forum@steinerschule.ch - Rudolf Steiner Schulen der Schweiz
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Inhalt<br />
Pausen –<br />
Spielplätze für individuelle<br />
Bedürfnisse 2<br />
Die Mittagspause –<br />
ein Fenster zur Welt 5<br />
Pausen –<br />
ein Lebensphänomen 8<br />
Pausenplatzgestaltung –<br />
ein Thema mit Tiefgang 10<br />
Neu: Anthroposophis<strong>ch</strong>e<br />
Lehrerbildung mit s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong><br />
anerkanntem Lehrerdiplom 12<br />
Pausen s<strong>ch</strong>affen Integration 13<br />
Arbeitswelterfahrung<br />
dank Unterri<strong>ch</strong>tspausen 15<br />
Adressauskunft<br />
für Klassenzusammenkunft<br />
Adressän<strong>der</strong>ungen<br />
bitte an:<br />
Doris Blös<strong>ch</strong>, S<strong>ch</strong>ützengasse 134<br />
2502 Biel<br />
E-Mail: <strong>forum@steiners<strong>ch</strong>ule</strong>.<strong>ch</strong><br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft <strong>der</strong><br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ulen in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
und Lie<strong>ch</strong>tenstein<br />
Adresse<br />
forum RSS, Wassergasse 8<br />
4310 Rheinfelden<br />
E-Mail: <strong>forum@steiners<strong>ch</strong>ule</strong>.<strong>ch</strong><br />
Redaktion/Inserate<br />
Roland Muff<br />
Grafis<strong>ch</strong>e Gestaltung<br />
we<strong>ch</strong>lin@gmx.de<br />
Adressverwaltung<br />
Doris Blös<strong>ch</strong>, S<strong>ch</strong>ützengasse 134<br />
2502 Biel<br />
Druck<br />
Tanner AG, 3550 Langnau i. E.<br />
Ers<strong>ch</strong>einungsweise<br />
Einmal jährli<strong>ch</strong><br />
© Mai 2010<br />
<strong>forum@steiners<strong>ch</strong>ule</strong>.<strong>ch</strong><br />
Editorial<br />
Chère Lectrice, <strong>ch</strong>er Lecteur<br />
Cara Lettrice, caro Lettore<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
forum 2010 I 1<br />
Voilà le forum dans sa 10ème édition! Vous trouverez la traduction française<br />
à partir du mois d’août sous www.steiners<strong>ch</strong>ule.<strong>ch</strong>.<br />
Ecco la 10ma edizione del forum! A partire dal mese di agosto troverete<br />
la traduzione italiana su www.steiners<strong>ch</strong>ule.<strong>ch</strong>.<br />
Als Plattform für die Beziehungspflege zu den Ehemaligen und als<br />
Resonanzorgan für die S<strong>ch</strong>ulen ers<strong>ch</strong>eint das Forum in seiner 10. Ausgabe.<br />
Was hat Ihre S<strong>ch</strong>ulzeit mehr geprägt: Dozierende Lehrer/innen o<strong>der</strong> Erlebnisse<br />
auf dem Pausenplatz? So paus<strong>ch</strong>al wie diese Frage wird hoffentli<strong>ch</strong> die Antwort<br />
ni<strong>ch</strong>t ausfallen. Deutli<strong>ch</strong> wird aber: Unterri<strong>ch</strong>tskultur alleine rei<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t – Pausenkultur<br />
gehört genau so zu einer lebensgemässen Pädagogik.<br />
Leistungsorientierung, Leistungswettbewerb stehen in unserem tägli<strong>ch</strong>en Umfeld<br />
in Beruf, Studium, S<strong>ch</strong>ule immer mehr im Vor<strong>der</strong>grund. S<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>e Phantasie,<br />
Kraft zur tägli<strong>ch</strong>en Arbeit entspringen an<strong>der</strong>en Quellen. Alle Lebensprozesse,<br />
au<strong>ch</strong> die Bildungsprozesse von Kin<strong>der</strong>n und Jugendli<strong>ch</strong>en verlaufen ni<strong>ch</strong>t<br />
linear und lassen si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer festma<strong>ch</strong>en und definieren. Ein rhythmis<strong>ch</strong>er<br />
We<strong>ch</strong>sel zwis<strong>ch</strong>en zielorientiertem Output und Ges<strong>ch</strong>ehenlassen, zwis<strong>ch</strong>en Konzentration<br />
und Entspannung ist so elementar notwendig, wie das Auss<strong>ch</strong>naufen<br />
na<strong>ch</strong> dem Einatmen, wie Traum und S<strong>ch</strong>laf na<strong>ch</strong> anstrengendem Wa<strong>ch</strong>en.<br />
Unwägbares ges<strong>ch</strong>ieht gerade in Pausen – kleine Erlebnisse entfalten hier oft<br />
grosse Wirkungen – zum Beispiel im Sozialen. Dass das Thema Pause ganz<br />
s<strong>ch</strong>ön vielfältig sein kann, versu<strong>ch</strong>en wir in dieser Ausgabe des Forum aufzu-<br />
zeigen.<br />
S<strong>ch</strong>atzsu<strong>ch</strong>e im Steinhaufen, ein Rinden- o<strong>der</strong> Prügelplatz, wo gerauft und gerangelt<br />
wird, Wolls<strong>ch</strong>weine und S<strong>ch</strong>afe zum Anfassen, dies alles und viel mehr<br />
ist Pause an den drei Standorten <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Bern, Ittigen, Langnau.<br />
An <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule in Wetzikon darf in <strong>der</strong> Mittagspause die «Liebe<br />
dur<strong>ch</strong> den Magen» gehen – au<strong>ch</strong> wenn na<strong>ch</strong> fremdländis<strong>ch</strong>en Rezepten geko<strong>ch</strong>t<br />
wird. Die Mittagsverpflegung ist Teil eines na<strong>ch</strong>haltigen Reintegrationsprojektes<br />
des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Arbeiterhilfswerkes für ausländis<strong>ch</strong>e Erwerbslose und hilft<br />
<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule zuglei<strong>ch</strong> ein Fenster zur Welt zu öffnen.<br />
Wenn si<strong>ch</strong> eine ältere «gestandene Dame» dem Entsiegeln von zugepflasterten<br />
Pausenhöfen annimmt, gibt es viel Arbeit und man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> Spannungen – auf<br />
allen Ebenen. An <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule in Basel wird Pausenplatzgestaltung<br />
zu einem sozialen Übfeld und beglückenden Erlebnis für die beteiligten Eltern,<br />
Lehrkräfte und S<strong>ch</strong>üler/innen.<br />
Auf die Pause als Atem in <strong>der</strong> Musik und Pädagogik – als Lebensphänomen, das<br />
glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt neben dem Produzieren steht – ma<strong>ch</strong>t Stefan Werren in seinem<br />
tiefs<strong>ch</strong>ürfenden Beitrag aufmerksam.<br />
Eine weitere Mögli<strong>ch</strong>keit, wie Mittagspausen den traditionellen S<strong>ch</strong>ulalltag und<br />
zuglei<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>ulgemeins<strong>ch</strong>aft erweitern können, wird im Beri<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Mayenfels verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>t.<br />
Peter Lüthi zeigt auf, wie Unterbre<strong>ch</strong>ungen des S<strong>ch</strong>ulunterri<strong>ch</strong>ts dur<strong>ch</strong> Erfahrungen<br />
in <strong>der</strong> Arbeitswelt eine sinn- und beziehungsrei<strong>ch</strong>e Pädagogik för<strong>der</strong>n.<br />
Roland Muff<br />
PS:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ulen in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
bittet Sie, den beiliegenden Einzahlungss<strong>ch</strong>ein ni<strong>ch</strong>t zum Altpapier zu legen.<br />
Je<strong>der</strong> Beitrag für eine freiheitli<strong>ch</strong>e, kindgere<strong>ch</strong>te Pädagogik zählt!
forum 2010 I 2<br />
Pausen –<br />
Spielplätze für individuelle Bedürfnisse<br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Bern Ittigen Langnau – eine S<strong>ch</strong>ule, drei Standorte, viele Pausenplätze, die leben<br />
und weiterentwickelt werden. Die Tendenz heisst: Kin<strong>der</strong>freundli<strong>ch</strong>, jugendgere<strong>ch</strong>ter und zunehmend naturnah.<br />
Wer die heutige Pausenplatz-Kultur <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong><br />
S<strong>ch</strong>ule Bern Ittigen Langnau kennenlernen mö<strong>ch</strong>te, muss<br />
si<strong>ch</strong> an (mindestens) drei Orten umsehen: bei <strong>der</strong> <strong>Steiner</strong>s<strong>ch</strong>ul-Villa<br />
im Zentrum von Langnau, beim «S<strong>ch</strong>uldorf»<br />
am Mel<strong>ch</strong>enbühlweg am Stadtrand von Bern und rund um<br />
das grosse S<strong>ch</strong>ulhaus in Ittigen.<br />
Je<strong>der</strong> dieser drei S<strong>ch</strong>ulstandorte hat sein eigenes Gepräge<br />
und ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> nur einen einzigen grossen Pausenplatz,<br />
son<strong>der</strong>n vers<strong>ch</strong>iedene Flä<strong>ch</strong>en, Ecken und Nis<strong>ch</strong>en,<br />
die von den Kin<strong>der</strong>n und Jugendli<strong>ch</strong>en in den Pausen<br />
ganz unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> in Bes<strong>ch</strong>lag genommen werden.<br />
Rollenspiele, Fossilien su<strong>ch</strong>en, Kristalle finden<br />
Es ist 10 Uhr. Die 1. Klasse sitzt vereint um die grosse<br />
Tafel und isst diskutierend das Znüni. Frü<strong>ch</strong>te, Getrei<strong>der</strong>iegel,<br />
Studentenfutter und oft riesige Sandwi<strong>ch</strong>es spenden<br />
Kraft für die kommende Pausenaktivität und den<br />
Rest des S<strong>ch</strong>ulvormittags. Glei<strong>ch</strong>zeitig wird die Pause geplant.<br />
Ma<strong>ch</strong>en wir heute droben Pause, o<strong>der</strong> drunten im<br />
Gärtli ?<br />
Droben ist <strong>der</strong> Hartplatz mit dem mär<strong>ch</strong>enhaften Backhaus<br />
im Stile von Hänsel und Gretel. Drunten ist <strong>der</strong> Natur-<br />
garten mit Sand, Bäumen, Büs<strong>ch</strong>en, Steinen und Dreck.<br />
Würde man die Kin<strong>der</strong> fragen, so wäre immer ein Teil für<br />
oben und einer für unten zu haben. In diesem Falle bleibt<br />
die Ents<strong>ch</strong>eidung dem Lehrer bzw. <strong>der</strong> Witterung und Bodenfeu<strong>ch</strong>tigkeit<br />
überlassen.<br />
Interessanterweise spielt <strong>der</strong> Ort ni<strong>ch</strong>t die wesentli<strong>ch</strong>e<br />
Rolle, wenn die Fantasie am Überquellen ist. Denn stets<br />
und überall gibt es ein Grüpp<strong>ch</strong>en, das sofort mit «Stübele»<br />
und Einri<strong>ch</strong>ten eines geborgenen Plätz<strong>ch</strong>ens beginnt<br />
und in wun<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>öne Rollenspiele versinkt. Ein etwas<br />
grösserer Teil <strong>der</strong> Klasse hat es mehr mit <strong>der</strong> «Action»,<br />
mit Räuber und Poli, mit Löwen und Pferden. Die Räuber<br />
werden dabei mit dem alten, kaputten Pneuwägel<strong>ch</strong>en<br />
abgeführt – die Pferde ni<strong>ch</strong>t. O<strong>der</strong> dann gibt es Tage, wo<br />
Ausfahrten mit <strong>der</strong> Kuts<strong>ch</strong>e angeboten werden, mit Baumblatt-Billetten,<br />
mit Verkehrspolizisten und Billettkontrolleuren,<br />
mit Unfällen und mit Sanität. Und immer gibt es
einzelne Kin<strong>der</strong>, wel<strong>ch</strong>e ihrer Natur gemäss die ganze Sa<strong>ch</strong>e<br />
aus si<strong>ch</strong>erer Warte beoba<strong>ch</strong>ten und kommentieren.<br />
Im Gärt<strong>ch</strong>en kommt die S<strong>ch</strong>atzsu<strong>ch</strong>e hinzu. Da hat do<strong>ch</strong><br />
jemand einen halben Lastwagen Öls<strong>ch</strong>iefer mit Versteinerungen<br />
abgeladen. Wel<strong>ch</strong> ein Eldorado für die jungen<br />
Fossiliensu<strong>ch</strong>er! Man<strong>ch</strong>mal hat sogar no<strong>ch</strong><br />
ein Zwerglein einen kleinen Kristall verloren.<br />
O<strong>der</strong> hat es ihn wohl absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> dort versteckt?<br />
Auf jeden Fall wird fieberhaft gegraben,<br />
gesu<strong>ch</strong>t und gefunden und ob jedem<br />
Fund gejubelt. Je<strong>der</strong> halbwegs informierte<br />
Polizist würde, wenn er mittags Kin<strong>der</strong> auf<br />
dem Na<strong>ch</strong>hauseweg kontrollieren müsste, allein<br />
aus den Jacken- und Hosensack-Inhalten<br />
s<strong>ch</strong>liessen können, wel<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>t<br />
wird.<br />
Thomas S<strong>ch</strong>aerer, Klassenlehrer, Ittigen<br />
