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herzog theodor von gothland - Badisches Staatstheater - Karlsruhe

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HERZOG THEODOR VON<br />

GOTHLAND


HERZOG THEODOR VON GOTHLAND<br />

Eine Tragödie in fünf Akten <strong>von</strong> Christian Dietrich Grabbe<br />

Olaf, König <strong>von</strong> Schweden URsULA GROssENbAcHER<br />

Der alte Herzog <strong>von</strong> Gothland sTEfAN ViERiNG<br />

Theodor, Herzog <strong>von</strong> Gothland,<br />

Kronfeldherr, Sohn des alten Herzogs ANDRé WAGNER<br />

Friedrich, Herzog <strong>von</strong> Gothland,<br />

Reichskanzler, Sohn des alten Herzogs NATANAëL LiENHARD<br />

Graf Skiold KLAUs cOfALKA-ADAmi<br />

Cäcilia, seine Tochter,<br />

Gemahlin Theodors <strong>von</strong> Gothland UTE bAGGERöHR<br />

Gustav, ihr Sohn bENjAmiN bERGER<br />

Graf Holm GUNNAR scHmiDT<br />

Graf Arboga GEORG KRAUsE<br />

Erik, Diener Theodors <strong>von</strong> Gothland mARKO DyRLicH*<br />

Rolf, Diener Friedrichs <strong>von</strong> Gothland AxEL sicHROVsKy*<br />

Berdoa, Neger, Oberfeldherr der Finnen TimO TANK<br />

Rossan, Feldherr der finnischen Infantrie jAN ANDREEsEN<br />

Irnak, Feldherr der finnischen Infantrie NiKOLAi PLATH *<br />

Souffleuse sTEfANiE RADEmAcHER *<br />

*als Gast<br />

Regie mARTiN NimZ<br />

Bühne fLURiN bORG mADsEN<br />

Kostüme RicARDA KNöDLER<br />

Musik & Sounddesign mATTHiAs ENGELKE<br />

Licht cHRisTOPH PöscHKO<br />

Dramaturgie NiNA sTEiNHiLbER<br />

PREmiERE 22.10.11 KLEiNEs HAUs<br />

Aufführungsdauer 4 Stunden, eine Pause<br />

1


Regieassistenz ERic NiKODym Bühnenbildassistenz bäRbEL KObER / siLViA mARADEA<br />

Kostümassistenz sTEfANiE GAissERT Regiehospitanz ANTONiA GEmEiNHARDT Soufflage<br />

sTEfANiE RADEmAcHER Inspizienz NiKOLAUs NAUy<br />

Technische Direktion HARALD fAssLRiNNER, RALf HAsLiNGER Bühne HENDRiK bRüGGEmANN,<br />

EDGAR LUGmAiR Leiter der Beleuchtung sTEfAN WOiNKE Leiter der Tonabteilung<br />

sTEfAN RAEbEL Ton jAN PALmER, yANNiK mAi Leiter der Requisite WOLfGANG fEGER<br />

Werkstättenleiter THEO f. HAUsER Malersaal DiETER mOsER Leiter der Theaterplastiker<br />

LADisLAUs ZAbAN Schreinerei GüNTER fURRER Schlosserei mARiO WEimAR Polster-<br />

und Dekoabteilung UTE WiENbERG Kostümdirektorin DORis HERsmANN Gewandmeister/in<br />

Herren PETRA ANNETTE scHREibER, RObERT HARTER Gewandmeisterinnen<br />

Damen TATjANA GRAf, KARiN WöRNER, ANNETTE GROPP Waffenmeister micHAEL<br />

PAOLONE Schuhmacherei THOmAs mAHLER, bARbARA KisTNER, GüLAy yiLmAZ<br />

Modisterei DiANA fERRARA, jEANETTE HARDy Chefmaskenbildner RAimUND OsTER-<br />

TAG Maske fRiEDERiKE REicHEL, sONjA ROss, RENATE scHöNER, NATALiE sTRicKNER<br />

Wir danken der Deutschen Bundesbank für die freundliche Unterstützung.<br />

2<br />

Timo Tank


mAcHT<br />

DER VERZWEifLUNG<br />

ZUm iNHALT<br />

ERSTER AKT<br />

Herzog Theodor <strong>von</strong> Gothland führt das<br />

Leben eines angesehenen Feldherren.<br />

Er hat Frau und Kind, zwei Brüder, die er<br />

liebt und den Respekt des schwedischen<br />

Königs und seiner Untergebenen, die den<br />

Herzog für seinen Edelmut und seine militärischen<br />

Erfolge als Helden verehren. Als<br />

der Afrikaner Berdoa, Oberfeldherr der<br />

Finnen, mit seinem Heer an der schwedischen<br />

Küste landet und dem Königreich<br />

den Krieg erklärt, ist Gothland bereit,<br />

auch diese Schlacht siegreich für sein<br />

Vaterland zu schlagen. Doch Berdoa hat<br />

andere Pläne mit dem „Größten der Europäer“.<br />

Gothland ist Ziel eines persönlichen<br />

Racheakts des ehemaligen Sklaven,<br />

der Genugtuung für das an ihm begangene<br />

Unrecht will. Geschickt redet er dem<br />

Herzog ein, einer seiner Brüder habe den<br />

anderen hinterhältig ermordet. Die Intrige<br />

4<br />

gelingt, der vermeintliche Brudermord<br />

bringt das Weltbild des Idealisten ins<br />

Wanken.<br />

ZWEITER AKT<br />

Am Hof des Schwedischen Königs stellt<br />

Gothland seinen Bruder Friedrich zur<br />

Rede. Der leugnet die Tat – doch Gothland,<br />

einmal <strong>von</strong> der Idee besessen, klagt<br />

ihn des Brudermordes an und fordert<br />

Gerechtigkeit vom König und seinen<br />

Grafen. Er ruft Berdoa als Zeugen auf, in<br />

dessen Gegenwart er die verstümmelte<br />

Leiche des toten Bruders in Augenschein<br />

genommen hat. Zur Überraschung aller<br />

weist der König Gothlands Klage ab. Fassungslos<br />

über diese Entscheidung, greift<br />

der Herzog selbst zur Waffe und richtet<br />

den Bruder. Die bittere Konsequenz: Der<br />

schwedische König verstösst Gothland<br />

und erklärt ihn für vogelfrei.


