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9/01<br />
Serie<br />
„Jugend heute“:<br />
…<br />
eine<br />
Zukunft<br />
Themenfotos: Seifert - Montage: VPP<br />
-Zeitung<br />
110. Jahrgang<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Der<br />
Jugend …
Foto:<br />
Lucas<br />
Schmitt<br />
Editorial / Inhalt / Impressum<br />
Restriktives Hitzefrei<br />
Lehrkräfte und<br />
Beschäftigte anderer<br />
pädagogischer<br />
Einrichtungen<br />
haben das Glück<br />
(oder auch das<br />
Pech), gleich<br />
zweimal pro anno<br />
ein Jahresende<br />
und somit auch<br />
einen Jahresanfang<br />
erleben / erleiden<br />
zu dürfen:<br />
beim kalendarischen und beim Schuljahres- Wechsel. Das ist dann die<br />
Zeit der Anlässe, an denen in getragenen Worten gelogen wird wie sonst<br />
nur bei Jubiläen und Beerdigungen.<br />
Als Redaktion wollen wir tunlichst vermeiden, dieser Sucht des Feiertagsgesülzes<br />
der guten Wünsche zu verfallen, was auch recht albern<br />
wäre bei einer neunmal im Jahr erscheinenden Zeitschrift, die dann in<br />
fast der Hälfte ihrer Ausgaben Entsprechendes beinhalten würde.<br />
Deshalb gleich zu unseren Themen: Mit dieser Ausgabe startet eine<br />
Serie, in der wir Aufsätze zum Thema „Jugend heute“ veröffentlichen.<br />
Den Auftakt macht Staatssekretär Dr. Joachim Hofmann-Göttig, aus<br />
dessen Studie „Der Jugend eine Zukunft“ wir von S. 18 bis S. 22 Auszüge<br />
veröffentlichen. In der nächsten Zeitung folgt dann ein Vortrag<br />
von Prof. Günter J. Friesenhahn, dem wir die Überschrift „Das Belehrungsmodell<br />
ist mega-out“ gegeben haben. Im November schließlich<br />
schreibt Prof. Roland Eckert über „Schule, Clique und Gewalt“.<br />
Das hört sich doch so richtig bedeutend und professionell an, als könnten<br />
wir agieren wie die Redaktionen mit hauptberuflich Beschäftigten,<br />
die langfristig und intensiv sowie ausgestattet mit nicht nur personell,<br />
sondern auch materiell üppigen Ressourcen ihrer Arbeit nachgehen können.<br />
Dass dem bei uns nicht so ist, wissen unsere Mitglieder. Wir versuchen<br />
aus dieser Situation das Beste zu machen, in dem wir das, was<br />
wir den „Profis“ voraus haben, in die Waagschale werfen: unsere langjährige<br />
Erfahrung im Alltag von Bildungseinrichtungen.<br />
Und diese lässt uns dann zugreifen, wenn wir Texte angeboten bekommen<br />
oder entdecken, bei denen wir merken, dass keine praxisfernen<br />
Theoriehengste am Werk waren, sondern wissenschaftliche Reflexion<br />
mit praktisch-pädagogischer Kompetenz verbunden ist. Worauf wir<br />
immer wieder hoffen, ist, dass unsere Beiträge Diskussionen auslösen<br />
Aus dem Inhalt <strong>GEW</strong>-ZEITUNG Rheinland-Pfalz Nr. 9 / 2001:<br />
Editorial: Restriktives Hitzefrei<br />
Kommentar - Ganztagsschulen:<br />
Seite 2<br />
<strong>GEW</strong> Forderungen weitgehend umgegesetzt Seite 3<br />
Schulen Seiten 4 - 9<br />
Bildungspolitik Seiten 10 - 17<br />
Serie: Jugend heute Seiten 18 - 22<br />
Weiterbildung Seiten 23<br />
Sozialpädagogik Seiten 24 - 25<br />
LeserInnenbrief / <strong>GEW</strong>-Intern Seiten 26 - 27<br />
Alter + Ruhestand / Rechtsschutz Seiten 28 - 29<br />
Tipps + Termine / Kreis + Region Seiten 30 - 35<br />
<strong>GEW</strong>-Intern Seiten 36<br />
Satzung der <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz (zum Heraustrennen) Seiten I - VIII<br />
und zu Reaktionen führen in Form weiterer Artikel. Manchmal gelingt<br />
das: Wir erinnern zum Beispiel an die Debatte um die Qualität<br />
der Arbeit an den Studienseminaren Anfang des Jahres. Darauf gab es<br />
zunächst interessante Wortmeldungen; leider ist die Diskussion zwischenzeitlich<br />
abgeebbt. Deshalb unsere Erinnerung an dieses Thema<br />
sowie das Angebot, zu unserem aktuellen Thema Stellung zu nehmen.<br />
Dass es „die Jugend heute“ genauso wenig gibt wie „die Erwachsenen“,<br />
bemerkt J. Hofmann-Göttig in seinem Beitrag treffend. Eigentlich müsste<br />
das ja mehr als klar sein, aber immer wieder tauchen Stereotypen über<br />
„die heutige Jugend“ auf. Da gibt es z.B. das Klischee von der egoistischen<br />
Spaßgeneration, die in Gegensatz gesetzt wird zu den angeblich<br />
so altruistischen, sozialen 68ern. Ein völliger Quatsch. Die antiautoritäre<br />
Studentenbewegung war für viele ein einziges lustbringendes Happening,<br />
für andere das Sprungbrett zu einer universitären oder parteipolitischen<br />
Karriere, für wiederum andere der traurige Weg in totalitäre<br />
Ideologien bis hin zum Terrorismus. Im Blickfeld der Öffentlichkeit<br />
stehen leider nur die, die „trotzdem“ ihre Karriere in der bürgerlichen<br />
Welt gemacht haben. Vom Streetfighter zum Minister, vom KBW-Führer<br />
zum Berater (mit A 16 ) im Außenministerium, vom Ober-Sponti<br />
zum Europaabgeordneten. Wer denkt eigentlich an jene, die die heute<br />
lächelnd als Irrtümer eingestandenen großen Sprüche von einst geglaubt<br />
hatten, sich ihre Existenz versaut haben und nie mehr einen Fuß auf<br />
den Boden bekamen?<br />
Kein Missverständnis: Mit diesen kritischen Anmerkungen soll keineswegs<br />
die Bedeutung dieser historischen Phase in Frage gestellt werden;<br />
was wir in der Betrachtung der Vergangenheit aber brauchen, ist der<br />
realistische Blick und nicht die Verklärung nach dem Muster „Der rote<br />
Großvater erzählt“.<br />
Es gibt in jeder Generation „sone und sone“. Wir haben heute tatsächlich<br />
manchmal mit Kids zu tun, die sich redlich bemühen, allen Vorurteilen<br />
über „die heutige Jugend“ zu entsprechen. Und dann gibt es<br />
umgekehrt andere, bei denen man kaum fassen kann, wie viel Positives<br />
sie in sich vereinigen.<br />
„Sone und sone“ eben. Wie bei den Erwachsenen. Zur Erinnerung an<br />
die schönen Zeiten, „als mal wieder richtig Sommer“ war, abschließend<br />
eine kleine Episode, aus der wir eine neue Rubrik für unsere Zeitung<br />
entwickeln. Wir verleihen künftig - falls Vorschläge eingehen -<br />
den Orden „Setzen, FÜNF!“ für den blödesten Spruch des Monats.<br />
Den bekommt jener pfälzische Gymnasialschulleiter, der in SWR 3 am<br />
heißesten Tag des Jahres sagte, er handhabe die „Hitzefrei-Regelung“<br />
restriktiv; an seiner Schule sei der Unterricht „das höchste Gut“. Unterricht<br />
wichtiger als das Wohlergehen der SchülerInnen. Da wird einem<br />
doch eiskalt, wie der SWR-Moderator treffend meinte.<br />
Günter Helfrich<br />
Impressum <strong>GEW</strong>-ZEITUNG Rheinland-Pfalz<br />
Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz, Neubrunnenstr. 8, 55116<br />
Mainz, Tel.: (0 61 31) 28988-0, Fax: (06131) 28988-80, E-mail: <strong>GEW</strong>@<strong>GEW</strong>-RLP.de<br />
Redaktion: Günter Helfrich (verantw.) und Karin Helfrich, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen,<br />
Tel./ Fax: (0621) 564995, e-mail: <strong>GEW</strong>ZTGRL1@aol.com; Ursel Karch ( Anzeigen), Arnimstr.<br />
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Verlag, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433 Neustadt a.d.W.,<br />
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Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen<br />
nicht in jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Nur maschinengeschriebene<br />
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Anzeigenpreisliste Nr. 11 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluß: jeweils der 5. des Vormonats.<br />
2 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
Ganztagsschulen:<br />
Forderungen der <strong>GEW</strong> weitgehend umgesetzt<br />
Im Januar 2001,<br />
während des Beginns<br />
der heißen<br />
Phase des Landtagswahlkampfes,überraschte<br />
Kurt Beck,<br />
Ministerpräsident<br />
und Landesvorsitzender<br />
der SPD in<br />
Rheinland-Pfalz,<br />
die Öffentlichkeit<br />
mit der Ankündigung,<br />
bei einem erneuten<br />
Wahlsieg flächendeckend<br />
an 300<br />
Schulen die Ganztagsschuleeinzuführen.<br />
Kurt Beck unterfütterte<br />
seine Ankündigung mit der<br />
Zusage, dass 1.000 neue Lehrkräfte und<br />
Pädagogische Fachkräfte eingestellt werden,<br />
um die an den Schulen tätigen LehrerInnen<br />
nicht zusätzlich zu belasten.<br />
Das zuständige Ministerium veröffentlichte<br />
eine Pressemitteilung, aus der hervorging,<br />
dass 120 Grundschulen, 40 Sonderschulen<br />
mit dem Förderschwerpunkt<br />
Lernen, 60 Hauptschulen und mindestens<br />
zwei Angebote der übrigen weiterführenden<br />
Schulen (Realschule, Gymnasium,<br />
Regionale Schule, Integrierte Gesamtschule)<br />
pro Landkreis bzw. kreisfreier<br />
Stadt (= 72 Schulen) in Ganztagsschulen<br />
umgewandelt werden sollen.<br />
In der Koalitionsvereinbarung zur 14.<br />
Wahlperiode 2001 - 2006 zwischen der<br />
SPD und FDP wird ausgeführt: ...“In<br />
der mittelfristigen Finanzplanung sind<br />
folgende Finanzmittel für die Ganztagsschule<br />
vorgesehen: 30 Millionen Mark<br />
im Jahr 2002, 70 Millionen Mark im<br />
Jahr 2003, 100 Millionen Mark im Jahr<br />
2004, ab dem Jahr 2005 jeweils 120<br />
Millionen Mark...“<br />
Die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz hat zu dem<br />
Vorhaben der Landesregierung mehrfach<br />
gefordert, dass ...“ein Rahmenkonzept zu<br />
erarbeiten ist, das klare pädagogische und<br />
organisatorische Rahmenvorgaben enthält,<br />
auf dessen Grundlage die einzelne<br />
Schule Gestaltungsmöglichkeiten hat.<br />
Die Rahmenbedingungen müssen eindeutige<br />
Festlegungen über Klassenmesszahlen,<br />
Gruppengröße, Personalschlüssel<br />
und räumliche Voraussetzungen enthalten...“<br />
(<strong>GEW</strong> Informationsdienst 08/<br />
2001-16)<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
Mit Schreiben vom 10. August 2001 legte<br />
die neue Ministerin für Bildung, Frauen<br />
und Jugend, Doris Ahnen, den Entwurf<br />
einer Konzeption schriftlich vor, die am<br />
20. August 2001 mit allen an Schule<br />
Beteiligten diskutiert worden ist. Die<br />
schriftliche Vorlage enthält die pädagogisch-organisatorische<br />
Konzeption, die<br />
Personalversorgung und das Errichtungsverfahren.<br />
Beim kritischen Lesen der Papiere muss<br />
ich feststellen, dass die von der <strong>GEW</strong> geforderten<br />
Rahmenbedingungen im Wesentlichen<br />
erfüllt wurden:<br />
• Die Mindestteilnehmerzahl wurde für<br />
die Schularten festgelegt auf 36 SchülerInnen<br />
in der Grundschule, 54 SchülerInnen<br />
in der Sekundarstufe I und 26<br />
SchülerInnen in der Sonderschule.<br />
• Die Lehrerwochenstundenzuweisung<br />
(LWS) beläuft sich auf einen Sockel von<br />
26 Stunden in der Grundschule + 0,5<br />
Stunden zusätzlich pro SchülerIn über<br />
36, die Sekundarstufe I erhält 34 LWS<br />
+ 0,5 Stunden zusätzlich pro SchülerIn<br />
über 54, die Sonderschulen erhalten eine<br />
Zuweisungsformel, die sich nach der VV<br />
„Unterrichtsorganisation an Sonderschulen“<br />
richtet.<br />
• Erstmals erhalten alle beteiligten Schulen<br />
eine Anrechnungspauschale, die nicht<br />
nach Schulart unterschiedlich gestaffelt<br />
ist, sondern die Grund- und Sekundarstufenschulen<br />
erhalten eine von der beteiligten<br />
SchülerInnen-Zahl abhängige<br />
Anrechnungs-Stundenzahl. Die Sonderschulen<br />
werden auf Grund ihrer besonderen<br />
Situation bei der Zuweisung besser<br />
gestellt als die Grund- und Sekundarstufenschulen.<br />
• Ausführlich wird auch dargestellt, welche<br />
Beteiligungsrechte eingehalten werden<br />
müssen. Hier ergibt sich der erste<br />
Dissens mit dem Ministerium, denn dieses<br />
ist der Ansicht, dass die Bezirkspersonalräte<br />
nur im Wege der Erörterung zu<br />
beteiligen sind. Nach Meinung der <strong>GEW</strong><br />
ist aber gemäß § 80 Abs. 2 Nr. 1 LPersVG<br />
(Landespersonalvertretungsgesetz) ein<br />
Mitbestimmungsverfahren durchzuführen,<br />
da ...“neue Arbeitsmethoden sowie<br />
(eine) wesentliche Änderung oder (eine)<br />
wesentliche Ausweitung bestehender<br />
Arbeitsmethoden“...eingeführt werden.<br />
• Auch die Forderung der <strong>GEW</strong> nach<br />
einer detaillierten Übersicht, was alles vor<br />
einer Beantragung auf Umwandlung in<br />
Kommentar<br />
eine Ganztagsschule beachtet werden<br />
muss, wurde erfüllt.<br />
• Die neuen Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz<br />
werden einen eigenen Weg<br />
beschreiten, wobei die Schulen die Möglichkeit<br />
haben, die gesamte Schule mit<br />
einzubeziehen, einzelne Züge über alle<br />
Jahrgangsstufen hinweg zu bilden oder<br />
aber klassen- und klassenstufenübergreifende<br />
Organisation zu ermöglichen. In<br />
dem Kapitel „Das schulische Ganztagskonzept“<br />
wird ebenfalls den Forderungen<br />
der <strong>GEW</strong> nachgekommen, dass die<br />
Anmeldung freiwillig ist, die angemeldeten<br />
SchülerInnen dann aber verpflichtend<br />
für ein Jahr am Ganztagsunterricht teilnehmen<br />
müssen.<br />
• Die Einbeziehung von sozialpädagogischen<br />
Fachkräften ist für das Gelingen der<br />
Ganztagsschule unerlässlich. Nach Ansicht<br />
der <strong>GEW</strong> ist hierbei sicherzustellen,<br />
dass nur in Ausnahmefällen befristete<br />
Verträge angeboten werden, nämlich<br />
nur dann, wenn die Befristung durch ein<br />
zeitlich eindeutig begrenztes Projekt begründet<br />
ist. Ferner ist schon im Vorfeld<br />
zu prüfen, ob anfallende Arbeit im sozialpädagogischen<br />
Bereich in Kooperation,<br />
etwa durch Bestellungsverträge mit bereits<br />
bestehenden Kindertageseinrichtungen,<br />
organisiert werden kann. So könnten<br />
bei zurückgehenden Kinderzahlen in<br />
diesen Einrichtungen Entlassungen verhindert<br />
und darüber hinaus wichtige<br />
Verknüpfungen zwischen Kindertageseinrichtungen<br />
und Schulen gefördert werden.<br />
• In das Konzept sollte noch eine Formulierung<br />
für den Freizeitbereich bzw. andere<br />
Angebote durch außerschulische Institutionen<br />
aufgenommen werden, dass<br />
solche Angebote nicht für ein Schuljahr<br />
verbindlich von den SchülerInnen zu<br />
wählen sind, sondern dass sie zeitlich<br />
befristet wahrgenommen werden können<br />
und nur in Ausnahmefällen ganzjährig<br />
zu besuchen sind. Bei dem pädagogischen<br />
Rahmenkonzept fordert die <strong>GEW</strong> die<br />
Aufnahme eines weiteren Satzes: „Die<br />
Ganztagsschule bietet den Schülerinnen<br />
und Schülern die Möglichkeit, selbstbestimmtes<br />
Lernen zu erfahren und in vielfältiger<br />
Weise zu nutzen.“<br />
• Ministerin Ahnen sicherte in der Anhörung<br />
am 20. August 2001 zu, dass den<br />
LehrerInnen ein qualifizierte Fort- und<br />
Weiterbildungsprogramm vorgelegt wird,<br />
3
Kommentar / Schulen<br />
so dass sie auf die neuen Herausforderungen<br />
durch die Ganztagsschule besser vorbereitet<br />
sind.<br />
Als Fazit dieser ersten Vorlage aus dem<br />
Ministerium kann festgehalten werden:<br />
Die Forderungen der <strong>GEW</strong> Rheinland-<br />
Pfalz wurden fast vollständig umgesetzt.<br />
Probleme bereitet die Frage der Mitbestimmung<br />
der Personalräte, einzelne Formulierungen<br />
im pädagogischen Rahmenkonzept<br />
und die Frage der Schulbezirke,<br />
Unterrichtsversorgung:<br />
Positive und negative Tendenzen<br />
„Nach den uns vorliegenden Zahlen<br />
sind zum Schuljahresbeginn 860 und<br />
1.000 Lehrerinnen und Lehrer neu an<br />
die rheinland-pfälzischen Schulen gekommen.<br />
Damit wird die Unterrichtsversorgung<br />
in einzelnen Schularten voraussichtlich<br />
besser sein als im letzten Schuljahr.“,<br />
sagte der Vorsitzende der <strong>GEW</strong>, Tilman<br />
Boehlkau, vor der Presse.<br />
die aus meiner Sicht nicht zufriedenstellend<br />
geregelt wird. Unsere Forderung ist<br />
klar: Aufhebung der Schulbezirke für die<br />
Ganztagsschulen! Auch eine andere Frage<br />
bleibt zunächst in dem Konzept offen:<br />
Auf welcher Grundlage werden die „Geldmittel,<br />
die die Schulen zum Abschluss von<br />
Dienstverträgen, Gestellungsverträgen,<br />
usw. erhalten können“ zugewiesen? Ministerin<br />
Ahnen erläuterte hierzu am 20.<br />
August 2001, dass auf der Grundlage von<br />
Diese Prognose der <strong>GEW</strong> gilt vor allem<br />
für die Grund-, Haupt und Regionalen<br />
Schulen sowie die Integrierten<br />
Gesamtschulen. „Allerdings sind Engpässe<br />
bei den Vertretungslehrkräften an<br />
den Grund-, Haupt- und Regionalen<br />
Schulen zu erwarten, weil die BewerberInnen-Listen<br />
ausgeschöpft sind“, sagte<br />
Boehlkau.<br />
An den Gymnasien und Realschulen<br />
erwartet die <strong>GEW</strong> - trotz Aufstockun-<br />
Auf Einladung der <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz und des Bildungs- und Förderwerks der <strong>GEW</strong> besuchten<br />
15 LehrerInnen der türkischen Schwestergewerkschaft Egitim-Sen im Juni 2001 Rheinland-Pfalz.<br />
Neun Tage lang besichtigten sie Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Bad Kreuznach. Sie<br />
wurden u.a. vom Oberbürgermeister der Stadt empfangen und vom Präsidenten des Landtags Rheinland-PFalz<br />
nach Mainz eingeladen, wo sie nach einem Besuch des Landtags Gespräche mit Landtagsabgeordneten,<br />
der Ausländerbeauftragten der Landesregierung, Frau Maria Weber, und mit der zuständigen<br />
Referentin im MBFJ für muttersprachlichen Unterricht, Frau Anne Kleinschnieder, führten.<br />
Unser Bild zeigt die Gruppe gemeinsam mit den bildungspolitischen SprecherInnen der vier Landtagsparteien<br />
im Innenhof des Abgeordnetengebäudes. Foto: Klaus Benz<br />
Lehrerwochenstunden (pro Jahr) die<br />
Geldmittel zugewiesen werden. Dabei<br />
wird eine Lehrerwochenstunde mit<br />
2.500,00 DM berechnet.<br />
Die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz wird weiterhin<br />
kritisch-konstruktiv den Ausbau der<br />
Ganztagsschulen begleiten. Mit dieser<br />
Position haben wir schon jetzt in erheblichem<br />
Maße Einfluss auf die Ausgestaltung<br />
der Konzeption nehmen können.<br />
Tilman Boehlkau<br />
gen der InhaberInnen von 3/4-Verträgen<br />
auf volle Stellen - wie im vergangenen<br />
Schuljahr einen Unterrichtsausfall<br />
von durchschnittlich etwa 2,5 %.<br />
An Sonderschulen versucht die Schulbehörde<br />
den bevorstehenden LehrerInnen-Mangel<br />
durch befristete Verträge<br />
mit AbsolventInnen der Hochschulen<br />
mit 1. Staatsprüfung für Sonderpädagogik<br />
bis zum 01. Februar 2002 zu<br />
überbrücken. Zu diesem Termin werden<br />
ca. 90 LehramtsanwärterInnen<br />
ihre 2. Staatsprüfung ablegen und in<br />
den Schuldienst übernommen.<br />
In den Berufsbildenden Schulen ist im<br />
berufsspezifischen Unterricht mit besonderen<br />
Engpässen zu rechnen. Der<br />
Unterrichtsausfall an dieser Schulart<br />
wird allgemein weiterhin 6 - 7 % betragen.<br />
Die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz sieht in der<br />
Entwicklung der Unterrichtsversorgung<br />
ein positives Signal. Zu kritisieren bleibe<br />
allerdings, dass immer noch zu viel<br />
LehrerInnen ohne abgeschlossene pädagogische<br />
Ausbildung Unterricht erteilen,<br />
was in der Regel zu Qualitätsverlusten<br />
führen müsse. Kritik übt die<br />
<strong>GEW</strong> auch an dem immer noch zu<br />
hohen Unterrichtsausfall an den Berufsbildenden<br />
Schulen.<br />
„Ich bedauere, dass die Neueinstellungen<br />
nicht auch dazu genutzt werden,<br />
die Arbeitssituation der Lehrerinnen<br />
und Lehrer zu verbessern, die in den<br />
letzten Jahren erheblich durch Mehrarbeit<br />
belastet worden sind!“, sagte<br />
Boehlkau und forderte die Rücknahme<br />
des „Verpflichtenden Ansparmodells“,<br />
die Wiedereinführung der Altersermäßigung<br />
sowie die Einlösung des<br />
Ministerratsbeschlusses von 1992, die<br />
Arbeitszeitverlängerung für LehrerInnen<br />
zurück zu nehmen.<br />
gew<br />
4 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
Bedenken trotz grundsätzlicher Zustimmung<br />
SPD-Hearing zu Ganztagsschulen stößt auf großes Interesse<br />
Schülertreff am Nachmittag in der Trierer Kurfürst-Balduin-Hauptschule.<br />
Die erste Billardpartie wird ausgetragen, die Tischfußballer<br />
sind dicht umlagert, der Flipper läuft auf Hochtouren. Immer mehr<br />
Hauptschulen machen ihren Mädchen und Jungen nach dem vormittäglichen<br />
Unterricht und dem Mittagessen Freizeitangebote. Mit Internetcafés,<br />
Sport und Spiel werden die Schulen zum Lebensraum.<br />
Seit den 70er und 80er Jahren gibt<br />
es bereits 122 Ganztagsschulen in<br />
Rheinland-Pfalz, 79 verpflichtende,<br />
meistens Sondereinrichtungen, und<br />
43 offene wie in Trier. Mit dem finanziellen<br />
Kraftakt von 440 Millionen<br />
Mark und der personellen Einstellungsoffensive<br />
von 1000 Lehrkräften<br />
und pädagogischen Fachkräften<br />
sollen in dieser Legislaturperiode<br />
ab 2002 dreihundert weitere Ganztagsschulen<br />
hinzukommen. 20 - 30<br />
Prozent der Schüler brauchen nach<br />
Angaben der Bundesvereinigung der<br />
Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
(BDA) ein Ganztagsangebot. Rheinland-Pfalz<br />
wäre damit das erste Bundesland,<br />
das bei seinen 1 800 allgemeinbildenden<br />
Schulen flächendekkend<br />
diesen heutigen Bedarf gedeckt<br />
hätte.<br />
Die kommunalen Schulträger stehen<br />
Schlange, um bei der Umwandlung<br />
von ca. 120 Grundschulen, ca. 60<br />
Hauptschulen, der Hälfte der Sonderschulen<br />
(40) mit dem Förderschwerpunkt<br />
Lernen und je zwei<br />
weiterführenden Schulen in zwölf<br />
kreisfreien Städten und 24 Landkreisen<br />
dabei sein zu können.<br />
Bei einem Hearing der SPD-Landtagsfraktion<br />
zum Thema Ganztagsschule<br />
in Mainz unterstrich vor 300<br />
TeilnehmerInnen die Ministerin für<br />
Schule, Jugend und Frauen, Doris<br />
Ahnen, die Intention der Ganztagsschule,<br />
Kinder am Nachmittag von<br />
der Straße zu holen und Frauen die<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
zu ermöglichen. Gegen die Befürchtung,<br />
die geplante Ganztagsschule<br />
