Arbeit ohne Ende - Fürstenberg Institut GmbH
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Burnout-Behandlung : <strong>Arbeit</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Ende</strong> - Beruf & Gesellschaft - Leben... http://woman.brigitte.de/leben-lieben/beruf-gesellschaft/burnout-behand...<br />
Burnout-Behandlung<br />
<strong>Arbeit</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Ende</strong><br />
Eva Schürmann dagegen hatte zwar in ihren Kollegen zuverlässige Verbündete. Doch abgesehen<br />
davon war der <strong>Arbeit</strong>splatz ein Minenfeld. Der Chef zitierte Mitarbeiter mit Sätzen wie "Jetzt<br />
kommen Sie und holen sich Ihre Tracht Prügel ab" in sein Büro. Es wurde unnötig Druck aufgebaut<br />
und auch gemobbt. Als Eva Schürmann bereits ziemlich erschöpft war, wurde ihr ein Jahresbonus<br />
verwehrt mit der Begründung, sie sei für den Betrieb "eine große Enttäuschung".<br />
"Die <strong>Arbeit</strong> von Eva erledigen heute zweieinhalb Mitarbeiter", berichtet der ehemalige Kollege. "Das<br />
ist ein schwieriges Umfeld gewesen", urteilt ihr Psychotherapeut. Hinzu kam, so der Experte, dass<br />
Eva Schürmann nicht die Kraft hatte, sich rechtzeitig abzugrenzen. "Ich habe mit meiner Haltung<br />
signalisiert, dass man mich ausbeuten kann", sagt sie heute. "Wann immer man mir ein neues<br />
Projekt aufgebürdet hat, fühlte ich mich geehrt und dachte: Wenn die mir das zutrauen, dann werde<br />
ich das schon schaffen."<br />
Sogar zu ihren Therapiestunden kam sie top gestylt<br />
Wieso lässt eine kluge Frau, die bereits so viel erreicht hat, sich derart manipulieren? In der<br />
Therapie hat Eva Schürmann die Antwort gefunden: Sie hat ihr ganzes Leben darauf aufgebaut,<br />
Anerkennung zu bekommen. Von Autoritäten, Lehrern, Vorgesetzten. Eine Prägung aus ihrer<br />
Familie: Für ihren Vater war <strong>Arbeit</strong> alles. Wer sich ausruhte, galt als faul. Die Krux: Man kommt sehr<br />
weit mit dieser Kinderstube. Eva war eine Einserschülerin, machte auf der Universität einen<br />
hervorragenden Abschluss. Sie ist charmant, denkt mit, ergreift Initiative, arbeitet präzise und<br />
schnell. Jeder Chef würde sie mit Freuden sofort einstellen.<br />
"Mir ist immer alles zugeflogen", erinnert sich Eva Schürmann. Sie<br />
war stets mit Leidenschaft bei der <strong>Arbeit</strong>. Dazu passt, dass sie einen<br />
Mann geheiratet hat, der ihr in dem Punkt sehr ähnlich ist. Kinder<br />
wollte das Paar nie, beide lebten vor allem in ihrer Berufswelt. Sogar<br />
zu ihren Therapiestunden nach dem Zusammenbruch kam Eva<br />
Schürmann gestylt wie für einen wichtigen Geschäftstermin. Als sie<br />
nach Monaten das erste Mal in Jeans und T-Shirt vor dem<br />
Therapeuten saß, war das ein echter Durchbruch.<br />
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Test: Sind Sie ausgebrannt?<br />
Wenn nur noch <strong>Arbeit</strong> das<br />
Leben bestimmt<br />
Ein zweiter Riesenfortschritt: der Entschluss, nicht in die<br />
Versicherung zurückzukehren. Eva Schürmann fühlte sich noch lange als Versagerin, wollte am<br />
<strong>Arbeit</strong>splatz allen das Gegenteil beweisen. "Als ich akzeptieren konnte, dass ich das gar nicht muss,<br />
fiel es mir plötzlich leichter, wieder auf die Beine zu kommen."<br />
Sie machte sich selbständig, arbeitet heute in ihrem eigenen Rhythmus. Und sie hat ein Büro mit<br />
Blick auf ihren Garten, auf Rosenbüsche. Das erinnert sie an ein Erlebnis in der ersten Zeit nach<br />
dem Zusammenbruch: Als sie in einem Blumengeschäft Christrosen sah, musste sie plötzlich weinen.<br />
Weil sie sich jahrelang nie die Zeit genommen hatte, eine Blume anzuschauen, sich an ihr zu freuen.<br />
Das war ein erster Kontakt mit dem Leben, mit Schönheit, mit Leichtigkeit. Mit einer Welt, die sie<br />
sich nun Schritt für Schritt zurückerobert.<br />
4 von 5 06.01.2010 10:08