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Praxistest Perimeter - Medical Network

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PERIMETER<br />

<strong>Praxistest</strong> <strong>Perimeter</strong><br />

Führerscheingutachten und Schnellstrategien<br />

Von Mag. Bernhard Steiner<br />

Angeregt durch den Artikel von Dr. Gorka im Heft Jänner 2012 („Die 5. Novelle der FSG-GV ...“) hat <strong>Medical</strong> <strong>Network</strong><br />

einen <strong>Praxistest</strong> für Perimetrie-Geräte gestartet, die von Ihrer Konzeption her die Anforderungen an statische<br />

<strong>Perimeter</strong> für Führerscheingutachten erfüllen.<br />

Doch gleich vorweg: es müssen nicht<br />

alle Besitzer von <strong>Perimeter</strong>n mit einer<br />

exzentrizität von nur 30 Grad in<br />

tiefe Verzweiflung verfallen, auch das gute<br />

alte Goldmann-Schalenperimeter kann hier<br />

verwendet werden, um die Außengrenzen<br />

(sowohl monokular als auch binokular) zu<br />

bestimmen – und somit ist den Anforderungen<br />

Genüge getan.<br />

Zum führerschein-Gutachten gibt es mehrere<br />

Wege – nicht alle unten angeführten<br />

Zwischenschritte sind erforderlich.<br />

A) erfassung des zentralen Gesichtsfeldes<br />

(Ausdehnung je nach FS-Gruppe) monokular<br />

für beide Augen zum Ausschluss von<br />

zentralen Ausfällen. Hier kommt sinnvollerweise<br />

die statische Perimetrie zum einsatz.<br />

Gefordert ist eine „3-Zonen-Strategie“ d. h.<br />

Prüfung auf „gesehen“ – „relativer Defekt“<br />

– „absoluter Defekt“.<br />

B) erfassung des periphären Gesichtsfeldes<br />

monokular, zur Bestimmung der Außengrenzen<br />

statisch. (Wie bei A.)<br />

mag. Bernhard steiner<br />

ordinationstechnik und<br />

Beschaffungs management<br />

Zieglerg. 81/5, 1070 wien<br />

tel. 0664 104 27 00<br />

Fax 0810 / 955 44 05-913<br />

b.steiner@ordinationstechnik.at<br />

kwww.ordinationstechnik.at<br />

32 MEDICAL NETwORK SPeCiAL September 2012<br />

C) erfassen der Außengrenzen monokular<br />

mittels kinetischer Perimetrie.<br />

D) erfassen des binokularen Gesichtsfeldes<br />

statisch um die – je nach Gruppe<br />

unterschiedlichen – Anforderungen an die<br />

horizontale und vertikale Ausdehnung des<br />

Gesichtsfeldes abzuklären.<br />

E) erfassen der Außengrenzen binokular<br />

kinetisch. (Wie D.)<br />

Mögliche Wege zum Führerscheingutachten<br />

sind (A) + (B) oder (A) + (C). Wenn die<br />

binokulare Ausdehnung des Gesichtsfeldes<br />

durch Addieren der beiden monokular<br />

gemessenen Ausdehnungen zu grenzwertigen<br />

ergebnissen führt, könnte ein separater<br />

– binokular durchgeführter – Test (D)<br />

oder (e) zur Absicherung sinnvoll sein.<br />

Wenn die Schritte (C) und (e) mit einem<br />

Goldmann-Schalenperimeter durchgeführt<br />

werden, dann sind die Anforderungen an<br />

das Computerperimeter stark reduziert und<br />

können durchaus auch von den „kleinen“<br />

<strong>Perimeter</strong>n erfüllt werden.<br />

Alle vorgestellten <strong>Perimeter</strong> bieten die<br />

Möglichkeit, eigene Testraster zu erstellen.<br />

Wenn auf einem in der Ordination vorhandenen<br />

<strong>Perimeter</strong> kein Test vorinstalliert ist,<br />

welcher den oben angeführten Bedingungen<br />

entspricht, dann besteht in der Regel die<br />

Möglichkeit, einen solchen Test nachzubilden.<br />

Doch jetzt genug über die Führerscheingutachten,<br />

sie machen ja nur einen<br />

sehr kleinen, wenn auch interessanten Teil<br />

der Untersuchungen an den <strong>Perimeter</strong>n in<br />

der augenärztlichen Praxis aus.<br />

Von den vielen Aspekten, die es rund um<br />

die Perimetrie zu beachten gilt, haben mich<br />

beim Studium der Literatur zu den Geräten<br />

vor allem die unterschiedlichen Ansätze<br />

interessiert, mit denen die Hersteller versuchen,<br />

Schwellentests schneller durchzu-<br />

FOTOS: MAG. BERNHARd STEINER, www.ordinationstechnik.at<br />

führen, ohne dabei (zu große) Kompromisse<br />

bei der Genauigkeit einzugehen. Jeder der<br />

selbst einmal einen Test mit vielen Stimuli<br />

in der Strategie der doppelten eingabelung<br />

(4-2-1) an sich durchführen hat lassen, weiß<br />

warum die Perimetrie bei den Patientinnen<br />

so „beliebt“ ist.<br />

Die langsamste aller Möglichkeiten ist ein<br />

voller Schwellenwerttest mit doppelter<br />

4-2-1-eingabelung und Präsentation des<br />

erststimulus alters korrigiert normal. Hier<br />

ist vor allem bei größeren, tiefen Defekten<br />

die Testdauer sehr lang (und für viele Patientinnen<br />

frustrierend), weil an jeder Testlokation<br />

mehrmals Stimuli präsentiert werden<br />

müssen, bis das Gerät einen tiefen Defekt als<br />

solchen erkennt. Und natürlich darf man den<br />

für die Testergebnisse nachteiligen effekt von<br />

ermüdung und Konzentrationsverlust nicht<br />

unterschätzen! Wobei es auch hier bereits<br />

Verbesserungen gibt, z. B. das Arbeiten mit<br />

Ankerpunkten in jedem Quadranten, so dass<br />

nicht bei jedem Punkt gleichsam „von Null“<br />

begonnen werden muss.


