OMS Sant” ted. - Public Health Schweiz
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Tabakkonsum zuzurechnen. Darunter<br />
waren 8'000 Männer und 2'500 Frauen<br />
unter 65 Jahre. Der Begriff der<br />
„vorzeitig verlorenen Lebensjahre“<br />
erlaubt es, den Einfluss der Tabakabhängigkeit<br />
in eine epidemiologische<br />
Perspektive zu setzen. Gleichzeitig<br />
wird die vorzeitige Mortalität sichtbar.<br />
Das Konzept erfasst das Total der vorzeitig<br />
verlorenen Lebensjahre und<br />
berechnet sich aus der Differenz zwischen<br />
Grenzalter (hier 65 Jahre) und<br />
Sterbealter. Vor dem 65. Lebensjahr<br />
gehen derart jährlich 21'000 Lebensjahre<br />
allein durch die Tabakabhängigkeit<br />
vorzeitig verloren.<br />
Der Zigarettenrauch enthält mehrere<br />
tausend toxische Substanzen, von<br />
denen zahlreiche krebserregend sind<br />
(Benzpyrene und Nitrosamine). Der<br />
Tabak begünstigt die Entstehung von<br />
Herz-Kreislauferkrankungen durch<br />
eine beschleunigte Arterosklerose,<br />
Trombosenentstehung, Sauerstoffmangel<br />
durch Kohlenmonoxid,<br />
Anstieg des HbCO –Levels, unerwartete<br />
Koronararterienspasmen und Bildung<br />
von Ventrikulärarythmien.<br />
Mit Rauchen aufhören<br />
Mit dem Rauchen aufzuhören, reduziert<br />
signifikant die Risiken der vorzeitigen<br />
Mortalität oder der sonstigen<br />
Erkrankungen, gleichgültig in welchem<br />
Alter aufgehört wird und ob<br />
bereits eine mit dem Tabakkonsum<br />
verbundene Krankheit vorliegt oder<br />
nicht. Jedoch ist der Gewinn um so<br />
grösser, je früher mit dem Rauchen<br />
aufgehört wird, und je geringer die<br />
Gesundheitsschädigungen sind. Folglich<br />
treffen die beiden Lebensweisheiten<br />
„Je früher desto besser“ und „<br />
Besser spät als gar nicht“ für den<br />
Ausstieg aus dem Tabakkonsum zu.<br />
Die notwendige Zeit der Tabakabstinenz<br />
für Ex-Rauchende, um die Mortalitätsrate<br />
von Nichtrauchenden zu<br />
erreichen, variiert zwischen 15 bis 20<br />
Jahren. Aber alle Untersuchungen<br />
zeigen, dass das Sterberisiko kontinuierlich<br />
mit der Abstinenzdauer sinkt.<br />
Bei denjenigen Rauchenden, die<br />
weniger als 20 Zigaretten pro Tag rauchen,<br />
verringert sich das Risiko<br />
schneller; sie erreichen das Risikoniveau<br />
von Nichtrauchenden in 10 bis 15<br />
38<br />
Jahren. Bei den stark Rauchenden<br />
(mehr als 20 Zigaretten pro Tag) verringert<br />
sich das Risiko deutlich langsamer,<br />
da sie selbst nach 15 Jahren<br />
Tabakabstinenz noch ein gegenüber<br />
Nichtrauchenden höheres Sterberisiko<br />
aufweisen. Hinsichtlich des Sterberisikos<br />
bedeutet das für einen Ex-Rauchenden<br />
(ehemaliger Konsum von<br />
mehr als 20 Zigaretten pro Tag) im<br />
Alter von 55 bis 59 Jahren, dass sein<br />
Risiko in den nächsten 15 Jahren von<br />
46% auf 33% sinkt, wenn er mit<br />
dem Rauchen aufhört. Für einen Ex-<br />
Rauchenden von weniger als 50 Jahren<br />
reduziert sich das Risiko um die<br />
Hälfte. Der Gesundheitsgewinn durch<br />
die Tabakabstinenz und den Rauchausstieg<br />
zeigt sich in der Reduktion<br />
der drei wichtigsten Kategorien<br />
tabakbedingter Erkrankungen: Herzkreislauferkrankungen,<br />
Lungenkrebs<br />
und chronische Lungenkrankheiten.<br />
Tabakabstinenz ist wegen der körperlichen<br />
