OMS Sant” ted. - Public Health Schweiz
OMS Sant” ted. - Public Health Schweiz
OMS Sant” ted. - Public Health Schweiz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Besondere Probleme der <strong>Schweiz</strong><br />
Können wir uns deshalb auf Lorbeeren<br />
ausruhen? Die alljährliche Grippesaison,<br />
welche heute fast rituellen<br />
Charakter hat, weist ausreichend auf<br />
das fragile Gleichgewicht hin, in dem<br />
wir uns mit der unerschöpflichen<br />
Welt der anpassungsfähigen Mikroben<br />
befinden.<br />
Die übertragbaren Krankheiten können<br />
in diverse Gruppen klassifiziert<br />
werden: die kontrollierten und die<br />
unkontrollierten. Die ersten sind ausgerottet,<br />
die Keime nicht mehr im<br />
Umlauf, und dies weltweit. Die<br />
Pocken und bald auch Poliomyelitis<br />
gehören in diese Kategorie, dies dank<br />
der Zusammenarbeit und beträchtlichen<br />
Investitionen aller Länder, v.a.<br />
für Impfkampagnen. Diese Idealsituation<br />
ist nur möglich, weil der Mensch<br />
der einzige Wirt für diese Keime ist,<br />
was nur selten der Fall ist. Bedenklich<br />
ist hier einzig die Tatsache, dass z.B.<br />
Pocken bioterroristisch wieder verbreitet<br />
werden könnten.<br />
Die bedingt kontrollierbaren Krankheiten<br />
bedürfen einer anhaltenden<br />
und intensiven Überwachung. Zu<br />
nennen ist hier z.B. Tetanus, dessen<br />
Fälle dank der Impfungen bei uns<br />
sehr selten geworden sind. Der<br />
Krankheitserreger ist in der Umwelt<br />
jedoch bis in unseren eigenen Verdauungsapparat<br />
hinein weit verbreitet.<br />
Auf diese Weise bedingt kontrollierbare<br />
übertragbare Krankheiten<br />
benötigen eine permanente Überwachung,<br />
da sie Lücken in der erworbenen<br />
Immunität jederzeit ausnützen<br />
können.<br />
Die Kategorie der nicht kontrollierbaren<br />
übertragbaren Krankheiten kann<br />
nochmals in zwei Gruppen aufgeteilt<br />
werden: in absehbarer Zeit kontrollierbare<br />
Krankheiten und solche, die<br />
wenig Chancen dazu bieten. So<br />
könnte man in absehbarer Zeit bei<br />
genügender Durchimpfung auf die<br />
Ausrottung der Masern hoffen. Bei<br />
der zweiten Gruppe gibt es keinen<br />
Impfschutz oder keine ausreichende<br />
Prävention wie z.B. bei kontaminierten<br />
Lebensmitteln, keine Mittel gegen<br />
das persönliche Risikoverhalten wie<br />
24<br />
beispielsweise bei HIV oder Hepatitis<br />
B oder mangelhafte Compliance wie<br />
bei der Influenza, wo der Impfschutz<br />
bei den gefährdeten Bevölkerungsgruppen<br />
noch unter 50% liegt. Die<br />
extreme Artenvielfalt der Natur kann<br />
uns jederzeit mit neuen Krankheiten<br />
überraschen, was jedes Jahr auch<br />
passiert. Zusätzlich muss mit den<br />
Gefahren durch Manipulationen<br />
gerechnet werden, wie z.B. den<br />
genetischen, seien sie böswillig oder<br />
nicht. Die neue Terrorismuswelle hat<br />
uns hier ein Beispiel geliefert.<br />
Die Liste der aufgezeichneten Probleme<br />
wäre unvollständig, wenn nicht<br />
auch andere Aspekte der Übertragungswege<br />
in Betracht gezogen würden.<br />
Die Konzentration geschwächter<br />
Personen und (multiresistenter) Keime<br />
in den Spitälern sind ein ernsthaftes<br />
Problem (Nosokomialinfektionen).<br />
Der übermässige Gebrauch von Antibiotika<br />
ist sowohl auf inadäquat verschreibende<br />
Ärzte und Ärztinnen als<br />
auch auf unkorrekte Einnahme durch<br />
Patienten zurückzuführen. Die banalen<br />
Virosen, Bronchitis, Gastroenteritis,<br />
Mittelohrenentzündungen, Harnwegerkrankungen,<br />
aber auch die<br />
Meningitis und weitere gehören zu<br />
den übertragbaren Krankheiten, die<br />
zusammengezählt eine beträchtliche,<br />
kaum zu vermeidende Morbidität<br />
ausmachen.<br />
Ziele<br />
• Bis zum Jahr 2005 verfügt die<br />
<strong>Schweiz</strong> über eine einheitliche<br />
Vor Impfungen heute Differenz<br />
n / Jahr n / Jahr<br />
Diphtherie Fälle 3000 0 -100%<br />
Todesf. 130 0 -100%<br />
Poliomyelitis Fälle 700 0 100%<br />
Todesf. 80 0 100%<br />
Tetanus Todesf. 50 0,4 -99%<br />
Pertussis Todesf. 90 0-1 -100%<br />
H. influenzae Fälle 200 12 -94%<br />
Masern Fälle 70’000 2’300 -97%<br />
Tabelle 2<br />
Häufigkeit der Krankheiten in der <strong>Schweiz</strong> vor Einführung der Impfungen<br />
und heute<br />
Erfassung des Impfschutzes der<br />
Bevölkerung und entwickelt gezielte<br />
Strategien für die Deckung von<br />
Impflücken.<br />
• Bis zum Jahr 2007 sind Masern in<br />
der <strong>Schweiz</strong> ausgerottet.<br />
• Bis zum Jahr 2008 sind jährlich<br />
70% und bis 2010 80% der über<br />
60-Jährigen sowie alle immungeschwächten<br />
Personen gegen Grippe<br />
geimpft.<br />
• Bis zum Jahr 2005 sind die Probleme<br />
der nosokomialen Infektionen<br />
in der <strong>Schweiz</strong> genau untersucht;<br />
ein auf den Ergebnissen bestehendes<br />
Präventions- und Überwachungssystem<br />
ist etabliert.<br />
• Bis zum Jahr 2020 gehen die Neuinfektionen<br />
mit HIV und Hepatitis B<br />
weiter zurück; die Bevölkerung<br />
kennt die notwendigen Schutzmassnahmen<br />
und wendet sie an.<br />
Wichtigste Massnahmenbereiche:<br />
1. Etablierung eines Systems in der<br />
<strong>Schweiz</strong>, das zuverlässig und dauerhaft<br />
den Impfschutz misst. Ein<br />
solches System ist in einigen Kantonen<br />
im Aufbau, in anderen Kantonen<br />
steckt es noch in den Kinderschuhen.<br />
Gesamtschweizerisch<br />
muss dieses System koordiniert<br />
und zu einem Routineinstrument<br />
werden. Es erfasst nicht nur die<br />
Schulkinder.