DRITTER AKT<br />

Berdoas Intrige wird aufgedeckt und<br />

Gothland erfährt, dass nicht Friedrich,<br />

sondern er selbst zum Brudermörder<br />

geworden ist. In einem überraschenden<br />

Prozess der Selbsterkenntnis überwindet<br />

Gothland jedoch das Entsetzen über die<br />

eigene Tat, nimmt das Böse als unvermeidliches<br />

Schicksal an und stürzt sich<br />

– befreit <strong>von</strong> Schuld- und Reuegefühlen<br />

und getrieben <strong>von</strong> dem unbedingten<br />

Willen zur Macht – in einen beispiellosen<br />

Feldzug gegen Gott, König und Vaterland.<br />

Als Berdoa ihn bittet, die Finnen in der<br />

Schlacht gegen die Schweden zu unterstützen,<br />

ergreift Gothland die Chance,<br />

sich an seinem ahnungslosen Feind zu<br />

rächen: Es gelingt ihm, die Finnen gegen<br />

Berdoa aufzubringen und ihn als Anführer<br />

abzusetzen. Obgleich Todesängste ihn<br />

plagen, führt Gothland das finnische Heer<br />

in einer erfolgreichen Schlacht zum Sieg<br />

über die königlich-schwedische Armee<br />

und lässt sich zum Doppelkönig krönen.<br />

Berdoa sinnt nun seinerseits auf Rache<br />

für die erneute Demütigung, die ihm durch<br />

Gothland widerfahren ist. Er sucht sich<br />

das unschuldigste Opfer aus: Gustav, den<br />

Sohn des neuen Königs. Ihn zu verderben<br />

und zu vernichten wird nun sein Ziel.<br />

VIERTER AKT<br />

Gothland kann die absolute Macht nicht<br />

genießen – sein ermordeter Bruder lässt<br />

ihn nicht los, Alpträume quälen ihn, und<br />

seine Gedanken kreisen um entscheidende<br />

Fragen: Sollte es Gott geben – welche<br />

Strafe hat der Mörder zu erwarten? Und<br />

wenn es keinen Gott gibt und auch keine<br />

Unsterblichkeit – wie überwindet man die<br />

Angst vor dem Tod? Gothland grübelt – und<br />

mordet weiter. Ein letztes Mal wagt seine<br />

Frau Cäcilia den Versuch, ihn auf den<br />

Weg der Tugend zurückzuführen. Doch<br />

sie muss erkennen, dass sie an längst<br />

Verlorenes appelliert. Wenig später wird<br />

sie in der kargen „verschneiten Wüste“,<br />

zu der Gothlands Umgebung geworden<br />

ist, erfrieren. Währenddessen treibt<br />

Berdoa sein böses Spiel mit dem neuen<br />

Kronprinzen weiter. Zwar verbietet Gothland<br />

seinem Sohn den Umgang mit „dem<br />

Neger“, doch als er Berdoa gefangen<br />

setzt, bekennt Gustav sich offen zu seiner<br />

Freundschaft mit dem Feind des Vaters.<br />

Für seinen Ungehorsam lässt dieser den<br />

Sohn durch einen finnischen Feldherren<br />

mit der Peitsche bestrafen.<br />

FÜNFTER AKT<br />

Gothland scheint um Jahre gealtert.<br />

Er fühlt sich schwach und fürchtet Rebellion<br />

<strong>von</strong> Seiten der finnischen Soldaten.<br />

Er trägt dem schwedischen Grafen<br />

Arboga, der sich ihm angeschlossen hat,<br />

auf, mit seinen Soldaten die gesamte<br />

finnische Armee im Schlaf zu töten. Kalt<br />

nimmt Arboga den Auftrag an – doch<br />

Gustav warnt die Finnen, verrät den Vater<br />

und hilft bei der Befreiung Berdoas. Jetzt<br />

ist es Berdoa, der Gothland in seine Gewalt<br />

bringt. Doch der Versuch, Gothland zur<br />

Reue zu bewegen scheitert und die Genugtuung,<br />

ihn unter der Last seiner Taten<br />

zusammenbrechen zu sehen, ist Berdoa<br />

nicht vergönnt. Hilflos dem Monster, das<br />

er selbst entfesselt hat, ausgeliefert,<br />

greift Berdoa zum letzten Mittel: Er tötet<br />

Gustav. Doch Gothland empfindet nichts<br />

mehr. Rache um der Rache willen ist alles,<br />

was ihn noch interessiert. Am Ende des<br />

Stückes sind beide Kontrahenten tot, es<br />

wird still auf dem Schlachtfeld. Was die<br />

zivilisierte Welt ins Wanken gebracht hat,<br />

ist vernichtet, das System überlebt.<br />

5


mAssLOs<br />

ZUm sTücK<br />

Ein in jungen Jahren schon an der Welt<br />

und den Menschen verzweifelter Dichter<br />

zerschlägt die traditionelle Form des klassischen<br />

Dramas, greift an, provoziert und<br />

überfordert. Herzog Theodor <strong>von</strong> Gothland<br />

ist ein Amoklauf auf dem Theater.<br />

Für den Literaturwissenschaftler Volker<br />

Klotz ist Grabbe heute wie damals ein<br />

Extremist seiner Kunst, inhaltlich wie<br />

formal. „Den Spielraum der Bühne wie<br />

den Spielraum der dramatischen Form<br />

durchmisst und überspannt er bis zum<br />

äußersten ... Grabbes maßlose Dramaturgie<br />

entwirft einen expansiven Spielraum,<br />

worin seine Helden ihre ebenso maßlosen<br />

Energien entladen. Dabei überrennen<br />

sie die Grenzen dessen, was bislang als<br />

zulässig oder geboten galt. Ästhetische<br />

Grenzen des Theaters, der dramatischen<br />

Literatur und der Geschmackskonvention;<br />

soziale Grenzen der gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse und Verhaltensweisen; Leib-<br />

