNA-Anteil zeigt (TRANSGEN, 2004).<br />

Würde ein Verzicht auf die Kennzeichnungspflicht von der Nichtnachweisbarkeit abhängig gemacht werden (siehe<br />

Ausführungen dazu unter Punkt 11.3.8), ist es nur in speziell geführten Imkereien möglich, GVO-freie<br />

Bienenprodukte zu erzeugen.<br />

Produktionsvoraussetzungen für solche Imkereien wären: Bienenaufstellung nur in großräumig GVO-freien Gebieten<br />

(mindestens 10 km Durchmesser); ausschließliche Verwendung GVO-freier Futtermittel mit entsprechendem<br />

Zertifikat; Mindestabstand zu Tierhaltungsbetrieben mit Fütterung von GVO-haltigen Futtermitteln (kein<br />

Sojabohnenmehl darf Bienen in Mangelperioden zugänglich sein (siehe SIEDE <strong>und</strong> BÜCHLER, 2001).<br />

Zusammenfassung:<br />

Im Rahmen dieser Studie wurden folgende Themen bearbeitet (die angeführten Gliederungspunkte entsprechen dem<br />

jeweiligen Abschnitt im Langtext):<br />

11.3.1 Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen für Bienen- <strong>und</strong> Bienenprodukte:<br />

Unter Bezug auf Regulation (EC) No 1829/2003 betreffend Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel bestätigte der „Ständige<br />

Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“<br />

der Europäischen Kommission, dass gemäß Richtlinie 2001/110/EG des Rates vom 20.12.2001 über Honig,<br />

dieser als tierisches Produkt zu betrachten ist. Folglich fällt er nicht unter die Regulation (EC) No 1829/2003<br />

für Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel, sofern er nicht von genetisch modifizierten Bienen produziert wird. Da die<br />

Bienen über Entfernungen von mehreren Kilometern sowohl an Wild- als auch an Kulturpflanzen sammeln,<br />

<strong>und</strong> dieser Vorgang außerhalb der Kontrollmöglichkeit des Bienenhalters liegt, sollte das Vorkommen von<br />

GVO-Pollen in Honig als zufällig <strong>und</strong> unvermeidlich angesehen werden, welches nicht zu kennzeichnen ist,<br />

vorausgesetzt, der Anteil von GVO-Pollen im Honig liegt nicht über dem Schwellenwertregime (vgl. dazu<br />

Anmerkung in Tabelle 11-2)<br />

In Österreich wird in der Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ vom 7.3.2001,<br />

Österreichisches Lebensmittelbuch III. Auflage, ausgeführt:<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

Lebensmittel- <strong>und</strong> Verzehrprodukte im Sinne dieser Richtlinie werden ohne Verwendung von GVO (genetisch<br />

veränderte/r Organismus/men) <strong>und</strong> GVO-Derivaten hergestellt.<br />

Im Abschnitt „Kontrolle“ wird unter Punkt 10 ausgeführt: „Sofern über die Kontrolle die Einhaltung der<br />

vorgegebenen Kriterien nachgewiesen werden kann, bleiben aus technischen Gründen unvermeidbare<br />

Verunreinigungen mit GVO oder daraus hergestellten bzw. gewonnenen Produkten außer Betracht.“<br />

Laut Übereinkunft der Codex-Unterkommission Honig wird dabei der Pollen als originärer Bestandteil des<br />

Honigs angesehen, somit ist der Anteil allfälliger GVO-Pollen auf die Gesamtmenge des Honigs zu beziehen<br />

Die zu den „Nahrungsergänzungsmitteln“ zählenden Bienenprodukte Blütenpollen, Propolis <strong>und</strong> Gelee royale<br />

sind unter dem alten Begriff „Verzehrprodukte“ im Regelungsbereich der Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der<br />

„Gentechnikfreiheit“ enthalten. Für sie gelten demnach die gleichen Regelungen wie für Honig, damit sie mit<br />

Bezeichnungen im Sinne dieser Richtlinie in Verkehr gesetzt werden können.<br />

11.3.2 Nahrungsquellen <strong>und</strong> –bedürfnisse der Honigbiene<br />

Pollen <strong>und</strong> Nektar, aber auch Zucker, Fertigfutterzubereitungen (Sirupe aus der Lebensmittelindustrie bzw.<br />

speziell für Bienen hergestellte flüssige <strong>und</strong> feste Futterstoffe <strong>und</strong> Eiweißersatzmittel) können – analog zu<br />

anderen tierischen Produktionszweigen als „Futtermittel“ eingestuft werden.<br />

11.3.3 Bienenprodukte<br />

• Honig: Honig ist aus Sicht der Verbraucher – insbesondere für Käufer von österreichischem Honig – ein sehr<br />

sensibles Produkt, da ihm das Attribut „naturrein“ zugesprochen wird <strong>und</strong> er bei vielen Konsumenten den<br />

Status eines „Naturheilmittels“ einnimmt.<br />

In normal geerntetem Honig (= Schleuderhonig aus Waben ohne Pollenvorräte) wird die Gesamtmenge an<br />

Pollen mit weniger als 0,1 % angegeben.<br />

• Pollen: Pollen sind die männlichen Keimzellen der Blütenpflanzen. Gelangt Blütenpollen von GV-Pflanzen in<br />

den Honig oder wird Blütenpollen von solchen Pflanzen gewonnen, ist die transgene DNA-im Erntegut<br />

nachweisbar.<br />

• Propolis: Propolis oder Kittharz ist der klebrige Überzug, mit dem das Bienenvolk alle Teile der<br />

Bienenwohnung inklusive des Wabenbaues überzieht. Propolis enthält bis zu 5 % Blütenpollen <strong>und</strong> ist damit<br />

ein sensibles Produkt für allfällige GVO-Verunreinigungen.<br />

• Gelee Royale: Gelee royale ist der in den Futtersaftdrüsen der Ammen gebildete <strong>und</strong> an die königlichen<br />

Larven verfütterte, eiweißreiche Futtersaft. Er enthält auch Spuren von Pollen<br />

• Bienenwachs: Bienenwachs ist ein von den Wachsdrüsen der Bienen sezerniertes Produkt. Je nach<br />

Reinigungsgrad sind darin auch Pollenbeimengungen enthalten.<br />

11.3.4 Bienenflugweiten<br />

Die Flugweite von Honigbienen kann sehr variabel sein <strong>und</strong> sich von einigen h<strong>und</strong>ert Metern Radius um den<br />

Bienenstock bis zu mehr als 6 km erstrecken.<br />

11.3.5 Trachtquellen<br />

• Raps: Wegen seines Nektar- <strong>und</strong> Pollenreichtums ist er eine der attraktivsten Trachtpflanzen, die noch aus<br />

großer Entfernung angeflogen wird. Rapshonig wird zum Teil von Bioimkern im Spätsommer wieder an die<br />

Bienen verfüttert.<br />

• Mais: Dieser wird von Bienen regelmäßig besucht <strong>und</strong> der reichlich vorhandene Pollen oft in Massen<br />

eingetragen. Zusätzlich liefern Blattläuse in manchen Jahren große Mengen von Honigtau, der von den<br />

Bienen zu Honigtauhonig verarbeitet wird.<br />

• Sonnenblume: Sie ist eine gute Pollen- <strong>und</strong> Nektarquelle, die noch aus großer Entfernung angeflogen wird.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

• Sojabohne: Nach Literaturangaben wird sie von Bienen beflogen <strong>zur</strong> Pollen- <strong>und</strong> Nektargewinnung. Für<br />

Österreich sind keine Angaben zum Bienenbeflug von Sojabohnen verfügbar.<br />

11.3.6 Mögliche Quellen für GVO-Eintrag bzw. GVO-Einwirkung<br />

• GV-Pflanzen: Spuren des eingetragenen Pollens finden sich in allen Bienenprodukten <strong>und</strong> auf bzw. in den<br />

Bienenwaben wieder. Durch Filtration des Honigs könnten GVO-Pollen weitestgehend eliminiert werden,<br />

wenn die Filter-Maschenweite auf die Größe der GVO-Pollen abgestimmt wird.<br />

• GVO-Verunreinigungen in Honigvorräten können auch die nachfolgenden Honigernten beeinträchtigen.<br />

• Bienenfuttermittel:: Ein GVO-Einfluss kann durch kohlenhydrathaltige Futtermittel, Fütterungshonig mit<br />

GVO-Verunreinigungen, Eiweißhaltige Futtermittel (Naturpollen bzw. Pollenersatzmittel auf<br />

Sojabohnenmehlbasis) auftreten<br />

11.3.7 Künftige Verfügbarkeit von<br />

• „GVO-freien“ Trachtquellen: Ihr Umfang wird durch die Rechtslage, die Lage der GVO-Anbauflächen <strong>und</strong> die<br />

Standplätze der Bienenvölker bestimmt werden. Dadurch wird sowohl die Menge an produzierbarem Honig<br />

als auch die produzierbaren Sorten entscheidend beeinflusst werden. Für eine „GVO-freie“ Produktion sind<br />

große, zusammenhängende Flächen (Mindestdurchmesser über 10 km) ohne GVO-Anbau erforderlich.<br />

• Futtermitteln ohne GVO-Einfluss, bzw. frei von GVO-Derivaten: Laut Firmenmitteilungen sind bei Bedarf<br />

genügend zertifizierte, zuckerhaltige Bienenfuttermittel - sowohl aus „GVO-freier“ Produktion als auch aus<br />

biologischem Anbau - verfügbar.<br />

11.3.8 Einfluss von GVO-Verunreinigungen in Bienenprodukten auf die Vermarktung im Inland:<br />

Es ist zu erwarten, dass die Vermarktung von Honig, der nachweisbar GVO-Pollen enthält, auf<br />

Schwierigkeiten stoßen wird. Laut telefonischer Anfrage bei großen österreichischen Honighändlern<br />

orientieren sich diese am 0,9%-Schwellenwert für eine allfällige Kennzeichnungspflicht. Da Honig als<br />

tierisches Lebensmittel definitionsgemäß nicht unter die VO (EG) 1829/2003 fällt, wird das darin festgelegte<br />

Schwellenwertregime auch nicht vollinhaltlich umgesetzt.<br />

11.3.9 Einfluss auf Vermarktung im Ausland: Exporte von Bienenprodukten sind in manche Länder (z.B. Saudi<br />

Arabien, Japan) nur für „GVO-frei“ zertifizierte Ware möglich.<br />

11.3.10 Zusatzkosten für GVO-Analysen bei Honig <strong>und</strong> anderen Bienenprodukten<br />

Da sich Ziel <strong>und</strong> Entfernung der Sammelflüge der Bienen dem Einfluss des Imkers entziehen, sind <strong>zur</strong><br />

Absicherung der GVO-Freiheit – im Falle einer Auszeichnung als <strong>„gentechnikfrei“</strong> - vor der Vermarktung<br />

entsprechende Analysen vorzusehen, die Zusatzkosten von einigen h<strong>und</strong>ert Euro pro Probe verursachen<br />

können.<br />

11.3.11 Erforderliche Maßnahmen <strong>zur</strong> Erhaltung der „GVO-Freiheit“ von Bienenprodukten von der Produktion über<br />

die Verarbeitung bis <strong>zur</strong> Abfüllung<br />

Die Anlieferung, Verarbeitung <strong>und</strong> Abfüllung von „GVO-freiem“ Honig <strong>und</strong> Blütenpollen müsste - analog <strong>zur</strong><br />

„GVO-freien“ Futtermittelerzeugung – in getrennten <strong>und</strong> dokumentierten Prozessen erfolgen, um den<br />

Eintrag von GVO-Spuren aus verunreinigten Vorchargen mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen.<br />

11.3.12 Abschätzung der möglichen Folgen der <strong>Auslobung</strong> bestimmter Honige als <strong>„gentechnikfrei“</strong> auf den<br />

österreichischen Honigmarkt<br />

Bei <strong>Auslobung</strong> bestimmter Honige als <strong>„gentechnikfrei“</strong> mittels Qualitätsprogramm ist zu erwarten, dass die<br />

Aufmerksamkeit der Konsumenten erregt wird. Damit ergibt sich voraussichtlich für die nicht als<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> ausgelobten Honige ein zusätzlicher Erklärungsbedarf.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 11: Literaturrecherche<br />

11.3.13 Einschätzung der Machbarkeit für eine <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> bei Bienenprodukten, insbesondere Honig<br />

So lange es in Österreich keinen Anbau von GV-Pflanzen gibt, erscheint aus heutiger Sicht eine <strong>Auslobung</strong><br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> generell für alle Bienenprodukte als machbar.<br />

• Produktion <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> „GVO-freien“ Honigs mit einem Kennzeichnungsschwellenwert von 0,9% / 0,5%<br />

(zu letzterem Wert siehe detailliertere Ausführungen im ersten Abschnitt) für zufällige <strong>und</strong> technisch nicht<br />

vermeidbare GVO-Verunreinigungen, wie vom „Ständigen Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit,<br />

Abt. genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“ der EU vorgeschlagen, sollte in ganz Österreich<br />

möglich sein. Da der Gesamtanteil des Pollens im Honig laut Literaturangaben nur zwischen 0,1 – 0,5 %<br />

beträgt, ist zu erwarten, dass der Anteil des GVO-Pollens in jedem Fall unterhalb des Schwellenwertes von<br />

0,9% bleibt.<br />

• Produktion <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> von Honig gemäß Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ vom<br />

7.3.2001, Österreichisches Lebensmittelbuch III. Auflage, erscheint ebenfalls möglich, sofern bei der<br />

Auswahl der in der Bienenzucht verwendeten Futtermittel auf „gentechnikfreie Herkunft“, bzw. deren<br />

Herstellung ohne GVO-Derivate, geachtet wird.<br />

• Produktion <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> „GVO-freien“ Blütenpollens ist in Österreich möglich, sofern sich im Flugkreis der<br />

Pollensammelvölker keine GVO-Anbauflächen befinden.<br />

• Die Produktion von „GVO-freien“ Bienenprodukten könnte durch die Einrichtung großräumiger „GVO-freier“<br />

Zonen ganz wesentlich unterstützt werden.<br />

• Sollte es zu einem GVO-Anbau in größerem Umfang kommen, ist eine Einschränkung der Möglichkeit <strong>zur</strong><br />

„GVO-freien“ Produktion von Bienenprodukten nicht auszuschließen. Insbesondere dürfte eine<br />

„gentechnikfreie“ Blütenpollenproduktion nur mehr in geschlossenen, großräumigen, „GVO-freien Gebieten“<br />

machbar sein.<br />

• Die Einbeziehung der Bienenwirtschaft in die Koexistenzregelungen in Österreich <strong>und</strong> der EU erscheint im<br />

Hinblick auf die besondere Betroffenheit des Sektors durch einen potentiellen GVO-Anbau angemessen.<br />

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12. Zusammenfassung<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Die <strong>Machbarkeitsstudie</strong> betreffend der Erzeugung <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> „gentechnikfreier“ oder „GVO-freier“ tierischer<br />

Lebensmittel wurde im Spätherbst 2004 beauftragt. Molkereien <strong>und</strong> auch fleischverarbeitende Unternehmen planen<br />

die Einführung der <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong>. Ein namhaftes Molkereiunternehmen hat sich kürzlich für diese<br />

Produktionsform entschieden. Weiters ergaben sich vor allem in der kurz- <strong>und</strong> mittelfristigen Verfügbarkeit von<br />

Rohstoffen für die Futtermittelerzeugung neue Perspektiven. Diese Entwicklungen beschränken sich nicht nur auf<br />

das aktuelle Angebot von zertifiziertem „GVO-freien“ Sojaextraktionsschrot (SES) am Weltmarkt, sondern auch auf<br />

die zukünftige Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ eiweißreichen Substituten für SES vor allem<br />

aus der Biosprit- <strong>und</strong> Bidodieselerzeugung in Österreich <strong>und</strong> Europa.<br />

Der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut in Österreich <strong>und</strong> mehreren Mitgliedstaaten der EU wird durch die<br />

Bestätigung der Verbotsverordnungen, insbesondere bei Mais, durch eine kürzlich ergangene Ratsentscheidung<br />

verhindert. Es wird damit die Einschätzung einer mehrjährigen Verzögerung für die potentielle Einführung von GV-<br />

Sorten <strong>und</strong> Saatgut in Österreich, in der im Februar 2004 vom B<strong>und</strong>esministerium für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<br />

Umwelt <strong>und</strong> Wasserwirtschaft beauftragten <strong>und</strong> auf dessen Homepage publizierten „Strategie <strong>zur</strong> Koexistenz in<br />

Österreich“, bestätigt. Während der Einsatz von GV-Sorten <strong>und</strong> Saatgut in der Pflanzenproduktion <strong>und</strong> damit von<br />

Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermittel-Ausgangserzeugnissen für die Futtermittelerzeugung in weiten Teilen der EU <strong>und</strong> im<br />

besonderen in Österreich derzeit <strong>und</strong> auch mittelfristig unwahrscheinlich, ja auszuschließen ist, ergibt sich in der<br />

Erzeugung von Zusatzstoffen wie Vitaminen, essentiellen Aminosäuren etc., erzeugt in geschlossenen Systemen<br />

mittels gentechnisch veränderten Mikroorganismen (GVM), eine dazu differenzierte Entwicklung.<br />

Nachfolgend werden die in der Studie angewandten Definitionen vorgestellt:<br />

„Gentechnikfrei“ :<br />

Definition gemäß Codex Alimentarius Austriacus siehe<br />

http://www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/8/0/5/CH0264/CMS1085747609216/codex-rl.pdf<br />

„GVO-frei“:<br />

Der Begriff „GVO-frei“ wird in der Studie für nicht kennzeichnungspflichtige Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 über genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel verwendet.<br />

Darüber hinaus wird der Begriff „GVO-frei“ in der Studie im Zusammenhang mit Lebensmitteln aus tierischer<br />

Erzeugung (Milch, Eier <strong>und</strong> Fleisch) dann angewandt, wenn nicht kennzeichnungspflichtige Futtermittel gemäß der<br />

Bestimmungen der VO (EG) 1829/2003 in der Tierernährung eingesetzt werden.<br />

Zum Anwendungsbereich der VO (EG) 1829/2003 hat der Ständige Ausschuss Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit<br />

folgende Klarstellung getroffen, siehe<br />

http://europa.eu.int/comm/food/committees/regulatory/modif_genet/summary240904_en.pdf<br />

(Punkt 1).<br />

� Rechtsnormen <strong>und</strong> Systeme <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>und</strong>/oder Kennzeichnung als <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder<br />

„GVO-frei“ bei Futter- <strong>und</strong> Lebensmitteln:<br />

Als Voraussetzung für die Einschätzung der Verfügbarkeit von Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermittel-Ausgangserzeugnissen<br />

sowie für die Machbarkeit eines Qualitätsprogrammes <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von Futtermitteln <strong>und</strong> tierischen Lebensmitteln<br />

als <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen bzw. Vorgaben analysiert.<br />

