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Lange und Meyer: Kegelschnitte I - Mathematikinformation

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Stefan <strong>Lange</strong> <strong>und</strong> Karlhorst <strong>Meyer</strong><br />

<strong>Kegelschnitte</strong> I<br />

Die gymnasiale Geometrie der Ebene befasst sich vor allem mit Geraden <strong>und</strong> Kreisen. Im Folgenden werden<br />

auch Kurven betrachtet, die ebenfalls einfache Eigenschaften aufweisen. Solche Kurven treten z. B. als ebene<br />

Schnitte von Drehkegeln auf (vgl. Kapitel 3), finden aber auch auf viele andere Arten Anwendung im<br />

Maschinenbau oder etwa bei der Gestaltung von Bauwerken (vgl. das Kapitel 5). Man stößt auf viele einfache<br />

oder weniger einfache Fragestellungen wie etwa: Wie müssen zwei gleich dicke Rohre zugeschnitten werden,<br />

damit man sie zu einem Rohrknie zusammenfügen kann, um z. B. den Durchfluss um 90° umzulenken?<br />

Aufgabe 0.1:<br />

Beschreibe vollständig <strong>und</strong> kurz: Wie muss man einen Drehzylinder anschneiden <strong>und</strong> verkleben, damit<br />

ein Rohrknie von 90 o entsteht?<br />

Lösung:<br />

Schneide eine Papprolle mit einem scharfen Messer oder einer Säge unter 45 o gegenüber der Rotationsachse<br />

durch, drehe das abgeschnittene Stück um 180 o um seine Rotationsachse <strong>und</strong> füge die beiden<br />

Teile dann wieder zusammen. Es entsteht das gewünschte Rohrknie.<br />

Es wird sich zeigen, dass die Eigenschaften der ebenen <strong>Kegelschnitte</strong> trotz ihrer sehr unterschiedlichen Gestalten<br />

sehr eng miteinander verwandt sind (vgl. Kapitel 3.5) <strong>und</strong> viele einfache <strong>und</strong> aufschlussreiche Konstruktionen<br />

<strong>und</strong> Überlegungen zulassen, die im Folgenden untersucht werden sollen.<br />

1. Vorerörterungen zur Darstellung der Bilder<br />

Im folgenden Text werden viele Bilder benutzt, die sogenannte Risse sind, d. h. durch Orthogonalprojektion<br />

eines Körpers in eine Bildebene Π entstehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden hier erst einmal die<br />

Eigenschaften von Parallelprojektionen aufgezählt:<br />

Bei Parallelprojektion (in guter Näherung Sonnenlicht; die Bilder heißen auch Schrägbilder) geht durch jeden<br />

Punkt P ein Projektionsstrahl. Alle Projektionsstrahlen sind parallel <strong>und</strong> schneiden die Bildebene Π. Der<br />

Schnittpunkt eines Projektionsstrahls ist das Bild von P.<br />

• Das Bild eines Punktes ist ein Punkt.<br />

• Das Bild einer Geraden ist ein Punkt oder eine Gerade. Ersteres falls die Gerade in Richtung der<br />

Projektionsstrahlen liegt, man sagt dann: Die Gerade ist projizierend.<br />

• Das Bild einer Ebene ist eine Gerade (falls die Projektionsrichtung in der Ebene liegt, man sagt dann: Die<br />

Ebene ist projizierend) oder ganz Π.<br />

• Das Bild paralleler Geraden sind entweder zwei Punkte, eine Gerade oder zwei parallele Geraden.<br />

• Alle Strecken, die parallel sind, werden in einem festen Verhältnis verkürzt bzw. verlängert (sogenannter<br />

räumlicher Strahlensatz); insbesondere gehen Mittelpunkte in Mittelpunkte über. Geraden, die parallel zur<br />

Bildebene sind, werden 1:1 abgebildet.<br />

Stehen die Projektionsstrahlen senkrecht auf der Bildebene, so spricht man von Orthogonalprojektion <strong>und</strong><br />

nennt das Bild Riss. Der letzte Absatz der Eigenschaften von Parallelprojektionen ändert sich:<br />

• Alle Strecken, die parallel sind, werden in einem festen Verhältnis verkürzt; Mittelpunkte gehen in<br />

Mittelpunkte über. Geraden, die parallel zur Bildebene sind, werden 1:1 dargestellt.<br />

Häufig werden Körper in mehreren Rissen dargestellt (Hinweis: Das Wort Darstellung wird hier nicht im Sinne<br />

der Mathematik so benutzt, dass ein bijektives Bild eines Gegenstands gemeint ist). In der sog. Darstellenden<br />

Geometrie wurden eigene Bezeichnungsweisen für die einzelnen Risse verwendet, die hier zu aufwendig<br />

erscheinen. So gilt hier die


Vereinbarung: Alle Risse des Punktes P heißen P, alle Risse der Geraden g heißen g usw.<br />

4<br />

Wie in der Darstellenden Geometrie setzen wir verschiedene Risse eines Körpers so nebeneinander oder auch<br />

untereinander, dass entsprechende Punkte auf parallelen Geraden zu fnden sind.<br />

Es folgen<br />

wichtige Definitionen <strong>und</strong> Sätze im Raum:<br />

• Zwei Geraden heißen parallel, wenn sie identisch sind oder in einer Ebene liegen <strong>und</strong> keinen Punkt<br />

gemeinsam haben.<br />

• Eine Gerade heißt parallel zu einer Ebene, wenn sie in der Ebene liegt oder keinen Punkt mit der Ebene<br />

gemeinsam hat.<br />

• Zwei Ebenen heißen parallel, wenn sie identisch sind oder keinen Punkt gemeinsam haben.<br />

• Zwei nicht parallele Ebenen schneiden sich in einer Geraden.<br />

• Sind zwei Geraden einer dritten parallel, so sind sie untereinander parallel (Man beachte: In diesem Satz<br />

können die drei genannten Geraden Kanten eines dreiseitigen Prismas sein!).<br />

• a <strong>und</strong> b seien windschiefe Geraden. Als Winkel zwischen a <strong>und</strong> b wird definiert der Winkel zwischen a’ <strong>und</strong><br />

b, wobei sich a’ mit b schneidet <strong>und</strong> a’ parallel zu a ist.<br />

• Der Winkel zwischen einer Geraden a <strong>und</strong> einer Ebene E ist definiert als 90 o minus dem Winkel zwischen<br />

der Geraden <strong>und</strong> dem Lot auf der Ebene.<br />

• Der Winkel zwischen zwei Ebenen wird definiert als der Winkel zwischen den Loten der Ebenen.<br />

• Eine Gerade g heißt Lot auf einer Ebene E, wenn g auf zwei nicht parallelen Geraden der Ebene senkrecht<br />

steht. Der Schnittpunkt des Lots mit der Ebene heißt Fußpunkt.<br />

• Ist g Lot auf E, so steht g auf allen Geraden der Ebene senkrecht.<br />

• Ein Kreis ist achsensymmetrisch zu jedem seiner Durchmesser.<br />

• Bilden die Schenkel eines Zirkels einen rechten Winkel <strong>und</strong> lässt man den einen Schenkel um den anderen<br />

rotieren, so läuft der bewegte Schenkel in einer Ebene, deren Lote parallel zum Schenkel sind, der als<br />

Rotationsachse dient. Der bewegte Schenkel wird 1:1 bei Orthogonalprojektion genau dann abgebildet, wenn<br />

er zur Bildebene parallel ist. Bei Orthogonalprojektion ist dann <strong>und</strong> nur in diesem Fall der Winkel zwischen<br />

den Schenkelbildern wiederum ein rechter Winkel. In allen anderen Fällen der Rotation ist der Winkel<br />

zwischen den Schenkelbildern größer oder kleiner als ein rechter (sog. Hilfssatz über die<br />

Orthogonalprojektion rechter Winkel).<br />

Man verdeutliche sich diese Definitionen <strong>und</strong> Sätze an Modellen bzw. Raumskizzen.<br />

2. Zylinderschnitte<br />

2.1 Definition <strong>und</strong> erste Eigenschaften<br />

Definition 2.1.1: Ein Kreis k im Raum ist festgelegt durch<br />

Mittelpunkt M, Radius r <strong>und</strong> Rotationsachse a.<br />

Ein Kreis k vom Radius r <strong>und</strong> seine Drehachse a, z. B. Lenkrad <strong>und</strong><br />

Lenksäule eines Autos, wird nun von oben (der entstehende Riss<br />

heißt Gr<strong>und</strong>riss) gezeichnet. Die Projektionsstrahlen stehen auf der<br />

Gr<strong>und</strong>rissebene senkrecht <strong>und</strong> gehen durch die Punkte des Kreises k;<br />

sie bilden dabei die Mantellinien eines schiefen Kreiszylinders Z<br />

(vgl. rechte Abbildung). Der Gr<strong>und</strong>riss von k ist dann ein Schnitt<br />

senkrecht zu den Mantellinien von Z.<br />

Aufgabe 2.1.1: Schneide aus Pappe einen Kreis aus <strong>und</strong><br />

stecke durch seinen Mittelpunkt eine „Achse“, z. B. einen<br />

Bleistift. Vergleiche die folgende Zeichnung mit<br />

diesem Modell.<br />

r<br />

P<br />

s<br />

a<br />

k<br />

k<br />

a<br />

M<br />

s<br />

F<br />

k<br />

M<br />

Q<br />

r<br />

M<br />

e<br />

M<br />

Pe<br />

Q<br />

e<br />

E<br />

Z<br />

Π 1


Der Kreis k liegt in einer Ebene, die man so von der Seite<br />

betrachten kann, dass man sie projizierend, den Kreis also<br />

als Strecke sieht. Ein Kreisradius ist dann projizierend.<br />

Man kann deshalb annehmen, dass die Kreisdrehachse a in<br />

der Zeichenebene liegt; deshalb sind der Kreis <strong>und</strong> sein<br />

Bild in der projizierenden Gr<strong>und</strong>rissebene Π 1 symmetrisch<br />

zur Zeichenebene, weil der Kreis zu jedem seiner<br />

Durchmesser symmetrisch ist.<br />

Definition 2.1.2: Das orthogonale Bild eines Kreises heißt<br />

Ellipse.<br />

5<br />

Die Zylinderachse im Bild kann als projizierende Ebene F gedeutet werden. Zu dem Kreispunkt P <strong>und</strong> seinem<br />

Bild Pe bei Orthogonalprojektion gibt es einen Kreispunkt Q samt Bild Qe, die von F denselben Abstand s wie P<br />

haben.<br />

Pe <strong>und</strong> Qe liegen also symmetrisch zu F. Da die Zeichenebene, die Gr<strong>und</strong>rissebene Π1 <strong>und</strong> die Ebene F paarweise<br />

aufeinander senkrechte Ebenen sind, gilt:<br />

Satz 2.1.1: Die Ellipse hat zwei zueinander senkrechte Symmetrieachsen.<br />

Standardbezeichnungen:<br />

In nebenstehender Zeichnung heißen:<br />

die Symmetrieachse AC Hauptachse<br />

die Symmetrieachse BD Nebenachse<br />

die Punkte A <strong>und</strong> C Hauptscheitel<br />

die Punkte B <strong>und</strong> D Nebenscheitel<br />

der Kreis um M durch A Hauptkreis<br />

der Kreis um M durch B Nebenkreis<br />

die Strecken a <strong>und</strong> b große bzw. kleine Halbachse <strong>und</strong><br />

der Punkt M Mittelpunkt.<br />

Man führt in der Ebene des Kreises k die kartesischen<br />

Koordinaten u ein (beachte, in der Darstellung<br />

projizierend) <strong>und</strong> v (in der Zeichenebene) <strong>und</strong> analog in<br />

der Ebene der Bildellipse e die Koordinaten x<br />

(projizierend) <strong>und</strong> y (in der Zeichenebene). Dem Punkt P(u<br />

| v) des Kreises wird also der Punkt Pe(x⏐y) der Ellipse<br />

zugeordnet. Weil parallele Strecken im gleichen Maßstab<br />

abgebildet werden, gilt:<br />

u = x <strong>und</strong> y<br />

v<br />

b<br />

= = cos α (1)<br />

a<br />

Nach dem Satz des Phythagoras gilt für die Punkte P(u | v)<br />

des Kreises um den Ursprung M <strong>und</strong> den Radius a:<br />

2 2 2<br />

u + v = a Mit (1) folgt:<br />

x<br />

x<br />

a<br />

2<br />

2<br />

2<br />

+ ⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

ay<br />

b<br />

2<br />

2<br />

y<br />

+ = 1 2<br />

b<br />

⎞ 2<br />

⎟ = a Hieraus folgt nach Division durch a<br />

⎠<br />

2 :<br />

C<br />

B<br />

b<br />

k u<br />

Satz 2.1.2: Mittelpunktsgleichung der Ellipse: Die Punkte P(x | y) einer Ellipse mit den Halbachsen a <strong>und</strong> b<br />

<strong>und</strong> dem Mittelpunkt (0 | 0) erfüllen: x<br />

a<br />

2<br />

2<br />

2<br />

y<br />

+ =<br />

1<br />

2<br />

b<br />

α<br />

b<br />

M<br />

D<br />

x<br />

e<br />

P(u;v)<br />

a<br />

a<br />

P e (x;y)<br />

A<br />

v<br />

y


Aufgabe 2.1.2:<br />

Gegeben ist ein Kreis mit Radius 5,0 cm,<br />

dessen Ebene gegenüber der Bildebene um 30 o<br />

geneigt ist. Berechne die Halbachsen der<br />

Bildellipse.<br />

Zeichnet man die x-y-Ebene <strong>und</strong> die u-v-Ebene in<br />

eine Zeichnung ein <strong>und</strong> dreht das so erhaltene Bild<br />

um 90 o , so erhält man das nebenstehende Bild.<br />

Dies liefert eine Punktkonstruktion der Ellipse:<br />

Verfahren Wimpelkonstruktion der Ellipse:<br />

1. Von einer Ellipse sind gegeben der Mittelpunkt<br />

M, die Scheitel A, B, C, D <strong>und</strong> damit Haupt-<br />

<strong>und</strong> Nebenkreis. Lege durch M eine beliebige<br />

Halbgerade g (Schnittpunkt P 1 mit Hauptkreis,<br />

Schnittpunkt P 2 mit Nebenkreis).<br />

2. Zeichne durch P 1 die Parallele zu BD.<br />

3. Zeichne durch P 2 die Parallele zu AC.<br />

4. Der Schnittpunkt P der gezeichneten Parallelen<br />

ist ein Punkt der Ellipse.<br />

Begründung:<br />

Aus Formelzeile (1) auf der vorhergehenden Seite<br />

folgt mit den Bezeichnungen der nebenstehenden<br />

Zeichnung:<br />

a<br />

b<br />

P1M P1Q = = =<br />

P M PQ<br />

2<br />

v<br />

y<br />

6<br />

k<br />

e<br />

y, v<br />

M<br />

P(u;v)<br />

Pe<br />

(x;y)<br />

Nach der Umkehrung des Strahlensatzes (Zentrum P 1) folgt: P 2P || MQ. Damit ist die Konstruktion begründet.<br />

Der Beweis folgt auch unmittelbar mit (1) aus der Ellipsengleichung.<br />

x = u<br />

Aufgabe 2.1.3: Konstruiere nach der Wimpelkonstruktion je 24 Punkte der Ellipsen mit der großen Halbachse<br />

a = 5,0 cm <strong>und</strong> der kleinen Halbachse b = 1,0 cm bzw. b = 2,5 cm bzw. b = 4,0 cm. Nütze die<br />

Symmetrie aus <strong>und</strong> zeichne in einem Bild die Ellipsen möglichst genau.<br />

Die Wimpelkonstruktion kann man als eine Abbildung auffassen, die jedem Hauptkreispunkt P 1 einen<br />

Ellipsenpunkt P zuordnet; deshalb definiert man:<br />

Definition 2.1.3: Eine Achsenstreckung S mit der Achse s ist eine Abbildung der Punkte P 1 einer Ebene auf<br />

Bildpunkte P dieser Ebene:<br />

1. Ist P 1 auf s, dann sei S(P 1) = P1.<br />

2. Ist P 1 nicht auf s, dann fälle von P 1 das Lot auf s mit Fußpunkt Q. Das Bild S(P 1) = P erhält man dann so,<br />

dass P auf P1Q liegt <strong>und</strong> PQ<br />

c<br />

P1Q Seite von s oder auf verschiedenen Seiten liegen.<br />

C<br />

= mit derselben Konstanten c für alle P 1 ist, wobei jedes P <strong>und</strong> P1 auf einer<br />

y<br />

B<br />

M<br />

D<br />

g<br />

P1 P2 1<br />

3<br />

2<br />

P<br />

Q<br />

A<br />

x


Satz 2.1.3: Achsenstreckungen haben folgende<br />

Abbildungseigenschaften:<br />

1. Sie sind umkehrbare eindeutige Punktabbildungen .<br />

2. Geraden werden auf Geraden, Schnittpunkte auf Schnittpunkte<br />

abgebildet.<br />

3. Parallele Geraden werden auf parallele Geraden abgebildet.<br />

4. Teilverhältnisse auf Geraden bleiben erhalten.<br />

5. Parallele Strecken werden im gleichen Verhältnis verzerrt.<br />

6. Alle Lote zur Achse sind Fixgeraden.<br />

7. Eine nicht zu a parallele Gerade g1 schneidet ihr Bild g auf der Achse.<br />

8. Die Berühreigenschaften von Tangenten bleiben erhalten.<br />

7<br />

Aufgabe 2.1.4: Beweise den Satz 2.4.<br />

Hinweise<br />

zu 2. bis 5.: Suche bzw. ergänze geeignete Strahlensatzfiguren.<br />

zu 1. 6. <strong>und</strong> 7.: Verwende die Definition.<br />

zu 8.: Beachte die Vorbemerkung zur Tangentenkonstruktion <strong>und</strong>: Liegen zwei Punkte auf derselben Seite<br />

einer Geraden, so gilt dies auch für die Bilder.<br />

Aufgabe 2.1.5: Zeige: Bei der Wimpelkonstruktion entsteht der Ellipsenpunkt P auch durch Achsenstre-<br />

ckung (Achse BD) aus P 2 auf dem Nebenkreis.<br />

Aufgabe 2.1.6: In einem Koordinatensystem ist eine Achsenstreckung durch die x-Achse als ihre Achse<br />

<strong>und</strong> den Punkt P(0⏐3) <strong>und</strong> seinen Bildpunkt P’(0⏐-2) gegeben. Konstruiere (Einheit 1 cm) <strong>und</strong> berechne<br />

das Bild<br />

a) des Dreiecks PQR mit Q(6⏐0) <strong>und</strong> R(2⏐6),<br />

b) des Fünfecks ABCDE mit A(4⏐3), B(7⏐-1,5), C(11⏐-1,5), D(11⏐1,5), E(8⏐6). Fertige hierzu eine neue<br />

Zeichnung.<br />

Scheitel als Koordinatenursprung:<br />

Man stellt sich vor, dass die gewünschte Scheitelgleichung durch die<br />

folgende Verschiebung<br />

y = y <strong>und</strong> x = x − a aus obiger Mittelpunktsgleichung durch<br />

Einsetzen entsteht:<br />

( x − a)<br />

2<br />

2<br />

2<br />

a<br />

+<br />

y<br />

2<br />

b<br />

= 1<br />

Hieraus folgt durch Ausquadrieren:<br />

x<br />

a<br />

2<br />

2<br />

2x<br />

y<br />

− + = 0 2 a b<br />

2<br />

2<br />

( x − x ) ( y − y )<br />

0<br />

2<br />

0<br />

Aufgabe 2.1.7: Es sei + = 1.<br />

2<br />

2<br />

a b<br />

a) Welche Kurve beschreibt diese Gleichung? Welche Bedeutung haben die Parameter der Gleichung?<br />

b) Zeichne die Kurve für (x0⏐y0) = (3⏐-1), a = b, b = 2 (Zeicheneinheit 1 cm).<br />

c) Löse die Gleichung nach y auf.<br />

d) Wie lautet die Gleichung der Ellipse mit dem Mittelpunkt M(-2⏐3), a = 4, b = 2?<br />

e) Wie lautet die Gleichung einer Ellipse mit den Scheiteln A(2⏐2), B(-1⏐4), C(-4⏐2)? Welche<br />

Koordinaten hat der vierte Scheitel D <strong>und</strong> der Mittelpunkt M?<br />

2.2 Konstruktionen<br />

Tangentenkonstruktion:<br />

a<br />

y<br />

P<br />

1<br />

P<br />

Q<br />

y<br />

a x P<br />

y = y x=x<br />

x M


Da die Achsenstreckung verschiedene Schnittpunkte auf<br />

verschiedene Schnittpunkte abbildet, sich also die Anzahl von<br />

Schnittpunkten nicht ändert, muss das Bild einer Kreistangente eine<br />

Ellipsentangente sein.<br />

Konstruktion einer Tangente an eine Ellipse:<br />

1. Konstruiere P zu P1 (z. B. mit der Wimpelkonstruktion).<br />

2. Zeichne die Kreistangente t1 zu P1. Der Schnittpunkt T mit der<br />

Achse a ist Fixpunkt bei der Abbildung.<br />

3. Zeichne die Ellipsentangente PT.<br />

8<br />

Aufgabe 2.2.1: Beschreibe den Ablauf der entsprechenden Tangentenkonstruktion, wenn man nicht wie<br />

oben eine Achsenstreckung der Ellipse aus dem Hauptkreis, sondern aus dem Nebenkreis verwendet.<br />

Aufgabe 2.2.2: Begründe, warum diese Tangentenkonstruktionen versagen, wenn der Ellipsenpunkt zu<br />

nahe an einem Scheitel liegt. Fertige hierzu Zeichnungen <strong>und</strong> gib dann einen Gr<strong>und</strong> an.<br />

Aufgabe 2.2.3: Konstruiere einige Ellipsenpunkte samt ihren Tangenten (a = 5,0 cm, b = 3,0 cm).<br />

Beachte: Durch wenige Punkte mit ihren Tangenten lässt sich eine Ellipse mindestens ebenso genau<br />

zeichnen wie durch die doppelte Punktanzahl ohne Tangenten.<br />

Aufgabe 2.2.4: Welche Gleichungen beschreiben die Tangenten t1 in P1(x1⏐y1) an den Hauptkreis, t2 in<br />

P2(x2⏐y2) an den Nebenkreis <strong>und</strong> t in P(xp⏐yp) an die Ellipse.<br />

Hinweis: Für die Steigungskoeffizienten mi zweier aufeinander senkrechter Geraden gilt m1m2 = -1.<br />

Aufgabe 2.2.5: Gegeben ist eine Ellipse durch ihren Mittelpunkt M(0⏐0), Hauptscheitel A(5⏐0) <strong>und</strong><br />

Nebenscheitel B(0⏐2). Konstruiere ohne die Ellipse zu zeichnen (Einheit 1 cm)<br />

a) die Ellipsentangenten parallel zur Geraden BQ mit Q(2,5⏐0) samt Berührpunkten;<br />

b) die Ellipsentangenten von R(7⏐1) aus samt Berührpunkten;<br />

c) die Schnittpunkte der Ellipse mit der Geraden durch Q(2,5⏐0) <strong>und</strong> S(-3⏐2).<br />

Löse die Aufgabe auf zwei Wegen: Einmal werde der Hauptkreis, dann der Nebenkreis der Ellipse als<br />

Urbild der Achsenstreckung gewählt.<br />

Papierstreifenkonstruktionen:<br />

1. Trage auf einem Papierstreifen die Halbachsen a <strong>und</strong> b der gewünschten Ellipse ab wie in den folgenden<br />

Zeichnungen.<br />

2. Passe jeweils für verschiedene Winkel φ den Papierstreifen zwischen den Symmetrieachsen der zu<br />

zeichnenden Ellipse ein.<br />

y<br />

a - b<br />

φ<br />

b<br />

P<br />

x<br />

Begründung:<br />

Für die Koordinaten (x⏐y) des Ellipsenpunktes P gilt jeweils x = a cos φ <strong>und</strong> y = b sin φ. Hieraus folgt<br />

