altbausanierung und modernisierung - Technische Universität ...
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ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
ALTBAUSANIERUNG UND MODERNISIERUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
INSTANDSETZUNGSMETHODIK I – EINFÜHRUNG<br />
KARSTEN TICHELMANN<br />
ULRICH GRIMMINGER<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
1
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNGSTHEORIE VON<br />
BAUWERKEN<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1 Allgemeines........................................................................................................... 3<br />
2 Gr<strong>und</strong>lagen der Instandsetzungsmethodik........................................................... 4<br />
2.1 Definitionen.............................................................................................. 19<br />
3 Strukturierung des Sanierungsablaufes ................................................................ 21<br />
3.1 Zielanalyse................................................................................................ 24<br />
3.2 Bestandsdokumentation........................................................................... 27<br />
3.3 Schadensanalyse....................................................................................... 30<br />
3.4 Bauzustandsbewertung ............................................................................ 32<br />
EDV-unterstützte Bauzustandsbewertung ............................................... 38<br />
3.5 Instandsetzungsplanung <strong>und</strong> Konstruktion ............................................. 42<br />
3.6 Instandsetzungsausführung ..................................................................... 49<br />
3.7 Bestandspflege ......................................................................................... 49<br />
3.7.1 Ausfallstrategie ........................................................................ 52<br />
3.7.2 Präventivstrategien .................................................................. 52<br />
Intervallstrategie ...................................................................... 52<br />
Inspektionsstrategie................................................................. 53<br />
3.8 Zusammenfassung.................................................................................... 55<br />
Literaturverzeichnis......................................................................................................... 57<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
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ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Methodische Instandsetzung von Bauwerken mit tragenden Holzkonstruktionen<br />
1 Allgemeines<br />
Damit die Sanierung eines Gebäudes nicht zum Abenteuer wird <strong>und</strong> die Sanierungsmaßnahmen<br />
effektiv <strong>und</strong> wirtschaftlich durchgeführt werden, bedarf es einer objektspezifischen Planung. Die<br />
Sanierungsziele <strong>und</strong> der Bestand müssen individuell erfasst <strong>und</strong> bewertet werden. Eine präzise<br />
Planung dieser notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung <strong>und</strong> Instandsetzung der Bausubstanz<br />
erfordert eine genaue Kenntnis über den detaillierten Ablauf der Sanierung <strong>und</strong> die fachgerechte<br />
Ausführung, um unnötigen finanziellen Aufwand oder gar Folgeschäden aus den<br />
Instandsetzungsmaßnahmen zu vermeiden.<br />
Hier ist die Praxis häufig hinter den Anforderungen zurückgeblieben. Die "Sanierung der Sanierung"<br />
ist kein Wortspiel, sondern teilweise traurige Wirklichkeit. In der Mehrzahl aller Fälle dieser<br />
Schadensgruppe liegt die Ursache darin begründet, dass die nicht fachgerechte erste Sanierung<br />
ohne detaillierte Vorplanung <strong>und</strong> ausreichende Gr<strong>und</strong>kenntnisse eines fachgerechten "Sanierungsmanagement"<br />
erfolgte; dies schließt auch Umnutzungs-, Modernisierungs- <strong>und</strong> Umbaumaßnahmen<br />
mit ein. Für dieses weiterhin anwachsende Aufgabenfeld besteht ein Bedarf an klar<br />
strukturierten Arbeitshilfen für die Planer <strong>und</strong> die ausführenden Betriebe.<br />
Dieser Abschnitt zeigt einen klar strukturierten Leitfaden für das praktische Vorgehen bei der<br />
Planung <strong>und</strong> der Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen auf. Ziel ist es Methodiken, Strukturen<br />
<strong>und</strong> Arbeitshilfen zum fachgerechten Ablauf der Sanierung von Bauwerken mit tragenden<br />
Holzkonstruktionen nach dem derzeitigen Stand der Kenntnisse aus Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis zu<br />
erarbeiten. Die Vielzahl der auf die Sanierung einflussnehmenden Faktoren <strong>und</strong> die in großen<br />
Mengen anfallenden Daten erfordern eine systematische Vorgehensweise, will man nicht Gefahr<br />
laufen, wichtige Aspekte zu übersehen <strong>und</strong> kostenträchtige Einflüsse zu vergessen. Dies ist nicht<br />
auf denkmalgeschützte Bauwerke beschränkt sondern gilt auch für die breite Masse der "gewöhnlichen<br />
Altbauten".<br />
Die Befolgung der wesentlichen Schritte in dem erarbeiteten algorithmischen Ablauf gilt nach<br />
Ansicht des Verfassers als bestmögliche Vorkehrung zur Reduzierung von Folgeschäden <strong>und</strong> kann<br />
als wichtiges Instrumentarium zur Qualitätssicherung von Planungs- <strong>und</strong> Ausführungsleistungen<br />
beim Bauen im Bestand angesehen werden. Durch das streng methodische Vorgehen bei der<br />
Instandsetzung sollen Risiken weitgehend minimiert werden. Erst nach Durchführung der Sanierungsmaßnahmen<br />
kann endgültig beurteilt werden, ob sämtliche einflussnehmende Faktoren<br />
ausreichend berücksichtigt wurden. Das folgend dargestellte systematische Vorgehen ist ein<br />
Hilfsmittel, um alle Aspekte <strong>und</strong> Einflüsse in der Sanierung zu berücksichtigen, <strong>und</strong> bildet so eine<br />
Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage für die Instandsetzungsmaßnahmen. Letztlich bergen die Unwägbarkeiten<br />
bei der Sanierung eines alten Gebäudes immer noch gewisse Restrisiken, die sich jedoch<br />
nur mit einem unverhältnismäßigen Planungsaufwand beseitigen ließen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl der in der Instandsetzungsmethodik verwendeten Begriffe werden diese<br />
zur Vermeidung von Missverständnissen in Kapitel 1.2.1 voneinander begrifflich abgegrenzt.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
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2 Gr<strong>und</strong>lagen der Instandsetzungsmethodik<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Das Ziel der baulichen Erhaltungsmaßnahmen ist es, die vorhandenen Mängel <strong>und</strong> Schäden einschließlich<br />
ihrer Ursachen zu erkennen, dauerhaft zu beheben <strong>und</strong> damit dem Substanzverzehr<br />
vorzubeugen Um die wesentlichen Einflüsse dieser Maßnahmen, die Vorgehensweise <strong>und</strong> die<br />
verwendete Terminologie zu erklären, werden die Gr<strong>und</strong>lagen der hier herausgearbeiteten Instandsetzungsmethodik<br />
beschrieben. Die erarbeitete Strukturierung des Sanierungsablaufes verlangt<br />
teilweise eine erweiterte oder neue Definition der verwendeten Begriffe, da diese in der<br />
Literatur nicht eindeutig bzw. durchgängig verwendet werden oder für den spezifischen Sachverhalt<br />
nach Erkenntnis des Verfasser nur unbefriedigend vorhanden sind.<br />
Der Umfang <strong>und</strong> die Intensität der baulichen Erhaltungs- <strong>und</strong> Instandsetzungsmaßnahmen werden<br />
bestimmt durch den gebäudespezifischen Substanzverzehr. Dieser setzt sich in Anlehnung an<br />
[21] aus den folgenden Faktoren (→ Abb. 1) zusammen:<br />
• immaterieller Wertverzehr<br />
• materielle Abnutzung<br />
Ein immaterieller Werteverzehr der Bausubstanz lässt sich durch kontinuierliche Modernisierungsmaßnahmen<br />
entscheidend ausgleichen. Im folgendem ist die materielle Abnutzung von Gebäudeelementen<br />
in Bauwerken mit tragenden Holzkonstruktionen infolge Verschleiß <strong>und</strong> Zustandsveränderungen<br />
(Schäden) Schwerpunkt der weiteren Betrachtung.<br />
Unter Gebäudeelementen werden die einzelnen konstruktiven Einheiten eines Gebäudes subsumiert,<br />
wie Bauteile, Verbindungen, Teilkonstruktionen <strong>und</strong> Einzelelemente (z. B. Fugenabdichtungen,<br />
Bodenbeläge, Armaturen etc.). Die qualitativen Einflussfaktoren auf das Abnutzungsverhalten<br />
von Gebäudeelementen sind in Tabelle 1 aufgeführt.<br />
Die Lebensdauer eines Gebäudeelements oder Gebäudes kann durch den Ersatz von Einzel- oder<br />
Gruppenkomponenten nahezu beliebig verlängert werden. Diese Vorgehensweise ist im Allgemeinen,<br />
von individuellen Zielsetzungen abgesehen, durch die "wirtschaftliche Nutzungsdauer"<br />
begrenzt. Das Ende der Lebensdauer eines Gebäudeelements wird durch seinen Ausfall gekennzeichnet.<br />
Unter Ausfall wird der vollständige Verlust der Funktions- bzw. Gebrauchstauglichkeit<br />
verstanden. Der Begriff des "Ausfalls" eines Gebäudeelementes wird nach Abbildung 2 als Schädigungsgrad<br />
von 100% bzw. Erhaltungsgrad von 0,0 definiert. Der Ausfall bedeutender Gebäudeelemente<br />
darf nicht in den Zeitraum ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer fallen.<br />
Unterhalb der "Schadensgrenze" ist die dem Gebäudeelement zugedachte Funktionsfähigkeit<br />
voll gewährleistet. Verschleiß <strong>und</strong> Mängel werden bedingt zugelassen, sofern sie die bauteil-<br />
/baustoffspezifische Schadensgrenze (Toleranzbereich) nicht überschreiten. Eine technische oder<br />
funktionelle Einschränkung wird nicht zugelassen. Als Beispiel wäre Bläuebefall von verdeckten<br />
Holzbauteilen zu nennen.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
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DARMSTADT<br />
Über den Schädigungsgrad wird der Zustand eines Gebäudeelements beschrieben. Um möglichst<br />
objektiv vergleichbare Zustandsdaten erfassen zu können, ist die Festlegung von Bewertungsmaßstäben<br />
erforderlich. Für die Gebäudeelemente werden vier Zustandsklassen definiert <strong>und</strong><br />
allgemeine Kriterien angegeben (→ Tabellen 2a-d). Diese wurden auf vier reduziert, weil sich<br />
sonst die Klassenmerkmale nicht mehr deutlich genug gegeneinander abgrenzen lassen. Für<br />
Bauteile aus Holz werden für die einzelnen Zustandsklassen beispielhafte Merkmale angeben, die<br />
eine Zuordnung erleichtern sollen.<br />
Wertverlust<br />
infolge<br />
wachsender<br />
Anforderungen<br />
<strong>und</strong> Ansprüche<br />
BAUSUBSTANZVERZEHR<br />
IMMATERIELLER WERTVERLUST MATERIELLE ABNUTZUNG<br />
Ausgleich durch<br />
Wertverlust<br />
infolge<br />
neuer, technischwirtschaftlich<br />
verbesserter<br />
Gebäudeelemente<br />
Modernisierungsmaßnahmen<br />
Abb. 1: Bausubstanzverzehr<br />
AlterungsbedingteElementveränderungen<br />
Verschleiß<br />
durch<br />
Beanspruchung/<br />
Abnutzung<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
5<br />
plötzlich<br />
auftretende<br />
Zustandsveränderungen<br />
(Schäden)<br />
Ausgleich durch Pflege,<br />
Wartung, Instandhaltungs- <strong>und</strong><br />
Instandsetzungsmaßnahmen
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METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Einflüsse auf das Abnutzungsverhalten <strong>und</strong> die Lebensdauer<br />
von Wohngebäuden <strong>und</strong> deren Gebäudeelemente<br />
Bauwerks-<br />
eigenschaften<br />
Standort-<br />
einflüsse<br />
Nutzungs-<br />
einflüsse<br />
Schadens-<br />
einflüsse<br />
Sonstige<br />
Einflüsse<br />
TECHNISCHE<br />
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DARMSTADT<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
• Gebäudealter<br />
• Gebäudegeometrie (Form, Gr<strong>und</strong>fläche, Geschoßzahl, Gliederung,<br />
• Anzahl der Wohneinheiten)<br />
• Bauweise (offene/geschlossene Bebauung, etc.)<br />
• Art der Gebäudekonstruktion<br />
• System der Lastabtragung, Bauteilanschlüsse, konstruktive Ausführung etc.<br />
• Lage der Wohnungen im Gebäude<br />
• Qualität des Bauentwurfs<br />
• Qualität der Bauausführung<br />
• Baustoffarten<br />
• Baustoffqualität (Güte, Verarbeitung, Verträglichkeit, Wartungsbedarf,<br />
• Streuung der Materialeigenschaften)<br />
• Reparaturzugänglichkeit<br />
• Ausstattungsgrad, Ausstattungsstandard<br />
• Klima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Schlagregenbelastung, etc.)<br />
• Verschmutzungen von Luft <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser<br />
• Belastungen des Gebäudes (z.B. Verkehrserschütterungen)<br />
• Bodenbeschaffenheit (Setzungen, Senkungen, Auslaugungen)<br />
• Art der Nutzung<br />
• Nutzungsveränderung<br />
• Nutzungsintensität (Wohnbelegungsdichte, Flächennutzungsverhältnis etc.)<br />
• Nutzungsdauer<br />
• Statische/dynamische Belastungen des Gebäudes<br />
• Einflüsse infolge missbräuchlicher Nutzung<br />
• Bauphysikalische Schäden<br />
• Mechanische Schäden<br />
• Biotische Schäden<br />
• Chemische Schäden<br />
• außergewöhnliche Ereignisse (Feuer, Explosion, Sturm, etc.)<br />
Tab. 1: Einflüsse auf das Abnutzungsverhalten<br />
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DARMSTADT<br />
Definition der Zustandsklassen mit beispielhaften Merkmalen für Gebäudeelemente<br />
von Konstruktionen mit tragenden Holzbauteilen :<br />
ZUSTANDSKLASSE I<br />
Allgemeine Kriterien Beispielhafte Merkmale<br />
• volle Funktionsfähigkeit<br />
• guter Erhaltungszustand<br />
• keine oder nur unbedeutende Mängel<br />
• keine Schäden<br />
• (Unterhalb der Schadensgrenze)<br />
Tab. 2a: Definition der Zustandsklasse I<br />
ZUSTANDSKLASSE II<br />
Allgemeine Kriterien Beispielhafte Merkmale<br />
