24.01.2013 Aufrufe

PDF Ausgabe 2/2010 - Fürstenberg Institut GmbH

PDF Ausgabe 2/2010 - Fürstenberg Institut GmbH

PDF Ausgabe 2/2010 - Fürstenberg Institut GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Ausgabe</strong> 2 — <strong>2010</strong><br />

EINBLICK<br />

Bekenntnisse eines<br />

Burnout-Betroff enen<br />

WEITBLICK<br />

Die besten Methoden,<br />

To-do-Listen einzuhalten<br />

AUSBLICK<br />

<strong>Fürstenberg</strong> startet die<br />

School of Work & Life<br />

DAS<br />

LIEBE<br />

GELD<br />

Wie es unsere Gefühlswelt regiert –<br />

und wir souverän mit ihm umgehen


Werner und Reinhild <strong>Fürstenberg</strong>,<br />

Geschäftsführer des <strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong>s<br />

LIEBE LESERIN,<br />

LIEBER LESER!<br />

Vor einigen Monaten<br />

fragte uns unser<br />

12-jähriger Sohn, wie<br />

viel Geld wir eigentlich<br />

im Monat verdienen.<br />

Wir zögerten lange<br />

mit unserer Antwort und gaben ihm,<br />

bevor wir endlich den Betrag nannten,<br />

umständliche Erklärungen über<br />

unsere hohen <strong>Ausgabe</strong>n ab. Das Th ema<br />

war uns irgendwie unangenehm.<br />

Und damit sind wir anscheinend nicht<br />

allein. Wer erzählt schon off en, wie<br />

viel Geld er hat oder verdient – außer<br />

in Gehaltsverhandlungen vielleicht?<br />

Auch in unserer Mitarbeiterberatung<br />

zeigt sich immer wieder, dass über<br />

fi nanzielle Probleme in der Regel sehr<br />

lange nicht gesprochen wird, obwohl<br />

sie oft zu den größten Belastungen<br />

gehören. Was ist dran am Geld, dass es<br />

ein solches Tabu ist?<br />

Je länger wir uns mit dem Th ema beschäft<br />

igten, desto spannender wurde<br />

es. Immer mehr Fragen drängten sich<br />

auf: Wie viel Geld brauchen wir wirklich<br />

für unser Leben? Wann sind wir<br />

zufrieden mit dem, was wir verdienen<br />

oder haben? Ist weniger Geld vielleicht<br />

eine Chance für größeren inneren<br />

Reichtum? Oder gerade nicht?<br />

Dann fuhren wir in den Urlaub, nach<br />

Kenia in Afrika. Wir trafen dort viele<br />

Menschen, die nicht mehr als 30 Euro<br />

EDITORIAL<br />

2<br />

im Monat verdienen. So viel bekommt<br />

unser Sohn als Taschengeld. Wir sahen<br />

viele Kinder, die jeden Tag nur Maisbrei<br />

essen; die keine Schuhe haben, aber<br />

jeden Tag circa zehn Kilometer zu Fuß<br />

zur Schule laufen; die zu siebt auf<br />

zehn Quadratmetern wohnen. Arme<br />

Menschen – und doch hatten fast alle<br />

ein Lachen im Gesicht. Geld und Zufriedenheit<br />

scheinen also nicht unmittelbar<br />

zusammen zu hängen. In Kenia<br />

erfuhren wir auch, wie gut es tut, armen<br />

Menschen etwas abzugeben von unserem<br />

Geld – das machen wir jetzt regelmäßig.<br />

Wir hoff en, dass die Ausführungen zum<br />

Th ema Geld in unserer Titelgeschichte<br />

– aber auch die anderen Inhalte dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> – Ihnen die eine oder andere Anregung<br />

geben. Wir möchten an dieser<br />

Stelle nicht versäumen, uns für die<br />

zahlreichen Rückmeldungen zu Inhalt<br />

und Layout unseres neuen Kundenmagazins<br />

zu bedanken. Wir freuen uns<br />

auch in Zukunft über Ihr Feedback,<br />

gern unter der Mailadresse: reinhildund-werner@fuerstenberg-institut.de<br />

Jetzt aber viel Spaß beim Lesen und<br />

ganz herzliche Grüße!<br />

Reinhild <strong>Fürstenberg</strong> Werner <strong>Fürstenberg</strong><br />

Titelfoto Edzard Piltz — Foto AC Krings


Fotos Hans-Joachim Harbeck/photo-company.de; Maxim Sergienko; Jakob Huber — Illustration Philipp Neumann<br />

IMPRESSUM<br />

Expertenrat: Wem Externe Mitarbeiterberatung<br />

hilft und wie man sich anmeldet<br />

Kaltdusch-<br />

Methode:<br />

Der Wille lässt<br />

sich wie ein<br />

Muskel trainieren<br />

(Seite 15)<br />

Herausgeber Reinhild und Werner <strong>Fürstenberg</strong> | Chefredaktion Mischa Täubner | Art-Direktion Anna Primavera |<br />

Textredaktion Melanie Brauck, Reinhild <strong>Fürstenberg</strong>, Mischa Täubner | Illustrationen Philipp Neumann |<br />

Druck Ernst Kabel Druck <strong>GmbH</strong>, Hamburg | Anschrift <strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong> <strong>GmbH</strong>, Colonnaden 96, 20354 Hamburg ·<br />

Tel.: 0 40 / 38 08 20 - 0 · Fax: 0 40 / 38 08 20 - 20 · E-Mail: info@fuerstenberg-institut.de · www. fuerstenberg-institut.de<br />

5 12<br />

6<br />

Scheinwelt: Warum viele Menschen eine<br />

verkrampfte Beziehung zu Geld haben<br />

INHALT<br />

Editorial 2<br />

Impressum/Inhalt 3<br />

Hausmitteilung<br />

Auft anken statt ausbrennen 4<br />

Hinweis auf einen Vortrag<br />

12 persönliche Fragen 4<br />

Diesmal antwortet <strong>Fürstenberg</strong>-<br />

Mitarbeiter Philippe Bungart<br />

Externe Mitarbeiterberatung 5<br />

Themenspektrum und Anmeldung<br />

<strong>Fürstenberg</strong>-News 5<br />

Titel<br />

Das liebe Geld 6<br />

Wie wir zu ihm stehen, hängt weniger<br />

vom Kontostand als von verborgenen<br />

Denkmustern ab. Sie zu entlarven<br />

ist die Basis für wahren Wohlstand<br />

INHALT<br />

3<br />

Rückschau: Ein Betroffener erzählt, wie<br />

er seinen Burnout überwand<br />

Geistesblitze<br />

Feierabend 10<br />

Leselust 10<br />

Prahlen mit Zahlen 11<br />

Querdenker 11<br />

Inwiefern Probleme eine Chance<br />

darstellen, erklärt der bekannte<br />

Hypnotherapeut Dr. Gunther Schmidt<br />

Beratungsreport<br />

Seelisch erschöpft 12<br />

Burnout eines IT-Experten.<br />

Ein authentischer Fall aus der<br />

<strong>Fürstenberg</strong>-Beratung<br />

Sprechstunde<br />

Guter Rat von Michael Th iel 14<br />

Trainingsrunde<br />

Schluss mit dem Aufschieben 15


—— Vortrag<br />

EINE FRAGE DER HALTUNG<br />

—— Fragebogen<br />

»Mir imponieren Menschen, die etwas riskieren «<br />

Wenn ich morgens aufstehe, ...<br />

… freue ich mich auf meine<br />

Kinder.<br />

Was bringt Sie auf die Palme?<br />

Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit.<br />

Wer oder was imponiert Ihnen?<br />

Menschen, die etwas riskieren,<br />

um jene Veränderungen herbeizuführen,<br />

die sie sich erhoff en.<br />

Wenn ich einen Wunsch<br />

frei hätte, ...<br />

... würde ich mir wünschen,<br />

dass meine Familie und ich gesund<br />

bleiben.<br />

12 persönliche Fragen an Philippe Bungart, seit 2008 in der<br />

Hamburger Zentrale des <strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong>s tätig<br />

