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9/01<br />

Serie<br />

„Jugend heute“:<br />

…<br />

eine<br />

Zukunft<br />

Themenfotos: Seifert - Montage: VPP<br />

-Zeitung<br />

110. Jahrgang<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Der<br />

Jugend …


Foto:<br />

Lucas<br />

Schmitt<br />

Editorial / Inhalt / Impressum<br />

Restriktives Hitzefrei<br />

Lehrkräfte und<br />

Beschäftigte anderer<br />

pädagogischer<br />

Einrichtungen<br />

haben das Glück<br />

(oder auch das<br />

Pech), gleich<br />

zweimal pro anno<br />

ein Jahresende<br />

und somit auch<br />

einen Jahresanfang<br />

erleben / erleiden<br />

zu dürfen:<br />

beim kalendarischen und beim Schuljahres- Wechsel. Das ist dann die<br />

Zeit der Anlässe, an denen in getragenen Worten gelogen wird wie sonst<br />

nur bei Jubiläen und Beerdigungen.<br />

Als Redaktion wollen wir tunlichst vermeiden, dieser Sucht des Feiertagsgesülzes<br />

der guten Wünsche zu verfallen, was auch recht albern<br />

wäre bei einer neunmal im Jahr erscheinenden Zeitschrift, die dann in<br />

fast der Hälfte ihrer Ausgaben Entsprechendes beinhalten würde.<br />

Deshalb gleich zu unseren Themen: Mit dieser Ausgabe startet eine<br />

Serie, in der wir Aufsätze zum Thema „Jugend heute“ veröffentlichen.<br />

Den Auftakt macht Staatssekretär Dr. Joachim Hofmann-Göttig, aus<br />

dessen Studie „Der Jugend eine Zukunft“ wir von S. 18 bis S. 22 Auszüge<br />

veröffentlichen. In der nächsten Zeitung folgt dann ein Vortrag<br />

von Prof. Günter J. Friesenhahn, dem wir die Überschrift „Das Belehrungsmodell<br />

ist mega-out“ gegeben haben. Im November schließlich<br />

schreibt Prof. Roland Eckert über „Schule, Clique und Gewalt“.<br />

Das hört sich doch so richtig bedeutend und professionell an, als könnten<br />

wir agieren wie die Redaktionen mit hauptberuflich Beschäftigten,<br />

die langfristig und intensiv sowie ausgestattet mit nicht nur personell,<br />

sondern auch materiell üppigen Ressourcen ihrer Arbeit nachgehen können.<br />

Dass dem bei uns nicht so ist, wissen unsere Mitglieder. Wir versuchen<br />

aus dieser Situation das Beste zu machen, in dem wir das, was<br />

wir den „Profis“ voraus haben, in die Waagschale werfen: unsere langjährige<br />

Erfahrung im Alltag von Bildungseinrichtungen.<br />

Und diese lässt uns dann zugreifen, wenn wir Texte angeboten bekommen<br />

oder entdecken, bei denen wir merken, dass keine praxisfernen<br />

Theoriehengste am Werk waren, sondern wissenschaftliche Reflexion<br />

mit praktisch-pädagogischer Kompetenz verbunden ist. Worauf wir<br />

immer wieder hoffen, ist, dass unsere Beiträge Diskussionen auslösen<br />

Aus dem Inhalt <strong>GEW</strong>-ZEITUNG Rheinland-Pfalz Nr. 9 / 2001:<br />

Editorial: Restriktives Hitzefrei<br />

Kommentar - Ganztagsschulen:<br />

Seite 2<br />

<strong>GEW</strong> Forderungen weitgehend umgegesetzt Seite 3<br />

Schulen Seiten 4 - 9<br />

Bildungspolitik Seiten 10 - 17<br />

Serie: Jugend heute Seiten 18 - 22<br />

Weiterbildung Seiten 23<br />

Sozialpädagogik Seiten 24 - 25<br />

LeserInnenbrief / <strong>GEW</strong>-Intern Seiten 26 - 27<br />

Alter + Ruhestand / Rechtsschutz Seiten 28 - 29<br />

Tipps + Termine / Kreis + Region Seiten 30 - 35<br />

<strong>GEW</strong>-Intern Seiten 36<br />

Satzung der <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz (zum Heraustrennen) Seiten I - VIII<br />

und zu Reaktionen führen in Form weiterer Artikel. Manchmal gelingt<br />

das: Wir erinnern zum Beispiel an die Debatte um die Qualität<br />

der Arbeit an den Studienseminaren Anfang des Jahres. Darauf gab es<br />

zunächst interessante Wortmeldungen; leider ist die Diskussion zwischenzeitlich<br />

abgeebbt. Deshalb unsere Erinnerung an dieses Thema<br />

sowie das Angebot, zu unserem aktuellen Thema Stellung zu nehmen.<br />

Dass es „die Jugend heute“ genauso wenig gibt wie „die Erwachsenen“,<br />

bemerkt J. Hofmann-Göttig in seinem Beitrag treffend. Eigentlich müsste<br />

das ja mehr als klar sein, aber immer wieder tauchen Stereotypen über<br />

„die heutige Jugend“ auf. Da gibt es z.B. das Klischee von der egoistischen<br />

Spaßgeneration, die in Gegensatz gesetzt wird zu den angeblich<br />

so altruistischen, sozialen 68ern. Ein völliger Quatsch. Die antiautoritäre<br />

Studentenbewegung war für viele ein einziges lustbringendes Happening,<br />

für andere das Sprungbrett zu einer universitären oder parteipolitischen<br />

Karriere, für wiederum andere der traurige Weg in totalitäre<br />

Ideologien bis hin zum Terrorismus. Im Blickfeld der Öffentlichkeit<br />

stehen leider nur die, die „trotzdem“ ihre Karriere in der bürgerlichen<br />

Welt gemacht haben. Vom Streetfighter zum Minister, vom KBW-Führer<br />

zum Berater (mit A 16 ) im Außenministerium, vom Ober-Sponti<br />

zum Europaabgeordneten. Wer denkt eigentlich an jene, die die heute<br />

lächelnd als Irrtümer eingestandenen großen Sprüche von einst geglaubt<br />

hatten, sich ihre Existenz versaut haben und nie mehr einen Fuß auf<br />

den Boden bekamen?<br />

Kein Missverständnis: Mit diesen kritischen Anmerkungen soll keineswegs<br />

die Bedeutung dieser historischen Phase in Frage gestellt werden;<br />

was wir in der Betrachtung der Vergangenheit aber brauchen, ist der<br />

realistische Blick und nicht die Verklärung nach dem Muster „Der rote<br />

Großvater erzählt“.<br />

Es gibt in jeder Generation „sone und sone“. Wir haben heute tatsächlich<br />

manchmal mit Kids zu tun, die sich redlich bemühen, allen Vorurteilen<br />

über „die heutige Jugend“ zu entsprechen. Und dann gibt es<br />

umgekehrt andere, bei denen man kaum fassen kann, wie viel Positives<br />

sie in sich vereinigen.<br />

„Sone und sone“ eben. Wie bei den Erwachsenen. Zur Erinnerung an<br />

die schönen Zeiten, „als mal wieder richtig Sommer“ war, abschließend<br />

eine kleine Episode, aus der wir eine neue Rubrik für unsere Zeitung<br />

entwickeln. Wir verleihen künftig - falls Vorschläge eingehen -<br />

den Orden „Setzen, FÜNF!“ für den blödesten Spruch des Monats.<br />

Den bekommt jener pfälzische Gymnasialschulleiter, der in SWR 3 am<br />

heißesten Tag des Jahres sagte, er handhabe die „Hitzefrei-Regelung“<br />

restriktiv; an seiner Schule sei der Unterricht „das höchste Gut“. Unterricht<br />

wichtiger als das Wohlergehen der SchülerInnen. Da wird einem<br />

doch eiskalt, wie der SWR-Moderator treffend meinte.<br />

Günter Helfrich<br />

Impressum <strong>GEW</strong>-ZEITUNG Rheinland-Pfalz<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz, Neubrunnenstr. 8, 55116<br />

Mainz, Tel.: (0 61 31) 28988-0, Fax: (06131) 28988-80, E-mail: <strong>GEW</strong>@<strong>GEW</strong>-RLP.de<br />

Redaktion: Günter Helfrich (verantw.) und Karin Helfrich, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen,<br />

Tel./ Fax: (0621) 564995, e-mail: <strong>GEW</strong>ZTGRL1@aol.com; Ursel Karch ( Anzeigen), Arnimstr.<br />

14, 67063 Ludwigshafen, Tel.: (0621) 69 73 97, Fax.: (0621) 6 33 99 90, e-mail:<br />

UKarch5580@aol.com; Antje Fries, Rheindürkheimer Str. 3, 67574 Osthofen, Tel./Fax: (0 62 42)<br />

91 57 13, e-mail: antje.fries@gmx.de<br />

Verlag, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433 Neustadt a.d.W.,<br />

Tel.: (06321) 8 03 77; Fax: (0 63 21) 8 62 17; e-mail: VPP.NW@t-online.de, Datenübernahme per<br />

ISDN: (0 63 21) 92 90 92 (Leonardo-SP - = 2 kanalig)<br />

Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen<br />

nicht in jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Nur maschinengeschriebene<br />

Manuskripte können angenommen werden. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine<br />

Gewähr übernommen. Manuskripte und sonstige Zuschriften für die Redaktion der <strong>GEW</strong>-Zeitung<br />

Rheinland-Pfalz werden nach 67023 Ludwigshafen, Postfach 22 02 23, erbeten.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten; für Nichtmitglieder jährlich DM 35,-- incl. Porto<br />

+ MWSt. (Bestellungen nur beim Herausgeber.) Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.<br />

Im anderen Falle erfolgt stillschweigend Verlängerung um ein weiteres Jahr.<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 11 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluß: jeweils der 5. des Vormonats.<br />

2 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


Ganztagsschulen:<br />

Forderungen der <strong>GEW</strong> weitgehend umgesetzt<br />

Im Januar 2001,<br />

während des Beginns<br />

der heißen<br />

Phase des Landtagswahlkampfes,überraschte<br />

Kurt Beck,<br />

Ministerpräsident<br />

und Landesvorsitzender<br />

der SPD in<br />

Rheinland-Pfalz,<br />

die Öffentlichkeit<br />

mit der Ankündigung,<br />

bei einem erneuten<br />

Wahlsieg flächendeckend<br />

an 300<br />

Schulen die Ganztagsschuleeinzuführen.<br />

Kurt Beck unterfütterte<br />

seine Ankündigung mit der<br />

Zusage, dass 1.000 neue Lehrkräfte und<br />

Pädagogische Fachkräfte eingestellt werden,<br />

um die an den Schulen tätigen LehrerInnen<br />

nicht zusätzlich zu belasten.<br />

Das zuständige Ministerium veröffentlichte<br />

eine Pressemitteilung, aus der hervorging,<br />

dass 120 Grundschulen, 40 Sonderschulen<br />

mit dem Förderschwerpunkt<br />

Lernen, 60 Hauptschulen und mindestens<br />

zwei Angebote der übrigen weiterführenden<br />

Schulen (Realschule, Gymnasium,<br />

Regionale Schule, Integrierte Gesamtschule)<br />

pro Landkreis bzw. kreisfreier<br />

Stadt (= 72 Schulen) in Ganztagsschulen<br />

umgewandelt werden sollen.<br />

In der Koalitionsvereinbarung zur 14.<br />

Wahlperiode 2001 - 2006 zwischen der<br />

SPD und FDP wird ausgeführt: ...“In<br />

der mittelfristigen Finanzplanung sind<br />

folgende Finanzmittel für die Ganztagsschule<br />

vorgesehen: 30 Millionen Mark<br />

im Jahr 2002, 70 Millionen Mark im<br />

Jahr 2003, 100 Millionen Mark im Jahr<br />

2004, ab dem Jahr 2005 jeweils 120<br />

Millionen Mark...“<br />

Die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz hat zu dem<br />

Vorhaben der Landesregierung mehrfach<br />

gefordert, dass ...“ein Rahmenkonzept zu<br />

erarbeiten ist, das klare pädagogische und<br />

organisatorische Rahmenvorgaben enthält,<br />

auf dessen Grundlage die einzelne<br />

Schule Gestaltungsmöglichkeiten hat.<br />

Die Rahmenbedingungen müssen eindeutige<br />

Festlegungen über Klassenmesszahlen,<br />

Gruppengröße, Personalschlüssel<br />

und räumliche Voraussetzungen enthalten...“<br />

(<strong>GEW</strong> Informationsdienst 08/<br />

2001-16)<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

Mit Schreiben vom 10. August 2001 legte<br />

die neue Ministerin für Bildung, Frauen<br />

und Jugend, Doris Ahnen, den Entwurf<br />

einer Konzeption schriftlich vor, die am<br />

20. August 2001 mit allen an Schule<br />

Beteiligten diskutiert worden ist. Die<br />

schriftliche Vorlage enthält die pädagogisch-organisatorische<br />

Konzeption, die<br />

Personalversorgung und das Errichtungsverfahren.<br />

Beim kritischen Lesen der Papiere muss<br />

ich feststellen, dass die von der <strong>GEW</strong> geforderten<br />

Rahmenbedingungen im Wesentlichen<br />

erfüllt wurden:<br />

• Die Mindestteilnehmerzahl wurde für<br />

die Schularten festgelegt auf 36 SchülerInnen<br />

in der Grundschule, 54 SchülerInnen<br />

in der Sekundarstufe I und 26<br />

SchülerInnen in der Sonderschule.<br />

• Die Lehrerwochenstundenzuweisung<br />

(LWS) beläuft sich auf einen Sockel von<br />

26 Stunden in der Grundschule + 0,5<br />

Stunden zusätzlich pro SchülerIn über<br />

36, die Sekundarstufe I erhält 34 LWS<br />

+ 0,5 Stunden zusätzlich pro SchülerIn<br />

über 54, die Sonderschulen erhalten eine<br />

Zuweisungsformel, die sich nach der VV<br />

„Unterrichtsorganisation an Sonderschulen“<br />

richtet.<br />

• Erstmals erhalten alle beteiligten Schulen<br />

eine Anrechnungspauschale, die nicht<br />

nach Schulart unterschiedlich gestaffelt<br />

ist, sondern die Grund- und Sekundarstufenschulen<br />

erhalten eine von der beteiligten<br />

SchülerInnen-Zahl abhängige<br />

Anrechnungs-Stundenzahl. Die Sonderschulen<br />

werden auf Grund ihrer besonderen<br />

Situation bei der Zuweisung besser<br />

gestellt als die Grund- und Sekundarstufenschulen.<br />

• Ausführlich wird auch dargestellt, welche<br />

Beteiligungsrechte eingehalten werden<br />

müssen. Hier ergibt sich der erste<br />

Dissens mit dem Ministerium, denn dieses<br />

ist der Ansicht, dass die Bezirkspersonalräte<br />

nur im Wege der Erörterung zu<br />

beteiligen sind. Nach Meinung der <strong>GEW</strong><br />

ist aber gemäß § 80 Abs. 2 Nr. 1 LPersVG<br />

(Landespersonalvertretungsgesetz) ein<br />

Mitbestimmungsverfahren durchzuführen,<br />

da ...“neue Arbeitsmethoden sowie<br />

(eine) wesentliche Änderung oder (eine)<br />

wesentliche Ausweitung bestehender<br />

Arbeitsmethoden“...eingeführt werden.<br />

• Auch die Forderung der <strong>GEW</strong> nach<br />

einer detaillierten Übersicht, was alles vor<br />

einer Beantragung auf Umwandlung in<br />

Kommentar<br />

eine Ganztagsschule beachtet werden<br />

muss, wurde erfüllt.<br />

• Die neuen Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz<br />

werden einen eigenen Weg<br />

beschreiten, wobei die Schulen die Möglichkeit<br />

haben, die gesamte Schule mit<br />

einzubeziehen, einzelne Züge über alle<br />

Jahrgangsstufen hinweg zu bilden oder<br />

aber klassen- und klassenstufenübergreifende<br />

Organisation zu ermöglichen. In<br />

dem Kapitel „Das schulische Ganztagskonzept“<br />

wird ebenfalls den Forderungen<br />

der <strong>GEW</strong> nachgekommen, dass die<br />

Anmeldung freiwillig ist, die angemeldeten<br />

SchülerInnen dann aber verpflichtend<br />

für ein Jahr am Ganztagsunterricht teilnehmen<br />

müssen.<br />

• Die Einbeziehung von sozialpädagogischen<br />

Fachkräften ist für das Gelingen der<br />

Ganztagsschule unerlässlich. Nach Ansicht<br />

der <strong>GEW</strong> ist hierbei sicherzustellen,<br />

dass nur in Ausnahmefällen befristete<br />

Verträge angeboten werden, nämlich<br />

nur dann, wenn die Befristung durch ein<br />

zeitlich eindeutig begrenztes Projekt begründet<br />

ist. Ferner ist schon im Vorfeld<br />

zu prüfen, ob anfallende Arbeit im sozialpädagogischen<br />

Bereich in Kooperation,<br />

etwa durch Bestellungsverträge mit bereits<br />

bestehenden Kindertageseinrichtungen,<br />

organisiert werden kann. So könnten<br />

bei zurückgehenden Kinderzahlen in<br />

diesen Einrichtungen Entlassungen verhindert<br />

und darüber hinaus wichtige<br />

Verknüpfungen zwischen Kindertageseinrichtungen<br />

und Schulen gefördert werden.<br />

• In das Konzept sollte noch eine Formulierung<br />

für den Freizeitbereich bzw. andere<br />

Angebote durch außerschulische Institutionen<br />

aufgenommen werden, dass<br />

solche Angebote nicht für ein Schuljahr<br />

verbindlich von den SchülerInnen zu<br />

wählen sind, sondern dass sie zeitlich<br />

befristet wahrgenommen werden können<br />

und nur in Ausnahmefällen ganzjährig<br />

zu besuchen sind. Bei dem pädagogischen<br />

Rahmenkonzept fordert die <strong>GEW</strong> die<br />

Aufnahme eines weiteren Satzes: „Die<br />

Ganztagsschule bietet den Schülerinnen<br />

und Schülern die Möglichkeit, selbstbestimmtes<br />

Lernen zu erfahren und in vielfältiger<br />

Weise zu nutzen.“<br />

• Ministerin Ahnen sicherte in der Anhörung<br />

am 20. August 2001 zu, dass den<br />

LehrerInnen ein qualifizierte Fort- und<br />

Weiterbildungsprogramm vorgelegt wird,<br />

3


Kommentar / Schulen<br />

so dass sie auf die neuen Herausforderungen<br />

durch die Ganztagsschule besser vorbereitet<br />

sind.<br />

Als Fazit dieser ersten Vorlage aus dem<br />

Ministerium kann festgehalten werden:<br />

Die Forderungen der <strong>GEW</strong> Rheinland-<br />

Pfalz wurden fast vollständig umgesetzt.<br />

Probleme bereitet die Frage der Mitbestimmung<br />

der Personalräte, einzelne Formulierungen<br />

im pädagogischen Rahmenkonzept<br />

und die Frage der Schulbezirke,<br />

Unterrichtsversorgung:<br />

Positive und negative Tendenzen<br />

„Nach den uns vorliegenden Zahlen<br />

sind zum Schuljahresbeginn 860 und<br />

1.000 Lehrerinnen und Lehrer neu an<br />

die rheinland-pfälzischen Schulen gekommen.<br />

Damit wird die Unterrichtsversorgung<br />

in einzelnen Schularten voraussichtlich<br />

besser sein als im letzten Schuljahr.“,<br />

sagte der Vorsitzende der <strong>GEW</strong>, Tilman<br />

Boehlkau, vor der Presse.<br />

die aus meiner Sicht nicht zufriedenstellend<br />

geregelt wird. Unsere Forderung ist<br />

klar: Aufhebung der Schulbezirke für die<br />

Ganztagsschulen! Auch eine andere Frage<br />

bleibt zunächst in dem Konzept offen:<br />

Auf welcher Grundlage werden die „Geldmittel,<br />

die die Schulen zum Abschluss von<br />

Dienstverträgen, Gestellungsverträgen,<br />

usw. erhalten können“ zugewiesen? Ministerin<br />

Ahnen erläuterte hierzu am 20.<br />

August 2001, dass auf der Grundlage von<br />

Diese Prognose der <strong>GEW</strong> gilt vor allem<br />

für die Grund-, Haupt und Regionalen<br />

Schulen sowie die Integrierten<br />

Gesamtschulen. „Allerdings sind Engpässe<br />

bei den Vertretungslehrkräften an<br />

den Grund-, Haupt- und Regionalen<br />

Schulen zu erwarten, weil die BewerberInnen-Listen<br />

ausgeschöpft sind“, sagte<br />

Boehlkau.<br />

An den Gymnasien und Realschulen<br />

erwartet die <strong>GEW</strong> - trotz Aufstockun-<br />

Auf Einladung der <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz und des Bildungs- und Förderwerks der <strong>GEW</strong> besuchten<br />

15 LehrerInnen der türkischen Schwestergewerkschaft Egitim-Sen im Juni 2001 Rheinland-Pfalz.<br />

Neun Tage lang besichtigten sie Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Bad Kreuznach. Sie<br />

wurden u.a. vom Oberbürgermeister der Stadt empfangen und vom Präsidenten des Landtags Rheinland-PFalz<br />

nach Mainz eingeladen, wo sie nach einem Besuch des Landtags Gespräche mit Landtagsabgeordneten,<br />

der Ausländerbeauftragten der Landesregierung, Frau Maria Weber, und mit der zuständigen<br />

Referentin im MBFJ für muttersprachlichen Unterricht, Frau Anne Kleinschnieder, führten.<br />

Unser Bild zeigt die Gruppe gemeinsam mit den bildungspolitischen SprecherInnen der vier Landtagsparteien<br />

im Innenhof des Abgeordnetengebäudes. Foto: Klaus Benz<br />

Lehrerwochenstunden (pro Jahr) die<br />

Geldmittel zugewiesen werden. Dabei<br />

wird eine Lehrerwochenstunde mit<br />

2.500,00 DM berechnet.<br />

Die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz wird weiterhin<br />

kritisch-konstruktiv den Ausbau der<br />

Ganztagsschulen begleiten. Mit dieser<br />

Position haben wir schon jetzt in erheblichem<br />

Maße Einfluss auf die Ausgestaltung<br />

der Konzeption nehmen können.<br />

Tilman Boehlkau<br />

gen der InhaberInnen von 3/4-Verträgen<br />

auf volle Stellen - wie im vergangenen<br />

Schuljahr einen Unterrichtsausfall<br />

von durchschnittlich etwa 2,5 %.<br />

An Sonderschulen versucht die Schulbehörde<br />

den bevorstehenden LehrerInnen-Mangel<br />

durch befristete Verträge<br />

mit AbsolventInnen der Hochschulen<br />

mit 1. Staatsprüfung für Sonderpädagogik<br />

bis zum 01. Februar 2002 zu<br />

überbrücken. Zu diesem Termin werden<br />

ca. 90 LehramtsanwärterInnen<br />

ihre 2. Staatsprüfung ablegen und in<br />

den Schuldienst übernommen.<br />

In den Berufsbildenden Schulen ist im<br />

berufsspezifischen Unterricht mit besonderen<br />

Engpässen zu rechnen. Der<br />

Unterrichtsausfall an dieser Schulart<br />

wird allgemein weiterhin 6 - 7 % betragen.<br />

Die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz sieht in der<br />

Entwicklung der Unterrichtsversorgung<br />

ein positives Signal. Zu kritisieren bleibe<br />

allerdings, dass immer noch zu viel<br />

LehrerInnen ohne abgeschlossene pädagogische<br />

Ausbildung Unterricht erteilen,<br />

was in der Regel zu Qualitätsverlusten<br />

führen müsse. Kritik übt die<br />

<strong>GEW</strong> auch an dem immer noch zu<br />

hohen Unterrichtsausfall an den Berufsbildenden<br />

Schulen.<br />

„Ich bedauere, dass die Neueinstellungen<br />

nicht auch dazu genutzt werden,<br />

die Arbeitssituation der Lehrerinnen<br />

und Lehrer zu verbessern, die in den<br />

letzten Jahren erheblich durch Mehrarbeit<br />

belastet worden sind!“, sagte<br />

Boehlkau und forderte die Rücknahme<br />

des „Verpflichtenden Ansparmodells“,<br />

die Wiedereinführung der Altersermäßigung<br />

sowie die Einlösung des<br />

Ministerratsbeschlusses von 1992, die<br />

Arbeitszeitverlängerung für LehrerInnen<br />

zurück zu nehmen.<br />

gew<br />

4 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


Bedenken trotz grundsätzlicher Zustimmung<br />

SPD-Hearing zu Ganztagsschulen stößt auf großes Interesse<br />

Schülertreff am Nachmittag in der Trierer Kurfürst-Balduin-Hauptschule.<br />

Die erste Billardpartie wird ausgetragen, die Tischfußballer<br />

sind dicht umlagert, der Flipper läuft auf Hochtouren. Immer mehr<br />

Hauptschulen machen ihren Mädchen und Jungen nach dem vormittäglichen<br />

Unterricht und dem Mittagessen Freizeitangebote. Mit Internetcafés,<br />

Sport und Spiel werden die Schulen zum Lebensraum.<br />

Seit den 70er und 80er Jahren gibt<br />

es bereits 122 Ganztagsschulen in<br />

Rheinland-Pfalz, 79 verpflichtende,<br />

meistens Sondereinrichtungen, und<br />

43 offene wie in Trier. Mit dem finanziellen<br />

Kraftakt von 440 Millionen<br />

Mark und der personellen Einstellungsoffensive<br />

von 1000 Lehrkräften<br />

und pädagogischen Fachkräften<br />

sollen in dieser Legislaturperiode<br />

ab 2002 dreihundert weitere Ganztagsschulen<br />

hinzukommen. 20 - 30<br />

Prozent der Schüler brauchen nach<br />

Angaben der Bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA) ein Ganztagsangebot. Rheinland-Pfalz<br />

wäre damit das erste Bundesland,<br />

das bei seinen 1 800 allgemeinbildenden<br />

Schulen flächendekkend<br />

diesen heutigen Bedarf gedeckt<br />

hätte.<br />

Die kommunalen Schulträger stehen<br />

Schlange, um bei der Umwandlung<br />

von ca. 120 Grundschulen, ca. 60<br />

Hauptschulen, der Hälfte der Sonderschulen<br />

(40) mit dem Förderschwerpunkt<br />

Lernen und je zwei<br />

weiterführenden Schulen in zwölf<br />

kreisfreien Städten und 24 Landkreisen<br />

dabei sein zu können.<br />

Bei einem Hearing der SPD-Landtagsfraktion<br />

zum Thema Ganztagsschule<br />

in Mainz unterstrich vor 300<br />

TeilnehmerInnen die Ministerin für<br />

Schule, Jugend und Frauen, Doris<br />

Ahnen, die Intention der Ganztagsschule,<br />

Kinder am Nachmittag von<br />

der Straße zu holen und Frauen die<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