• Funktionsfähigkeit vorhanden, teilweise<br />
beeinträchtigt<br />
• ausreichender Erhaltungszustand<br />
• Mängel vorhanden<br />
• geringe Schäden<br />
• Tragfähigkeit mit ausreichender Sicherheit gewährleistet<br />
Tab. 2b: Definition der Zustandsklasse II<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
Forschungs-<br />
Entwicklungs- <strong>und</strong><br />
Materialprüfanstalt<br />
El-Lissitzky-Str. 1<br />
D-64287 Darmstadt<br />
Tel. 06151 / 16 41 31<br />
Fax 06151 / 16 24 45<br />
• geringe Verfärbung an Holzbauteilen<br />
• höchstens örtlich begrenzte Schwindrisse<br />
• (Risstiefe < 0.45 h)<br />
• statisch unbedenkliche Querschnittsschwächung<br />
• statisch unbedenkliche Verformungen<br />
• bauphysikalische Mängel, geringe Unterschreitung<br />
der Mindestanforderungen hinsichtlich<br />
Wärme-, Schall-, <strong>und</strong>/oder Brandschutz<br />
• Wasserablaufspuren<br />
• Baulicher/chemischer Holzschutz nicht mehr<br />
ausreichend wirksam<br />
• lokal begrenzter <strong>und</strong> statisch unbedenklicher,<br />
nicht vitaler Schädlingsbefall<br />
• Formänderung oder Verschiebung einzelner Bauteile<br />
• Durchfeuchtung von Holzbauteilen<br />
• geringfügig überschrittene Auflagerpressungen
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ZUSTANDSKLASSE III<br />
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Allgemeine Kriterien Beispielhafte Merkmale<br />
• Funktionsfähigkeit erheblich eingeschränkt<br />
• mangelhafter Erhaltungszustand<br />
• schwere Schäden<br />
• Tragfähigkeit einzelner Bauteile nicht länger<br />
gewährleistet, jedoch keine akute Gefährdung<br />
der Standsicherheit<br />
Tab. 2c: Definition der Zustandsklasse III<br />
ZUSTANDSKLASSE IV<br />
Allgemeine Kriterien Beispielhafte Merkmale<br />
• Funktionsfähigkeit erheblich eingeschränkt<br />
oder nicht mehr vorhanden<br />
• schwerste Schäden mit hoher Schadensdichte<br />
• akute Gefährdung der Standsicherheit<br />
• Bauliche Gefahrenszustände<br />
Tab. 2d: Definition der Zustandsklasse IV<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
• bauphysikalische Schäden<br />
• <strong>und</strong>ichte Dachhaut<br />
• bedeutende Risse <strong>und</strong> Brüche in Bauteilen<br />
• z. B. erhebliche Mängel an Elektro-, Klima-,<br />
<strong>und</strong>/oder Sanitärinstallation<br />
• lokaler Schädlingsbefall mit statisch bedenklicher<br />
Querschnittsschwächung<br />
• vereinzelte Verbindungen <strong>und</strong> Anschlüsse<br />
nicht mehr kraftschlüssig<br />
• vitaler Schädlingsbefall, jedoch nicht mit echtem<br />
Hausschwamm<br />
• großflächige extreme Durchfeuchtung von<br />
Mauerwerk <strong>und</strong> Holzbauteilen<br />
• weitgehend unbrauchbare Haupttragglieder<br />
schwere globale bauphysikalische Schäden<br />
• starker globaler Schädlingsbefall<br />
• bedeutende Querschnittsschwächungen mit<br />
akuter Minderung der Tragfähigkeit<br />
• Bruch einzelner Bauteile durch Überlastung<br />
• gravierende <strong>und</strong> statisch bedenkliche Formänderung<br />
der Gesamtkonstruktion<br />
• starke Zerstörung von Verbindungen, Anschlüssen<br />
<strong>und</strong> Auflagern von Haupttraggliedern<br />
• Befall mit echtem Hausschwamm<br />
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Abb. 2: Zusammenhang zwischen Erhaltungs- bzw. Schädigungsgrad <strong>und</strong> Zustandsklasse<br />
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Um Aussagen über die Instandsetzungsdringlichkeit treffen zu können, ist neben dem Zustand<br />
(Schädigungsgrad) auch die technische <strong>und</strong> funktionellen Bedeutung des Gebäudeelementes für<br />
das Bauwerk maßgebend.<br />
Zustand<br />
(Schädigungsgrad)<br />
GEBÄUDELEMENT<br />
INSTANDSETZUNGS-<br />
DRINGLICHKEIT (ISDS)<br />
technische/funktionelle<br />
Gewichtung<br />
Die technische <strong>und</strong> funktionelle Bedeutung, die einem Gebäudeelement im Bauwerk zukommt,<br />
wird hier aus den folgenden vier Gr<strong>und</strong>faktoren ermittelt (→ Kapitel 1.3.5):<br />
• Beteiligung an der Lastabtragung,<br />
• Gefahr von Folgeschäden,<br />
• Bauphysikalische Beeinträchtigung <strong>und</strong><br />
• Einschränkung der Nutzungsmöglichkeit<br />
Analog den Festlegungen der Zustandsklassen werden vier InstandSetzungsDringlichkeitsStufen<br />
(ISDS) definiert. Die Instandsetzungsdringlichkeitsstufe charakterisiert die Priorität mit der ein<br />
Gebäudeelement instandzusetzen oder auszuwechseln ist.<br />
ISDS 0 : eventuelle Mängelbeseitigung mittelfristig notwendig,<br />
Modernisierung langfristig wünschenswert<br />
ISDS 1 : Unmittelbare Ursachenbeseitigung notwendig,<br />
Instandsetzung <strong>und</strong> Modernisierung mittelfristig erforderlich,<br />
regelmäßige Kontrolle unentbehrlich<br />
ISDS 2 : Unmittelbare Instandsetzung <strong>und</strong> Ursachenbeseitigung notwendig<br />
ISDS 3 : Sofortige Sicherungsmaßnahmen erforderlich,<br />
Umfangreiche Instandsetzung mit höchster Sanierungsdringlichkeit oder<br />
Abriss<br />
Aus der Summation der Instandsetzungsdringlichkeiten der Einzelelemente lässt sich die Instandsetzungsdringlichkeit<br />
der Bauteilgruppen oder das Gesamtbauwerk beurteilen. Es fehlen derzeit<br />
nutzbare Aussagen zur methodischen Ableitung der Instandsetzungsdringlichkeit <strong>und</strong> der Instandsetzungsrentabilität<br />
von Wohngebäuden, da weder bauwerksspezifische Bewertungsmaß-<br />
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stäbe noch Gebäude- <strong>und</strong> Altersstrukturen als auch Gebäudestandards zu unterhaltender Wohngebäude<br />
erfasst werden. Die Folge ist eine überwiegend improvisierte Instandsetzung nach der so<br />
genannten Ausfallstrategie (→ Abs. 1.5.7.1). Dies bedeutet, dass nur auf eingetretene Schäden<br />
reagiert werden kann.<br />
Ein Verfahren zur Ermittlung der Instandsetzungsdringlichkeit <strong>und</strong> Erarbeitung von Prioritätenlisten<br />
wird in Kapitel 1.3.4, "Bauzustandsbewertung" von Altbauten, aufgezeigt.<br />
Zu einer systematischen Instandsetzungsplanung gehört die Einbeziehung mittel- <strong>und</strong> langfristiger<br />
Ziele sowie Informationen über<br />
• den Gebäudebestand <strong>und</strong> seinen Zustand,<br />
• der Abnutzungsgrad <strong>und</strong> die normative Lebensdauer der Gebäudeelemente,<br />
• Anfälligkeit gegenüber Ausführungsfehlern <strong>und</strong> Dauerhaftigkeit einzelner<br />
Instandsetzungsvarianten,<br />
• die Kosten für Instandsetzungsarbeiten,<br />
• die zur Verfügung stehenden Finanzmittel für die Instandsetzungsarbeiten <strong>und</strong><br />
• Auswirkung <strong>und</strong> Umfang der Folgeschäden nicht rechtzeitig durchgeführter Instand-<br />
setzungen (→ Tabelle 3).<br />
Der Zeitpunkt für eine notwendige Instandsetzung kann für die einzelnen Bauteile <strong>und</strong> Gebäudeelemente<br />
sehr unterschiedlich sein. Es lassen sich in Anlehnung an [22] gr<strong>und</strong>sätzlich die folgenden<br />
vier Fälle unterscheiden:<br />
1. Die Instandsetzung sollte spätestens erfolgen, wenn das Gebäudeelement ausgefallen ist.<br />
2. Die Instandsetzung sollte erfolgen, bevor das Gebäudeelement die Ausfallgrenze erreicht,<br />
wenn ein noch schlechterer Gebrauchs- oder Funktionszustand dem Nutzer nicht zumutbar ist<br />
(unterer akzeptabler Grenzzustand).<br />
3. Die Instandsetzung kann im Zusammenhang mit Primär-Zielsetzungen wirtschaftlich vorteilhaft<br />
sein, obwohl noch ein ausreichender Abnutzungsvorrat vorhanden ist. So kann die Instandsetzung<br />
schon bei geringer Abnutzung sinnvoll werden, wenn durch frühzeitige Instandsetzung<br />
die Lebensdauer anderer Gebäudeelemente verlängert wird.<br />
4. Die Instandsetzung kann unterbleiben, obwohl das Gebäudeelement eine hohe Ausfallswahrscheinlichkeit<br />
birgt oder bereits ausgefallen ist, wenn von den sich daraus ergebenden Folgen<br />
im Zusammenhang mit den Primär-Zielsetzungen keine Gefährdung ausgeht <strong>und</strong>/oder keine<br />
wirtschaftlichen Nachteile zu erwarten sind.<br />
Der erforderliche Zeitpunkt der Instandsetzung wird maßgeblich von der Größe des "bewerteten<br />
Ausfallrisikos" bestimmt. Darunter versteht man das Risiko, das von einem geschädigten oder<br />
ausgefallenen Gebäudeelement für die Baugruppe bzw. das Gesamtbauwerk ausgeht. Das "be-<br />
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wertete Ausfallrisiko" wird durch drei voneinander unabhängige Faktoren bestimmt. Diese ergeben<br />
sich aus den Fragestellungen:<br />
1. Wie hoch ist die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ausfalls?<br />
2. Wie groß ist der Schaden bzw. wie hoch sind die Instandsetzungs- <strong>und</strong> Folgekosten?<br />
3. Welche Gefährdung geht infolge des Ausfalls eines Gebäudeelementes für Leben<br />
<strong>und</strong> Umwelt aus?<br />
Zur Beurteilung des bewerteten Ausfallrisikos <strong>und</strong> der noch zu erwartenden Restlebensdauer<br />
eines Gebäudelelements ist die Kenntnis über den weiteren Abnutzungsverlauf erforderlich.<br />
Um nach Verschleiß oder eingetretener Initialschädigung (durch äußeren Einfluss eingetretene<br />
Schädigung eines Bauteils) das qualitative Restlebensdauerverhalten abzuschätzen, werden für<br />
die in Abbildung 3 angegebenen Verläufe exemplarische Ursachenmechanismen für Holzkonstruktionen<br />
angegeben (→ Tabelle 4). Die dargestellten Verläufe des Restlebensdauerverhaltens<br />
geben dabei nur die qualitative Entwicklung einer zunehmenden Schädigung wieder. In Abbildung<br />
4 wird der in periodischen Zyklen ansteigende Schädigungsgrad durch den linearen Verlauf<br />
der Kurve C approximiert. Für den periodisch zunehmenden Schädigungsgrad kann hier exemplarisch<br />
die Zersetzung eines Holzbauteils infolge eines Pilzbefalls angeführt werden. Bestimmte<br />
Pilze erhalten beispielsweise durch den Anfall von Tauwasser an Wärmebrücken innerhalb der<br />
Winterperiode die notwendigen Lebensbedingungen während sie im Sommer in eine Trockenstarre<br />
fallen.<br />
Anhand von Abbildung 5 sollen die wesentlichen, für eine Sicherheitsbetrachtung von Altbauten<br />
notwendigen, Einflussfaktoren erläutert werden. Das Ende der Lebensdauer eines Bauwerks muss<br />
gewollt <strong>und</strong> vorhersehbar eintreten <strong>und</strong> darf sich keinesfalls plötzlich <strong>und</strong> unerwartet einstellen.<br />
Ziel einer Bauzustandsuntersuchung zum Zeitpunkt t insp ist es, Aussagen über die vorhandene<br />
"Zuverlässigkeit" Δ 11 der Gebäudeelemente oder der Gesamtkonstruktion zu treffen. So liegt die<br />
primäre Aufgabe von Bauwerksuntersuchungen darin, den kritischen Zeitpunkt t krit abzuschätzen,<br />
ab dem die Zuverlässigkeit (Sicherheit < 1,0) der Konstruktion nicht mehr gewährleistet<br />
wird. Bei solchen Aussagen kann es sich nur um probabilistische Einschätzungen handeln, da<br />
weder die Beanspruchungen (in Umfang, Größe <strong>und</strong> Kombinationsvielfalt) noch der Bauteilwiderstand<br />
(Beanspruchbarkeit) bekannt oder exakt ermittelbar sind. So sind z. B. bei Holzbauteilen die<br />
Holzqualität, die mechanischen Eigenschaften, einflussnehmende geometrische <strong>und</strong> physikalische<br />
Imperfektionen nicht genau bestimmbar.<br />
Die oft gebräuchliche Schlussfolgerung: "die Lastabragung in den vergangenen Jahre sind der<br />
Nachweis für die Standsicherheit" ist nicht gerechtfertigt. Die Zuverlässigkeit einer Konstruktion<br />
kann bereits erschöpft sein, selbst wenn diese noch keine gravierende Schädigung aufweist. Der<br />
Widerstand R (Beanspruchbarkeit) eines Gebäudeelementes kann infolge Alterung, Verschleiß<br />
oder Schädigung im Laufe der Jahre abfallen. Die Einwirkungen S (Ist-Beanspruchung) bewegen<br />
sich häufig unterhalb der für dieses Gebäudeelement abgeschätzten zulässigen Grenzbelastung<br />
S grenz (vorgegebene Grenzbeanspruchbarkeit).<br />
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Δ12 = S grenz - S<br />
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Ein Abfallen der Bauteil-Beanspruchbarkeit der unterhalb ihm zugedachten Einwirkungen bzw.<br />
Belastungsgrenze (R > S grenz ) führt nicht zwangsläufig zum sofortigen Ausfall, wenn sich die<br />
Einwirkungen auf einem niedrigem Niveau bewegen. Steigen die Einwirkungen S aufgr<strong>und</strong> verstärkter<br />
äußerer Beanspruchungen (z. B. Wind- oder Schneelasten infolge Jahrh<strong>und</strong>ertwetter)<br />
oder schleichender Nutzungsintensivierung an, kommt es zum Ausfall (t u ), obwohl die Einwirkungen<br />
die zulässige Grenzbelastung nicht überschritten haben.<br />
Die Varianten A <strong>und</strong> B zeigen zwei Möglichkeiten auf, die Zuverlässigkeit Δ 11 eines Gebäudeelements<br />
zu vergrößern <strong>und</strong> t u auf der Lebensdauerachse über die wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />
hinaus nach hinten zu verschieben. Der Zeitpunkt t krit stellt hierfür den spätmöglichsten Termin<br />
dar.<br />
Variante A beschreibt die Möglichkeit der Verstärkung <strong>und</strong> Auswechslung. Die Festlegung der<br />
bautechnischen Maßnahmen hat zur Aufgabe, die Zuverlässigkeit Δ 11 zu vergrößern <strong>und</strong> den<br />
Zeitpunkt t krit außerhalb der wirtschaftlichen Nutzungsdauer zu terminieren. Die Instandsetzungsmaßnahmen<br />
müssen nicht auf das ursprüngliche Ausgangsniveau der Beanspruchbarkeit<br />
beschränkt bleiben.<br />
Variante B stellt eine Minderung der Einwirkungen S dar, das Beanspruchungsniveau wird reduziert.<br />
Mögliche Maßnahmen sind beispielsweise die:<br />
• Reduzierung der einwirkenden Verkehrslasten durch Nutzungseinschränkungen,<br />
• Reduzierung der ständigen Lasten (z. B. Entnahme der Deckenfehlbodenfüllung)<br />
• Beteiligung benachbarter Bauelemente an der Lastabtragung<br />
Eine solche Vorgehensweise bedingt auch gleichzeitig Maßnahmen, die den weiteren<br />
Abnutzungsverlauf des Gebäudeelementes reduzieren sowie entsprechende Vorkehrung wie<br />