Dabei wurde einerseits auf die obligaten Vorgaben der VO(EG) 1829/2003 <strong>und</strong> andererseits auf die Anforderungen<br />

gemäß der österreichischen Codex-Richtlinie für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> Bezug genommen. Die<br />

Zusammenfassung kann nicht die gesamte Komplexität der nationalen, EU- <strong>und</strong> internationalen Rechtsnormen <strong>und</strong><br />

Vorgaben wiedergeben, sodass bei näherer Betrachtung auf das bezugnehmende Kapitel verwiesen wird.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend sind die wichtigsten Vorgaben der VO(EG) 1829/2003, welche auch den gesetzlichen<br />

Mindestanforderungen für nicht als GVO kennzeichnungspflichtige Futter- <strong>und</strong> Lebensmittel entsprechen,<br />

nachfolgend kurz angeführt:<br />

• Das Schwellen-/Grenzwertregime für eine zufällige technisch unvermeidbare GVO-Verunreingung/Kontamination<br />

in Futter- <strong>und</strong> Lebensmittel:<br />

� 0,9 % für in der EU zugelassene GVO,<br />

� 0,5 % für in der EU nicht zugelassene GVO, befristet, bei Vorliegen einer positiven Risikobewertung (ist<br />

Grenzwert)<br />

� 0% für in der EU nicht zugelassene GVO.<br />

Zu beachten ist, dass nur eine entsprechende Differenzierung <strong>und</strong> Identifizierung der GVO in der Analytik eine<br />

zuverlässige Bewertung nach dem Schwellenwertregime der VO(EG) 1829/2003 zulässt.<br />

• Die Verordnung (EG) 1829/2003 ist anzuwenden auf:<br />

� <strong>zur</strong> Verwendung als Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel bestimmte GVO (z.B. GV-Mais, GV-Sojabohnen);<br />

� Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel, die GVO enthalten oder aus solchen bestehen (z.B. Fertigprodukte mit Lezithin<br />

aus GV-Sojabohnen);<br />

� Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel, die aus GVO hergestellt sind oder Zutaten enthalten, die aus GVO hergestellt<br />

werden (aber keine GVO mehr enthalten): z.B. Rapsöl aus GV-Raps, Lezithin aus GV-Sojabohnen.<br />

• Nicht in den Anwendungsbereich der VO(EG) 1829/2003 fallen:<br />

� Zusatzstoffe (Vitamine, Aminosäuren, Enzyme etc.) <strong>und</strong> Aromen, die mit Hilfe von GVO hergestellt worden sind.<br />

� Enzyme, sofern sie als technologischer Hilfsstoff (keine technologische Wirkung im Endprodukt) verwendet<br />

werden.<br />

� Produkte von mit „GVO-Futtermitteln“ gefütterten Tieren (z.B. Milch oder Fleisch von einer mit „GVO-Futter“<br />

gefütterten Kuh).<br />

Im Zuge der weiteren Betrachtungen <strong>und</strong> Analyse zum Qualitätsprogramm <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ für<br />

tierische Lebensmittel werden auf der Gr<strong>und</strong>lage der Anforderungen der VO(EG) 1829/2003 Rohstoffe,<br />

Futtermittelausgangserzeugnisse <strong>und</strong> Futtermittel zugr<strong>und</strong>e gelegt, die NICHT kennzeichnungspflichtig sind.<br />

Die Anforderungen der österreichischen Codex-Richtlinie für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> gehen in substantiellen<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Vorgaben weit über nicht kennzeichnungspflichtige Futter- <strong>und</strong> Lebensmittel gem. VO(EG)<br />

1829/2003 hinaus. Ohne auf die Details näher einzugehen (siehe dazu die Studie im Detail) sei auf die zusätzlichen<br />

Vorgaben betreffend<br />

� den Betriebsmitteleinsatz in der landwirtschaftlichen Produktion,<br />

� die Mengenbegrenzung von Sojaextraktionsschrot in der Futterration,<br />

� die Erzeugung der Zusatzstoffe bzw. Futtermittelausgangserzeugnisse für Futtermittel,<br />

� die Umstellungsvorgaben <strong>und</strong> -zeiträume in der Fütterung<br />

verwiesen. Vor allem die Kohärenz der Überprüfung der Vorgaben des Betriebsmitteleinsatzes bei Importprodukten<br />

aus landwirtschaftlicher Erzeugung in Drittländern einerseits <strong>und</strong> in der landwirtschaftlichen Erzeugung in Österreich<br />

andererseits, ist aus den vorliegenden Recherchen <strong>zur</strong> Studie nicht gegeben. Die Verfügbarkeit bestimmter<br />

Zusatzstoffe, z.B.: bestimmter Vitamine wie B2 <strong>und</strong> B12 ohne den Einsatz von GVM erscheint aus den Recherchen im<br />

Zuge der Studie ebenfalls nur sehr bedingt gegeben. Inwiefern Mengenbeschränkungen an sich <strong>und</strong> eine<br />

Differenzierung von Hard- <strong>und</strong> Soft-IP Sojabohnen bzw. SES im Hinblick auf die angebotenen Qualitäten <strong>und</strong><br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Sicherstellungen der „Gentechnikfreiheit“ durch aktuell angebotene Zertifizierungssysteme gerechtfertigt sind, bedarf<br />

einer Neubewertung.<br />

Bei Betrachtung der in den Nachbarstaaten eingeführten Gütesiegelprogramme mit einer vergleichbaren <strong>Auslobung</strong><br />

„GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> für tierische Lebensmittel fällt auf, dass die näher analysierten Programme als<br />

Gr<strong>und</strong>lage die Anforderungen der VO(EG) 1829/2003 für nicht kennzeichnungspflichtige Futtermittel für den Einsatz<br />

von Rohstoffen, Futtermittelausgangserzeugnissen bzw. Zusatzstoffen <strong>und</strong> Futtermittel haben. Die Betreiber der<br />

österreichischen Gütesiegel-Programme geben an, die <strong>Auslobung</strong> gem. den Vorgaben der österreichischen Codex-<br />

Richtlinie für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong>, anzuwenden.<br />

� Abschätzung der Verfügbarkeit <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Futter- <strong>und</strong> Lebensmitteln <strong>zur</strong><br />

<strong>Auslobung</strong> <strong>und</strong>/oder Kennzeichnung <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ aufgr<strong>und</strong> der Anbau-<br />

<strong>und</strong> Marktsituation von GVO in der landwirtschaftlichen Erzeugung:<br />

Eine mittelfristige Einschätzung von Anbau, Handel <strong>und</strong> Verfügbarkeit von Rohstoffen, für zumindest 20 %<br />

bis 100 % des Futtermittelbedarfs in Österreich, welcher gem. VO(EG) 1829/2003 nicht kennzeichnungspflichtig ist,<br />

ergibt auf der Gr<strong>und</strong>lage der vorliegenden Daten jedenfalls eine mittelfristig gesicherte theoretische Verfügbarkeit.<br />

Als Rohstoffe bzw. Futtermittel-Ausgangserzeugnisse werden sowohl nicht kennzeichnungspflichtiger SES als auch<br />

v.a. heimische nicht kennzeichnungspflichtige Eiweißsubstitute verstanden. Differenziert <strong>zur</strong> theoretischen<br />

Verfügbarkeit ist die Abschätzung der tatsächlichen <strong>und</strong> ökonomisch „akzeptablen“ Verfügbarkeit von Rohstoffen<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> oder“GVO-frei“ für die Futtermittelerzeugung in der Zeitachse zu betrachten. Die in der Studie<br />

angeführten theoretisch verfügbaren Rohstoffmengen, insbesondere von Sojabohnen <strong>und</strong> SES, sind aus<br />

verschiedenen Gründen keinesfalls <strong>zur</strong> Gänze für den österreichischen Markt verfügbar. Vermengungen <strong>und</strong><br />

Verunreinigungen mit GVO-Produkten, die Verwendung von „GVO-freiem“ SES auf anderen Märkten etc. begrenzen<br />

die tatsächliche Verfügbarkeit für den österreichischen Markt. Die Verfügbarkeit von „GVO-freien“ Sojabohnen <strong>und</strong> -<br />

SES beschränkt sich auf wenige Staaten, insbesondere Brasilien <strong>und</strong> die USA. Der aktuelle Gesamtbedarf Österreichs,<br />

ca. 600.000 t SES/Jahr entspricht allerdings nur etwa einen halben Prozentpunkt der globalen Gesamtanbaufläche<br />

mit „GVO-freien“ Sojabohnen. Bestimmend für die Verfügbarkeit von „GVO-freiem“ SES ist auch der Bedarf an<br />

anderen „GVO-freien“ Rohstoffen aus Sojabohnen für die Lebensmittelerzeugung wie Lezithin <strong>und</strong> Öle <strong>und</strong> in diesem<br />

Zusammenhang die zukünftigen Strategien in der Lebensmittelindustrie.<br />

Mit dem Einsatz von SES-Substituten v. a. aus der Bio-Sprit- <strong>und</strong> Biodieselerzeugung in Österreich <strong>und</strong> Europa sinkt<br />

der Anteil des österreichischen Bedarfs von SES ab 2007 sogar mittelfristig auf unter einen halben Prozentpunkt der<br />

globalen Erzeugung. Dies trotz angenommener Verengung zwischen den Steigerungen des Anbaus von GV-<br />

Sojabohnen <strong>und</strong> des globalen Gesamt-Sojabohnenanbaus. Voraussichtlich sind im Jahr 2008 nur mehr ca. 31% der<br />

weltweit angebauten Sojabohnen „GVO-frei“. Im Jahr 2003 – als auf 50% der weltweiten Anbaufläche GV-<br />

Sojabohnen angebaut wurden - entsprach die von der EU-15 jährlich importierte Menge an Sojabohnenäquivalent<br />

etwa 43% der theoretischen, weltweiten Produktionsmenge an „GVO-freier“ Sojabohne.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Nachfolgende Abbildung gibt eine Einschätzung der mittelfristigen Entwicklung der weltweiten<br />

Anbauflächen von GV-Sojabohnen einerseits <strong>und</strong> der Gesamtanbaufläche von Sojabohnen andererseits<br />

wieder.<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Anbaufläche von Sojabohnen<br />

Schätzung der mittelfristigen Entwicklung 1997-2008<br />

relative<br />

Anbaufläche<br />

Sojabohnen<br />

insgesamt<br />

relative<br />

Anbaufläche<br />

GVO-<br />

Sojabohnen<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: Darstellung durch <strong>AGES</strong> nach TRANSGEN WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION <strong>und</strong> FAOSTAT 2004<br />

Die Verfügbarkeit von „GVO-freiem“ SES auf dem Weltmarkt ist letztendlich abhängig von der Einhaltung der für die<br />

„GVO-freie“ Erzeugung zusätzlichen Anforderungen im primären Sektor. Zertifizierungsprogramme für „GVO-freie“<br />

Sojabohnen bzw. SES nehmen Bezug auf den Einsatz von „GVO-freiem“ Saatgut, üblicherweise allerdings nicht auf<br />

den Einsatz von „gentechnikfreien“ Düngemitteln <strong>und</strong> Pflanzenschutzmitteln in der landwirtschaftlichen Erzeugung.<br />

Dies ist von Relevanz bei Betrachtung der Vorgaben für die <strong>Auslobung</strong> von <strong>„gentechnikfrei“</strong> gemäß der<br />

österreichischen Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong>. Zertifizierungsprogramme, ausgehend von den<br />

Sojabohnenproduktionsländern, nehmen auch Bezug auf die Entwicklung einer Produktionskette für „GVO-freie“<br />

Ware (insbesondere von SES) in der gesamten Verarbeitungsindustrie <strong>und</strong> in den Logistikprozessen, basierend auf<br />

„GVO-freiem“ oder „gentechnikfreiem“ Erntegut aus der Landwirtschaft.<br />

Andere Rohstoffe wie Getreide <strong>und</strong> Mais <strong>und</strong> auch weitere Futtermittel-Ausgangserzeugnisse für die Biosprit- <strong>und</strong><br />

Biodieselerzeugung stehen nach den abschätzbaren Entwicklungen jedenfalls mittelfristig in Europa <strong>und</strong> Österreich<br />

in ausreichenden Mengen ohne den Einsatz von GVO für die Futtermittelerzeugung <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Entwicklungen selbst <strong>zur</strong> theoretischen Verfügbarkeit über einen Zeitraum von mehr als 5 Jahre sind nur schwer<br />

abschätzbar. Dies umso mehr für Rohstoffe, welche primär in Drittstaaten <strong>und</strong> nicht in der EU erzeugt werden. Unter<br />

der Voraussetzung der Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Substituten erscheint vor allem für die<br />

Rinderfütterung auch eine längerfristige Verfügbarkeit von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Rohstoffen für die<br />

Futtermittelerzeugung gegeben. Kommt es allerdings auch in Europa zu einem verstärkten Anbau von GV-Raps <strong>und</strong><br />

GV-Mais, bedeutet dies eine substantielle Einschränkung der Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe. Es wird daher bei<br />

Einführung eines Qualitätsprogrammes <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ für Futtermittel, als Voraussetzung für die<br />

<strong>Auslobung</strong> von <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ für tierische Lebensmittel, erforderlich sein, die Entwicklung des<br />

Anbaus von GVO in Europa <strong>und</strong> in Drittstaaten zu beobachten <strong>und</strong> eine Evaluierung der Verfügbarkeit in gewissen<br />

Zeitabständen vorzunehmen.<br />

Anzumerken ist, dass keine Daten vorliegen, die die Verfügbarkeit von Sojabohnen oder anderen Rohstoffen (über<br />

die Erzeugung in Österreich hinaus), welche den Anforderungen an „Gentechnikfreiheit“ genügen, bestätigen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

� Abschätzung der Verfügbarkeit von Futtermittel <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-<br />

frei“:<br />

Für die Abschätzung der Verfügbarkeit von Futtermitteln <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von tierischen Lebensmitteln<br />

als <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“ bedurfte es der Analyse von ernährungsphysiologisch akzeptablen, den<br />

Anforderungen einerseits der VO(EG) 1829/2003 <strong>und</strong> andererseits der österreichischen Codex-Richtlinie<br />

entsprechenden Futterrationen unter österreichischen Produktionsbedingungen. Für die österreichischen<br />

Tierhaltungsbedingungen repräsentative <strong>und</strong>/oder wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte 184 Futterrationen bilden die Basis für<br />

das Kostenrechnungsmodell <strong>und</strong> für die Bewertung der Machbarkeit <strong>und</strong> Verfügbarkeit von Rohstoffen für ein<br />

Qualitätsprogramm <strong>„gentechnikfrei“</strong> oder „GVO-frei“. Die Einbeziehung unterschiedlicher Intensitätsstufen in der<br />

konventionellen Tierhaltung in Österreich führten zu dieser großen Zahl von durchwegs durch Futtermittelexperten<br />

evaluierten Futterrationen.<br />

In der konventionellen Landwirtschaft, insbesondere im Rahmen hoher Leistungsniveaus, stellt<br />

Sojaextraktionsschrot (SES) einen Hauptbestandteil der Futterrationen dar. In Österreich wird inzwischen als GVO<br />

gekennzeichneter SES hauptsächlich von deutschen Ölmühlen bezogen, die Sojabohnen aus den<br />

Hauptproduktionsländern verarbeiten. In den letzten Jahren wurden im Schnitt ca. 550.000 t SES pro Jahr nach<br />

Österreich importiert. Dieser wird ungefähr zu 25% in Wiederkäuerfutter <strong>und</strong> zu 75% in Schweine- bzw.<br />

Geflügelfutter verwendet. Im Jahr 2004 waren ca. 95% dieses SES als gentechnisch verändert gem. VO(EG)<br />

1829/2003 zu kennzeichnen. Mit dem Tiermehlverbot, das seit 2000 auch für monogastrische Nutztiere (Schwein,<br />

Geflügel) gilt, lässt sich die deutliche Zunahme von SES-Importen nach Österreich <strong>und</strong> in die EU nicht nur hinsichtlich<br />

der Proteinversorgung, sondern auch bei der Aminosäurenversorgung in der vergangenen Dekade erklären.<br />

„GVO freier“ SES mit Verunreinigungen von unter 0,9 %/0,5 % gem. dem Schwellenwerteregime der VO(EG)<br />

1829/2003 war bis vor kurzem in Europa Mangelware. Inzwischen haben sich verschiedene Bezugsquellen für<br />

zertifizierten „GVO-freien“ SES, direkt importiert aus Brasilien, etabliert. Auch zertifizierte „GVO-freie“ Sojabohnen <strong>zur</strong><br />

Weiterverarbeitung in Europa werden nunmehr am Weltmarkt angeboten. Die Verfügbarkeit von „GVO-freiem“ SES<br />

ist laut Umfrage an den Landesproduktenhandel für den gesamten österreichischen Bedarf in Futtermittel gegeben.<br />

Der Zeitrahmen <strong>und</strong> die Kontinuität der Verfügbarkeit kann jedoch nicht abgeschätzt werden. Erst die praktische<br />

Nachfrage am Weltmarkt wird etwaige Schwierigkeiten <strong>und</strong> vor allem den Preis aufzeigen. Die 2004 nach Österreich<br />

importierte Menge an „GVO-freiem“ SES liegt bei ca. 30.000 t/Jahr <strong>und</strong> entspricht etwa 5 % des Gesamt-SES-<br />

Verbrauchs. Als „GVO-freie“ Rohstoffe <strong>und</strong> Futtermittelausgangserzeugnisse mit hohem Eiweißgehalt (SES-<br />

Substitute) kommen neben „GVO-freiem“ SES, Raps-, Sonnenblumenextraktionsschrot, Ackerbohnen-, Erbsen- <strong>und</strong><br />

Lupinenprodukte aus heimischen Eiweißpflanzen, sowie Kartoffeleiweiß, Maiskleber, zunehmend DDGS (Distillers<br />

Dried Grain with Solubles) <strong>und</strong> Hefe in Betracht.<br />

Der Vitamin-, Enzym- <strong>und</strong> Aminosäurebedarf in der Futtermittelherstellung in Österreich wird zu beinahe<br />

zu 100% über Importe gedeckt. Die meisten Futterzusatzstoffe aus den Gruppen der Vitamine, Enzyme <strong>und</strong><br />

Mikroorganismen (Probiotika) sowie die Aminosäure Methionin werden noch zum Großteil ohne den Einsatz von<br />

Gentechnik hergestellt <strong>und</strong> die Versorgung dürfte noch längerfristig gesichert sein. Hingegen werden Phytase, die<br />