Vom sterilen Pausenplatz<br />
zum bespielbaren Naturgarten<br />
Die S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler, das Kollegium<br />
und Eltern haben im letzten Jahr tatkräftig<br />
Hand angelegt, um den Pausenplatz neben<br />
dem S<strong>ch</strong>ulhaus in Langnau aufzuwerten. Weil<br />
er zur Na<strong>ch</strong>barvilla hin erweitert werden<br />
forum 2010 I<br />
konnte, gab es Raum für eine Kräuters<strong>ch</strong>necke,<br />
ein Gartenkin<strong>der</strong>häus<strong>ch</strong>en und einen<br />
Sandhaufen. „So haben die Kleinen nun eine<br />
Ecke für si<strong>ch</strong>“, sagt Rosemarie Baumgartner,<br />
die Lehrerin <strong>der</strong> 8. und 9. Klasse. „Nun wollen<br />
wir au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwas für die Grösseren<br />
einri<strong>ch</strong>ten.“<br />
Dank Stiftungsgel<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> letztjährigen<br />
Weihna<strong>ch</strong>tsspende <strong>der</strong> Eltern konnte und<br />
kann die S<strong>ch</strong>ule in Langnau die Gestaltung<br />
des Aussenraums verbessern, ohne das<br />
knappe S<strong>ch</strong>ulbudget zu belasten. Als nä<strong>ch</strong>stes<br />
soll die Bretterwand zur Strasse hin<br />
dur<strong>ch</strong> einen Lebhag aus einheimis<strong>ch</strong>en<br />
Sträu<strong>ch</strong>ern ersetzt werden – ein weiterer<br />
S<strong>ch</strong>ritt zur Pflege <strong>der</strong> Natur auf dem S<strong>ch</strong>ulareal:<br />
Bereits wurden Eiben dur<strong>ch</strong> geeignetere<br />
Pflanzen ersetzt, und die uralte, ges<strong>ch</strong>ützte<br />
Rotbu<strong>ch</strong>e mitten auf dem Pausen-<br />
platz kann dank fa<strong>ch</strong>männis<strong>ch</strong> geli<strong>ch</strong>teter<br />
Krone und gelockertem Boden wie<strong>der</strong> besser<br />
gedeihen.<br />
Nun wird als nä<strong>ch</strong>stes Projekt <strong>der</strong> Bau einer<br />
Arena erwogen – ein grösseres Vorhaben,<br />
das aus pädagogis<strong>ch</strong>en und finanziellen<br />
Gründen wohl no<strong>ch</strong> einige Gesprä<strong>ch</strong>e erfor<strong>der</strong>t.<br />
Derweil bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> das Kollegium<br />
au<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> Frage, wie es die älteren S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler besser dazu bewegen<br />
kann, in den Pausen au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
draussen zu gehen.<br />
Die Gestaltung des Aussenraums ist au<strong>ch</strong> an <strong>der</strong> <strong>Steiner</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
in Ittigen ein Dauerbrenner. Hier haben die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
<strong>der</strong> 12. Klasse vor fünf Jahren mit einer Spende aus<br />
ihrem Industriepraktikum einen spannenden Impuls gege-<br />
ben: Der Grossteil des S<strong>ch</strong>ulareals soll zu einem «bespiel-
forum 2010 I<br />
baren Naturgarten» werden. Als erstes wurde zwis<strong>ch</strong>en<br />
dem S<strong>ch</strong>ulgarten, <strong>der</strong> im Gartenbau-Unterri<strong>ch</strong>t bewirts<strong>ch</strong>aftet<br />
wird, und den versiegelten Zufahrts- und Parkierflä<strong>ch</strong>en<br />
<strong>der</strong> eingangs bes<strong>ch</strong>riebene Naturgarten angelegt:<br />
mit Feuerstelle, einer Sandflä<strong>ch</strong>e und einem kleinen<br />
Hügel.<br />
Eine weitere Umgestaltung wurde während einer Projektwo<strong>ch</strong>e<br />
<strong>der</strong> Integrativen Mittels<strong>ch</strong>ule (IMS) dur<strong>ch</strong> Jugend-<br />
li<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> obersten Klassen realisiert. Sie haben beim<br />
Zugang zum S<strong>ch</strong>ulhaus exotis<strong>ch</strong>e Sträu<strong>ch</strong>er dur<strong>ch</strong> ein-<br />
heimis<strong>ch</strong>e Wildäpfel, S<strong>ch</strong>leen, Heckenrosen und Weissdorn<br />
ersetzt. Dazu wurden Stein- und Kiesflä<strong>ch</strong>en angelegt –<br />
was neben dem ökologis<strong>ch</strong>en Nutzen au<strong>ch</strong> den Vorteil<br />
hat, dass die Klei<strong>der</strong> <strong>der</strong> spielenden Kin<strong>der</strong> weniger dreckig<br />
werden.<br />
Dank <strong>der</strong> Initiative eines S<strong>ch</strong>ulvaters entstand auf dem<br />
Verbundstein-Platz vor <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ulhaus-Türe eine Stein-<br />
pyramide, auf <strong>der</strong> in den Pausen nun vor allem die S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler <strong>der</strong> Mittelstufe sitzen und herum-<br />
turnen. Und als nä<strong>ch</strong>stes wälzt das Kollegium weitere<br />
Pläne, wie die versiegelten Flä<strong>ch</strong>en verkleinert und <strong>der</strong><br />
Zugang zum S<strong>ch</strong>ulhaus neu gestaltet werden könnte:<br />
ästhetis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>öner, pädagogis<strong>ch</strong> sinnvoll und ökologis<strong>ch</strong><br />
wertvoller – eben ganz im Sinne eines «bespielbaren Naturgartens».<br />
Ri<strong>ch</strong>ard Begbie, Bruno Vanoni,<br />
Co-Vorsitzende des S<strong>ch</strong>ulvereins Bern Ittigen Langnau<br />
Das S<strong>ch</strong>ulareal zur Heimat gema<strong>ch</strong>t –<br />
sogar für Tiere<br />
Das S<strong>ch</strong>uldorf am Mel<strong>ch</strong>enbühlweg liegt am Rande <strong>der</strong><br />
Stadt Bern, glei<strong>ch</strong> neben dem Zentrum Paul Klee, mit<br />
herrli<strong>ch</strong>em Blick auf die Alpenkette. Wie in einem ri<strong>ch</strong>tigen<br />
Dorf gruppieren si<strong>ch</strong> die einzelnen Holz-Pavillons<br />
um einen Dorfplatz mit einer mä<strong>ch</strong>tigen Ei<strong>ch</strong>e. Dieser<br />
grosse, freie Platz wird akzentuiert dur<strong>ch</strong> eine Dra<strong>ch</strong>en-<br />
skulptur, die im Rahmen eines Oberstufenprojekts entstanden<br />
ist, und einen Quellstein in einer weiten, gepflästerten<br />
S<strong>ch</strong>ale. Darum herum sind im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong>e entstanden, die ganz vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Bedürfnissen gere<strong>ch</strong>t werden.<br />
Entlang dem nahen Waldrand lädt ein Steinlabyrinth zu<br />
bes<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>em Verweilen ein. Ein Regenwasserreservoir<br />
mit Handpumpe ermögli<strong>ch</strong>t vielfältige Wasserspiele. Im<br />
Backunterstand vor <strong>der</strong> Mensa duftet es na<strong>ch</strong> fris<strong>ch</strong>em<br />
Brot. Unweit davon werden auf dem Bauplatz mit Steinen<br />
und Holzbrettern eigene Hausbauideen verwirkli<strong>ch</strong>t. Das<br />
Insektenhotel ist das Eingangstor zum Tiergarten: Hasen<br />
hoppeln dur<strong>ch</strong> ein weites Gehege, zwei Wolls<strong>ch</strong>weine<br />
suhlen si<strong>ch</strong> im S<strong>ch</strong>lamm, die Lammzwillinge tollen um die<br />
beiden S<strong>ch</strong>afe herum.<br />
Auf dem Rinden- o<strong>der</strong> Prügelplatz darf gerauft und gerangelt<br />
werden. Vom Turm aus Platanenstämmen herab<br />
lassen si<strong>ch</strong> die hitzigen Kämpfe aus si<strong>ch</strong>erer Warte beoba<strong>ch</strong>ten.<br />
Im dynamis<strong>ch</strong>en Betrieb auf dem Sportplatz mit<br />
Kunststoffbelag lassen si<strong>ch</strong> Talente mit Zukunftspotential<br />
entdecken. Beim Kin<strong>der</strong>garten sind <strong>der</strong> Sandkasten und<br />
das Holz<strong>ch</strong>alet für die Kleinen reserviert.<br />
Pause findet hier dur<strong>ch</strong>gängig statt, alle Plätze<br />
werden intensiv genutzt. Während die ältesten<br />
Installationen langsam vermo<strong>der</strong>n, werden<br />
s<strong>ch</strong>on eifrig neue Pläne ges<strong>ch</strong>miedet: eine<br />
grosse S<strong>ch</strong>aukel, mehr Sitzgelegenheiten, ein<br />
Sonnensegel… Die bisherige Gestaltung wurde<br />
dank Einzelinitiativen realisiert. Für Koordina-<br />
tion und Übersi<strong>ch</strong>t sorgt die Umgebungsgruppe,<br />
in <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> Eltern und Kollegiumsmitglie<strong>der</strong><br />
mit Unterhalt und Planung befassen. Diese<br />
Gruppe führt au<strong>ch</strong> regelmässige Elternsamstage<br />
und Klasseneinsätze dur<strong>ch</strong>, an denen die<br />
Pflege <strong>der</strong> weitläufigen Umgebung besorgt<br />
wird.<br />
So befindet si<strong>ch</strong> unser Ums<strong>ch</strong>wung in stetem<br />
Wandel. Bestand hat dagegen <strong>der</strong> Satz aus<br />
dem Leitbild: „Die S<strong>ch</strong>ulhausumgebung soll<br />
ein Ort sein, <strong>der</strong> allen Kin<strong>der</strong>n, Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
und Erwa<strong>ch</strong>senen vielfältige Begegnungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und Tätigkeitsfel<strong>der</strong> eröffnet und<br />
ihnen als Arbeits- und Erholungsraum «Heimat»<br />
bieten kann.“<br />
Christian Bart,<br />
Klassenlehrer, Bern-Mel<strong>ch</strong>enbühl
Die Mittagspause – ein Fenster zur Welt<br />
Dur<strong>ch</strong> die Zusammenarbeit mit dem Arbeiterhilfswerk öffnet die <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Zür<strong>ch</strong>er Oberland<br />
tägli<strong>ch</strong> das Fenster zu einer etwas an<strong>der</strong>en Lebenswelt – multikulturell und sozial.<br />
Die Idee einer Mensa war ein lange gehegter Wuns<strong>ch</strong> <strong>der</strong><br />
S<strong>ch</strong>ule. Die vielen auswärtigen Kin<strong>der</strong> und Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
verpflegten si<strong>ch</strong> aus dem Rucksack, was ni<strong>ch</strong>t den pä-<br />
dagogis<strong>ch</strong>en Idealen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule entspri<strong>ch</strong>t. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
konnte im Neubau des Klassentrakts im Jahr 2001 eine<br />
Mensa realisiert werden, allerdings ni<strong>ch</strong>t von Beginn vollständig<br />
ausgebaut. Dank <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Arbeiterhilfswerk SAH Züri<strong>ch</strong> fand si<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aber <strong>der</strong> Weg zum heutigen Betrieb <strong>der</strong> Mensa,<br />
wel<strong>ch</strong>e heute von <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule ni<strong>ch</strong>t mehr wegzu-<br />
denken ist.<br />
Eine glückli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit<br />
Das S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Arbeiterhilfswerk SAH Züri<strong>ch</strong> mit seinem<br />
Projekt SalSAH und die <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Zür<strong>ch</strong>er<br />
Oberland arbeiten seit rund elf Jahren im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Mittagsverpflegung zusammen.<br />
In dieser Kooperation haben si<strong>ch</strong> zwei Organisationen zusammengetan,<br />
die über ähnli<strong>ch</strong>e Wertehaltungen und<br />
Mens<strong>ch</strong>enbil<strong>der</strong> verfügen. So heisst es in <strong>der</strong> Vision im<br />
Leitbild des SAH Züri<strong>ch</strong>: „Unser Hilfswerk engagiert si<strong>ch</strong><br />
für eine sozial, politis<strong>ch</strong> und ökonomis<strong>ch</strong> gere<strong>ch</strong>te Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />
Wir unterstützen Mens<strong>ch</strong>en darin, si<strong>ch</strong> ein Leben<br />
in Würde und Si<strong>ch</strong>erheit aufzubauen.“ Gerade die Werte<br />
wie Freiheit, Selbstverantwortung und Solidarität, die in<br />
dieser Vision mit anklingen, sind au<strong>ch</strong> Leitgedanken <strong>der</strong><br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule.<br />
forum 2010 I<br />
Liebe geht dur<strong>ch</strong> den Magen<br />
In <strong>der</strong> ersten Zeit wurden die Mittagsmahlzeiten von den<br />