regelmäßige Kontrollen. Diese sind erforderlich um eine, wie in Abbildung 5 dargestellte,<br />
schleichende Nutzungsintensivierung über die festgelegten Beanspruchungen zu verhindern. Nur<br />
so ist langfristig das Sicherheitsniveau B zu gewährleisten. Bauwerkserhaltungsmaßnahmen nach<br />
Variante B sind nur in Einzelfällen zweckmäßig.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
13
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Mögliche Folgeschäden fehlender Instandhaltung<br />
TECHNISCHE<br />
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DARMSTADT<br />
primäre Folgeschäden sek<strong>und</strong>äre Folgeschäden<br />
• Ausfall oder Funktionsbeeinträchtigung<br />
weiterer Gebäudeelemente <strong>und</strong> Verminderung<br />
der Lebensdauer von Gebäuden oder Elementen<br />
• Gefährdung der Standsicherheit<br />
• Bauphysikalische Beeinträchtigungen<br />
(verminderter Wärmeschutz, etc.)<br />
• Erhöhte Instandsetzungskosten durch<br />
verschlechterte Instandsetzungsbedingungen<br />
Tab. 3: Primäre / sek<strong>und</strong>äre Folgeschäden<br />
• Gefährdung von Leben <strong>und</strong> Umwelt<br />
• Beschädigung von Sachanlagen durch<br />
ausfallende Gebäudeelemente<br />
(Einsturz, herabfallende Elemente, etc.)<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
• Wirtschaftliche Einbußen<br />
Mietausfälle<br />
Erhöhte Verwaltungskosten durch Mieter<br />
Erhöhte Betriebskosten (Energie, Reinigung,<br />
Wartung)<br />
• Beschwerden, Imageverlust<br />
• Konservierungs- <strong>und</strong> Stilllegungskosten<br />
14
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Abb. 3 : Qualitatives Restlebensdauerverhalten eines Gebäudeelementes nach Initialschädigung<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
15
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Abb. 4 : Beispielhafte Approximation eines in periodischen Zyklen ansteigenden<br />
Schädigungsgrades durch einen linearen Verlauf<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
16
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Verlauf<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
Exemplarische Ursachenmechanismen<br />
sofortiger Ausfall nach eingetretener Schädigung<br />
TECHNISCHE<br />
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DARMSTADT<br />
• Explosion, Brand, Erdbeben, Bergschäden, Orkanschäden<br />
• Bauteilversagen (z.B. Bruch) infolge Überlastung<br />
eingetretene Schädigung bewirkt "exponentiellen" Abfall des<br />
Erhaltungsgrades<br />
• Aktiver Schwammbefall von Holzbauteilen<br />
• Aktiver Insektenbefall von Holzbauteilen<br />
• Korrosionsschäden an Stahlbauteilen <strong>und</strong> Verbindungsmitteln<br />
• ungeschützte, der Witterung ausgesetzte Holzbauteile<br />
• Verwitterung von Mörtel unter dem Einfluss aggressiver Stoffe<br />
nach Schädigung "quasi-linearer" Abfall des Erhaltungsgrades<br />
• Korrosion an Dachentwässerung<br />
• Korrosion an Installationsleitungen<br />
• Versprödung von bituminösen Stoffen<br />
• Anstriche<br />
• aktive Kriech- oder Setzungseinflüsse<br />
nach Schädigung mit nahezu "konstantem" Schädigungsgrad über die<br />
weitere Lebensdauer (Verlauf ähnlich dem des normalen Verschleißes)<br />
• abgeschlossene Setzung<br />
• bekämpfter "abgetöteter" Befall<br />
• einmalige kurzzeitige Überlastung<br />
• die Gebrauchstauglichkeit beeinträchtigende, jedoch abgeschlossene<br />
Verformungen (z.B. infolge Kriechen)<br />
• Risse (inaktiv)<br />
Querschnittsreduzierung infolge Brandschaden<br />
Verlauf des Bauteilverhaltens unter "normalem Verschleiß" oder<br />
Alterung, ohne die normative Lebensdauer beeinträchtigende Einflüsse<br />
• UV-Belastung von Holzbauteilen<br />
Versprödung von Dichtstoffen<br />
Tab. 4: Exemplarische Ursachenmechanismen zur Abschätzung des weiteren<br />
Schädigungsverlaufes für Holzkonstruktionen<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
17
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
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DARMSTADT<br />
Abb. 5: Qualitative "Zuverlässigkeits-Betrachtung" von Gebäudeelementen<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
18
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
2.1 Definitionen<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Sanierung<br />
(sanieren: lat. = "ges<strong>und</strong> machen, heilen, retten"; Sanierung: "die Schaffung ges<strong>und</strong>er<br />
Verhältnisse")<br />
Hier: Das Heilen oder Ges<strong>und</strong>machen von Gebäuden, Gebäudegruppen <strong>und</strong> Altstadtbereichen.<br />
Die Sanierung umfasst die primären Rohbaumaßnahmen, die für die ursprüngliche Standsicherheit,<br />
Funktions- <strong>und</strong> Betriebsfähigkeit des Gebäudes erforderlich sind.<br />
Modernisierung<br />
(modernisieren: "erneuern, auf einen neuzeitlichen Stand bringen, der Gegenwart anpassen")<br />
Unter Modernisierung sind alle sek<strong>und</strong>ären, zusätzlichen Ausbaumaßnahmen zu verstehen, die<br />
nötig sind, um Wohngebäude <strong>und</strong> Wohnungen an den technischen, hygienischen <strong>und</strong> wohnkulturellen<br />
Fortschritt der Gegenwart anzupassen. Zur Modernisierung zahlen im allgemeinen alle<br />
Maßnahmen, die nach §82a Einkommenssteuerdurchführungsverordnung steuerlich begünstigt<br />
sind, einschließlich der durch die Modernisierung bedingten Instandsetzungsmaßnahmen <strong>und</strong><br />
Schönheitsreparaturen. Zu Modernisierungsmaßnahmen gehören insbesondere:<br />
a) Rohbausanierungsmaßnahmen, insbesondere Imprägnierung bzw. Isolierung von F<strong>und</strong>ament<br />
<strong>und</strong> Dach.<br />
b) Neuaufteilung der vorhandenen Gr<strong>und</strong>risse, um bessere Gr<strong>und</strong>risslösungen zu erreichen<br />
<strong>und</strong> notwendige Einbauten (Sanitärräume) durchführen zu können.<br />
c) Umbau bzw. Modernisierung der Treppenanlage zur Vermeidung der Unfallgefahr.<br />
d) Modernisierung bzw. Neuinstallation der elektrischen Anlagen.<br />
e) Austausch von Fenstern <strong>und</strong> Türen unter Beachtung der Architektur des Gebäudes.<br />
f) Maßnahmen zur Verbesserung des Wärme- <strong>und</strong> Schallschutzes.<br />
g) Ausgleich <strong>und</strong> Egalisierung der vorhandenen Fußböden.<br />
h) Verlegen neuzeitlicher Bodenbeläge.<br />
i) Verbesserung <strong>und</strong> Ausbau der Heizung.<br />
j) Einbau <strong>und</strong> Erweiterung von Gemeinschaftsantennenanlagen für R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen.<br />
k) Einbau <strong>und</strong> Erweiterung von Aufzugsanlagen.<br />
l) Maßnahmen zur Verbesserung der Brandverhütung <strong>und</strong> Brandbekämpfung (z.B. Schaffung<br />
von Fluchtwegen innerhalb des Gebäudes, feuerhemmende Bekleidung von Treppenunterseiten<br />
etc.).<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
19
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Instandhaltung<br />
(instand: "in gutem Zustand, ordentlich")<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Instandhaltung ist die Erhaltung des Sollzustandes. Durch pflegende Maßnahmen soll ein Bauwerk<br />
bzw. Bauteil vor Alterung <strong>und</strong> Verfall bewahrt werden.<br />
Instandsetzung<br />
(instand setzen: "ausbessern, wieder herstellen")<br />
Instandsetzung ist die Beseitigung baulicher <strong>und</strong> sonstiger Mängel <strong>und</strong> Schäden, die durch längeres<br />
Unterlassen der Instandhaltung oder durch außergewöhnliche Einwirkungen oder Ereignisse<br />
(Witterung, Einwirkung Dritter) entstanden sind, insbesondere aller Reparaturen <strong>und</strong> periodischen<br />
Erneuerungsarbeiten.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
20
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
3 Strukturierung des Sanierungsablaufes<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Die fachgerechte Instandsetzung eines Altbauobjektes erfordert den folgend für Bauwerke mit<br />
tragender Holzkonstruktion grob strukturierten Ablauf (→ Abb. 6). Dieser ist in seiner gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Vorgehensweise auch auf die Instandsetzung anderer Bauwerke übertragbar.<br />
Die Planung einer Objektsanierung beginnt mit der Zielanalyse. Sie soll die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />
Planung der Instandsetzungsmaßnahmen bilden. Mit der Zielanalyse wird der angestrebte Soll-<br />
Zustand definiert. Sie ist folglich unabdingbares Anfangsglied jeder Sanierungsplanung. Dabei gilt<br />
es primär die unterschiedlichen Zielvorstellungen der Beteiligten zu erfassen.<br />
Mit der anschließenden Bestandsdokumentation wird das Gebäude vor allem in seinen Maßen<br />
(Bauaufnahme) <strong>und</strong> seiner Konstruktion (Bestandsuntersuchung) erfasst. Dabei werden auch<br />
bauphysikalische <strong>und</strong> historische Merkmale des Bauwerks erfasst.<br />
Die Schadensanalyse hat zur Aufgabe vorhandene Schäden möglichst umfangreich zu lokalisieren<br />
<strong>und</strong> die Schadensbilder zu erfassen. Die Ermittlung der Schadensursache <strong>und</strong> die Auswirkung der<br />
Schäden auf die Bausubstanz sind weitere Schwerpunkte, die in diesem Arbeitsschritt zu klären<br />
sind.<br />
Nachdem das Gebäude von allen Seiten 'auf Herz <strong>und</strong> Nieren abgeklopft' wurde, erfolgt die Bauzustandsbewertung.<br />
Ihre Aufgabe ist es, die Funktionsfähigkeitsprüfung durchzuführen <strong>und</strong> die<br />
Instandsetzungsdringlichkeit einzelner Gebäudeelemente zu ermitteln, zu dokumentieren <strong>und</strong><br />
Prioritäten festzulegen. Hierüber können Aussagen über die Sanierungsdringlichkeit des Gebäudes<br />
abgeleitet werden.<br />
Die Ermittlung geeigneter Instandsetzungsverfahren ist eine Teilleistung der Instandsetzungsplanung.<br />
Es werden verschiedene Sanierungskonzepte erarbeitet, die dazu erforderlichen bautechnischen<br />
Maßnahmen festgelegt <strong>und</strong> die entstehenden Kosten ermittelt. Die Rentabilitätsrechnung<br />
liefert Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit der geplanten Maßnahmen.<br />
Die Instandsetzungsausführung wird begleitet durch die notwendige Überwachung der Ausführungsarbeiten.<br />
Diese ist erforderlich um Störungen im Ablauf frühzeitig zu erkennen <strong>und</strong> Alternativen<br />
zu erarbeiten. Die Betreuung <strong>und</strong> Koordination der verschiedenen Gewerke ist weiterer<br />
Hauptbestandteil dieses Arbeitsabschnittes.<br />
Nach erfolgter Sanierung ist eine fortlaufende Bestandspflege anzustreben. Die Durchführung<br />
erfolgt zweckmäßiger Weise durch regelmäßige Gebäudeinspektionen der Gebäudeelemente<br />
anhand von Checklisten. In Abhängigkeit von der Bedeutung der Gebäudeelemente kommen<br />
unterschiedliche Instandhaltungsstrategien zum Einsatz.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
21
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Um die Einzelabläufe in ihren unterschiedlichen Zielsetzungen klar gegeneinander abzugrenzen<br />
<strong>und</strong> für deren Notwendigkeit zu sensibilisieren, werden die Schritte Bestandsdokumentation,<br />
Schadensanalyse <strong>und</strong> Bauzustandsbewertung getrennt betrachtet. Dem Verfasser ist wohl bewusst,<br />
dass diese in der Praxis, zwar vom Inhalt getrennten Arbeitsabschnitte, sinnvollerweise<br />
oftmals zeitlich <strong>und</strong> örtlich ineinander übergreifen. Jedoch kommt es durch die Vielzahl der hierbei<br />
anfallenden Datenmengen mit unterschiedlichem Informationsgehalt bei der Auswertung <strong>und</strong><br />
Interpretation der Ergebnisse häufig zu nicht mehr klaren Zuordnungen nach den entsprechenden<br />
Zielsetzungen der Arbeitsschritte. Weiterhin gewinnen je nach Auflagen <strong>und</strong> Intention die einzelnen<br />
Arbeitsabschnitte unterschiedlich an Bedeutung. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist eine strenge Trennung<br />
in der Darstellung vorgenommen worden. In den Kapiteln 1.3.1-1.3.7 dieses Berichtes werden die<br />
aufgeführten Einzelschritte weiter differenziert <strong>und</strong> in Form von algorithmischen Ablaufstrukturen<br />
dargestellt. Dies soll jedoch nicht über die Komplexität der Einzelschritte hinwegtäuschen. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sollte mit dem im Folgenden beschriebenen Verfahren nur ein im Umgang mit instandsetzungsbedürftiger<br />
Bausubstanz erfahrener Planer betraut werden.<br />
Seine Hauptaufgaben liegen in:<br />
• der Erfassung <strong>und</strong> Bewertung des Gebäudes<br />
• der fachgerechten Beratung <strong>und</strong> Planung,<br />
• der Kostenermittlung,<br />
• der Herbeiführung von Genehmigungen,<br />
• der Organisation <strong>und</strong> Überwachung der Sanierungsmaßnahmen sowie<br />
• der Einschaltung weiterer Baufachleute.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
22
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Zielanalyse<br />
Gr<strong>und</strong>lagenermittlung<br />
Bauzustandsbewertung<br />
Funktionsfähigkeit<br />
überprüfen<br />
Erfassung der<br />
Sanierungsaufgabe<br />
Abb. 6 : Ablaufsystematik der Bauwerkinstandsetzung<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Ablaufsystematik der Bauwerksinstandsetzung - Gesamtübersicht<br />
Bestandsdokumentation<br />
Erfassung der<br />
baulichen<br />
Randbedingungen<br />
Schadens-<br />
<strong>und</strong><br />
Zustandsanalyse<br />
Instandsetzungsplanung<br />
Instandseztungsausführung<br />
Instandhaltung<br />
Bestandspflege<br />
Sichtung/Überprüfung<br />
der vorhandenen<br />
Bestandspläne<br />
Lokalisierung<br />
der Schäden<br />
Erarbeiten des<br />
Prioritätenkataloges<br />
Überwachung der<br />
Ausführungsarbeiten<br />
Soll / Ist-Vergleich<br />
der<br />
Ausführungsmaßnahmen<br />
Regelmäßige<br />
Gebäudeinspektion<br />
Bauaufnahme<br />
Art <strong>und</strong> Umfang<br />
der Schäden<br />
