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Zenderscher auf Besuchsreise zu ihren Landsleuten in Österreich

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<strong>Zenderscher</strong> <strong>auf</strong> <strong>Besuchsreise</strong> <strong>zu</strong> <strong>ihren</strong> <strong>Landsleuten</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

Die Mitglieder des Vorstands und die Chorgeme<strong>in</strong>schaft der HOG Zendersch e.V. unternahmen vom 28. – 30.<br />

September 2012 e<strong>in</strong>e Fahrt nach <strong>Österreich</strong> <strong>zu</strong> <strong>ihren</strong> <strong>Zenderscher</strong> <strong>Landsleuten</strong> und deren Nachkommen, die<br />

heute mehrheitlich im Raum L<strong>in</strong>z und Traun <strong>in</strong> Oberösterreich leben. Nach der Vere<strong>in</strong>sgründung der HOG<br />

Zendersch <strong>in</strong> Deutschland war es geboten, die Verb<strong>in</strong>dung <strong>zu</strong> den durch geografische Trennung etwas <strong>in</strong>s<br />

Abseits geratenen <strong>Zenderscher</strong>n <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> durch e<strong>in</strong>en Besuch wieder <strong>auf</strong><strong>zu</strong>frischen,<br />

<strong>zu</strong> festigen und sie <strong>in</strong> das Vere<strong>in</strong>sleben künftig besser e<strong>in</strong><strong>zu</strong>b<strong>in</strong>den.<br />

Auf dem Programm der Reise standen: e<strong>in</strong> Abend der Begegnung der <strong>Zenderscher</strong> <strong>in</strong> Traun, die Teilnahme am<br />

Heimattag der Siebenbürger Sachsen <strong>in</strong> Wels und Stadtführungen <strong>in</strong> Passau und Salzburg.<br />

Nach pünktlicher Abfahrt am Freitag Früh <strong>in</strong> Nordheim/BW g<strong>in</strong>g es über die Autobahn Richtung Nürnberg, wo<br />

weitere <strong>Zenderscher</strong> <strong>zu</strong>stiegen. Die erste Station war Passau. E<strong>in</strong> Höhepunkt der Stadtführung war der Dom St.<br />

Stefan aus dem 17. Jahrhundert. Beim E<strong>in</strong>treten bekommt man erst e<strong>in</strong>en wirklichen E<strong>in</strong>druck von der Größe<br />

und der <strong>auf</strong>wändigen Gestaltung diese Gotteshauses. Angesichts der überwältigenden Größe beantwortete sich<br />

die Frage, ob die <strong>Zenderscher</strong> Kirche <strong>in</strong> den Dom h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passen würde, von selbst. E<strong>in</strong>e Besonderheit ist die<br />

größte Kirchenorgel der Welt. Ihre längste Orgelpfeife misst 11 Meter. Sehenswert war auch das „Alte Rathaus“<br />

mit dem Glockenturm und den Markierungen der Pegelstände aus den Jahren des Katastrophenhochwassers.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Kaffeepause g<strong>in</strong>g die Fahrt weiter über die Grenze <strong>in</strong> Richtung Wels, vorbei an den Städten<br />

Schärd<strong>in</strong>g, Ried im Innkreis und Peuerbach.<br />

Die Fahrt durch diese Region war Anlass für e<strong>in</strong>en Rückblick <strong>auf</strong> die Zeit von Flucht und Vertreibung, als im<br />

Herbst 1944 neben anderen geflüchteten Siebenbürger Sachsen auch 182 Personen aus Zendersch <strong>auf</strong> ihrem<br />

Fluchtweg <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>den Peuerbach, Bruck-Waasen und Steegen gelangt waren. Zum Gedenken an die<br />

50jährige Wiederkehr dieses Ereignisses und <strong>zu</strong>m Dank an die damalige österreichische Bevölkerung wurde im<br />

September 1994 im Rahmen e<strong>in</strong>er Feierstunde mit Vertretern der bürgerlichen und kirchlichen Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e<br />

Gedenktafel im Rathaus Peuerbach angebracht.<br />

Die meisten <strong>Zenderscher</strong> lebten bis Mitte der 1950er Jahre im Flüchtl<strong>in</strong>gslager Viechtwang im Almtal, das 1957<br />