Vitamine B2 <strong>und</strong> B12, sowie die Aminosäuren Lysin, Threonin <strong>und</strong> Tryptophan in großem Umfang bzw. vollständig<br />

mit GVM (Gentechnisch Veränderte Mikroorganismen) hergestellt <strong>und</strong> sind nicht oder kaum ohne Einsatz von GVM<br />

am Markt erhältlich. Die Produktion von Futterzusatzstoffen wie Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Aminosäuren scheint eher in<br />

Richtung Fermentation mit GVM zu gehen (geringere Herstellungskosten, geringere Umweltbelastungen, geringerer<br />

Rohstoffbedarf, enormer Konkurrenzdruck aus Asien etc.).<br />

Die Einordnung von Futterzusatzstoffen, die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen (GVM)<br />

hergestellt werden, bedurfte einer Klarstellung der EU-Kommission am 24.9.2004, sodass Zusatzstoffe wie Vitamine,<br />

Enzyme <strong>und</strong> auch Aminosäuren, welche mit GVM hergestellt werden, sofern das Schwellenwerteregime der VO(EG)<br />

1829/2003 eingehalten wird, nicht als GVO gekennzeichnet werden müssen. Mit gentechnisch veränderten<br />

Mikroorganismen (GVM) biofermentativ hergestellte Zusatzstoffe fallen somit, soweit das Schwellenwerteregime der<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

VO(EG) 1829/2003 eingehalten wird, nicht in den Anwendungsbereich der VO(EG) 1829/2003 <strong>und</strong> bedürfen keiner<br />

spezifischen Kennzeichnung als GVO.<br />

Laut österreichischem Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> ist allerdings der Einsatz von GVM nicht zulässig. Der<br />

österreichische Codex für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> bestimmt für Zusatzstoffe, dass diese aus „gentechnikfreier“<br />

Erzeugung stammen bzw. nicht mit GVM hergestellt wurden. Vitamin B2, B12, Vitamin C, Phytase, Lysin, Threonin<br />

<strong>und</strong> Tryptophan können daher nur eingesetzt werden, wenn ein Zertifikat bzw. eine Zusicherungserklärung vom<br />

Hersteller über „gentechnikfreie“ Herstellung vorliegt, dessen Gültigkeit sich jeweils nur auf ein Jahr beschränkt.<br />

Diese Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aminosäuren werden jedoch gemäß den Recherchen im Rahmen dieser Studie derzeit nicht<br />

bzw. nicht mehr in ausreichenden Mengen ohne GVM hergestellt. Ohne den Einsatz von Aminosäuren <strong>und</strong> Vitaminen<br />

kann jedoch aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden Tierhaltungs-, Rassen- <strong>und</strong> Leistungsanforderungen bei Schwein, Geflügel<br />

<strong>und</strong> Pute unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der konventionellen Landwirtschaft nicht<br />

gearbeitet werden. Auch ein angemessener Tierschutzgedanke sollte, im Hinblick auf die auftretenden<br />

Mangelerscheinungen bei Nichtbeachtung ernährungsphysiologischer Gr<strong>und</strong>sätze in Interaktion von Tierart,<br />

Produktionsform <strong>und</strong> Leistungsniveau, beachtet werden.<br />

In den Achtziger-Jahren wurden von österreichischen <strong>und</strong> anderen europäischen Forschungseinrichtungen zahlreiche<br />

Fütterungsversuche mit der Frage durchgeführt, inwieweit SES durch heimische Eiweißfuttermittel bei<br />

den verschiedenen Tierarten <strong>und</strong> Produktionssparten <strong>und</strong> Leistungsstufen ersetzt werden könnte. Die<br />

damaligen Ergebnisse ergaben, dass SES in der Rinderfütterung relativ problemlos ersetzt werden könnte. Hingegen<br />

zeigten Versuche mit Monogastriern (Schwein, Geflügel), dass das hochwertige Eiweiß von SES, ohne Ausgleich<br />

durch tierisches Eiweiß <strong>und</strong>/oder Aminosäuren, durch andere Pflanzen nicht ersetzt werden kann. Für die vorliegende<br />

Studie wurden Arbeiten von anerkannten <strong>und</strong> unabhängigen Universitäten <strong>und</strong> Institutionen vor allem aus dem<br />

mitteleuropäischen Raum Österreich, Deutschland, Schweiz, Tschechien, Slowakei herangezogen. Die Studien mit<br />

Milchvieh <strong>und</strong> Mastrindern, Mastschweinen, Legehennen, Masthühnern <strong>und</strong> Puten wurden in Hinblick auf den Einsatz<br />

der SES-Substitute Ackerbohne, Futtererbse, Lupinen, Raps- <strong>und</strong> Sonnenblumenextraktionsschrot, DDGS, etc. nach<br />

fütterungs- <strong>und</strong> leistungsspezifischen Möglichkeiten genauer betrachtet. Bei Rindern muss auf die erheblichen<br />

Unterschiede in der Eiweißversorgung durch das Gr<strong>und</strong>futter im Grünland- <strong>und</strong> Ackerbaugebiet hingewiesen werden.<br />

Maßgeblich für die Machbarkeit des Einsatzes von SES-Substituten ist, dass bei Analyse der Substitutionsstudien das<br />

jeweilige Leistungsniveau der untersuchten Tierart <strong>und</strong> Produktionsform unbedingt zu berücksichtigen ist, um<br />

Fehlschlüsse zu vermeiden.<br />

Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass diese Studie ausschließlich auf eine wettbewerbsfähige<br />

konventionelle Tierhaltung in Österreich Bezug nimmt. Die Studien <strong>und</strong> Forschungsergebnisse zeigen, dass<br />

der Einsatz von SES-Substituten bei Monogastriern oft nur im niederen bis maximal mittleren Leistungsbereich<br />

möglich ist. Für höhere Leistungsbereiche kann dies allerdings nicht oder nur in entsprechender Kombination mit SES<br />

in Betracht gezogen werden. Beim Ersatz von SES durch andere Eiweißpflanzen ist aus der Sicht der Tierernährung<br />

immer eine Ergänzung mit Aminosäuren <strong>zur</strong> Abdeckung des Bedarfes von monogastrischen Tieren (Schwein, Geflügel<br />

<strong>und</strong> Pute) zu berücksichtigen.<br />

Für die Rinderhaltung (Milch <strong>und</strong> Mast) ist nach derzeitigem Stand der vorliegenden Studien ein vollständiger Ersatz<br />

durch Rapsschrot bzw. –expeller möglich. Da keine heimischen Fütterungsstudien vorliegen, ist eine Extrapolation auf<br />

Gesamtösterreich schwierig. Mit Lupinen liegen zwar interessante aber noch zu wenige Untersuchungen <strong>und</strong><br />

Erfahrungen vor, zudem sind die verfügbaren Mengen vernachlässigbar. Trockenschlempe (DDGS) kann in der<br />

Rinderhaltung laut amerikanischen Empfehlungen mit ausgezeichnetem Erfolg eingesetzt werden. Der Einsatz von<br />

Körnererbse <strong>und</strong> Ackerbohne ist auch aufgr<strong>und</strong> der eher geringen zusätzlich verfügbaren Mengen keine Alternative<br />

zu SES.<br />

In der Geflügel <strong>und</strong> Schweineproduktion – vorbehaltlich neuer Studien <strong>und</strong> Erkenntnisse - kann SES nach derzeitigem<br />

Wissensstand durch heimische Ölfrüchte <strong>und</strong> Eiweißpflanzen nicht vollständig ersetzt werden. DDGS<br />

(Trockenschlempe) kann zukünftig nach Errichtung einer industriellen Anlage <strong>zur</strong> Bioethanolerzeugung <strong>und</strong><br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

entsprechendem Aminosäureausgleich (Lysinergänzung) für alle Tierarten, vor allem bei Rindern, als Substitut für<br />

SES gut verwendet werden.<br />

Auch aus der Umfrage an die Futtermittelwirtschaft geht hervor, dass SES, mit ca. 600.000 t/Jahr,<br />

nicht <strong>zur</strong> Gänze durch Ernteprodukte anderer Pflanzenarten in der Tierernährung ersetzt werden kann.<br />

Die zukünftig aus der Biotreibstoffproduktion anfallenden Mengen an Rapskuchen <strong>und</strong> DDGS könnten<br />

durchaus einen gewissen Teil der Eiweißversorgung bei gleichzeitigem Aminosäureausgleich <strong>und</strong><br />

Phosphorreduktion abdecken. Der Rest müsste durch „GVO-freien“ SES <strong>und</strong> andere Alternativen<br />

ergänzt werden. Die aktuelle Eiweißlücke von 276.000 t Rohprotein in der Tierernährung in Österreich<br />

könnte ab 2007 nach den vorliegenden Erhebungen durch zusätzliche Substitute (vor allem DDGS <strong>und</strong><br />

Rapskuchen) etwa <strong>zur</strong> Hälfte gefüllt werden. „GVO-freier“ SES aus Brasilien scheint seit Kurzem in<br />

ausreichender Menge für Österreich verfügbar zu sein. Dies wird auch durch die Futtermittelwirtschaft<br />

<strong>und</strong> den Landesproduktenhandel sowie international agierende Firmen <strong>und</strong> Zertifizierungsstellen<br />

bestätigt. Für Trockenschlempe <strong>und</strong> Rapsprodukte liegen jedoch nur ausländische Studien vor. Für eine<br />

Extrapolation auf österreichische Verhältnisse wären sicher zusätzliche heimische Forschungsstudien<br />

mit Raps (neuere Sorten) <strong>und</strong> Trockenschlempe von großem Vorteil.<br />

Während gem. VO(EG) 1829/2003 der Einsatz von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ SES-<br />

Substituten für den damit erforderlichen Ausgleich mit Zusatzstoffen, unterschiedlich v. a. nach<br />

Tierart, Produktionsform <strong>und</strong> Leistungsstufe keine Begrenzungen vorliegen, ist die Bewertung gemäß<br />

dem österreichischen Codex für die <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> diesbezüglich differenzierter zu<br />

betrachten. Da laut österreichischem Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> der Einsatz von GVM nicht<br />

zulässig ist <strong>und</strong> die Zusatzstoffe wie die Vitamine B2, B12, weiters Phytase, Lysin, Threonin <strong>und</strong><br />

Tryptophan nahezu ausschließlich bzw. Vitamin C in großem Umfang mit gentechnisch veränderten<br />

Mikroorganismen (GVM) hergestellt werden, werden der Umsetzbarkeit dieser Codexrichtlinie enge<br />

Grenzen gesetzt. In diesem Zusammenhang sei auch auf die mangelnde Überprüfbarkeit des Einsatzes<br />

von „gentechnikfreien“ Betriebsmitteln in einer „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Sojabohnen- <strong>und</strong><br />

folglich SES-Erzeugung in Drittländern verwiesen. In der nachstehenden Tabelle wird eine<br />

vergleichende Betrachtung <strong>und</strong> ein Resümee der Machbarkeit, einerseits unter Berücksichtigung der<br />

Anforderungen „GVO-frei“ <strong>und</strong> andererseits unter Berücksichtigung der Anforderungen der<br />

österreichischen Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von <strong>„gentechnikfrei“</strong> dargestellt. Es werden in dieser<br />

vergleichenden Matrix ausschließlich ernährungsphysiologische Gesichtspunkte <strong>und</strong> die Verfügbarkeit<br />

von Rohstoffen <strong>und</strong> Zusatzstoffen in den geforderten Qualitäten für die Futtermittelherstellung<br />

berücksichtigt. Eine detaillierte Analyse dazu findet sich in der Studie.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

BETRACHTUNG <strong>und</strong> RESÜMEE der Machbarkeit zu den Anforderungen der Ernährungsphysiologie, derzeitiger Verfügbarkeit <strong>und</strong> gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen (ohne ökonomische Bewertung) unter Berücksichtigung der Anforderungen nicht kennzeichnungspflichtiger Rohstoffe gemäß<br />

VO(EG) 1829/2003 <strong>und</strong> der Anforderungen der österreichischen Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

Ration „GVO-frei“ „Gentechnik- „GVO-frei“ „Gentechnik- Bemerkungen<br />

VO(EG) frei“<br />

VO(EG)<br />

frei“<br />

Tierart 1829/2003: Codex: 1829/2003: Codex:<br />

n.k. SES SES<br />

n.k. Substitute Substitute<br />

Mit Raps als alleiniges Substitut sind laut Studien<br />

Milchvieh erfüllt<br />

erfüllt<br />

erfüllt*<br />

erfüllt*<br />

gleichwertige Leistungen erzielbar, in der Praxis sind in<br />

Hochleistungsbereichen Leistungseinbußen möglich,<br />

mit Ackerbohne, Erbse oder Sonnenblume jedoch<br />

Mastrind erfüllt<br />

erfüllt<br />

erfüllt*<br />

erfüllt*<br />

wahrscheinlich .( *)<br />

AS, Vit. B2+ B12 sind hier nicht zwingend erforderlich.<br />

**Zusatzstoffmangel (Lysin, Vit.B2+B12)<br />

Mastschwein erfüllt<br />

nicht erfüllt** nicht erfüllt*** nicht erfüllt**/*** bzw. Mangelerscheinungen <strong>und</strong>/ oder<br />

***Leistungseinbußen<br />

Legehenne<br />

Masthuhn<br />

Pute<br />

Erklärungen<br />

u.b.V.:<br />

unter<br />

bestimmten<br />

Voraus-<br />

setzungen<br />

erfüllt<br />

erfüllt<br />

erfüllt<br />

nicht erfüllt**<br />

nicht erfüllt**<br />

nicht erfüllt**<br />

SES verfügbar SES<br />

(Hard IP)<br />

verfügbar<br />

** Codex<br />

wegen AS <strong>und</strong><br />

Vit. B2+B12<br />

NICHT<br />

erfüllbar<br />

nicht erfüllt***<br />

nicht erfüllt***<br />

nicht erfüllt***<br />

Insgesamt<br />

un<strong>zur</strong>eichende<br />

Verfügbarkeit<br />

der Substitute<br />

*** Leistungs-<br />

minderung<br />

nicht erfüllt**/***<br />

nicht erfüllt**/***<br />

nicht erfüllt**/***<br />

Insgesamt<br />

un<strong>zur</strong>eichende<br />

Verfügbarkeit der<br />

Substitute<br />

***Leistungs-<br />

minderung<br />

** Codex wegen AS<br />

<strong>und</strong> Vit. B2+ B12<br />

NICHT erfüllbar<br />

**Zusatzstoffmangel (Vit. B2+B12)<br />

bzw. schwere Mangelerscheinungen <strong>und</strong> /oder<br />

***Leistungseinbußen<br />

**Zusatzstoffmangel (AS, Vit. B2+12)<br />

bzw. Mangelerscheinungen <strong>und</strong>/oder<br />

***Leistungseinbußen <strong>und</strong> Futterverweigerung<br />

Zusammenfassung:<br />

� Codex ist für Monogastrier NICHT umsetzbar<br />

� Codex ist bei Rindern u.b.V. umsetzbar<br />

� Substitute sind für Monogastrier NICHT<br />

vergleichbar umsetzbar.<br />

� Substitute sind für Rinder u.b.V. umsetzbar.<br />

AS – Aminosäuren; Vit. – Vitamin; SES – Sojaextraktionsschrot ; GVO – gentechnisch veränderte Organismen; IP – Identity Preservation; „GVO-frei“: studieneigene Definition<br />

für nichtkennzeichnungspflichtige Rohstoffe; „Gentechnikfrei“: Definition nach Codex ; n.k.: nicht kennzeichnungspflichtig nach VO (EG) 1829/20003<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

� Probenahme- <strong>und</strong> Analytik im Zusammenhang mit GVO:<br />

Erheblicher zusätzlicher Aufwand für die Implementierung <strong>und</strong> dauerhafte Umsetzung eines<br />

Qualitätsprogrammes für „gentechnikfreie“ oder „GVO-freie“ tierische Lebensmittel, insbesondere in<br />

der Futtermittelwirtschaft <strong>und</strong> in der landwirtschaftlichen Produktion, wird durch die zu setzenden<br />

Qualitätsmanagement- <strong>und</strong> Qualitätssicherungsmaßnahmen bestimmt. Davon nehmen die Kosten für die<br />

Probenahme <strong>und</strong> Untersuchung auf eine GVO-Verunreinigung einen maßgeblichen Anteil in Anspruch. Die Studie<br />

geht überblicksmäßig auf die Anforderungen einer repräsentativen Probenahme entlang des Produktionsprozesses<br />

beginnend von Saatgut über das Erntegut <strong>und</strong> die Rohstoffe bis hin zum fertigen Futtermittel, ein. Bezug wird auch<br />

auf die Prinzipien <strong>und</strong> Limitationen der GVO-Analytik genommen. Besondere Beachtung sollte somit nicht nur der<br />

Problematik der Quantifizierung in verarbeiteten Produkten – Futtermittel <strong>und</strong> Lebensmittel – sondern auch der<br />

Machbarkeit <strong>und</strong> der Kosten der erforderlichen Identifizierung der GVO-Verunreinigungen gemäß dem<br />

Schwellenwerte-/Grenzwerte-Regime der VO(EG) 1829/2003 gewidmet werden. Die Zuverlässigkeit der<br />

Probenahme- <strong>und</strong> Analytikmethoden bestimmen maßgeblich die Anforderungen <strong>und</strong> Kriterien v. a. für die Umsetzung<br />

<strong>und</strong> das Monitoring eines Qualitätsprogrammes <strong>und</strong> damit auch einen zuverlässigen Täuschungsschutz.<br />

� Betrachtungen zu einem effektiven <strong>und</strong> effizienten Monitoring- <strong>und</strong> Überwachungssystem für<br />

die Sicherstellung der Anforderungen eines Qualitätsprogrammes:<br />

Eine zentrale Aufgabe der Studie war die Auseinandersetzung mit <strong>und</strong> die Betrachtung zu einem effektiven<br />

<strong>und</strong> effizienten Monitoring- <strong>und</strong> Überwachungssystem für die Sicherstellung der Anforderungen eines<br />

Qualitätsprogrammes <strong>und</strong> damit auch des Schutzes des Konsumenten vor Täuschung. Es war nicht<br />

Gegenstand der Studie einen statistisch abgesicherten <strong>und</strong> risikobasierten Probenahmeplan für ein<br />

Qualitätsmanagementsystem (QM-System) <strong>und</strong> Monitoring in den verschiedenen Prozessebenen der Produktionskette<br />

zu entwickeln. Dazu bedarf es insbesondere einer Fall zu Fall – Analyse <strong>und</strong> eines konkreten Anforderungsprofils<br />

eines Qualitätsprogrammes.<br />

Im Rahmen der Studie wurde allerdings eine generische Betrachtung der Anforderungen für die Sicherung eines<br />

zuverlässigen <strong>und</strong> nachhaltigen Qualitätsprogrammes vom Erzeuger bis zum Konsumenten, insbesondere für den<br />

Bereich Futtermittelerzeugung <strong>und</strong> Futtermittelanwendung vorgenommen. Prozessschritte im Produktions- <strong>und</strong><br />