sei nur eine Halbtagsschule<br />
plus Suppenausgabe und Nachmittagsverwahrung<br />
betonte sie den bildungspolitischen<br />
Anspruch, den<br />
Kindern am Nachmittag ergänzen-<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
de Lernangebote zum Pflichtunterricht<br />
zu machen, und das mit qualifiziertem<br />
pädagogischen Personal:<br />
Sprachförderung, z.B. für ausländische<br />
Kinder, Vertiefung und Kooperation<br />
naturwissenschaftlicher Fächer,<br />
die individuelle Förderung leistungsschwacher,<br />
aber auch begabter<br />
SchülerInnen. Daneben Hausaufgabenbegleitung,<br />
Arbeitsgruppen im<br />
künstlerischen, musischen und sportlichen<br />
Bereich. Besonderen Wert legt<br />
Ahnen auf die „community education“,<br />
die Öffnung der Schule zur<br />
Kommune. Fachkräfte aus Musikschulen,<br />
Sportvereinen, Jugendverbänden<br />
oder auch aus Kirchen sollen<br />
in die Nachmittagsangebote eingebunden<br />
werden, denn „Schule ist<br />
ein Teil der Gemeinde“ sagte die<br />
Ministerin. Das Land übernimmt<br />
alle zusätzlichen Kosten für die Lehrund<br />
sonstigen pädagogischen Fachkräfte,<br />
also ErzieherInnen, SozialpädagogInnen<br />
und SozialarbeiterInnen.<br />
Die Schulträger als Sachkostenträger<br />
sind für die Räume, Spielmaterialien,<br />
Sportgeräte und die Organisation<br />
des Mittagessens zuständig, wobei<br />
die Eltern das Mittagessen aus<br />
eigener Tasche bezahlen, in der Regel<br />
zwischen drei und fünf Mark.<br />
Dort, wo im Einzelfall ein nicht gedeckter<br />
räumliche Dauerbedarf entsteht,<br />
werden laut Ahnen bauliche<br />
Ergänzungen vom Land finanziell<br />
gefördert. Gegen den Vorwurf, mit<br />
der Ganztagsschule den Eltern die<br />
Kinder vorzuenthalten, ist die Freiwilligkeit<br />
politisch gesetzt. Wer sich<br />
freilich verbindlich anmeldet, bindet<br />
sich damit für ein Jahr an vier Nachmittagen<br />
bis jeweils 16.00 Uhr.<br />
Das Ministerium sichert den interessierten<br />
Schulen verbindliche Rahmenbedingungen<br />
mit pädagogischen<br />
Schulen<br />
Mindeststandards zu, außerdem organisatorische<br />
Hilfen, ein Geldbudget,<br />
„um Dienstleistungen am Nachmittag<br />
einzukaufen“ sowie pädagogische<br />
Unterstützung und Beratung.<br />
Die erzieherische und organisatorische<br />
Kompetenz liegt jedoch bei den<br />
Schulen vor Ort. „Wir werden den<br />
Schulen nicht vorschreiben, wie sie<br />
ihr Ganztagsangebot gestalten sollen“,<br />
versprach die Ministerin.<br />
Trotz breiter grundsätzlicher Zustimmung<br />
zu diesem Großprojekt der<br />
rheinland-pfälzischen Bildungspolitik<br />
in den nächsten Jahren wurden<br />
Bedenken laut. Wie vermittelt man<br />
den Eltern, dass die betreuende<br />
Grundschule bis 15.00 Uhr oder die<br />
Kooperation Schule und Hort, die<br />
es auch weiterhin geben wird, bezahlt<br />
werden müsse, das Angebot der<br />
Ganztagsschule aber kostenfrei sein<br />
werde. Die Vertreter der Kirchen und<br />
freien Träger befürchten einen<br />
Schwund ihrer jetzigen Betreuungsangebote,<br />
Wohlfahrtsverbände bangen<br />
gar um die Existenz ihrer Horte,<br />
Spiel- und Lernstuben. Der Grundschulverband<br />
Rheinland-Pfalz warnt<br />
davor, den Pflichtunterricht über den<br />
ganzen Tag zu verteilen. Kinder sollen<br />
am Nachmittag „Kinder sein<br />
dürfen“. Lehrkräfte gaben in Mainz<br />
zu bedenken, die Ganztagsschule<br />
nicht nur den „Kellerkindern“ in sozialen<br />
Brennpunkten zu überlassen.<br />
Sie erhoffen sich von der Ganztagsschule<br />
auch Reformimpulse für die<br />
pädagogische Schulentwicklung.<br />
Ungeklärt ist für sie noch die Anrechnung<br />
der Aufsichtsstunden, z.B.<br />
beim Mittagessen oder bei der Hausaufgabenbetreuung.<br />
Bis 1. November 2001 haben nun die<br />
Schulen, die Ganztagsschule werden<br />
möchten, (Ahnen: „Es wird kein<br />
Windhundverfahren geben“) Gelegenheit<br />
sich zu bewerben, ihre inhaltlich-pädagogischen<br />
Konzepte mit<br />
räumlichen Angeboten in Mainz vorzulegen<br />
und auch ihren Bedarf an<br />
Lehrkräften und pädagogischen<br />
Fachkräften anzumelden.<br />
Paul Schwarz<br />
5
Schulen<br />
Klassenwiederholung macht alle Beteiligten zu Verlierern<br />
„Die Ende der Sommerferien durchgeführten<br />
Nachprüfungen für SchülerInnen,<br />
die das Ziel der Klasse nicht erreicht<br />
haben, waren für diese eine<br />
Chance, wurden und werden aber von<br />
der <strong>GEW</strong> nach wie vor mit Skepsis<br />
betrachtet“, erklärte der Vorsitzende<br />
Tilman Boehlkau gegenüber der Presse.<br />
Das Land leiste sich mit der „Maßnahme<br />
des Sitzenbleibens“ einen teuren<br />
Luxus, der zudem pädagogisch sehr<br />
fragwürdig sei. Klassenwiederholung<br />
mache alle Beteiligten zu Verlierern:<br />
* Das Land bleibt auf den Kosten sitzen.<br />
* Die Schulen bleiben auf den pädagogischen<br />
Problemen sitzen und<br />
* die betroffenen SchülerInnen auf der<br />
Frustration, versagt zu haben.<br />
„Die Kosten durch Nichtversetzen von<br />
Kindern und Jugendlichen sind enorm<br />
hoch - bundesweit belaufen sie sich<br />
Förderung notwendig!<br />
Am Ende des Schuljahres 1999/2000<br />
wurden 2488 ausländische Schülerinnen<br />
und Schüler aus den den allgemeinbildenden<br />
Schulen des Landes<br />
entlassen.<br />
jährlich auf ca. vier Milliarden Mark.<br />
Die skandinavischen Länder und Japan<br />
haben auf Grund der Folgekosten<br />
schon längst die Konsequenzen gezogen<br />
und Klassenwiederholungen abgeschafft.<br />
Mit Erfolg - wie die guten Ergebnisse<br />
der SchülerInnen aus diesen<br />
Staaten bei internationalen Leistungsvergleichen<br />
oder die hohen AbiturientInnen-Quoten<br />
zeigen (was auch durch<br />
das europäische Forschungsprojekt EU-<br />
RYDICE belegt wird)!“, stellte Boehlkau<br />
fest.<br />
Er wies weiter darauf hin, dass eine<br />
Nichtversetzung für die SchülerInnen<br />
in der Regel mehr Nach- als Vorteile<br />
habe. Sitzenbleiben sei eine „soziale<br />
Diskriminierung“, die die SchülerInnen<br />
aus ihrem gewohnten Umfeld reiße<br />
und zu Lernunlust führe.<br />
„Durch Nachprüfungen soll dann in<br />
den Sommerferien (in knapp fünf Wochen)<br />
das „Schulversagen“ aufgearbei-<br />
Davon erreichten 5,1% das Abitur,<br />
22,1% den qualifizierten Sekundarabschluss<br />
I und 46,5% des Hauptschulabschluss.<br />
26,2% verließen die<br />
Schule ohne Hauptschulabschluss.<br />
Berlin: Mit Klippert ins neue Schuljahr<br />
Der traditionelle Schulunterricht, bei<br />
dem immer noch die Lehrkraft an<br />
der Tafel steht und doziert, sei mehr<br />
und mehr zum Scheitern verurteilt.<br />
Diese Ansicht vertrat der Landauer<br />
Lehrerausbilder Heinz Klippert bei<br />
einem Empfang des Berliner Senats.<br />
Schon vor Jahren hat er neue Lernund<br />
Arbeitsmethoden entwickelt,<br />
mit denen heute geforderte Fähigkeiten<br />
wie Selbstständigkeit, Eigeninitiative<br />
und Teamfähigkeit gelernt<br />
werden. In Berlin wird seine Arbeitsweise<br />
vom neuen Schuljahr an in 41<br />
Schulen eingeführt.<br />
900 PädagogInnen und rund 6 000<br />
SchülerInnen lehren und lernen<br />
dann nach Klippert. SchulabgängerInnen<br />
sollen mit dem Klippertschen<br />
Reformkonzept besser auf die Anforderungen<br />
in Gesellschaft und Berufswelt<br />
vorbereitet werden, sagte Schul-<br />
Staatssekretär Thomas Härtel. Die<br />
Erfahrung habe immer wieder gezeigt,<br />
dass besser gelernt werde, wenn<br />
die SchülerInnen selbst handeln können<br />
und nicht nur zuhören müssen,<br />
sagte der Bildungspolitiker. In das<br />
Klippert-Projekt wurden nur Schulen<br />
aufgenommen, bei denen sich das<br />
gesamte Kollegium für das Reformvorhaben<br />
ausgesprochen hat. Den<br />
tet werden. Das stellt einen erheblichen<br />
Stress für die betroffenen SchülerInnen<br />
und eine große finanzielle Kraftanstrengung<br />
für die Eltern dar, die für den<br />
notwendigen Nachhilfeunterricht aufkommen<br />
müssen.“, betonte der <strong>GEW</strong>-<br />
Vorsitzende.<br />
Statt Nachprüfungen zu ermöglichen,<br />
müssten den Schulen mehr Förderwochenstunden<br />
zur Verfügung stehen, um<br />
auch den Schwächeren rechtzeitig eine<br />
individuelle Lernunterstützung zukommen<br />
zu lassen.<br />
„Den Schulen müssen mehr Lehrerwochenstunden<br />
zur Verfügung gestellt werden,<br />
damit die LehrerInnen wieder<br />
mehr Zeit für die SchülerInnen haben.<br />
Dies fördert die Integration, statt der<br />
immer mehr und immer früheren Auslese!“,<br />
forderte Tilman Boehlkau zum<br />
Abschluss.<br />
<strong>GEW</strong>-Pressinfo<br />
Dieser sehr hohe Prozentsatz muss<br />
Anlass sein bei der Debatte um die<br />
Schulqualität pädagogische Maßnahmen<br />
zu erörtern und zu ergreifen,<br />
wie die Startchancen gerade dieser<br />
Gruppe deutlich erhöht werden<br />
können.<br />
d.r<br />
Anfang machten vor zwei Jahren insgesamt<br />
vier Schulen in Berlin, die<br />
versuchten, Klipperts Reformideen<br />
umzusetzen. Gleichzeitig waren 30<br />
Lehrer-TrainerInnen von Klippert<br />
selbst ausgebildet worden. Sie werden<br />
vom September an die 41 Schulen<br />
betreuen. Das große Interesse der<br />
Berliner Schulen an Klippert erfuhr<br />
seine Grenzen durch die Zahl der<br />
TrainerInnen.<br />
Die Berliner Senatsschulverwaltung<br />
investiert in das Projekt insgesamt<br />
rund zwei Millionen Mark.<br />
psw<br />
6 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
„Seminare besser betreuen“<br />
(tje) - Zur Begrüßung der neuen LehramtsanwärterInnen<br />
im GHS-Seminar<br />
Rohrbach war die <strong>GEW</strong> diesmal besonders<br />
stark vertreten: Peter Blase-Geiger<br />
und Sibylle Süs gestalteten die Informationen<br />
für das Plenum, zur späteren<br />
persönlichen Beratung waren<br />
Helmut Thyssen, Klaus-Peter Hammer,<br />
Michael Brunold, Wolfgang Stoodt und<br />
Antje Fries mit dabei.<br />
Um die Seminare künftig besser zu betreuen,<br />
hat sich mittlerweile eine Arbeitsgruppe<br />
unter Leitung von Peter<br />
Grüne gegen Vergleichsarbeiten<br />
Für vollkommen verfehlt und nicht<br />
praktikabel halten Bündnis 90 / Die<br />
Grünen im Landtag die von der neuen<br />
SPD/FDP-Landesregierung geplanten<br />
Vergleichsarbeiten in<br />
Deutsch und Rechnen.<br />
„Einmalige Vergleichsarbeiten können<br />
keine Auskunft über Motivation<br />
und Leistungsvermögen von<br />
GrundschülerInnen geben. Wer dies<br />
behauptet, hat keine Ahnung vom<br />
pädagogischen Einmaleins der<br />
Grundschule. Mit den landesweiten<br />
Vergleichsarbeiten wird die Verantwortung<br />
für nicht oder schlecht erteilten<br />
Unterricht an rheinland-pfälzischen<br />
Grundschulen auf die SchülerInnen<br />
verlagert“, erklärt Nils<br />
Wiechmann (Koblenz), bildungspo-<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
litischer Sprecher von Bündnis 90 /<br />
Die Grünen im Landtag. Entgegen<br />
den eigenen Bekundungen geht es<br />
nach Einschätzung der Grünen bei<br />
den von der FDP durchgesetzten<br />
Vergleichsarbeiten nicht um die Verbesserung<br />
des Unterrichts, sondern<br />
um verschärfte Auslese und die<br />
schlecht versteckte Aufstellung von<br />
Ranglisten zwischen den Grundschulen.<br />
„Die Grundschul-Eltern<br />
sollten sich von den Ergebnissen der<br />
Vergleichsarbeiten nicht beeinflussen<br />
lassen. Nicht Leistungsstand und<br />
Leistungsvermögen ihrer Kinder<br />
wird dokumentiert, sondern eine<br />
willkürliche Momentaufnahme“, so<br />
Nils Wiechmann.<br />
bg<br />
Schulen<br />
Blase-Geiger zusammengetan: Vorhandene<br />
Materialien werden überarbeitet,<br />
Werbeaktionen geplant und der Austausch<br />
allgemein gepflegt, um stets auf<br />
die neusten Entwicklungen an den Studienseminaren<br />
eingehen zu können.<br />
Außerdem soll auch eine neue Referendariatsmappe<br />
erarbeitet werden, was<br />
bei der <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz seit Jahren<br />
ansteht.<br />
Fotos: Hortense Renn<br />
7
Schulen<br />
Alle Jahre wieder … der Praxisschock<br />
Neues für Grundschulen in Kunst, Fremdsprachen, Sport und Mathematik<br />
Erster Schultag nach den Sommerferien. Welche/r Grunschullehrer/in<br />
kennt die Situation nicht: „Tut mir Leid, Frau A., aber ich musste sie in<br />
drei Klassen in Sport einsetzen, weil ich da sonst niemanden habe.“<br />
„Herr B., ich weiß ja, sie haben’s nicht so mit dem Basteln, aber das<br />
machen sie doch sicher noch lieber als katholische Religion!“ „Gucken<br />
sie mal, Frau C., sie als Berufsanfängerin sind doch noch flexibel genug,<br />
um sich auch als Mathe-Fachkraft in Musik einzuarbeiten. Da bin<br />
ich ganz sicher! Immerhin haben sie eine Planstelle bekommen!“<br />
Dumm gelaufen!<br />
Also flitzen sie allesamt nach Hause,<br />
wälzen Schulbuchkataloge und bestellen<br />
in heller Panik und für teures<br />
Geld Bücher, die ihnen eiligst per<br />
Express zugestellt werden, um fachfremdes<br />
Unterrichten möglichst<br />
nicht zur Katastrophe werden zu lassen.<br />
Dann trudelt das Material ein<br />
und stellt sich trotz der horrenden<br />
Summen auf den Überweisungsvordrucken<br />
als nicht benutzbar heraus:<br />
Lahme Ideen, miese Vordrucke,<br />
zwanzig Seiten vierzig Mark, Reichweite<br />
gerade ’mal ein Vierteljahr.<br />
Höchstens für die Steuer taugt die<br />
Ausgabe noch!<br />
Also ’rein ins Vergnügen, fachfremd<br />
im Kunstunterricht: „Was ich in den<br />
Ferien erlebt habe“ lautet das Standard-Thema,<br />
am besten mit Buntstiften<br />
und auf A4-Papier. „Und schön<br />
ausmalen, gell!“<br />
Kunst<br />
Frischen Wind zwischen die Zeichenblockblätter<br />
und regelmäßigen Nach-<br />
schub könnte „Grundschule Kunst“<br />
liefern, ein Werk, das seit dem vergangenen<br />
Jahr herausgegeben wird<br />
und sich mit einem Thema pro Heft<br />
beschäftigt. Unterrichtsanregungen<br />
stehen neben Material- und Bücherlisten,<br />
Hintergrundwissen und Didaktischem<br />
(wie Bildbetrachtung<br />
und Analyse von Kinderzeichnungen).<br />
Separat ist jeweils ein Materialpaket<br />
zu beziehen, das Poster, Karteien,<br />
Overhead-Folien, Spiele und<br />
(Bastel-)Material enthält. Verschiedenste<br />
Techniken vom „einfachen“<br />
Malen bis hin zur Drahtmontage lokken<br />
auch Nicht-Künstler, und gute<br />
Kopiervorlagen, übersichtliches und<br />
anregendes Material neben hochwertigen<br />
Farbdrucken zum Teil sogar auf<br />
Pappe sorgen für eine „Rundumversorgung“<br />
gegen Kunst-Frust mindestens<br />
bis zur nächsten Ausgabe des<br />
Heftes.<br />
Sprachen<br />
Ganz neu ist „Grundschule Sprachen“:<br />
Die Zeitschrift befasst sich<br />
nicht nur mit Fremdsprachenunterricht<br />
in der Grundschule, sondern<br />
auch mit der Thematik des Deutschen<br />
als Zweitsprache. Unter der<br />
Rubrik „Deutsch für alle“ schreibt<br />
Heiko Balhorn in der allerersten<br />
Ausgabe zum Schwerpunkt Anlauttabellen.<br />
Die Rubrik „Deutsch als<br />
Zweitsprache“ gibt zahlreiche didaktisch-methodische<br />
Tipps, und „Frühes<br />
Englischlernen“ startet hier mit<br />
einer Tierkartei. Dass mehr Wörter<br />
als gedacht in der gegenüberstellenden<br />
Anlauttabelle deutsch-italienisch<br />
gleich beginnen, wird in der Rubrik<br />
Die <strong>GEW</strong>-Redakteurin Antje Fries hat<br />
sich auf die Suche nach Materialien gemacht,<br />
die Lehrkräften die Arbeit an<br />
Grundschulen erleichtern können.<br />
„Herkunftssprachen“ bewiesen, und<br />
vor den Literaturtipps zum Schluss<br />
finden sich türkische Lieder und arabische<br />
Schriftzeichen als Anregungen<br />
zum Thema „Begegnungssprachen“.<br />
Das dicke Materialpaket macht<br />
Spaß: Große Anlauttabellen in drei<br />
Sprachen, die verkleinert auch noch<br />
als Kopiervorlagen zu finden sind,<br />
Tier-Dominos und -Memorys und<br />
ein Streichholzschachtel-Leporello<br />
für die Hosentasche mit Anlauten,<br />
und das alles vielsprachig. Allerlei<br />
spielerische (und wegen des Schwerpunkts<br />
tierische) Übungen runden<br />
das Angebot ab, das nicht nur den<br />
Kindern gefallen dürfte, sondern<br />
auch den bis zum Hals in kaltes<br />
Wasser geworfenen Fachfremden ein<br />
Rettungsboot ist.<br />
Sport<br />
Auch brandneu ist „Sport & Spiel“.<br />
In der ersten Ausgabe geht es um<br />
Geräte. Ob der neudeutsche Titel<br />
„Power an Geräten“ sein musste,<br />
bleibt fraglich, doch der Inhalt ist<br />
umso besser: Von der „Bergsteigerschule“<br />
an traditionellen Turngeräten<br />
für Grundschüler und „Sanitärhockey“<br />
bis hin zur Umsetzung von<br />
„Lara Croft“ vom Computerspiel<br />
zurück zur akrobatischen und krea-<br />
8 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
tiven Nutzung der Geräte in der<br />
Oberstufe wird ein breites Spektrum<br />
geboten. Bei jedem Vorschlag steht<br />
ein kurzer Überblick, für welche<br />
Jahrgangsstufen sich das Vorhaben<br />
eignet, was an Zeit und Material eingeplant<br />
werden muss und wie die<br />
Stunden ablaufen könnten. Viele<br />
Fotos, Tipps für weiterführende Literatur<br />
und Material für SchülerInnen<br />
komplettieren das vielversprechende<br />
erste Heft, das zumindest einige<br />
Klassen ab sofort davor retten<br />
sollte, dass zu Beginn der Stunde lediglich<br />
der Ball in die Halle geworfen<br />
wird mit der Frage: „Wollt ihr<br />
Brennball oder Völkerball?“<br />
Mathematik<br />
„Offener Mathematikunterricht:<br />
Mathematiklernen auf eigenen Wegen“<br />
heißt der aktuelle Sammelband<br />
zur „Grundschulzeitschrift“, der<br />
auch für Nicht-AbonnentInnen zu<br />
beziehen ist. Er ist ein Plädoyer für<br />
eine neue Sicht der Mathematik ge-<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
rade im ersten Schuljahr: Tests haben<br />
gezeigt, dass viele erfahrene<br />
GundschullehrerInnen leider falsch<br />
einschätzen, welchen Zahlenbereich<br />
„ihre“ Kinder schon überblicken<br />
können. Da bleibt dann letzten Endes<br />
auch so mancher Lehrplan nicht<br />
von ausgeschlossen, der sich im ersten<br />
Jahr brav auf Zahlen bis 20 beschränkt.<br />
Auf die Verpackung in<br />
herausfordernde Sachsituationen<br />
kommt’s an, berichtet Mitherausgeber<br />
Wilhelm Schipper, und macht<br />
dies an guten Beispielen fest. Doch<br />
keine Sorge, der Band umfasst nicht<br />
bloß Theorie, obwohl sich diese stellenweise<br />
äußerst spannend liest. Praxisberichte<br />
(inklusive Argumentationshilfen<br />
für Reformwillige) „Zwischen<br />
Erfindung und Norm“ machen<br />
Mut zum Versuch in der eigenen<br />
Klasse. Eigenproduktionen und<br />
an der Lebenswirklichkeit orientierter<br />
Mathematikunterricht stehen im<br />
Vordergrund. Im 35 Seiten dicken<br />
Materialteil geht’s los mit einer Spie-<br />
Anzeige Emrich-Werbung<br />
Sparkasse<br />
Schulen<br />
le-Kartei für Mathe-AnfängerInnen<br />
und endet mit einem Kuriositätenbuch,<br />
in dem, wer’s richtig gebastelt<br />
hat, anregenden Schmökerstoff als<br />
Basis für Sachaufgaben finden kann.<br />
Wie schön, dass da unter den kuriosen<br />
Höchstleistungen von Natur und<br />
Technik keine Fragen stehen! Die<br />
kommen von ganz alleine. Und<br />
schließlich sind wir LehrerInnen notfalls<br />
ja auch noch da, um intelligente<br />
Fragen zu stellen.....<br />
Wem das noch nicht genügt: Der<br />
Sammelband „Offener Mathematikunterricht:<br />
Arithmetik II“ ist ebenfalls<br />
ganz neu und spannend und<br />
vielseitig.<br />
„Grundschule Kunst“, „Grundschule<br />
Sprachen“ und „Sport&Spiel“ erscheinen<br />
vierteljählich bei Kallmeyer,<br />
die „Grundschulzeitschrift“ beim<br />
Friedrich-Verlag in Zusammenarbeit<br />
mit Klett.<br />
9
Bildungspolitik<br />
Probleme diskutieren und angehen<br />
ADD-Präsident Dr. Josef-Peter Mertes im Gespräch<br />
In der bildungspolitischen Szene ist Dr. Josef-Peter Mertes seit vielen<br />
Jahren ein bekannter Mann: Funktionen in der <strong>GEW</strong> und im Hauptpersonalrat,<br />
dann Landtagsabgeordneter der SPD. Ab Dezember vergangenen<br />
Jahres nun die neue Aufgabe als Präsident der ADD, die viele<br />
Reibungspunkte mit seiner Gewerkschaft in sich birgt. Grund genug<br />
für ein ausführliches Interview durch <strong>GEW</strong>-Redakteur Günter Helfrich,<br />
mit dem auch „der Mensch hinter dem Amt“ vorgestellt werden soll.<br />
Zunächst mal doppelten Glückwunsch:<br />
die Ernennung zum ADD-<br />
Präsidenten vor einem dreiviertel<br />
Jahr und bei der Landtagswahl der<br />
Gewinn des Direktmandates. Dazu<br />
die naive Frage eines Lehrers, für<br />
den sein Job und die <strong>GEW</strong>-Zeitung<br />
schon zu viel sind. Wie lassen sich<br />
die beiden Aufgaben bewältigen<br />
bzw. ist das rechtlich überhaupt vereinbar?<br />
Beide Aufgaben sind nicht miteinander<br />
zu verbinden. Als ADD Präsident<br />
bin ich aktiver Beamter und darf nicht<br />
Mitglied des Landtags sein.<br />
Selbstverständlich habe ich mich sehr<br />
darüber gefreut, dass mich die Wähler<br />
in meinem Wahlkreis nach 1991 und<br />
1996 auch in diesem Jahr direkt gewählt<br />
haben. Diesmal sogar, obwohl ich<br />
immer wieder gesagt habe, dass ich Präsident<br />
der ADD bleibe. Ich werte das<br />
Wahlergebnis als Beweis für über zwei<br />
Jahrzehnte intensiver politischer Arbeit<br />
für meine Heimatregion.<br />
Nominiert wurde ich in meinem Wahlkreis<br />
bereits im April 2000, also zu einem<br />
Zeitpunkt als ich nicht ahnen<br />
konnte, dass ich später ab Dezember<br />
2000 als Präsident der ADD arbeiten<br />
würde. Ein Verzicht auf die Kandidatur<br />
hätte bedeutet, dass meine Partei<br />
in unserem Landkreis keinen Abgeordneten<br />
gehabt hätte, weil mit meinem<br />
Rücktritt auch die Kandidatur des B-<br />
Bewerbers erledigt gewesen wäre. So<br />
habe ich also erfolgreich Wahlkampf für<br />
meinen Nachfolger gemacht.<br />
Auf die ADD bzw. die Bildungspolitik<br />
kommen wir später noch zu<br />