Wie schalten Sie abends von<br />

der Arbeit ab?<br />

Durch die Beschäft igung mit<br />

meinen Kindern und Sport.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

Jeder(Erwachsene) ist für sich<br />

selbst verantwortlich.<br />

Die Zeit vergesse ich, …<br />

… bei spannenden Filmen.<br />

Welchen Luxus leisten Sie sich?<br />

Gute Lebensmittel, also gesunde<br />

und somit nicht ganz billige<br />

Ernährung. Am wenigsten<br />

verzichten kann ich auf frisches<br />

Vollkornbrot am Morgen.<br />

Philippe Bungart, 37, ist Berater in der Externen Mitarbeiterberatung. Die Schwerpunkte des Diplom-<br />

Psychologen: Konflikte in privaten Beziehungen und im Beruf, Lebenskrisen sowie Ängste und Stress<br />

HAUSMITTEILUNG<br />

4<br />

Was würden Sie gerne<br />

rückgängig machen?<br />

Nichts.<br />

Ein Chef sollte nie ...<br />

… vergessen, seinen Mitarbeitern<br />

Anerkennung<br />

zu geben und Gestaltungsfreiraum<br />

zu lassen.<br />

Wie heißt Ihr Lieblingsfi lm?<br />

»Was das Herz begehrt«.<br />

Ich mag Filme, die gleichzeitig<br />

Humor und Anspruch haben.<br />

Und Jack Nicholson sowieso.<br />

Ich freue mich schon auf ...<br />

… den nächsten Sommer.<br />

Viele Menschen fühlen sich<br />

aufgrund beruflicher oder<br />

privater Anforderungen erschöpft<br />

und müde. Das kann<br />

die Folge einer längeren<br />

Überforderung, aber auch<br />

der eigenen (Erwartungs-)<br />

Haltung sein. Betroffen sind<br />

vor allem Menschen mit<br />

einem hohen Anspruch an<br />

sich und die eigene Leistung.<br />

Die <strong>Fürstenberg</strong>-Beraterin<br />

Susanne Naß widmet sich<br />

in ihrem Vortrag »Auftanken<br />

statt ausbrennen – der<br />

Erschöpfung vorbeugen« der<br />

Frage, wie man seine Grenzen<br />

rechtzeitig erkennt. Mit<br />

welchen Strategien wirkt man<br />

Belastungen aktiv entgegen?<br />

Wie spart man wertvolle Energie<br />

und wie können wir diese<br />

einsetzen, um gelassener und<br />

zufriedener zu werden?<br />

Informationen zu Terminen,<br />

zur Anmeldung und zum<br />

Vortragsprogramm unter:<br />

www.fuerstenberg-institut.de/<br />

akademie/vortraege


Foto istockphoto.com /TommL; Maxim Sergienko (2) — Illustration Philipp Neumann<br />