2 2 x y<br />

cos φ + sin φ = 1 = +<br />

2<br />

a b<br />

Umkehrung der Papierstreifenkonstruktion:<br />

2<br />

2<br />

2<br />

, also die Formel der gesuchten Ellipse.<br />

y<br />

k<br />

3<br />

e<br />

t<br />

t1<br />

P1<br />

1<br />

P<br />

s<br />

P<br />

φ<br />

2<br />

a b<br />

T<br />

x


9<br />

Von einer Ellipse sind gegeben der Mittelpunkt M <strong>und</strong> ein Hauptscheitel A (damit die Lage der Achsen <strong>und</strong> die<br />

Länge a der großen Halbachse), sowie ein beliebiger Punkt P. Gesucht ist die Länge der kleinen Halbachse b.<br />

Lösung:<br />

Passt man einen Papierstreifen nach einer der vorherigen Zeichnungen so ein, dass auf ihm die bekannte Länge a<br />

an der richtigen Stelle liegt, dann findet man auf dem Papierstreifen die gesuchte Länge b.<br />

Aufgabe 2.2.6: Führe diese Konstruktion exakt nur unter Benutzung von Zirkel <strong>und</strong> Lineal aus. In welcher<br />

Reihenfolge muss man diese Schritte in einem CAD-System ausführen?<br />

Aufgabe 2.2.7: Führe diese Konstruktionen entsprechend zur Aufgabe 2.2.5 aus, wenn jetzt der Mittelpunkt<br />

der Ellipse, ein Nebenscheitel <strong>und</strong> ein beliebiger Ellipsenpunkt gegeben sind.<br />

Aufgabe 2.2.8: Zeichne mit beiden Papierstreifenmethoden Ellipsen mit a = 5,0 cm <strong>und</strong> b = 1,5 cm oder<br />

b = 2,5 cm oder b = 4,0 cm. Weshalb wird das Ergebnis mit einer der beiden Methoden genauer?<br />

Aufgabe 2.2.9: Gegeben ist eine Ellipse mit dem Mittelpunkt (0⏐0), dem Hauptscheitel A(5⏐0) <strong>und</strong> dem<br />

Nebenscheitel B(0⏐2). Konstruiere die Lage des Papierstreifens jeweils durch die Achsenpunkte (5,6⏐0,0),<br />

(0,0⏐5,6) <strong>und</strong> durch die Ellipsenpunkte (2,0⏐?) <strong>und</strong> (?⏐0,8).<br />

Aufgabe 2.2.10: Von einer Ellipse sind gegeben der Mittelpunkt M(0⏐0), der Hauptscheitel A(a⏐0) <strong>und</strong> der<br />

Punkt P(x⏐y). Konstruiere mit der Umkehrung der Papierstreifenmethode den Nebenscheitel für:<br />

a) a = 5,0 x = 3,0 y = 2,0; b) a = 5,0 x = 4,0 y = 2,4; c) a = 5,2 x = 4,8 y = 1,0.<br />

Wie ändert sich die Genauigkeit der Ergebnisse für die verschiedenen Beispiele?<br />

Aufgabe 2.2.11: Das nebenstehende Bild soll die<br />

Aufgabe 2.2.9 lösen. Was ist falsch daran?<br />

Aufgabe 2.2.12: Von einer Ellipse sind<br />

Mittelpunkt M(0⏐0), ein Scheitel S(39⏐0) <strong>und</strong><br />

der Punkt P(15⏐60) gegeben. Stelle die<br />

Ellipsengleichung auf <strong>und</strong> gib die Koordinaten<br />

der übrigen Scheitel an.<br />

Aufgabe 2.2.13: Eine Ellipse mit Achsen, die zu<br />

den Koordinatenachsen parallel sind, geht durch<br />

die Punkte (52⏐42), (52⏐18), (70⏐30), (-20⏐30).<br />

Finde die Halbachsen der Ellipse durch<br />

Konstruktion <strong>und</strong> Rechnung.<br />

Aufgabe 2.2.14: Eine Ellipse, deren Achsen die Koordinatenachsen sind, geht durch P(60⏐12,5) <strong>und</strong><br />

Q(39⏐26). Berechne die Halbachsen. Können P <strong>und</strong> Q beliebig vorgegeben werden? Begründe.<br />

Aufgabe 2.2.15: Wie viele Punkte einer Ellipse, deren Achsen parallel zu den Koordinaten sind, kann man<br />

vorgeben, um daraus die Parameter der Ellipsengleichung zu bestimmen?<br />

Aufgabe 2.2.16: Gegeben ist eine Gerade g mit der Gleichung y = mx + t <strong>und</strong> eine Ellipse e mit<br />

2<br />

2<br />

x y<br />

+ = 1 .<br />

2 2<br />

a b<br />

a) Berechne die Schnittpunkte der Geraden g mit der Ellipse e sowie den dazugehörigen<br />

Sehnenmittelpunkt M(xs⏐ys).<br />

b) Finde eine algebraische Bedingung dafür, dass g Ellipsentangente ist.<br />

c) Zeige, dass der Berührpunkt dieser Tangente <strong>und</strong> die Mitten aller zu g parallelen Sehnen auf einem<br />

Durchmesser der Ellipse liegen.<br />

2.3 Technische Anwendung<br />

b<br />

M<br />

b<br />

a<br />

P<br />

(a;0)


Der Ellipsenzirkel beruht auf der Konstruktion<br />

„Papierstreifenmethode“. Die Enden des<br />

jeweiligen Papierstreifens sind als sog.<br />

Kreuzkopfgelenke ausgebildet <strong>und</strong> laufen in<br />

zwei aufeinander senkrecht stehenden Schienen.<br />

Die Schiene „Papierstreifen“ ist an den<br />

Kreuzköpfen so verstellbar, dass verschiedene<br />

Längen a <strong>und</strong> b eingestellt werden können.<br />

Die PC-Entwicklung hat die Verwendung von<br />

Ellipsenzirkeln überflüssig gemacht.<br />

Aufgabe 2.3.1: Untersuche in einem CAD-<br />

System die Ellipsenerzeugung durch<br />

„Ziehen“ eines Kreises <strong>und</strong> versuche diese<br />

Methode mathematisch zu erklären.<br />

2.4 Scheitelkrümmungskreise<br />

10<br />

Wir haben bereits gelernt, dass ein Ellipsenpunkt mit Tangente an die Ellipse eine Information ist, die mit der<br />

Vorgabe zweier Ellipsenpunkte vergleichbar ist. Noch höher ist die Information, wenn man einen Punkt samt<br />

Tangente <strong>und</strong> Krümmungskreis vorgibt. Hierbei versteht man unter einem Krümmungskreis denjenigen Kreis,<br />

dessen Mittelpunkt auf der Kurvennormalen (also senkrecht zur Tangente) liegt <strong>und</strong> der die Ellipse optimal<br />

berührt. Was das heißt, kann man erst mit Mitteln der Analysis bzw. Differentialgeometrie klären.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird man auch den Radius r (genannt Krümmungsradius) des Krümmungskreises eines<br />

Funktionsgraphen zu y = f(x) mit Mitteln der Analysis berechnen:<br />

2 ( 1+<br />

f'<br />

)<br />

3<br />

2<br />

r =<br />

f"<br />

, falls f’’ ≠ 0 <strong>und</strong> die benötigten Ableitungen existieren.<br />

Dies war früher Stoff am Gymnasium.<br />

Aufgabe 2.4.1: Berechne für einen beliebigen Ellipsenpunkt den Krümmungsradius <strong>und</strong> bestimme damit<br />

den Krümmungsmittelpunkt. Führe daraus die Herleitung für die Scheitelkrümmungskreise durch.<br />

Im Falle der Scheitelkrümmungskreise einer Ellipse kann man sich aber auch den jeweiligen Krümmungsradius<br />

ohne Analysis beschaffen:<br />

Hierzu werden zunächst Kreise untersucht, die die<br />

Ellipse im linken Hauptscheitel berühren.<br />

Nebenstehender Zeichnung entnimmt man:<br />

Sehr kleine Kreise (dünn) berühren von innen <strong>und</strong><br />

bleiben ganz im Inneren der Ellipse.<br />

Sehr große Kreise berühren von außen <strong>und</strong> bleiben<br />

ganz im Äußeren, falls sie größer als der Hauptkreis<br />

der Ellipse sind.<br />

Nicht ganz so große Kreise (strichpunktiert), die nicht<br />

ganz so groß wie der Hauptkreis sind, berühren auch<br />

von außen, schneiden aber nochmals die Ellipse in<br />

zwei symmetrisch gelegenen Punkten.<br />

Verkleinert man einen solchen Kreis, so wandern diese Schnittpunkte auf den Berührpunkt zu. Der Kreis, bei<br />

dem sie in den Berührpunkt fallen, ist der größte Kreis, der im Scheitel berührt <strong>und</strong> ganz im Innern der Ellipse<br />

liegt (dick gezeichnet). Die Analysis zeigt, dass dies der Krümmungskreis ist.<br />

Wählt man das eingezeichnete Koordinatensystem, so berechnen sich die Ellipsenpunkte P(x⏐y) nach Seite 7<br />

gemäß<br />

O<br />

y<br />

x


2<br />

2<br />

x<br />

2<br />

a<br />

−<br />

2x<br />

a<br />

+<br />

y<br />

2<br />

b<br />

= 0 . (1)<br />

Die Punkte der gezeichneten Kreise werden dargestellt durch die Gleichung<br />

(x - r) 2 + y 2 = r 2 . (2)<br />

Aus (1) folgt<br />

2<br />

b<br />

a x 2<br />

2<br />

2<br />

11<br />

b 2<br />

− 2 x + y = 0.<br />

a (3)<br />

Aus (2) folgt<br />

x 2 - 2rx + y 2 = 0. (4)<br />

(3) <strong>und</strong> (4) ergeben:<br />

2 2<br />

a − b<br />

a<br />

2<br />

⎛ 2<br />

b ⎞<br />

2<br />

x − 2⎜r − ⎟ x = 0<br />

⎝ a ⎠<br />

a<br />

Für a ≠ b multipliziert man diese Gleichung mit<br />

a − b<br />

2<br />

2 2<br />

, klammert x aus <strong>und</strong> erhält:<br />

⎛ a ⎛ b ⎞⎞<br />

x⎜x − ⎜r<br />

− ⎟⎟<br />

⎜<br />

⎝ a − b ⎝ a ⎠<br />

⎟<br />

⎠<br />

=<br />

2<br />

2<br />

2 0<br />

2 2<br />

Dies ist die Gleichung für die x-Koordinate der gemeinsamen Punkte von Kreis <strong>und</strong> Ellipse. x1 = 0 liefert stets<br />

den Berührpunkt im Ursprung.<br />

2<br />

2<br />

a ⎛ b ⎞<br />

x2 = 2 ⎜ r − ⎟ liefert die weiteren Schnittpunkte zwischen Ellipse <strong>und</strong> Kreis.<br />

2 2<br />

a − b ⎝ a ⎠<br />

Wenn alle Schnittpunkte in den Ursprung fallen, also x2 = 0 ist, muss r = b<br />

2<br />

a<br />

Ergebnis:<br />

Der Krümmungskreis im Hauptscheitel hat den Radius r1 = b<br />

2<br />

a<br />

sein, weil 2 ≠ 0 ist.<br />

2 2<br />

a − b<br />

.<br />

a<br />

Eine völlig analoge Rechnung liefert für den kleinsten Kreis, der die Ellipse im Nebenscheitel von außen berührt<br />

<strong>und</strong> ganz im Äußeren bleibt, einen Radius r2 = a<br />

2<br />

.<br />

b<br />

Zeichnen der Scheitelkrümmungskreise einer<br />

Ellipse:<br />

1. Einem Viertel der Ellipse wird das Rechteck aus den<br />

Achsen <strong>und</strong> den Scheiteltangenten umschrieben.<br />

2. Man zeichnet in diesem Rechteck die Diagonale, die<br />

die Scheitel verbindet.<br />

3. Von der äußeren Ecke des Rechtecks wird auf diese<br />

Diagonale das Lot gefällt. Diese Linie trifft die<br />

Symmetrieachsen der Ellipse in den Mittelpunkten der<br />

Scheitelkrümmungskreise.<br />

Um eine Ellipse gut zu zeichnen, konstruiert man<br />

zuerst die Scheitelkrümmungskreise <strong>und</strong> dann einen<br />

geeigneten Punkt zwischen ihnen mit der<br />

Wimpelkonstruktion.<br />

Dieses Verfahren lernt man nicht auswendig, sondern es prägt sich mit Hilfe obiger Zeichnung ein.<br />

Die Annäherung der Ellipse durch ihre Scheitelkrümmungskreise ist umso besser, je „dicker“ die Ellipse ist.<br />

r1<br />

M1<br />

2<br />

r2<br />

M2


12<br />

Aufgabe 2.4.2: Zeichne Ellipsen samt ihren Scheitelkrümmungskreisen <strong>und</strong> einem beliebigen Punkt, wenn<br />

a = 5,0 cm <strong>und</strong> b = 4,5 cm oder b = 3,0 cm oder b = 1,5 cm sind.<br />

Aufgabe 2.4.3: Mehrere Ellipsen berühren sich in ihrem linken Scheitel <strong>und</strong> haben dort denselben<br />

Scheitelkrümmungskreis vom Radius 2,0 cm.<br />

a) Weshalb haben diese Ellipsen eine gemeinsame Symmetrieachse?<br />

b) Berechne jeweils die lotrechte Halbachse, wenn die waagrechte gegeben ist mit 0,5 cm, 1,0 cm, 4,0 cm,<br />

8,0 cm.<br />

c) Um welche Ellipse handelt es sich, wenn die waagrechte Halbachse die Länge 2,0 cm hat? Spielt dies bei<br />

der Herleitung der Scheitelkrümmungsradien eine Rolle?<br />

d) Zeichne einige dieser Ellipsen.<br />

Aufgabe 2.4.4: Begründe den Radius des Nebenscheitelkrümmunsgkreises, wie dies für den Radius des<br />

Hauptscheitelkrümmungskreises geschehen ist. Wie lautet die Ellipsengleichung, wenn der<br />

Koordinatenursprung im oberen Nebenscheitel liegt?<br />

Aufgabe 2.4.5: Begründe die Konstruktion für die Scheitelkrümmungskreise mittels ähnlicher Dreiecke.<br />

2.5 Ebener Schnitt eines Drehzylinders<br />

Ein Drehzylinder (Rotationszylinder) entsteht, wenn<br />

man eine Gerade m (Mantellinie) um eine zu m<br />

parallele Gerade d (Zylinderachse) rotieren lässt.<br />

Jeder Punkt von m durchläuft dabei einen Kreis k, der<br />

also ebenfalls d als Drehachse hat.<br />

Schneidet man einen Drehzylinder mit einer Ebene E,<br />

so kann zweierlei eintreten:<br />

E ist parallel zu d: Die Ebene schneidet dann den<br />

Drehzylinder in zwei Geraden oder meidet ihn oder<br />

berührt ihn in einer Geraden.<br />

E ist im letzteren Fall eine Tangentialebene des<br />

Drehzylinders.<br />

E ist nicht parallel zu d: Die Schnittkurve e ist dann<br />

eine im Endlichen gelegene, geschlossene Kurve.<br />

Die bereits beschriebene Gesamtkonfiguration wird<br />

nebenstehend als Schrägbild <strong>und</strong> als ein Riss<br />

dargestellt, der so angelegt ist, dass sowohl die Ebene<br />

E wie auch die Ebene des Kreises k projizierend sind,<br />

sich also im Riss als Geraden zeigen. Die Achse d<br />

schneidet die Ebene E von e in M <strong>und</strong> die Ebene von k<br />

in N.<br />

Anhand des Risses (2. Zeichnung) werden Koordinaten<br />

eingeführt in der<br />

Ebene von e: Ursprung M, y-Achse projizierend, x-<br />

Achse parallel zur Zeichenebene;<br />

Ebene von k: Ursprung N, v-Achse projizierend, u-<br />

Achse parallel zur Zeichenebene.<br />

Jedem Punkt Pk(u⏐v) von k wird durch die Zylindermantellinie m ein Punkt Pe(x⏐y) von e zugeordnet.<br />

Da die Zylindermantellinien m parallel zur Achse d sind, gilt<br />

y<br />

v<br />

E<br />

k<br />

e<br />

Pe<br />

m<br />

P<br />

k<br />

b M<br />

d<br />

y<br />

M<br />

v<br />

d<br />

N<br />

N<br />

a<br />

Pe<br />

m<br />

P<br />

k<br />

a<br />

e<br />

k<br />

b<br />

b<br />

α<br />

u<br />

x<br />

u


13<br />

y = v <strong>und</strong> u b<br />

= = cos α , (5)<br />

x a<br />

wobei α der Winkel zwischen den Ebenen E <strong>und</strong> der des Kreises ist. Da die Punkte des Kreises k die Gleichung<br />

u 2 + v 2 = b 2 erfüllen, erhält man hieraus durch Einsetzen von (5) nach bekannten Umformungen die<br />

Ellipsengleichung<br />

2<br />

2<br />

x<br />

2<br />

a<br />

+<br />

y<br />

2<br />

b<br />

= 1 .<br />

Wir haben also gef<strong>und</strong>en:<br />

Satz 2.5.1: Jeder Schnitt eines Drehzylinders mit einer Ebene, die nicht zu seiner Achse parallel ist, ist eine<br />

Ellipse, deren kleine Halbachse gleich dem Zylinderradius ist.<br />

Hinweise:<br />

• Zeichnet man die Ellipse e <strong>und</strong> den Kreis k in eine Ebene so, dass die Koordinatenachsen u <strong>und</strong> u sowie y<br />

<strong>und</strong> v aufeinander zu liegen kommen, dann kann man wiederum den Zusammenhang zwischen Ellipse <strong>und</strong><br />

Kreis als Achsenstreckung erklären.<br />

• Genau dann, wenn die Schnittebene E zur Zylinderachse senkrecht steht, wird auch die zweite Halbachse der<br />

Ellipse zum Zylinderradius, also die Ellipse zum Kreis.<br />

Aufgabe 2.5.1: Wie muss man zwei Drehzylinder (r = 6,00 cm) anschneiden, damit sie zu einem Rohrknie<br />

zusammengesetzt den Durchfluss um 70 o umlenken? Man berechne die Längen der Halbachsen.<br />

2.6 Die Idee von DANDELIN<br />

J. PIERRE DANDELIN, belgischer Ingenieur, 1794 - 1847.<br />

Hilfssatz 2.6.1: Die Tangenten an eine Kugel, die von<br />

einem Punkt P außerhalb der Kugel aus gehen, bilden<br />

einen Rotationskegel, der die Kugel in einem Kreis<br />

berührt.<br />

Beweis: Der Punkt P <strong>und</strong> die Kugel um M liegen<br />

bezüglich der Geraden MP achsensymmetrisch,<br />

deshalb gilt dies auch für alle Tangenten von P an die<br />

Kugel. Die Tangenten bilden also einen Rotations-<br />

kegel.<br />

Da die Berührpunkte der Tangenten aus dem gleichen Gr<strong>und</strong> rotationssymmetrisch sind, liegen sie auf einem<br />

Kreis.<br />

Damit sind alle Tangentenabschnitte (also die Strecken von P zum jeweiligen Berührpunkt) gleich lang.<br />

Hinweis: Der als Riss dargestellte Gegenstand zeigt zwischen Kugel <strong>und</strong> Drehkegel keine Kante.<br />

Im Folgenden werden komplexere Konfigurationen im Raum zunächsts durch ein Schrägbild <strong>und</strong> dann durch ein<br />

Risspaar dargestellt. Letztere sind durch Orthogonalprojektion entstanden: Im oberen Teil ein Aufriss, d. h. eine<br />

Ansicht von vorne, im unteren Teil ein Gr<strong>und</strong>riss, d. h. eine dazugehörige Ansicht von oben. Es ist<br />

M<br />

P


zweckmäßig, im Unterricht ein Modell zu verwenden<br />

<strong>und</strong> „betasten“ zu lassen. Der hier vorgestellte<br />

Zusammenhang wird auch noch an anderen<br />

Konfigurationen beobachtet werden <strong>und</strong> dient zu einer<br />

ersten Einführung.<br />

Die DANDELINsche Konfiguration:<br />

Eine Ebene E schneidet einen Rotationszylinder Z so,<br />

dass sie nicht parallel zu seiner Achse d ist. Es ist<br />

bereits aus 2.5 bekannt, dass der Schnitt zwischen<br />

Ebene <strong>und</strong> Zylinder eine Ellipse e ist. Der Schnitt teilt<br />

den Innenraum des Zylinders in zwei Bereiche, in<br />

denen jeder eine Kugel Ki aufnimmt, die den Zylinder<br />

jeweils längs eines Kreises ki <strong>und</strong> die Schnittebene in<br />

einem Punkt Fi berührt (vgl. die Abbildung). Diese<br />

Kugeln heißen DANDELINsche Kugeln, die<br />

Berührpunkte Fi mit der Schnittebene Brennpunkte<br />

der Ellipse. Dies gilt für i = 1 <strong>und</strong> i = 2.<br />

Die Wahl des Risses:<br />

In nebenstehender Abbildung liegt im Aufriss die<br />

Rotationsachse d des Zylinders in der Zeichenebene<br />

<strong>und</strong> die Schnittebene E waagrecht, also parallel zur<br />

Gr<strong>und</strong>rissebene, so dass im Gr<strong>und</strong>riss die Schnittellipse<br />

e in wahrer Größe zu sehen ist. (Alles andere des<br />

Gr<strong>und</strong>risses ist weggelassen.) Damit zeigt sich die<br />

Schnittebene im Aufriss projizierend als Gerade.<br />

Die Brennpunkteigenschaft der Ellipse:<br />

1. Durch jeden Ellipsenpunkt P geht eine<br />

Zylindermantellinie m, die die DANDELINschen<br />

Kugeln Ki in den Punkten Bi berührt.<br />

2. Die in E liegende Gerade PF1 <strong>und</strong> die<br />

Zylindermantellinie PB1 sind Tangenten von P an<br />

die Kugel K1. Deshalb sind nach obigem Hilfssatz<br />

2.6.1 die Tangentenabschnitte gleich lang <strong>und</strong> es<br />

gilt PF1 = PB1<br />

. Analog findet man mit der Kugel<br />

14<br />

K<br />

2<br />

Z<br />

F2<br />

k2<br />

e<br />

k<br />

1<br />

K1<br />

K2: PF2 = PB2<br />

3. Durch Streckenaddition folgt hieraus:<br />

PF1 + PF2 = B1P + PB2 = B1B2 = konstant, (6)<br />

weil es sich um einen Rotationszylinder handelt<br />

<strong>und</strong> die DANDELINschen Kugeln die Schnittebene E<br />

D<br />

von verschiedenen Seiten berühren <strong>und</strong> somit P zwischen den Punkten B1 <strong>und</strong> B2 liegt.<br />

K<br />

E<br />

C<br />

C<br />

F<br />

2<br />

k2<br />

B2<br />

e<br />

m<br />

B2<br />

Z<br />

M<br />

m<br />

B<br />

d<br />

B1<br />

F1<br />

P<br />

k 1<br />

P<br />

F1<br />

B1<br />

F<br />

2 M<br />

F1<br />

A<br />

Da der Zylinder, die Schnittebene <strong>und</strong> die DANDELINschen Kugeln zur Aufrissebene symmetrisch liegen, muss<br />

dies auch die Schnittellipse sein. Sie hat also eine Symmetrieachse. Da die Punkte F1 <strong>und</strong> F2 in der Formel (6)<br />

ausgetauscht werden können, ohne dass die Formel inhaltlich verändert wird, ist das Mittellot zu F1F2 ebenfalls<br />

Symmetrielinie. Es gilt also:<br />

Satz 2.6.2: Die Ellispe hat zwei aufeinander senkrecht stehende Symmetrieachsen.<br />

Wendet man das Ergebnis (6) auf die Hauptscheitel A <strong>und</strong> C (vgl. die Zeichnung der nächsten Seite) an, so ist<br />

4 a = AF1 + AF2 + CF1 + CF2 = 2 B1B2 , (7)<br />

wenn a die große Halbachse ist. Die Konstante hat also den Wert 2a.<br />

P<br />

A<br />

d<br />

K1


15<br />

Wendet man (6) auf den Nebenscheitel B an, so gilt BF1 = BF2 = a.<br />

Nach dem Lehrsatz des PYTHAGORAS<br />

findet man dann für die Brennweite e, also dem Abstand der Brennpunkte vom Ellipsenmittelpunkt M:<br />

2 2<br />

e = a − b<br />

Aufgabe 2.6.1: Zeige durch Rechnung: Alle Punkte P, für die hinsichtlich zweier ausgezeichneter Punkte F1<br />