sprechen. Zunächst einige Fragen zu<br />
deiner Person, denn in diesem Interview<br />
möchten wir nicht nur über<br />
aktuelle Probleme sprechen, sondern<br />
auch den „Menschen hinter<br />
dem Amt“ portraitieren. Bitte skizziere<br />
deshalb kurz die wichtigsten<br />
Stationen deines Werdegangs.<br />
Studiert habe ich sowohl für das Lehramt<br />
an Volksschulen (Zehnkämpfer-<br />
Ausbildung) also auch für das Lehramt<br />
an Sonderschulen. Im Schuldienst des<br />
Landes war ich seit 1970. Nebenberuflich<br />
habe ich das Diplom in Pädagogik<br />
(Erziehungswissenschaften, Psychologie,<br />
Soziologie) erworben.<br />
Seit Mitte der 70er Jahre, ich war zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits Schulleiter<br />
einer Sonderschule, habe ich in meinem<br />
Fach publiziert, für das Kultusministerium<br />
in Kommissionen (Lehrplanarbeit,<br />
Organisationsfragen usw.)<br />
gearbeitet und Vorträge und Veranstaltungen<br />
für das damalige SIL sowie für<br />
die Institute anderer Bundesländer geplant<br />
und durchgeführt, so dass ich in<br />
meinem Fachgebiet viele Kontakte zu<br />
den Hochschulen hatte. So lernte ich<br />
bei einer Veranstaltung des Instituts für<br />
Film und Bild meinen späteren Doktorvater<br />
Werner Radigk kennen und<br />
wurde 1983 an der Universität in<br />
Frankfurt promoviert.<br />
Seit 1982 habe ich am Institut für Sonderpädagogik<br />
der Universität Mainz<br />
Lehrveranstaltungen durchgeführt, später<br />
kam die Universität Frankfurt hinzu.<br />
Weil mir der Kontakt mit den Studierenden<br />
persönlich stets viel gegeben<br />
hat, habe ich auch als Abgeordneter<br />
meine Lehrveranstaltungen gehalten.<br />
Als Student habe ich mich in der Studentenbewegung<br />
und in der Selbstver-<br />
waltung der Hochschule engagiert, so<br />
dass es für mich nach dem Studium<br />
selbstverständlich war, auch in der<br />
Kommunalpolitik mitzuwirken. Für<br />
die Landtagswahl 1991 hat meine<br />
Partei dann einen Menschen gesucht<br />
und mit mir gefunden, der im konservativen<br />
Trierer Raum „völlig aussichtslos“<br />
gegen den damaligen Ministerpräsidenten<br />
Dr. Wagner kandidierte. Das<br />
Ergebnis ist bekannt: Ich war anschließend<br />
im Landtag.<br />
Im Landtag hatte ich einen guten Einstand.<br />
Mein damaliger Fraktionsvorsitzender<br />
Kurt Beck hat mir gleich einen<br />
Arbeitskreis-Vorsitz übertragen. Ich<br />
habe dann von 1991 bis 1996 als bildungspolitischer<br />
Sprecher der SPD-<br />
Landtagsfraktion gearbeitet. Nach der<br />
Landtagswahl 1996 wollte ich gerne<br />
einmal etwas anderes als Bildungspolitik<br />
machen und wurde zunächst<br />
haushalts- und finanzpolitischer Sprecher<br />
meiner Fraktion und später dann<br />
Vorsitzender des Haushaltsausschusses.<br />
Die Erfahrungen aus diesem Arbeitsbereich<br />
kommen heute der ADD zugute.<br />
Wie würdest du heute dein Verhältnis<br />
zum Lehrerberuf bzw. zur Lehrerschaft<br />
charakterisieren? Dein<br />
Parteifreund Günther Ramsauer<br />
aus Ludwigshafen pflegt bei solchen<br />
Anlässen immer zu sagen: „Einmal<br />
Lehrer, immer Lehrer!“. Trifft das<br />
auch auf dich zu?<br />
Ja, das lasse ich auch für mich gelten.<br />
Ich habe immer gern in der Schule gearbeitet<br />
und unterrichtet. Heute ist es<br />
so, dass mir Schulbesuche, die ich regelmäßig<br />
aus vielerlei Anlässen mache,<br />
ein deutlich besseres Bild von der Schule<br />
vermitteln, als dies Zeitungen, auch die<br />
Gewerkschafts- und Verbandszeitungen<br />
im Bildungsbereich, tun.<br />
Beim Präsidenten der ADD laufen<br />
zudem alle besonderen Vorkommnisse,<br />
zum Beispiel Disziplinarmaßnahmen<br />
zusammen, so dass man sich angesichts<br />
der Probleme mit einzelnen Lehrkräften<br />
oder Kollegien stets sagen muss, dass<br />
10 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
Die steile Karriere des <strong>GEW</strong>-Kollegen Dr.<br />
Josef-Peter Mertes: Lehrer, Rektor, Hauptpersonalrat,<br />
Landtagsabgeordneter und nun<br />
seit einem Dreivierteljahr ADD-Präsident.<br />
dies die schulische Wirklichkeit nicht<br />
korrekt wiedergibt.<br />
Kannst du das konkretisieren?<br />
In den Schulen treffe ich nahezu immer<br />
gut ausgebildete Schülerinnen und<br />
Schüler, engagierte Lehrkräfte, Schulleitungen<br />
und Eltern, die mir mit Freude<br />
von ihrer Arbeit berichten.<br />
Du bist seit 31 Jahren in der <strong>GEW</strong>,<br />
und zwar nicht nur als passives Mitglied,<br />
sondern hast viele Funktionen<br />
inne gehabt. Was waren deine<br />
Ämter, welches Engagement hat dir<br />
besonders gelegen?<br />
Ich bin mit meinem ersten Arbeitstag<br />
in der Schule in die <strong>GEW</strong> eingetreten.<br />
Für mich damals eine ganz selbstverständliche<br />
Fortsetzung meiner hochschulpolitischen<br />
Arbeit. Im Raum Trier<br />
war die <strong>GEW</strong> damals übrigens auch<br />
im Sonderschulbereich nicht so stark<br />
wie in anderen Landesteilen. Ich war<br />
bald Bezirksfachgruppensprecher und<br />
von 1975 an Mitglied des Bezirkspersonalrates<br />
Trier. Seit 1978 war ich bis<br />
zu meinem Eintritt in den Landtag<br />
Mitglied des Hauptpersonalrates, zuletzt<br />
Stellvertretender Vorsitzender. In<br />
den 80er Jahren war ich Landesfachgruppensprecher<br />
und auch Mitglied der<br />
Bundesfachgruppe Sonderschulen.<br />
Mein gewerkschaftliches, fachpädago-<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
gisches, fachwissenschaftliches und<br />
kommunalpolitisches Tun und Handeln<br />
habe ich immer als Einheit betrachtet.<br />
Leitendes Motiv war und ist<br />
für mich der Einsatz für jene behinderten<br />
Kinder (Schule), Bürgerinnen<br />
und Bürger (Politik) und Kolleginnen<br />
und Kollegen (Gewerkschaft), für die<br />
mit meiner Hilfe etwas erreicht werden<br />
konnte.<br />
Nun ist die <strong>GEW</strong> trotz ihrer bildungspolitischen<br />
Nähe zur SPD alles<br />
andere als ein bequemer Partner<br />
und wird das schon von ihrem<br />
Selbstverständnis und ihrer Historie<br />
her nie werden. Was schätzt du<br />
- trotzdem vielleicht - an unserer<br />
Gewerkschaft, was stört dich an ihr<br />
bzw. wo wünschtest du dir andere<br />
Schwerpunkte des Agierens?<br />
Die bildungspolitischen Ziele der <strong>GEW</strong><br />
sind immer auch meine Ziele gewesen,<br />
wenn ich auch als Gewerkschafter und<br />
pragmatisch orientierter Mensch manchen<br />
Kampf gegen Ideologien und Ideologen<br />
außerhalb und manchmal auch<br />
innerhalb der <strong>GEW</strong> geführt habe.<br />
Daher kann ich auch heute grundsätzlich<br />
die bildungspolitischen Zielstellungen<br />
der <strong>GEW</strong> unterstützen. Differenzen<br />
wird es immer dann geben, wenn<br />
zum Beispiel die Einstellung von mehr<br />
Lehrkräften oder eine Erhöhung der<br />
Anrechnungsstunden gefordert wird<br />
und ich diese Forderungen nicht erfüllen<br />
kann, weil der Gesetzgeber nicht<br />
mehr Stellen zur Verfügung gestellt hat.<br />
Kommst du da nicht in Konflikt<br />
„mit deiner Vergangenheit“?<br />
Ich erinnere mich auch in meiner heutigen<br />
Position immer daran, dass ich<br />
früher auf der anderen Seite des Verhandlungstisches<br />
gesessen habe. Daher<br />
habe ich viel Verständnis für die Anliegen<br />
der Lehrkräfte und ihrer Personalräte;<br />
werbe allerdings auch immer<br />
um Verständnis für die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in der ADD.<br />
Hätte die <strong>GEW</strong> etwa die Probleme<br />
bei der Verwaltungsreform unter<br />
den Tisch kehren sollen?<br />
Das nicht, aber ich hätte mir in der<br />
Diskussion des letzten Jahres über die<br />
Bildungspolitik<br />
Verwaltungsreform und ihre Auswirkungen<br />
mehr Toleranz gewünscht. Ich<br />
bin zwar selbst erst seit dem 1.12.2000<br />
im Amt, habe aber die Diskussion als<br />
Abgeordneter sehr wohl verfolgen können.<br />
Es hat sicher eine Menge Übergangsschwierigkeiten<br />
gegeben. Die sind<br />
teilweise dadurch bedingt gewesen, dass<br />
die Reform sozialverträglich umgesetzt<br />
wurde. Dies bedeutete, dass ab dem<br />
1.1.2000 langjährig erfahrene Sachbearbeiter<br />
nicht mehr für die Personalverwaltung<br />
der Schulen zur Verfügung<br />
standen und neue Leute erst eingearbeitet<br />
werden mussten. Dafür hätte ich<br />
Verständnis erwartet. Statt dessen wurde<br />
fleißig in den Wunden gebohrt.<br />
Zur ADD kommen wir gleich. Erst<br />
noch eine private Frage: Wo liegen<br />
deine Interessen außerhalb von Beruf<br />
und Politik?<br />
Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.<br />
Daher spielt die Politik auch<br />
in meiner Freizeit eine große Rolle.<br />
Entspannung und Erholung finde ich<br />
dennoch. Ich lese recht viel, gehe spazieren,<br />
besuche Konzerte, Ausstellungen<br />
und kulturelle Veranstaltungen aller Art<br />
und freue mich auf Gespräche mit meiner<br />
Familie. Jetzt im Sommer habe ich<br />
die ganze Familie, Kinder, Partner und<br />
Enkelkind, zum gemeinsamen Urlaub<br />
in die Bretagne eingeladen.<br />
Bleibt dir überhaupt noch Zeit zur<br />
Entspannung?<br />
Der Beruf bringt es mich, dass es seit<br />
vielen Jahren eine Abgrenzung zwischen<br />
Arbeit und Freizeit nicht gibt.<br />
60-70 Stunden in der Woche sind es<br />
mindestens, die ich unterwegs bin, die<br />
Wochenenden mit Terminen eingeschlossen.<br />
Es geht mir heute übrigens<br />
noch genauso wie zu den Zeiten als<br />
Abgeordneter oder Personalrat: ich werde<br />
zu jeder Tag- und Nachtzeit von<br />
Lehrerinnen und Lehrern, Kommunalpolitikerinnen<br />
und -politikern oder<br />
Bürgerinnen und Bürgern angerufen,<br />
die ein Anliegen haben. Dennoch finde<br />
ich, dass mir genügend Zeit bleibt,<br />
Freizeit zu haben.<br />
Nun zur ADD. Politiker sprechen<br />
gerne von den „Menschen draußen<br />
im Lande“. Nehmen wir mal die<br />
11
Bildungspolitik<br />
„normale Lehrkraft draußen im<br />
Lande“. Wie erklärst du ihr, warum<br />
es mit der ADD nun drei statt vorher<br />
zwei Hierarchiestufen über den<br />
Schulen gibt? Vorher hatten wir die<br />
Bezirksregierung und das Ministerium,<br />
heute haben wir die ADD-Außenstellen,<br />
die ADD-Zentrale und<br />
das Ministerium über uns. Wo<br />
bleibt die Abflachung von Hierarchien,<br />
die Verschlankung des Staates<br />
und was alles noch versprochen<br />
wurde?<br />
Die Behauptung ist schon falsch, dass<br />
es jetzt eine Hierarchiestufe mehr gibt.<br />
Es gibt ein einheitliches Schul-Verwaltungsamt,<br />
nämlich die ADD. Das<br />
Land hat ganz bewusst in Koblenz und<br />
Neustadt an der Weinstraße die Außenstellen<br />
der Schulaufsicht belassen, die<br />
es in vergleichbarer Form auch in Trier<br />
gibt. Für die Lehrerinnen und Lehrer<br />
hat sich im Hinblick auf die pädagogische<br />
Schulaufsicht und ihre unmittelbaren<br />
Ansprechpartner, nämlich unsere<br />
Schulrätinnen und Schulräte, überhaupt<br />
nichts geändert.<br />
Zentral in Trier werden für das ganze<br />
Land jedoch die Schulpersonalverwaltung<br />
im engeren Sinne und die Stellenbewirtschaftung<br />
abgewickelt. Dies bedeutet,<br />
dass Einstellungen, Beförderungen,<br />
Ruhestandsversetzungen oder zum<br />
Beispiel auch Entlassungen wie bisher<br />
von den zuständigen Schulaufsichtsbeamten<br />
vor Ort vorbereitet und von der<br />
Zentrale aus verwaltungsmäßig geregelt<br />
werden. Es gibt aber keine zusätzliche<br />
Hierarchieebene.<br />
Aber Reibungsverluste!<br />
In der Tat sagt mir mancher Gewerkschafter,<br />
dies könne ja nicht gehen, da<br />
man schließlich in Trier für insgesamt<br />
rd. 43.800 Lehrkräfte Verantwortung<br />
habe. Dem will ich zunächst einmal<br />
entgegen halten, dass darüber die Regierungspräsidenten<br />
von Köln und<br />
Düsseldorf nur schmunzeln würden. Sie<br />
betreuen nämlich mehr Lehrkräfte als<br />
die ADD - und es funktioniert auch.<br />
Es wird ja keine „Reform der Reform“<br />
geben. Was konntest du (bzw.<br />
was konnten deine Mitarbeiter) tun,<br />
um die Mängel der Anlaufphase, die<br />
sich nicht bestreiten lassen, abzu-<br />
stellen oder zumindest zu reduzieren?<br />
Ich bin kein „Gesundbeter“, und objektiv<br />
feststellbare Probleme müssen<br />
auch diskutiert und angegangen werden.<br />
Dies beschäftigt mich fast täglich.<br />
Zunächst einmal ist festzustellen, dass<br />
die von dir angesprochenen Probleme<br />
nur die Schul-Personalverwaltung im<br />
engeren Sinne betreffen. Im Hinblick<br />
auf die Schulaufsicht durch die Schulrätinnen<br />
und Schulräte hat sich ja nur<br />
wenig geändert. Auch in diesem Bereich<br />
lege ich Wert darauf, dass einmal genannt<br />
wird, was dieses Referat der<br />
ADD zum Beispiel zum Schuljahresbeginn<br />
in diesem Jahr als Aufgaben zu<br />
leisten hatte:<br />
• rd.850 Neu-Einstellungen in den<br />
Schuldienst<br />
• über 400 Einstellungen in den Vorbereitungsdienst<br />
• rd. 1.800 vorzeitige Verbeamtungen<br />
• mehr als 7.000 Teilzeitverträge<br />
• rd. 920 zusätzliche Anträge wegen<br />
Altersteilzeit von Teilzeitlehrkräften<br />
- und dies alles neben dem üblichen<br />
Personalgeschäft (Einstellungen, Verbeamtungen,<br />
Jubiläen, Beförderungen, ...<br />
bis hin zu den leider unvermeidlichen<br />
Entlassungen).<br />
Es gibt eine ganze Reihe von praktischen<br />
Maßnahmen, die ich gemeinsam<br />
mit meinen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern ergriffen habe. Das Bildungs-<br />
und auch das Innenministerium<br />
haben uns dabei geholfen, mehr<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />
diesem Bereich einsetzen zu können.<br />
Unmittelbar nach der Landtagswahl<br />
haben wir eine Klausurtagung - auch<br />
unter Beteiligung der Schul-Personalräte<br />
- durchgeführt, um die Probleme<br />
zu analysieren und Lösungswege aufzuzeigen.<br />
Klassenfahrten nach Berlin<br />
(incl. Transfer, Unterkunft,<br />
Programmgestaltung nach Absprache).<br />
Broschüre anfordern bei:<br />
Biss, Freiligrathstr. 3, 10967 Berlin,<br />
Tel. (030) 6 93 65 30<br />
Was ist dabei herausgekommen?<br />
Wir werden ab dem 1.10. eine neue<br />
Arbeitsstruktur (Teamstruktur) einführen,<br />
von der wir erwarten, dass sie deutliche<br />
Verbesserungen bringen wird. Zudem<br />
werden unsere Sachbearbeiterinnen<br />
und Sachbearbeiter ebenso wie alle<br />
anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit jedem Tag erfahrener in der<br />
Bewältigung der Probleme. Es wird allerdings<br />
noch einige Zeit brauchen, bis<br />
wir ein neues EDV-Personalverwaltungssystem<br />
haben, das zeitgerecht die<br />
Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
stützt.<br />
Oft hören wir, die Kommunikation<br />
zwischen Zentrale und Außenstellen<br />
funktioniere nicht.<br />
Die Kommunikation mit den Außenstellen<br />
ist im Prinzip gut. Die „Außenstelle<br />
Trier“, d.h. die Fachreferate für<br />
den Schulaufsichtsbezirks Trier, werden<br />
genau so behandelt wie die „Außenstellen“<br />
in Neustadt und Koblenz. Nach<br />
meinen Erfahrungen mit mehreren<br />
Fusionen, eine solche war die Zusammenführung<br />
der drei Bezirks-Schulverwaltungen<br />
wohl auch, ist es jedoch noch<br />
eine Frage von Jahren, bis in allen Köpfen<br />
die neue Struktur so verankert ist,<br />
dass sie auch selbstverständlich ist.<br />
Zum Jahresbeginn 2000 wurden drei<br />
unterschiedliche „Verwaltungs- und<br />
EDV-Kulturen“ zusammengeführt, die<br />
sich über viele Jahre entwickelt hatten.<br />
Viele zunächst noch unerfahrene Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter nahmen<br />
erstmals ihre Arbeit in diesem Bereich<br />
auf. Gemessen an diesen objektiven<br />
Schwierigkeiten ist viel geleistet worden<br />
- und es wird täglich daran gearbeitet,<br />
dass die Leistungen noch besser und<br />
schneller erbracht werden können.<br />
Im übrigen ist für mich eine Frage dabei<br />
offen: „Wird es gelingen, diese Verbesserung<br />
der Dienstleistungen auch<br />
gegenüber den Kunden, nämlich den<br />
Lehrerinnen und Lehrern im Lande<br />
deutlich zu machen?“ Eine meiner Lebenserfahrungen<br />
sagt mir nämlich<br />
Selbstverpflegerhaus<br />
12 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
auch, wenn Gewerkschaften und Verbände<br />
erst einmal ein festes „Feindbild“<br />
aufgebaut haben, ist es sehr schwer, dagegen<br />
auch mit objektiven Leistungen<br />
anzugehen. Manche Kommentare unserer<br />
längst pensionierten Kollegin Ursel<br />
Karch in der <strong>GEW</strong> Zeitung für<br />
Rheinland-Pfalz - woher hat sie eigentlich<br />
ihre Erfahrungen? - sprechen da<br />
für sich.<br />
Da kann ich dich beruhigen. Die<br />
<strong>GEW</strong> wird das sehr wohl registrieren<br />
und auch artikulieren, wenn es<br />
besser läuft, obgleich mir persönlich<br />
der grundsätzliche Sinn dieser<br />
Verwaltungsreform immer noch<br />
nicht nachvollziehbar ist. Was unser<br />
„längst pensioniertes Redaktionsmitglied<br />
Ursel Karch“ betrifft:<br />
Sie ist nicht nur eine äußerst erfahrene<br />
Ex-Lehrerin und Ex-Personalrätin,<br />
sondern durch viele Jahre Arbeit<br />
in unserer Redaktion eine routinierte<br />
und - zum Glück immer<br />
noch ! - engagierte Journalistin.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
Und als solche hat sie / haben wir<br />
Quellen und sind in der Lage zu<br />
recherchieren. Winfried Folz von<br />
der „Rheinpfalz“ ist ja auch nicht<br />
im Schuldienst oder in einem Personalrat.<br />
Aber nun abschließend ein<br />
Blick in die Zukunft: Was hast du<br />
dir für die nächsten Monate (Jahre?)<br />
vorgenommen?<br />
Täglich daran arbeiten, dass die Leistungen<br />
der von mir geleiteten Behörde<br />
in allen Bereichen noch besser und kundenfreundlicher<br />
erbracht werden. Die<br />
ADD ist ja nicht nur für den Schulbereich<br />
zuständig, sondern auch für die<br />
Kommunalaufsicht, die staatlichen<br />
Förderungen in vielen Bereichen, die<br />
Landwirtschaft und deren Entwicklung,<br />
usw. usw.<br />
Als Ansprechpartner will ich für die<br />
Bürgerinnen und Bürger, für meine<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu<br />
denen ich auch die Lehrerschaft des<br />
Landes zähle, und für alle Partner, mit<br />
denen wir zusammenarbeiten, zur Verfügung<br />
stehen. Daher bin ich selbst<br />
auch mindestens einmal in jedem Monat<br />
an einem normalen Arbeitstag in<br />
Neustadt und Koblenz.<br />
Wir danken für das ausführliche<br />
Gespräch und wünschen dir viel Erfolg<br />
bei deiner schwierigen Arbeit.<br />
Bildungspolitik<br />
13
Bildungspolitik<br />
Kinder brauchen Männer!<br />
Prof. Dr. Peter Struck fordert Gewaltprävention schon im Kindergarten<br />
Prof. Dr. Peter Struck, Jg. 1942, war erst Volks- und Realschullehrer, danach<br />
Schulgestalter in der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung<br />
in Hamburg. Seit 1979 hat er eine Professur für Erziehungswissenschaften<br />
an der Universität Hamburg inne. Seine Arbeitsschwerpunkte<br />
sind Schul- und Sozialpädagogik, Bildungspolitik, Jugendforschung,<br />
Familienerziehung und Medienpädagogik. Für die <strong>GEW</strong>-Zeitung<br />
Rheinland-Pfalz sprach Antje Fries mit Prof. Struck.<br />
Ihre aktuellen Bücher „Wie schütze<br />
ich mein Kind vor Gewalt?“ (Erfolgskonzepte<br />
gegen Aggressionen,<br />
Frankfurt am Main: Eichborn, März<br />
2001) und „Lernlust statt Erziehungsfrust“<br />
(So fördern Sie Ihr<br />
Kind, Frankfurt: Eichborn, September<br />
2001) waren spannende Ferienlektüre,<br />
allerdings eher zufällig,<br />
denn mir klingen die Titel viel zu<br />
sehr nach Elternratgebern, als dass<br />
ich als Lehrerin auf sie aufmerksam<br />
geworden wäre. Dabei sollten besonders<br />
LehrerInnen sie sich zu Gemüte<br />
führen. Steckt eine Absicht<br />
hinter der Titelauswahl?<br />
Ich wollte ein Buch gegen Gewalt schreiben.<br />
Aber der Verlag meinte, der Titel<br />
sollte ergänzt werden, um besonders die<br />
Eltern anzusprechen, da die ja zahlreicher<br />
sind als Lehrer. Der Titel ist<br />
zwar nach meinem Geschmack zu eng,<br />
aber zum Glück verkauft sich das Buch<br />
auch so gut.<br />
Sie plädieren in Ihren Publikationen<br />
deutlich für mehr Männer in der<br />
Erziehung, gerade auch in Kindergarten<br />
und Grundschule, um eine<br />
gezielte Jungenpädagogik anzubieten<br />
und so frühestmögliche Gewaltprävention<br />
zu betreiben. Aus pädagogischer<br />
Sicht finde ich das klasse,<br />
zeigt sich doch immer wieder,<br />
dass jeder Hausmeister mehr Leitbild<br />
für viele Schüler ist als alle<br />
weiblichen Pädagogen zusammen.<br />
Aus gewerkschaftlicher Sicht würde<br />
mich jedoch interessieren, wie<br />
das konkret gehen soll: Männer als<br />
(noch immer) traditionelle Ernährer<br />
der Familie mit einem Nettoge-<br />
halt von weniger als 2500 Mark -<br />
und das nach vier Jahren Ausbildung?<br />
Nicht einmal in der Grundschule<br />
haben Männer Lust, sich für<br />
A 12 mit anderer Leute Kinder zu<br />
befassen. Wer’s als Mann wagt, wird<br />
fix Chef oder wechselt in die Industrie.<br />
Immer häufiger gibt es auch<br />
Kolleginnen, die offen zugeben, sie<br />
„müssten“ ja nicht arbeiten, denn<br />
der Ingenieurs- oder Zahnarzt-Gatte<br />
verdiene schließlich genug.<br />
Wie locken Sie die Männer wieder<br />
in die Erziehung der Dreiradler und<br />
Gehweg-Radfahrer?<br />
Zuallererst: Auch mit A 12 kann man<br />
eine Familie ernähren. Übrigens bekommen<br />
bei uns in Hamburg alle Lehrer,<br />
egal in welcher Stufe sie unterrichten,<br />
A 13. Trotzdem haben wir nicht<br />
mehr Männer an den Grundschulen.<br />
Es kann also nicht nur am Geld liegen.<br />
Aber es ist natürlich ein Teufelskreis<br />
vorhanden: Wer sich als Mann tatsächlich<br />
in einen Kindergarten traut, läuft<br />
Gefahr, bei Körperkontakten zu den<br />
Kindern missverstanden zu werden,<br />