—— Ausbau<br />

NEUER STANDORT IN<br />

FRANKFURT AM MAIN<br />

Wir bauen unsere Präsenz weiter aus: Nach<br />

Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Münster, Köln<br />

und München ist nun FRANKFURT/MAIN als<br />

neuer <strong>Fürstenberg</strong>-Standort in Deutschland an<br />

der Reihe. Die neue Niederlassung befi ndet<br />

sich noch im Aufb au. Die genaue Adresse werden<br />

Sie bald auf unserer Homepage unter<br />

www.fuerstenberg-institut.de/standorte fi nden.<br />

Beachten Sie bitte auch, dass wir über unsere<br />

Niederlassungen hinaus in vielen Städten der<br />

Bundesrepublik, aber auch in Österreich und<br />

der Schweiz mit Fachberatern vertreten sind.<br />

Telefonisch sind alle Standorte unter der<br />

Nummer 01801/387783 erreichbar.<br />

—— Homepage<br />

Neuer Auft ritt<br />

Übersichtlicher und informativer:<br />

Wir haben einen neuen<br />

Internetauft ritt. Ob Th emen,<br />

Tipps oder Termine – unter<br />

der gewohnten Adresse www.<br />

fuerstenberg-institut.de<br />

bekommen Sie schnell einen<br />

Überblick über unsere drei<br />

Kompetenzfelder Externe Mitarbeiterberatung,Familienservice<br />

und Akademie. Sie fi nden<br />

Informationen zu unseren<br />

Vorträgen, Seminaren und Workshops<br />

und können sich zudem<br />

einen ersten Eindruck von<br />

unseren Mitarbeitern machen.<br />

—— Akademie<br />

Neues Angebot<br />

Die <strong>Fürstenberg</strong>-Akademie wird ab<br />

Anfang <strong>2010</strong> ihr Angebot um die<br />

School of Work & Life erweitern. In<br />

Abendkursen geht es um praxisnahe<br />

Themen wie »Zeit- und Selbstmanagement«,<br />

»Soziale Kompetenz«<br />

oder »Entspannen – aber wie?«.<br />

Zu jedem Thema gibt es vier bis<br />

sechs aufeinander aufbauende Veranstaltungen.<br />

Die neuen Erkenntnisse<br />

können im Alltag von den<br />

Teilnehmern unmittelbar angewendet<br />

und erprobt und beim nächsten<br />

Treffen reflektiert werden.<br />

Eine Übersicht über Themen und<br />

Termine siehe unter:<br />

www.fuerstenberg-institut.de/<br />

akademie<br />

HAUSMITTEILUNG<br />

5<br />

—— Externe Mitarbeiterberatung<br />

PRAGMATISCH,<br />

VERTRAULICH,<br />

PROFESSIONELL<br />

WARUM ÜBERHAUPT? Haben Sie eine berufliche,<br />

private, persönliche oder gesundheitliche<br />

Fragestellung, mit der Sie alleine nicht<br />

weiterkommen? Oder bekommen Sie den<br />

Kopf nicht frei, um sich während der Arbeit<br />

ganz auf Ihre Aufgaben zu konzentrieren?<br />

Haben Sie demnächst ein schwieriges Gespräch<br />

mit einem Vorgesetzten oder Mitarbeiter,<br />

auf das Sie sich vorbereiten möchten?<br />

Sie sind bei uns richtig! Wir helfen Ihnen,<br />

eine konstruktive Lösung für Ihr Anliegen<br />

zu entwickeln.<br />

WIE FUNKTIONIERT DAS? Rufen Sie unter<br />

01801-387783 (3,9 Cent pro Minute) bei uns<br />

an, um einen Termin für ein Beratungsgespräch<br />

zu vereinbaren. Unsere Mitarbeiterinnen<br />

werden Sie nach einem Stichwort zu<br />

Ihrem Anliegen fragen, um den »richtigen«<br />

Fachberater für Sie heraus zu suchen.<br />

Bei akutem Bedarf ermöglichen wir ganz<br />

kurzfristig einen Termin. Die Beratung<br />

ist für Sie als Mitarbeiter kostenfrei und<br />

absolut vertraulich. Ihr Arbeitgeber erfährt<br />

nicht, dass Sie bei uns waren.<br />

WO FINDET DIE BERATUNG STATT? Wir<br />

beraten Sie in den Räumen unserer <strong>Institut</strong>e<br />

in Hamburg, Berlin, München, Münster<br />

Düsseldorf, Köln oder Frankfurt. Mitarbeiter<br />

aus anderen Gegenden können die<br />

Beratung zunächst telefonisch nutzen und<br />

darüber hinaus unsere niedergelassenen<br />

Fachberater vor Ort aufsuchen.<br />

Eine Übersicht über unsere Standorte finden<br />

Sie unter: www.fuerstenberg-institut.de


DAS<br />

LIEBE<br />

GELD<br />

Die einen horten es, andere verschwenden es, und<br />

manche geben vor, dass es sie nicht interessiert: Was unser<br />

Umgang mit Geld über unsere Persönlichkeit verrät<br />

+ Onlinetest<br />

WELCHER<br />

GELDTYP<br />

SIND SIE?<br />

www.fuerstenberg-institut.de/selbsttest<br />

TITELGESCHICHTE<br />

6<br />

Macht Geld nun glücklich<br />

oder nicht? Der<br />

Forscher Christopher<br />

Boyce und sein Team<br />

von der University of<br />

Warwick befragten<br />

im Rahmen einer Studie 12000 Menschen.<br />

Sie wollten wissen, ob es einen<br />

Zusammenhang zwischen den Gehältern<br />

der Leute und ihrer Lebenszufriedenheit<br />

gibt. Das Ergebnis überraschte:<br />

Nicht die Höhe des Gehalts entscheidet<br />

über Wohl und Wehe, sondern der<br />

Rang im Gehältervergleich. Heißt: Wir<br />

sind glücklich, wenn wir mehr verdienen<br />

als unsere Kollegen, Nachbarn,<br />

Freunde.<br />

Geld, zeigt dieser Befund, ist mehr<br />

als nur ein Mittel zur Befriedigung unserer<br />

materiellen Wünsche. Topmanager<br />

beispielsweise können in der Regel<br />

ihre Millionengehälter gar nicht sinnvoll<br />

ausgeben. Wenn sie trotzdem nach<br />

mehr streben, unterliegen sie meist<br />

demselben Antrieb wie die Probanden<br />

in der britischen Studie: Sie wetteifern<br />

mit ihren Bezugspersonen, wollen mehr<br />

verdienen als andere Topmanager. Dahinter<br />

stecke nicht die pure Gier nach<br />

Geld, so der Soziologe Paul Kellermann,<br />

sondern die Sehnsucht nach Anerkennung.<br />

Die Manager wollen für ihre Leistung<br />

bewundert werden.<br />

Nichts Ungewöhnliches. Ob Millionär,<br />

Angestellter mit mittlerem Einkommen<br />

oder Geringverdiener – Geld hat für alle<br />

neben der wirtschaft lichen immer auch<br />

eine psychosoziale Bedeutung. Es steht<br />

für Erfolg, Sicherheit, Anerkennung,<br />

Macht, Lebensqualität, Selbständigkeit.<br />

Geld ruft Gefühle wie Stolz oder Neid<br />

hervor und beeinfl usst maßgeblich, wie<br />

wir andere Menschen bewerten. Auch<br />

unseren Selbstwert binden wir an Geld<br />

– was sich beispielsweise im Unbehagen<br />

äußert, das viele Männer verspüren,<br />

wenn sie weniger verdienen als ihre<br />

Lebenspartnerin. Dass viele Menschen<br />

lieber für einen Hungerlohn arbeiten<br />

als staatliche Unterstützung in gleicher<br />

Höhe in Anspruch zu nehmen, zeigt<br />

ebenfalls: Geld füllt nicht nur unseren<br />

Kühlschrank, sondern hat viel mit Ehre<br />

und Bestätigung zu tun. Darum lässt<br />

Geld auch niemanden kalt, ganz egal wie<br />

viel er davon hat. Die Scheine und Münzen,<br />

die so sachlich anmuten, sind in<br />

Wahrheit emotional hoch aufgeladen.<br />

Foto Mark Boyle


* Name von der Redaktion geändert<br />

OHNE EINEN<br />

EINZIGEN CENT<br />

Er schlief im Wohnwagen, baute seine<br />

Nahrung selbst an oder sammelte sie im Wald.<br />

Sogar die Zahnpaste stellte er selbst her.<br />

Ein Jahr lebte der Brite Mark Boyle, ohne<br />

einen Cent auszugeben. Er wollte so die Tragweite<br />

seines Handelns wieder sehen können.<br />

Er sagt: Bauten wir unser Essen selbst<br />

an, würden wir nicht so viel wegschmeißen.<br />

Und reinigten wir unser Trinkwasser selbst,<br />

würden wir es nicht verschwenden. Geld<br />

entfremde uns von der Wirklichkeit, so Boyle.<br />

Durch den totalen Verzicht entzog er sich<br />

auch der Manipulation durch Geld. Glaubt<br />

man den Hirnforschern, bringen Rabatte<br />

dieselben Areale in Wallung wie Kokain. Die<br />

US-Forscherin Kathleen Vohs konnte zeigen,<br />

dass allein der Gedanke an Geld den<br />

Egoismus fördert. Sie gab ihren Probanden<br />

Worte vor, aus denen sie Sätze bilden sollten.<br />

Die eine Gruppe arbeitete mit Begriffen<br />

wie Gehalt, Kosten oder Auszahlung, die<br />

andere mit solchen, die nichts mit Geld zu<br />

tun hatten. Unmittelbar danach erwies<br />

sich die erste Gruppe als weniger hilfsbereit.<br />

Welche Gefühle Geld beim Einzelnen<br />

auslöst, hängt von der individuellen<br />

Erfahrung ab. Rolf Haubl, Professor<br />

für Psychologie an der Uni Frankfurt,<br />

sagt: »In der Art und Weise, wie wir<br />

mit Geld umgehen – unserem Geldstil<br />

– kommt unsere Persönlichkeit mit<br />

allen unbewältigten lebensgeschichtlichen<br />

Traumata und Konfl ikten zum<br />

Ausdruck.«<br />

Während bei einigen Menschen die<br />

psychosoziale Bedeutung des Geldes<br />

eine untergeordnete Rolle spiele, stehe<br />

sie bei anderen derart im Vordergrund,<br />

dass sie einen souveränen Umgang mit<br />

Geld behindert. Maßlose Überschuldung<br />

ist dann häufi g die Folge. Ein<br />

belastetes Verhältnis zu Geld kann<br />

sich aber auch in übertriebener Sparsamkeit,<br />

zwanghaft em Geiz, falscher<br />

Bescheidenheit oder der völligen Ignoranz<br />

gegenüber fi nanziellen Angelegenheiten<br />

äußern. Und damit nicht genug.<br />

»Oft zieht solches Verhalten Probleme<br />

in der Partnerschaft , Konfl ikte im Job<br />

oder auch persönliche Krisen nach<br />

sich«, weiß Petra Eilzer, Beraterin im<br />

<strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong>. Ein Fall von vielen<br />

