PDF Ausgabe 2/2010 - Fürstenberg Institut GmbH
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<strong>Ausgabe</strong> 2 — <strong>2010</strong><br />
EINBLICK<br />
Bekenntnisse eines<br />
Burnout-Betroff enen<br />
WEITBLICK<br />
Die besten Methoden,<br />
To-do-Listen einzuhalten<br />
AUSBLICK<br />
<strong>Fürstenberg</strong> startet die<br />
School of Work & Life<br />
DAS<br />
LIEBE<br />
GELD<br />
Wie es unsere Gefühlswelt regiert –<br />
und wir souverän mit ihm umgehen
Werner und Reinhild <strong>Fürstenberg</strong>,<br />
Geschäftsführer des <strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong>s<br />
LIEBE LESERIN,<br />
LIEBER LESER!<br />
Vor einigen Monaten<br />
fragte uns unser<br />
12-jähriger Sohn, wie<br />
viel Geld wir eigentlich<br />
im Monat verdienen.<br />
Wir zögerten lange<br />
mit unserer Antwort und gaben ihm,<br />
bevor wir endlich den Betrag nannten,<br />
umständliche Erklärungen über<br />
unsere hohen <strong>Ausgabe</strong>n ab. Das Th ema<br />
war uns irgendwie unangenehm.<br />
Und damit sind wir anscheinend nicht<br />
allein. Wer erzählt schon off en, wie<br />
viel Geld er hat oder verdient – außer<br />
in Gehaltsverhandlungen vielleicht?<br />
Auch in unserer Mitarbeiterberatung<br />
zeigt sich immer wieder, dass über<br />
fi nanzielle Probleme in der Regel sehr<br />
lange nicht gesprochen wird, obwohl<br />
sie oft zu den größten Belastungen<br />
gehören. Was ist dran am Geld, dass es<br />
ein solches Tabu ist?<br />
Je länger wir uns mit dem Th ema beschäft<br />
igten, desto spannender wurde<br />
es. Immer mehr Fragen drängten sich<br />
auf: Wie viel Geld brauchen wir wirklich<br />
für unser Leben? Wann sind wir<br />
zufrieden mit dem, was wir verdienen<br />
oder haben? Ist weniger Geld vielleicht<br />
eine Chance für größeren inneren<br />
Reichtum? Oder gerade nicht?<br />
Dann fuhren wir in den Urlaub, nach<br />
Kenia in Afrika. Wir trafen dort viele<br />
Menschen, die nicht mehr als 30 Euro<br />
EDITORIAL<br />
2<br />
im Monat verdienen. So viel bekommt<br />
unser Sohn als Taschengeld. Wir sahen<br />
viele Kinder, die jeden Tag nur Maisbrei<br />
essen; die keine Schuhe haben, aber<br />
jeden Tag circa zehn Kilometer zu Fuß<br />
zur Schule laufen; die zu siebt auf<br />
zehn Quadratmetern wohnen. Arme<br />
Menschen – und doch hatten fast alle<br />
ein Lachen im Gesicht. Geld und Zufriedenheit<br />
scheinen also nicht unmittelbar<br />
zusammen zu hängen. In Kenia<br />
erfuhren wir auch, wie gut es tut, armen<br />
Menschen etwas abzugeben von unserem<br />
Geld – das machen wir jetzt regelmäßig.<br />
Wir hoff en, dass die Ausführungen zum<br />
Th ema Geld in unserer Titelgeschichte<br />
– aber auch die anderen Inhalte dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> – Ihnen die eine oder andere Anregung<br />
geben. Wir möchten an dieser<br />
Stelle nicht versäumen, uns für die<br />
zahlreichen Rückmeldungen zu Inhalt<br />
und Layout unseres neuen Kundenmagazins<br />
zu bedanken. Wir freuen uns<br />
auch in Zukunft über Ihr Feedback,<br />
gern unter der Mailadresse: reinhildund-werner@fuerstenberg-institut.de<br />
Jetzt aber viel Spaß beim Lesen und<br />
ganz herzliche Grüße!<br />
Reinhild <strong>Fürstenberg</strong> Werner <strong>Fürstenberg</strong><br />
Titelfoto Edzard Piltz — Foto AC Krings
Fotos Hans-Joachim Harbeck/photo-company.de; Maxim Sergienko; Jakob Huber — Illustration Philipp Neumann<br />
IMPRESSUM<br />
Expertenrat: Wem Externe Mitarbeiterberatung<br />
hilft und wie man sich anmeldet<br />
Kaltdusch-<br />
Methode:<br />
Der Wille lässt<br />
sich wie ein<br />
Muskel trainieren<br />
(Seite 15)<br />
Herausgeber Reinhild und Werner <strong>Fürstenberg</strong> | Chefredaktion Mischa Täubner | Art-Direktion Anna Primavera |<br />
Textredaktion Melanie Brauck, Reinhild <strong>Fürstenberg</strong>, Mischa Täubner | Illustrationen Philipp Neumann |<br />
Druck Ernst Kabel Druck <strong>GmbH</strong>, Hamburg | Anschrift <strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong> <strong>GmbH</strong>, Colonnaden 96, 20354 Hamburg ·<br />
Tel.: 0 40 / 38 08 20 - 0 · Fax: 0 40 / 38 08 20 - 20 · E-Mail: info@fuerstenberg-institut.de · www. fuerstenberg-institut.de<br />
5 12<br />
6<br />
Scheinwelt: Warum viele Menschen eine<br />
verkrampfte Beziehung zu Geld haben<br />
INHALT<br />
Editorial 2<br />
Impressum/Inhalt 3<br />
Hausmitteilung<br />
Auft anken statt ausbrennen 4<br />
Hinweis auf einen Vortrag<br />
12 persönliche Fragen 4<br />
Diesmal antwortet <strong>Fürstenberg</strong>-<br />
Mitarbeiter Philippe Bungart<br />
Externe Mitarbeiterberatung 5<br />
Themenspektrum und Anmeldung<br />
<strong>Fürstenberg</strong>-News 5<br />
Titel<br />
Das liebe Geld 6<br />
Wie wir zu ihm stehen, hängt weniger<br />
vom Kontostand als von verborgenen<br />
Denkmustern ab. Sie zu entlarven<br />
ist die Basis für wahren Wohlstand<br />
INHALT<br />
3<br />
Rückschau: Ein Betroffener erzählt, wie<br />
er seinen Burnout überwand<br />
Geistesblitze<br />
Feierabend 10<br />
Leselust 10<br />
Prahlen mit Zahlen 11<br />
Querdenker 11<br />
Inwiefern Probleme eine Chance<br />
darstellen, erklärt der bekannte<br />
Hypnotherapeut Dr. Gunther Schmidt<br />
Beratungsreport<br />
Seelisch erschöpft 12<br />
Burnout eines IT-Experten.<br />
Ein authentischer Fall aus der<br />
<strong>Fürstenberg</strong>-Beratung<br />
Sprechstunde<br />
Guter Rat von Michael Th iel 14<br />
Trainingsrunde<br />
Schluss mit dem Aufschieben 15
—— Vortrag<br />
EINE FRAGE DER HALTUNG<br />
—— Fragebogen<br />
»Mir imponieren Menschen, die etwas riskieren «<br />
Wenn ich morgens aufstehe, ...<br />
… freue ich mich auf meine<br />
Kinder.<br />
Was bringt Sie auf die Palme?<br />
Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit.<br />
Wer oder was imponiert Ihnen?<br />
Menschen, die etwas riskieren,<br />
um jene Veränderungen herbeizuführen,<br />
die sie sich erhoff en.<br />
Wenn ich einen Wunsch<br />
frei hätte, ...<br />
... würde ich mir wünschen,<br />
dass meine Familie und ich gesund<br />