und Seelegrenzen des motorischen und<br />

6<br />

emotionalen Haushalts; weltanschauliche<br />

Grenzen des Denkbaren und Wünschenswerten.“<br />

Unzählige Leichen pflastern im Verlauf<br />

des Stückes Gothlands Weg – fast alle<br />

Menschen in seiner Umgebung fallen,<br />

einer nach dem anderen. Grabbe lässt<br />

sie erfrieren, erschlagen, niedermetzeln<br />

und zerstückeln, opfert sie der eigenen,<br />

verzweifelten Lust an der vollkommenen<br />

Zerstörung. „Tausende Leben sind ausgelöscht“,<br />

sinniert Gothland am Ende eines<br />

Tages. Reue? Mitleid? Nein. Das Werk der<br />

Zerstörung ist noch nicht vollendet, es<br />

muss weitergehen. „Was unterscheidet<br />

denn den Helden <strong>von</strong> dem Mörder?“, fragt<br />

Gothland seinen Feldherren Arboga. „Die<br />

Anzahl der Erschlagenen. Wer wen‘ge<br />

totschlägt, ist ein Mörder / Wer viele<br />

totschlägt, ist ein Held.“ „Nu / Das tröstet<br />

mich; ich werde wohl ein Held sein“, ist<br />

Gothlands lakonische Antwort. Schon<br />

beim ersten Lesen glaubt man den Furor<br />

Marko Dyrlich


zu spüren, der den Dichter beim Schreiben<br />

seiner Tragödie treibt, maßlos ist das<br />

in der Tat – und erschreckend ausweglos.<br />

Es scheint, als wolle Grabbe nichts übrig<br />

lassen. Was verlieren die Menschen<br />

schon, wenn sie ihr Leben opfern?<br />

Bestimmt das Schicksal unser Leben, der<br />

Zufall, ein bösartiger Gott? Wer oder was<br />

lenkt den Weltkreis und hat dieses erbärmliche,<br />

zerrissene, widersprüchliche<br />

Etwas, das sich Dasein nennt, zu verantworten,<br />

das Grabbe uns so erbarmungslos<br />

desillusionierend zeigt? „Der Mensch<br />

erklärt das Gute sich hinein / Wenn er die<br />

Weltgeschichte liest / Weil er zu feig ist /<br />

Sich ihre grause Wahrheit zu gestehn.“<br />

Grabbe will es unbedingt scheitern sehen,<br />

das humanistische Ideal, mit dem er aufgewachsen<br />

– und an dem er selbst so fatal<br />

gescheitert ist. An seinem Titelhelden<br />

statuiert er ein Exempel und hält unserer<br />

zivilisierten Welt den Spiegel vor.<br />

Er konfrontiert den „guten Herzog“ mit<br />

einem vermeintlichen Repräsentanten<br />

des Bösen, dem Neger Berdoa. Der ehemalige<br />

Sklave will Rache für das an ihm<br />

begangene Unrecht. Am Beispiel Gothlands<br />

führt er uns vor, was sich unter der<br />

Maske der Zivilisation verbirgt, welches<br />

Grauen darunter lauert, welches Potential<br />

an Bosheit und Gewalt. Kommt dieses<br />

Potential erst zur Entfaltung, offenbart<br />

sich das ganze Unvermögen des Menschen,<br />

menschlich zu sein – und die Angst<br />

vor uns selbst wird grenzenlos. Herzog<br />

Theodor <strong>von</strong> Gothland ist Grabbes Rache<br />

an einer Welt, in der er auf die Frage nach<br />

dem Sinn der menschlichen Existenz<br />

keine befriedigende Antwort findet. Und<br />

in der angesichts der Tragödie seines eigenen<br />

Lebens selbst das Gelächter immer<br />

nur eines aus Verzweiflung sein kann.<br />

8<br />

Die Verstörung über die „grause Wahrheit“,<br />

die der Dichter seinen Herzog<br />

Theodor <strong>von</strong> Gothland erkennen lässt,<br />

hält bis heute an. Reflexartig versucht<br />

man, sich zu schützen, will lieber nicht<br />

zu tief hineingeraten in diesen beunruhigenden<br />

Strudel, der Grabbes Antihelden<br />

erfasst. So bleibt der Wunsch, „das Gute<br />

sich hinein zu erklären“ auch eine Überlebensstrategie.<br />

Gothlands Frau Cäcilia klammert sich bis<br />

zuletzt an diese Überlebensstrategie –<br />

und in einer Situation, in der die Wut des<br />

Dichters bereits alle positiven Werte für<br />

gescheitert erklärt hat, kämpft sie unerbittlich<br />

weiter. Dafür, dass wir glauben,<br />

dass wir hoffen, dass wir lieben.<br />

„Der Mensch lehnt sich auf seine Türme /<br />

Und seine Türme stürzen krachend ein“,<br />

kommentiert Gothland zu Beginn des<br />

Stücks die eigene Reaktion auf die Nachricht<br />

<strong>von</strong> der Ermordung seines Bruders.<br />

Wenig später existieren die Ideale, auf<br />

denen sein Leben bisher aufgebaut war<br />

nicht mehr, haben sich ins Gegenteil<br />

verkehrt. Glaube, Liebe und Hoffnung<br />

sind tot. Vier Akte später hat Gothland<br />

eine neue Lebensphilosophie, mit der<br />

er versucht, seinen Sohn Gustav für die<br />

Enttäuschungen und Grausamkeiten des<br />

Lebens zu wappnen: „Schwör, dass du<br />

dein Herz verhärten willst. Schwör, dass<br />

du dein Hoffen töten willst. Schwör, dass<br />

du nicht Reue fühlen willst!“<br />

Gothland fällt aus dem System und erschafft<br />

sich ein neues, ein grenzenloses,<br />

ein System der absoluten Freiheit jenseits<br />

<strong>von</strong> Recht, Gesetz und Moral – aber auch<br />

jenseits jeder positiven Utopie. Da ist<br />

nichts mehr, für das es sich zu leben oder<br />

zu sterben lohnt. Gothlands Freiheit ist<br />

die finale Gleichgültigkeit.<br />

André Wagner


DAs POETiscHE<br />

WiLD<br />

ZUm AUTOR<br />

Christian Dietrich Grabbe war seiner Zeit<br />

voraus – darin sind sich die meisten derer,<br />

die über dieses viel zu kurze Dichterleben<br />

voller Brüche und innerer Zerrissenheit<br />

geschrieben haben, einig. Die Zeitgenossen<br />

standen der radikalen Weltsicht dieses<br />

Vertreters einer anti-idealistischen<br />

Kunst hilflos gegenüber, Grabbe verstörte<br />

und faszinierte gleichermaßen – und er<br />

tut es immer noch. Und immer noch werden<br />

seine Werke selten gespielt.<br />

Gibt es sie überhaupt, die „richtige“ Zeit<br />

für Grabbe, diesen verzweifelten Pessimisten<br />

aus Detmold, der am 11. Dezember<br />

1801 als Sohn eines Zuchtmeisters<br />

geboren wird? Seine glücklichsten Jahre<br />

scheinen nachträglich die zu sein, in<br />

denen er auf dem Detmolder Gymnasium<br />

einer hoffnungsvollen Zukunft entgegensieht,<br />

liest, was ihm in die Finger kommt<br />

und seine Lust am Schreiben entdeckt.<br />

Mit sechzehn Jahren übersendet er der<br />

Leipziger Verlagsbuchhandlung Göschen<br />

10<br />

sein erstes selbstverfasstes Stück,<br />

Theodora, ein Drama in Versen. Doch<br />

das Manuskript wird abgelehnt, heute<br />

ist es verschollen. Obgleich Grabbe ein<br />

herausragender Schüler ist, muss er auf<br />

die Zulassung zum Studium warten. Für<br />

den ambitionierten jungen Mann eine<br />

deprimierende Zeit des Stillstands. 1820<br />

ermöglicht ihm dann endlich ein Stipendium<br />

der Landesfürstin, sein Jurastudium in<br />

Leipzig zu beginnen. Einer seiner Studienfreunde<br />

in Leipzig ist sein späterer<br />

Verleger Georg Ferdinand Kettembeil.<br />

An seine Eltern schreibt Grabbe im Februar<br />

1922 über seine Arbeit an Herzog<br />

Theodor <strong>von</strong> Gothland: „mein Stück kommt<br />

fast täglich seiner Beendigung näher; ehe<br />