ist Th omas Mertens*, ein 42-jähriger<br />

Abteilungsleiter aus Hamburg. Mertens<br />

lebte lange Zeit über seine Verhältnisse.<br />

Er leistete sich eine große Wohnung in<br />

einer noblen Gegend, fuhr ein schickes<br />

Auto und spendierte seinen Töchtern<br />

regelmäßig Geld für Markenklamotten.<br />

Über Geld wurde in der Familie nicht<br />

gesprochen, anscheinend war immer<br />

genug davon vorhanden. Doch die Realität<br />

sah anders aus. Mertens lebte auf<br />

Pump, und irgendwann wuchsen ihm<br />

die Schulden über den Kopf. Letztlich<br />

musste er Privatinsolvenz anmelden.<br />

Mertens kommt aus einem Elternhaus,<br />

in dem jeder Cent zweimal umgedreht<br />

werden musste. Als Kind schämte er<br />

sich dafür, dass die Geldnot zuhause<br />

ständig Th ema war. Er schwor sich,<br />

dass er es später besser haben würde<br />

und lebte dann auch einen krassen Gegenentwurf.<br />

Der Fall zeigt beispielhaft , wie stark<br />

Erfahrungen in der Kindheit unser<br />

späteres Geldverhalten beeinfl ussen.<br />

Die meisten Menschen zeigen eine<br />

Extremreaktion, grenzen sich also entweder<br />

total von dem ab, was die Eltern<br />

TITELGESCHICHTE<br />

7<br />

vorgelebt haben, oder übernehmen es<br />

kritiklos. Wie wir mit Geld umgehen,<br />

hängt demnach nur bedingt davon ab,<br />

wie viel uns davon aktuell zur Verfügung<br />

steht.<br />

Genauso wie es den Prasser gibt, der<br />

den Dispo-Rahmen seines Girokontos<br />

sprengt, weil er gerne spontan shoppen<br />

geht und teure Produkte zur Schau<br />

stellt, gibt es den gut situierten Sicherheitsfanatiker,<br />

der jegliche Kredite für<br />

Gift hält und stets eine »stille Reserve«<br />

für den Notfall in seiner Nähe braucht,<br />

um nachts schlafen zu können. Manche<br />

Leute vergleichen vor jeder Anschaff<br />

ung tagelang Preise, wälzen Stiftung-Warentest-Kataloge<br />

und führen<br />

akribisch Haushaltsbuch. Darunter befi<br />

nden sich Bezieher ganz unterschiedlicher<br />

Einkommen – ebenso wie es sowohl<br />

Reiche als auch Arme gibt, die<br />

jede Auseinandersetzung mit ihrer fi -<br />

nanziellen Situation ablehnen und darum<br />

auch die Kontoauszüge, die sie aus<br />

ihrem Briefk asten fi schen, ungelesen<br />

in den Papierkorb werfen. Grob gesagt<br />

lassen sich fünf Geldtypen unterschei-


WEG MIT DEN<br />

MILLIONEN<br />

Eine Demo der besonderen Art: Im Oktober<br />

2009 wirft eine Gruppe von Millionären in<br />

Düsseldorf massenweise Spielgeld auf die<br />

Straße. Es handelt sich um die Mitglieder<br />

einer Reicheninitiative, die fordert, dass Leute<br />

wie sie einen Teil ihres Vermögens der<br />

Allgemeinheit spenden. Der Initiative gehören<br />

Menschen an, die ihren Reichtum zum<br />

Großteil einer Erbschaft verdanken und lieber<br />

auf ein Leben im Luxus verzichten. Glücksforschern<br />

zufolge tun sie gut daran. Denn<br />

anders als das selbst erarbeitete Vermögen<br />

entpuppe sich geerbter oder gewonnener<br />

Geldsegen allzu oft als Fluch. Wirtschaftsprofessor<br />

Andrew Oswald von der britischen<br />

Warwick University befragte Lottogewinner<br />

und stellte fest, dass die Mehrzahl nach<br />

kurzer Euphorie in Trübsinn versank. 80<br />

Prozent sind Schätzungen zufolge zwei Jahre<br />

später ärmer als vorher. Das liegt laut Experten<br />

nicht nur an mangelnder Finanzkompetenz.<br />

Vielmehr seien viele Gewinner und<br />

Erben insgeheim davon überzeugt, das Geld<br />

nicht verdient zu haben.<br />

den: Die Überforderten, die Leichtfertigen,<br />

die Bescheidenen, die Ängstlichen<br />

und die Ambitionierten.<br />

WELCHER GELDTYP SIND SIE?<br />

Siehe Selbsttest unter:<br />

www.fuerstenberg-institut.de/selbsttest<br />

Wie prägend Kindheitserfahrungen<br />

für unsere Beziehung zum Geld sind,<br />

zeigt sich deutlich am Verhalten jener<br />

Menschen, die aus einfachen Verhältnissen<br />

stammen und später Karriere<br />

machen. Solche Aufsteiger neigen<br />

nicht selten zu einem Lebensstil, der<br />

ihre Herkunft verdecken soll; manche<br />

empfi nden ihren Erfolg aber auch als<br />

Verrat an der eigenen Familie und gönnen<br />

sich trotz ihres hohen Einkommens<br />

kein besseres Leben. Der Manager Jörg<br />

Reimers* beispielsweise verdiente von<br />

Jahr zu Jahr mehr und stand kurz davor,<br />

in die Geschäft sführung aufzusteigen.<br />

Trotzdem wohnte er immer noch<br />

sehr bescheiden und verabredete sich<br />

privat nie zum Essen in Restaurants.<br />

Auch auf die teure Uhr, die er sich früher<br />

immer gewünscht hatte, verzichtete<br />

er. Weil er sein Leben als trostlos empfand,<br />

ließ Reimers sich im letzten Jahr<br />

beraten. In der ersten Stunde erzählte<br />

er, als Kind habe er gelernt, dass man<br />

sein Geld zusammenhalten muss. »Meine<br />

Eltern haben immer nur gearbeitet<br />

und sich nie etwas gegönnt, obwohl sie<br />

es sich eigentlich hätten leisten können.<br />

Sie haben Leute verachtet, die ihr Geld<br />

für Dinge ausgeben, die man nicht unbedingt<br />

zum Leben braucht.«<br />

Vielen Menschen fehle ein stimmiges<br />

Geldbewusstsein, sagt Petra Bock, Coach<br />

in Berlin und Autorin des Buchs »Nimm<br />

das Geld und freu dich dran«. Das Th ema<br />

sei nach wie vor ein Tabu. »Schüchternheit,<br />

Scheu und Hemmungen sind<br />

typische Reaktionen, wenn es um Geld<br />

geht.« Die wenigsten Menschen machten<br />

sich wirklich bewusst, welche Rolle<br />

es in ihrem Leben spielen soll. »Geld interessiert<br />

mich nicht« – diesen Satz hört<br />

Bock oft . Hinter der Aussage verberge<br />

sich aber meistens nur der fehlende Mut,<br />

sein berufl iches und fi nanzielles Potenzial<br />

voll auszuschöpfen.<br />

Was zeichnet ein gutes Verhältnis<br />

zum Geld aus? »Die Antwort klingt ba-<br />

TITELGESCHICHTE<br />

8<br />

naler als sie ist. Das Wichtigste ist, dass<br />

man dem Th ema das richtige Maß an<br />

Aufmerksamkeit schenkt«, sagt <strong>Fürstenberg</strong>-Beraterin<br />

Eilzer. Geld dürfe nicht<br />

der Fixpunkt im Leben sein. Es gehe<br />

keineswegs darum, so viel wie möglich<br />

davon anzusammeln. »Auf der anderen<br />

Seite ist Geld nun mal unsere Lebensgrundlage,<br />

und darum sollten wir ihm<br />

Achtung erweisen und jederzeit unsere<br />

fi nanzielle Situation überblicken.«<br />

Das, so Eilzer, sei keineswegs selbstverständlich.<br />

Immer wieder erlebe sie in<br />

der Schuldnerberatung, dass Menschen<br />

nicht genau wissen, wie viel Geld sie besitzen,<br />

wie hoch ihre monatlichen Kosten<br />

sind oder ob sie in ausreichendem<br />