bleiben.<br />
12 persönliche Fragen an Philippe Bungart, seit 2008 in der<br />
Hamburger Zentrale des <strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong>s tätig<br />
Wie schalten Sie abends von<br />
der Arbeit ab?<br />
Durch die Beschäft igung mit<br />
meinen Kindern und Sport.<br />
Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />
Jeder(Erwachsene) ist für sich<br />
selbst verantwortlich.<br />
Die Zeit vergesse ich, …<br />
… bei spannenden Filmen.<br />
Welchen Luxus leisten Sie sich?<br />
Gute Lebensmittel, also gesunde<br />
und somit nicht ganz billige<br />
Ernährung. Am wenigsten<br />
verzichten kann ich auf frisches<br />
Vollkornbrot am Morgen.<br />
Philippe Bungart, 37, ist Berater in der Externen Mitarbeiterberatung. Die Schwerpunkte des Diplom-<br />
Psychologen: Konflikte in privaten Beziehungen und im Beruf, Lebenskrisen sowie Ängste und Stress<br />
HAUSMITTEILUNG<br />
4<br />
Was würden Sie gerne<br />
rückgängig machen?<br />
Nichts.<br />
Ein Chef sollte nie ...<br />
… vergessen, seinen Mitarbeitern<br />
Anerkennung<br />
zu geben und Gestaltungsfreiraum<br />
zu lassen.<br />
Wie heißt Ihr Lieblingsfi lm?<br />
»Was das Herz begehrt«.<br />
Ich mag Filme, die gleichzeitig<br />
Humor und Anspruch haben.<br />
Und Jack Nicholson sowieso.<br />
Ich freue mich schon auf ...<br />
… den nächsten Sommer.<br />
Viele Menschen fühlen sich<br />
aufgrund beruflicher oder<br />
privater Anforderungen erschöpft<br />
und müde. Das kann<br />
die Folge einer längeren<br />
Überforderung, aber auch<br />
der eigenen (Erwartungs-)<br />
Haltung sein. Betroffen sind<br />
vor allem Menschen mit<br />
einem hohen Anspruch an<br />
sich und die eigene Leistung.<br />
Die <strong>Fürstenberg</strong>-Beraterin<br />
Susanne Naß widmet sich<br />
in ihrem Vortrag »Auftanken<br />
statt ausbrennen – der<br />
Erschöpfung vorbeugen« der<br />
Frage, wie man seine Grenzen<br />
rechtzeitig erkennt. Mit<br />
welchen Strategien wirkt man<br />
Belastungen aktiv entgegen?<br />
Wie spart man wertvolle Energie<br />
und wie können wir diese<br />
einsetzen, um gelassener und<br />
zufriedener zu werden?<br />
Informationen zu Terminen,<br />
zur Anmeldung und zum<br />
Vortragsprogramm unter:<br />
www.fuerstenberg-institut.de/<br />
akademie/vortraege
Foto istockphoto.com /TommL; Maxim Sergienko (2) — Illustration Philipp Neumann<br />
—— Ausbau<br />
NEUER STANDORT IN<br />
FRANKFURT AM MAIN<br />
Wir bauen unsere Präsenz weiter aus: Nach<br />
Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Münster, Köln<br />
und München ist nun FRANKFURT/MAIN als<br />
neuer <strong>Fürstenberg</strong>-Standort in Deutschland an<br />
der Reihe. Die neue Niederlassung befi ndet<br />
sich noch im Aufb au. Die genaue Adresse werden<br />
Sie bald auf unserer Homepage unter<br />
www.fuerstenberg-institut.de/standorte fi nden.<br />
Beachten Sie bitte auch, dass wir über unsere<br />
Niederlassungen hinaus in vielen Städten der<br />
Bundesrepublik, aber auch in Österreich und<br />
der Schweiz mit Fachberatern vertreten sind.<br />
Telefonisch sind alle Standorte unter der<br />
Nummer 01801/387783 erreichbar.<br />
—— Homepage<br />
Neuer Auft ritt<br />
Übersichtlicher und informativer:<br />
Wir haben einen neuen<br />
Internetauft ritt. Ob Th emen,<br />
Tipps oder Termine – unter<br />
der gewohnten Adresse www.<br />
fuerstenberg-institut.de<br />
bekommen Sie schnell einen<br />
Überblick über unsere drei<br />
Kompetenzfelder Externe Mitarbeiterberatung,Familienservice<br />
und Akademie. Sie fi nden<br />
Informationen zu unseren<br />
Vorträgen, Seminaren und Workshops<br />
und können sich zudem<br />
einen ersten Eindruck von<br />
unseren Mitarbeitern machen.<br />
—— Akademie<br />
Neues Angebot<br />
Die <strong>Fürstenberg</strong>-Akademie wird ab<br />
Anfang <strong>2010</strong> ihr Angebot um die<br />
School of Work & Life erweitern. In<br />
Abendkursen geht es um praxisnahe<br />
Themen wie »Zeit- und Selbstmanagement«,<br />
»Soziale Kompetenz«<br />
oder »Entspannen – aber wie?«.<br />
Zu jedem Thema gibt es vier bis<br />
sechs aufeinander aufbauende Veranstaltungen.<br />
Die neuen Erkenntnisse<br />
können im Alltag von den<br />
Teilnehmern unmittelbar angewendet<br />
und erprobt und beim nächsten<br />
Treffen reflektiert werden.<br />
Eine Übersicht über Themen und<br />
Termine siehe unter:<br />
www.fuerstenberg-institut.de/<br />
akademie<br />
HAUSMITTEILUNG<br />
5<br />
—— Externe Mitarbeiterberatung<br />
PRAGMATISCH,<br />
VERTRAULICH,<br />
PROFESSIONELL<br />
WARUM ÜBERHAUPT? Haben Sie eine berufliche,<br />
private, persönliche oder gesundheitliche<br />
Fragestellung, mit der Sie alleine nicht<br />
weiterkommen? Oder bekommen Sie den<br />
Kopf nicht frei, um sich während der Arbeit<br />
ganz auf Ihre Aufgaben zu konzentrieren?<br />
Haben Sie demnächst ein schwieriges Gespräch<br />
mit einem Vorgesetzten oder Mitarbeiter,<br />
auf das Sie sich vorbereiten möchten?<br />
Sie sind bei uns richtig! Wir helfen Ihnen,<br />
eine konstruktive Lösung für Ihr Anliegen<br />
zu entwickeln.<br />
WIE FUNKTIONIERT DAS? Rufen Sie unter<br />
01801-387783 (3,9 Cent pro Minute) bei uns<br />
an, um einen Termin für ein Beratungsgespräch<br />
zu vereinbaren. Unsere Mitarbeiterinnen<br />
werden Sie nach einem Stichwort zu<br />
Ihrem Anliegen fragen, um den »richtigen«<br />
Fachberater für Sie heraus zu suchen.<br />
Bei akutem Bedarf ermöglichen wir ganz<br />
kurzfristig einen Termin. Die Beratung<br />
ist für Sie als Mitarbeiter kostenfrei und<br />
absolut vertraulich. Ihr Arbeitgeber erfährt<br />
nicht, dass Sie bei uns waren.<br />
WO FINDET DIE BERATUNG STATT? Wir<br />
beraten Sie in den Räumen unserer <strong>Institut</strong>e<br />
in Hamburg, Berlin, München, Münster<br />
Düsseldorf, Köln oder Frankfurt. Mitarbeiter<br />
aus anderen Gegenden können die<br />
Beratung zunächst telefonisch nutzen und<br />
darüber hinaus unsere niedergelassenen<br />
Fachberater vor Ort aufsuchen.<br />
Eine Übersicht über unsere Standorte finden<br />