Mitarbeiterinnen des SalSAH im Ortsteil Kempten von<br />
Wetzikon produziert und an die Usterstrasse an die S<strong>ch</strong>ule<br />
geliefert. Seit April 2005 wird vor Ort produziert. Mit<br />
Inbetriebnahme <strong>der</strong> Mensa hat si<strong>ch</strong> die Kooperation zwis<strong>ch</strong>en<br />
RSSZO und dem SAH Züri<strong>ch</strong> mit den engagierten<br />
SalSAH Mitarbeiterinnen no<strong>ch</strong>mals vertieft. Dabei gilt als<br />
oberstes Ziel, den Bedürfnissen <strong>der</strong> hungrigen S<strong>ch</strong>üler<br />
und Lehrers<strong>ch</strong>aft Re<strong>ch</strong>nung zu tragen und ein s<strong>ch</strong>mackhaftes,<br />
gesundes und glei<strong>ch</strong>zeitig preiswertes Essen auf<br />
den Tis<strong>ch</strong> zu bringen. Die vielen positiven Rückmeldungen<br />
ermuntern die Kö<strong>ch</strong>innen jeden Tag aufs Neue, kulinaris<strong>ch</strong>e<br />
Hö<strong>ch</strong>stleistungen zu erbringen – selbstverständli<strong>ch</strong><br />
gezielt den Umstand nutzend, dass «Liebe dur<strong>ch</strong> den<br />
Magen geht».<br />
Das Frauenprojekt SalSAH<br />
Im SalSAH werden ausländis<strong>ch</strong>e erwerbslose Teilnehmerinnen<br />
auf eine mögli<strong>ch</strong>st na<strong>ch</strong>haltige Reintegration in<br />
den Arbeitsmarkt vorbereitet. Die Frauen sind in <strong>der</strong> Re-
forum 2010 I<br />
Das Team <strong>der</strong> Mensa <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule in Wetzikon<br />
mit den Mensaleiterinnen Tanja Riz à Porta (vorne links)<br />
und Christa Vetterli (vorne re<strong>ch</strong>ts).<br />
gel berufli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t qualifiziert und verfügen über geringe<br />
Deuts<strong>ch</strong>kenntnisse. Es versteht si<strong>ch</strong> von selbst,<br />
dass sie eine behutsame und intensive Begleitung und<br />
Unterstützung benötigen. Das Programm SalSAH (22 Plätze)<br />
dauert maximal se<strong>ch</strong>s Monate und besteht aus zwei<br />
Teilen. Im ersten Teil erarbeiten si<strong>ch</strong> die Frauen elementare<br />
Kenntnisse in den Berei<strong>ch</strong>en Gastronomie und Hauswirts<strong>ch</strong>aft.<br />
Sie erhalten au<strong>ch</strong> Unterstützung bei <strong>der</strong> Stellensu<strong>ch</strong>e.<br />
Zum Programm gehört zudem eine gezielte<br />
Deuts<strong>ch</strong>för<strong>der</strong>ung, insbeson<strong>der</strong>e am Arbeitsplatz. Bei Bedarf<br />
wird individuelles Coa<strong>ch</strong>ing angeboten. Im zweiten<br />
Teil des Programms in <strong>der</strong> Mensa <strong>der</strong> RSSZO werden die<br />
Frauen no<strong>ch</strong> näher an die Realitäten des Arbeitsmarktes<br />
herangeführt: Sie steigen in den Mensabetrieb ein und<br />
produzieren Mahlzeiten.<br />
Das SAH Züri<strong>ch</strong> freut si<strong>ch</strong> mit den Teilnehmerinnen, dass<br />
sie mit <strong>der</strong> Mensa <strong>der</strong> RSSZO ein arbeitsmarktnahes<br />
Setting und soziales Umfeld anbieten können, das den<br />
Bedürfnissen und <strong>der</strong> berufli<strong>ch</strong>en För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Migran-<br />
Menüplan einer Wo<strong>ch</strong>e:<br />
Montag Dienstag Mittwo<strong>ch</strong> Donnerstag Freitag<br />
Suppenkü<strong>ch</strong>e Fis<strong>ch</strong>röll<strong>ch</strong>en Spinat Brätkügeli/ Spaghetti mit<br />
dur<strong>ch</strong> Selleriepiccata Salzkartoffeln Tofukügeli vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
S<strong>ch</strong>uleltern Polentas<strong>ch</strong>nitten Eier Reis Saucen<br />
Fru<strong>ch</strong>tsalat Ku<strong>ch</strong>en Erbsen Vanillecreme<br />
Pfirsi<strong>ch</strong>kompott mit Frü<strong>ch</strong>ten<br />
Im Winterhalbjahr gibt es zum tägli<strong>ch</strong>en Menü Salat und Suppe. Das Brot wird selber gebacken.<br />
tinnen in optimaler Weise entgegenkommt.<br />
Und wer an <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule mit den fremdspra<strong>ch</strong>igen<br />
Teilnehmerinnen des SalSAH ins Gesprä<strong>ch</strong><br />
kommt, kann wohl au<strong>ch</strong> mal über die<br />
Redensart «Liebe geht dur<strong>ch</strong> den Magen»<br />
diskutieren und dabei eventuell von unerwarteten<br />
Einblicken in Redensarten an<strong>der</strong>er Kulturen<br />
profitieren.<br />
Die Mensaleitung<br />
Wer sind die tragenden Personen hinter dem<br />
Projekt SalSAH an <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule in Wetzikon?<br />
Die Leiterinnen stellen si<strong>ch</strong> selber vor:<br />
Christa Vetterli: Pizza, Pasta, Salat und<br />
S<strong>ch</strong>oggicrème. Die Lieblingsgeri<strong>ch</strong>te <strong>der</strong><br />
S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler stehen heute auf<br />
<strong>der</strong> Menü-Tafel. Um 11.30 muss alles fertig<br />
sein. I<strong>ch</strong> verpflege nun seit bald elf Jahren<br />
mit grosser Freude die S<strong>ch</strong>ülerinnen und<br />
S<strong>ch</strong>üler <strong>der</strong> <strong>Steiner</strong>-S<strong>ch</strong>ule. I<strong>ch</strong> bin Gastro-<br />
Fa<strong>ch</strong>frau und Agogin. Die Vielseitigkeit meiner<br />
Arbeit erfüllt mi<strong>ch</strong> sehr.<br />
Kräuter aus dem S<strong>ch</strong>ulgarten, Mozart beim<br />
Vorbeigehen. Lehrerinnen, Lehrer, S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler, die Kontakt zu uns und<br />
unseren Teilnehmerinnen aufnehmen.<br />
Ist do<strong>ch</strong> ein s<strong>ch</strong>öner Arbeitsplatz. O<strong>der</strong>?
Tanja Riz à Porta: Seit gut fünf Jahren arbeite i<strong>ch</strong> im Frauenprojekt<br />
SalSAH als sozio-kulturelle Animatorin und Kö<strong>ch</strong>in<br />
und leite gemeinsam mit Christa Vetterli die Mensa<br />
unserer S<strong>ch</strong>ule. Meine Arbeit zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Vielseitigkeit<br />
aus. Als Gastgeberinnen verwöhnen wir unsere<br />
Gäste. Wir legen Wert auf eine abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e Kost<br />
und auf eine s<strong>ch</strong>öne farbli<strong>ch</strong>e Präsentation <strong>der</strong> Geri<strong>ch</strong>te,<br />
beispielsweise des Salatbuffets. Die Mensa ist für S<strong>ch</strong>ülerinnen,<br />
S<strong>ch</strong>üler, Lehrpersonen und Eltern eine Oase <strong>der</strong><br />
Erholung und Ruhe. Es herrs<strong>ch</strong>t eine entspannte, rücksi<strong>ch</strong>tsvolle<br />
Atmosphäre. Häufig kommen S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>on in <strong>der</strong> Pause, um zu fragen, was es zu<br />
Mittag gibt. An<strong>der</strong>e bitten um ein Stück Brot o<strong>der</strong> einen<br />
Apfel. Die S<strong>ch</strong>werpunkte unserer Arbeit: Als Kö<strong>ch</strong>innen<br />
versu<strong>ch</strong>en wir, mögli<strong>ch</strong>st kin<strong>der</strong>- und jugendgere<strong>ch</strong>te, gesunde<br />
und lustvolle Menüs zu planen und zuzubereiten.<br />
Die Teilnehmerinnen lernen bei uns die wi<strong>ch</strong>tigsten fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Grundlagen für die Arbeit als Kü<strong>ch</strong>enhilfe. Jede<br />
Gruppe bringt an<strong>der</strong>e Voraussetzungen mit. Bei <strong>der</strong> Planung<br />
muss ein vielseitiges Lernfeld berücksi<strong>ch</strong>tigt werden,<br />
was ni<strong>ch</strong>t immer einfa<strong>ch</strong> mit dem Mensabetrieb kombiniert<br />
werden kann. Unsere Teilnehmerinnen lernen bei uns<br />
viel über eine gesunde und ausgewogene Ernährung.<br />
Uns ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass sie ihren kulturellen Hintergrund<br />
einfliessen lassen können. Ab und zu verwöhnen sie die<br />
hungrigen Mäuler mit einer Spezialität aus ihrer Heimat.<br />
Auf diese Weise lernen unsere Kin<strong>der</strong> und Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
au<strong>ch</strong> fremde Kulturen kennen. Die kurzen Gesprä<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ulpersonen und Teilnehmerinnen sind ein sozio-kultureller<br />
Austaus<strong>ch</strong>, <strong>der</strong> uns sehr am Herzen liegt.<br />
Während des Rüstens und Ko<strong>ch</strong>ens spre<strong>ch</strong>en wir oft miteinan<strong>der</strong>,<br />
taus<strong>ch</strong>en uns aus – natürli<strong>ch</strong> in Deuts<strong>ch</strong>. So<br />
lernen die Teilnehmerinnen die s<strong>ch</strong>wierige deuts<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e<br />
besser spre<strong>ch</strong>en und verstehen, was eine Voraussetzung<br />
ist, um eine Stelle zu finden. Während diesen Gesprä<strong>ch</strong>en<br />
erfahren wir viel über die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />
einzelnen Frauen, über ihr Umfeld, ihre sozialen S<strong>ch</strong>wierigkeiten<br />
als Folge <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit. Wi<strong>ch</strong>tig ist uns die<br />
aktive Hilfestellung bei <strong>der</strong> Stellensu<strong>ch</strong>e. Deutli<strong>ch</strong> mehr<br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Zür<strong>ch</strong>er Oberland:<br />
2 Kin<strong>der</strong>gärten und 12 Klassen (9. – 12. Klasse: integrative Mittels<strong>ch</strong>ule). 370 Kin<strong>der</strong>, 180 Familien, 30 Lehrpersonen<br />
und weitere Mitarbeitende.<br />
forum 2010 I<br />
als ein Drittel <strong>der</strong> Teilnehmerinnen finden au<strong>ch</strong> dank des<br />
Projektes eine Stelle, was für uns einen grossen Erfolg<br />
darstellt.<br />
Hans Fröhli<strong>ch</strong>, Ges<strong>ch</strong>äftsleitung SAH Züri<strong>ch</strong>,<br />
Berei<strong>ch</strong>sleitung PVB (Programm <strong>der</strong> vorübergehenden<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung);<br />
Martin Wiggli, Berei<strong>ch</strong>sleiter berufli<strong>ch</strong>e Integration;<br />
Brigit Rupre<strong>ch</strong>t, Projektleitung SalSAH;<br />
Tanja Riz à Porta, Christa Vetterli, Mitarbeiterinnen SalSAH;<br />
Kurt Eggens<strong>ch</strong>wiler,<br />
Vorstand <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Zür<strong>ch</strong>er Oberland;<br />
Susan Muffler, Vertreterin <strong>der</strong> Eltern.<br />
Mensabetrieb: 2 Leiterinnen mit 6 Mitarbeiterinnen (We<strong>ch</strong>sel alle drei Monate) vom Projekt SalSAH des<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Arbeiterhilfswerks SAH Züri<strong>ch</strong>.<br />
80 – 130 Mahlzeiten tägli<strong>ch</strong> von Dienstag bis Freitag (jeden Montag besu<strong>ch</strong>en die Frauen im Bildungszentrum des SAH Züri<strong>ch</strong><br />
einen Deuts<strong>ch</strong>kurs und bekommen Unterstützung bei <strong>der</strong> Stellensu<strong>ch</strong>e).<br />
Verpflegt werden S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler ab 4. Klasse, Lehrkräfte, Gäste, au<strong>ch</strong> Mütter, Väter o<strong>der</strong> ganze Familien sowie<br />
S<strong>ch</strong>ülerhort, <strong>der</strong> mit Leiterwagen das in Isolierkisten verpackte Essen abholt.<br />
4. Klasse betreut dur<strong>ch</strong> Klassenlehrperson; 5. – 8. Klasse: gemeinsames Essen bei weniger enger Begleitung.<br />
Oberstufens<strong>ch</strong>ülerinnen und -s<strong>ch</strong>üler organisieren si<strong>ch</strong> individuell. Organisation in zwei bis drei Essenszeiten.<br />
Mensa und gut ausgestattete Kü<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> RSSZO wird dem SAH von <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule zur Verfügung gestellt.<br />
Abre<strong>ch</strong>nung von 6.50 pro Mahlzeit über die S<strong>ch</strong>ulmaterialre<strong>ch</strong>nung. Organisation am Anfang des S<strong>ch</strong>uljahres,<br />
quartalsweise An- und Abmeldungen über das S<strong>ch</strong>ulsekretariat. Keine Ausweise o<strong>der</strong> Lö<strong>ch</strong>likarten, son<strong>der</strong>n Sti<strong>ch</strong>proben.