<strong>und</strong> F2 gilt PF1 + PF2 = 2a<br />

zusammen mit F1F2 = : 2 e <strong>und</strong> b: = a − e<br />

2<br />

2<br />

2 2 , sind genau diejenigen<br />

Punkte P(x⏐y), für die gilt x<br />

2<br />

a<br />

+<br />

y<br />

2<br />

b<br />

= 1 , wobei die x-Achse die Gerade F1F2 <strong>und</strong> die y-Achse hierzu<br />

senkrecht durch den Mittelpunkt M der Punkte F1 <strong>und</strong> F2 festgelegt sind (vgl. Seite 29).<br />

Fasst man die Ergebnisse zusammen, so gilt:<br />

Satz 2.6.3: Zu jeder Ellipse mit den Halbachsen a <strong>und</strong><br />

b gibt es zwei ausgezeichnete Punkte F1 <strong>und</strong> F2,<br />

genannt Brennpunkte, derart, dass für alle<br />

Ellipsenpunkte P gilt PF1 + PF2 = 2a<br />

. F1 <strong>und</strong> F2<br />

liegen auf der Hauptachse der Ellipse jeweils im<br />

Abstand<br />

2 2<br />

e = a − b vom Ellipsenmittelpunkt M entfernt.<br />

e heißt Brennweite oder lineare Exzentrizität der<br />

Ellipse.<br />

C<br />

B<br />

F1 M F2<br />

A<br />

Aufgabe 2.6.2 (Gärtnerkonstruktion): Eine Endlosschleife PF1F2P hat für alle Ellipsenpunkte nach Satz<br />

2.6.3 konstante Länge. Schlägt man an den Brennpunkten Pfähle in den Boden, führt bei P den dritten<br />

Punkt <strong>und</strong> achtet darauf, dass die drei Punkte stets ein Dreieck bilden, so wandert P auf einer Ellipse mit<br />

den Brennpunkten F1 <strong>und</strong> F2. Mit dieser Methode haben vor allem die Gärtner des Barocks ellipsenförmige<br />

Blumenbeete angelegt.<br />

a) Führe die Konstruktion auf einem Parkplatz oder Rasen für a = 5,00 m <strong>und</strong> b = 3,00 m durch.<br />

b) Zeichne andere Ellipsen mit denselben Brennpunkten. Es entstehen sog. konfokale Ellipsen 1 .<br />

c) Versuche, Kurven zu finden, die auf der Schar konfokaler Ellipsen senkrecht stehen, d. h. die in jedem<br />

Punkt eine Tangente haben, die auf den Tangenten der bereits gezeichneten Ellipsen senkrecht stehen.<br />

d) Führe a), b) <strong>und</strong> c) im Maßstab 1:100 auf einem Zeichenblatt durch. Die Brennpunkte kann man z. B.<br />

durch Reißnägel festhalten.<br />

e) Mit Magnetteilen der Mechanikbaukästen fixiert der Lehrer an der Tafel die Brennpunkte <strong>und</strong> zeichnet<br />

relativ genau mit einer Schnurschleife Ellipsen.<br />

f) Führe die Zeichnung aus d) als Konstruktion allein durch Nutzung von Zirkel <strong>und</strong> Lineal aus. Hierzu ist<br />

es zweckmäßig erst einmal zwei Scharen konzentrischer Kreise um F1 <strong>und</strong> F2 zu zeichnen <strong>und</strong> sich dann<br />

gleich für mehrere konfokale Ellipsen die passenden Punkte zu suchen.<br />

g) Werden auch die zu f) senkrechten Kurven, die sogenannten Orthogonaltrajektorien, erkannt?<br />

Vergleiche die folgende Abbildung.<br />

h) Begründe, dass die entstehende Abbildung insbesondere bei sehr kleinen Schrittweiten als<br />

„Rautenmuster“ bezeichnet werden kann. Welche Eigenschaften haben die Diagonalen in Rauten?<br />

i) Formuliere Vermutungen über die Ellipsenschar, die Schar der dazu senkrechten Kurven sowie die<br />

Tangenten <strong>und</strong> Normalen der beiden Kurvenscharen.<br />

1 konfokal von focus, lateinisch Brennpunkt<br />

e<br />

b<br />

D<br />

a


16<br />

Hinweis: In der Nähe der Hauptscheitel <strong>und</strong> bei schlanken Ellipsen auch in der Nähe der Nebenscheitel<br />

wird die Konstruktion ungenau, da sich die Kreise von f) sehr schleifend, d. h. unter sehr spitzen Winkeln<br />

schneiden.<br />

Ein solches Muster ist in Bayern manchmal bei Föhn als Wolkenbildung zu sehen, wobei die Brennpunkte etwa<br />

über Rosenheim <strong>und</strong> Kempten liegen. Manche Leute sehen in dieser Wolkenbildung den Ursprung des<br />

Rautenmusters im Bayerischen Staatswappen.<br />

Satz 2.6.4: Die Ellipse teilt die Ebene in ein Außen- <strong>und</strong> in ein Innengebiet. Die Abstandssumme von den<br />

Bennpunkten der Ellipse zu allen Punkten im Innern der Ellipse ist kleiner, für alle Punkte auf der Ellipse gleich<br />

<strong>und</strong> für alle Punkte außerhalb der Ellipse größer als die Länge der großen Ellipsenachse.<br />

Dieser Satz <strong>und</strong> die Tatsache, dass die Ellipse aus den Brennpunkteigenschaften punktweise konstruiert werden<br />

kann, macht die Brennpunkteigenschaft zu einer definierenden Eigenschaft, d. h. einer Eigenschaft, die<br />

notwendig <strong>und</strong> hinreichend für eine Ellipse ist.<br />

Satz 2.6.5: Jede Kurve, deren Punkte von zwei festen Punkten F1 <strong>und</strong> F2 eine konstante Abstandssumme 2a<br />

haben, ist eine Ellipse mit der großen Achse der Länge 2a <strong>und</strong> den Brennpunkten F1 <strong>und</strong> F2.<br />

Aufgabe 2.6.3: Von einer Ellipse sind Mittelpunkt, ein Hauptscheitel <strong>und</strong> ein Brennpunkt gegeben.<br />

a) Konstruiere die Nebenscheitel.<br />

b) Wähle ein geeignetes Koordinatensystem <strong>und</strong> berechne die Koordinaten der Nebenscheitel.<br />

Aufgabe 2.6.4: Von einer Ellipse sind die Brennpunkte <strong>und</strong> ein beliebiger Kurvenpunkt P gegeben.<br />

a) Konstruiere die Scheitel, sowie die Tangente in P.<br />

b) Wähle ein geeignetes Koordinatensystem <strong>und</strong> berechne die Scheitel <strong>und</strong> die Tangente in P. Löse das<br />

letztere Problem möglichst ohne Analysis.<br />

Aufgabe 2.6.5: Die Achsen einer Ellipse seien die Koordinatenachsen. Im Punkt P(5⏐1,5) wird sie von der<br />

Tangente t berührt, die die x-Achse im Punkt T(8⏐0) schneidet.<br />

a) Konstruiere die Scheitel der Ellipse <strong>und</strong> zeichne diese.<br />

b) Berechne die Gleichung der Ellipse.<br />

Anleitung:<br />

1. Die Achsenstreckung der Ellipse zum (noch unbekannten) Hauptkreis bildet P nach P1 <strong>und</strong> t nach t1 ab,<br />

während M <strong>und</strong> T fix bleiben.<br />

2. Als Hauptkreistangente steht t1 senkrecht auf dem Berührradius MP1.


17<br />

3. Also ist ΔMP1T rechtwinklig <strong>und</strong> P1 liegt auf dem Thaleskreis über MT.<br />

4. Die Vervollständigung der Wimpelkonstruktion für den Punkt P liefert einen Punkt des Nebenkreises.<br />

Haupt- <strong>und</strong> Nebenkreis schneiden aus den Achsen die Scheitel aus.<br />

Aufgabe 2.6.6: Wie ändert sich die Konstruktion von Aufgabe 2.6.5, wenn die Tangente durch T(8⏐0) geht<br />

<strong>und</strong> jetzt als Berührpunkt Q(1⏐3,5) hat? Zeichne noch einige Ellipsen mit dem Berührpunkt R zu einer<br />

Tangente durch T(8⏐0). Gibt es unter diesen Ellipsen einen Kreis? Wie findet man ihn? Welche<br />

Besonderheit ergibt sich, wenn der Berührpunkt die Tangentestrecke zwischen den Achsen halbiert?<br />

Aufgabe 2.6.7: Eine Ellipse, deren Achsen die Koordinatenachsen sind, geht durch P(6⏐1,25) <strong>und</strong><br />

Q(3,9⏐2,6).<br />

a) Konstruiere die Scheitel der Ellipse.<br />

Anleitung: Jede Kreissehne steht senkrecht auf der Verbindungsgeraden ihres Mittelpunktes zum<br />

Kreismittelpunkt. Deshalb kann man im Wesentlichen ebenso vorgehen wie in Aufgabe 2.6.5.<br />

b) Berechne die Gleichung der Ellipse.<br />

Aufgabe 2.6.8: Eine Parallelenschar von Geraden schneidet einen Kreis. Die ausgeschnittenen Sehnen<br />

werden in einem konstanten Verhältnis geteilt.<br />

Begründe:<br />

a) Auf welcher Kurve liegen die Teilungspunkte?<br />

b) Welchen Sonderfall bilden die Teilungspunkte bei welchem Verhältnis?<br />

Aufgabe 2.6.9: Von einer Ellipse mit noch unbekannten Achsenrichtungen sind ein Brennpunkt F1, ein<br />

Nebenscheitel B <strong>und</strong> ein beliebiger Punkt P so gegeben, dass gilt:<br />

PB = 4, 7 cm, PF1 = 2, 3cm, BF1 = 3, 6 cm<br />

a) Konstruiere den zweiten Brennpunkt F2.<br />

b) Konstruiere den Mittelpunkt der Ellipse <strong>und</strong> alle ihre Scheitel.<br />

Beachte BF = BF <strong>und</strong> PF = 2a<br />

− PF .<br />

1 2 1 2<br />

2.7 Leitkreis <strong>und</strong> Tangenteneigenschaft<br />

Definition 2.7.1: Ein Kreis um einen Ellipsenpunkt F2 mit Radius 2a heißt der zum anderen Brennpunkt F1<br />

gehörige Leitkreis der Ellipse (vergleiche die folgende Abbildung).<br />

Für einen Ellipsenpunkt P werden die Brennstrahlen<br />

F1P <strong>und</strong> F2P gezeichnet <strong>und</strong> F2P über P hinaus bis G<br />

auf dem Leitkreis verlängert. Dann ist:<br />

G<br />

PF1 = 2a<br />

− PF2 = GF2 − PF2 = PG<br />

P<br />

t<br />

Damit ist der folgende Satz bewiesen:<br />

Satz 2.7.1:<br />

1. Alle Punkte einer Ellipse haben von einem<br />

Brennpunkt <strong>und</strong> dem dazugehörigen Leitkreis<br />

denselben Abstand.<br />

2. Alle Punkte, die von einem Kreis um F2 <strong>und</strong> von<br />

einem Punkt F1 in seinem Inneren gleiche Abstände<br />

haben, liegen auf einer Ellipse, die F1 <strong>und</strong> F2 als<br />

Brennpunkte besitzt.<br />

F F<br />

1 2<br />

Beide Aussagen kann man zusammenfassen:<br />

Die Punkte einer Ellipse sind genau diejenigen Punkte, die von einem Kreis <strong>und</strong> einem Punkt im Kreisinneren<br />

gleichen Abstand haben.<br />

Wir haben also hiermit eine weitere definierende Eigenschaft der Ellipse kennen gelernt.<br />

Betrachten wir nochmals die letzte Figur, in die jetzt auch noch die Winkelhalbierende t zum Winkel GPF1 mit<br />

einem Punkt Q ≠ P eingezeichnet ist. Da t Symmetrielinie im Dreieck GPF1 ist, gilt QF1 = QG . Wendet man


18<br />

die Dreiecksungleichung auf das Dreieck QGF2 an, so erhält man QF2 + QG = QF2 + QF1<br />

> GF2 . Letzteres<br />

ist 2a lang. Man hat also für solche Punkte Q ≠ P auf der Geraden t die Bedingung QF2 + QF1<br />

> 2a; deshalb<br />

liegen diese Punkte alle außerhalb der Ellipse. D. h. die Gerade t hat genau einen Punkt P mit der Ellipse<br />

gemeinsam, also ist t Tangente an die Ellipse. Man hat darüber hinaus das folgende Ergebnis gef<strong>und</strong>en:<br />

Satz 2.7.2: Jede Ellipsentangente halbiert den Außenwinkel der Brennstrahlen des Berührpunktes.<br />

Da eine Geradenkreuzung zwei aufeinander senkrechtstehende Winkelhalbierende hat, gilt also:<br />

Satz 2.7.3: Jeder Brennstrahl eines Ellipsenpunktes wird an der Ellipse zum anderen Brennstrahl reflektiert. Ein<br />

Strahlenbüschel, das vom einen Brennpunkt ausgeht, wird an der Ellipse so gespiegelt, dass es sich wiederum im<br />

anderen Brennpunkt trifft.<br />

Die Bezeichnung Brennpunkt kommt von dieser Eigenart.<br />

Aufgabe 2.7.1: Schneide aus Papier einen Kreis mit Mittelpunkt F1 aus (Durchmesser 16,0 cm) <strong>und</strong><br />

markiere in seinem Inneren einen weiteren Punkt F2 ≠ F1. Falte wiederholt so, dass der umgeklappte Teil<br />

des Kreises durch F2 geht. Begründe: Alle so entstehenden Knicklinien sind Tangenten einer Ellipse, die F1<br />

<strong>und</strong> F2 als Brennpunkte hat.<br />

Aufgabe 2.7.2: Beweise: Der Fußpunkt des Lotes von einem Brennpunkt einer Ellipse auf eine ihrer<br />

Tangenten liegt stets auf dem Hauptkreis der Ellipse. Betrachte hierzu die Figur zu Satz 2.7.1.<br />

Aufgabe 2.7.3: Konstruiere auf drei verschiedene Arten die Tangenten an eine Ellipse samt ihren<br />

Berührpunkten, die zu einer gegebenen Geraden g parallel sind. Die Ellipsenhalbachsen seien a = 5,0 cm<br />

<strong>und</strong> b = 4,0 cm <strong>und</strong> der Winkel der Geraden zur Hauptachse betrage 65 o .<br />

Aufgabe 2.7.4: Konstruiere auf drei Arten von einem Punkt außerhalb der Ellipse die Tangenten an die<br />

Ellipse.<br />

Aufgabe 2.7.5: Beweise mit Hilfe des Satzes der Aufgabe 2.7.2: Werden einem Kreis Rechtecke so<br />

einbeschrieben, dass eine Seite durch den festen Punkt F1 im Kreisinneren geht, dann geht die Gegenseite<br />

durch einen festen Punkte F2, während die anderen Seiten Tangenten einer Ellipse mit den Brennpunkten F1<br />

<strong>und</strong> F2 sind.<br />

2 2<br />

x y<br />

Aufgabe 2.7.6: Gegeben ist die Ellipse mit der Gleichung + = 1.<br />

Berechne die Gleichungen der<br />

25 36<br />

Normalen <strong>und</strong> der Tangente im Ellipsenpunkt P(4⏐?). Beachte: Die Normale steht in P senkrecht auf der<br />

Tangente. Welche Winkel schließt die Tangente mit der x-Achse ein? Eine Lösung ist ohne Analysis<br />

möglich.<br />

Aufgabe 2.7.7: Wo liegen die Mitelpunkte aller Kreise, die einen festen Kreis k berühren <strong>und</strong> durch einen<br />

festen Punkt P im Inneren des Kreises k hindurchgehen?<br />

Aufgabe 2.7.8: Wo liegen die Mittelpunkte aller Kreise, die zwei feste Kreise berühren, von denen einer<br />

ganz im Inneren des anderen liegt?<br />

Aufgabe 2.7.9: Gegeben ist eine Ellipse durch Mittelpunkt <strong>und</strong> Halbachsen a <strong>und</strong> b. Ellipsendurchmesser,<br />

die aus aufeinander senkrechten Durchmessern des Haupt- <strong>und</strong> Nebenkreises durch Achsenstreckung<br />

entstehen, nennt man konjugierte Durchmesser.<br />

a) Begründe, weshalb konjugierte Durchmesser zusammen mit den dazugehörigen Ellipsentangenten in<br />

deren Endpunkten Parallelogramme bilden.<br />

Hinweis: Benutze die Wimpelkonstruktion.<br />

b) Die Gerade, die im Ellipsenpunkt senkrecht auf der Tangente steht, heißt Normale. Finde mit a) eine<br />

Konstruktion für die Normale.


19<br />

Hinweis: Zeichne den sogenannten a + b –Kreis um den Mittelpunkt mit Radius a + b. Durch Drehen<br />

<strong>und</strong> Spiegeln eines Wimpels ergibt sich die Konstruktion. Die erforderlichen Abbildungen findet man<br />

rasch, wenn man einen Wimpel ausschneidet.<br />

c) Bei den Abbildungen von b) entsteht ein Rechteck, dessen eine Diagonale samt ihrer Verlängerung<br />

einen Beweis für die Papierstreifenmethode liefert.<br />

Aufgabe2.7.10:<br />

a) Drücke die Abstände der Scheitelkrümmungsmittelpunkte vom Ellipsenmittelpunkt durch a <strong>und</strong> e bzw.<br />

b <strong>und</strong> e aus.<br />

b) Berechne die Schnittpunkte der Ellipsennormalen mit den Koordinatenachsen. Drücke auch diese<br />

Abschnitte durch a <strong>und</strong> e bzw. b <strong>und</strong> e <strong>und</strong> durch je eine Koordinate des Ellipsenpunktes aus.<br />

c) Finde durch Vergleich mit der Konstruktion der Scheitelkrümmungsmittelpunkte eine Konstruktion<br />

der Ellipsennormalen.<br />

2.8 Anwendungen:<br />

1. Alte Völker (Germanen, Indianer u. a. ) haben ihre Thingstätten in Ellipsenform angelegt. Der Richter wie<br />

der Angeklagte standen an den Brennpunkten <strong>und</strong> konnten sich flüsternd hören, während die übrigen<br />

Versammelten längs <strong>und</strong> hinter der Ellipse nichts davon mitbekamen.<br />

2. Wenn eine Ellipse um ihre Hauptachse rotiert, überstreicht sie dabei eine Fläche, die Drehellipsoid genannt<br />

wird. Wird eine solche Fläche innen verspiegelt, dann reflektiert sie alle Lichtstrahlen, die von einer<br />

Lichtquelle (z. B. einer Kerze) in einem ihrer Brennpunkte ausgehen, in den anderen Brennpunkt <strong>und</strong><br />

entzündet dort unter Umständen ein Papier. Davon haben die Brennpunkte ihren Namen. In manchen Kirchen<br />

<strong>und</strong> Schlössern der Barock- <strong>und</strong> Rokokozeit wurden nach diesem Prinzip sogenannte Flüstergewölbe (siehe<br />

1.) gebaut. Diese Eigenschaft findet auch eine moderne Anwendung:<br />

3. In einem Brennpunkt eines Ellipsoids erzeugen starke elektrische Entladungen Stoßwellen, die aufgr<strong>und</strong> der<br />

Reflexion am Ellipsoid im anderen Brennpunkt zusammentreffen. Man steuert die Vorrichtung so, dass sich<br />

jeweils im „anderen“ Brennpunkt ein Nierenstein befindet, der auf diese Weise zertrümmert wird <strong>und</strong> seine<br />

Bestandteile durch den Harnleiter auf natürliche Weise abgehen. Früher musste der Patient hierzu in einem<br />

Wasserbad sitzen. Heute überträgt ein Wasserkissen die Energie der Entladungen in die Niere.<br />

3. Ebene Schnitte eines Drehkegels<br />

Erinnere dich:<br />

Ein Drehkegel entsteht, wenn eine Gerade m um eine Gerade d rotiert, die m in einem Punkt S schneidet. S heißt<br />

Spitze des Kegels, d seine Achse; die Drehlagen von m sind die Mantellinien des Drehkegels. Jeder Punkt<br />

beschreibt bei der Drehung einen Kreis, der d ebenfalls als Drehachse besitzt. Der Kegel ist stets sowohl über<br />

einen solchen Drehkreis, als auch über seine Spitze hinaus beliebig weit fortgesetzt zu denken. Der Kegel ist eine<br />

mathematische Fläche, die einen Raum einschließt.


Zerfallende Schnitte:<br />

E<br />

S<br />

β<br />

α<br />

d<br />

d<br />

S<br />

E<br />

Ke<br />

Ke<br />

20<br />

Wird ein solcher Drehkegel mit einer Ebene durch seine Spitze geschnitten, so besteht der Schnitt aus zwei<br />

Mantellinien, wenn der Winkel β der Ebene gegen die Achse kleiner ist als der halbe Öffnunsgwinkel α des<br />

Kegels.<br />

Ist β gleich dem halben Öffnungsgwinkel α, so erhält man als Schnitt der Ebene mit dem Kegel eine Mantellinie<br />

<strong>und</strong> die Ebene berührt den Kegel längs dieser Mantellinie.<br />

Ist β größer als der halbe Öffnungswinkel α, so bleibt als Schnitt nur die Kegelspitze S übrig.<br />

Nicht zerfallende <strong>Kegelschnitte</strong>:<br />

Ke<br />

Ke<br />

m<br />

α<br />

d<br />

S<br />

S<br />

β<br />

d<br />

E<br />

E = m<br />

E<br />

E<br />

β<br />

d<br />

S<br />

α<br />

d<br />

S<br />

Ke<br />

Ke


E<br />

h<br />

E<br />

h<br />

h<br />

S<br />

h<br />

α<br />

β<br />

d<br />

S<br />

d<br />

Ke<br />

Ke<br />

21<br />

β<br />

α<br />

e<br />

d<br />

Ke<br />

S E<br />

Verschiebt man die Schnittebene E parallel aus der Spitze S heraus, dann erhält man die folgenden Fälle:<br />

Ist der Winkel β der Schnittebene gegen die Kegelachse kleiner als der halbe Öffnungsgwinkel α des Kegels, so<br />

erhält man als Schnitt der Ebene mit dem Kegel einen zweiteiligen Kegelschnitt h, der aus zwei über alle<br />

Grenzen gehenden Ästen besteht.<br />

Ist β gleich dem halben Öffnungswinkel α, so bekommt man einen einteilig offenen Kegelschnitt p.<br />

Für β größer als α, so ergibt sich ein eiförmig ganz im Endlichen geschlossener Kegelschnitt e.<br />

Die drei Kurvenformen werden im Folgenden zunächst getrennt behandelt.<br />

Ke<br />

3.1 Der geschlossene Kegelschnitt<br />

p<br />

d<br />

S<br />

α=β<br />

S<br />

p<br />

d<br />

E<br />

Ke<br />

E<br />

Ke<br />

e<br />

d<br />

S<br />

E


1. Betrachtet man den Kegel <strong>und</strong> einen<br />

geschlossenen Schnitt in Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Aufriss, so<br />

lässt sich sowohl der Gr<strong>und</strong>riss als auch die wahre<br />

Gestalt des Schnittes punktweise gewinnen, indem<br />

man waagrechte Kreisschnitte des Kegels mit der<br />

Schnittebene schneidet. Diese Konstruktion gab<br />

ALBRECHT DÜRER 1 1525 an <strong>und</strong> kam zu dem<br />

Ergebnis, dass die eiförmige Schnittkurve unten<br />

„dicker“ sein müsse, weil dort der Kegel ebenfalls<br />

dicker ist .<br />

2. Um diese Vermutung zu überprüfen, stellt man<br />

sich den Kegel bei A durch einen ihn berührenden<br />

Drehzylinder vom Radius r angenähert vor.<br />

Vergleicht man ebene Schnitte E1, E2, E3, .............<br />

eines Drehzylinders vom Radius r untereinander,<br />

die durch dieselbe Tangente t eines Zylinderkreises<br />

hindurchgelegt werden, so sind dies Ellipsen mit<br />

gleicher kleiner Halbachse r, aber mit immer<br />

längerer großer Halbachse, je kleiner der<br />

Schnittwinkel gegen die Mantellinie wird (vgl. den<br />

„Aufriss“, die nebenstehende Zeichnung). Die<br />

untere Zeichnung (wahre Gestalt der<br />

Zylinderschnitte) zeigt, dass diese Ellipsen dann am<br />

Hauptscheitel immer schärfer gekrümmt sind.<br />

3. Die Einflüsse 1. <strong>und</strong> 2. wirken einander<br />

entgegen, <strong>und</strong> es erhebt sich die Frage: Welcher<br />

Einfluss ist stärker? Antwort geben wieder die<br />

DADELINschen Kugeln.<br />

Aufgabe 3.1.1: Die Krümmungskreisradien<br />

einer Ellipse berechnen sich bekanntlich gemäß<br />

b 2 :a bzw. a 2 :b, wenn a <strong>und</strong> b die Länge der<br />

großen bzw. kleinen Halbachse sind.<br />

22<br />

A = t<br />

E1<br />

A<br />

t Zy<br />

Konstruiere die Krümmungskreisradien der zu den obigen Schnitten gehörigen Ellipsen in A <strong>und</strong> zeichne die<br />

