5 - Stiegl
5 - Stiegl
5 - Stiegl
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<strong>Stiegl</strong>’s<br />
Nachhaltigkeits<br />
bericht<br />
20 Jahre<br />
<strong>Stiegl</strong>-Umwelt-Engagement
20 Jahre <strong>Stiegl</strong>’S NaChhaltigKeitSBeriCht –<br />
eiNe eChte erfolgSStory!<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Als wir vor 20 Jahren die Idee hatten, alljährlich einen Umweltbericht zu verfassen,<br />
rümpften einige die Nase und manche „schimpften" uns sogar Weltverbesserer.<br />
Die Zeit hat sich gewandelt und heute haben alle Unternehmen von Rang<br />
und Namen einen Nachhaltigkeitsbericht auf ihrer Agenda.<br />
Und so sind wir stolz darauf, dass wir als eines der ersten Unternehmen in Österreich<br />
das Gespür dafür hatten, was richtig und wichtig ist. Umweltschutz und<br />
Nachhaltigkeit sind für uns aber nicht Ausdruck einer politischen Haltung, sondern<br />
resultieren aus der Erkenntnis, dass wir die Verpflichtung haben, den kommenden<br />
Generationen einen lebenswerten, intakten Planeten zu hinterlassen.<br />
Wir vertreten die Ansicht, dass in der Wirtschaft ein Umdenken stattfinden muss.<br />
Wir müssen eine Balance zwischen Nehmen und Geben auf unserer Erde finden.<br />
In der <strong>Stiegl</strong>brauerei und in allen Betrieben, die zu uns gehören, haben wir schon<br />
vor 20 Jahren begonnen, bis in das kleinste Detail über den Umweltbeitrag, den<br />
wir leisten können, nachzudenken. Wir haben im Umweltbericht alljährlich einen<br />
Status quo erhoben und daraus unsere jeweiligen Ziele formuliert, an denen wir<br />
uns im Jahr darauf wieder gemessen haben. Dass wir mit dieser Vorgangsweise<br />
erfolgreich waren, können Sie in der vorliegenden Jubiläumsausgabe nachlesen.<br />
Wir würden uns freuen, wenn unser Umweltbericht den einen oder anderen<br />
gedanklichen Anstoß in Richung Nachhaltigkeit für Sie beinhaltet. Konsumenten<br />
haben nämlich eine große Macht. Denn wer möchte, dass Arbeitsplätze in Österreich<br />
bleiben und Produkte umweltschonend produziert werden, der muss diese<br />
Produkte durch seinen Kauf unterstützen. Das ist der Beitrag, den jeder Einzelne<br />
leisten kann!<br />
Herzlichst, Ihre<br />
Familie Kiener<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht
i N h a lt<br />
ViSioN 4<br />
Ökologische Kreislaufwirtschaft.<br />
<strong>Stiegl</strong>-Chef heinrich Dieter Kiener im gespräch.<br />
WaSSer<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Wasser-Bilanz 6<br />
Zahlen, Daten, fakten.<br />
WasserKreatiV 7<br />
Neptun-Wasserpreis für kreative ideen.<br />
Mehr als ein Berg 8<br />
Der Untersberg – Wasserfilter & Kraftquelle.<br />
eNergie<br />
<strong>Stiegl</strong>’s energie-Bilanz 10<br />
Zahlen, Daten, fakten.<br />
Strom aus der Pulvermühle 12<br />
Das älteste Wasserkraftwerk Salzburgs<br />
produziert umweltfreundlichen Strom für <strong>Stiegl</strong>.<br />
Bike und Biker tanken energie 13<br />
in der <strong>Stiegl</strong>-Brauwelt können<br />
Movelo-e-Bikes ihre akkus aufladen.<br />
Saubere energie 14<br />
Seit 20 Jahren umweltfreundliches erdgas.<br />
reCyCliNg<br />
<strong>Stiegl</strong>’s recycling-Bilanz 15<br />
Zahlen, Daten, fakten.<br />
aus dem „unendlichen“<br />
leben einer <strong>Stiegl</strong>-flasche 16<br />
Die <strong>Stiegl</strong>-Mehrweg-Philosophie.<br />
Veranwortunsgbewusst,<br />
Klima schonend, innovativ 24<br />
Sechs fragen an Braumeister Christian Pöpperl.<br />
rohStoffe<br />
<strong>Stiegl</strong>’s rohstoff-Bilanz 25<br />
Zahlen, Daten, fakten.<br />
Das gerstenkorn lilly 26<br />
<strong>Stiegl</strong> bezieht die gesamt Braugerste aus<br />
Österreich, überwiegend aus dem Weinviertel.<br />
hopfen – die Seele des Biers 28<br />
im oberösterreichischen Mühlviertel<br />
wächst europas bester hopfen.<br />
2 0 J a h r e<br />
global denken, lokal handeln 30<br />
<strong>Stiegl</strong>-Zutaten sind Patrioten.<br />
traNSPort<br />
<strong>Stiegl</strong>’s transport-Bilanz 31<br />
Zahlen, Daten, fakten.<br />
geballte Pferdestärken 32<br />
Mut zur langsamkeit. Noch heute wird<br />
<strong>Stiegl</strong>-Bier mit der Pferdekutsche ausgeliefert.<br />
<strong>Stiegl</strong> fährt Bahn 34<br />
ein ausgeklügeltes transportsystem schont<br />
die Umwelt und spart zudem geld.<br />
eNgageMeNt<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Projektbilanz 35<br />
Zahlen, Daten, fakten.<br />
regional schmeckt phänomenal 36<br />
Die <strong>Stiegl</strong>-Braugastronomie ist ein Paradebeispiel<br />
für regionale Kreislaufwirtschaft.<br />
entschleunigung 37<br />
im „rochushof – Die feine Kost“<br />
wird Biologisches geboten.<br />
Die augenweide glücklicher Kühe 38<br />
gourmet-redakteurin Doris Maier zu Besuch<br />
in Wildshut, der <strong>Stiegl</strong>-landwirtschaft.<br />
Impressum<br />
MeDieNiNaBer,<br />
heraUSgeBer & Verleger<br />
<strong>Stiegl</strong>brauerei zu Salzburg gmbh<br />
a-5017 Salzburg, Kendlerstraße 1<br />
++43(0)662/8387-0, office@stiegl.at<br />
www.stiegl.at<br />
KoNZePt, reDaKtioN<br />
hebenstreit & Picker<br />
Public relations gmbh<br />
Dr. Doris Maier<br />
Mag. Micky Kaltenstein<br />
layoUt, grafiK<br />
schörg grafikstudio<br />
fotoS<br />
Newman, <strong>Stiegl</strong>, Neumayr, Uhlir,<br />
Wild&team, irisblende.de, Closeup
V i S i o N<br />
Wie kamen Sie vor 20 Jahren auf die Idee, einen<br />
Umweltbericht herauszubringen?<br />
Kiener: Eine Brauerei kann nur bestes Bier brauen,<br />
wenn sie über beste Zutaten verfügt. Und um diese zu<br />
erhalten, braucht es eine saubere Umwelt. Diese einfache<br />
Erkenntnis führte bei uns in der <strong>Stiegl</strong>brauerei<br />
schon früh dazu, über den eigenen Beitrag zum<br />
Umweltschutz nachzudenken. Und so entstand vor 20<br />
Jahren die Idee, alljährlich einen Umweltbericht zu<br />
erstellen und zu veröffentlichen. Dafür musste der Status<br />
quo in den Bereichen Energieverbrauch, Rohstoffeinsatz,<br />
Transport und Recycling erhoben werden.<br />
Darauf basierend haben wir dann in den folgenden<br />
„Ich habe die Vision<br />
einer ökologischen<br />
Kreislaufwirtschaft ...“<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
<strong>Stiegl</strong>-eigentümer heinrich Dieter Kiener<br />
im gespräch über Umweltschutz,<br />
Bio und Verantwortung.<br />
Jahren viel in Energiesparmaßnahmen investiert. Und<br />
nun, zwei Jahrzehnte später, haben wir Werte mit echtem<br />
Sensationscharakter.<br />
Was sind denn die größten Sensationen?<br />
Kiener: In der <strong>Stiegl</strong>brauerei wird zum Beispiel mit<br />
Wasser so sparsam umgegangen, dass für einen Liter<br />
Bier nur 3,7 Liter Wasser notwendig sind. Dieser Wert<br />
liegt „weltweit“ im Spitzenfeld! Um dies zu erreichen,<br />
haben wir ein neues Sudhaus gebaut und eine moderne<br />
Waschanlage errichtet. Die während der vergangenen<br />
20 Jahre eingesparte Wassermenge entspricht<br />
jährlich einem kleinen See, aus dem 1.350 Haushalte<br />
ihren Wasser-Jahresbedarf beziehen könnten. Das ist<br />
doch sensationell! Oder: Beim Erdgas beträgt die Einsparung<br />
sogar unglaubliche 46 Prozent, was nebenbei<br />
bemerkt jener Menge entspricht, die 1.000 Haushalte<br />
verbrauchen.<br />
Haben sich die Investitionen in den Umweltschutz<br />
gerechnet?<br />
Kiener: Wir haben eine klare Win-win-Situation.<br />
Unsere Einsparungen im Energie- und Rohstoffbereich<br />
sowie unsere Recyclingquoten sind nicht nur ein<br />
Beitrag fur die Umwelt, sondern helfen definitiv Geld<br />
sparen. Die Anlagen amortisieren sich teilweise in<br />
weniger als zehn Jahren. Und ich bin wirklich stolz<br />
darauf, dass ich meinen Kindern in die Augen schauen<br />
und mit gutem Gewissen sagen kann: Unser Familienunternehmen<br />
hat in den vergangenen 20 Jahren<br />
unbeirrbar daran gearbeitet, den kommenden Generationen<br />
eine saubere Welt zu hinterlassen.<br />
Dass wir mit dieser Einstellung sogar zu einer der<br />
modernsten Brauereien Europas und zur größten Privatbrauerei<br />
Österreichs geworden sind, ist doch ein<br />
Beweis dafür, dass man mit Investitionen in einen
„ökologischen Fußabdruck“ auch ökonomisch<br />
höchst erfolgreich sein kann.<br />
War es für diesen Erfolg von Vorteil, dass<br />
die <strong>Stiegl</strong>brauerei ein Familienunternehmen<br />
ist?<br />
Kiener: Als Privatunternehmer kann und<br />
will ich mir die Freiheit nehmen, genau das<br />
zu tun, was ich für richtig und wichtig halte.<br />
Das beginnt mit meiner Überzeugung, dass<br />
wir die besten Rohstoffe für unser Bier in<br />
Österreich haben. Damit bleibt auch die<br />
gesamte Wertschöpfung in unserem Land<br />
und sichert tausende Arbeitsplätze. Weiters<br />
habe ich es für das Unternehmen immer als<br />
wichtig erachtet, auch technisch die „Nase<br />
vorn“ zu haben. Und ich musste für all diese<br />
Entscheidungen eben keine Vorstände oder<br />
Aufsichtsräte überzeugen.<br />
Was sagen Sie zu Bio?<br />
Kiener: Bio ist für mich nur in Verbindung<br />
mit Regionalität sinnvoll. Das „Bio-Prädikat"<br />
verdient ein Produkt aus meiner Sicht nur<br />
dann, wenn es aus heimischen biologischen<br />
Rohstoffen hergestellt wurde. Wir würden<br />
niemals auf Bio setzen, müssten wir dafür<br />
den Hopfen durch halb Europa karren. Für<br />
unser Bio-Bier „Paracelsus Zwickl" zum Beispiel<br />
kommt die Braugerste teilweise aus<br />
Wildshut, unserer eigenen Bio-Landwirtschaft.<br />
Von dort stammt auch das Bio-Rindfleisch,<br />
das wir in der Braugastronomie verkochen.<br />
Und auch im Bio-Feinkost-Laden Rochushof werden<br />
ausschließlich regional produzierte Produkte verkauft.<br />
Das ist Bio, wie ich es verstehe: regionalbezogen,<br />
nachhaltig und umweltbewusst!<br />
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?<br />
Kiener: Ich vertrete die Ansicht, dass in der Wirtschaft<br />
ein Umdenken stattfinden muss. Als Brauerei<br />
sind wir, wie bereits erläutert, auf beste Rohstoffe<br />
angewiesen. Dazu gehört vor allem ein gesunder<br />
2 0 J a h r e<br />
Boden. Deshalb ist meine Vision die der „grünen<br />
Brauerei“: eine ökologische Kreislaufwirtschaft, die<br />
vom Nehmen und Geben geprägt ist. So könnte man<br />
beispielsweise Brauereireststoffe wie Hefe und Treber<br />
zur Energiegewinnung nutzen und die Abfallstoffe<br />
kompostieren, um sie wieder dem Boden<br />
zuzuführen. Wir müssen die Menschen über die Produktion<br />
von reinen, natürlichen Nahrungsmitteln<br />
aufklären, dann stärken wir das Vertrauen der Konsumenten<br />
in heimische Lebensmittel und steigern<br />
deren Wert.<br />
5
Wa S S e r<br />
<strong>Stiegl</strong>’s<br />
Wasser-Bilanz<br />
„Der sorgsame Umgang mit den natürlichen ressourcen gehört bei uns zur<br />
Unternehmensphilosophie. Das lebenselixier Wasser genießt dabei einen besonderen<br />
Stellenwert, schließlich ist das kostbare Nass die grundvoraussetzung für ausgezeichnetes<br />
Bier.“ Dr. heinrich Dieter Kiener<br />
Nur 3,7 Liter Quellwasser für einen Liter Bier<br />
Rund 3,7 Liter frisches Quellwasser aus den Tiefen des Untersberges werden für die Herstellung von einem Liter<br />
Bier benötigt. Das ist weltweit ein Spitzenwert! Ein sorgsamer Umgang mit der Ressource Wasser ist für <strong>Stiegl</strong><br />
oberstes Gebot. Und da Bier zu 88 Prozent aus Wasser besteht, ist eine hohe Qualität Grundvoraussetzung für die<br />
Produktion eines guten Bieres.<br />
Jährliche Einsparung von 223.000 m 3 Frischwasser<br />
Das neue Sudhaus und die neuen Flaschen-Waschmaschinen arbeiten derart effizient und energiesparend, dass<br />
bei gleichbleibender Qualität heute für die Produktion von einem Liter Bier um 2,2 Liter weniger Brau-Wasser<br />
benötigt werden als noch vor zwanzig Jahren! Insgesamt bedeutet dies eine jährliche Einsparung von rund<br />
223 Millionen Liter Wasser.<br />
Zur Veranschaulichung: Das ist so viel, wie 1.350 Haushalte durchschnittlich pro Jahr an Wasser benötigen! Vor<br />
einigen Jahren wurde noch alles darangesetzt, beim Wasserverbrauch unter die Marke von 0,50 m 3 /Hektoliter zu<br />
kommen. Durch zahlreiche Innovationen und Maßnahmen unterschritt Österreichs größte Privatbrauerei dieses<br />
hoch gesteckte Ziel mit dem Wert von 0,37 m 3 /Hektoliter deutlich. Die Wasser- und Abwasserkosten konnten<br />
damit jährlich um 60.000 Euro reduziert werden. Nutzwasse dient ausschließlich zu Kühlzwecken.<br />
Wasser 1990 2008 2009 Veränderung Veränderung<br />
zum Vorjahr in 20 Jahren<br />
Bierproduktion Verkaufsbier (hl) 511.000 986.136 1.046.634 6,14% 104,82%<br />
Brauwasser (m³) 300.000 330.808 364.313 10,13 % 21,44 %<br />
Spezifischer Wasserverbrauch* 0,59 m³/hl 0,35 m³/hl 0,37 m³/hl** 5,71 % – 37,29 %<br />
Nutzwasser (m³) 190.000 88.680 81.414 – 8,19 % – 57,15 %<br />
Spezifischer Wasserverbrauch* 0,37 m³/hl 0,09 m³/hl 0,08 m³/hl** – 11,03 % – 78,38 %<br />
abwasser (m³) 2004: 278.166 247.184 261.568 5,82 % – 5,97 %<br />
Spezifisches abwasser* 2004: 0,31 m³/hl 0,26 m³/hl 0,25 m³/hl** 0 % – 16,13 %<br />
* Der „Spezifische Wert“ ist der aussagekräftigste, da er die stetig steigende Bierproduktion berücksichtigt. Die verwendeten rohstoffe,<br />