das berichten meine männlichen Studenten<br />
immer wieder aus ihren Sozialpraktika.<br />
Das ist eine schwierige Situation,<br />
zumal die (notwendige) Diskussion<br />
über sexuellen Missbrauch derzeit<br />
die sachliche Betrachtung der Arbeit<br />
von Männern in der Erziehung<br />
erschwert. Leider auch dadurch entziehen<br />
sich immer mehr Männer der Erziehung.<br />
Das Wiederaufleben einer<br />
Macho-Kultur und des männlichen<br />
Cool-Seins ist leider im Moment sehr<br />
kontraproduktiv, und ich beschreibe eigentlich<br />
auch nur aus den Bedürfnis-<br />
Der Hamburger Erziehungswissenschaftler<br />
Dr. Peter Struck hält deutlich<br />
mehr Männer in Kindergärten und<br />
Grundschulen für dringend erforderlich.<br />
sen des Kindes heraus. Die Lösung weiß<br />
ich leider auch nicht. Ich appelliere<br />
immer wieder an die Studenten, auch<br />
mit kleinen Kindern zu arbeiten, und<br />
das gelingt recht gut. Oft schwenken<br />
Studenten für „höhere“ Lehrämter um<br />
und wagen sich in die Grundschule.<br />
Erstmals gehen in Hamburg wieder<br />
Männer in die Grundschulen, weil<br />
derzeit alle Absolventen eingestellt werden.<br />
Das wirkt Gewalt entgegen: Es ist<br />
erwiesen, dass kleine Jungs, die zwischen<br />
Schwester, Mutter, Oma, Kindergärtnerin<br />
und mehreren Klassenlehrerinnen<br />
nacheinander aufwachsen,<br />
die übrigens alle perfekt sind, statistisch<br />
gesehen ein hohes Risiko an Aggression<br />
haben, da positive männliche Vorbilder<br />
einfach fehlen. Ein Jugendrichter<br />
berichtete mir einmal, bei manch’ einem<br />
15-jährigen Straftäter sei er der<br />
allererste Mann, der dem Jugendlichen<br />
in seinem Leben länger zuhöre. Kinder<br />
brauchen ausgewogene Mütterlichkeit<br />
wie Väterlichkeit, ansonsten neigen<br />
sie dazu, sich die brutale Männlichkeit<br />
aus den Medien zu holen. Wir<br />
müssen den Hebel gerade bei den Müttern<br />
ansetzen: Sie müssen auch als Alleinerziehende<br />
ihren Kindern eine lie-<br />
14 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
evolle Väterlichkeit ermöglichen, sei es<br />
bei Nachbarn, im Sportverein oder im<br />
Urlaub. Das kann man organisieren!<br />
Und in der Schule sollte ohnehin jede<br />
Klasse zwei Klassenlehrer haben, eine<br />
Frau und einen Mann. Das geht auch<br />
kostenneutral: Dann hat eben nicht die<br />
5a Frau Müller und die 5b Herrn<br />
Maier, sondern 5a und 5b haben Frau<br />
Müller und Herrn Maier. Das habe ich<br />
in Schleswig-Holstein angeregt, und<br />
nun reden die beiden Klassenlehrer über<br />
das Kind, lernen es gemeinsam besser<br />
kennen, das Verständnis beginnt...und<br />
auch die Last wird gemeinsam getragen.<br />
Wie stellen Sie sich Maßnahmen<br />
gegen das „Weichei-Klischee“ vor,<br />
das Männern anhaftet, die sich beruflich<br />
mit Kindern (nicht Jugendlichen)<br />
beschäftigen?<br />
Es gibt zum Glück viele Männer, die<br />
es schaffen, sich über dieses Vorurteil<br />
hinweg zu setzen. Viele haben allerdings<br />
Angst vor der Steigerung, zunächst als<br />
femininer Mann angesehen zu werden,<br />
schlimmer noch als Pädophiler, oder<br />
ganz extrem des Sexualdelikts verdächtigt<br />
zu werden. Ich schaffe es, den<br />
männlichen Studenten diese Angst zu<br />
nehmen und bin auch in der Öffentlichkeit<br />
sehr aktiv, um Männer dazu<br />
zu ermuntern, weiter in diese Richtung<br />
zu gehen.<br />
Jungen neigen eher zu Gewalt, weil<br />
die Vernetzung von rechter und linker<br />
Gehirnhälfte bei ihnen ohne<br />
Training schlechter funktioniert als<br />
bei Mädchen, ist bei Ihnen zu lesen.....<br />
Jungs haben bei uns weniger Chancen,<br />
weil wir einfach zu sehr an den alten<br />
Erziehungsweisen festhalten. Wir sind<br />
im Kern eine Belehrungsschule, in der<br />
das Kognitive zu stark angesprochen<br />
wird. Schule war eigentlich immer eine<br />
„linkshirnige“ Angelegenheit, und das<br />
passte auch gut: Viel lernen, nicht verknüpfen<br />
und nachdenken: Obrigkeitsgläubigkeit<br />
war gefragt. Das Kommunikative,<br />
Soziale kam zu kurz. Mädchen<br />
haben da Vorteile, nicht nur durch<br />
die stärkeren Neuronensynapsen zwischen<br />
linker und rechter Gehirnhälfte,<br />
sondern einfach durch die Tatsache, dass<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
sie zu Hause viel mehr sozial gefordert<br />
werden als Jungen, zum Beispiel beim<br />
Aufpassen auf kleinere Geschwister,<br />
und sie erhalten mehr Emotionalität<br />
und Kommunikation.<br />
Ein Beispiel ist auch das Fach Musik:<br />
Der musische Bereich wird in der Schule<br />
über die linke Hirnhälfte gelehrt, die<br />
kreative rechte Hälfte wird zu wenig<br />
angesprochen. Für viele Schüler ist<br />
Musik privat sehr wichtig, aber als<br />
Schulfach schneidet Musik als zweitschlechtestes<br />
Fach in der Beliebtheitsskala<br />
ab.<br />
Zur Ausbildung: An deutschen Grundschulen<br />
unterrichten im Schnitt die ältesten<br />
Kollegen, und dennoch ist die<br />
Grundschule die beste Schule, die wir<br />
haben: Die Grundschullehrerinnen<br />
sind deshalb so gut, weil sie fast alle<br />
Fächer mit ihren Kindern verbringen,<br />
sie können viel mehr mit den Kindern<br />
erleben als Fachlehrer. Deshalb ändern<br />
wir in Hamburg auch die Ausbildung:<br />
Das zweite Fach wird durch ein Bündel<br />
von pädagogischen Themenbereichen<br />
ersetzt, um einen ganzheitlichen<br />
Ansatz zu vermitteln.<br />
Klassen müssen Lernfamilien,<br />
(Be)Lehrer Lernberater werden. Dazu<br />
ist auch eine neue Fehlerkultur notwendig.<br />
Man darf nicht die ganze<br />
Schulzeit hindurch mit negativen Beurteilungen<br />
verfolgt werden, sondern<br />
der Lehrer sollte vielmehr am Spielfeldrand<br />
stehen und den Schüler beim Lernen<br />
beobachten und beraten.<br />
Zudem schaffen es die Lehrer auch<br />
nicht mehr, 35 Jahre lang frontal zu<br />
unterrichten, das sieht man schon an<br />
den stark gestiegenen Zahlen der Frühpensionierungen.<br />
Jürgen Reichen, den<br />
wir ja nach Hamburg angeworben<br />
haben, hat mir das bestätigt: Er hat<br />
als Lernberater eigentlich immer nur<br />
mit einem Kind zur Zeit zu tun, das<br />
zu ihm kommt, weil es das Thema trotz<br />
der Erklärungsversuche dreier Mitschüler<br />
immer noch nicht verstanden hat<br />
oder weil es von seinem wackelnden<br />
Milchzahn berichten muss. Hätte er<br />
mit seinen sechzig Jahren immer noch<br />
dauernd die ganze Klasse frontal vor<br />
sich, würde er wohl längst im Ruhestand<br />
sein, sagte er. Wir brauchen eben<br />
eine andere Arbeitsplatzbeschreibung<br />
für Lehrer, in der Erziehungsleistung<br />
genauso verrechnet und bezahlt wird<br />
wie das Unterrichten.<br />
Lehrer investieren übrigens am besten<br />
in ihren eigenen Arbeitsplatz, indem<br />
sie den Eltern beim Erziehen helfen:<br />
Wenn Eltern die Erziehung wieder<br />
besser hinkriegen, haben es die Lehrer<br />
auch wieder leichter und halten besser<br />
durch.<br />
Dass Gewalt auch durch das System<br />
Schule entstehen kann, zeigen Sie<br />
eindrucksvoll. Ein Punkt dabei ist,<br />
dass das Selektionsprinzip am Ende<br />
der Grundschulzeit Aggressionen<br />
fördert: Falsche Schullaufbahnempfehlungen<br />
träfen immerhin ein<br />
Drittel aller SchülerInnen. Bei uns<br />
in Rheinland-Pfalz sind die zwar<br />
nicht bindend für die Eltern, jedoch<br />
entscheiden auch die Eltern sich<br />
nicht unbedingt richtiger. Wäre<br />
Ihre Konsequenz also die Forderung<br />
der Gesamtschule mindestens bis<br />
Klasse 10, um allzu frühe Auswahl<br />
zu vermeiden?<br />
Ich plädiere unbedingt für die sechsjährige<br />
Grundschule. Bei den weiterführenden<br />
Schulen ist mein Trost im<br />
Moment die verstärkte Entwicklung<br />
von Schulprofilen, wo Bildungswege<br />
andersartiger Prägung nebeneinander<br />
verlaufen. Im Kern stelle ich mir aber<br />
ein zweigliedriges Schulsystem vor.<br />
Nicht im Sinne von „oben“ und „unten“,<br />
sondern mit zwei Säulen. Bildend<br />
und erziehend würde eine studienbezogene<br />
Schule (die man auch Gymnasium<br />
nennen könnte) wirken, erzie-<br />
Bildungspolitik<br />
15
Bildungspolitik<br />
hend und bildend eine Bündelung von<br />
Hauptschule, Realschule und Gesamtschule<br />
mit vielen verschiedenen inhaltlichen<br />
Schwerpunkten. Beide Schulen<br />
könnte man nach dem 10. Schuljahr<br />
für eine Berufsausbildung verlassen,<br />
beide würden aber auch zum Abitur<br />
führen. Was wir dann noch bräuchten,<br />
wären Förderzentren für Schüler<br />
mit Behinderungen, denen man mit<br />
Integration keinen Gefallen täte.<br />
Die „Flower-Power“-Zeit habe ein<br />
weicheres Männerbild erlaubt, berichten<br />
Sie. Prima, und was haben<br />
wir davon? Offensichtlich ist nichts<br />
hängen geblieben bei denen, die<br />
Woodstock schon bewusst miterlebt<br />
haben, sprich: also bei den<br />
meisten der derzeit unterrichtenden<br />
LehrerInnen, sonst hätten Sie Ihre<br />
Kapitel über Lehrer und Schule verkürzen<br />
können. Versuchen wir es<br />
besser mit den Neuen: Eine veränderte,<br />
der Gegenwart angepasste<br />
Lehrerbildung, fordern auch die<br />
Gewerkschaften schon lange. Wer<br />
aber soll sie in absehbarer Zeit leisten,<br />
damit sich bald etwas ändert?<br />
Auch die AusbilderInnen an Seminaren<br />
sind letzten Endes Opfer ihrer<br />
eigenen Ausbildung vor meist<br />
mindestens zwei oder drei Jahrzehnten!<br />
Meine These ist folgende: Etwa 50 Prozent<br />
dessen, was den Lehrer ausmacht,<br />
ist seine sowieso vorhandene Persönlichkeit,<br />
25 Prozent seine Ausbildung. Die<br />
Ausbildung gedrittelt in Studium, Referendariat<br />
und Fortbildung. Die 8<br />
Prozent Fortbildung sind der beste Teil,<br />
weil am aktuellsten, das Referendariat<br />
ist eigentlich der unseligste Teil, und<br />
das Studium sicher der praxisfernste<br />
Teil. Das Hauptseminar ist ein wunder<br />
Punkt. Deshalb fordere ich die einphasige<br />
Lehrerausbildung. Studienbegleitend<br />
ab dem 1. oder 2. Semester<br />
eine Klasse begleiten, einen Tag pro<br />
Woche unterrichten. Damit bräuchte<br />
man kein Referendariat mehr. Wir<br />
haben in Hamburg die Lehrerbildungs-Reform,<br />
die im nächsten Jahr<br />
beginnt: Mehr Praxis, Studium und<br />
Referendariat werden zu einer Phase<br />
vereinigt. Langfristig ist die Ausbildung<br />
zu Klassenlehrer und Fachlehrer eine<br />
sinnvolle Mischung.<br />
Dass in Hamburg alle Lehrer A 13<br />
kriegen, ist schön. Es ist schlimm, dass<br />
allgemein Grundschullehrer mehr unterrichten<br />
müssen und weniger Geld<br />
bekommen, weil ihr Schwerpunkt im<br />
erzieherischen Bereich liegt. Erziehung<br />
wird geringwertig, Bildung hochwertig<br />
eingestuft. Das geht heute nicht<br />
mehr!<br />
„Wer genau hinguckt und über diagnostische<br />
und therapeutische Fähigkeiten<br />
verfügt, kann im Kindergarten-<br />
und Grundschulalter kriminellen<br />
Karrieren mit geringem Aufwand<br />
vorbeugen. Ein Frühwarnsystem<br />
kostet die Gesellschaft viel weniger<br />
als spätere Korrekturversuche.<br />
Eine Eltern aufsuchende Pädagogik,<br />
ein erzieherisches Netzwerk vor Ort<br />
und Präventionsräte vermögen gegen<br />
Gewalt zu impfen“, schreiben<br />
Sie in einem Kapitel über Erfolgskonzepte<br />
gegen Gewalt. Ja gern!<br />
Wie aber soll das durchgesetzt werden?<br />
Präventive Pädagogik will<br />
doch immer noch kein Landesvater<br />
bezahlen! Sehen Sie sich hier nur als<br />
Mahner oder haben Sie konkrete<br />
Vorschläge zur Umsetzung?<br />
Frühwarnsystem heißt zweierlei: Man<br />
kann sich einerseits in diese Richtung<br />
qualifizieren, und das machen die meisten<br />
ganz gut. Andererseits wird aber<br />
auch die Vernetzung der Institutionen<br />
gebraucht. In Schleswig-Holstein und<br />
Hamburg funktioniert das schon: Ehrenamtliche<br />
Netzwerke überlegen präventive<br />
Maßnahmen gegen Gewalt. In<br />
Hamburg haben Präventionslehrer ihre<br />
eigenen Räume. Dort arbeiten sie viel<br />
mit einzelnen Kindern, mit Eltern und<br />
Lehrern.<br />
Je rigider das Schulsystem eines Bundeslandes<br />
ist, desto schlimmer sind die<br />
Gewaltprobleme dort in den Schulen.<br />
Wo Schulen die Erziehung gestärkt<br />
haben, nahm die Gewalt dagegen spürbar<br />
ab. Aber wie kriegt man das in die<br />
Köpfe der Politiker? Bei den jüngeren<br />
funktioniert das ganz gut, da fällt mir<br />
zum Beispiel Sigmar Gabriel aus Niedersachsen<br />
ein, aber auch andere sind<br />
sehr bemüht. Aber das dauert eben Jahre.<br />
„Die Schule ist die einzige Lebenswelt,<br />
die noch sämtliche jungen<br />
Menschen bewusst erzieherisch erreichen<br />
kann; diese ihr mit der<br />
Schulpflicht zugewiesene Möglichkeit<br />
muss sie zunehmend nutzen,<br />
auch wenn das nicht ihr ursprünglicher<br />
Kernauftrag war.(...) Gewalt<br />
in der Schule wird aber erst dann<br />
deutlich abnehmen, wenn die Eltern<br />
als Wähler das auch so wollen und<br />
wenn sie über ihre zunehmende Partizipation<br />
im Rahmen einer autonomeren<br />
Schule das Recht gewinnen,<br />
mehr gestalterischen Einfluss<br />
auf das jeweilige Schulprogramm<br />
und auf das Schulleben nehmen zu<br />
können“. So endet Ihr Buch „Wie<br />
schütze ich mein Kind vor Gewalt<br />
in der Schule?“. Ich stimme zu, absolut,<br />
aber jetzt müsste sich schleunigst<br />
die gesamte Lehreraus- und -<br />
fortbildung gewaltig ändern. Und,<br />
zu schön um wahr zu sein, wie bringen<br />
Sie den Eltern nahe, die Mitwirkung<br />
in der Schule nicht mehr<br />
als „völlig wurscht“ oder bestenfalls<br />
noch „lästige Pflicht“ zu vermitteln?<br />
Sie sagen ja selbst, dass Eltern sich<br />
aus der Erziehung an sich immer<br />
mehr zurückziehen und die Schule<br />
hier aushelfen muss. Wie passen<br />
dazu Eltern (und gemeint sind nicht<br />
die zwei oder drei pro Klasse, die<br />
immer mit wohlmeinenden Ratschlägen,<br />
weil ihre Schwägerin auch<br />
Pädagogin ist oder so, im Türrahmen<br />
stehen!), die engagiert mitwirken<br />
wollen?<br />
Ich beobachte bei meinen Vorträgen,<br />
dass in letzter Zeit mehr Eltern als Lehrer<br />
kommen. Leider geht die Schere jedoch<br />
bei den Eltern immer weiter auseinander:<br />
Zunehmendes Interesse auf<br />
der einen Seite, null Interesse auf der<br />
anderen. Eltern können aber beispielsweise<br />
Kinder, um die sich keiner kümmert,<br />
zum Hausaufgabenmachen einladen.<br />
Das strahlt auf andere Schüler<br />
aus, und oft kippt damit dann die ganze<br />
Sache ins Positive.<br />
Ich sitze ja einmal in der Woche am<br />
bundesweiten Schul-Sorgentelefon, da<br />
höre ich vor allem die Mütter sehr deutlich:<br />
Alleine könnten sie ja doch nichts<br />
bewirken. Sie haben wirklich nur dann<br />
Chancen, wenn sie sich vernetzen. Ich<br />
rege immer zur Partizipation an, dann<br />
lässt sich in der Schule viel bewegen!<br />
16 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
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17
Serie: Jugend heute<br />
Der Jugend eine Zukunft<br />
Dr. Hofmann-Göttig zu den politischen Herausforderungen durch die Jugend<br />
In der zwischenzeitlich 6. aktualisierten Fassung beschäftigt sich<br />
Staatssekretär Dr. Joachim Hofmann-Göttig, neuerdings auch wieder<br />
für den Schulbereich zuständig, unter der Überschrift „Der Jugend<br />
eine Zukunft“ mit den politischen Herausforderungen durch die nachwachsende<br />
Generation. Im Internet ist die umfangreiche Analyse unter<br />
der Web-Adresse www.net-part.rlp.de nachzulesen. Wir veröffentlichen<br />
die Kurzfassung der Studie sowie weitere ausgewählte Passagen,<br />
die sich u.a. mit dem Ergebnis der jüngsten Landtagswahl in Rheinland-Pfalz<br />
sowie dem Thema „Jugend und Rechtsextremismus“ befassen.<br />
Kurzfassung der Studie<br />
„Der Jugend eine Zukunft“<br />
Jugend und Politik - die Botschaften<br />
der Wahlforschung sind irritierend.<br />
• Bei der Landtagswahl am 26. April<br />
1998 in Sachsen-Anhalt wählten<br />
25,4 Prozent der Jungwähler/innen<br />
die rechtsextreme DVU, unter den<br />
männlichen Jungwählern wurde die<br />
DVU mit 31,7 Prozent sogar führende<br />
Partei.<br />
• Bei der Bundestagswahl vom 27.<br />
September 1998 waren die Rechtsparteien<br />
im Jungwähler/innen-Alter<br />
auch relativ stark. Aber bemerkenswerter<br />
ist die relative Stabilität im<br />
Jungwähler/innen-bereich bei dieser<br />
Erdrutsch-Wahl. Den Ausschlag gaben<br />
diesmal nicht die Jungwähler/<br />
innen, sondern die mittleren Altersgruppen.<br />
• Bei der Landtagswahl in Hessen<br />
wiederum am 7. Februar 1999 wird<br />
Rot-Grün abgewählt. Bei den Jungwählern/innen<br />
erreicht Rot-grün<br />
zusammen gerade 41 Prozent, die<br />
CDU allein 43 Prozent. Die CDU<br />
kann in dieser Altersgruppe ihre<br />
stärksten Gewinne verbuchen.<br />
• Bei den Wahlen im Sommer/<br />
Herbst 1999 (LTW Bremen, Europawahl,<br />
LTW Saarland, Brandenburg,<br />
Thüringen, Sachsen und Berlin)<br />
hat die SPD bei der Jugend<br />
kaum mehr etwas zu bestellen; die<br />
CDU ist (außer in der Stadt Bremen<br />
und Berlin) überall vorn bis hin zu<br />
Sachsen mit 56 Prozent CDU-Anteilen<br />
und gerade noch 10 Prozent<br />
Jungwähler/innen-Stimmen für die<br />
SPD!<br />
Die Grünen, einstmals Jungwähler/<br />
innen-Partei, sind massiv im Abwind<br />
und erreichen nunmehr bei den Jungen<br />
kaum mehr als bei den Wählern/<br />
innen insgesamt.<br />
Dagegen hat sich die PDS im Osten<br />
erstaunlich gefestigt, bis hin zu Spitzenwerten<br />
bei den Jungwählern/innen<br />
in Brandenburg mit 23 Prozent.<br />
Auch, wenn die Parteien der extremen<br />
Rechten nicht sonderlich erfolgreich<br />
waren, so sind sie doch weiterhin<br />
in der nachwachsenden Generation<br />
überproportional gefragt.<br />
• Bei der Landtagswahl in Schleswig-<br />
Holstein am 27. Februar 2000, der<br />
ersten Landtagswahl nach und in der<br />
Parteispendenaffäre der CDU, behauptet<br />
sich zwar Rot-Grün, aber<br />
Schwächen im Jugendbereich sind<br />
weiterhin unübersehbar. Die SPD<br />
hat hier ihre schwächsten Ergebnisse,<br />
die Grünen verlieren in der Jugend<br />
massiv. Die eigentliche „Krisen-<br />
Gewinnlerin“ ist die FDP mit rund<br />
10 Prozent Jungwähler/innen-Anteilen.<br />
• Hervorstechendes Merkmal der<br />
Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen<br />
am 14. Mai 2000 war die katastrophale<br />
Wahlbeteiligung. Bei den<br />
jungen Twens (21-24-jährige) mochten<br />
gerade noch 37,5 Prozent der<br />
Wähler/innen ihr Kreuzchen machen.<br />
Wahlbeteiligung droht zum<br />
Minderheitenphänomen der jungen<br />
Generation zu werden.<br />
• Was die Parteipräferenzen der verbliebenen<br />
Jungwähler/innen in<br />
Bietet den Diskurs über seine Studie im<br />
Internet an: der gelernte Diplom-Pädagoge<br />
Dr. Joachim Hofmann-Göttig.<br />
NRW angeht, so musste die SPD<br />
hier die relativ schwächsten Ergebnisse<br />
verbuchen. Die CDU hingegen<br />
konnte zufrieden sein. Die Grünen<br />
blieben weiterhin eher schwach und<br />
die FDP hatte, wie schon in Schleswig-Holstein,<br />
hier ihre stärkste Bastion.<br />
• Auch bei den Landtagswahlen in<br />
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg<br />
am 25. März 2001 folgt die<br />
Wahlbeteiligung dem in Nordrhein-<br />
Westfalen vorgegebenen Trend.<br />
• Die Parteipräferenzen sind hingegen<br />
irritierend: Eine Mehrheit für<br />
Sozial-liberal in Rheinland-Pfalz,<br />
eine Mehrheit für Christlich-liberal<br />
in Baden-Württemberg; die Grünen<br />
weiterhin im Abwind, die FDP im<br />
Jungwähler-Hoch und die „Republikaner“<br />
weiterhin vor allem bei den<br />
jungen Männern erschreckend hoch.<br />
Die Analyse anhand amtlicher Daten<br />
zeigt aber auch: Wenn es um die<br />
Jungwähler/innen geht, ist auf Umfragedaten<br />
nicht hinlänglich Verlass.<br />
Kann die Jugendforschung<br />
klareren Aufschluss darüber<br />
geben, wohin die<br />
Jugend politisch will?<br />
Schon die 12. Shell-Jugendstudie<br />
„Jugend 97“ lieferte Hinweise, wonach<br />
das Vertrauen in die institutionalisierte<br />
Politik dramatisch gesun-<br />
18 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
ken ist. Die gesellschaftliche Krise<br />
hatte die junge Generation voll erreicht,<br />
auch mental.<br />
Aktuelleres Material lieferten die<br />
EMNID-Befragungen von über<br />
3.000 14-18-jährigen BRAVO 1998<br />
und BRAVO 1999. Die wichtigste<br />
Erkenntnis: Die Erwartungen an<br />
Politik junger Menschen entsprechen<br />
heute genau denen der Erwachsenen.<br />
Vorne an steht die Forderung, dass<br />
sich die Politik um die Bekämpfung<br />
der Arbeitslosigkeit kümmert. EM-<br />
NID macht keineswegs einen konservativen<br />
Trend bei den künftigen<br />
Jungwählern/innen fest. Im Gegenteil,<br />
die SPD könnte hier 43 Prozent<br />
erwarten, die CDU/CSU nur 32<br />
Prozent.<br />
Die 13.Shell-Jugendstudie „Jugend<br />
2000“ zeichnet das Bild einer pragmatischen<br />
Generation, die wenig<br />
Hoffnung setzt auf Politik, eine Generation<br />
allerdings, die einsteigen<br />
will in das Erwerbsleben, die eine<br />
Zukunft für sich reklamiert. Eine<br />
Generation, die auch wieder von der<br />
Politik überzeugt werden kann, soweit<br />
sie nicht Sprechblasen, sondern<br />
reale Dienstleistungen bringt.<br />
Liefern die Befragungen<br />
der Wahlforscher weitere<br />
Erkenntnisse?<br />
Auch die ZDF-Politbarometer-Daten<br />
der Forschungsgruppe Wahlen<br />
zeigen, dass die SPD bei den Erstwählern/innen<br />
ein Potenzial bis zu<br />
50 Prozent hat.<br />
Eine Auswertung der Deutschland-<br />
TREND-Daten von Infratest dimap<br />
bestätigt, dass der politische Prioritäten-Katalog<br />
von Jungen mit dem<br />
der Erwachsenen fast identisch ist.<br />
Die Berichterstattung der jüngsten<br />
Zeit ist überschattet von einer erschreckenden<br />
Brutal-Gewalt rechtsextremer<br />