Lage der Mittelpunkte dieser Kreise in obigem Aufriss ein. Man findet so ein Beispiel für den sogenannten<br />

Satz von MEUSNIER: Fällt man vom Mittelpunkt eines Normalschnittes das Lot auf die Ebene eines schiefen<br />

Schnittes, so bekommt man den Krümmungsmittelpunkt des schiefen Schnittes. Man spricht von<br />

Normalschnitt, wenn die Schnittebene ein Flächenlot enthält; sonst heißt der Schnitt schief.<br />

Erinnere dich: Wir betrachten abermals den<br />

Berührkegel Ke von S an eine Kugel Ku. Man kann<br />

sich vorstellen, dass dieser Kegel durch Rotation<br />

um d entstanden ist. Die Tangenten von S an die<br />

Kugel sind dann die Mantellinien m des<br />

Drehkegels. Der Kegel berührt die Kugel längs<br />

eines Kreises k, der auf der Drehachse d senkrecht<br />

steht.<br />

Die DANDELINsche Konfiguration:<br />

1 ALBRECHT DÜRER, Nürnberger Maler, Goldschmied, Baumeister <strong>und</strong> Mathematiker, 1471 - 1528, schrieb 1525<br />

das erste deutschsprachige Lehrbuch der Darstellenden Geometrie, „Underweysung der Messung mit dem Zirkel<br />

<strong>und</strong> Richtscheyt in Linien Ebenen <strong>und</strong> gantzen Corporen“, worin er viele lehrreiche Konstruktionen <strong>und</strong><br />

Untersuchungen beschrieb.<br />

d<br />

Ku<br />

E2<br />

k<br />

Zy<br />

Ke<br />

E3<br />

m<br />

m<br />

E4<br />

E1<br />

r<br />

E2<br />

S<br />

r<br />

E3


1. Bei jeder zentrischen Streckung mit der<br />

Kegelspitze als Zentrum geht der Kegel als Ganzes<br />

in sich über, eine Berührkugel in eine andere,<br />

ebensolche Berührkugel des Kegels. So erhält man<br />

eine ganze Schar von Kugeln, die den Kegel längs<br />

je eines Kreises berühren.<br />

2. Wird nun der Kegel Ke mit einer Ebene E<br />

geschnitten, die eine geschlossene Schnittkurve<br />

liefert, so gibt es in der unter 1. genannten<br />

Kugelschar je eine Kugel, die die Schnittebene von<br />

der Seite der Kegelspitze her <strong>und</strong> von der anderen<br />

Seite her in jeweils einem Punkt F1 bzw. F2 berührt.<br />

Die Wahl des Risses:<br />

In nebenstehender Abbildung liegt im Aufriss die<br />

Rotationsachse d des Kegels in der Zeichenebene<br />

<strong>und</strong> die Schnittebene E waagrecht, also parallel zur<br />

Gr<strong>und</strong>rissebene, so dass im Gr<strong>und</strong>riss die Schnitt-<br />

figur e in wahrer Größe zu sehen ist. (Alles andere<br />

des Gr<strong>und</strong>risses ist weggelassen.) Damit zeigt sich<br />

die Schnittebene im Aufriss projizierend als<br />

Gerade.<br />

Die Brennpunkteigenschaft des Schnittes:<br />

1. Durch jeden Punkt P der Schnittfigur geht eine<br />

Kegelmantellinie m, die die DANDELINschen<br />

Kugeln Ki in den Punkten Bi berührt.<br />

2. Die in der Schnittebene E liegende Gerade PF1<br />

<strong>und</strong> die Kegelmantellinie PB1 sind Tangenten<br />

von P an die Kugel K1. Deshalb sind nach dem<br />

Hilfssatz 2.6.1 die Tangentenabschnitte gleich<br />

lang <strong>und</strong> es gilt PF1 = PB1<br />

. Analog findet man<br />

mit der Kugel K2: PF2 = PB2<br />

3. Durch Streckenaddition folgt hieraus:<br />

PF1 + PF2 = B1P + PB2 = B1B2 = konstant,<br />

weil es sich um einen Rotationskegel handelt<br />

<strong>und</strong> die DANDELINschen Kugeln die Schnittebene<br />

E von verschiedenen Seiten berühren <strong>und</strong><br />

somit P zwischen den Punkten B1 <strong>und</strong> B2 liegt.<br />

Damit ist der folgende Satz gezeigt:<br />

23<br />

K1<br />

B<br />

d<br />

1<br />

m<br />

e<br />

F1 F2<br />

Satz 3.1.1:<br />

Jeder geschlossene ebene Schnitt eines Drehkegels ist eine Ellipse.<br />

Beachte: Der Ellipsenmittelpunkt M (vgl. die letzte Zeichnung) liegt nicht auf der Drehachse des Kegels. Er<br />

muss also stets durch Halbierung einer Ellipsenachse gewonnen werden.<br />

Konstruktion der kleinen Achse:<br />

K1<br />

d<br />

F1<br />

B1<br />

M<br />

m<br />

P<br />

K2<br />

B2<br />

P F2<br />

F1 M F2<br />

Die Schnittebene <strong>und</strong> der Rotationskegel liegt wie in der vorausgegangenen Überlegung, d. h.:<br />

Die Schnittebene liegt parallel zur Gr<strong>und</strong>rissebene <strong>und</strong> ist im folgenden Bild projizierend.<br />

Die Achse des Kegels liegt parallel zur Bildebene des Aufrisses.<br />

Für die Konstruktion der kleinen Achse werden<br />

Ke<br />

im Folgenden drei Lösungen geboten:<br />

1. Lösung (vgl. die nebenstehenden Risse):<br />

e<br />

D<br />

Ke<br />

K2<br />

B2<br />

E<br />

M = B = D e = E<br />

k 1<br />

M<br />

B<br />

k<br />

1<br />

E<br />

Ke<br />

S<br />

S<br />

S


a) Alle Drehkreise erscheinen im Aufriss<br />

projizierend als Strecken senkrecht zur<br />

Rotationsachse, zeigen also dort ihre<br />

Radien in wahrer Länge.<br />

b) Im Aufriss fallen also die Nebenscheitel<br />

B <strong>und</strong> D mit dem Ellipsenmittelpunkt M<br />

zusammen. Der Drehkreis k1, auf dem die<br />

Nebenscheitel B <strong>und</strong> D liegen, hat seinen<br />

Mittelpunkt K1 auf der Drehachse<br />

außerhalb der Schnittebene E.<br />

c) Um zu erfahren, wie groß die kleine<br />

Ellipsenhalbachse ist, also wie weit B bzw.<br />

D vom Ellipsenmittelpunkt M entfernt sind,<br />

klappt man den Drehkreis k1 um 90 o in die<br />

Aufrissebene, zeichnet ihn also in wahrer<br />

Größe (gestrichelte Linie).<br />

24<br />

d) In der umgeklappten Lage von k1 erfährt man die Länge der kleinen Achse als MD, die man in den<br />

Gr<strong>und</strong>riss einträgt.<br />

S<br />

2. Lösung (mit Umkehrung der<br />

Papierstreifenmethode):<br />

Die Lage des Kegels Ke <strong>und</strong> der Schnittebene<br />

E wird von der 1. Lösung<br />

übernommen.<br />

a) Auch der Drehkreis k2, dessen<br />

Mittelpunkt K2 in der Schnittebene E liegt,<br />

zeigt im Aufriss die wahre Länge seines<br />

Radius r2.<br />

b) Auf k2 liegen zwei Ellipsenpunkte P <strong>und</strong><br />

Q vor bzw. hinter dem Kreismittelpunkt<br />

K2. Sie können also mit Hilfe des<br />

Kreisradius r2 im Gr<strong>und</strong>riss eingezeichnet<br />

werden.<br />

c) Jeder der beiden Punkte P <strong>und</strong> Q kann als<br />

Ausgangspunkt für die Umkehrung der<br />

Papierstreifenmethode verwendet werden.<br />

3. Lösung mit DANDELINscher Kugel:<br />

Die Lage des Kegels Ke <strong>und</strong> der Schnittebene<br />

E wird von der 1. <strong>und</strong> 2. Lösung<br />

übernommen.<br />

a) Die DANDELINsche Kugel K erscheint im<br />

C<br />

C<br />

e<br />

e<br />

k2 M<br />

K 2=P=Q<br />

M<br />

M<br />

B<br />

D<br />

Ke<br />

Q<br />

K 2<br />

P<br />

Ke<br />

e = E<br />

F<br />

T<br />

M F<br />

Ke<br />

A<br />

A<br />

Ke<br />

S<br />

S<br />

S


Aufriss als Inkreis des Dreiecks ASC.<br />

b) Dank der besonderen Lage erhält man im<br />

Aufriss den Brennpunkt der Ellipse als<br />

Berührpunkt des Inkreises.<br />

c) Wegen der Formel a 2 = b 2 + e 2 mit den<br />

Halbachsen a <strong>und</strong> b <strong>und</strong> der Brennweite e<br />

ergibt sich mit dem Lehrsatz des<br />

PYTHAGORAS die Länge der kleinen Achse.<br />

Beachte:<br />

Es sieht in dem gezeichneten Beispiel so aus, als<br />

lägen die Berührpunkte der Umrissmantellinien<br />

im Gr<strong>und</strong>riss auf dem Ordner zu F. Das ist<br />

Zufall.<br />

Aufgabe 3.1.2: Beweise den folgenden<br />

Satz:<br />

Der Gr<strong>und</strong>riss einer Ellipse auf einem<br />

Kegel mit lotrechter Achse d ist eine<br />

Ellipse, die den Gr<strong>und</strong>riss d seiner Achse<br />

<strong>und</strong> dessen Spiegelbild d am Gr<strong>und</strong>riss des<br />

Ellipsenmittelpunktes M als Brennpunkte<br />

besitzt.<br />

Anleitung anhand der nebenstehenden<br />

Zeichnung:<br />

a) Spiegle den Kegel am Mittelpunkt M<br />

der Ellipse. Die Achse des<br />

Spiegelbildes sei d.<br />

b) Schneide beide Kegel mit<br />

waagrechten Ebenen <strong>und</strong> konstruiere<br />

Gr<strong>und</strong>risspunkte mittels deren<br />

Drehkreisen.<br />

c) Suche im Aufriss Parallelogramme.<br />

25<br />

Aufgabe 3.1.3: Ein drehkegelförmiger Spielkreisel<br />

(vgl. nebenstehende Zeichnung) liegt mit einer<br />

Mantellinie auf einer waagrechten Ebene. Sein<br />

Randkreis erscheint in der Ansicht von oben als eine<br />

Ellipse mit den Halbachsen 3,00 cm <strong>und</strong> 1,00 cm.<br />

a) Wie groß ist der Durchmesser dieses Kreises?<br />

Begründe.<br />

d<br />

d<br />

M<br />

Q<br />

Q<br />

M<br />

d<br />

d<br />

P<br />

P


26<br />

b) Unter welchem Winkel ist die Kreisebene gegen<br />

die Auflageebene geneigt?<br />

c) Wie groß ist der halbe Öffnungswinkel des<br />

Kegels?<br />

d) Wie groß ist seine Höhe ( = Abstand der Spitze<br />

von der Ebene des Randkreises)?<br />

e) Zeichne den Gr<strong>und</strong>riss des Kreisels.<br />

Aufgabe 3.1.4: Ein Einschütt-Trichter in einer<br />

lotrechten Wand w hat die Gestalt eines Drehkegels<br />

(seine Seitenansicht siehe in nebenstehender<br />

Zeichnung), der außen durch einen Drehkreis k<br />

begrenzt ist. Zeichne den Aufriss (Ansicht von vorne in<br />

der Pfeilrichtung des nebenstehenden Bildes) des<br />

Trichters im Maßstab 1:10 auf DIN-A4-Querformat<br />

<strong>und</strong> verwende zum Konstruieren insbesondere<br />

a) die Bilder der Kegelspitze, des höchsten Punktes B<br />

<strong>und</strong> des Mittelpunktes K des Kreises k (wähle für<br />

die Blattkoordinaten von K in mm (85⏐115));<br />

b) Haupt- <strong>und</strong> Nebenscheitel des Kreisbildes von k;<br />

c) den Aufrissumriss des Trichters (vgl. die Aufgabe<br />

3.1.3) sowie seine Berührpunkte U1 <strong>und</strong> U2 mit<br />

dem Aufriss von k.<br />

d) Konstruiere im Aufriss Hauptscheitel, Mittelpunkt,<br />

Nebenscheitel <strong>und</strong> Brennpunkte der Schnittellipse<br />

e zwischen Trichter <strong>und</strong> Wandebene.<br />

e) Wo berührt der Umriss den Aufriss der Ellipse e?<br />

Aufgabe 3.1.5: Auf dem Satteldach einer Kirche sitzt<br />

ein drehkegelförmiger „Dachreiter“.<br />

Zeichne Vorder- <strong>und</strong> Seitenansicht (vgl. nebenstehende<br />

Zeichnung) im Maßstab 1:50 auf DIN-A4- Querformat<br />

(wähle Blattkoordinaten für die Vorderansicht<br />

S(90⏐200) <strong>und</strong> für die Seitenansicht S(210⏐200)) <strong>und</strong><br />

konstruiere dabei den Mittelpunkt <strong>und</strong> alle vier<br />

Scheitel der Schnittellipse von Kegel <strong>und</strong> Dach.<br />

Die Maße in der Zeichnung sind in cm gegeben. Die<br />

Zeichnung ist nicht maßstäblich.<br />

Bastle ein Modell: Schneide die Ellipse in wahrer Größe als Loch aus <strong>und</strong> stecke durch dieses Loch den zu<br />

500<br />

langen Kegel. Zeichne auf dem Kegelmantel die Schnittfigur.<br />

Aufgabe 3.1.6: Gegeben ist ein Kreis k(M,r,a) mit den folgenden Angaben in mm:<br />

Mittelpunkt M(200⏐300⏐400),<br />

Radius r = 800,<br />

die Achse a des Kreises hat gegenüber der Waagrechten die Neigung von 60 o .<br />

Berechne für sein Orthogonalbild auf eine waagrechte Ebene die Halbachsenlängen, den Mittelpunkt <strong>und</strong><br />

die Brennweite der Bildellipse.<br />

3.2 Der zweiteilige Kegelschnitt<br />

Eine Ebene E, die mit der Achse d eines Drehkegels Ke einen kleineren Winkel einschließt als den halben<br />

Öffnungswinkel des Kegels <strong>und</strong> nicht durch seine Spitze geht, schneidet den Kegel auf beiden Seiten seiner<br />

Spitze in je einem „Ast“ einer zweiteiligen Kurve.<br />

Die DANDELINsche Konfiguration<br />

1. Erinnere dich: Bei jeder zentrischen<br />

Streckung mit der Kegelspitze als Zentrum<br />

geht der Kegel als Ganzes in sich über, die<br />

P<br />

F1<br />

Ke<br />

B1<br />

E<br />

o<br />

22,5<br />

22,5o w<br />

B<br />

e 45 o<br />

B2<br />

40 cm<br />

F2<br />

K<br />

k<br />

300 600


Kugel, die ihn berührt, geht in eine<br />

ebensolche Berührkugel über. So erhält<br />

man eine ganze Schar von Kugeln auf<br />

beiden Seiten der Spitze, die den Kegel<br />

jeweils längs eines Kreises berühren.<br />

2. Wird nun der Kegel in der oben<br />

beschriebenen Art von einer Ebene E<br />

geschnitten, so gibt es auf beiden Seiten der<br />

Spitze jeweils eine solche Berührkugel, die<br />

die Schnittebene in jeweils einem Punkt F1<br />

bzw. F2 berührt.<br />

Die Wahl der Risse:<br />

In nebenstehender Abbildung liegt im Aufriss<br />

die Rotationsachse d des Kegels Ke in der<br />

Zeichenebene <strong>und</strong> die Schnittebene E<br />

waagrecht, also parallel zur Gr<strong>und</strong>rissebene, so<br />

dass im Gr<strong>und</strong>riss die Schnittfigur h in wahrer<br />

Größe zu sehen ist (alles andere ist im Gr<strong>und</strong>riss<br />

weggelassen). Damit zeigt sich die Schnittebene<br />

E im Aufriss projizierend als Gerade.<br />

Die Brennpunkteigenschaft des Schnittes:<br />

1. Durch jeden Punkt P der Schnittfigur geht<br />

eine Kegelmantellinie, die die<br />

DANDELINschen Kugeln Ki in den Punkten<br />

Bi berührt.<br />

2. Die in der Schnittebene E liegende Gerade<br />

PFi <strong>und</strong> die Kegelmantellinie PBi sind<br />

Tangenten von P an die Kugel Ki. Deshalb<br />

sind nach dem Hilfssatz 2.6.1 die<br />

Tangentenabschnitte gleich lang <strong>und</strong> es gilt<br />

PFi = PBi<br />

für i = 1 <strong>und</strong> i = 2.<br />

3. Durch Streckensubtraktion findet man<br />

PF1 − PF2 = B1B2 , die Länge des<br />

Mantellinienstücks zwischen den beiden<br />

Berührkreisen.<br />

Vergleiche diesen Beweis mit dem<br />

entsprechenden für die Ellipse.<br />

Definition 3.2.1: Die Berührpunkte mit den DANDELINschen Kugeln heißen Brennpunkte.<br />

Damit ist bewiesen:<br />

27<br />

Satz 3.2.1:<br />

Der zweiteilige Schnitt eines Rotationskegels hat die Eigenschaft, dass die Differenz der Abstände eines<br />

Kurvenpunktes zu den Brennpunkten konstant ist.<br />

Definition 3.2.2:<br />

K 1<br />

P<br />

P<br />

F1<br />

F1<br />

B1<br />

Ke<br />

M<br />

M<br />

E<br />

h<br />

F2<br />

B2<br />

F2<br />

K2<br />

h h<br />

d<br />

d


28<br />

Jede ebene Kurve mit der Eigenschaft, dass die Differenz der Abstände eines Kurvenpunktes zu zwei<br />

ausgezeichneten Punkten konstant ist, heißt Hyperbel 2 .<br />

Satz 3.2.2:<br />

Jede Hyperbel hat zwei Symmetrieachsen, die aufeinander senkrecht stehen.<br />

Beweis:<br />

1. Die Konfiguration des Drehkegels <strong>und</strong> der Schnittebene ist zur Aufrissebene symmetrisch, also muss dies<br />

auch für deren Schnitt gelten.<br />

2. Da die definierende Eigenschaft der Hyperbel die Punkte F1 <strong>und</strong> F2 völlig gleich behandelt, muss auch deren<br />

Mittellot Symmetrieachse der Hyperbel sein.<br />

3. Damit stehen die Symmetrieachsen aufeinander senkrecht. Ihr Schnittpunkt ist der Mittelpunkt der<br />

Hyperbel.<br />

Namengebung:<br />

Die Brennpunkte liegen auf einer Symmetrieachse, die Hauptachse der Hyperbel heißt. Die Schnittpunkte der<br />

Hyperbel mit der Hauptachse heißen Hyperbelscheitel. Die zweite Symmetrieachse heißt die Nebenachse der<br />

Hyperbel. Beide Achsen schneiden sich im Mittelpunkt der Hyperbel.<br />

Es sei der Abstand der Berührkreise auf den Mantellinien 2a. Wendet man auf je einen Scheitel A bzw. C die<br />

oben gef<strong>und</strong>ene Differenzformel an, so findet man<br />

AF2 − AF1 = AC + CF2 − AF1 = 2a<br />

bzw.<br />

CF1 − CF2 = AC + AF1 − CF2 = 2a<br />

. Addiert man diese beiden Zeilen, so ergibt sich 2 ⋅ AC = 4a<br />

.<br />

Weitere Namengebung:<br />

a = AM = CM heißt reelle Halbachse der Hyperbel.<br />

e = MF1 = MF2<br />

heißt Brennweite oder lineare Exzentrizität der Hyperbel.<br />

Der Kreis um M durch die Scheitel heißt Hauptkreis.<br />

Aufgabe 3.2.1: Konstruiere eine zum Zeichnen der Kurve hinreichende Anzahl von Punkten einer<br />

Hyperbel unter Verwendung von deren Brennpunktabständen, wenn gegeben sind a = 3,0 cm sowie:<br />

e = 3,3 cm; e = 3,75 cm; e = 3 2 cm; e = 5,0 cm; e = 6,0 cm; e = 7,8 cm.<br />

Hinweis: In der Nähe der Scheitel <strong>und</strong> für weit entfernte Punkte wird diese Punktkonstruktion ungenau, da die<br />

verwendeten Kreise sich sehr schleifend schneiden.<br />

Betrachtet man die Hyperbel als eigenständiges Gebilde, so wählt man bevorzugt die Hauptachse in waagrechter<br />

Richtung.<br />

Legt man die x-Achse eines Koordinatensystems auf die Hauptachse <strong>und</strong> die y-Achse auf die Nebenachse einer<br />

Hyperbel, so gilt nach der Brennpunkteigenschaft für einen Punkt P(x⏐y) mit den eingeführten Bezeichnungen:<br />

PF1 − PF2 = 2a<br />

Um die Lösung zur entsprechenden Fragestellung der Ellipse (vgl. Aufgabe 2.6.1) hier mitzunehmen, wird die<br />

Brennpunkteigenschaft der Ellipse mitberücksichtigt. Die beiden Gleichungen werden durch den<br />

Vorzeichenwechsel in der folgenden Gleichung zusammengefasst:<br />

PF1 ± PF2 = 2a<br />

oder<br />

PF = 2a<br />

m PF oder mit den Punktkoordinaten<br />

1 2<br />

2 2 2 2<br />

( x + e) + y = 2a m ( x − e) + y . Man quadriert beide Seiten <strong>und</strong> erhält:<br />

2 ′υπερβ′αλλειν , hyperballein, griechisch darüber hinauswerfen


29<br />

2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

x + 2xe + e + y = 4a + x − 2xe + e + y m 4a<br />

( x − e) + y .<br />

Fasst man zusammen <strong>und</strong> stellt die Wurzel allein, so ergibt sich:<br />

2 2 2<br />

m4a ( x − e) + y = 4xe − 4a<br />

.<br />

Nach Division mit 4 <strong>und</strong> abermaligem Quadrieren findet man:<br />

2 2 2 2 2<br />

a x − 2a xe + a e<br />

2 2<br />

+ a y<br />

2 2 2 4<br />

= x e − 2a<br />

xe + a .<br />

Zusammenfassen ergibt:<br />

2<br />

( e<br />

2 2<br />

− a ) x −<br />

2 2<br />

a y =<br />

2 2<br />

a ( e<br />

2<br />

− a )<br />

Da der Hauptscheitel der Hyperbel nicht ihr Brennpunkt ist, ist e 2 - a 2 ≠ 0.<br />

Bei der Hyperbel setzt man nun b 2 : = e 2 - a 2 <strong>und</strong> nennt b die imaginäre Halbachse der Hyperbel 3 , weil die<br />

Hyperbel auf der Nebenachse keine Scheitel besitzt.<br />

Für die Ellipse gilt - b 2 = e 2 - a 2 . Deshalb folgt aus oben, wenn man durch a 2 b 2 dividiert:<br />

x<br />

a<br />

2<br />

2<br />

2<br />

y<br />

± = 1 als Gleichung für die Ellipse bzw. Hyperbel. Damit ist auch Aufgabe 2.6.1 gelöst.<br />