die benötigte energie oder auch der abfall werden auf die jährliche Bierproduktion aufgeteilt, wodurch sich die Zahlen vergleichen lassen.<br />
** Nach branchenspezifischem Berechnungsschema.<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht
N e P t U N<br />
NeptunKREATIV<br />
Die <strong>Stiegl</strong>brauerei unterstützt den Neptun-Wasserpreis als<br />
Sponsor. insgesamt werden 38.000 euro alle zwei Jahre für<br />
innovationen und kreative ideen rund ums Wasser vergeben.<br />
Österreich gehört zu den wasserreichsten Ländern in<br />
Europa. In Österreich können 100 Prozent des Trinkwassers<br />
aus Grund- und Quellwasser bezogen werden.<br />
Der heimische Wasserbedarf beträgt nur etwa<br />
drei Prozent des gesamten Vorkommens. Dieser<br />
Reichtum bringt große Nutzungspotenziale mit sich,<br />
aber auch die gesellschaftliche Verpflichtung, sorgsam<br />
mit der Ressource Wasser umzugehen. Der Neptun-<br />
Wasserpreis hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, auf den<br />
Schutz der heimischen Wasserressourcen hinzuweisen,<br />
aber auch die Suche nach Antworten auf die globale<br />
Wasserproblematik zu fördern. Weltweit hat sich<br />
in den vergangenen Jahrzehnten der Wasserbedarf<br />
doppelt so schnell entwickelt wie der Zuwachs der<br />
Weltbevölkerung. Nach Schätzungen der UNO hat<br />
etwa ein Sechstel der Menschheit keinen Zugang zu<br />
gesundem Trinkwasser.<br />
Der Neptun-Wasserpreis wird heuer bereits zum siebten<br />
Mal ausgeschrieben. Das Lebensministerium, das<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, die<br />
Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach,<br />
der Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaftsverband,<br />
die Landesregierungen und Sponsoren<br />
wie <strong>Stiegl</strong>, Verbund, Wiener Wasserwerke,<br />
Kommunalkredit Public Consulting, die Österreichischen<br />
Lotterien und Pipelife Austria stellen Preise im<br />
Gesamtwert von 38.000 Euro zur Verfügung. Die<br />
Kategorie WasserSCHUTZ spricht die Wichtigkeit<br />
des Schutzes der heimischen Wasserressourcen an.<br />
WasserWELT sucht nach Lösungen für eine nachhaltige<br />
globale Wassernutzung. In der Kategorie Wasser-<br />
KOMMUNIKATION steht die Information und<br />
Motivation der breiten Öffentlichkeit zum sorgsamen<br />
Umgang mit Wasser im Vordergrund. Die Auseinandersetzung<br />
mit Wasser im Bereich zeitgenössischer<br />
Kunst ist Thema der Kategorie WasserKREATIV.<br />
2 0 J a h r e<br />
„Wer von der Natur nimmt, muss auch etwas zurückgeben“,<br />
erklärt <strong>Stiegl</strong>-Chef Heinrich Dieter Kiener<br />
sein Engagement für den Neptun-Wasserpreis. „Der<br />
langfristige Erfolg eines Unternehmens misst sich<br />
auch daran, wie verantwortungsbewusst mit der<br />
Umwelt und den Menschen umgegangen wird, deshalb<br />
gehört für uns der sorgsame Umgang mit den<br />
natürlichen Ressourcen und Rohstoffen zur Unternehmensphilosophie.<br />
Das Lebenselixier Wasser<br />
genießt dabei einen besonderen Stellenwert, schließlich<br />
ist das kostbare Nass die Grundvoraussetzung für<br />
ausgezeichnetes Bier. Mit dem Neptun-Wasserpreis<br />
wollen wir Initiativen unterstützen, die zum nachhaltigen<br />
Umgang anregen und zum Schutz des kostbaren<br />
Elements beitragen."<br />
Nähere Informationen zum Neptun-Wasserpreis<br />
erhalten Sie im Internet unter<br />
www.wasserpreis.info<br />
7
Wa S S e r<br />
Mehr als ein Berg:<br />
Wasserfilter & Kraftquelle<br />
für manche ist er einer der mächtigsten Wasserspeicher, anderen dient er als Kraftplatz,<br />
Dritte halten ihn für ein eigenständiges lebewesen - der Salzburger Untersberg.<br />
Kaum ein Berg findet so viel Beachtung wie der<br />
Untersberg. Geologen analysieren seine Entstehungsgeschichte,<br />
Esoteriker pilgern zu den überlieferten keltischen<br />
Kraftplätzen, Gesundheitsbewusste schätzen<br />
sein besonderes Wasser, Mystiker schwelgen in den<br />
unzähligen Sagen und Legenden. Ohne Untersberg<br />
wäre die Mozartstadt arm dran, denn mit seinen Quellen<br />
und Brunnen stellt der Berg 90 Prozent des Trinkwasserbedarfs<br />
für 120.000 Haushalte zur Verfügung.<br />
Schon die Salzburger Erzbischöfe um 1500 waren<br />
vom kühlen Nass aus dem „Hausberg der Salzburger“<br />
begeistert. Sie ließen sich das Untersberger Wasser<br />
sogar von „Wasserreitern“ in die Residenz liefern.<br />
Das Wasser macht den Geschmack<br />
Ebenso lang wissen übrigens auch die Brauer von<br />
<strong>Stiegl</strong> um die Qualität des Wassers vom Untersberg.<br />
„Unser Bier besteht zu 88 Prozent aus Wasser und das<br />
kommt zu hundert Prozent vom Untersberg“, erklärt<br />
Christian Pöpperl, Braumeister der <strong>Stiegl</strong>brauerei zu<br />
Salzburg. Für ihn ist das reine und sehr mineralstoffhältige<br />
Wasser die optimale Voraussetzung für eine<br />
hervorragende Bierqualität. „Der Geschmack des Bieres<br />
hängt eng mit dem zum Brauen verwendeten Wasser<br />
zusammen. Wir haben hier in Salzburg das große<br />
Glück, dass wir das Untersberger Quellwasser so verwenden<br />
können, wie es aus dem Boden kommt“,<br />
erklärt Pöpperl. „Das besondere Wasser ist auch ausschlaggebend<br />
dafür, dass wir an unserem einzigen<br />
Braustandort Salzburg festhalten. Das heißt auch, dass<br />
wir unser Bier nie woanders brauen könnten“, hält er<br />
abschließend fest.<br />
Es gibt aber nicht nur Historiker und Brauer, sondern<br />
auch Wissenschafter, die der Untersberg in seinen<br />
Bann zieht. Christian Uhlir zum Beispiel. Er ist Geologe<br />
an der Universität Salzburg und beschäftigt sich<br />
schon seit Jahren überaus intensiv mit dem 1.972<br />
Meter hohen Untersberg. Ihn als Wissenschafter inter-<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
essiert unter anderem, wie lange das Wasser durch den<br />
Berg braucht, bis es wieder zutage tritt. Auf der Reise<br />
durch unzählige steinerne Trichter und Kanäle wird<br />
das Wasser auf natürliche Weise gefiltert und nimmt<br />
gleichzeitig Mineralien auf. Darf es anschließend noch<br />
mindestens 60 Tage im Grundwasser verweilen, entsteht<br />
eines der besten Trinkwässer Österreichs und<br />
der wichtigste Rohstoff für das Salzburger Bier.<br />
Geheimnisumwitterter Salzburger Hausberg<br />
Um den Untersberg ranken sich außerdem noch<br />
unzählige Sagen rund um Riesen und Zwerge, Feen<br />
und Elfen, Spiegelwelten oder Karl den Großen. „Für<br />
viele ist der Berg ein beseelter Organismus“, erzählt<br />
Herbert Schmatzberger, Pfarrer von Großgmain und<br />
Untersberg-Experte. Noch zu seiner Volksschulzeit<br />
wurden Kinder vor Zeitsprüngen gewarnt, falls sie in<br />
eine der über 400 Höhlen kletterten. Jahrhunderte<br />
könnten so ungewollt in wenigen Augenblicken vergehen.<br />
Der besondere Berg erzeugt allerdings nicht<br />
nur Legenden, sondern auch Magie: Immer mehr<br />
Menschen sind davon überzeugt, dass Wasser Informationen<br />
speichern und weitergeben kann. Auf seiner<br />
Reise durch das uralte Gestein sollen die wertvollen<br />
Tropfen eine spezielle Kraft in sich aufnehmen und<br />
nach dem Trinkgenuss die Gesundheit stärken.<br />
Fest steht, dass sich der Untersberg in Richtung Stadt<br />
verneigt und auch sein kostbares Nass dorthin abgibt<br />
- so, als wolle er Salzburg seine Referenz erweisen.<br />
Außerdem wächst der sagenumwobene Berg jährlich<br />
fast einen Zentimeter. Wenn wundert’s da noch, dass<br />
viele Salzburger ihren Hausberg für ein eigenständiges<br />
Lebewesen halten? Dass ihm Schamanen die<br />
Energie eines Drachen bestätigen? Oder der Dalai<br />
Lama ihn als „Herzchakra“ Europas bezeichnet? Ob<br />
wissenschaftlich oder spirituell betrachtet – dieser<br />
Berg fasziniert.
e N e r g i e<br />
<strong>Stiegl</strong>’s<br />
Energie-Bilanz<br />
1.658.000 m 3 Erdgas werden jährlich<br />
im Vergleich zu vor 20 Jahren eingespart!<br />
Durch den Neubau des Sudhauses und die kontinuierliche Optimierung der<br />
Anlagen sowie die Nutzung der Abwärme ist es gelungen, den spezifischen<br />
Erdgasbedarf um 46 Prozent (!) pro Hektoliter Bier zu senken und somit eine<br />
Reduktion von 1.658.000 m 3 Erdgas jährlich zu erzielen. Mit dieser Menge an<br />
eingespartem Erdgas können über 1.000 Haushalte ein Jahr lang heizen!<br />
Der spezifische Stromverbrauch ist nahezu unverändert!<br />
Dass in 20 Jahren der spezifische Stromverbrauch (Anmerkung: darin wird die<br />
erhöhte Bierproduktion berücksichtigt) um nur 0,33 Prozent gestiegen ist, kann<br />
als Sensation bezeichnet werden, da zahlreiche Anlagen und Maschinen hinzugekommen<br />
sind. Allerdings wurde immer höchstes Augenmerk auf deren<br />
sparsamen Energieverbrauch gelegt.<br />
450.000 kWh Strom werden im<br />
eigenen Kraftwerk produziert!<br />
Die <strong>Stiegl</strong>brauerei betreibt ein eigenes Wasserkraftwerk am Almkanal, die<br />
„Pulvermühle“ (mehr darüber auf Seite 12). Dort werden pro Jahr 450.000<br />
kWh produziert, was immerhin fünf Prozent des benötigten Stroms ausmacht.<br />
Mit einer Leistung von 65 kW wird jährlich umweltfreundlicher Strom um ca.<br />
45.000 Euro selbst erzeugt.<br />
Das neue Sudhaus senkt den<br />
Energiebedarf um 20 Prozent!<br />
Durch die Inbetriebnahme des neuen Sudhauses 2005 konnte der Energiebedarf der Brauerei um 20 Prozent gesenkt<br />
werden. Dadurch wurde eine jährliche Einsparung an Energiekosten in Höhe von rund 230.000 Euro erzielt.<br />
Wärmerückgewinnung senkt Heizkosten!<br />
Die Wärmerückgewinnung aus der Kälteerzeugung und der Hallenentlüftung brachte derart viel Wärmeenergie,<br />
dass 2009 die Hallen bereits zu 74 Prozent damit geheizt werden konnten. Die Einsparung betrug ca. 64.000 Euro<br />
jährlich.<br />
Nutzung der Abwärme<br />
aus Drucklufterzeugung!<br />
Mit dieser Abwärme wurden 1.100 m 2 Werkstätten und Lagerfläche beheizt. Diese Ersparnis beträgt ca.<br />
8.000 Euro jährlich.<br />
Neue Flaschenreinigungsmaschine reduziert<br />
Wärmeenergieaufwand!<br />
Die neue Flaschenreinigungsmaschine, die 2007 in Betrieb genommen wurde, spart durch Wärmerückgewinnung,<br />
optimierte Isolierung und den geringeren Wasserverbrauch etwa 100.000 Euro an Wärmeenergie ein!<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht
energie 1990/2004 2008 2009 Veränderung Veränderung<br />
zum Vorjahr in 20 bzw.<br />
7** Jahren<br />
Bierproduktion Verkaufsbier (hl) 511.000 986.136 1.046.634 6,14% 104,82 %<br />
erdgas (m³) 1.850.000 1.900.755 1.942.254 2,18 % 4,99 %<br />
Spezif. erdgasverb. (m³/hl)* 3,62 2,02 1,85**** – 1,52 % – 46,13 %<br />
Zugef. Wärme (MWh) 24.581** 17.787 19.442 9,30 % – 67,04 %**<br />
Spezif. Verbr. (MJ/hl)* 100,00** 68 65,30**** – 3,97 % – 34,70 %**<br />
rauchgas (Nm³) 35.604.794** 27.564.320 28.162.683 2,17 % – 20,90 %**<br />
Stromverbrauch (kWh) 4.700.000 9.434.000 9.819.200 4,08 % 108,92 %<br />
Spezif. Verbr. (kWh/hl)* 9,20 9,40 9,23**** – 1,81 % 0,33 %<br />
Kälte Stromverbrauch 2.336.243** 2.406.711 2.557.294 6,26 % 9,46 %**<br />
Zugef. Kälte (gJ) 16.122** 22.863 24.138 5,58 % 49,72 %**<br />
Spez. Kälteverbrauch (MJ/hl)* 18,20** 24,80 24,70**** – 0,40 % 35,71%**<br />
eigenstrom Produktion (kWh) – 134.844 127.300*** – 5,59 % –<br />
* für einen direkten Zahlenvergleich wird der spezifische Verbrauch/hektoliter Bier verwendet, da die Produktionsmenge eingerechnet wird!<br />
** in den vergangenen zwanzig Jahren wurde der Umweltbericht stetig verfeinert, deshalb sind einige Daten erst ab 2004 verfügbar.<br />
*** Das Kraftwerk konnte 2009 nicht seine volle arbeit von 450.000 kWh erreichen, da es während reparaturarbeiten stillstand.<br />
**** Nach branchenspezifischem Berechnungsschema.<br />
2 0 J a h r e
e N e r g i e<br />
Strom aus der Pulvermühle<br />
am almkanal steht das älteste Wasserkraftwerk Salzburgs und<br />
produziert dort umweltfreundlichen eigenstrom für die Brauerei.<br />
Könnten die Wände des alten Gebäudes sprechen, sie<br />
hätten wohl viel zu erzählen. Denn in einer Pulvermühle<br />
wurde ab dem späten Mittelalter Schießpulver<br />
hergestellt. Für die Pulverherstellung mussten die<br />
Zutaten Holzkohle, Schwefel und Salpeter äußerst<br />
vorsichtig gemahlen und zur explosiven Mischung<br />
zusammengestellt werden. Betrieben wurden die Pulvermühlen<br />
mit Wasserkraft. Ein großes Wasserrad<br />
hob und senkte mehrere „Stampfer" aus Holz, die<br />
dabei das Mahlgut zerkleinerten. Oft explodierten<br />
oder zersprangen diese Mühlen. Die Ursache konnte<br />
ein einzelner Funken sein, der beim Einschlagen eines<br />
Nagels entstand, oder elektrostatische Aufladungen,<br />
um deren Gefahrenpotenzial lange nichts bekannt<br />
war. Explosionen ereigneten sich daher oft, ohne dass<br />
eine Ursache ausgemacht werden konnte. Um den<br />
Schaden einer solchen Pulverexplosion einzugrenzen,<br />
wurde ein Erdwall um die einzelnen Mühlen, aber<br />
auch Lager- und Verladestätten gezogen, der jeweils<br />
zu einer Seite hufeisenförmig offen war, so dass der<br />
Explosionsdruck nur das einzelne Gebäude zerstörte,<br />
jedoch nicht die benachbarten Anlagen.<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