Gruppierungen. Ausländerhass<br />
schlägt sich im wahrsten Sinne<br />
des Wortes täglich nieder in militantester<br />
Gewalt, vor allem im Osten,<br />
aber auch im Westen unseres Landes<br />
und im Ausland. Eine breite Debatte<br />
über Parteienverbote und vielfältige<br />
gesellschaftliche Aktivitäten für<br />
Toleranz und gegen Fremdenhass ist<br />
entstanden.<br />
Die Rechts-Extremismus-Forschung<br />
hilft uns, das Phänomen Jugend und<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
Rechtsextremismus besser zu verstehen.<br />
Ist die Bereitschaft rechtsextrem zu<br />
wählen, Ausdruck eines diffusen Protestes<br />
oder einer ausgeprägten Gesinnung?<br />
Antwort: Sowohl als auch,<br />
aber mehr Gesinnung als man denkt.<br />
Hat der Rechtsextremismus auf der<br />
Einstellungsebene in den letzten Jahren<br />
an Bedeutung gewonnen? Antwort:<br />
Nein. Die Zustimmung zu<br />
rechtsextremen Aussagen ist im Vergleich<br />
der Jahre 1994 und 1998 bei<br />
fast allen Ausprägungen konstant<br />
geblieben.<br />
Denken Junge häufiger rechtsextrem<br />
als Erwachsene? Die für manchen<br />
zunächst überraschende Antwort:<br />
Nein. Aber es gibt einen Ost-West-<br />
Unterschied. Im Osten sind die<br />
rechtsextremen Einstellungen häufiger<br />
anzutreffen als im Westen.<br />
Manche sagen, die deutschen rechtsextremen<br />
Einstellungen seien im internationalen<br />
Vergleich durchaus<br />
„normal“. Ist das so? Antwort: Im<br />
Prinzip ja. Fremdenfeindliche Einstellungen<br />
bewegen sich in Deutschland<br />
im EU-Durchschnitt. Es gibt<br />
also schlimmere Länder (an der Spitze<br />
Griechenland), aber auch bessere<br />
(an der Spitze Spanien und Portugal).<br />
Gewiss kein Ruhmesblatt für manche<br />
EU-Länder, für das geschichtsgeschädigte<br />
Deutschland freilich erst<br />
Recht nicht.<br />
Aus alledem sind Schlüsse<br />
zu ziehen.<br />
Jugendliche wollen nicht nur von<br />
Problemen hören, sondern auch von<br />
Zukunftschancen. Die Erwartungen<br />
an Politik sind denen der Erwachsenen<br />
sehr verwandt. Der ausgeprägten<br />
Politikverdrossenheit kann nur<br />
durch Glaubwürdigkeit entgegen<br />
getreten werden.<br />
Vor allem die SPD hat durchaus weiterhin<br />
alle Chancen bei den künftigen<br />
Erstwählern/innen, wenn sie sich<br />
um die Zukunftschancen der jungen<br />
Generation sichtbar kümmert. Aber<br />
nur dann.<br />
Es gibt kein Sonderproblem „Jugend<br />
und Rechtsextremismus“. Rechtsextreme<br />
Einstellungen werden in der<br />
Jugend in dem Maße zu bekämpfen<br />
sein, wie dies für die Bevölkerung<br />
insgesamt gilt.<br />
Die Jugend erreichen wird nur die<br />
Partei, die kontinuierlich mit ihr<br />
spricht und dabei Glaubwürdigkeit<br />
im Handeln beweist.<br />
Was die Jugend will? Eine Chance für<br />
eine konkrete Zukunft. Wer der Jugend<br />
eine Zukunft weist, der hat<br />
selbst eine.<br />
Wahl in Rheinland-Pfalz:<br />
Sozial-liberaler Frühling<br />
Zehn Jahre - bundesweit die einzige<br />
- sozial-liberale Landesregierung in<br />
Rheinland-Pfalz, am 25. März 2001<br />
mit der bisher höchsten Zustimmung<br />
ausgestattet (SPD: 44,7 Prozent<br />
= plus 4,9 Prozentpunkte; FDP:<br />
7,8 Prozent = minus 1,1 Prozentpunkte).<br />
Die Oppositionsparteien<br />
(CDU: 35,3 Prozent = minus 3,4<br />
Prozentpunkte; GRÜNE: 5,2 Prozent<br />
= minus 1,7 Prozentpunkte) am<br />
Boden.<br />
Die Koalition, vor allem die SPD,<br />
verdankt diesen Triumph, vor allem<br />
• dem hohen Ansehen des Ministerpräsidenten<br />
Kurt Beck,<br />
• der hohen Kompetenzzuschreibung<br />
der Landesregierung,<br />
• dem für die SPD günstigen bundespolitischem<br />
Klima und dem Einsatz<br />
von Bundeskanzler Gerhard<br />
Schröder,<br />
• und dem Besetzen von Zukunftsthemen,<br />
vorne weg das Thema „Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf“<br />
(Ausbau der Ganztagsschule).<br />
Letzteres Thema war im Wahlkampf<br />
sehr bestimmend. Es ist ein Thema,<br />
das für jüngere Menschen besonders<br />
wichtig ist und besonders für junge<br />
Frauen. Schon deshalb ist die Analyse<br />
der Wahl nach Alter und Geschlecht<br />
von besonderem Interesse.<br />
Markant für die Landtagswahl war<br />
allerdings die dramatisch schwache<br />
Wahlbeteiligung, mit 62,1 Prozent,<br />
einem Verlust von minus 8,7 Prozentpunkten:<br />
Ein Rekordtief im Lande.<br />
Natürlich interessiert hier ganz<br />
besonders, wie sich die Wahlbeteiligung<br />
nach Alter entwickelt hat. Methodisch<br />
ist für Rheinland-Pfalz hervorhebenswert,<br />
dass erstmals auch<br />
die Briefwähler/innen in die amtliche<br />
Sonderauszählung einbezogen<br />
werden konnten.<br />
Serie: Jugend heute<br />
19
Serie: Jugend heute<br />
Tabelle 1:<br />
Wahlbeteiligung bei der RP-Wahl 2001 nach Altersgruppen<br />
(Angaben in Prozent / Veränderung gegenüber 1996 in Prozentpunkten)<br />
Altersgruppen Wahlbeteiligung Wahlbeteiligung Wahlbeteiligung<br />
(In Jahren) 2001 1996 Veränderung<br />
18 - 20 49,2 59,3 -10,1<br />
21 - 24 41,8 50,9 -9,1<br />
25 - 29 44,3 53,4 -9,1<br />
30 - 34 48,7 56,3 -7,6<br />
35 - 39 56,4 61,9 -5,5<br />
40 - 44 58,3 67,7 -9,4<br />
45 - 49 63,4 73,5 -10,1<br />
50 - 59 70,8 76,7 -5,9<br />
60 - 69 77,7 80,6 -2,9<br />
70 J. und älter 71,3 70,9 +0,4<br />
Insgesamt 62,9 67,9 -5,0<br />
Eigene Zusammenstellung<br />
Quelle: Repräsentative Wahlstatistik, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz<br />
Hinweis: Das Statistische Landesamt hat im Jahre 2001 die Briefwähler/innen berücksichtigt, nicht<br />
aber im Jahre 1996. Dies hat Auswirkungen auf die Interpretation der Veränderungen vor allem für<br />
die stärksten Briefwähler/innen-Gruppen, nämlich den jungen Wählern/innen und den Senioren/<br />
innen. Dort war die Wahlbeteiligung 1996 höher als in der Statistik ausgewiesen, der Negativtrend<br />
2001 ist also real stärker.<br />
Die Streubreite zwischen Alt und<br />
Jung hinsichtlich der Wahlbeteiligung<br />
ist bemerkenswert. Während<br />
sich 77,7 Prozent der 60-69-jährigen<br />
an der Wahl beteiligten, waren es bei<br />
den 21-24-jährigen gerade einmal<br />
41,8 Prozent (Streubreite: 35,9 Prozentpunkte).<br />
Das Bild würde noch krasser, wenn<br />
die Wahlbeteiligung nach Alter und<br />
Geschlecht betrachtet wird, denn die<br />
Wahlbeteiligung der Frauen lag noch<br />
einmal insgesamt 1,1 Prozentpunk-<br />
Tabelle 2:<br />
Stimmabgabe bei der RP-Wahl nach Altersgruppen<br />
(Angaben in Prozent / Veränderung gegenüber 1996 in Prozentpunkten)<br />
te unter der der Männer. Negativrekord:<br />
Die 21-24-jährigen Frauen mit<br />
39,1 Prozent. Positivrekord: Die 60-<br />
69-jährigen Männer mit 78,8 Prozent<br />
(Streubreite zwischen den Extremen:<br />
39,7 Prozentpunkte).<br />
Der rheinland-pfälzische Landtag<br />
will eine Enquete-Kommission einsetzen,<br />
die sich mit den Ursachen der<br />
jugendlichen Wahlabstinenz und den<br />
Motivationsstrategien beschäftigen<br />
soll.<br />
Altersgruppen CDU SPD Grüne FDP REP<br />
18-24 J. 31,1 -5,0 37,1 +4,5 8,7 -5,0 10,2 +1,6 5,0<br />
25-34 J. 29,0 -2,4 42,6 +3,0 9,5 -4,5 8,4 +1,0 3,9<br />
35-44 J. 27,3 -4,6 47,3 +3,6 10,5 -0,7 6,3 -1,0 3,0<br />
45-59 J. 32,5 -6,5 47,5 +6,1 5,3 +1,4 7,9 -2,6 2,6<br />
60 J. u.ä. 43,7 -3,5 43,2 +4,8 1,6 +0,4 7,3 -1,5 1,9<br />
Insges. * 35,2 -3,7 44,7 +4,6 5,6 -1,0 7,5 -1,3 2,7<br />
Eigene Zusammenstellung<br />
Quelle: Statistisches Landesamt , Repräsentative Wahlstatistik<br />
* Hinweis: In Rheinland-Pfalz wurden im Jahre 2001 erstmals auch die Briefwähler/innen in die<br />
Repräsentative Wahlstatistik einbezogen. Daraus ergeben sich bei Vergleichen mit den Vorwahlen<br />
(hier: 1996) geringfügige Unsicherheiten.<br />
Jungwähler/innen-Botschaften<br />
der Rheinland-<br />
Pfalz-Wahl<br />
• Die CDU hat im Jungwählerbereich<br />
kräftig verloren (-5,0 Prozentpunkte)<br />
und liegt nun deutlich hinter<br />
der SPD (6,0 Prozentpunkte).<br />
Ihre stärkste Unterstützung hat sie<br />
weiterhin bei den Senioren, wo sie<br />
aber mittlerweile gleich auf liegt mit<br />
der SPD:<br />
• Die SPD konnte im Jungwählerbereich<br />
durchschnittlich zulegen, sie<br />
hat ihre stärkste Unterstützung in<br />
den mittleren Jahrgängen (35-59jährige).<br />
• Die Grünen verlieren massiv bei<br />
den Jungen, halten sich stabil in den<br />
mittleren Jahrgängen und wachsen<br />
allmählich durch zu den Jung-Senioren.<br />
• Die FDP ist auch in RP am stärksten<br />
bei den Jungen, bei denen sie<br />
sogar zulegen konnte.<br />
• Die „Republikaner“ erreichen trotz<br />
insgesamt schwacher Ergebnisse bei<br />
den Jungwählern mit 5 Prozent ihr<br />
relativ bestes Resultat.<br />
Frauen wählen anders<br />
Während bei früheren Wahlen der<br />
letzten Jahrzehnte (Ausnahme:<br />
Schleswig-Holstein) die Geschlechtszugehörigkeit<br />
für die Parteipräferenzen<br />
nicht erheblich war, zeigen sich<br />
in Rheinland-Pfalz im Jahre 2001<br />
durchaus bemerkenswerte Unterschiede:<br />
• Die CDU schneidet weiterhin bei<br />
den Wählerinnen besser ab, als bei<br />
den Wählern, aber die Unterschiede<br />
sind (mit +1,6 Prozentpunkte) geringer<br />
geworden. Bei den 25-44-jährigen<br />
Frauen ist sie allerdings schwächer<br />
als bei den Männern.<br />
• Die SPD ist diesmal - anders als<br />
noch 1996 - bei den Frauen (mit<br />
+1,9 Prozentpunkten) deutlich stärker<br />
als bei den Männern. Dies zieht<br />
sich durch alle Altersgruppen. Besonders<br />
ausgeprägt ist der Vorsprung<br />
aber bei den Wählerinnen im Alter<br />
von 18 bis 34 Jahren. Die SPD kann<br />
sich damit in ihrer Themensetzung<br />
im Wahlkampf mit der „Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf“ (Ganztagsschule)<br />
bestätigt finden.<br />
• Die FDP ist weiterhin hinsichtlich<br />
ihrer Wählerschaft überwiegend<br />
20 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
männlich (+1,8 Prozentpunkte). Das<br />
gilt verstärkt für die jüngeren Altersgruppen.<br />
• Die Grünen sind weiterhin etwas<br />
erfolgreicher bei den Wählerinnen<br />
(+0,6 Prozentpunkte) als bei den<br />
männlichen Wählern. Dies ist am<br />
ausgeprägtesten in ihrer stärksten<br />
Altersgruppe, den 35-44-jährigen.<br />
Hier erreichen sie 9,2 Prozent bei<br />
den Männern, aber beachtliche 11,8<br />
Prozent bei den Wählerinnen.<br />
• Für die „Republikaner“ gilt weiterhin<br />
der Grundsatz: Ihre Wählerschaft<br />
splittet sich zwischen Männern<br />
und Frauen im Verhältnis 2 :<br />
1. Und dies gilt für alle Altersgruppen.<br />
Während sie bei den Jungwählerinnen<br />
z.B. 3,3 Prozent verbuchen,<br />
sind dies bei den jungen Männern<br />
beachtliche 6,6 Prozent.<br />
Jugend und Rechtsextremismus<br />
Die Wahlforschung hat nachgewiesen,<br />
dass die Bereitschaft Junger<br />
rechtsextrem zu wählen seit etwa<br />
zehn Jahren in Deutschland ausgeprägter<br />
ist, als im fortgeschrittenen<br />
Alter. Dieser Befund ist unstrittig.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
Aber damit verbunden sind offene<br />
Fragen:<br />
• Ist die Bereitschaft rechtsextrem zu<br />
wählen Ausdruck eines diffusen Protestes<br />
oder einer ausgeprägten Gesinnung?<br />
• Hat der Rechtsextremismus auf der<br />
Einstellungsebene in den letzten Jahren<br />
an Bedeutung gewonnen?<br />
• Denken mehr Junge rechtsextrem<br />
als Erwachsene?<br />
Der Mainzer Politikwissenschaftler<br />
Jürgen Falter hat sich mit diesen Fragen<br />
beschäftigt. Er hat eine Rechtsextremismusskala<br />
erstellt, mit deren<br />
Hilfe er typische Einstellungen misst.<br />
Darin fließen folgende positiv unterstützte<br />
Aussagen ein:<br />
- Positive Einstellung zum Nationalsozialismus<br />
- Hitler als großer Staatsmann<br />
- BRD ist überfremdet<br />
- Ausländer sollten Landsleute heiraten<br />
- Einfluss der Juden ist zu groß<br />
- Juden sind fremdartig<br />
- Diktatur ist oft besser<br />
- Mehr Nationalgefühl notwendig<br />
- Stolz, Deutscher zu sein<br />
Ist die Bereitschaft rechtsextrem<br />
zu wählen, Ausdruck<br />
eines diffusen Protestes<br />
oder einer ausgeprägten<br />
Gesinnung?<br />
Sowohl als auch, aber mehr Gesinnung<br />
als man denkt! Die Frage, ob<br />
sich hinter dem rechtsextremen<br />
Wahlverhalten Protest oder Gesinnung<br />
verbirgt, war lange Zeit kontrovers.<br />
Jürgen Falter ist ihr mit einer Panel-<br />
Untersuchung (Befragung derselben<br />
Personen im Jahre 1994 und 1998)<br />
nachgegangen.<br />
Danach ist klar:<br />
• Nicht jede/r, der oder die rechtsextrem<br />
wählt, denkt auch rechtsextrem.<br />
Der Faktor „Politikverdrossenheit“<br />
und der Faktor „Gefühl der Benachteiligung“<br />
wirkt auch, aber nicht so<br />
stark wie der Faktor „rechtsextreme<br />
Einstellung“.<br />
• Aber auch: Nicht jede/r, der/die<br />
rechtsextrem denkt, wählt auch<br />
rechtsextrem. Im Gegenteil: Rechtsextreme<br />
Gesinnung ist entschieden<br />
Tabelle 3:<br />
Zustimmung zu rechts-extremen Aussagen<br />
Jugend/Erwachsene in West und Ost (in Prozent)<br />
Aussage/ Item Jugend- Erwachsene- Jugend- Erwachsene-<br />
• Deutschland sollte wieder eine führende<br />
West West Ost Ost<br />
Rolle in der Welt übernehmen.<br />
• Es muss Ziel der deutschen Politik sein,<br />
die verlorenen Gebiete jenseits von Oder<br />
31 35 44 39<br />
und Neiße wiederzugewinnen.<br />
• Ausländer sollten so schnell wie möglich<br />
8 13 14 11<br />
Deutschland verlassen<br />
• Es geht zu weit, wenn sich Ausländer auch<br />
9 13 19 20<br />
noch an deutsche Mädchen und Frauen heranmachen.<br />
• Die Ausländer kommen nur hierher, um<br />
17 20 34 26<br />
unseren Sozialstaat auszunutzen<br />
• Bei der Einstellung von Arbeitskräften sollten<br />
18 26 21 33<br />
Deutsche grundsätzlich Ausländern vorgezogen werden.<br />
• Die Juden haben einfach etwas Besonderes und<br />
21 28 50 48<br />
Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns. 9 12 10 10<br />
• Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.<br />
• Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der<br />
4 11 9 7<br />
Geschichtsschreibung weit übertrieben worden. 14 13 17 14<br />
• Unter Umständen ist eine Diktatur die bessere Staatsform. 8 8 11 12<br />
Quelle: Eigene Zusammenstellung nach Falter/Arzheimer, Abb. 2-11.<br />
Serie: Jugend heute<br />
21
Serie: Jugend heute<br />
verbreiteter als rechtsextremes Wahlverhalten.<br />
• Schließlich: Unter den Wählern/<br />
innen der Rechtsextremen ist die entsprechende<br />
Gesinnung deutlich verbreiteter<br />
als in der Gesamtbevölkerung.<br />
Bei jeder einzelnen Aussage der<br />
Skala war dies in einer Größenordnung<br />
von 10-30 Prozentpunkten<br />
festzustellen.<br />
Hat der Rechtsextremismus<br />
auf der Einstellungsebene<br />
in den letzten Jahren<br />
an Bedeutung gewonnen?<br />
Nein! Die Zustimmung zu rechtsextremen<br />
Aussagen ist im Vergleich der<br />
Jahre 1994 und 1998 bei fast allen<br />
Ausprägungen konstant geblieben.<br />
Denken Junge häufiger<br />
rechtsextrem als Erwachsene?<br />
Nein! Bei den meisten Aussagen der<br />
Rechtsextremismus-Skala denken die<br />
Jungen weniger extrem als die Erwachsenen.<br />
Aber es gibt aber einen Ost-West<br />
Unterschied. Im Osten sind die<br />
rechtsextremen Einstellungen häufiger<br />
anzutreffen als im Westen.<br />
Schlüsse aus der Studie<br />
„Der Jugend eine Zukunft“<br />
• „Die heutige Jugend“ gibt es nicht und<br />
gab es nicht, so wenig wie es „den Er-<br />
wachsenen“<br />
gibt.<br />
• Aber es<br />
gibt Erkenntnisse<br />
über Erwartungen<br />
Junger im<br />
Durchschnitt.<br />
• Deren<br />
Erwartungen<br />
an Politik<br />
sind<br />
denen der<br />
Erwachsenen<br />
sehr<br />
verwandt.<br />
Oben an<br />
steht die<br />
Erwartung an die Politik, zur Sicherung<br />
des künftigen Auskommens beizutragen.<br />
• Ausgeprägter als bei den Erwachsenen<br />
ist die Politikverdrossenheit in Verbindung<br />
mit Erwartungen an im Grunde<br />
selbstverständliche Ideale. Vorne an:<br />
Glaubwürdigkeit.<br />
• Selbst die Werte sind nicht im Bereich<br />
irgendeiner Gegenkultur. Oben an steht<br />
der Wunsch nach Familie.<br />
Anhang:<br />
Bücher des Verfassers<br />
zur Wahlforschung<br />
„Die jungen Wähler“ - Zur Interpretation<br />
der Repräsentativen Wahlstatistik<br />
für Bundestag, Landtage und Europaparlament<br />
1953-1984. Campus<br />
Verlag, Frankfurt 1984. 174 S.<br />
„Emanzipation mit dem Stimmzettel -<br />
70 Jahre Frauenwahlrecht in<br />
Deutschland.“ Verlag Neue Gesellschaft,<br />
Bonn 1986<br />
Die neue Rechte: die Männerparteien.<br />
Die Wählerbasis der „Republikaner“,<br />
DVU und NPD nach Alter und Geschlecht<br />
bei der Europawahl vom 18.<br />
Juni 1989. Demokratische Gemeinde,<br />
Bonn 1989. 144 S.<br />
Zum Verfasser<br />
Dr. phil. Joachim Hofmann-Göttig, geb.<br />
1951 in Leipzig, wohnt in Koblenz; Studium<br />
(1971-76) der Erziehungswissenschaften,<br />
Politologie, Soziologie, Psychologie<br />
und Rechtswissenschaften (Zweitstudium),<br />
Abschluss (1976) als Diplompäd-<br />
• Einschätzungen über die Problemlösungskompetenz<br />
und die Parteiimages<br />
zeigen, dass die CDU/CSU nicht vorschnell<br />
frohlocken und die SPD nicht<br />
grundsätzlich deprimiert sein sollte.<br />
Letztere hat alle Chancen, die Jugend<br />
anzusprechen, wenn sie es denn auch<br />
macht.<br />
• Jugendliche wollen nicht nur von Problemen<br />
hören, sondern auch von Zukunftschancen.<br />
Dazu gehört ein positives<br />
Verhältnis zur Technik, zur Modernität,<br />
zu Innovation, zum multi-kulturellen<br />
Lebensstil, zu Europa, zum<br />
friedlichen Zusammenleben der Völker.<br />
• Es gibt kein Sonderproblem „Jugend<br />
und Rechtsextremismus“. Rechtsextreme<br />
Einstellungen werden in der Jugend in<br />
dem Maße zu bekämpfen sein, wie dies<br />
für die Bevölkerung insgesamt gilt.<br />
• Rechtsextreme Einstellungen sind im<br />
Osten Deutschlands verbreiteter als im<br />
Westen, aber Besorgnis erregend genug<br />
auch im Westen.<br />
• Rechtsextreme Einstellungen gibt es<br />
überall in Europa, aber in Deutschland<br />
- trotz der Geschichte unseres Landes -<br />
eher ausgeprägter als in den meisten<br />
Nachbarländern. Der internationale<br />
Vergleich: Kein Grund zum Zurücklehnen.<br />
agoge (Schwerpunkt: Erwachsenenbildung<br />
und außerschulische Jugendbildung;<br />
Diplomschrift: Die Schülerarbeit der<br />
Jungsozialisten, Bonn 1976), Promotion<br />
in Erziehungswissenschaften (1981) an<br />
der Universität Marburg (Dissertation:<br />
Politik und Schülerpresse, München<br />
1981).<br />
Nach Tätigkeiten in Bonn für den SPD-<br />
Parteivorstand (1975-77), die SPD-<br />
Bundestagsfraktion (1977-84), die Landesregierungen<br />
von Hessen (1984/85)<br />
und Saarland (1986-91), Staatssekretär<br />
zunächst (1991-94) im Ministerium für<br />
Bildung und Kultur, dann (1994-2001)<br />
für Kultur, Jugend, Familie und Frauen,<br />
nunmehr für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes Rheinland-Pfalz in<br />
Mainz.<br />
Gründer (seit 1986) und Moderator des<br />
„Gesprächskreises Sozialwissenschaft“ zunächst<br />
des Gustav-Stresemann-Instituts,<br />
später der Friedrich-Ebert-Stiftung,<br />
Bonn.<br />
Ehrenamtlicher Lehrbeauftragter für<br />
Wahlforschung am Institut für Politische<br />
Wissenschaften an der Universität Gießen<br />
(seit 1998).<br />
22 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
Befreiung von der Rentenversicherungspflicht<br />
Seit die Bundesversicherungsanstalt von<br />
HonorardozentInnen die Nachzahlung<br />
von Rentenversicherungsbeiträgen verlangt,<br />
hat sich die <strong>GEW</strong> für die KollegInnen<br />
stark gemacht.<br />
Im Juni ist eine Gesetzesänderung in<br />
Kraft getreten (§231 SGB VI Abs. 6), die<br />
vielen erhebliche Entlastung bringen<br />
wird.<br />
Danach werden folgende Lehrkräfte auf<br />
Antrag, der bis zum 30. September 2001<br />
zu stellen ist, von der Pflicht zur Rentenversicherung<br />
befreit:<br />
• die am 31. Dezember 1998 bereits eine<br />
versicherungspflichtige selbständige Tätigkeit<br />
ausgeübt haben, ohne einen versicherungspflichtigen<br />
Arbeitnehmer zu beschäftigen,<br />
• die glaubhaft versichern können, dass<br />
sie von der Versicherungspflicht keine<br />
Kenntnis hatten und<br />
• ab dem 2. Januar 1949 geboren wurden<br />
und bis 10. Dezember 1998 eine<br />
anderweitige Altersvorsorge getroffen haben.<br />
Eine vergleichbare eigene Altersvorsorge<br />
wird sich immer an den Größenordnungen<br />
der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
orientieren, d.h. es werden beispielsweise<br />
Einkommen unter Prämienzahlungen an<br />
private Versicherungen mit den entsprechenden<br />
Beitragsleistungen in der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung verglichen und<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
nur bei entsprechender Höhe als anderweitige<br />
Altersvorsorge anerkannt. Bei einer<br />
vorhandenen Altersversorgung kann<br />
diese bis zum 30. September 2001 auf<br />
das geforderte Niveau angepasst werden.<br />
Die Praxis der nächsten Monate wird<br />
weitere Klärungen herbeiführen, aber sicher<br />
auch neue Fragen aufwerfen. Wir<br />
empfehlen, sich in Zweifelsfällen direkt<br />
an die Bundesversicherungsanstalt in<br />
Berlin zu wenden (Ruhrstraße 2, 10704<br />
Berlin; Tel. 030/8651); natürlich geben<br />
auch die Rechtsschutz- und Beratungsstellen<br />
der <strong>GEW</strong> weitere Informationen.<br />
Zum Hintergrund der gesetzlichen Neuerung:<br />
Selbständige Lehrkräfte sind seit<br />
1922 rentenversicherungspflichtig. Sie<br />
müssen die entsprechenden Beiträge allein,<br />
also ohne Zuzahlung der Auftraggeber<br />
zahlen, genau wie Krankenversicherungs-<br />
und Pflegeversicherungsbeiträge.<br />
Da kommen bei vielen schnell DM<br />
1.000,— DM zusammen.<br />
Der größte Teil der Lehrkräfte hat von<br />
dieser Rentenversicherungspflicht nichts<br />