und psychischen Abhängigkeit,<br />
die durch das Nikotin entsteht,<br />
schwierig. Nikotin besitzt pharmakologische<br />
Charakteristika, die es als<br />
Droge kennzeichnen:<br />
•Toleranz<br />
• Entzugserscheinungen, Zunahme<br />
der Dosis<br />
• Anhaltender Wunsch zu reduzieren<br />
oder zu beenden<br />
• Hoher Zeitaufwand bei der Beschaffung<br />
• Aufgabe oder Verminderung von<br />
Aktivitäten (sozial, beruflich, Freizeit)<br />
• Fortsetzung trotz Kenntnis der<br />
Gesundheitsrisiken<br />
Ziele<br />
• Bis zum Jahr 2007 sind die <strong>Schweiz</strong>er<br />
Schulen rauchfrei, und es rauchen<br />
weniger als 10% der 15 – 20-<br />
Jährigen.<br />
• Bis zum Jahr 2005 sind alle <strong>Schweiz</strong>er<br />
Spitäler rauchfrei und bieten für<br />
Kranke und Mitarbeitende Raucherentwöhnungskurse<br />
an.<br />
• Bis zum Jahr 2007 hat sich der Zigarettenpreis<br />
verdoppelt und Werbung<br />
für Rauchfreiheit ist mindestens<br />
ebenso sichtbar wie die<br />
Tabakwerbung.<br />
• Bis zum Jahr 2007 hat sich der<br />
Anteil der Alkoholabhängigen in<br />
der <strong>Schweiz</strong>er Bevölkerung von 5%<br />
auf 4% reduziert und derjenigen<br />
mit risikoreichem Konsum auf 15%<br />
(resp. 3% und 10% bis 2020).<br />
• Die auf dem Viersäulenprinzip (Prävention,<br />
Repression, Behandlung<br />
und Rehabilitation) beruhende Drogenpolitik<br />
wird weitergeführt, und<br />
die niederschwelligen Angebote für<br />
schwer Drogenabhängige sind bis<br />
zum Jahr 2007 in ein nationales<br />
Behandlungsnetzwerk integriert.<br />
• Bis zum Jahr 2015 ist die Sterblichkeit<br />
auf Grund von Alkoholkonsum,<br />
Rauchen und illegaler Drogen um<br />
50% reduziert.<br />
Massnahmen<br />
Die Nationalen Programme zur<br />
Bekämpfung des Tabak- und Alkoholmissbrauchs<br />
werden ausgebaut. Aus<br />
<strong>Public</strong> <strong>Health</strong>-Perspektive sind Strategien<br />
zur Verminderung schädlicher<br />
Konsumgewohnheiten notwendig.<br />
BAG und Gesundheitsförderung<br />
<strong>Schweiz</strong> führen in Zusammenarbeit<br />
mit nationalen und kantonalen Organisationen<br />
bereits begonnene Programme<br />
weiter und verstärken sie.<br />
Die Stimmung in der Öffentlichkeit<br />
fördert die gesunde Verhaltensweise.<br />
Perspektiven in Richtung einer<br />
Sucht/Abhängigkeitsmedizin<br />
Das Konzept der Abhängigkeit<br />
(Sucht) erlaubt es, alle Aspekte des<br />
Drogenkonsums (Tabak, Alkohol, illegale<br />
Drogen) abzudecken. Die Suchtmedizin<br />
umfasst in einem multidisziplinären<br />
Ansatz Kompetenzen aus<br />
den Bereichen der Neurowissenschaften,<br />
der Epidemiologie, der Prävention,<br />
der Notfallmedizin und der Psychiatrie.<br />
Das Feld der Neurowissenschaften<br />
ist besonders vielversprechend<br />
hinsichtlich des Verständnisses<br />
der Abhängigkeit auf der Ebene des<br />
menschlichen Gehirns. Hier darf man<br />
Hilfe für die Entwicklung neuer Medikamente<br />
zur Behandlung von Abhängigkeiten<br />
erwarten (im Stile von<br />
Acamprosat, einem Mittel, dass den<br />
dringenden Wunsch nach Alkohol bei<br />
trockenen Alkoholikern senkt). Der<br />
klinische Zugang zu den Abhängigkeiten<br />
sollte die körperlichen, psychiatrischen,<br />
motivationsbedingten und<br />
kontextuellen Dimensionen der von