Die erste urkundliche Erwähnung fand die Pulvermühle<br />
1799 dann schon als Sägemühle. 1904 baute<br />
der damalige Besitzer, G. J. Altheimer, eine Dynamomaschine<br />
ein, die „58 Glühbirnen" zum Leuchten<br />
brachte. 1905 erwarb die <strong>Stiegl</strong>brauerei die Pulvermühle<br />
und begann, mit einer Francis-Schachtturbine<br />
mit 60 kW Leistung, Strom zu produzieren. Dieser<br />
wird seither mittels einem zwei Kilometer langen Privatkabel<br />
direkt in die Brauerei geleitet. 1962 wurde<br />
das Kraftwerk Pulvermühle vollautomatisiert. Im Vollbetrieb<br />
liefert es eine elektrische Arbeit von 450.000<br />
kWh, was in etwa fünf Prozent des benötigten Stroms<br />
der Brauerei ausmacht. Damit könnte die Pulvermühle<br />
120 Haushalte problemlos versorgen.
e N e r g i e<br />
Das innovative Unternehmen<br />
Movelo wurde 2005 im bayerischen<br />
Bad Reichenhall gegründet. Man<br />
wollte durch die Verbreitung von E-<br />
Bikes einen Beitrag zur sanften<br />
Mobilität sowie einer damit verbundenen<br />
Absenkung des CO2-Ausstoßes<br />
leisten. Mittlerweile hat sich Movelo zu Europas<br />
größtem Anbieter für Elektromobilität mit 2.500<br />
Elektrofahrrädern, 400 Verleihstationen in 40 Regionen<br />
in Deutschland, Österreich, Italien und Spanien<br />
entwickelt. Aufbauend auf bereits bestehenden Infrastrukturen<br />
wie Radwegenetz, Radverleih oder Hotellerie<br />
gelang es, ein flächendeckendes Netz zu erstellen.<br />
Was ist eigentlich ein E-Bike oder Elektrorad?<br />
Es ist ein Fahrrad mit Hilfsmotor, das auch ohne Treten<br />
angetrieben werden kann. Die Geschwindigkeit<br />
beträgt maximal 25 km/h. Der Verbrauch liegt bei<br />
umweltfreundlichen 1 kWh auf 100 km. Mit Movelo<br />
können auch völlig untrainierte Radfahrer steile Bergstraßen<br />
meistern und ohne große Anstrengung ihr<br />
Ziel erreichen, denn die ausgeklügelte Technik des E-<br />
Bikes unterstützt die natürliche Tretbewegung und<br />
setzt vor allem dann ein, wenn die Kräfte schwinden -<br />
so werden auch die schönsten Almen mit dem E-Bike<br />
erreichbar.<br />
Das äußerst gelenkschonende Elektrofahrrad kennt<br />
keine Altersgrenzen. Und wer ausschließlich mit dem<br />
Motor fährt, der kommt mit seinem E-Bike immerhin<br />
auf 60 Kilometer Reichweite bzw. fünf bis sechs<br />
Stunden Fahrzeit je nach Gelände. Und wer längere<br />
Touren unternehmen möchte, der plant ganz einfach<br />
seine Route so, dass er bei einer Akkuwechsel- oder<br />
Aufladestation vorbeikommt.<br />
Unter „www.movelo.com" sind zahlreiche Adressen<br />
und sogar Routentipps zu finden.<br />
Darunter ist auch die <strong>Stiegl</strong>brauerei, die mit der Eröffnung<br />
einer weiteren „E-Tankstelle“ dieses sinnvolle<br />
Projekt unterstützt. Und so kann der E-Biker seinen<br />
Akku zur „Tränke“ im Braushop ca. 1,5 Stunden an<br />
Bike und Biker<br />
tanken Energie<br />
innovativ. e-Biker-fahrer können in der <strong>Stiegl</strong>-<br />
Brauwelt, europas größter Biererlebniswelt, ihre<br />
akkus aufladen. Und zwar in jeder hinsicht, denn<br />
<strong>Stiegl</strong> kooperiert mit dem e-Bike-Verleiher Movelo.<br />
2 0 J a h r e<br />
13<br />
den Strom anschließen oder aber auch nur schnell<br />
wechseln. Aber eigentlich sollte schon für eine ausgiebige<br />
Rast Zeit sein, um auch sich selbst einen Energieschub<br />
zu genehmigen. Ein kühles Bier und ein<br />
herzhaftes Essen gehören doch zu einer Radpartie ins<br />
Grüne einfach dazu.
e N e r g i e<br />
Saubere Energie<br />
Die <strong>Stiegl</strong>brauerei hat schon vor 20 Jahren durch den Umstieg von erdöl auf<br />
das umweltfreundliche erdgas einen großen Beitrag zum Klimaschutz geleistet.<br />
In einer Brauerei werden,<br />
wie in jedem<br />
anderen Produktionsunternehmen<br />
auch,<br />
große Mengen an<br />
Energie benötigt. Deshalb<br />
stellte man sich<br />
bei <strong>Stiegl</strong> schon früh<br />
die Frage, welcher<br />
Energieträger der<br />
umweltverträglichste<br />
ist? Die Wahl fiel auf<br />
Erdgas und dafür gibt<br />
es sieben gute Gründe:<br />
1. Erdgas gehört zu den umweltfreundlichsten und<br />
saubersten fossilen Brennstoffen. Bei der Verbrennung<br />
entstehen weder Feinstaub noch Russpartikel.<br />
2. Die klimaschädigenden CO2-Emissionen liegen um<br />
31 Prozent unter jenen von Erdöl.<br />
3. Erdgas ist ein ungiftiges, farbloses und von Natur<br />
aus geruchloses Gas. Aus Sicherheitsgründen werden<br />
allerdings wegen seiner Brennbarkeit Duftstoffe beigemengt,<br />
damit der Mensch einen Gasaustritt wahrnehmen<br />
kann.<br />
4. Die Emissionsvorschriften werden immer strenger.<br />
Mit dem umweltfreundlichen Erdgas als Energielieferant<br />
sind selbst die strengsten Auflagen zu erfüllen.<br />
5. Mit Erdgas sind langfristige Investitionen auf der<br />
sicheren Seite. Die Forschung schätzt aufgrund<br />
modernster Erkenntnisse, dass die Erdgasreserven<br />
noch für mindestens 160 Jahre reichen werden.<br />
6. Ganz Europa ist mit einem dichten Erdgasnetz verbunden,<br />
das sämtliche Länder versorgt. Durch große<br />
Lagerstätten, in denen Erdgas etwa 1000 bis 1500<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
Meter unter der Erde gelagert wird, können Versorgungsspitzen<br />
bedient und Engpässe vermieden werden.<br />
Kein anderes westeuropäisches Land hat -<br />
gemessen am Verbrauch - so viel Erdgas gespeichert<br />
wie Österreich. Das wirkt sich – durch weitgehende<br />
Unabhängigkeit von Marktschwankungen – natürlich<br />
auch auf die Preisstabilität aus. Und garantiert Ausfallssicherheit<br />
- und damit ein sicheres Gefühl.<br />
7. Der „Transport“ des Erdgases erfolgt umweltschonend<br />
und risikolos in riesigen unterirdischen Pipelines<br />
direkt ins Haus.<br />
Wenngleich durch die Umstellung auf Erdgas ein<br />
umweltfreundlicher Energieträger zum Einsatz kam, so<br />
ist dennoch die sauberste Energie jene, die man erst gar<br />
nicht verbraucht. Und so wurde viel Geld in die<br />
Anschaffung und den Bau von energiesparenden Anlagen<br />
gesteckt. Durch den Neubau des Sudhauses und die<br />
kontinuierliche Optimierung der Anlagen sowie die<br />
Nutzung der Abwärme ist es gelungen, den spezifischen<br />
Erdgasbedarf um 46 Prozent (!) pro Hektoliter Bier<br />
gegenüber 1990 zu senken und somit eine Reduktion<br />
von 1.658.000 m 3 Erdgas jährlich zu erzielen.