zu ermöglichen. Gegen die Befürchtung,<br />

die geplante Ganztagsschule<br />

sei nur eine Halbtagsschule<br />

plus Suppenausgabe und Nachmittagsverwahrung<br />

betonte sie den bildungspolitischen<br />

Anspruch, den<br />

Kindern am Nachmittag ergänzen-<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

de Lernangebote zum Pflichtunterricht<br />

zu machen, und das mit qualifiziertem<br />

pädagogischen Personal:<br />

Sprachförderung, z.B. für ausländische<br />

Kinder, Vertiefung und Kooperation<br />

naturwissenschaftlicher Fächer,<br />

die individuelle Förderung leistungsschwacher,<br />

aber auch begabter<br />

SchülerInnen. Daneben Hausaufgabenbegleitung,<br />

Arbeitsgruppen im<br />

künstlerischen, musischen und sportlichen<br />

Bereich. Besonderen Wert legt<br />

Ahnen auf die „community education“,<br />

die Öffnung der Schule zur<br />

Kommune. Fachkräfte aus Musikschulen,<br />

Sportvereinen, Jugendverbänden<br />

oder auch aus Kirchen sollen<br />

in die Nachmittagsangebote eingebunden<br />

werden, denn „Schule ist<br />

ein Teil der Gemeinde“ sagte die<br />

Ministerin. Das Land übernimmt<br />

alle zusätzlichen Kosten für die Lehrund<br />

sonstigen pädagogischen Fachkräfte,<br />

also ErzieherInnen, SozialpädagogInnen<br />

und SozialarbeiterInnen.<br />

Die Schulträger als Sachkostenträger<br />

sind für die Räume, Spielmaterialien,<br />

Sportgeräte und die Organisation<br />

des Mittagessens zuständig, wobei<br />

die Eltern das Mittagessen aus<br />

eigener Tasche bezahlen, in der Regel<br />

zwischen drei und fünf Mark.<br />

Dort, wo im Einzelfall ein nicht gedeckter<br />

räumliche Dauerbedarf entsteht,<br />

werden laut Ahnen bauliche<br />

Ergänzungen vom Land finanziell<br />

gefördert. Gegen den Vorwurf, mit<br />

der Ganztagsschule den Eltern die<br />

Kinder vorzuenthalten, ist die Freiwilligkeit<br />

politisch gesetzt. Wer sich<br />

freilich verbindlich anmeldet, bindet<br />

sich damit für ein Jahr an vier Nachmittagen<br />

bis jeweils 16.00 Uhr.<br />

Das Ministerium sichert den interessierten<br />

Schulen verbindliche Rahmenbedingungen<br />

mit pädagogischen<br />

Schulen<br />

Mindeststandards zu, außerdem organisatorische<br />

Hilfen, ein Geldbudget,<br />

„um Dienstleistungen am Nachmittag<br />

einzukaufen“ sowie pädagogische<br />

Unterstützung und Beratung.<br />

Die erzieherische und organisatorische<br />

Kompetenz liegt jedoch bei den<br />

Schulen vor Ort. „Wir werden den<br />

Schulen nicht vorschreiben, wie sie<br />

ihr Ganztagsangebot gestalten sollen“,<br />

versprach die Ministerin.<br />

Trotz breiter grundsätzlicher Zustimmung<br />

zu diesem Großprojekt der<br />

rheinland-pfälzischen Bildungspolitik<br />

in den nächsten Jahren wurden<br />

Bedenken laut. Wie vermittelt man<br />

den Eltern, dass die betreuende<br />

Grundschule bis 15.00 Uhr oder die<br />

Kooperation Schule und Hort, die<br />

es auch weiterhin geben wird, bezahlt<br />

werden müsse, das Angebot der<br />

Ganztagsschule aber kostenfrei sein<br />

werde. Die Vertreter der Kirchen und<br />

freien Träger befürchten einen<br />

Schwund ihrer jetzigen Betreuungsangebote,<br />

Wohlfahrtsverbände bangen<br />

gar um die Existenz ihrer Horte,<br />

Spiel- und Lernstuben. Der Grundschulverband<br />

Rheinland-Pfalz warnt<br />

davor, den Pflichtunterricht über den<br />

ganzen Tag zu verteilen. Kinder sollen<br />

am Nachmittag „Kinder sein<br />

dürfen“. Lehrkräfte gaben in Mainz<br />

zu bedenken, die Ganztagsschule<br />

nicht nur den „Kellerkindern“ in sozialen<br />

Brennpunkten zu überlassen.<br />

Sie erhoffen sich von der Ganztagsschule<br />

auch Reformimpulse für die<br />

pädagogische Schulentwicklung.<br />

Ungeklärt ist für sie noch die Anrechnung<br />

der Aufsichtsstunden, z.B.<br />

beim Mittagessen oder bei der Hausaufgabenbetreuung.<br />

Bis 1. November 2001 haben nun die<br />

Schulen, die Ganztagsschule werden<br />

möchten, (Ahnen: „Es wird kein<br />

Windhundverfahren geben“) Gelegenheit<br />

sich zu bewerben, ihre inhaltlich-pädagogischen<br />

Konzepte mit<br />

räumlichen Angeboten in Mainz vorzulegen<br />

und auch ihren Bedarf an<br />

Lehrkräften und pädagogischen<br />

Fachkräften anzumelden.<br />

Paul Schwarz<br />

5


Schulen<br />

Klassenwiederholung macht alle Beteiligten zu Verlierern<br />

„Die Ende der Sommerferien durchgeführten<br />

Nachprüfungen für SchülerInnen,<br />

die das Ziel der Klasse nicht erreicht<br />

haben, waren für diese eine<br />

Chance, wurden und werden aber von<br />

der <strong>GEW</strong> nach wie vor mit Skepsis<br />

betrachtet“, erklärte der Vorsitzende<br />

Tilman Boehlkau gegenüber der Presse.<br />

Das Land leiste sich mit der „Maßnahme<br />

des Sitzenbleibens“ einen teuren<br />

Luxus, der zudem pädagogisch sehr<br />

fragwürdig sei. Klassenwiederholung<br />

mache alle Beteiligten zu Verlierern:<br />

* Das Land bleibt auf den Kosten sitzen.<br />

* Die Schulen bleiben auf den pädagogischen<br />

Problemen sitzen und<br />

* die betroffenen SchülerInnen auf der<br />

Frustration, versagt zu haben.<br />

„Die Kosten durch Nichtversetzen von<br />

Kindern und Jugendlichen sind enorm<br />

hoch - bundesweit belaufen sie sich<br />

Förderung notwendig!<br />

Am Ende des Schuljahres 1999/2000<br />

wurden 2488 ausländische Schülerinnen<br />

und Schüler aus den den allgemeinbildenden<br />

Schulen des Landes<br />

entlassen.<br />

jährlich auf ca. vier Milliarden Mark.<br />

Die skandinavischen Länder und Japan<br />

haben auf Grund der Folgekosten<br />

schon längst die Konsequenzen gezogen<br />

und Klassenwiederholungen abgeschafft.<br />

Mit Erfolg - wie die guten Ergebnisse<br />

der SchülerInnen aus diesen<br />

Staaten bei internationalen Leistungsvergleichen<br />

oder die hohen AbiturientInnen-Quoten<br />

zeigen (was auch durch<br />

das europäische Forschungsprojekt EU-<br />

RYDICE belegt wird)!“, stellte Boehlkau<br />

fest.<br />

Er wies weiter darauf hin, dass eine<br />

Nichtversetzung für die SchülerInnen<br />

in der Regel mehr Nach- als Vorteile<br />

habe. Sitzenbleiben sei eine „soziale<br />

Diskriminierung“, die die SchülerInnen<br />

aus ihrem gewohnten Umfeld reiße<br />

und zu Lernunlust führe.<br />

„Durch Nachprüfungen soll dann in<br />

den Sommerferien (in knapp fünf Wochen)<br />

das „Schulversagen“ aufgearbei-<br />

Davon erreichten 5,1% das Abitur,<br />

22,1% den qualifizierten Sekundarabschluss<br />

I und 46,5% des Hauptschulabschluss.<br />

26,2% verließen die<br />

Schule ohne Hauptschulabschluss.<br />

Berlin: Mit Klippert ins neue Schuljahr<br />

Der traditionelle Schulunterricht, bei<br />

dem immer noch die Lehrkraft an<br />

der Tafel steht und doziert, sei mehr<br />

und mehr zum Scheitern verurteilt.<br />

Diese Ansicht vertrat der Landauer<br />

Lehrerausbilder Heinz Klippert bei<br />

einem Empfang des Berliner Senats.<br />

Schon vor Jahren hat er neue Lernund<br />

Arbeitsmethoden entwickelt,<br />

mit denen heute geforderte Fähigkeiten<br />

wie Selbstständigkeit, Eigeninitiative<br />

und Teamfähigkeit gelernt<br />

werden. In Berlin wird seine Arbeitsweise<br />

vom neuen Schuljahr an in 41<br />

Schulen eingeführt.<br />

900 PädagogInnen und rund 6 000<br />

SchülerInnen lehren und lernen<br />

dann nach Klippert. SchulabgängerInnen<br />

sollen mit dem Klippertschen<br />

Reformkonzept besser auf die Anforderungen<br />

in Gesellschaft und Berufswelt<br />

vorbereitet werden, sagte Schul-<br />

Staatssekretär Thomas Härtel. Die<br />

Erfahrung habe immer wieder gezeigt,<br />

dass besser gelernt werde, wenn<br />

die SchülerInnen selbst handeln können<br />

und nicht nur zuhören müssen,<br />

sagte der Bildungspolitiker. In das<br />

Klippert-Projekt wurden nur Schulen<br />

aufgenommen, bei denen sich das<br />

gesamte Kollegium für das Reformvorhaben<br />

ausgesprochen hat. Den<br />

tet werden. Das stellt einen erheblichen<br />

Stress für die betroffenen SchülerInnen<br />

und eine große finanzielle Kraftanstrengung<br />

für die Eltern dar, die für den<br />

notwendigen Nachhilfeunterricht aufkommen<br />

müssen.“, betonte der <strong>GEW</strong>-<br />

Vorsitzende.<br />

Statt Nachprüfungen zu ermöglichen,<br />

müssten den Schulen mehr Förderwochenstunden<br />

zur Verfügung stehen, um<br />

auch den Schwächeren rechtzeitig eine<br />

individuelle Lernunterstützung zukommen<br />

zu lassen.<br />

„Den Schulen müssen mehr Lehrerwochenstunden<br />

zur Verfügung gestellt werden,<br />

damit die LehrerInnen wieder<br />

mehr Zeit für die SchülerInnen haben.<br />

Dies fördert die Integration, statt der<br />

immer mehr und immer früheren Auslese!“,<br />

forderte Tilman Boehlkau zum<br />

Abschluss.<br />

<strong>GEW</strong>-Pressinfo<br />

Dieser sehr hohe Prozentsatz muss<br />

Anlass sein bei der Debatte um die<br />

Schulqualität pädagogische Maßnahmen<br />

zu erörtern und zu ergreifen,<br />

wie die Startchancen gerade dieser<br />

Gruppe deutlich erhöht werden<br />

können.<br />

d.r<br />

Anfang machten vor zwei Jahren insgesamt<br />

vier Schulen in Berlin, die<br />

versuchten, Klipperts Reformideen<br />

umzusetzen. Gleichzeitig waren 30<br />

Lehrer-TrainerInnen von Klippert<br />

selbst ausgebildet worden. Sie werden<br />

vom September an die 41 Schulen<br />

betreuen. Das große Interesse der<br />

Berliner Schulen an Klippert erfuhr<br />

seine Grenzen durch die Zahl der<br />

TrainerInnen.<br />

Die Berliner Senatsschulverwaltung<br />

investiert in das Projekt insgesamt<br />

rund zwei Millionen Mark.<br />

psw<br />

6 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


„Seminare besser betreuen“<br />

(tje) - Zur Begrüßung der neuen LehramtsanwärterInnen<br />

im GHS-Seminar<br />

Rohrbach war die <strong>GEW</strong> diesmal besonders<br />

stark vertreten: Peter Blase-Geiger<br />

und Sibylle Süs gestalteten die Informationen<br />

für das Plenum, zur späteren<br />

persönlichen Beratung waren<br />

Helmut Thyssen, Klaus-Peter Hammer,<br />

Michael Brunold, Wolfgang Stoodt und<br />

Antje Fries mit dabei.<br />

Um die Seminare künftig besser zu betreuen,<br />

hat sich mittlerweile eine Arbeitsgruppe<br />

unter Leitung von Peter<br />

Grüne gegen Vergleichsarbeiten<br />

Für vollkommen verfehlt und nicht<br />

praktikabel halten Bündnis 90 / Die<br />

Grünen im Landtag die von der neuen<br />

SPD/FDP-Landesregierung geplanten<br />

Vergleichsarbeiten in<br />

Deutsch und Rechnen.<br />

„Einmalige Vergleichsarbeiten können<br />

keine Auskunft über Motivation<br />

und Leistungsvermögen von<br />

GrundschülerInnen geben. Wer dies<br />

behauptet, hat keine Ahnung vom<br />

pädagogischen Einmaleins der<br />

Grundschule. Mit den landesweiten<br />

Vergleichsarbeiten wird die Verantwortung<br />

für nicht oder schlecht erteilten<br />

Unterricht an rheinland-pfälzischen<br />

Grundschulen auf die SchülerInnen<br />

verlagert“, erklärt Nils<br />

Wiechmann (Koblenz), bildungspo-<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

litischer Sprecher von Bündnis 90 /<br />

Die Grünen im Landtag. Entgegen<br />

den eigenen Bekundungen geht es<br />

nach Einschätzung der Grünen bei<br />

den von der FDP durchgesetzten<br />

Vergleichsarbeiten nicht um die Verbesserung<br />

des Unterrichts, sondern<br />

um verschärfte Auslese und die<br />

schlecht versteckte Aufstellung von<br />

Ranglisten zwischen den Grundschulen.<br />

„Die Grundschul-Eltern<br />

sollten sich von den Ergebnissen der<br />

Vergleichsarbeiten nicht beeinflussen<br />

lassen. Nicht Leistungsstand und<br />

Leistungsvermögen ihrer Kinder<br />

wird dokumentiert, sondern eine<br />

willkürliche Momentaufnahme“, so<br />

Nils Wiechmann.<br />

bg<br />

Schulen<br />

Blase-Geiger zusammengetan: Vorhandene<br />

Materialien werden überarbeitet,<br />

Werbeaktionen geplant und der Austausch<br />

allgemein gepflegt, um stets auf<br />

die neusten Entwicklungen an den Studienseminaren<br />

eingehen zu können.<br />

Außerdem soll auch eine neue Referendariatsmappe<br />

erarbeitet werden, was<br />

bei der <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz seit Jahren<br />

ansteht.<br />

Fotos: Hortense Renn<br />

7


Schulen<br />

Alle Jahre wieder … der Praxisschock<br />

Neues für Grundschulen in Kunst, Fremdsprachen, Sport und Mathematik<br />

Erster Schultag nach den Sommerferien. Welche/r Grunschullehrer/in<br />

kennt die Situation nicht: „Tut mir Leid, Frau A., aber ich musste sie in<br />

drei Klassen in Sport einsetzen, weil ich da sonst niemanden habe.“<br />

„Herr B., ich weiß ja, sie haben’s nicht so mit dem Basteln, aber das<br />

machen sie doch sicher noch lieber als katholische Religion!“ „Gucken<br />

sie mal, Frau C., sie als Berufsanfängerin sind doch noch flexibel genug,<br />

um sich auch als Mathe-Fachkraft in Musik einzuarbeiten. Da bin<br />

ich ganz sicher! Immerhin haben sie eine Planstelle bekommen!“<br />

Dumm gelaufen!<br />

Also flitzen sie allesamt nach Hause,<br />

wälzen Schulbuchkataloge und bestellen<br />

in heller Panik und für teures<br />

Geld Bücher, die ihnen eiligst per<br />

Express zugestellt werden, um fachfremdes<br />

Unterrichten möglichst<br />

nicht zur Katastrophe werden zu lassen.<br />

Dann trudelt das Material ein<br />

und stellt sich trotz der horrenden<br />

Summen auf den Überweisungsvordrucken<br />

als nicht benutzbar heraus:<br />

Lahme Ideen, miese Vordrucke,<br />

zwanzig Seiten vierzig Mark, Reichweite<br />

gerade ’mal ein Vierteljahr.<br />

Höchstens für die Steuer taugt die<br />

Ausgabe noch!<br />

Also ’rein ins Vergnügen, fachfremd<br />

im Kunstunterricht: „Was ich in den<br />

Ferien erlebt habe“ lautet das Standard-Thema,<br />

am besten mit Buntstiften<br />

und auf A4-Papier. „Und schön<br />

ausmalen, gell!“<br />

Kunst<br />

Frischen Wind zwischen die Zeichenblockblätter<br />

und regelmäßigen Nach-<br />

schub könnte „Grundschule Kunst“<br />

liefern, ein Werk, das seit dem vergangenen<br />

Jahr herausgegeben wird<br />

und sich mit einem Thema pro Heft<br />

beschäftigt. Unterrichtsanregungen<br />

stehen neben Material- und Bücherlisten,<br />

Hintergrundwissen und Didaktischem<br />

(wie Bildbetrachtung<br />

und Analyse von Kinderzeichnungen).<br />

Separat ist jeweils ein Materialpaket<br />

zu beziehen, das Poster, Karteien,<br />

Overhead-Folien, Spiele und<br />

(Bastel-)Material enthält. Verschiedenste<br />

Techniken vom „einfachen“<br />

Malen bis hin zur Drahtmontage lokken<br />

auch Nicht-Künstler, und gute<br />

Kopiervorlagen, übersichtliches und<br />

anregendes Material neben hochwertigen<br />

Farbdrucken zum Teil sogar auf<br />

Pappe sorgen für eine „Rundumversorgung“<br />

gegen Kunst-Frust mindestens<br />

bis zur nächsten Ausgabe des<br />

Heftes.<br />

Sprachen<br />

Ganz neu ist „Grundschule Sprachen“:<br />

Die Zeitschrift befasst sich<br />

nicht nur mit Fremdsprachenunterricht<br />

in der Grundschule, sondern<br />

auch mit der Thematik des Deutschen<br />

als Zweitsprache. Unter der<br />

Rubrik „Deutsch für alle“ schreibt<br />

Heiko Balhorn in der allerersten<br />

Ausgabe zum Schwerpunkt Anlauttabellen.<br />

Die Rubrik „Deutsch als<br />

Zweitsprache“ gibt zahlreiche didaktisch-methodische<br />

Tipps, und „Frühes<br />

Englischlernen“ startet hier mit<br />

einer Tierkartei. Dass mehr Wörter<br />

als gedacht in der gegenüberstellenden<br />

Anlauttabelle deutsch-italienisch<br />

gleich beginnen, wird in der Rubrik<br />

Die <strong>GEW</strong>-Redakteurin Antje Fries hat<br />

sich auf die Suche nach Materialien gemacht,<br />

die Lehrkräften die Arbeit an<br />

Grundschulen erleichtern können.<br />

„Herkunftssprachen“ bewiesen, und<br />

vor den Literaturtipps zum Schluss<br />

finden sich türkische Lieder und arabische<br />

Schriftzeichen als Anregungen<br />

zum Thema „Begegnungssprachen“.<br />

Das dicke Materialpaket macht<br />

Spaß: Große Anlauttabellen in drei<br />

Sprachen, die verkleinert auch noch<br />

als Kopiervorlagen zu finden sind,<br />

Tier-Dominos und -Memorys und<br />

ein Streichholzschachtel-Leporello<br />

für die Hosentasche mit Anlauten,<br />

und das alles vielsprachig. Allerlei<br />

spielerische (und wegen des Schwerpunkts<br />

tierische) Übungen runden<br />

das Angebot ab, das nicht nur den<br />

Kindern gefallen dürfte, sondern<br />

auch den bis zum Hals in kaltes<br />

Wasser geworfenen Fachfremden ein<br />

Rettungsboot ist.<br />

Sport<br />

Auch brandneu ist „Sport & Spiel“.<br />

In der ersten Ausgabe geht es um<br />

Geräte. Ob der neudeutsche Titel<br />

„Power an Geräten“ sein musste,<br />

bleibt fraglich, doch der Inhalt ist<br />

umso besser: Von der „Bergsteigerschule“<br />

an traditionellen Turngeräten<br />

für Grundschüler und „Sanitärhockey“<br />

bis hin zur Umsetzung von<br />

„Lara Croft“ vom Computerspiel<br />

zurück zur akrobatischen und krea-<br />

8 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


tiven Nutzung der Geräte in der<br />

Oberstufe wird ein breites Spektrum<br />

geboten. Bei jedem Vorschlag steht<br />

ein kurzer Überblick, für welche<br />

Jahrgangsstufen sich das Vorhaben<br />

eignet, was an Zeit und Material eingeplant<br />

werden muss und wie die<br />

Stunden ablaufen könnten. Viele<br />

Fotos, Tipps für weiterführende Literatur<br />

und Material für SchülerInnen<br />

komplettieren das vielversprechende<br />

erste Heft, das zumindest einige<br />

Klassen ab sofort davor retten<br />

sollte, dass zu Beginn der Stunde lediglich<br />

der Ball in die Halle geworfen<br />

wird mit der Frage: „Wollt ihr<br />

Brennball oder Völkerball?“<br />

Mathematik<br />

„Offener Mathematikunterricht:<br />

Mathematiklernen auf eigenen Wegen“<br />

heißt der aktuelle Sammelband<br />

zur „Grundschulzeitschrift“, der<br />

auch für Nicht-AbonnentInnen zu<br />

beziehen ist. Er ist ein Plädoyer für<br />

eine neue Sicht der Mathematik ge-<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

rade im ersten Schuljahr: Tests haben<br />

gezeigt, dass viele erfahrene<br />

GundschullehrerInnen leider falsch<br />

einschätzen, welchen Zahlenbereich<br />

„ihre“ Kinder schon überblicken<br />

können. Da bleibt dann letzten Endes<br />

auch so mancher Lehrplan nicht<br />

von ausgeschlossen, der sich im ersten<br />

Jahr brav auf Zahlen bis 20 beschränkt.<br />

Auf die Verpackung in<br />

herausfordernde Sachsituationen<br />

kommt’s an, berichtet Mitherausgeber<br />

Wilhelm Schipper, und macht<br />

dies an guten Beispielen fest. Doch<br />

keine Sorge, der Band umfasst nicht<br />

bloß Theorie, obwohl sich diese stellenweise<br />

äußerst spannend liest. Praxisberichte<br />

(inklusive Argumentationshilfen<br />

für Reformwillige) „Zwischen<br />

Erfindung und Norm“ machen<br />

Mut zum Versuch in der eigenen<br />

Klasse. Eigenproduktionen und<br />

an der Lebenswirklichkeit orientierter<br />

Mathematikunterricht stehen im<br />

Vordergrund. Im 35 Seiten dicken<br />

Materialteil geht’s los mit einer Spie-<br />

Anzeige Emrich-Werbung<br />

Sparkasse<br />

Schulen<br />

le-Kartei für Mathe-AnfängerInnen<br />

und endet mit einem Kuriositätenbuch,<br />

in dem, wer’s richtig gebastelt<br />

hat, anregenden Schmökerstoff als<br />

Basis für Sachaufgaben finden kann.<br />

Wie schön, dass da unter den kuriosen<br />

Höchstleistungen von Natur und<br />

Technik keine Fragen stehen! Die<br />

kommen von ganz alleine. Und<br />

schließlich sind wir LehrerInnen notfalls<br />

ja auch noch da, um intelligente<br />

Fragen zu stellen.....<br />

Wem das noch nicht genügt: Der<br />

Sammelband „Offener Mathematikunterricht:<br />

Arithmetik II“ ist ebenfalls<br />

ganz neu und spannend und<br />

vielseitig.<br />

„Grundschule Kunst“, „Grundschule<br />

Sprachen“ und „Sport&Spiel“ erscheinen<br />

vierteljählich bei Kallmeyer,<br />

die „Grundschulzeitschrift“ beim<br />

Friedrich-Verlag in Zusammenarbeit<br />

mit Klett.<br />

9


Bildungspolitik<br />

Probleme diskutieren und angehen<br />

ADD-Präsident Dr. Josef-Peter Mertes im Gespräch<br />

In der bildungspolitischen Szene ist Dr. Josef-Peter Mertes seit vielen<br />

Jahren ein bekannter Mann: Funktionen in der <strong>GEW</strong> und im Hauptpersonalrat,<br />

dann Landtagsabgeordneter der SPD. Ab Dezember vergangenen<br />

Jahres nun die neue Aufgabe als Präsident der ADD, die viele<br />

Reibungspunkte mit seiner Gewerkschaft in sich birgt. Grund genug<br />

für ein ausführliches Interview durch <strong>GEW</strong>-Redakteur Günter Helfrich,<br />