Ursachen<br />
der Schäden<br />
Bestimmung der<br />
Baumaßnahmen<br />
Ermittlung des<br />
Soll-Zustandes des Bauwerks<br />
Photodokumentation<br />
Maßliche<br />
Erfassung<br />
Historisch<br />
Statisch-konstruktiv<br />
Bauphysikalisch<br />
Auswirkungen<br />
auf die Bausubstanz<br />
Einstufung in<br />
Bauzustandsklassen<br />
Bewertung der erfolgten<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
Gebäudewartung<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
23
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
3.1 Zielanalyse<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Unabdingbare Voraussetzung für die Erarbeitung eines erfolgreichen Sanierungskonzeptes ist<br />
eine dem Bauwerk angepasste Zielanalyse (→ Abb. 7). Sie dient allem voran der Klärung der<br />
Aufgabenstellung, also der Bestimmung des Soll-Zustandes <strong>und</strong> der Ermittlung des damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Nutzungsziels sowie der daraus resultierenden Auswirkungen bzw. Anforderungen an das<br />
Gebäude. Die Zielanalyse ist die Gr<strong>und</strong>lage für die weiterführende Planung <strong>und</strong> eine weitgehend<br />
substanzschonende Sanierung.<br />
Im ersten Schritt ist es notwendig, dass sich der Bauherr mit seinen Zielvorstellungen der Gebäudeveränderung<br />
auseinandersetzt <strong>und</strong> in Zusammenarbeit mit einem Architekten folgende Punkte<br />
klärt:<br />
I. Was soll geändert werden?<br />
Der Soll-Zustand ergibt sich zum einen aus den Wünschen <strong>und</strong> Forderungen des Eigentümers,<br />
zum anderen aus den Festsetzungen des Bebauungsplans sowie den b<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> landesrechtlichen<br />
Bestimmungen. Hierbei gilt es, die gewünschten Vorstellungen, Bedürfnisse <strong>und</strong> Ansprüche<br />
des Bauherrn an das Bauwerk zu ermitteln. Als maßgebende Randbedingungen sind zu nennen:<br />
• die Nutzungsart <strong>und</strong> Nutzungsintensität mit den resultierenden statischen <strong>und</strong> bauphysikalischen<br />
Nutzungsbelastungen<br />
• Veränderungen des Gr<strong>und</strong>risses in Abhängigkeit der zulässigen Nutzungsmaße<br />
• der angestrebte technische Standard<br />
• der Gestaltung <strong>und</strong> ökologischen Anforderungen<br />
II. Was muss geändert oder beseitigt werden?<br />
Weist die Bausubstanz konstruktive, statische oder bauphysikalische Mängel oder Schäden auf, so<br />
hat deren Beseitigung <strong>und</strong> die Erhaltung der Funktions- <strong>und</strong> Standsicherheit Vorrang. Weiterhin<br />
gehen mit öffentlich geförderten Sanierungsmaßnahmen auch immer Modernisierungsmaßnahmen<br />
einher, für die der regional festgeschriebene technische Mindeststandard anzusetzen ist.<br />
Solche Standardkataloge sind für Modernisierungsmaßnahmen in der Regel verbindlich. Es bleibt<br />
dennoch unbenommen, einen höheren Ausstattungsstandard als den vorgegebenen vorzusehen.<br />
Die dadurch entstehenden Folgekosten sind jedoch meist nicht förderungsfähig <strong>und</strong> müssen vom<br />
Eigentümer getragen werden. Die Vorgaben solcher Modernisierungskataloge sollten in der Praxis<br />
so flexibel gehandhabt werden, dass das eigentliche Ziel der Sanierung, die Verbesserung der<br />
Wohnverhältnisse, erreicht wird.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
24
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
III. Was darf <strong>und</strong> was darf nicht geändert werden?<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Es ist die Aufgabe des Planers die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen von bauwerksgerechten<br />
Veränderungen aufzuzeigen. So haben folgende Faktoren maßgeblichen Einfluss auf die Veränderungs-<br />
<strong>und</strong> Erhaltungsmaßnahmen:<br />
• statisch-konstruktive Gesichtspunkte<br />
• die Bestimmungen des Bebauungsplans<br />
• die planungsrechtliche Festsetzung nach § 9 Baugesetzbuch (BauGB) <strong>und</strong> der Bau-<br />
nutzungsverordnung (BauNVO)<br />
• Normen, Verordnungen<br />
• <strong>und</strong> denkmalschützende Auflagen<br />
In förmlich festgelegten Sanierungsgebieten gelten generell Ausnahmebewilligungen von einzelnen<br />
bauaufsichtlichen Forderungen, welche zum Teil auch für andere Sanierungs- <strong>und</strong> Modernisierungsmaßnahmen<br />
in Anspruch genommen werden können. Solche Dispense werden individuell<br />
für jedes Gebäude von der Baubehörde erteilt. Diese Genehmigungen können mit Auflagen<br />
verb<strong>und</strong>en werden. Ohne Auflagen ist eine Anhebung bzw. Verbesserung der technischen Ausstattung<br />
in den Bereichen Sanitär, Heizung <strong>und</strong> Elektroinstallation.<br />
IV. Mit welchem Kostenrahmen muss gerechnet werden?<br />
Die Verträglichkeit der geplanten Baumaßnahmen mit dem zur Verfügung stehenden finanziellen<br />
Rahmen, innerhalb dessen sich die Kosten für die Instandsetzung bewegen dürfen, ist vom<br />
Architekten zu prüfen. Es kann sich hierbei nur um eine Kostenschätzung in dem vorgegebenen<br />
Rahmen nach DIN 276 handeln, da das Potential an versteckten Mängeln nur schwer einzuschätzen<br />
ist. Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durch Gegenüberstellung der abgeschätzten<br />
Sanierungskosten mit den erwarteten Erträgen (beispielsweise Mieteinnahmen) gibt Aufschluss<br />
über die erzielbare Rendite, welche in den meisten Fällen mit der eines Neubaus vergleichbar ist.<br />
Die Lebenserwartung eines fachgerecht sanierten Altbaus entspricht in etwa der eines Neubaus.<br />
Die Wirtschaftlichkeit eines Altbaus ist jedoch verglichen mit der eines Neubaus günstiger, da die<br />
Sanierungskosten derzeit noch vorteilhafter abgeschrieben werden können. Weiterhin sind in<br />
dieser Planungsphase die Möglichkeiten öffentlicher Zuschüsse in Betracht zu ziehen.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
25
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Zielanalyse - Gr<strong>und</strong>lagenermittlung<br />
Erarbeitung des Soll-<br />
Nutzungszustandes<br />
des Gebäudes<br />
Vergleich mit<br />
Gebäudeeigenschaften<br />
Ist - Zustand<br />
Ermittlung der<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
Grenzen einer<br />
gebäudegerechten<br />
Veränderung/Nutzung<br />
Abstimmung des<br />
Anforderungsprofils<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
Ermittlung der<br />
geplanten Nutzung<br />
- bauliche Veränderung erforderlich ?<br />
- Nutzungsänderung ?<br />
- Veränderung in der Erscheinung<br />
oder Gestaltung ?<br />
Was muß geändert werden ?<br />
Was darf geändert werden ?<br />
Was darf nicht geändert werden ?<br />
Möglichst große Annäherung an<br />
den Soll - Zustand<br />
Ermittlung des Kostenrahmens<br />
Abb. 7 : Ablaufsystematik der Zielanalyse<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
- Nutzungsart (privat, gewerblich)<br />
- Nutzungsbelastung<br />
(statisch, bauphysikalisch)<br />
- Nutzungsdauer<br />
- technischer Standard<br />
- Gestaltung<br />
- etc.<br />
resultierende bauaufsichtliche<br />
Anforderungen<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
- Sicherung der Standsicherheit<br />
- Beseitigung von Schäden <strong>und</strong> Mängeln<br />
- Erhaltung der Funktionstüchtigkeit<br />
- Bauaufsichtliche Auflagen<br />
- Bauphysikalische Anforderungen<br />
- untergeordnete Gr<strong>und</strong>rißelemente<br />
- technische Gebäudeausstattung<br />
- unbedeutende Gestaltungselemente<br />
- Korrektur stilfremder Elemente<br />
- statisch-konstruktive Randbedingungen<br />
- denkmalschützende Auflagen<br />
- Nutzungseinschränkungen<br />
- unwirtschaftliche Eingriffe<br />
gestalterische Entwurfskonzepte<br />
der Vorplanung<br />
Erarbeitung der Gr<strong>und</strong>lagen für die<br />
Finanzierungsplanung des Bauherrn<br />
26
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
3.2 Bestandsdokumentation<br />
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DARMSTADT<br />
Gr<strong>und</strong>lage für jede weitere Maßnahmenplanung <strong>und</strong> Voraussetzung für die spätere Auswahl von<br />
geeigneten Instandsetzungsverfahren sowie die Festlegung des Sanierungsablaufs ist eine umfassende<br />
Untersuchung des Gebäudebestandes.<br />
Die Bestandsdokumentation (→Abb. 8) gehört mit zu den wesentlichsten <strong>und</strong> folgenschwersten<br />
Architekten- <strong>und</strong> Ingenieurleistungen. Nur aufgr<strong>und</strong> einer genauen Untersuchung des Gebäudebestandes<br />
lässt sich eine gute Entwurfsplanung, eine technisch fehlerfreie Ausführungsplanung,<br />
eine detaillierte Ausschreibung <strong>und</strong> eine fachgerechte Objektbetreuung durchführen.<br />
Die Bestandsdokumentation, als Instrumentarium zur Erfassung des Gebäude-Ist-Zustandes, dient<br />
dem Beschaffen zuverlässiger Planungsunterlagen <strong>und</strong> gliedert sich in die Bauaufnahme <strong>und</strong> die<br />
Bestandsuntersuchung. Sofern keine hinreichend genauen Planungsunterlagen vorhanden sind,<br />
werden bei der Bauaufnahme die räumlichen Gegebenheiten des Gebäudes erfasst <strong>und</strong> in Planzeichnungen<br />
maßstabgerecht wiedergegeben, so dass die Konstruktion <strong>und</strong> ihre innere Erschließung<br />
eindeutig ablesbar ist. Hierfür stehen je nach Anforderungen an die Genauigkeit <strong>und</strong> den<br />
Umfang der Bauaufnahme unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Hierbei sind zu nennen:<br />
• Normales Aufmaß<br />
• Verformungsgerechtes Aufmaß<br />
• Photogrammetrie<br />
• Computerunterstützte Aufmaßverfahren<br />
Unterstützend sollte immer eine Photo- bzw. Videodokumentation des Gebäudebestandes erfolgen.<br />
Die Bestandsuntersuchung liefert die über die rein maßliche Erfassung der Bauaufnahme hinausgehenden<br />
Planungsgr<strong>und</strong>lagen wie<br />
1. historische Gebäudedaten (Umfang in Abhängigkeit von denkmalschützenden Auflagen)<br />
• Gebäudehistorik, Gebäudechronologie<br />
• Entstehungszeitraum (z.B. über Dendrochronologie → 1.4.3)<br />
• Aufnahme von Stilelementen<br />
• Kennzeichnung der Originalsubstanz<br />
• historische Bauweisen <strong>und</strong> Konstruktionsprinzipien<br />
• Vergleiche mit Konstruktionen aus gleicher Zeitepoche <strong>und</strong> Region<br />
• Bestimmung <strong>und</strong> Sicherung historischer Baumaterialien<br />
• Untersuchung hinsichtlich nachträglicher Um- <strong>und</strong> Anbaumaßnahmen oder Verfremdungen<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
27
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
2. statisch-konstruktive Prinzipien<br />
• Lage des Bauwerks im Gelände<br />
• System der Lastabtragung,<br />
• Bauart, Bauweise<br />
• Dachstuhlkonstruktion<br />
• Aussteifungssysteme<br />
• Gründung<br />
• Dimensionierung der Bauteile<br />
• Bauteilanschlüsse <strong>und</strong> Verbindungsmittel<br />
• Auflagerausbildungen,<br />
• technischer Standard (Gebäudetechnische Ausrüstung)<br />
• Installationsführungen<br />
• Ausbauelemente (Treppen, Fenster, Türen)<br />
• Ausführung des baulichen Holzschutzes<br />
3. bauphysikalische/bauchemische Gebäudeeigenschaften<br />
• Art, Eigenschaften <strong>und</strong> Qualität der Baumaterialien<br />
• Schichtenaufbauten der relevanten Gebäudeelemente<br />
• Wärme-, Schall- <strong>und</strong> Brandschutzeigenschaften<br />
• Gebäudeeigenschaften hinsichtlich des Feuchteschutzes<br />
• innen<br />
• außen (vertikal/horizontal)<br />
• energetische Bewertung der Bausubstanz<br />
• Bewertung des vorhanden chemischen Holzschutzes<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
4. Standorteinflüsse auf das Bauwerk<br />
• Klimatische Randbedingungen (thermisch, hygrisch, akustisch, optisch, mechanisch)<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
28
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Bauaufnahme<br />
Objektbegehung<br />
- Globale Einschätzung der Bausubstanz<br />
<strong>und</strong> grobe Vorklärung der Modernisierungs<strong>und</strong><br />
Sanierungsdringlichkeit<br />
- Lokalisierung <strong>und</strong> Abschätzung von<br />
Problempunkten<br />
- etc.<br />
Photo-/Videodokumentation<br />
Maßliche Erfassung<br />
Maßstabsgerechte Planzeichnungen<br />
der räumlichen Gegebenheiten<br />
als Gr<strong>und</strong>lage für die Planung<br />
- Normales Aufmaß<br />
- Verformungsgerechtes Aufmaß<br />
- Photogrammetrie<br />
- Computergestützte Aufmaßverfahren<br />
falls nicht vorhanden<br />
Sichtung / Überprüfung<br />
vorhandener<br />
Bestandspläne<br />
Abb. 8: Ablaufsystematik der Bestandsdokumentation<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Bestandsuntersuchung<br />
Historische<br />
Bestandsuntersuchung<br />
- Gebäudehistorik<br />
- Altersbestimmung der Hölzer<br />
(Dendrochronologie)<br />
- Aufnahme der Stilelemente <strong>und</strong> Kennzeichnung<br />
der vorhandenen Originalsubstanz<br />
- Historische Bauweisen <strong>und</strong><br />
Konstruktionsprinzipien<br />
- Vergleiche mit anderen Konstruktionen aus<br />
gleicher Zeit <strong>und</strong> gleicher Gegend<br />
- Bestimmung der historischen Baumaterialien<br />
- Spätere Umbauten / Verfremdungen<br />
- etc..<br />
Konstruktive<br />
Bestandsuntersuchung<br />
- Lage des Bauwerks im Gelände<br />
- Statisches System der Lastabtragung:<br />
- Bauweise<br />
- Dachstuhlkonstruktion<br />
- Aussteifungssystem<br />
- Gründung<br />
- Dimensionierung der Bauteile<br />
- Anschlüsse <strong>und</strong> Verbindungsmittel<br />
- Auflagerausbildungen,...<br />
- Installationsführungen<br />
- <strong>Technische</strong>r Standard<br />
- Ausbauelemente (Fenster, Türen, Treppen,....)<br />
- Konstruktiver Holzschutz<br />
- etc.<br />
Bauphysikalische/<br />
Bauchemische<br />
Bestandsuntersuchung<br />
- Standorteinflüsse (klimat. Randbedingungen)<br />
- Eigenschaften der vorgef<strong>und</strong>enen Baustoffe<br />