e C y C l i N g<br />
<strong>Stiegl</strong>’s<br />
Recycling-Bilanz<br />
90 Prozent Mehrwegverpackungen!<br />
<strong>Stiegl</strong> hat einen Anteil von über 90 Prozent an umweltfreundlichen Mehrwegverpackungen und das ist in der<br />
Branche ein absoluter Spitzenwert, der durchschnittlich nur 80 Prozent beträgt.<br />
582 Tonnen Altglas werden recycelt!<br />
Pro Jahr werden rund 582 Tonnen beschädigte oder stark verschmutzte Flaschen aufgrund der hohen Qualitätsansprüche<br />
ausgemustert und zur Wiederverwertung eingeschmolzen.<br />
204 Tonnen Altpapier werden recycelt!<br />
Jährlich werden rund 204 Tonnen Altetiketten und Altpapier gesammelt und wiederverwertet.<br />
1,3 Millionen Kronenkorken recycelt!<br />
Mehr als 1,3 Millionen Korken werden als Alteisen zurückgenommen und wiederverwertet. Übrigens war <strong>Stiegl</strong><br />
eine der ersten Brauereien in Österreich, die schon vor zwanzig Jahren auf das gesundheitsschädigende PVC im<br />
Korken verzichtet haben.<br />
Treber und Althefe an Tiere verfüttert!<br />
Nach dem Umwandeln der Stärke zu Malzzucker durch den Maischprozess im Sudhaus und dem anschließenden<br />
Abläutern wird die Bierwürze gewonnen. Der Rückstand wird als Treber bezeichnet. Dieser wird zu 100 Prozent<br />
als hochwertiges Futtermittel in der Landwirtschaft eingesetzt. Auch die Althefe wird gesammelt. Sie wird<br />
ebenfalls als Viehfutter verwendet oder an Biokraftwerke abgegeben. Jährlich fallen in der <strong>Stiegl</strong>brauerei 22.000<br />
Tonnen Treber und 30.000 Tonnen Althefe an.<br />
Bierkisten-Recycling!<br />
Alte Bierkisten werden zu Granulat vermahlen, aus dem wieder neue Kisten gespritzt werden.<br />
CO2 wird aufgefangen!<br />
Dieses Gas entsteht beim Gärprozess und wird bis zu 70 Prozent (!) aufgefangen. Verwendung findet CO2 als<br />
Schutzgas bei der Bierabfüllung.<br />
entsorgung 1990/2004** 2008 2009 Veränderung Veränderung<br />
zum Vorjahr in 20 bzw.<br />
7** Jahren<br />
Bierproduktion Verkaufsbier (hl) 511.000 986.136 1.046.634 6,14 % 104,82 %<br />
glasbruch (t) 200 590,83 582,32 – 1,44 % 191,16 %<br />
altetiketten (t) 228,68** 180,83 190,03 5,09 % – 16,90 %**<br />
altpapier (t) 90 20,40 14,42 – 29,31 % – 83,98 %<br />
folien/Pe (t) 18,41** 25,12 28,70 14,25 % 55,89 %**<br />
Karton (t) 93,42** 110,08 97,38 – 11,54 % 4,24 %**<br />
Kieselgur (t) 358,28** 409,14 445,97 9,00 % 24,48 %**<br />
Mischmüll (t) 129,23** 152,20 135,25 – 11,14 % 4,66 %**<br />
Sperrmüll (t) 6,64** 38,17 33,10 13,28 % 398,49 %**<br />
altöl (t) 10 0,92 0,89 – 3,26 % – 91,10 %<br />
Bauschutt (t) 16,84** 28,82 17,82 – 38,17 % 5,82 %**<br />
grünabfälle (t) 26,54** 20,20 21,98 8,81 % – 17,18**<br />
Werkstättenabfälle (kg) 480** 0,10 0,42 320,00 % – 99,91**<br />
aktenmaterial (m³) 9,92** 5,40 3,55 34,26 % – 64,21**<br />
Styropor (m³) 41** 34,00 14 – 58,82 % – 65,85**<br />
** in den vergangenen zwanzig Jahren wurde der Umweltbericht stetig verfeinert, deshalb sind einige Daten für 1990 noch nicht verfügbar,<br />
sondern erst ab 2004.<br />
2 0 J a h r e<br />
15
e C y C l i N g<br />
Eine Fotogeschichte aus<br />
dem „unendlichen“ Leben<br />
einer <strong>Stiegl</strong>-Mehrwegflasche<br />
1<br />
1Die Hauptakteurin dieser „unendlichen“<br />
Geschichte ist eine „richtige Flasche“! Und zwar<br />
die 0,5-Glas-Mehrwegflasche von <strong>Stiegl</strong>. Ihrer<br />
Existenz verdanken Mensch und Umwelt einen um<br />
50 Prozent reduzierten Müllberg! Grund genug, sie<br />
in einer Geschichte zu würdigen und über ihre wichtigsten<br />
Lebensstationen zu berichten. Unsere Foto-<br />
Geschichte beginnt im niederösterreichischen<br />
Pöchlarn, wo die <strong>Stiegl</strong>-Flasche im Glaswerk der<br />
Firma Vetropack das Licht der Welt erblickte ...<br />
2Die Altglassammlung für das Glaswerk:<br />
Altglas ist bei der Glasproduktion der wichtigste<br />
Rohstoff, denn Glas ist zu 100 Prozent recycelbar!<br />
Das österreichische Sammlungs- und Verwertungssystem<br />
für Verpa ckungsglas zählt seit vielen Jahren<br />
international zu den besten Glasrecyclingsystemen.<br />
Jährlich werden in Österreich rund 200.000 Tonnen<br />
Altglas gesammelt, das entspricht rund 680<br />
Millionen Glasverpackungen. Im Durchschnitt sammelt<br />
jeder Einwohner jährlich über 20 Kilogramm<br />
Altglas. Die gesammelten Glas verpackungen werden<br />
direkt zu den Glaswerken gebracht, wo sie zur Gänze<br />
verwertet werden.<br />
2<br />
3<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
3Die Sortierung: Das Altglas wird zuerst nach<br />
Bunt- und Weißglas getrennt und kommt dann<br />
per Förderband zur Sortierung. Dort werden die<br />
eisenhaltigen Fremdstoffe von einem Magnetabscheider<br />
erfasst und alle größeren Verunreinigungen<br />
händisch aussortiert.<br />
4
4Die Weiterverarbeitung: Ein sogenan n ter<br />
„Brecher“ zerkleinert nun das Altglas für den<br />
Schmelzvorgang in eine Scher bengröße von rund<br />
15 mm. Die Splitter fallen durch ein Sieb und wandern<br />
direkt zum zweiten Magnetabscheider weiter.<br />
Fremdstoffe, die leichter als Glas sind (wie z. B.<br />
Etikettenpapier), werden abgesaugt. Das gesiebte<br />
Altglas wird nun genau durchleuchtet, um lichtundurchlässige<br />
Fremdstoffe wie Keramik oder Alu -<br />
minium auszuscheiden.<br />
5Die Glasschmelze: Bei einer Temperatur von<br />
rund 1600 Grad Celsius werden nun das Altglas<br />
und die „Primärrohstoffe“ Quarzsand, Dolomit, Kalk<br />
und Soda zu einer homogenen, zähflüssigen<br />
Glasmasse geschmolzen. Der Anteil von Altglas in<br />
der Glasherstellung beträgt bei Weißglas bis zu 60<br />
Prozent, bei Braunglas bis zu 70 Prozent und bei<br />
Grünglas sogar bis zu 100 Prozent! Durch den<br />
Einsatz von Alt glas werden Ressourcen geschont,<br />
Energie gespart, Müll vermieden und auch die<br />
Abgasbelastung der Luft reduziert.<br />
haBeN Sie geWUSSt,<br />
was das Wort „flasche“ bedeutet?<br />
2 0 J a h r e<br />
17<br />
6Die Flaschenherstellung: Von der kontinuierlich<br />
nachfließenden Glasschmelze werden glühende<br />
Glastropfen abgeschnitten und über eine<br />
Rinne in eine Form eingebracht. Der zähflüssige<br />
Glaskörper, der sogenannte Kölbel, passt sich bereits<br />
der späteren Glasform an. In der Fertigform wird der<br />
Formling nun mittels Druckluft in seine endgültige<br />
Gestalt gebracht. Die noch rot glühenden Glasverpackungen<br />
werden im Kühlofen langsam abgekühlt,<br />
um die Glaskörperspannungen auszugleichen. Die<br />
anschließende „Kaltend-Vergütung“ schützt die<br />
Glasverpackungen zusätzlich vor Abrieb.<br />
...<br />
Das Wort Flasche leitet sich vom germanischen Wort „flahsko“ ab und bedeutet „flechten“. Ursprünglich<br />
wurde damit ein mit einem Flechtwerk umgebenes Gefäß aus Holz und Ton bezeichnet. Im Spätmittelalter<br />
gab es dann die ersten Glasflaschen, die ebenfalls eine Strohumhüllung hatten, um das damals noch sehr dünnwandige<br />
Glas zu schützen. Die strohummantelte, bauchige Chianti-Flasche, genannt „Fiasco“(= ital. Flasche),<br />
erinnert noch daran.<br />
5<br />
6<br />
?
... r e C y C l i N g<br />
7<br />
7Die Brauerei: Die <strong>Stiegl</strong>brauerei zu Salzburg ist<br />
Österreichs größte Privatbrauerei. „Wir tragen<br />
Verantwortung für unsere Umwelt, für eine saubere<br />
Luft und für ein reines Wasser“, bekräftigt der<br />
Brauereiinhaber Dr. Heinrich Dieter Kiener sein<br />
Engagement für die umweltbewusste Glas-Mehrwegverpackung,<br />
deren Anteil bei 90 Prozent liegt<br />
und damit knapp zehn Prozent über dem<br />
Branchenschnitt liegt.<br />
8Die erste Abfüllung: Gleich nach der Ankunft<br />
macht die „nigelnagelneue“ Bierflasche Bekanntschaft<br />
mit einer der modernsten Abfüllanlagen<br />
Europas.<br />
9Die erste Ausfahrt: Verpackt in recycelbare und<br />
cadmiumfreie Kisten geht es dann weiter per<br />
Bahn oder Lkw zu den Handelspartnern.<br />
Im Supermarkt: Was eine echte <strong>Stiegl</strong>-<br />
10Flasche ausmacht, muss dann nicht lange auf<br />
ihre Abholung warten.<br />
Zu Hause: Mit ihrem köstlichen Inhalt<br />
11erfrischt siedann so gleich des Biergenießers<br />
Leib und Seele.<br />
Angekommen in der<br />
<strong>Stiegl</strong>brauerei zu Salzburg<br />
8<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
Die Flaschenrücknahme: Leider ist der<br />
12häusliche Aufenthalt nur von kurzer Dauer.<br />
Denn es ist die Bestimmung einer Mehrwegflasche,<br />
„mehrere Wege“ zu haben, und so geht es unverzüglich<br />
wieder los in Richtung Supermarkt, wo schon die<br />
Leergut-Rückgabe wartet.<br />
Der Zug-um-Zug-Tausch: Der Lkw bringt<br />
13die vollen Flaschen und nimmt die leeren bei<br />
der Gelegenheit gleich wieder mit. Das spart zusätzliche<br />
Transporte und damit Abgase und Lärm.<br />
Die Wiederbefüllung: Am Beginn der<br />
14Flaschen abfüllanlage steht eine „Entpalettierungsanlage“,<br />
die die aufgestapelten Kisten mit den<br />
Mehrwegflaschen auf ein Förderband hebt. Die entladenen<br />
Paletten werden dadurch sofort wieder mit<br />
Vollgut beladen.
10<br />
9<br />
12<br />
11<br />
13<br />
haBeN Sie geWUSSt,<br />
woher das Schimpfwort „Du flasche“ kommt?<br />
Im 16. Jahrhundert zu Zeiten der Commedia dell‘Arte behängte man auf Wunsch des Publikums<br />
Schauspieler mit einer bauchigen Flasche (ital. fiasco), wenn diese schlecht spielten. War die gesamte<br />
Theateraufführung ein Misserfolg, dann wurden sogar Flaschen auf die Bühne geworfen. Und daher<br />
kommt auch das im Deutschen verwendete Wort Fiasko. Der „Hohlkörper“ Flasche war und ist ein<br />
Symbol für „Hohlkopf“. Im österreichischen Sprachgebrauch gibt es im übertragenen Sinn noch die wenig<br />
erfreuliche Androhung „jemanden eine zu flaschen“, womit ein Raufhandel gemeint ist.<br />
2 0 J a h r e<br />
?<br />
14<br />
19<br />
...
... r e C y C l i N g<br />
15<br />
Eine Mehrwegflasche auf dem Weg<br />
Am Fließband: Im „Kistenmarsch“ geht es<br />
15dann weiter in Richtung Flaschenauspacker.<br />
Der Flaschenauspacker: Ein Entkorker<br />
16sorgt bei Mehrwegflaschen dafür, dass sämtliche<br />
Flaschenver schlüsse entfernt werden, bevor die<br />
Flaschen von dem „Flaschenauspacker“ aus den<br />
Bierkästen gehoben werden. Die dabei jährlich anfallenden<br />
Alt-Kronenkorken werden als Alteisen<br />
wiederverwertet. <strong>Stiegl</strong> war eine der ersten<br />
Brauereien in Österreich, die schon vor 18 Jahren auf<br />
das umweltschädigende PVC im Korken verzichtet<br />
hat. Per Gesetz ist dies erst seit Kurzem vorgeschrieben.<br />
Die leeren Bierkasten durchlaufen danach eine<br />
Kastenwaschmaschine, in der sie innen und außen<br />
gereinigt werden. Ausgemusterte werden wieder zu<br />
Granulat vermahlen und neu gespritzt. <strong>Stiegl</strong> verwendet<br />
bereits seit 15 Jahren cadmiumfreie Kisten!<br />
Die Warteschleife: In Reih und Glied war-<br />
17ten die Mehrwegflaschen auf ihre ausführliche<br />
„innere und äußere Reinigung“.<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
16<br />
Die Waschmaschine: Jetzt beginnt für eine<br />
18Mehrwegflasche der schönste Teil der Reise:<br />
das rund 15 Minuten dauernde Vollbad in der<br />
Waschmaschine! Auf eine Vorweiche mit 50O Cwarmem<br />
Laugenwasser folgt eine lange Tauchweiche<br />
bei ca. 80O C und einer Schwal lung zur Entfernung<br />
der alten Etiketten. Die abgelösten Etiketten werden<br />
fortlaufend aus der Lauge entfernt, gesammelt,<br />
gepresst und dem Altpapier zugefügt, woraus diverse<br />
Hygienepapiere recycelt werden. Die Flaschen werden<br />
dann auf dem Kopf stehend innen und außen<br />
mit langsam sinkender Temperatur abgespritzt. Die<br />
verwendete Lauge wird tagtäglich filtriert, sodass<br />
sie immer wieder verwendet wird. Die Flaschenreinigungs-Maschine<br />
ist die „jüngste“ Investition bei<br />
<strong>Stiegl</strong>. Mit ihr konnte sowohl der Energie- als auch<br />
der Reinigungsmittelverbrauch pro Flasche um<br />
beachtliche 36 Prozent gesenkt werden.
17<br />
18<br />
Die Flaschenkontrolle: Und nun wird es<br />
19ernst! Kameras und Sensoren prüfen, ob die<br />
Flaschen den hohen Anforderungen entsprechen.<br />
Und ihnen entgeht nichts. Beim kleinsten Anzeichen<br />
einer Beschädigung oder gar einer Verunreinigung<br />
heißt es: ab in den Recyclingcontainer und zurück an<br />
den Start in das Glaswerk!<br />
haBeN Sie geWUSSt,<br />
dass glas der gesündeste Packstoff ist?<br />
Nur Verpackungen aus Glas gewährleisten durch die Un durchlässigkeit des Materials, dass keine<br />
Fremdstoffe von außen ins Innere gelangen. Auch geben Glasverpackungen keine unerwünschten Stoffe<br />
an den Inhalt ab, da sie geruchlos und geschmacksneutral sind. All das macht eine Glasflasche zur idealen<br />
Verpackung für Bier!<br />
2 0 J a h r e<br />
?<br />
19<br />
21<br />
...
... r e C y C l i N g<br />
20<br />
Von 40 Wiederbefüllungen<br />
21<br />
Der Flaschenfüller: Und weiter geht‘s zur<br />
20Abfüllung, die in einem sogenannten<br />
„Flaschenfüller“ vor sich geht. Es muss dafür gesorgt<br />
werden, dass die Abfüllung unter Luftabschluss und<br />
bei möglichst geringem Druckunterschied erfolgt.<br />
Damit wird ein unkontrolliertes „Aufschäumen“ verhindert<br />
und eine optimale Haltbarkeit erreicht. Die<br />
Flaschen werden vor dem Abfüllen zunächst evakuiert<br />
und dann mit reiner Kohlensäure gefüllt. Das für<br />
den Füllvorgang verwendete Kohlendioxid kommt<br />
übrigens aus dem Gärkeller, danach wird es gereinigt<br />
und komprimiert.<br />
Die Verschließmaschine: Gleich danach<br />
21setzt die Verschließmaschine ihren Kronenkorken<br />
darauf. Die Leistungen des Füllers sind<br />
enorm: Eine einzelne Anlage kann pro Sekunde bis<br />
zu 20 Flaschen füllen und verschließen.<br />
Die Etikettierung: Anschließend erhalten<br />
22die Flaschen ihr neues „Outfit“. Mit den<br />
Etiketten versehen, passieren sie noch eine Kontroll -<br />
station, die alle unetikettierten und unverschlossenen<br />
Flaschen aussortiert.<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
Der Flascheneinpacker: Die gefüllten<br />
23Flaschen werden wieder in Kisten oder 6er-<br />
Träger gepackt.<br />
Die Auslieferung: Nachdem der Palettierer<br />
24die frisch befüllten Kisten auf die Paletten<br />
gestapelt hat, werden sie mittels Doppelgabelstapler<br />
in die Lagerhalle transportiert. Dort warten sie in der<br />
Auslieferungshalle auf den neuerlichen Transport<br />
zum Endverbraucher.<br />
Der Kreislauf: Und wieder im Supermarkt<br />
25angekommen, schließt sich der Kreislauf der<br />
<strong>Stiegl</strong>-Mehrwegflasche. Und wenn alles gut geht,<br />
dann schafft so eine Flasche bis zu 40 Runden. Wenn<br />
man davon ausgeht, dass sie rund sieben Mal im Jahr<br />
frisch befüllt wird, dann ist das immerhin eine<br />
Lebensdauer von mindestens sechs Jahren.