<strong>auf</strong>gelöst wurde.<br />

Denjenigen, die damals <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> geblieben s<strong>in</strong>d, sich dort angesiedelt und e<strong>in</strong>e neue Heimat gefunden<br />

haben, und <strong>ihren</strong> Nachkommen galt unser Besuch.<br />

Als <strong>in</strong> Wels die Hotelzimmer bezogen waren, brach man am Abend <strong>auf</strong> <strong>zu</strong>m eigentlichen Höhepunkt und Anlass<br />

der Reise. Nach kurzer Fahrt erreichten wir <strong>in</strong> Traun den Geme<strong>in</strong>desaal der Evangelischen Kirchengeme<strong>in</strong>de, wo<br />

die Gastgeber sich versammelt hatten und geduldig <strong>auf</strong> uns warteten. Mit den Klängen e<strong>in</strong>er Siebenbürgischen<br />

Blaskapelle und e<strong>in</strong>em Willkommensgruß von Irene Kastner ( geb. Kreischer) wurde uns e<strong>in</strong> überaus<br />

freundlicher Empfang bereitet, bei dem nach guter Tradition auch e<strong>in</strong> Gläschen Pali<br />

( Marke Eigenbau) und e<strong>in</strong> Stück Hanklich nicht fehlten. Es war wie e<strong>in</strong> Nach-Hause-Kommen nach langer<br />

Abwesenheit, <strong>zu</strong> Menschen, denen wir durch geme<strong>in</strong>same Wurzeln und <strong>zu</strong>m Teil auch geme<strong>in</strong>sam durchlebte<br />

Vergangenheit verbunden s<strong>in</strong>d.<br />

Begrüßt wurden wir auch von Herrn Pfarrer Johann Pitters, der aus Hermannstadt stammt und seit 2004 die<br />

Pfarrstelle der Evangelischen Pfarrgeme<strong>in</strong>de Traun versieht. In se<strong>in</strong>er Ansprache wurde spürbar, dass das größte<br />

Gut, das wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft besitzen, die Menschen und ihre guten Beziehungen <strong>zu</strong>e<strong>in</strong>ander s<strong>in</strong>d, die sich<br />

<strong>in</strong> Nähe und Vertrauen, Verständnis und Güte, <strong>in</strong> Geduld und Hilfsbereitschaft, aber auch <strong>in</strong> Glaube und<br />

Hoffnung widerspiegeln – auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heute veränderten Gesellschaft und über geografische Grenzen h<strong>in</strong>weg.<br />

Das weitere Programm an diesem Abend bestritt der <strong>Zenderscher</strong> Chor mit altem und neuem Liedgut aus se<strong>in</strong>em<br />

vielfältigen Repertoire. Nach e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Abendessen gab es Gelegenheit weiter Er<strong>in</strong>nerungen<br />

aus<strong>zu</strong>tauschen, sich Neuigkeiten <strong>zu</strong> berichten und sich nach Angehörigen, Verwandten und Freunden <strong>zu</strong><br />

erkundigen.<br />

Der Vorsitzende der Heimatortsgeme<strong>in</strong>schaft Zendersch e.V., Richard Jakobi, stellte den „<strong>Österreich</strong>ern“ die<br />

Mitglieder des Vere<strong>in</strong>svorstandes vor. In se<strong>in</strong>er Dankesrede gab er dem Wunsch Ausdruck, dass dieser Besuch<br />

da<strong>zu</strong> beitragen möge, künftig die Verb<strong>in</strong>dung <strong>zu</strong> den <strong>Zenderscher</strong>n <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>zu</strong> <strong>in</strong>tensivieren und die<br />

Beziehungen <strong>zu</strong> pflegen, damit sie e<strong>in</strong>gebunden bleiben <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong> und <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft der <strong>Zenderscher</strong>.<br />

Für 2015 ist erneut e<strong>in</strong> Treffen <strong>in</strong> unserem Heimatort Zendersch geplant.<br />

Mit dem geme<strong>in</strong>sam gesungenen Siebenbürgen-Lied klang der Freitagabend und die fröhliche Begegnung <strong>in</strong><br />

Traun aus.<br />

Am Samstag stand e<strong>in</strong>e Stadtführung <strong>in</strong> Salzburg <strong>auf</strong> dem Programm. Bei e<strong>in</strong>em Spaziergang durch die Stadt<br />

konnten wir e<strong>in</strong>e Reihe von Sehenswürdigkeiten und ihre Entstehungsgeschichte kennen lernen, wie <strong>zu</strong>m