Sie unter: www.fuerstenberg-institut.de
DAS<br />
LIEBE<br />
GELD<br />
Die einen horten es, andere verschwenden es, und<br />
manche geben vor, dass es sie nicht interessiert: Was unser<br />
Umgang mit Geld über unsere Persönlichkeit verrät<br />
+ Onlinetest<br />
WELCHER<br />
GELDTYP<br />
SIND SIE?<br />
www.fuerstenberg-institut.de/selbsttest<br />
TITELGESCHICHTE<br />
6<br />
Macht Geld nun glücklich<br />
oder nicht? Der<br />
Forscher Christopher<br />
Boyce und sein Team<br />
von der University of<br />
Warwick befragten<br />
im Rahmen einer Studie 12000 Menschen.<br />
Sie wollten wissen, ob es einen<br />
Zusammenhang zwischen den Gehältern<br />
der Leute und ihrer Lebenszufriedenheit<br />
gibt. Das Ergebnis überraschte:<br />
Nicht die Höhe des Gehalts entscheidet<br />
über Wohl und Wehe, sondern der<br />
Rang im Gehältervergleich. Heißt: Wir<br />
sind glücklich, wenn wir mehr verdienen<br />
als unsere Kollegen, Nachbarn,<br />
Freunde.<br />
Geld, zeigt dieser Befund, ist mehr<br />
als nur ein Mittel zur Befriedigung unserer<br />
materiellen Wünsche. Topmanager<br />
beispielsweise können in der Regel<br />
ihre Millionengehälter gar nicht sinnvoll<br />
ausgeben. Wenn sie trotzdem nach<br />
mehr streben, unterliegen sie meist<br />
demselben Antrieb wie die Probanden<br />
in der britischen Studie: Sie wetteifern<br />
mit ihren Bezugspersonen, wollen mehr<br />
verdienen als andere Topmanager. Dahinter<br />
stecke nicht die pure Gier nach<br />
Geld, so der Soziologe Paul Kellermann,<br />
sondern die Sehnsucht nach Anerkennung.<br />
Die Manager wollen für ihre Leistung<br />
bewundert werden.<br />
Nichts Ungewöhnliches. Ob Millionär,<br />
Angestellter mit mittlerem Einkommen<br />
oder Geringverdiener – Geld hat für alle<br />
neben der wirtschaft lichen immer auch<br />
eine psychosoziale Bedeutung. Es steht<br />
für Erfolg, Sicherheit, Anerkennung,<br />
Macht, Lebensqualität, Selbständigkeit.<br />
Geld ruft Gefühle wie Stolz oder Neid<br />
hervor und beeinfl usst maßgeblich, wie<br />
wir andere Menschen bewerten. Auch<br />
unseren Selbstwert binden wir an Geld<br />
– was sich beispielsweise im Unbehagen<br />
äußert, das viele Männer verspüren,<br />
wenn sie weniger verdienen als ihre<br />
Lebenspartnerin. Dass viele Menschen<br />
lieber für einen Hungerlohn arbeiten<br />
als staatliche Unterstützung in gleicher<br />
Höhe in Anspruch zu nehmen, zeigt<br />
ebenfalls: Geld füllt nicht nur unseren<br />
Kühlschrank, sondern hat viel mit Ehre<br />
und Bestätigung zu tun. Darum lässt<br />
Geld auch niemanden kalt, ganz egal wie<br />
viel er davon hat. Die Scheine und Münzen,<br />
die so sachlich anmuten, sind in<br />
Wahrheit emotional hoch aufgeladen.<br />
Foto Mark Boyle
* Name von der Redaktion geändert<br />
OHNE EINEN<br />
EINZIGEN CENT<br />
Er schlief im Wohnwagen, baute seine<br />
Nahrung selbst an oder sammelte sie im Wald.<br />
Sogar die Zahnpaste stellte er selbst her.<br />
Ein Jahr lebte der Brite Mark Boyle, ohne<br />
einen Cent auszugeben. Er wollte so die Tragweite<br />
seines Handelns wieder sehen können.<br />
Er sagt: Bauten wir unser Essen selbst<br />
an, würden wir nicht so viel wegschmeißen.<br />
Und reinigten wir unser Trinkwasser selbst,<br />
würden wir es nicht verschwenden. Geld<br />
entfremde uns von der Wirklichkeit, so Boyle.<br />
Durch den totalen Verzicht entzog er sich<br />
auch der Manipulation durch Geld. Glaubt<br />
man den Hirnforschern, bringen Rabatte<br />
dieselben Areale in Wallung wie Kokain. Die<br />
US-Forscherin Kathleen Vohs konnte zeigen,<br />
dass allein der Gedanke an Geld den<br />
Egoismus fördert. Sie gab ihren Probanden<br />
Worte vor, aus denen sie Sätze bilden sollten.<br />
Die eine Gruppe arbeitete mit Begriffen<br />
wie Gehalt, Kosten oder Auszahlung, die<br />
andere mit solchen, die nichts mit Geld zu<br />
tun hatten. Unmittelbar danach erwies<br />
sich die erste Gruppe als weniger hilfsbereit.<br />
Welche Gefühle Geld beim Einzelnen<br />
auslöst, hängt von der individuellen<br />
Erfahrung ab. Rolf Haubl, Professor<br />
für Psychologie an der Uni Frankfurt,<br />
sagt: »In der Art und Weise, wie wir<br />
mit Geld umgehen – unserem Geldstil<br />
– kommt unsere Persönlichkeit mit<br />
allen unbewältigten lebensgeschichtlichen<br />
Traumata und Konfl ikten zum<br />
Ausdruck.«<br />
Während bei einigen Menschen die<br />
psychosoziale Bedeutung des Geldes<br />
eine untergeordnete Rolle spiele, stehe<br />
sie bei anderen derart im Vordergrund,<br />
dass sie einen souveränen Umgang mit<br />
Geld behindert. Maßlose Überschuldung<br />
ist dann häufi g die Folge. Ein<br />
belastetes Verhältnis zu Geld kann<br />
sich aber auch in übertriebener Sparsamkeit,<br />
zwanghaft em Geiz, falscher<br />
Bescheidenheit oder der völligen Ignoranz<br />
gegenüber fi nanziellen Angelegenheiten<br />
äußern. Und damit nicht genug.<br />
»Oft zieht solches Verhalten Probleme<br />
in der Partnerschaft , Konfl ikte im Job<br />
oder auch persönliche Krisen nach<br />
sich«, weiß Petra Eilzer, Beraterin im<br />
<strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong>. Ein Fall von vielen<br />
ist Th omas Mertens*, ein 42-jähriger<br />
Abteilungsleiter aus Hamburg. Mertens<br />
lebte lange Zeit über seine Verhältnisse.<br />
Er leistete sich eine große Wohnung in<br />
einer noblen Gegend, fuhr ein schickes<br />
Auto und spendierte seinen Töchtern<br />
regelmäßig Geld für Markenklamotten.<br />
Über Geld wurde in der Familie nicht<br />
gesprochen, anscheinend war immer<br />
genug davon vorhanden. Doch die Realität<br />
sah anders aus. Mertens lebte auf<br />
Pump, und irgendwann wuchsen ihm<br />
die Schulden über den Kopf. Letztlich<br />
musste er Privatinsolvenz anmelden.<br />
Mertens kommt aus einem Elternhaus,<br />
in dem jeder Cent zweimal umgedreht<br />
werden musste. Als Kind schämte er<br />
sich dafür, dass die Geldnot zuhause<br />
ständig Th ema war. Er schwor sich,<br />
dass er es später besser haben würde<br />
und lebte dann auch einen krassen Gegenentwurf.<br />
Der Fall zeigt beispielhaft , wie stark<br />