Maße für das Alter vorsorgen. »Viele<br />

schauen lieber nicht so genau hin, weil<br />

sie mit dem Th ema schlechte Gefühle<br />

wie Ohnmacht, Ungerechtigkeit oder<br />

Abhängigkeit verbinden.«<br />

Weil unsere Geldmuster eine lange<br />

Geschichte haben und tief in uns verankert<br />

sind, können wir sie nicht im Handumdrehen<br />

verändern. Die Experten sind<br />

aber überzeugt, dass jeder sein Verhältnis<br />

zum Geld verbessern kann (siehe<br />

Foto Jakob Huber


* Name von der Redaktion geändert<br />

Kasten: Fünf Etappen zu wahrem Wohlstand).<br />

Haushaltbücher zu führen und<br />

zu wissen, wie man Geld sinnvoll anlegt,<br />

könne dabei sehr nützlich sein, reiche<br />

aber nicht aus. Vielmehr setzt ein souveräner<br />

Umgang mit Geld die Beschäft igung<br />

mit sich selbst voraus. Eilzer: »Ziel<br />

ist es, herauszufi nden, wie Geld unsere<br />

Gefühlswelt beeinfl usst und wie viel wir<br />

wirklich brauchen, um so leben zu können,<br />

wie es unserer persönlichen Vorstellung<br />

entspricht.«<br />

Eine, die genau das getan hat, als sie<br />

sich in einer schweren Krise befand,<br />

ist Ellen Ehrich. Die heute 58-jährige<br />

ist auf einem Bauernhof in Schleswig-<br />

Holstein aufgewachsen, zu Hause war<br />

das Geld immer knapp. Als junge Frau<br />

träumte sie davon, schnell eine eigene<br />

Familie zu gründen, eine gute Mutter<br />

und Ehefrau zu sein. Alles schien nach<br />

Plan zu laufen, als sie mit 20 einen Berufssoldaten<br />

heiratete. Doch sieben Jahre<br />

später scheiterte ihre Ehe. Ehrich fi el<br />

aus allen Wolken. Sie beschloss, fortan<br />

ein unabhängiges Leben zu führen. Sie<br />

machte sich bewusst, dass sie zwar ein<br />

bescheidener Mensch ist, auf der anderen<br />

Seite aber ein großes Bedürfnis nach<br />

fi nanzieller Sicherheit hat. Konsequent<br />

begann sie, ein Fundament zu bauen,<br />

bestehend aus einer soliden Ausbildung<br />

und einem ordentlichen Finanzpolster.<br />

Bis zu ihrem 50. Lebensjahr legte<br />

sie 15 bis 25 Prozent ihres Bruttoeinkommens<br />

beiseite. Ehrich machte als<br />

Bankangestellte Karriere. Heute ist sie<br />

selbständige Vermögensberaterin. Und<br />

obwohl sie längst für alle Eventualitäten<br />

des Lebens vorgesorgt hat, gibt sie ihr<br />

Geld weiterhin achtsam aus. »Ich mache<br />

mir eben noch immer nichts aus Luxus.<br />

Mit einer Ausnahme: Ich liebe gutes<br />

Essen. Und gönne mir daher gerne mal<br />

die Kreation eines Sternekochs.« �<br />

BUCHTIPP<br />

Petra P Bock:<br />

»Nimm » das Geld<br />

und u freu dich dran.<br />

Wie W Sie ein gutes<br />

Verhältnis V zu Geld<br />

bekommen.«, b<br />

Kösel-<br />

VVerlag,<br />

München<br />

22008,<br />

222 Seiten,<br />

116,95<br />

Euro<br />

1<br />

IN FÜNF ETAPPEN ZU<br />

WAHREM WOHLSTAND<br />

Es geht nicht darum, möglichst viel zu haben. Aber es kann Freude<br />

bereiten, mehr anzustreben. Tipps für einen guten Umgang mit Geld<br />

Columbo spielen<br />

Haste was, biste was – Geld verdirbt den Charakter – Nur Bares ist<br />

Wahres: Laut Psychologie-Professor Rolf Haubl orientieren wir uns in Gelddingen<br />

bewusst oder unbewusst an die in der Kindheit verinnerlichten<br />

Glaubenssätze unserer Eltern. Entweder tut man alles, um bloß nicht so geizig, verschwenderisch,<br />

materialistisch oder sicherheitsfixiert zu werden wie Mama und<br />

Papa. Oder kopiert kritiklos ihren Geldstil. Machen Sie es wie TV-Kommissar Columbo<br />

– und sagen zu sich selbst: »Ich hätte da noch eine Frage.« Nämlich: Welche Geldgeschichten<br />

kursieren in meiner Familie? Was ist deren Moral? Zu wissen, woher der<br />

eigene Geldstil kommt, ist der erste Schritt zu mehr Souveränität.<br />

2<br />

TITELGESCHICHTE<br />

9<br />

Produktiv jammern<br />

Viele Leute neigen in Finanzfragen zu Fatalismus. Einige beklagen, dass<br />

heute keiner mehr bereit sei, ehrliche Arbeit angemessen zu bezahlen.<br />

Andere, dass die Eltern einen in Sachen Geld verzogen hätten. Wieder<br />

andere, dass man ja den Beruf für die Kinder aufgeben musste. Das A und O für<br />

ein nachhaltig gutes Verhältnis zum Geld sei die Bereitschaft, Verantwortung für<br />

seine Lage zu übernehmen, so Geldcoach Petra Bock. Jammern als Lebenshaltung<br />

programmiere unsere Gedanken auf Misserfolg. Jammern als Ritual, für das man<br />

sich bewusst Zeit nehme, könne hingegen helfen, den Kopf frei zu kriegen für die<br />

Lösungssuche.<br />

3<br />

100-Prozent-Frage stellen<br />

Wahrer Wohlstand macht sich nicht an Zahlen oder Besitz fest, sondern<br />

ist individuell. Erreichen kann ihn nur, wer nach den eigenen Werten<br />

lebt. Macht, Status, Unabhängigkeit, Beziehungen, Ideale, Familie, Ruhe<br />

– wer weiß, was er braucht, passt seine Geldstrategie an, strebt nach höheren Einnahmen,<br />

falls es ihm wichtig ist. Oder schraubt den Einsatz herunter, wenn Geld und<br />

Arbeit ihn aufzufressen drohen. Leider verliert man seine Bedürfnisse leicht aus dem<br />

Blick. Die 100-Prozent-Frage hilft beim Entdecken: Was wäre in Ihren privaten Beziehungen<br />

und im Job anders, wenn Sie 100 Prozent dessen leben würden, was Sie erfüllt?<br />

4<br />

Anreiz schaff en<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass Eigenheimbesitzer mehr Geld<br />

sparen und ein größeres Vermögen anhäufen als Mieter. Der Grund: Erstere<br />

haben ein klares Ziel vor Augen. Das Häuschen soll zu einem bestimm-<br />

ten Datum abbezahlt sein. Leider leben viele Menschen in finanziellen Dingen in den<br />

Tag hinein. Sie nutzen den Motivationsschub nicht, den ein Ziel auslöst. Es muss<br />

nicht unbedingt ein Konsumziel sein. Sich am Anfang jedes Jahres Gedanken darüber<br />

zu machen, welches finanzielle Potenzial man hat, wie man es etwa durch gutes<br />

Selbstmarketing ausschöpft oder durch eine Zusatzausbildung vergrößert, macht<br />

Spaß und treibt an.<br />

5<br />

Geldkultur entwickeln<br />

Wer jeden morgen laufen geht, danach duscht und Obst isst, der hat<br />

eine Bewusstheit für seine Gesundheit und gibt ihr einen alltäglichen<br />

Rahmen. Auch beim Thema Geld seien Gewohnheiten nützlich, so<br />

Expertin Bock. Teile einer gelebten Geldkultur könnten sein: a) ein regelmäßiges<br />

Date mit dem Konto: Seien Sie sich jederzeit über Ihre finanzielle Lage im Klaren.<br />

b) bewusstes Ausgeben: Überlegen Sie sich, welchem Zweck Ihr Geld dienen soll und<br />

geben Sie es achtvoll aus. c) gezieltes Sparen: Richten Sie ein Unterkonto ein, das<br />

Ihren Träumen vorbehalten ist, und führen Sie jeden Monat 10 Prozent Ihres Einkommens<br />

darauf ab.