ich es aber verlege, werde ich es mehreren<br />

Theater-Directionen anbieten; es wird<br />

mich gewiß sehr berühmt machen. Doch!<br />

Wir wollen warten, bis es fertig ist.“ Im<br />

selben Jahr wechselt er an die Universität<br />

in Berlin, wo er seine Tragödie


vollendet. Hier lernt er andere Dichter<br />

kennen – und schreibt an seine Eltern:<br />

„Vor Allem aber melde ich Euch, dass<br />

mein Ruhm sich zu verbreiten anfängt.<br />

Ich hatte vor vierzehn Tagen oder drei<br />

Wochen einem Schriftsteller mein Werk<br />

mitgetheilt und werde nun schon <strong>von</strong> vielen<br />

hiesigen Schriftstellern aufgesucht ...<br />

Mein Werk fällt den Leuten, die es lesen,<br />

so sehr auf, dass sie beinahe wirblicht vor<br />

Überraschung werden.“ In der Tat staunt<br />

man in Berlin über den merkwürdigen<br />

jungen Dichter aus Detmold und sein<br />

Werk, das so erschreckend anders ist als<br />

alles, womit man vertraut ist. Grabbes<br />

Biograf Jörg Aufenanger schreibt: „Man<br />

bewundert, wie hier ein junger Mensch<br />

mit seiner Tragödie im herrschenden Klima<br />

der Zensur und allgemeiner geistiger<br />

Lähmung das biedermeierlich epigonale<br />

Theater erbarmungslos attackiert hat.“<br />

Unter den Dichtern, die Grabbe kennenlernt,<br />

ist auch Heinrich Heine. Über den<br />

eigenwilligen Dichterkollegen aus Detmold<br />

sagt der junge Heine: „Der Mensch<br />

ist nicht verrückt, sondern ein Genie.“<br />

Heine gibt Grabbes Gothland Rahel Varnhagen<br />

<strong>von</strong> Ense, einer Instanz im literarischen<br />

Leben Berlins. Sie ist entsetzt.<br />

In seinen Memoiren schreibt Heine: „Wir<br />

erkennen das poetische Wild schon am<br />

Geruch. Aber der Geruch war diesmal<br />

zu stark für weibliche Nerven, und spät,<br />

schon gegen Mitternacht, ließ mich<br />

Frau <strong>von</strong> Varnhagen rufen und beschwor<br />

mich um Gotteswillen, das entsetzliche<br />

Manuskript wieder zurückzunehmen, da<br />

sie nicht schlafen könne, solange sich<br />

dasselbe noch im Haus befände. Einen<br />

solchen Eindruck machten Grabbes<br />

Produktionen in ihrer ursprünglichen<br />

Gestalt.“ In der feinen Berliner Gesellschaft<br />

bleibt Grabbe schon aufgrund<br />

seiner Herkunft ein Außenseiter. Er fühlt<br />

sich gedemütigt, sucht andererseits aber<br />

auch stets die Außenseiterrolle, weiß,<br />

dass er mit der ihm eigenen Maßlosigkeit<br />

– im Verhalten wie in der Kunst – heraussticht,<br />

auffällt, provoziert. Was der<br />

erfolgreiche Heine bei dem erfolglosen<br />

Grabbe auslöst, berichtet der österreichische<br />

Dichter Nikolaus Lenau rückblickend:<br />

„Heine und Grabbe waren in Berlin<br />

zusammen. Die beiden rieben sich häufig<br />

aneinander. Grabbe behielt aber an Witz<br />

und Derbheit immer die Oberhand. Eines<br />

Abends hatte Grabbe Heinen besonders<br />

glücklich niedergekämpft, so dass dieser<br />

keinen anderen Ausweg mehr fand als<br />

die Drohung, er werde sich mit der Feder<br />

rächen. Da packte der kräftige Grabbe<br />

das Männchen, drückte es an die Wand,<br />

hielt ihm ein blankes Messer vor die<br />

Augen und schrie: ‚Wenn du es wagst,<br />

je ein Wort des Schimpfes über mich<br />

drucken zu lassen, so komme ich dir nach,<br />

wo du auch seist und fasse dich, wie ich<br />

dich jetzt habe, und schlachte dich ab wie<br />

ein Huhn!‘ Das scheint sich der tapfere<br />

Heine gemerkt zu haben. Er wusste wohl,<br />

dass Grabbe der Mann war, eine solche<br />

Drohung wahr zu machen.“<br />

Wichtiger noch als einen Verlag für<br />

seinen Gothland zu finden ist es Grabbe<br />

ein Theater ernsthaft dafür zu interessieren.<br />

Er schickt das Stück dem Dichter<br />

Ludwig Tieck nach Dresden. Tieck ist<br />

dramaturgischer Berater am dortigen<br />

Schauspielhaus. Zu einer Aufführung<br />

kommt es nicht – aber Tieck sendet ihm in<br />

einem ausführlichen Brief sein Urteil über<br />

das Stück zu. 1827 wird Grabbe diesen<br />

Brief der zweibändigen Ausgabe seiner<br />

dramatischen Dichtungen voranstellen.<br />

Zunächst vollendet er im September 1822<br />

sein zweites Stück, die Komödie scherz,<br />

11


satire, ironie und tiefere bedeutung.<br />

Grabbes Leidenschaft für die Kunst und<br />

seine Sehnsucht, statt der Juristerei<br />

einer Beschäftigung an einem größeren<br />

Theater nachzugehen, veranlasst ihn,<br />

sich bei Theatern in Dresden, Leipzig,<br />

Braunschweig und Hannover zu bewerben.<br />

Doch alle diese Versuche scheitern.<br />

Grabbe trinkt exzessiv, hat kein Geld mehr<br />

und muß Berlin schließlich verlassen und<br />

nach Detmold zurückkehren.<br />

1824 legt er das juristische Examen ab<br />

und versucht in seiner Heimatstadt eine<br />

Position als Jurist zu erhalten. Doch auch<br />

dieser Plan scheitert. 1826 wird er als<br />

unbezahlte Vertretung des erkrankten<br />

Militärrichters angestellt.<br />

Grabbe schreibt weiter. 1827 beginnt er<br />

mit der Arbeit an Don juan und faust,im<br />

September erscheinen im Verlag seines<br />

ehemaligen Studienfreundes Kettembeil<br />

in Frankfurt seine Dramatischen Dichtungen<br />

in zwei Bänden. Im Jahr darauf wird<br />

Grabbe bezahlter Amtsnachfolger des <strong>von</strong><br />

ihm vertretenen Militärauditeurs.<br />

1829 ist es Grabbe das erste und einzige<br />

Mal vergönnt, zu Lebzeiten eines seiner<br />

Stücke auf der Bühne zu sehen: Am 29.<br />

März wird in Detmold Don juan und faust<br />

mit einer Bühnenmusik <strong>von</strong> Albert Lortzing<br />

aufgeführt. Grabbe schreibt die Tragödien<br />

Kaiser friedrich barbaross und Kaiser<br />

Heinrich Vi. Er lernt Louise Christina<br />

Clostermeier kennen, umwirbt sie, doch<br />

sie weist ihn zurück. Immer wieder plagt<br />

ihn sein schlechter Gesundheitszustand,<br />

dazu kommen Schwierigkeiten mit seinem<br />

Verleger Kettembeil.<br />

1831 erscheint Napoleon oder die hundert<br />

Tage. Körperliche Verfallserscheinungen<br />

erschweren ihm das Vorantreiben<br />

seiner großen dichterischen Pläne. Sein<br />

12<br />

ausschweifendes früheres Leben fordert<br />

Tribut. 1833 heiratet Grabbe nun doch die<br />

wesentlich ältere Louise Clostermeier,<br />

doch die Ehe erweist sich als unglücklich.<br />

1834 gibt er sein Amt auf, verlässt<br />

Detmold ohne sich <strong>von</strong> seiner Frau zu verabschieden<br />

und reist nach Frankfurt, wo<br />

er endgültig mit Kettembeil bricht. Seine<br />

nächste Station ist das Düsseldorfer<br />

Stadttheater dessen Leiter Carl Leberecht<br />

Immermann sich für ihn eingesetzt<br />

hat. Doch auch diese Zusammenarbeit<br />

scheitert an Grabbes Depressionen und<br />

seinem Alkoholismus. Über Grabbes<br />

Alkoholexzesse schreibt Heine: „Anfangs<br />

Elend und später häuslicher Gram trieben<br />

den Unglücklichen, im Rausche Erheiterung<br />