kann eine <strong>Stiegl</strong>-Flasche erzählen!<br />
22<br />
23<br />
?<br />
haBeN Sie geWUSSt,<br />
wie viel Müll eine familie ohne Mehrwegflaschen produzieren würde?<br />
Bei einem völligen Umstieg auf Plastik-Einwegverpackungen produziert eine durchschnittliche Familie im<br />
Jahr mehr als 650 Liter gepressten Müll allein durch Getränkeverpackungen. Anders ausgedrückt: Durch<br />
die Wiederbefüllung fällt im Ver gleich zu Wegwerf-Flaschen 95 Prozent weniger Abfall an und es wird ca.<br />
80 Prozent weniger Energie benötigt !<br />
2 0 J a h r e<br />
24<br />
25<br />
23
e C y C l i N g<br />
Verantwortungsbewusst,<br />
Klima schonend, innovativ<br />
Sechs fragen an<br />
Braumeister Christian Pöpperl,<br />
den <strong>Stiegl</strong>-Umweltbeauftragen.<br />
Warum ist der Umweltschutz für die <strong>Stiegl</strong>brauerei<br />
ein wichtiges Thema?<br />
Pöpperl: Wenn man eine erfolgreiche Brauerei sein will,<br />
dann muss man größten Wert auf hochwertige und<br />
reine Rohstoffe legen. Und diese gibt es klarerweise nur<br />
in einer intakten Umwelt. Deshalb liegt uns natürlich<br />
ein schonender Umgang mit den Ressourcen<br />
besonders am Herzen.<br />
Spielt Umweltschutz auch in Ihrem privaten<br />
Leben eine Rolle?<br />
Pöpperl: Das kann man wohl sagen. Besonders seit ich<br />
meinen 8-jährigen Sohn Felix habe. Mit Kind beginnt<br />
man einfach langfristiger zu denken. Man wird sich<br />
bewusst, dass man den folgenden Generationen nicht<br />
die Lebensgrundlage entziehen darf. Und ehrlich<br />
gesagt, bin ich manchmal angesichts der weltweiten<br />
Entwicklung schon etwas traurig, denn ich befürchte,<br />
dass mein Sohn diese Qualität an intakter Natur, die ich<br />
noch erleben konnte, nicht mehr haben wird. Aber<br />
vielleicht gibt es ja doch ein Happy-End. Wir hier in der<br />
<strong>Stiegl</strong>brauerei sind jedenfalls nun schon seit 20 Jahren<br />
konsequent und erfolgreich am Ressourcen- und Energiesparen<br />
sowie am Abfallvermeiden.<br />
Was waren denn die wichtigsten Maßnahmen in<br />
den letzten 20 Jahren zum Schutz der Umwelt?<br />
Pöpperl: Man kann sagen, dass nun all unsere getätigten<br />
Investitionen sich durch einen geringeren Energie-,<br />
Rohstoff- und Wasserverbrauch deutlich in der<br />
Umweltbilanz niederschlagen. Zu den wichtigsten<br />
Erfolgen würde ich zählen:<br />
1. den Bau des neuen Sudhauses und die Investition in<br />
neue Flaschenwaschmaschinen, wodurch wir noch wasser-,<br />
energie- und rohstoffsparender arbeiten können, 2.<br />
die Umstellung von Erdöl auf Erdgas, 3. die Wärmerückgewinnung<br />
der Kältemaschinen, 4. die Wärmerückgewinnung<br />
aus der Hallenbelüftung, 5. die Nutzung<br />
der Abwärme der Luftkompressoren, 6. die<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
deutliche Verminderung des Wasserbedarfs und somit<br />
auch der Abwässer, 7. den Rückgang der Abfälle und<br />
die hohe Recyclingquote und 8. die Emissions- und<br />
Lärmverringerung durch den Bahntransport.<br />
2008 ist die <strong>Stiegl</strong>brauerei dem Klimabündnis beigetreten.<br />
Was waren die Überlegungen?<br />
Pöpperl: Wer sich mit der gesamten Thematik Umweltschutz<br />
beschäftigt, der kommt zur Erkenntnis, dass die<br />
steigenden Kohlendioxid-Emissionen und die damit<br />
verbundene Erderwärmung im Grunde die größten<br />
Probleme unseres Planeten sind. Mit dem Beitritt zum<br />
„Klimabündnis Österreich“ setzt auch unser Unternehmen<br />
einen wichtigen Schritt in Richtung einer CO2verminderten<br />
Öko-Bilanz.<br />
Was sind denn die Pläne für die nächsten 20 Jahre?<br />
Pöpperl: Wir haben natürlich noch einiges vor, was uns<br />
in Richtung klimaneutrale „Grüne Brauerei" führen soll.<br />
Zum Beispiel werden wir, um den CO2-Ausstoß<br />
weiter zu senken, den Einsatz alternativer Energien<br />
prüfen. Aber auch die innovativen Ideen der „Stoffstromwirtschaft",<br />
die sich, vereinfacht gesagt, mit der<br />
Verwertung von unterschiedlichen Abfällen beschäftigt,<br />
sind für uns ein spannendes Thema der nächsten Jahre.
o h S t o f f e<br />
<strong>Stiegl</strong>’s<br />
Rohstoff-Bilanz<br />
„Wir wollen einen Beitrag leisten, der ein ‚gesundes leben’<br />
und nicht nur ein ‚Überleben’ für die österreichischen<br />
gerstenbauern ermöglicht.“ Dr. heinrich Dieter Kiener<br />
» Braugerste aus Niederösterreich<br />
» Hopfen aus dem Mühlviertel<br />
» Wasser vom Untersberg<br />
» Arbeit für 300 Bauern in Österreich<br />
Damit aus Wasser, Hopfen und Malz bestes <strong>Stiegl</strong>-Bier wird, braucht es die<br />
beste Qualität an Roh stoffen. Und die kommen aus Österreich. Die Braugerste,<br />
aus der das Braumalz gewonnen wird, stammt zu 100 Prozent aus<br />
Österreich, überwiegend aus dem Weinviertel. Der Hopfen wird zu derzeit<br />
70 Prozent aus dem Mühlviertel bezogen. Ab 2012 kann dann der gesamte<br />
Hopfenbedarf aus dem Mühlviertel gedeckt werden. Diese Einkaufspolitik ist<br />
ein wesentlicher Beitrag zur Förderung der heimischen Landwirtschaft und<br />
schont dank der kurzen Wege, die größtenteils per Bahn zurückgelegt werden,<br />
die Umwelt.<br />
rohstoffe 1990/2004** 2008 2009 Veränderung Veränderung<br />
zum Vorjahr in 20 bzw.<br />
7** Jahren<br />
Bierproduktion Verkaufsbier (hl) 511.000 986.136 1.046.634 6,14% 104,82%<br />
Malz (t) 9.000 17.274,83 17.970,67 4,03 % 99,67 %<br />
hopfen veredelt (t) 2004: 6,7** 5,94 6,56 10,44 % – 2,09 %**<br />
reinigungs- u.<br />
Desinfektionsmittel (kg) 150.000 322.495 323.629 0,35 % 115,75 %<br />
reinigungsmittel/1000 fl. (kg) 2004: 1,17** 0,85 0,68 – 19,75 % – 41,88 %**<br />
etikettenleim (kg) 2004: 32.998** 46.820 49.134 4,94 % 48,90 %**<br />
abgefüllte fl./tsd. 9.000 123.304 124.680 1,12 % 1285,33 %<br />
** in den vergangenen zwanzig Jahren wurde der Umweltbericht stetig verfeinert, deshalb sind einige Daten erst ab 2004 verfügbar.<br />
2 0 J a h r e<br />
25
o h S t o f f e<br />
Aus dem Leben des<br />
<strong>Stiegl</strong> bezieht die gesamte Braugerste aus Österreich, überwiegend aus<br />
„SU lilly" außerordentlich gut. Sie ist die Basis für den erfolg der<br />
Fast alle erfolgreichen Geschichten beginnen in einer<br />
Garage. So auch jene des Gerstenkorns Lilly und des<br />
Bauern Franz von der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf<br />
(EGZ), der an einem nebelverhangenen Februarmorgen<br />
ebendort seinen Traktor startet. Sein Weg<br />
führt in hinaus auf die fruchtbaren Äcker des Weinviertels,<br />
um jenen Kreislauf in Gang zu setzen, der aus<br />
Lilly in einigen Monaten einen guten Schluck Bier<br />
machen wird.<br />
Geschäftig zuckelt der Traktor samt angehängter Saatmaschine<br />
über den Acker. Präzise macht diese für<br />
jedes ihrer Millionen Körner einen kleinen Schlitz,<br />
legt sie zwei Zentimeter tief in die Erde und „striegelt"<br />
danach zum Schutz wieder zu. Schonender für Regenwurm<br />
und Co geht es wirklich nicht!<br />
Dann heißt es je nach Witterung gut zwei Wochen<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
warten, bis „Lilly" das Licht der Welt erblickt. Da steht<br />
sie nun mit ihren Schwestern in Reih und Glied. Und<br />
nun heißt es warten, hoffen und bangen. Denn Lilly<br />
liebt es weder zu nass noch zu trocken und Hagel wäre<br />
das Allerschlimmste. Auch der Getreidelauskäfer und<br />
das Getreidehähnchen sind keine willkommenen<br />
Gäste.<br />
Aber wenn alles gut geht, dann ist es nach fünf Monaten<br />
so weit: Lilly hat „Nachwuchs" bekommen, und<br />
zwar exakt 30 Körner pro Ähre. Ihre Nachbarschaft<br />
teilt sie sich mit rund 500 Gleichgesinnten am Quadratmeter.<br />
Stolz wiegen sie im Wind und zeigen ihre<br />
reiche Tracht.<br />
Und eines schönen Julimorgens öffnet sich die Garagentüre<br />
wieder. Heraus fährt Bauer Franz mit einem<br />
Mähdrescher. Und dann geht alles sehr schnell: Lilly
Gerstenkorns Lilly<br />
dem niederösterreichischen Weinviertel. Dort gedeiht die Sorte<br />
verschiedenen Bierpezialitäten.<br />
verliert den Boden unter den Füßen, wird ordentlich<br />
durchgeschüttelt und in einen nebenherfahrenden<br />
Hänger geblasen. Das Stroh wird gehäckselt, gleich<br />
wieder ausgebracht und dient den kommenden Generationen<br />
als Dünger.<br />
Und nun beginnt die lange Zeit des Wartens. In großen,<br />
trockenen und natürlich „maus- und kornkäferfreien“<br />
Getreidespeichern warten die Gerstenkörner<br />
auf ihre Bestimmung.<br />
Endlich geht es los! Die <strong>Stiegl</strong>brauerei hat angerufen<br />
und die Gerstenkörner in die Stadlauer Malzfabrik<br />
beordert.<br />
In der Mälzerei angekommen, durchlaufen die Gerstenkörner<br />
eine strenge Qualitätskontrolle. Nur die<br />
besten werden gereinigt und in Wasser eingeweicht.<br />
2 0 J a h r e<br />
27<br />
Dadurch quellen sie auf und beginnen zu keimen.<br />
Während der Keimung werden Enzyme gebildet, die<br />
im Sudhaus Malzzucker und lösliche Eiweiße produzieren.<br />
Im Trockenofen wird es dann bei der „Darre"<br />
schön warm. Je nach Temperatur wird das Braumalz -<br />
es besteht immer noch aus ganzen Körnern - heller<br />
oder dunkler und ist für die unterschiedlichen Aromen<br />
der Biere verantwortlich.<br />
Gut vorbereitet geht die Reise dann per Bahn weiter<br />
nach Salzburg. Dort wartet schon Braumeister Christian<br />
Pöpperl auf die Neuankömmlinge, um sie widerum<br />
auf ihre Qualität zu untersuchen. Und wenn alles<br />
passt, dann ist die Bahn frei für die Schrotmühle. Der<br />
Bestimmung von Lilly, nämlich ein köstliches <strong>Stiegl</strong>-<br />
Goldbräu zu werden, steht nun nichts mehr im Wege.<br />
Übrigens: 2010 haben <strong>Stiegl</strong> und die EGZ einen langfristigen<br />
Abnahmevertrag abgeschlossen.
o h S t o f f e<br />
Hopfen<br />
Die Auswahl der Rohstoffe ist in der Privatbrauerei<br />
„reine Chefsache“. Daher fahren „Bräu“ (Brauerei-<br />
Inhaber) und „Brau“ (Braumeister) gemeinsam ins<br />
Mühlviertel, um sich von der Qualität des Hopfens –<br />
noch vor der Ernte - zu überzeugen. „Wir wollen einfach<br />
wissen, woher unsere Zutaten kommen und wie<br />
sie angebaut werden“, erläutert <strong>Stiegl</strong>-Eigentümer<br />
Heinrich Dieter Kiener diese Mission.<br />
„Die Qualität des Mühlviertler Hopfens ist Weltspitze“,<br />
so <strong>Stiegl</strong>-Braumeister Christian Pöpperl, der am<br />
liebsten schon jetzt ausschließlich mit diesem hochwertigen<br />
Rohstoff brauen würde. Noch ist dies nicht<br />
der Fall. „Die Mühlviertler Hopfenbauern können die<br />
von uns benötigte Menge derzeit noch nicht ganz liefern.<br />
Das wird sich aber durch unsere verstärkte<br />
Kooperation in den kommenden Jahren ändern“,<br />
die Seele des Bieres<br />
im Mühlviertel wächst europas bester hopfen.<br />
Und da <strong>Stiegl</strong> nur bestes Bier brauen will, passt<br />
das gut zusammen. langfristige Kooperationsverträge<br />
mit den Mühlviertler Bauern sorgen<br />
dafür, dass die benötigte Menge auch in ausreichendem<br />
Maße zur Verfügung steht.<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
freut sich Pöpperl. Derzeit werden zwar jährlich rund<br />
190 Tonnen Hopfen im Mühlviertel geerntet, aber nur<br />
60 Tonnen davon stehen der Salzburger Brauerei zur<br />
Verfügung. Benötigt werden jedoch rund 75 Tonnen<br />
des aromatischen Gewächses pro Jahr. Um zukünftig<br />
ausschließlich mit österreichischem Hopfen brauen<br />
zu können, hat sich <strong>Stiegl</strong> dazu entschlossen, die Weichen<br />
für eine gesicherte Hopfenbelieferung aus dem<br />
begehrten Anbaugebiet zu stellen.<br />
Aus diesem Grund hat <strong>Stiegl</strong>-Eigentümer Dr. Heinrich<br />
Dieter Kiener 2007 einen Abnahmevertrag mit<br />
der Hopfenbaugenossenschaft Mühlviertel unterzeichnet,<br />
der eine jährliche Hopfenabnahme garantiert,<br />
die sich kontinuierlich steigern soll. 2012 soll der<br />
gesamte von <strong>Stiegl</strong> für die Bierproduktion benötigte<br />
Hopfen aus dem Mühlviertel geliefert werden.<br />
Um den Hopfenbauern einen finanziellen Anreiz für<br />
die Erweiterung ihrer Anbauflächen zu geben, erklärt<br />
sich <strong>Stiegl</strong> neben einer garantierten Abnahmemenge<br />
auch bereit, einen höheren Preis für den hochwertigen<br />
Rohstoff zu zahlen, als dafür am Markt zu erzielen ist.<br />
„Damit stärken wir die heimische Landwirtschaft und<br />
tragen dazu bei, dass der Hopfenanbau auch für nachkommende<br />
Generationen attraktiv bleibt“, so Kiener,<br />
der als österreichischer Unternehmer ganz bewusst<br />
Verantwortung für die heimische Landwirtschaft übernimmt.<br />
„Wir bekennen uns zu unseren Wurzeln und<br />
fühlen uns auch für den Erhalt einer gesunden, regionalen<br />
Wirtschaftsstruktur verantwortlich“, erklärt er.