gewusst, hätte ihr oft aus finanziellen<br />
Gründen auch gar nicht nachkommen<br />
können.<br />
Die <strong>GEW</strong> hat im vergangenen Jahr in<br />
vielen Gesprächen gefordert, dass auf die<br />
Nachzahlungsforderungen der BfA verzichtet<br />
wird bzw. diese wenigstens reduziert<br />
und sozial verträglich gestaltet wer-<br />
Weiterbildung<br />
den. Zudem verlangte die <strong>GEW</strong> für die<br />
rentenversicherungspflichtigen Honorarkräfte<br />
eine Regelung, die ihnen auch die<br />
Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
ermöglicht. Als kurzfristige<br />
Maßnahme hatte die <strong>GEW</strong> gefordert,<br />
dass die Betroffenen - wie dies auch den<br />
arbeitnehmerähnlichen Selbständigen<br />
eingeräumt worden ist - bis zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt die Möglichkeit bekommen,<br />
zwischen dem Verbleib in der<br />
privaten und dem Eintritt in die gesetzliche<br />
Rentenversicherung zu wählen. Dies<br />
hat die <strong>GEW</strong> nun mit der Gesetzesänderung<br />
wenigstens teilweise erreicht.<br />
Die <strong>GEW</strong> wird weiter am Ball bleiben<br />
und fordert eine Lösung analog der<br />
Künstlersozialversicherung, also eine anteilige<br />
Finanzierung der Renten- und<br />
Krankenversicherungsbeiträge durch die<br />
Versicherten, die Auftragsgeber und einen<br />
Bundeszuschuss. Kurzfristig fordert die<br />
<strong>GEW</strong>, dass sich die Auftraggeber an den<br />
Zuschusszahlungen durch entsprechende<br />
Honorarerhöhungen beteiligen und die<br />
öffentlichen Hände (Bundesanstalt für<br />
Arbeit, Länder und Kommunen) ihre<br />
Zuschüsse zu den Personalkosten so erhöhen,<br />
dass die öffentlichen Weiterbildungseinrichtungen<br />
diese Personalkosten tragen<br />
können, ohne ihr Angebot zu reduzieren<br />
oder an der Teilnehmergebührenschraube<br />
zu drehen.<br />
<strong>GEW</strong>-Hauptvorstand<br />
VHS-DozentInnen durch Personalrat vertreten<br />
Dank<br />
der Initiative<br />
der <strong>GEW</strong><br />
durften an<br />
der Volkshochschule<br />
der Stadt<br />
Ludwigshafen am<br />
Rhein Dozentinnen und<br />
Dozenten erstmals an der<br />
Wahl des Personalrats teilnehmen.<br />
Dies wurde möglich nach<br />
Verhandlungen des Kreisvorsitzenden<br />
der <strong>GEW</strong> Helmut Thyssen mit dem<br />
Wahlvorstand der Stadtverwaltung Ludwigshafen<br />
aufgrund einer Initiative der<br />
Fachgruppe Erwachsenenbildung in der<br />
<strong>GEW</strong>, vertreten durch Sigrid Steinbach-<br />
Matzen. Grundlage der Entscheidung ist<br />
der § 4.2 (4) des LPersVG, wonach nicht<br />
angestellte Personen, die überwiegend<br />
ihren Lebensunterhalt bei einer Institution<br />
verdienen, an den Personalratswahlen<br />
teilnehmen dürfen.<br />
Unbürokratisch wurde das Problem gelöst,<br />
weitgehend unabhängig von monatlich<br />
verdienten Honoraren entscheiden zu<br />
können, wer seinen Lebensunterhalt<br />
überwiegend bei der Stadt Ludwigshafen<br />
verdient - auch wenn es schwer vorstellbar<br />
ist, manche DozentInnen bestreiten<br />
mit Honoraren von 500,- DM monatlich<br />
den überwiegenden Teil ihres Lebensunterhalts.<br />
Der Wahlvorstand schrieb<br />
alle DozentInnen der VHS an, informierte<br />
sie über ihr Recht unter bestimmten<br />
Voraussetzungen, an der Wahl des Personalrats<br />
teilzunehmen, und forderte sie<br />
auf, selbst zu entscheiden, in welchem finanziellen<br />
Abhängigkeitsverhältnis sie<br />
zur Stadt Ludwigshafen stehen.<br />
Die Entscheidung die Wählerliste zu erweitern<br />
hat zur Folge, dass der Personalrat<br />
der Stadt Ludwigshafen in Zukunft<br />
verpflichtet ist, die Belange dieser VHS-<br />
DozentInnen gegenüber der Stadtspitze<br />
zu vertreten. Bislang hat er dies immer<br />
mit dem Hinweis abgelehnt, das<br />
LPersVG beschränke das Vertretungsrecht<br />
des Personalrats ausschließlich auf die<br />
festangestellten MitarbeiterInnen der<br />
Stadt. Die Änderung ist ein großer Erfolg,<br />
da bislang jede/r DozentIn versuchen<br />
musste, ihre/seine Interessen individuell<br />
und von anderen oft isoliert durchzusetzen.<br />
Das mit dem Eintrag in die<br />
Wählerliste verbundene passive Wahlrecht<br />
macht es in Zukunft auch möglich,<br />
dass DozentInnen in den Personalrat gewählt<br />
werden können.<br />
R. Baumann<br />
23
Sozialpädagogik<br />
Nachrichten aus der Welt der ErzieherInnen<br />
… und anderen bedeutenden Bereichen der Weltgeschichte<br />
- Von Peter Blase-Geiger -<br />
Kindergartenpädagogik-Online-Handbuch<br />
Auf der Website von Dr. Martin R.<br />
Textor sind Fachbeiträge zu fast allen<br />
Fragen der Kindergartenpädagogik<br />
zu finden. Auf jeglichen Schnickschnack,<br />
also auch auf Werbung,<br />
möchte Textor verzichten. Dies<br />
macht die Website ungemein benutzerfreundlich:<br />
Dreimal geklickt - innerhalb<br />
von Sekunden ist der gesuchte<br />
Text geladen und kann ausgedruckt<br />
werden.<br />
Das Besondere: Alle NutzerInnen<br />
sind eingeladen Fachartikel, Auszüge<br />
aus eigenen Büchern, Kurzberichte<br />
über Projekte oder Wochenplaneinheiten,<br />
Beschreibungen neuartiger<br />
Beschäftigungen oder andere Praxisbeiträge<br />
kostenlos einzustellen.<br />
Mit Genehmigung des entsprechenden<br />
Verlages können es gerne auch<br />
schon veröffentlichte Beiträge sein.<br />
Und wie wird das Ganze finanziert,<br />
wenn die Website einerseits kostenlos<br />
ist und andererseits keine Werbung<br />
zugelassen wird? Ganz einfach:<br />
Da ist einer am Wirken, der sein<br />
Herz an Kinder verloren hat und das<br />
Ganze ehrenamtlich umsetzt - Martin<br />
R. Textor eben.<br />
www.kindergartenpädagogik.de<br />
Bei „Arschloch“<br />
Kündigung<br />
Folgt man der Argumentation des<br />
Landesarbeitsgerichts Rheinland-<br />
Pfalz (AZ 9 Sa 967/00), so sollte man<br />
seinen Vorgesetzten unter keinen<br />
Umständen unflätig beschimpfen.<br />
Auch nicht, wenn dieser sich seinerseits<br />
eines Vergehens schuldig gemacht<br />
hat. Im konkreten Fall machte<br />
die Klägerin geltend, der betreffende<br />
Vorgesetzte habe ihr nachgestellt<br />
und sie ihn deshalb mit „Arschloch“<br />
tituliert. Eine, wenn so geschehen,<br />
durchaus nachvollziehbare Abwehrstrategie<br />
- wirkungsvoll zudem.<br />
Das Gericht stellte jedoch fest, dass<br />
auch in einem solchen Fall eine der-<br />
art heftige Beleidigung nicht angemessen<br />
sei. Diese Entgleisung störe<br />
das Betriebsklima so nachhaltig, dass<br />
die ausgesprochene fristlose Kündigung<br />
gerechtfertigt sei. Auch eine<br />
Entschuldigung reiche da nicht aus.<br />
7-14-Uhr-Modell -<br />
keine höheren Elternbeiträge<br />
Neben den traditionellen Öffnungszeiten<br />
morgens und nachmittags<br />
und den Ganztagsangeboten mit<br />
Mittagessen etabliert sich derzeit ein<br />
drittes Modell, das sogenannte 7.00-<br />
14.00-Uhr-Modell (die Kinder können<br />
während dieser Zeitspanne den<br />
Kindergarten besuchen, nachmittags<br />
jedoch nicht mehr). Kritiker behaupten,<br />
es handele sich hierbei, da<br />
es häufig kein geeignetes Ernährungsangebot<br />
gebe und sich die Arbeit<br />
für die KollegInnen verdichte,<br />
um eine abgespeckte Billigvariante<br />
des Ganztagsangebotes.<br />
Für die Eltern, insbesondere die Teilzeitbeschäftigten,<br />
rechnet sich das<br />
Modell allerdings sehr wohl, da nach<br />
dieser Variante nur der normale Elternbeitrag<br />
fällig wird und eben<br />
nicht der höhere Beitrag für Ganztagsangebote.<br />
Jüngst rief dies jedoch die Stadt<br />
Duisburg auf den Plan. Es sollte für<br />
das 7.00-14.00-Uhr-Modell ein um<br />
monatlich vierzig Mark höherer Beitrag<br />
berechnet werden. Das Oberverwaltungsgereicht<br />
Münster stoppte<br />
die Duisburger Stadtväter allerdings<br />
mit dem Argument, ein höhere<br />
Beitrag könne nur dann erhoben<br />
werden, wenn der Kindergarten<br />
auch nachmittags für die Kinder<br />
zugänglich sei. (AZ 16 A 4298/00).<br />
Das Bilderbuch heute -<br />
Konzepte und Aktionen<br />
Auch das gibt es in der <strong>GEW</strong>: eine<br />
Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur<br />
und Medien; und zwar in Baden-<br />
Württemberg. Die Kolleginnen und<br />
Kollegen haben sich nun etwas ganz<br />
besonderes einfallen lassen. Zusammen<br />
mit etlichen Partnern (beispielsweise<br />
der Stadtbücherei sowie der<br />
Stadtbildstelle Mannheim) stellen sie<br />
am 18.10.2001 eine für <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />
kostenlose Fachtagung unter<br />
dem Motto „Das Bilderbuch heute“<br />
- Konzepte und Aktionen auf die Beine.<br />
Neben den Vorträgen Bilderbücher<br />
- Hörbilder oder: Die Fantasie<br />
beflügeln und Bucherziehung vor<br />
Ort - Bilderbücher und Erstlesewerke<br />
im Bücherbus, werden nachmittags<br />
sechs Workshops angeboten:<br />
Pop-Up - Bilder-Buch-Spass, Neue<br />
Wege der <strong>GEW</strong>-Arbeistgemeinschaft<br />
- Perspektiven der Beurteilungsarbeit,<br />
Geschlechtsspezifisches im Bilderbuch,<br />
Vom Bilderbuch zum Bilderfilm,<br />
Bilderbücher auf CD-Rom,<br />
Textarbeit auditiv - eine Ballade gestalten.<br />
Neben ErzieherInnen dürfen sich<br />
auch gerne LehrerInnen, BibliothekarInnen<br />
und sonstige Interessierte<br />
anmelden. Für Nichtmitglieder wird<br />
ein Beitrag von DM 30.- erhoben.<br />
Heißer Tipp: Schnell Mitglied werden.<br />
Ort: Mannheim, Stadtbildstelle,<br />
Collini-Center,<br />
Zeit: 18.10.2001 ab 9.15 Uhr.<br />
Anmeldung und Infos: AGJuM<br />
Baden-Württemberg, c/o Madeleine<br />
Braunagel, Ringstraße 18,<br />
76228 Karlsruhe, Fax: 07 21 / 9 41<br />
55 17, e-mail:<br />
mad_braunagel@hotmail.com<br />
Kündigung bei privater<br />
Nutzung des Telefons?<br />
Welche(r) Arbeitnehmer/Arbeitnehmerin<br />
hat vom dienstlichen Apparat<br />
noch nie privat telefoniert? Wohl<br />
kaum jemand.<br />
Und wer hat hinterher das Gespräch<br />
bezahlt? Wohl die meisten.<br />
Und dennoch: In der alltäglichen<br />
Hektik ist es schnell mal vergessen,<br />
24 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
das Gespräch in die Telefonliste einzutragen<br />
oder das Geld gleich in die<br />
entsprechende Kasse zu werfen.<br />
Das Landesarbeitsgereicht Sachsen-<br />
Anhalt beschäftigte sich jüngst mit<br />
so einem Fall (AZ 8 TaBV 6/99),<br />
wenn auch mit anderen Vorzeichen.<br />
Eine Arbeitnehmerin hatte im Lau-<br />
Die <strong>GEW</strong> veranstaltet vom 18. bis 20.<br />
Oktober 2001 in Mannheim unter<br />
dem Motto „Wir bilden die Zukunft“<br />
ihren 5. Jugendhilfekongress. Mit dem<br />
Begriff „Zukunft“ soll signalisiert werden,<br />
dass es nicht um eine pädagogische<br />
oder bildungspolitische Eintagsfliege<br />
geht, sondern die gesellschaftliche<br />
Entwicklung<br />
entscheidend davon abhängt,<br />
ob und wie Bildungsprozesse<br />
gelingen.<br />
Die <strong>GEW</strong> setzt sich seit<br />
langem für ein anderes<br />
Bild von Tageseinrichtungen<br />
für Kinder ein. Sie<br />
sind mehr als nur Orte<br />
der Betreuung. Vielmehr<br />
stellen sie sich klar und<br />
deutlich der gesetzlich gefordertenBildungsaufgabe.<br />
Es ist längst wissenschaftlich<br />
erwiesen, dass<br />
die Lernpotentiale und -<br />
fähigkeiten bei kleinen<br />
Kindern enorm groß sind<br />
und Kinder, die in frühen<br />
Jahren eine gute Förderung<br />
erhalten, bessere Bildungs-<br />
und Lebenschancen<br />
haben. Das Ziel,<br />
Chancengleichheit für<br />
alle Kinder im Bildungswesen<br />
herzustellen, wird<br />
durch Tageseinrichtungen<br />
für Kinder frühzeitig ermöglicht.<br />
Das Programm des Jugendhilfekongresses<br />
bietet eine interessante Mischung aus<br />
Wissenschaft, Politik und Praxis.<br />
Angeboten werden Arbeitsgruppen zu<br />
folgenden Themen: 1. Vorurteilsbewusste<br />
Pädagogik, 2. Interkulturelle<br />
Pädagogik, 3. Zweisprachiger Kinder-<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
fe eines Jahres rund tausendmal telefoniert.<br />
Davon waren sechzig Telefonate<br />
privater Natur, und die betreffende<br />
Arbeitnehmerin vergaß zu<br />
bezahlen. Die Richter urteilten, nach<br />
neunzehnjähriger Betriebszugehörigkeit<br />
rechtfertige dies keine fristlose<br />
Kündigung, denn es könne nicht von<br />
„Wir bilden die Zukunft“<br />
5. <strong>GEW</strong> - Jugendhilfekongress vom 18.-19.10.2001 in Mannheim<br />
garten, 4. Pen Green Centre, 5. Naturwissenschaft<br />
im frühen Kindesalter,<br />
6. geschlechtsbezogene Erziehung in<br />
Kindertageseinrichtungen, 7. Auf der<br />
Suche nach Geborgenheit, 8. Kinder-<br />
Lern-Software, 9. Finanzierung von<br />
Kindertagesstätten.<br />
5.Jugendhilfe-Kongress<br />
18.-19.Oktober 2001<br />
Alte Feuerwache<br />
Mannheim<br />
LEBENSRÄUME BILDUNGSRÄUME<br />
Infos und Anmeldung bei der<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft • Hauptvorstand<br />
Postfach 900409 • 60444 Frankfurt am Main • Telefon 069/78973-0<br />
Teilnahmebedingungen<br />
Der öffentliche Teil des Kongresses findet<br />
am 18. und 19. Oktober 2001<br />
statt. Er ist für jedermann und jedefrau<br />
offen. Unterschiede gibt es nur hinsichtlich<br />
der Teilnahmegebühren. Sie<br />
Sozialpädagogik<br />
einem systematischen betrügerischen<br />
Fehlverhalten ausgegangen<br />
werden. Empfehlung: Beim telefonieren<br />
nicht schludern - wer will<br />
schon wegen so was vor Gericht landen?<br />
Betreffende Kollegin wurde gezielt<br />
geprüft, da es sich um die Betriebsratsvorsitzende<br />
handelte.<br />
betragen für Kongressteilnehmer, die<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglied sind, 100 DM, für<br />
Nicht-Mitglieder 200 DM. Diejenigen,<br />
die nur an einem Tag kommen wollen<br />
oder an beiden Tagen teilnehmen, aber<br />
keine Hotelübernachtung auf Kosten<br />
der <strong>GEW</strong> wollen, zahlen als „Tagesgäste“<br />
pro Tag 30 DM.<br />
An den Kongress anschließend<br />
treffen sich bis zum<br />
20. Oktober 2001 die Gremien<br />
der <strong>GEW</strong> zu einer<br />
Auswertung. Wer - auch<br />
wenn man nicht formal einem<br />
„<strong>GEW</strong>-Gremium“<br />
angehört - daran teilnehmen<br />
will, gilt als „Dauerteilnehmer“.<br />
Eine erhöhte<br />
Teilnahmegebühr ist dafür<br />
nicht vorgesehen.<br />
Von jedem und jeder, der<br />
und die teilnehmen will, ist<br />
eine schriftliche Anmeldung<br />
mit Angabe der gewünschten<br />
Arbeitsgruppe<br />
nötig. Für alle Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer reserviert<br />
die <strong>GEW</strong>, wenn gewünscht,<br />
eine Übernachtung/Frühstück<br />
in einem<br />
Mannheimer Hotel. Die<br />
Kosten dafür sind im Tagungsbeitrag<br />
der Kongressund<br />
Dauerteilnehmer enthalten.<br />
Während des Kongresses<br />
gibt es ein weitgehend kostenfreies gastronomisches<br />
Angebot. Die Reisekosten<br />
sind selbst zu bezahlen. Der Tagungsbeitrag<br />
muss parallel zur Anmeldung<br />
überwiesen werden. Konto Nr.: 1 000<br />
229 500 bei der SEB Bank Frankfurt<br />
am Main (BLZ 50010111), Stichwort<br />
„Jugendhilfekongress“.<br />
25
LeserInnenbrief / Hochschulen<br />
Ein lebendes Sparmodell<br />
Da lebe ich nun in einem Land<br />
mit sogenanntem sozialen<br />
Netz und<br />
schaffe es<br />
doch<br />
imm<br />
e r<br />
wieder,<br />
durch die<br />
Löcher zu<br />
rutschen. Wie<br />
ungeschickt von<br />
mir! Aber das<br />
macht mich billig -<br />
billig für Dienstherrn<br />
und Staat.<br />
Ich, weiblich, 41, ledig, ein<br />
Kind, erziehe freiwillig einen<br />
künftigen Rentenzahler und<br />
bin bereit, dafür auf eine anständige<br />
eigene Rente zu verzichten.<br />
Späte Einstellung, lange Teilzeit<br />
und A 13 als Dauerlösung werden<br />
dafür sorgen.<br />
WUS<br />
World University Service<br />
Dabei war ich immer willig zu arbeiten<br />
und habe das auch reichlich getan,<br />
die ersten Kinderjahre fast rund um die<br />
Uhr, zeitweise mit 40 Wochenstunden<br />
Unterricht an einer Privatschule<br />
(Haushalt und Kind ’mal eben nebenbei),<br />
natürlich nicht an einer kirchlichen<br />
zu vernünftigen Arbeits- und Gehaltsbedingungen,<br />
kirchliche Schulen<br />
stellen Frauen mit „unehelichen Kindern“<br />
doch nicht ein, Männer schon.<br />
Und in Vorstellungsgesprächen in einer<br />
Runde von Männern wurde ich nicht<br />
etwa nach meiner Qualifikation gefragt,<br />
sondern danach, was ich denn<br />
machen würde, wenn mein Kind krank<br />
wäre. Leider lag mein Stundenlohn an<br />
einer Schule, die mich akzeptierte,<br />
dann bei ausbeuterischen 13,50 DM,<br />
aber ich habe dem Staat nicht nur ein<br />
Lehrergehalt, sondern auch die Sozialhilfe<br />
gespart. Als Alleinerziehende musste<br />
ich nämlich leider arbeiten, um zu<br />
überleben. So ein Pech auch! Hätte ich<br />
nämlich einfach eine Zeit lang von<br />
INTERNATIONALISIERUNG DER<br />
HOCHSCHULEN - OHNE<br />
AUSLÄNDISCHE STUDIERENDE?<br />
Konferenz zur Situation ausländischer Studierender<br />
in der Bundesrepublik Deutschland<br />
- Schirmherrschaft: Kurt Beck, Präsident des Bundesrates -<br />
5. - 6. Oktober 2001<br />
Johannes Gutenberg Universität Mainz<br />
- Alte Mensa -<br />
Anmeldung bis 24. September 2001 bei<br />
WUS, Goebenstr. 35, 65195 Wiesbaden<br />
Tel.: 0611/9446171<br />
Fax: 0611/446489<br />
E-Mail: Konferenz@wusgermany.de<br />
Weitere Informationen im Internet unter<br />
www.wusgermany.de<br />
www.gew-rheinland-pfalz.de<br />
Gewerkschaft<br />
Erziehung<br />
und Wissenschaft<br />
600,— DM Erziehungsgeld plus Sozialhilfe<br />
gelebt, wäre ich am 18.5.01<br />
auf Grund des „sozialen Kriteriums“<br />
der Erziehungszeiten zur Oberstudienrätin<br />
befördert worden, ein paar Monate<br />
Erziehungsurlaub mehr hätten<br />
gereicht. Tja, schon wieder gespart! Verstehen<br />
Sie mich nicht falsch, ich bin sehr<br />
wohl für die Anerkennung von Erziehungszeiten,<br />
aber ich habe eben auch<br />
ein Kind erzogen!<br />
Als Referendarin war ich schon billig,<br />
da ich als ledige Mutter zunächst keinen<br />
Verheiratetenzuschlag bekam und<br />
ein paar hundert DM weniger verdiente<br />
als verheiratete Kolleginnen. Männer<br />
verursachen offenbar Kosten, Kinder<br />
wohl nicht. Dann war meine Fächerkombination<br />
- wie so viele in meiner<br />
Generation - überflüssig, und ich<br />
wurde „Reisende“ an Privatschulen. Ich<br />
erwarb viele Kompetenzen, die man<br />
zum Glück nicht als Vordiensttätigkeit<br />
anerkennen muss. Wie günstig! Und<br />
mein „Überwintern“ bis zur Einstellung<br />
in den Staatsdienst sparte mein<br />
Gehalt und spart später an meiner Pension.<br />
A propos Pension! Erwähnte ich<br />
schon, dass ich natürlich besonders billig<br />
bin, da nach meinem Ableben kein<br />
Ehepartner Anspruch auf einen Teil<br />
meiner Bezüge hat? Da bin ich doch<br />
ein echtes Sonderangebot: Für viele finanzielle<br />
Nachteile habe ich die Dreifachbelastung<br />
von Beruf, Haushalt und<br />
Kind auf mich genommen und mich<br />
mit viel Engagement bemüht, nicht nur<br />
den beruflichen Anforderungen gerecht<br />
zu werden, sondern meinen Sohn auch<br />
zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft<br />
zu erziehen. Ein Mitglied, das<br />
nicht etwa - entgegen mancher Vorurteile<br />
gegenüber Kindern von Alleinerziehenden<br />
- Geld kostet durch Unterbringung<br />
in Heim, Entziehungskur<br />
oder Jugendknast, sondern ein Mitglied,<br />
das brav in die Rentenkasse einzahlen<br />
wird. Und ich arbeite schon wieder<br />
Teilzeit, um endlich ’mal nicht mehr<br />
überlastet zu sein. Das spart schon wieder<br />
Pension!<br />
Warum hat mir keiner verraten, dass<br />
ich keine Sparprämie bekomme?<br />
Jutta Schöneberg, Bonn<br />
26 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
Wieder 1.000<br />
Mitglieder mehr !<br />
<strong>GEW</strong>-Regionalbüro Nord<br />
Weitere 1.000 neue Mitglieder hat die <strong>GEW</strong> Rheinland-<br />
Pfalz innerhalb der letzten fünf Jahre gewinnen können. Auf<br />
unserem Foto überreicht Landesvorsitzender Tilman<br />
Boehlkau Marie Christine Trumm (Mitte) einen Skate<br />
Scooter, der als Geschenk für denjenigen ausgelost war, der<br />
das nächste tausendste Mitglied wird (rechts daneben ihre<br />
Freundin Judith Hess). Marie Christine Trumm, 20 Jahre<br />
jung, studiert an der Uni Koblenz Grundschulpädagogik.<br />
In die <strong>GEW</strong> ist sie eingetreten, weil sie überzeugt ist, dass<br />
ihre Interessen durch die Gewerkschaft gut vertreten werden<br />
und sie auf diesem Weg über bildungspolitische Fragen sachkundig<br />
informiert wird..<br />
Bernd Huster an seinem neuen Arbeitsplatz (Bild oben)<br />
Bei der offiziellen Eröffnung am 17. Mai 2001 in Koblenz<br />
(vlnr.): Karl Maron, Achim Wagner, Tilman Boehlkau und<br />
Horst Rauen im neuen Regionalbüro (Bild rechts).<br />
Kirchentag<br />
in Frankfurt:<br />
Unter tatkräftiger Unterstützung der<br />
rheinland-pfälzischen <strong>GEW</strong> konnte<br />
auch in diesem Jahr wieder ein <strong>GEW</strong>-<br />
Stand realisiert werden (der übrigens<br />
an Professionalität nicht zu überbieten<br />
war). Gerahmt wird auf unserem Bild<br />
das <strong>GEW</strong>-Urgestein Ewald Imhof (BPR<br />
Berufsbildende Schulen) von Erni<br />
Schaaf-Peitz (Vorstandsbereich Jugendhilfe<br />
und Sozialarbeit) und Peter Blase-Geiger<br />
(Gewerkschaftssekretär).<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
<strong>GEW</strong> - Intern<br />
27
Alter + Ruhestand<br />
Alter und Glück – Glück im Alter<br />
Edmund Theiß fasst im folgenden<br />
Beitrag Gedanken aus einem Vortrag<br />
von Abt Dr. Thomas Denter<br />
vor SeniorInnen der Verbandsgemeinde<br />
Hachenburg zusammen. In<br />
der nächsten <strong>GEW</strong>-Zeitung folgt<br />
die Fortsetzung „Was ist Glück im<br />
Alter?“<br />
Alle Menschen streben nach Glück,<br />
jeder hat ein Recht darauf. Mit diesem<br />