oder Vergessenheit zu suchen,<br />

und zuletzt mochte er wohl zur Flasche<br />

gegriffen haben, wie andere zur Pistole,<br />

um dem Jammertum ein Ende zu machen.<br />

‚Glauben Sie mir‘, sagte mir einst ein<br />

naiver westfälischer Landsmann Grabbes,<br />

‚der konnte viel vertragen und wäre<br />

nicht gestorben, weil er trank, sondern er<br />

trank, weil er sterben wollte.‘“<br />

Grabbe arbeitet an seinem Hannibal und<br />

an der Hermannsschlacht. Er hat schwere<br />

Depressionen, Geldnöte, leidet unter<br />

dem Bruch mit Immermann, seine Frau<br />

reicht die Scheidung ein.<br />

Im Mai 1836 schreibt Grabbe in einer<br />

Düsseldorfer Zeitung: „Vermutlich ist die<br />

Welt unermesslich, wenigestens nach<br />

unseren Gedanken, weil wir Mehlwürmer<br />

weder ihren Anfang noch ihr Ende denken<br />

können. Indeß – Indeß wissen Esel mehr<br />

als andere Leute. Sie schreien nur, ein<br />

Mensch muss schreiben und denken.“<br />

Am 12. September 1836 stirbt Christian<br />

Dietrich Grabbe in seiner Heimatstadt. Er<br />

ist noch keine fünfundreissig Jahre alt.<br />

Benjamin Berger, Nikolai Plath


scHLAcHT<br />

Um DEN mENscHEN<br />

ZUR iNsZENiERUNG<br />

„Diese Tragödie in fünf Akten ist ein<br />

Monstrum, was den Inhalt, was die Form<br />

angeht“, schreibt Jörg Aufenanger 2001<br />

in seiner Grabbe-Biografie. „Sie ist eine<br />

Mischung aus Schauerdrama, Schuldtragödie,<br />

Geschichtsdrama, Rührstück,<br />

Ritterschauspiel und Intrigenstück. Eine<br />

Compilation oder – in der heutigen Musikszenesprache<br />

gesprochen – ein Mix aller<br />

Dramenformen, die das Theater zu Grabbes<br />

Zeiten kannte. Herzog Theodor <strong>von</strong><br />

Gothland ist eins der ungeheuerlichsten,<br />

unwahrscheinlichsten, unspielbarsten,<br />

unverständlichsten, ungenießbarsten<br />

Stücke der Theaterliteratur – bezieht aber<br />

gerade aus alldem die Faszination, die es<br />

auf den heutigen Leser ausüben kann.“<br />

Wie bringt man dieses „Monstrum“ auf<br />

die Bühne? Die Maßlosigkeit der Grabbeschen<br />

Dichtung stellt das Theater auch<br />

heute, bald zweihundert Jahre nach<br />

ihrer Entstehung, vor große Herausforderungen.<br />

Dass das Stück ungekürzt<br />

14<br />

wohl eine ungefähre Spieldauer <strong>von</strong> acht<br />

Stunden hätte, ist nur eine da<strong>von</strong>. Die<br />

wilde Mischung der Genres und Ebenen,<br />

unlogische Sprünge in Ort und Zeit, rasante<br />

Wendungen, Ungereimtheiten und<br />

Brüche in der Handlung, die scheinbare<br />

Ziellosigkeit des Titelhelden am Ende<br />

des Stücks gepaart mit einer bedrückend<br />

nihilistischen Grundstimmung – all das<br />

macht Grabbes Werk zu einem Stück<br />

„unmöglichen Theaters“. Andererseits<br />

aber geht <strong>von</strong> diesem Text bis heute eine<br />

Faszination aus, der sich schon Grabbes<br />

Zeitgenossen schwer entziehen konnten.<br />

Die direkte, kraftvolle Sprache und die<br />

Vehemenz, mit der uns Grabbe seine pessimistische<br />

Sicht auf die Welt und den<br />

Menschen entgegenschleudert, zwingen<br />

damals wie heute zu einer Auseinandersetzung.<br />

Denn die zentrale Frage nach<br />

der Beschaffenheit des Menschen muss<br />

jede Zeit sich vor dem Hintergrund der<br />

sie bestimmenden Ereignisse neu und<br />

aktuell stellen – und jede Zeit bringt neue


Dichter und Philosophen hervor, die sich<br />

an ihr abarbeiten. Wo allerdings Grabbe<br />

sich noch mit einem idealistischen Menschenbild<br />

und traditionellen christlichhumanistischen<br />

Werten konfrontiert sah,<br />

gegen die er in einen einsamen Kampf<br />

zog, sind wir heute darüber hinaus – und<br />

Grabbe näher gekommen. „Die Zeit ist<br />

aufgeklärt“, lässt er Berdoa im Stück zu<br />

Gothlands Sohn sagen. Heute gilt das<br />

mehr denn je. Woran glauben wir denn<br />

überhaupt noch? Grabbe hat Gott schon<br />

lange vor Nietzsche für tot erklärt. Und<br />

mehr noch als ein physischer, <strong>von</strong> Rachegedanken<br />

bestimmter, ist der Zweikampf<br />

zwischen Berdoa und Gothland ein intellektueller,<br />

getrieben <strong>von</strong> unbequemen,<br />

die menschliche Existenz grundsätzlich<br />

befragenden Gedanken.<br />

Den Kern des Dramas freizulegen und dabei<br />

dennoch seine chaotisch-anarchische<br />

Struktur zu bewahren, ist Anliegen der<br />

Inszenierung, die Martin Nimz und sein<br />

Bühnenbildner Flurin Borg Madsen in einem<br />

Menschen- und Maschinenpark angesiedelt<br />

haben. Die vor dem Hintergrund<br />

eines fiktiven schwedisch-finnischen<br />

Krieges stattfindende Geschichte lässt<br />

sich <strong>von</strong> dort aus in jede Zeit übersetzen,<br />

denn im Vordergrund steht das radikale<br />

Gedankenexperiment Grabbes, dem es<br />

auf der Bühne in seiner ganzen Konsequenz<br />

zu folgen gilt – was auch bedeutet,<br />

sich der Brutalität, mit der Grabbe hier zu<br />

Werke geht, bewußt zu stellen.<br />

Auf drei Ebenen nährt Grabbe den Grundkonflikt<br />

seines Titelhelden: Er hetzt zwei<br />

verfeindete Völker in brutalen Schlachten<br />

aufeinander, lässt den Herzog und<br />

Berdoa einander in einem persönlichen<br />

Psycho-Duell zerfleischen – und liefert<br />

Gothland in einem nicht enden wollenden<br />

inneren Kampf seinem schlimmsten Feind<br />

aus, sich selbst. Schicht um Schicht legt<br />

die Inszenierung Grabbes Gedankenwelt<br />

offen – und folgt einer blutigen Spur der<br />

Gewalt hin zu der Frage, ob der Mensch<br />

seiner Natur nach das Böse unvermeidlich<br />

in sich trägt und es nur einer gewissen<br />

Krisenspannung bedarf, damit das<br />

grausame Potential zur Entfaltung kommt.<br />

„Das Etikett Humanismus erinnert – in<br />

falscher Harmlosigkeit – an die fortwährende<br />

Schlacht um den Menschen, die<br />

sich im Ringen zwischen bestialisierenden<br />

und zähmenden Tendenzen vollzieht“,<br />

schreibt Peter Sloterdijk in seinem Essay<br />

Regeln für den menschenpark und stellt<br />

fest, „dass die Domestikation des Menschen<br />

das große Ungedachte ist, vor dem<br />

der Humanismus <strong>von</strong> der Antike bis in die<br />

Gegenwart die Augen abwandte – dies<br />

einzusehen genügt, um in tiefes Wasser<br />

zu geraten.“ Grabbe führt uns mit Gothland<br />

in das tiefste Wasser, in die Abgründe<br />

der menschlichen Existenz, dahin, „wo<br />

wir nicht mehr stehen können.“<br />

Grabbe tut weh. Und er legt den Finger<br />

wieder und wieder so tief in die Wunde,<br />

dass es keine Heilung geben kann. Doch<br />

wo jede Hoffnung ausgetilgt ist, kann<br />

auch keine positive Sehnsucht mehr entstehen.<br />

Was bleibt, ist das blanke Nichts,<br />

die absolute Leere, die Sinnlosigkeit des<br />

Daseins als bitterste Erkenntnis eines an<br />

der Welt, den Menschen – und zuallererst<br />