2<br />

b<br />

Die Mittelpunktgleichung für die Hyperbel lautet:<br />

x<br />

a<br />

2<br />

2<br />

2<br />

y<br />

− = 1 2<br />

b<br />

Beachte: Ellipsen mit a = b heißen Kreise. Hyperbeln mit a = b heißen gleichseitige Hyperbeln.<br />

Löst man die Hyperbelgleichung nach y auf, so erhält man<br />

b<br />

y = ± x − b<br />

2<br />

a<br />

2<br />

2 2 . Hieraus folgt<br />

2<br />

y b a<br />

= ± 1−<br />

2 x a x<br />

.<br />

Da Hyperbelpunkte beliebig weit vom Hyperbelmittelpunkt entfernt sein können, erkennt man aus der letzten<br />

Gleichung für solche Punkte:<br />

y b<br />

→ ±<br />

x a<br />

D. h. für große x unterscheiden sich die<br />

Hyperbelpunkte nicht merklich von denen der Geraden<br />

b<br />

mit der Gleichung y<br />

a x = ± .<br />

Eine Gerade heißt Asymptote 4 einer Kurve, wenn die<br />

Punkte der Kurve im Unendlichen, d. h. hier für große<br />

x beliebig nahe an die Gerade herankommen.<br />

Erinnere dich:<br />

Entsteht eine Hyperbel als ebener Schnitt eines<br />

Drehkegels, so erzeugen alle Mantellinien des Kegels<br />

Hyperbelpunkte bis auf die beiden Mantellinien, die<br />

zur Schnittebene parallel sind.<br />

y = -(b:a)x<br />

3 Der Ausdruck − b 2 ist für b ≠ 0 zunächst nicht definiert. C. F. GAUSS, 1777 – 1855 hat jedoch gezeigt, dass<br />

man mit dem Symbol i = − 1 wie mit Zahlen rechnen kann, ohne Widersprüche zu erzeugen. Er gab solchen<br />

neuen “Zahlen” den Namen “imaginäre Zahlen” (von imago, lateinisch Bild, also “bildliche Zahlen”). Vgl.<br />

Additum zu Klasse 11 in Bayern.<br />

4 Asymptote von συμπιπτειν symptiptein, griechisch zusammentreffen, also die “Nichtzusammentreffende”, d.<br />

h. die einzige Gerade ihrer Parallelenschar, die die Hyperbel nicht (im Endlichen) schneidet.<br />

y<br />

y = (b:a)x<br />

(a;0)<br />

x<br />

2 -2<br />

2 -2<br />

a - y b = 1<br />

x


30<br />

Man stellt sich vor, dass diese Mantellinien die Hyperbel erst im Unendlichen, d. h. bei den Asymptoten treffen;<br />

also sind die Asymptoten parallel zu diesen Mantellinien <strong>und</strong> es gilt der Satz:<br />

Satz 3.2.3:<br />

Jede Hyperbel besitzt zwei Asymptoten. Diese sind parallel zu denjenigen Mantellinien des Drehkegels mit zur<br />

Hyperbelebene paralleler Achse, die parallel zur Schnittebene durch die Spitze des Kegels gehen.<br />

Aufgabe 3.2.2: Berechne die fehlenden Bestimmungsstücke einer Hyperbel, deren Achsen die<br />

Koordinatenachsen sind <strong>und</strong> von der gegeben ist:<br />

a) a = 5; P(13⏐6) b) b = 6; P(5⏐8) c) b:a = 3:4; P(10⏐6)<br />

Ergebnis: Die Asymptoten <strong>und</strong> ein Punkt legen eine Hyperbel fest.<br />

Stechzirkelkonstruktion der Hyperbel:<br />

Löst man die Hyperbelgleichung nach x auf:<br />

2<br />

a 2 2<br />

x = ± y + a 2<br />

b<br />

<strong>und</strong> setzt man<br />

a<br />

s<br />

b y : = , (1)<br />

so erhält man<br />

2 2<br />

x = ± s + a . (2)<br />

Sind die Achsenrichtungen <strong>und</strong> die Halbachsenlängen<br />

<strong>und</strong> damit die Asymptoten einer Hyperbel gegeben,<br />

<strong>und</strong> zeichnet man die Parallelen zur Hauptachse im<br />

Abstand b <strong>und</strong> in einem beliebigen Abstand y, so gilt<br />

(1) wegen s a<br />

= (vgl. die Zeichnung) <strong>und</strong> (2) kann<br />

y b<br />

aus der Zeichnung abgelesen werden. Man erhält also die folgende Punktkonstruktion:<br />

Punktverfahren: Stechzirkelkonstruktion der Hyperbel:<br />

1. Die Parallele zur Hauptachse im beliebigen Abstand y schneidet die Nebenachse in R <strong>und</strong> eine Asymptote in<br />

Q.<br />

2. Wird RQ auf der Nebenachse von M aus bis T abgetragen, dann<br />

3. ist AT = x <strong>und</strong> kann auf RQ von R aus nach beiden Seiten abgetragen werden <strong>und</strong> liefert so den<br />

Hyperbelpunkt P <strong>und</strong> seinen Spiegelpunkt P * .<br />

Aufgabe 3.2.3: Beweise die Richtigkeit der<br />

folgenden zweiten Stechzirkelkonstruktion:<br />

1. Die Parallele zur Nebenachse im Abstand x<br />

schneidet die Hauptachse in N, eine<br />

Asymptote in U.<br />

2. b wird auf der Hauptachse von N bis V<br />

abgetragen.<br />

3. NU wird von V aus zur Geraden NU hin<br />

nach beiden Seiten abgetragen <strong>und</strong> liefert so<br />

den Hyperbelpunkt P <strong>und</strong> seinen<br />

P *<br />

M<br />

T<br />

y<br />

R<br />

Q<br />

A<br />

P<br />

U<br />

P<br />

x<br />

N V


Spiegelpunkt P * .<br />

Anleitung: Löse die Hyperbelgleichung nach y auf<br />

usw.<br />

31<br />

Die Stechzirkelkonstruktionen haben für die Hyperbel eine ähnliche Bedeutung wie die<br />

Papierstreifenkonstruktionen für die Ellipse. Dies gilt ebenso für die Umkehrbarkeit.<br />

Umkehrungen der Stechzirkelkonstruktionen:<br />

Von einer Hyperbel sind die Asymptoten <strong>und</strong> ein Kurvenpunkt<br />

P gegeben. Gesucht sind die Hyperbelhalb-<br />

achsen (Scheitel <strong>und</strong> Scheiteltangenten).<br />

Lösung:<br />

1. Die Parallele durch P zur Hauptachse<br />

(Winkelhalbierende der Asymptoten in dem<br />

Winkelraum, in dem P liegt) schneidet die nächste<br />

Asymptote in Q <strong>und</strong> die Nebenachse in R.<br />

2. RQ wird auf der Nebenachse von M aus bis T abgetragen.<br />

3. RP wird von T aus zur Hauptachse hin abgetragen. Das liefert dort den Scheitel A <strong>und</strong> damit a.<br />

4. Das Lot in A auf der Hauptachse als Scheiteltangente liefert b als den Abschnitt von A bis zur Asymptote.<br />

Aufgabe 3.2.4: Finde mit Hilfe von Aufgabe 3.2.2 die entsprechende Umkehrung der<br />

Stechzirkelkonstruktion.<br />

Aufgabe 3.2.5: Von einer Hyperbel sind eine Halbachse <strong>und</strong> ein Kurvenpunkt P gegeben. Konstruiere mit<br />

Hilfe einer weiteren Umkehrung der jeweils geeigneten Stechzirkelkonstruktion die Asymptoten <strong>und</strong> die<br />

andere Halbachse.<br />

Aufgabe 3.2.6: Vergleiche: Wie hängt bei den Aufgaben 3.2.4 <strong>und</strong> 3.2.5 die Genauigkeit des Ergebnisses<br />

von der Lage des Punktes P zur Hauptachse der Hyperbel ab?<br />

Aufgabe 3.2.7: Konstruiere die Brennpunkte einer Hyperbel, von der die Halbachsen bzw. eine Halbachse<br />

<strong>und</strong> die Asymptoten gegeben sind.<br />

Aufgabe 3.2.8: Konstruiere jeweils die fehlenden Asymptoten <strong>und</strong> Halbachsen einer Hyperbel, die<br />

gegeben ist durch die Brennpunkte <strong>und</strong><br />

a) eine Asymptote, b) eine Halbachse, c) einen Punkt P.<br />

Aufgabe 3.2.9: Begründe die nebenstehende<br />

Methode, mittels Lineal <strong>und</strong> Faden eine<br />

Hyperbel zu zeichnen. Was muss beim<br />

Einrichten dieses “Hyperbelzirkels” beachtet<br />

werden, wenn die Achsen, die reelle Halbachse a<br />

<strong>und</strong> die lineare Exzentrizität e der Hyperbel<br />

gegeben sind?<br />

Hinweis: Diese vorgestellte Methode ist das<br />

Analogon zur Gärtnerkonstruktion der Ellipse.<br />

Aufgabe 3.2.10: Beweise: Der Gr<strong>und</strong>riss einer Hyperbel auf einem Drehkegel mit lotrechter Achse d1 ist<br />

eine Hyperbel mit Mittelpunkt M, die die Gr<strong>und</strong>risse von d1 <strong>und</strong> d2 als Brennpunkte hat, wobei d2 das<br />

Spiegelbild von d1 am Mittelpunkt M der Schnitthyperbel ist. Die Hyperbelebene darf nicht lotrecht sein.<br />

2<br />

1<br />

M<br />

1<br />

R<br />

4<br />

3<br />

T<br />

y<br />

F2<br />

(-a;0)<br />

Q<br />

U<br />

P<br />

P<br />

F (e;0)<br />

1<br />

x


32<br />

Hinweis: Verfahre genauso wie beim Beweis des entsprechenden Satzes für die Ellipsenschnitte eines<br />

solchen Kegels. Spiegle zuerst den Drehkegel am Mittelpunkt M der Schnitthyperbel <strong>und</strong> betrachte<br />

Kreisschnitte auf den beiden Kegeln usw.<br />

2 2<br />

x y<br />

Aufgabe 3.2.11: Zeichne einige Punkte der Hyperbel mit der Gleichung − + = 1 .<br />

16 25<br />

( x − c)<br />

( y − d)<br />

Aufgabe 3.2.12: Was für eine Kurve stellt die Gleichung − 2<br />

2<br />

a b<br />

a) Welche Bedeutung haben die Konstanten a, b, c <strong>und</strong> d?<br />

b) Zeichne die Kurve für a = 5,0 cm, b = 2,= cm, c = 3,0 cm, d = 1,0 cm.<br />

2<br />

2<br />

= 1 dar?<br />

Aufgabe 3.2.13: Die Geraden mit den Gleichungen 3x – 6y + 60 = 0 <strong>und</strong> 3x + 6y + 20 = 0 sind die Asymptoten<br />

einer Hyperbel durch den Ursprung des Koordinatensystems. Stelle die Gleichung der Hyperbel<br />

auf.<br />

Sekanten- <strong>und</strong> Tangenteneigenschaft:<br />

Jede Hyperbel zusammen mit ihren Asymptoten <strong>und</strong><br />

der Hauptachse d kann man als Gr<strong>und</strong>riss einer<br />

räumlichen Konfiguration wie folgt deuten:<br />

Die Asymptoten sind der Umriss eines Drehkegels Ke<br />

mit waagrechter Achse d, der von einer waagrechten<br />

Ebene E in einer Hyperbel geschnitten wird. Der<br />

Einfachheit halber kann man annehmen, dass d in der<br />

Gr<strong>und</strong>rissebene E liegt.<br />

Es wird nun untersucht, wie eine Hyperbelsekante s zu<br />

deren Asymptoten liegt.<br />

Zu diesem Zweck stellt man sich die dreidimensionale,<br />

oben beschriebene Konfiguration vor <strong>und</strong> legt eine<br />

senkrechte Ebene E durch die Sekante s.<br />

a) Diese Ebene kann sich mit dem Drehkegel in<br />

einem endlichen Kegelschnitt, also in einer Ellipse<br />

e, schneiden, die man in die Zeichenebene<br />

umklappt. Da die Kegelachse d in der<br />

Zeichenebene liegt, muss auch der Ellipsenschnitt<br />

zur Zeichenebene symmetrisch liegen.<br />

Aus dieser Symmetrie folgt:<br />

GP = QH<br />

b) Liegt diese Ebene E so, dass der Schnitt eine<br />

Hyperbel h1 ist, so klappt man diese auch in die<br />

Zeichenebene E um <strong>und</strong> erhält aus<br />

Symmetriegründen ebenfalls<br />

GP = QH .<br />

Satz 3.2.4: Die Abschnitte auf einer Hyperbelsekante<br />

von den Hyperbelpunkten P <strong>und</strong> Q bis zum jeweils<br />

nächstgelegenen Schnittpunkt mit einer Asymptote<br />

sind gleich lang.<br />

h1<br />

d<br />

h<br />

s = E<br />

Ke<br />

Q<br />

H<br />

h<br />

s = E = e<br />

Q<br />

H<br />

s = E = h 1<br />

Q<br />

Ke<br />

G<br />

P<br />

G<br />

P<br />

H<br />

h<br />

H<br />

h1<br />

t<br />

e<br />

h<br />

Q<br />

G P<br />

P = Q<br />

d<br />

d<br />

G<br />

h<br />

P


Wird nun die Sekante s um P gedreht, so gibt es eine<br />

Lage von s, in der Q mit P zusammenfällt, so dass s mit<br />

der Hyperbel dann nur diesen Punkt P gemeinsam hat.<br />

Diese Lage t von s ist also eine Tangente an die<br />

Hyperbel in P. Die oben festgestellte Streckengleichheit<br />

GP = QH<br />

gilt für jede Lage, also auch noch in der Grenzlage t.<br />

Deshalb gilt:<br />

Satz 3.2.5: Auf der Hyperbeltangente halbiert der<br />

Berührpunkt die Strecke zwischen den Schnittpunkten<br />

mit den Asymptoten.<br />

Damit erhält man die folgende<br />

Konstruktion einer Hyperbeltangente:<br />

1. Die Parallelen zu den Asymptoten durch einen<br />

Hyperbelpunkt P sind Mittelparallelen im Dreieck<br />

MGH.<br />

2. Die Tangente t in P an die Hyperbel ist die<br />

Parallele durch P zu einer Diagonalen des<br />

Parallelogramms aus den Asymptoten <strong>und</strong> den<br />

gezeichneten Parallelen.<br />

Hinweis:<br />

33<br />

Mit Analysis (etwa am Ende der Jahrgangsstufe 11) kann man zeigen: Wandert ein Hyperbelpunkt nach<br />

unendlich, so geht seine Tangente in eine Asymptote über. Deshalb gelten gemeinsame Tangenteneigenschaften<br />

auch für die Asymptoten.<br />

Aufgabe 3.2.14: Begründe die Tangentenkonstruktion der Hyperbel mit Satz 3.2.5. Wie kann man sie<br />

abwandeln, wenn z. B. MH (vgl. die letzte Zeichnung) unzugänglich ist?<br />

Aufgabe 3.2.15: Eine Hyperbel ist durch ihre Asymptoten <strong>und</strong> einen Scheitel gegeben. Konstruiere eine<br />

hinreichende Anzahl von Hyperbelpunkten nach einer Stechzirkelkonstruktion. Wie genau werden die<br />

Ergebnisse<br />

a) in der Nähe der Scheitel;<br />

b) für weit entfernte Punkte?<br />

c) Vergleiche mit der entsprechenden Genauigkeitswertung für die Umkehrungen der<br />

Stechzirkelkonstruktionen nach Aufgabe 3.2.6.<br />

Aufgabe 3.2.16: Eine Hyperbel ist durch die Asymptoten <strong>und</strong> einen Punkt P gegeben. Konstruiere weitere<br />

Hyperbelpunkte nach dem Satz 3.2.4 <strong>und</strong> bewerte die Genauigkeit der Ergebnisse bei dieser Konstruktion.<br />

M<br />

2<br />

4<br />

3<br />

1<br />

P


34<br />

Aufgabe 3.2.17: Konstruiere die Bestimmungsstücke (Achsen, Halbachsenlängen, Asymptoten) einer<br />

Hyperbel, die gegeben ist durch<br />

a) eine Asymptote, den Mittelpunkt <strong>und</strong> zwei Punkte;<br />

b) eine Asymptote, die Richtung der anderen Asymptote <strong>und</strong> zwei Punkte;<br />

c) eine Asymptote, den Mittelpunkt <strong>und</strong> einen weiteren Punkt mit seiner Tangente.<br />

Aufgabe 3.2.18: Konstruiere die Schnittpunkte einer durch Asymptoten <strong>und</strong> Scheitel gegebenen Hyperbel<br />

mit einer beliebigen Geraden, ohne die Hyperbel zu zeichnen.<br />

Anleitung: Deute die Asymptoten als Riss eines Drehkegels mit einer zur Rissebene parallelen Achse <strong>und</strong><br />

die Gerade als Riss einer projizierenden Ebene. Zeichne die wahre Gestalt des Ebenenschnittes <strong>und</strong><br />

konstruiere dort die gesuchten Schnittpunkte mit der Wimpel- bzw. Steckzirkelkonstruktion.<br />

Aufgabe 3.2.19: Berechne die Halbachsen einer Hyperbel, deren Achsen die Koordinatenachsen sind, <strong>und</strong><br />

die durch zwei gegebene Punkte hindurchgeht. Was muss bei der Wahl dieser Punkte beachtet werden,<br />

damit es diese Hyperbel gibt?<br />

Aufgabe 3.2.20: Berechne die Schnittpunkte der Geraden mit der Gleichung y = kx + t mit der Hyperbel<br />

2<br />

2<br />

x<br />

2<br />

a<br />

y<br />

− 2<br />

b<br />

= 1 <strong>und</strong> finde eine algebraische Bedingung für t so, dass die Gerade Tangente ist.<br />

Bestätige, dass sich die Tangentengleichung für den Berührpunkt (xP⏐yP) in die Gestalt xx<br />

umformen lässt.<br />

a<br />

yy<br />

− =<br />

b<br />

P P<br />

1<br />

2 2<br />

Aufgabe 3.2.21: Stelle die Gleichung der Hyperbelnormalen in einem Hyperbelpunkt auf <strong>und</strong> berechne die<br />

Koordinaten ihrer Schnittpunkte mit den Koordinatenachsen in Abhängigkeit von der Halbachsenlänge a<br />

<strong>und</strong> der Brennweite e bzw. von b <strong>und</strong> e.<br />

Aufgabe 3.2.22: Eine Hyperbel sei durch Asymptoten <strong>und</strong> Scheitel gegeben. Konstruiere die Tangenten<br />

parallel zu einer gegebenen Geraden.<br />

3.3 Leitkreise der Hyperbel <strong>und</strong> weitere Tangenteneigenschaften<br />

Wie bei der Ellipse heißt der Kreis um einen<br />

Brennpunkt F2 mit Radius 2a der zum anderen<br />

Brennpunkt F1 gehörige Leitkreis der Hyperbel.<br />

Ist G der Schnittpunkt des Brennstrahls PF2 eines<br />

Hyperbelpunktes P mit diesem Leitkreis, so ist wegen<br />

der Brennstrahleigenschaft der Hyperbel PF PG<br />

1 =<br />

<strong>und</strong> man erhält die folgenden Sätze:<br />

Satz 3.3.1: Alle Punkte einer Hyperbel haben von<br />

einem Brennpunkt <strong>und</strong> dem zugehörigen Leitkreis<br />

denselben Abstand.<br />

Satz 3.3.2: Alle Punkte, die von einem Kreis um F2 <strong>und</strong> von einem Punkt F1 im Äußeren des Kreises denselben<br />

Abstand haben, liegen auf einer Hyperbel, die F1 <strong>und</strong> F2 als Brennpunkte besitzt.<br />

2a<br />

F 2<br />

2a<br />

G<br />

F 1<br />

P


35<br />

Hinweis: Für den zweiten Hyperbelast tritt an die Stelle von G jeweils dessen Gegenpunkt auf demselben<br />

Leitkreis.<br />

Aufgabe 3.3.1: Beweise den folgenden Satz:<br />

Jede Hyperbeltangente halbiert den Innenwinkel<br />

zwischen den Brennstrahlen ihres<br />

Berührpunktes.<br />

Anleitung: Der Beweis verläuft Schritt für Schritt<br />

analog zum Beweis des entsprechenden Satzes<br />

über die Ellipsentangente. Vergleiche auch die<br />

nebenstehende Zeichnung.<br />

Aufgabe 3.3.2: Betrachte die Zeichnung des „Rautenmusters“ in 2.6. Verfolge die „anderen“ Diagonalen<br />

aufeinander folgender „Rauten“. Sie zeigen eine Schar konfokaler Hyperbeln, die mit den Ellipsen der<br />

ersten Schar die Brennpunkte gemeinsam haben, <strong>und</strong> die diese Ellipsen rechtwinklig zu schneiden<br />

scheinen.<br />

a) Weshalb handelt es sich um konfokale Hyperbeln?<br />

b) Begründe anschaulich, dass die Kurven aufeinander senkrecht stehen. Die Analysis der<br />

Jahrgangsstufe 11 stellt hierzu eine bessere Theorie bereit.<br />

c) Beweise den Sachverhalt mit Satz 2.7.2 <strong>und</strong> dem Satz der Aufgabe 3.3.1<br />

Aufgabe 3.3.3: Beweise den folgenden Satz:<br />

Der Fußpunkt des Lotes von einem Hyperbelbrennpunkt auf eine Tangente der Hyperbel liegt stets auf dem<br />

Hauptkreis der Hyperbel.<br />

Anleitung: Der Beweis verläuft Schritt für Schritt analog zum Beweis des entsprechenden Satzes über die<br />

Ellipsentangente. Betrachte in der obigen Zeichnung eine geeignete Mittelparallele des Dreiecks F1F2G.<br />

Aufgabe 3.3.4: Konstruiere mit Hilfe von Brennpunkt <strong>und</strong> Hauptkreis die Tangenten t1 <strong>und</strong> t2 an eine<br />

Hyperbel, die zu einer gegebenen Geraden parallel sind, wenn gegeben sind:<br />

a) a = 4,0 cm, e = 5,0 cm, ∠(g, MA) = 70 o b) a = 5,0 cm, b = 2,0 cm, ∠(g, MA) = 45 o<br />

c) b = 4,0 cm, e = 5,0 cm, ∠(g, MA) = 56 o d) a = 6,0 cm, ∠(a, MA) = 30 o , ∠(g, MA) = 36 o<br />

e) e = 6,0 cm, Winkel zwischen den Asymptoten sei 65 o , ∠(g, MA) = 75 o<br />

f) Warum gibt es keine Lösung für a = b = 5,0 cm <strong>und</strong> ∠(g, MA) = 30 o ?<br />

Aufgabe 3.3.5: Konstruiere mit Hilfe von Brennpunkt <strong>und</strong> zugehörigem Leitkreis die Tangenten an eine<br />

Hyperbel, die zu einer gegebenen Geraden parallel sind, wenn gegeben sind:<br />

a) a = 4,0 cm, e = 5,0 cm, ∠(g, MA) = 70 o b) a = 5,0 cm, b = 2,0 cm, ∠(g, MA) = 45 o<br />

c) b = 4,0 cm, e = 5,0 cm, ∠(g, MA) = 56 o d) a = 6,0 cm, ∠(a, MA) = 30 o , ∠(g, MA) = 36 o<br />

e) e = 6,0 cm, Winkel zwischen den Asymptoten sei 65 o , ∠(g, MA) = 75 o<br />

f) Warum gibt es keine Lösung für a = b = 5,0 cm <strong>und</strong> ∠(g, MA) = 30 o ?<br />

Aufgabe 3.3.6: Konstruiere mit Hilfe von Brennpunkt <strong>und</strong> Hauptkreis die Tangenten von einem Punkt R<br />

an eine Hyperbel samt ihren Berührpunkten, wenn gegeben sind M(0⏐0), A(5⏐0), F1(7⏐0), R(4⏐1).<br />

Aufgabe 3.3.7: Konstruiere mit Hilfe von Brennpunkt <strong>und</strong> zugehörigem Leitkreis die Tangenten von<br />

einem Punkt R an eine Hyperbel <strong>und</strong> deren Berührpunkte, wenn gegeben sind M(0⏐0), A(5⏐0), F1(7⏐0),<br />