mit dem auch „der Mensch hinter dem Amt“ vorgestellt werden soll.<br />

Zunächst mal doppelten Glückwunsch:<br />

die Ernennung zum ADD-<br />

Präsidenten vor einem dreiviertel<br />

Jahr und bei der Landtagswahl der<br />

Gewinn des Direktmandates. Dazu<br />

die naive Frage eines Lehrers, für<br />

den sein Job und die <strong>GEW</strong>-Zeitung<br />

schon zu viel sind. Wie lassen sich<br />

die beiden Aufgaben bewältigen<br />

bzw. ist das rechtlich überhaupt vereinbar?<br />

Beide Aufgaben sind nicht miteinander<br />

zu verbinden. Als ADD Präsident<br />

bin ich aktiver Beamter und darf nicht<br />

Mitglied des Landtags sein.<br />

Selbstverständlich habe ich mich sehr<br />

darüber gefreut, dass mich die Wähler<br />

in meinem Wahlkreis nach 1991 und<br />

1996 auch in diesem Jahr direkt gewählt<br />

haben. Diesmal sogar, obwohl ich<br />

immer wieder gesagt habe, dass ich Präsident<br />

der ADD bleibe. Ich werte das<br />

Wahlergebnis als Beweis für über zwei<br />

Jahrzehnte intensiver politischer Arbeit<br />

für meine Heimatregion.<br />

Nominiert wurde ich in meinem Wahlkreis<br />

bereits im April 2000, also zu einem<br />

Zeitpunkt als ich nicht ahnen<br />

konnte, dass ich später ab Dezember<br />

2000 als Präsident der ADD arbeiten<br />

würde. Ein Verzicht auf die Kandidatur<br />

hätte bedeutet, dass meine Partei<br />

in unserem Landkreis keinen Abgeordneten<br />

gehabt hätte, weil mit meinem<br />

Rücktritt auch die Kandidatur des B-<br />

Bewerbers erledigt gewesen wäre. So<br />

habe ich also erfolgreich Wahlkampf für<br />

meinen Nachfolger gemacht.<br />

Auf die ADD bzw. die Bildungspolitik<br />

kommen wir später noch zu<br />

sprechen. Zunächst einige Fragen zu<br />

deiner Person, denn in diesem Interview<br />

möchten wir nicht nur über<br />

aktuelle Probleme sprechen, sondern<br />

auch den „Menschen hinter<br />

dem Amt“ portraitieren. Bitte skizziere<br />

deshalb kurz die wichtigsten<br />

Stationen deines Werdegangs.<br />

Studiert habe ich sowohl für das Lehramt<br />

an Volksschulen (Zehnkämpfer-<br />

Ausbildung) also auch für das Lehramt<br />

an Sonderschulen. Im Schuldienst des<br />

Landes war ich seit 1970. Nebenberuflich<br />

habe ich das Diplom in Pädagogik<br />

(Erziehungswissenschaften, Psychologie,<br />

Soziologie) erworben.<br />

Seit Mitte der 70er Jahre, ich war zu<br />

diesem Zeitpunkt bereits Schulleiter<br />

einer Sonderschule, habe ich in meinem<br />

Fach publiziert, für das Kultusministerium<br />

in Kommissionen (Lehrplanarbeit,<br />

Organisationsfragen usw.)<br />

gearbeitet und Vorträge und Veranstaltungen<br />

für das damalige SIL sowie für<br />

die Institute anderer Bundesländer geplant<br />

und durchgeführt, so dass ich in<br />

meinem Fachgebiet viele Kontakte zu<br />

den Hochschulen hatte. So lernte ich<br />

bei einer Veranstaltung des Instituts für<br />

Film und Bild meinen späteren Doktorvater<br />

Werner Radigk kennen und<br />

wurde 1983 an der Universität in<br />

Frankfurt promoviert.<br />

Seit 1982 habe ich am Institut für Sonderpädagogik<br />

der Universität Mainz<br />

Lehrveranstaltungen durchgeführt, später<br />

kam die Universität Frankfurt hinzu.<br />

Weil mir der Kontakt mit den Studierenden<br />

persönlich stets viel gegeben<br />

hat, habe ich auch als Abgeordneter<br />

meine Lehrveranstaltungen gehalten.<br />

Als Student habe ich mich in der Studentenbewegung<br />

und in der Selbstver-<br />

waltung der Hochschule engagiert, so<br />

dass es für mich nach dem Studium<br />

selbstverständlich war, auch in der<br />

Kommunalpolitik mitzuwirken. Für<br />

die Landtagswahl 1991 hat meine<br />

Partei dann einen Menschen gesucht<br />

und mit mir gefunden, der im konservativen<br />

Trierer Raum „völlig aussichtslos“<br />

gegen den damaligen Ministerpräsidenten<br />

Dr. Wagner kandidierte. Das<br />

Ergebnis ist bekannt: Ich war anschließend<br />

im Landtag.<br />

Im Landtag hatte ich einen guten Einstand.<br />

Mein damaliger Fraktionsvorsitzender<br />

Kurt Beck hat mir gleich einen<br />

Arbeitskreis-Vorsitz übertragen. Ich<br />

habe dann von 1991 bis 1996 als bildungspolitischer<br />

Sprecher der SPD-<br />

Landtagsfraktion gearbeitet. Nach der<br />

Landtagswahl 1996 wollte ich gerne<br />

einmal etwas anderes als Bildungspolitik<br />

machen und wurde zunächst<br />

haushalts- und finanzpolitischer Sprecher<br />

meiner Fraktion und später dann<br />

Vorsitzender des Haushaltsausschusses.<br />

Die Erfahrungen aus diesem Arbeitsbereich<br />

kommen heute der ADD zugute.<br />

Wie würdest du heute dein Verhältnis<br />

zum Lehrerberuf bzw. zur Lehrerschaft<br />

charakterisieren? Dein<br />

Parteifreund Günther Ramsauer<br />

aus Ludwigshafen pflegt bei solchen<br />

Anlässen immer zu sagen: „Einmal<br />

Lehrer, immer Lehrer!“. Trifft das<br />

auch auf dich zu?<br />

Ja, das lasse ich auch für mich gelten.<br />

Ich habe immer gern in der Schule gearbeitet<br />

und unterrichtet. Heute ist es<br />

so, dass mir Schulbesuche, die ich regelmäßig<br />

aus vielerlei Anlässen mache,<br />

ein deutlich besseres Bild von der Schule<br />

vermitteln, als dies Zeitungen, auch die<br />

Gewerkschafts- und Verbandszeitungen<br />

im Bildungsbereich, tun.<br />

Beim Präsidenten der ADD laufen<br />

zudem alle besonderen Vorkommnisse,<br />

zum Beispiel Disziplinarmaßnahmen<br />

zusammen, so dass man sich angesichts<br />

der Probleme mit einzelnen Lehrkräften<br />

oder Kollegien stets sagen muss, dass<br />

10 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


Die steile Karriere des <strong>GEW</strong>-Kollegen Dr.<br />

Josef-Peter Mertes: Lehrer, Rektor, Hauptpersonalrat,<br />

Landtagsabgeordneter und nun<br />

seit einem Dreivierteljahr ADD-Präsident.<br />

dies die schulische Wirklichkeit nicht<br />

korrekt wiedergibt.<br />

Kannst du das konkretisieren?<br />

In den Schulen treffe ich nahezu immer<br />

gut ausgebildete Schülerinnen und<br />

Schüler, engagierte Lehrkräfte, Schulleitungen<br />

und Eltern, die mir mit Freude<br />

von ihrer Arbeit berichten.<br />

Du bist seit 31 Jahren in der <strong>GEW</strong>,<br />

und zwar nicht nur als passives Mitglied,<br />

sondern hast viele Funktionen<br />

inne gehabt. Was waren deine<br />

Ämter, welches Engagement hat dir<br />

besonders gelegen?<br />

Ich bin mit meinem ersten Arbeitstag<br />

in der Schule in die <strong>GEW</strong> eingetreten.<br />

Für mich damals eine ganz selbstverständliche<br />

Fortsetzung meiner hochschulpolitischen<br />

Arbeit. Im Raum Trier<br />

war die <strong>GEW</strong> damals übrigens auch<br />

im Sonderschulbereich nicht so stark<br />

wie in anderen Landesteilen. Ich war<br />

bald Bezirksfachgruppensprecher und<br />

von 1975 an Mitglied des Bezirkspersonalrates<br />

Trier. Seit 1978 war ich bis<br />

zu meinem Eintritt in den Landtag<br />

Mitglied des Hauptpersonalrates, zuletzt<br />

Stellvertretender Vorsitzender. In<br />

den 80er Jahren war ich Landesfachgruppensprecher<br />

und auch Mitglied der<br />

Bundesfachgruppe Sonderschulen.<br />

Mein gewerkschaftliches, fachpädago-<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

gisches, fachwissenschaftliches und<br />

kommunalpolitisches Tun und Handeln<br />

habe ich immer als Einheit betrachtet.<br />

Leitendes Motiv war und ist<br />

für mich der Einsatz für jene behinderten<br />

Kinder (Schule), Bürgerinnen<br />

und Bürger (Politik) und Kolleginnen<br />

und Kollegen (Gewerkschaft), für die<br />

mit meiner Hilfe etwas erreicht werden<br />

konnte.<br />

Nun ist die <strong>GEW</strong> trotz ihrer bildungspolitischen<br />

Nähe zur SPD alles<br />

andere als ein bequemer Partner<br />

und wird das schon von ihrem<br />

Selbstverständnis und ihrer Historie<br />

her nie werden. Was schätzt du<br />

- trotzdem vielleicht - an unserer<br />

Gewerkschaft, was stört dich an ihr<br />

bzw. wo wünschtest du dir andere<br />

Schwerpunkte des Agierens?<br />

Die bildungspolitischen Ziele der <strong>GEW</strong><br />

sind immer auch meine Ziele gewesen,<br />

wenn ich auch als Gewerkschafter und<br />

pragmatisch orientierter Mensch manchen<br />

Kampf gegen Ideologien und Ideologen<br />

außerhalb und manchmal auch<br />

innerhalb der <strong>GEW</strong> geführt habe.<br />

Daher kann ich auch heute grundsätzlich<br />

die bildungspolitischen Zielstellungen<br />

der <strong>GEW</strong> unterstützen. Differenzen<br />

wird es immer dann geben, wenn<br />

zum Beispiel die Einstellung von mehr<br />

Lehrkräften oder eine Erhöhung der<br />

Anrechnungsstunden gefordert wird<br />

und ich diese Forderungen nicht erfüllen<br />

kann, weil der Gesetzgeber nicht<br />

mehr Stellen zur Verfügung gestellt hat.<br />

Kommst du da nicht in Konflikt<br />

„mit deiner Vergangenheit“?<br />

Ich erinnere mich auch in meiner heutigen<br />

Position immer daran, dass ich<br />

früher auf der anderen Seite des Verhandlungstisches<br />

gesessen habe. Daher<br />

habe ich viel Verständnis für die Anliegen<br />

der Lehrkräfte und ihrer Personalräte;<br />

werbe allerdings auch immer<br />

um Verständnis für die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in der ADD.<br />

Hätte die <strong>GEW</strong> etwa die Probleme<br />

bei der Verwaltungsreform unter<br />

den Tisch kehren sollen?<br />

Das nicht, aber ich hätte mir in der<br />

Diskussion des letzten Jahres über die<br />

Bildungspolitik<br />

Verwaltungsreform und ihre Auswirkungen<br />

mehr Toleranz gewünscht. Ich<br />

bin zwar selbst erst seit dem 1.12.2000<br />

im Amt, habe aber die Diskussion als<br />

Abgeordneter sehr wohl verfolgen können.<br />

Es hat sicher eine Menge Übergangsschwierigkeiten<br />

gegeben. Die sind<br />

teilweise dadurch bedingt gewesen, dass<br />

die Reform sozialverträglich umgesetzt<br />

wurde. Dies bedeutete, dass ab dem<br />

1.1.2000 langjährig erfahrene Sachbearbeiter<br />

nicht mehr für die Personalverwaltung<br />

der Schulen zur Verfügung<br />

standen und neue Leute erst eingearbeitet<br />

werden mussten. Dafür hätte ich<br />

Verständnis erwartet. Statt dessen wurde<br />

fleißig in den Wunden gebohrt.<br />

Zur ADD kommen wir gleich. Erst<br />

noch eine private Frage: Wo liegen<br />

deine Interessen außerhalb von Beruf<br />

und Politik?<br />

Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.<br />

Daher spielt die Politik auch<br />

in meiner Freizeit eine große Rolle.<br />

Entspannung und Erholung finde ich<br />

dennoch. Ich lese recht viel, gehe spazieren,<br />

besuche Konzerte, Ausstellungen<br />

und kulturelle Veranstaltungen aller Art<br />

und freue mich auf Gespräche mit meiner<br />

Familie. Jetzt im Sommer habe ich<br />

die ganze Familie, Kinder, Partner und<br />

Enkelkind, zum gemeinsamen Urlaub<br />

in die Bretagne eingeladen.<br />

Bleibt dir überhaupt noch Zeit zur<br />

Entspannung?<br />

Der Beruf bringt es mich, dass es seit<br />

vielen Jahren eine Abgrenzung zwischen<br />

Arbeit und Freizeit nicht gibt.<br />

60-70 Stunden in der Woche sind es<br />

mindestens, die ich unterwegs bin, die<br />

Wochenenden mit Terminen eingeschlossen.<br />

Es geht mir heute übrigens<br />

noch genauso wie zu den Zeiten als<br />

Abgeordneter oder Personalrat: ich werde<br />

zu jeder Tag- und Nachtzeit von<br />

Lehrerinnen und Lehrern, Kommunalpolitikerinnen<br />

und -politikern oder<br />

Bürgerinnen und Bürgern angerufen,<br />

die ein Anliegen haben. Dennoch finde<br />

ich, dass mir genügend Zeit bleibt,<br />

Freizeit zu haben.<br />

Nun zur ADD. Politiker sprechen<br />

gerne von den „Menschen draußen<br />

im Lande“. Nehmen wir mal die<br />

11


Bildungspolitik<br />

„normale Lehrkraft draußen im<br />

Lande“. Wie erklärst du ihr, warum<br />

es mit der ADD nun drei statt vorher<br />

zwei Hierarchiestufen über den<br />

Schulen gibt? Vorher hatten wir die<br />

Bezirksregierung und das Ministerium,<br />

heute haben wir die ADD-Außenstellen,<br />

die ADD-Zentrale und<br />

das Ministerium über uns. Wo<br />

bleibt die Abflachung von Hierarchien,<br />

die Verschlankung des Staates<br />

und was alles noch versprochen<br />

wurde?<br />

Die Behauptung ist schon falsch, dass<br />

es jetzt eine Hierarchiestufe mehr gibt.<br />

Es gibt ein einheitliches Schul-Verwaltungsamt,<br />

nämlich die ADD. Das<br />

Land hat ganz bewusst in Koblenz und<br />

Neustadt an der Weinstraße die Außenstellen<br />

der Schulaufsicht belassen, die<br />

es in vergleichbarer Form auch in Trier<br />

gibt. Für die Lehrerinnen und Lehrer<br />

hat sich im Hinblick auf die pädagogische<br />

Schulaufsicht und ihre unmittelbaren<br />

Ansprechpartner, nämlich unsere<br />

Schulrätinnen und Schulräte, überhaupt<br />

nichts geändert.<br />

Zentral in Trier werden für das ganze<br />

Land jedoch die Schulpersonalverwaltung<br />

im engeren Sinne und die Stellenbewirtschaftung<br />

abgewickelt. Dies bedeutet,<br />

dass Einstellungen, Beförderungen,<br />

Ruhestandsversetzungen oder zum<br />

Beispiel auch Entlassungen wie bisher<br />

von den zuständigen Schulaufsichtsbeamten<br />

vor Ort vorbereitet und von der<br />

Zentrale aus verwaltungsmäßig geregelt<br />

werden. Es gibt aber keine zusätzliche<br />

Hierarchieebene.<br />

Aber Reibungsverluste!<br />

In der Tat sagt mir mancher Gewerkschafter,<br />

dies könne ja nicht gehen, da<br />

man schließlich in Trier für insgesamt<br />

rd. 43.800 Lehrkräfte Verantwortung<br />

habe. Dem will ich zunächst einmal<br />

entgegen halten, dass darüber die Regierungspräsidenten<br />

von Köln und<br />

Düsseldorf nur schmunzeln würden. Sie<br />

betreuen nämlich mehr Lehrkräfte als<br />

die ADD - und es funktioniert auch.<br />

Es wird ja keine „Reform der Reform“<br />

geben. Was konntest du (bzw.<br />

was konnten deine Mitarbeiter) tun,<br />

um die Mängel der Anlaufphase, die<br />

sich nicht bestreiten lassen, abzu-<br />

stellen oder zumindest zu reduzieren?<br />

Ich bin kein „Gesundbeter“, und objektiv<br />

feststellbare Probleme müssen<br />

auch diskutiert und angegangen werden.<br />

Dies beschäftigt mich fast täglich.<br />

Zunächst einmal ist festzustellen, dass<br />

die von dir angesprochenen Probleme<br />

nur die Schul-Personalverwaltung im<br />

engeren Sinne betreffen. Im Hinblick<br />

auf die Schulaufsicht durch die Schulrätinnen<br />

und Schulräte hat sich ja nur<br />

wenig geändert. Auch in diesem Bereich<br />

lege ich Wert darauf, dass einmal genannt<br />

wird, was dieses Referat der<br />

ADD zum Beispiel zum Schuljahresbeginn<br />

in diesem Jahr als Aufgaben zu<br />

leisten hatte:<br />

• rd.850 Neu-Einstellungen in den<br />

Schuldienst<br />

• über 400 Einstellungen in den Vorbereitungsdienst<br />

• rd. 1.800 vorzeitige Verbeamtungen<br />

• mehr als 7.000 Teilzeitverträge<br />

• rd. 920 zusätzliche Anträge wegen<br />

Altersteilzeit von Teilzeitlehrkräften<br />

- und dies alles neben dem üblichen<br />

Personalgeschäft (Einstellungen, Verbeamtungen,<br />

Jubiläen, Beförderungen, ...<br />

bis hin zu den leider unvermeidlichen<br />

Entlassungen).<br />

Es gibt eine ganze Reihe von praktischen<br />

Maßnahmen, die ich gemeinsam<br />

mit meinen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern ergriffen habe. Das Bildungs-<br />

und auch das Innenministerium<br />

haben uns dabei geholfen, mehr<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />

diesem Bereich einsetzen zu können.<br />

Unmittelbar nach der Landtagswahl<br />

haben wir eine Klausurtagung - auch<br />

unter Beteiligung der Schul-Personalräte<br />

- durchgeführt, um die Probleme<br />

zu analysieren und Lösungswege aufzuzeigen.<br />

Klassenfahrten nach Berlin<br />

(incl. Transfer, Unterkunft,<br />

Programmgestaltung nach Absprache).<br />

Broschüre anfordern bei:<br />

Biss, Freiligrathstr. 3, 10967 Berlin,<br />

Tel. (030) 6 93 65 30<br />

Was ist dabei herausgekommen?<br />

Wir werden ab dem 1.10. eine neue<br />

Arbeitsstruktur (Teamstruktur) einführen,<br />

von der wir erwarten, dass sie deutliche<br />

Verbesserungen bringen wird. Zudem<br />

werden unsere Sachbearbeiterinnen<br />

und Sachbearbeiter ebenso wie alle<br />

anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit jedem Tag erfahrener in der<br />

Bewältigung der Probleme. Es wird allerdings<br />

noch einige Zeit brauchen, bis<br />

wir ein neues EDV-Personalverwaltungssystem<br />

haben, das zeitgerecht die<br />

Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

stützt.<br />

Oft hören wir, die Kommunikation<br />

zwischen Zentrale und Außenstellen<br />

funktioniere nicht.<br />

Die Kommunikation mit den Außenstellen<br />

ist im Prinzip gut. Die „Außenstelle<br />

Trier“, d.h. die Fachreferate für<br />

den Schulaufsichtsbezirks Trier, werden<br />

genau so behandelt wie die „Außenstellen“<br />

in Neustadt und Koblenz. Nach<br />

meinen Erfahrungen mit mehreren<br />

Fusionen, eine solche war die Zusammenführung<br />

der drei Bezirks-Schulverwaltungen<br />

wohl auch, ist es jedoch noch<br />

eine Frage von Jahren, bis in allen Köpfen<br />

die neue Struktur so verankert ist,<br />

dass sie auch selbstverständlich ist.<br />

Zum Jahresbeginn 2000 wurden drei<br />

unterschiedliche „Verwaltungs- und<br />

EDV-Kulturen“ zusammengeführt, die<br />

sich über viele Jahre entwickelt hatten.<br />

Viele zunächst noch unerfahrene Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter nahmen<br />

erstmals ihre Arbeit in diesem Bereich<br />

auf. Gemessen an diesen objektiven<br />

Schwierigkeiten ist viel geleistet worden<br />

- und es wird täglich daran gearbeitet,<br />

dass die Leistungen noch besser und<br />

schneller erbracht werden können.<br />

Im übrigen ist für mich eine Frage dabei<br />

offen: „Wird es gelingen, diese Verbesserung<br />

der Dienstleistungen auch<br />

gegenüber den Kunden, nämlich den<br />

Lehrerinnen und Lehrern im Lande<br />

deutlich zu machen?“ Eine meiner Lebenserfahrungen<br />

sagt mir nämlich<br />

Selbstverpflegerhaus<br />

12 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


auch, wenn Gewerkschaften und Verbände<br />

erst einmal ein festes „Feindbild“<br />

aufgebaut haben, ist es sehr schwer, dagegen<br />

auch mit objektiven Leistungen<br />

anzugehen. Manche Kommentare unserer<br />

längst pensionierten Kollegin Ursel<br />

Karch in der <strong>GEW</strong> Zeitung für<br />

Rheinland-Pfalz - woher hat sie eigentlich<br />

ihre Erfahrungen? - sprechen da<br />

für sich.<br />

Da kann ich dich beruhigen. Die<br />

<strong>GEW</strong> wird das sehr wohl registrieren<br />

und auch artikulieren, wenn es<br />

besser läuft, obgleich mir persönlich<br />

der grundsätzliche Sinn dieser<br />

Verwaltungsreform immer noch<br />

nicht nachvollziehbar ist. Was unser<br />

„längst pensioniertes Redaktionsmitglied<br />

Ursel Karch“ betrifft:<br />

Sie ist nicht nur eine äußerst erfahrene<br />

Ex-Lehrerin und Ex-Personalrätin,<br />

sondern durch viele Jahre Arbeit<br />

in unserer Redaktion eine routinierte<br />

und - zum Glück immer<br />

noch ! - engagierte Journalistin.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

Und als solche hat sie / haben wir<br />

Quellen und sind in der Lage zu<br />

recherchieren. Winfried Folz von<br />

der „Rheinpfalz“ ist ja auch nicht<br />

im Schuldienst oder in einem Personalrat.<br />

Aber nun abschließend ein<br />

Blick in die Zukunft: Was hast du<br />

dir für die nächsten Monate (Jahre?)<br />

vorgenommen?<br />

Täglich daran arbeiten, dass die Leistungen<br />

der von mir geleiteten Behörde<br />

in allen Bereichen noch besser und kundenfreundlicher<br />

erbracht werden. Die<br />

ADD ist ja nicht nur für den Schulbereich<br />

zuständig, sondern auch für die<br />

Kommunalaufsicht, die staatlichen<br />

Förderungen in vielen Bereichen, die<br />

Landwirtschaft und deren Entwicklung,<br />

usw. usw.<br />

Als Ansprechpartner will ich für die<br />

Bürgerinnen und Bürger, für meine<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu<br />

denen ich auch die Lehrerschaft des<br />

Landes zähle, und für alle Partner, mit<br />

denen wir zusammenarbeiten, zur Verfügung<br />

stehen. Daher bin ich selbst<br />

auch mindestens einmal in jedem Monat<br />

an einem normalen Arbeitstag in<br />

Neustadt und Koblenz.<br />

Wir danken für das ausführliche<br />

Gespräch und wünschen dir viel Erfolg<br />

bei deiner schwierigen Arbeit.<br />

Bildungspolitik<br />

13


Bildungspolitik<br />

Kinder brauchen Männer!<br />

Prof. Dr. Peter Struck fordert Gewaltprävention schon im Kindergarten<br />

Prof. Dr. Peter Struck, Jg. 1942, war erst Volks- und Realschullehrer, danach<br />

Schulgestalter in der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung<br />

in Hamburg. Seit 1979 hat er eine Professur für Erziehungswissenschaften<br />

an der Universität Hamburg inne. Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

sind Schul- und Sozialpädagogik, Bildungspolitik, Jugendforschung,<br />

Familienerziehung und Medienpädagogik. Für die <strong>GEW</strong>-Zeitung<br />