- Schichtenaufbau von Wand, Decke, Dach etc.<br />
- Energetische Bewertung der Bausubstanz<br />
- Wärmeschutz<br />
- Feuchteschutz<br />
innen / außen (vertikal, horizontal)<br />
- Schallschutz<br />
- Brandschutztechnische Eigenschaften<br />
der Bauteile<br />
- Vorhandene Brandschutzkonzeption<br />
- Chemischer Holzschutz<br />
- etc.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
29
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
3.3 Schadensanalyse<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Das Ergebnis der Instandsetzung kann nur so gut sein wie die am schlechtesten sanierte Stelle.<br />
Das setzt voraus, dass bei der Planung von Modernisierungs-, Umbau <strong>und</strong> Instandsetzungsmaßnahmen<br />
alle schadensverursachenden Mechanismen erkannt <strong>und</strong> auch beseitigt werden müssen.<br />
Bei der Untersuchung im Bestand ist somit nicht nur der Ist-Zustand des Gebäudes zu protokollieren,<br />
sondern es muss auch dem "Warum" der Veränderung gegenüber dem Soll-Zustand<br />
nachgegangen werden. Allzu oft werden Mängel <strong>und</strong> Schäden behoben, ohne die eigentliche<br />
Ursache richtig zu erkennen <strong>und</strong> diese zu beseitigen. Wiederholungs- <strong>und</strong> Folgeschäden sind das<br />
Resultat. Den Schwachpunkten der Konstruktion <strong>und</strong> den typischen Schadensstellen muss hierbei<br />
besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dies setzt allerdings eine ausreichende Erfahrung<br />
<strong>und</strong> Fachwissen des mit der Sanierungsplanung beauftragten Planers voraus. Wird aus Kostengründen<br />
oder Unkenntnis auf die erforderlichen Schritte der Schadensanalyse verzichtet, kommt<br />
es sehr häufig zur Festlegung völlig ungeeigneter Verfahren <strong>und</strong> Maßnahmen.<br />
Die Schadensanalyse umfasst im Wesentlichen die Schritte (→Abb. 9)<br />
• Lokalisierung der Schäden<br />
• Untersuchung von Art <strong>und</strong> Umfang der Schäden<br />
• Dokumentation der Schäden<br />
• Ermittlung der Schadensursachen<br />
• Abschätzung der Auswirkungen des Schäden<br />
Die Suche nach den Schadensursachen muss unter Berücksichtigung der "kausalen Zusammenhänge"<br />
erfolgen, d. h., die Verknüpfungen der schadensverursachenden Mechanismen müssen<br />
bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden. Dies ist die Gr<strong>und</strong>voraussetzung für eine einwandfreie<br />
Ursachenbeseitigung. Das Aufspüren <strong>und</strong> das Erkennen der eigentlichen Schadensursachen<br />
erfordert vom Fachmann viel Erfahrung <strong>und</strong> genaue Sachkenntnis über die bauphysikalischen,<br />
bauchemischen <strong>und</strong> baukonstruktiven Zusammenhänge. Gerade bei Schadensanalysen im Altbaubestand<br />
stellt die Erfassung aller zum Schaden führenden Ursachen <strong>und</strong> die daraus abgeleitete<br />
Entwicklung dauerhafter Sanierungskonzepte eine Hauptaufgabe dar. Bestehen Zweifel an der<br />
Eindeutigkeit einer Schadensursache, sollten im jedem Fall weitere Baufachleute wie Tragwerksplaner,<br />
Bauphysiker, Bauchemiker oder das ausführende Handwerk hinzugezogen werden.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
30
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Schadens- <strong>und</strong> Zustandsanalyse<br />
Lokalisierung der<br />
Schäden<br />
Klassifizierung <strong>und</strong><br />
Quantifizierung<br />
der Schäden<br />
Ermittlung der<br />
Schadensursachen<br />
Auswirkungen<br />
der Schäden<br />
Systematische Untersuchung<br />
<strong>und</strong> Dokumentation der<br />
vorhandenen Schäden<br />
Auswahl von<br />
Untersuchungsverfahren /<br />
-methoden<br />
Schäden infolge:<br />
- Durchfeuchtung<br />
- bauphysikalischer Einflüsse<br />
- mechanischer Einflüsse<br />
- chemischer Einflüsse<br />
- biotische Einflüsse<br />
Standsicherheit<br />
Gebrauchstauglichkeit<br />
Bauphysikalische Eigenschaften<br />
Abb. 9 : Ablaufsystematik der Schadensanalyse<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Hilfsmittel:<br />
- Bauzustandserfassungsblätter<br />
- Checklisten für Schadenshinweise<br />
- Indikatorkatalog für verdeckte Schäden<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
Untersuchungsmethode richtet sich nach<br />
den vorgef<strong>und</strong>enen Randbedingungen:<br />
- Gebäude noch benutzt ?<br />
- Erhalt der Gebrauchstauglichkeit erforderlich ?<br />
- Wirtschaftlichkeit des Verfahrens ?<br />
- denkmalschützende Auflagen ?<br />
- etc.<br />
Untersuchung zerstörungsfrei bzw.<br />
möglichst zerstörungsarm<br />
Ziel: So wenig Originalsubstanz<br />
wie möglich zerstören<br />
- Visuelle Untersuchung<br />
- Endoskopie<br />
- Ultraschall<br />
- Feuchtemessung<br />
- Probenentnahme (z.B. Bohrkerne)<br />
- Rissmarken<br />
- Thermovisionsmessungen<br />
- etc.<br />
- Durchbiegungen<br />
- Risse in Holz, Mauerwerk, Beton (Länge, Tiefe, Art)<br />
- Durchfeuchtungen in Holz, Mauerwerk, Beton<br />
- Schädlingsbestimmung<br />
- Korrosionsgrad/Verwitterungstiefe<br />
- etc.<br />
Untersuchungen:<br />
- vor Ort<br />
- im Labor<br />
- mit Vergleichswerten<br />
31
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
3.4 Bauzustandsbewertung<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Aufbauend auf den Ergebnissen der Bestands- <strong>und</strong> Schadensanalyse wird die Bauzustandsbewertung<br />
durchgeführt (Abb. 10). Im ersten Schritt wird die noch vorhandene Qualität <strong>und</strong> der Zustand<br />
der einzelnen Bauteile <strong>und</strong> Gebäudeelemente analysiert <strong>und</strong> bewertet (individuelle Zustandsbewertung).<br />
Jedes für das Bauwerk bedeutende Gebäudeelement muss einer Bewertung<br />
einschließlich der technischen Beurteilung der Funktionsfähigkeit unterzogen werden. Diese erstreckt<br />
sich unabhängig vom Schädigungsgrad auf die statisch-konstruktiven wie auch auf die<br />
bauphysikalischen <strong>und</strong> gestalterischen Anforderungen an das Gebäudeelement. Besonderes Gewicht<br />
erhält die Funktionsfähigkeitsprüfung, wenn es sich um hochbeanspruchte, für die Standsicherheit<br />
maßgebende Bauteile, wie Stützen, Unterzüge, Sparren handelt. Ablauf <strong>und</strong> Inhalte der<br />
Funktionsfähigkeitsprüfung ist in Abb. 11 dargestellt.<br />
Die maßgebenden Kriterien in der Bewertung sind der Schädigungsgrad, die Funktion <strong>und</strong> die<br />
weitere Lebenserwartung des Bauteils. Je nach Grad <strong>und</strong> Auswirkung der einzelnen Bauteilschäden<br />
wird die Instandsetzungsdringlichkeit der Einzelbauteile <strong>und</strong> des Gesamtbauwerks ermittelt.<br />
Die Bauzustandsbewertung schätzt den Ist-Zustand eines Gebäudes ein <strong>und</strong> legt die<br />
Reihenfolge der erforderlichen bautechnischen Maßnahmen fest.<br />
Der globalen Bauzustandseinschätzung auf Gr<strong>und</strong>lage der einzelnen Bauteilschäden wird häufig<br />
ein zu geringer Stellenwert beigemessen. Mängel <strong>und</strong> Bagatelleschäden an Einzelbauteilen sind<br />
häufig Ausgangspunkt für schwerwiegende Zerstörungen am Gesamtbauwerk. Die durch Bauteilschäden<br />
erforderlichen Sanierungsmaßnahmen müssen daher im Zusammenhang mit ihren Auswirkungen<br />
auf das Gesamtgebäude betrachtet werden.<br />
Die Schadensanalyse <strong>und</strong> Bauzustandsbewertung müssen genauer <strong>und</strong> detaillierter werden, um<br />
zukünftig die Planung <strong>und</strong> Kostenberechnung effektiver <strong>und</strong> sicherer als bisher durchführen zu<br />
können. Unterstützend kommt hinzu, dass die Untersuchungsverfahren für die Bestands- <strong>und</strong><br />
Zustandsuntersuchungen zunehmend zerstörungsfrei bzw. zerstörungsarm durchgeführt werden<br />
können. Solche Verfahren ermöglichen eine substanzschonende Untersuchung <strong>und</strong> helfen<br />
Belästigungen zu vermeiden. Der Einsatz solcher Untersuchungen sollte kompetenten Baufachleuten<br />
vorbehalten bleiben, die über eine entsprechende Geräteausstattung <strong>und</strong> Erfahrungen in<br />
deren Anwendung verfügen.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
32
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Bauzustandsbewertung<br />
Auswertung von<br />
Schadens- <strong>und</strong><br />
Zustandsuntersuchung<br />
Funktionsfähigkeit<br />
überprüfen<br />
Abschätzung der<br />
Restlebensdauer<br />
Ermittlung der lokalen<br />
Sanierungsdringlichkeit<br />
Ermittlung der globalen<br />
Sanierungsdringlichkeit<br />
Bewertung des Bauzustandes <strong>und</strong><br />
der vorgef<strong>und</strong>enen Schäden der<br />
Einzelbauteile oder Teilkonstruktionen<br />
Abschätzung der vorhandenen Funktionsfähigkeit<br />
der Gebäudeelemente<br />
Soll-Ist-Vergleich<br />
Bewertung der vom Soll-Zustand<br />
abweichenden Einzelbauteile<br />
Bewertung der Gesamtbauzustandes<br />
(globale Bauzustandseinschätzung)<br />
Abb. 10 : Ablaufsystematik der Bauzustandsbewertung<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
- Schädigungsgrad der Bauteile:<br />
- kein Schaden (0 %)<br />
-<br />
- völlig zerstört (100 %)<br />
Ablauf Funktionsfähigkeitsprüfung<br />
1 Standsicherheit<br />
2 Brandschutz<br />
3 Wärme- <strong>und</strong> Feuchteschutz<br />
4 Schallschutz<br />
5 Nutzungsanforderungen<br />
6 Standard<br />
- Beteiligung an der Lastabtragung<br />
- Gefahr von Folgeschäden<br />
- Bauphysikalische Auswirkungen<br />
- Einschränkung der<br />
Nutzungsmöglichkeit<br />
Einfluss <strong>und</strong> Auswirkungen auf die<br />
Gebrauchstauglichkeit <strong>und</strong> Standsicherheit<br />
des Gesamtbauwerks<br />
Einstufung in<br />
Bauzustandsklassen<br />
Ermittlung der ISDS<br />
0 - Modernisierung langfristig erwünscht<br />
1 - unmittelbare Ursachenbeseitigung<br />
notwendig<br />
2 - unmittelbare Instandsetzung <strong>und</strong><br />
Ursachenbeseitigung notwendig<br />
3 - Gebäude nicht standsicher<br />
sofortige Sicherungsmaßnahmen<br />
erforderlich<br />
33
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
1 - Funktionsfähigkeitsprüfung Standsicherheit Beispiel Holzkonstruktionen<br />
Bauteile, Verbindungen<br />
tragend<br />
Ermittlung der Beanspruchbarkeit<br />
der Bauteile/Verbindungen<br />
- Festigkeitssortierung visuell (DIN 4074)<br />
- ggf. weitergehende Ermittlung von<br />
Holzeigenschaften (Rohdichte,<br />
Elastizitätsmodul)<br />
Annahme zulässiger Festigkeits<strong>und</strong><br />
Formänderungswerte<br />
Standsicherheits- <strong>und</strong> Gebrauchstauglichkeitsnachweis<br />
der Bauteile<br />
<strong>und</strong> Verbindungen<br />
1. Ermittlung des Kraftflusses <strong>und</strong> realistische<br />
Systemwahl<br />
2. Wahl verträglicher Lastannahmen<br />
(DIN 1055)<br />
3. Tragfähigkeitsnachweise (DIN 1052)<br />
4. ggf. Anwendung von Forschungs- <strong>und</strong><br />
Untersuchungsergebnissen<br />
Werden weitergehende Anforderungen<br />
an das Bauteil/Konstruktion gestellt ?<br />
nein<br />
ja<br />
Funktionsfähigkeitsprüfung<br />
abgeschlossen<br />
ja nein<br />
Abb. 11 a : Ablaufsystematik der Funktionsfähigkeitsprüfung (Standsicherheit)<br />
ja<br />
Funktionsfähigkeit<br />
erfüllt ?<br />
Bauteile, Verbindungen<br />
nicht tragend<br />
Erfüllt das Bauteil/Konstruktion die<br />
gestellten Anforderungen<br />
Brandschutz<br />
siehe 2<br />
Funktionsfähigkeitsprüfung<br />
Brandschutz<br />
Wärme-/Feuchteschutz<br />
siehe 3<br />
Funktionsfähigkeitsprüfung<br />
Wärme- <strong>und</strong> Feuchteschutz<br />
Schallschutz<br />
siehe 4<br />
Funktionsfähigkeitsprüfung<br />
Schallschutz<br />
nein<br />
Erarbeitung von<br />
Kompensationsmaßnahmen<br />
34
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
2 - Funktionsfähigkeitsprüfung Brandschutz<br />
Ermittlung des<br />
Ist-Zustandes<br />
Abschätzung der<br />
vorhandenen<br />
Eigenschaften<br />
Ermittlung des<br />
Soll-Zustandes<br />
Soll-Ist Vergleich<br />
- Baustoffklassen, Feuerwiderstandsklassen<br />
- Nutzung<br />
- Bewertung des brandschutztechnischen Risikos<br />
- Brandabschnittsunterteilung<br />
- Ausbildung der Rettungswege<br />
Rettungswegekonzept<br />
- Ausbildung von<br />
Installationsschächten/Durchbrüchen<br />
- Löschwasserversorgung<br />
auf Gr<strong>und</strong>lage von:<br />
- DIN-Normen (4102)<br />
- Prüfzeugnissen, Gutachten<br />
- Untersuchungen/Erfahrungen<br />
DIN-Normen (4102)<br />
Landesbauordnungen “Bestandsschutz”<br />
Sonderverordnungen/Richtlinien<br />
z.B. Schulhaus-Richtlinie,<br />
Krankenhausrichtlinie, Hochhausrichtlinie<br />
Beanspruchung/Anforderung<br />
contra<br />
Beanspruchbarkeit/Ist-Zustand<br />
erfüllt<br />
Nachweis durch z.B.<br />
DIN 4102, allg. bauaufsichtliche<br />
Prüfzeugnisse, allg. bauaufsichtliche<br />
Zulassungen<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
nicht<br />
erfüllt<br />
Abb. 11 b : Ablaufsystematik der Funktionsfähigkeitsprüfung (Brandschutz)<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
- Materialbestimmung/Rohdichte<br />
- Baustoffklasse der verwendeten. Baustoffe<br />
- Feuerwiderstandsklasse der Bauteile<br />
- Anschlüsse der Bauteile, Schächte<br />
- Schichtung der Bauteile (Hohlräume)<br />
Analogiebetrachtung<br />
Baustoffuntersuchungen<br />
Anforderung an:<br />
- Baustoffklassen<br />
- Feuerwiderstandsklassen<br />
- Rettungswege<br />
- Feuerwehrzufahrten<br />
- Löschwasserversorgung<br />
- Brandabschnitte<br />
Erstellung eines<br />
Brandschutzkonzeptes<br />
Brandschutztechnische Maßnahmen z.B.:<br />
- Verbesserung des Feuerwiderstandes<br />
von Bauteilen<br />
- Anordnung nichtbrennbarer Oberflächen<br />
- Verbesserung des brandschutztechnischen<br />
Raumabschlusses (z.B. Rauchdichtheit)<br />
- Bilden von Brandabschnitten<br />
35
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
3 - Funktionsfähigkeitsprüfung Wärme- <strong>und</strong> Feuchteschutz<br />
Ermittlung des<br />
Ist-Zustandes der<br />