Erfahrungen in der Kindheit unser<br />
späteres Geldverhalten beeinfl ussen.<br />
Die meisten Menschen zeigen eine<br />
Extremreaktion, grenzen sich also entweder<br />
total von dem ab, was die Eltern<br />
TITELGESCHICHTE<br />
7<br />
vorgelebt haben, oder übernehmen es<br />
kritiklos. Wie wir mit Geld umgehen,<br />
hängt demnach nur bedingt davon ab,<br />
wie viel uns davon aktuell zur Verfügung<br />
steht.<br />
Genauso wie es den Prasser gibt, der<br />
den Dispo-Rahmen seines Girokontos<br />
sprengt, weil er gerne spontan shoppen<br />
geht und teure Produkte zur Schau<br />
stellt, gibt es den gut situierten Sicherheitsfanatiker,<br />
der jegliche Kredite für<br />
Gift hält und stets eine »stille Reserve«<br />
für den Notfall in seiner Nähe braucht,<br />
um nachts schlafen zu können. Manche<br />
Leute vergleichen vor jeder Anschaff<br />
ung tagelang Preise, wälzen Stiftung-Warentest-Kataloge<br />
und führen<br />
akribisch Haushaltsbuch. Darunter befi<br />
nden sich Bezieher ganz unterschiedlicher<br />
Einkommen – ebenso wie es sowohl<br />
Reiche als auch Arme gibt, die<br />
jede Auseinandersetzung mit ihrer fi -<br />
nanziellen Situation ablehnen und darum<br />
auch die Kontoauszüge, die sie aus<br />
ihrem Briefk asten fi schen, ungelesen<br />
in den Papierkorb werfen. Grob gesagt<br />
lassen sich fünf Geldtypen unterschei-
WEG MIT DEN<br />
MILLIONEN<br />
Eine Demo der besonderen Art: Im Oktober<br />
2009 wirft eine Gruppe von Millionären in<br />
Düsseldorf massenweise Spielgeld auf die<br />
Straße. Es handelt sich um die Mitglieder<br />
einer Reicheninitiative, die fordert, dass Leute<br />
wie sie einen Teil ihres Vermögens der<br />
Allgemeinheit spenden. Der Initiative gehören<br />
Menschen an, die ihren Reichtum zum<br />
Großteil einer Erbschaft verdanken und lieber<br />
auf ein Leben im Luxus verzichten. Glücksforschern<br />
zufolge tun sie gut daran. Denn<br />
anders als das selbst erarbeitete Vermögen<br />
entpuppe sich geerbter oder gewonnener<br />
Geldsegen allzu oft als Fluch. Wirtschaftsprofessor<br />
Andrew Oswald von der britischen<br />
Warwick University befragte Lottogewinner<br />
und stellte fest, dass die Mehrzahl nach<br />
kurzer Euphorie in Trübsinn versank. 80<br />
Prozent sind Schätzungen zufolge zwei Jahre<br />
später ärmer als vorher. Das liegt laut Experten<br />
nicht nur an mangelnder Finanzkompetenz.<br />
Vielmehr seien viele Gewinner und<br />
Erben insgeheim davon überzeugt, das Geld<br />
nicht verdient zu haben.<br />
den: Die Überforderten, die Leichtfertigen,<br />
die Bescheidenen, die Ängstlichen<br />
und die Ambitionierten.<br />
WELCHER GELDTYP SIND SIE?<br />
Siehe Selbsttest unter:<br />
www.fuerstenberg-institut.de/selbsttest<br />
Wie prägend Kindheitserfahrungen<br />
für unsere Beziehung zum Geld sind,<br />
zeigt sich deutlich am Verhalten jener<br />
Menschen, die aus einfachen Verhältnissen<br />
stammen und später Karriere<br />
machen. Solche Aufsteiger neigen<br />
nicht selten zu einem Lebensstil, der<br />
ihre Herkunft verdecken soll; manche<br />
empfi nden ihren Erfolg aber auch als<br />
Verrat an der eigenen Familie und gönnen<br />
sich trotz ihres hohen Einkommens<br />
kein besseres Leben. Der Manager Jörg<br />
Reimers* beispielsweise verdiente von<br />
Jahr zu Jahr mehr und stand kurz davor,<br />
in die Geschäft sführung aufzusteigen.<br />
Trotzdem wohnte er immer noch<br />
sehr bescheiden und verabredete sich<br />
privat nie zum Essen in Restaurants.<br />
Auch auf die teure Uhr, die er sich früher<br />
immer gewünscht hatte, verzichtete<br />
er. Weil er sein Leben als trostlos empfand,<br />
ließ Reimers sich im letzten Jahr<br />
beraten. In der ersten Stunde erzählte<br />
er, als Kind habe er gelernt, dass man<br />
sein Geld zusammenhalten muss. »Meine<br />
Eltern haben immer nur gearbeitet<br />
und sich nie etwas gegönnt, obwohl sie<br />
es sich eigentlich hätten leisten können.<br />
Sie haben Leute verachtet, die ihr Geld<br />
für Dinge ausgeben, die man nicht unbedingt<br />
zum Leben braucht.«<br />
Vielen Menschen fehle ein stimmiges<br />
Geldbewusstsein, sagt Petra Bock, Coach<br />
in Berlin und Autorin des Buchs »Nimm<br />
das Geld und freu dich dran«. Das Th ema<br />
sei nach wie vor ein Tabu. »Schüchternheit,<br />
Scheu und Hemmungen sind<br />
typische Reaktionen, wenn es um Geld<br />
geht.« Die wenigsten Menschen machten<br />
sich wirklich bewusst, welche Rolle<br />
es in ihrem Leben spielen soll. »Geld interessiert<br />
mich nicht« – diesen Satz hört<br />
Bock oft . Hinter der Aussage verberge<br />
sich aber meistens nur der fehlende Mut,<br />
sein berufl iches und fi nanzielles Potenzial<br />
voll auszuschöpfen.<br />
Was zeichnet ein gutes Verhältnis<br />
zum Geld aus? »Die Antwort klingt ba-<br />
TITELGESCHICHTE<br />
8<br />
naler als sie ist. Das Wichtigste ist, dass<br />
man dem Th ema das richtige Maß an<br />
Aufmerksamkeit schenkt«, sagt <strong>Fürstenberg</strong>-Beraterin<br />
Eilzer. Geld dürfe nicht<br />
der Fixpunkt im Leben sein. Es gehe<br />
keineswegs darum, so viel wie möglich<br />
davon anzusammeln. »Auf der anderen<br />
Seite ist Geld nun mal unsere Lebensgrundlage,<br />
und darum sollten wir ihm<br />
Achtung erweisen und jederzeit unsere<br />
fi nanzielle Situation überblicken.«<br />
Das, so Eilzer, sei keineswegs selbstverständlich.<br />
Immer wieder erlebe sie in<br />
der Schuldnerberatung, dass Menschen<br />
nicht genau wissen, wie viel Geld sie besitzen,<br />
wie hoch ihre monatlichen Kosten<br />
sind oder ob sie in ausreichendem<br />
Maße für das Alter vorsorgen. »Viele<br />
schauen lieber nicht so genau hin, weil<br />
sie mit dem Th ema schlechte Gefühle<br />
wie Ohnmacht, Ungerechtigkeit oder<br />
Abhängigkeit verbinden.«<br />
Weil unsere Geldmuster eine lange<br />
Geschichte haben und tief in uns verankert<br />
sind, können wir sie nicht im Handumdrehen<br />
verändern. Die Experten sind<br />
aber überzeugt, dass jeder sein Verhältnis<br />
zum Geld verbessern kann (siehe<br />
Foto Jakob Huber