Was verbindet Liebe, Glück<br />

und Kreativität? Sie haben<br />

einen gemeinsamen Feind:<br />

Die Routine. Dabei ist<br />

Routine per se nicht schlecht. Sie befreit<br />

uns von der Pfl icht permanenter Aufmerksamkeit<br />

– und ist in diesem Sinne<br />

ein wesentliches Funktionsmerkmal<br />

des menschlichen Gehirns. Vorgänge,<br />

die sich im Leben ständig wiederholen,<br />

werden automatisiert – wie etwa das<br />

Abschalten der Herdplatte nach dem<br />

Kochen. Wir sollten uns jedoch davor<br />

hüten, in Routinen zu versinken,<br />

mahnt der renommierte Kreativitätsforscher<br />

Karl-Heinz Brodbeck. Denn<br />

sonst bleibe das bewusste Erleben<br />

auf der Strecke und mit ihm die Lust,<br />

Neugier und Zufriedenheit. Es empfi<br />

ehlt sich daher, im Alltag auf seine<br />

Routinen zu achten und sie bewusst zu<br />

durchbrechen. Wie? Machen Sie in Ihrer<br />

Freizeit etwas, was Sie sonst nie tun.<br />

Gehen Sie einfach mal zum Treff en<br />

einer Stadtteilinitiative, laden Sie einen<br />

Obdachlosen zum Kaff ee ein oder genießen<br />

Sie Ihren Feierabend bei einem<br />

außergewöhnlichen Picknick.<br />

—— Feierabend<br />

HEUTE MAL GANZ ANDERS<br />

—— Leselust<br />

Der Buchtipp von... Reinhild <strong>Fürstenberg</strong><br />

Mein Buchtipp handelt von einem unzufriedenen Angestellten namens<br />

Joe. Eines Tages begegnet er dem charismatischen Geschäft smann<br />

Th omas. Die beiden freunden sich an, und Joe erfährt von der Leitlinie,<br />

mit der Th omas sein Unternehmen führt: Jeder seiner Mitarbeiter<br />

muss seine »Big Five for Life« kennen – also wissen, welche fünf Ziele<br />

er im Leben unbedingt erreichen möchte. Als Th omas schwer erkrankt<br />

und nur noch kurze Zeit zu leben hat, unterstützt Joe ihn bei der Verwirklichung<br />

seines großen Ziels: Möglichst viele Menschen an seinen<br />

Erfahrungen und seinem Lebensmotto teilhaben zu lassen.<br />

Die Geschichte liest sich kurzweilig wie ein guter Roman. Sie bringt<br />

die Dinge auf den Punkt und inspiriert dazu, sich wirklich auf das<br />

Wesentliche zu konzentrieren. Ein lesenswertes Buch für berufstätige<br />

Menschen in jeder Position – weil es den Versuch unternimmt,<br />

unsere persönlichen Lebensziele mit unserer berufl ichen Tätigkeit in<br />

Einklang zu bringen. Manchmal keine leichte Aufgabe, aber Voraussetzung<br />

für eine hohe Lebens- und Arbeitszufriedenheit.<br />

John Strelecky: »The Big Five for Life. Was wirklich zählt im Leben«,<br />

dtv, München 2009, 240 Seiten, 8,90 Euro<br />

GEISTESBLITZE<br />

10<br />

Foto istockphoto.com/Sarah Salmela; Maxim Sergienko — Illustrationen Philipp Neumann


Quelle der Infografi k IQudo-Umfrage unter 534 Arbeitnehmern zwischen 18 und 65 Jahren im Jahr <strong>2010</strong><br />

—— Prahlen mit Zahlen<br />

Wo kommen die<br />

Deutschen auf gute Ideen?<br />

auf dem Klo<br />

9,9 %<br />

beim<br />

Spaziergang<br />

6,7 %<br />

unter der Dusche,<br />

im Bad<br />

13,5 %<br />

beim Joggen<br />

7,1 %<br />

beim Sport<br />

5,0 %<br />

—— Gewinnspiel<br />

Lösen und lesen<br />

A B<br />

Primarschule School of Work &Life<br />

am Arbeitsplatz<br />

6,4 %<br />

im Bett, auf<br />

dem Sofa<br />

12,1 %<br />

Gewinnen Sie das von Reinhild <strong>Fürstenberg</strong><br />

empfohlene Buch »Th e Big Five for Life. Was<br />

wirklich zählt im Leben« von John Strelecky.<br />

Wie? Beantworten Sie einfach folgende Frage:<br />

Wie heißt das neue modular aufgebaute<br />

Kursangebot der <strong>Fürstenberg</strong>-Akademie?<br />

C<br />

Don’t work, be happy<br />

Schicken Sie Ihre Antwort per Mail mit dem Betreff<br />

»Gewinnspiel« an: info@fuerstenberg-institut.de<br />

Einsendeschluss ist der 30.10.<strong>2010</strong>.<br />

Unter allen Einsendungen verlosen wir fünf Bücher.<br />

GEISTESBLITZE<br />

11<br />

—— Der Querdenker<br />

»PROBLEME SIND<br />

STARTCHANCEN FÜR<br />

LÖSUNGEN«<br />

Nachgefragt bei Deutschlands bekanntestem Systemiker<br />

und Hypnotherapeuten Dr. Gunther Schmidt<br />

Herr Schmidt, inwiefern stellen Probleme<br />

eine Chance dar?<br />

Erlebt man etwas als Problem, ist dies eine kompetente<br />

Rückmeldung aus dem intuitiven Wissen, dass einem<br />

etwas fehlt. Die Chance beginnt, wenn man das Wahrnehmen<br />

dieses Mangels wertschätzt.<br />

Wir sollen wertschätzen, was uns belastet?<br />

Ja, weil dies der erste Schritt zu einer Lösung ist. Geht es<br />

uns schlecht, wird der Zugang zu wichtigen Kompetenzen<br />

in uns versperrt. Wir fühlen uns hilfl os. Am schnellsten<br />

wirken wir dem Gefühl entgegen, wenn wir unsere Körperhaltung<br />

beeinfl ussen. Denn die steht in direktem Zusammenhang<br />

zu unserer geistigen Verfassung. Ein Problem<br />

führt sofort dazu, dass wir verkrampfen. Eff ektiv ist, wenn<br />

man dies willentlich übertreibt, Kopf und Schultern gezielt<br />

hängen lässt. Denn so erhält man Einfl uss darauf. Der<br />

Körper merkt, welche Haltung besser wäre. Und das ist die<br />

Voraussetzung für ein hilfreiches Erleben.<br />

Damit ist das Problem aber noch nicht gelöst.<br />

Wichtig ist jetzt, dass man eine solidarische Haltung zu sich<br />

selbst aufb aut und sich bei der Lösungssuche an Zielen<br />

orientiert, für deren Erreichen man etwas tun kann. Meistens<br />

reiben sich Menschen auf, weil sie etwas verändern wollen,<br />

was sich gar nicht verändern lässt. Etwa Ihren Kollegen oder<br />

Ihre Partnerin. Viel klüger ist es, pragmatisch zu fragen:<br />

Wie verändere ich den Umgang mit der Person? Was kann<br />

ich tun, damit ich weniger unter ihrem Verhalten leide?