Logistikablauf mit hohem Potential einer Vermengung mit GVO <strong>und</strong> einer GVO-Verunreinigung wurden analysiert. In<br />

detaillierten Flussdiagrammen wurde das jeweilige Qualitätsmanagementsystem im Hinblick auf die erforderliche<br />

Eigenkontrolle <strong>und</strong> ein externes Monitoring gegliedert dargestellt.<br />

Die im Rahmen der Studie durchgeführten Probenahmen <strong>und</strong> Untersuchungen von als „GVO-frei“ deklarierten<br />

Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermitteln von 16 Proben ergaben für 7 Proben einen negativen GVO-Nachweis <strong>und</strong> bei 8 Proben<br />

eine Quantifizierung unter 0,1 %. Nur für eine Probe SES ergab die Quantifizierung eine GVO-Verunreinigung mit 0,2<br />

% „Ro<strong>und</strong>upReady TM -Soja“. Gestützt durch diese Ergebnisse kann die Aussage getroffen, dass es möglich ist, in<br />

Futtermittelwerken, wo kein konventioneller SES eingesetzt wird, verschleppungs- <strong>und</strong> verunreinigungsfrei zu<br />

produzieren.<br />

Im Kontext mit der aktuellen Literatur wird folgendes Anforderungsprofil für eine angemessene Zuverlässigkeit eines<br />

Qualitätsprogrammes <strong>und</strong> dessen Monitoring zusammengefasst:<br />

� „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion sollte vom Rohstofflieferanten bis hin zum Landwirt ausschließlich<br />

in getrennten <strong>und</strong> geschlossenen Prozessen erfolgen.<br />

� Ein dokumentierter Warenfluss entlang der gesamten Erzeugungskette insbesondere beim jeweiligen Waren-<br />

eingang mit Prüfung des GVO-Status der Ware ist eine unverzichtbare Maßnahme.<br />

� Auf das externe Monitoring z.B.: bei der Anlieferung am Hafen soll dabei größtes Augenmerk gelegt werden. Nur<br />

wenn die Analyse am Hafen die „GVO-Freiheit“ bestätigt, sollte das Produkt als „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

vermarktet werden können.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

� Ein risikobasierter Stichprobenplan mit definierten Prüfungen für die Rohstoffe, für Gr<strong>und</strong>-, Einzel- <strong>und</strong><br />

Mischfutter ist einerseits entlang der Produktionskette für die Futtermittelerzeugung <strong>und</strong> andererseits im Rahmen der<br />

Futtermittelanwendung Teil eines zuverlässigen QM-Systems <strong>zur</strong> Sicherstellung der „GVO-Freiheit“ oder<br />

„Gentechnikfreiheit“. Die Abstimmung der Maßnahmensetzung der Eigenkontrolle <strong>und</strong> des externen Monitorings dient<br />

dabei der Implementierung eines effektiven <strong>und</strong> effizienten QM-Systems <strong>zur</strong> Sicherstellung der Anforderungen eines<br />

Qualitätsprogrammes.<br />

� Die Implementierung eines effektiven <strong>und</strong> überprüfbaren QM-Systems, das alle qualitätsrelevanten<br />

Produktionsprozesse berücksichtigt, erfordert u. a. die Erstellung einer Verunreinigungs- <strong>und</strong>/oder<br />

Kontaminationsmatrix in den verschiedenen Produktionsstufen <strong>und</strong> v. a. umfassende Schulung der handelnden<br />

Personen.<br />

In der nachfolgenden Abbildung werden mögliche Vermengungen, Verschleppungen <strong>und</strong> Verunreinigungsquellen<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Überblick aufgezeigt.<br />

Verwilderte GVO´s<br />

Saatgut<br />

Dünger<br />

Pollendrift<br />

Landw. Erzeugung<br />

der<br />

Rohstoffe<br />

nicht erlaubte Futtermittel,<br />

Hilfsstoffe<br />

Erntemaschinen<br />

Hilfsstoffe<br />

Pflanzenschutz<br />

Umstellzeiten bei<br />

Zukauf von Tieren<br />

nicht eingehalten<br />

£££<br />

Landwirt<br />

tierische<br />

Produktion<br />

Verunreinigungen<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Verunreinigungen<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

nicht erlaubte<br />

Hilfsstoffe<br />

nicht erlaubte<br />

Hilfsstoffe<br />

Mühle<br />

SES<br />

Verschleppungen<br />

Verarbeitung<br />

tierische<br />

Produkte =<br />

Lebensmittel<br />

Verpackungsmaterial<br />

Verunreinigungen<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Verunreinigungen<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

nicht erlaubte<br />

Hilfsstoffe<br />

FM Werk<br />

<strong>und</strong>/oder<br />

Handel<br />

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Verpackungsmaterial<br />

Verschleppungen<br />

Verpackungsmaterial<br />

Handel /<br />

Verteiler<br />

Verunreinigungen<br />

Transport<br />

<strong>und</strong><br />

Lager<br />

Konsument<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

� Das Anforderungsprofil für ein zuverlässiges <strong>und</strong> nachhaltiges Qualitätsprogramm im Bereich der Futtermittel-<br />

anwendung <strong>und</strong> Tierhaltung in der Landwirtschaft fordert zusätzlich die Erfüllung folgender Punkte, wenn die<br />

<strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> gemäß den Codex-Richtlinien erfolgt:<br />

In der Futtermittelerzeugung <strong>und</strong> der Futtermittelanwendung wird von getrennten <strong>und</strong> geschlossenen Produktions-<br />

prozessen für den „gentechnikfreien“ Betriebszweig ausgegangen, um eine zuverlässige Umsetzung eines<br />

Qualitätsprogrammes gewährleisten zu können. Am landwirtschaftlichen Betrieb ergeben sich gemäß des<br />

Anforderungsprofils des österreichischen Codex <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> ein maßgeblich aufwendigeres<br />

externes Monitoring <strong>und</strong> Eigenkontrollsystem als im Falle der Umsetzung für „GVO-freie“ Futter- <strong>und</strong> Lebensmittel<br />

aus tierischer Erzeugung. Die zusätzlichen Vorgaben gemäß Codexrichtlinie werden nachfolgend zusammenfassend<br />

dargestellt:<br />

• zusätzliche Anforderungen im Bezug auf den Betriebsmitteleinsatz in der landwirtschaftlichen Produktion von<br />

Futtermittelrohstoffen bzw.- Futtermittelausgangserzeugnissen<br />

• zusätzliche Anforderungen im Bezug auf die Mengenbegrenzungen „differenzierter Qualitäten“ von SES in der<br />

Futterration<br />

• zusätzliche Anforderungen im Bezug auf den Zukauf der Zusatzstoffe <strong>und</strong><br />

• zusätzliche Anforderungen im Bezug auf die Umstellungszeiträume in der Fütterung <strong>und</strong> der Tierhaltung<br />

Diese Anforderungen sind in einem entsprechenden QM-System sicherzustellen. Dies erfordert u. a. die<br />

Dokumentation aller Zu- <strong>und</strong> Abgänge im Tierbereich mit Begleitpapieren nach geforderter Statuskennzeichnung <strong>und</strong><br />

Berücksichtigung der Erfordernisse für eine Umstellung inkl. Umstellungszeiträume. Dazu gehört u. a. der Nachweis<br />

der geforderten Übergangsfristen beim Tierzukauf etc..<br />

� Differenzkosten bei der Erzeugung von tierischen Lebensmitteln bei Einsatz von<br />

„gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Futterrationen im Vergleich zu als GVO<br />

gekennzeichneten Futterrationen sowie Kostenbetrachtung für tierische Lebensmittel in<br />

Österreich:<br />

Bei der Betrachtung <strong>und</strong> Analyse der Differenzkosten <strong>und</strong> der Gesamtkosten bei der Erzeugung von tierischen<br />

Lebensmitteln bei Einsatz von „gentechnikfreien“ oder „GVO-freien“ Futterrationen im Vergleich zu als GVO<br />

gekennzeichneten Futtermitteln <strong>und</strong> Futterrationen wurde einerseits die Einschätzung des Landesproduktenhandels<br />

<strong>und</strong> der Futtermittelwirtschaft eingeholt <strong>und</strong> es wurden andererseits an Hand von Modellanstellungen mit<br />

begründeten Annahmen zu den Kostenfaktoren umfassende Berechnungen vorgenommen.<br />

Zusammenfassend rechnet der Landesproduktenhandel <strong>und</strong> die Futtermittelwirtschaft v.a. mit erhöhten<br />

Rohstoffkosten, zusätzlichen Kosten für QM-Maßnahmen <strong>und</strong> erhöhtem logistischen Aufwand. Die Quantifizierung der<br />

Differenzkosten variiert beträchtlich, dies auch deshalb, da letztlich der Markt für „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Rohstoffe <strong>und</strong> das Anforderungsprofil eines Qualitätsprogrammes die Kosten maßgeblich bestimmen werden <strong>und</strong> zu<br />

diesen Faktoren derzeit konkrete Fakten fehlen. Aus der Befragung ist anzunehmen, dass ohne Verteuerung der<br />

tierischen Lebensmittel eine Umstellung auf „Gentechnikfreiheit“ oder „GVO-Freiheit“ nicht möglich sein wird, da<br />

speziell vom landwirtschaftlichen Großhandel ein starker Anstieg des schon jetzt höheren Preises von „GVO-freiem“<br />

SES, aufgr<strong>und</strong> erhöhter Nachfrage, befürchtet wird. Die Einschätzung von Kosten- <strong>und</strong> Preissteigerungen variieren<br />

von etwa 5 % bis etwa 20 % für „GVO-freien“ SES oder „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Substitute. Dazu ist<br />

anzumerken, dass damit noch nicht die voraussichtlich zusätzlichen Kosten in der Tierhaltung <strong>und</strong> Fütterung auf den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben <strong>und</strong> folglich in der Lebensmittelwirtschaft zum Ausdruck kommen. Insbesondere bei<br />

Erfüllung der Anforderungen gemäß der Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> ist es für die Einschätzung<br />

der wahren Kosten unerlässlich, den Aspekt möglicher Leistungseinbußen v.a. bei Monogastriern, neben der<br />

Umsetzung der anderen zusätzlichen Anforderungen, durch ernährungsphysiologisch nicht abgestimmte Rationen<br />

(v.a. ab dem mittleren Leistungsniveau), was beträchtliche Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg in der<br />

Tierhaltung haben kann, in die Überlegungen einzubeziehen.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Die umfassenden Berechnungen <strong>und</strong> die Analyse der potentiellen Differenzkosten erfolgen u.a. auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

einer für die österreichische Tierhaltung repräsentativen <strong>und</strong>/oder wissenschaftlich basierten Auswahl von insgesamt<br />

184 Futterrationen, die von Fütterungsberatern <strong>und</strong> Experten der Futtermittelwirtschaft in Österreich evaluiert<br />

wurden. Als Basis für die Berechnung der Differenzkosten dienen die Futterkosten bei konventioneller Produktion,<br />

d.h. als mit GVO gekennzeichneten Futtermitteln. Die Differenzkosten ergeben sich aus der Differenz zwischen den<br />

jeweiligen Modellrationen “GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> GVO gekennzeichneten Futtermitteln. Die<br />

Differenzkosten werden als prozentueller Minder- oder Mehraufwand im Verhältnis <strong>zur</strong> konventionellen Produktion als<br />

mit GVO gekennzeichneten Futtermitteln (=100 %) ausgedrückt. Auf die Vergleichbarkeit der Futterrationen<br />

innerhalb der 5 Varianten (gleicher Protein-, Aminosäure- <strong>und</strong> Energiegehalt) für die jeweiligen Leistungsstufen bei<br />

den einzelnen Tierarten wurde im Besonderen Bedacht genommen. Weitere Kostenelemente wurden soweit diese<br />

von der Futtermittelwirtschaft verfügbar waren, in die Berechnungen einbezogen bzw. sind in der Studie angeführt.<br />

Anzumerken ist, dass die Berechnungen auf der Basis begründeter Modellannahmen vorgenommen wurden. Einige<br />

mögliche Kostenelemente sind aktuell nicht ausreichend quantifizierbar <strong>und</strong> daher nicht im Berechnungsmodell<br />

berücksichtigt. Für die Kostenberechnungen werden ausschließlich tiergerechte <strong>und</strong> ernährungsphysiologisch<br />

zulässige Futterrationen eingesetzt. Weiters wird vorausgesetzt, dass die Futtermittel in ausreichendem Ausmaß<br />

verfügbar sind.<br />

Die Ergebnisse einer vergleichenden Betrachtung der Angaben der Mischfutterhersteller <strong>und</strong> der Erkenntnisse aus<br />

den Berechnungen der Studie decken sich weitestreichend. Von den Mischfutterherstellern wurde angegeben, dass<br />

Differenzkosten für die Produktion von „GVO-freien“ oder „gentechnikfreien“ Futtermitteln durch folgende Faktoren<br />

entstehen:<br />

• erhöhte Rohstoffkosten<br />

• erhöhter logistischer Aufwand<br />

• zusätzliches Qualitätsmanagement<br />

• erhöhte Lagerkosten <strong>und</strong><br />

• die mögliche Errichtung einer zusätzlichen Produktionsschiene<br />

In den Modellberechnungen im Rahmen dieser Studie wurden zu den einzelnen Punkten folgende Ergebnisse<br />

ermittelt:<br />

• Erhöhte Rohstoffkosten treten bei der Beschaffung von „GVO-freiem“ oder „gentechnikfreiem“ SES <strong>und</strong> „GVO-<br />

freien“ oder „gentechnikfreien“ Zusatzstoffen auf (soweit <strong>„gentechnikfrei“</strong> verfügbvar). Bei SES 44 liegen die<br />

Rohstoffkosten für die „GVO-freie“ Ware im Erhebungszeitraum 2003/2004 um ca. 16 % über den Rohstoffkosten<br />

des kennzeichnungspflichtigen SES 44. Aufgr<strong>und</strong> einer erhöhten Nachfrage wird jedoch laut Umfrage an die<br />

Mischfutterindustrie <strong>und</strong> den österreichischen Landesproduktenhandel ein Preisanstieg von 5 bis 20 % für die „GVO-<br />

freie“ Ware erwartet. Exakte Prognosen für zukünftige Preisentwicklungen können freilich nicht abgegeben werden.<br />

• Erhöhte Logistikkosten entstehen möglicherweise aufgr<strong>und</strong> von geringeren Beschaffungsmengen im<br />

Futtermittelwerk <strong>und</strong> größerer Zustellradien zu den Landwirten. Sie werden von der Futtermittelindustrie, im<br />

speziellem vom Verband der Futtermittelindustrie, mit € 7,- je t Mischfutter bzw. je t SES im Handel für den<br />

Transport zu den Landwirten angegeben. Als zusätzliche Logistikkosten für den Beschaffungsmarkt entstehen den<br />

Futtermittelwerken weitere € 2,- je t bezogenes Eiweißfuttermittel.<br />

• Die Kosten, die für das externe Monitoring zum Qualitätsprogramm entstehen, betragen durchschnittlich ca. €<br />

120,- je landwirtschaftlichem Betrieb <strong>und</strong> durchschnittlich ca. € 900,- je Futtermittelwerk <strong>und</strong> Jahr. Nicht<br />

berücksichtigt sind darin die voraussichtlich höheren Kosten für zusätzliche Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

einschließlich der Aufwendungen für Eigenkontrollen.<br />

• Erhöhte Lagerkosten treten nur dann auf, wenn in einem Werk eine zweite Produktionsschiene errichtet werden<br />

muss. Deren Errichtung, die eine Überschneidung der Warenströme verhindert, ist dann notwendig, wenn in einem<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Werk GVO-gekennzeichnetes <strong>und</strong> „GVO-freies“ oder „gentechnikfreies“ Futter nebeneinander produziert oder<br />

gehandelt wird. Es liegen aber keine Zahlen vor, die Auskunft über die Höhe solcher Kosten geben.<br />

Wenngleich verschiedene Kostenelemente in den Modellberechnungen (u. a. potentielle zusätzliche Kosten für die<br />

Umstellung, insbesondere im Zusammenhang mit dem Zukauf von Tieren, der Administration, zusätzliche Kosten für<br />

Schadenersatz <strong>und</strong> Versicherung sowie mögliche Leistungseinbußen durch Futterwechsel, weiters werden für die<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Begleitung von Kontrollen Kosten von ca. 50.000 € pro Futtermittelwerk <strong>und</strong> Jahr sowie mangelnde<br />

Auslastung insbesondere Umsatzrückgänge mit Kosten von 10 € je t durch die Futtermittelwirtschaft beziffert, etc.)<br />

unberücksichtigt blieben, gibt das Ergebnis doch eine deutliche Differenzierung der potentiellen Kostenbelastung für<br />

die einzelnen Tierarten <strong>und</strong> Produktionsformen wider. Die Kosten für den Einsatz der SES-Substitute dürften auf der<br />

Basis der den Berechnungen zugr<strong>und</strong>e liegenden Modellannahmen unterschätzt worden sein (Verfügbarkeit<br />

beachten). Es sollten daher zu untenstehenden Minderkosten mögliche Folgekosten in zusätzliche Logistik,<br />

kontinuierliche Versorgung in den Futter-rationen <strong>und</strong> u.a. mögliche Leistungsminderungen in der Tierproduktion<br />

zukünftig für eine Kostenrechung in Betracht gezogen werden. Es bedarf allerdings durch weitere Untersuchungen<br />

einer qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Bewertung dieser möglichen zusätzlichen Kostenelemente beim Einsatz von SES-<br />

Substituten in der Tierernährung.<br />

Die uneingeschränkte Verfügbarkeit aller Rohstoffe wurde zu Berechnungszwecken angenommen. Allerdings ist die<br />

Verfügbarkeit von Substituten <strong>und</strong> bestimmten Zusatzstoffen nach Codex derzeit nicht ausreichend gegeben<br />

(Verfügbarkeit Substitute in Österreich siehe Kapitel 3, Tabelle 3-24, Verfügbarkeit Zusatzstoffe nach Codex siehe<br />

Kapitel 4, Tabelle 4-11) <strong>und</strong> können daher <strong>zur</strong> Abschätzung der Differenzkosten derzeit nicht herangezogen werden.<br />

• Im Rinderbereich, sowohl in der Milchproduktion als auch in der Rindermast, kommt es sofern Grünland <strong>und</strong><br />

Grünlanderzeugnisse die Gr<strong>und</strong>futterbasis bilden, durch den Einsatz von „GVO-freiem“ SES nur zu geringen<br />

Mehrkosten. Bei Mais als Gr<strong>und</strong>futter sind die zusätzlichen Kosten erheblich höher. In der Schweinemast liegen<br />

sowohl bei Eigenmischung, als auch bei Zukauffutter Mehrkosten durch die Umstellung auf die Fütterung von „GVO-<br />

freiem“ SES vor. Im Geflügelbereich ergeben sich durch den ernährungsphysiologisch erforderlichen hohen Anteil von<br />