Außenbauteile <strong>und</strong> des<br />
Gebäudes<br />
Abschätzung der<br />
vorhandenen<br />
Eigenschaften<br />
Ermittlung des<br />
Soll-Zustandes<br />
Prüfung/Bewertung<br />
Soll-Ist Vergleich<br />
- winterlicher Wärmeschutz<br />
- sommerlicher Wärmeschutz<br />
- gesamtenergetisches Verhalten<br />
- Luftdichtheit<br />
auf Gr<strong>und</strong>lage von:<br />
- Erfahrungen, Abschätzungen, Messungen<br />
- DIN-Normen (4108)<br />
- Prüfzeugnissen<br />
- Berechnungen<br />
- Laboruntersuchungen<br />
Energieeinsparverordnung<br />
DIN-Normen z.B. DIN 4108<br />
vereinbarte Standards (Niedrigenergie-,<br />
Passivhausstandard)<br />
Rechnerischer Nachweis<br />
Beanspruchung/Anforderung<br />
contra<br />
Beanspruchbarkeit/Ist-Zustand<br />
erfüllt<br />
Nachweis erbracht<br />
nicht<br />
erfüllt<br />
Abb. 11 c : Ablaufsystematik der Funktionsfähigkeitsprüfung (Wärme- <strong>und</strong> Feuchteschutz)<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
- Wärmeleitfähigkeit der Baustoffe ( λ)<br />
- Diffusionsfähigkeit (s d,<br />
μ)<br />
- Rohdichte<br />
- Klimabedingungen<br />
- Bauteilschichtungen<br />
- k-Wert der Fenster<br />
- Gebäudeausrichtung<br />
- Wärmebrücken <strong>und</strong> Leckagen<br />
- Lage des Gebäudes, Verschattung<br />
- Analogiebetrachtung<br />
- Messung der Innen-, Außen- <strong>und</strong><br />
Oberflächentemperaturen<br />
- Thermovision<br />
- Wärmeflussmessung<br />
- Luftdichtheitsmessung<br />
Anforderung an:<br />
- k-Werte der Außenbauteile<br />
- Luftdichtheit der Gebäudehülle<br />
- zulässige Wärmebrücken<br />
- Tauwasserfreiheit<br />
- Speicherfähigkeit<br />
- g-Wert der Verglasung<br />
- Verschattung<br />
Bauliche Maßnahmen<br />
z.B. gemäß Ausführungsbeispielen<br />
Nr....... - Nr.....<br />
36
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
Ermittlung des<br />
Ist-Zustandes<br />
Abschätzung der<br />
vorhandenen<br />
Eigenschaften<br />
Ermittlung des<br />
Soll-Zustandes<br />
Prüfung/Bewertung<br />
Soll-Ist Vergleich<br />
Luft- <strong>und</strong> Trittschalldämmung von<br />
- Außen- / Trennbauteilen<br />
- Flankierenden Bauteilen<br />
Luftschalldämm-Maß<br />
Trittschallpegel<br />
DIN 4109,<br />
DIN 4109, Bbl. 2<br />
VDI 4100<br />
vereinbarte Standards<br />
Beanspruchung/Anforderung<br />
contra<br />
Beanspruchbarkeit/Ist-Zustand<br />
erfüllt<br />
Nachweis erbracht<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
nicht<br />
erfüllt<br />
Abb. 11 d : Ablaufsystematik der Funktionsfähigkeitsprüfung (Schallschutz)<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
- Baustoffe<br />
- Dicke<br />
- Rohdichte ( ρ),<br />
(flächenbezogene Masse)<br />
- Bauteilschichtungen<br />
- Schalldämm-Maße von Einbauten<br />
(Fenster, Türen, etc.)<br />
- Anschlussausbildung<br />
- Ausführungsqualität<br />
(Dichtheit, Fugenfreiheit, etc.)<br />
- Lage des Gebäudes<br />
(zu Lärmquellen, Nachbargebäuden)<br />
- Erfahrungen, Abschätzungen,<br />
Analogiebetrachtungen<br />
- DIN-Normen (4109, Bbl.1)<br />
- Prüfzeugnisse<br />
- Berechnungen (nach DIN 4109 Bbl.1)<br />
- Messungen am Bau<br />
- Prüfstandsmessungen<br />
Anforderung an:<br />
- Luftschalldämm-Maße der Außenbauteile<br />
- Luftschalldämm-Maße der Trennbauteile<br />
- Luftschalldämm-Maße von Einbauten in<br />
Außen- <strong>und</strong> Trennbauteilen<br />
(Fenster, Türen, etc.)<br />
- Trittschallpegel von Decken<br />
- Körperschallentkopplung<br />
- Geräusche aus haustechnischen Anlagen<br />
<strong>und</strong> Sanitärinstallationen<br />
Bauliche Maßnahmen<br />
z.B. gemäß Ausführungsbeispielen<br />
Nr....... - Nr.....<br />
37
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
EDV-unterstützte Bauzustandsbewertung<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Um den hohen Anforderungen an die Schadensanalyse <strong>und</strong> Bauzustandsbewertung mit vertretbarem<br />
Aufwand gerecht werden zu können, benötigt der mit der Sanierung betraute Planer<br />
konkrete Hilfsmittel, welche die notwendigen Vorgehensweisen <strong>und</strong> Abläufe klar strukturieren.<br />
Dies ist bei der Vielzahl von anfallenden Daten zwingend erforderlich, soll nicht die Dauer der<br />
Erfassung unnötig ausgedehnt <strong>und</strong> die Vollständigkeit der aufgenommenen Daten in Frage gestellt<br />
werden.<br />
Hierzu bietet sich eine EDV-unterstützte Schadenserfassung an, die nicht nur als umfassender<br />
Leitfaden dient, sondern zusätzlich die ermittelten Ergebnisse auswertet <strong>und</strong> dokumentiert. Die<br />
Vorgehensweise <strong>und</strong> eine im Rahmen dieses Forschungsvorhabens erarbeitete Struktur werden<br />
im folgendem exemplarisch beschrieben:<br />
In der Primärzielsetzung einer computergestützten Schadenserfassung <strong>und</strong> Bauzustandsbewertung<br />
liegt es die Reihenfolge vorzugeben, in der die Baugruppen betrachtet werden <strong>und</strong> somit<br />
das systematische Vorgehen zur Erfassung aller Schäden zu strukturieren. Die Schadensbeschreibung<br />
ist Aufgabe des Prüfers, dem das Programm dabei verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung<br />
stellt.<br />
Bei der Schadenslokalisierung, Klassifizierung <strong>und</strong> Quantifizierung wird hierarchisch vom "Ganzen<br />
zum Detail" vorgegangen. Im ersten Schritt werden die vorhandenen Bauteilgruppen betrachtet.<br />
Im Falle einer feststellbaren Schädigung werden dann die einzelnen Teilkonstruktionen genauer<br />
begutachtet <strong>und</strong> die vorhandenen Schäden detailliert beschrieben. Nach Bestimmung der Schadensart<br />
werden vom Prüfer der Schädigungsgrad, der globale Schadensumfang sowie die weitere<br />
Schadensentwicklung abgeschätzt. Durch diese Klassifizierung der Schäden durch den Prüfer <strong>und</strong><br />
eine Berücksichtigung der Auswirkungen eines Bauteilausfalls auf die Baugruppe durch das Programm<br />
lässt sich die Instandsetzungsdringlichkeit der Einzelbauelemente ableiten sowie der Zustand<br />
der Baugruppen <strong>und</strong> letztendlich des gesamten Gebäudes beurteilen.<br />
Die Zielsetzungen der computergestützten Bauzustandbewertung sind folgende:<br />
1. Hilfsmittel einer systematischen Substanzuntersuchung<br />
2. Checkliste zur Lokalisierung von Schäden<br />
3. Gedankenstütze zum Aufspüren möglicher verdeckter Schäden oder Ermittlung typischer<br />
Schwachpunkte<br />
4. Dokumentation der lokalisierten Schäden<br />
5. Qualitative <strong>und</strong> quantitative Bewertung des Schadens<br />
6. Auswahl der Untersuchungsmethodik zur Schadensbewertung<br />
7. Ermittlung des Auswirkung eines Schadens auf das Bauteil/Baugruppe<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
38
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
8. Wichtung der Einzelbauteile hinsichtlich<br />
• Einfluss auf Standsicherheit<br />
• Risiken von Folgeschäden<br />
• Bauphysikalische Auswirkung<br />
• Beeinträchtigung der Nutzungsmöglichkeit<br />
9. Ableitung der lokalen <strong>und</strong> globalen Sanierungsdringlichkeit<br />
10. Planungsgr<strong>und</strong>lage für die Erarbeitung des Instandsetzungsablaufes<br />
Die computergestützte Bauzustandsbewertung unterstützt die Schadenserfassung in Form einer<br />
Checkliste. Die Checklisten sind hierarchisch in drei Hauptebenen mit jeweils angegliederter Hilfsebene<br />
unterteilt (→ Abb. 12). Ziel dieser Struktur mit 3 Ebenen ist, dass eine tiefergehende Abfrage<br />
nur dann erfolgt, wenn dies notwendig ist. Somit wird eine unnötige Abfrage von nicht<br />
relevanten, ungeschädigten Gebäudeelementen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene Durchlauf von Ebene<br />
2 <strong>und</strong> 3 unterdrückt.<br />
Die Reihenfolge der Erfassung der Bauteile folgt der Bauwerksbegehung:<br />
• von "außen nach innen"<br />
• von "unten nach oben".<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
39
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MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
Datenblatt mit vorgegebenen Wichtungsfaktoren<br />
Ausgabe:<br />
Baugruppe<br />
Schäden vorhanden ?<br />
Indikatorliste "Schäden"<br />
Teilkonstruktionen<br />
Bestimmung der Schadensart<br />
Indikatorliste "Schadensart/Untersuchungsverfahren"<br />
Bauteile/Einzelelemente<br />
Schadensbewertung: qualitative/quantitative Einschätzung<br />
1. Schadensdokumentation des Bestandes<br />
2. Zustandsbewertung lokal/global<br />
3. Ableitung der Sanierungsdringlichkeit<br />
EBEN E 1<br />
Abb. 12 : Datenhierarchie <strong>und</strong> Gliederung der "EDV-unterstützten Schadensdokumentation<br />
<strong>und</strong> Bauzustandbewertung"<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
EBEN E 2<br />
40<br />
EBEN E 3
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
1. Ebene<br />
TECHNISCHE<br />
UNIVERSITÄT<br />
DARMSTADT<br />
In der ersten Ebene werden die Bauteilgruppen <strong>und</strong> deren Bauart erfasst. So wird z.B. bei Außenwänden<br />
zwischen Fachwerk <strong>und</strong> Mauerwerk unterschieden. Das Vorhandensein von Schäden an<br />
Bauteilgruppen wird geprüft. Dabei wird die Schadenssuche durch die in Hilfsebene 1 für die<br />
jeweiligen Bauteilgruppen abfragbaren typischen konstruktions-, material- <strong>und</strong> baugruppenabhängigen<br />
Schwachstellen <strong>und</strong> Schadensindikatoren unterstützt. Sind an einer Bauteilgruppe Schäden<br />
vorhanden, so wird eine für diese Gruppe spezifische zweite Hauptebene aufgerufen.<br />
2. Ebene<br />
In der zweiten Hauptebene sind die Teilkonstruktionen der Gruppe <strong>und</strong> mögliche Schäden wie<br />
Risse, Verformungen, biotischer Befall, etc. aufgelistet. Es erfolgt eine detaillierte Schadensbeschreibung<br />
mit Bestimmung der Art des Schadens. Hilfsebene 2 gibt hierzu Verfahren <strong>und</strong> Untersuchungsmethoden<br />
zur Schadensbestimmung <strong>und</strong> Ermittlung des Schadensumfangs vor.<br />
3. Ebene<br />
In Hauptebene 3 werden die Schäden der Bauteile <strong>und</strong> Einzelelemente vom Prüfer qualitativ <strong>und</strong><br />
quantitativ eingeschätzt.<br />
1. Klassifizierung der Schadensart<br />
Bei der Klassifizierung der Schadensart wird der prognostizierte weitere Verlauf des Schadensprozesses<br />
(z.B. linear, exponentiell, etc.) <strong>und</strong> damit die Restlebensdauer des Bauteils beurteilt.<br />
2. Abschätzen des lokalen Schädigungsgrads<br />
Über den lokalen Schädigungsgrad wird die Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des einzelnen<br />
Bauelements abgeschätzt, (z.B. Querschnittsreduzierung eines Balkenkopfes der Holzbalkendecke<br />
1. OG, abgeschätzter Schädigungsgrad 20%)<br />
3. Abschätzen des globalen Schädigungsgrads<br />
Der globale Schädigungsgrad gibt an, wie viel Bauteile eines Typs die gleichen Schäden aufweisen.<br />
(z.B. globaler Schädigungsgrad 30% bedeutet: 30% aller Balkenköpfe der Holzbalkendecke<br />
1.OG weisen einen lokalen Schädigungsgrad von 20% auf)<br />
Zusätzlich wird in einer Datenbank für jedes Einzelbauteil in Abhängigkeit von seiner "Bedeutung"<br />
für die Gesamtkonstruktion ein Wichtungsfaktor vorgegeben. Dieser setzt sich aus vier<br />
Gr<strong>und</strong>faktoren zusammen, welche die beim Ausfall des Bauteils möglichen Schadensaus-<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
41
ALTBAUSANIERUNG UND INSTANDSETZUNGSTHEORIE<br />
MANUSKRIPT ZUR VORLESUNG<br />
METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
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DARMSTADT<br />
wirkungen ausdrücken sollen. Diese Gr<strong>und</strong>faktoren beschreiben Eigenschaften des Gebäudeelements<br />
<strong>und</strong> wurden entsprechend ihrer unterschiedlichen Bedeutung beispielhaft gewichtet:<br />
GRUNDFAKTOREN<br />
(0 ≤ Gf i ≤ 1)<br />
Beteiligung an der Lastabtragung<br />
(Gf) WICHTUNG<br />
(LA) dreifach<br />
Gefahr von Folgeschäden (FS) zweifach<br />
Bauphysikalische Beeinträchtigung<br />
Einschränkung der Nutzungsmöglichkeit<br />
(BB) zweifach<br />
(NE) einfach<br />
Daraus bestimmt sich der Wichtungsfaktor (W f ) eines Bauteils zu:<br />
(3⋅LA + 2 ⋅FS + 2 ⋅BB + 1⋅NE) W fi =<br />
8<br />
mit (0 ≤ W ≤ 1)<br />
fi<br />
Aus dem weiteren Schadensfortschritt, dem lokalen <strong>und</strong> globalen Schädigungsgrad sowie dem<br />
jeweiligen Wichtungsfaktor wird durch den beschriebenen Algorithmus die lokale Instandsetzungsdringlichkeit<br />
für ein Einzelbauteil abgeleitet. Über den elementspezifischen Wichtungsfaktor<br />
<strong>und</strong> die darin erhaltenen Gr<strong>und</strong>faktoren ist berücksichtigt, dass die Instandsetzung eines Gebäudeelementes,<br />
das erst geringe Schäden aufweist, dringlicher sein kann als die eines Gebäudeelementes,<br />
das schwere Schäden aufweist oder bereits ausgefallen ist. Die Dringlichkeit einer<br />
Instandsetzung ist u. a. davon abhängig, welche Folgeschäden bei Unterlassung der Instandsetzung<br />
entstehen <strong>und</strong> welche Gefahren <strong>und</strong> Kosten von diesen primären oder sek<strong>und</strong>ären Folgeschäden<br />
ausgehen. Als Beispiel lassen sich Bauteile mit hoher Bedeutung für die Standsicherheit<br />
nennen. Aus den "Mittelwerten" der Instandsetzungsdringlichkeiten der zu den jeweiligen Baugruppen<br />
gehörenden Einzelelemente wird zuletzt die Bauzustandsklasse der Baugruppen bestimmt.<br />
Ein ausführliches Schadensprotokoll dokumentiert die erfassten Schäden <strong>und</strong> deren Bewertung.<br />
Anhand der Instandsetzungsdringlichkeiten lässt sich ein Prioritätenkatalog ableiten.<br />
3.5 Instandsetzungsplanung <strong>und</strong> Konstruktion<br />
Ziel dieser Planungsebene ist die möglichst effektive Organisation <strong>und</strong> Koordination der einzelnen<br />
Bauabläufe. Die Instandsetzungsplanung (→ Abb. 18) ist die Phase zwischen Bauzustandsbewer-<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