forum 2010 I<br />
Pausen – ein Lebensphänomen<br />
Die Musik kann lehren, dass Pausen glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt neben dem Produzieren stehen.<br />
Sie verweist auf alles Organis<strong>ch</strong>-Lebendige, auf das Atmen und den Ausglei<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Innen und Aussen.<br />
Jedes Musikstück ist ein lebendiges Gefle<strong>ch</strong>t<br />
von Beziehungen.<br />
Eine Folge von isolierten Einzeltönen erleben wir kaum<br />
als sinnvolle Melodie.<br />
Erst die kurze, unhörbare Bewegung von Ton zu Ton, das<br />
Intervall erfüllt eine Tonfolge mit musikalis<strong>ch</strong>em Sinn,<br />
ma<strong>ch</strong>t das lose Nebeneinan<strong>der</strong> zum seelis<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>vollziehbaren,<br />
differenzierten, musikalis<strong>ch</strong>en Organismus.<br />
Beziehungen in einem Musikstück realisieren si<strong>ch</strong> immer<br />
im Phänomen des Zwis<strong>ch</strong>enraumes.<br />
Diese kurzen Momente des Innehaltens, oft kaum wahrnehmbar,<br />
wandeln Einzelheiten in einer faszinierenden<br />
Al<strong>ch</strong>emie zu einem sinnvollen Ganzen.<br />
Im Zeitstrom musikalis<strong>ch</strong>er Gestaltungen nimmt die<br />
«Pause» eine wesentli<strong>ch</strong>e Stellung ein.<br />
In <strong>der</strong> Pause mündet <strong>der</strong> hörbare Klangstrom in einen<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger langen Raum des Unhörbaren. Die<br />
musikalis<strong>ch</strong>e Pause ist kein akustis<strong>ch</strong>es Lo<strong>ch</strong>, kein Ni<strong>ch</strong>ts.<br />
Im Gegenteil!<br />
Die äussere Aktivität kehrt si<strong>ch</strong> um, stülpt si<strong>ch</strong> in einen<br />
Berei<strong>ch</strong> beson<strong>der</strong>s starker innerer Aktivität (je<strong>der</strong> Dirigent<br />
weiss, dass Pausen beson<strong>der</strong>s intensiv ges<strong>ch</strong>lagen werden<br />
müssen).<br />
In Pausen können starke Spannungen erzeugt werden.<br />
Höhepunkte münden oft in die Stille und «dröhnen» in<br />
<strong>der</strong> Unhörbarkeit weiter. Der musikalis<strong>ch</strong>e Strom klappt<br />
in einen Gegenraum.<br />
Es gibt eine grosse Vielfalt vers<strong>ch</strong>iedenster Arten musi-<br />
kalis<strong>ch</strong>er Pausen: Spannungspausen, Wandlungspausen,<br />
Atempausen etc. Es ist hier ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Ort, diese im Einzelnen<br />
zu erläutern. Wir wollen uns nur einige Grundphänomene<br />
bewusst ma<strong>ch</strong>en.<br />
Ein beson<strong>der</strong>s starker Augenblick <strong>der</strong> Stille bildet <strong>der</strong><br />
Raum, bzw. Gegenraum, <strong>der</strong> entsteht, wenn ein Werk verklungen<br />
ist.<br />
Die ganze Grösse <strong>der</strong> Musik kommt einem oft gerade in<br />
diesem Moment, wenn eben ni<strong>ch</strong>ts mehr äusserli<strong>ch</strong> klingt,<br />
zum Bewusstsein (wenn ein Mens<strong>ch</strong>enleben «verklungen»<br />
ist, na<strong>ch</strong> Eintreten des Todes, kann einem au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lagartig<br />
die Beson<strong>der</strong>heit, Grösse eines Mens<strong>ch</strong>en aufgehen…).<br />
Die eben verklungene Musik «erdröhnt» in <strong>der</strong> na<strong>ch</strong>folgenden<br />
Stille.<br />
Stille häuft si<strong>ch</strong> an um mi<strong>ch</strong>,<br />
die Erde fürs Gedi<strong>ch</strong>t.<br />
Reiner Kunze<br />
Musik ist immer ein we<strong>ch</strong>selvolles Spiel zwis<strong>ch</strong>en Hörbarem<br />
und Unhörbaren; das Hörbare bekommt seinen<br />
Sinn dur<strong>ch</strong> das Unhörbare, das Unhörbare kann uns bewusst<br />
werden am Hörbaren.<br />
Musikalis<strong>ch</strong>er Zusammenhang hat seinen tiefsten Grund<br />
immer im Unhörbaren, im Zwis<strong>ch</strong>enraum.<br />
Das Wesentli<strong>ch</strong>e in <strong>der</strong> Musik ges<strong>ch</strong>ieht im Unhörbaren.<br />
Musik, so verstanden, kann uns ein Bild des Lebens sein.<br />
Der Zwis<strong>ch</strong>enraum, die Pause im Leben<br />
Rastlose Tätigkeit ist eine Grundtendenz <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Zivilisation!<br />
Augenblicke des Innehaltens sind selten, ja, oft sogar ver-<br />
pönt!<br />
Dabei muss alles Leben immer wie<strong>der</strong> in den Gegenraum<br />
<strong>der</strong> Stille einmünden, will es ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> aushöhlende<br />
Aktivität vertrocknen.<br />
Die Pflanze verblüht – wird Same – um neu zu wa<strong>ch</strong>sen.<br />
Der Mens<strong>ch</strong> muss s<strong>ch</strong>lafen, will er si<strong>ch</strong> regenerieren.<br />
Und <strong>der</strong> Tod? Man nennt ihn wohl ni<strong>ch</strong>t zufällig den grossen<br />
Bru<strong>der</strong> des S<strong>ch</strong>lafes…<br />
Au<strong>ch</strong> im Alltag sind Momente des Innehaltens, des bewussten<br />
Unterbre<strong>ch</strong>ens des unaufhörli<strong>ch</strong>en Zeitstromes,<br />
notwendig.<br />
Kein Tag sollte vergehen, in wel<strong>ch</strong>em wir ni<strong>ch</strong>t einen,<br />
wenn au<strong>ch</strong> kurzen Augenblick <strong>der</strong> Selbstbesinnung eins<strong>ch</strong>alten.<br />
Es können si<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong>e Zäsuren ergeben.<br />
Bevor wir eine wi<strong>ch</strong>tige Sa<strong>ch</strong>e anpacken, ist ein kurzes<br />
Innehalten man<strong>ch</strong>mal sehr ents<strong>ch</strong>eidend.<br />
In sol<strong>ch</strong>en kurzen «Austritten» aus <strong>der</strong> Zeit, können wesentli<strong>ch</strong>e<br />
Kräfte zur Entfaltung kommen.<br />
Das alltägli<strong>ch</strong>e Leben ist von den vers<strong>ch</strong>iedensten Pausen<br />
und Zwis<strong>ch</strong>enräumen dur<strong>ch</strong>setzt.<br />
Bei aller Vers<strong>ch</strong>iedenheit haben diese Zäsuren do<strong>ch</strong> etwas<br />
Gemeinsames:<br />
Jede Pause hat die Tendenz zur Vertiefung, Verarbeitung.<br />
Beson<strong>der</strong>s im S<strong>ch</strong>laf findet eine, wenn au<strong>ch</strong> unbewusste<br />
Verarbeitung und viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> Verwandlung des Erlebten<br />
statt.