Rheinland-Pfalz sprach Antje Fries mit Prof. Struck.<br />

Ihre aktuellen Bücher „Wie schütze<br />

ich mein Kind vor Gewalt?“ (Erfolgskonzepte<br />

gegen Aggressionen,<br />

Frankfurt am Main: Eichborn, März<br />

2001) und „Lernlust statt Erziehungsfrust“<br />

(So fördern Sie Ihr<br />

Kind, Frankfurt: Eichborn, September<br />

2001) waren spannende Ferienlektüre,<br />

allerdings eher zufällig,<br />

denn mir klingen die Titel viel zu<br />

sehr nach Elternratgebern, als dass<br />

ich als Lehrerin auf sie aufmerksam<br />

geworden wäre. Dabei sollten besonders<br />

LehrerInnen sie sich zu Gemüte<br />

führen. Steckt eine Absicht<br />

hinter der Titelauswahl?<br />

Ich wollte ein Buch gegen Gewalt schreiben.<br />

Aber der Verlag meinte, der Titel<br />

sollte ergänzt werden, um besonders die<br />

Eltern anzusprechen, da die ja zahlreicher<br />

sind als Lehrer. Der Titel ist<br />

zwar nach meinem Geschmack zu eng,<br />

aber zum Glück verkauft sich das Buch<br />

auch so gut.<br />

Sie plädieren in Ihren Publikationen<br />

deutlich für mehr Männer in der<br />

Erziehung, gerade auch in Kindergarten<br />

und Grundschule, um eine<br />

gezielte Jungenpädagogik anzubieten<br />

und so frühestmögliche Gewaltprävention<br />

zu betreiben. Aus pädagogischer<br />

Sicht finde ich das klasse,<br />

zeigt sich doch immer wieder,<br />

dass jeder Hausmeister mehr Leitbild<br />

für viele Schüler ist als alle<br />

weiblichen Pädagogen zusammen.<br />

Aus gewerkschaftlicher Sicht würde<br />

mich jedoch interessieren, wie<br />

das konkret gehen soll: Männer als<br />

(noch immer) traditionelle Ernährer<br />

der Familie mit einem Nettoge-<br />

halt von weniger als 2500 Mark -<br />

und das nach vier Jahren Ausbildung?<br />

Nicht einmal in der Grundschule<br />

haben Männer Lust, sich für<br />

A 12 mit anderer Leute Kinder zu<br />

befassen. Wer’s als Mann wagt, wird<br />

fix Chef oder wechselt in die Industrie.<br />

Immer häufiger gibt es auch<br />

Kolleginnen, die offen zugeben, sie<br />

„müssten“ ja nicht arbeiten, denn<br />

der Ingenieurs- oder Zahnarzt-Gatte<br />

verdiene schließlich genug.<br />

Wie locken Sie die Männer wieder<br />

in die Erziehung der Dreiradler und<br />

Gehweg-Radfahrer?<br />

Zuallererst: Auch mit A 12 kann man<br />

eine Familie ernähren. Übrigens bekommen<br />

bei uns in Hamburg alle Lehrer,<br />

egal in welcher Stufe sie unterrichten,<br />

A 13. Trotzdem haben wir nicht<br />

mehr Männer an den Grundschulen.<br />

Es kann also nicht nur am Geld liegen.<br />

Aber es ist natürlich ein Teufelskreis<br />

vorhanden: Wer sich als Mann tatsächlich<br />

in einen Kindergarten traut, läuft<br />

Gefahr, bei Körperkontakten zu den<br />

Kindern missverstanden zu werden,<br />

das berichten meine männlichen Studenten<br />

immer wieder aus ihren Sozialpraktika.<br />

Das ist eine schwierige Situation,<br />

zumal die (notwendige) Diskussion<br />

über sexuellen Missbrauch derzeit<br />

die sachliche Betrachtung der Arbeit<br />

von Männern in der Erziehung<br />

erschwert. Leider auch dadurch entziehen<br />

sich immer mehr Männer der Erziehung.<br />

Das Wiederaufleben einer<br />

Macho-Kultur und des männlichen<br />

Cool-Seins ist leider im Moment sehr<br />

kontraproduktiv, und ich beschreibe eigentlich<br />

auch nur aus den Bedürfnis-<br />

Der Hamburger Erziehungswissenschaftler<br />

Dr. Peter Struck hält deutlich<br />

mehr Männer in Kindergärten und<br />

Grundschulen für dringend erforderlich.<br />

sen des Kindes heraus. Die Lösung weiß<br />

ich leider auch nicht. Ich appelliere<br />

immer wieder an die Studenten, auch<br />

mit kleinen Kindern zu arbeiten, und<br />

das gelingt recht gut. Oft schwenken<br />

Studenten für „höhere“ Lehrämter um<br />

und wagen sich in die Grundschule.<br />

Erstmals gehen in Hamburg wieder<br />

Männer in die Grundschulen, weil<br />

derzeit alle Absolventen eingestellt werden.<br />

Das wirkt Gewalt entgegen: Es ist<br />

erwiesen, dass kleine Jungs, die zwischen<br />

Schwester, Mutter, Oma, Kindergärtnerin<br />

und mehreren Klassenlehrerinnen<br />

nacheinander aufwachsen,<br />

die übrigens alle perfekt sind, statistisch<br />

gesehen ein hohes Risiko an Aggression<br />

haben, da positive männliche Vorbilder<br />

einfach fehlen. Ein Jugendrichter<br />

berichtete mir einmal, bei manch’ einem<br />

15-jährigen Straftäter sei er der<br />

allererste Mann, der dem Jugendlichen<br />

in seinem Leben länger zuhöre. Kinder<br />

brauchen ausgewogene Mütterlichkeit<br />

wie Väterlichkeit, ansonsten neigen<br />

sie dazu, sich die brutale Männlichkeit<br />

aus den Medien zu holen. Wir<br />

müssen den Hebel gerade bei den Müttern<br />

ansetzen: Sie müssen auch als Alleinerziehende<br />

ihren Kindern eine lie-<br />

14 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


evolle Väterlichkeit ermöglichen, sei es<br />

bei Nachbarn, im Sportverein oder im<br />

Urlaub. Das kann man organisieren!<br />

Und in der Schule sollte ohnehin jede<br />

Klasse zwei Klassenlehrer haben, eine<br />

Frau und einen Mann. Das geht auch<br />

kostenneutral: Dann hat eben nicht die<br />

5a Frau Müller und die 5b Herrn<br />

Maier, sondern 5a und 5b haben Frau<br />

Müller und Herrn Maier. Das habe ich<br />

in Schleswig-Holstein angeregt, und<br />

nun reden die beiden Klassenlehrer über<br />

das Kind, lernen es gemeinsam besser<br />

kennen, das Verständnis beginnt...und<br />

auch die Last wird gemeinsam getragen.<br />

Wie stellen Sie sich Maßnahmen<br />

gegen das „Weichei-Klischee“ vor,<br />

das Männern anhaftet, die sich beruflich<br />

mit Kindern (nicht Jugendlichen)<br />

beschäftigen?<br />

Es gibt zum Glück viele Männer, die<br />

es schaffen, sich über dieses Vorurteil<br />

hinweg zu setzen. Viele haben allerdings<br />

Angst vor der Steigerung, zunächst als<br />

femininer Mann angesehen zu werden,<br />

schlimmer noch als Pädophiler, oder<br />

ganz extrem des Sexualdelikts verdächtigt<br />

zu werden. Ich schaffe es, den<br />

männlichen Studenten diese Angst zu<br />

nehmen und bin auch in der Öffentlichkeit<br />

sehr aktiv, um Männer dazu<br />

zu ermuntern, weiter in diese Richtung<br />

zu gehen.<br />

Jungen neigen eher zu Gewalt, weil<br />

die Vernetzung von rechter und linker<br />

Gehirnhälfte bei ihnen ohne<br />

Training schlechter funktioniert als<br />

bei Mädchen, ist bei Ihnen zu lesen.....<br />

Jungs haben bei uns weniger Chancen,<br />

weil wir einfach zu sehr an den alten<br />

Erziehungsweisen festhalten. Wir sind<br />

im Kern eine Belehrungsschule, in der<br />

das Kognitive zu stark angesprochen<br />

wird. Schule war eigentlich immer eine<br />

„linkshirnige“ Angelegenheit, und das<br />

passte auch gut: Viel lernen, nicht verknüpfen<br />

und nachdenken: Obrigkeitsgläubigkeit<br />

war gefragt. Das Kommunikative,<br />

Soziale kam zu kurz. Mädchen<br />

haben da Vorteile, nicht nur durch<br />

die stärkeren Neuronensynapsen zwischen<br />

linker und rechter Gehirnhälfte,<br />

sondern einfach durch die Tatsache, dass<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

sie zu Hause viel mehr sozial gefordert<br />

werden als Jungen, zum Beispiel beim<br />

Aufpassen auf kleinere Geschwister,<br />

und sie erhalten mehr Emotionalität<br />

und Kommunikation.<br />

Ein Beispiel ist auch das Fach Musik:<br />

Der musische Bereich wird in der Schule<br />

über die linke Hirnhälfte gelehrt, die<br />

kreative rechte Hälfte wird zu wenig<br />

angesprochen. Für viele Schüler ist<br />

Musik privat sehr wichtig, aber als<br />

Schulfach schneidet Musik als zweitschlechtestes<br />

Fach in der Beliebtheitsskala<br />

ab.<br />

Zur Ausbildung: An deutschen Grundschulen<br />

unterrichten im Schnitt die ältesten<br />

Kollegen, und dennoch ist die<br />

Grundschule die beste Schule, die wir<br />

haben: Die Grundschullehrerinnen<br />

sind deshalb so gut, weil sie fast alle<br />

Fächer mit ihren Kindern verbringen,<br />

sie können viel mehr mit den Kindern<br />

erleben als Fachlehrer. Deshalb ändern<br />

wir in Hamburg auch die Ausbildung:<br />

Das zweite Fach wird durch ein Bündel<br />

von pädagogischen Themenbereichen<br />

ersetzt, um einen ganzheitlichen<br />

Ansatz zu vermitteln.<br />

Klassen müssen Lernfamilien,<br />

(Be)Lehrer Lernberater werden. Dazu<br />

ist auch eine neue Fehlerkultur notwendig.<br />

Man darf nicht die ganze<br />

Schulzeit hindurch mit negativen Beurteilungen<br />

verfolgt werden, sondern<br />

der Lehrer sollte vielmehr am Spielfeldrand<br />

stehen und den Schüler beim Lernen<br />

beobachten und beraten.<br />

Zudem schaffen es die Lehrer auch<br />

nicht mehr, 35 Jahre lang frontal zu<br />

unterrichten, das sieht man schon an<br />

den stark gestiegenen Zahlen der Frühpensionierungen.<br />

Jürgen Reichen, den<br />

wir ja nach Hamburg angeworben<br />

haben, hat mir das bestätigt: Er hat<br />

als Lernberater eigentlich immer nur<br />

mit einem Kind zur Zeit zu tun, das<br />

zu ihm kommt, weil es das Thema trotz<br />

der Erklärungsversuche dreier Mitschüler<br />

immer noch nicht verstanden hat<br />

oder weil es von seinem wackelnden<br />

Milchzahn berichten muss. Hätte er<br />

mit seinen sechzig Jahren immer noch<br />

dauernd die ganze Klasse frontal vor<br />

sich, würde er wohl längst im Ruhestand<br />

sein, sagte er. Wir brauchen eben<br />

eine andere Arbeitsplatzbeschreibung<br />

für Lehrer, in der Erziehungsleistung<br />

genauso verrechnet und bezahlt wird<br />

wie das Unterrichten.<br />

Lehrer investieren übrigens am besten<br />

in ihren eigenen Arbeitsplatz, indem<br />

sie den Eltern beim Erziehen helfen:<br />

Wenn Eltern die Erziehung wieder<br />

besser hinkriegen, haben es die Lehrer<br />

auch wieder leichter und halten besser<br />

durch.<br />

Dass Gewalt auch durch das System<br />

Schule entstehen kann, zeigen Sie<br />

eindrucksvoll. Ein Punkt dabei ist,<br />

dass das Selektionsprinzip am Ende<br />

der Grundschulzeit Aggressionen<br />

fördert: Falsche Schullaufbahnempfehlungen<br />

träfen immerhin ein<br />

Drittel aller SchülerInnen. Bei uns<br />

in Rheinland-Pfalz sind die zwar<br />

nicht bindend für die Eltern, jedoch<br />

entscheiden auch die Eltern sich<br />

nicht unbedingt richtiger. Wäre<br />

Ihre Konsequenz also die Forderung<br />

der Gesamtschule mindestens bis<br />

Klasse 10, um allzu frühe Auswahl<br />

zu vermeiden?<br />

Ich plädiere unbedingt für die sechsjährige<br />

Grundschule. Bei den weiterführenden<br />

Schulen ist mein Trost im<br />

Moment die verstärkte Entwicklung<br />

von Schulprofilen, wo Bildungswege<br />

andersartiger Prägung nebeneinander<br />

verlaufen. Im Kern stelle ich mir aber<br />

ein zweigliedriges Schulsystem vor.<br />

Nicht im Sinne von „oben“ und „unten“,<br />

sondern mit zwei Säulen. Bildend<br />

und erziehend würde eine studienbezogene<br />

Schule (die man auch Gymnasium<br />

nennen könnte) wirken, erzie-<br />

Bildungspolitik<br />

15


Bildungspolitik<br />

hend und bildend eine Bündelung von<br />

Hauptschule, Realschule und Gesamtschule<br />

mit vielen verschiedenen inhaltlichen<br />

Schwerpunkten. Beide Schulen<br />

könnte man nach dem 10. Schuljahr<br />

für eine Berufsausbildung verlassen,<br />

beide würden aber auch zum Abitur<br />

führen. Was wir dann noch bräuchten,<br />

wären Förderzentren für Schüler<br />

mit Behinderungen, denen man mit<br />

Integration keinen Gefallen täte.<br />

Die „Flower-Power“-Zeit habe ein<br />

weicheres Männerbild erlaubt, berichten<br />

Sie. Prima, und was haben<br />

wir davon? Offensichtlich ist nichts<br />

hängen geblieben bei denen, die<br />

Woodstock schon bewusst miterlebt<br />

haben, sprich: also bei den<br />

meisten der derzeit unterrichtenden<br />

LehrerInnen, sonst hätten Sie Ihre<br />

Kapitel über Lehrer und Schule verkürzen<br />

können. Versuchen wir es<br />

besser mit den Neuen: Eine veränderte,<br />

der Gegenwart angepasste<br />

Lehrerbildung, fordern auch die<br />

Gewerkschaften schon lange. Wer<br />

aber soll sie in absehbarer Zeit leisten,<br />

damit sich bald etwas ändert?<br />

Auch die AusbilderInnen an Seminaren<br />

sind letzten Endes Opfer ihrer<br />

eigenen Ausbildung vor meist<br />

mindestens zwei oder drei Jahrzehnten!<br />

Meine These ist folgende: Etwa 50 Prozent<br />

dessen, was den Lehrer ausmacht,<br />

ist seine sowieso vorhandene Persönlichkeit,<br />

25 Prozent seine Ausbildung. Die<br />

Ausbildung gedrittelt in Studium, Referendariat<br />

und Fortbildung. Die 8<br />

Prozent Fortbildung sind der beste Teil,<br />

weil am aktuellsten, das Referendariat<br />

ist eigentlich der unseligste Teil, und<br />

das Studium sicher der praxisfernste<br />

Teil. Das Hauptseminar ist ein wunder<br />

Punkt. Deshalb fordere ich die einphasige<br />

Lehrerausbildung. Studienbegleitend<br />

ab dem 1. oder 2. Semester<br />

eine Klasse begleiten, einen Tag pro<br />

Woche unterrichten. Damit bräuchte<br />

man kein Referendariat mehr. Wir<br />

haben in Hamburg die Lehrerbildungs-Reform,<br />

die im nächsten Jahr<br />

beginnt: Mehr Praxis, Studium und<br />

Referendariat werden zu einer Phase<br />

vereinigt. Langfristig ist die Ausbildung<br />

zu Klassenlehrer und Fachlehrer eine<br />

sinnvolle Mischung.<br />

Dass in Hamburg alle Lehrer A 13<br />

kriegen, ist schön. Es ist schlimm, dass<br />

allgemein Grundschullehrer mehr unterrichten<br />

müssen und weniger Geld<br />

bekommen, weil ihr Schwerpunkt im<br />

erzieherischen Bereich liegt. Erziehung<br />

wird geringwertig, Bildung hochwertig<br />

eingestuft. Das geht heute nicht<br />

mehr!<br />

„Wer genau hinguckt und über diagnostische<br />

und therapeutische Fähigkeiten<br />

verfügt, kann im Kindergarten-<br />

und Grundschulalter kriminellen<br />

Karrieren mit geringem Aufwand<br />

vorbeugen. Ein Frühwarnsystem<br />

kostet die Gesellschaft viel weniger<br />

als spätere Korrekturversuche.<br />

Eine Eltern aufsuchende Pädagogik,<br />

ein erzieherisches Netzwerk vor Ort<br />

und Präventionsräte vermögen gegen<br />

Gewalt zu impfen“, schreiben<br />

Sie in einem Kapitel über Erfolgskonzepte<br />

gegen Gewalt. Ja gern!<br />

Wie aber soll das durchgesetzt werden?<br />

Präventive Pädagogik will<br />

doch immer noch kein Landesvater<br />

bezahlen! Sehen Sie sich hier nur als<br />

Mahner oder haben Sie konkrete<br />

Vorschläge zur Umsetzung?<br />

Frühwarnsystem heißt zweierlei: Man<br />

kann sich einerseits in diese Richtung<br />

qualifizieren, und das machen die meisten<br />

ganz gut. Andererseits wird aber<br />

auch die Vernetzung der Institutionen<br />

gebraucht. In Schleswig-Holstein und<br />

Hamburg funktioniert das schon: Ehrenamtliche<br />

Netzwerke überlegen präventive<br />

Maßnahmen gegen Gewalt. In<br />

Hamburg haben Präventionslehrer ihre<br />

eigenen Räume. Dort arbeiten sie viel<br />

mit einzelnen Kindern, mit Eltern und<br />

Lehrern.<br />

Je rigider das Schulsystem eines Bundeslandes<br />

ist, desto schlimmer sind die<br />

Gewaltprobleme dort in den Schulen.<br />

Wo Schulen die Erziehung gestärkt<br />

haben, nahm die Gewalt dagegen spürbar<br />

ab. Aber wie kriegt man das in die<br />

Köpfe der Politiker? Bei den jüngeren<br />

funktioniert das ganz gut, da fällt mir<br />

zum Beispiel Sigmar Gabriel aus Niedersachsen<br />

ein, aber auch andere sind<br />

sehr bemüht. Aber das dauert eben Jahre.<br />

„Die Schule ist die einzige Lebenswelt,<br />

die noch sämtliche jungen<br />

Menschen bewusst erzieherisch erreichen<br />

kann; diese ihr mit der<br />

Schulpflicht zugewiesene Möglichkeit<br />

muss sie zunehmend nutzen,<br />

auch wenn das nicht ihr ursprünglicher<br />

Kernauftrag war.(...) Gewalt<br />

in der Schule wird aber erst dann<br />

deutlich abnehmen, wenn die Eltern<br />

als Wähler das auch so wollen und<br />

wenn sie über ihre zunehmende Partizipation<br />

im Rahmen einer autonomeren<br />

Schule das Recht gewinnen,<br />

mehr gestalterischen Einfluss<br />

auf das jeweilige Schulprogramm<br />

und auf das Schulleben nehmen zu<br />

können“. So endet Ihr Buch „Wie<br />

schütze ich mein Kind vor Gewalt<br />

in der Schule?“. Ich stimme zu, absolut,<br />

aber jetzt müsste sich schleunigst<br />

die gesamte Lehreraus- und -<br />

fortbildung gewaltig ändern. Und,<br />

zu schön um wahr zu sein, wie bringen<br />

Sie den Eltern nahe, die Mitwirkung<br />

in der Schule nicht mehr<br />

als „völlig wurscht“ oder bestenfalls<br />

noch „lästige Pflicht“ zu vermitteln?<br />

Sie sagen ja selbst, dass Eltern sich<br />

aus der Erziehung an sich immer<br />

mehr zurückziehen und die Schule<br />

hier aushelfen muss. Wie passen<br />

dazu Eltern (und gemeint sind nicht<br />

die zwei oder drei pro Klasse, die<br />

immer mit wohlmeinenden Ratschlägen,<br />

weil ihre Schwägerin auch<br />

Pädagogin ist oder so, im Türrahmen<br />

stehen!), die engagiert mitwirken<br />

wollen?<br />

Ich beobachte bei meinen Vorträgen,<br />

dass in letzter Zeit mehr Eltern als Lehrer<br />

kommen. Leider geht die Schere jedoch<br />

bei den Eltern immer weiter auseinander:<br />

Zunehmendes Interesse auf<br />

der einen Seite, null Interesse auf der<br />

anderen. Eltern können aber beispielsweise<br />

Kinder, um die sich keiner kümmert,<br />

zum Hausaufgabenmachen einladen.<br />

Das strahlt auf andere Schüler<br />

aus, und oft kippt damit dann die ganze<br />

Sache ins Positive.<br />

Ich sitze ja einmal in der Woche am<br />

bundesweiten Schul-Sorgentelefon, da<br />

höre ich vor allem die Mütter sehr deutlich:<br />

Alleine könnten sie ja doch nichts<br />

bewirken. Sie haben wirklich nur dann<br />

Chancen, wenn sie sich vernetzen. Ich<br />

rege immer zur Partizipation an, dann<br />

lässt sich in der Schule viel bewegen!<br />

16 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

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17


Serie: Jugend heute<br />

Der Jugend eine Zukunft<br />

Dr. Hofmann-Göttig zu den politischen Herausforderungen durch die Jugend<br />

In der zwischenzeitlich 6. aktualisierten Fassung beschäftigt sich<br />

Staatssekretär Dr. Joachim Hofmann-Göttig, neuerdings auch wieder<br />

für den Schulbereich zuständig, unter der Überschrift „Der Jugend<br />

eine Zukunft“ mit den politischen Herausforderungen durch die nachwachsende<br />

Generation. Im Internet ist die umfangreiche Analyse unter<br />

der Web-Adresse www.net-part.rlp.de nachzulesen. Wir veröffentlichen<br />

die Kurzfassung der Studie sowie weitere ausgewählte Passagen,<br />

die sich u.a. mit dem Ergebnis der jüngsten Landtagswahl in Rheinland-Pfalz<br />

sowie dem Thema „Jugend und Rechtsextremismus“ befassen.<br />

Kurzfassung der Studie<br />

„Der Jugend eine Zukunft“<br />

Jugend und Politik - die Botschaften<br />

der Wahlforschung sind irritierend.<br />

• Bei der Landtagswahl am 26. April<br />

1998 in Sachsen-Anhalt wählten<br />

25,4 Prozent der Jungwähler/innen<br />

die rechtsextreme DVU, unter den<br />

männlichen Jungwählern wurde die<br />

DVU mit 31,7 Prozent sogar führende<br />

Partei.<br />

• Bei der Bundestagswahl vom 27.<br />

September 1998 waren die Rechtsparteien<br />

im Jungwähler/innen-Alter<br />

auch relativ stark. Aber bemerkenswerter<br />

ist die relative Stabilität im<br />

Jungwähler/innen-bereich bei dieser<br />

Erdrutsch-Wahl. Den Ausschlag gaben<br />

diesmal nicht die Jungwähler/<br />

innen, sondern die mittleren Altersgruppen.<br />

• Bei der Landtagswahl in Hessen<br />

wiederum am 7. Februar 1999 wird<br />

Rot-Grün abgewählt. Bei den Jungwählern/innen<br />

erreicht Rot-grün<br />

zusammen gerade 41 Prozent, die<br />

CDU allein 43 Prozent. Die CDU<br />

kann in dieser Altersgruppe ihre<br />

stärksten Gewinne verbuchen.<br />

• Bei den Wahlen im Sommer/<br />

Herbst 1999 (LTW Bremen, Europawahl,<br />

LTW Saarland, Brandenburg,<br />

Thüringen, Sachsen und Berlin)<br />

hat die SPD bei der Jugend<br />

kaum mehr etwas zu bestellen; die<br />

CDU ist (außer in der Stadt Bremen<br />

und Berlin) überall vorn bis hin zu<br />

Sachsen mit 56 Prozent CDU-Anteilen<br />

und gerade noch 10 Prozent<br />

Jungwähler/innen-Stimmen für die<br />

SPD!<br />

Die Grünen, einstmals Jungwähler/<br />

innen-Partei, sind massiv im Abwind<br />

und erreichen nunmehr bei den Jungen<br />

kaum mehr als bei den Wählern/<br />

innen insgesamt.<br />

Dagegen hat sich die PDS im Osten<br />

erstaunlich gefestigt, bis hin zu Spitzenwerten<br />

bei den Jungwählern/innen<br />

in Brandenburg mit 23 Prozent.<br />

Auch, wenn die Parteien der extremen<br />

Rechten nicht sonderlich erfolgreich<br />

waren, so sind sie doch weiterhin<br />

in der nachwachsenden Generation<br />

überproportional gefragt.<br />

• Bei der Landtagswahl in Schleswig-<br />

Holstein am 27. Februar 2000, der<br />

ersten Landtagswahl nach und in der<br />

Parteispendenaffäre der CDU, behauptet<br />

sich zwar Rot-Grün, aber<br />

Schwächen im Jugendbereich sind<br />

weiterhin unübersehbar. Die SPD<br />

hat hier ihre schwächsten Ergebnisse,<br />

die Grünen verlieren in der Jugend<br />

massiv. Die eigentliche „Krisen-<br />

Gewinnlerin“ ist die FDP mit rund<br />

10 Prozent Jungwähler/innen-Anteilen.<br />

• Hervorstechendes Merkmal der<br />

Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen<br />

am 14. Mai 2000 war die katastrophale<br />

Wahlbeteiligung. Bei den<br />

jungen Twens (21-24-jährige) mochten<br />

gerade noch 37,5 Prozent der<br />

Wähler/innen ihr Kreuzchen machen.<br />

Wahlbeteiligung droht zum<br />

Minderheitenphänomen der jungen<br />

Generation zu werden.<br />

• Was die Parteipräferenzen der verbliebenen<br />

Jungwähler/innen in<br />

Bietet den Diskurs über seine Studie im<br />

Internet an: der gelernte Diplom-Pädagoge<br />

Dr. Joachim Hofmann-Göttig.<br />

NRW angeht, so musste die SPD<br />

hier die relativ schwächsten Ergebnisse<br />

verbuchen. Die CDU hingegen<br />

konnte zufrieden sein. Die Grünen<br />

blieben weiterhin eher schwach und<br />

die FDP hatte, wie schon in Schleswig-Holstein,<br />

hier ihre stärkste Bastion.<br />

• Auch bei den Landtagswahlen in<br />

Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg<br />

am 25. März 2001 folgt die<br />

Wahlbeteiligung dem in Nordrhein-<br />

Westfalen vorgegebenen Trend.<br />

• Die Parteipräferenzen sind hingegen<br />

irritierend: Eine Mehrheit für<br />

Sozial-liberal in Rheinland-Pfalz,<br />

eine Mehrheit für Christlich-liberal<br />

in Baden-Württemberg; die Grünen<br />

weiterhin im Abwind, die FDP im<br />

Jungwähler-Hoch und die „Republikaner“<br />

weiterhin vor allem bei den<br />

jungen Männern erschreckend hoch.<br />

Die Analyse anhand amtlicher Daten<br />

zeigt aber auch: Wenn es um die<br />

Jungwähler/innen geht, ist auf Umfragedaten<br />

nicht hinlänglich Verlass.<br />

Kann die Jugendforschung<br />

klareren Aufschluss darüber<br />

geben, wohin die<br />

Jugend politisch will?<br />

Schon die 12. Shell-Jugendstudie<br />

„Jugend 97“ lieferte Hinweise, wonach<br />

das Vertrauen in die institutionalisierte<br />

Politik dramatisch gesun-<br />

18 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


ken ist. Die gesellschaftliche Krise<br />

hatte die junge Generation voll erreicht,<br />

auch mental.<br />

Aktuelleres Material lieferten die<br />

EMNID-Befragungen von über<br />

3.000 14-18-jährigen BRAVO 1998<br />

und BRAVO 1999. Die wichtigste<br />

Erkenntnis: Die Erwartungen an<br />

Politik junger Menschen entsprechen<br />

heute genau denen der Erwachsenen.<br />

Vorne an steht die Forderung, dass<br />

sich die Politik um die Bekämpfung<br />

der Arbeitslosigkeit kümmert. EM-<br />

NID macht keineswegs einen konservativen<br />

Trend bei den künftigen<br />

Jungwählern/innen fest. Im Gegenteil,<br />

die SPD könnte hier 43 Prozent<br />

erwarten, die CDU/CSU nur 32<br />

Prozent.<br />

Die 13.Shell-Jugendstudie „Jugend<br />

2000“ zeichnet das Bild einer pragmatischen<br />

Generation, die wenig<br />

Hoffnung setzt auf Politik, eine Generation<br />

allerdings, die einsteigen<br />

will in das Erwerbsleben, die eine<br />

Zukunft für sich reklamiert. Eine<br />

Generation, die auch wieder von der<br />

Politik überzeugt werden kann, soweit<br />

sie nicht Sprechblasen, sondern<br />

reale Dienstleistungen bringt.<br />

Liefern die Befragungen<br />

der Wahlforscher weitere<br />

Erkenntnisse?<br />

Auch die ZDF-Politbarometer-Daten<br />

der Forschungsgruppe Wahlen<br />

zeigen, dass die SPD bei den Erstwählern/innen<br />

ein Potenzial bis zu<br />

50 Prozent hat.<br />

Eine Auswertung der Deutschland-<br />

TREND-Daten von Infratest dimap<br />

bestätigt, dass der politische Prioritäten-Katalog<br />

von Jungen mit dem<br />

der Erwachsenen fast identisch ist.<br />

Die Berichterstattung der jüngsten<br />

Zeit ist überschattet von einer erschreckenden<br />

Brutal-Gewalt rechtsextremer<br />

Gruppierungen. Ausländerhass<br />

schlägt sich im wahrsten Sinne<br />

des Wortes täglich nieder in militantester<br />

Gewalt, vor allem im Osten,<br />

aber auch im Westen unseres Landes<br />

und im Ausland. Eine breite Debatte<br />

über Parteienverbote und vielfältige<br />

gesellschaftliche Aktivitäten für<br />

Toleranz und gegen Fremdenhass ist<br />

entstanden.<br />

Die Rechts-Extremismus-Forschung<br />

hilft uns, das Phänomen Jugend und<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