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METHODISCHE INSTANDSETZUNG VON BAUWERKEN<br />
TECHNISCHE<br />
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DARMSTADT<br />
tung <strong>und</strong> Instandsetzungsausführung <strong>und</strong> dient somit der unmittelbaren Vorbereitung für die<br />
Bauausführung. Die Ziele dieser Planungsebene sind:<br />
• Vergabe von Prioritäten innerhalb der notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen<br />
• Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes<br />
• Festlegung <strong>und</strong> technische Beschreibung<br />
der Instandsetzungsmaßnahmen<br />
• Festlegung des Instandsetzungsablaufs<br />
• Erwirkung behördlicher Genehmigungen<br />
• Erstellung einer Kostenübersicht<br />
• Ausschreibung <strong>und</strong> Vergabe der<br />
Baumaßnahmen<br />
Bevor bauteilbezogen Einzelsanierungsmaßnahmen geplant werden können, müssen aufbauend<br />
auf der Auswertung der Bauzustandsbewertung globale Planunungsziele erarbeitet werden.<br />
Gr<strong>und</strong>lage hierfür ist die Erstellung eines Prioritätenkataloges, in dem alle notwendigen Instandsetzungs-<br />
<strong>und</strong> Modernisierungsarbeiten ihrer Dringlichkeit entsprechend angeordnet werden,<br />
damit die Durchführung der notwendigen Maßnahmen, unter Berücksichtigung des finanziellen<br />
Rahmens, auch in mehreren Ausführungsstufen vorgesehen werden kann.<br />
Höchste Priorität haben Instandsetzungsmaßnahmen, die für die Erhaltung der Bausubstanz <strong>und</strong><br />
der Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Standsicherheit des Gebäudes oder einzelner Gebäudeteile<br />
notwendig sind. Es folgen in der Dringlichkeit Maßnahmen, die den Erhalt der Gebrauchs-<br />
<strong>und</strong> Funktionstüchtigkeit sicherstellen. Baumaßnahmen zur Anpassung an zeitgemäße bauphysikalische<br />
Anforderungen müssen differenziert betrachtet werden. Baumaßnahmen, die lediglich<br />
eine Anpassung an heute übliche technische Standards bzw. Anforderungen (WSVO, Schall,<br />
Brand) bewirken sind im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen abzuhandeln, während z. B.<br />
das Entfernen diffusionsdichter Anstriche oder die Beseitigung von Wärmebrücken, die zu Tauwasseranfall<br />
im Bereich von Holzbauteilen führen, notwendige Instandsetzungsmaßnahmen darstellen,<br />
die zur langfristigen Sicherung <strong>und</strong> zum Erhalt der Bausubstanz notwendig sind.<br />
Modernisierungsmaßnahmen <strong>und</strong> gestalterische Veränderungen sind vornehmlich unter wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten zu betrachten. Für die Planung dieser Maßnahmen sollte der Bauherr<br />
gemeinsam mit seinem Steuerberater eine Kosten-Nutzen-Rechnung durchführen <strong>und</strong> Vorgaben<br />
für die hierfür zu verwendenden Kosten machen.<br />
Sind die Prioritäten <strong>und</strong> der globale Umfang der erforderlichen <strong>und</strong> gewünschten Instandsetzungs-<br />
<strong>und</strong> Modernisierungsmaßnahmen geklärt, können Einzelsanierungsmaßnahmen bauteilbezogen<br />
geplant werden. Die, unter Berücksichtigung der Randbedingungen, erarbeiteten<br />
Sanierungsmaßnahmen bzw. Sanierungsabläufe werden unter Beachtung folgender maßgeblichen<br />
Einflussfaktoren festgelegt:<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
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• Praxistauglichkeit<br />
• Wirtschaftlichkeit<br />
• Instandsetzungsaufwand<br />
• Dauerhaftigkeit der Maßnahme<br />
• Substanzverträglichkeit <strong>und</strong> denkmal-pflegerische Aspekte<br />
• ökologische Kriterien<br />
Auch muss bei der Auswahl der einzelnen Instandsetzungsmethoden die Empfindlichkeit gegenüber<br />
Ausführungsfehlern beachtet werden. In dem zur Ausführung kommenden Sanierungskonzept<br />
sollte weiterhin vorgesehen sein, wie das Wohngebäude in Zukunft auf seinen baulichen<br />
Zustand hin zu überwachen ist <strong>und</strong> welche Unterhaltungs- <strong>und</strong> Instandhaltungs-maßnahmen in<br />
welchen Zeitabständen vorgenommen werden müssen.<br />
Bezüglich des zugr<strong>und</strong>e zu legenden Sicherheitskonzeptes muss überprüft werden, ob die nach<br />
alten Normen bemessenen Bauteile für die weitere Nutzung noch hinreichend dimensioniert sind.<br />
Die pauschale Aussage, was 100 Jahre ohne Schaden überdauert hat, überdauert noch weitere<br />
100 Jahre, muss als nicht zutreffend bezeichnet werden, da durch veränderte Nutzung oder<br />
durch veränderte Umweltbedingungen erheblich größere Beanspruchungen der Einzelbauteile<br />
auftreten können.<br />
Bei der Bestimmung der Einzelsanierungsmaßnahmen sollten schon in der Planungsphase Baupraktiker<br />
d. h. Handwerker, gegebenenfalls auch Sonderfachleute oder Vertreter der Industrie,<br />
die spezielle Produkte für die Instandsetzung vertreiben <strong>und</strong> der Planer gemeinsam über die vom<br />
Planer vorgeschlagenen Detaillösungen beraten. Auf keinen Fall darf der Planer sich ausschließlich<br />
auf Firmenvertreter oder Herstellerangaben verlassen, da diese in der Regel kritische Punkte <strong>und</strong><br />
Grenzen der auf Produkten der jeweiligen Firma aufbauenden Sanierungskonzepte nicht mitteilen.<br />
Zuverlässige Auskünfte hierzu erhält der Planer vom Verarbeiter, wobei er eine eigenständige<br />
Bewertung der Risiken auf jeden Fall vornehmen muss. Diese Risiken können darin bestehen,<br />
• dass das gewählte Instandsetzungsverfahren neu <strong>und</strong> somit noch nicht erprobt<br />
bzw. bewährt ist,<br />
• dass bei der Anwendung der gewählten Materialien, insbesondere bei der Anwendung von<br />
2-Komponenten-Materialien besonders qualifizierte Baufachleute am Werk sein <strong>und</strong> die erforderlichen<br />
Randbedingungen präzise eingehalten werden müssen,<br />
• dass Werkstoffverträglichkeiten nicht gegeben sind,<br />
• dass unvorhergesehene Einflüsse infolge Bauablauf, Witterung etc. auftreten.<br />
Die Planung des Sanierungsablaufs wird wesentlich von der Frage beeinflusst, ob die geplanten<br />
Sanierungsmaßnahmen genehmigungspflichtig sind oder nicht. Generell muss bei denkmalgeschützten<br />
Gebäuden eine denkmalpflegerische Zustimmung eingeholt werden. Diese denkmalpflegerische<br />
Zustimmung ersetzt nicht eine gegebenenfalls erforderliche Genehmigung der Bauaufsichtsbehörden.<br />
Genehmigungspflichtige Instandsetzungs- <strong>und</strong> Umbaumaßnahmen sind:<br />
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• Fassadenrenovierung, wenn Farbe oder Gestaltung wesentlich verändert werden<br />
• Änderung der Dachneigung<br />
• Dachausbau<br />
• Einbau von Dachgauben, Dachterrassen, Veränderung der Dachfenster Umnutzung<br />
• Veränderungen an tragenden Bauteilen<br />
• Abbruch größerer Gebäudeteile<br />
• Veränderungen an der Abwasseranlage<br />
Dagegen können ohne behördliche Genehmigungen die folgenden Instandsetzungs-<br />
maßnahmen durchgeführt werden:<br />
• Reine Instandsetzungs- oder Unterhaltungsarbeiten<br />
• Schönheitsreparaturen; hierzu gehört auch der Neuanstrich der Fassade, wenn Farbe oder<br />
Gestaltung nicht verändert werden.<br />
• Neueindeckung des Daches, sofern Farb- <strong>und</strong> Materialcharakter nicht verändert werden.<br />
• Erneuerungen von Fenstern <strong>und</strong> Türen<br />
• Abbruch von Gebäudeteilen bis zu einer in der jeweils gültigen Bauordnung festgelegten<br />
Größe.<br />
• Entfernen von nichttragenden Wänden<br />
• Erneuerung der Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsleitungen<br />
• Modernisierung der Wohnungen (Einbau von Bädern, soweit hierfür keine tragenden Wände<br />
versetzt oder geändert werden müssen, Einbau einer Zentralheizung, bzw. Etagenheizung)<br />
Bei genehmigungspflichtigen Baumaßnahmen ist bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung darauf zu<br />
achten, dass zum Teil erhebliche Folgekosten durch behördliche Anforderungen an den Ausbaustandard<br />
gestellt werden. Zu nennen sind insbesondere der Brand-, Schall- <strong>und</strong> Wärmeschutz,<br />
die den jeweils zum Zeitpunkt der Umbaumaßnahme gültigen gesetzlichen Bestimmungen entsprechen<br />
müssen. Des Weiteren werden Forderungen nach zusätzlichen Stellplätzen im Altbaubestand<br />
meistens schwer zu erfüllen sein, so dass zusätzlich zu den Baukosten hohe Ablösesummen<br />
für nicht vorhandene Stellplätze erforderlich werden.<br />
Wenn alle Randbedingungen der Instandsetzungsmaßnahmen bekannt sind, können in Absprache<br />
mit dem Bauherrn Sanierungskonzepte entwickelt werden. Dabei sollten mehrere Varianten<br />
geplant werden, für die jeweils die Kosten zu ermitteln sind. Die voraussichtlich entstehenden<br />
Kosten werden in dieser Planungsphase aufgr<strong>und</strong> von Erfahrungswerten geschätzt <strong>und</strong> können<br />
jeweils nur die Größenordnung, in der sich die Instandsetzungsmaßnahme abspielen wird, darstellen.<br />
Detaillierte Kostenplanung ist erst nach der Auswertung der Angebote der Handwerker<br />
möglich.<br />
Nicht ausschließbare Restrisiken müssen auch bei der Kostenermittlung der Sanierungsmaßnahmen<br />
Eingang finden. Mit entsprechend umfangreicher Schadensanalyse <strong>und</strong> Bauzustandsuntersuchung<br />
ist es ausreichend, die Mehraufwendungen mit 10% der Gesamtkosten zu veranschlagen.<br />
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FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
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DARMSTADT<br />
Ein weiteres schwerwiegendes Problem stellt in der Planung des Sanierungsablaufs meistens die<br />
Nutzung der Gebäude dar. Umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen in bewohnten Gebäuden<br />
sind oft nur durch Umsetzen von Mietern innerhalb des Gebäudes, oder falls dies nicht möglich<br />
ist, durch Umzug der Mieter möglich. Diese Einflüsse sind planerisch nur sehr schwer erfassbar, so<br />
dass oft als einziger Ausweg das Aufteilen der Sanierungsmaßnahmen in einzelne Bauabschnitte<br />
übrig bleibt. Durch diese teils wesentliche Verlängerung der Baumaßnahme entstehen jedoch<br />
neue Risiken in der Kostenplanung. Kostensteigerungen bedingt durch Preissteigerungen oder<br />
unwirtschaftlich kleine Bauabschnitte sind oft nicht vermeidbar.<br />
Bauherr <strong>und</strong> Planer müssen gemeinsam vor Beginn der Festlegung der bautechnischen Maßnahmen,<br />
unter Einbeziehung aller bis dahin gewonnenen Erkenntnisse ein gebäudebezogenes<br />
Sanierungskonzept entwickeln. Hierbei sollten mehrere Alternativen berücksichtigt werden, damit<br />
bei eventuell auftauchenden Schwierigkeiten sofort Strategien für die Bewältigung dieser Probleme<br />
bereitstehen.<br />
Erst wenn alle bautechnischen Maßnahmen festgelegt sind, eine grobe Kostenplanung erstellt ist<br />
<strong>und</strong> die Zeit- <strong>und</strong> Terminabläufe für die Baumaßnahme festgelegt sind, ist es sinnvoll mit Ausschreibungen<br />
<strong>und</strong> der Erstellung von Leistungsverzeichnissen zu beginnen.<br />
Eine Ausschreibung für die Instandsetzung eines Altbaus unterscheidet sich gr<strong>und</strong>sätzlich von der<br />
zur Erstellung eines Neubaus. Vorgefertigte Formulierungen <strong>und</strong> standardisierte Detaillösungen<br />
sind in den allermeisten Fällen nicht vorhanden <strong>und</strong> auch nicht sinnvoll. Der Planer hat die Aufgabe,<br />
Detaillösungen ingenieurmäßig zu konstruieren, einen verständlichen, detailliert beschriebenen<br />
Positionstext zu erstellen <strong>und</strong> zur Erläuterung den Handwerkern Skizzen <strong>und</strong> Detailzeichnungen<br />
zur Verfügung zu stellen. Diese detailliert erstellten Leistungsverzeichnisse sind unabdingbare<br />
Gr<strong>und</strong>lage für eine gute Ausführungsqualität <strong>und</strong> für die umfassende Erfassung der<br />
entstehenden Kosten, da keine Streitereien mit ausführenden Handwerkern über Mehrleistungen<br />
entstehen können. Durch die vorherige Abstimmung mit den Baupraktikern hat der Planer die<br />
Möglichkeit sehr präzise bis ins Detail gehend, seine Vorstellungen der Sanierung mit großer Akzeptanz<br />
der Ausführenden umzusetzen.<br />
Der letzte entscheidende Schritt vor Beginn der Bauausführung ist die Vergabe der Baumaßnahmen.<br />
Hierbei ist wiederum besondere Sorgfalt erforderlich. Planer <strong>und</strong> Bauherr sind verpflichtet,<br />
sich der Qualifikation der ausführenden Betriebe zu versichern.<br />
Kriterien hierfür sind:<br />
• Prüfzeugnisse,<br />
• Zeugnisse über Zusatzqualifikationen,<br />
• wobei sicherzustellen ist, dass die Handwerker, die über diese Zusatzqualifikation verfügen<br />
auch an der Bauausführung beteiligt sind<br />
• Referenzobjekte.<br />
Des Weiteren muss sichergestellt sein, dass die mit der Ausführung zu beauftragenden Unternehmen<br />
über die erforderlichen Kapazitäten verfügen <strong>und</strong> auf eventuell auftretende Schwierig-<br />
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FÜR HOLZ- UND<br />
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keiten, sei es Mehrarbeiten oder Terminverschiebungen entsprechend flexibel reagieren können.<br />
Nachfragen bei den Unteren Denkmalbehörden oder bei der Handwerkskammer können Aufschluss<br />
über die Leistungsfähigkeit von Handwerksbetrieben geben.<br />
Ausschlaggebend bei der Vergabe sollte auf keinen Fall nur der Angebotspreis sein. Die Erfüllung<br />
der oben genannten Kriterien ist von entscheidender Bedeutung für das Gelingen der Sanierungsmaßnahmen<br />
<strong>und</strong> einen langfristigen Erfolg. Es sollte eine Nachkalkulation von dem Planer<br />
gemacht werden, um sicherzustellen, dass ein realistischer Preis von den Unternehmen angeboten<br />
wird. Durch die Überprüfung kann sichergestellt werden, dass Kampf- oder Dumping-Preise<br />
nicht als Maßstab für die Bauerteilung der Angebotspreise herangezogen werden. Es ist zwar<br />