Bereits im 13. Jahrhundert (1206) wurde im Wilheringer<br />
Urbar der Hopfendienst urkundlich erwähnt.<br />
1939 musste aufgrund eines Berliner Reichserlasses<br />
der gesamte Hopfen gerodet werden. Nach dem 2.<br />
Weltkrieg wurde auf Ersuchen der österreichischen<br />
Brauindustrie wieder mit dem Hopfenbau begonnen.<br />
Nach einer Erstellung eines langfristigen Hopfenabnahmevertrages<br />
und der Gründung der Hopfenbaugenossenschaft<br />
wurde 1951 der Mühlviertler Hopfenanbau<br />
in organisierte Bahnen gelenkt. 1996 wurde die<br />
Erzeugergemeinschaft für Mühlviertler und Waldviertler<br />
Hopfen gegründet. Der Vereinigung gehören<br />
55 Mitgliedsbetriebe aus insgesamt 15 Gemeinden an.<br />
Das Mühlviertel bietet mit seinen weiten Hügeln – mit<br />
Granit und Gneis im Untergrund – mit kalkarmen<br />
Böden aus meist sandigem Lehm sowie den langen<br />
Wintern und heißen Sommern ideale Bedingungen<br />
für den Hopfenanbau. Zur Pflanzenfamilie der Hanfgewächse<br />
gehörend, wird er auf einer Seehöhe von<br />
350 bis 650 Metern in ausgesuchten Südostlagen auf<br />
Böden mit wenig Humusauflage und geringer Wasserspeicherung<br />
ertragreich kultiviert.<br />
Der Hopfen ist eine Kletterpflanze und kann bis zu<br />
zehn Meter hoch werden. Man kann ihm im wahrsten<br />
Sinne des Wortes beim Wachsen zusehen – 30 Zentimeter<br />
in 24 Stunden sind möglich. Aufgrund dessen<br />
müssen am Anfang die Triebe als Kletterhilfe um<br />
einen Draht gewickelt werden. Entscheidend dabei ist<br />
die richtige Richtung – nämlich im Uhrzeigersinn.<br />
Zum Brauen werden ausschließlich die weiblichen<br />
2 0 J a h r e<br />
29<br />
Blüten verwendet, denn nur sie bilden Dolden (kleine<br />
Zapfen), unter deren Deckblättern das „Gold der<br />
Brauer“ – das Lupulin-Harz – versteckt ist.<br />
Hopfen wird alljährlich im Frühjahr in den Gerüstanlagen<br />
der Hopfengärten kultiviert und während einer<br />
dreiwöchigen Erntezeit – meist Ende August/Anfang<br />
September – geerntet. Die Hopfenreben werden<br />
knapp über dem Boden abgeschnitten, von den<br />
Gerüstanlagen gerissen und zum Hof gefahren, wo<br />
Pflückanlagen die Dolden von den Pflanzen befreien.<br />
Die weichen und feuchten Dolden werden dann<br />
getrocknet, bis sie nur mehr etwa elf Prozent Feuchtigkeit<br />
enthalten. Anschließend werden sie gepresst<br />
und gekühlt.<br />
Hopfen gilt aufgrund seiner Geschmackskomponente<br />
als die „Seele des Bieres“, er verleiht dem Bier sein<br />
ausgeprägtes Aroma und die typische Bitterkeit. Der<br />
Hopfengehalt ist abhängig von der Art des Bieres. So<br />
hat ein Pils-Bier im Vergleich zu einem Märzen einen<br />
höheren Hopfenanteil. Am geringsten ist dieser in<br />
dunklem Bier. Der Hopfen ist allerdings nicht nur für<br />
den besonderen Geschmack des Bieres verantwortlich,<br />
sondern wirkt auch konservierend und sorgt für<br />
einen schönen, festen Schaum. „Welche Hopfensorte<br />
allerdings für die Aromatisierung der einzelnen Biersorten<br />
beim Brauen verwendet wird, ist Teil meines<br />
Braugeheimnisses“, erklärt Braumeister Pöpperl<br />
augenzwinkernd.
o h S t o f f e<br />
Internationale Konzerne kaufen ihre Braugerste am<br />
Weltmarkt, auf dem Angebot und Nachfrage den Preis<br />
der Braugerste bestimmen. <strong>Stiegl</strong>-Eigentümer Heinrich<br />
Dieter Kiener bezieht rund ein Drittel der insgesamt<br />
20.000 Tonnen Braugerste aus Überzeugung<br />
direkt bei den Bauern der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf<br />
(EGZ) im niederösterreichischen Weinviertel.<br />
Dazu unterzeichnete <strong>Stiegl</strong>-Chef gemeinsam mit<br />
Braumeister Christian Pöpperl einen Drei-Jahres-Vertrag<br />
mit den EGZ-Bauern. Die Vereinbarung zwischen<br />
<strong>Stiegl</strong> und der EGZ beinhaltet eine garantierte jährliche<br />
Abnahmemenge an Braugerste.<br />
Die Preise für viele Getreidekulturen werden jedes<br />
Jahr im September an der Börse für landwirtschaftliche<br />
Produkte in Wien festgesetzt. „Das ‚Preis-Dumping’<br />
am Gerstenmarkt führt bei vielen Bauern dazu,<br />
dass sie den Gerstenanbau einstellen und auf lukrativeren<br />
Mais als Futtermittel oder Raps für Biosprit<br />
umsteigen“, erklärt Franz Bauer, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der EGZ. Die Agrar Markt Austria<br />
(AMA) schätzt sogar, dass die derzeitige Anbaufläche<br />
für Gerste in Österreich von derzeit bereits unter<br />
90.000 Hektar in den kommenden Jahren auf rund<br />
70.000 Hektar sinken wird. Für <strong>Stiegl</strong>-Braumeister<br />
Christian Pöpperl hätte das Fortschreiten dieser Entwicklung<br />
verheerende Folgen: „Das Schlimmste wäre,<br />
wenn die Bauern den Anbau von Lebensmitteln einstellen<br />
und landwirtschaftliche Produkte importiert<br />
werden müssten.“ <strong>Stiegl</strong>-Chef Heinrich Dieter Kiener<br />
ergänzt: „Wir lehnen es ab, dass mit Lebensmitteln<br />
spekuliert wird. Bei uns wissen die Bauern, was sie<br />
wann wofür bekommen. Wir wollen einen Beitrag<br />
leisten, dass für die Bauern ein ,gesundes Leben’ und<br />
nicht nur ein „Überleben“ möglich ist.“<br />
„Gersten-Pass“ für Nachvollziehbarkeit<br />
Die Erzeugergemeinschaft Zistersdorf ist eine 1988<br />
gegründete Non-Profit-Gemeinschaft im Weinviertel.<br />
Global denken,<br />
lokal handeln<br />
<strong>Stiegl</strong> bezieht beinahe 100 Prozent seiner rohstoffe aus Österreich.<br />
Das hat unschätzbare Vorteile: Die gesamte Wertschöpfung bleibt im<br />
land, arbeitsplätze werden gesichert und die Umwelt geschont.<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
Die rund 300 Bauern, deren Gemeinschaft auch ISOzertifiziert<br />
ist, haben ein besonderes Faible für umweltbewussten,<br />
naturnahen Ackerbau im pannonischen<br />
Klimagebiet. Die Bauern wollen vor allem den Wert<br />
der Braugerste – die übrigens als „Kulturgut“ der<br />
Region gilt - wieder steigern. Besonders wichtig ist<br />
den EGZ-Bauern die Nachvollziehbarkeit durch<br />
Kennzeichnung „vom Halm in die Flasche“, so Bauer.<br />
Kurze Wege<br />
Das Bekenntnis, auf österreichische Zutaten zu setzen,<br />
bringt neben der Sicherung der heimischen Landwirtschaft<br />
und ausgezeichneter Qualität noch einen<br />
weiteren wichtigen Aspekt mit sich, nämlich kurze<br />
Transportwege. So wird die Gerste nach der Ernte<br />
durch die EGZ-Bauern zum Vermälzen in die nur<br />
wenige Kilometer entfernte Stadlauer Malzfabrik<br />
(STAMAG) gebracht. Die STAMAG verlädt dann das<br />
Gerstenmalz auf Waggons, welche direkt in die Brauerei<br />
fahren. Somit erfolgt die Lieferung nach Salzburg<br />
zu 100 Prozent auf der Schiene.<br />
Studie bestätigt:<br />
Konsumenten wollen faire Preise für Bauern<br />
Laut einer aktuellen Studie des market-Instituts erwarten<br />
sich Herr und Frau Österreicher von regionalen<br />
Lebensmitteln vor allem faire Preise für die Landwirte.<br />
Neben Qualität und Frische spielen auch die Produktionsbedingungen,<br />
die Weiterverarbeitung und<br />
die Fertigstellung eine wichtige Rolle. Ganz konkret<br />
wird mehr Engagement bei der artgerechten Tierhaltung<br />
und der Schaffung bzw. Erhaltung von Arbeitsplätzen<br />
in der Region gefordert. Mehr Einsatz ist auch<br />
gewünscht, wenn es um eine naturnahe Produktion<br />
(82 %), Gentechnikfreiheit (79 %), kurze Transportwegen<br />
(87 %), Müllvermeidung/Recycling (85 %)<br />
sowie den Einsatz erneuerbarer Energien (69 %) geht.<br />
„Das alles sind Punkte, die bei uns schon seit Jahren<br />
gelebt werden“, so Braumeister Pöpperl.
t r a N S P o rt<br />
<strong>Stiegl</strong>’s<br />
Transport-Bilanz<br />
„Nachhaltigkeit ist für manche nicht mehr als ein zurzeit recht strapaziertes Wort. für uns, als größte Privatbrauerei<br />
Österreichs, ist sie hingegen teil unserer firmenphilosophie. Wir haben uns selbst den auftrag dazu gegeben, mit<br />
unserem tun, mit unserem Wirtschaften und mit unseren Produkten einen Beitrag dazu zu leisten.“<br />
Dr. heinrich Dieter Kiener<br />
1.500 Lkw-Fahrten<br />
eingespart!<br />
2009 benötigte die <strong>Stiegl</strong>brauerei<br />
18.000 Tonnen Braumalz, die umweltschonend<br />
per Bahn nach Salzburg<br />
transportiert wurden. Müsste diese<br />
Menge per Lkw angeliefert werden, so<br />
würde dies 1.500 Lkw-Fahrten bedeuten!<br />
1,2 Millionen Euro<br />
für Bahnausbau!<br />
<strong>Stiegl</strong> hat um rund 1,2 Millionen Euro<br />
seinen Bahnanschluss er weitert und<br />
modernisiert, sodass die Waggons mit<br />
den Rohstofflieferungen direkt auf das<br />
Brauereigelände fahren können.<br />
Einsatz der innovativen Mobiler-Technologie!<br />
<strong>Stiegl</strong> nutzt die Mobiler-Technologie, ein gemeinsam mit der Rail Cargo Austria entwickeltes neues Bahn-/Straße-Trans<br />
port system. Das bedeutet weniger Lärm und Abgase für die Anrainer und vor allem einen großen Beitrag<br />
für den Klimaschutz!<br />
Drei bahnbelieferte Niederlassungen in Österreich!<br />
Bereits drei Niederlassungen (Wien, Traun und Inzing) werden per Bahn beliefert! Das sind über 300 Lkw-Fahrten<br />
pro Jahr, die eingespart werden können! Weitere sind im Aufbau.<br />
Akku-Station für Movela-E-Bikes!<br />
In der <strong>Stiegl</strong>-Brauwelt, Europas größter Erlebniswelt, können E-Biker ihr Akkuladegerät aufladen und auf ein Bier<br />
gehen. Oder auch nur den Akku tauschen und weiterradeln.<br />
Und: Einsatz von Pferdefuhrwerken in der Salzburger Innenstadt!<br />
Auch im Zeitalter der Motorisierung verzichtet <strong>Stiegl</strong> nicht auf seine umweltschonenden und energiesparenden<br />
2-PS-starken Noriker-Fuhrwerke.<br />
2 0 J a h r e<br />
31
t r a N S P o rt<br />
Geballte<br />
Pferdestärke(n)<br />
Die Pferde gehören zu <strong>Stiegl</strong> wie hopfen und Malz zum Bier. Seit 1492, dem<br />
gründungsjahr der Salzburger Brauerei, ziehen ochsen oder gutmütige<br />
Noriker die Bierkutschen zu den gasthäusern und lebensmittelgeschäften der<br />
näheren Umgebung. auch im Zeitalter der Motorisierung verzichtet <strong>Stiegl</strong><br />
nicht auf die „energiesparenden" und umweltschonenden Zwei-PS-gefährte.<br />
„Geht’s z’ruck, schiabt’s an, hot, hot, guat is Buam."<br />
Das Rückwärtsrichten der eingespannten, 700 Kilogramm<br />
schweren Noriker „Lord" und „Lenz" ist für<br />
den Kutscher Herbert Schröder eine Leichtigkeit. Vor<br />
dem Maxglaner Gasthaus „Ganshof", einem 250 Jahre<br />
alten Traditionsbetrieb, parkt er die Kutsche gekonnt<br />
ein. Die zwei Hengste wissen ohnehin ihr Plätzchen,<br />
wo sie sich hinstellen müssen. Geduldig warten sie, bis<br />
ihr Herr mit dem Ausladen der Fässer und Bierkisten<br />
fertig ist und das Leergut wieder aufgeladen hat. Der<br />
Kutscher bewerkstelligt alles mit seiner Muskelkraft.<br />
Mithilfe einer kleinen „Rodel" rollt er die Kisten<br />
vorsichtig über die steilen Stufen in den kühlen Keller<br />
hinunter.<br />
Die <strong>Stiegl</strong>-Kutsche gehört zum Stadtbild Salzburgs<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
Der Ganshof ist der erste von sechs Abnehmern, die<br />
an diesem Mittwoch von der Bierkutsche beliefert werden.<br />
Die Pächter Hannelore und Gerhard Orth haben<br />
schon auf die feschen Pferde und den ebenso feschen<br />
Kutscher sehnsüchtig gewartet. Die Rösser stehen<br />
noch keine zwei Minuten im Hof, da wird schon eine<br />
Schachtel mit hartem Brot auf die Kutsche gestellt.<br />
„Für die Pferde. Herbert gibt es ihnen erst zu Hause im<br />
Stall. Jetzt müssen sie sich auf die Arbeit konzentrieren",<br />
weiß Frau Orth und gerät über den Gespannfahrer<br />
ins Schwärmen: „Er ist mein liebster Bierfahrer, ein<br />
Kutscher mit Leib und Seele. Und er hat die Tiere gut<br />
im Griff."<br />
Kutscher aus Leidenschaft<br />
Herbert Schröder hat die Pferdeleidenschaft von seinem<br />
Vater geerbt. „Er spannte sie ein und verkaufte<br />
Brot. Ich durfte mitfahren. Jetzt hab ich selbst Pferde<br />
zu Hause in Wals-Siezenheim." Warum nicht den<br />
Beruf mit seiner Leidenschaft verbinden, dachte er<br />
sich vor 20 Jahren, als ihn ein Sattler der <strong>Stiegl</strong>brauerei,<br />
die dringend einen zweiten Kutscher suchte, empfohlen<br />
hatte. Das Bierausfahren macht ihm jetzt noch<br />
Spaß, sagt er, auch wenn die Verantwortung über<br />
„seine Buam" groß ist. Er muss sie nicht nur unfallfrei<br />
durch verkehrsreiche Straßen lotsen, er säubert auch<br />
täglich den Stall, macht Lord und Lenz für die Ausfahrt<br />
schön und sorgt sich um ihre Gesundheit. Schon oft<br />
hat er im Stall übernachtet, wenn seine Sprösslinge<br />
krank geworden sind. Kaum zu glauben, dass die zwei<br />
Noriker zu ihrer eigenen Sicherheit nicht gemeinsam<br />
auf die Koppel dürfen, weil sie da zu Rivalen werden<br />
und ordentlich miteinander kämpfen würden. Eingespannt<br />
wirken sie wie die besten Freunde, die durch<br />
dick und dünn gehen.