Rechtsextremismus besser zu verstehen.<br />

Ist die Bereitschaft rechtsextrem zu<br />

wählen, Ausdruck eines diffusen Protestes<br />

oder einer ausgeprägten Gesinnung?<br />

Antwort: Sowohl als auch,<br />

aber mehr Gesinnung als man denkt.<br />

Hat der Rechtsextremismus auf der<br />

Einstellungsebene in den letzten Jahren<br />

an Bedeutung gewonnen? Antwort:<br />

Nein. Die Zustimmung zu<br />

rechtsextremen Aussagen ist im Vergleich<br />

der Jahre 1994 und 1998 bei<br />

fast allen Ausprägungen konstant<br />

geblieben.<br />

Denken Junge häufiger rechtsextrem<br />

als Erwachsene? Die für manchen<br />

zunächst überraschende Antwort:<br />

Nein. Aber es gibt einen Ost-West-<br />

Unterschied. Im Osten sind die<br />

rechtsextremen Einstellungen häufiger<br />

anzutreffen als im Westen.<br />

Manche sagen, die deutschen rechtsextremen<br />

Einstellungen seien im internationalen<br />

Vergleich durchaus<br />

„normal“. Ist das so? Antwort: Im<br />

Prinzip ja. Fremdenfeindliche Einstellungen<br />

bewegen sich in Deutschland<br />

im EU-Durchschnitt. Es gibt<br />

also schlimmere Länder (an der Spitze<br />

Griechenland), aber auch bessere<br />

(an der Spitze Spanien und Portugal).<br />

Gewiss kein Ruhmesblatt für manche<br />

EU-Länder, für das geschichtsgeschädigte<br />

Deutschland freilich erst<br />

Recht nicht.<br />

Aus alledem sind Schlüsse<br />

zu ziehen.<br />

Jugendliche wollen nicht nur von<br />

Problemen hören, sondern auch von<br />

Zukunftschancen. Die Erwartungen<br />

an Politik sind denen der Erwachsenen<br />

sehr verwandt. Der ausgeprägten<br />

Politikverdrossenheit kann nur<br />

durch Glaubwürdigkeit entgegen<br />

getreten werden.<br />

Vor allem die SPD hat durchaus weiterhin<br />

alle Chancen bei den künftigen<br />

Erstwählern/innen, wenn sie sich<br />

um die Zukunftschancen der jungen<br />

Generation sichtbar kümmert. Aber<br />

nur dann.<br />

Es gibt kein Sonderproblem „Jugend<br />

und Rechtsextremismus“. Rechtsextreme<br />

Einstellungen werden in der<br />

Jugend in dem Maße zu bekämpfen<br />

sein, wie dies für die Bevölkerung<br />

insgesamt gilt.<br />

Die Jugend erreichen wird nur die<br />

Partei, die kontinuierlich mit ihr<br />

spricht und dabei Glaubwürdigkeit<br />

im Handeln beweist.<br />

Was die Jugend will? Eine Chance für<br />

eine konkrete Zukunft. Wer der Jugend<br />

eine Zukunft weist, der hat<br />

selbst eine.<br />

Wahl in Rheinland-Pfalz:<br />

Sozial-liberaler Frühling<br />

Zehn Jahre - bundesweit die einzige<br />

- sozial-liberale Landesregierung in<br />

Rheinland-Pfalz, am 25. März 2001<br />

mit der bisher höchsten Zustimmung<br />

ausgestattet (SPD: 44,7 Prozent<br />

= plus 4,9 Prozentpunkte; FDP:<br />

7,8 Prozent = minus 1,1 Prozentpunkte).<br />

Die Oppositionsparteien<br />

(CDU: 35,3 Prozent = minus 3,4<br />

Prozentpunkte; GRÜNE: 5,2 Prozent<br />

= minus 1,7 Prozentpunkte) am<br />

Boden.<br />

Die Koalition, vor allem die SPD,<br />

verdankt diesen Triumph, vor allem<br />

• dem hohen Ansehen des Ministerpräsidenten<br />

Kurt Beck,<br />

• der hohen Kompetenzzuschreibung<br />

der Landesregierung,<br />

• dem für die SPD günstigen bundespolitischem<br />

Klima und dem Einsatz<br />

von Bundeskanzler Gerhard<br />

Schröder,<br />

• und dem Besetzen von Zukunftsthemen,<br />

vorne weg das Thema „Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf“<br />

(Ausbau der Ganztagsschule).<br />

Letzteres Thema war im Wahlkampf<br />

sehr bestimmend. Es ist ein Thema,<br />

das für jüngere Menschen besonders<br />

wichtig ist und besonders für junge<br />

Frauen. Schon deshalb ist die Analyse<br />

der Wahl nach Alter und Geschlecht<br />

von besonderem Interesse.<br />

Markant für die Landtagswahl war<br />

allerdings die dramatisch schwache<br />

Wahlbeteiligung, mit 62,1 Prozent,<br />

einem Verlust von minus 8,7 Prozentpunkten:<br />

Ein Rekordtief im Lande.<br />

Natürlich interessiert hier ganz<br />

besonders, wie sich die Wahlbeteiligung<br />

nach Alter entwickelt hat. Methodisch<br />

ist für Rheinland-Pfalz hervorhebenswert,<br />

dass erstmals auch<br />

die Briefwähler/innen in die amtliche<br />

Sonderauszählung einbezogen<br />

werden konnten.<br />

Serie: Jugend heute<br />

19


Serie: Jugend heute<br />

Tabelle 1:<br />

Wahlbeteiligung bei der RP-Wahl 2001 nach Altersgruppen<br />

(Angaben in Prozent / Veränderung gegenüber 1996 in Prozentpunkten)<br />

Altersgruppen Wahlbeteiligung Wahlbeteiligung Wahlbeteiligung<br />

(In Jahren) 2001 1996 Veränderung<br />

18 - 20 49,2 59,3 -10,1<br />

21 - 24 41,8 50,9 -9,1<br />

25 - 29 44,3 53,4 -9,1<br />

30 - 34 48,7 56,3 -7,6<br />

35 - 39 56,4 61,9 -5,5<br />

40 - 44 58,3 67,7 -9,4<br />

45 - 49 63,4 73,5 -10,1<br />

50 - 59 70,8 76,7 -5,9<br />

60 - 69 77,7 80,6 -2,9<br />

70 J. und älter 71,3 70,9 +0,4<br />

Insgesamt 62,9 67,9 -5,0<br />

Eigene Zusammenstellung<br />

Quelle: Repräsentative Wahlstatistik, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz<br />

Hinweis: Das Statistische Landesamt hat im Jahre 2001 die Briefwähler/innen berücksichtigt, nicht<br />

aber im Jahre 1996. Dies hat Auswirkungen auf die Interpretation der Veränderungen vor allem für<br />

die stärksten Briefwähler/innen-Gruppen, nämlich den jungen Wählern/innen und den Senioren/<br />

innen. Dort war die Wahlbeteiligung 1996 höher als in der Statistik ausgewiesen, der Negativtrend<br />

2001 ist also real stärker.<br />

Die Streubreite zwischen Alt und<br />

Jung hinsichtlich der Wahlbeteiligung<br />

ist bemerkenswert. Während<br />

sich 77,7 Prozent der 60-69-jährigen<br />

an der Wahl beteiligten, waren es bei<br />

den 21-24-jährigen gerade einmal<br />

41,8 Prozent (Streubreite: 35,9 Prozentpunkte).<br />

Das Bild würde noch krasser, wenn<br />

die Wahlbeteiligung nach Alter und<br />

Geschlecht betrachtet wird, denn die<br />

Wahlbeteiligung der Frauen lag noch<br />

einmal insgesamt 1,1 Prozentpunk-<br />

Tabelle 2:<br />

Stimmabgabe bei der RP-Wahl nach Altersgruppen<br />

(Angaben in Prozent / Veränderung gegenüber 1996 in Prozentpunkten)<br />

te unter der der Männer. Negativrekord:<br />

Die 21-24-jährigen Frauen mit<br />

39,1 Prozent. Positivrekord: Die 60-<br />

69-jährigen Männer mit 78,8 Prozent<br />

(Streubreite zwischen den Extremen:<br />

39,7 Prozentpunkte).<br />

Der rheinland-pfälzische Landtag<br />

will eine Enquete-Kommission einsetzen,<br />

die sich mit den Ursachen der<br />

jugendlichen Wahlabstinenz und den<br />

Motivationsstrategien beschäftigen<br />

soll.<br />

Altersgruppen CDU SPD Grüne FDP REP<br />

18-24 J. 31,1 -5,0 37,1 +4,5 8,7 -5,0 10,2 +1,6 5,0<br />

25-34 J. 29,0 -2,4 42,6 +3,0 9,5 -4,5 8,4 +1,0 3,9<br />

35-44 J. 27,3 -4,6 47,3 +3,6 10,5 -0,7 6,3 -1,0 3,0<br />

45-59 J. 32,5 -6,5 47,5 +6,1 5,3 +1,4 7,9 -2,6 2,6<br />

60 J. u.ä. 43,7 -3,5 43,2 +4,8 1,6 +0,4 7,3 -1,5 1,9<br />

Insges. * 35,2 -3,7 44,7 +4,6 5,6 -1,0 7,5 -1,3 2,7<br />

Eigene Zusammenstellung<br />

Quelle: Statistisches Landesamt , Repräsentative Wahlstatistik<br />

* Hinweis: In Rheinland-Pfalz wurden im Jahre 2001 erstmals auch die Briefwähler/innen in die<br />

Repräsentative Wahlstatistik einbezogen. Daraus ergeben sich bei Vergleichen mit den Vorwahlen<br />

(hier: 1996) geringfügige Unsicherheiten.<br />

Jungwähler/innen-Botschaften<br />

der Rheinland-<br />

Pfalz-Wahl<br />

• Die CDU hat im Jungwählerbereich<br />

kräftig verloren (-5,0 Prozentpunkte)<br />

und liegt nun deutlich hinter<br />

der SPD (6,0 Prozentpunkte).<br />

Ihre stärkste Unterstützung hat sie<br />

weiterhin bei den Senioren, wo sie<br />

aber mittlerweile gleich auf liegt mit<br />

der SPD:<br />

• Die SPD konnte im Jungwählerbereich<br />

durchschnittlich zulegen, sie<br />

hat ihre stärkste Unterstützung in<br />

den mittleren Jahrgängen (35-59jährige).<br />

• Die Grünen verlieren massiv bei<br />

den Jungen, halten sich stabil in den<br />

mittleren Jahrgängen und wachsen<br />

allmählich durch zu den Jung-Senioren.<br />

• Die FDP ist auch in RP am stärksten<br />

bei den Jungen, bei denen sie<br />

sogar zulegen konnte.<br />

• Die „Republikaner“ erreichen trotz<br />

insgesamt schwacher Ergebnisse bei<br />

den Jungwählern mit 5 Prozent ihr<br />

relativ bestes Resultat.<br />

Frauen wählen anders<br />

Während bei früheren Wahlen der<br />

letzten Jahrzehnte (Ausnahme:<br />

Schleswig-Holstein) die Geschlechtszugehörigkeit<br />

für die Parteipräferenzen<br />

nicht erheblich war, zeigen sich<br />

in Rheinland-Pfalz im Jahre 2001<br />

durchaus bemerkenswerte Unterschiede:<br />

• Die CDU schneidet weiterhin bei<br />

den Wählerinnen besser ab, als bei<br />

den Wählern, aber die Unterschiede<br />

sind (mit +1,6 Prozentpunkte) geringer<br />

geworden. Bei den 25-44-jährigen<br />

Frauen ist sie allerdings schwächer<br />

als bei den Männern.<br />

• Die SPD ist diesmal - anders als<br />

noch 1996 - bei den Frauen (mit<br />

+1,9 Prozentpunkten) deutlich stärker<br />

als bei den Männern. Dies zieht<br />

sich durch alle Altersgruppen. Besonders<br />

ausgeprägt ist der Vorsprung<br />

aber bei den Wählerinnen im Alter<br />

von 18 bis 34 Jahren. Die SPD kann<br />

sich damit in ihrer Themensetzung<br />

im Wahlkampf mit der „Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf“ (Ganztagsschule)<br />

bestätigt finden.<br />

• Die FDP ist weiterhin hinsichtlich<br />

ihrer Wählerschaft überwiegend<br />

20 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


männlich (+1,8 Prozentpunkte). Das<br />

gilt verstärkt für die jüngeren Altersgruppen.<br />

• Die Grünen sind weiterhin etwas<br />

erfolgreicher bei den Wählerinnen<br />

(+0,6 Prozentpunkte) als bei den<br />

männlichen Wählern. Dies ist am<br />

ausgeprägtesten in ihrer stärksten<br />

Altersgruppe, den 35-44-jährigen.<br />

Hier erreichen sie 9,2 Prozent bei<br />

den Männern, aber beachtliche 11,8<br />

Prozent bei den Wählerinnen.<br />

• Für die „Republikaner“ gilt weiterhin<br />

der Grundsatz: Ihre Wählerschaft<br />

splittet sich zwischen Männern<br />

und Frauen im Verhältnis 2 :<br />

1. Und dies gilt für alle Altersgruppen.<br />

Während sie bei den Jungwählerinnen<br />

z.B. 3,3 Prozent verbuchen,<br />

sind dies bei den jungen Männern<br />

beachtliche 6,6 Prozent.<br />

Jugend und Rechtsextremismus<br />

Die Wahlforschung hat nachgewiesen,<br />

dass die Bereitschaft Junger<br />

rechtsextrem zu wählen seit etwa<br />

zehn Jahren in Deutschland ausgeprägter<br />

ist, als im fortgeschrittenen<br />

Alter. Dieser Befund ist unstrittig.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

Aber damit verbunden sind offene<br />

Fragen:<br />

• Ist die Bereitschaft rechtsextrem zu<br />

wählen Ausdruck eines diffusen Protestes<br />

oder einer ausgeprägten Gesinnung?<br />

• Hat der Rechtsextremismus auf der<br />

Einstellungsebene in den letzten Jahren<br />

an Bedeutung gewonnen?<br />

• Denken mehr Junge rechtsextrem<br />

als Erwachsene?<br />

Der Mainzer Politikwissenschaftler<br />

Jürgen Falter hat sich mit diesen Fragen<br />

beschäftigt. Er hat eine Rechtsextremismusskala<br />

erstellt, mit deren<br />

Hilfe er typische Einstellungen misst.<br />

Darin fließen folgende positiv unterstützte<br />

Aussagen ein:<br />

- Positive Einstellung zum Nationalsozialismus<br />

- Hitler als großer Staatsmann<br />

- BRD ist überfremdet<br />

- Ausländer sollten Landsleute heiraten<br />

- Einfluss der Juden ist zu groß<br />

- Juden sind fremdartig<br />

- Diktatur ist oft besser<br />

- Mehr Nationalgefühl notwendig<br />

- Stolz, Deutscher zu sein<br />

Ist die Bereitschaft rechtsextrem<br />

zu wählen, Ausdruck<br />

eines diffusen Protestes<br />

oder einer ausgeprägten<br />

Gesinnung?<br />

Sowohl als auch, aber mehr Gesinnung<br />

als man denkt! Die Frage, ob<br />

sich hinter dem rechtsextremen<br />

Wahlverhalten Protest oder Gesinnung<br />

verbirgt, war lange Zeit kontrovers.<br />

Jürgen Falter ist ihr mit einer Panel-<br />

Untersuchung (Befragung derselben<br />

Personen im Jahre 1994 und 1998)<br />

nachgegangen.<br />

Danach ist klar:<br />

• Nicht jede/r, der oder die rechtsextrem<br />

wählt, denkt auch rechtsextrem.<br />

Der Faktor „Politikverdrossenheit“<br />

und der Faktor „Gefühl der Benachteiligung“<br />

wirkt auch, aber nicht so<br />

stark wie der Faktor „rechtsextreme<br />

Einstellung“.<br />

• Aber auch: Nicht jede/r, der/die<br />

rechtsextrem denkt, wählt auch<br />

rechtsextrem. Im Gegenteil: Rechtsextreme<br />

Gesinnung ist entschieden<br />

Tabelle 3:<br />

Zustimmung zu rechts-extremen Aussagen<br />

Jugend/Erwachsene in West und Ost (in Prozent)<br />

Aussage/ Item Jugend- Erwachsene- Jugend- Erwachsene-<br />

• Deutschland sollte wieder eine führende<br />

West West Ost Ost<br />

Rolle in der Welt übernehmen.<br />

• Es muss Ziel der deutschen Politik sein,<br />

die verlorenen Gebiete jenseits von Oder<br />

31 35 44 39<br />

und Neiße wiederzugewinnen.<br />

• Ausländer sollten so schnell wie möglich<br />

8 13 14 11<br />

Deutschland verlassen<br />

• Es geht zu weit, wenn sich Ausländer auch<br />

9 13 19 20<br />

noch an deutsche Mädchen und Frauen heranmachen.<br />

• Die Ausländer kommen nur hierher, um<br />

17 20 34 26<br />

unseren Sozialstaat auszunutzen<br />

• Bei der Einstellung von Arbeitskräften sollten<br />

18 26 21 33<br />

Deutsche grundsätzlich Ausländern vorgezogen werden.<br />

• Die Juden haben einfach etwas Besonderes und<br />

21 28 50 48<br />

Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns. 9 12 10 10<br />

• Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.<br />

• Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der<br />

4 11 9 7<br />

Geschichtsschreibung weit übertrieben worden. 14 13 17 14<br />

• Unter Umständen ist eine Diktatur die bessere Staatsform. 8 8 11 12<br />

Quelle: Eigene Zusammenstellung nach Falter/Arzheimer, Abb. 2-11.<br />

Serie: Jugend heute<br />

21


Serie: Jugend heute<br />

verbreiteter als rechtsextremes Wahlverhalten.<br />

• Schließlich: Unter den Wählern/<br />

innen der Rechtsextremen ist die entsprechende<br />

Gesinnung deutlich verbreiteter<br />

als in der Gesamtbevölkerung.<br />

Bei jeder einzelnen Aussage der<br />

Skala war dies in einer Größenordnung<br />

von 10-30 Prozentpunkten<br />

festzustellen.<br />

Hat der Rechtsextremismus<br />

auf der Einstellungsebene<br />

in den letzten Jahren<br />

an Bedeutung gewonnen?<br />

Nein! Die Zustimmung zu rechtsextremen<br />

Aussagen ist im Vergleich der<br />

Jahre 1994 und 1998 bei fast allen<br />

Ausprägungen konstant geblieben.<br />

Denken Junge häufiger<br />

rechtsextrem als Erwachsene?<br />

Nein! Bei den meisten Aussagen der<br />

Rechtsextremismus-Skala denken die<br />

Jungen weniger extrem als die Erwachsenen.<br />

Aber es gibt aber einen Ost-West<br />

Unterschied. Im Osten sind die<br />

rechtsextremen Einstellungen häufiger<br />

anzutreffen als im Westen.<br />

Schlüsse aus der Studie<br />

„Der Jugend eine Zukunft“<br />

• „Die heutige Jugend“ gibt es nicht und<br />

gab es nicht, so wenig wie es „den Er-<br />

wachsenen“<br />

gibt.<br />

• Aber es<br />

gibt Erkenntnisse<br />

über Erwartungen<br />

Junger im<br />

Durchschnitt.<br />

• Deren<br />

Erwartungen<br />

an Politik<br />

sind<br />

denen der<br />

Erwachsenen<br />

sehr<br />

verwandt.<br />

Oben an<br />

steht die<br />

Erwartung an die Politik, zur Sicherung<br />

des künftigen Auskommens beizutragen.<br />

• Ausgeprägter als bei den Erwachsenen<br />

ist die Politikverdrossenheit in Verbindung<br />

mit Erwartungen an im Grunde<br />

selbstverständliche Ideale. Vorne an:<br />

Glaubwürdigkeit.<br />

• Selbst die Werte sind nicht im Bereich<br />

irgendeiner Gegenkultur. Oben an steht<br />

der Wunsch nach Familie.<br />

Anhang:<br />

Bücher des Verfassers<br />

zur Wahlforschung<br />

„Die jungen Wähler“ - Zur Interpretation<br />

der Repräsentativen Wahlstatistik<br />

für Bundestag, Landtage und Europaparlament<br />

1953-1984. Campus<br />

Verlag, Frankfurt 1984. 174 S.<br />

„Emanzipation mit dem Stimmzettel -<br />

70 Jahre Frauenwahlrecht in<br />

Deutschland.“ Verlag Neue Gesellschaft,<br />

Bonn 1986<br />

Die neue Rechte: die Männerparteien.<br />

Die Wählerbasis der „Republikaner“,<br />

DVU und NPD nach Alter und Geschlecht<br />

bei der Europawahl vom 18.<br />

Juni 1989. Demokratische Gemeinde,<br />

Bonn 1989. 144 S.<br />

Zum Verfasser<br />

Dr. phil. Joachim Hofmann-Göttig, geb.<br />

1951 in Leipzig, wohnt in Koblenz; Studium<br />

(1971-76) der Erziehungswissenschaften,<br />

Politologie, Soziologie, Psychologie<br />

und Rechtswissenschaften (Zweitstudium),<br />

Abschluss (1976) als Diplompäd-<br />

• Einschätzungen über die Problemlösungskompetenz<br />

und die Parteiimages<br />

zeigen, dass die CDU/CSU nicht vorschnell<br />

frohlocken und die SPD nicht<br />

grundsätzlich deprimiert sein sollte.<br />

Letztere hat alle Chancen, die Jugend<br />

anzusprechen, wenn sie es denn auch<br />

macht.<br />

• Jugendliche wollen nicht nur von Problemen<br />

hören, sondern auch von Zukunftschancen.<br />

Dazu gehört ein positives<br />

Verhältnis zur Technik, zur Modernität,<br />

zu Innovation, zum multi-kulturellen<br />

Lebensstil, zu Europa, zum<br />

friedlichen Zusammenleben der Völker.<br />

• Es gibt kein Sonderproblem „Jugend<br />

und Rechtsextremismus“. Rechtsextreme<br />

Einstellungen werden in der Jugend in<br />

dem Maße zu bekämpfen sein, wie dies<br />

für die Bevölkerung insgesamt gilt.<br />

• Rechtsextreme Einstellungen sind im<br />

Osten Deutschlands verbreiteter als im<br />

Westen, aber Besorgnis erregend genug<br />

auch im Westen.<br />

• Rechtsextreme Einstellungen gibt es<br />

überall in Europa, aber in Deutschland<br />

- trotz der Geschichte unseres Landes -<br />

eher ausgeprägter als in den meisten<br />

Nachbarländern. Der internationale<br />

Vergleich: Kein Grund zum Zurücklehnen.<br />

agoge (Schwerpunkt: Erwachsenenbildung<br />

und außerschulische Jugendbildung;<br />

Diplomschrift: Die Schülerarbeit der<br />

Jungsozialisten, Bonn 1976), Promotion<br />

in Erziehungswissenschaften (1981) an<br />

der Universität Marburg (Dissertation:<br />

Politik und Schülerpresse, München<br />

1981).<br />

Nach Tätigkeiten in Bonn für den SPD-<br />

Parteivorstand (1975-77), die SPD-<br />

Bundestagsfraktion (1977-84), die Landesregierungen<br />

von Hessen (1984/85)<br />

und Saarland (1986-91), Staatssekretär<br />

zunächst (1991-94) im Ministerium für<br />

Bildung und Kultur, dann (1994-2001)<br />

für Kultur, Jugend, Familie und Frauen,<br />

nunmehr für Bildung, Frauen und Jugend<br />

des Landes Rheinland-Pfalz in<br />

Mainz.<br />

Gründer (seit 1986) und Moderator des<br />

„Gesprächskreises Sozialwissenschaft“ zunächst<br />

des Gustav-Stresemann-Instituts,<br />

später der Friedrich-Ebert-Stiftung,<br />

Bonn.<br />

Ehrenamtlicher Lehrbeauftragter für<br />

Wahlforschung am Institut für Politische<br />

Wissenschaften an der Universität Gießen<br />

(seit 1998).<br />

22 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


Befreiung von der Rentenversicherungspflicht<br />

Seit die Bundesversicherungsanstalt von<br />

HonorardozentInnen die Nachzahlung<br />

von Rentenversicherungsbeiträgen verlangt,<br />

hat sich die <strong>GEW</strong> für die KollegInnen<br />

stark gemacht.<br />

Im Juni ist eine Gesetzesänderung in<br />

Kraft getreten (§231 SGB VI Abs. 6), die<br />

vielen erhebliche Entlastung bringen<br />

wird.<br />

Danach werden folgende Lehrkräfte auf<br />

Antrag, der bis zum 30. September 2001<br />

zu stellen ist, von der Pflicht zur Rentenversicherung<br />

befreit:<br />

• die am 31. Dezember 1998 bereits eine<br />

versicherungspflichtige selbständige Tätigkeit<br />

ausgeübt haben, ohne einen versicherungspflichtigen<br />

Arbeitnehmer zu beschäftigen,<br />

• die glaubhaft versichern können, dass<br />

sie von der Versicherungspflicht keine<br />

Kenntnis hatten und<br />

• ab dem 2. Januar 1949 geboren wurden<br />

und bis 10. Dezember 1998 eine<br />

anderweitige Altersvorsorge getroffen haben.<br />

Eine vergleichbare eigene Altersvorsorge<br />

wird sich immer an den Größenordnungen<br />

der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

orientieren, d.h. es werden beispielsweise<br />

Einkommen unter Prämienzahlungen an<br />

private Versicherungen mit den entsprechenden<br />

Beitragsleistungen in der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung verglichen und<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

nur bei entsprechender Höhe als anderweitige<br />

Altersvorsorge anerkannt. Bei einer<br />

vorhandenen Altersversorgung kann<br />

diese bis zum 30. September 2001 auf<br />

das geforderte Niveau angepasst werden.<br />

Die Praxis der nächsten Monate wird<br />

weitere Klärungen herbeiführen, aber sicher<br />

auch neue Fragen aufwerfen. Wir<br />

empfehlen, sich in Zweifelsfällen direkt<br />

an die Bundesversicherungsanstalt in<br />

Berlin zu wenden (Ruhrstraße 2, 10704<br />

Berlin; Tel. 030/8651); natürlich geben<br />

auch die Rechtsschutz- und Beratungsstellen<br />

der <strong>GEW</strong> weitere Informationen.<br />

Zum Hintergrund der gesetzlichen Neuerung:<br />

Selbständige Lehrkräfte sind seit<br />

1922 rentenversicherungspflichtig. Sie<br />

müssen die entsprechenden Beiträge allein,<br />

also ohne Zuzahlung der Auftraggeber<br />

zahlen, genau wie Krankenversicherungs-<br />

und Pflegeversicherungsbeiträge.<br />

Da kommen bei vielen schnell DM<br />

1.000,— DM zusammen.<br />

Der größte Teil der Lehrkräfte hat von<br />

dieser Rentenversicherungspflicht nichts<br />

gewusst, hätte ihr oft aus finanziellen<br />

Gründen auch gar nicht nachkommen<br />

können.<br />

Die <strong>GEW</strong> hat im vergangenen Jahr in<br />

vielen Gesprächen gefordert, dass auf die<br />

Nachzahlungsforderungen der BfA verzichtet<br />

wird bzw. diese wenigstens reduziert<br />

und sozial verträglich gestaltet wer-<br />

Weiterbildung<br />

den. Zudem verlangte die <strong>GEW</strong> für die<br />

rentenversicherungspflichtigen Honorarkräfte<br />

eine Regelung, die ihnen auch die<br />

Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung<br />

ermöglicht. Als kurzfristige<br />

Maßnahme hatte die <strong>GEW</strong> gefordert,<br />

dass die Betroffenen - wie dies auch den<br />

arbeitnehmerähnlichen Selbständigen<br />

eingeräumt worden ist - bis zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt die Möglichkeit bekommen,<br />