Dieser regelmässige Austritt aus dem tägli<strong>ch</strong>en Zeitenlauf<br />
ist lebenswi<strong>ch</strong>tig; s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>, wenn wir vom S<strong>ch</strong>laf gewaltsam<br />
abgehalten werden.<br />
Die si<strong>ch</strong> übers<strong>ch</strong>lagenden tägli<strong>ch</strong>en, vielfältigsten Ereignisse<br />
bündeln si<strong>ch</strong> kaum zu einem sinnvollen Ganzen,<br />
wenn wir uns ni<strong>ch</strong>t immer wie<strong>der</strong> in Distanz einen Überblick<br />
vers<strong>ch</strong>affen; au<strong>ch</strong> da, ein kurzer Austritt aus <strong>der</strong> Zeit<br />
ma<strong>ch</strong>t Zusammenhänge bewusst.<br />
Und <strong>der</strong> Tod?<br />
Eine gewaltige Zäsur, glei<strong>ch</strong>sam eine Generalpause!<br />
Dass <strong>der</strong> Tod die ewige Ruhe, ein seliges Ende bedeutet,<br />
ist ein eher neuer Gedanke. Allerdings ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> einzig<br />
mögli<strong>ch</strong>e!<br />
Ursprüngli<strong>ch</strong> war es den Mens<strong>ch</strong>en eine Gewissheit, dass<br />
ein unsterbli<strong>ch</strong>er Keim (Entele<strong>ch</strong>ie) au<strong>ch</strong> losgelöst vom<br />
Körper weiter lebt.<br />
Auf alle Fälle gilt: Es müssen gewaltige Metamorphosen<br />
sein! Entwicklungen in grossem Stil im umgestülpten Raum<br />
einer geistigen Welt.<br />
Eine grossartige Verwandlungspause!<br />
Die Pause brau<strong>ch</strong>t mi<strong>ch</strong><br />
Um si<strong>ch</strong> zu sammeln<br />
Die Pause in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Verstohlen<br />
hol i<strong>ch</strong> aus ihrer<br />
entzündli<strong>ch</strong>en Stille<br />
den Funken<br />
Rose Auslän<strong>der</strong><br />
Je<strong>der</strong> Lehrer kennt das Wun<strong>der</strong> des Lernens!<br />
Gestern ging’s do<strong>ch</strong> so s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t… die Na<strong>ch</strong>t liegt dazwis<strong>ch</strong>en,<br />
man versu<strong>ch</strong>t es an<strong>der</strong>ntags no<strong>ch</strong> mal und es geht<br />
deutli<strong>ch</strong> besser!<br />
Ohne, dass konkret an einer Sa<strong>ch</strong>e gearbeitet wird, geht<br />
die Wirkung in einer an<strong>der</strong>en Ebene weiter und es bilden<br />
si<strong>ch</strong> Fähigkeiten! Kein seltenes Ereignis und do<strong>ch</strong> immer<br />
wie<strong>der</strong> ein Wun<strong>der</strong>.<br />
In <strong>der</strong> Erziehung ist <strong>der</strong> bewusste Umgang mit Unterbrü<strong>ch</strong>en,<br />
Pausen und Zäsuren, in kleinen und grösseren Zeit-<br />
räumen, ein sehr wi<strong>ch</strong>tiges Mittel zum Lernen.<br />
Man muss sogar von bewusstem Umgang mit dem Vergessen<br />
spre<strong>ch</strong>en.<br />
Gelerntes wird für eine bestimmte Zeit im tiefen Keller <strong>der</strong><br />
Seele zum Reifen auf die Seite gestellt.<br />
Das Ni<strong>ch</strong>twort<br />
ausgespannt<br />
zwis<strong>ch</strong>en<br />
Hilde Domin<br />
Wort und Wort.<br />
forum 2010 I<br />
Es arbeitet weiter, vers<strong>ch</strong>windet eben ni<strong>ch</strong>t! Eine Weile<br />
vom Li<strong>ch</strong>t ferngehalten, kann si<strong>ch</strong> eine Sa<strong>ch</strong>e ans<strong>ch</strong>einend<br />
viel besser entwickeln.<br />
Es gibt Dinge, die brau<strong>ch</strong>en sehr viel Zeit zur Reifung,<br />
müssen lange im Vergessen aufgehoben werden, um die<br />
notwendigen Entwicklungskräfte bilden zu können.<br />
Beethoven hat oft jahrelang an Ideen gearbeitet, bis sie<br />
die ri<strong>ch</strong>tige Gestalt angenommen hatten.<br />
Sinnvolles Üben, z.B. eines Musikinstrumentes, kann nur<br />
funktionieren, wenn es regelmässig ges<strong>ch</strong>ieht und von<br />
natürli<strong>ch</strong>en Unterbrü<strong>ch</strong>en begleitet ist; man kann eine<br />
s<strong>ch</strong>wierige Stelle ni<strong>ch</strong>t ununterbro<strong>ch</strong>en üben bis sie sitzt…<br />
immer wie<strong>der</strong> versu<strong>ch</strong>en… liegen lassen, neu versu<strong>ch</strong>en…<br />
plötzli<strong>ch</strong> geht es… das ist das Geheimnis.<br />
Man kann die ganze Sa<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> unter dem Aspekt von<br />
Spannung und Entspannung betra<strong>ch</strong>ten.<br />
Loslassen ist wohl bei allen Tätigkeiten in wel<strong>ch</strong>en etwas<br />
gelernt, gestaltet, aufgebaut wird eine unentbehrli<strong>ch</strong>e,<br />
wesentli<strong>ch</strong>e Stufe.<br />
Konzentriertem Wirken muss ein bewusstes Loslassen (in<br />
die Pause führen!) folgen.<br />
In diesem Atem kann etwas wa<strong>ch</strong>sen und gedeihen.<br />
Es brau<strong>ch</strong>t immer wie<strong>der</strong> Vertrauen, seine Aktivität in diesen<br />
geheimnisvollen Raum des Unsi<strong>ch</strong>tbaren gleiten zu<br />
lassen.<br />
Vertrauen in Kräfte, die unserem Zugriff unzugängli<strong>ch</strong><br />
sind. Und do<strong>ch</strong> können wir ihre Wirkungen immer neue<br />
erfahren.<br />
Stefan Werren,<br />
Musiklehrer an <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Bern Ittigen<br />
Langnau.
forum 2010 I 10<br />
Pausenplatzgestaltung – ein Thema mit Tiefgang<br />
Es kann sein, dass au<strong>ch</strong> eine grosse, altbewährte S<strong>ch</strong>ule dem Thema «Pause» bisher wenig Aufmerksamkeit<br />
s<strong>ch</strong>enkte. Umso erfreuli<strong>ch</strong>er, dass die Basler <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule si<strong>ch</strong> nun mit viel Engagement und Phantasie<br />
<strong>der</strong> Pausenplatz-Gestaltung annimmt und damit das Lernen jenseits des Unterri<strong>ch</strong>ts fokussiert.<br />
Klettern, Hangeln,<br />
Hüpfen o<strong>der</strong> Balancieren<br />
sind nötig, um die<br />
kognitiven und motoris<strong>ch</strong>en<br />
Fähigkeiten<br />
zu trainieren und aus-<br />
zudifferenzieren.<br />
Den Sinn einer Sa<strong>ch</strong>e<br />
erfährt man am besten<br />
über die Sinne. Was<br />
Kin<strong>der</strong> für die Zukunft<br />
«begreifen» sollen,<br />
müssen sie erst einmal<br />
«greifen» können.<br />
Sie lieben sensoris<strong>ch</strong>e<br />
Sensationen und<br />
brau<strong>ch</strong>en komplexe und<br />
dynamis<strong>ch</strong>e Strukturen,<br />
die die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />
Lösungen provozieren<br />
und außerdem die Lust<br />
am Experimentieren und<br />
Kombinieren wecken<br />
und för<strong>der</strong>n.<br />
In unserer stark urbanisierten<br />
Welt sind die<br />
Rahmenbedingungen<br />
hierfür ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
selbstverständli<strong>ch</strong><br />
gegeben und oft stark<br />
einges<strong>ch</strong>ränkt.<br />
Informelle Spiel- und<br />
Bewegungsräume<br />
werden dur<strong>ch</strong> organisierte,<br />
verplante und<br />
angeleitete Freizeitaktivitäten<br />
verdrängt.<br />
Statis<strong>ch</strong> passives Sitzen<br />
vor Computern ma<strong>ch</strong>t<br />
Kin<strong>der</strong> zu Stuben-<br />
hockern. Weniger<br />
Spielpartner und die<br />
Überbehütung dur<strong>ch</strong><br />
Erwa<strong>ch</strong>sene s<strong>ch</strong>ränken<br />
spontane Spiel- und<br />
Bewegungstriebe<br />
massiv ein.<br />
Aus <strong>der</strong> Auss<strong>ch</strong>reibung<br />
für den Workshop<br />
«Kin<strong>der</strong>welt ist Bewegungswelt»<br />
<strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Basel<br />
Die S<strong>ch</strong>ule auf dem Jakobsberg beherbergt<br />
700 S<strong>ch</strong>üler und S<strong>ch</strong>ülerinnen in 24 Klassen.<br />
Diese verbra<strong>ch</strong>ten bisher ihre Pausen na<strong>ch</strong><br />
Altersgruppen getrennt auf 4 überwiegend geteerten<br />
Pausenplätzen, mit wenig Anregungen<br />
zum Spielen und Si<strong>ch</strong> Bewegen. Eine soziale<br />
Dur<strong>ch</strong>mis<strong>ch</strong>ung zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Altersstufen wurde bewusst vermieden.<br />
S<strong>ch</strong>ön geformt –<br />
do<strong>ch</strong> wo geht’s zum Pausenplatz?<br />
Das Projekt<br />
Dur<strong>ch</strong> den si<strong>ch</strong> immer stärker abzei<strong>ch</strong>nenden<br />
Bewegungsmangel, dem viele Kin<strong>der</strong> und Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
heute ausgesetzt sind, wurde das<br />
Bedürfnis na<strong>ch</strong> einer umfassenden Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Aussenräume immer dringen<strong>der</strong>. Deutli<strong>ch</strong><br />
wurde au<strong>ch</strong> das Bedürfnis na<strong>ch</strong> einem freieren<br />
Ausglei<strong>ch</strong> gegenüber dem stark formbetonten<br />
S<strong>ch</strong>ulhausgebäude. Unter <strong>der</strong> Leitung eines<br />
Klassenlehrers bildete si<strong>ch</strong> zusammen mit<br />
Eltern, S<strong>ch</strong>ülerInnen, Abwart und weiteren<br />
Lehrern die «Steuergruppe Neue Pausenhöfe».<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts <strong>der</strong> sehr einges<strong>ch</strong>ränkten Platzverhältnisse<br />
su<strong>ch</strong>te sie einen kompetenten Partner<br />
und fanden ihn in <strong>der</strong> Firma KuKuK (Kunst<br />
und Kultur Konzeption, Stuttgart). Sie hat si<strong>ch</strong><br />
auf die Gestaltung von Spielplätzen und Pausenräumen<br />
na<strong>ch</strong> pädagogis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten<br />
spezialisiert. Dabei spielen sowohl<br />
die Ästhetik wie das Angebot für mögli<strong>ch</strong>st<br />
vielfältige Sinneserfahrungen eine grosse<br />
Rolle. Na<strong>ch</strong> ausgiebiger Beratung mit <strong>der</strong><br />
Steuergruppe erstellte sie einen Gesamtplan<br />
als Grobkonzept, aus dem die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Etappen für die Umsetzung entwickelt wurden.<br />
Die Finanzierung<br />
Das Projekt wurde mit <strong>der</strong> Vorgabe gestartet,<br />
dass das S<strong>ch</strong>ulbudget dafür ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>t<br />
werden darf. Es waren also Ideen gefragt, wie<br />
die notwendigen Geldmittel bes<strong>ch</strong>afft werden<br />
konnten. Unter dem Titel «Kin<strong>der</strong>n Raum<br />
s<strong>ch</strong>enken» wurde mit Hilfe eines Fundraisers<br />
ein erster Spendenaufruf gestartet. Dabei wurden<br />
gezielt Stiftungen und Firmen angefragt,<br />
die sol<strong>ch</strong>e Projekte unterstützen. Die Aktion<br />
war so erfolgrei<strong>ch</strong>, dass die Finanzierung <strong>der</strong><br />
ersten, kostenintensiven Etappe bald gesi<strong>ch</strong>ert<br />
war.<br />
Eine Firma sagte zudem einen namhaften Betrag<br />
zu unter <strong>der</strong> Bedingung, dass dieselbe<br />
Summe mit Kleinspenden aus dem Umfeld <strong>der</strong><br />
S<strong>ch</strong>ule gesammelt würde. Das Wissen, dass<br />
jede Spende damit verdoppelt wurde, überzeugte<br />
wie<strong>der</strong>um viele Mens<strong>ch</strong>en, das Projekt<br />
mit kleinen und grösseren Beträgen zu unter-
stützen. Mit dem Verkauf von selbst<br />
gebastelten Sternen als Abzei<strong>ch</strong>en am<br />
Bazar konnte <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>te Betrag<br />
vollends errei<strong>ch</strong>t werden.<br />
Da die zweite Etappe, <strong>der</strong> Unterstufen-Pausenraum,<br />
mit Hilfe von S<strong>ch</strong>ülern,<br />
Eltern und Lehrern sehr kostengünstig<br />
umgestaltet werden konnte,<br />
bleibt für die dritte Etappe ein kleines<br />
Startpolster. No<strong>ch</strong> hängt die Umsetzung<br />
jedo<strong>ch</strong> vom Eingang weiterer<br />
Spenden ab.<br />
Die erste Etappe: <strong>der</strong> Innenhof<br />
Der Innenhof im Herzen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule<br />
wurde aus baupraktis<strong>ch</strong>en Gründen<br />
wegen seiner einges<strong>ch</strong>lossenen Lage<br />
als Erstes angegangen.<br />
Es sollte eine ruhige «Oase» entstehen<br />
mit vielen vers<strong>ch</strong>iedenen Sitzplätzen,<br />
einem Brunnen und einem<br />
Atrium mit Weidenda<strong>ch</strong>, das z. B. als<br />
grünes Klassenzimmer dienen könnte.<br />
Teer und Blumenrabatte wurden in den Sommerferien<br />
2008 von einem fa<strong>ch</strong>kundigen S<strong>ch</strong>ulvater ausgebaggert,<br />
Erde und Humus herangefahren und modelliert, das<br />
Atrium ausgehoben und mit Granitsteinen befestigt. Ein<br />
Granitfels mit Mosaikwasserlauf wurde von Oberstufen-<br />
forum 2010 I 11<br />
s<strong>ch</strong>ülerInnen gestaltet. Ein Baumhaus und zwei grosse<br />
Holzhängematten wurden installiert. Und zu guter Letzt<br />
wurde <strong>der</strong> Rasen gesät und Stauden wurden gepflanzt.<br />
Am 24. April 2009 fand das Einweihungsfest mit <strong>der</strong><br />
S<strong>ch</strong>ulgemeins<strong>ch</strong>aft statt.<br />
Die zweite Etappe:<br />
die Umgestaltung und Erweiterung<br />
des Erstklass-Pausenhofs<br />
Der einzige Pausenplatz, <strong>der</strong> eine kleine<br />
Grünflä<strong>ch</strong>e anbieten konnte, war über<br />
die Jahre mehr und mehr zugewa<strong>ch</strong>sen.<br />
Ein grosses Biotop s<strong>ch</strong>loss si<strong>ch</strong> daran<br />
an, für dessen Pflege si<strong>ch</strong> niemand mehr<br />
zuständig fühlte.<br />
Das Gelände wurde weiträumig gerodet,<br />
eine neue Umzäunung in Abspra<strong>ch</strong>e mit<br />
<strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft angebra<strong>ch</strong>t, das Biotop<br />
trocken gelegt und in einen grossen<br />
Sandspielplatz verwandelt. Ein gehäckselter<br />
Ringplatz wurde angelegt. Bei<br />
dieser Etappe konnten nun vermehrt<br />
viele freiwillige grosse und kleine Helfer<br />
aus <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>üler-, Eltern- und Lehrers<strong>ch</strong>aft<br />
mithelfen. Im Frühjahr werden die beiden<br />
dritten Klassen anlässli<strong>ch</strong> ihrer Bauepo<strong>ch</strong>en<br />
eine Baumplattform zum Klettern<br />
erstellen und bei <strong>der</strong> Renovation<br />
des Spielhäus<strong>ch</strong>ens Hand anlegen. Die<br />
Einri<strong>ch</strong>tung eines Balancier- und Freispielplatzes,<br />
einer Ruts<strong>ch</strong>bahn, einer<br />
Wippe und eines Wasserspiels sind<br />
ebenfalls für dieses Jahr no<strong>ch</strong> geplant.<br />
Diese Erweiterung bietet Pausenraum für<br />
die 1. – 3. Klassen.