sich selbst gescheiterten Helden.<br />

Grabbes „Monstrum“ einer Tragödie<br />

des Menschen in Worten und Bildern zu<br />

erfassen, heißt auch, sich die Freiheit zu<br />

nehmen, die Welt für einen gefährlichen<br />

Moment mit den Augen eines Dichters zu<br />

sehen, auf dessen Wahrheit keine Zeit je<br />

vorbereitet sein wird und der das Potential<br />

hat, uns immer wieder neu zu stören.<br />

15


ETRUNKENER<br />

sHAKEsPEARE<br />

übER GRAbbE<br />

Ich will hier nur bemerken, dass besagter<br />

Dietrich Grabbe einer der größten deutschen<br />

Dichter war und <strong>von</strong> allen unseren<br />

dramatischen Dichtern wohl als derjenige<br />

genannt werden darf, der die meiste Verwandtschaft<br />

mit Shakespeare hat. Er mag<br />

weniger Saiten auf seiner Leier haben als<br />

andre, die dadurch ihn vielleicht überragen,<br />

aber die Saiten, die er besitzt, haben<br />

einen Klang, der nur bei dem großen<br />

Briten gefunden wird.<br />

Er hat dieselben Plötzlichkeiten, dieselben<br />

Naturlaute, womit uns Shakespeare<br />

erschreckt, erschüttert, entzückt. Aber<br />

alle seine Vorzüge sind verdunkelt durch<br />

eine Geschmacklosigkeit, einen Zynismus<br />

und eine Ausgelassenheit, die das Tollste<br />

und Abscheulichste überbieten, das je ein<br />

Gehirn zu Tage gefördert. Es ist aber nicht<br />

Krankheit, etwa Fieber oder Blödsinn,<br />

was dergleichen hervorbrachte, sondern<br />

eine geistige Intoxikation des Genies. Wie<br />

Plato den Diogenes sehr treffend einen<br />

16<br />

wahnsinnigen Sokrates nannte, so könnte<br />

man unsern Grabbe leider mit doppeltem<br />

Recht einen betrunkenen Shakespeare<br />

nennen.<br />

In seinen gedruckten Dramen sind jene<br />

Monstruositäten sehr gemildert, sie<br />

befanden sich aber grauenhaft grell in<br />

dem Manuskript seines Gothland, einer<br />

Tragödie, die er einst, als er mir noch ganz<br />

unbekannt war, überreichte oder vielmehr<br />

vor die Füße schmiss mit den Worten:<br />

„Ich wollte wissen, was an mir sei, und da<br />

habe ich dieses Manuskript dem Professor<br />

Gubitz gebracht, der darüber den<br />

Kopf geschüttelt und, um meiner los zu<br />

werden, mich an Sie verwies, der ebenso<br />

tolle Grillen im Kopf trüge wie ich und<br />

mich daher weit besser verstünde, – hier<br />

ist nun der Bulk!“ Nach diesen Worten,<br />

ohne Antwort abzuwarten, troddelte der<br />

närrische Kauz wieder fort.<br />

Heinrich Heine<br />

André Wagner


UNGEsTüm<br />

DER DicHTUNG<br />

übER GOTHLAND<br />

Dresden den 6ten Dez. 1822.<br />

Zwar ist der Termin, wertgeschätzter<br />

Herr, in welchem Sie eine Antwort <strong>von</strong><br />

mir wünschten, längst verflossen; ich hoffe<br />

aber, Sie entschuldigen das Verzögern,<br />

da nebenbei dringende Geschäfte, und zur<br />

Abwechslung Krankheit, mich abhielten,<br />

Ihnen zu schreiben, obgleich ich es mir<br />

täglich vornahm, und Ihr theatralisches<br />

Werk, nachdem ich es mit besondrer Teilnahme<br />

gelesen, mir auf keine Weise aus<br />

dem Gedächtnis entfallen war. Das kann<br />

auch wohl nicht geschehen, sollte man es<br />

auch nur flüchtig durchlaufen ...<br />

Wie schwer mir aber grade bei diesem<br />

Produkte ein eigentliches, wahres Urteil<br />

wird, kann ich Ihnen in einem kurzen Briefe<br />

nicht eilig auseinandersetzen. Daß es<br />

sich durch seine Seltsamkeit, Härte, Bizarrerie<br />

und nicht selten große Gedanken,<br />

die auch mehr wie einmal kräftig ausgedrückt<br />

sind, sehr <strong>von</strong> dem gewöhnlichen<br />

18<br />

Troß unserer Theaterstücke unterscheidet,<br />

darin haben Sie vollkommen recht.<br />

Ich bin einigemal auf Stellen geraten, die<br />

ich groß nennen möchte, Verse in denen<br />

wahre Dichterkraft hervorleuchtet. Auch<br />

ist Ihr Stück so wenig süßlich sentimental,<br />

unbestimmt und andren nachgeahmt,<br />

dass es gewissermaßen zum Erschrecken<br />

sich ganz einzeln stellt, im Entsetzlichen,<br />

Grausamen und Zynischen sich gefällt<br />

und dadurch nicht allein jene weichlichen<br />

Gefühle ironisiert, sondern zugleich alles<br />

Gefühl und Leben des Schauspiels, ja<br />

selbst diesen Zynismus zerstört. Hat die<br />

Weichlichkeit, die sich verhätschelnde<br />

Stimmung, eine gewisse schmachtende<br />

Melancholie, die sich nur selbst vergöttern<br />

will, vor dem ernsten Beschauer keinen<br />

Wert, so ist es gewiß erlaubt, diesen<br />

Selbstbetrug auch zynisch anzugreifen<br />

und der Humor hat dies schon oft getan.<br />

Nur muß sich dann dieser Zynismus, der<br />

alles im Menschen tief unter das Tier hin-<br />

Jan Andreesen, Benjamin Berger


abwirft und dadurch die Lüge vernichten<br />

will, nicht selbst als die einzige und letzte<br />

Wahrheit geben: denn was er gibt und<br />

lehrt ist auch nur Schein, ein Bedingtes,<br />

ein an sich Unnützes und Verwerfliches:<br />

und die Wahrheit unsers Seins, das Echte,<br />

Göttliche, liegt in einer unsichtbaren Region,<br />

die ich so wenig mit meinen Händen<br />

aufbauen als zerstören kann. Ist es nicht,<br />

als wenn man, um kritisch zu zeigen, wie<br />

ein Landschaftmaler gefehlt hätte, ihm<br />

ein Stück des Gemäldes abkratzen und in<br />

der Mitte die unnütze Leinwand zeigen,<br />

oder gar ein Loch hindurchschlagen<br />

wollte? An diesem unpoetischen Materialismus<br />

leidet Ihr Stück auf eine schmerzliche<br />

Weise. Es zerstört sich dadurch<br />

selbst, und der Effekt dieser Stellen ist<br />

ganz so grell, als er auf jenem zum Teil<br />

abgekratzten Gemälde sein würde.<br />

Daran knüpfe ich die Bemerkung, dass<br />

alle jene einzelnen Stellen, die mir vorzüglich<br />

gefallen haben, alle mehr oder<br />

minder Zweifel an Gott oder Schöpfung<br />

ausdrücken, alle den Ton einer tiefen Verzweiflung<br />

ausklingen, und mich schließen<br />

lassen, dass Sie schon viele herbe und<br />

traurige Erfahrungen müssen gemacht<br />

haben. Sind Sie noch obenein jung (wie<br />

ich aus dem Ungestüm der Dichtung fast<br />

glauben muss) so möchte ich in Ihrem<br />

Namen erbangen, denn wenn Ihnen schon<br />

so früh die echte poetische Hoffnungs-<br />

und Lebenskraft ausgegangen ist, wo<br />

Brot auf der Wanderung durch die Wüste<br />

hernehmen? Ich möchte Sie dann warnen,<br />

diesem Zerstörungsprozesse des Lebens<br />

nachzugeben, der sich Ihnen in der Maske<br />

seiner gebornen Feindin, der Poesie,<br />

aufdringen will. – Eben dadurch, dass Ihr<br />

Werk so gräßlich ist, zerstört es allen<br />

Glauben an sich und hebt sich also auf. –<br />

Stehn Sie nun in allem bisher Gesagten<br />

20<br />

den dramatischen Schriftstellern unserer<br />

Tage ganz fern, so sind Sie ihnen<br />

doch in einem Punkte ganz nahe, ja<br />

Sie überbieten sie noch, nämlich in der<br />

großen Unwahrscheinlichkeit der Fabel<br />