zwischen dem Verbleib in der<br />

privaten und dem Eintritt in die gesetzliche<br />

Rentenversicherung zu wählen. Dies<br />

hat die <strong>GEW</strong> nun mit der Gesetzesänderung<br />

wenigstens teilweise erreicht.<br />

Die <strong>GEW</strong> wird weiter am Ball bleiben<br />

und fordert eine Lösung analog der<br />

Künstlersozialversicherung, also eine anteilige<br />

Finanzierung der Renten- und<br />

Krankenversicherungsbeiträge durch die<br />

Versicherten, die Auftragsgeber und einen<br />

Bundeszuschuss. Kurzfristig fordert die<br />

<strong>GEW</strong>, dass sich die Auftraggeber an den<br />

Zuschusszahlungen durch entsprechende<br />

Honorarerhöhungen beteiligen und die<br />

öffentlichen Hände (Bundesanstalt für<br />

Arbeit, Länder und Kommunen) ihre<br />

Zuschüsse zu den Personalkosten so erhöhen,<br />

dass die öffentlichen Weiterbildungseinrichtungen<br />

diese Personalkosten tragen<br />

können, ohne ihr Angebot zu reduzieren<br />

oder an der Teilnehmergebührenschraube<br />

zu drehen.<br />

<strong>GEW</strong>-Hauptvorstand<br />

VHS-DozentInnen durch Personalrat vertreten<br />

Dank<br />

der Initiative<br />

der <strong>GEW</strong><br />

durften an<br />

der Volkshochschule<br />

der Stadt<br />

Ludwigshafen am<br />

Rhein Dozentinnen und<br />

Dozenten erstmals an der<br />

Wahl des Personalrats teilnehmen.<br />

Dies wurde möglich nach<br />

Verhandlungen des Kreisvorsitzenden<br />

der <strong>GEW</strong> Helmut Thyssen mit dem<br />

Wahlvorstand der Stadtverwaltung Ludwigshafen<br />

aufgrund einer Initiative der<br />

Fachgruppe Erwachsenenbildung in der<br />

<strong>GEW</strong>, vertreten durch Sigrid Steinbach-<br />

Matzen. Grundlage der Entscheidung ist<br />

der § 4.2 (4) des LPersVG, wonach nicht<br />

angestellte Personen, die überwiegend<br />

ihren Lebensunterhalt bei einer Institution<br />

verdienen, an den Personalratswahlen<br />

teilnehmen dürfen.<br />

Unbürokratisch wurde das Problem gelöst,<br />

weitgehend unabhängig von monatlich<br />

verdienten Honoraren entscheiden zu<br />

können, wer seinen Lebensunterhalt<br />

überwiegend bei der Stadt Ludwigshafen<br />

verdient - auch wenn es schwer vorstellbar<br />

ist, manche DozentInnen bestreiten<br />

mit Honoraren von 500,- DM monatlich<br />

den überwiegenden Teil ihres Lebensunterhalts.<br />

Der Wahlvorstand schrieb<br />

alle DozentInnen der VHS an, informierte<br />

sie über ihr Recht unter bestimmten<br />

Voraussetzungen, an der Wahl des Personalrats<br />

teilzunehmen, und forderte sie<br />

auf, selbst zu entscheiden, in welchem finanziellen<br />

Abhängigkeitsverhältnis sie<br />

zur Stadt Ludwigshafen stehen.<br />

Die Entscheidung die Wählerliste zu erweitern<br />

hat zur Folge, dass der Personalrat<br />

der Stadt Ludwigshafen in Zukunft<br />

verpflichtet ist, die Belange dieser VHS-<br />

DozentInnen gegenüber der Stadtspitze<br />

zu vertreten. Bislang hat er dies immer<br />

mit dem Hinweis abgelehnt, das<br />

LPersVG beschränke das Vertretungsrecht<br />

des Personalrats ausschließlich auf die<br />

festangestellten MitarbeiterInnen der<br />

Stadt. Die Änderung ist ein großer Erfolg,<br />

da bislang jede/r DozentIn versuchen<br />

musste, ihre/seine Interessen individuell<br />

und von anderen oft isoliert durchzusetzen.<br />

Das mit dem Eintrag in die<br />

Wählerliste verbundene passive Wahlrecht<br />

macht es in Zukunft auch möglich,<br />

dass DozentInnen in den Personalrat gewählt<br />

werden können.<br />

R. Baumann<br />

23


Sozialpädagogik<br />

Nachrichten aus der Welt der ErzieherInnen<br />

… und anderen bedeutenden Bereichen der Weltgeschichte<br />

- Von Peter Blase-Geiger -<br />

Kindergartenpädagogik-Online-Handbuch<br />

Auf der Website von Dr. Martin R.<br />

Textor sind Fachbeiträge zu fast allen<br />

Fragen der Kindergartenpädagogik<br />

zu finden. Auf jeglichen Schnickschnack,<br />

also auch auf Werbung,<br />

möchte Textor verzichten. Dies<br />

macht die Website ungemein benutzerfreundlich:<br />

Dreimal geklickt - innerhalb<br />

von Sekunden ist der gesuchte<br />

Text geladen und kann ausgedruckt<br />

werden.<br />

Das Besondere: Alle NutzerInnen<br />

sind eingeladen Fachartikel, Auszüge<br />

aus eigenen Büchern, Kurzberichte<br />

über Projekte oder Wochenplaneinheiten,<br />

Beschreibungen neuartiger<br />

Beschäftigungen oder andere Praxisbeiträge<br />

kostenlos einzustellen.<br />

Mit Genehmigung des entsprechenden<br />

Verlages können es gerne auch<br />

schon veröffentlichte Beiträge sein.<br />

Und wie wird das Ganze finanziert,<br />

wenn die Website einerseits kostenlos<br />

ist und andererseits keine Werbung<br />

zugelassen wird? Ganz einfach:<br />

Da ist einer am Wirken, der sein<br />

Herz an Kinder verloren hat und das<br />

Ganze ehrenamtlich umsetzt - Martin<br />

R. Textor eben.<br />

www.kindergartenpädagogik.de<br />

Bei „Arschloch“<br />

Kündigung<br />

Folgt man der Argumentation des<br />

Landesarbeitsgerichts Rheinland-<br />

Pfalz (AZ 9 Sa 967/00), so sollte man<br />

seinen Vorgesetzten unter keinen<br />

Umständen unflätig beschimpfen.<br />

Auch nicht, wenn dieser sich seinerseits<br />

eines Vergehens schuldig gemacht<br />

hat. Im konkreten Fall machte<br />

die Klägerin geltend, der betreffende<br />

Vorgesetzte habe ihr nachgestellt<br />

und sie ihn deshalb mit „Arschloch“<br />

tituliert. Eine, wenn so geschehen,<br />

durchaus nachvollziehbare Abwehrstrategie<br />

- wirkungsvoll zudem.<br />

Das Gericht stellte jedoch fest, dass<br />

auch in einem solchen Fall eine der-<br />

art heftige Beleidigung nicht angemessen<br />

sei. Diese Entgleisung störe<br />

das Betriebsklima so nachhaltig, dass<br />

die ausgesprochene fristlose Kündigung<br />

gerechtfertigt sei. Auch eine<br />

Entschuldigung reiche da nicht aus.<br />

7-14-Uhr-Modell -<br />

keine höheren Elternbeiträge<br />

Neben den traditionellen Öffnungszeiten<br />

morgens und nachmittags<br />

und den Ganztagsangeboten mit<br />

Mittagessen etabliert sich derzeit ein<br />

drittes Modell, das sogenannte 7.00-<br />

14.00-Uhr-Modell (die Kinder können<br />

während dieser Zeitspanne den<br />

Kindergarten besuchen, nachmittags<br />

jedoch nicht mehr). Kritiker behaupten,<br />

es handele sich hierbei, da<br />

es häufig kein geeignetes Ernährungsangebot<br />

gebe und sich die Arbeit<br />

für die KollegInnen verdichte,<br />

um eine abgespeckte Billigvariante<br />

des Ganztagsangebotes.<br />

Für die Eltern, insbesondere die Teilzeitbeschäftigten,<br />

rechnet sich das<br />

Modell allerdings sehr wohl, da nach<br />

dieser Variante nur der normale Elternbeitrag<br />

fällig wird und eben<br />

nicht der höhere Beitrag für Ganztagsangebote.<br />

Jüngst rief dies jedoch die Stadt<br />

Duisburg auf den Plan. Es sollte für<br />

das 7.00-14.00-Uhr-Modell ein um<br />

monatlich vierzig Mark höherer Beitrag<br />

berechnet werden. Das Oberverwaltungsgereicht<br />

Münster stoppte<br />

die Duisburger Stadtväter allerdings<br />

mit dem Argument, ein höhere<br />

Beitrag könne nur dann erhoben<br />

werden, wenn der Kindergarten<br />

auch nachmittags für die Kinder<br />

zugänglich sei. (AZ 16 A 4298/00).<br />

Das Bilderbuch heute -<br />

Konzepte und Aktionen<br />

Auch das gibt es in der <strong>GEW</strong>: eine<br />

Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur<br />

und Medien; und zwar in Baden-<br />

Württemberg. Die Kolleginnen und<br />

Kollegen haben sich nun etwas ganz<br />

besonderes einfallen lassen. Zusammen<br />

mit etlichen Partnern (beispielsweise<br />

der Stadtbücherei sowie der<br />

Stadtbildstelle Mannheim) stellen sie<br />

am 18.10.2001 eine für <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />

kostenlose Fachtagung unter<br />

dem Motto „Das Bilderbuch heute“<br />

- Konzepte und Aktionen auf die Beine.<br />

Neben den Vorträgen Bilderbücher<br />

- Hörbilder oder: Die Fantasie<br />

beflügeln und Bucherziehung vor<br />

Ort - Bilderbücher und Erstlesewerke<br />

im Bücherbus, werden nachmittags<br />

sechs Workshops angeboten:<br />

Pop-Up - Bilder-Buch-Spass, Neue<br />

Wege der <strong>GEW</strong>-Arbeistgemeinschaft<br />

- Perspektiven der Beurteilungsarbeit,<br />

Geschlechtsspezifisches im Bilderbuch,<br />

Vom Bilderbuch zum Bilderfilm,<br />

Bilderbücher auf CD-Rom,<br />

Textarbeit auditiv - eine Ballade gestalten.<br />

Neben ErzieherInnen dürfen sich<br />

auch gerne LehrerInnen, BibliothekarInnen<br />

und sonstige Interessierte<br />

anmelden. Für Nichtmitglieder wird<br />

ein Beitrag von DM 30.- erhoben.<br />

Heißer Tipp: Schnell Mitglied werden.<br />

Ort: Mannheim, Stadtbildstelle,<br />

Collini-Center,<br />

Zeit: 18.10.2001 ab 9.15 Uhr.<br />

Anmeldung und Infos: AGJuM<br />

Baden-Württemberg, c/o Madeleine<br />

Braunagel, Ringstraße 18,<br />

76228 Karlsruhe, Fax: 07 21 / 9 41<br />

55 17, e-mail:<br />

mad_braunagel@hotmail.com<br />

Kündigung bei privater<br />

Nutzung des Telefons?<br />

Welche(r) Arbeitnehmer/Arbeitnehmerin<br />

hat vom dienstlichen Apparat<br />

noch nie privat telefoniert? Wohl<br />

kaum jemand.<br />

Und wer hat hinterher das Gespräch<br />

bezahlt? Wohl die meisten.<br />

Und dennoch: In der alltäglichen<br />

Hektik ist es schnell mal vergessen,<br />

24 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


das Gespräch in die Telefonliste einzutragen<br />

oder das Geld gleich in die<br />

entsprechende Kasse zu werfen.<br />

Das Landesarbeitsgereicht Sachsen-<br />

Anhalt beschäftigte sich jüngst mit<br />

so einem Fall (AZ 8 TaBV 6/99),<br />

wenn auch mit anderen Vorzeichen.<br />

Eine Arbeitnehmerin hatte im Lau-<br />

Die <strong>GEW</strong> veranstaltet vom 18. bis 20.<br />

Oktober 2001 in Mannheim unter<br />

dem Motto „Wir bilden die Zukunft“<br />

ihren 5. Jugendhilfekongress. Mit dem<br />

Begriff „Zukunft“ soll signalisiert werden,<br />

dass es nicht um eine pädagogische<br />

oder bildungspolitische Eintagsfliege<br />

geht, sondern die gesellschaftliche<br />

Entwicklung<br />

entscheidend davon abhängt,<br />

ob und wie Bildungsprozesse<br />

gelingen.<br />

Die <strong>GEW</strong> setzt sich seit<br />

langem für ein anderes<br />

Bild von Tageseinrichtungen<br />

für Kinder ein. Sie<br />

sind mehr als nur Orte<br />

der Betreuung. Vielmehr<br />

stellen sie sich klar und<br />

deutlich der gesetzlich gefordertenBildungsaufgabe.<br />

Es ist längst wissenschaftlich<br />

erwiesen, dass<br />

die Lernpotentiale und -<br />

fähigkeiten bei kleinen<br />

Kindern enorm groß sind<br />

und Kinder, die in frühen<br />

Jahren eine gute Förderung<br />

erhalten, bessere Bildungs-<br />

und Lebenschancen<br />

haben. Das Ziel,<br />

Chancengleichheit für<br />

alle Kinder im Bildungswesen<br />

herzustellen, wird<br />

durch Tageseinrichtungen<br />

für Kinder frühzeitig ermöglicht.<br />

Das Programm des Jugendhilfekongresses<br />

bietet eine interessante Mischung aus<br />

Wissenschaft, Politik und Praxis.<br />

Angeboten werden Arbeitsgruppen zu<br />

folgenden Themen: 1. Vorurteilsbewusste<br />

Pädagogik, 2. Interkulturelle<br />

Pädagogik, 3. Zweisprachiger Kinder-<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

fe eines Jahres rund tausendmal telefoniert.<br />

Davon waren sechzig Telefonate<br />

privater Natur, und die betreffende<br />

Arbeitnehmerin vergaß zu<br />

bezahlen. Die Richter urteilten, nach<br />

neunzehnjähriger Betriebszugehörigkeit<br />

rechtfertige dies keine fristlose<br />

Kündigung, denn es könne nicht von<br />

„Wir bilden die Zukunft“<br />

5. <strong>GEW</strong> - Jugendhilfekongress vom 18.-19.10.2001 in Mannheim<br />

garten, 4. Pen Green Centre, 5. Naturwissenschaft<br />

im frühen Kindesalter,<br />

6. geschlechtsbezogene Erziehung in<br />

Kindertageseinrichtungen, 7. Auf der<br />

Suche nach Geborgenheit, 8. Kinder-<br />

Lern-Software, 9. Finanzierung von<br />

Kindertagesstätten.<br />

5.Jugendhilfe-Kongress<br />

18.-19.Oktober 2001<br />

Alte Feuerwache<br />

Mannheim<br />

LEBENSRÄUME BILDUNGSRÄUME<br />

Infos und Anmeldung bei der<br />

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft • Hauptvorstand<br />

Postfach 900409 • 60444 Frankfurt am Main • Telefon 069/78973-0<br />

Teilnahmebedingungen<br />

Der öffentliche Teil des Kongresses findet<br />

am 18. und 19. Oktober 2001<br />

statt. Er ist für jedermann und jedefrau<br />

offen. Unterschiede gibt es nur hinsichtlich<br />

der Teilnahmegebühren. Sie<br />

Sozialpädagogik<br />

einem systematischen betrügerischen<br />

Fehlverhalten ausgegangen<br />

werden. Empfehlung: Beim telefonieren<br />

nicht schludern - wer will<br />

schon wegen so was vor Gericht landen?<br />

Betreffende Kollegin wurde gezielt<br />

geprüft, da es sich um die Betriebsratsvorsitzende<br />

handelte.<br />

betragen für Kongressteilnehmer, die<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglied sind, 100 DM, für<br />

Nicht-Mitglieder 200 DM. Diejenigen,<br />

die nur an einem Tag kommen wollen<br />

oder an beiden Tagen teilnehmen, aber<br />

keine Hotelübernachtung auf Kosten<br />

der <strong>GEW</strong> wollen, zahlen als „Tagesgäste“<br />

pro Tag 30 DM.<br />

An den Kongress anschließend<br />

treffen sich bis zum<br />

20. Oktober 2001 die Gremien<br />

der <strong>GEW</strong> zu einer<br />

Auswertung. Wer - auch<br />

wenn man nicht formal einem<br />

„<strong>GEW</strong>-Gremium“<br />

angehört - daran teilnehmen<br />

will, gilt als „Dauerteilnehmer“.<br />

Eine erhöhte<br />

Teilnahmegebühr ist dafür<br />

nicht vorgesehen.<br />

Von jedem und jeder, der<br />

und die teilnehmen will, ist<br />

eine schriftliche Anmeldung<br />

mit Angabe der gewünschten<br />

Arbeitsgruppe<br />

nötig. Für alle Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer reserviert<br />

die <strong>GEW</strong>, wenn gewünscht,<br />

eine Übernachtung/Frühstück<br />

in einem<br />

Mannheimer Hotel. Die<br />

Kosten dafür sind im Tagungsbeitrag<br />

der Kongressund<br />

Dauerteilnehmer enthalten.<br />

Während des Kongresses<br />

gibt es ein weitgehend kostenfreies gastronomisches<br />

Angebot. Die Reisekosten<br />

sind selbst zu bezahlen. Der Tagungsbeitrag<br />

muss parallel zur Anmeldung<br />

überwiesen werden. Konto Nr.: 1 000<br />

229 500 bei der SEB Bank Frankfurt<br />

am Main (BLZ 50010111), Stichwort<br />

„Jugendhilfekongress“.<br />

25


LeserInnenbrief / Hochschulen<br />

Ein lebendes Sparmodell<br />

Da lebe ich nun in einem Land<br />

mit sogenanntem sozialen<br />

Netz und<br />

schaffe es<br />

doch<br />

imm<br />

e r<br />

wieder,<br />

durch die<br />

Löcher zu<br />

rutschen. Wie<br />

ungeschickt von<br />

mir! Aber das<br />

macht mich billig -<br />

billig für Dienstherrn<br />

und Staat.<br />

Ich, weiblich, 41, ledig, ein<br />

Kind, erziehe freiwillig einen<br />

künftigen Rentenzahler und<br />

bin bereit, dafür auf eine anständige<br />

eigene Rente zu verzichten.<br />

Späte Einstellung, lange Teilzeit<br />

und A 13 als Dauerlösung werden<br />

dafür sorgen.<br />

WUS<br />

World University Service<br />

Dabei war ich immer willig zu arbeiten<br />

und habe das auch reichlich getan,<br />

die ersten Kinderjahre fast rund um die<br />

Uhr, zeitweise mit 40 Wochenstunden<br />

Unterricht an einer Privatschule<br />

(Haushalt und Kind ’mal eben nebenbei),<br />

natürlich nicht an einer kirchlichen<br />

zu vernünftigen Arbeits- und Gehaltsbedingungen,<br />

kirchliche Schulen<br />

stellen Frauen mit „unehelichen Kindern“<br />

doch nicht ein, Männer schon.<br />

Und in Vorstellungsgesprächen in einer<br />

Runde von Männern wurde ich nicht<br />

etwa nach meiner Qualifikation gefragt,<br />

sondern danach, was ich denn<br />

machen würde, wenn mein Kind krank<br />

wäre. Leider lag mein Stundenlohn an<br />

einer Schule, die mich akzeptierte,<br />

dann bei ausbeuterischen 13,50 DM,<br />

aber ich habe dem Staat nicht nur ein<br />

Lehrergehalt, sondern auch die Sozialhilfe<br />

gespart. Als Alleinerziehende musste<br />

ich nämlich leider arbeiten, um zu<br />

überleben. So ein Pech auch! Hätte ich<br />

nämlich einfach eine Zeit lang von<br />

INTERNATIONALISIERUNG DER<br />

HOCHSCHULEN - OHNE<br />

AUSLÄNDISCHE STUDIERENDE?<br />

Konferenz zur Situation ausländischer Studierender<br />

in der Bundesrepublik Deutschland<br />

- Schirmherrschaft: Kurt Beck, Präsident des Bundesrates -<br />

5. - 6. Oktober 2001<br />

Johannes Gutenberg Universität Mainz<br />

- Alte Mensa -<br />

Anmeldung bis 24. September 2001 bei<br />

WUS, Goebenstr. 35, 65195 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611/9446171<br />

Fax: 0611/446489<br />

E-Mail: Konferenz@wusgermany.de<br />

Weitere Informationen im Internet unter<br />

www.wusgermany.de<br />

www.gew-rheinland-pfalz.de<br />

Gewerkschaft<br />

Erziehung<br />

und Wissenschaft<br />

600,— DM Erziehungsgeld plus Sozialhilfe<br />

gelebt, wäre ich am 18.5.01<br />

auf Grund des „sozialen Kriteriums“<br />

der Erziehungszeiten zur Oberstudienrätin<br />

befördert worden, ein paar Monate<br />

Erziehungsurlaub mehr hätten<br />

gereicht. Tja, schon wieder gespart! Verstehen<br />

Sie mich nicht falsch, ich bin sehr<br />

wohl für die Anerkennung von Erziehungszeiten,<br />

aber ich habe eben auch<br />

ein Kind erzogen!<br />

Als Referendarin war ich schon billig,<br />

da ich als ledige Mutter zunächst keinen<br />

Verheiratetenzuschlag bekam und<br />

ein paar hundert DM weniger verdiente<br />

als verheiratete Kolleginnen. Männer<br />

verursachen offenbar Kosten, Kinder<br />

wohl nicht. Dann war meine Fächerkombination<br />

- wie so viele in meiner<br />

Generation - überflüssig, und ich<br />

wurde „Reisende“ an Privatschulen. Ich<br />

erwarb viele Kompetenzen, die man<br />

zum Glück nicht als Vordiensttätigkeit<br />

anerkennen muss. Wie günstig! Und<br />

mein „Überwintern“ bis zur Einstellung<br />

in den Staatsdienst sparte mein<br />

Gehalt und spart später an meiner Pension.<br />

A propos Pension! Erwähnte ich<br />

schon, dass ich natürlich besonders billig<br />

bin, da nach meinem Ableben kein<br />

Ehepartner Anspruch auf einen Teil<br />

meiner Bezüge hat? Da bin ich doch<br />

ein echtes Sonderangebot: Für viele finanzielle<br />

Nachteile habe ich die Dreifachbelastung<br />

von Beruf, Haushalt und<br />

Kind auf mich genommen und mich<br />

mit viel Engagement bemüht, nicht nur<br />

den beruflichen Anforderungen gerecht<br />

zu werden, sondern meinen Sohn auch<br />

zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft<br />

zu erziehen. Ein Mitglied, das<br />

nicht etwa - entgegen mancher Vorurteile<br />

gegenüber Kindern von Alleinerziehenden<br />

- Geld kostet durch Unterbringung<br />

in Heim, Entziehungskur<br />

oder Jugendknast, sondern ein Mitglied,<br />

das brav in die Rentenkasse einzahlen<br />

wird. Und ich arbeite schon wieder<br />

Teilzeit, um endlich ’mal nicht mehr<br />

überlastet zu sein. Das spart schon wieder<br />

Pension!<br />

Warum hat mir keiner verraten, dass<br />

ich keine Sparprämie bekomme?<br />

Jutta Schöneberg, Bonn<br />

26 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


Wieder 1.000<br />

Mitglieder mehr !<br />

<strong>GEW</strong>-Regionalbüro Nord<br />

Weitere 1.000 neue Mitglieder hat die <strong>GEW</strong> Rheinland-<br />

Pfalz innerhalb der letzten fünf Jahre gewinnen können. Auf<br />

unserem Foto überreicht Landesvorsitzender Tilman<br />

Boehlkau Marie Christine Trumm (Mitte) einen Skate<br />

Scooter, der als Geschenk für denjenigen ausgelost war, der<br />

das nächste tausendste Mitglied wird (rechts daneben ihre<br />

Freundin Judith Hess). Marie Christine Trumm, 20 Jahre<br />

jung, studiert an der Uni Koblenz Grundschulpädagogik.<br />

In die <strong>GEW</strong> ist sie eingetreten, weil sie überzeugt ist, dass<br />

ihre Interessen durch die Gewerkschaft gut vertreten werden<br />

und sie auf diesem Weg über bildungspolitische Fragen sachkundig<br />

informiert wird..<br />

Bernd Huster an seinem neuen Arbeitsplatz (Bild oben)<br />

Bei der offiziellen Eröffnung am 17. Mai 2001 in Koblenz<br />

(vlnr.): Karl Maron, Achim Wagner, Tilman Boehlkau und<br />

Horst Rauen im neuen Regionalbüro (Bild rechts).<br />

Kirchentag<br />

in Frankfurt:<br />

Unter tatkräftiger Unterstützung der<br />

rheinland-pfälzischen <strong>GEW</strong> konnte<br />

auch in diesem Jahr wieder ein <strong>GEW</strong>-<br />

Stand realisiert werden (der übrigens<br />

an Professionalität nicht zu überbieten<br />

war). Gerahmt wird auf unserem Bild<br />

das <strong>GEW</strong>-Urgestein Ewald Imhof (BPR<br />

Berufsbildende Schulen) von Erni<br />

Schaaf-Peitz (Vorstandsbereich Jugendhilfe<br />

und Sozialarbeit) und Peter Blase-Geiger<br />

(Gewerkschaftssekretär).<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

<strong>GEW</strong> - Intern<br />

27


Alter + Ruhestand<br />

Alter und Glück – Glück im Alter<br />

Edmund Theiß fasst im folgenden<br />

Beitrag Gedanken aus einem Vortrag<br />

von Abt Dr. Thomas Denter<br />

vor SeniorInnen der Verbandsgemeinde<br />

Hachenburg zusammen. In<br />

der nächsten <strong>GEW</strong>-Zeitung folgt<br />

die Fortsetzung „Was ist Glück im<br />

Alter?“<br />

Alle Menschen streben nach Glück,<br />

jeder hat ein Recht darauf. Mit diesem<br />

einleitenden Satz beschreibt der<br />

Abt aus dem Kloster Marienstatt bei<br />

Hachenburg im Westerwaldkreis das<br />

Bild des alternden Menschen in der<br />

öffentlichen Meinung unserer Gesellschaft.<br />

Er kam dabei zu einer Reihe<br />

wenig schmeichelhafter Aussagen<br />

und Vorurteilen, was die Situation<br />

der Alten betrifft. So wird behauptet:<br />

• Im Alter findet ein empfindlicher<br />

Abbau an körperlichen, seelischen<br />

und geistigen Kräften statt.<br />

• Das Alter bringt mit der Ablösung<br />

vom Berufsleben eine Menge von<br />

Problemen.<br />

• Die Beziehung zur Familie verändert<br />

sich, die Alten fallen aus dem<br />

Rahmen der Familie.<br />

Die <strong>GEW</strong> gratuliert<br />

im Oktober 2001<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Frau Karin Werner<br />

