Dauerschach 99 - Schachfreunde Schwarz-Weiss Merzhausen
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<strong>Schachfreunde</strong> <strong>Schwarz</strong>-Weiß <strong>Merzhausen</strong> e.V. 47<br />
alt sind) einen phantasievollen und lebendigen Zugang zum Spiel<br />
vermitteln kann, ohne dabei theoretische Grundlagen zu vernachlässigen.<br />
So kam ich auf die Idee, eine Übungsaufgabe zu konzipieren und diese in<br />
eine kleine Geschichte einzubetten. In der Praxis sah das dann wie folgt<br />
aus: Ich hatte den Kindern die entsprechende Aufgabe bereits in der Stunde<br />
zuvor (ohne Geschichte) zur Bearbeitung gegeben. Bei der<br />
Lösungsbesprechung in der Folgestunde kündigte ich an, dass es zu eben<br />
jener Aufgabe eine kleine Geschichte gebe. Diese erzählte ich dann den<br />
Kindern, wobei zeitgleich die schachliche Handlungsabfolge – in Gestalt<br />
der Lösungen nämlich – auf dem Demobrett visualisiert wurde.<br />
Ich hatte den Eindruck, dass die Kinder von dieser Art der Darstellung<br />
profitierten: Es folgte eine lebhafte Diskussion, die Kinder wollten ganz<br />
genau wissen, wie es zum Ergebnis kam und ob es nicht doch noch einen<br />
anderen Ausweg gegeben hätte. Der Nachteil dieser Darstellungsweise ist<br />
offenkundig: Es kostet Zeit und Mühe, sich Übungsaufgaben mit dazu<br />
passender Handlung auszudenken; als gelegentliches Schmankerl scheint<br />
es mir aber durchaus praktikabel.<br />
Doch nun zur Geschichte, die den altbekannten Schachspruch als Titel<br />
trägt:<br />
„Weiß beginnt und <strong>Schwarz</strong> gewinnt!“<br />
An einem Schachturnier für junge Nachwuchstalente nahm Ron teil, ein<br />
11-jähriger Junge, der schon viele Spiele gewonnen und dabei ziemlich<br />
großes Selbstvertrauen getankt hatte. Die nächste Runde stand kurz bevor,<br />
Ron setzte sich siegessicher ans Brett und strahlte dabei mit seinen<br />
knuffigen roten Pausbacken, so dass man fast hätte meinen können, er habe<br />
am Morgen Glühbirnen gefrühstückt. Da kam ein 10-jähriges Mädchen auf<br />
ihn zu, setzte sich ihm gegenüber und sagte: „Hallo du, ich bin Miri und<br />
wir spielen jetzt gegeneinander“. Ron traute seinen Augen kaum. Als er<br />
sich wieder gefasst hatte, entfuhr es ihm: „Was? Ich muss gegen dich<br />
spielen? Oh man, wie öde und langweilig!“. Er seufzte dabei so laut, dass<br />
<strong>Dauerschach</strong> 3/ 2011