und der Unmöglichkeit der Motive. Ein<br />

Mohr, Feldherr der Finnen, geht zum<br />

feindlichen Anführer, in dessen Haus: der<br />

Held glaubt, dass der Bruder den Bruder<br />

ermordet habe usw. usw. – Hier fände<br />

ich kein Ende mit meiner Kritik. Sollte<br />

Shakspeares Tit. Andronicus und der<br />

Mohr Aaron, die Grausamkeit dieses alten<br />

Schauspiels Sie nicht verleitet haben?<br />

... Und das Resultat: Ihr Werk hat mich angezogen,<br />

sehr interessiert, abgestoßen,<br />

erschreckt und meine große Teilnahme<br />

für den Autor gewonnen, <strong>von</strong> dem ich<br />

überzeugt bin, daß er etwas viel Besseres<br />

liefern kann; eine Tragödie ist es auf<br />

keinen Fall, aber auch kein Schauspiel,<br />

ja nach dieser Probe zweifle ich noch, ob<br />

Ihr Talent ein dramatisches ist, da Ihnen<br />

die Ruhe und Behaglichkeit, die Fülle der<br />

Gestalten, und die Kraft, alle mit gleicher<br />

Liebe auszustatten, abgeht.<br />

Ich habe mich so in das Urteilen hineingeschrieben,<br />

als wenn ich mit einem Freunde<br />

etwa über ein längst gedrucktes Buch mich<br />

unterhielte, und ich habe lieber mich der<br />

Gefahr aussetzen wollen, missverstanden<br />

zu werden, als unterlassen, einem talentvollen<br />

Manne, dessen Vertrauen ich achte,<br />

ebenfalls mit offenem Vertrauen entgegenzukommen,<br />

und ohne ängstliche Rücksicht<br />

offen und grade das auszusprechen, was<br />

ich über seinen Versuch denke ...<br />

Und glauben Sie mir, dass es mein Ernst<br />

ist, wenn ich sage, ich bin mit ausgezeichneter<br />

Hochachtung<br />

Ihr ergebener<br />

L. Tieck<br />

Georg Krause, Nikolai Plath


mARTiN NimZ Regie<br />

Nach seinem Studium an der Staatlichen<br />

Schauspielschule in Rostock war Martin<br />

Nimz zunächst als Schauspieler u. a. in<br />

Gera, Rostock und Chemnitz engagiert,<br />

wo er auch erstmals Regie führte. 2002<br />

bis 2004 war er Schauspieldirektor am<br />

<strong>Staatstheater</strong> Kassel. Als freischaffender<br />

Regisseur inszenierte er u. a. Die Gerechten,<br />

Wer hat Angst vor Virginia Woolf,<br />

sommergäste, Hexenjagd und Ein mond<br />

für die beladenen am Schauspiel Frankfurt,<br />

Kabale und Liebe am <strong>Staatstheater</strong><br />

Cottbus, Effi Briest, Ein Volksfeind und<br />

Die Räuber am Landestheater Tübingen,<br />

Wallenstein, Die Nibelungen, michael<br />

Koolhaas, Woyzeck, jakob der Lügner<br />

sowie die Deutschsprachige Erstaufführung<br />

<strong>von</strong> Jonathan Safran Foers Roman<br />

Alles ist erleuchtet am Heidelberger<br />

Theater, Der bus am Staatsschauspiel<br />

Dresden, Die Dreigroschenoper am<br />

Schauspiel Dortmund und beide Teile <strong>von</strong><br />

Goethes faust am Theater Magdeburg.<br />

22<br />

fLURiN bORG mADsEN Bühne<br />

Flurin Borg Madsen, geboren 1981 in<br />

Stuttgart, begann nach Hospitanzen u. a.<br />

am Schauspielhaus Düsseldorf und am<br />

Nederlands Dans Theater in Den Haag<br />

2002 sein Studium der Szenografie an<br />

der Hochschule für Gestaltung (HfG)<br />

<strong>Karlsruhe</strong>. Neben dem Studium arbeitete<br />

er als Kamera-Assistent und entwarf<br />

Bühnenbilder für Theater in Buenos Aires,<br />

Mannheim, Zürich, Solothurn und Heidelberg<br />

sowie Videoprojektionen für Opern<br />

in Amsterdam, Düsseldorf und für Michael<br />

Simons Lohengrin-Inszenierung an der<br />

Nürnberger Staatsoper. 2006 bis 2007 war<br />

er Bühnenbildassistent am Nationaltheater<br />

Mannheim, 2008 folgte ein weiteres<br />

Szenografie-Studium an der Züricher<br />

Hochschule der Künste (ZHdK). Er arbeitet<br />

regelmäßig mit dem Schauspiel- und<br />

Opernregisseur Daniel Pfluger zusammen,<br />

für dessen Inszenierung der Kinder-Oper<br />

Dino und die Arche am STAATSTHEATER<br />

KARLSRUHE er das Bühnenbild entwirft.


RicARDA KNöDLER Kostüme<br />

Geboren 1969 in Magdeburg, studierte<br />

Ricarda Knödler zunächst Maskenbild an<br />

der Hochschule für Bildende Künste Dresden,<br />

anschließend an der Hochschule für<br />

Kunst und Design Halle Burg Giebichstein.<br />

1997 machte sie ihr Diplom als Mode- und<br />

Kostümdesignerin. Als freie Bühnen- und<br />

Kostümbildnerin arbeitet sie u. a. mit den<br />

Regisseuren Martin Nimz, Herbert Olschok,<br />

Carsten Knödler, Irina Pauls, Petra Dannenhöfer<br />

und Matthias Nagatis. Kostüme<br />

<strong>von</strong> ihr waren am <strong>Staatstheater</strong> Kassel,<br />

Staatsschauspiel Schwerin, Schauspiel<br />

Chemnitz, Theater Greifswald, am Heidelberger<br />

Theater, an der Oper Halle, am<br />

Gerhard-Hauptmann-Theater Zittau, am<br />

Theater Magdeburg und am Theater Dortmund<br />

zu sehen, außerdem in verschiedenen<br />

Film- und Fotoproduktionen. Ricarda<br />

Knödler lebt mit ihrer Familie in Leipzig.<br />

mATTHiAs ENGELKE Sounddesign<br />

Matthias Engelke studierte Biologie und<br />

Chemie an der Universität Freiburg und<br />

promovierte an der Universität Heidelberg.<br />

Neben seiner umfassenden Klavierausbildung<br />

in Klassik und Jazz setzte<br />

er sich viele Jahre intensiv mit elektronischer<br />

Musik auseinander. Seit 2001<br />

arbeitet er regelmäßig mit Irina Pauls<br />

zusammen, u. a. am Heidelberger Theater,<br />

am Theater Freiburg, mit der Compagnie<br />

CoisCéim in Dublin, am Theater Junge Generation<br />

Dresden sowie mit dem Leipziger<br />

Tanztheater. Am Heidelberger Theater<br />

bearbeitete Matthias Engelke die Songs<br />

für die Schauspielproduktion Die Demjanjuk-Prozesse<br />

in der Regie <strong>von</strong> Catja<br />

Baumann, für Martin Nimz komponierte<br />

er die Musik bei den Inszenierungen<br />

sommergäste und Wahlverwandtschaften<br />

am Schauspiel Frankfurt und Der bus<br />

am Staatsschauspiel Dresden.<br />

23


24<br />

URsULA GROssENbAcHER Olaf, König <strong>von</strong> Schweden<br />

Ursula Grossenbacher spielte nach ihrer Schauspielausbildung in<br />

Esslingen und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, bevor sie<br />

ihr erstes Festengagement in Braunschweig antrat. Ab der Spielzeit<br />

1995/96 war sie Ensemblemitglied des Landestheaters Tübingen und<br />

wechselte 2002/03 an das STAATSTHEATER KARLSRUHE.<br />

sTEfAN ViERiNG Der alte Herzog <strong>von</strong> Gothland<br />

Stefan Viering war Schauspieler und Regisseur u. a. in Bonn, Berlin,<br />

Frankfurt, Braunschweig, Zürich und Tübingen. 2002 bis 2011 war er<br />

fest im Ensemble des <strong>Karlsruhe</strong>r Theaters, wo er zuletzt u. a. den Theatermacher<br />

spielte. 2011/12 bleibt der Staatsschauspieler dem Theater<br />

als Gast erhalten, zu erleben u. a. in Du musst dein Leben ändern.<br />

ANDRé WAGNER Theodor, Herzog <strong>von</strong> Gothland<br />

André Wagner studierte an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst<br />