ZURÜCK IM<br />

LEBEN<br />

Bevor er in die Beratung kam, ließ er zwei Jahre<br />

den Alltag lustlos über sich ergehen - und sehnte sich nach<br />

nichts als Ruhe. Ein Angestellter über seinen Burnout<br />

BLINDTEXT<br />

A<br />

Muße im Grünen: Der IT-<br />

Experte achtet heute verstärkt<br />

auf einen gesunden Ausgleich<br />

zu seinem Hochleistungsjob


Foto Maxim Sergienko<br />

Wie schlimm es um<br />

mich stand, habe ich<br />

selbst nicht wahrgenommen.<br />

Ich weiß<br />

nur, dass ich zu<br />

nichts mehr Lust<br />

hatte. Keine Lust zur Arbeit zu gehen,<br />

keine Lust, mich mit irgendwem auseinander<br />

zu setzen. Eigentlich bin ich ein<br />

vielseitig interessierter Mensch. Aber<br />

im Herbst 2009 war ich an einem Punkt,<br />

an dem ich nur noch meine Ruhe wollte.<br />

Nicht mehr für jeden Mist verantwortlich<br />

sein. Wenn ich abends zu Hause auf<br />

den Balkon trat und hinunter schaute,<br />

kam mir manchmal in den Sinn, dass es<br />

nur eines winzigen Schritts bedürfe, um<br />

allem Stress ein Ende zu machen. Es war<br />

nur ein Gedanke, ich habe nicht ernsthaft<br />

erwogen, Selbstmord zu begehen,<br />

aber er kam immer häufi ger. Etwa beim<br />

Anblick von Zügen, die in den Bahnhof<br />

einfuhren. Ein Schritt, dachte ich, und<br />

du bist nur noch Matsch auf den Gleisen<br />

und hast endlich Ruhe.<br />

Eigentlich passt das gar nicht zu mir.<br />

Ich war mit mir und meinem Leben<br />

immer sehr zufrieden. Die Jahre 2008<br />

und 2009 aber haben mich geschafft .<br />

Es gab Veränderungen im Unternehmen,<br />

durch die ich immer mehr zu tun<br />

bekam. Alles, was woanders runterfi el,<br />

landete auf meinem Tisch. Ich habe nie<br />

»nein« gesagt. Im Gegenteil: Ich neigte<br />

dazu, mich für alles zuständig zu fühlen.<br />

Hatte ein Kollege ein Problem, nahm ich<br />

mich der Sache an. Irgendwann war ich<br />

2,5 Vollzeitstellen. Klar, dass da nicht alles<br />

rund läuft . Es gab zu viele Baustellen.<br />

Dann haben mich die Chefs zu sich gerufen<br />

und mit betrübter Miene gefragt,<br />

wie ich selbst meine Leistung einschätzen<br />

würde. Dass ich jede Woche 80 bis<br />

90 Stunden für die Firma da war, haben<br />

die nicht gesehen. Nur meine Fehler registrierten<br />

sie.<br />

2008 wurde meine Leistung 30 Prozent<br />

schlechter als im Vorjahr eingestuft .<br />

Das hatte zur Folge, dass ich auch weniger<br />

Gehalt bekam. Ich strengte mich<br />

daraufh in noch mehr an, um mein<br />

Leistungsniveau irgendwie zu halten.<br />

Abschalten konnte ich zu dieser Zeit<br />

nicht mehr. Ob abends zu Hause oder<br />

im Urlaub – ich saß immer nur stumm<br />

auf dem Sofa, guckte stur geradeaus und<br />

wälzte Probleme.<br />

Auf die Idee, mich professionell beraten<br />

zu lassen, bin ich selbst nicht gekommen.<br />

Eines Tages standen zwei Kolleginnen<br />

in meinem Büro und sagten,<br />

dass ich jetzt Feierabend habe. Schöne<br />

Vorstellung, antwortete ich, aber leider<br />

warten noch drei Meetings auf mich. Sie<br />

blieben hartnäckig, brachten mich ins<br />

<strong>Fürstenberg</strong> <strong>Institut</strong> und blieben, bis die<br />