einleitenden Satz beschreibt der<br />
Abt aus dem Kloster Marienstatt bei<br />
Hachenburg im Westerwaldkreis das<br />
Bild des alternden Menschen in der<br />
öffentlichen Meinung unserer Gesellschaft.<br />
Er kam dabei zu einer Reihe<br />
wenig schmeichelhafter Aussagen<br />
und Vorurteilen, was die Situation<br />
der Alten betrifft. So wird behauptet:<br />
• Im Alter findet ein empfindlicher<br />
Abbau an körperlichen, seelischen<br />
und geistigen Kräften statt.<br />
• Das Alter bringt mit der Ablösung<br />
vom Berufsleben eine Menge von<br />
Problemen.<br />
• Die Beziehung zur Familie verändert<br />
sich, die Alten fallen aus dem<br />
Rahmen der Familie.<br />
Die <strong>GEW</strong> gratuliert<br />
im Oktober 2001<br />
zum 70. Geburtstag<br />
Frau Karin Werner<br />
04.10.1931<br />
An der Schule · 56357 Miehlen<br />
Frau Christel Wolf<br />
10.10.1931<br />
Mühlstr. 37 · 67487 Maikammer<br />
zum 75. Geburtstag<br />
Herrn Gottfried Müller<br />
01.10.1926<br />
Eichendorffstr. 4 · 56470 Bad Marienberg<br />
Frau Sonja Kaut<br />
06.10.1926<br />
Postfach 1322 · 55206 Ingelheim<br />
• Sie werden an den Rand des gesellschaftlichen<br />
Lebens gedrückt.<br />
• Das Alter ist ein nicht mehr beachteter<br />
oder gar ein verachteter<br />
Zustand.<br />
• Die Alten sind zu nichts nütze, nur<br />
jung und dynamisch ist gefragt.<br />
• Die Alten sind stur, altmodisch und<br />
geschwätzig.<br />
• Alter bedeutet Isoliertheit und Einsamkeit.<br />
• Alter bringt Angst und Unsicherheit.<br />
• Im Alter macht sich wieder eine<br />
primitive Frömmelei geltend.<br />
• Alte werden kindisch, faseln von<br />
der guten alten Zeit.<br />
• Die Alten moralisieren gegen die<br />
Lebensweise der Jungen.<br />
Dr. Denter hielt dem entgegen, dass<br />
alt werden und alt sein das Ziel jeden<br />
Lebens sei. Die meisten Menschen<br />
möchten lange leben, das heiße<br />
nichts anderes als alt werden. Zum<br />
Alter gehöre aber als ganz normale<br />
Tatsache, dass gewisse Lebensfunktionen<br />
schwächer werden, wie z.B.<br />
das Hören und Sehen. Ähnlich sei<br />
zum 87. Geburtstag<br />
Frau Emilie Prager<br />
01.10.1914<br />
Poststr. 1 · 67071 Ludwigshafen<br />
Herrn Hermann Tschierschke<br />
30.10.1914<br />
Weit Lürk 12 · 55767 Abenteuer<br />
zum 88. Geburtstag<br />
Herrn Emil Schneider<br />
12.10.1913<br />
Hauptstr. 47 · 57629 Müschenbach<br />
es auch mit den Körperkräften. Der<br />
Mensch lebe im Alter nicht mehr so<br />
körperbetont. Statt dessen rücke das<br />
geistige Leben immer mehr in den<br />
Vordergrund seines Denkens und<br />
Handelns. Der Mensch habe in jeder<br />
Lebensphase die körperlichen<br />
Kräfte und Fähigkeiten, die er zum<br />
Leben brauche, zu einem sinnvollen<br />
und glücklichen Leben. Körperliche<br />
Minderungen und Schwächungen<br />
seien im Alter keine Krankheiten,<br />
sondern ganz normale Begleiterscheinungen.<br />
Altersbedingte Minderungen<br />
anzunehmen und sie nicht<br />
dauernd an früheren Jahren zu messen,<br />
werde dazu beitragen, nicht zu<br />
verbittern. Glücklich leben könne<br />
man nur, wenn man „heute“ und im<br />
„heute“ lebe. Das Glück von gestern<br />
dürfe als gute Erinnerung in uns leben,<br />
aber kein Ersatz sein für derzeitig<br />
mangelnde Erfahrung von<br />
Glück und Zufriedenheit. Deshalb<br />
sei es wichtig, wie man mit Verlusten<br />
und Verzichten umgehe, aber<br />
auch neue Möglichkeiten für sich<br />
entdecke. Nicht Mangel, sondern<br />
Chancen könnten das Alter bestimmen.<br />
Herzlichen<br />
Glückwunsch!<br />
Der Landesvorstand<br />
28 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
Rechtsschutz<br />
Keine Altersteilzeit für Lehrkräfte mit Sabbatjahr<br />
Wie bekannt wurde, soll Lehrkräften,<br />
die in einer Teilzeitbeschäftigung in<br />
Form der Sabbatjahresregelung sind,<br />
nicht erlaubt werden, schon während<br />
dieser Teilzeitbeschäftigung mit der<br />
Ansparphase für die Altersteilzeit zu<br />
beginnen. Die <strong>GEW</strong> hält dies für<br />
Höhergruppierung erreicht!<br />
Im August 2000 beantragte Kollegin<br />
A. nach Rücksprache mit der <strong>GEW</strong>-<br />
Landesrechtsschutzstelle ihre Höhergruppierung<br />
nach BAT IIa und bat<br />
die Vorbereitungen so zu treffen, dass<br />
diese zum 01.12.2000 wirksam werde.<br />
Nach zehn Wochen Wartezeit<br />
liegt ihr immer noch keine Antwort<br />
vor und sie schaltet die <strong>GEW</strong>-<br />
Rechtsschutzstelle erneut ein. Über<br />
rechtswidrig. Unseres Erachtens ist das<br />
eine Ungleichbehandlung im Verhältnis<br />
zur Gewährung von Altersteilzeit<br />
für andere Teilzeitbeschäftigte, ohne<br />
dass es hierfür einen sachlichen Grund<br />
gibt, es sei denn, die Freistellungsphase<br />
Sabbatjahr fiele mit der Freistellungs-<br />
das Ministerium wird bei der ADD<br />
nach dem Stand der Bearbeitung<br />
gefragt. Dort beginnt hektisches Suchen,<br />
aber man findet den Antrag<br />
nicht. Die Kollegin sendet daraufhin<br />
eine Kopie ihres Antrages nach Trier<br />
an die ADD. Der örtliche Personalrat<br />
schaltet sich ein und unterrichtet<br />
den Bezirkspersonalrat über das<br />
Anliegen der Kollegin.<br />
Mogeln mit Stechuhr ist unzulässig<br />
Bedient ein Arbeitnerhmer für einen<br />
Kollegen die Stechuhr, um dessen<br />
Anwesenheit im Betrieb vorzutäuschen,<br />
riskiert er die fristlose Kün-<br />
ErzieherInnen mit staatlicher Anerkennung<br />
und sonderpädagogischer<br />
Zusatzausbildung haben als Leiterin<br />
des Schulkindergartens nach minde-<br />
digung. Denn die Stechuhr ist von<br />
jedem Beschäftigten persönlich zu<br />
bedienen, auch wenn dies vom Ar-<br />
Anspruch auf Höhergruppierung<br />
stens vierjähriger Bewährung in dieser<br />
Tätigkeit und Eingruppierung<br />
nach Vb BAT Anspruch auf Höhergruppierung<br />
in die Vergütungsgruppe<br />
IVb.<br />
Nicht vom Glauben abfallen<br />
ArbeitnehmerInnen einer kirchlichen<br />
Einrichtung dürfen sich nicht in Widerspruch<br />
zu grundlegenden kirchlichen<br />
Überzeugungen setzen. Verstoßen<br />
sie gegen die Loyalitätspflicht,<br />
phase Altersteilzeit zusammen.<br />
Die <strong>GEW</strong> bittet die betroffenen Mitglieder,<br />
sich bei der Landesrechtsschutzstelle<br />
zu melden, damit mit<br />
Hilfe des <strong>GEW</strong>-Rechtsschutzes diese<br />
Benachteiligung abgewendet werden<br />
kann.<br />
Der Sachbearbeiter wechselt, und<br />
der neue muss durch Telefonate dazu<br />
gebracht werden, sich des Vorgangs<br />
anzunehmen. Diesem fällt ein, dass<br />
die Bewährungsfeststellung noch<br />
beim Schulleiter angefordert werden<br />
muss. Im Februar 2001 ist diese bei<br />
der ADD in Trier.<br />
Im Mai landet bei der Kollegin endlich<br />
die schriftliche Nachricht auf<br />
dem Schreibtisch, dass die Höhergruppierung<br />
antragsgemäß durchgeführt<br />
wird.<br />
d.r<br />
LeiterInnen von Schulkindergärten<br />
melden sich zwecks Beratung direkt<br />
bei der <strong>GEW</strong>-Landesrechtsschutzstelle.<br />
d.r.<br />
Doktortitel gehört nicht zum Namen<br />
Akademische Grade sind kein Bestandteil<br />
des Namens. Daher besteht<br />
kein Anspruch auf die Aufnahme eines<br />
Doktortitels in ein Führungszeugnis.<br />
beitgeber nicht ausdrücklich angeordnet<br />
worden ist.<br />
Arbeitsgericht Frankfurt/M., Urteil<br />
vom 8. Mai 2001 - 18 Ca 8392/00<br />
Oberlandesgericht Karlsruhe, Beschluss<br />
vom 19. April 2001 - 2 VAs<br />
38/00<br />
kann ihnen auch außerordentlich<br />
gekündigt werden.<br />
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 21.<br />
Februar 2001 - 2 AZR 139/00<br />
29
Tipps + Termine<br />
Grün<br />
statt<br />
Grau<br />
Wer kennt das nicht: Dreieinhalb Pflaster<br />
pro Pause wegen aufgeschürfter Knie<br />
auf dem Asphalt-Schulhof,<br />
Versteckspielen auf dem Klo (weil alles<br />
andere keine Deckung bietet), Kletteraffen<br />
am Schultor, weil die Ziersträucher<br />
daneben sich nicht gerade zum<br />
Klettern eignen. Da stehe ich nun jede<br />
Pause wieder während der Aufsicht,<br />
starre auf grauen Beton, schnipple Pflaster<br />
und ermahne Klo-Kenner und<br />
Baum-Benutzer.<br />
Man müsste … man könnte doch ’mal<br />
… aber wie fange ich an … und was<br />
muss ich alles bedenken …<br />
Und dann lerne ich ein brandneues<br />
Buch kennen: „NaturErlebnisRäume“<br />
heißt es. Ein Rektor und ein Grünplaner,<br />
beide mit Umweltpreisen mittlerweile<br />
hoch dekoriert, haben sich vor<br />
gut zehn Jahren zusammengetan, seitdem<br />
die tollsten Spielgelände erschaffen<br />
(leider nur in Bayern!) und nun<br />
ein wirklich opulentes Werk für Kopf,<br />
Herz und Hand geschaffen. Schon die<br />
Fotos würden den Genuss rein als Bildband<br />
rechtfertigen.<br />
Im Hintergrund der Appetit auf Umbau<br />
machenden Bilder finden sich stets<br />
die gammeligen, quer durch Deutsch-<br />
land austauschbaren 60er- und<br />
70er- Jahre-Schulbauten, doch davor<br />
tobt das Leben: Buddelnde Kinder,<br />
Steine schleppende Eltern, auf<br />
den hinteren Seiten dann blühende<br />
Wiesen, die zum Reinlegen animieren,<br />
zum Schnuppern und zum<br />
Lauschen. Auch Weidendörfer und<br />
Wasserspielplätze, für die man gerne<br />
noch ’mal sieben wär‘!<br />
Natürlich geschieht auch bei Manfred<br />
Pappler (dem Rektor) und Dr.<br />
Reinhard Witt (dem Biologen und<br />
Grünplaner) der Auftakt mit dem<br />
alten, aber unausweichlichen Thema<br />
„Selbst gestalten und erhalten heißt Verantwortung<br />
übernehmen lernen - auch<br />
für die Zukunft“. Kennen wir doch alles.<br />
Aber hat uns schon ’mal jemand<br />
dermaßen einfach darauf hingewiesen,<br />
wie kreativ die Vorschriften zur Gestaltung<br />
von Spielflächen ausgelegt werden<br />
können, um allen Versicherungsheinis<br />
schon vorab den Wind aus den Segeln<br />
zu nehmen? Zitate aus der Welt von<br />
GUV und TÜV bestätigen die Engagierten.<br />
Unter Einbezug der lokalen Agenda<br />
21 werden Anleitungen gegeben,<br />
wie man von der herkömmlichen<br />
Außenanlage zur Natur-Erlebnis-<br />
Anlage kommt, Boden und Baustoffe<br />
ebenso einbezogen wie Pflanzen,<br />
Pflege und Pädagogik. Zum Frust<br />
der Nagelscheren-Gärtner und zur<br />
Freude derer, die mit leuchtenden<br />
Augen vor dem Wildstaudenbeet<br />
stehen, lautet das Fazit der Autoren<br />
denn auch: „Das beste Außengelände<br />
ist eines, das nie fertig<br />
wird“.<br />
2 Fotos (links): Nico Schmitt / Foto (unten): Seifert<br />
Ein umfangreicher Organisationskalender<br />
leitet von der ersten Initiative bis<br />
zur abschließenden Evaluation, und<br />
selbst Argumentationshilfen sind enthalten:<br />
Das Kapitel „Killerargumente“ setzt<br />
sich mit ablehnenden Haltungen auseinander<br />
und gibt Antworten darauf.<br />
Die Kostenaufstellungen und -gegenüberstellungen<br />
von herkömmlichen und<br />
Naturerlebnis-Spielflächen müssten<br />
zum Schluss dann jeden Schulträger<br />
überzeugen!<br />
Nach den Planungsarbeiten folgen kleine<br />
Lehrstunden: Die Bio-Stunde beschreibt<br />
heimische Flora, mit der auch<br />
die heimische Fauna wieder angelockt<br />
werden kann, die Baustoffkunde gibt<br />
tiefe Einblicke ins notwendige Wissen<br />
um das Baumaterial und den Boden.<br />
Wer jetzt noch nicht entschlossen ist,<br />
gleich morgen den Jahrzehnte alten Asphalt<br />
aufzureißen, dem sei der umfangreiche<br />
Abschnitt mit Praxisbeispielen<br />
empfohlen: Bepflanzungspläne, Kostenrahmen,<br />
Ansprechpartner zu den verschiedenen<br />
Projekten werden ebenso<br />
notiert wie die Besonderheiten der einzelnen<br />
Umsetzungen, zum Beispiel Erdkeller,<br />
Kunstobjekte, Irrgärten, Kletterwände<br />
aus Naturfelsen usw.<br />
Wenn dann der Schulhof umgestaltet ist<br />
und alles wunderbar grünt und blüht,<br />
lehnt sich die Lehrkraft an die Bruchsteinmauer,<br />
bietet der nebenan in der<br />
Sonne liegenden Eidechse das „Du“ an<br />
und genießt ihre Pause, weil die Kinder<br />
seit Jahren endlich keine Pflaster<br />
mehr verlangen oder sich um ihre Pokémon-Karten<br />
streiten. Doch was ist<br />
das? Wo man eigenhändig im Herbst<br />
die abwechslungsreichsten Stauden setz-<br />
30 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
te, macht sich großflächig die Ackerwinde<br />
breit, wo im Frühjahr zarte Triebe<br />
keimten, wuchert der Löwenzahn brutal<br />
über alles. Keine Panik, denn auch<br />
in diesem Fall hilft das neue Buch mit<br />
praktikablen Ratschlägen. Eine lesenswerte<br />
Ideensammlung für den Unterricht<br />
und viele nützliche Literaturtipps<br />
(inklusive Kurzrezensionen) komplettieren<br />
das Werk. Obwohl...da war doch<br />
noch was...Ach ja, eine CD-Rom liegt<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
bei. Sie enthält die Materialsammlungen,<br />
den Organisationskalender und die<br />
Argumentationshilfen. Das ist ganz<br />
praktisch zum Ausdrucken, müsste aber<br />
im Zeitalter des Kopierers nicht unbedingt<br />
sein. Allerdings scheint der Aufdruck<br />
„Mit CD-Rom“ noch immer verkaufsfördernd<br />
zu wirken.<br />
Wer nun immer noch nicht die Arbeitshandschuhe<br />
parat gelegt hat, dem ist<br />
nicht mehr zu helfen. Dann bleiben Sie<br />
Ein afrikanischer Erzieher in Deutschland<br />
Unser Mitarbeiter Paul Schwarz hat<br />
für den Südwestrundfunk in Baden-<br />
Baden einen 30minütigen Film über<br />
Dembo Krubally gedreht. Der<br />
Schwarzafrikaner ist 1987 aus Gambia<br />
geflohen und arbeitet seit 1993<br />
im katholischen Jugendwerk St. Josef<br />
in Landau. Dembo ist bundesweit<br />
bekannt geworden, weil er<br />
schon mehrere Skinheads aus der<br />
rechten Szene gerissen hat.<br />
Der Film begleitet Dembo Krubally<br />
bei seiner erzieherischen Arbeit, bei<br />
seinen zahlreichen sozialen Aktivitäten<br />
und in seiner Familie. Er ist verheiratet<br />
mit einer katholischen Religionslehrerin,<br />
die Kinder sind christlich<br />
getauft, gehen freitags in die<br />
Moschee und sonntags in die Kirche.<br />
Dembo selbst ist strenger Muslim.<br />
Auch dieses Spannungsverhältnis<br />
zeigt der Beitrag auf. In Gambia<br />
spürte Paul Schwarz eine Woche lang<br />
den afrikanischen Wurzeln des Neu-<br />
Landauers nach, in Landau den An-<br />
Leitung von Konferenzen<br />
Traditionelle Konferenzen in der Schule<br />
hinterlassen bei allen Beteiligten oftmals<br />
das Gefühl eines Ungleichgewichtes<br />
zwischen (Zeit) Aufwand und Ergebnisqualität<br />
sowie zwischen demokratischem<br />
Anspruch und erlebter Realität.<br />
Zur Schulentwicklung gehört unabdingbar<br />
eine Sitzungs- und Besprechungskultur,<br />
die effektiv und zielgerichtet<br />
ist, Kooperation und Konsens<br />
anstrebt und Kreativität mit Kollegialität<br />
verbindet.<br />
Die Methodik der Sitzungsleitung lässt<br />
sich analog auf die Arbeitsfelder im Personalrat<br />
und in der <strong>GEW</strong> übertragen.<br />
fängen als Asylant.<br />
Dembo Kurbally, ein afrikanisches<br />
Schicksal in Deutschland, stellvertretend<br />
für viele Fremde, die hierher<br />
gekommen sind.<br />
Ausstrahlung: 18. Sept. 2001, 13.30<br />
- 14.00 Uhr. Der Film kann auf ei-<br />
Tipps + Termine<br />
doch auf Ihrem Beton-Schulhof! Viel<br />
Vergnügen! Und kaufen Sie bei Gelegenheit<br />
Pflaster nach!<br />
Antje Fries<br />
Manfred Pappler und Reinhard Witt:<br />
NaturErlebnisRäume; Neue Wege für<br />
Schulhöfe, Kindergärten und Spielplätze.<br />
Kallmeyer-Verlag, Seelze-Velber,<br />
2001.<br />
ner VHS-Kassette mit Begleitkarte<br />
und Hülle beim Landesmedienzentrum<br />
in Koblenz zum Selbstkostenpreis<br />
bezogen werden. Er ist sehr gut<br />
für die politische Bildungsarbeit geeignet.<br />
red.<br />
Dembo Krubally auf seinem früheren Platz in der Koranschule. Foto: P. Schwarz<br />
Die Fortbildung vermittelt das erforderliche<br />
Handwerkszeug zur Leitung<br />
und gibt Anregungen zur Verhaltensänderung.<br />
Inhalt: Wohlbehagen und Arbeitsfähigkeit<br />
Leitungsstile: Leiten, Moderieren, Referieren,<br />
Informieren<br />
Effektivität: Aufgabenorientierung und<br />
Zeitplanung<br />
Tragfähigkeit: Verbindlichkeit und Ergebnissicherung<br />
Beteiligung: Kooperative Methoden der<br />
Arbeits(ver)teilung<br />
Hindernisse: Nörgler, Rechthaber, Viel-<br />
redner, Aussteiger<br />
Termin: 8.11. ( ab 15 Uhr) bis<br />
9.11.2001<br />
Ort: Bad Münster am Stein-Ebernburg,<br />
Evangelische Bildungsstätte<br />
TeilnehmerInnenzahl: max. 14 (Berücksichtigung<br />
nach Reihenfolge der<br />
Eingänge)<br />
Referent: Uwe Becker<br />
Leitung: Mehmet Kiliç<br />
Anmeldung bis 11.10. an: <strong>GEW</strong><br />
Rheinland-Pfalz, Neubrunnenstraße<br />
8, 55116 Mainz, Tel.: 06131/<br />
28988-0, Fax : 06131 / 28988-80<br />
Teilnehmerbeitrag: 30.- DM für<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder, 120.- DM für<br />
Nichtmitglieder<br />
31
Tipps + Termine<br />
Tag der Sprachen am Oberrhein<br />
Der Kooperationsverbund lehrerbildender<br />
Einrichtungen am Oberrhein (Colingua<br />
Oberrhein) veranstaltet anlässlich<br />
des Europäischen Jahres der Sprachen<br />
am 22. September ( 10 - 16 Uhr)<br />
einen „Tag der Sprachen am Oberrhein“<br />
im GHS-Seminar in Rohrbach/<br />
Pfalz. Der Tag dient dazu, Eltern mit<br />
kleinen Kindern über die neuen, spielerischen<br />
Formen des frühkindlichen<br />
Leitfaden für Arbeitslose aktualisiert<br />
Die 18. Auflage des in der Fachhochschule<br />
Frankfurt am Main entwickelten<br />
»Leitfadens für Arbeitslose« berücksichtigt<br />
die zahlreichen Änderungen des<br />
Arbeitslosenrechts bis April 2001. Der<br />
Leitfaden besticht durch seine übersicht-<br />
liche Gestaltung, die allgemein verständliche<br />
Sprache und durch seinen<br />
angesichts des Buchumfangs niedrigen<br />
Preis. Das macht ihn zu einem unverzichtbaren<br />
Ratgeber für Profis und Laien<br />
in Fragen des Arbeitslosenrechts.<br />
Dokumentation zum „forum bildung“ 2001<br />
Bildungspolitik<br />
und Schulthemen<br />
bewegen wieder<br />
die gesellschaftliche<br />
Diskussion. Vorrangig sind es Ängste<br />
um die Qualität unseres Bildungssystems,<br />
Klagen aus der Wirtschaft, aber<br />
auch von Lehrern, Eltern und SchülerInnen,<br />
die das Augenmerk der Öffentlichkeit<br />
auf Schule, Aus- und Weiterbildung<br />
lenken. Die Hintergründe dieser<br />
Klagen – mangelhafte Ressourcen<br />
und Überlastung des pädagogischen<br />
Pädagogik mit beschränkter Haftung<br />
Klaus Ahlheim erörtert in „Pädagogik<br />
mit beschränkter Haftung: Politische<br />
Bildung gegen Rechtsextremismus“ die<br />
Chancen und Grenzen politischer Bildung<br />
angesichts des aktuellen Rechtsextremismus.<br />
Auf der Basis empirischer<br />
Studien untersucht er Zustandekommen<br />
und Verbreitung fremdenfeindlicher<br />
Einstellungen. Als Ursachen für Fremdenfeindlichkeit<br />
macht er Arbeitslosigkeit<br />
und Angst vor Arbeitsplatzverlust,<br />
den Erziehungsstil sowie die schulische<br />
Personals – bleiben dabei all zu oft unterbelichtet.<br />
Dazu hat der Veranstalter, das Institut<br />
für Bildungsmedien, jetzt eine Dokumentation<br />
herausgegeben, die alle Redebeiträge<br />
in ihren wesentlichen Thesen<br />
zusammenfasst. Entstanden ist dadurch<br />
so etwas wie ein kleiner Leitfaden<br />
zur aktuellen Bildungsdiskussion<br />
mit vielen prominenten Beiträgen. Die<br />
125seitige Broschüre kann gegen eine<br />
Versandkostenpauschale von DM 3,--<br />
Silvester in Marokko für Jugendliche<br />
Aufgrund starker Nachfrage bietet das<br />
Deutsche Jugendherbergswerk (DJH)<br />
über den Jahreswechsel wieder eine Jugendbegegnung<br />
in Marokko an. Vom<br />
25. Dezember 2001 bis 4 Januar 2002<br />
erkunden junge Deutsche im Alter zwi-<br />
schen 18 und 26 Jahren gemeinsam mit<br />
jungen Marokkanern das Atlasgebirge,<br />
lernen die Lebensverhältnisse von Beduinen<br />
in der Wüste sowie Geschichte<br />
und Kultur in Rabat und Casablanca<br />
kennen. Die vom Bundesjugendmini-<br />
Bildung und mangelnde politische Informiertheit<br />
aus. Er zeigt, dass Fremdenfeindlichkeit<br />
nicht primär aus<br />
schlechten Erfahrungen mit AusländerInnen<br />
herrührt, da die Fremdenfeindlichkeit<br />
in Deutschland dort am verbreitetsten<br />
ist, wo der Ausländeranteil<br />
am geringsten ist. Außerdem wird deutlich,<br />
dass fremdenfeindliche Einstellungen<br />
kein Problem vor allem der sozial<br />
Randständigen und Modernisierungsverlierer,<br />
sondern ebenso in der Mitte<br />
Fremdsprachenunterrichts zu informieren<br />
und darüber hinaus für die Nachbarsprachen<br />
der Oberrheinregion werben.<br />
Außerdem erhalten Lehrkräfte die<br />
Möglichkeit, ihre bilingualen Unterrichtsprojekte<br />
der Öffentlichkeit vorzustellen<br />
und Kontakte mit KollegInnen<br />
aus dem Nachbarland zu knüpfen.<br />
red.<br />
Bezug über: Fachhochschulverlag,<br />
Kleiststraße 3 , 60318 Frankfurt<br />
am Main , Telefon (0 69) 15 33-28<br />
20 , Telefax (0 69) 15 33-28 40,<br />
bestellung@fhverlag.de, www.fhverlag.de<br />
576 Seiten, Stand 1.4.2001,<br />
21,50 DM (inkl. Versandkosten)<br />
in Briefmarken beim Institut für Bildungsmedien,<br />
Zeppelinallee 33, 60325<br />
Frankfurt am Main, bestellt werden.<br />
Seit Mitte August kann sie auch vollständig<br />
oder in Teilen auf der Webseite<br />
des Instituts unter www.vdsbildungsmedien.de<br />
heruntergeladen<br />
werden. Dort sind neben vielen anderen<br />
Informationen zu Bildungsmedien<br />
auch die Dokumentationen zu den Foren<br />
in den Jahren 1999 und 2000 eingestellt.<br />
pm<br />
sterium geförderte Reise kostet einschließlich<br />
Flug, Übernachtung in Jugendherbergen,<br />
Vollverpflegung und<br />
Reiseleitung 1.190,— Mark (608<br />
Euro).<br />
Infos: Tel.: 05231-993615, e-mail:<br />
hauptverband@djh.org<br />
der Gesellschaft verankert sind. Ahlheim<br />
fordert daher, dass politische Bildung<br />