„GVO-freiem“ SES in allen Fütterungsvarianten deutliche Mehrkosten. Die Mehrkosten sind bei Puten am höchsten.<br />

Besonders wird darauf hingewiesen, dass von den unter den Auflagen eines Qualitätsprogrammes erzeugten<br />

Produkten nicht alle den Qualitätskriterien dieses Qualitätsprogrammes entsprechen. Die für die Gesamtproduktion<br />

entstehenden Mehrkosten müssen allerdings von den tatsächlich vermarkteten Qualitätsprogramm-Produkten<br />

getragen werden.<br />

Die Ergebnisse der Modellberechnungen zeigen, dass es einer Fall zu Fall Bewertung bedarf, um die Kosten<br />

signifikant einzuschätzen. Die aus der Biotreibstofferzeugung anfallenden „GVO-freien“ SES-Substitute sind v. a.<br />

unter den Bedingungen für nicht kennzeichnungspflichtige Futtermittel gemäß VO(EG) 1829/2003 eine auch<br />

ökonomisch interessante Alternative, vorausgesetzt die Preisbildung am Markt verändert sich zukünftig nicht in<br />

Relation zum Preis von SES.<br />

In der nachfolgenden Matrix werden zusammenfassend die Kostenelemente, welche in der Berechnung der<br />

Futterdifferenzkosten berücksichtigt <strong>und</strong> nicht berücksichtigt wurden, dargestellt.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Anfallende Kosten bei „gentechnikfreier“<br />

oder „GVO-freier“ Produktion<br />

FM Handel FM Werk Landwirt<br />

Rohstoffkosten (gewichtet aus den<br />

Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004)<br />

(Beim Wiederkäuer nur Kraftfutter)<br />

berücksichtigt berücksichtigt berücksichtigt<br />

Zusatzstoffkosten<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

(nicht vorhanden in den (nicht vorhanden in den (nicht vorhanden in den<br />

Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004) Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004) Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004)<br />

Gr<strong>und</strong>futterkosten wie Heu,<br />

Maisganzpflanzen- <strong>und</strong> Grassilage<br />

fallen nicht an fallen nicht an fallen nicht an<br />

Erhöhte Logistikkosten berücksichtigt<br />

berücksichtigt<br />

berücksichtigt<br />

(Beschaffung für FM (Beschaffung für FM (Beschaffung für<br />

Handel, 2 €/t,<br />

Werk, 2 €/t, Zustellung Selbstmischer, 9 €/t)<br />

Zustellung zum<br />

Landwirt, 7 €/t)<br />

zum Landwirt, 7 €/t)<br />

Kontrollkosten durch externe Kontrolle nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Externe Untersuchungskosten nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Eigenkontrolle am Betrieb nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Einmalige Umstellkosten nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Einmalige Investitionskosten nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong><br />

Dokumentationskosten<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Mehrkosten für Zukauf von Tieren<br />

(nach Codex)<br />

fallen nicht an fallen nicht an nicht berücksichtigt<br />

Kosten für Haftungsübernahme nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Tierarztkosten fallen nicht an fallen nicht an nicht berücksichtigt<br />

Mögliche Leistungseinbußen bei den<br />

Tieren<br />

fallen nicht an fallen nicht an nicht berücksichtigt<br />

Preisänderungen bei Rohstoffen nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Mehrkosten für andere nicht als<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong>, mit entsprechenden<br />

Zuschlägen, vermarktbare<br />

Nutzungsrichtungen/Tiergattungen<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

höherer Managementaufwand nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Verfügbarkeit von Roh- <strong>und</strong><br />

Zusatzstoffe<br />

Anfallende zusätzliche Kosten beim<br />

„Codex“ im Vergleich zu EG/VO<br />

1829/2003<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

a) Düngemittel/Pflanzenschutzmittel in<br />

der Pflanzenproduktion<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

b) Nichtverwendung von GVM in der<br />

Zusatzstoffproduktion<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

c) Differenzierung von „Soft- <strong>und</strong> Hard-<br />

IP mit Begrenzungen in der<br />

Anwendung“ (ohne Standardvorgabe)<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

d) Aufwand im Zusammenhang mit den<br />

Umstellungszeiträumen<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

e) zusätzliche Kosten für die<br />

Komposition von Futterrationen<br />

aufgr<strong>und</strong> verminderter Verfügbarkeit<br />

der Roh- <strong>und</strong> Zusatzstoffe <strong>und</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ener Kosten (Logistik,<br />

Administration, Vorratshaltung,<br />

Produktionsausfälle, Verwaltung etc.)<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

f) zusätzliche Kontrollkosten, Kosten für<br />

das Haftungsrisiko, mögliche<br />

zusätzliche Investitionskosten etc.<br />

betreffend der Punkte a) bis e)<br />

nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

� Zeitrahmen bis <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> der „Gentechnikfreiheit“ oder „GVO-Freiheit“:<br />

Für die Einführung eines Qualitätsprogrammes ist der erforderliche Zeitrahmen <strong>zur</strong> Schaffung<br />

technischer, logistischer, rechtlicher <strong>und</strong> marketingrelevanter Voraussetzungen von hohem Interesse.<br />

Die Umsetzung eines derartigen Qualitätsprogrammes setzt Maßnahmen in der Rohstoff- <strong>und</strong><br />

Zusatzstoffrequirierung inklusive vertraglicher Sicherungen der Rohstoffe <strong>und</strong> Zusatzstoffe voraus. Weiters ist die<br />

Sicherstellung entsprechender Logistik in Transport, Lagerung <strong>und</strong> Bearbeitung des Rohstoffes bis hin <strong>zur</strong> Bewertung<br />

<strong>und</strong> Einführung allfälliger Substitute von SES notwendig. Die Verfügbarkeit „GVO-freier“ oder „gentechnikfreier“<br />

Rohstoffe <strong>und</strong> „GVO-freier“ oder „gentechnikfreier“ Zusatzstoffe ist einerseits für die Futtermittelindustrie <strong>und</strong><br />

andererseits auch für den Vertrieb an die selbst mischenden Landwirte (Selbstmischer) sicherzustellen. Die<br />

Bewertung des Zeitrahmens setzt auch entsprechende Maßnahmen in Futtermittelwerken <strong>zur</strong> Schaffung getrennter<br />

<strong>und</strong> geschlossener Produktionslinien voraus. Desgleichen bedarf es entsprechender Maßnahmen auf den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben. Der Zeitrahmen wird auch durch die ebenfalls erforderlichen Vorkehrungen in<br />

lebensmittelbe- <strong>und</strong> verarbeitenden Betrieben bestimmt. Letztlich gilt es in den Betrieben Eigenkontrollsysteme<br />

ein<strong>zur</strong>ichten <strong>und</strong> ein übergeordnetes Monitoringsystem, welches die Einhaltung der Qualitätsprogrammvorgaben<br />

sicherstellt bzw. überwacht, zu schaffen. Der Aufbau entsprechender Vertriebskanäle sowie die Setzung von<br />

Marketingmaßnahmen sind ebenfalls innerhalb eines gewissen Zeitrahmens anzusetzen.<br />

Um den Zeitrahmen für die Umstellung auf „GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“ Produktion realistisch abschätzen zu<br />

können, müssen auch die Aspekte des Transportes berücksichtigt werden. Der Schiffsweg von Südamerika nach<br />

Europa dauert laut Angaben verschiedener Anbieter ca. 18-21 Tage. Eine zusätzliche Woche kann für den Transport<br />

mit einem Binnenschiff/Bahn/LKW in den österreichischen Hafen an der Donau/nach Österreich gerechnet werden.<br />

Verzögerungen zwischen Dezember <strong>und</strong> März durch zugefrorene Flüsse z.B. Donau sind in diesem Zeitraum noch<br />

nicht mit einkalkuliert.<br />

Der landwirtschaftliche Produktenhandel gab an, bei entsprechender Nachfrage von „GVO-freiem“ SES <strong>und</strong><br />

Produkten – soweit keine anderen Kontrakte bestehen - keine besonderen zeitlichen Vorgaben für einen<br />

Umstellungszeitraum im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen <strong>und</strong> Futtermittel-Ausgangserzeugnissen zu<br />

benötigen (wird von den oben angegebenen technischen Fristen abgesehen). Vorsorge im Hinblick auf die<br />

logistischen <strong>und</strong> technischen Prozesse betreffend Lagerung <strong>und</strong> Vertrieb <strong>zur</strong> Einführung von getrennten <strong>und</strong><br />

geschlossenen Prozessketten erfordert auch im Produktenhandel vergleichbar <strong>zur</strong> Futtermittelwirtschaft<br />

entsprechende Umstellungszeiträume.<br />

Etwa zwei Drittel der an einer Umfrage im Zuge dieser Studie beteiligten 32 Futtermittelfirmen (decken deutlich<br />

über 90% der Mischfutterproduktion in Österreich ab) geben einen Umstellungszeitraum von 6 Monate bis zu 2 Jahre<br />

an. Ungefähr 19 % der Futtermittelwerke benötigen keine besonderen Umstellungszeiträume. Bestehende<br />

Lieferverträge, notwendige bauliche Veränderungen <strong>und</strong> bestehende Lagerbestände von als GVO gekennzeichnetem<br />

SES haben laut Angabe der Futtermittelbranche die größten Auswirkungen auf den Umstellungszeitraum.<br />

Anzumerken ist, dass erst ab einer Nachfrage von mehr als 50 % des Marktvolumens eine rentable „GVO-freie“<br />

Futtermittelproduktion von immerhin 41 % der befragten Mischfutterfirmen angegeben wird, wobei ca. 44 % keine<br />

Angaben dazu machten.<br />

Für landwirtschaftliche Betriebe kann betreffend die Futtermittelerzeugung der gleiche Umstellungszeitraum wie<br />

für die Mischfutterproduktion angenommen werden, da hier weitgehend die gleichen technischen Vorraussetzungen<br />

erforderlich sind. Gemäß Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> ergeben sich allerdings für die einzelnen<br />

Nutztierarten zusätzlich genau definierte Umstellungszeiten. Bei Mastrindern kann dieser Umstellungszeitraum bis zu<br />

15 Monate betragen. Nach VO (EG) 1829/2003 sind keine fütterungstechnischen Umstellungszeiten am<br />

landwirtschaftlichen Betrieb erforderlich. Insgesamt ergeben sich somit für den landwirtschaftlichen Betrieb je nach<br />

Tierart <strong>und</strong> Produktionsform unterschiedliche Umstellungszeiträume, wobei in einer Fall zu Fall-Analyse der<br />

angemessene Umstellungszeitraum festzustellen ist. Eher kurze Umstellungszeiträume sind in der<br />

landwirtschaftlichen Erzeugung in der Milchproduktion zu erwarten.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Der Zeitrahmen wird auch durch die ebenfalls erforderlichen Vorkehrungen in lebensmittelbe- <strong>und</strong><br />

verarbeitenden Betrieben bestimmt. Die Umstellung kann parallel zu den Prozessen in den Vorstufen der<br />

Produktion erfolgen.<br />

Letztlich gilt es in den Futtermittelwerken, den landwirtschaftlichen Betrieben <strong>und</strong> den lebensmittelbe- <strong>und</strong><br />

verarbeitenden Betrieben Eigenkontrollsysteme ein<strong>zur</strong>ichten. Der Zeitrahmen für die Einrichtung eines<br />

übergeordneten Monitoringsystem, welches die Einhaltung der Qualitätsprogrammvorgaben sicherstellt bzw.<br />

überwacht, wie auch der Aufbau entsprechender Vertriebskanäle sowie die Setzung von Marketingmaßnahmen<br />

können parallel <strong>zur</strong> Umstellung in den Produktionsbereichen erfolgen, so dass im wesentlichen keine zusätzlichen<br />

Zeiträume erforderlich sind.<br />

Die aktuelle Situation im Landesproduktenhandel, der Futtermittelwirtschaft <strong>und</strong> der landwirtschaftlichen Erzeugung<br />

erlaubt im Milchsektor einen relativ raschen Einstieg (ab etwa 6 Monate nach Fixierung der Leistungsmerkmale eines<br />

Qualitätsprogrammes) während in der Fleischerzeugung – insbesondere bei Rindfleisch (v.a. im Falle der Anwendung<br />

der Codexbestimmungen) mit einer zumindest 2-jährigen Umstellung gerechnet werden muss. Der<br />

Umstellungszeitraum wird jedenfalls maßgeblich durch das Anforderungsprofil eines Qualitätsprogrammes bestimmt<br />

werden.<br />

� GVO-Transfer in tierische Lebensmittel:<br />

Eine umfassende Literaturstudie, ob ein unmittelbarer GVO-Transfer in tierische Lebensmittel (Milch,<br />

Fleisch, Eier) möglich sei, r<strong>und</strong>et die Thematik der Studie ab.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der durchgeführten Literaturrecherche konnten DNA-Fragmente von gentechnischen<br />

Veränderungen in tierischen Lebensmitteln (Milch, Fleisch, Eier) nicht nachgewiesen werden. Der horizontale<br />

Gentransfer zwischen GVO <strong>und</strong> Bakterien bzw. die mögliche Auswirkung von exprimierten Proteinen war nicht<br />

Bestandteil der Fragestellung <strong>und</strong> wurde im Rahmen dieser Literaturrecherche nicht mit aufgenommen.<br />

• DNA-AUFNAHME<br />

Den Ergebnissen der Literaturrecherche zufolge werden nach dem Verfüttern von Pflanzenmaterial Pflanzengene<br />

über den Gastrointestinaltrakt der Tiere aufgenommen. Wie aufgr<strong>und</strong> der biochemischen Abbauprozesse von DNA<br />

im Körper nicht anders zu erwarten, wird der weitaus größte Teil der DNA im Magen-Darm-Trakt abgebaut.<br />

Desweiteren ergab die Literaturrecherche, dass im Magen-Darm-Trakt bzw. Blut- <strong>und</strong> Lymphsystem von<br />

Wiederkäuern freie DNA sehr effektiv eliminiert wird, jedoch keine absolute Barriere für Fremd-DNA darstellt.<br />

Es können DNA-Fragmente (insbesondere von Chloroplastengenen) die Darmwand passieren <strong>und</strong> in der Blutbahn<br />

sowie in Gewebezellen <strong>und</strong> Organen des Tieres nachweisbar sein.<br />

• NACHWEIS VON DNA-FRAGMENTEN AUS PFLANZENGENEN<br />

Je nach Tier <strong>und</strong> Futter wurden unterschiedliche Resultate festgestellt. In Rindern wurden kurze DNA-Fragmente<br />

von Pflanzengenen in Blutzellen (Lymphozyten) festgestellt, nicht aber in den übrigen Organen / Geweben wie<br />

Muskel, Leber oder Niere. Vereinzelt konnten pflanzliche DNA-Bruchstücke in Spuren in der Milch nachgewiesen<br />

werden. Einige Literaturstellen deuten darauf hin, dass kleine pflanzliche DNA-Fragmente aus dem Futtermittel die<br />

Darmpassage in Schweinen passieren <strong>und</strong> in tierischen Geweben sowie später noch in rohen Fleischerzeugnissen<br />

nachweisbar sein können. In den Hühnern wurden die kurzen pflanzlichen DNA-Fragmente sowohl in Geweben als<br />

auch in Organen (Muskeln, Leber, Niere) gef<strong>und</strong>en.<br />

• NACHWEIS TRANSGENER DNA-FRAGMENTE<br />

Wie erwähnt, konnten gentechnisch veränderte DNA-Fragmente nach Verfütterung von gentechnisch<br />

verändertem Futtermittel weder in den Geweben der Kuh noch in Milch nachgewiesen werden. Das<br />

Gewebe von Hühnern <strong>und</strong> deren Eier zeigten ebenfalls keine Spuren von transgener DNA. Bruchstücke<br />

von gentechnisch veränderter DNA wurden auch von Schweinen nicht ins Gewebe aufgenommen oder lagen im<br />

Bereich unterhalb der Nachweisgrenze.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

• BEGRÜNDUNG DER UNTERSCHIEDLICHEN AUFNAHME VON DNA-FRAGMENTEN<br />

Als mögliche Erklärung dafür, dass für die pflanzlichen (kurzen) DNA-Fragmente positive Signale existieren, jedoch<br />

für die transgene DNA nicht, wird angeführt, dass es sich bei transgenen Pflanzengenen um single-copy-Gene<br />

handelt, die im Genom nur selten auftreten. Chloroplasten-DNA kommt hingegen in allen grünen Teilen der Pflanze in<br />

mehreren tausend Kopien vor. Die Literaturrecherche ergab, dass die Wahrscheinlichkeit des Nachweises von<br />

Chloroplasten-DNA aufgr<strong>und</strong> der großen Anzahl von Kopien je Pflanzenzelle 10 3 -10 4 fach höher ist als für single-copy-<br />

Gene.<br />

Auch frühere Studien (Einspanier et al., Klotz et al. etc.) beschrieben bereits, dass ein Transfer von single-copy-<br />

Genen durch die Darmwand ein seltenes Ereignis darstellt.<br />

� Potentieller GVO-Transfer in der Honigproduktion <strong>und</strong> bei Bienenprodukten:<br />

Einen Sonderfall der tierischen Produktion stellen Produkte der Honigbiene dar. Eine Literaturrecherche <strong>und</strong> die<br />

Darstellung der aktuellen Datenlage in Österreich betreffend potentielle GVO-Verunreinigungsquellen<br />

in Honig <strong>und</strong> Imkereiprodukten wurden bearbeitet.<br />

Unter Bezug auf VO(EG) 1829/2003 betreffend Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel bestätigte der „Ständige Ausschuss<br />

Lebensmittelkette <strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“ der Europäischen<br />

Kommission, dass gemäß Richtlinie 2001/110/EG des Rates vom 20.12.2001 über Honig, dieser als tierisches Produkt<br />

zu betrachten ist. Folglich fällt er nicht unter die VO(EG) 1829/2003 für Lebens- <strong>und</strong> Futtermittel, sofern er nicht von<br />

genetisch modifizierten Bienen produziert wird. Da die Bienen über Entfernungen von mehreren Kilometern sowohl<br />

an Wild- als auch an Kulturpflanzen sammeln, <strong>und</strong> dieser Vorgang außerhalb der Kontrollmöglichkeit des<br />

Bienenhalters liegt, sollte das Vorkommen von GVO-Pollen in Honig als zufällig <strong>und</strong> unvermeidlich angesehen<br />

werden, welches nicht zu kennzeichnen ist, vorausgesetzt, der Anteil von GVO-Pollen im Honig liegt nicht über dem<br />

Schwellenwertregime.<br />

In Österreich wird in der Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ vom 7.3.2001, Österreichisches<br />