04.10.1931<br />

An der Schule · 56357 Miehlen<br />

Frau Christel Wolf<br />

10.10.1931<br />

Mühlstr. 37 · 67487 Maikammer<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Herrn Gottfried Müller<br />

01.10.1926<br />

Eichendorffstr. 4 · 56470 Bad Marienberg<br />

Frau Sonja Kaut<br />

06.10.1926<br />

Postfach 1322 · 55206 Ingelheim<br />

• Sie werden an den Rand des gesellschaftlichen<br />

Lebens gedrückt.<br />

• Das Alter ist ein nicht mehr beachteter<br />

oder gar ein verachteter<br />

Zustand.<br />

• Die Alten sind zu nichts nütze, nur<br />

jung und dynamisch ist gefragt.<br />

• Die Alten sind stur, altmodisch und<br />

geschwätzig.<br />

• Alter bedeutet Isoliertheit und Einsamkeit.<br />

• Alter bringt Angst und Unsicherheit.<br />

• Im Alter macht sich wieder eine<br />

primitive Frömmelei geltend.<br />

• Alte werden kindisch, faseln von<br />

der guten alten Zeit.<br />

• Die Alten moralisieren gegen die<br />

Lebensweise der Jungen.<br />

Dr. Denter hielt dem entgegen, dass<br />

alt werden und alt sein das Ziel jeden<br />

Lebens sei. Die meisten Menschen<br />

möchten lange leben, das heiße<br />

nichts anderes als alt werden. Zum<br />

Alter gehöre aber als ganz normale<br />

Tatsache, dass gewisse Lebensfunktionen<br />

schwächer werden, wie z.B.<br />

das Hören und Sehen. Ähnlich sei<br />

zum 87. Geburtstag<br />

Frau Emilie Prager<br />

01.10.1914<br />

Poststr. 1 · 67071 Ludwigshafen<br />

Herrn Hermann Tschierschke<br />

30.10.1914<br />

Weit Lürk 12 · 55767 Abenteuer<br />

zum 88. Geburtstag<br />

Herrn Emil Schneider<br />

12.10.1913<br />

Hauptstr. 47 · 57629 Müschenbach<br />

es auch mit den Körperkräften. Der<br />

Mensch lebe im Alter nicht mehr so<br />

körperbetont. Statt dessen rücke das<br />

geistige Leben immer mehr in den<br />

Vordergrund seines Denkens und<br />

Handelns. Der Mensch habe in jeder<br />

Lebensphase die körperlichen<br />

Kräfte und Fähigkeiten, die er zum<br />

Leben brauche, zu einem sinnvollen<br />

und glücklichen Leben. Körperliche<br />

Minderungen und Schwächungen<br />

seien im Alter keine Krankheiten,<br />

sondern ganz normale Begleiterscheinungen.<br />

Altersbedingte Minderungen<br />

anzunehmen und sie nicht<br />

dauernd an früheren Jahren zu messen,<br />

werde dazu beitragen, nicht zu<br />

verbittern. Glücklich leben könne<br />

man nur, wenn man „heute“ und im<br />

„heute“ lebe. Das Glück von gestern<br />

dürfe als gute Erinnerung in uns leben,<br />

aber kein Ersatz sein für derzeitig<br />

mangelnde Erfahrung von<br />

Glück und Zufriedenheit. Deshalb<br />

sei es wichtig, wie man mit Verlusten<br />

und Verzichten umgehe, aber<br />

auch neue Möglichkeiten für sich<br />

entdecke. Nicht Mangel, sondern<br />

Chancen könnten das Alter bestimmen.<br />

Herzlichen<br />

Glückwunsch!<br />

Der Landesvorstand<br />

28 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

Rechtsschutz<br />

Keine Altersteilzeit für Lehrkräfte mit Sabbatjahr<br />

Wie bekannt wurde, soll Lehrkräften,<br />

die in einer Teilzeitbeschäftigung in<br />

Form der Sabbatjahresregelung sind,<br />

nicht erlaubt werden, schon während<br />

dieser Teilzeitbeschäftigung mit der<br />

Ansparphase für die Altersteilzeit zu<br />

beginnen. Die <strong>GEW</strong> hält dies für<br />

Höhergruppierung erreicht!<br />

Im August 2000 beantragte Kollegin<br />

A. nach Rücksprache mit der <strong>GEW</strong>-<br />

Landesrechtsschutzstelle ihre Höhergruppierung<br />

nach BAT IIa und bat<br />

die Vorbereitungen so zu treffen, dass<br />

diese zum 01.12.2000 wirksam werde.<br />

Nach zehn Wochen Wartezeit<br />

liegt ihr immer noch keine Antwort<br />

vor und sie schaltet die <strong>GEW</strong>-<br />

Rechtsschutzstelle erneut ein. Über<br />

rechtswidrig. Unseres Erachtens ist das<br />

eine Ungleichbehandlung im Verhältnis<br />

zur Gewährung von Altersteilzeit<br />

für andere Teilzeitbeschäftigte, ohne<br />

dass es hierfür einen sachlichen Grund<br />

gibt, es sei denn, die Freistellungsphase<br />

Sabbatjahr fiele mit der Freistellungs-<br />

das Ministerium wird bei der ADD<br />

nach dem Stand der Bearbeitung<br />

gefragt. Dort beginnt hektisches Suchen,<br />

aber man findet den Antrag<br />

nicht. Die Kollegin sendet daraufhin<br />

eine Kopie ihres Antrages nach Trier<br />

an die ADD. Der örtliche Personalrat<br />

schaltet sich ein und unterrichtet<br />

den Bezirkspersonalrat über das<br />

Anliegen der Kollegin.<br />

Mogeln mit Stechuhr ist unzulässig<br />

Bedient ein Arbeitnerhmer für einen<br />

Kollegen die Stechuhr, um dessen<br />

Anwesenheit im Betrieb vorzutäuschen,<br />

riskiert er die fristlose Kün-<br />

ErzieherInnen mit staatlicher Anerkennung<br />

und sonderpädagogischer<br />

Zusatzausbildung haben als Leiterin<br />

des Schulkindergartens nach minde-<br />

digung. Denn die Stechuhr ist von<br />

jedem Beschäftigten persönlich zu<br />

bedienen, auch wenn dies vom Ar-<br />

Anspruch auf Höhergruppierung<br />

stens vierjähriger Bewährung in dieser<br />

Tätigkeit und Eingruppierung<br />

nach Vb BAT Anspruch auf Höhergruppierung<br />

in die Vergütungsgruppe<br />

IVb.<br />

Nicht vom Glauben abfallen<br />

ArbeitnehmerInnen einer kirchlichen<br />

Einrichtung dürfen sich nicht in Widerspruch<br />

zu grundlegenden kirchlichen<br />

Überzeugungen setzen. Verstoßen<br />

sie gegen die Loyalitätspflicht,<br />

phase Altersteilzeit zusammen.<br />

Die <strong>GEW</strong> bittet die betroffenen Mitglieder,<br />

sich bei der Landesrechtsschutzstelle<br />

zu melden, damit mit<br />

Hilfe des <strong>GEW</strong>-Rechtsschutzes diese<br />

Benachteiligung abgewendet werden<br />

kann.<br />

Der Sachbearbeiter wechselt, und<br />

der neue muss durch Telefonate dazu<br />

gebracht werden, sich des Vorgangs<br />

anzunehmen. Diesem fällt ein, dass<br />

die Bewährungsfeststellung noch<br />

beim Schulleiter angefordert werden<br />

muss. Im Februar 2001 ist diese bei<br />

der ADD in Trier.<br />

Im Mai landet bei der Kollegin endlich<br />

die schriftliche Nachricht auf<br />

dem Schreibtisch, dass die Höhergruppierung<br />

antragsgemäß durchgeführt<br />

wird.<br />

d.r<br />

LeiterInnen von Schulkindergärten<br />

melden sich zwecks Beratung direkt<br />

bei der <strong>GEW</strong>-Landesrechtsschutzstelle.<br />

d.r.<br />

Doktortitel gehört nicht zum Namen<br />

Akademische Grade sind kein Bestandteil<br />

des Namens. Daher besteht<br />

kein Anspruch auf die Aufnahme eines<br />

Doktortitels in ein Führungszeugnis.<br />

beitgeber nicht ausdrücklich angeordnet<br />

worden ist.<br />

Arbeitsgericht Frankfurt/M., Urteil<br />

vom 8. Mai 2001 - 18 Ca 8392/00<br />

Oberlandesgericht Karlsruhe, Beschluss<br />

vom 19. April 2001 - 2 VAs<br />

38/00<br />

kann ihnen auch außerordentlich<br />

gekündigt werden.<br />

Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 21.<br />

Februar 2001 - 2 AZR 139/00<br />

29


Tipps + Termine<br />

Grün<br />

statt<br />

Grau<br />

Wer kennt das nicht: Dreieinhalb Pflaster<br />

pro Pause wegen aufgeschürfter Knie<br />

auf dem Asphalt-Schulhof,<br />

Versteckspielen auf dem Klo (weil alles<br />

andere keine Deckung bietet), Kletteraffen<br />

am Schultor, weil die Ziersträucher<br />

daneben sich nicht gerade zum<br />

Klettern eignen. Da stehe ich nun jede<br />

Pause wieder während der Aufsicht,<br />

starre auf grauen Beton, schnipple Pflaster<br />

und ermahne Klo-Kenner und<br />

Baum-Benutzer.<br />

Man müsste … man könnte doch ’mal<br />

… aber wie fange ich an … und was<br />

muss ich alles bedenken …<br />

Und dann lerne ich ein brandneues<br />

Buch kennen: „NaturErlebnisRäume“<br />

heißt es. Ein Rektor und ein Grünplaner,<br />

beide mit Umweltpreisen mittlerweile<br />

hoch dekoriert, haben sich vor<br />

gut zehn Jahren zusammengetan, seitdem<br />

die tollsten Spielgelände erschaffen<br />

(leider nur in Bayern!) und nun<br />

ein wirklich opulentes Werk für Kopf,<br />

Herz und Hand geschaffen. Schon die<br />

Fotos würden den Genuss rein als Bildband<br />

rechtfertigen.<br />

Im Hintergrund der Appetit auf Umbau<br />

machenden Bilder finden sich stets<br />

die gammeligen, quer durch Deutsch-<br />

land austauschbaren 60er- und<br />

70er- Jahre-Schulbauten, doch davor<br />

tobt das Leben: Buddelnde Kinder,<br />

Steine schleppende Eltern, auf<br />

den hinteren Seiten dann blühende<br />

Wiesen, die zum Reinlegen animieren,<br />

zum Schnuppern und zum<br />

Lauschen. Auch Weidendörfer und<br />

Wasserspielplätze, für die man gerne<br />

noch ’mal sieben wär‘!<br />

Natürlich geschieht auch bei Manfred<br />

Pappler (dem Rektor) und Dr.<br />

Reinhard Witt (dem Biologen und<br />

Grünplaner) der Auftakt mit dem<br />

alten, aber unausweichlichen Thema<br />

„Selbst gestalten und erhalten heißt Verantwortung<br />

übernehmen lernen - auch<br />

für die Zukunft“. Kennen wir doch alles.<br />

Aber hat uns schon ’mal jemand<br />

dermaßen einfach darauf hingewiesen,<br />

wie kreativ die Vorschriften zur Gestaltung<br />

von Spielflächen ausgelegt werden<br />

können, um allen Versicherungsheinis<br />

schon vorab den Wind aus den Segeln<br />

zu nehmen? Zitate aus der Welt von<br />

GUV und TÜV bestätigen die Engagierten.<br />

Unter Einbezug der lokalen Agenda<br />

21 werden Anleitungen gegeben,<br />

wie man von der herkömmlichen<br />

Außenanlage zur Natur-Erlebnis-<br />

Anlage kommt, Boden und Baustoffe<br />

ebenso einbezogen wie Pflanzen,<br />

Pflege und Pädagogik. Zum Frust<br />

der Nagelscheren-Gärtner und zur<br />

Freude derer, die mit leuchtenden<br />

Augen vor dem Wildstaudenbeet<br />

stehen, lautet das Fazit der Autoren<br />

denn auch: „Das beste Außengelände<br />

ist eines, das nie fertig<br />

wird“.<br />

2 Fotos (links): Nico Schmitt / Foto (unten): Seifert<br />

Ein umfangreicher Organisationskalender<br />

leitet von der ersten Initiative bis<br />

zur abschließenden Evaluation, und<br />

selbst Argumentationshilfen sind enthalten:<br />

Das Kapitel „Killerargumente“ setzt<br />

sich mit ablehnenden Haltungen auseinander<br />

und gibt Antworten darauf.<br />

Die Kostenaufstellungen und -gegenüberstellungen<br />

von herkömmlichen und<br />

Naturerlebnis-Spielflächen müssten<br />

zum Schluss dann jeden Schulträger<br />

überzeugen!<br />

Nach den Planungsarbeiten folgen kleine<br />

Lehrstunden: Die Bio-Stunde beschreibt<br />

heimische Flora, mit der auch<br />

die heimische Fauna wieder angelockt<br />

werden kann, die Baustoffkunde gibt<br />

tiefe Einblicke ins notwendige Wissen<br />

um das Baumaterial und den Boden.<br />

Wer jetzt noch nicht entschlossen ist,<br />

gleich morgen den Jahrzehnte alten Asphalt<br />

aufzureißen, dem sei der umfangreiche<br />

Abschnitt mit Praxisbeispielen<br />

empfohlen: Bepflanzungspläne, Kostenrahmen,<br />

Ansprechpartner zu den verschiedenen<br />

Projekten werden ebenso<br />

notiert wie die Besonderheiten der einzelnen<br />

Umsetzungen, zum Beispiel Erdkeller,<br />

Kunstobjekte, Irrgärten, Kletterwände<br />

aus Naturfelsen usw.<br />

Wenn dann der Schulhof umgestaltet ist<br />

und alles wunderbar grünt und blüht,<br />

lehnt sich die Lehrkraft an die Bruchsteinmauer,<br />

bietet der nebenan in der<br />

Sonne liegenden Eidechse das „Du“ an<br />

und genießt ihre Pause, weil die Kinder<br />

seit Jahren endlich keine Pflaster<br />

mehr verlangen oder sich um ihre Pokémon-Karten<br />

streiten. Doch was ist<br />

das? Wo man eigenhändig im Herbst<br />

die abwechslungsreichsten Stauden setz-<br />

30 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


te, macht sich großflächig die Ackerwinde<br />

breit, wo im Frühjahr zarte Triebe<br />

keimten, wuchert der Löwenzahn brutal<br />

über alles. Keine Panik, denn auch<br />

in diesem Fall hilft das neue Buch mit<br />

praktikablen Ratschlägen. Eine lesenswerte<br />

Ideensammlung für den Unterricht<br />

und viele nützliche Literaturtipps<br />

(inklusive Kurzrezensionen) komplettieren<br />

das Werk. Obwohl...da war doch<br />

noch was...Ach ja, eine CD-Rom liegt<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

bei. Sie enthält die Materialsammlungen,<br />

den Organisationskalender und die<br />

Argumentationshilfen. Das ist ganz<br />

praktisch zum Ausdrucken, müsste aber<br />

im Zeitalter des Kopierers nicht unbedingt<br />

sein. Allerdings scheint der Aufdruck<br />

„Mit CD-Rom“ noch immer verkaufsfördernd<br />

zu wirken.<br />

Wer nun immer noch nicht die Arbeitshandschuhe<br />

parat gelegt hat, dem ist<br />

nicht mehr zu helfen. Dann bleiben Sie<br />

Ein afrikanischer Erzieher in Deutschland<br />

Unser Mitarbeiter Paul Schwarz hat<br />

für den Südwestrundfunk in Baden-<br />

Baden einen 30minütigen Film über<br />

Dembo Krubally gedreht. Der<br />

Schwarzafrikaner ist 1987 aus Gambia<br />

geflohen und arbeitet seit 1993<br />

im katholischen Jugendwerk St. Josef<br />

in Landau. Dembo ist bundesweit<br />

bekannt geworden, weil er<br />

schon mehrere Skinheads aus der<br />

rechten Szene gerissen hat.<br />

Der Film begleitet Dembo Krubally<br />

bei seiner erzieherischen Arbeit, bei<br />

seinen zahlreichen sozialen Aktivitäten<br />

und in seiner Familie. Er ist verheiratet<br />

mit einer katholischen Religionslehrerin,<br />

die Kinder sind christlich<br />

getauft, gehen freitags in die<br />

Moschee und sonntags in die Kirche.<br />

Dembo selbst ist strenger Muslim.<br />

Auch dieses Spannungsverhältnis<br />

zeigt der Beitrag auf. In Gambia<br />

spürte Paul Schwarz eine Woche lang<br />

den afrikanischen Wurzeln des Neu-<br />

Landauers nach, in Landau den An-<br />

Leitung von Konferenzen<br />

Traditionelle Konferenzen in der Schule<br />

hinterlassen bei allen Beteiligten oftmals<br />

das Gefühl eines Ungleichgewichtes<br />

zwischen (Zeit) Aufwand und Ergebnisqualität<br />

sowie zwischen demokratischem<br />

Anspruch und erlebter Realität.<br />

Zur Schulentwicklung gehört unabdingbar<br />

eine Sitzungs- und Besprechungskultur,<br />

die effektiv und zielgerichtet<br />

ist, Kooperation und Konsens<br />

anstrebt und Kreativität mit Kollegialität<br />

verbindet.<br />

Die Methodik der Sitzungsleitung lässt<br />

sich analog auf die Arbeitsfelder im Personalrat<br />

und in der <strong>GEW</strong> übertragen.<br />

fängen als Asylant.<br />

Dembo Kurbally, ein afrikanisches<br />

Schicksal in Deutschland, stellvertretend<br />

für viele Fremde, die hierher<br />

gekommen sind.<br />

Ausstrahlung: 18. Sept. 2001, 13.30<br />

- 14.00 Uhr. Der Film kann auf ei-<br />

Tipps + Termine<br />

doch auf Ihrem Beton-Schulhof! Viel<br />

Vergnügen! Und kaufen Sie bei Gelegenheit<br />

Pflaster nach!<br />

Antje Fries<br />

Manfred Pappler und Reinhard Witt:<br />

NaturErlebnisRäume; Neue Wege für<br />

Schulhöfe, Kindergärten und Spielplätze.<br />

Kallmeyer-Verlag, Seelze-Velber,<br />

2001.<br />

ner VHS-Kassette mit Begleitkarte<br />

und Hülle beim Landesmedienzentrum<br />

in Koblenz zum Selbstkostenpreis<br />

bezogen werden. Er ist sehr gut<br />

für die politische Bildungsarbeit geeignet.<br />

red.<br />

Dembo Krubally auf seinem früheren Platz in der Koranschule. Foto: P. Schwarz<br />

Die Fortbildung vermittelt das erforderliche<br />

Handwerkszeug zur Leitung<br />

und gibt Anregungen zur Verhaltensänderung.<br />

Inhalt: Wohlbehagen und Arbeitsfähigkeit<br />

Leitungsstile: Leiten, Moderieren, Referieren,<br />

Informieren<br />

Effektivität: Aufgabenorientierung und<br />

Zeitplanung<br />

Tragfähigkeit: Verbindlichkeit und Ergebnissicherung<br />

Beteiligung: Kooperative Methoden der<br />

Arbeits(ver)teilung<br />

Hindernisse: Nörgler, Rechthaber, Viel-<br />

redner, Aussteiger<br />

Termin: 8.11. ( ab 15 Uhr) bis<br />

9.11.2001<br />

Ort: Bad Münster am Stein-Ebernburg,<br />

Evangelische Bildungsstätte<br />

TeilnehmerInnenzahl: max. 14 (Berücksichtigung<br />

nach Reihenfolge der<br />

Eingänge)<br />

Referent: Uwe Becker<br />

Leitung: Mehmet Kiliç<br />

Anmeldung bis 11.10. an: <strong>GEW</strong><br />

Rheinland-Pfalz, Neubrunnenstraße<br />

8, 55116 Mainz, Tel.: 06131/<br />

28988-0, Fax : 06131 / 28988-80<br />

Teilnehmerbeitrag: 30.- DM für<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder, 120.- DM für<br />

Nichtmitglieder<br />

31


Tipps + Termine<br />

Tag der Sprachen am Oberrhein<br />

Der Kooperationsverbund lehrerbildender<br />

Einrichtungen am Oberrhein (Colingua<br />

Oberrhein) veranstaltet anlässlich<br />

des Europäischen Jahres der Sprachen<br />

am 22. September ( 10 - 16 Uhr)<br />

einen „Tag der Sprachen am Oberrhein“<br />

im GHS-Seminar in Rohrbach/<br />

Pfalz. Der Tag dient dazu, Eltern mit<br />

kleinen Kindern über die neuen, spielerischen<br />

Formen des frühkindlichen<br />

Leitfaden für Arbeitslose aktualisiert<br />

Die 18. Auflage des in der Fachhochschule<br />

Frankfurt am Main entwickelten<br />

»Leitfadens für Arbeitslose« berücksichtigt<br />

die zahlreichen Änderungen des<br />

Arbeitslosenrechts bis April 2001. Der<br />

Leitfaden besticht durch seine übersicht-<br />

liche Gestaltung, die allgemein verständliche<br />

Sprache und durch seinen<br />

angesichts des Buchumfangs niedrigen<br />

Preis. Das macht ihn zu einem unverzichtbaren<br />

Ratgeber für Profis und Laien<br />

in Fragen des Arbeitslosenrechts.<br />

Dokumentation zum „forum bildung“ 2001<br />

Bildungspolitik<br />

und Schulthemen<br />

bewegen wieder<br />

die gesellschaftliche<br />

Diskussion. Vorrangig sind es Ängste<br />

um die Qualität unseres Bildungssystems,<br />

Klagen aus der Wirtschaft, aber<br />

auch von Lehrern, Eltern und SchülerInnen,<br />

die das Augenmerk der Öffentlichkeit<br />

auf Schule, Aus- und Weiterbildung<br />

lenken. Die Hintergründe dieser<br />

Klagen – mangelhafte Ressourcen<br />

und Überlastung des pädagogischen<br />

Pädagogik mit beschränkter Haftung<br />

Klaus Ahlheim erörtert in „Pädagogik<br />

mit beschränkter Haftung: Politische<br />

Bildung gegen Rechtsextremismus“ die<br />

Chancen und Grenzen politischer Bildung<br />

angesichts des aktuellen Rechtsextremismus.<br />

Auf der Basis empirischer<br />

Studien untersucht er Zustandekommen<br />

und Verbreitung fremdenfeindlicher<br />

Einstellungen. Als Ursachen für Fremdenfeindlichkeit<br />

macht er Arbeitslosigkeit<br />

und Angst vor Arbeitsplatzverlust,<br />

den Erziehungsstil sowie die schulische<br />

Personals – bleiben dabei all zu oft unterbelichtet.<br />

Dazu hat der Veranstalter, das Institut<br />

für Bildungsmedien, jetzt eine Dokumentation<br />

herausgegeben, die alle Redebeiträge<br />

in ihren wesentlichen Thesen<br />

zusammenfasst. Entstanden ist dadurch<br />

so etwas wie ein kleiner Leitfaden<br />

zur aktuellen Bildungsdiskussion<br />

mit vielen prominenten Beiträgen. Die<br />

125seitige Broschüre kann gegen eine<br />

Versandkostenpauschale von DM 3,--<br />

Silvester in Marokko für Jugendliche<br />

Aufgrund starker Nachfrage bietet das<br />

Deutsche Jugendherbergswerk (DJH)<br />

über den Jahreswechsel wieder eine Jugendbegegnung<br />

in Marokko an. Vom<br />

25. Dezember 2001 bis 4 Januar 2002<br />

erkunden junge Deutsche im Alter zwi-<br />

schen 18 und 26 Jahren gemeinsam mit<br />

jungen Marokkanern das Atlasgebirge,<br />

lernen die Lebensverhältnisse von Beduinen<br />

in der Wüste sowie Geschichte<br />

und Kultur in Rabat und Casablanca<br />

kennen. Die vom Bundesjugendmini-<br />

Bildung und mangelnde politische Informiertheit<br />

aus. Er zeigt, dass Fremdenfeindlichkeit<br />

nicht primär aus<br />

schlechten Erfahrungen mit AusländerInnen<br />

herrührt, da die Fremdenfeindlichkeit<br />

in Deutschland dort am verbreitetsten<br />

ist, wo der Ausländeranteil<br />

am geringsten ist. Außerdem wird deutlich,<br />

dass fremdenfeindliche Einstellungen<br />

kein Problem vor allem der sozial<br />

Randständigen und Modernisierungsverlierer,<br />

sondern ebenso in der Mitte<br />

Fremdsprachenunterrichts zu informieren<br />

und darüber hinaus für die Nachbarsprachen<br />

der Oberrheinregion werben.<br />

Außerdem erhalten Lehrkräfte die<br />

Möglichkeit, ihre bilingualen Unterrichtsprojekte<br />

der Öffentlichkeit vorzustellen<br />

und Kontakte mit KollegInnen<br />

aus dem Nachbarland zu knüpfen.<br />

red.<br />

Bezug über: Fachhochschulverlag,<br />

Kleiststraße 3 , 60318 Frankfurt<br />

am Main , Telefon (0 69) 15 33-28<br />

20 , Telefax (0 69) 15 33-28 40,<br />

bestellung@fhverlag.de, www.fhverlag.de<br />

576 Seiten, Stand 1.4.2001,<br />

21,50 DM (inkl. Versandkosten)<br />

in Briefmarken beim Institut für Bildungsmedien,<br />

Zeppelinallee 33, 60325<br />

Frankfurt am Main, bestellt werden.<br />

Seit Mitte August kann sie auch vollständig<br />

oder in Teilen auf der Webseite<br />

des Instituts unter www.vdsbildungsmedien.de<br />

heruntergeladen<br />

werden. Dort sind neben vielen anderen<br />

Informationen zu Bildungsmedien<br />

auch die Dokumentationen zu den Foren<br />

in den Jahren 1999 und 2000 eingestellt.<br />

pm<br />

sterium geförderte Reise kostet einschließlich<br />

Flug, Übernachtung in Jugendherbergen,<br />

Vollverpflegung und<br />

Reiseleitung 1.190,— Mark (608<br />

Euro).<br />

Infos: Tel.: 05231-993615, e-mail:<br />

hauptverband@djh.org<br />

der Gesellschaft verankert sind. Ahlheim<br />

fordert daher, dass politische Bildung<br />

die Fremdenfeindlichkeit in der<br />

Mitte der Gesellschaft problematisieren<br />

und dort ansetzten muss.<br />

Klaus Ahlheim: Pädagogik mit beschränkter<br />

Haftung, Politische Bildung<br />

gegen Rechtsextremismus, Wochenschau<br />

Verlag, Schwalbach/Ts.<br />

2001 , ISBN 3-87920-340-7, 48<br />

Seiten, DM 16,80<br />

pm<br />

32 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


Bezirk Trier<br />

<strong>GEW</strong> Trier unterstützt Schule in Indien<br />

Mit einer finanziellen Hilfe des Kreisverbandes Trier der <strong>GEW</strong><br />

kann eine Schule in Indien ihr Gebäude wieder instand setzen. Es<br />

handelt sich um die Don Bosco Schule für arme und behinderte<br />

Kinder im südindischen Dorf Kandachipuram, die von der weltanschaulich<br />

neutralen Gesellschaft PDM (People’s Multipurpose<br />

Development Society) betreut wird.<br />

Im Rahmen einer gut besuchten Mitgliederversammlung des <strong>GEW</strong><br />