Busch“ in Berlin. Nach Engagements am Thüringer Landestheater<br />

Rudolstadt, am Landestheater Tübingen und an den Bühnen der Städte<br />

Graz und Münster kam er 2002 fest in das Ensemble des KARLSRUHER<br />

STAATSTHEATERS. Hier spielte er u. a. Don Karlos und Lorenzaccio.<br />

NATANAëL LiENHARD Friedrich, Herzog <strong>von</strong> Gothland<br />

Natanaël Lienhard studierte Schauspiel in Frankfurt und war ab Mai<br />

2008 fest im Ensemble des Heidelberger Theaters, wo er u. a. Saint<br />

Just in Dantons Tod spielte. Seinen Chanson-Abend jacques brel – on<br />

n’oublie rien bringt er mit nach <strong>Karlsruhe</strong>, wo er u. a. auch als Horatio<br />

in Simon Solbergs Hamlet zu sehen sein wird.<br />

KLAUs cOfALKA-ADAmi Graf Skiold<br />

Klaus Cofalka-Adami war 2005 bis 2011 fest im Ensemble des Heidelberger<br />

Theaters, wo er u. a. als Kreon in ödipus, ödipus auf Kolonos<br />

und Antigone, als Lucky in Warten auf Godot und als Clov in Endspiel<br />

zu erleben war. Am STAATSTHEATER KARLSRUHE spielt er er u. a. in<br />

Du musst dein Leben ändern, Philotas+ und den Claudius in Hamlet.<br />

UTE bAGGERöHR Cäcilia, Gemahlin Theodors <strong>von</strong> Gothland<br />

Nach dem Studium spielte Ute Baggeröhr u. a. am Schauspiel Frankfurt,<br />

am Staatsschauspiel Dresden, Thalia Theater Hamburg und Maxim<br />

Gorki Theater Berlin. 2005 kam sie fest ans Heidelberger Theater,<br />

wo sie u. a. Kriemhild in Die Nibelungen und Blanche in Endstation<br />

sehnsucht war. In <strong>Karlsruhe</strong> ist sie u. a. in Amphitryon zu sehen.<br />

bENjAmiN bERGER Gustav, Sohn Theodors <strong>von</strong> Gothland<br />

Benjamin Berger absolvierte sein Schauspielstudium an der Leipziger<br />

Hochschule. 2009 bis 2011 war er fest am Deutschen Theater in Göttingen<br />

engagiert, wo er u. a. den Werther, Edgar in King Lear und Odysseus<br />

in Penthesilea spielte. Am STAATSTHEATERS KARLSRUHE wird er<br />

demnächst als Val Xavier in Orpheus steigt herab zu sehen sein.<br />

Marko Dyrlich, Klaus Colfalke-Adami, Ute Baggeröhr


26<br />

GUNNAR scHmiDT Graf Holm<br />

Gunnar Schmidt absolvierte seine Schauspielausbildung in Hamburg.<br />

Nach Engagements an der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven,<br />

an den Städtischen Bühnen in Münster und am Landestheater<br />

Tübingen kam er 2002 fest ans STAATSTHEATER KARLSRUHE,<br />

wo er zuletzt in Woyzeck, cabaret, Eine familie und big money spielte.<br />

GEORG KRAUsE Graf Arboga<br />

Georg Krause studierte zunächst Bildhauerei an der Akademie der Bildenden<br />

Künste und später Schauspiel in Stuttgart. Nach Engagements am<br />

Landestheater Tübingen, in Heilbronn und Münster kam er 2002/03 fest<br />

an das STAATSTHEATER KARLSRUHE, wo er zuletzt u. a. als Mephisto<br />

in faust und als brandner Kaspar auf der Bühne stand.<br />

mARKO DyRLicH Erik, Diener Theodors <strong>von</strong> Gothland<br />

Nach seinem Schauspielstudium in Leipzig war Marko Dyrlich am<br />

Volkstheater Rostock, am Staatsschauspiel Dresden und am <strong>Staatstheater</strong><br />

Kassel engagiert. Er arbeitete u. a. mit den Regisseuren István<br />

Szabo, Martin Nimz, Olaf Altmann und Corinna Bethge. Zuletzt spielte<br />

er in Frank Castorfs Inszenierung Ozean an der Berliner Volksbühne.<br />

AxEL sicHROVsKy Rolf, Diener Friedrichs <strong>von</strong> Gothland<br />

Axel Sichrovsky absolvierte seine Schauspielausbildung ebenfalls in<br />

Leipzig und spielte u. a. am Schauspiel Frankfurt, <strong>Staatstheater</strong> Kassel,<br />

Schauspielhaus Wien und am Heidelberger Theater. Für das Kino<br />

drehte er 2007 mit Wim Wenders den Film Palermo shooting, 2010 mit<br />

Roland Emmerich Anonymous und mit Leander Haußmann Hotel Lux.<br />

TimO TANK Berdoa, ein Neger, Oberfeldherr der Finnen<br />

Timo Tank war nach der Schauspielschule an den Bühnen der Landeshauptstadt<br />

Kiel, an den Städtischen Bühnen Münster und am Landestheater<br />

Tübingen engagiert, wo er für seinen Hamlet 2002 in der<br />

Fachzeitschrift „Theater heute“ als Schauspieler des Jahres nominiert<br />

wurde. Seit 2002 ist er fest im Ensemble des STAATSTHEATERS.<br />

NiKOLAi PLATH Irnak, finnischer Feldherr<br />

Nikolai Plath war nach seiner Ausbildung an der Berliner Hochschule<br />

für Schauspielkunst „Ernst Busch“ eine Spielzeit fest am Staatsschauspiel<br />

Dresden engagiert. Als freischaffender Schauspieler gastierte<br />

er u. a. am Deutschen Theater Berlin, Maxim Gorki Theater Berlin und<br />

Theater Bonn und arbeitete mit der freien Gruppe andcompany & Co.<br />

jAN ANDREEsEN Rossan, finnischer Feldherr<br />

Jan Andreesen spielte während der Schauspielausbildung an der<br />

Leipziger Hochschule im Studio des Dresdner Staatsschauspiels, bevor<br />

er zwei Spielzeiten fest ans Theater Bielefeld ging. 2010/11 gehörte<br />

er zum Ensemble des Heidelberger Theaters, am STAATSTHEATER<br />

KARLSRUHE ist er demnächst als Philotas in Philotas+ zu sehen.<br />

André Wagner, Timo Tank


iLDNAcHWEisE<br />

UmscHLAG & sZENENfOTOs<br />

Jochen Klenk<br />

TExTNAcHWEisE<br />

Ludwig Tieck<br />

über die Tragödie Herzog Theodor <strong>von</strong><br />

Gothland, in: Herzog Theodor <strong>von</strong> Gothland,<br />

Ditzingen 2000.<br />

Heinrich Heine<br />

in: Grabbe in Berichten seiner Zeitgenossen,<br />

Stuttgart 1968.<br />

Jörg Aufenanger<br />

Das Lachen der Verzweiflung. Grabbe.<br />

Ein Leben., Frankfurt 2001.<br />

Peter Sloterdijk<br />

Regeln für den menschenpark, Frankfurt<br />

1999.<br />

Volker Klotz<br />

Vergegenwärtigungen in und <strong>von</strong> Grabbes<br />

bühnenstücken, in: christian Dietrich<br />

Grabbe (1801-1836) – Ein symposium, im<br />

Auftrag der Grabbe-Gesellschaft,<br />

Tübingen 1986.<br />

Nicht gekennzeichnete Texte sind<br />

Originalbeiträge für dieses Heft <strong>von</strong><br />

Nina Steinhilber<br />

28<br />

imPREssUm<br />

HERAUsGEbER<br />

BADISCHES STAATSTHEATER<br />

KARLSRUHE<br />

GENERALiNTENDANT<br />

Peter Spuhler<br />

VERWALTUNGsDiREKTOR<br />

Michael Obermeier<br />

cHEfDRAmATURG<br />

Bernd Feuchtner<br />

scHAUsPiELDiREKTOR<br />

Jan Linders<br />

REDAKTiON<br />

Nina Steinhilber<br />

KONZEPT<br />

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www.doublestandards.net<br />

GEsTALTUNG<br />

Danica Schlosser<br />

DRUcK<br />

medialogik GmbH, <strong>Karlsruhe</strong><br />

BADISCHES STAATSTHEATER<br />

KARLSRUHE 11/12<br />

Programmheft Nr. 9<br />

www.staatstheater.karlsruhe.de<br />

EiN GEscHmiNKTER<br />

TiGER isT<br />

DER mENscH Gunnar Schmidt, Ursula Grossenbacher, Klaus Cofalka-Adami


NEiN, NEiN!<br />

Es isT KEiN<br />

GOTT.

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