Lebensmittelbuch III. Auflage, ausgeführt: „Lebensmittel- <strong>und</strong> Verzehrprodukte im Sinne dieser Richtlinie werden<br />

ohne Verwendung von GVO (genetisch veränderte/r Organismus/men) <strong>und</strong> GVO-Derivaten hergestellt.“ Im Kapitel<br />

„Kontrolle“ wird ausgeführt: „Sofern über die Kontrolle die Einhaltung der vorgegebenen Kriterien nachgewiesen<br />

werden kann, bleiben aus technischen Gründen unvermeidbare Verunreinigungen mit GVO oder daraus hergestellten<br />

bzw. gewonnenen Produkten außer Betracht.“ Laut Übereinkunft der Codex-Unterkommission Honig wird dabei der<br />

Pollen als originärer Bestandteil des Honigs angesehen, somit ist der Anteil allfälliger GVO-Pollen auf die<br />

Gesamtmenge des Honigs zu beziehen. Die zu den „Nahrungsergänzungsmitteln“ zählenden Bienenprodukte<br />

Blütenpollen, Propolis <strong>und</strong> Gelee royale sind unter dem Begriff „Verzehrprodukte“ im Regelungsbereich der Codex-<br />

Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ enthalten. Für sie gelten demnach die gleichen Regelungen wie für<br />

Honig, damit sie mit Bezeichnungen im Sinne dieser Richtlinie in Verkehr gesetzt werden können.<br />

Pollen <strong>und</strong> Nektar, aber auch Zucker, Fertigfutterzubereitungen (Sirupe aus der Lebensmittelindustrie bzw. speziell<br />

für Bienen hergestellte flüssige <strong>und</strong> feste Futterstoffe <strong>und</strong> Eiweißersatzmittel) können – analog zu anderen tierischen<br />

Produktionszweigen als „Futtermittel“ eingestuft werden.<br />

Die nachfolgend angeführten Produkte werden als Bienenprodukte subsumiert <strong>und</strong> können in<br />

unterschiedlichem Ausmaß mit GVO-Pollen verunreinigt werden:<br />

� Honig ist aus Sicht der Verbraucher – insbesondere für Käufer von österreichischem Honig – ein sehr sensibles<br />

Produkt, da ihm das Attribut „naturrein“ zugesprochen wird <strong>und</strong> er bei vielen Konsumenten den Status eines<br />

„Naturheilmittels“ einnimmt. In üblicherweise geerntetem Honig (= Schleuderhonig aus Waben ohne Pollenvorräte)<br />

wird die Gesamtmenge an Pollen mit weniger als 0,1 % angegeben.<br />

� Pollen sind die männlichen Keimzellen der Blütenpflanzen. Gelangt Blütenpollen von GV-Pflanzen in den Honig<br />

oder wird Blütenpollen von solchen Pflanzen gewonnen, ist die transgene DNA im Erntegut nachweisbar.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

� Propolis oder Kittharz ist der klebrige Überzug, mit dem das Bienenvolk alle Teile der Bienenwohnung<br />

inklusive des Wabenbaues überzieht. Propolis enthält bis zu 5 % Blütenpollen <strong>und</strong> ist damit ein sensibles Produkt für<br />

allfällige GVO-Verunreinigungen.<br />

� Gelee royale ist der in den Futtersaftdrüsen der Ammen gebildeter <strong>und</strong> an die königlichen Larven verfütterter,<br />

eiweißreiche Futtersaft. Er enthält auch Spuren von Pollen<br />

� Bienenwachs ist ein von den Wachsdrüsen der Bienen sezerniertes Produkt. Je nach Reinigungsgrad sind<br />

darin auch Pollenbeimengungen enthalten.<br />

Die Trachtquellen <strong>und</strong> damit Futter- bzw. Honigquellen der Honigbienen werden in einem sehr variablen<br />

Umkreis von einigen h<strong>und</strong>ert Metern Radius um den Bienenstock bis zu mehr als 6 km angeflogen. Die nachfolgend<br />

angeführten Trachtquellen haben derzeit ein potentielles Risiko als GV-Pflanzen.<br />

• Raps: Wegen seines Nektar- <strong>und</strong> Pollenreichtums ist er eine der attraktivsten Trachtpflanzen, die noch aus<br />

großer Entfernung angeflogen wird. Rapshonig wird zum Teil von Bioimkern im Spätsommer wieder an die Bienen<br />

verfüttert.<br />

• Mais: Dieser wird von Bienen regelmäßig besucht <strong>und</strong> der reichlich vorhandene Pollen oft in Massen<br />

eingetragen. Zusätzlich liefern Blattläuse auf Mais in manchen Jahren große Mengen von Honigtau, der von den<br />

Bienen zu Honigtauhonig verarbeitet wird.<br />

• Sojabohne: Nach Literaturangaben wird sie von Bienen <strong>zur</strong> Pollen- <strong>und</strong> Nektargewinnung beflogen. Für<br />

Österreich sind keine Angaben zum Bienenbeflug von Sojabohnen verfügbar.<br />

Mögliche Quellen für einen GVO-Eintrag sind die Pollen von Kulturpflanzen, welche den Bienen als Tracht dienen.<br />

Spuren des eingetragenen Pollens finden sich in allen Bienenprodukten <strong>und</strong> auf bzw. in den Bienenwaben wieder.<br />

Durch Filtration des Honigs könnten GVO-Pollen weitestgehend eliminiert werden, wenn die Filter-Maschenweite auf<br />

die Größe der GVO-Pollen abgestimmt wird. GVO-Verunreinigungen in Honigvorräten können auch die nachfolgenden<br />

Honigernten betreffen. Bienenfuttermittel können auch über Fütterungshonig sowie eiweißhaltige Futtermittel<br />

(Naturpollen bzw. Pollenersatzmittel auf Sojabohnenmehlbasis) als Quelle für GVO-Verunreinigungen wirken.<br />

Die künftige Verfügbarkeit von „GVO-freien“ Trachtquellen wird durch den Umfang <strong>und</strong> die Lage von GVO-<br />

Anbauflächen <strong>und</strong> der Standplätze der Bienenvölker bestimmt werden. Dadurch wird sowohl die Menge an<br />

produzierbarem Honig als auch die produzierbaren Sorten entscheidend beeinflusst werden. Für eine „GVO-freie“<br />

oder „gentechnikfreie“ Produktion sind große, zusammenhängende Flächen (Mindestdurchmesser über 10 km) ohne<br />

GVO-Anbau erforderlich. Bienen-Futtermittel ohne GVO-Einfluss, bzw. frei von GVO-Derivaten sind bei Bedarf sowohl<br />

aus „GVO-freier“ oder „gentechnikfrier“ Produktion als auch aus biologischem Anbau in ausreichender Menge<br />

verfügbar.<br />

Betreffend die Vermarktung von Honig ist zu erwarten, dass nachweisbare GVO-Pollen die Vermarktung des Honigs<br />

erschweren. Laut telefonischer Anfrage bei großen österreichischen Honighändlern orientieren sich diese am 0,9%-<br />

Schwellenwert für eine allfällige Kennzeichnungspflicht. Da Honig als tierisches Lebensmittel definitionsgemäß nicht<br />

unter die VO (EG) 1829/2003 fällt, wird das darin festgelegte Schwellenwertregime auch nicht vollinhaltlich<br />

umgesetzt. Exporte von Bienenprodukten sind in manche Länder (z.B. Saudi Arabien, Japan) nur für „GVO-frei“<br />

zertifizierte Ware möglich.<br />

Bei <strong>Auslobung</strong> bestimmter Honige als <strong>„gentechnikfrei“</strong> mittels Qualitätsprogramm ist zu erwarten, dass die<br />

Aufmerksamkeit der Konsumenten erregt wird. Damit ergibt sich voraussichtlich für die nicht als <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

ausgelobten Honige Erklärungsbedarf.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Empfehlungen der Strategie <strong>zur</strong> Koexistenz in Österreich besteht unmittelbar <strong>und</strong> mittelfristig<br />

kein Risiko eines großflächigen GVO-Anbaues in Österreich. Die Produktion von „gentechnikfreien“ oder GVO-freien“<br />

Bienenprodukten ist daher machbar. Eine Einschränkung besteht dann wenn in den Nachbarstaaten GVO angebaut<br />

werden. Ist dies der Fall sind die Standplätze entsprechend grenzfern auszuwählen.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 12: Zusammenfassung<br />

Produktion <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> „GVO-freien“ Honigs mit einem Kennzeichnungsschwellenwert von 0,9% / 0,5% für<br />

zufällige <strong>und</strong> technisch nicht vermeidbare GVO-Verunreinigungen, wie vom „Ständigen Ausschuss Lebensmittelkette<br />

<strong>und</strong> Tierges<strong>und</strong>heit, Abt. genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel“ der EU vorgeschlagen, sollte in ganz<br />

Österreich möglich sein. Da der Gesamtanteil des Pollens im Honig laut Literaturangaben nur zwischen 0,1 – 0,5 %<br />

beträgt, ist zu erwarten, dass der Anteil des GVO-Pollens unterhalb der Werte des Schwellenwerteregimes,<br />

insbesondere von 0,9% bleibt.<br />

Produktion <strong>und</strong> <strong>Auslobung</strong> von Honig gemäß Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> Definition der „Gentechnikfreiheit“ erscheint<br />

ebenfalls möglich, sofern bei der Auswahl der in der Bienenzucht verwendeten Futtermittel auf „gentechnikfreie<br />

Herkunft“, bzw. deren Herstellung ohne GVO-Derivate, geachtet wird.<br />

Die Einbeziehung der Bienenwirtschaft in die Koexistenzregelungen in Österreich <strong>und</strong> der EU erscheint im Hinblick auf<br />

die besondere Betroffenheit des Sektors durch einen potentiellen GVO-Anbau angemessen.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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13. Literaturverzeichnis<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

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Gentechnikfreiheit im Futtermittelbereich – basierend auf festgelegten Grenzwerten im Biobereich. Wien<br />

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NOWACK HEIMGARTNER, K. <strong>und</strong> OEHEN, B. (2003): Analyse von GVO-Verunreinigungen in Bioprodukten, Belastungsgrade<br />

<strong>und</strong> Vermeidungsmöglichkeiten in Saatgut, Lebensmitteln <strong>und</strong> Futtermitteln.<br />

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Seite 259 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 13: Literaturverzeichnis<br />

NOWACK HEIMGARTNER, K., BICKEL, R., PUSHPARAJAH LORENZEN, R., WYSS, E. (2002): Sicherung der gentechnikfreien<br />

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des Analytischen Hierarchieprozesses am Beispiel der österreichischen <strong>und</strong> Südtiroler Ernährungswirtschaft.<br />

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Selbstverlag.<br />

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<strong>und</strong> Geweben des Schweines sowie in einem rohen Fleischerzeugnis. Dissertation am Institut für Tierernährung<br />

der B<strong>und</strong>esforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig <strong>und</strong> dem Institut für Ernährungswissenschaften<br />

der Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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Seite 260 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 13: Literaturverzeichnis<br />

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der intensiven Bullenmast.<br />

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STATISTIK AUSTRIA (2004): Feldfruchtproduktion 2004, 5. Bericht-Endgültige Ergebnisse. Wien: Selbstverlag.<br />

STATISTIK AUSTRIA (2005): Agrarstrukturerhebung 2003, Betriebsstruktur. Wien<br />

STATISTIK AUSTRIA (2005): Versorgungsbilanzen für pflanzliche Produkte 2003/2004,<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 13: Literaturverzeichnis<br />

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Seite 262 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 13: Literaturverzeichnis<br />

WETSCHEREK, W.; WÜRZNER, H UND LETTNER, F. (1988): Einsatz von Rapsexpeller im Schweinemastergänzungsfuttermittel<br />

für die Maiskornsilage. Der Förderungsdienst 36, Seite 260-264, 1988b<br />

WETSCHEREK, W.; ZOLLITSCH, W. UND LETTNER, F. (1988): Einsatz von Rapsextraktionsschrot im Ergänzungsfutter für die<br />

Schweinemast mit Maiskornsilage. Sonderdruck Die Bodenkultur, Journal für landwirtschaftliche Forschung Seite<br />

363-370<br />

WETSCHEREK-SEIPELT, G.; WETSCHEREK, W. UND ZOLLITSCH W. (1991): Einsatzmöglichkeit von Kürbiskernkuchen in der<br />

schweinemast. Sonderdruck Die Bodenkultur, Journal für landwirtschaftliche Forschung, Seite 277- 290<br />

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WIESENHOFGRUPPE (2005): Persönliche Mitteilung ( 5.4.2005)<br />

WILLIAMS, I. (2002): The EU regulatory framework for GM foods in relation to bee products. Bee World 83(2), 78-87<br />

WÜEST, J. (2004) Koexistenz aus der Sicht der Bauern. In: NOVACK, K. (Hrsg.): Produktion mit <strong>und</strong> ohne Gentechnik –<br />

ist ein Nebeneinander möglich? Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Umsetzung der Koexistenz <strong>und</strong> Warenflusstrennung.<br />

Frick: Fibl-Report.<br />

WURM, C. (2002): persönliche Mitteilung.<br />

WÜRZNER, H. , WETSCHEREK, W. UND LETTNER, F. (1989): Rapsextraktionsschrot in der Hühnermast. Arch. Gefügelk<strong>und</strong>e<br />

53, 6-12.<br />

WÜRZNER, H. UND LETTNER, F. (1988): Der Einsatz von Rapsexpeller in der Geflügelmast ist problemlos. Der<br />

Förderungsdienst 36, Heft 6.<br />

Link:<br />

www.dge.de/Pages/navigation/fach_infos/dge_info/2000/fkp0900.htm<br />

www.weihenstephan.de/fml/physio/sonstig/Mitteilung#1<br />

www.bfa-ernaehrung.de/Bfe-Deutsch/Information/e-docs/janybericht/bfe6a.htm<br />

www.animal-health-online.de/drms/rinder/genfeed.htm<br />

www.mischfutter.at, 2005-04-24<br />

www.bmwa.gv.at, 2005-03-01<br />

Normen <strong>und</strong> amtliche Publikationen:<br />

2002/628/EG: Beschluß des Rates vom 25. Juni 2002 über den Abschluß des Protokolls von Cartagena über die<br />

biologische Sicherheit im Namen der Europäischen Gemeinschaft. Amtsblatt Nr. L 095 vom 12/04/2002 S. 0025 –<br />

0025.<br />

2003/17/EG: Entscheidung des Rates vom 16. Dezember 2002 über die Gleichstellung von Feldbesichtigungen von<br />

Saatgutvermehrungsbeständen in Drittländern <strong>und</strong> über die Gleichstellung von in Drittländern erzeugtem Saatgut.<br />

Amtsblatt Nr. L 008 vom 14/01/2003 S. 0010 – 0017.<br />

2004/842/EG: Entscheidung der Kommission vom 1. Dezember 2004 über Durchführungsbestimmungen, nach denen<br />

die Mitgliedstaaten das Inverkehrbringen von Saatgut der Sorten genehmigen können, für die die Aufnahme in<br />

den einzelstaatlichen Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten oder für Gemüsearten beantragt wurde<br />

(Bekannt gegeben unter Aktenzeichen K(2004) 4493)Text von Bedeutung für den EWR Amtsblatt Nr. L 362 vom<br />

09/12/2004 S. 0021 - 0027<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

Seite 263 von 272


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 13: Literaturverzeichnis<br />

2003/556/EG: Empfehlung der Kommission vom 23. Juli 2003 mit Leitlinien für die Erarbeitung einzelstaatlicher<br />

Strategien <strong>und</strong> geeigneter Verfahren fr die Koexistenz gentechnisch veränderter, konventioneller <strong>und</strong> ökologischer<br />

Kulturen (Bekannt gegeben unter Aktenzeichen K(2003) 2624). Amtsblatt Nr. L 189 vom 29/07/2003 S. 0036 –<br />

0047.<br />

93/355/EWG: Beschluss des Rates vom 8. Juni 1993 über den Abschluss eines erläuternden Vermerks zwischen der<br />

Europaeischen Wirtschaftsgemeinschaft <strong>und</strong> den Vereinigten Staaten von Amerika über bestimmte Ölsaaten im<br />

Rahmen des GATT. Amtsblatt Nr. L 147 vom 18/06/1993 S. 0025 – 0025, berichtigt in Amtsblatt Nr. L 314 vom<br />

16/12/1993 S. 0051.<br />

ÄNDERUNG DES GENTECHNIKGESETZES UND DES LEBENSMITTELGESETZES 1975 (BGBI Nr. 126/04), Innerstaatliche Durchführung<br />

der VO (EG) Nr. 1830/2003 <strong>und</strong> 608/2004 (BGBI II Nr. 373/04) mit 1. Dezember 2004 in Kraft getreten.<br />

ÄNDERUNG DER KRAFTSTOFFVERORDNUNG (2004): 417. Verordnung des B<strong>und</strong>esministers für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<br />

Umwelt <strong>und</strong> Wasserwirtschaft, mit der die Kraftstoffverordnung 1999 geändert wird. B<strong>und</strong>esgesetzblatt II Nr.<br />

417/2004 vom 4. November 2004.<br />

DÜNGEMITTELGESETZ 1994: B<strong>und</strong>esgesetz über den Verkehr mit Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten <strong>und</strong><br />

Pflanzenhilfsmitteln ( Düngemittelgesetz 1994 - DMG 1994). B<strong>und</strong>esgesetzblatt Nr. 513/1994 vom 12. Juli 1994,<br />

idgF.<br />

DÜNGEMITTELVERORDNUNG 2004: Verordnung des B<strong>und</strong>esministers für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Umwelt <strong>und</strong><br />

Wasserwirtschaft, mit der Bestimmungen <strong>zur</strong> Durchführung des Düngemittelgesetzes 1994 erlassen werden<br />

(Düngemittelverordnung 2004). B<strong>und</strong>esgesetzblatt II Nr. 100/2004 vom 01. Februar 2004, idgF.<br />

GENTECHNIKGESETZ 1994: B<strong>und</strong>esgesetz, mit dem Arbeiten mit gentechnisch veränderten Organismen, das Freisetzen<br />

<strong>und</strong> Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Organismen <strong>und</strong> die Anwendung von Genanalyse <strong>und</strong><br />

Gentherapie am Menschen geregelt werden. B<strong>und</strong>esgesetzblatt Nr. 510/1994 vom 12. Juli 1994, idgF.<br />

GENTECHNIK-KENNZEICHNUNGSVERORNUNG 1998: 59. Verordnung der B<strong>und</strong>esministerin für Frauenangelegenheiten <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz über die Kennzeichnung von Erzeugnissen, die aus gentechnisch veränderten Organismen<br />

bestehen oder solche enthalten, <strong>und</strong> über weitere Angaben zu deren Inverkehrbringen (Gentechnijk-<br />