forum 2010 I 12<br />
Die dritte Etappe:<br />
Gestaltung von Pausenraum für die Mittelstufe<br />
Als Auftakt zur Gestaltung vom Pausenraum für die Mittelstufe<br />
organisierte die Steuergruppe Anfang März 2010<br />
eine öffentli<strong>ch</strong>e Veranstaltung mit dem Titel «Kin<strong>der</strong>welt<br />
ist Bewegungswelt». Es sollten die Bedürfnisse und Notwendigkeiten<br />
dieser Altersgruppe aus dem Blickwinkel<br />
<strong>der</strong> neusten Erkenntnisse aus Pädagogik, Medizin, Sportwissens<strong>ch</strong>aft,<br />
Sinnesfors<strong>ch</strong>ung und Ästhetik zusammengetragen<br />
werden. Dazu wurden Experten aus den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen eingeladen und natürli<strong>ch</strong> nah-<br />
men au<strong>ch</strong> die Vertreter <strong>der</strong> Firma KuKuK daran teil. Am<br />
folgenden Tag fand ein «run<strong>der</strong> Tis<strong>ch</strong>» mit allen Beteiligten<br />
statt, um die Ergebnisse zusammenzutragen und bis<br />
in die Planung <strong>der</strong> praktis<strong>ch</strong>en Umsetzung hinein auszu-<br />
arbeiten. Im Mittelpunkt stand ein neuartiger Bewe-<br />
gungspfad, <strong>der</strong> mögli<strong>ch</strong>st viele <strong>der</strong> angeklungenen Bedürfnisse<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigen wird.<br />
Auswirkungen<br />
Es war und ist für viele Eltern, Lehrer und S<strong>ch</strong>üler ein<br />
beglückendes Erlebnis an sol<strong>ch</strong> einem Projekt gemeinsam<br />
mitwirken zu können. S<strong>ch</strong>wierige Situationen im S<strong>ch</strong>ul-<br />
alltag können dann auf einer an<strong>der</strong>en Grundlage gemeistert<br />
werden. Lernen mussten die Verantwortli<strong>ch</strong>en <strong>der</strong><br />
Steuergruppe, wie eine transparente Projektführung einerseits<br />
zum Lehrerkollegium und an<strong>der</strong>erseits zu Eltern<br />
und S<strong>ch</strong>ülern gewährleistet werden kann. Dies führte anfängli<strong>ch</strong><br />
zu man<strong>ch</strong>en Missverständnissen und Ärgernissen.<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en gibt es eine speziell für das Projekt gestaltete<br />
Info-Tafel in <strong>der</strong> Eingangshalle <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule und<br />
regelmässige Beri<strong>ch</strong>te in den S<strong>ch</strong>ulmitteilungen.<br />
Es handelt si<strong>ch</strong> um ein mehrjähriges Projekt,<br />
das seine Gesamtwirkung erst na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> vollständigen<br />
Umsetzung erhält. So kann <strong>der</strong><br />
Innenhof als «Ort <strong>der</strong> Ruhe» seinen Sinn für<br />
die S<strong>ch</strong>ulgemeins<strong>ch</strong>aft erst ganz entfalten,<br />
wenn die Orte <strong>der</strong> Bewegung um das S<strong>ch</strong>ulgebäude<br />
herum ebenfalls alle Gestalt angenommen<br />
haben. Die Bauarbeiten bra<strong>ch</strong>ten<br />
sogar kurzfristig zusätzli<strong>ch</strong>e Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />
des Bewegungsspielraumes mit si<strong>ch</strong>,<br />
wel<strong>ch</strong>e unter vielen Betroffenen Enttäus<strong>ch</strong>ung<br />
hervorrief, da sie si<strong>ch</strong> eine s<strong>ch</strong>nellere<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Situation wüns<strong>ch</strong>ten.<br />
Dafür hat si<strong>ch</strong> gezeigt, dass eine breite Beteiligung<br />
vieler mit <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule verbundenen<br />
Mens<strong>ch</strong>en an diesem Gestaltungsprozess<br />
sehr wertvoll ist. Das umfassende Vorhaben<br />
war von Beginn an au<strong>ch</strong> ein Übfeld für die<br />
Sozialgestalt <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ulgemeins<strong>ch</strong>aft.<br />
Matthias Hugens<strong>ch</strong>midt, Fundraising<br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Basel<br />
Neu:<br />
Anthroposophis<strong>ch</strong>e Lehrerbildung in Dorna<strong>ch</strong><br />
führt zu s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> anerkanntem Primarlehrerdiplom<br />
Die Akademie für anthroposophis<strong>ch</strong>e Pädagogik (AfaP) bildet angehende Lehrerinnen und Lehrer in praxisnahen<br />
Studiengängen für eine Unterri<strong>ch</strong>tstätigkeit an einer <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule respektive Waldorfs<strong>ch</strong>ule aus.<br />
Neu besteht ab dem Wintersemester 2010 /11 im Rahmen eines Pilotprojektes die Mögli<strong>ch</strong>keit für einen Übertritt an die<br />
Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule <strong>der</strong> Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Nordwests<strong>ch</strong>weiz, Institut Primarstufe. Na<strong>ch</strong> 3 Semestern kann ein<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> anerkanntes Lehrdiplom für das 1.– 6. S<strong>ch</strong>uljahr erlangt werden, das zur Führung des Titels<br />
«Diplomierte Lehrerin / Diplomierter Lehrer für die Primarstufe» (EDK) sowie des Ba<strong>ch</strong>elors of Primary Education<br />
bere<strong>ch</strong>tigt.<br />
Weitere Informationen: www.paedagogik-akademie.<strong>ch</strong>
Pausen s<strong>ch</strong>affen Integration<br />
Was im Unterri<strong>ch</strong>t oft nur s<strong>ch</strong>wer gelingt, wird in <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Mayenfels dur<strong>ch</strong> die Mittagspause<br />
ermögli<strong>ch</strong>t. Mens<strong>ch</strong>en, die meist im Hintergrund bleiben, werden zu Hauptakteuren.<br />
An <strong>der</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Mayenfels werden ca. 200<br />
Kin<strong>der</strong> von <strong>der</strong> 1. – 9. Klasse oberhalb <strong>der</strong> Gemeinde Pratteln<br />
in einem ehemaligen Herren-S<strong>ch</strong>loss unterri<strong>ch</strong>tet.<br />
Sie erleben jeden Tag den Weg vom Bahnhof dur<strong>ch</strong> die<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsstrasse hinauf in die Fel<strong>der</strong> und Bäume des<br />
Mayenfels.<br />
Sobald die Kin<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> am Na<strong>ch</strong>mittag Unterri<strong>ch</strong>t haben,<br />
entsteht die Frage na<strong>ch</strong> einer guten Verpflegung über Mittag.<br />
In <strong>der</strong> Vergangenheit wurde eine Gruppe von Müttern<br />
und Vätern aufgeboten, um zusammen mit einem in Teilzeit<br />
bes<strong>ch</strong>äftigten Ko<strong>ch</strong>, für die Kin<strong>der</strong> zu ko<strong>ch</strong>en. Im<br />
Laufe <strong>der</strong> Jahre zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> eine Abnahme des Eltern-<br />
engagements ab. Die tägli<strong>ch</strong>e Pflege <strong>der</strong> Räumli<strong>ch</strong>keiten,<br />
die Reparaturen und <strong>der</strong> Unterhalt des Gebäudes sowie<br />
die Pflege des grossen Geländes wurden<br />
dur<strong>ch</strong> kleinere Pensen aus dem<br />
Kollegium und dur<strong>ch</strong> die wertvolle Mithilfe<br />
von engagierten Eltern gewährleistet.<br />
Diese oft belastende Situation wahrnehmend,<br />
kam 2008 die Anfrage des<br />
Vereins Sinnenvoll an die S<strong>ch</strong>ule, hier<br />
am Mayenfels eine Ausbildungsstätte<br />
für Jugendli<strong>ch</strong>e mit einer IV-Verfügung<br />
aufzubauen. Der Verein Sinnenvoll hatte<br />
si<strong>ch</strong> aus <strong>der</strong> Initiative dreier Lehrer<br />
von Kleinklassen bzw. Son<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>ulen<br />
gebildet, die für ihre Jugendli<strong>ch</strong>en eine<br />
sinnvolle Mögli<strong>ch</strong>keit <strong>der</strong> Berufslehre<br />
s<strong>ch</strong>affen wollten.<br />
Die Situation für Jugendli<strong>ch</strong>e aus den<br />
Werkjahren o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
ist alles an<strong>der</strong>e als rosig. Für sie ist es<br />
ein grosses Glück, einen ersten S<strong>ch</strong>ritt<br />
in einer Berufsausbildung ma<strong>ch</strong>en zu<br />
können. Die IV finanziert eine erstmalige berufli<strong>ch</strong>e Massnahme<br />
und hilft dur<strong>ch</strong> ein Gesprä<strong>ch</strong> und dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Tests <strong>der</strong> Berufsberater, den geeigneten Platz zu<br />
finden. Lei<strong>der</strong> gibt es immer zu wenig Plätze in zu wenigen<br />
Berufen. Zudem erfolgt für Jugendli<strong>ch</strong>e, die oft au<strong>ch</strong><br />
eine Entwicklungsverzögerung haben, dieser S<strong>ch</strong>ritt man<strong>ch</strong>-<br />
mal zu früh. Eine grosse Einglie<strong>der</strong>ungsstätte ist oftmals<br />
zu anonym und zu unübersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />
Wir hier bei Sinnenvoll sind so etwas wie eine grosse<br />
Familie. Das Beziehungsnetz ist zwar neu, do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu<br />
weit und übers<strong>ch</strong>aubar. Darüber hinaus entstehen vielfältige<br />
Begegnungen mit <strong>der</strong> lebensvollen S<strong>ch</strong>ulgemeins<strong>ch</strong>aft.<br />
Sinnenvoll bildet in den Berei<strong>ch</strong>en Hauswirts<strong>ch</strong>aft,<br />
Kü<strong>ch</strong>e und Betriebsunterhalt aus. Zur Zeit haben wir 12<br />
Lernende in Ausbildung. Vier Jugendli<strong>ch</strong>e werden im Sommer<br />
2010 ihre 2-jährige Attestausbildung bzw. Anlehre<br />
mit einer Prüfung abs<strong>ch</strong>liessen. Damit sie gut vorbereitet<br />
forum 2010 I 1<br />
in die Prüfung gehen können, haben wir ein spezielles<br />
Ausbildungskonzept entwickelt. Neben dem Tag in <strong>der</strong><br />
öffentli<strong>ch</strong>en Berufss<strong>ch</strong>ule haben alle Lernenden bei Sinnenvoll<br />
no<strong>ch</strong> 8 Stunden Bildungswerkstatt. Diese setzt<br />
si<strong>ch</strong> aus vers<strong>ch</strong>iedenen Elementen zusammen. Einmal aus<br />
dem tägli<strong>ch</strong>en Morgenkreis von einer halben Stunde.<br />
Hier begegnen wir uns, erfahren aus <strong>der</strong> Runde wie es<br />
den Einzelnen geht und es folgt ein kurzer Input ganz<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Art. An einem Tag ist es das Zeitges<strong>ch</strong>ehen,<br />
dem wir uns widmen, an einem an<strong>der</strong>en Tag ist es<br />
ein Gedi<strong>ch</strong>t o<strong>der</strong> ein Rätsel. Die tägli<strong>ch</strong> gefor<strong>der</strong>te Motivation<br />
wird geweckt dur<strong>ch</strong> das Gefühl, akzeptiert und<br />
wahrgenommen zu sein.<br />
Weiter bietet Sinnenvoll eine individuelle s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>e Unterstützung<br />
in den Kulturte<strong>ch</strong>niken wie Lesen, S<strong>ch</strong>reiben<br />
und Re<strong>ch</strong>nen an. Ein regelmässig stattfinden<strong>der</strong> Kunstunterri<strong>ch</strong>t<br />
ist eine Beson<strong>der</strong>heit von Sinnenvoll. Zunä<strong>ch</strong>st ist<br />
es ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, einem Lernenden den Sinn von Kunst in<br />
<strong>der</strong> Ausbildung klar zu ma<strong>ch</strong>en. Im Laufe <strong>der</strong> Ausbildung<br />
erleben sie aber in ihrer konkreten Aufgabe, dass es<br />
unerlässli<strong>ch</strong> ist, si<strong>ch</strong> mit Kreativität und neuen Lösungs-<br />
ansätzen einer neuen Situation zu stellen. Der Ko<strong>ch</strong> de-<br />
koriert seine sehr s<strong>ch</strong>mackhaften Geri<strong>ch</strong>te, die Haus-<br />
wirts<strong>ch</strong>afterin ist bestrebt, den vers<strong>ch</strong>iedenen Jahreszeiten<br />
im S<strong>ch</strong>muck und Dekor gere<strong>ch</strong>t zu werden. Au<strong>ch</strong> die Betriebspraktiker<br />
können ohne eine gewisse Ästhetik ihrer<br />
Aufgabe ni<strong>ch</strong>t optimal gere<strong>ch</strong>t werden.<br />
Die Jugendli<strong>ch</strong>en verfügen na<strong>ch</strong> zwei Jahren über ein Attest<br />
bzw. sie haben eine Anlehre abges<strong>ch</strong>lossen. Dieses<br />
wird in einer daran ans<strong>ch</strong>liessenden Lehre als erstes Lehr-
forum 2010 I 1<br />
jahr angere<strong>ch</strong>net. Können o<strong>der</strong> wollen sie ni<strong>ch</strong>t weiter<br />
ma<strong>ch</strong>en, verfügen sie über ein Papier, mit dem sie si<strong>ch</strong><br />
als Hilfskraft auf dem regulären Arbeitsmarkt, bewerben<br />
können.<br />
Die S<strong>ch</strong>ule und Sinnenvoll arbeiten seit August 2008 zusammen.<br />
Sinnenvoll darf mit seinen Jugendli<strong>ch</strong>en auf dem<br />
Mayenfels tätig werden, <strong>der</strong> Verein unterstützt das Kollegium<br />
und die Eltern, dafür erhält er die Werkstätten im<br />