Kreisverbandes Trier referierten Gitte Kaufmann, Josef Malat und<br />

Jonas Wipfler, Mitglieder einer Projektgruppe des Auguste-Viktoria-Gymnasiums<br />

Trier, über ihre mehrwöchige Reise nach Indien<br />

und ihre Kontakte zur PMD. Sie vermittelten in einem spannenden<br />

Lichtbildervortrag ein ergreifendes Bild von dem Gebiet, welches<br />

sie besuchten, und den dort lebenden Menschen. Abwechselnd<br />

kommentierten die ReferentInnen die Bilder von faszinierenden<br />

tropischen Landschaften, bunten Alltagsszenen aus Dörfern<br />

und Städten und vor allem von Menschen, die trotz bitterer<br />

Armut viel Lebensfreude ausstrahlen. Gerade die übergroße Gastfreundschaft,<br />

die Herzlichkeit und die Offenheit der Bevölkerung<br />

hatten die BesucherInnen aus Trier so tief und so nachhaltig beeindruckt,<br />

dass sie unsere Wohlstandsgesellschaft nun aus anderem<br />

Blickwinkel betrachten und bewerten können. Jonas Wipfler<br />

sprach von einem Gedanken, der ihn seit seiner Rückkehr aus Indien<br />

immer wieder beschäftigt, nämlich, wie reich sind doch die<br />

Armen und wie arm können die Reichen sein.<br />

Im Anschluss an den Vortrag begründete Josef Malat, warum die<br />

finanzielle Hilfe für die Don Bosco Schule so wichtig sei. An dieser<br />

Schule werden über 600 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.<br />

Darunter befinden sich 40 behinderte Kinder, die auch dort<br />

wohnen. In Indien gibt es kein grundsätzlich vom Staat finanziertes<br />

Schulwesen wie bei uns. Ein Gesetz schreibt allerdings vor, dass<br />

die Schulen in Indien jährlich einen Nachweis über ihren guten<br />

baulichen Zustand erbringen müssen. Anderenfalls werden sie geschlossen<br />

und die betroffenen Kinder verlieren ihre Bildungsmöglichkeiten.<br />

Vor allem das Dach der Don Bosco Schule muss in<br />

nächster Zeit repariert werden. Dies könnte, wenn die finanziellen<br />

Mittel zur Verfügung stehen, innerhalb von vier Monaten geschehen.<br />

Damit wäre die Unterrichtsversorgung von vielen Kindern<br />

gesichert.<br />

Da sich die <strong>GEW</strong> als Bildungsgewerkschaft dem Ziel verpflichtet<br />

fühlt, Bildungschancen zu erhalten und zu schaffen, waren die anwesenden<br />

Mitglieder schnell davon überzeugt, aus Solidarität auch<br />

Schulen in anderen Ländern zu helfen. Die finanzielle Unterstützung<br />

zur baulichen Instandhaltung der Don Bosco Schule durch<br />

den Kreisverband der <strong>GEW</strong> Trier fand einhellige Zustimmung.<br />

Hajo Arend<br />

<strong>GEW</strong> Ludwigshafen/Speyer<br />

Diskussion über Ganztagsschule<br />

Zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Ganztagsschulkonzept<br />

des Landes lädt die <strong>GEW</strong> Ludwigshafen/Speyer<br />

für Mittwoch, den 19.9.01, 19.30 Uhr, ins Heinrich-Pesch-Haus<br />

in Ludwigshafen, Frankenthaler Str., ein. Referent ist Frieder Bechberger-Derscheidt<br />

vom Bildungsministerium.<br />

gh<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

Kreis + Region<br />

Kreis Koblenz-Mayen<br />

<strong>GEW</strong>-Informationen aus erster Hand<br />

„1. Staatsexamen - wie geht es weiter?“, so lautete der Titel einer<br />

Veranstaltung des <strong>GEW</strong>-Kreises Koblenz-Mayen für Lehramtstudierende<br />

an der Uni Koblenz. Erika Schmitt-Neßler, Hauptpersonalrätin<br />

beim Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, Hans-<br />

Peter Schaulinski, Realschullehrer, Rosi Wahl, Grundschullehrerin<br />

und Fachleiterin am Studienseminar in Westerburg, und Heike<br />

Stock, Lehramtsanwärterin, beantworteten die Fragen der Studierenden<br />

und gaben wichtige Hinweise zum Berufseinstieg.<br />

Die Themen Bewerbung in den Vorbereitungsdienst, das Zulassungsverfahren<br />

und die Einstellungssituation, die Anforderungen<br />

im Referendariat und eine mögliche Unterstützung durch die <strong>GEW</strong><br />

während dieser Zeit zählten zu den Schwerpunkten der Veranstaltung<br />

und trafen auf großes Interesse bei den Studierenden.<br />

Im Verlauf der Diskussion zeigte sich, dass die angehenden LehrerInnen<br />

nur wenige Informationen über die zweite Ausbildungsphase<br />

besitzen. „Ein echtes Defizit“, wie Bernd Huster, Leiter der<br />

<strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle Nord in Koblenz, bemerkt. „In diesem Bereich<br />

müssen wir unser Engagement verstärken“.<br />

Die Moderation der anschließenden Diskussion übernahm Kollege<br />

Dr. Franz-Josef Witsch-Rothmund, Dozent am Institut für Integrative<br />

Bildung der Uni Koblenz. Er brachte dabei auf den Punkt,<br />

was viele Praktiker bestätigten: Lehrer und Lehrerinnen müssen<br />

möglichst flexibel sein, gerecht, dabei aber auch fordernd und kollegial.<br />

Witsch-Rothmund machte mittels einer Folie darauf aufmerksam,<br />

dass hier fast Unmögliches von den Lehrerinnen und<br />

Lehrern erwartet wird.<br />

Erfahrene <strong>GEW</strong>-KollegInnen gaben Lehramtsstudierenden an der Uni<br />

Koblenz Auskunft. Text und Foto: Caroline Albert-Woll<br />

Studienreisen / Klassenfahrten<br />

8-Tage-Busreise z.B. nach<br />

WIEN ÜF 375,-- DM<br />

BUDAPEST ÜF 375,-- DM<br />

LONDON ÜF 495,-- DM<br />

PRAG ÜF 389,-- DM<br />

PARIS ÜF 438,-- DM<br />

ROM ÜF 464,-- DM<br />

10-Tage-Busreise z.B. nach<br />

SÜDENGLAND Ü 415,-- DM<br />

TOSKANA Ü 395,-- DM<br />

SÜDFRANKREICH Ü 449,-- DM<br />

(Unterbringung in<br />

Selbstversorgerunterkünften)<br />

Alle Ausflugsfahrten inklusive.<br />

Flug- und Bahnanreise sowie andere Ziele (z.B. Ferienparks<br />

in den Niederlanden oder Belgien) auf Anfrage möglich!<br />

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33


Kreis + Region<br />

Kreis Rhein-Lahn<br />

Wahlen und vieles mehr<br />

Die neue und alte Kreisvorsitzende des <strong>GEW</strong>-Kreisverbandes<br />

Rhein-Lahn ist Elfriede Schaulinski. Die Mitglieder bestätigten<br />

die Realschullehrerin auf ihrer Jahresversammlung in Nassau für<br />

weitere drei Jahre. Stellvertretender Vorsitzender wurde Hubert<br />

Pausch, der an der BBS Lahnstein unterrichtet.<br />

Bernd Huster, Gewerkschaftssekretär im Regionalbüro Nord, erläuterte<br />

den Anwesenden die Schwerpunkte seiner Tätigkeit; einer<br />

davon ist die Mitgliederwerbung an der Uni Koblenz - Landau,<br />

an den Fachhochschulen und an den Studienseminaren. Erika<br />

Schmitt - Neßler sprach über die Umstrukturierung des Bildungsministeriums<br />

und ihre Auswirkung auf die Schulentwicklung.<br />

Sie informierte die Mitglieder auch über wichtige Ergebnisse<br />

der HPR-Wahlen.<br />

Die Finanzen des Kreises werden auch weiterhin von Udo Ziegler<br />

verwaltet. Günter Schmitt ist als Schriftführer neu im Geschäftsführenden<br />

Vorstand. Beisitzer sind Dieter Roß und Karl Maron.<br />

Die einzelnen Fach- und Personengruppen werden künftig von<br />

folgenden KollegInnen betreut: Jürgen Schreiner (Grundschule),<br />

Hans - Peter Schaulinski (Realschule), Helmut Pabst (Gymnasium),<br />

Achim Wagner (Sonderschule), Hubert Pausch (Berufsbildende<br />

Schule), Petra Reusch und Dagmar Höhn (Sozialpädagogische<br />

Berufe) und Willi Schmiedel (RuhelehrerInnen). Leider hat<br />

sich für die Fachgruppe Hauptschule / Regionale Schule kein/e<br />

SprecherIn gefunden.<br />

Die Pressearbeit wird von Willi Schmiedel und Günter Schmitt<br />

wahrgenommen. Die Kassenprüfung wurde Waltraud Neuert -<br />

Brunswig und Bernd Horstmann übertragen.<br />

Am Ende der Veranstaltung wurden sieben Delegierte und zwei<br />

Ersatzdelegierte für den Bezirksgewerkschaftstag im Herbst in<br />

Neuwied gewählt.<br />

Am 28. Juni feierte der Vertreter der RuhestandslehrerInnen seinen<br />

70. Geburtstag. Willi Schmiedel ist ein überaus aktiver Pensionär.<br />

Neben der vorbildlichen Betreuung der <strong>GEW</strong>-Pensionärinnen<br />

und -Pensionäre ist der ehemalige Rektor der Esterau-Schule<br />

in Holzappel Vorsitzender des Fördervereins „Heimatmuseum<br />

Esterau“. Er ist auch Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins<br />

und leitet die Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen<br />

Dekanates Diez. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten des Ehrenbürgers von Holzappel. Der Kreisvorstand<br />

der <strong>GEW</strong> wünscht Willi für die Zukunft weiterhin ein<br />

so abwechslungsreiches Pensionärsleben, aber auch genügend Zeit<br />

für Ruhe und Erholung, gemeinsam mit Ehefrau Edith, und gute<br />

Gesundheit.<br />

slh<br />

NACHRUF:<br />

Am 25.3.01 verstarb überraschend<br />

Magda Schneider-Görg<br />

(Platz 6 auf der HPR-Liste 2001) im Alter von 49 Jahren. Sie war<br />

innerhalb unserer Bezirksfachgruppe Realschulen seit vielen Jahren<br />

sehr aktiv, nahm regelmäßig an unseren Sitzungen teil und unterstützte<br />

uns durch ihre kritischen Anmerkungen.<br />

Wir werden sie in Zukunft sehr vermissen.<br />

Bezirk Koblenz<br />

Bezirk Koblenz<br />

Weiter mit Hans-Peter Schaulinski<br />

Mit dem Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden, Neuwahlen und<br />

weiteren Schwerpunkten ihrer Arbeit beschäftigte sich die Koblenzer<br />

Bezirksfachgruppe Realschulen Ende vergangenen Schuljahres<br />

bei einer Sitzung im Regionalbüro Nord.<br />

Hans-Peter Schaulinski, der die Fachgruppe seit dem 15.6.1999<br />

leitet, legte den Rechenschaftsbericht der letzten Wahlperiode vor.<br />

Er wurde als Bezirksfachgruppensprecher wieder bestätigt, Stellvertreter<br />

wurde Dr. Ulrich Hauth. An dieser Stelle bedanken sich<br />

die Mitglieder der Bezirksfachgruppe für die jahrelang geleistete<br />

Arbeit von Dr. Ulrich Hauth recht herzlich.<br />

Die Arbeit am Studienseminar für Realschulen in Koblenz erwies<br />

sich in den letzten Jahren als sehr schwierig, obwohl die <strong>GEW</strong> seit<br />

1999 jeweils am 1. Februar (Tag der Vereidigung) mit einem Infostand<br />

vertreten war.<br />

Deshalb trafen die Mitglieder der Fachgruppe und Bernd Huster<br />

vom Regionalbüro Nord zur Verbesserung der Zusammenarbeit<br />

mit dem Studienseminar Koblenz folgende Vereinbarungen:<br />

Die Mitglieder der FG und Bernd werden dreimal im Jahr eine<br />

Veranstaltung am Studienseminar durchführen:<br />

1. Eine Vorstellungsrunde jeweils am 1. Februar<br />

2. Ein Gespräch Ende August / Anfang bis Mitte September<br />

3. Eine Information über Einstellungschancen und Prognosen im<br />

Januar<br />

Alle Anwesenden erachteten es für sehr wichtig, dass neben einem<br />

„erfahrenen“ Mitglied der FG junge <strong>GEW</strong>-KollegInnen sowie RealschullehrerInnen,<br />

die an den verschiedenen Schularten unterrichten,<br />

an den Veranstaltungen teilnehmen. Außerdem soll eine<br />

ständige Arbeitsgruppe „Studienseminar“ eingerichtet werden, in<br />

der neben Bernd und einem Mitglied der FG auch zwei junge<br />

<strong>GEW</strong>-RealschullehrerInnen vertreten sein sollen. Sie tagt im September<br />

zum ersten Mal.<br />

slh<br />

Kreis Zweibrücken<br />

Rückblick: zweites Schulhalbjahr<br />

Mit einer Reihe von Veranstaltungen bot der <strong>GEW</strong>-Kreisverband<br />

Zweibrücken im vergangenen Halbjahr zahlreichen KollegInnen<br />

Anregungen und Hilfestellung für ihre schulische Arbeit.<br />

Die Wahlen zu den örtlichen Personalräten (ÖPR) standen im<br />

Mittelpunkt einer Pesonalratsschulung im Frühjahr. Die Wahlvorstände<br />

wurden mit den unterschiedlichen Auszählungsverfahren<br />

vertraut gemacht. Insbesondere dort, wo das Wahlergebnis<br />

über Listenwahl ermittelt wird, kann es zu Problemen bei der Anwendung<br />

des Höchstzahlverfahrens nach d’Hondt kommen. Das<br />

d’Hondtsche System wurde dabei anhand von Musterzetteln, die<br />

vom Kollegen Helmut Thyssen entwickelt wurden, handlungsorientiert<br />

plausibel gemacht. Die anwesenden Wahlvorstände erfuhren<br />

ebenfalls, wer bei der Wahl des ÖPR zu den Wahlberechtigten<br />

zählt. So wird immer wieder übersehen, dass auch beurlaubten<br />

oder abgeordneten Lehrkräften die Möglichkeit zur Teilnahme<br />

an der Wahl ermöglicht werden muss.<br />

Die Beteiligung der ÖPR an der Erstellung der Gliederungspläne<br />

nahm ebenfalls breiten Raum bei der PR-Schulung ein. Am Computer<br />

konnten vorläufige Gliederungspläne erstellt werden. Kur-<br />

34 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001


sorisch wurden auch Veränderungen, die das neue Personalvertretungsgesetz<br />

mit sich bringt, besprochen.<br />

Zum Thema „Lernzirkel im Unterricht der Sekundarstufe I und<br />

II“ hatte Kollegin Dagmar Pohlmann drei Lehrerinnen des Immanuel-Kant-Gymnasiums<br />

aus Pirmasens als Referentinnen ans Zweibrücker<br />

Hofenfels-Gymnasium eingeladen. Martina Becker, Bärbel<br />

Ewald und Margit Haas, die auch die ILF-Lernwerkstatt zum<br />

gleichen Thema mitgestalten, informierten insbesondere über den<br />

Einsatz dieser offenen Unterrichtsform in den Fächern Deutsch,<br />

Mathematik, Chemie und<br />

Physik. Zunächst erläuterten<br />

die Referentinnen, wie<br />

man die Voraussetzungen<br />

für den Einsatz von Lernzirkeln<br />

schafft und die<br />

Lerngruppe etwa über „Ekkenspiele“<br />

in Partner- und<br />

Gruppenarbeit an Stationenarbeit<br />

heranführt. Die<br />

Gestaltung der Laufzettel<br />

und das Aufarbeiten von<br />

Lernzirkeln kamen ebenfalls<br />

zur Sprache. Neben<br />

der Theorie hatten die drei<br />

Kolleginnen aber auch<br />

reichlich Stoff für die Praxis<br />

mitgebracht, so dass die<br />

TeilnehmerInnen anschließend<br />

im Material „baden“<br />

konnten. „Das Interesse an<br />

Folgeveranstaltungen besteht,<br />

das Bedürfnis ist da“,<br />

zog Dagmar Pohlmann das<br />

Resümee einer erfolgreichen<br />

Veranstaltung.<br />

Aber auch der gesellige<br />

Aspekt kam in der Arbeit<br />

des Kreisverbandes nicht<br />

zu kurz. Regelmäßig haben<br />

die KollegInnen im Ruhestand<br />

ihre Treffen, die Kollege<br />

Peter Haun initiiert.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001<br />

Bücherspalte<br />

<strong>GEW</strong>-Handbuch für LehrerInnen<br />

· 4. Aufl. 1998 -<br />

Loseblattausgabe - Gesamtausgabe<br />

mit Spezialordner<br />

2. überarbeitete Fassung<br />

Stand Dezember 1999<br />

Das rund 1.000 Seiten starke<br />

Werk enthält alle wichtigen Gesetze<br />

und Verwaltungsvorschriften<br />

für den Schulbereich in<br />

Rheinland-Pfalz.<br />

Mitglieder: DM 29,80, Nichtmitglieder:<br />

DM 49,80 + Porto<br />

Achtung: Wer das Handbuch im<br />

September 2001 bestellt, erhält die<br />

Ergänzungslieferung 2001 kostenlos<br />

nachgeliefert.<br />

Methoden des lebendigen<br />

Lernens<br />

Die von Prof. Dr. Arnold und<br />

Dipl.Päd. Ingeborg Schüßler als<br />

Heft Nr. 1 der Reihe „Pädagogische<br />

Materialien der Universität<br />

Kaiserslautern“ herausgegebene<br />

Broschüre beinhaltet alle im Verlauf<br />

eines handlungsorientierten<br />

Methodenseminars erprobten<br />

Methoden inklusive anschaulicher<br />

Beispiele, Anwendungsfelder und<br />

Einsatzbewertungen. Auch die<br />

2.Auflage ist wieder durch die<br />

<strong>GEW</strong> veröffentlicht.<br />

DM 7,00 zuzügl. Porto<br />

Bundeserziehungsgeldgesetz<br />

mit den Bestimmungen über Erziehungsgeld<br />

und Elternurlaub<br />

mit Erläuterungen, 50 Seiten,<br />

Stand März 2001<br />

DM 3,20 zzgl. Porto<br />

Bestellungen an:<br />

<strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz<br />

Neubrunnenstr. 8 · 55116 Mainz<br />

Kreis + Region / Bücherspalte<br />

Ende Mai stand ein Arbeitsessen für Vorstandschaft und Vertrauensleute<br />

in Wiesbach an. Mit der fast schon traditionellen Tagesfahrt<br />

wurde der Start in die Sommerferien eingeläutet. Diesmal<br />

stand eine Tour nach Mainz mit Landtagsvisite und Weinprobe<br />

im Rheingau auf dem Programm.<br />

ar<br />

<strong>GEW</strong> Zweibrücken<br />

Plätze frei bei Flandern-Reise<br />

Noch Plätze frei sind bei der Reise der <strong>GEW</strong> Zweibrücken in den<br />

Herbstferien nach Flandern (8.10.2001 bis 12.10.2001). Preis pro<br />

Person: DM 590, Einzelzimmerzuschlag DM 180,-<br />

Nähere Auskünfte und Anmeldungen bei <strong>GEW</strong> Kreisverband<br />

Zweibrücken, Gregor SIMON, Schweizer Ring 6, 66482 Zweibrücken,<br />

FON/FAX: 0 63 37 / 89 44 (Email: g.si@gmx.de) oder<br />

FON 0 63 32 / 9 26 30 bzw. FAX 0 63 32 / 92 63 14 (Dienststelle).<br />

35


<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz<br />

Beilage zur E&W<br />

<strong>GEW</strong>-Intern<br />

<strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz<br />

Neubrunnenstraße 8 · 55116 Mainz<br />

Telefon: 06131-28988-0 • FAX 06131-28988- 80<br />

E-mail: <strong>GEW</strong>@<strong>GEW</strong>-RLP.de<br />

Auflösung: <strong>GEW</strong>-Sommerpreisrätsel 2001<br />

Natürlich handelte es sich bei diesem<br />

„Frühurlauber“ um den allseits beliebten<br />

Georg Koch, seines Zeichens Bastion<br />

und tragende Säule im Tor des FC<br />

Kaiserslautern.<br />

Und hier aus den Reihen der Redaktion<br />

die „strenge“ Jury, die sich vor Ziehung<br />

der GewinnerInnen vom ordnungsgemäßen<br />

Zustand der Lotterietrommel<br />

…<br />

… sowie von der Tauglichkeit der Verdunkeleinrichtung<br />

überzeugt hatte.<br />

Zweifellos: Der <strong>GEW</strong>-Hit des Sommers<br />

war unser kniffliges Preisrätsel<br />

auf Seite 1 der <strong>GEW</strong>-Zeitung 7/8 -<br />

01. Einen entspannt dreinschauenden<br />

Mann mit gestähltem Oberkörper<br />

sah man da, die Beine lässig in<br />

einen Pool getaucht. Welche Person<br />

der Zeitgeschichte auf diesem Foto zu<br />

sehen sei, wollten wir auf Anregung<br />

von Bernhard Clessienne wissen, der<br />

den Schnappschuss eingefangen und<br />

die Idee für das <strong>GEW</strong>-Sommerpreisrätsel geliefert<br />

hatte. War das etwa der Personalratsvorsitzende<br />

Helmut T. aus Dü., der Staatssekretär Joachim<br />

H.-G. aus M. oder Präsident Josef-Peter M.<br />

aus T.? Alles falsch, wie unsere zahlreichen EinsenderInnen<br />

wussten. Es war auch nicht Ministerpräsident<br />

Edmund St. aus M. oder der gerade<br />

mal wieder eine ruhige Kugel schiebende Gesamtschullehrer<br />

Alfons Sp. aus D. Schon gar nicht war<br />

es <strong>GEW</strong>-Geschäftsführer Udo K. aus O., wie eine<br />

Mail-Einsenderin vermutete, die damit eine weitere<br />

Lösung ins Spiel brachte, diese dann aber auch<br />

gleich wieder verwarf, weil der Body zwar stark<br />

auf Udo K. schließen ließe, die relaxte Miene jedoch<br />

nicht zu einem <strong>GEW</strong>-Geschäftsführer passe.<br />

Deshalb lag auch ein <strong>GEW</strong>-Insider daneben,<br />

der meinte, das Foto zeige den Gewerkschaftssekretär<br />

Peter B.-G. aus W. beim Testen der Außenanlagen<br />

des neuen Regionalbüros in Kaiserslautern.<br />

Zumindest der Ort war treffend: In Kaiserslautern<br />

sind solch sommerliche Szenen zu beobachten,<br />

und zwar dann, wenn FCK-Berufsfußballer<br />

wie der abgebildete Georg Koch vom Stadion<br />

ins Schwimmbad wechseln.<br />

Richtige Antworten kamen aus allen Regionen<br />

unseres Landes, oft mit dem Zusatz: „Das ist natürlich<br />

Georg Koch!“ Was wiederum die Redaktion<br />

ins Grübeln brachte. Hatten wir in unserem<br />

launigen Versuch, etwas Sommeratmosphäre in<br />

unser trockenes Heft zu zaubern, irgendwem unbewusst<br />

auf die Füße getreten? Eine Postkarte gab<br />

Aufschluss: In fast schon beleidigter Diktion hieß<br />

es da: „Wir Nord-Rheinland-Pfälzer beherrschen<br />

den <strong>GEW</strong>-Fußball seit Jahren und wissen, wie<br />

der Torwart vom FCK aussieht!“ Klar doch, der<br />

vor vielen Jahren aus politischen Gründen aus der<br />

schönen Pfalz in den rauen Norden emigrierte<br />

Ex-<strong>GEW</strong>-Kolumnist J. R. aus Ko. hatte uns vor<br />

geraumer Zeit ja gewarnt: Die nördlichen Provinzen<br />

von RLP fühlten sich vom Süden manchmal<br />

nicht für ganz voll genommen...<br />

Wir geloben Besserung! Nur, die Behauptung, der<br />

Norden habe die besseren <strong>GEW</strong>-Fußballer, das können<br />

wir nicht unwidersprochen lassen. Zöge eine<br />

Redaktionsauswahl alle Asse aus der Tasche und<br />

würde nicht nur Redakteur G.H. ins Tor, BBS-<br />

Lehrer W.M. in die Abwehr, Fachleiter K.T. ins<br />

Mittelfeld und Fotograf B.C. in die Spitze stellen,<br />

sondern auch Ex-Profis wie Ulli Kleinbub (Südwestauswahl)<br />

und Siggi Krause (Standard Lüttich)<br />

reaktivieren, dann könntet ihr euch mit eurer eingespielten<br />

Truppe den Herzbännel abrennen.<br />

Null Chance für eure U 40 gegen unsere Ü 50 !<br />

Nun aber endlich die Bekanntgabe der GewinnerInnen<br />

unseres Preisrätsels. Unter strengster Aufsicht<br />

der Redaktionsmitglieder Ursel Karch und<br />

Antje Fries loste FCK-Fan Hannah Helfrich die<br />

Glücklichen aus.<br />

1. Das FCK-Trikot gewann: Anna Vogler,<br />

Mainz.<br />

2. Eine Sitzplatzkarte für ein FCK-Spiel bekommt<br />

Ute Haufe, Fürfeld.<br />

3. Über die Autogrammkarte eines FCK-Vorstandsmitglieds<br />

glücklich schätzen darf sich Javier<br />

de la Poza, Lingenfeld.<br />

gh<br />

36 <strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 9 /2001

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