Kennzeichnungsverordnung). B<strong>und</strong>esgesetzblatt II Nr. 59/1998 vom 26. Februar 1998, i.d.g.F.<br />

METHODEN FÜR SAATGUT UND SORTEN – ANFORDERUNGEN AN DIE BESCHAFFENHEIT (2000): Methoden für Saatgut <strong>und</strong> Sorten –<br />

„Anforderungen an die Beschaffenheit <strong>und</strong> Methoden <strong>zur</strong> Bestimmung der Beschaffenheit von Saatgut“. Sorten-<br />

<strong>und</strong> Saatgutblatt 2000, 8. Jahrgang, Sondernummer 10 vom 04.05.2000, geändert im Sorten- <strong>und</strong> Saatgutblatt<br />

2001, 9. Jahrgang, Sondernummer 11, 24.08.2001, im Sorten- <strong>und</strong> Saatgutblatt 2002, 10. Jahrgang,<br />

Sondernummer 12, 21.01.2002, im Sorten- <strong>und</strong> Saatgutblatt 2002/1, 10. Jahrgang, Heft 1, 08.03.2002 <strong>und</strong> im<br />

Sorten- <strong>und</strong> Saatgutblatt 2002, 10. Jahrgang, Sondernummer 14, 13.08.2002.<br />

METHODEN FÜR SAATGUT UND SORTEN - gemäß § 5 Saatgutgesetz 1997, BGBl. I Nr. 72/1997, Änderung der Normen <strong>und</strong><br />

Verfahren <strong>zur</strong> Saatgutanerkennung betreffend die Anforderungen an den Vermehrungsbetrieb, die<br />

Vermehrungsfläche <strong>und</strong> den Feldbestand der Vermehrungsfläche bei Mais <strong>und</strong> Sorghum. Sorten- <strong>und</strong> Saatgutblatt<br />

2002, S 48, Wien, 08. März 2002.<br />

RL 76/371 EWG: Erste Richtlinie der Kommission vom 1. März 1976 <strong>zur</strong> Festlegung gemeinschaftlicher<br />

Probenahmeverfahren für die amtliche Untersuchung von Futtermitteln<br />

RL 2001/18/EG: Richtlinie 2001/18/EG des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 12. März 2001 über die<br />

absichtliche Freisetzung genetisch veränderter Organismen in die Umwelt <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Aufhebung der Richtlinie<br />

90/220/EWG des Rates - Erklärung der Kommission. Amtsblatt Nr. L 106 vom 17/04/2001 S. 0001 – 0039.<br />

RL 2002/53/EG: Richtlinie 2002/53/EG des Rates vom 13. Juni 2002 über einen gemeinsamen Sortenkatalog für<br />

landwirtschaftliche Pflanzenarten. Amtsblatt Nr. L 193 vom 20/07/2002 S. 0001 – 0011.<br />

RL 2002/55/EG: Richtlinie 2002/55/EG des Rates vom 13. Juni 2002 über den Verkehr mit Gemüsesaatgut Amtsblatt<br />

Nr. L 193 vom 20/07/2002 S. 0033 - 0059<br />

RL 2002/57/EG: Richtlinie 2002/57/EG des Rates vom 13. Juni 2002 über den Verkehr mit Saatgut von Öl- <strong>und</strong><br />

Faserpflanzen. Amtsblatt Nr. L 193 vom 20/07/2002 S. 0074 – 0097.<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 13: Literaturverzeichnis<br />

RL 2003/30/EG: Richtlinie 2003/30/EG des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 8. Mai 2003 <strong>zur</strong> Förderung<br />

der Verwendung von Biokraftstoffen oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor. Amtsblatt Nr. L<br />

123 vom 17/05/2003 S. 0042 – 0046.<br />

RL 66/402/EWG: Richtlinie 66/402/EWG des Rates vom 14. Juni 1966 über den Verkehr mit Getreidesaatgut.<br />

Amtsblatt Nr. 125 vom 11/07/1966 S. 2309 – 2319.<br />

SAATGUT-GENTECHNIK-VERORDNUNG 2001: BGBl. II Nr. 478/2001, 478. Verordnung des B<strong>und</strong>esministers für Land- <strong>und</strong><br />

Forstwirtschaft, Umwelt <strong>und</strong> Wasserwirtschaft über die Verunreinigung von Saatgut mit gentechnisch veränderten<br />

Organismen <strong>und</strong> die Kennzeichnung von GVO-Sorten <strong>und</strong> Saatgut von GVO-Sorten (Saatgut-Gentechnik-<br />

Verordnung), 21.Dezember 2001.<br />

SAATGUTGESETZ 1997: BGBl. I Nr. 72/1997, 72. B<strong>und</strong>esgesetz über die Saatgutanerkennung, die Saatgutzulassung <strong>und</strong><br />

das Inverkehrbringen von Saatgut sowie die Sortenzulassung, 11. Juli 1997 idgF.<br />

SANCO/1542/2000 Rev.: Internes Papier der Kommission (Entwurf einer Richtlinie), unter<br />

http://www.saveourseeds.org/downloads/com_inf_note_28_01_04.pdf (27.04.2005).<br />

VERBOT DES INVERKEHRBRINGENS DES GENTECHNISCH VERÄNDERTEN MAISES ZEA MAYS L., LINIE MON 810, IN ÖSTERREICH (1999):<br />

BGBl. II Nr. 175/1999, 175. Verordnung der B<strong>und</strong>esministerin für Frauenangelegenheiten <strong>und</strong><br />

Konsumentenschutz, mit der das Inverkehrbringen des gentechnisch veränderten Maises Zea Mays L., Linie MON<br />

810, in Österreich verboten wird, 10. Juni 1999.<br />

VERBOT DES INVERKEHRBRINGENS DES GENTECHNISCH VERÄNDERTEN MAISES ZEA MAYS L. T25 IN ÖSTERREICH (2000): BGBl. II Nr.<br />

120/2000, 120. Verordnung der B<strong>und</strong>esministerin für soziale Sicherheit <strong>und</strong> Generationen, mit der das<br />

Inverkehrbringen des gentechnisch veränderten Maises Zea Mays L. T25 in Österreich verboten wird, 28. April<br />

2000.<br />

VERBOT DES INVERKEHRBRINGENS VON GENTECHNISCH VERÄNDERTEM MAIS MIT DER KOMBINIERTEN VERÄNDERUNG DER<br />

INSEKTIZIDWIRKUNG DES BT-ENDOTOXIN-GENS UND ERHÖHTER TOLERANZ GEGENÜBER DEM HERBIZID GLUFOSINATAMMONIUM<br />

(1997): BGBl. II Nr. 45/1997, 45. Verordnung der B<strong>und</strong>esministerin für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Konsumentenschutz, mit<br />

der das Inverkehrbringen von gentechnisch verändertem Mais mit der kombinierten Veränderung der<br />

Insektizidwirkung des BT-Endotoxin-Gens <strong>und</strong> erhöhter Toleranz gegenüber dem Herbizid Glufosinatammonium<br />

verboten wird, 13. Februar 1997.<br />

VO (EG) NR. 258/97: Verordnung (EG) Nr. 258/97 des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 27. Januar 1997<br />

über neuartige Lebensmittel <strong>und</strong> neuartige Lebensmittelzutaten, Amtsblatt Nr. L 43/1 vom 14/02/1997.<br />

VO (EG) Nr. 882/2004 des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 29. April 2004 über amtliche Kontrolle <strong>zur</strong><br />

Überprüfung der Einhaltung des Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelrechts sowie der Bestimmung über Tierges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Tierschutz.<br />

VO (EG) NR. 641/2004: Verordnung (EG) Nr. 641/2004 der Kommission vom 06. April 2004 mit<br />

Durchführungsbestimmungen <strong>zur</strong> Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates<br />

hinsichtlich des Antrags auf Zulassung neuer genetisch veränderter Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel, der Meldung<br />

bestehender Erzeugnisse <strong>und</strong> des zufällligen oder technisch unvermeidbaren Vorhandenseins genetisch<br />

veränderten Materials, zu dem die Risikobewertung befürwortend ausgefallen ist, Amtsblatt Nr. L 102/14 vom<br />

07/04/2004.<br />

VO (EG) NR. 1515/2004: Verordnung (EG) Nr. 1515/2004 vom 26. August 2004 <strong>zur</strong> Änderung der Verordnung (EG)<br />

Nr. 2295/2003 mit Durchführungsbestimmungen <strong>zur</strong> Verordnung (EWG) Nr. 1907/90 des Rates über bestimmte<br />

Vermarktungsnormen für Eier, Amtsblatt Nr. L 278/7 vom 27/08/2004.<br />

VO (EG) NR. 1782/2003: Verordnung (EG) Nr. 1782/2003 des Rates vom 29. September 2003 mit gemeinsamen<br />

Regeln für Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik <strong>und</strong> mit bestimmten Stützungsregelungen<br />

für Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Änderung der Verordnungen (EWG) Nr. 2019/93, (EG) Nr.<br />

1452/2001, (EG) Nr. 1453/2001, (EG) Nr. 1454/2001, (EG) Nr. 1868/94, (EG) Nr. 1251/1999, (EG) Nr.<br />

1254/1999, (EG) Nr. 1673/2000, (EWG) Nr. 2358/71 <strong>und</strong> (EG) Nr. 2529/2001. Amtsblatt Nr. L 270 vom<br />

21/10/2003, S. 0001-0069, berichtigt in Amtsblatt Nr. L 094 vom 31/03/2004, S. 0070-0070.<br />

VO (EG) NR. 1829/2003: Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 22.<br />

September 2003 über genetisch veränderte Lebensmittel <strong>und</strong> Futtermittel, Amtsblatt Nr. L 268/1 vom<br />

18/10/2003.<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Kapitel 13: Literaturverzeichnis<br />

VO (EG) NR. 1830/2003: Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 22.<br />

September 2003 über die Rückverfolgbarkeit <strong>und</strong> Kennzeichnung von genetisch veränderten Organismen <strong>und</strong><br />

über die Rückverfolgbarkeit von aus genetisch veränderten Organismen hergestellten Lebensmitteln <strong>und</strong><br />

Futtermitteln sowie <strong>zur</strong> Änderung der Richtlinie 2001/18/EG, Amtsblatt Nr. L 268/24 vom 18/10/2003.<br />

VO (EWG) NR. 1907/90: Verordnung (EWG) Nr. 1907/90 vom 26. Juni 1990 über bestimmte Vermarktungsnormen für<br />

Eier, Amtsblatt Nr. L 173/5 vom 26/06/1990.<br />

VO (EG) NR. 1973/2004: Verordnung (EG) Nr. 1973/2004 der Kommission vom 29. Oktober 2004 mit<br />

Durchführungsvorschriften zu der Verordnung (EG) Nr. 1782/2003 des Rates hinsichtlich der Stützungsregelungen<br />

nach Titel IV <strong>und</strong> IVa der Verordnung <strong>und</strong> der Verwendung von Stilllegungsflächen für die Erzeugung von<br />

Rohstoffen. Amtsblatt Nr. L 345 vom 20/11/2004, S. 0001-0084.<br />

VO (EWG) Nr. 2092/1991: Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 des Rates vom 24. Juni 1991 ueber den oekologischen<br />

Landbau <strong>und</strong> die entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse <strong>und</strong> Lebensmittel. Amtsblatt<br />

Nr. L 198 vom 22/07/1991 S. 0001 – 0015.<br />

VO (EG) NR. 2295/2003: Verordnung (EG) Nr. 2295/2003 der Kommission vom 23. Dezember 2003 mit<br />

Durchführungsvorschriften <strong>zur</strong> Verordnung (EWG) Nr. 1907/90 des Rates über bestimmte Vermarktungsnormen<br />

für Eier, Amtsblatt Nr. L 340/16 vom 24/12/2003.<br />

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Tabellenverzeichnis<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 2-1: Zusammenfassung der verschiedenen gesetzlichen Rahmenbedingungen für „gentechnikfreie“ oder<br />

„GVO-freie“ Futtermittel-Ausgangserzeugnisse <strong>und</strong> Futtermittelzusatzstoffe.................................................15<br />

Tabelle 2-2: Zusammenfassung der wichtigsten vertraglichen Rahmenbedingungen von österreichischen <strong>und</strong> einigen<br />

ausländischen Gütesiegelprogrammen......................................................................................................20<br />

Tabelle 3-1: Sojabohnenproduktion - weltweit ...................................................................................................22<br />

Tabelle 3-2: Sojabohnenanbau <strong>und</strong> -produktion – Europa...................................................................................22<br />

Tabelle 3-3 : Mittelfristige Entwicklung der Sojabohnenproduktion ......................................................................23<br />

Tabelle 3-4: Maisproduktion - weltweit..............................................................................................................23<br />

Tabelle 3-5: Maisanbau <strong>und</strong> -produktion - Europa..............................................................................................24<br />

Tabelle 3-6: Mittelfristige Entwicklung der Maisproduktion ..................................................................................24<br />

Tabelle 3-7: Rapsproduktion – weltweit ...........................................................................................................24<br />

Tabelle 3-8: Rapsanbau <strong>und</strong> -produktion in Europa ............................................................................................25<br />

Tabelle 3-9: Mittelfristige Entwicklung der Rapsproduktion .................................................................................25<br />

Tabelle 3-10: Weizenproduktion - weltweit........................................................................................................25<br />

Tabelle 3-11: Weizenanbau <strong>und</strong> -produktion in Europa.......................................................................................26<br />

Tabelle 3-12: Mittelfristige Entwicklung der Weizenproduktion ............................................................................26<br />

Tabelle 3-13: Gerstenproduktion - weltweit .......................................................................................................26<br />

Tabelle 3-14: Gerstenanbau <strong>und</strong> -produktion in Europa ......................................................................................27<br />

Tabelle 3-15: Mittelfristige Entwicklung der .......................................................................................................27<br />

Tabelle 3-16: Kartoffelanbau <strong>und</strong> –produktion in Europa ....................................................................................28<br />

Tabelle 3-17: Futtererbsenanbau <strong>und</strong> –produktion in Europa ..............................................................................28<br />

Tabelle 3-18: Ackerbohnenanbau <strong>und</strong> –produktion in Europa..............................................................................28<br />

Tabelle 3-19: Lupinenanbau <strong>und</strong> –produktion in Europa .....................................................................................28<br />

Tabelle 3-20: Anbau- <strong>und</strong> Produktionsdaten ausgesuchter Kulturarten für Futtermittelzwecken..............................29<br />

Tabelle 3-21: Versorgungsbilanzen 2002/2003, Hülsenfrüchte <strong>und</strong> Ölfrüchte.......................................................30<br />

Tabelle 3-22: Prognose der benötigten Biokraftstoffmengen auf Basis einer Umsetzung der Ziele entsprechend der<br />

Kraftstoffverordnung ..............................................................................................................................32<br />

Tabelle 3-23: Prognose des Anfalls von Nebenprodukten der Biodiesel- <strong>und</strong> Bioethanolproduktion auf Basis einer<br />

Umsetzung der Ziele entsprechend der Kraftstoffverordnung......................................................................33<br />

Tabelle 3-24: Aufkommen von Rohprotein in Österreich (2004)...........................................................................34<br />

Tabelle 3-25: Freisetzungsanträge der ..............................................................................................................35<br />

Tabelle 3-26: Anzahl der gestellten Freisetzungsanträge: Auswahl einiger Kulturen unterteilt in Eigenschaften ........36<br />

Tabelle 3-27: Die Verbreitung von GV-Sojabohne im Jahr 2003...........................................................................39<br />

Tabelle 3-28: Die Verbreitung von GV-Sojabohne im Jahr 2004...........................................................................41<br />

Tabelle 3-29: Die Verbreitung von GV-Mais im Jahr 2003....................................................................................42<br />

Tabelle 3-30: Die Verbreitung von GV-Mais im Jahr 2004....................................................................................44<br />

Tabelle 3-31: Die Verbreitung von GV-Raps im Jahr 2003 ...................................................................................45<br />

Tabelle 3-32: Die Verbreitung von GV-Raps im Jahr 2004 ...................................................................................45<br />

Tabelle 3-33: Gesamtimport in die EU 15 von Sojabohnen <strong>und</strong> Sojaextraktionsschrot (umgerechnet in<br />

Sojabohnenäquivalente) in den Jahren 1999 bis 2003................................................................................47<br />

Tabelle 3-34: Der Import von Sojabohnen <strong>und</strong> SES der EU 15 von 1999 bis 2003 aus den drei GVO-<br />

Hauptanbauländern................................................................................................................................47<br />

Tabelle 3-35: Import an Sojabohnen <strong>und</strong> Sojaextraktionsschrot (SES) nach Österreich von 1999 bis 2003 ..............49<br />

Tabelle 3-36: Maisimport (inklusive Saatgut) der EU 15 aus Ländern mit GVO - Anbau von 1998 bis 2003 ..............50<br />

Tabelle 3-37: Maisimport in die EU 15 von 1998 bis 2003 ...................................................................................50<br />

Tabelle 3-38: Raps-/Rübsen-saatimport der EU 15 .............................................................................................51<br />

Tabelle 3-39: Raps-/Rübsenimport in die EU 15 von 1999 bis 2003 .....................................................................52<br />

Tabelle 3-40: Theoretisch verfügbare Menge an „GVO-freiem“ Sojabohnen ..........................................................55<br />

Tabelle 3-41: Schätzung der mittelfristigen........................................................................................................57<br />

Tabelle 4-1: Fragebogen-Verwenden Sie “GVO-freien“ SES? ...............................................................................62<br />

Tabelle 4-2: Fragebogen-Welche Höchstmenge an „GVO-freiem“ SES können Sie umschlagen? .............................63<br />

Tabelle 4-3: Fragebogen-Wie lange kann „GVO-freie“ SES-Menge garantiert werden? ...........................................64<br />

Tabelle 4-4: Fragebogen - Wie lange kann „GVO-freie“ SES-Menge oder mögliche Höchstmenge an „GVO-frei“ SES<br />

(Kreuztabelle) garantiert werden .............................................................................................................65<br />

Tabelle 4-5: Fragebogen-Produzieren Sie „GVO-freies“ Futter?............................................................................66<br />

Tabelle 4-6: Fragebogen - Welche Menge an zusätzlichem Rapsschrot können Sie pro Jahr auftreiben?..................67<br />

Tabelle 4-7: Fragebogen-Welche Menge an zusätzlichem Sonnenblumenschrot können Sie pro Jahr auftreiben? .....67<br />

Tabelle 4-8: Zusammenfassung <strong>zur</strong> Fragebogenauswertung betreffend Verfügbarkeit, des Zeitraumes für die<br />

Beschaffung, der Qualität <strong>und</strong> der potentiellen Preisanpassungen bei Sojaextraktionsschrot (SES) (Stand<br />