Austaus<strong>ch</strong> zur Verfügung gestellt. Für beide Seiten war<br />
diese Situation neu, es bedurfte einer grossen Offenheit<br />
und dem Glauben an das Sinnvolle in <strong>der</strong> neuen Aufgabe.<br />
Heute sind beide Seiten glückli<strong>ch</strong> und zufrieden. Die Kin<strong>der</strong><br />
und Lehrer erhalten jeden Mittag ein s<strong>ch</strong>mackhaftes<br />
und biologis<strong>ch</strong>es Mittagessen. Die S<strong>ch</strong>ule wird ni<strong>ch</strong>t nur<br />
regelmässig gereinigt, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> gepflegt und je na<strong>ch</strong><br />
Jahreszeit no<strong>ch</strong> dekoriert. Die Gruppe <strong>der</strong> Betriebspraktiker,<br />
ein Lehrmeister mit vier Lernenden, sorgt im Winter<br />
bei Eis und S<strong>ch</strong>nee für freie Zufahrt und gefahrlose Wege.<br />
Ihr Einsatz ist bei <strong>der</strong> Renovation und <strong>der</strong> Werterhaltung<br />
<strong>der</strong> Gebäude intensiv gefragt. Immer wie<strong>der</strong> kommt es zu<br />
kleinen Zwis<strong>ch</strong>enfällen, bei denen ihre kompetente Hilfe<br />
gesu<strong>ch</strong>t ist. Bei S<strong>ch</strong>ulanlässen wie z. B.<br />
bei einem Gala Diner des Pro Mayen-<br />
fels, einem Sponsoring Anlass für den<br />
geplanten Neubau, konnte Sinnenvoll<br />
mit Kü<strong>ch</strong>e und Service zeigen, was die<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en bereits gelernt haben.<br />
Das gesamte soziale Gefüge hat si<strong>ch</strong><br />
geweitet und an Farbe gewonnen. Es<br />
ist s<strong>ch</strong>on ein Erlebnis, in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>lange<br />
beim Mittagessen anzustehen, und zu<br />
beoba<strong>ch</strong>ten mit wel<strong>ch</strong>er Freude und<br />
mit wie viel Ernst die Lernenden von<br />
Sinnenvoll den Kin<strong>der</strong>n ihr Essen auf<br />
den Teller s<strong>ch</strong>öpfen. Die Kin<strong>der</strong> danken<br />
es ihnen mit Respekt und au<strong>ch</strong> mit<br />
etwas Ehrfur<strong>ch</strong>t vor den Grossen.<br />
Es gibt vier mal in <strong>der</strong> Wo<strong>ch</strong>e vegetaris<strong>ch</strong>e<br />
Geri<strong>ch</strong>te und einmal etwas mit Fleis<strong>ch</strong>. Immer<br />
stehen zwei o<strong>der</strong> drei Salate am Buffet<br />
bereit, dazu eine S<strong>ch</strong>ale mit Obst. Eine leckere<br />
Dessertvariante rundet das Angebot<br />
ab. Da wir versu<strong>ch</strong>en, alles in biologis<strong>ch</strong>er<br />
Qualität anzubieten, mussten wir das<br />
Mittagessen von 5 auf 6 Franken erhöhen.<br />
Damit liegen wir aber im Verglei<strong>ch</strong> mit an<strong>der</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ulen immer no<strong>ch</strong> sehr niedrig.<br />
Die Lernenden von Sinnenvoll sind mit einbezogen<br />
ins kulturelle und jahreszeitli<strong>ch</strong>e<br />
Leben des Mayenfels, sie gehören mittlerweile<br />
einfa<strong>ch</strong> dazu, und i<strong>ch</strong> glaube, man<br />
kann si<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t mehr vorstellen, wie es<br />
ohne sie sein könnte.<br />
Für beide Seiten konnte so eine e<strong>ch</strong>te Win-<br />
Win Situation ges<strong>ch</strong>affen werden. Mögli<strong>ch</strong><br />
ist dies geworden dur<strong>ch</strong> Initiativkraft und<br />
den Glauben an das Notwendige auf <strong>der</strong><br />
einen Seite, und dur<strong>ch</strong> die Bereits<strong>ch</strong>aft<br />
einer Lehrergemeins<strong>ch</strong>aft, si<strong>ch</strong> zu öffnen und das Neue<br />
freudig zu begrüssen.<br />
Bereits sind neue Projekte im Umfeld <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule in die<br />
Wege geleitet: Im Sommer 2011 soll <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten<br />
aus einem Provisorium in ein neues Zuhause in Pratteln<br />
umziehen. Der Verein Kin<strong>der</strong>haus Landhof wird dann eine<br />
Kin<strong>der</strong>tagesstätte und den Kin<strong>der</strong>garten in einem Haus<br />
betreiben. Sinnenvoll beteiligt si<strong>ch</strong> an diesem Haus, wel<strong>ch</strong>es<br />
die CoOpera PUK gekauft und umgebaut hat, mit<br />
einem Cafe und mit einer Demeter Bäckerei. Hinzu kommen<br />
Plätze als Restaurationsangestellte und weitere für<br />
Hauswirts<strong>ch</strong>aft. Wir können dann mit Sinnenvoll weiteren<br />
11 Jugendli<strong>ch</strong>en eine Chance zur berufli<strong>ch</strong>en Einglie<strong>der</strong>ung<br />
geben. Den Kin<strong>der</strong>n wird es si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> gefallen, den fris<strong>ch</strong>en<br />
Brotduft zu s<strong>ch</strong>nuppern.<br />
Johannes Marhenke, www.sinnenvoll.<strong>ch</strong>
Arbeitswelterfahrung dank Unterri<strong>ch</strong>tspausen<br />
Der We<strong>ch</strong>sel zwis<strong>ch</strong>en Arbeitswelterfahrung und S<strong>ch</strong>ule, wie ihn die ROJ entwickelt hat, wirkt motivierend:<br />
Neue Bezüge und Beziehungen s<strong>ch</strong>affen Sinn und Elan.<br />
Eine gute S<strong>ch</strong>ule erkennt man daran, dass sie guten,<br />
rei<strong>ch</strong>haltigen Unterri<strong>ch</strong>t bietet und gültige Abs<strong>ch</strong>lüsse<br />
ausstellt. O<strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t?<br />
Wenn man auf die Jugendli<strong>ch</strong>en und die fast Erwa<strong>ch</strong>senen<br />
genauer hins<strong>ch</strong>aut, könnte man do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einen gewi<strong>ch</strong>tigen<br />
Mangel entdecken sogar bei einer S<strong>ch</strong>ule, die wirkli<strong>ch</strong><br />
alles gut ma<strong>ch</strong>t, was eine S<strong>ch</strong>ule gut ma<strong>ch</strong>en kann:<br />
Die S<strong>ch</strong>ule ist ni<strong>ch</strong>t das Leben, und na<strong>ch</strong> einer intensiven<br />
Lebensbegegnung wä<strong>ch</strong>st <strong>der</strong> Hunger mit zunehmendem<br />
Jugendalter. So tritt neben die S<strong>ch</strong>ule eben <strong>der</strong> Fun, das<br />
Abs<strong>ch</strong>alten o<strong>der</strong> Aufdrehen in <strong>der</strong> Freizeitgestaltung. Auf<br />
jeden Fall ist es eine Su<strong>ch</strong>bewegung über das viellei<strong>ch</strong>t<br />
sogar ideale S<strong>ch</strong>ulleben hinaus, im ungünstigsten Fall<br />
wird das Su<strong>ch</strong>en zur Su<strong>ch</strong>t. Solange es ni<strong>ch</strong>t dahin kommt,<br />
wird es von <strong>der</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft au<strong>ch</strong> weitgehend akzeptiert,<br />
dass Jugend hin und her pendelt zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulleben<br />
und Freizeitvergnügen.<br />
Bei <strong>der</strong> Arbeit sein Handeln an den Bedürfnissen<br />
an<strong>der</strong>er orientieren<br />
Man wi<strong>der</strong>spri<strong>ch</strong>t diesem gängigen Bild, wenn man geltend<br />
ma<strong>ch</strong>en will, die sogenannte «heutige Jugend» su<strong>ch</strong>e<br />
ausser dem Pendeln zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule und Freizeit<br />
na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> in ri<strong>ch</strong>tiger Arbeit zu bewähren,<br />
si<strong>ch</strong> selber und vers<strong>ch</strong>iedenste Mens<strong>ch</strong>en arbeitend kennen<br />
zu lernen. Arbeit definiert si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t über Anstrengung,<br />
sonst würden Partystress, nä<strong>ch</strong>telanges Gamen und<br />
Fitnesstraining damit verwe<strong>ch</strong>selt werden können, son<strong>der</strong>n<br />
man orientiert bei <strong>der</strong> Arbeit sein Handeln an den<br />
Bedürfnissen an<strong>der</strong>er, und das ist ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, ohne<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Diese s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>te Anfor<strong>der</strong>ung verbindet alle Berufe, ist aber<br />
we<strong>der</strong> für das Leben in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule no<strong>ch</strong> für das in <strong>der</strong><br />
Freizeit kennzei<strong>ch</strong>nend. Diesbezügli<strong>ch</strong> geht das Gerü<strong>ch</strong>t<br />
herum – und auf diesem Gerü<strong>ch</strong>t beruht sogar die vorherrs<strong>ch</strong>ende<br />
Lehre an den Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen – genau das wür-<br />
de man nur deshalb auf si<strong>ch</strong> nehmen, um Geld zu verdie-<br />
forum 2010 I 1<br />
nen (z. B. für die Freizeitvergnügen). Das Interesse an den<br />
Bedürfnissen an<strong>der</strong>er würde eben dur<strong>ch</strong> den Markt er-<br />
zwungen mit Hilfe des primären Ziels, Gewinn zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Sol<strong>ch</strong>e Gerü<strong>ch</strong>te wie au<strong>ch</strong> die gängigen Bil<strong>der</strong> von «unserer<br />
heutigen Jugend» lassen si<strong>ch</strong> in Frage stellen aufgrund<br />
über fünfzehnjähriger Erfahrung an <strong>der</strong> ROJ in Solothurn,<br />
einer Gründung <strong>der</strong> drei <strong>Steiner</strong>s<strong>ch</strong>ulen Solothurn,<br />
Biel und Langenthal in Anknüpfung an einen gründli<strong>ch</strong><br />
vorbereiteten Impuls von <strong>Rudolf</strong> Wepfer.<br />
Die S<strong>ch</strong>ule muss begreifen, was <strong>der</strong> junge Mens<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>t,<br />
indem er arbeiten will !<br />
Das gut belegte Phänomen ist folgendes: Jugendli<strong>ch</strong>e und<br />
junge Erwa<strong>ch</strong>sene wollen arbeiten – für an<strong>der</strong>e, nämli<strong>ch</strong><br />
berufli<strong>ch</strong>. Aber sie wollen si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t festlegen, bevor<br />
<strong>der</strong> individuell zu findende Ents<strong>ch</strong>eid für einen Beruf reif<br />
geworden ist. Sie wollen ihr Entwicklungspotential no<strong>ch</strong><br />
freihalten und si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Arbeitswelt mit ihren zunehmen-<br />
den Zwängen ausliefern.<br />
Sie müssen in <strong>der</strong> Regel au<strong>ch</strong> ihren<br />
Lebensunterhalt ni<strong>ch</strong>t selbst verdienen,<br />
das heisst sie dürfen arbeiten –<br />
sie ma<strong>ch</strong>en die ents<strong>ch</strong>eidende Erfahrung,<br />
dass man arbeiten darf, weil<br />
man etwas für an<strong>der</strong>e tun will (anstelle<br />
des übli<strong>ch</strong>en Leitbilds: dass<br />
man arbeiten muss, weil man Geld<br />
will).<br />
Damit <strong>der</strong> junge Mens<strong>ch</strong> aber arbeiten<br />
darf, brau<strong>ch</strong>t es eine S<strong>ch</strong>ule, die<br />
ihm erstens den Freiraum gibt, das<br />
heisst Unterri<strong>ch</strong>tsstunden aufgibt zugunsten<br />
dieser Lebenserfahrung, und<br />
die zweitens ihn gegenüber dieser Arbeitswelt vertritt in<br />
seinen jugendli<strong>ch</strong>en, mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Interessen. Beides ist<br />
ni<strong>ch</strong>t selbstverständli<strong>ch</strong>.<br />
Wie viele Ängste müssen bei Lehrern, Eltern und S<strong>ch</strong>ülern<br />
überwunden werden, die auf <strong>der</strong> Illusion beruhen, die bei<br />
<strong>der</strong> Abs<strong>ch</strong>lussprüfung na<strong>ch</strong>zuweisenden Kompetenzen<br />
seien proportional zu den besu<strong>ch</strong>ten Unterri<strong>ch</strong>tsstunden!<br />
Und wie gründli<strong>ch</strong> muss vonseiten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule begriffen<br />
werden, was <strong>der</strong> junge Mens<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>t, indem er<br />
arbeiten will! Denn im Gegensatz zum Freizeitjob kann es<br />
hier ni<strong>ch</strong>t die finanzielle Entlöhnung sein. Diese ist dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong><br />
gering, und was s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> in<br />
sein Tas<strong>ch</strong>engeld einfliesst, entspri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t einmal seinem<br />
Einsatz, da die Einkünfte über die Klassenkasse<br />
glei<strong>ch</strong>mässig verteilt werden, na<strong>ch</strong>dem s<strong>ch</strong>on ein Anteil<br />
zugunsten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ulkosten abgezogen wurde. Die Arbeit<br />
ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t immer Spass, was do<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
gängiger Meinung das Kriterium <strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en ist.