R(4⏐1).<br />

Aufgabe 3.3.8: Zeichne auf Transparentpapier einen Kreis mit Mittelpunkt F2 (Durchmesser mindestens<br />

12 cm) <strong>und</strong> markiere in seinem Äußeren einen beliebigen Punkt F1.<br />

Falte wiederholt so, dass der umgeklappte Teil des Kreises durch F1 geht.<br />

F 2<br />

Q<br />

G<br />

H<br />

F 1<br />

P


36<br />

Begründe, dass alle so entstehenden Knicklinien Tangenten der Hyperbel sind, die F1 <strong>und</strong> F2 als<br />

Brennpunkte <strong>und</strong> den halben Radius des Kreises als reelle Halbachse besitzt.<br />

Aufgabe 3.3.9: Wo liegen die Spitzen <strong>und</strong> die Achsen aller Drehkegel, die durch eine gegebene Ellipse<br />

(bzw. Hyperbel) gelegt werden können. Der Kegelschnitt sei durch Mittelpunkt, einen Scheitel <strong>und</strong> den<br />

auf derselben Seite gelegenen Brennpunkt gegeben.<br />

Anleitung: Man verwende eine DANDELINsche Kugel <strong>und</strong> wende mehrfach den Hilfssatz 2.6.1 an.<br />

Aufgabe 3.3.10: Wo liegen die Mittelpunkte aller Kreise, die einen festen Kreis berühren <strong>und</strong> durch einen<br />

Punkt in seinem Äußeren gehen?<br />

Aufgaben 3.3.11: Wo liegen die Mittelpunkte aller Kreise, die zwei gegebene Kreise berühren, von denen<br />

jeder ganz im Äußeren des anderen liegt?<br />

Aufgabe 3.3.12: Wo liegen die Mittelpunkte aller Kreise, die zwei gegebene sich schneidende Kreise<br />

berühren?<br />

Aufgabe 3.3.13: Ein Turm von quadratischem Querschnitt<br />

(Seitenlänge 5,00 m) besitzt ein drehkegelförmiges Dach (halber<br />

Öffnungswinkel des Kegels sei 22,5 o ). Der Dachüberstand ist zu<br />

vernachlässigen.<br />

a) In welcher Kurve (genannt Trauflinie) schneidet die Turmwand<br />

die Turmhaube?<br />

b) Zeichne den Aufriss des Turmes auf DIN-A4-Querformat im<br />

Maßstab 1:50. Die Blattkoordinaten der Turmspitze seien<br />

(110⏐200) in mm. Von der Trauflinie zeichne man insbesondere<br />

den höchsten <strong>und</strong> den tiefsten Punkt jeweils mit Tangente <strong>und</strong><br />

Normale. Zeichne den Scheitelkrümmungskreis.<br />

Hinweis: Den Mittelpunkt des Scheitelkrümmungskreises einer<br />

Hyperbel erhält man als Schnitt der Symmetriegerade durch<br />

die Scheitel mit einem Lot, das auf der Asymptote im<br />

Schnittpunkt zwischen Asymptote <strong>und</strong> Scheiteltangente<br />

errichtet wird.<br />

c) Nenne Gründe: Weshalb werden Handwerker nur eine grobe<br />

Näherung für b) realisieren können?<br />

Aufgabe 3.3.14: Ein Sechskant-Schraubenbolzen<br />

ist zur Entgratung drehkegelförmig abgedreht<br />

(halber Öffnungswinkel sei 60 o ).<br />

Zeichne im Maßstab 1:1 einen Riss auf eine<br />

Ebene parallel zu einer der Sechskantflächen.<br />

Bestimme von den auftretenden Hyperbeln die<br />

Asymptoten, Scheitel, Scheitelkrümmungskreise<br />

<strong>und</strong> die tiefsten Punkte mit Tangenten.<br />

Blattkoordinaten der Kegelspitze in DIN-A4-<br />

Hochformat: Aufriss (105⏐275),<br />

Gr<strong>und</strong>riss (105⏐85).<br />

Aufgabe 3.3.15: a) Wo liegen die<br />

Spitzen aller Dreiecke über der<br />

gemeinsamen Basis BF 1 , die bei F1<br />

Maße in mm<br />

52<br />

75<br />

60 o


einen doppelt so großen Winkel wie<br />

bei B haben?<br />

b) Wie kann man das Ergebnis ausnützen, um<br />

einen beliebigen Winkel in drei gleiche Teile zu<br />

teilen?<br />

Aufgabe 3.3.16: Vom Aufbau eines Silowagens<br />

der Deutschen Bahn AG ist ein vereinfachter<br />

Riss in Fahrtrichtung gegeben. Der Wagenaufbau<br />

besteht aus einer Kugelkalotte, einem Kegel , der<br />

mit einem Quader verschnitten ist.<br />

a) Skizziere einen Riss in der durch den Pfeil<br />

gegebenen Blickrichtung senkrecht zur<br />

Fahrtrichtung.<br />

b) Beschreibe mit Worten: Wie kann man die<br />

Bestimmungsstücke der Hyperbel<br />

bekommen?<br />

Hinweis: Die Aufgaben 3.3.13 <strong>und</strong> 3.3.14<br />

können hierzu eine Hilfe sein.<br />

37<br />

Aufgabe 3.3.17: Berechne analog zur Ellipse den<br />

Radius des Scheitelkrümmunsgkreises der Hyperbel.<br />

Begründe danach mit Hilfe ähnlicher Dreiecke die<br />

nebenstehende Konstruktion des Mittelpunktes<br />

dieses Kreises.<br />

Anleitung: Wähle A als Ursprung eines<br />

Koordinatenkreuzes.<br />

Aufgabe 3.3.18: Mehrere Hyperbeln berühren sich<br />

im rechten Scheitel <strong>und</strong> haben dort denselben<br />

Krümmungskreis vom Radius 2,0 cm.<br />

a) Warum haben alle diese Hyperbeln dieselbe Hauptachse?<br />

b) Berechne die imaginäre Halbachse b, wenn die reelle Halbachse a gegeben ist.<br />

c) Zeichne solche Hyperbeln für die reelle Halbachsenlänge 1,0 cm, 2,0 cm, 3,0 cm, 5,0 cm.<br />

3.4 Der einteilige offene Kegelschnitt<br />

Es bleibt noch der Sonderfall zu betrachten,<br />

dass der Winkel β der Schnittebene E eines<br />

Drehkegels Ke gegen die Kegelachse d gleich<br />

dessen halbem Öffnungswinkel α ist. E ist<br />

dann parallel zu einer Mantellinie m0. Deshalb<br />

schneidet E diese Mantellinie nicht. Alle<br />

anderen Mantellinien werden von E auf einer<br />

Seite des Drehkegels geschnitten, wobei es<br />

Schnittpunkte gibt, die beliebig weit entfernt<br />

sind.<br />

Die DANDELINsche Konfiguration:<br />

Unter allen Kugeln, die den Drehkegel Ke<br />

Po<br />

P<br />

Zylinder<br />

Kegel<br />

Kalotte<br />

Ke<br />

mo<br />

d<br />

m<br />

45 o<br />

80 120<br />

Maße in cm<br />

Quader<br />

p<br />

A<br />

k<br />

E<br />

Bo<br />

M<br />

F<br />

B<br />

R<br />

g<br />

40<br />

Blickrichtung


erühren gibt es genau eine, die auch die<br />

Ebene E in einem sogenannten Brennpunkt F<br />

berührt.<br />

Die Wahl der Risse:<br />

Man betrachtet den Kegel so, dass seine<br />

Rotationsachse d in der Aufrissebene liegt <strong>und</strong><br />

die Schnittebene E projizierend <strong>und</strong> waagrecht<br />

ist<br />

(siehe die zweite Abbildung dieser Seite).<br />

Die Brennpunkteigenschaft des Schnittes:<br />

38<br />

1. Durch den Punkt P der Schnittfigur geht eine Kegelmantellinie m, die die DANDELINsche Kugel K in B<br />

berührt.<br />

2. Die in der Schnittebene E liegende Gerade PF <strong>und</strong> die Kegelmantellinie PB sind Tangenten von P an die<br />

Kugel K. Deshalb sind nach dem Hilfssatz 2.6.1 die Tangentenabschnitte gleich lang; es gilt also:<br />

PF = PB<br />

3. Den Mantellinienabschnitt PB lässt man<br />

um d rotieren, bis er auf der zu E<br />

Po<br />

mo<br />

Bo<br />

parallelen Mantellinie m0 zu liegen<br />

kommt. Hierbei hat sich die Länge nicht<br />

geändert. D. h. es gilt: PB = P0B 0<br />

K<br />

k<br />

4. Letztere Länge zeigt sich im<br />

nebenstehenden Aufriss in wahrer Größe.<br />

Die Schnittgerade g der Ebene des<br />

M<br />

B<br />

Berührkreises k mit der Schnittebene E<br />

zeigt sich in nebenstehendem Aufriss als<br />

m<br />

Punkt R.<br />

E<br />

F<br />

R = g<br />

5. Die Figur P0B0RP im nebenstehenden<br />

P<br />

Aufriss ist ein Parallelogramm. Deshalb<br />

ist der Abstand eines Punktes P der<br />

Schnittkurve vom Brennpunkt F genauso<br />

lang wie sein Abstand von der Geraden g.<br />

d<br />

Ke<br />

Da die Schnittebene wie auch der Drehkegel zur Aufrissebene symmetrisch liegen, gilt dies auch für die<br />

Schnittkurve. Sie hat also eine Symmetrieachse, auf der der Brennpunkt F liegt.<br />

Satz 3.4.1 (Brennpunkteigenschaft): Zu jedem einseitig offenen Kegelschnitt gibt es einen Punkt F auf seiner<br />

Symmetrieachse <strong>und</strong> eine Gerade g so, dass die Abstände der Kegelschnittpunkte zu F <strong>und</strong> g gleich lang sind.<br />

Definiton 3.4.1: Jede Kurve, deren Punkte von einem Punkt F <strong>und</strong> von einer Geraden g, die Leitlinie<br />

(Direktrix) genannt wird, gleichen Abstand haben, heißt Parabel 5<br />

F heißt Brennpunkt der Parabel. Der auf der Symmetrieachse gelegene Parabelpunkt heißt Scheitel L. Die<br />

Symmetrieachse heißt Parabelachse.<br />

Der Abstand UF heißt Parameter p der Parabel.<br />

Satz 3.4.2: Alle Punkte, die von einem festen Punkt F <strong>und</strong> von einer festen Geraden g denselben Abstand haben,<br />

sind die Punkte einer Parabel.<br />

Wegen Satz 3.4.1, der Parabeleigenschaft, halbiert der Scheitel L den Abstand vom Brennpunkt zur Leitlinie.<br />

Legt man die x-Achse eines Koordinatensystems auf<br />

die Parabelachse, die y-Achse auf die Scheiteltangente,<br />

5 παρα, para, griechisch gleich; β′αλλειν, ballein, griechisch werfen.<br />

R<br />

U<br />

g<br />

y<br />

L F<br />

x+p:2<br />

x-p:2<br />

P<br />

x


dann gilt nach dem Satz des PYTHAGORAS (beachte die<br />

Maße in der nebenstehenden Abbildung):<br />

2 p 2 p 2<br />

y = ( x + ) − ( x − )<br />

2 2<br />

Vereinfacht man diese Gleichung durch<br />

Ausmultiplizieren <strong>und</strong> Zusammenfassen, so erhält man<br />

den folgenden Satz:<br />

Satz 3.4.3: Die Scheitelgleichung der Parabel lautet<br />

y 2 = 2px.<br />

Die Punkte, die diese Gleichung erfüllen, sind die<br />

Punkte einer Parabel.<br />

39<br />

Aus dieser Gleichung erkennt man die Parabel wieder als Graph der quadratischen Funktion, wie er in der<br />

Jahrgangsstufe 9 behandelt wurde. Damals wurde anhand dieser Gleichung bereits gezeigt:<br />

Satz 3.4.4: Alle Parabeln sind zueinander ähnlich.<br />

Aufgabe 3.4.1: Konstruiere aus Brennpunkt <strong>und</strong> Leitlinie eine zum Zeichnen einer Parabel<br />

hinreichende Anzahl von Punkten für a) p = 0,5 cm; b) p = 1,0 cm; c) p = 2,0 cm; d) p = 4,0 cm.<br />

Aufgabe 3.4.2: Wähle auf einem DIN-A4-Blatt (Querformat) den Brennpunkt F in der Blattmitte <strong>und</strong><br />

die Achse waagrecht durch F. Zeichne um F die konzentrischen Kreise mit Radien von 5 zu 5 mm,<br />

sowie die Schar der Lote zur Achse in je 5 mm Abstand voneinander, ausgehend von dem durch F<br />

gehenden Lot. Lege das entstehende „Rautenmuster“ abwechselnd zweifarbig an. Die Diagonalen<br />

aufeinander folgender gleich farbiger „Rauten“ zeigen zwei Scharen konfokaler Parabeln, die alle<br />

Achse <strong>und</strong> Brennpunkt gemeinsam haben, aber auf verschiedenen Seiten geöffnet sind.<br />

Vergleiche das Ergebnis mit der Zeichnung zum „Föhnhimmel“ bei der Ellipse, in der man jetzt auch<br />

nachträglich Hyperbeln erkennen kann. Wie kann die „Ellipsenfigur“ in die der Parabeln übergeführt<br />

werden? Da dies auf zweifache Weise geht, vermutet man, dass die Parabel eine Übergangsform<br />

zwischen Ellipse <strong>und</strong> Hyperbel ist.<br />

Aus der Brennpunkteigenschaft der Parabel lässt sich eine ganze Reihe weiterer Eigenschaften der Parabel<br />

herleiten. Zunächst soll die Winkelhalbierende t zwischen Brennstrahl PF <strong>und</strong> Leitstrahl PR eines<br />

Parabelpunktes P betrachtet werden (vgl. die 1. Abbildung der nächsten Seite).<br />

Beweisideen:<br />

t sei die Winkelhalbierende zwischen Leit- <strong>und</strong><br />

Brennpunktstrahl eines Parabelpunktes P. Wähle als Q<br />

auf t einen von P verschiedenen Punkt, der nicht auf<br />

der Leitlinie g liegt.<br />

T sei der Lotfußpunkt vom Q auf der Leitlinie g.<br />

Da QR die Hypotenuse in einem rechtwinkligen<br />

g<br />

Dreieck RTQ ist, gilt QR > QT .<br />

tL Weil T Winkelhalbierende im Dreieck RQF ist, gilt<br />

QF = QR > QT .<br />

Also liegt Q näher an g als an F. Deshalb liegen<br />

alle Punkte Q ≠ P von t auf derselben Seite außerhalb der Parabel.<br />

4. P ist also der einzige Punkt von t auf der Parabel <strong>und</strong> deshalb ist t die Tangente der Parabel im Punkt P.<br />

R<br />

T<br />

U<br />

H<br />

Q<br />

L F<br />

P<br />

t


40<br />

An Zusätzen kann man aus der Figur das Folgende ablesen:<br />

1. FR steht auf t senkrecht <strong>und</strong> der Punkt H = t ∩ FR halbiert FR.<br />

2. Weil der Parabelscheitel L die Strecke UF halbiert, gilt nach dem Strahlensatz im Dreieck RFU:<br />

H liegt auf der Scheiteltangente.<br />

Es gelten die folgenden Sätze:<br />

Satz 3.4.5:<br />

Jede Parabeltangente halbiert den Winkel zwischen Leit- <strong>und</strong> Brennstrahl ihres Berührpunktes.<br />

Der Fußpunkt des Lotes vom Brennpunkt F einer Parabel auf eine Tangente t dieser Parabel liegt stets auf deren<br />

Scheiteltangente.<br />

Wird ein rechter Winkel so bewegt, dass ein Schenkel stets durch einen festen Punkt F geht <strong>und</strong> der Scheitel<br />

dieses rechten Winkels auf einer Geraden tL wandert, so durchläuft der andere Schenkel die Tangenten<br />

einer Parabel, die F als Brennpunkt <strong>und</strong> tL als Scheiteltangente hat.<br />

Da die rechtwinkligen Dreiecke RPH <strong>und</strong> FVH<br />

kongruent sind, folgt: RPFV ist eine Raute. Also gilt:<br />

RP = PF = FV = VR<br />

Po ist der Lotfußpunkt des Lotes von P auf die<br />

Parabelachse. Dann nennt man VPo die Subtangente<br />

der Parabeltangente t.<br />

Weil H die Rautendiagonalen halbiert, gilt dann nach<br />

dem Strahlensatz:<br />

Satz 3.4.6:<br />

Die Subtangente jedes Parabelpunktes wird im<br />

Parabelscheitel halbiert.<br />

Verschiebt man RUF parallel zur Parabelachse so, dass<br />

R auf P zu liegen kommt, so ist PW das Lot auf die<br />

Tangente in P, also die sogenannte Normale der<br />

Parabel in P. PoW heißt jetzt Subnormale.<br />

Damit ist gezeigt:<br />

Satz 3.4.7: Die Subnormale jedes Parabelpunktes hat<br />

die Länge p.<br />

Betrachtet man die gleich großen Winkel bei P in der letzten Zeichnung, so erhält man:<br />

Satz 3.4.8: Fällt Licht parallel zur Parabelachse auf die Parabel, so wird es zum Brennpunkt hin reflektiert.<br />

Das erklärt, weshalb dieser Punkt Brennpunkt heißt.<br />

V<br />

V<br />

R<br />

g<br />

H<br />

U L F<br />

p p Po p<br />

W<br />

2 2<br />

R<br />

g<br />

H<br />

t L<br />

t L<br />

U L F<br />

p p Po p<br />

2 2<br />

P<br />

P<br />

t<br />

t<br />

W


Anwendung:<br />

Rotiert eine Parabel um ihre Achse, so überstreicht sie<br />

dabei eine Fläche, die Drehparaboloid genannt wird.<br />

Wird eine solche Fläche innen verspiegelt, so<br />

reflektiert sie parallel zur Achse einfallende<br />

Lichtstrahlen in den Brennpunkt bzw. das Licht einer<br />

im Brennpunkt stehenden Lichtquelle parallel zur<br />

Achse.<br />

Solche Brennspiegel finden Anwendung als<br />

Reflektoren für Scheinwerfer (z. B.. beim Auto), aber<br />

auch in astronomischen Spiegelfernrohren <strong>und</strong> in<br />

Antennen.<br />

Von dem griechischen Mathematiker ARCHIMEDES<br />

(287? bis 212 v. Chr.) wird berichtet, dass er bei der<br />

Verteidigung von Syrakus im zweiten punischen Krieg<br />

Brennspiegel eingesetzt habe, um die Segel<br />

angreifender Schiffe in Brand zu setzen.<br />

41<br />

Aufgabe 3.4.3: Zeichne auf Transparentpapier eine Gerade g <strong>und</strong> markiere einen Punkt F nicht auf g.<br />

Falte wiederholt so, dass der umgeklappte Teil der Geraden g durch F geht. Begründe: Alle so<br />

entstehenden Faltlinien sind Tangenten einer Parabel.<br />

Aufgaben 3.4.4: Wie viele Lösungen gibt es jeweils, wenn von einer Parabel gegeben sind<br />

a) Achse, Scheitel <strong>und</strong> ein Punkt. Konstruiere den Brennpunkt.<br />

b) Achse, Brennpunkt <strong>und</strong> ein Punkt. Konstruiere den Scheitel.<br />

c) die Leitlinie <strong>und</strong> zwei Punkte. Konstruiere den Brennpunkt, die Achse <strong>und</strong> den Scheitel.<br />

d) der Brennpunkt <strong>und</strong> zwei Punkte. Konstruiere die Leitlinie, die Achse <strong>und</strong> den Scheitel.<br />

Hinweis: Man benötigt die gemeinsamen Tangenten an zwei Kreise.<br />

e) die Achse, der Scheitel <strong>und</strong> der Brennpunkt. Konstruiere die zu der gegebenen Geraden g parallele<br />

Tangente der Parabel.<br />

f) die Achse, der Scheitel <strong>und</strong> der Brennpunkt. Konstruiere die Tangenten von W an die Parabel.<br />

Aufgabe 3.4.5: Begründe mit den kennen<br />

gelernten Sätzen die Gleichheit der in<br />

nebenstehender Zeichnung eingetragenen<br />

Strecken.<br />

Aufgabe 3.4.6: Beweise nochmals die<br />

Brennspiegeleigenschaft der Parabeltangenten<br />

<strong>und</strong> konstruiere damit die Tangenten von<br />

einem Punkt an eine Parabel, die durch Achse,<br />

Brennpunkt <strong>und</strong> Leitlinie gegeben ist.<br />

Beachte: Wie wirkt eine Achsenspiegelung?<br />

Aufgabe 3.4.7: Gegeben ist eine Parabel durch ihren Parameter. Konstruiere zu einer vorgegebenen<br />

Richtung die Tangente an die Parabel.<br />

Aufgabe 3.4.8: Berechne wie bei der Ellipse <strong>und</strong> der Hyperbel den Radius des<br />

Scheitelkrümmungskreises der Parabel.<br />

Merke: Der Scheitelkrümmungskreis der Parabel hat den Radius p.<br />

R1<br />

g<br />

L<br />

t L<br />

p:2<br />

p<br />

P1<br />

2p<br />

t1<br />

L<br />

T<br />

12 F<br />

A12<br />

R2<br />

H1<br />

H2<br />

h<br />

P<br />

P2<br />

t<br />

2<br />

p<br />

t2


Satz 3.4.9: Sind P1 <strong>und</strong> P2 Punkte einer Parabel mit<br />

den Tangenten t1 bzw. t2, so ist die Verbindungsgerade<br />

h des Schnittpunkts T12 der Tangenten mit dem<br />

Mittelpunkt A12 der Sehne P1P2 der Parabel parallel zur<br />

Parabelachse.<br />

Aufgabe 3.4.9: Beweise Satz 3.4.9.<br />

Anleitung: Konstruiere zwei Punkte P1 <strong>und</strong> P2<br />

einer durch Achse, Brennpunkt F <strong>und</strong> Leitlinie<br />

g gegebenen Parabel nach der<br />

Definitionseigenschaft, sowie die zugehörigen<br />

Punkte R1 bzw. R2, ferner die Tangenten t1<br />

bzw. t2 durch die Punkte H1 bzw. H2.<br />

Betrachte den Umkreismittelpunkt des<br />

Dreiecks FR1R2 <strong>und</strong> die Mittelparallele des<br />

Trapezes P1R1R2P2.<br />

Aufgabe 3.4.10: Begründe analog zur Ellipse<br />

bzw. Hyperbel die nebenstehende<br />

Konstruktion eines Parabelpunktes mittels<br />

einer Reißschiene <strong>und</strong> eines Fadens eine<br />

Parabel zu zeichnen. Was muss man beachten,<br />

wenn von der Parabel Achse, Brennpunkt <strong>und</strong><br />

Scheitel gegeben sind?<br />

42<br />

Aufgabe 3.4.11: Beweise: Der Gr<strong>und</strong>riss<br />

einer Parabel auf einem Drehkegel mit<br />

lotrechter Achse d ist eine Parabel, die den<br />

Gr<strong>und</strong>riss von d als Brennpunkt <strong>und</strong> den<br />

Gr<strong>und</strong>riss der<br />

Schnittgeraden zwischen der Parabelebene E <strong>und</strong> der waagrechten Ebene durch die Kegelspitze S als<br />

Leitlinie besitzt.<br />

Anleitung: Vergleiche die nebenstehende Zeichnung:<br />

a) Schneide den Kegel <strong>und</strong> die Ebene E mit waagrechten Hilfsebenen <strong>und</strong> konstruiere<br />