28.4.2005) ............................................................................................................................................69<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 4-9: Übersicht über importierte Aminosäuremengen nach Österreich <strong>und</strong> derzeitiger Anteil von „mit“ <strong>und</strong><br />

„ohne GVM“ in den Produktionsprozessen.................................................................................................71<br />

Tabelle 4-10: Geschätzter Vitaminbedarf in Tonnen pro Jahr für den gesamten Tierernährungsbereich in Österreich<br />

............................................................................................................................................................72<br />

Tabelle 4-11: Einschätzung der derzeitigen Situation, der mittelfristigen <strong>und</strong> langfristigen Verfügbarkeit von<br />

Vitaminen, die chemisch-synthetisch oder aus GVM hergestellt werden:.....................................................73<br />

Tabelle 4-12: Abschätzung der derzeitigen, mittelfristigen <strong>und</strong> langfristigen Verfügbarkeit von „GVO-freien“<br />

Rohstoffen oder Futtermittel-Ausgangserzeugnissen (v.a. SES, Mais, Raps) in Österreich..............................76<br />

Tabelle 4-13: Abschätzung der derzeitigen, mittelfristigen <strong>und</strong> langfristigen Verfügbarkeit von „GVO-frei“ oder<br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> hergestellten Zusatzstoffen (wie Vitamine, Enzyme <strong>und</strong> Mikroorganismen, sowie Aminosäuren)<br />

in Österreich..........................................................................................................................................77<br />

Tabelle 4-14: Rohproteinwerte <strong>und</strong> Aminosäuregehalte von SES <strong>und</strong> einzelner SES-Substitute in % .......................81<br />

Tabelle 4-15: Abdeckung des Rohproteingehaltes <strong>und</strong> Aminosäuregehaltes im Vergleich mit SES..........................82<br />

Tabelle 4-16: Maximale Einsatzgrenzen in % bzw. kg für alternative, heimische Pflanzen in der Ration (vgl.<br />

Wetscherek, 1993; SHURSON, 2004 <strong>und</strong> s.a)............................................................................................85<br />

Tabelle 4-17: BETRACHTUNG <strong>und</strong> RESÜMEE der Machbarkeit zu den Anforderungen der Ernährungsphysiologie,<br />

derzeitiger Verfügbarkeit <strong>und</strong> gesetzlichen Rahmenbedingungen (ohne ökonomische Bewertung) unter<br />

Berücksichtigung der Anforderungen nicht kennzeichnungspflichtiger Rohstoffe gemäß VO(EG) 1829/2003 <strong>und</strong><br />

der Anforderungen der österreichischen Codex-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> von <strong>„gentechnikfrei“</strong> .......................90<br />

Tabelle 5-1: Ausgewählte Beispiele für höchstzulässige Partiegewichte <strong>und</strong> kleinste <strong>zur</strong> Prüfung einzusendende<br />

Gewichte ...............................................................................................................................................94<br />

Tabelle 5-2: Mindestanzahl der zu entnehmenden Erstproben bei Saatgut............................................................95<br />

Tabelle 6-1: Probenziehungsorte <strong>und</strong> Analyseergebnisse .................................................................................. 107<br />

Tabelle 6-2: Beschreibung Ablaufdiagramme ................................................................................................... 110<br />

Tabelle 6-3: Empfehlung der Probenahmen mit Kontrolldichte: ......................................................................... 124<br />

Tabelle 7-1: Fragebogen-Qualitative Angaben zu möglichen Mehrkosten durch die Futtermittelindustrie in Österreich<br />

.......................................................................................................................................................... 130<br />

Tabelle 7-2: Fragebogen-Wie hoch schätzen Sie eine Preissteigerung bei Mischfutter aufgr<strong>und</strong> des Einsatzes von<br />

„GVO-freiem“ SES ein? ......................................................................................................................... 131<br />

Tabelle 8-1: Überblick <strong>und</strong> Beschreibung zu den betrachteten Modellrationen .................................................... 136<br />

Tabelle 8-2: Übersichtsdarstellung über die Entstehung der Futtermittelrationen unter Berücksichtigung der 5 Modell-<br />

Varianten, gemäß Vorgabe aus dem Leistungsverzeichnis <strong>zur</strong> Studie......................................................... 139<br />

Tabelle 9-1: Anfallende Kosten <strong>und</strong> deren Berücksichtigung in der Berechnung der Futterdifferenzkosten............. 147<br />

Tabelle 9-2: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Milchviehbetriebs ............................................... 148<br />

Tabelle 9-3: Differenzkostenen je kg Milch im Qualitätsprogramm bei einem durchschnittlichen österreichischen<br />

Milchviehbetrieb................................................................................................................................... 151<br />

Tabelle 9-4: Milchmengen, die <strong>zur</strong> Erzeugung einzelner Milchprodukte benötigt werden ...................................... 152<br />

Tabelle 9-5: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Rindermastbetriebs auf Basis ganzer Schlachtkörper<br />

(d.h. inklusive Knochen, Abschnitte etc.) ................................................................................................ 152<br />

Tabelle 9-6: Differenzkosten je kg Rindfleisch im Qualitätsprogramm auf Basis ganzer Schlachtkörper (d.h. inklusive<br />

Knochen, Abschnitte etc.) ..................................................................................................................... 155<br />

Tabelle 9-7: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Schweinemastbetriebs auf Basis ganzer<br />

Schlachtkörper (d.h. inklusive Knochen, Abschnitte etc.).......................................................................... 155<br />

Tabelle 9-8: Differenzkosten je kg Schweinefleisch im Qualitätsprogramm auf Basis ganzer Schlachtkörper (d.h.<br />

inklusive Knochen, Abschnitte etc.)........................................................................................................ 160<br />

Tabelle 9-9: Ausschnitt aus einer durchschnittlichen Schnittliste einer Schweinehälfte ......................................... 160<br />

Tabelle 9-10: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Legehennenbetriebs......................................... 160<br />

Tabelle 9-11: Differenzkosten je Ei im Qualitätsprogramm ................................................................................ 166<br />

Tabelle 9-12: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Hühnermastbetriebs......................................... 166<br />

Tabelle 9-13: Differenzkosten je kg Hühnerfleisch im Qualitätsprogramm auf Basis ganzer Geflügelschlachtkörper 169<br />

Tabelle 9-14: Leistung eines durchschnittlichen österreichischen Putenmastbetriebs ........................................... 169<br />

Tabelle 9-15: Differenzkosten je kg Putenfleisch im Qualitätsprogramm............................................................. 172<br />

Tabelle 9-16: Akkreditierte Biokontrollstellen in Österreich................................................................................ 172<br />

Tabelle 9-17: Anteilige Kontrollkosten je produzierter Einheit <strong>und</strong> je Tier ........................................................... 173<br />

Tabelle 9-18: Futterverbrauch in Österreich..................................................................................................... 181<br />

Tabelle 10-1: Fragebogen-Welcher Umstellungszeitraum ist notwendig, um „GVO-frei“ oder <strong>„gentechnikfrei“</strong><br />

produzieren zu können?........................................................................................................................ 189<br />

Tabelle 10-2: Fragebogen-Wie hoch müsste die Nachfrage für eine rentable„GVO-freie“ oder „gentechnikfreie“<br />

Produktion sein? .................................................................................................................................. 190<br />

Tabelle 11-1: Warenfluss <strong>und</strong> Warenflusstrennung (nach WENK et al.2001, 37; abgeändert durch <strong>AGES</strong>)............. 193<br />

Tabelle 11-2: Gesetzliche Rahmenbedingungen betreffend Bienenprodukte <strong>und</strong> GVO hinsichtlich <strong>Auslobung</strong><br />

<strong>„gentechnikfrei“</strong> ................................................................................................................................... 217<br />

Tabelle 11-3: Bienen-Sammelgebiet bei unterschiedlichem Flugradius ............................................................... 221<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 11-4: Vorkommen von Mais-, Sonnenblumen- <strong>und</strong> Rapspollen in Honig (persönliche Mitteilung H. HEIGL,<br />

<strong>AGES</strong>- Institut für Bienenk<strong>und</strong>e) ............................................................................................................ 222<br />

Tabelle 11-5: Vorkommen von Mais, Sonnenblumen- <strong>und</strong> Cruciferae-Pollen in Kärntner Honigen des Jahres 2004<br />

(Mag. Angelika SIEDLER, unveröffentlichte, schriftl. Mitteilung 2005, Kärntner Imkerschule) ......................... 222<br />

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Abbildungsverzeichnis<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 2-1: Die Rechtslage in der EU <strong>und</strong> in Österreich bezüglich GVO im Bereich Saatgut <strong>und</strong> Landwirtschaft....8<br />

Abbildung 2-2: Die Rechtslage in der EU <strong>und</strong> in Österreich bezüglich GVO im Bereich Futtermittel..........................10<br />

Abbildung 2-3: Die Rechtslage in der EU <strong>und</strong> in Österreich bezüglich GVO im Bereich tierischer Lebensmittel..........12<br />

Abbildung 3-1: Sojabohnenproduktion – weltweit, Quelle TOEPFER INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong>.................22<br />

Abbildung 3-2: Maisproduktion – weltweit, Quelle TOEPFER INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong>..........................23<br />

Abbildung 3-3: Rapsproduktion – weltweit, Quelle TOEPFER INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong> .........................24<br />

Abbildung 3-4: Weizenproduktion – weltweit, Quelle TOEPFER INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong>......................25<br />

Abbildung 3-5: Gerstenproduktion - weltweit, Quelle: TOEPFER INTERNATIONAL 2004, Darstellung <strong>AGES</strong> .....................26<br />

Abbildung 3-6: Freisetzungsanträge nach Eigenschaften.....................................................................................36<br />

Abbildung 3-7: Die Flächenanteile von GV-Sojabohne im Jahr 2003.....................................................................40<br />

Abbildung 3-8: Aufteilung der weltweiten Produktion von gentechnisch veränderten Sojabohnen im Jahr 2003 .......40<br />

Abbildung 3-9: Die Flächenanteile von GV-Sojabohne im Jahr 2004.....................................................................41<br />

Abbildung 3-10: Die Flächenanteile von GV-Mais im Jahr 2003............................................................................43<br />

Abbildung 3-11: Aufteilung der weltweiten Produktion von genetisch verändertem Mais im Jahr 2003 ...................43<br />

Abbildung 3-12: Die Flächenanteile von GV-Mais im Jahr 2004............................................................................44<br />

Abbildung 3-13: Maisimport der EU 15 von 1998 bis 2003 ..................................................................................50<br />

Abbildung 3-14: Maisimport (inklusive Saatgut) nach Österreich zwischen 1999 bis 2003 aus/über die Länder der EU<br />

............................................................................................................................................................51<br />

Abbildung 3-15: Raps-/Rübsen-saatimport der EU15 von 1999 bis 2003 ..............................................................52<br />

Abbildung 3-16: Rapsimport von 1999 bis 2003 nach Österreich .........................................................................53<br />

Abbildung 3-17: Die Entwicklung des weltweiten GVO-Sojabohnenanbaus von 1997 bis 2004...............................55<br />

Abbildung 3-18: Schätzung der mittelfristigen Entwicklung der Anbauflächen von (GV-)Sojabohnen, weltweit .........57<br />

Abbildung 4-1: Fragebogen-Verwenden Sie „GVO-freien“ SES? ...........................................................................62<br />

Abbildung 4-2: Fragebogen-Welche Höchstmenge an „GVO-...............................................................................63<br />

Abbildung 4-3: Fragebogen - Wie lange kann „GVO-freie“ SES-...........................................................................65<br />

Abbildung 4-4: Fragebogen - Produzieren Sie „GVO-freies“ Futter?......................................................................66<br />

Abbildung 4-5: Fragebogen-Welche Menge an zusätzlichem................................................................................67<br />

Abbildung 4-6: Fragebogen-Welche Menge an...................................................................................................68<br />

Abbildung 6-1: Supply Chain vom Anbau des Rohstoffs/Futtermittelausgangserzeugnisses bis zum Lebensmittel<br />

tierischer Herkunft bzw. Konsum. .......................................................................................................... 105<br />

Abbildung 6-2: Sojabohnen-Wege vom Sojabohnen-Produzenten bis zum tierhaltenden Landwirt......................... 109<br />

Abbildung 6-3: Kritische Verschleppungs- <strong>und</strong> Verunreinigungspunkte in der Supply Chain .................................. 111<br />

Abbildung 6-4: Flussdiagramm Sammelstelle, Transport <strong>und</strong> Zwischenlagerstelle................................................ 115<br />

Abbildung 6-5: Flussdiagramm Futtermittelwerk .............................................................................................. 116<br />

Abbildung 6-6: Flussdiagramm Selbstmischer .................................................................................................. 118<br />

Abbildung 6-7: Flussdiagramm Eierproduktion ................................................................................................. 119<br />

Abbildung 6-8: Flussdiagramm Geflügelmast ................................................................................................... 120<br />

Abbildung 6-9: Flussdiagramm Schweinemast ................................................................................................. 121<br />

Abbildung 6-10: Flussdiagramm Milchproduktion ............................................................................................. 122<br />

Abbildung 7-1: Fragebogen-Wie hoch schätzen Sie eine Preissteigerung ............................................................ 132<br />

Abbildung 7-2: Fragebogen-Wie hoch schätzen Sie eine Verteuerung ................................................................ 133<br />

Abbildung 7-3: Fragebogen - Wie hoch schätzen Sie eine Verteuerung ............................................................. 133<br />

Abbildung 7-4: Fragebogen-Wie hoch schätzen Sie eine Verteuerung ................................................................ 134<br />

Abbildung 9-1:Teile der Wertschöpfungskette in denen Differenzkosten aufgezeigt werden ................................. 141<br />

Abbildung 9-2: Preise für Eiweißprodukte <strong>zur</strong> Futtermittelherstellung in den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004 ..................... 144<br />

Abbildung 9-3: Kraftfutterdifferenzkosten bei 20 kg Milchleistung je Tag............................................................ 149<br />

Abbildung 9-4: Kraftfutterdifferenzkosten bei 35 kg Milchleistung je Tag............................................................ 150<br />

Abbildung 9-5: Kraftfutterdifferenzkosten je Maststier bei Gr<strong>und</strong>futterbasis Maissilage ........................................ 153<br />

Abbildung 9-6: Kraftfutterdifferenzkosten je Maststier mit entsprechendem Qualitätszuschlag bei Gr<strong>und</strong>futterbasis<br />

Maissilage............................................................................................................................................ 154<br />

Abbildung 9-7: Futterdifferenzkosten, inkl. Ferkelaufzucht, bei Schweinemast mit Maiskornsilage (Eigenmischung) 156<br />

Abbildung 9-8: Futterdifferenzkosten, inkl. Ferkelaufzucht, bei Schweinemast mit Zukauffutter (Industriemischung)<br />

.......................................................................................................................................................... 157<br />

Abbildung 9-9: Futterdifferenzkosten je Mastschwein im Qualitätsprogramm, inkl. Ferkelaufzucht, bei.................. 158<br />

Abbildung 9-10: Futterdifferenzkosten je Mastschwein im Qualitätsprogramm, inkl. Ferkelaufzucht, bei ................ 159<br />

Abbildung 9-11: Futterdifferenzkosten je Ei bei Bodenhaltung........................................................................... 162<br />

Abbildung 9-12: Futterdifferenzkosten je Ei bei Freilandhaltung ........................................................................ 163<br />

Abbildung 9-13: Futterdifferenzkosten je Ei im Qualitätsprogramm bei Bodenhaltung.......................................... 164<br />

Abbildung 9-14: Futterdifferenzkosten je Ei im Qualitätsprogramm bei Freilandhaltung ....................................... 165<br />

Abbildung 9-15: Futterdifferenzkosten je Masthuhn.......................................................................................... 167<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 9-16: Futterdifferenzkosten je Masthuhn im Qualitätsprogramm ........................................................ 168<br />

Abbildung 9-17: Futterdifferenzkosten je Mastpute .......................................................................................... 170<br />

Abbildung 9-18: Futterdifferenzkosten je Mastpute im Qualitätsprogramm ......................................................... 171<br />

Abbildung 9-19: Anteil von Hofmischung <strong>und</strong> Fertigfutter nach Tierarten ........................................................... 176<br />

Abbildung 9-20: Viehbestand Rinder (ohne Kühe) ............................................................................................ 177<br />

Abbildung 9-21: Futterverbrauch Rinder (ohne Kühe) in t ................................................................................. 178<br />

Abbildung 9-22: Viehbestand Kühe................................................................................................................. 178<br />

Abbildung 9-23: Futterverbrauch Kühe in t ...................................................................................................... 179<br />

Abbildung 9-24: Viehbestand Schweine........................................................................................................... 179<br />

Abbildung 9-25: Futterverbrauch Schweine in t................................................................................................ 180<br />

Abbildung 9-26: Viehbestand Geflügel ............................................................................................................ 180<br />

Abbildung 9-27: Futterverbrauch Geflügel in t ................................................................................................. 181<br />

Abbildung 9-28: Viehbestände <strong>und</strong> Futtermittelnachfrage in den einzelnen B<strong>und</strong>esländern .................................. 184<br />

Abbildung 10-1: Fragebogen- Möglichkeit für eine geschlossene Produktionsschiene........................................... 188<br />

Abbildung 10-2: Fragebogen- Planenungsvorhaben einer geschlossenen Produktionsschiene ............................... 188<br />

Abbildung 10-3: Fragebogen- Umstellungszeitraum ist ..................................................................................... 189<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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Abkürzungsverzeichnis<br />

<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Auslobung</strong> <strong>„gentechnikfrei“</strong> <strong>und</strong> Vermeidung von GVO bei Lebensmittel<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzung Erklärung<br />

AS Aminosäure<br />

bp base pairs (Basenpaare)<br />

Bt-maize Bacillus thuringiensis toxin-maize<br />

chem.-synth. chemisch-synthetisch<br />

DNA deoxyribonucleic acid<br />

DNS Desoxyribonukleinsäure<br />

ELISA enzyme-linked immunosorbent assay<br />

epsps-(Gen) 5-Enolpyruvylshikiminat-3-Phosphat-Synthetase-(Gen)<br />

ETH Zürich Eidgenössische Technische Hochschule Zürich<br />

GIT-Trakt Gastrointestinaltrakt<br />

GM Gentechnisch modifiziert / genetically modified<br />

GMO genetically modified organism<br />

GV Gentechnisch verändert<br />

GVM gentechnisch veränderte Mikroorganismen<br />

GVO Gentechnisch veränderter Organismus<br />

I.P. identity preservation<br />

PCR polymerase chain reaction (Polymerase-Kettenreaktion)<br />

QM Qualitätsmanagement<br />

QS Qualitätssicherung<br />

- N - keine Daten verfügbar<br />

s.a. sine annum<br />

SES Sojaextraktionsschrot<br />

syn. Synthetisch<br />

Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit GmbH<br />

www.ages.at<br />

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