Beispiel: Mirabellgarten und Schloss Mirabell, heute Amtssitz des Salzburger Bürgermeisters und der<br />

Stadtverwaltung; die Getreidegasse mit dem Geburtshaus von W.A. Mozart, <strong>in</strong> dem sich heute das<br />

Mozartmuseum bef<strong>in</strong>det; den Dom, e<strong>in</strong> prachtvoller barocker Kirchenbau, <strong>in</strong> dem bis <strong>zu</strong> 1000 Besucher Platz<br />

f<strong>in</strong>den. Hoch über der Stadt thront die über 900 Jahre alte, größte und vollständig erhaltene Burg Mitteleuropas,<br />

die Festung Hohensalzburg.<br />

Bei der Rückfahrt durch das oberösterreichische Kerngebiet, dem sogenannten „Landl“ darf e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis <strong>auf</strong> die<br />

Landler nicht fehlen, die Mitte des 18. Jahrhunderts als Protestanten aus ihrer Heimat ausgewiesen, nach<br />

Siebenbürgen deportiert wurden und sich <strong>in</strong> den Orten Großau, Großpold und Neppendorf ansiedelten. Der<br />

größte Teil ihrer Nachfahren lebt heute wieder <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>. Nach dem geme<strong>in</strong>samen Abendessen <strong>in</strong> Wels war<br />

der Tag noch nicht <strong>zu</strong> Ende. Es bot sich Gelegenheit <strong>zu</strong>m Besuch e<strong>in</strong>er Tanzveranstaltung <strong>in</strong> der Stadthalle, die<br />

<strong>auf</strong> dem Programm des Heimattages der Siebenbürger Sachsen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> stand. Am Samstagnachmittag war<br />

der Heimattag („Tage der Geme<strong>in</strong>schaft – Tage der Kultur“) eröffnet worden. Im Obergeschoss waren zwei<br />

sehenswerte und sehr gelungene Ausstellungen <strong>zu</strong> bewundern: “Lebendiges Brauchtum und Volkskultur“ sowie<br />

„ Unsere Kirchen e<strong>in</strong>st und heute.“<br />

Am Sonntagvormittag war noch Zeit <strong>zu</strong>m Besuch des Festgottesdienstes mit Pfarrer Volker Petri, OKR Dr.<br />

Hannelore Re<strong>in</strong>er, dem Jugendbachchor aus Kronstadt und der großen Siebenbürgischen Musikkapelle aus<br />

Laakirchen.<br />

Beim Festum<strong>zu</strong>g durch die Stadt bot sich den Zuschauern e<strong>in</strong> buntes Bild aus der Vielfalt der siebenbürgischsächsischen<br />

Trachtenlandschaften.<br />

Danach galt es Abschied nehmen und wir traten die Heimreise wieder über Passau und Nürnberg nach Nordheim<br />

an, natürlich nicht ohne e<strong>in</strong>e ausgiebige Pause, <strong>in</strong> der noch e<strong>in</strong>mal gesungen und der mitgebrachten Stärkungen<br />

kräftig <strong>zu</strong>gesprochen wurde.<br />

Dank sei hier allen gesagt, die durch <strong>ihren</strong> tatkräftigen E<strong>in</strong>satz, ihre Hilfe und Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>in</strong> jeglicher Form<br />

da<strong>zu</strong> beigetragen haben, dass diese Reise <strong>zu</strong> den <strong>Zenderscher</strong>n <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> stattf<strong>in</strong>den konnte, <strong>in</strong>sbesondere<br />

auch der großen Kreischer-Familie <strong>in</strong> Traun.<br />

E<strong>in</strong> verständnisvolles Mite<strong>in</strong>ander, gegenseitige Wertschät<strong>zu</strong>ng trotz vorhandener Unterschiede, Zusammenhalt,<br />

Nähe und Pflege der Geme<strong>in</strong>schaft kann auch <strong>in</strong> Zukunft über Grenzen h<strong>in</strong>weg gel<strong>in</strong>gen, weiterh<strong>in</strong> Bestand<br />

haben und lebendig bleiben.<br />

Andreas Rader<br />

Im Auftrag des Vorstands der HOG Zendersch

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