die Fremdenfeindlichkeit in der<br />
Mitte der Gesellschaft problematisieren<br />
und dort ansetzten muss.<br />
Klaus Ahlheim: Pädagogik mit beschränkter<br />
Haftung, Politische Bildung<br />
gegen Rechtsextremismus, Wochenschau<br />
Verlag, Schwalbach/Ts.<br />
2001 , ISBN 3-87920-340-7, 48<br />
Seiten, DM 16,80<br />
pm<br />
32 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
Bezirk Trier<br />
<strong>GEW</strong> Trier unterstützt Schule in Indien<br />
Mit einer finanziellen Hilfe des Kreisverbandes Trier der <strong>GEW</strong><br />
kann eine Schule in Indien ihr Gebäude wieder instand setzen. Es<br />
handelt sich um die Don Bosco Schule für arme und behinderte<br />
Kinder im südindischen Dorf Kandachipuram, die von der weltanschaulich<br />
neutralen Gesellschaft PDM (People’s Multipurpose<br />
Development Society) betreut wird.<br />
Im Rahmen einer gut besuchten Mitgliederversammlung des <strong>GEW</strong><br />
Kreisverbandes Trier referierten Gitte Kaufmann, Josef Malat und<br />
Jonas Wipfler, Mitglieder einer Projektgruppe des Auguste-Viktoria-Gymnasiums<br />
Trier, über ihre mehrwöchige Reise nach Indien<br />
und ihre Kontakte zur PMD. Sie vermittelten in einem spannenden<br />
Lichtbildervortrag ein ergreifendes Bild von dem Gebiet, welches<br />
sie besuchten, und den dort lebenden Menschen. Abwechselnd<br />
kommentierten die ReferentInnen die Bilder von faszinierenden<br />
tropischen Landschaften, bunten Alltagsszenen aus Dörfern<br />
und Städten und vor allem von Menschen, die trotz bitterer<br />
Armut viel Lebensfreude ausstrahlen. Gerade die übergroße Gastfreundschaft,<br />
die Herzlichkeit und die Offenheit der Bevölkerung<br />
hatten die BesucherInnen aus Trier so tief und so nachhaltig beeindruckt,<br />
dass sie unsere Wohlstandsgesellschaft nun aus anderem<br />
Blickwinkel betrachten und bewerten können. Jonas Wipfler<br />
sprach von einem Gedanken, der ihn seit seiner Rückkehr aus Indien<br />
immer wieder beschäftigt, nämlich, wie reich sind doch die<br />
Armen und wie arm können die Reichen sein.<br />
Im Anschluss an den Vortrag begründete Josef Malat, warum die<br />
finanzielle Hilfe für die Don Bosco Schule so wichtig sei. An dieser<br />
Schule werden über 600 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.<br />
Darunter befinden sich 40 behinderte Kinder, die auch dort<br />
wohnen. In Indien gibt es kein grundsätzlich vom Staat finanziertes<br />
Schulwesen wie bei uns. Ein Gesetz schreibt allerdings vor, dass<br />
die Schulen in Indien jährlich einen Nachweis über ihren guten<br />
baulichen Zustand erbringen müssen. Anderenfalls werden sie geschlossen<br />
und die betroffenen Kinder verlieren ihre Bildungsmöglichkeiten.<br />
Vor allem das Dach der Don Bosco Schule muss in<br />
nächster Zeit repariert werden. Dies könnte, wenn die finanziellen<br />
Mittel zur Verfügung stehen, innerhalb von vier Monaten geschehen.<br />
Damit wäre die Unterrichtsversorgung von vielen Kindern<br />
gesichert.<br />
Da sich die <strong>GEW</strong> als Bildungsgewerkschaft dem Ziel verpflichtet<br />
fühlt, Bildungschancen zu erhalten und zu schaffen, waren die anwesenden<br />
Mitglieder schnell davon überzeugt, aus Solidarität auch<br />
Schulen in anderen Ländern zu helfen. Die finanzielle Unterstützung<br />
zur baulichen Instandhaltung der Don Bosco Schule durch<br />
den Kreisverband der <strong>GEW</strong> Trier fand einhellige Zustimmung.<br />
Hajo Arend<br />
<strong>GEW</strong> Ludwigshafen/Speyer<br />
Diskussion über Ganztagsschule<br />
Zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Ganztagsschulkonzept<br />
des Landes lädt die <strong>GEW</strong> Ludwigshafen/Speyer<br />
für Mittwoch, den 19.9.01, 19.30 Uhr, ins Heinrich-Pesch-Haus<br />
in Ludwigshafen, Frankenthaler Str., ein. Referent ist Frieder Bechberger-Derscheidt<br />
vom Bildungsministerium.<br />
gh<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
Kreis + Region<br />
Kreis Koblenz-Mayen<br />
<strong>GEW</strong>-Informationen aus erster Hand<br />
„1. Staatsexamen - wie geht es weiter?“, so lautete der Titel einer<br />
Veranstaltung des <strong>GEW</strong>-Kreises Koblenz-Mayen für Lehramtstudierende<br />
an der Uni Koblenz. Erika Schmitt-Neßler, Hauptpersonalrätin<br />
beim Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, Hans-<br />
Peter Schaulinski, Realschullehrer, Rosi Wahl, Grundschullehrerin<br />
und Fachleiterin am Studienseminar in Westerburg, und Heike<br />
Stock, Lehramtsanwärterin, beantworteten die Fragen der Studierenden<br />
und gaben wichtige Hinweise zum Berufseinstieg.<br />
Die Themen Bewerbung in den Vorbereitungsdienst, das Zulassungsverfahren<br />
und die Einstellungssituation, die Anforderungen<br />
im Referendariat und eine mögliche Unterstützung durch die <strong>GEW</strong><br />
während dieser Zeit zählten zu den Schwerpunkten der Veranstaltung<br />
und trafen auf großes Interesse bei den Studierenden.<br />
Im Verlauf der Diskussion zeigte sich, dass die angehenden LehrerInnen<br />
nur wenige Informationen über die zweite Ausbildungsphase<br />
besitzen. „Ein echtes Defizit“, wie Bernd Huster, Leiter der<br />
<strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle Nord in Koblenz, bemerkt. „In diesem Bereich<br />
müssen wir unser Engagement verstärken“.<br />
Die Moderation der anschließenden Diskussion übernahm Kollege<br />
Dr. Franz-Josef Witsch-Rothmund, Dozent am Institut für Integrative<br />
Bildung der Uni Koblenz. Er brachte dabei auf den Punkt,<br />
was viele Praktiker bestätigten: Lehrer und Lehrerinnen müssen<br />
möglichst flexibel sein, gerecht, dabei aber auch fordernd und kollegial.<br />
Witsch-Rothmund machte mittels einer Folie darauf aufmerksam,<br />
dass hier fast Unmögliches von den Lehrerinnen und<br />
Lehrern erwartet wird.<br />
Erfahrene <strong>GEW</strong>-KollegInnen gaben Lehramtsstudierenden an der Uni<br />
Koblenz Auskunft. Text und Foto: Caroline Albert-Woll<br />
Studienreisen / Klassenfahrten<br />
8-Tage-Busreise z.B. nach<br />
WIEN ÜF 375,-- DM<br />
BUDAPEST ÜF 375,-- DM<br />
LONDON ÜF 495,-- DM<br />
PRAG ÜF 389,-- DM<br />
PARIS ÜF 438,-- DM<br />
ROM ÜF 464,-- DM<br />
10-Tage-Busreise z.B. nach<br />
SÜDENGLAND Ü 415,-- DM<br />
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Selbstversorgerunterkünften)<br />
Alle Ausflugsfahrten inklusive.<br />
Flug- und Bahnanreise sowie andere Ziele (z.B. Ferienparks<br />
in den Niederlanden oder Belgien) auf Anfrage möglich!<br />
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33
Kreis + Region<br />
Kreis Rhein-Lahn<br />
Wahlen und vieles mehr<br />
Die neue und alte Kreisvorsitzende des <strong>GEW</strong>-Kreisverbandes<br />
Rhein-Lahn ist Elfriede Schaulinski. Die Mitglieder bestätigten<br />
die Realschullehrerin auf ihrer Jahresversammlung in Nassau für<br />
weitere drei Jahre. Stellvertretender Vorsitzender wurde Hubert<br />
Pausch, der an der BBS Lahnstein unterrichtet.<br />
Bernd Huster, Gewerkschaftssekretär im Regionalbüro Nord, erläuterte<br />
den Anwesenden die Schwerpunkte seiner Tätigkeit; einer<br />
davon ist die Mitgliederwerbung an der Uni Koblenz - Landau,<br />
an den Fachhochschulen und an den Studienseminaren. Erika<br />
Schmitt - Neßler sprach über die Umstrukturierung des Bildungsministeriums<br />
und ihre Auswirkung auf die Schulentwicklung.<br />
Sie informierte die Mitglieder auch über wichtige Ergebnisse<br />
der HPR-Wahlen.<br />
Die Finanzen des Kreises werden auch weiterhin von Udo Ziegler<br />
verwaltet. Günter Schmitt ist als Schriftführer neu im Geschäftsführenden<br />
Vorstand. Beisitzer sind Dieter Roß und Karl Maron.<br />
Die einzelnen Fach- und Personengruppen werden künftig von<br />
folgenden KollegInnen betreut: Jürgen Schreiner (Grundschule),<br />
Hans - Peter Schaulinski (Realschule), Helmut Pabst (Gymnasium),<br />
Achim Wagner (Sonderschule), Hubert Pausch (Berufsbildende<br />
Schule), Petra Reusch und Dagmar Höhn (Sozialpädagogische<br />
Berufe) und Willi Schmiedel (RuhelehrerInnen). Leider hat<br />
sich für die Fachgruppe Hauptschule / Regionale Schule kein/e<br />
SprecherIn gefunden.<br />
Die Pressearbeit wird von Willi Schmiedel und Günter Schmitt<br />
wahrgenommen. Die Kassenprüfung wurde Waltraud Neuert -<br />
Brunswig und Bernd Horstmann übertragen.<br />
Am Ende der Veranstaltung wurden sieben Delegierte und zwei<br />
Ersatzdelegierte für den Bezirksgewerkschaftstag im Herbst in<br />
Neuwied gewählt.<br />
Am 28. Juni feierte der Vertreter der RuhestandslehrerInnen seinen<br />
70. Geburtstag. Willi Schmiedel ist ein überaus aktiver Pensionär.<br />
Neben der vorbildlichen Betreuung der <strong>GEW</strong>-Pensionärinnen<br />
und -Pensionäre ist der ehemalige Rektor der Esterau-Schule<br />
in Holzappel Vorsitzender des Fördervereins „Heimatmuseum<br />
Esterau“. Er ist auch Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins<br />
und leitet die Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen<br />
Dekanates Diez. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der ehrenamtlichen<br />
Tätigkeiten des Ehrenbürgers von Holzappel. Der Kreisvorstand<br />
der <strong>GEW</strong> wünscht Willi für die Zukunft weiterhin ein<br />
so abwechslungsreiches Pensionärsleben, aber auch genügend Zeit<br />
für Ruhe und Erholung, gemeinsam mit Ehefrau Edith, und gute<br />
Gesundheit.<br />
slh<br />
NACHRUF:<br />
Am 25.3.01 verstarb überraschend<br />
Magda Schneider-Görg<br />
(Platz 6 auf der HPR-Liste 2001) im Alter von 49 Jahren. Sie war<br />
innerhalb unserer Bezirksfachgruppe Realschulen seit vielen Jahren<br />
sehr aktiv, nahm regelmäßig an unseren Sitzungen teil und unterstützte<br />
uns durch ihre kritischen Anmerkungen.<br />
Wir werden sie in Zukunft sehr vermissen.<br />
Bezirk Koblenz<br />
Bezirk Koblenz<br />
Weiter mit Hans-Peter Schaulinski<br />
Mit dem Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden, Neuwahlen und<br />
weiteren Schwerpunkten ihrer Arbeit beschäftigte sich die Koblenzer<br />
Bezirksfachgruppe Realschulen Ende vergangenen Schuljahres<br />
bei einer Sitzung im Regionalbüro Nord.<br />
Hans-Peter Schaulinski, der die Fachgruppe seit dem 15.6.1999<br />
leitet, legte den Rechenschaftsbericht der letzten Wahlperiode vor.<br />
Er wurde als Bezirksfachgruppensprecher wieder bestätigt, Stellvertreter<br />
wurde Dr. Ulrich Hauth. An dieser Stelle bedanken sich<br />
die Mitglieder der Bezirksfachgruppe für die jahrelang geleistete<br />
Arbeit von Dr. Ulrich Hauth recht herzlich.<br />
Die Arbeit am Studienseminar für Realschulen in Koblenz erwies<br />
sich in den letzten Jahren als sehr schwierig, obwohl die <strong>GEW</strong> seit<br />
1999 jeweils am 1. Februar (Tag der Vereidigung) mit einem Infostand<br />
vertreten war.<br />
Deshalb trafen die Mitglieder der Fachgruppe und Bernd Huster<br />
vom Regionalbüro Nord zur Verbesserung der Zusammenarbeit<br />
mit dem Studienseminar Koblenz folgende Vereinbarungen:<br />
Die Mitglieder der FG und Bernd werden dreimal im Jahr eine<br />
Veranstaltung am Studienseminar durchführen:<br />
1. Eine Vorstellungsrunde jeweils am 1. Februar<br />
2. Ein Gespräch Ende August / Anfang bis Mitte September<br />
3. Eine Information über Einstellungschancen und Prognosen im<br />
Januar<br />
Alle Anwesenden erachteten es für sehr wichtig, dass neben einem<br />
„erfahrenen“ Mitglied der FG junge <strong>GEW</strong>-KollegInnen sowie RealschullehrerInnen,<br />
die an den verschiedenen Schularten unterrichten,<br />
an den Veranstaltungen teilnehmen. Außerdem soll eine<br />
ständige Arbeitsgruppe „Studienseminar“ eingerichtet werden, in<br />
der neben Bernd und einem Mitglied der FG auch zwei junge<br />
<strong>GEW</strong>-RealschullehrerInnen vertreten sein sollen. Sie tagt im September<br />
zum ersten Mal.<br />
slh<br />
Kreis Zweibrücken<br />
Rückblick: zweites Schulhalbjahr<br />
Mit einer Reihe von Veranstaltungen bot der <strong>GEW</strong>-Kreisverband<br />
Zweibrücken im vergangenen Halbjahr zahlreichen KollegInnen<br />
Anregungen und Hilfestellung für ihre schulische Arbeit.<br />
Die Wahlen zu den örtlichen Personalräten (ÖPR) standen im<br />
Mittelpunkt einer Pesonalratsschulung im Frühjahr. Die Wahlvorstände<br />
wurden mit den unterschiedlichen Auszählungsverfahren<br />
vertraut gemacht. Insbesondere dort, wo das Wahlergebnis<br />
über Listenwahl ermittelt wird, kann es zu Problemen bei der Anwendung<br />
des Höchstzahlverfahrens nach d’Hondt kommen. Das<br />
d’Hondtsche System wurde dabei anhand von Musterzetteln, die<br />
vom Kollegen Helmut Thyssen entwickelt wurden, handlungsorientiert<br />
plausibel gemacht. Die anwesenden Wahlvorstände erfuhren<br />
ebenfalls, wer bei der Wahl des ÖPR zu den Wahlberechtigten<br />
zählt. So wird immer wieder übersehen, dass auch beurlaubten<br />
oder abgeordneten Lehrkräften die Möglichkeit zur Teilnahme<br />
an der Wahl ermöglicht werden muss.<br />
Die Beteiligung der ÖPR an der Erstellung der Gliederungspläne<br />
nahm ebenfalls breiten Raum bei der PR-Schulung ein. Am Computer<br />
konnten vorläufige Gliederungspläne erstellt werden. Kur-<br />
34 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001
sorisch wurden auch Veränderungen, die das neue Personalvertretungsgesetz<br />
mit sich bringt, besprochen.<br />
Zum Thema „Lernzirkel im Unterricht der Sekundarstufe I und<br />
II“ hatte Kollegin Dagmar Pohlmann drei Lehrerinnen des Immanuel-Kant-Gymnasiums<br />
aus Pirmasens als Referentinnen ans Zweibrücker<br />
Hofenfels-Gymnasium eingeladen. Martina Becker, Bärbel<br />
Ewald und Margit Haas, die auch die ILF-Lernwerkstatt zum<br />
gleichen Thema mitgestalten, informierten insbesondere über den<br />
Einsatz dieser offenen Unterrichtsform in den Fächern Deutsch,<br />
Mathematik, Chemie und<br />
Physik. Zunächst erläuterten<br />
die Referentinnen, wie<br />
man die Voraussetzungen<br />
für den Einsatz von Lernzirkeln<br />
schafft und die<br />
Lerngruppe etwa über „Ekkenspiele“<br />
in Partner- und<br />
Gruppenarbeit an Stationenarbeit<br />
heranführt. Die<br />
Gestaltung der Laufzettel<br />
und das Aufarbeiten von<br />
Lernzirkeln kamen ebenfalls<br />
zur Sprache. Neben<br />
der Theorie hatten die drei<br />
Kolleginnen aber auch<br />
reichlich Stoff für die Praxis<br />
mitgebracht, so dass die<br />
TeilnehmerInnen anschließend<br />
im Material „baden“<br />
konnten. „Das Interesse an<br />
Folgeveranstaltungen besteht,<br />
das Bedürfnis ist da“,<br />
zog Dagmar Pohlmann das<br />
Resümee einer erfolgreichen<br />
Veranstaltung.<br />
Aber auch der gesellige<br />
Aspekt kam in der Arbeit<br />
des Kreisverbandes nicht<br />
zu kurz. Regelmäßig haben<br />
die KollegInnen im Ruhestand<br />
ihre Treffen, die Kollege<br />
Peter Haun initiiert.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />
Bücherspalte<br />
<strong>GEW</strong>-Handbuch für LehrerInnen<br />
· 4. Aufl. 1998 -<br />
Loseblattausgabe - Gesamtausgabe<br />
mit Spezialordner<br />
2. überarbeitete Fassung<br />
Stand Dezember 1999<br />
Das rund 1.000 Seiten starke<br />
Werk enthält alle wichtigen Gesetze<br />
und Verwaltungsvorschriften<br />
für den Schulbereich in<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
Mitglieder: DM 29,80, Nichtmitglieder:<br />
DM 49,80 + Porto<br />
Achtung: Wer das Handbuch im<br />
September 2001 bestellt, erhält die<br />
Ergänzungslieferung 2001 kostenlos<br />
nachgeliefert.<br />
Methoden des lebendigen<br />
Lernens<br />
Die von Prof. Dr. Arnold und<br />
Dipl.Päd. Ingeborg Schüßler als<br />
Heft Nr. 1 der Reihe „Pädagogische<br />
Materialien der Universität<br />
Kaiserslautern“ herausgegebene<br />
Broschüre beinhaltet alle im Verlauf<br />
eines handlungsorientierten<br />
Methodenseminars erprobten<br />
Methoden inklusive anschaulicher<br />
Beispiele, Anwendungsfelder und<br />
Einsatzbewertungen. Auch die<br />
2.Auflage ist wieder durch die<br />
<strong>GEW</strong> veröffentlicht.<br />
DM 7,00 zuzügl. Porto<br />
Bundeserziehungsgeldgesetz<br />
mit den Bestimmungen über Erziehungsgeld<br />
und Elternurlaub<br />
mit Erläuterungen, 50 Seiten,<br />
Stand März 2001<br />
DM 3,20 zzgl. Porto<br />
Bestellungen an:<br />
<strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz<br />
Neubrunnenstr. 8 · 55116 Mainz<br />
Kreis + Region / Bücherspalte<br />
Ende Mai stand ein Arbeitsessen für Vorstandschaft und Vertrauensleute<br />
in Wiesbach an. Mit der fast schon traditionellen Tagesfahrt<br />
wurde der Start in die Sommerferien eingeläutet. Diesmal<br />
stand eine Tour nach Mainz mit Landtagsvisite und Weinprobe<br />
im Rheingau auf dem Programm.<br />
ar<br />
<strong>GEW</strong> Zweibrücken<br />
Plätze frei bei Flandern-Reise<br />
Noch Plätze frei sind bei der Reise der <strong>GEW</strong> Zweibrücken in den<br />
Herbstferien nach Flandern (8.10.2001 bis 12.10.2001). Preis pro<br />
Person: DM 590, Einzelzimmerzuschlag DM 180,-<br />
Nähere Auskünfte und Anmeldungen bei <strong>GEW</strong> Kreisverband<br />
Zweibrücken, Gregor SIMON, Schweizer Ring 6, 66482 Zweibrücken,<br />
FON/FAX: 0 63 37 / 89 44 (Email: g.si@gmx.de) oder<br />
FON 0 63 32 / 9 26 30 bzw. FAX 0 63 32 / 92 63 14 (Dienststelle).<br />
35
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz<br />
Beilage zur E&W<br />
<strong>GEW</strong>-Intern<br />
<strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz<br />
Neubrunnenstraße 8 · 55116 Mainz<br />
Telefon: 06131-28988-0 • FAX 06131-28988- 80<br />
E-mail: <strong>GEW</strong>@<strong>GEW</strong>-RLP.de<br />
Auflösung: <strong>GEW</strong>-Sommerpreisrätsel 2001<br />
Natürlich handelte es sich bei diesem<br />
„Frühurlauber“ um den allseits beliebten<br />
Georg Koch, seines Zeichens Bastion<br />
und tragende Säule im Tor des FC<br />
Kaiserslautern.<br />
Und hier aus den Reihen der Redaktion<br />
die „strenge“ Jury, die sich vor Ziehung<br />
der GewinnerInnen vom ordnungsgemäßen<br />
Zustand der Lotterietrommel<br />
…<br />
… sowie von der Tauglichkeit der Verdunkeleinrichtung<br />
überzeugt hatte.<br />
Zweifellos: Der <strong>GEW</strong>-Hit des Sommers<br />
war unser kniffliges Preisrätsel<br />
auf Seite 1 der <strong>GEW</strong>-Zeitung 7/8 -<br />
01. Einen entspannt dreinschauenden<br />
Mann mit gestähltem Oberkörper<br />
sah man da, die Beine lässig in<br />
einen Pool getaucht. Welche Person<br />
der Zeitgeschichte auf diesem Foto zu<br />
sehen sei, wollten wir auf Anregung<br />
von Bernhard Clessienne wissen, der<br />
den Schnappschuss eingefangen und<br />
die Idee für das <strong>GEW</strong>-Sommerpreisrätsel geliefert<br />
hatte. War das etwa der Personalratsvorsitzende<br />
Helmut T. aus Dü., der Staatssekretär Joachim<br />
H.-G. aus M. oder Präsident Josef-Peter M.<br />
aus T.? Alles falsch, wie unsere zahlreichen EinsenderInnen<br />
wussten. Es war auch nicht Ministerpräsident<br />
Edmund St. aus M. oder der gerade<br />
mal wieder eine ruhige Kugel schiebende Gesamtschullehrer<br />
Alfons Sp. aus D. Schon gar nicht war<br />
es <strong>GEW</strong>-Geschäftsführer Udo K. aus O., wie eine<br />
Mail-Einsenderin vermutete, die damit eine weitere<br />
Lösung ins Spiel brachte, diese dann aber auch<br />
gleich wieder verwarf, weil der Body zwar stark<br />
auf Udo K. schließen ließe, die relaxte Miene jedoch<br />
nicht zu einem <strong>GEW</strong>-Geschäftsführer passe.<br />
Deshalb lag auch ein <strong>GEW</strong>-Insider daneben,<br />
der meinte, das Foto zeige den Gewerkschaftssekretär<br />
Peter B.-G. aus W. beim Testen der Außenanlagen<br />
des neuen Regionalbüros in Kaiserslautern.<br />
Zumindest der Ort war treffend: In Kaiserslautern<br />
sind solch sommerliche Szenen zu beobachten,<br />
und zwar dann, wenn FCK-Berufsfußballer<br />
wie der abgebildete Georg Koch vom Stadion<br />
ins Schwimmbad wechseln.<br />
Richtige Antworten kamen aus allen Regionen<br />
unseres Landes, oft mit dem Zusatz: „Das ist natürlich<br />
Georg Koch!“ Was wiederum die Redaktion<br />
ins Grübeln brachte. Hatten wir in unserem<br />
launigen Versuch, etwas Sommeratmosphäre in<br />
unser trockenes Heft zu zaubern, irgendwem unbewusst<br />
auf die Füße getreten? Eine Postkarte gab<br />
Aufschluss: In fast schon beleidigter Diktion hieß<br />
es da: „Wir Nord-Rheinland-Pfälzer beherrschen<br />
den <strong>GEW</strong>-Fußball seit Jahren und wissen, wie<br />
der Torwart vom FCK aussieht!“ Klar doch, der<br />
vor vielen Jahren aus politischen Gründen aus der<br />
schönen Pfalz in den rauen Norden emigrierte<br />
Ex-<strong>GEW</strong>-Kolumnist J. R. aus Ko. hatte uns vor<br />
geraumer Zeit ja gewarnt: Die nördlichen Provinzen<br />
von RLP fühlten sich vom Süden manchmal<br />
nicht für ganz voll genommen...<br />
Wir geloben Besserung! Nur, die Behauptung, der<br />
Norden habe die besseren <strong>GEW</strong>-Fußballer, das können<br />
wir nicht unwidersprochen lassen. Zöge eine<br />
Redaktionsauswahl alle Asse aus der Tasche und<br />
würde nicht nur Redakteur G.H. ins Tor, BBS-<br />
Lehrer W.M. in die Abwehr, Fachleiter K.T. ins<br />
Mittelfeld und Fotograf B.C. in die Spitze stellen,<br />
sondern auch Ex-Profis wie Ulli Kleinbub (Südwestauswahl)<br />
und Siggi Krause (Standard Lüttich)<br />
reaktivieren, dann könntet ihr euch mit eurer eingespielten<br />
Truppe den Herzbännel abrennen.<br />
Null Chance für eure U 40 gegen unsere Ü 50 !<br />
Nun aber endlich die Bekanntgabe der GewinnerInnen<br />
unseres Preisrätsels. Unter strengster Aufsicht<br />
der Redaktionsmitglieder Ursel Karch und<br />
Antje Fries loste FCK-Fan Hannah Helfrich die<br />
Glücklichen aus.<br />
1. Das FCK-Trikot gewann: Anna Vogler,<br />
Mainz.<br />
2. Eine Sitzplatzkarte für ein FCK-Spiel bekommt<br />
Ute Haufe, Fürfeld.<br />
3. Über die Autogrammkarte eines FCK-Vorstandsmitglieds<br />
glücklich schätzen darf sich Javier<br />
de la Poza, Lingenfeld.<br />
gh<br />
36 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001