erste Beratungsstunde vorbei war.<br />

Ich bin den Kolleginnen heute sehr<br />

dankbar. Die Beratung hat mich zurück<br />

ins Leben geholt. Schon die erste Stunde<br />

war wie ein Befreiungsschlag. Ich habe<br />

fast 50 Minuten am Stück erzählt. Herr<br />

Bungart, der Berater, stellte nur hin und<br />

wieder Zwischenfragen. Als ich am glei-<br />

Nie habe ich gesagt:<br />

Leute, tut mir leid,<br />

aber das ist<br />

nicht meine Baustelle<br />

chen Abend erstmals seit langer Zeit<br />

wieder bewusst in den Spiegel guckte,<br />

erschrak ich: Ich sah aus wie der Tod<br />

auf Latschen.<br />

In der nächsten Sitzung fragte Herr<br />

Bungart mich, was genau die Arbeit<br />

so schwierig macht. Das konnte ich<br />

auf Anhieb gar nicht benennen. Als<br />

ich dann aber meinen Alltag beschrieb,<br />

wurde mir klar, wo das größte Problem<br />

lag: Ich hatte im Zuge der Umstrukturierungen<br />

die Verantwortung für ein<br />

kleines Team übernommen, das sich<br />

nach der Aufl ösung einer Abteilung<br />

nirgendwo zuordnen ließ. Mit meinem<br />

eigentlichen Aufgabenbereich hatte das<br />

Team nichts zu tun. Gleichzeitig war es<br />

der größte Zeit- und Energiekiller. Herr<br />

Bungart wollte wissen, warum man das<br />

BERATUNGSREPORT<br />

13<br />

Team ausgerechnet mir zugeteilt hatte.<br />

Keine Ahnung, sagte ich. Hätten Sie die<br />

Zusatzaufgabe nicht ablehnen können,<br />

bohrte er weiter. In diesem Moment begriff<br />

ich, dass ich meine Lage zu einem<br />

guten Teil selbst verantworte. Dass meine<br />

Erschöpfung nicht zuletzt eine Folge<br />

meines eigenen Leistungsanspruchs ist.<br />

Zuzugeben, dass mein Limit erreicht<br />

ist – das passte nicht in mein Selbstbild.<br />

Und darum habe ich auch nie gesagt:<br />

Leute, tut mir leid, aber das ist nicht<br />

meine Baustelle.<br />

Nach dieser Erkenntnis machten wir<br />

uns in der Beratung daran, einen Plan<br />

zu entwerfen. Herr Bungart gab mir als<br />

Hausaufgabe, eine Liste mit Punkten zu<br />

erstellen, die sich ändern müssten, damit<br />

mir die Arbeit wieder Spaß macht. Es<br />

sollten Ich-Botschaft en sein, weil es keinen<br />

Sinn hat, Änderungswünsche aufzuschreiben,<br />

die nicht in meiner Hand<br />

liegen. Also schrieb ich: Ich lasse mich<br />

künft ig nicht mehr unter Druck setzen.<br />

Ich werde deutlich machen, wo meine<br />

Grenzen liegen. Ich arbeite nie mehr<br />

als neun Stunden täglich. Ich werde<br />

verstärkt Aufgaben delegieren und mir<br />

Zeitfenster einrichten, in denen ich ungestört<br />

arbeiten kann. Diese Punkte sind<br />

heute wie eine Art Mantra für mich.<br />

Am meisten bewegt hat mich die Beratungsstunde,<br />

in der Herr Bungart wissen<br />

wollte, was mir außerhalb der Arbeit etwas<br />

bedeutet. Ich begriff , dass ich zwei<br />

Jahre lang privat nicht stattgefunden<br />

hatte. Mit meiner Frau auf dem Balkon<br />

sitzen und reden, mit den Kindern Sport<br />

treiben, im Cafe sitzen und Bücher lesen<br />

oder Leute beobachten – das machte mir<br />

früher super viel Spaß. In den letzten<br />

zwei Jahren aber hatte ich einfach keinen<br />

Kopf dafür. Ich bekam von Herrn<br />

Bungart die Hausaufgabe, mich diesen<br />

Dingen verstärkt zu widmen. Er wollte<br />

sogar ganz konkret wissen, was ich mir<br />

für das Wochenende vornehme.<br />

Elf Beratungstermine hatte ich. Heute<br />

fühle ich mich wie aufgetankt. Mein<br />

Leben hat wieder Struktur. Ich achte<br />

auf ein erfülltes Privatleben. Und habe<br />

auch wieder Spaß an meinem Job. Die<br />

Verantwortung für das kleine Team<br />

bin ich los. Ich hatte mit den größten<br />

Widerständen gerechnet. Umso mehr<br />

erstaunte mich, dass mein Chef sofort<br />

einverstanden war. �


Michael Thiel, vielen als<br />

Experte aus dem Radio<br />

und Fernsehen bekannt,<br />

arbeitet seit sechs Jahren<br />

mit dem <strong>Fürstenberg</strong><br />

<strong>Institut</strong> zusammen<br />

»Ich teile mein Büro mit zwei Kolleginnen<br />

und habe das Gefühl, die beiden<br />

haben sich gegen mich zusammengetan.<br />

Als ich sie darauf ansprach,<br />

wiesen sie den Vorwurf zurück.«<br />

Michael Th iel: Gehen Sie zunächst Ihren<br />

Gefühlen auf den Grund, indem Sie<br />

Tatsachen sammeln, die für aber auch<br />

gegen Ihren Verdacht sprechen: Halten<br />

Sie in einer Art Tagebuch mit Uhrzeit<br />

und Datum fest, welche Verhaltensweisen<br />

Ihrer Kolleginnen Sie belasten.<br />

Gibt es »Augenzeugen«? Ganz wichtig:<br />

Versuchen Sie Interpretationen zu vermeiden.<br />

Nur Fakten zählen. Möglicherweise<br />

stellen Sie fest, dass die Situation<br />

doch harmloser ist, als sie dachten.<br />

Bestätigt sich durch die gesammelten<br />

Fakten und Zeugenaussagen jedoch Ihr<br />

Gefühl, sollten Sie mit den Unterlagen<br />

zu einer Vertrauensperson gehen. Das<br />

kann der Betriebsrat, aber auch ein au-<br />

»VERBIETEN<br />

SIE IHM<br />

DIE ANRUFE<br />

NICHT«<br />

Guter Rat von Michael Th iel. Diesmal geht<br />

es unter anderem um die Frage, wie man mit<br />

der Anhänglichkeit seines Kindes umgeht<br />

ßenstehender Berater sein. Suchen Sie<br />

gemeinsam nach einer Lösung: Vom<br />

moderierten Gespräch zwischen Ihnen<br />

und den beiden Kolleginnen bis zum<br />

Bürowechsel – alle Möglichkeiten sollten<br />

erwogen werden, bis Sie sich für einen<br />

akzeptablen Ausweg entscheiden.<br />

—<br />

»Ich bin Teamleiter. Einer meiner<br />

Mitarbeiter kommt nach überstandenem<br />

Burnout ins Büro zurück. Das<br />

Arbeitspensum in der Abteilung ist<br />

sehr hoch – was kann ich tun, damit<br />

er keinen Rückfall bekommt?«<br />

Michael Th iel: Besprechen Sie dies direkt<br />

nach der Ankunft mit Ihrem Mitarbeiter.<br />

Fragen Sie ihn, wie es ihm<br />

geht und was für ihn wichtig ist, damit<br />

er sich gut wieder einfi ndet und langfristig<br />

stabil bleibt. Gönnen Sie dem<br />

Kollegen ganz offi ziell eine Woche Einarbeitungszeit,<br />

damit er sich langsam<br />

wieder in der Abteilung zurechtfi nden<br />

kann. Setzen Sie sich nach dieser Woche<br />

mit ihm zusammen, um zu planen,<br />

wo der Kollege mit welchem Pensum<br />

eingesetzt werden kann, ohne überlastet<br />

zu werden. Danach sollten Sie sich<br />

mit ihm regelmäßig einmal pro Woche<br />

zu einem Gespräch treff en: Was klappt,<br />

wo braucht er Hilfe? Dieser Rückhalt<br />

sorgt dafür, dass Sie bei dem Mitarbeiter<br />

erste Anzeichen einer Überbelastung<br />

sofort erkennen könnten.<br />

SPRECHSTUNDE<br />

14<br />

»Mein Mann und ich sind beide berufstätig.<br />

Seit einiger Zeit ruft unser<br />

13-jähriger Sohn mehrmals täglich bei<br />

mir im Büro an. Die Arbeit leidet darunter,<br />

zudem habe ich ein schlechtes<br />

Gewissen meinem Sohn gegenüber.«<br />

Michael Th iel: Erst einmal fi nde ich es<br />

wunderbar, dass Ihr Sohn sich an Sie<br />

wendet. Viele Kinder in diesem Alter<br />

verschließen sich gegenüber ihren Eltern.<br />

Ihr Sohn ist inmitten der Pubertät.<br />

Er braucht Rat, um sich in einer<br />

für ihn kompliziert werdenden Welt<br />

orientieren zu können. Jetzt gilt es, behutsam<br />

vorzugehen. Verbieten Sie ihm<br />

die Anrufe nicht. Eine Studie des Jugendforschungsinstituts<br />

in Wien ergab,<br />

dass Kinder und arbeitende Eltern<br />

besonders dann eine vertrauensvolle<br />

Bindung aufb auen, wenn sie tagsüber<br />

miteinander telefonieren dürfen. Erzählen<br />

Sie Ihrem Sohn von Ihrer Arbeit<br />

und sagen Sie ihm, wann er am besten<br />

anrufen kann. Fragen Sie Ihren Vorgesetzten,<br />

ob er einverstanden ist, dass Sie<br />

in der nächsten Zeit gelegentlich mit<br />

Ihrem Sohn telefonieren – und dafür<br />

eventuell länger arbeiten. Nehmen Sie<br />

sich abends Zeit, um mit Ihrem Sohn<br />

zu reden. Und binden Sie auch Ihren<br />

Mann mit ein.<br />

Haben auch Sie eine Frage an<br />

Michael Thiel? Schreiben Sie uns:<br />

beratung@fuerstenberg-institut.de<br />

Illustrationen Philipp Neumann


SCHLUSS MIT DEM VERTAGEN<br />

Steuererklärung? Mache ich nächste Woche. Den Chef um ein Gespräch bitten? Dafür<br />

bin ich heute nicht in Stimmung. Computer ausmisten? Ich muss erst andere Dinge erledigen.<br />

Vier Methoden gegen das ewige Aufschieben, im Fachjargon Prokrastination genannt<br />

1. Die Kaltdusch-Methode 2. Die Schwarzmal-Methode<br />

Willenskraft hilft, lästige Aufgaben in Angriff zu nehmen.<br />

Das Gute: Man kann den Willen wie einen Muskel<br />

trainieren. Zum Beispiel so: Morgens erst die warme<br />

Dusche genießen und danach kurz das kalte Wasser<br />

aufdrehen. Jeden Tag die Kaltphase verlängern. Der so<br />

trainierte Wille wird bald auch im Job Gefühle von Unlust<br />

und Unbehagen im Zaum halten.<br />

Auch negative Fantasien motivieren. Wer sich vor einer Aufgabe drücken<br />

will, sollte sich die Folgen vor Augen halten: Ich schleppe die Last mit<br />

mir herum, der Druck wird noch größer, mein Chef wird enttäuscht sein.<br />

3. Die 15-Minuten-Methode<br />

Manchmal erleichtert<br />

Selbstüberlistung<br />

den Start. Der Pakt: 15<br />

Minuten – sollte ich<br />

dann immer noch keine<br />

Lust haben, darf ich<br />

die Arbeit abbrechen.<br />

Hintergrund: Wer erst<br />

mal dabei ist, hört so<br />

schnell nicht wieder auf.<br />

4. Die Espresso-Methode<br />

Riesenprojekte überfordern schnell. Wer kein Ziel vor Augen<br />

hat, dem fehlt die Lust, überhaupt zu starten. Clevere Arbeiter<br />

teilen daher Herkulesaufgaben in Minischritte ein und belohnen<br />

sich für jede erreichte Etappe – etwa mit einer Tasse Espresso.<br />

TRAININGSRUNDE<br />

BLINDTEXT<br />

15<br />

A


»Der Edle benützt seinen Reichtum, um sein<br />

Leben zu gestalten. Der Niedrigdenkende benützt<br />

sein Leben, um zu Reichtum zu gelangen.«<br />

Konfuzius, chinesischer Philosoph<br />

(551 v. Chr. Bis 479 v. Chr.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!