Wie schon bei der erfolgreichen Produktion - Volkstheater
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george taBori<br />
die goldBerg<br />
variationen<br />
preMiere: 04.11.2012<br />
deutsch von ursula grützmacher-tabori<br />
regie: stephan Bruckmeier<br />
Bühne: Hans Kudlich<br />
Kostüme: erika navas<br />
dramaturgie: elisabeth geyer<br />
Mit Claudia sabitzer, rainer frieb, ronald Kuste u.a.<br />
george tabori (1914–2007)<br />
In Budapest geboren, emigrierte zwanzigjährig<br />
nach London, wo er als Schriftsteller debütierte.<br />
In den Fünfzigerjahren ar<strong>bei</strong>tete er in<br />
England und den USA für Theater und Film.<br />
1969 kehrte er nach Europa zurück und inszenierte,<br />
auch mit eigenen Ensembles, an renommierten<br />
Bühnen. 1987 gründete er in<br />
<strong>Wie</strong>n das Theater „Der Kreis“. Tabori erhielt<br />
für sein Schaffen zahlreiche Preise, darunter<br />
1992 den Georg-Büchner-Preis. Zu seinen<br />
wichtigsten Stücken zählen: u.a. Mein Kampf,<br />
Die Goldberg-Variationen, Requiem für einen<br />
Spion, Weisman und Rotgesicht.<br />
stephan Bruckmeier<br />
Über 100 Theaterprojekte als Regisseur,<br />
Schauspieler, Bühnenbildner und Autor in<br />
Deutschland, Frankreich, Kenia, Mosambik,<br />
den Nie<strong>der</strong>landen, Österreich, Ungarn und<br />
den USA. Auszeichnungen u.a. För<strong>der</strong>preis<br />
zur Kainz-Medaille, Karl-Skraup-Preis, Kölner<br />
Theaterpreis und Baden-Württembergischer<br />
Jugendtheaterpreis; seine Dramatisierung von<br />
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen<br />
sich tot nach Sibylle Berg wurde für den<br />
Mülheimer Theaterpreis nominiert. In Nairobi<br />
gründete er das HopeTheatre und das 1. Festival<br />
für Slumtheater.<br />
16 17<br />
im Stadttheater von Jerusalem wird ein neues Stück geprobt. Mr. Jay,<br />
<strong>der</strong> Regisseur, hat es sich zur Aufgabe gemacht, in sieben Tagen die<br />
dramatischsten Szenen <strong>der</strong> Bibel auf die Bühne zu bringen: Von <strong>der</strong><br />
Erschaffung <strong>der</strong> Welt über Adam und Evas Sündenfall, Kains Bru<strong>der</strong>mord,<br />
die Opferung Isaaks durch Abraham über Moses und die Zehn<br />
Gebote bis hin zu Kreuzigung und Auferstehung Jesu soll sich <strong>der</strong> Bogen<br />
spannen. Doch wie es am Theater so ist, laufen die Proben alles an<strong>der</strong>e<br />
als reibungslos. Die Technik ist unzuverlässig, die Diva weigert sich,<br />
nackt aufzutreten, die Schauspieler meutern, die Bühnenbildnerin hat<br />
gänzlich an<strong>der</strong>e Vorstellungen als <strong>der</strong> Regisseur. Und die Putzfrau hat<br />
alle Hände voll zu tun, den Dreck, den diese Schöpfung hinterlässt, zu<br />
beseitigen. Ausbaden muss diesen Wahnsinn <strong>der</strong> Regieassistent Goldberg.<br />
Er wird von Mr. Jay schikaniert, gedemütigt, an die Grenzen seiner<br />
Leidensfähigkeit gebracht und zu guter Letzt gar ans Kreuz genagelt.<br />
Und am Ende dieser „Passionsgeschichte“ geht alles wie<strong>der</strong> auf Anfang:<br />
Vorhang auf, die Premiere kann beginnen.<br />
Eine Schöpfung, die einem genauen Plan folgt und dennoch misslingt,<br />
weil die Menschen an<strong>der</strong>s handeln als vorgesehen. Ein Theaterhimmel,<br />
<strong>der</strong> nicht voller Geigen hängt. Ein Regisseur, <strong>der</strong> sich wie Gott höchstpersönlich<br />
benimmt, ein masochistischer Jude als Regieassistent: das<br />
sind die Ingredienzien für George Taboris Welttheater. Das 1991 <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Uraufführung am Burgtheater vom Autor selbst inszenierte Stück ist sarkastische<br />
Komödie und kurzweilige Theaterparodie. Mr. Jay und Goldberg<br />
bilden ein Duo, das nichts weniger sein will, als eine Allegorie auf<br />
das Verhältnis Gottes zu seinem auserwählten Volk. Ihre Beziehung ist<br />
von Hassliebe, Abhängigkeit und Willkür geprägt. Theater als Weltmetapher.<br />
Wenn Goldberg als Moses die Gebotstafeln aus dem Schnürboden holt<br />
(und da<strong>bei</strong> die Hälfte vergisst) und schließlich Jesus wird, <strong>der</strong> durch seinen<br />
Tod am Kreuz die Welt rettet, kommt Taboris hintergründiger und<br />
tiefsinniger Witz voll zum Tragen: „Der Jude Tabori begreift die triumphale<br />
Nie<strong>der</strong>lage des Juden Jesus am Kreuz als wun<strong>der</strong>bar komische<br />
Geburt <strong>der</strong> Religion aus dem Geist des Theaters. Gott führt Regie. Aber<br />
Jesus rettet die Premiere.“ (Gerhard Stadelmaier)