Mut zur Langsamkeit<br />
„Ziagt’s an Buam, Trab", ruft der Kutscher, nachdem die<br />
Pächter des Ganshofs den Lieferschein unterschrieben<br />
haben. Die Fahrt geht weiter. Passanten und Autofahrer<br />
winken dem adretten Gespann zu, Grüße werden<br />
ausgetauscht. In der Innsbrucker Bundesstraße stehen<br />
zwei blonde Frauen am Gehsteigrand und gehen gleich<br />
auf die Kutsche zu, als sie Schröder für die nächste Lieferung<br />
stoppt. „Am Freitag darf ich mitfahren, ein<br />
Geburtstagsgeschenk von meinem Mann", plaudert<br />
Silke Leitner fröhlich drauflos. „Das war immer schon<br />
mein Traum. Ich bin in der Stadt Salzburg aufgewachsen<br />
und hab von Kind an die <strong>Stiegl</strong>-Pferde bewundert."<br />
Zwei Tage noch warten, dann darf sie die Tigerschecken<br />
putzen, beim Anschirrn helfen und schließlich auf<br />
dem Kutschbock Platz nehmen.<br />
Bewundernde Worte findet auch die Salzburger Historikerin<br />
und Politologin Inge Zopf. „Herbert ist immer<br />
gut drauf, auch bei Wind und Wetter. Ich freu mich<br />
immer, wenn er kommt", sagt sie. „Diese Tradition soll<br />
beibehalten werden. Es ist auch ein gewisser Werbeeffekt."<br />
Für Edina und Rudolf Achammer, Mieter des<br />
nahe gelegenen Café Solo, leistet die <strong>Stiegl</strong>kutsche<br />
einen Beitrag zum Umweltschutz. „Die Anlieferung ist<br />
umweltschonend, im Gegensatz zum Lkw werden<br />
keine Schadstoffe ausgestoßen. Natürlich ist das Kutschenfahren<br />
ein großer Aufwand für <strong>Stiegl</strong>. Uns jedenfalls<br />
ist die Kutsche viel lieber als der Lieferwagen."<br />
<strong>Stiegl</strong>-Kutscher herbert Schröder beim trainieren „seiner“ Pferde<br />
2 0 J a h r e<br />
Auch wenn das Norikergespann als Prestigeobjekt gilt,<br />
erfüllt es doch seinen Zweck. Ob Regen, Sturm oder<br />
Schneefall, die Kutsche liefert von Montag bis Freitag<br />
von 8.00 bis 14.00 Uhr die Getränke aus. Lederschürze,<br />
Hut und Handschuhe schützen den Kutscher bei<br />
normaler Witterung. Warme Jacke, Regenmantel und<br />
Regendecke für die Pferde werden bei Kälte oder Nässe<br />
übergeworfen. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur eine<br />
falsche Bekleidung", lacht Schröder. Bei Eis und Glätte<br />
verhindern die Stollen- und Widerstifte an den Hufeisen,<br />
dass die Pferde ausrutschen. Bevor die Runde<br />
weitergeht, montiert der Gespannfahrer den Kübel ab,<br />
der am Wagen hängt. Er befüllt ihn mit Wasser und entfernt<br />
den Urin, den die Pferde am Gehsteig hinterlassen.<br />
„Damit sich keiner aufregt." Fallen Pferdeäpfel auf<br />
den Weg oder die Straße, darf sich der Straßenkehrer,<br />
der sie wegräumt, über eine Flasche Bier freuen.<br />
Plötzlich ziehen die zwei Tigerschecken bei einer Kreuzung<br />
„fahrplanmäßig" nach rechts, doch der Kutscher<br />
lenkt sie geradeaus weiter, weil der Weg heute etwas<br />
anders verläuft. Es geht zum Seniorenheim Taxham.<br />
Dort lädt er für eine Feier Fässer, Biergläser und einen<br />
Durchlaufkühler ab. Dann rollt der Wagen schneller. Es<br />
geht zurück in die Brauerei. Die zwei Hengste freuen<br />
sich auf einen ruhigen Nachmittag, auf ihr Futter und<br />
das weiche Stroh im Stall. Bis 16.30 Uhr arbeitet Herbert<br />
Schröder noch für seine Buam, dann steigt er auf<br />
seinen Drahtesel und radelt zu seinen Pferden nach<br />
Hause. „Sie warten schon auf mich."
t r a N S P o rt<br />
In der <strong>Stiegl</strong>brauerei werden jährlich rund 18.000 Tonnen<br />
Braumalz verarbeitet. Müsste man diese Menge<br />
mit dem Lkw transportieren, dann würde das ein<br />
zusätzliches Verkehrsaufkommen von 1.500 Lkw-<br />
Fahrten bedeuten. „Wir haben uns deshalb schon vor<br />
zehn Jahren dazu entschlossen, unseren Bahnanschluss<br />
zu erweitern und zu modernisieren. Die Investition<br />
betrug 1,2 Millionen Euro und nun können wir<br />
den Großteil der Rohstoffanlieferung auf der Schiene<br />
umwelt- und anrainerschonend bewältigen", erklärt<br />
<strong>Stiegl</strong>-Chef Kiener.<br />
Der zweite große Bereich den Transport betreffend ist<br />
die Auslieferung des Biers an die Gastronomie und<br />
auch an den Handel. Die Verteilung findet über insgesamt<br />
neun <strong>Stiegl</strong>-eigene Niederlassungen statt. Sie sind<br />
in ganz Österreich strategisch gut verteilt: Neben der<br />
Zentrale in Salzburg und zwei weiteren Niederlassungen<br />
im Bundesland (Flachau, Bruck) gibt es Depots in<br />
Oberösterreich (Neuhofen und Traun), in Tirol (Inzing<br />
und Zirl), in der Steiermark (St. Stefan) und natürlich<br />
in Wien. Die übrigen Bundesländer (Kärnten, Burgenland,<br />
Vorarlberg, Niederösterreich) werden mit Unterstützung<br />
von rund 60 selbstständigen Getränkefachgroßhändlern<br />
betreut. Angeliefert wird das Bier von<br />
Salzburg aus, dort, wo es möglich ist, per Bahn und<br />
ansonsten per schadstoffarmen Flüster-Lkw.<br />
Für die Bahnlieferungen nutzt <strong>Stiegl</strong> die innovative<br />
Mobiler-Technologie. Dabei handelt es sich um ein auf<br />
einem Lastkraftwagen montiertes hydraulisches System,<br />
das zur Verladung von Containern auf Eisenbahngüterwagen<br />
dient. Das Besondere an dieser Technik<br />
ist, dass die Containerverladung direkt am<br />
Verladegleis durch den Lkw-Fahrer allein möglich ist.<br />
Die Funktionsweise ist eigentlich sehr einfach: Der<br />
Lkw-Fahrer positioniert sein Fahrzeug auf der Ladestraße<br />
parallel zum Verladegleis. Jetzt kann der Fahrer<br />
mittels Fernbedienung einen geladenen Container auf<br />
<strong>Stiegl</strong> fährt Bahn<br />
Die <strong>Stiegl</strong>brauerei hat ein ausgeklügeltes transportsystem. Wo immer es möglich ist,<br />
kommt die umweltfreundliche Bahn zum einsatz. Bei der entwicklung des innovativen<br />
Mobiler-Systems war <strong>Stiegl</strong> sogar „geburtshelfer“.<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
den Waggon oder einen Container vom Waggon auf<br />
die Ladefläche horizontal verschieben. Einzige Voraussetzung<br />
ist ein Mobilerblech auf dem Waggon und<br />
zwei Mobilerkanäle an der Unterseite des Containers.<br />
Die Vorteile liegen auf der Hand:<br />
1. Die Transportwege auf der Straße verringern<br />
sich, wodurch in Zeiten steigender Benzinpreise<br />
nicht nur die,Umweltbelastung sondern auch die<br />
Kosten sinken.<br />
2. Auch Unternehmen ohne Anschlussgleis oder<br />
mit ungünstiger Lage zum nächsten Verladebahnhof<br />
können den Bahntransport nutzen.<br />
3. Die Mobiler-Technologie kombiniert die Massenleistungsfähigkeit<br />
der Schiene mit der Flexibilität<br />
des Lkw.<br />
Erfunden wurde der Mobiler 1995 von Wolfgang Bermüller,<br />
der ihn 1999 gemeinsam mit der Salzburger<br />
Firma Palfinger auch produzierte. 2001 unterzeichnete<br />
Palfinger einen Kooperationsvertrag mit der Rail<br />
Cargo Austria (RCA), die nach einem erfolgreichen<br />
Pilotversuch mit <strong>Stiegl</strong> die Vermarktung des Mobilers<br />
übernahm. Der Mobiler entwickelte sich mittlerweile<br />
vom Pilotprojekt zum eigenen Geschäftsfeld und<br />
gewann mehrere Logistik- und Innovationspreise.
e N g a g e M e N t<br />
<strong>Stiegl</strong>’s<br />
Projekt-Bilanz<br />
Viele Projekte und Preise<br />
dokumentieren das Umwelt-engagement von <strong>Stiegl</strong>.<br />
Beitritt zum „Klimabündnis Österreich“<br />
Mit dem Beitritt zum „Klimabündnis Österreich“ setzte <strong>Stiegl</strong> 2008 einen<br />
wichtigen Schritt in Richtung einer CO2-verminderten Öko-Bilanz. Die<br />
erste Überprüfung, die laut Klimabündnis-Satzung gleich zu Beginn der<br />
Mitgliedschaft vorgeschrieben ist, hat <strong>Stiegl</strong> aufgrund der positiven Vorleistungen<br />
aus den vergangenen Jahrzehnten mit Bravour überstanden.<br />
Kooperation mit dem „Haus der Natur“<br />
(Projekt „Lebensader Salzach“)<br />
Das „Haus der Natur“ hat der Salzach eine spektakuläre Dauerausstellung<br />
gewidmet. „Reines Wasser ist Grundvoraussetzung für bestes Bier. Deshalb<br />
wollen wir das Bewusstsein für diesen kostbaren Rohstoff stärken“,<br />
nennt <strong>Stiegl</strong>-Eigentümer Heinrich Dieter Kiener den Grund, warum das<br />
Unternehmen dieses Projekt unterstützt.<br />
Kooperation mit dem Nationalpark Hohe Tauern<br />
(Projekt „Urforelle“)<br />
Klare Gebirgsbäche sind auch Lebensraum für die Bachforelle, die in den<br />
heimischen Alpen vom Aussterben bedroht ist. In einem ehrgeizigen<br />
Projekt hat der Nationalpark Hohe Tauern gemeinsam mit <strong>Stiegl</strong> die<br />
„Urforelle“ wieder angesiedelt.<br />
Kooperation mit dem Alpenschutzverband<br />
(Projekt „Saubere Alpen“)<br />
Das „Reinheitsgebot“ gilt nicht nur für das <strong>Stiegl</strong>-Bier, sondern auch für<br />
die Umwelt. Deshalb unterstützt <strong>Stiegl</strong> die Reinigungsaktion des Alpenschutzverbandes.<br />
Gentechnikfrei-Abkommen<br />
<strong>Stiegl</strong> schloss mit allen Rohstoff-Lieferanten, die von Global 2000 kontrolliert<br />
werden, ein Gentechnikfrei-Abkommen ab.<br />
Bio-Zertifizierung durch SLK<br />
Für das <strong>Stiegl</strong>-Paracelsus-Zwickl und die Monatsbiere, die in der Erlebnisbrauerei<br />
in der <strong>Stiegl</strong>-Brauwelt eingebraut werden, erhielt <strong>Stiegl</strong> die<br />
SLK-Bio-Zertifizierung (SLK = Salzburger Landwirtschaftliche Kontrolle).<br />
2 0 J a h r e<br />
35
e N g a g e M e N t<br />
Regional<br />
schmeckt phänomenal<br />
Die <strong>Stiegl</strong>-Braugastronomie ist ein gutes Beispiel für regionale Kreislaufwirtschaft.<br />
Die Wege der Produkte sind nachvollziehbar und kurz.<br />
Der Küchenchef der <strong>Stiegl</strong>-Braugastronomie,<br />
Ramon Mayer, achtet<br />
sehr darauf, dass seine Produkte<br />
aus der Region stammen. So verkocht<br />
er zum Beispiel gerne das<br />
Rindfleisch aus der brauereieigenen<br />
Bio-Landwirtschaft in Wildshut,<br />
denn da weiß er ganz genau,<br />
was er in der Pfanne hat. Die kurze<br />
Strecke zwischen Wildshut und<br />
Salzburg ist tatsächlich effizient und<br />
umweltbewusst. Das Rindfleisch<br />
muss hier keine Kreuzfahrten quer<br />
durch die Weltgeschichte unternehmen<br />
und landet nach maximal<br />
40 Autominuten in der Stadt Salzburg.<br />
„Wenn bei uns Wildshuter<br />
Rind auf der Speisekarte steht, dann ist es das auch zu<br />
100 Prozent“, verspricht der Qualitätsfanatiker. So wie<br />
die Auswahl der Rohstoffe beim Bierbrauen größte<br />
Sorgfalt verlangt, so ist es auch in der Küche. Und er<br />
weiß eben, dass er dem Gutsverwalter Toni Althuber<br />
vollkommen vertrauen kann. Denn dort werden die<br />
freilaufenden Rinder artgerecht gehalten und bekommen<br />
nur, was der liebe Gott für Rinder vorgesehen<br />
hat: Gras, Heu, Wasser und ab und zu ein wenig<br />
Getreide, und das alles vom eigenen Hof. Der vielfach<br />
preisgekrönte Bio-Metzger Hainz in Bürmoos übernimmt<br />
die Verarbeitung und Lieferung in die <strong>Stiegl</strong>brauerei.<br />
Auch hier weiß sich Ramon Mayer in besten<br />
Händen.<br />
Nicht einmal 20 Autominuten ist das Bio-Gemüse<br />
gereist, das sich der Küchenchef im gleich gegenüberliegenden<br />
Bio-Feinkostladen Rochushof besorgt.<br />
Herrlich frisch, wohlschmeckend und übervoll mit<br />
Vitaminen und Mineralstoffen, präsentiert sich ihm da<br />
je nach Saison erstklassige Ware. Kein Vergleich mit<br />
jenen jämmerlichen Gebilden, die unreif geerntet aus<br />
holländischen und spanischen Glashäusern nach<br />
Küchenchef ramon Mayer erntet in seinem Kräutergarten am liebsten selbst.<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
Österreich gebracht werden und durch den zu langen<br />
Weg bereits einen Großteil an ihren Vitalstoffen eingebüßt<br />
haben.<br />
Noch kürzer ist der Weg, den die Kräuter in die Küche<br />
haben, denn direkt auf dem Gelände der <strong>Stiegl</strong>brauerei<br />
liegt Ramons eigener Kräutergarten. Hier sprießen<br />
rund 60 Kräuter, Salate und auch eigenes Gemüse.<br />
Selbstverständlich alles bio! Täglich trifft man den<br />
Küchenchef höchst persönlich bei der Ernte. „Die<br />
Kräuter im eigenen Garten geben ein ganz anderes<br />
Gefühl beim Kochen,“ schwärmt der Kräuterexperte.<br />
Er verwendet sie zum Marinieren, Garnieren oder<br />
auch für Kräuter-Tees. Und schon lange befasst er sich<br />
mit deren Geschmack und Wirkungen.<br />
Den allerkürzesten Weg allerdings, den hat das Bier,<br />
das Ramon Mayer zum Essen kredenzt, denn das wird<br />
ja bekanntlich direkt im Haus gebraut. Bei der Bierproduktion<br />
fällt übrigens jede Menge Trebern an, der<br />
widerum nach Wildshut gebracht und dort als hochwertiges<br />
Eiweißfutter an die Rinder verfüttert wird.<br />
Und damit schließt sich auch der Kreis.