* Name von der Redaktion geändert<br />
Kasten: Fünf Etappen zu wahrem Wohlstand).<br />
Haushaltbücher zu führen und<br />
zu wissen, wie man Geld sinnvoll anlegt,<br />
könne dabei sehr nützlich sein, reiche<br />
aber nicht aus. Vielmehr setzt ein souveräner<br />
Umgang mit Geld die Beschäft igung<br />
mit sich selbst voraus. Eilzer: »Ziel<br />
ist es, herauszufi nden, wie Geld unsere<br />
Gefühlswelt beeinfl usst und wie viel wir<br />
wirklich brauchen, um so leben zu können,<br />
wie es unserer persönlichen Vorstellung<br />
entspricht.«<br />
Eine, die genau das getan hat, als sie<br />
sich in einer schweren Krise befand,<br />
ist Ellen Ehrich. Die heute 58-jährige<br />
ist auf einem Bauernhof in Schleswig-<br />
Holstein aufgewachsen, zu Hause war<br />
das Geld immer knapp. Als junge Frau<br />
träumte sie davon, schnell eine eigene<br />
Familie zu gründen, eine gute Mutter<br />
und Ehefrau zu sein. Alles schien nach<br />
Plan zu laufen, als sie mit 20 einen Berufssoldaten<br />
heiratete. Doch sieben Jahre<br />
später scheiterte ihre Ehe. Ehrich fi el<br />
aus allen Wolken. Sie beschloss, fortan<br />
ein unabhängiges Leben zu führen. Sie<br />
machte sich bewusst, dass sie zwar ein<br />
bescheidener Mensch ist, auf der anderen<br />
Seite aber ein großes Bedürfnis nach<br />
fi nanzieller Sicherheit hat. Konsequent<br />
begann sie, ein Fundament zu bauen,<br />
bestehend aus einer soliden Ausbildung<br />
und einem ordentlichen Finanzpolster.<br />
Bis zu ihrem 50. Lebensjahr legte<br />
sie 15 bis 25 Prozent ihres Bruttoeinkommens<br />
beiseite. Ehrich machte als<br />
Bankangestellte Karriere. Heute ist sie<br />
selbständige Vermögensberaterin. Und<br />
obwohl sie längst für alle Eventualitäten<br />
des Lebens vorgesorgt hat, gibt sie ihr<br />
Geld weiterhin achtsam aus. »Ich mache<br />
mir eben noch immer nichts aus Luxus.<br />
Mit einer Ausnahme: Ich liebe gutes<br />
Essen. Und gönne mir daher gerne mal<br />
die Kreation eines Sternekochs.« �<br />
BUCHTIPP<br />
Petra P Bock:<br />
»Nimm » das Geld<br />
und u freu dich dran.<br />
Wie W Sie ein gutes<br />
Verhältnis V zu Geld<br />
bekommen.«, b<br />
Kösel-<br />
VVerlag,<br />
München<br />
22008,<br />
222 Seiten,<br />
116,95<br />
Euro<br />
1<br />
IN FÜNF ETAPPEN ZU<br />
WAHREM WOHLSTAND<br />
Es geht nicht darum, möglichst viel zu haben. Aber es kann Freude<br />
bereiten, mehr anzustreben. Tipps für einen guten Umgang mit Geld<br />
Columbo spielen<br />
Haste was, biste was – Geld verdirbt den Charakter – Nur Bares ist<br />
Wahres: Laut Psychologie-Professor Rolf Haubl orientieren wir uns in Gelddingen<br />
bewusst oder unbewusst an die in der Kindheit verinnerlichten<br />
Glaubenssätze unserer Eltern. Entweder tut man alles, um bloß nicht so geizig, verschwenderisch,<br />
materialistisch oder sicherheitsfixiert zu werden wie Mama und<br />
Papa. Oder kopiert kritiklos ihren Geldstil. Machen Sie es wie TV-Kommissar Columbo<br />
– und sagen zu sich selbst: »Ich hätte da noch eine Frage.« Nämlich: Welche Geldgeschichten<br />
kursieren in meiner Familie? Was ist deren Moral? Zu wissen, woher der<br />
eigene Geldstil kommt, ist der erste Schritt zu mehr Souveränität.<br />
2<br />
TITELGESCHICHTE<br />
9<br />
Produktiv jammern<br />
Viele Leute neigen in Finanzfragen zu Fatalismus. Einige beklagen, dass<br />
heute keiner mehr bereit sei, ehrliche Arbeit angemessen zu bezahlen.<br />
Andere, dass die Eltern einen in Sachen Geld verzogen hätten. Wieder<br />
andere, dass man ja den Beruf für die Kinder aufgeben musste. Das A und O für<br />
ein nachhaltig gutes Verhältnis zum Geld sei die Bereitschaft, Verantwortung für<br />
seine Lage zu übernehmen, so Geldcoach Petra Bock. Jammern als Lebenshaltung<br />
programmiere unsere Gedanken auf Misserfolg. Jammern als Ritual, für das man<br />
sich bewusst Zeit nehme, könne hingegen helfen, den Kopf frei zu kriegen für die<br />
Lösungssuche.<br />
3<br />
100-Prozent-Frage stellen<br />
Wahrer Wohlstand macht sich nicht an Zahlen oder Besitz fest, sondern<br />
ist individuell. Erreichen kann ihn nur, wer nach den eigenen Werten<br />
lebt. Macht, Status, Unabhängigkeit, Beziehungen, Ideale, Familie, Ruhe<br />
– wer weiß, was er braucht, passt seine Geldstrategie an, strebt nach höheren Einnahmen,<br />
falls es ihm wichtig ist. Oder schraubt den Einsatz herunter, wenn Geld und<br />
Arbeit ihn aufzufressen drohen. Leider verliert man seine Bedürfnisse leicht aus dem<br />
Blick. Die 100-Prozent-Frage hilft beim Entdecken: Was wäre in Ihren privaten Beziehungen<br />
und im Job anders, wenn Sie 100 Prozent dessen leben würden, was Sie erfüllt?<br />
4<br />
Anreiz schaff en<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass Eigenheimbesitzer mehr Geld<br />
sparen und ein größeres Vermögen anhäufen als Mieter. Der Grund: Erstere<br />
haben ein klares Ziel vor Augen. Das Häuschen soll zu einem bestimm-<br />
ten Datum abbezahlt sein. Leider leben viele Menschen in finanziellen Dingen in den<br />
Tag hinein. Sie nutzen den Motivationsschub nicht, den ein Ziel auslöst. Es muss<br />
nicht unbedingt ein Konsumziel sein. Sich am Anfang jedes Jahres Gedanken darüber<br />
zu machen, welches finanzielle Potenzial man hat, wie man es etwa durch gutes<br />
Selbstmarketing ausschöpft oder durch eine Zusatzausbildung vergrößert, macht<br />
Spaß und treibt an.<br />
5<br />
Geldkultur entwickeln<br />
Wer jeden morgen laufen geht, danach duscht und Obst isst, der hat<br />
eine Bewusstheit für seine Gesundheit und gibt ihr einen alltäglichen<br />
Rahmen. Auch beim Thema Geld seien Gewohnheiten nützlich, so<br />
Expertin Bock. Teile einer gelebten Geldkultur könnten sein: a) ein regelmäßiges<br />
Date mit dem Konto: Seien Sie sich jederzeit über Ihre finanzielle Lage im Klaren.<br />
b) bewusstes Ausgeben: Überlegen Sie sich, welchem Zweck Ihr Geld dienen soll und<br />
geben Sie es achtvoll aus. c) gezieltes Sparen: Richten Sie ein Unterkonto ein, das<br />
Ihren Träumen vorbehalten ist, und führen Sie jeden Monat 10 Prozent Ihres Einkommens<br />
darauf ab.