Gr<strong>und</strong>risspunkte mit Hilfe der dabei entstehenden Hilfsschnitte.<br />

b) Suche im Aufriss kongruente Dreiecke.<br />

Aufgabe 3.4.12: Eine Parabel ist durch den<br />

Abstand Scheitel Brennpunkt bis auf<br />

Bewegung eindeutig festgelegt. Begründe<br />

hieraus, dass alle Parabeln ähnlich sind.<br />

Aufgabe 3.4.13: Eine Parabel ist durch<br />

Brennpunkt <strong>und</strong> Scheiteltangente gegeben.<br />

Konstruiere eine zum Zeichnen der Kurve<br />

hinreichende Anzahl von Tangenten der<br />

Parabel. Konstruiere die Berührpunkte der<br />

Tangenten, indem du den Brennpunkt an jeder<br />

Tangente spiegelst <strong>und</strong> die Leitstrahlen der<br />

Berührpunkte aufsuchst.<br />

Aufgabe 3.4.14: Konstruiere eine größere Anzahl von Punkten einer durch Brennpunkt <strong>und</strong> Leitlinie<br />

gegebenen Parabel. Konstruiere anschließend in diesen Punkten die Tangenten<br />

a) nach Satz 3.4.5.1;<br />

b) nach Satz 3.4.5.2;<br />

c) nach Satz 3.4.6;<br />

g<br />

L<br />

d = F<br />

F<br />

d<br />

S<br />

p<br />

p<br />

E<br />

g<br />

g


43<br />

d) nach Satz 3.4.7.<br />

e) Vergleiche die vier Tangentenkonstruktionen hinsichtlich des Aufwands an Konstruktionsschritten,<br />

der Zugänglichkeit benötigter Punkte <strong>und</strong> hinsichtlich der erreichbaren Genauigkeit in der Nähe des<br />

Scheitels <strong>und</strong> für weiter entfernte Punkte.<br />

Aufgabe 3.4.15: Stelle die Gleichung einer Parabel auf, deren Achse zur x-Achse parallel ist <strong>und</strong> deren<br />

Scheitel <strong>und</strong> Brennpunkt die Koordinaten L(xo ⏐ yo ) <strong>und</strong> F(xo + p<br />

2 ⏐ yo) haben. Wähle:<br />

a) L(2⏐3), p = 1; b) L(-3⏐1), p = 2; c) L(1⏐-3), p = -2.<br />

Die Einheit sei jeweils 1,0 cm.<br />

Aufgabe 3.4.16: Stelle die Gleichung einer Parabel mit zur x-Achse paralleler Achse auf <strong>und</strong> berechne<br />

daraus den Parameter p <strong>und</strong> die Koordinaten von Scheitel L <strong>und</strong> Brennpunkt F, wenn gegeben sind<br />

a) die drei Parabelpunkte P(2⏐3), Q(5⏐5), R(10⏐-5);<br />

b) die Scheiteltangente t: x = 2, P(4⏐7) <strong>und</strong> Q(10⏐-5) (2 Lösungen!);<br />

c) der Brennpunkt F(-1⏐4) <strong>und</strong> der Punkt P(3⏐7) (2 Lösungen!).<br />

Aufgabe 3.4.17: Konstruiere Achsenrichtung, Brennpunkt, Achse, Scheitel <strong>und</strong> Scheiteltangente einer<br />

Parabel, von der zwei Punkte P <strong>und</strong> Q mit ihren Tangenten s bzw. t gegeben sind (vgl. Satz 3.4.9).<br />

Warum versagt die Konstruktion aus der Brennspiegeleigenschaft, wenn die Tangente s zur Tangente t<br />

senkrecht steht?<br />

Aufgabe 3.4.18: Konstruiere aus der Vorgabe von Aufgabe 3.4.16 die Bestimmungsstücke der Parabel<br />

unter Ausnutzung des Ergebnisses von Satz 3.4.9 <strong>und</strong> der Sätze<br />

a) über die Subtangente <strong>und</strong> den Fußpunkt des Lotes auf die Tangente;<br />

b) über die Subnormale <strong>und</strong> die Subtangente.<br />

c) Gibt es auch hier Fälle, in denen die Konstruktion versagt?<br />

Aufgabe 3.4.19:<br />

a) Beweise mit ähnlichen Dreiecken: Fällt man vom Schnittpunkt H einer Parabeltangente mit der<br />

Scheiteltangente das Lot auf die Verbindungssehne des Berührpunkts P zum Scheitel L, so<br />

schneidet dieses Lot auf der Achse den Scheitelkrümmungspunkt aus.<br />

b) Verschiebe das Lot aus a) parallel durch den Brennpunkt <strong>und</strong> zeige mit Hilfe des Satzes 3.4.9:<br />

Die Tangente parallel zur Sehne LP ist Mittelparallele des Dreiecks LPH. Ihr Berührpunkt halbiert<br />

die Strecke von H zur Sehnenmitte von LP.<br />

Aufgabe 3.4.20:<br />

a) Berechne die Schnittpunkte der Parabel y 2 = 2px mit der Geraden g: y = mx + t.<br />

b) Welche algebraische Bedingung muss t für festes m erfüllen, damit g zur Tangente wird?<br />

c) Berechne den Tangentenberührpunkt bzw. die Sehnenmittelpunkte <strong>und</strong> zeige, die y-Koordinate<br />

hängt nur von m <strong>und</strong> nicht von t ab.<br />

d) Beweise daraus: Die Achsenparallele aus Satz 3.4.9 ist für alle zu g parallelen Sehnen dieselbe.<br />

e) Bringe die Tangentengleichung auf die Form yy0 = p(x + x0) für den Berührpunkt (x0⏐y0).<br />

f) Zeige mit e):<br />

Die zu einer Parabelsehne parallele Tangente ist Mittelparallele in dem Dreieck aus der Sehne <strong>und</strong><br />

den Tangenten in den Sehnenendpunkten.<br />

3.5 Vergleichende Betrachtung der <strong>Kegelschnitte</strong><br />

Für die Untersuchung der Scheitelkrümmungskreise werden Ellipse, Parabel <strong>und</strong> Hyperbel jeweils so<br />

verschoben, dass die x-Achse Hauptachse ist <strong>und</strong> der Scheitel, in dem die Kurve nach rechts geöffnet ist, in den


44<br />

Ursprung fällt. Wenn die Ellipsen- <strong>und</strong> Hyperbelgleichung analog zur Parabelgleichung nach y 2 aufgelöst wird,<br />

erhält man für<br />

die Ellipse:<br />

y<br />

2<br />

2 2<br />

b<br />

a x<br />

b<br />

a x<br />

= 2 − 2<br />

2<br />

die Parabel:<br />

y 2 = 2px<br />

Setzt man hierin für x die x-Koordinate des jeweils benachbarten Brennpunkts ein<br />

für die Ellipse:<br />

a – e<br />

für die Parabel:<br />

p<br />

2<br />

die Hyperbel:<br />

y<br />

2<br />

2 2<br />

b<br />

a x<br />

b<br />

a x<br />

2<br />

= 2 + (1)<br />

2<br />

für die Hyperbel:<br />

so ergibt sich als y-Koordinate der Kurvenpunkt senkrecht über dem Brennpunkt. Diese y-Koordinate ist dann<br />

jeweils der Radius des Scheitelkrümmungskreises (vgl. Aufgabe 3.5.1).<br />

Diese Größe nennt man deshalb auch bei der Ellipse <strong>und</strong> der Hyperbel den Parameter p der Kurve. Damit<br />

nehmen die obigen Gleichungen (1) die folgende Gestalt an<br />

für die Ellipse:<br />

p<br />

y px<br />

a x = 2 −<br />

2 2<br />

für die Parabel:<br />

y 2 = 2px<br />

e – a<br />

für die Hyperbel:<br />

p<br />

y px<br />

a x<br />

2 2<br />

= 2 + (2)<br />

Lässt man hierin bei Ellipse oder Hyperbel a beliebig groß werden, so wird der Summand mit x 2 beliebig klein<br />

<strong>und</strong> man bekommt als Grenzfall jeweils die Parabelgleichung.<br />

Beachtet man noch, dass für die Ellipse e 2 = a 2 – b 2 , für die Hyperbel e 2 = a 2 + b 2 gilt <strong>und</strong> bezeichnet man das<br />

Verhältnis ε = e<br />

als numerische Exzentrizität, dann bekommt man für alle drei Kegelschnittarten die<br />

a<br />

einheitliche Scheitelgleichung:<br />

y 2 = 2px + (e 2 – 1)x 2 (3)<br />

Hierin ist charakteristisch<br />

für die Ellipse:<br />

ε < 1<br />

für die Parabel:<br />

ε = 1<br />

Zwei <strong>Kegelschnitte</strong> mit derselben numerischen Exzentrizität ε sind stets ähnlich.<br />

Schreibt man - mit p<br />

= 0 für die Parabel - die Gleichung (2) um in<br />

a<br />

p<br />

y x p<br />

a x<br />

2<br />

= ( 2 ± ) ,<br />

für die Hyperbel:<br />

ε > 1<br />

so lässt sich dies deuten als Aussage des Höhensatzes eines rechtwinkligen Dreiecks mit der Höhe y <strong>und</strong> den<br />

p<br />

Hypotenusenabschnitten x <strong>und</strong> 2p<br />

a x ± . Dies ergibt die folgende gemeinsame Konstruktion für<br />

Kegelschnittpunkte (siehe die nächste Seite), wenn p <strong>und</strong> a (bzw. bei der Parabel nur p) gegeben sind.<br />

Zunächst führen wir ein Koordinatensystem so ein, dass die Scheiteltangente y-Achse <strong>und</strong> die darauf senkrecht<br />

stehende Symmetrieachse des Kegelschnitts die x-Achse ist. Dann ergeben sich die folgenden<br />

Konstruktionsschritte:<br />

Trage auf der Scheiteltangente (also der y-Achse) vom<br />

Scheitel A die Strecke 2p bis zum Endpunkt E ab.<br />

Ziehe von E die Verbindungsgerade g zum anderen<br />

Konstruktion für die Ellipse:<br />

E<br />

2p<br />

G<br />

A C<br />

H<br />

K<br />

g<br />

Kommentar:


Scheitel C. Bei der Parabel ist g parallel zur Achse.<br />

Das Lot zur x-Achse in beliebigem Abstand x von A<br />

schneidet g in G <strong>und</strong> die x-Achse in H. Dann ist<br />

nach dem Strahlensatz<br />

p<br />

GH p<br />

a x = 2 ± .<br />

Trage GH von H nach rechts auf der x-Achse ab bis<br />

K.<br />

Dann schneidet der THALESkreis über AK nach dem<br />

Höhensatz auf HG einen Punkt des Kegelschnitts<br />

aus.<br />

Konstruktion für die Parabel:<br />

y<br />

E<br />

2p<br />

A<br />

H<br />

G g<br />

K<br />

x<br />

45<br />

Aufgabe 3.5.1: Leite die Gleichungen (1) dieses Kapitels her.<br />

Konstruktion für die Hyperbel:<br />

Aufgabe 3.5.2: Ein Kegelschnitt sei in der oben verwendeten Scheitellage zum Koordinatensystem<br />

gegeben. Berechne aus a <strong>und</strong> b bzw. aus p <strong>und</strong> a die Koordinaten des bei A liegenden Brennpunkts,<br />

sowie mittels der Gleichungen (1) <strong>und</strong> (2) die Koordinaten der Kurvenpunkte, die genau über bzw.<br />

unter diesem Brennpunkt liegen.<br />

Aufgaben 3.5.3: Wähle auf einem DIN-A4-Blatt (Querformat) den Koordinatenursprung in der<br />

Blattmitte <strong>und</strong> die Einheit 1,0 cm. Zeichne in Scheitellage die <strong>Kegelschnitte</strong> mit p = 2 <strong>und</strong> der<br />

numerischen Exzentrizität ε = 0; 0,2; 0,5; 0,7; 1,0; 1,2; 2,0; 3,0.<br />

Markiere dazu jeweils die Brennpunkte. Was ergibt sich für p<br />

= − = −<br />

a ε2 1 2 ?<br />

Wo liegen die Brennpunkte dieser Kurve? Vergleiche mit Aufgabe 2.4.3.<br />

Aufgabe 3.5.4: Wie verändern sich die Gleichungen (1), (2) <strong>und</strong> (3) bei Parallelverschiebung der<br />

Kurven zum Koordinatensystem um xs nach rechts <strong>und</strong> um ys nach oben?<br />

Die Gleichung eines Kegelschnitts, dessen Achsen zur x- bzw. y-Achse parallel sind, lässt sich also stets in<br />

folgender allgemeiner Form mit reellen Zahlen A, B, C, D <strong>und</strong> E schreiben:<br />

Ax 2 + Bx + Cy 2 + Dy + E = 0 (4)<br />

Hierin sind die Koeffizienten A, B, C, D <strong>und</strong> E nur bis auf einen gemeinsamen Faktor ungleich null bestimmt.<br />

Sind diese Zahlen bekannt, so lässt sich die Gleichung (4) durch quadratische Ergänzung in die Form (3) oder<br />

in die Mittelpunktsform überführen. Sind nun z. B. die Koordinaten von vier beliebigen Punkten eines solchen<br />

Kegelschnitts gegeben, so kann man diese nacheinander in die Gleichung (4) einsetzen <strong>und</strong> erhält so ein lineares<br />

C<br />

g<br />

E<br />

2p<br />

A<br />

y<br />

G<br />

H K<br />

x


46<br />

Gleichungssystem von 4 Gleichungen für die Unbekannten A, B, C, D <strong>und</strong> E, die sich daraus berechnen lassen. A<br />

oder C muss dabei von 0 verschieden sein.<br />

Aufgabe 3.5.5: Ermittle die Gleichung eines Kegelschnitts mit koorindatenparallelen Achsen in der<br />

Form (4), wenn er durch die Punkte P, Q, R <strong>und</strong> U geht.<br />

Berechne durch Umformen der Gleichung die Bestimmungsstücke a, b, e, ε <strong>und</strong> p <strong>und</strong> die Koordinaten des<br />

Mittelpunktes, der Scheitel <strong>und</strong> der Brennpunkte.<br />

Zeichne die Kurven jeweils in der Einheit 1 mm.<br />

Nütze Symmetrien auch bei der Rechnung aus, die aus der Zeichnung bzw. aus den gegebenen<br />

Koordinaten ablesbar sind.<br />

a) P(50⏐34), Q(50⏐-14), R(60⏐28), U(-20⏐28)<br />

b) P(20⏐34), Q(5⏐-16), R(10⏐-66), U(-46⏐-10)<br />

d) Aus welcher Lagebeziehung der Punkte lässt sich stets eine Hyperbel erkennen?<br />

Aufgaben 3.5.6: Ermittle die Gleichung eines Kegelschnitts mit koordinatenparallelen Achsen,<br />

berechne daraus die fehlenden Bestimmungsstücke <strong>und</strong> zeichne die Kurven (Einheit 1,0 cm), wenn<br />

gegeben sind:<br />

a) Scheitel A(-2⏐1), Krümmungsmittelpunkt MA(1⏐1) <strong>und</strong> ein Punkt P(6⏐4);<br />

b) Achse y = 0, Punkte P(2⏐3), Q(5⏐6), R(10⏐8);<br />

c) Brennpunkt F(0⏐0), Punkte P(0⏐2), Q(3⏐6).<br />

ufgabe 3.5.7: Betrachte nochmals die folgenden Sätze 2.7.1, 2.7.2 <strong>und</strong> Aufgaben 2.7.2, 3.1.1 über die<br />

Ellipse.<br />

a) Suche dazu entsprechende Sätze zur Hyperbel <strong>und</strong> Parabel.<br />

b) Beschreibe jeweils die Unterschiede zwischen Ellipse, Parabel <strong>und</strong> Hyperbel.<br />

c) Wie kann man die einander entsprechenden Figuren ineinander überführen?<br />

d) Jedesmal tritt die Parabel als Grenzfall beim Übergang von der Ellipse zur Hyperbel auf. Was tritt<br />

bei der Parabel an die Stelle von Hauptkreis <strong>und</strong> Leitkreis?<br />

e) Formuliere die Sätze über den jeweiligen Gr<strong>und</strong>riss bei lotrechter Kegelachse als einen einzigen<br />

Satz für alle <strong>Kegelschnitte</strong>.<br />

Aufgabe 3.5.8 Bezeichnet man den Rand des von<br />

einem Satelliten aus sichtbaren Teils der<br />

Erdoberfläche als Horizont, so ist dieser der<br />

Berührkreis der Erdkugel mit dem Drehkegel, der aus<br />

den die Erde berührenden Sehstrahlen aus dem<br />

Fotoobjektiv des Satelliten <strong>und</strong> mit diesem als Spitze<br />

besteht.<br />

Die Blickrichtung (Achse) der Kamera sei<br />

eine dieser Kegelmantellinien, das Bild des<br />

Horizonts also ein Schnitt des Kegels<br />

senkrecht zu dieser Mantellinie.<br />

Wie hoch muss der Satellit fliegen, damit das<br />

Bild des Horizonts eine Ellipse bzw. eine<br />

Parabel oder Hyperbel wird? Der Erdradius sei<br />

6370 km.<br />

3.6 Zur Geschichte der <strong>Kegelschnitte</strong><br />

wahrer Horizont<br />

Mit den <strong>Kegelschnitte</strong>n beschäftigten sich bereits die Mathematiker der griechischen Antike. Ihre Entdeckung<br />

wird MENAICHMOS (um 350 v. Chr.) zugeschrieben, der sie im Zusammenhang mit dem Problem der<br />

Würfelverdoppelung mit Hilfe der Eigenschaft der Gleichung (2) aus 3.5 beschrieb – allerdings ohne<br />

Koordinaten zu verwenden – <strong>und</strong> sie zugleich als ebene Schnitte von Drehkegeln identifizierte, wenn auch<br />

zunächst nur als Schnitte senkrecht zu den Mantellinien. Er sprach deshalb vom Schnitt des spitzwinkligen<br />

(Ellipse), rechtwinkligen (Parabel) <strong>und</strong> stumpfwinkligen (Hyperbel) Kegels.<br />

Erde<br />

Horizontkegel<br />

Kamerakegel<br />

Kamera


47<br />

Die Namen Ellipse, Parabel <strong>und</strong> Hyperbel gehen darauf zurück, dass die in 3.5 beschriebene Konstruktion in<br />

engem Zusammenhang mit dem Problem der „Flächenanlegung“ steht, das bereits die Schüler des PYTHAGORAS<br />

(um 550 v. Chr.) beschäftigte:<br />

Man will ein Rechteck des Inhalts y 2 <strong>und</strong> mit einer<br />

Seitenlänge x an ein Rechteck mit den Seiten 2p <strong>und</strong> 2a<br />

„anlegen“, d. h. so ansetzen, dass die Seite x des neuen<br />

Rechtecks auf der Geraden 2a des alten Rechtecks zu<br />

liegen kommt.<br />

Soll die Höhe des angelegten Rechtecks genau 2p<br />

betragen, so ist x durch y bereits bestimmt.<br />

Darf es dagegen an der Höhe etwas „mangeln“ oder<br />

„überschießen“, so wird als zusätzliche Bedingung<br />

verlangt, dass der „mangelnde“ bzw. „überschießende“<br />

x x<br />

2a<br />

Teil, das sogenannte „Differenzrechteck“, zum Ausgangsrechteck ähnlich ist, d. h. eine Ecke des angelegten<br />

Rechtecks auf der Diagonalen des alten Rechtecks zu liegen kommt.<br />

p<br />

Der Zusammenhang zwischen y <strong>und</strong> x nimmt dann die Gestalt y x p<br />

a x<br />

2 2<br />

= ( 2 ± ) an.<br />

2<br />

Aus dieser Gleichung kann zu jedem y der Wert von x bestimmt werden. Diese Aufgabe <strong>und</strong> ihre Lösung wurde<br />

von EUKLID (um 300 v. Chr.) in seinen „Elementen der Geoemtrie“ beschrieben. Dabei verwendet er ελλειπειν<br />

elleipein für „abmangeln“, παραβαλλειν paraballein für „anpassen“ <strong>und</strong> υπερβαλλειν hyperballein für<br />

„überschießen“.<br />

Im nächsten Jahrh<strong>und</strong>ert wurden die Kenntnisse über die Eigenschaften der <strong>Kegelschnitte</strong> noch wesentlich<br />

erweitert durch bedeutende Mathematiker wie ARCHIMEDES (287? bis 212 v. Chr.), der vor allem<br />

Flächenberechnungen an Ellipse <strong>und</strong> Parabel ausführte, sowie durch APPOLONIUS VON PERGAE (262? bis 190? v.<br />

Chr.), der in seinem Hauptwerk das gesamte Wissen seiner Zeit über <strong>Kegelschnitte</strong> zusammentrug <strong>und</strong> viele<br />

neue Erkenntnisse hinzufügte. Er behandelte auch die Umkehraufgabe der oben beschriebenen Flächenanlegung,<br />

nämlich zu vorgegebenen x die dazugehörige Fläche y 2 zu ermitteln.<br />

Über die oben verwendete Gleichung, die ja mit der Gleichung (2) aus 3.5 identisch ist, gelangte er zu der in 3.5<br />

beschriebenen Konstruktion der Kegelschnittpunkte <strong>und</strong> gab deshalb den so gewonnenen Kurven die Namen<br />

Ellipse, Parabel <strong>und</strong> Hyperbel. Er erkannte vermutlich auch als erster, dass jede dieser Kegelschnittformen an<br />

jedem geraden oder schiefen Kreiskegel als ebener Schnitt auftritt.<br />

Erst nach 1800 Jahren gelang eine erneute Bereicherung unseres Wissens über <strong>Kegelschnitte</strong> durch ihre<br />

systematische Behandlung mit Hilfe der Analytischen Geometrie, die durch R. DESCARTES (1596 bis 1650) <strong>und</strong><br />

P. FERMAT (1601 bis 1665) eingeführt wurde. Etwa um dieselbe Zeit entdeckten B. PASCAL (1623 bis 1662) <strong>und</strong><br />

G. DESARGUES (1591 bis 1661) wichtige neue, rein konstruktive Eigenschaften der <strong>Kegelschnitte</strong>.<br />

Die letzten größeren Fortschritte auf diesem Gebiet wurden möglich, nachdem G. MONGE (1746 bis 1818) die<br />

Analytische Geometrie mit der Infinitesimalrechnung (vgl. Jahrgangsstufe 11) zu einer „Differentialgeometrie“<br />

verknüpfte, <strong>und</strong> nachdem J. PLÜCKER (1801 bis 1868) die auf DESARGUES zurückgehende Idee der „Projektiven<br />

Geometrie“ durch Anwendung geeigneter „homogener“ Koordinaten den Methoden der Analytischen Geometrie<br />

zugänglich machte. Im Rahmen dieser Entwicklung gelang dem belgischen Ingenieur JEAN PIERRE DANDELIN<br />

(1794 – 1847) der einheitliche Beweis für die <strong>Kegelschnitte</strong> mittels der nach ihm benannten Kugeln.<br />

Astronomische Bedeutung der <strong>Kegelschnitte</strong>:<br />

Das astronomische Weltbild, das bis zum Beginn der Neuzeit unangefochten herrschte, beruht auf den<br />

Vorstellungen, die C. PTOLEMÄUS um 105 n. Chr. in seinem Buch „Die große Syntax“ (einer Zusammenfassung<br />

des gesamten astronomischen Wissens des Altertums) niederlegte. Danach sind die Bewegungen aller<br />

Himmelskörper reine Kreisbewegungen um die Erde, die im Zentrum des Alls steht. Denn nur der Kreis, das<br />

vollkommenste aller geometrischen Gebilde, hielt man der Majestät des Schöpfergottes für angemessen.<br />

Um die Schleifenbewegungen der Planeten zu erklären (manche von ihnen laufen nämlich zu manchen Zeiten<br />

scheinbar rückwärts am Himmel), ließ man diese auf scheinbaren Bahnen laufen, den sogenannten Epizyklen,<br />

während gleichzeitig deren Mittelpunkte auf weiteren Kreisen, den sogenannten Deferenten, um die Erde geführt<br />

16<br />

Marsbahn<br />

15<br />

16<br />

12<br />

11<br />

14<br />

13<br />

10<br />

11<br />

1213<br />

14 15<br />

10<br />

9<br />

Deferent: Weg von M<br />

9<br />

K<br />

y 2<br />

: x<br />

terrestrische Beobachtung<br />

8<br />

Erde im Mittelpunkt<br />

8<br />

Rechteck<br />

mit<br />

Überschuss<br />

scheinbare Rückwärtsbewegung<br />

7<br />

4<br />

5<br />

4 5 6<br />

7<br />

3<br />

6<br />

Differenzrechteck<br />

Ausgangsrechteck<br />

Rechteck<br />

mit<br />

Mangel<br />

3<br />

2<br />

Diagonale<br />

Mars<br />

2<br />

A<br />

M<br />

k<br />

2p<br />

1


48<br />

wurden. Um der größer werdenden Beobachtungsgenauigkeit gerecht zu werden, musste dieses System durch<br />

weitere Stufen aufgesetzter Epizyklen noch komplizierter gemacht werden.<br />

Die Zeichnung verdeutlicht die damalige Vorstellung: Der Kreis k rollt auf dem Kreis K schlupffrei ab. Der Weg<br />

von M ist dann der Deferent. Mars hängt an einer „Stange“, die bei A fest mit dem Kreis k verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Selbst als N. KOPERNIKUS (1473 bis 1543) das „heliozentrische“ Weltbild beschrieb, in dem die Sonne im<br />