forum 2010 I 1<br />
Was wollen die S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler arbeiten,<br />
wenn ihnen die S<strong>ch</strong>ule den Raum dafür vers<strong>ch</strong>afft?<br />
Halten sie au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> am glei<strong>ch</strong>en Ort während mindestens<br />
einem halben Jahr, im Ganzen zwei bis vier Jahre, je<br />
zwei Tage die Wo<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> einem Semester-Einstieg in<br />
zwei Intensivwo<strong>ch</strong>en? Klassenhelferin sein in einer Kleinklasse,<br />
Demenzkranke pflegen und alte Mens<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong><br />
bis zum Tod begleiten, Sportartikel verkaufen und Velos<br />
reparieren, S<strong>ch</strong>muck herstellen und Bil<strong>der</strong> rahmen, in <strong>der</strong><br />
Hotelkü<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> im Hotelservice mitarbeiten, mit heilpä-<br />
dagogis<strong>ch</strong> betreuten o<strong>der</strong> traumatisierten Kin<strong>der</strong>n malen,<br />
eine Lokalradiosendung gestalten o<strong>der</strong> im Tagblatt über<br />
Eishockey beri<strong>ch</strong>ten, ein Jugendprojekt des Stadttheaters<br />
leiten, Aufgaben in einem Ar<strong>ch</strong>itektur- o<strong>der</strong> einem Anwaltsbüro<br />
übernehmen, Autobusse reparieren o<strong>der</strong> Pferde<br />
bes<strong>ch</strong>lagen, Kampagnen für ein Bundesamt o<strong>der</strong> für eine<br />
NGO koordinieren, PC-Support übernehmen o<strong>der</strong> Werbung<br />
entwerfen, Dä<strong>ch</strong>er zimmern und decken, Ins<strong>ch</strong>riften<br />
restaurieren, Kin<strong>der</strong> im Hort o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten betreuen,<br />
Li<strong>ch</strong>tanlagen für Konzerte aufbauen, Brot backen, im Geburtshaus<br />
o<strong>der</strong> in einer Grossfamilie mithelfen, was no<strong>ch</strong>?<br />
Es gibt kaum Grenzen. Die S<strong>ch</strong>ule hat si<strong>ch</strong> im Umgang<br />
damit zu bewähren, was das bedeutet für den Unterri<strong>ch</strong>t,<br />
wenn jede Wo<strong>ch</strong>e die S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler mit all<br />
diesen Erfahrungen und Bewährungen in die glei<strong>ch</strong>e Klasse<br />
kommen und gemeinsam das lernen, was nun Sa<strong>ch</strong>e<br />
des S<strong>ch</strong>ullebens ist, mit jedem Fa<strong>ch</strong> den Horizont dieses<br />
berufli<strong>ch</strong>en Tuns erweiternd und dessen Einseitigkeit wie<strong>der</strong><br />
ausglei<strong>ch</strong>end.<br />
Si<strong>ch</strong> selber finden,<br />
wo das Eigene ganz selbstverständli<strong>ch</strong> zurücktritt<br />
Was also su<strong>ch</strong>en junge Mens<strong>ch</strong>en in all diesen Arbeitsfel-<br />
<strong>der</strong>n? Eine S<strong>ch</strong>ule, die ni<strong>ch</strong>t vom Grundgedanken <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Steiner</strong>s ausgeht, würde viellei<strong>ch</strong>t in den Mittelpunkt stellen,<br />
dass auf diese Weise die Karriere s<strong>ch</strong>on angebahnt,<br />
<strong>der</strong> zukünftige Marktwert des Jugendli<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>on gesteigert<br />
wird. Die meisten Absolventen einer sol<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ul-<br />
zeit meinen wohl etwas an<strong>der</strong>es, wenn sie im<br />
Rückblick überzeugt davon beri<strong>ch</strong>ten, dass sie<br />
Ents<strong>ch</strong>eidendes dadur<strong>ch</strong> gewonnen haben, indem<br />
<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ulunterri<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> ein Stück weit zurückgenommen<br />
hat, um Lebensbegegnung und<br />
-bewährung zu ermögli<strong>ch</strong>en. Sie haben an all<br />
diesen Arbeitsorten gerade in diesem kritis<strong>ch</strong>en<br />
Alter <strong>der</strong> I<strong>ch</strong>findung erfahren, dass sie gebrau<strong>ch</strong>t<br />
werden – dass sie etwas können, was<br />
an<strong>der</strong>n ein Bedürfnis ist, und dass sie erstaunli<strong>ch</strong>erweise<br />
gerade da si<strong>ch</strong> selber finden, wo<br />
das Eigene ganz selbstverständli<strong>ch</strong> zurücktritt.<br />
S<strong>ch</strong>nuppern und in einem Lager tü<strong>ch</strong>tig anpacken,<br />
das entspri<strong>ch</strong>t einem 9. Klässler. Von <strong>der</strong><br />
11. Klasse an kann man die Verbindli<strong>ch</strong>keit su<strong>ch</strong>en,<br />
au<strong>ch</strong> eine Sa<strong>ch</strong>kompetenz, die erst wä<strong>ch</strong>st,<br />
wenn si<strong>ch</strong> das Praktikum über Monate erstreckt.<br />
Die S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler durften<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> überwiegend hohe Anerkennung<br />
ernten. Man verglei<strong>ch</strong>e diese Anerkennung in<br />
ihrer Wirkung und Bedeutung mit <strong>der</strong>jenigen<br />
einer guten Punktzahl an <strong>der</strong> Abs<strong>ch</strong>lussprüfung.<br />
Eine 12. Klässlerin, die si<strong>ch</strong> ein Jahr lang parallel<br />
zum Unterri<strong>ch</strong>t zure<strong>ch</strong>tfinden gelernt hat mit Kin<strong>der</strong>n einer<br />
Kleinklasse, ist an<strong>der</strong>s «geprüft» für die Pädagogis<strong>ch</strong>e<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule als bloss mit einer Matur.<br />
Arbeit für an<strong>der</strong>e darf ni<strong>ch</strong>t lernende Arbeit<br />
an si<strong>ch</strong> selbst ersetzen<br />
Eine gute S<strong>ch</strong>ule öffnet ihren S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>ülern<br />
die Erfahrung <strong>der</strong> Welt – aber sie hat auf die an<strong>der</strong>e Seite<br />
au<strong>ch</strong> die grosse Aufgabe, den freien Entwicklungsraum zu<br />
gewähren, <strong>der</strong> im eigenen Lernen erfahren werden kann,<br />
sei es in Kunst, Wissens<strong>ch</strong>aft o<strong>der</strong> Spra<strong>ch</strong>en. Gebrau<strong>ch</strong>t<br />
zu werden und dafür von Mens<strong>ch</strong> zu Mens<strong>ch</strong> Anerkennung<br />
zu finden, sind unverzi<strong>ch</strong>tbare Heilmittel in <strong>der</strong> natürli<strong>ch</strong>en<br />
Krisenhaftigkeit <strong>der</strong> Jugend. Sie können aber –<br />
wie jedes Heilmittel – zu stark wirken, einen Sog entfalten,<br />
<strong>der</strong> das keimhafte Selbstgefühl ablenkt von seinem Weg<br />
dur<strong>ch</strong> neue Abhängigkeiten. Eine sol<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule gibt also<br />
ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> Verantwortung ab an die Arbeitswelt, son<strong>der</strong>n<br />
übernimmt neue in <strong>der</strong> Begleitung dieser Gratwan<strong>der</strong>ung.<br />
Arbeit für an<strong>der</strong>e darf ni<strong>ch</strong>t lernende Arbeit an<br />
si<strong>ch</strong> selbst ersetzen.<br />
Hat das etwas mit <strong>Steiner</strong>s<strong>ch</strong>ule zu tun? Ja, ni<strong>ch</strong>t mit <strong>der</strong><br />
gewohnten Form, aber mit dem ursprüngli<strong>ch</strong>en und immer<br />
neu zu begreifenden Impuls: Individualitäten ihre per-<br />
sönli<strong>ch</strong>e Aufgabe finden zu lassen auf dieser Erde, in <strong>der</strong><br />
Gesells<strong>ch</strong>aft, die sie vorfinden – ni<strong>ch</strong>t davor zurückzus<strong>ch</strong>recken,<br />
weil sie ni<strong>ch</strong>t ideal ist und ni<strong>ch</strong>t den eigenen<br />
Wüns<strong>ch</strong>en entspri<strong>ch</strong>t, und au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ihr zu verfallen, so<br />
wie sie geworden ist und bereitsteht, den jungen Mens<strong>ch</strong>en<br />
zu ihren Zwecken zu formen und zu verwerten.<br />
Sa<strong>ch</strong>gemässen Mut für das Erwa<strong>ch</strong>senwerden entwickeln<br />
– das könnte das Motto eines sol<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulimpulses<br />
sein.<br />
Peter Lüthi, Lehrer für Deuts<strong>ch</strong> und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an <strong>der</strong><br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> S<strong>ch</strong>ule Zür<strong>ch</strong>er Oberland