Abb. 1–4: Ausdrucke der Geräte von Haag-Streit, Zeiss, Oculus und Optopol<br />

Clip-strategie (Oculus): ein Stimulus wird<br />

an einer Stelle dauerhaft präsentiert und<br />

– unter Berücksichtigung der zu Beginn<br />

ermittelten Reaktionszeit des Probanden<br />

– in sukzessiv größer werdenden Schritten<br />

intensiviert, bis er gesehen wird.<br />

Dynamische-strategie (Haag-streit): Hier<br />

wird der erste Stimulus an jeder Testlokation<br />

zwar in der alterskorrigierten erwarteten<br />

Helligkeit dargeboten, aber die Schrittweiten<br />

werden bei tiefen Defekten sukzessive größer,<br />

aus einer langen Kette von permanenten<br />

erhöhungen um 4db wird zunächst in 2db-<br />

Schritten begonnen, diese aber – bei tiefem<br />

Defekt – bis auf 10db-Schritte vergrößert.<br />

Eingeschränktes feld (Optopol): Hier werden<br />

bekannte Bereiche totaler Gesichtsfeldausfälle<br />

bei Folgeuntersuchungen weggelassen.<br />

Bei der neurologischen einschränkung<br />

wird zunächst überschwellig ein möglicher<br />

Quadrantenausfall ermittelt, mit zunächst<br />

einem, später zur Verifizierung mit drei weiteren,<br />

hellstmöglichen Stimuli/Quadranten.<br />

fastPac (Humphrey): Hier wird eine Schrittweite<br />

von 3db verwendet und der Schwellenwert<br />

wird nur einmal gekreuzt.<br />

schnelle-schwellenstrategie (Oculus):<br />

Hier werden Punkte, bei denen informationen<br />

aus benachbarten Punkten vorliegen,<br />

nicht mit der alterskorrigierten erwarteten<br />

Helligkeit dargeboten, sondern mit<br />

einer interpolierten Helligkeit aus dem(n)<br />

benachbarten Punkt(en). es findet dann<br />

eine einschachtelung statt, d. h. Folgepunkte<br />

werden immer in einer Helligkeit,<br />

Abb. 5–7: Demonstration der Geräte von<br />

Haag-Streit, Zeiss und Oculus<br />

die zwischen der des letzten gesehenen<br />

und des ersten nicht gesehenen Punktes<br />

an der jeweiligen Lokation liegt, geboten.<br />

schneller-schwellentest (Optopol): Hier wird<br />

nach der Hälfte der untersuchten Punkte<br />

die intensität des Startstimulus an neuen<br />

Testorten an den Level der Nachbarorte<br />

angepasst. Außerdem fließen die informationen<br />

aus vorangegangenen Untersuchungen<br />

desselben Patienten ein.<br />

sita und sita-fast (Humphrey): Bei diesen<br />

Strategien werden zahlreiche informationen<br />

herangezogen, wie z. B. Helligkeit<br />

und Patientenreaktion von benachbarten<br />

Stimuli, generelle Merkmale des bisherigen<br />

PRAxISTEST<br />

Untersuchungsablaufes, laufender Vergleich<br />

der (Teil-) ergebnisse mit inhalten einer<br />

normativen Datenbank und „selbständige“<br />

entscheidung des <strong>Perimeter</strong>s ob – bei Antworten,<br />

die von den hinterlegten Mustern<br />

abweichen – intensiver untersucht oder die<br />

Untersuchung abgekürzt wird, wenn die<br />

Patientenantworten den „erwartungen“ des<br />

Gerätes entsprechen.<br />

spark-strategie (Oculus): Hier wird – ähnlich<br />

wie bei der „schnellen Schwelle“ die<br />

information von bereits untersuchten Punkten<br />

herangezogen, es werden nun auch<br />

informationen von weiter entfernt liegenden<br />

Punkten integriert, sofern diese in<br />

einem physiologischen Naheverhältnis<br />

zum betrachteten Punkt liegen (z. B. am<br />

selben Nervenfaserbündel positioniert sind).<br />

Die Spark-Strategie ist eine für die Untersuchung<br />

von glaukomatösen Gesichtsfeldern<br />

ausgelegte Strategie.<br />

Top-strategie (Haag-streit): Hier wird einerseits<br />

der erste Stimulus in einem Areal mit<br />

einer Helligkeit präsentiert, die der Hälfte des<br />

alterskorrigierten Normwertes entspricht und<br />

andererseits werden in weiterer Folge bei benachbarten<br />

Punkten die Ja/Nein-Antworten<br />

des Probanden zu vorher untersuchten Punkten<br />

bei der Wahl der Helligkeit des folgenden<br />

Stimulus berücksichtigt. in laufenden interpolationsverfahren<br />

werden insgesamt vier ineinander<br />

verzahnte Teilraster untersucht. k<br />

MEDICAL NETwORK SPeCiAL September 2012 33

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