Was verbindet Liebe, Glück<br />
und Kreativität? Sie haben<br />
einen gemeinsamen Feind:<br />
Die Routine. Dabei ist<br />
Routine per se nicht schlecht. Sie befreit<br />
uns von der Pfl icht permanenter Aufmerksamkeit<br />
– und ist in diesem Sinne<br />
ein wesentliches Funktionsmerkmal<br />
des menschlichen Gehirns. Vorgänge,<br />
die sich im Leben ständig wiederholen,<br />
werden automatisiert – wie etwa das<br />
Abschalten der Herdplatte nach dem<br />
Kochen. Wir sollten uns jedoch davor<br />
hüten, in Routinen zu versinken,<br />
mahnt der renommierte Kreativitätsforscher<br />
Karl-Heinz Brodbeck. Denn<br />
sonst bleibe das bewusste Erleben<br />
auf der Strecke und mit ihm die Lust,<br />
Neugier und Zufriedenheit. Es empfi<br />
ehlt sich daher, im Alltag auf seine<br />
Routinen zu achten und sie bewusst zu<br />
durchbrechen. Wie? Machen Sie in Ihrer<br />
Freizeit etwas, was Sie sonst nie tun.<br />
Gehen Sie einfach mal zum Treff en<br />
einer Stadtteilinitiative, laden Sie einen<br />
Obdachlosen zum Kaff ee ein oder genießen<br />
Sie Ihren Feierabend bei einem<br />
außergewöhnlichen Picknick.<br />
—— Feierabend<br />
HEUTE MAL GANZ ANDERS<br />
—— Leselust<br />
Der Buchtipp von... Reinhild <strong>Fürstenberg</strong><br />
Mein Buchtipp handelt von einem unzufriedenen Angestellten namens<br />
Joe. Eines Tages begegnet er dem charismatischen Geschäft smann<br />
Th omas. Die beiden freunden sich an, und Joe erfährt von der Leitlinie,<br />
mit der Th omas sein Unternehmen führt: Jeder seiner Mitarbeiter<br />
muss seine »Big Five for Life« kennen – also wissen, welche fünf Ziele<br />
er im Leben unbedingt erreichen möchte. Als Th omas schwer erkrankt<br />
und nur noch kurze Zeit zu leben hat, unterstützt Joe ihn bei der Verwirklichung<br />
seines großen Ziels: Möglichst viele Menschen an seinen<br />
Erfahrungen und seinem Lebensmotto teilhaben zu lassen.<br />
Die Geschichte liest sich kurzweilig wie ein guter Roman. Sie bringt<br />
die Dinge auf den Punkt und inspiriert dazu, sich wirklich auf das<br />
Wesentliche zu konzentrieren. Ein lesenswertes Buch für berufstätige<br />
Menschen in jeder Position – weil es den Versuch unternimmt,<br />
unsere persönlichen Lebensziele mit unserer berufl ichen Tätigkeit in<br />
Einklang zu bringen. Manchmal keine leichte Aufgabe, aber Voraussetzung<br />
für eine hohe Lebens- und Arbeitszufriedenheit.<br />
John Strelecky: »The Big Five for Life. Was wirklich zählt im Leben«,<br />
dtv, München 2009, 240 Seiten, 8,90 Euro<br />
GEISTESBLITZE<br />
10<br />
Foto istockphoto.com/Sarah Salmela; Maxim Sergienko — Illustrationen Philipp Neumann
Quelle der Infografi k IQudo-Umfrage unter 534 Arbeitnehmern zwischen 18 und 65 Jahren im Jahr <strong>2010</strong><br />
—— Prahlen mit Zahlen<br />
Wo kommen die<br />
Deutschen auf gute Ideen?<br />
auf dem Klo<br />
9,9 %<br />
beim<br />
Spaziergang<br />
6,7 %<br />
unter der Dusche,<br />
im Bad<br />
13,5 %<br />
beim Joggen<br />
7,1 %<br />
beim Sport<br />
5,0 %<br />
—— Gewinnspiel<br />
Lösen und lesen<br />
A B<br />
Primarschule School of Work &Life<br />
am Arbeitsplatz<br />
6,4 %<br />
im Bett, auf<br />
dem Sofa<br />
12,1 %<br />
Gewinnen Sie das von Reinhild <strong>Fürstenberg</strong><br />
empfohlene Buch »Th e Big Five for Life. Was<br />
wirklich zählt im Leben« von John Strelecky.<br />
Wie? Beantworten Sie einfach folgende Frage:<br />
Wie heißt das neue modular aufgebaute<br />
Kursangebot der <strong>Fürstenberg</strong>-Akademie?<br />
C<br />
Don’t work, be happy<br />
Schicken Sie Ihre Antwort per Mail mit dem Betreff<br />
»Gewinnspiel« an: info@fuerstenberg-institut.de<br />
Einsendeschluss ist der 30.10.<strong>2010</strong>.<br />
Unter allen Einsendungen verlosen wir fünf Bücher.<br />
GEISTESBLITZE<br />
11<br />
—— Der Querdenker<br />
»PROBLEME SIND<br />
STARTCHANCEN FÜR<br />
LÖSUNGEN«<br />
Nachgefragt bei Deutschlands bekanntestem Systemiker<br />
und Hypnotherapeuten Dr. Gunther Schmidt<br />
Herr Schmidt, inwiefern stellen Probleme<br />
eine Chance dar?<br />
Erlebt man etwas als Problem, ist dies eine kompetente<br />
Rückmeldung aus dem intuitiven Wissen, dass einem<br />
etwas fehlt. Die Chance beginnt, wenn man das Wahrnehmen<br />
dieses Mangels wertschätzt.<br />
Wir sollen wertschätzen, was uns belastet?<br />
Ja, weil dies der erste Schritt zu einer Lösung ist. Geht es<br />
uns schlecht, wird der Zugang zu wichtigen Kompetenzen<br />
in uns versperrt. Wir fühlen uns hilfl os. Am schnellsten<br />
wirken wir dem Gefühl entgegen, wenn wir unsere Körperhaltung<br />
beeinfl ussen. Denn die steht in direktem Zusammenhang<br />
zu unserer geistigen Verfassung. Ein Problem<br />
führt sofort dazu, dass wir verkrampfen. Eff ektiv ist, wenn<br />
man dies willentlich übertreibt, Kopf und Schultern gezielt<br />
hängen lässt. Denn so erhält man Einfl uss darauf. Der<br />
Körper merkt, welche Haltung besser wäre. Und das ist die<br />
Voraussetzung für ein hilfreiches Erleben.<br />
Damit ist das Problem aber noch nicht gelöst.<br />
Wichtig ist jetzt, dass man eine solidarische Haltung zu sich<br />
selbst aufb aut und sich bei der Lösungssuche an Zielen<br />
orientiert, für deren Erreichen man etwas tun kann. Meistens<br />
reiben sich Menschen auf, weil sie etwas verändern wollen,<br />
was sich gar nicht verändern lässt. Etwa Ihren Kollegen oder<br />
Ihre Partnerin. Viel klüger ist es, pragmatisch zu fragen:<br />
Wie verändere ich den Umgang mit der Person? Was kann<br />
ich tun, damit ich weniger unter ihrem Verhalten leide?