Mittelpunkt stand, <strong>und</strong> damit eine wesentliche Vereinfachung zu haben glaubte, verwendete er solche<br />

Epizykelbewegungen <strong>und</strong> benötigte für die Beschreibung der Planetenbahnen bis zum Saturn insgesamt 48<br />

Kreise (PTOLEMÄUS hatte 40). Die sehr umfangreichen <strong>und</strong> für die damalige Zeit erstaunlich genauen<br />

Beobachtungs- <strong>und</strong> Messergebnisse des Dänen TYCHO BRAHE (1546 bis 1601) zeigten aber, dass auch mit<br />

diesem hohen geometrischen Aufwand die Planetenbahnen nicht hinreichend beschrieben werden konnten.<br />

Der kaiserliche Hofastrologe <strong>und</strong> Astronom JOHANNES KEPLER (1571 bis 1630) wertete diese Ergebnisse (vor<br />

allem am Planeten Mars) aus <strong>und</strong> gelangte so – nach mehreren vergeblichen Versuchen mit anderen Kurven – zu<br />

den berühmten KEPLERschen Gesetzen:<br />

Alle Planeten bewegen sich auf Ellipsen (die „fast“ Kreise sind), in deren einem Brennpunkt die Sonne steht.<br />

Der „Fahrstrahl Sonne – Planet“ überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen.<br />

Die Quadrate der Umlaufzeiten verhalten sich wie die dritten Potenzen der großen Halbachsen der Bahnellipsen<br />

(sind also unabhängig von deren kleinen Halbachsen).<br />

ISAAC NEWTON (1642 – 1727) fand schließlich im „Gravitationsgesetz“ die physikalische Begründung dieser<br />

Gesetze, die deshalb auch für Kometen <strong>und</strong> alle anderen Himmelskörper eines Sonnensystems gelten müssen,<br />

wobei allerdings auch Parabeln <strong>und</strong> Hyperbeln als Bahnkurven vorkommen können. Auch die Bahnen<br />

künstlicher Satelliten sind nach diesen Gesetzen bestimmt. Ungestört gelten sie jedoch nur, wenn außer der<br />

Sonne nur ein Planet berücksichtigt wird <strong>und</strong> beide punktförmige Massen haben. Diese Störungen zu berechnen,<br />

ist nur unter Einsatz sehr leistungsfähiger Großcomputer möglich.<br />

4. Zur Didaktik<br />

Der vorliegende Text ist eine Weiterentwicklung des bayerischen Lehrplan-Additums <strong>Kegelschnitte</strong>, wie es für<br />

Brennpunkt Geometrie 10 vorgesehen war. Der Text wurde am Gymnasium Starnberg als Lehrbuch für dieses<br />

Additum in einer Klasse 10 im Schuljahr 1998/99, aber auch für einen Pluskurs Mathematik im Schuljahr<br />

1997/98 ausprobiert. Beide Veranstaltungen wurden von einem der beiden Autoren gegeben. Die folgenden<br />

Bemerkungen beziehen sich vor allem auf diese beiden Veranstaltungen <strong>und</strong> können deshalb noch keine<br />

abschließende Empfehlung darstellen, da sich die Güte eines solchen Textes samt seinen<br />

Variationsmöglichkeiten erst herausstellen, wenn andere Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer mit dem Text gearbeitet haben.<br />

Für weitere didaktische Hilfen verweisen wir deshalb jetzt schon auf eine Version des Textes demnächst in einer


49<br />

Lehrbuchreihe, die ebenfalls mit ausführlichen Kommentaren, Folien <strong>und</strong> Musterlösungen versehen werden<br />

wird.<br />

Die Abbildungen sind mit einem CAD-System gezeichnet <strong>und</strong> in aller Regel nicht konstruiert. D. h. der Autor<br />

hat quasi wie beim Tafelbild im Unterricht seine Kenntnisse in der Raumgeometrie zum Zeichnen eingesetzt, um<br />

die Abbildungen „halbwegs“ richtig zu zeichnen. Eine mathematische Software für derartige Raumbilder stand<br />

nicht zur Verfügung. Auch wird man wohl im Unterricht bei einem 45-Minuten-Rhythmus nicht die Zeit zur<br />

Verfügung haben, um anders zu verfahren.<br />

Die Autoren stehen auch auf dem Standpunkt, dass es wichtiger ist, geometrische Kenntisse im Raum zu<br />

vermitteln <strong>und</strong> geometrische Fähigkeiten bei Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern zu wecken, als schöne Bilder entstehen<br />

zu lassen, so befriedigend dies auch für den mitzeichnenden Schüler ist. So geht es auf weiten Strecken des<br />

Lehrtextes vor allem darum, dass der Schüler anhand von Raummodellen lernt, den Text zu begreifen, <strong>und</strong> seine<br />

Sprache so weiter zu entwickeln, dass er in der Lage ist, anderen die jeweiligen Sachverhalte zu erklären. Seine<br />

eigenen Zeichen- <strong>und</strong> Rechenfertigkeiten werden dann erst im Rahmen der vielen Aufgaben gefordert, wobei<br />

durchaus zugegeben werden kann, dass die gestellten Aufgaben bewusst bei weitem nicht das<br />

Schwierigkeitsniveau der Zeichnungen im Lehrtext erreichen.<br />

Zunächst einmal werden einige Bemerkungen zur Länge des Textes gegeben, bzw. wie man ihn ohne Probleme<br />

kürzen kann:<br />

4.1 Kürzungen des Lehrtextes<br />

Viele Kollegen bemängeln die Länge der bisherigen Abhandlungen der „<strong>Mathematikinformation</strong>“ . Im<br />

vorliegenden Fall sind weite Bereiche voneinander unabhängig abgefasst, so dass man sie auch ohne auf andere<br />

Kapitel benutzen kann, ja den weggelassenen „Rest“ begabten Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern zum Selbststudium<br />

überlassen kann. Das ist auch der Gr<strong>und</strong>, weshalb erst in einem späteren Heft die Lösungen erscheinen werden.<br />

4.1.1 Der volle Text<br />

ist gedacht für einen Pluskurs (1/2 Schuljahr lang 2 St<strong>und</strong>en wöchentlich) für die gehobene Mitte unserer<br />

Gymnasiasten. Die zweite Hälfte des Schuljahres kann dann mit den Inhalten eines späteren Heftes<br />

„<strong>Kegelschnitte</strong> II“ gefüllt werden.<br />

4.1.2 Das bayerische Additum in Jahrgangsstufe 10<br />

geht von 28 Unterrichtsst<strong>und</strong>en aus. Hierbei ist zu empfehlen, das Kapitel 2.4 Scheitelkrümmungskreise <strong>und</strong> alle<br />

weiteren Bemerkungen zu den Scheitelkrümmungskreisen in der vorliegenden Form stark zu vereinfachen: Man<br />

verdeutlicht experimentell den Stellenwert des Scheitelkrümmungskreises für die Zeichentechnik (auch am<br />

Computer!), gibt dann die Krümmungsradien jeweils an <strong>und</strong> verweist auf den Analysisunterricht der<br />

Jahrgangsstufe 11, wo man ohne Probleme diese Radien aus den Kurvengleichungen herleiten kann. Allerdings<br />

sollte man dann schon Aufgaben mit den Krümmungskreisen in den Scheiteln stellen.<br />

2.7 Leitkreis <strong>und</strong> Tangenteigenschaften, 3.3 Leitkreise der Hyperbel <strong>und</strong> weitere Tangenteneigenschaften<br />

können weggelassen werden.<br />

Auch auf 3.5 „Vergleichende Betrachtung der <strong>Kegelschnitte</strong>“ kann man in einem Klassenunterricht verzichten.<br />

Dies gilt allerdings nicht hinsichtlich der technischen Bedeutung der <strong>Kegelschnitte</strong>, wie sie in einem späteren<br />

Heft noch vorzustellen ist. Hierauf sollte man bei der Zeitplanung Rücksicht nehmen <strong>und</strong> mindestens 2<br />

Unterrichtsst<strong>und</strong>en vorsehen.<br />

4.1.3 Kurzformen<br />

• Die Ellipse ist in der Anwendung ungleich häufiger als die anderen <strong>Kegelschnitte</strong> zu beobachten. Ihre<br />

Eigenschaften lernt man nahezu alle in Kapitel 2 „Zylinderschnitte“ kennen.<br />

• Man kann aber auch nur die ebenen Schnitte eines Drehkegels nach DANDELIN lehren <strong>und</strong> alles andere<br />

weglassen.<br />

• Auch dürfte es nicht uninteressant sein, einen Kegelschnitt ausführlich zu behandeln <strong>und</strong> dann begabten<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern den Resttext zum Selbststudium überlassen.<br />

• Unter Umständen kann man in der betreffenden Gruppe nach einiger Zeit des Selbststudiums auf Kapitel<br />

3.5 „Vergleichende Betrachtung der <strong>Kegelschnitte</strong>“ zu sprechen kommen.


50<br />

4.1.4 Auswahlen<br />

Das Folgende ist nur möglich, wenn die Lehrerin oder der Lehrer den Gesamttext gut kennen:<br />

Man behandelt die DANDELINschen Eigenschaften aller <strong>Kegelschnitte</strong> <strong>und</strong> betrachtet dann im Folgenden nur<br />

einen Aspekt. Hierzu bieten sich an:<br />

• Zeichenmethoden für die <strong>Kegelschnitte</strong>,<br />

• Tangentenkonstruktionen,<br />

• Krümmungsverhalten der <strong>Kegelschnitte</strong>.<br />

4.2 Ist Darstellende Geometrie eine Voraussetzung?<br />

Der bayerische Lehrplan sieht in seinen Wahladdita für das mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium u.<br />

a. in der Jahrgangsstufe 9 Darstellende Geometrie quasi als Vorbereitung für das Additum <strong>Kegelschnitte</strong> in<br />

Jahrgangsstufe 10 vor. Dies scheint aber nicht eine notwendige Voraussetzung für das vorliegende Curriculum<br />

zu sein.<br />

Sicher waren es die Maler der Renaissance in Italien, die sich als erste Gedanken über die Darstellung<br />

räumlicher Gegenstände in der Ebene machten. ALBRECHT DÜRER (1471 - 1528) schrieb mit seinem Buch<br />

„Underweysung der Messung mit dem Zirkel <strong>und</strong> Richtscheyt in Linien Ebenen <strong>und</strong> gantzen Corporen“ das erste<br />

deutschsprachige Lehrbuch der Geometrie <strong>und</strong> befasste sich vornehmlich mit dem Problem der Darstellung des<br />

Raumes in der Ebene. Fotografie <strong>und</strong> Computerkonstruktion haben weitgehend die ursprünglichen Probleme<br />

beseitigt. Doch hat man mit Recht immer wieder darauf hingewiesen, dass es hierbei auch, ja vornehmlich um<br />

das Konstruieren im Bild geht, d. h. gerade die moderne Technik erwartet, dass aus den Daten eines 2dimensionalen<br />

Bildes eines 3-dimensionalen Gegenstands weitere Daten per Konstruktion gef<strong>und</strong>en werden.<br />

HOHENBERG [1] u. a. haben deshalb ihr Lehrfach dann auch Konstruktive Geometrie genannt. Die damit<br />

angesprochenen Probleme sind auch im Zeitalter des Computers noch aktuell, auch wenn es nicht mehr wie<br />

früher darum geht, per Hand in einer Zeichnung die Probleme zu lösen. Zusammengefasst:<br />

Darstellende Geometrie ist nicht mehr erforderlich, wohl aber das Konstruieren im Raum.<br />

Da aber in aller Regel das Hilfsmittel Modell nicht zur Verfügung steht, muss man eine Lösungsstrategie an<br />

einer ebenen Zeichnung entwickeln; hierzu ist es erforderlich – auch bei CAD – eine Zeichnung lesen zu<br />

können. Man wird also den Schüler anhand geeigneter Beispiele jeweils an das erforderliche<br />

Schwierigkeitsniveau beim Lesen solcher Zeichnungen heranführen. Das ist heute im Unterricht leider eine sehr<br />

vernachlässigte Methode, was sich vor allem dann zeigt, wenn wie im vorliegenden Manuskript die Zeichnungen<br />

rasch schwierig werden.<br />

Man kann diese Schwierigkeiten mildern, wenn man – wie etwa bei den Überlegungen nach DANDELIN -,<br />

Modelle parallel zu den Zeichnungen benutzt. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler können dann im eigentlichen Sinn<br />

die Situation „begreifen“.<br />

Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass man hierbei nicht immer den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern den<br />

Weg so ebnen soll. Es ist zwischendurch recht lehrreich, sie zu zwingen, anhand von Zeichnungen die<br />

Überlegungen durchzuführen.<br />

Kapitel 1 „Vorerörterungen zur Darstellung der Bilder“ sind also zunächst viele Hinweise für den Lehrer, die er<br />

je nach Vorkenntnissen seiner Schüler ausbaut. Dies sollte aber nicht zu einem Unterricht in Darstellender<br />

Geometrie führen. Vielmehr ist der übergeordnete Standpunkt zur Erziehung der Raumanschauung der<br />

Lernenden zu berücksichtigen. Auch sind diese vielen Sätzchen nicht auswendig zu lernen. Der Schüler sollte<br />

aber jederzeit in der Lage sein, aus der Anschauung heraus solche Sätze zu entwickeln. Insgesamt stellt dieses<br />

Kapitel nur eine Wiederholung dessen dar, was im Rahmen von Schrägbildern in den Jahrgangsstufen 8 <strong>und</strong> 9 zu<br />

machen wäre, leider aber immer seltener geschieht.<br />

Die übliche Nomenklatur der Darstellenden Geometrie, einen Punkt P in seinen Rissen mit P‘, P“ usw. zu<br />

bezeichnen, halten wir heute für zu aufwendig <strong>und</strong> gerade für den Anfänger verwirrend. Die Risse werden zwar<br />

nach Norm neben- bzw. untereinander gestellt, doch sollten es einfach von derselben Raumkonfiguration<br />

verschiedene Ansichten sein <strong>und</strong> mehr nicht. Der Schüler lernt allerdings, dass es häufig zweckmäßig ist,<br />

spezielle solcher Ansichten zu betrachten, um gewisse Maße in ihrer wahren Größe zu bekommen.


51<br />

4.3 Bemerkungen zu den einzelnen Kapiteln<br />

Die Kegelschnittslehre stellt am Ende des Geometrieunterrichts eine gute Wiederholung des früher Gelernten<br />

dar. Konstruktionen <strong>und</strong> Überlegungen an Dreiecken, Vierecken <strong>und</strong> Vielecken werden jetzt an anderen<br />

Konfigurationen betrachtet. Es stellt sich hierbei heraus, dass die Inhalte des früheren Unterrichts in einem viel<br />

größeren Bereich angewendet werden können.<br />

zu 2. Zylinderschnitte<br />

2.1:<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich konnten keine wesentlichen Schwierigkeiten beobachtet werden. Die Vorstellungskraft der<br />

Lernenden wird hier noch nicht strapaziert.<br />

Vielen Schülern ist neu, dass man in jeder Ebene rechtwinklige Koordinaten einführen kann <strong>und</strong> für die<br />

Koordinaten in verschiedenen Ebenen via der Gesamtkonfiguration Zusammenhänge wie die Ellipsengleichung<br />

<strong>und</strong> die Gleichungen zur Achsenstreckung bekommen kann. Hier werden Lücken in der Jahrgangsstufe 9<br />

vermutet:<br />

• Koordinatentransformation für eine Verschiebung (einer Parabel),<br />

• Nachweis, dass alle Parabeln ähnlich sind u. a.<br />

• Auch der Begriff „Abbildungseigenschaften“ oder „definierende Eigenschaften“ einer Abbildung sind nicht<br />

in der erforderlichen Tiefe vorhanden.<br />

2.2:<br />

Nur wenige haben den Begriff der Tangente am Beispiel Kreis durchdacht: Eine Gerade, die in einer Umgebung<br />

genau einen Punkt mit einer Kurve gemeinsam hat <strong>und</strong> in dieser Umgebung auf einer Seite der Kurve liegt,<br />

nennt man Tangente.<br />

2.4:<br />

Man sollte sich Zeit lassen beim Erklären der Kreise, die in einem Scheitel die Ellipse berühren, also mit ihr eine<br />

gemeinsame Tangente haben. Es bleibt natürlich dem Analysisunterricht vorbehalten zu klären, dass es genau<br />

einen Kreis gibt, der am besten berührt.<br />

Hat der Schüler die Existenz eines Scheitelkrümmungskreises eingesehen, so kann die Herleitung seines Radius<br />

ruhig weggelassen bzw. auf den späteren Analysisunterricht verwiesen werden. Ein Verzicht auf die<br />

Konstruktion der Scheitelkrümmungskreise sollte nicht sein, da es doch ein großes Erfolgserlebnis für die<br />

Schüler bedeutet, eine schöne Ellipse gezeichnet zu haben, auch wenn dies heute bei jeder Zeichensoftware<br />

überflüssig ist, da man die Ellipsen stets aus einem Kreis „zieht“.<br />

2.5:<br />

Eine Ellipse ist zunächst das Orthogonalbild eines Kreises. Hier zeigt sie sich als Schnitt eines<br />

Rotationszylinders. Das muss bewiesen werden. Man hat damit bereits 3 Definitionen der Ellipse:<br />

• Kreisbild<br />

• Schnitt eines Rotationszylinders<br />

• Menge von Punkten, die die Ellipsengleichung erfüllen.<br />

Diese Liste wird im Folgenden fortgesetzt. Man kann bereits hier auf den Begriff „definierende Eigenschaft“ zu<br />

sprechen kommen.<br />

2.6:<br />

Will man mehrfach die <strong>Kegelschnitte</strong> lehren, so ist es sinnvoll, sich ein Modell einer Kugel mit dem<br />

Tangentenkegel zu beschaffen. Wichtig ist, dass die Schüler „sehen“, zwischen Kugel <strong>und</strong> Kegel gibt es keinen<br />

Rand, der Übergang ist „glatt“.<br />

Der Aufbau der Überlegung nach DANDELIN wird hier <strong>und</strong> in den drei Fällen der ebenen, nicht zerfallenden<br />

Schnitte eines Rotationskegels völlig analog dargestellt mit der Absicht, dass sich auch der Schüler den Gang der<br />

Gedanken merkt. Es ergibt sich eine weitere Definiton der Ellipse:<br />

• Brennpunkteigenschaft


52<br />

Die Brennpunkteigenschaften der Ellipse <strong>und</strong> der Hyperbel merkt man sich am besten anhand des<br />

„Rautenmusters“.<br />

2.7:<br />

Die Überlegungen „Leitkreis <strong>und</strong> Tangenteneigenschaft“ können bei allen <strong>Kegelschnitte</strong>n analog durchgeführt<br />

werden.<br />

Der Schüler erhält damit eine zweite Methode, Tangenten zu zeichnen.<br />

zu 3. Ebene Schnitte eines Drehkegels<br />

Die Bilder sprechen für sich <strong>und</strong> können auch von allen Schülern „gelesen“ werden. Anders sieht dies schon aus,<br />

wenn die einzelnen Fälle sprachlich beschrieben werden sollen, was aber für das weitere Vorgehen unerlässlich<br />

ist.<br />

3.1:<br />

Die historische Betrachtung kann problemlos weggelassen werden, wenn man darauf verzichten möchte.<br />

Man könnte zunächst glauben, dass die 3 Lösungen zur Konstruktion der kleinen Achse einer Ellipse<br />

Darstellende Geometrie sind. Doch spielt die Bestimmung der Halbachsen auch in anderem Zusammenhang eine<br />

Rolle <strong>und</strong> ist deshalb durchaus interessant, zudem alle Lösungen mit wenigen Strichen ausgeführt werden<br />

können.<br />

3.2:<br />

Die Berechnung der Gleichungen für Ellipse <strong>und</strong> Hyperbel aus der jeweiligen Brennpunkteigenschaft sollte man<br />

die Schüler nicht selbständig machen lassen. Es liest sich die angegebene Lösung einfach; will man sie selbst<br />

durchführen, so kann schnell die Darstellung algebraisch unübersichtlich werden.<br />

Aus Gründen der Herstellungssoftware dieses Manuskripts mussten leider alle Hyperbeln als gleichseitige<br />

gezeichnet werden. Das sollte man im Unterricht vermeiden oder zumindest auf diesen Schönheitsfehler<br />

hinweisen.<br />

Die Herleitung der Sehneneigenschaft der Hyperbel erfordert hohes Vorstellungsvermögen beim Schüler. Hier<br />

zeigt sich, welchem Schüler der Kurs das Anschauungsvermögen gehoben hat. Man muss deshalb davon<br />

ausgehen, dass nicht alle Schüler die gegenseitige Lage der verschiedenen Schnitte verstehen. Sie müssen sich<br />

darauf beschränken, die Sehneneigenschaft der Hyperbel auswendig zu lernen.<br />

Es wurde auch beobachtet, dass der Übergang von der Sekanteneigenschaft zur Tangenteneigenschaft manchem<br />

Schüler Schwierigkeiten bereitet, wenn er nicht gewohnt ist, sich dynamische Veränderungen an einer<br />

Zeichnung vorzustellen. Hier könnte eine geeignete Software am PC helfen.<br />

Die Stechzirkelkonstruktion kann man sich im Allgemeinen nur schlecht merken. Deshalb wird empfohlen, eine<br />

Hyperbel samt Asymptoten zu skizzieren <strong>und</strong> dann an dieser Zeichnung mit einem Zirkel die<br />

Stechzirkelkonstruktion durch Probieren wieder zu finden. Ganz ähnlich verfährt man mit der<br />

Sekanteneigenschaft.<br />

3.4:<br />

Die Eigenschaften der Normalen <strong>und</strong> Tangenten einer Parabel merkt man sich anhand der Figur mit der Raute.<br />

Die Brennpunkteigenschaft kann man durch „Grenzübergang“ aus dem Rautenmuster (Föhnhimmel) herleiten.<br />

3.5:<br />

Die vergleichenden Betrachtungen zwischen den <strong>Kegelschnitte</strong>n können natürlich weggelassen werden. Dies<br />

sollte nicht geschehen, wenn man auf die projektive Interpretation der <strong>Kegelschnitte</strong> zu sprechen kommen will.


53<br />

Dynamisch kann man den Übergang von der Ellipse zur Hyperbel über die Parabel sehr schön an einem leicht zu<br />

erstellenden Modell zeigen:<br />

Man lässt sich die nebenstehende Figur schweißen<br />

<strong>und</strong> achtet darauf, dass sie gut ausgewuchtet ist.<br />

Gibt man sie in A in das Futter eines Motors, wie er<br />

in jeder physikalischen Sammlung vorhanden ist<br />

<strong>und</strong> lässt das Stück um a rotieren, so beschreiben g<br />

<strong>und</strong> h den Mantel eines Rotationskegels. g <strong>und</strong> h<br />

werden mit Leuchtfarbe gestrichen.<br />

Man achte auf die Sicherheit, damit das Modell<br />

nicht explodiert!! Man möge deshalb auch bei B<br />

die Apparatur einspannen.<br />

Man beschafft sich eine Schlitzblende für einen<br />

Diaprojektor. Diese Blende erzeugt eine<br />

Lichtebene, mit der man den Rotationskegel<br />

schneiden kann.<br />

Nebenbei bemerkt: Eine Kreisblende zeigt dann<br />

Verschneidungskurven der Ordnung 4. Man kann<br />

sich auch auf diese Weise mit einem rotierenden<br />

Kreis eine Kugel beschaffen <strong>und</strong> feststellen, dass<br />

die einzigen ebenen Kugelschnitte Kreise sind.<br />

Anschriften der Autoren:<br />

Dr. Stefan <strong>Lange</strong><br />

Emil-von-Behring-Straße 6<br />

85375 Neufahrn<br />

Dr. Karlhorst <strong>Meyer</strong><br />

Kyffhäuserstraße 20<br />

85579 Neubiberg<br />

B<br />

g h<br />

A<br />

a

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