e N g a g e M e N t<br />
Entschleunigung<br />
Wer im „rochushof – Die feine Kost“ einkauft, muss etwas Zeit mitbringen. Dafür wird er<br />
mit einem einzigartigen einkaufsambiente in historischen gemäuern und einem rein biologischen,<br />
bunten und vor allem regionalen Warensortiment belohnt.<br />
Wer in der Rochusgasse 6 im<br />
Stadtteil Maxglan einkauft, hat<br />
sich für die Philosophie „Entschleunigung“<br />
entschieden, denn<br />
dort gehen die Uhren anders. In<br />
diesem Feinkostladen geht es um<br />
„slow“ und nicht um „fast food“.<br />
Die selbstständigen Produzenten<br />
– vom Metzger über den Bäcker<br />
bis hin zum Gemüsebauern setzen<br />
auf Regionalität und Qualität.<br />
Was das alles mit <strong>Stiegl</strong> zu tun<br />
hat? Sehr viel sogar! Schließlich<br />
gehören die historischen Gemäuer<br />
zur Brauerei und so war es<br />
auch <strong>Stiegl</strong>-Chef Heinrich Dieter Kiener, der den alten<br />
Hof revitalisierte und Platz für „feine Kost“ schuf. 2004<br />
eröffnete die Brauerei gemeinsam mit einigen Partnern<br />
einen Bio-Feinkostladen.<br />
Rochushof - Die feine Kost<br />
Die Idee für diese Initiative ist ebenso einfach wie<br />
bestechend: Unter einem Dach werden Biowaren aus<br />
eigener Produktion – ohne Zwischenhändler – direkt<br />
vom Erzeuger angeboten. Ohne weite Transportwege,<br />
da alle Bio-Partnerbetriebe aus dem Umkreis von Salzburg<br />
kommen: Der Faistenauer Bio-Bäcker Jakob Itzlinger<br />
hat über 60 einzigartige Brotsorten sowie Feingebäck<br />
im Programm. Herzhafte und bereits mit<br />
zahlreichen Preisen ausgezeichnete Bio-Käsespezialitäten<br />
produziert Josef Mangelberger in der von ihm<br />
gegründeten Mattigtaler Hofkäserei in Seekirchen.<br />
Familie Feldinger vom gleichnamigen Ökohof in Wals<br />
baut Gemüse und Obst rein biologisch, frei von<br />
Dünge- und Spritzmitteln, an. Die Bio-Hofmetzgerei<br />
Josef und Regina Hainz bietet köstliche Fleisch- und<br />
Wurstspezialitäten, die ohne naturfremde Lebensmittelzusätze<br />
erzeugt werden. Außerdem kredenzen<br />
2 0 J a h r e<br />
37<br />
sie ein herrliches Frühstück und einen ebenso g’schmackigen<br />
Mittagstisch. Natürlich kommen auch Fans des<br />
Gerstensaftes nicht zu kurz: Das naturtrübe „Paracelsus-Zwickl“,<br />
ein zu 100 Prozent österreichisches Bio-<br />
Bier, das dort von echten Biergenießern selbst gezapft<br />
und in wieder befüllbaren Flaschen mit nach Hause<br />
genommen werden kann. „Was die Erzeugungs- und<br />
Verkaufspartner gemeinsam haben? Es handelt sich<br />
ausschließlich um Familienbetriebe, wie auch wir einer<br />
sind, die ihrem Beruf und ihrer Berufung mit großer<br />
Liebe und ebensolcher Leidenschaft nachgehen“,<br />
erklärt Brauereichef Heinrich Dieter Kiener.<br />
Das Haus der Meister<br />
Der Rochushof ist aber generell ein Treffpunkt für<br />
Menschen, die gerne bewusst einkaufen. Der barocke<br />
Charme des Hauses zog weitere Handwerksbetriebe<br />
an. Unter dem Titel „Haus der Meister“ findet man<br />
unter anderen einen Maßschneider, einen Kürschner,<br />
eine Floristin und einen Goldschmied.<br />
www.rochushof.at<br />
www.hausdermeister.at
e N g a g e M e N t<br />
Die Augenweide<br />
glücklicher Kühe<br />
Was haben die glücklichen Kühe von gut Wildshut und das herrliche Bier<br />
der <strong>Stiegl</strong>brauerei zu Salzburg gemeinsam? Sie sind im Besitz der größten<br />
Privatbrauerei Österreichs. in Wildshut wächst auch die Bio-gerste für<br />
die Brauerei. Dieser „gesunde“ Kreislauf sichert die Qualität der<br />
grundprodukte vom getreidefeld bis zum Bierglas und von der Weide bis<br />
zum teller. Doris Maier hat Wildshut einen Besuch abgestattet.<br />
Wenn der schnurrbärtige Gutsverwalter und Landwirt<br />
Anton Althuber auf seinen Traktor kraxelt, dann<br />
beginnen seine Augen zu leuchten. Der Bauernhof ist<br />
sein Leben und Mutter Natur sein Arbeitsplatz. Tonis<br />
Wirkungsstätte, der brauereieigene Bauernhof der<br />
<strong>Stiegl</strong>brauerei, befindet sich in Wildshut in Oberösterreich.<br />
Der geprüfte Land- und Forstwirtschaftsmeister<br />
ist schon seit 1991 hier tätig und seit 1992 als<br />
Gutsverwalter. Der Toni ist ohne Zweifel ein richtiger<br />
„g’standener“ Bauer, der keine Arbeit scheut und liebend<br />
gerne eigenhändig in der Scholle wühlt.<br />
Die <strong>Stiegl</strong>brauerei zu Salzburg setzt bereits seit Langem<br />
auf Nachhaltigkeit, auf ökologisch gesundes Wirtschaften<br />
und auf nachvollziehbare, möglichst kurze Wege in<br />
<strong>Stiegl</strong>’s Nachhaltigkeitsbericht<br />
der Beschaffung kostbarer Rohstoffe und Grundprodukte.<br />
„Wir fühlen uns schon aus historischen Gründen<br />
der Natur und der heimischen Landwirtschaft verbunden.<br />
Dazu gehört natürlich auch der eigene Bauernhof<br />
in Wildshut“, meint Dr. Heinrich Dieter Kiener.<br />
In der Geschichte erfolgreicher Bierbrauer gehörte oft<br />
ein landwirtschaftlicher Betrieb zur Brauerei. Quasi<br />
nach dem Motto: Der Brauer als Bauer. Damit war die<br />
Versorgung mit wertvollen Rohstoffen garantiert und<br />
die Qualität stets gesichert. In dieser Tradition stand<br />
auch die alte „Brauerei Wildshut“, die im Jahre 1917<br />
von der Salzburger <strong>Stiegl</strong>brauerei angekauft wurde.<br />
Inzwischen umfasst das stolze Anwesen 150 Hektar<br />
land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen, davon 110<br />
Hektar Wiese, Weide und Acker.<br />
Biobier-Treber haben Rinder zum Fressen gern<br />
Was unter der Obhut von Toni Althuber in Wildshut<br />
glänzend funktioniert, ist ein Netzwerk verschiedener<br />
Versorgungskanäle. So wächst hier zum Beispiel ein<br />
Teil der Bio-Braugerste für die <strong>Stiegl</strong>brauerei. Beim<br />
Brauen bleiben dann als fester Rückstand des Gerstenmalzes<br />
die so genannten Treber übrig. Dieser Treber,<br />
die wertvolle Salze, Mineralien und Nährstoffe<br />
enthalten, werden dann nach Wildshut zurückgeschickt.<br />
Sehr zur Freude der Rinder, denn diese Kühe<br />
und Kälber, Stiere und Ochsen haben die Biertrebern<br />
zum Fressen gerne - sozusagen ihre liebste Nahrungsmittelergänzung<br />
zu Gras und Heu. Und wenn die Rin
Die althubers (im Bild Vater toni rechts mit Sohn herbert) leben landwirtschaft mit leib und Seele.<br />
der glücklich und zufrieden weiden und futtern, dann<br />
darf sich später auch der Liebhaber von hochwertigem<br />
Rindfleisch freuen. „Wir sind hier völlig autark<br />
mit unserer Futtergeschichte“, freut sich der Gutsverwalter.<br />
„Und bei <strong>Stiegl</strong> legen wir auch immer großes<br />
Augenmerk auf Energiethemen.“ Die kurze Strecke<br />
zwischen Wildshut und Salzburg ist tatsächlich effizient<br />
und umweltbewusst. Das Rindfleisch muss hier<br />
keine Kreuzfahrten quer durch die Weltgeschichte<br />
unternehmen und landet nach maximal 40 Autominuten<br />
in der Stadt Salzburg.<br />
„Wildshuter Rind“ gibt’s im<br />
Rochushof und in der Braugastronomie<br />
Vom Rindfleisch aus Wildshut profitiert einerseits der<br />
Feinkostladen Rochushof bei der <strong>Stiegl</strong>brauerei und<br />
andererseits <strong>Stiegl</strong>s eigene Braugastronomie in Salzburg-Maxglan.<br />
Hier bürgt Küchenchef Ramon Mayer<br />
für Top-Qualität der Zutaten und Zubereitung.<br />
Toni Althuber und sein Sohn Herbert managen am<br />
Gut den Zuchtbetrieb. Der Bestand liegt zurzeit bei<br />
etwa 120 Rindern. 40 davon sind Milchkühe, der Rest<br />
sind Rinder zur Nachzucht, wobei die männlichen<br />
Nachkommen als Fleischvieh gezüchtet werden. Der<br />
vielfach preisgekrönte Bio-Metzger Hainz in Bürmoos<br />
übernimmt die Verarbeitung und Lieferung in den<br />
Rochushof und zur <strong>Stiegl</strong>brauerei. Da weiß man also,<br />
was man hat - und woher das Fleisch stammt. Natürlich<br />
von freilaufenden Rindern in einer intakten Natur<br />
2 0 J a h r e<br />
39<br />
im Flachgauer Grenzgebiet zum Innviertel. Und was<br />
dort täglich am Speiseplan der Rinder steht, das<br />
stammt vom eigenen Bauernhof.<br />
Alpine Pfauengerste und Sommerdinkel<br />
Toni Althuber liebt es nicht nur, von seinen Rindern<br />
zu schwärmen. Auch wenn er von seiner Bio-Gerste<br />
spricht, beginnen seine Augen zu glänzen. Mit dieser<br />
Braugerste aus Wildshut wird in Salzburg das Paracelsus<br />
Zwickl gebraut, eines der Lieblingsbiere von<br />
Toni. Bei dieser bekömmlichen Bierspezialität handelt<br />
es sich übrigens um ein zertifiziertes Biobier. Und<br />
der Mann hat auch unerschöpfliche Energien und<br />
tierische Freude an Experimenten.<br />
Seit 2009 experimentiert er mit „alpiner Pfauengerste“,<br />
einer uralten Sorte mit besonders schlanken<br />
Ähren. „Daher wahrscheinlich auch dieser eigenwillige<br />
Name“, vermutet Althuber. Die alpine Pfauengerste<br />
wurde österreichweit bis 1920 angebaut und ist<br />
dann weitgehend in Vergessenheit geraten. Aufgrund<br />
ihrer hohen Krankheitstoleranz verspricht sich Althuber<br />
von dieser Gerste besonders viel für die Zukunft<br />
des Bierbrauens. Außerdem tüftelt der leidenschaftliche<br />
Bauer gerne an Dinkelsorten und machte sich an<br />
Versuche mit vier verschiedenen Sommerdinkel-Sorten.<br />
„Sommerdinkel ist sogar für viele Bio-Bauern<br />
Neuland“, erzählt der Landwirt begeistert. Mit diesem<br />
Sommerdinkel soll man bei <strong>Stiegl</strong> demnächst Bier<br />
brauen und Brot und Kuchen backen können.