ZURÜCK IM<br />
LEBEN<br />
Bevor er in die Beratung kam, ließ er zwei Jahre<br />
den Alltag lustlos über sich ergehen - und sehnte sich nach<br />
nichts als Ruhe. Ein Angestellter über seinen Burnout<br />
BLINDTEXT<br />
A<br />
Muße im Grünen: Der IT-<br />
Experte achtet heute verstärkt<br />
auf einen gesunden Ausgleich<br />
zu seinem Hochleistungsjob
Foto Maxim Sergienko<br />
Wie schlimm es um<br />
mich stand, habe ich<br />
selbst nicht wahrgenommen.<br />
Ich weiß<br />
nur, dass ich zu<br />
nichts mehr Lust<br />
hatte. Keine Lust zur Arbeit zu gehen,<br />
keine Lust, mich mit irgendwem auseinander<br />
zu setzen. Eigentlich bin ich ein<br />
vielseitig interessierter Mensch. Aber<br />
im Herbst 2009 war ich an einem Punkt,<br />
an dem ich nur noch meine Ruhe wollte.<br />
Nicht mehr für jeden Mist verantwortlich<br />
sein. Wenn ich abends zu Hause auf<br />
den Balkon trat und hinunter schaute,<br />
kam mir manchmal in den Sinn, dass es<br />
nur eines winzigen Schritts bedürfe, um<br />
allem Stress ein Ende zu machen. Es war<br />
nur ein Gedanke, ich habe nicht ernsthaft<br />
erwogen, Selbstmord zu begehen,<br />
aber er kam immer häufi ger. Etwa beim<br />
Anblick von Zügen, die in den Bahnhof<br />
einfuhren. Ein Schritt, dachte ich, und<br />
du bist nur noch Matsch auf den Gleisen<br />
und hast endlich Ruhe.<br />
Eigentlich passt das gar nicht zu mir.<br />
Ich war mit mir und meinem Leben<br />
immer sehr zufrieden. Die Jahre 2008<br />
und 2009 aber haben mich geschafft .<br />
Es gab Veränderungen im Unternehmen,<br />
durch die ich immer mehr zu tun<br />
bekam. Alles, was woanders runterfi el,<br />
landete auf meinem Tisch. Ich habe nie<br />
»nein« gesagt. Im Gegenteil: Ich neigte<br />
dazu, mich für alles zuständig zu fühlen.<br />
Hatte ein Kollege ein Problem, nahm ich<br />
mich der Sache an. Irgendwann war ich<br />
2,5 Vollzeitstellen. Klar, dass da nicht alles<br />
rund läuft . Es gab zu viele Baustellen.<br />
Dann haben mich die Chefs zu sich gerufen<br />
und mit betrübter Miene gefragt,<br />
wie ich selbst meine Leistung einschätzen<br />
würde. Dass ich jede Woche 80 bis<br />
90 Stunden für die Firma da war, haben<br />
die nicht gesehen. Nur meine Fehler registrierten<br />
sie.<br />
2008 wurde meine Leistung 30 Prozent<br />
schlechter als im Vorjahr eingestuft .<br />
Das hatte zur Folge, dass ich auch weniger<br />
Gehalt bekam. Ich strengte mich<br />
daraufh in noch mehr an, um mein<br />
Leistungsniveau irgendwie zu halten.<br />
Abschalten konnte ich zu dieser Zeit<br />
nicht mehr. Ob abends zu Hause oder<br />
im Urlaub – ich saß immer nur stumm<br />
auf dem Sofa, guckte stur geradeaus und<br />
wälzte Probleme.<br />
Auf die Idee, mich professionell beraten<br />
zu lassen, bin ich selbst nicht gekommen.<br />
Eines Tages standen zwei Kolleginnen<br />
in meinem Büro und sagten,<br />
dass ich jetzt Feierabend habe. Schöne<br />
Vorstellung, antwortete ich, aber leider<br />
warten noch drei Meetings auf mich. Sie<br />
blieben hartnäckig, brachten mich ins<br />
<strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong> und blieben, bis die<br />
erste Beratungsstunde vorbei war.<br />
Ich bin den Kolleginnen heute sehr<br />
dankbar. Die Beratung hat mich zurück<br />
ins Leben geholt. Schon die erste Stunde<br />
war wie ein Befreiungsschlag. Ich habe<br />
fast 50 Minuten am Stück erzählt. Herr<br />
Bungart, der Berater, stellte nur hin und<br />
wieder Zwischenfragen. Als ich am glei-<br />
Nie habe ich gesagt:<br />
Leute, tut mir leid,<br />
aber das ist<br />
nicht meine Baustelle<br />
chen Abend erstmals seit langer Zeit<br />
wieder bewusst in den Spiegel guckte,<br />
erschrak ich: Ich sah aus wie der Tod<br />
auf Latschen.<br />
In der nächsten Sitzung fragte Herr<br />
Bungart mich, was genau die Arbeit<br />
so schwierig macht. Das konnte ich<br />
auf Anhieb gar nicht benennen. Als<br />
ich dann aber meinen Alltag beschrieb,<br />
wurde mir klar, wo das größte Problem<br />
lag: Ich hatte im Zuge der Umstrukturierungen<br />
die Verantwortung für ein<br />
kleines Team übernommen, das sich<br />
nach der Aufl ösung einer Abteilung<br />
nirgendwo zuordnen ließ. Mit meinem<br />
eigentlichen Aufgabenbereich hatte das<br />
Team nichts zu tun. Gleichzeitig war es<br />
der größte Zeit- und Energiekiller. Herr<br />
Bungart wollte wissen, warum man das<br />
BERATUNGSREPORT<br />
13<br />
Team ausgerechnet mir zugeteilt hatte.<br />
Keine Ahnung, sagte ich. Hätten Sie die<br />
Zusatzaufgabe nicht ablehnen können,<br />
bohrte er weiter. In diesem Moment begriff<br />
ich, dass ich meine Lage zu einem<br />
guten Teil selbst verantworte. Dass meine<br />
Erschöpfung nicht zuletzt eine Folge<br />
meines eigenen Leistungsanspruchs ist.<br />
Zuzugeben, dass mein Limit erreicht<br />
ist – das passte nicht in mein Selbstbild.<br />
Und darum habe ich auch nie gesagt:<br />
Leute, tut mir leid, aber das ist nicht<br />
meine Baustelle.<br />
Nach dieser Erkenntnis machten wir<br />
uns in der Beratung daran, einen Plan<br />
zu entwerfen. Herr Bungart gab mir als<br />
Hausaufgabe, eine Liste mit Punkten zu<br />
erstellen, die sich ändern müssten, damit<br />
mir die Arbeit wieder Spaß macht. Es<br />
sollten Ich-Botschaft en sein, weil es keinen<br />
Sinn hat, Änderungswünsche aufzuschreiben,<br />
die nicht in meiner Hand<br />
liegen. Also schrieb ich: Ich lasse mich<br />
künft ig nicht mehr unter Druck setzen.<br />
Ich werde deutlich machen, wo meine<br />
Grenzen liegen. Ich arbeite nie mehr<br />
als neun Stunden täglich. Ich werde<br />
verstärkt Aufgaben delegieren und mir<br />
Zeitfenster einrichten, in denen ich ungestört<br />
arbeiten kann. Diese Punkte sind<br />
heute wie eine Art Mantra für mich.<br />
Am meisten bewegt hat mich die Beratungsstunde,<br />
in der Herr Bungart wissen<br />
wollte, was mir außerhalb der Arbeit etwas<br />
bedeutet. Ich begriff , dass ich zwei<br />
Jahre lang privat nicht stattgefunden<br />
hatte. Mit meiner Frau auf dem Balkon<br />
sitzen und reden, mit den Kindern Sport<br />
treiben, im Cafe sitzen und Bücher lesen<br />
oder Leute beobachten – das machte mir<br />
früher super viel Spaß. In den letzten<br />
zwei Jahren aber hatte ich einfach keinen<br />
Kopf dafür. Ich bekam von Herrn<br />
Bungart die Hausaufgabe, mich diesen<br />
Dingen verstärkt zu widmen. Er wollte<br />
sogar ganz konkret wissen, was ich mir<br />
für das Wochenende vornehme.<br />
Elf Beratungstermine hatte ich. Heute<br />
fühle ich mich wie aufgetankt. Mein<br />
Leben hat wieder Struktur. Ich achte<br />
auf ein erfülltes Privatleben. Und habe<br />
auch wieder Spaß an meinem Job. Die<br />
Verantwortung für das kleine Team<br />
bin ich los. Ich hatte mit den größten<br />
Widerständen gerechnet. Umso mehr<br />
erstaunte mich, dass mein Chef sofort<br />
einverstanden war. �
Michael Thiel, vielen als<br />
Experte aus dem Radio<br />
und Fernsehen bekannt,<br />
arbeitet seit sechs Jahren<br />
mit dem <strong>Fürstenberg</strong><br />
<strong>Institut</strong> zusammen<br />
»Ich teile mein Büro mit zwei Kolleginnen<br />
und habe das Gefühl, die beiden<br />
haben sich gegen mich zusammengetan.<br />
Als ich sie darauf ansprach,<br />
wiesen sie den Vorwurf zurück.«<br />
Michael Th iel: Gehen Sie zunächst Ihren<br />
Gefühlen auf den Grund, indem Sie<br />
Tatsachen sammeln, die für aber auch<br />
gegen Ihren Verdacht sprechen: Halten<br />
Sie in einer Art Tagebuch mit Uhrzeit<br />
und Datum fest, welche Verhaltensweisen<br />
Ihrer Kolleginnen Sie belasten.<br />
Gibt es »Augenzeugen«? Ganz wichtig:<br />
Versuchen Sie Interpretationen zu vermeiden.<br />
Nur Fakten zählen. Möglicherweise<br />
stellen Sie fest, dass die Situation<br />
doch harmloser ist, als sie dachten.<br />
Bestätigt sich durch die gesammelten<br />
Fakten und Zeugenaussagen jedoch Ihr<br />
Gefühl, sollten Sie mit den Unterlagen<br />
zu einer Vertrauensperson gehen. Das<br />
kann der Betriebsrat, aber auch ein au-<br />
»VERBIETEN<br />
SIE IHM<br />
DIE ANRUFE<br />
NICHT«<br />
Guter Rat von Michael Th iel. Diesmal geht<br />
es unter anderem um die Frage, wie man mit<br />
der Anhänglichkeit seines Kindes umgeht<br />
ßenstehender Berater sein. Suchen Sie<br />
gemeinsam nach einer Lösung: Vom<br />
moderierten Gespräch zwischen Ihnen<br />
und den beiden Kolleginnen bis zum<br />
Bürowechsel – alle Möglichkeiten sollten<br />
erwogen werden, bis Sie sich für einen<br />
akzeptablen Ausweg entscheiden.<br />
—<br />
»Ich bin Teamleiter. Einer meiner<br />
Mitarbeiter kommt nach überstandenem<br />
Burnout ins Büro zurück. Das<br />
Arbeitspensum in der Abteilung ist<br />
sehr hoch – was kann ich tun, damit<br />
er keinen Rückfall bekommt?«<br />
Michael Th iel: Besprechen Sie dies direkt<br />
nach der Ankunft mit Ihrem Mitarbeiter.<br />
Fragen Sie ihn, wie es ihm<br />
geht und was für ihn wichtig ist, damit<br />
er sich gut wieder einfi ndet und langfristig<br />
stabil bleibt. Gönnen Sie dem<br />
Kollegen ganz offi ziell eine Woche Einarbeitungszeit,<br />
damit er sich langsam<br />
wieder in der Abteilung zurechtfi nden<br />
kann. Setzen Sie sich nach dieser Woche<br />
mit ihm zusammen, um zu planen,<br />
wo der Kollege mit welchem Pensum<br />
eingesetzt werden kann, ohne überlastet<br />
zu werden. Danach sollten Sie sich<br />
mit ihm regelmäßig einmal pro Woche<br />
zu einem Gespräch treff en: Was klappt,<br />
wo braucht er Hilfe? Dieser Rückhalt<br />
sorgt dafür, dass Sie bei dem Mitarbeiter<br />
erste Anzeichen einer Überbelastung<br />
sofort erkennen könnten.<br />
SPRECHSTUNDE<br />
14<br />
»Mein Mann und ich sind beide berufstätig.<br />
Seit einiger Zeit ruft unser<br />
13-jähriger Sohn mehrmals täglich bei<br />
mir im Büro an. Die Arbeit leidet darunter,<br />
zudem habe ich ein schlechtes<br />
Gewissen meinem Sohn gegenüber.«<br />
Michael Th iel: Erst einmal fi nde ich es<br />
wunderbar, dass Ihr Sohn sich an Sie<br />
wendet. Viele Kinder in diesem Alter<br />
verschließen sich gegenüber ihren Eltern.<br />
Ihr Sohn ist inmitten der Pubertät.<br />
Er braucht Rat, um sich in einer<br />
für ihn kompliziert werdenden Welt<br />
orientieren zu können. Jetzt gilt es, behutsam<br />
vorzugehen. Verbieten Sie ihm<br />
die Anrufe nicht. Eine Studie des Jugendforschungsinstituts<br />
in Wien ergab,<br />
dass Kinder und arbeitende Eltern<br />
besonders dann eine vertrauensvolle<br />
Bindung aufb auen, wenn sie tagsüber<br />
miteinander telefonieren dürfen. Erzählen<br />
Sie Ihrem Sohn von Ihrer Arbeit<br />
und sagen Sie ihm, wann er am besten<br />
anrufen kann. Fragen Sie Ihren Vorgesetzten,<br />
ob er einverstanden ist, dass Sie<br />
in der nächsten Zeit gelegentlich mit<br />
Ihrem Sohn telefonieren – und dafür<br />
eventuell länger arbeiten. Nehmen Sie<br />
sich abends Zeit, um mit Ihrem Sohn<br />
zu reden. Und binden Sie auch Ihren<br />
Mann mit ein.<br />
Haben auch Sie eine Frage an<br />
Michael Thiel? Schreiben Sie uns:<br />
beratung@fuerstenberg-institut.de<br />
Illustrationen Philipp Neumann
SCHLUSS MIT DEM VERTAGEN<br />
Steuererklärung? Mache ich nächste Woche. Den Chef um ein Gespräch bitten? Dafür<br />
bin ich heute nicht in Stimmung. Computer ausmisten? Ich muss erst andere Dinge erledigen.<br />
Vier Methoden gegen das ewige Aufschieben, im Fachjargon Prokrastination genannt<br />
1. Die Kaltdusch-Methode 2. Die Schwarzmal-Methode<br />
Willenskraft hilft, lästige Aufgaben in Angriff zu nehmen.<br />
Das Gute: Man kann den Willen wie einen Muskel<br />
trainieren. Zum Beispiel so: Morgens erst die warme<br />
Dusche genießen und danach kurz das kalte Wasser<br />
aufdrehen. Jeden Tag die Kaltphase verlängern. Der so<br />
trainierte Wille wird bald auch im Job Gefühle von Unlust<br />
und Unbehagen im Zaum halten.<br />
Auch negative Fantasien motivieren. Wer sich vor einer Aufgabe drücken<br />
will, sollte sich die Folgen vor Augen halten: Ich schleppe die Last mit<br />
mir herum, der Druck wird noch größer, mein Chef wird enttäuscht sein.<br />
3. Die 15-Minuten-Methode<br />
Manchmal erleichtert<br />
Selbstüberlistung<br />
den Start. Der Pakt: 15<br />
Minuten – sollte ich<br />
dann immer noch keine<br />
Lust haben, darf ich<br />
die Arbeit abbrechen.<br />
Hintergrund: Wer erst<br />
mal dabei ist, hört so<br />
schnell nicht wieder auf.<br />
4. Die Espresso-Methode<br />
Riesenprojekte überfordern schnell. Wer kein Ziel vor Augen<br />
hat, dem fehlt die Lust, überhaupt zu starten. Clevere Arbeiter<br />
teilen daher Herkulesaufgaben in Minischritte ein und belohnen<br />
sich für jede erreichte Etappe – etwa mit einer Tasse Espresso.<br />
TRAININGSRUNDE<br />
BLINDTEXT<br />
15<br />
A
»Der Edle benützt seinen Reichtum, um sein<br />
Leben zu gestalten. Der Niedrigdenkende benützt<br />
sein Leben, um zu Reichtum zu gelangen.«<br />
Konfuzius, chinesischer Philosoph<br />
(551 v. Chr. Bis 479 v. Chr.)