vordergründig erfreulich, wenn für die Bauausführung außergewöhnlich günstige Preise angeboten<br />
werden, jedoch muss im Einzelfall die Ursache hierfür ermittelt werden. Ist zum Beispiel eine<br />
Auftragslücke Gr<strong>und</strong> für ein günstiges Angebot, muss geprüft werden, ob die Ausführung auch<br />
tatsächlich in diesen für das Unternehmen günstigen Zeitraum fällt. Wenn dies nicht zu gewährleisten<br />
ist <strong>und</strong> der Unternehmer zwischenzeitlich lukrativere Aufträge annehmen kann, wird es<br />
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Unzufriedenheit <strong>und</strong> zu Qualitätsverlusten in<br />
der Ausführung kommen.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
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Sanierungs- <strong>und</strong> Instandsetzungsplanung<br />
Erarbeitung eines<br />
Prioriätenkataloges<br />
Bestimmung<br />
von möglichen<br />
Einzelmaßnahmen<br />
(bauteilbezogen)<br />
Planung des Sanierungsablaufs,<br />
Koordination der<br />
Einzelmaßnahmen<br />
Bewertung der<br />
Sanierungskonzepte<br />
Festlegung bautechnischer<br />
Maßnahmen<br />
Genehmigungsverfahren<br />
falls erforderlich<br />
Ausführungsplanung<br />
Ausschreibung <strong>und</strong><br />
Vergabe<br />
erforderliche Baumaßnahmen<br />
nach ihrer Dringlichkeit anordnen<br />
- fachgerechter Einsatz der<br />
Materialien <strong>und</strong> Verfahren<br />
- Abstimmung mit Baupraktikern<br />
Kostenermittlung <strong>und</strong><br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
Prüfung: Sind genehmigungspflichtigeInstandsetzungsmaßnahmen<br />
durchzuführen<br />
Bewertung nach:<br />
- Praxistauglichkeit<br />
- Wirtschaftlichkeit<br />
- Instandsetzungsaufwand<br />
- Ausführungsrisiken<br />
- denkmalpflegerischen Aspekten<br />
- ökologischen Gesichtspunkten<br />
- gestalterischen Aspekten<br />
Bauteilbezogene Festlegung der<br />
Instandsetzungsmaßnahmen<br />
- Bauablaufplanung<br />
- Logistik<br />
- Zeit-/Terminplanung<br />
- Kostenplanung<br />
Qualifikation der<br />
ausführenden Unternehmen<br />
Abb. 18 : Ablaufsystematik der Instandsetzungsplanung<br />
TECHNISCHE<br />
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DARMSTADT<br />
Maßgebende Prioritäten:<br />
1. Wiederherstellung <strong>und</strong> Sicherung<br />
der Standsicherheit<br />
2. Erhalt der Gebrauchs- <strong>und</strong><br />
Funktionstüchtigkeit<br />
3. Anpassung an bauphysikalische<br />
Anforderungen<br />
4. Erneuerung des techn. Standards<br />
(Modernisierung)<br />
5. Gestalterische Veränderungen<br />
Auswahl nach:<br />
- Praxistauglichkeit<br />
- Wirtschaftlichkeit<br />
- zulässige Gewichte<br />
- Instandsetzungsaufwand<br />
- Anfälligkeit gegen Ausführungsfehler<br />
- trockene Bauweise<br />
- Dauerhaftigkeit<br />
- Bauökologie<br />
- Substanzverträglichkeit<br />
Erarbeitung eines dem Bauwerk<br />
angepaßten Sanierungsablaufs<br />
Ausarbeitung mehrerer Varianten<br />
<strong>und</strong>/oder Staffelung der<br />
Bauausführung in mehrere<br />
Durchführungsstufen<br />
Detail- <strong>und</strong><br />
Ausführungsplanung<br />
Puffer für evt. Umplanung<br />
vorsehen<br />
- beim Erkennen verdeckter Schäden<br />
<strong>und</strong> vorher nicht bekannter statisch/<br />
konstruktiver Randbedingungen<br />
- bei Abweichungen von getroffenen<br />
Annahmen<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
FÜR HOLZ- UND<br />
TROCKENBAU<br />
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3.6 Instandsetzungsausführung<br />
TECHNISCHE<br />
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DARMSTADT<br />
Es ist die Aufgabe des Planers, kontinuierlich die Instandsetzungs- <strong>und</strong> Umbaumaßnahmen zu<br />
überwachen <strong>und</strong> einen ständigen Soll/Ist-Vergleich zwischen Planung <strong>und</strong> Ausführung durchzuführen<br />
(→Abb. 19).<br />
Eine weitere Hauptaufgabe besteht in der Koordination <strong>und</strong> Betreuung der verschiedenen Gewerke.<br />
Bei nahezu allen Instandsetzungsverfahren ist der Erfolg wesentlich von der handwerklichen<br />
Sorgfalt abhängig. Eine häufige Baustellenpräsenz, verb<strong>und</strong>en mit einer ständigen Kommunikation<br />
mit den ausführenden Handwerkern, ist für den mit der Überwachung betrauten Planer<br />
unabdingbar; denn trotz aller Erk<strong>und</strong>ungen durch Bestands- <strong>und</strong> Zustandsanalyse kann der Altbau<br />
ein großes Überraschungspotential in sich bergen, so dass versteckte Schäden <strong>und</strong> Mängel<br />
erst während der eigentlichen Instandsetzungsarbeiten durch deren Freilegung erkennbar werden.<br />
Damit auch solche Unwägbarkeiten, die im Verlauf der Sanierung auftreten, reproduzierbar<br />
bleiben, ist der Baufortschritt unbedingt in allen wesentlichen Schritten in Form eines Bautagebuches<br />
zu dokumentieren. Nach abgeschlossener Sanierung ist eine Bewertung der erfolgten<br />
Maßnahmen zu empfehlen. Durch eine Nachuntersuchung werden Aufschlüsse über den fachgerechten<br />
Einsatz der verwendeten Materialien <strong>und</strong> eingesetzten Verfahren gewonnen.<br />
3.7 Bestandspflege<br />
Die Frage nach dem Erfolg <strong>und</strong> der Dauerhaftigkeit der erfolgten Sanierung kann nur anhand<br />
regelmäßiger Kontrollen beantwortet werden. Durch kontinuierliche Gebäudeinspektionen lassen<br />
sich frühzeitig Indikatoren für sich ankündigende Schäden erkennen; somit kann das Schadensausmaß<br />
eingedämmt <strong>und</strong> dadurch auch die Instandsetzungskosten reduziert werden. Der<br />
Zusammenhang zwischen den entstandenen Bauschäden <strong>und</strong> einer mangelhaften Bestandspflege<br />
wird leider noch nicht ausreichend erkannt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e sollten solche Inspektionen mindestens<br />
an den wesentlichen Bauteilen <strong>und</strong> den typischen Gebäudeschwachpunkten anhand von<br />
Checklisten durchgeführt werden.<br />
Regelmäßige <strong>und</strong> systematische Kontrollen zur Ermittlung des Bauwerkszustandes von Wohnungsbauten<br />
gelten im Allgemeinen als unrentabel. Für die Wartung <strong>und</strong> Instandhaltung von<br />
Kraftfahrzeugen werden jährlich ca. 5%-10% des Eigenwertes aufgewendet. Für die regelmäßige<br />
Gebäudeinspektion als präventive Maßnahme Mängel <strong>und</strong> Schäden zu lokalisieren <strong>und</strong> somit<br />
dem vorzeitigen Verfall <strong>und</strong> folglich auch Wertverlusten vorzubeugen, gelten jährliche Aufwendungen<br />
von 1-2% des Verkehrswertes des Gebäudes als nicht tolerierbar. Inspektive Gebäudewartung<br />
ist für bedeutsame Gebäude-Elemente sinnvoll <strong>und</strong> mit Sicherheit auch rentabel, zieht<br />
man Schadensfolgekosten mit in Betracht.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
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Gr<strong>und</strong>sätzlich werden folgende Instandhaltungsstrategien unterschieden, deren Anwendbarkeit<br />
auf die Bauwerkserhaltung im Folgenden erläutert wird:<br />
1. Ausfallstrategie<br />
2. Präventivstrategie<br />
2.1 Intervallstrategie<br />
2.2 Inspektionsstrategie<br />
Die Ausfallstrategie beruht auf dem Prinzip, dass eine Instandsetzung erst dann vorgenommen<br />
wird, wenn der Abnutzungsvorrat erschöpft ist, also das Gebäudeelement die Ausfallgrenze erreicht<br />
hat. Instandgesetzt wird bedarfsweise, da die Abnutzungsverläufe <strong>und</strong> die wahrscheinlichen<br />
Ausfallzeitpunkte nicht ermittelt wurden.<br />
Bei den Präventivstrategien (Intervall- wie auch der Inspektionsstrategie) handelt es sich um statistische<br />
Verfahren, die bei einer vorbeugenden Instandhaltung zur Anwendung kommen.<br />
Bei der Intervallstrategie wird der wahrscheinliche Zeitpunkt des Eintritts eines Schadens oder<br />
Ausfalls abgeschätzt <strong>und</strong> eine zwangsläufige Instandsetzung mit ausreichendem Sicherheitsabstand<br />
vor dem Schaden oder Ausfall (vollständiger Funktionsverlust) ausgeführt. Nach der Inspektionsstrategie<br />
werden die Gebäudeelemente in elementspezifischen Intervallen Kontrollen<br />
unterzogen. Anhand der Inspektionsergebnisse sind im Bedarfsfall, also kurz vor Verlust der<br />
Funktionsfähigkeit, die Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen.<br />
VERSUCHSANSTALT<br />
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TROCKENBAU<br />
50
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Kontinuierlicher wirtschaftlicher<br />
<strong>und</strong> zeitlicher Soll / Ist-Vergleich<br />
Angleichung der Kosten- bzw.<br />
Zeitplanung<br />
- bei Erkennen versteckter<br />
Schäden<br />
- evt. bei Schlechtwetterperioden<br />
- etc.<br />
Sanierungsausführung<br />
Baustelleneinrichtung/<br />
Baustellenorganisation<br />
Bauüberwachung<br />
- häufige Baustellenpräsenz<br />
- Kommunikation mit<br />
ausführenden Handwerkern<br />
Ablaufdokumentation<br />
(Baustellentagebuch)<br />
Freigabe der Arbeiten /<br />
Vorleistungen <strong>und</strong> Abnahmen<br />
Bewertung der erfolgten<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
- fachgerechter Einsatz der<br />
Materialien <strong>und</strong> Verfahren<br />
- Praxistauglichkeit<br />
- Instandsetzungsaufwand<br />
- Dauerhaftigkeit<br />
Abb. 19 : Ablaufsystematik der Instandsetzungsausführung<br />
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Kontinuierlicher technischer<br />
Soll / Ist-Vergleich<br />
- Vergleich der geplanten<br />
Sanierungsmaßnahmen mit<br />
den ausgeführten Instandsetzungsarbeiten<br />
- Erkennen versteckter Schäden<br />
- etc.<br />
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3.7.1 Ausfallstrategie<br />
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Die Ausfallstrategie darf nur bei untergeordneten Gebäudeelementen angewandt werden, sie ist<br />
jedoch heute bei Elementen mit hohen Anforderungen an die Zuverlässigkeit leider die Praxis.<br />
Dies kann nur zugelassen werden, wenn eine ausreichende Vorwarnzeit besteht, also rechtzeitig<br />
<strong>und</strong> eindeutige Indikatoren vorhanden sind, bevor ein Ausfall zu einer Gefährdung von Menschen<br />
oder Sachanlagen führen kann. Auch die Gefahr von Folge- oder irreparablen Schäden ist<br />
hier mit einzubeziehen. Ein Vorteil dieser Strategie besteht darin, dass keine Kosten für die Planung<br />
vorbeugender Instandsetzungmaßnahmen entstehen.<br />
Den Vorteilen der Auffallstrategie stehen folgende Nachteile gegenüber:<br />
• Die Lebensdauer von Elementen <strong>und</strong> somit auch die Nutzungsdauer von Gebäuden können<br />
sich bei Anwendung dieser Methode verringern, da Schäden nicht rechtzeitig entgegengewirkt<br />
werden kann.<br />
• Es können schwerwiegende Folgeschäden entstehen.<br />
• Instandsetzungen müssen häufig unter Zeitdruck durchgeführt werden. Diese Tatsache hat im<br />
Allgemeinen Auswirkungen auf die Qualität <strong>und</strong> die Instandsetzungskosten, es kommt häufig<br />
zu improvisierten Instandsetzungen.<br />
• Die Instandsetzungsarbeiten fallen diskontinuierlich an, somit kann keine mittel- <strong>und</strong> langfristige<br />
Finanzplanung durchgeführt werden.<br />
• Eine geforderte Zuverlässigkeit eines Gebäudeelementes kann nicht gewährleistet werden.<br />
3.7.2 Präventivstrategien<br />
Intervallstrategie<br />
Bei Anwendung der Intervallstrategie, also zur Planung kontinuierlicher vorbeugender Instandsetzungen<br />
sind als Voraussetzung Informationen notwendig über<br />
• die erwartete Nutzungsdauer des Gebäudes<br />
• das voraussichtliche Abnutzungsverhalten der einzelnen Gebäudeelemente<br />
• Definition des unteren akzeptablen Zustandes der einzelnen Gebäudeelemente<br />
Bei einer präventiven Instandsetzung wird die Lebensdauer bzw. der Abnutzungsvorrat eines<br />
Gebäudeelements nicht vollständig ausgenutzt. Hieraus ergibt sich die Problematik der Präventivstrategie.<br />
Lässt sich die erwartete Nutzungsdauer eines Gebäudes noch vorgeben, so fehlen Angaben<br />
zum Lebensdauer- <strong>und</strong> Verschleißverhalten von Baustoffen <strong>und</strong> Bauteilen unter den verschiedenen<br />
Umgebungs- <strong>und</strong> Nutzungsbedingungen. Zu komplex ist weiterhin das Zusammenwirken<br />
der einzelnen Gebäudeelemente, die Vielzahl Randbedingungen im Gebäudebestand <strong>und</strong><br />
zu gering die Ausfalldichte (Streuung um die mittlere Lebenserwartung), um solche Aussagen mit<br />
ausreichender Zuverlässigkeit treffen zu können, welche für einen wirtschaftlichen Einsatz der<br />
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Intervallstrategie bei der Bauwerkserhaltung notwendig wären. Weiterhin ist die Anwendung dieser<br />
Methode nur sinnvoll, wenn die Gefahren, die von Schäden ausgehen oder die Schadensbeseitigungskosten<br />
höher zu bewerten sind als der Wert einer vorzeitigen Auswechslung des Gebäudeelementes.<br />
Diese Strategie findet beispielsweise primär Anwendung in der Wartung von<br />
Automobilen oder Flugzeugen, weniger dagegen bei der Instandhaltung von Wohnbaubeständen.<br />
Inspektionsstrategie<br />
Die Inspektionsstrategie ist ebenfalls ein präventives Verfahren der Instandsetzung, mit dem Unterschied<br />
zur Intervallstrategie, dass der Verschleißzustand der Gebäudeelemente bzw. bei eingetretenen<br />
Schädigungen der Schädigungsgrad durch Gebäudekontrollen ermittelt wird. Solche<br />
Inspektionen beschränken sich nicht nur auf die visuelle Untersuchung die sog. "Inaugscheinnahme",<br />
sondern schließen auch eine Zustandsfeststellung durch Messen <strong>und</strong> Prüfen unter Verwendung<br />
von entsprechenden Geräten <strong>und</strong> Verfahren ein. Die Inaugscheinnahme der Bausubstanz<br />
ist nur eine - wenn auch unabdingbare - der anwendbaren Untersuchungsmethoden der<br />
Inspektion.<br />
Wegen der Vielzahl möglicher Untersuchungsmethoden für zu inspizierende Gebäudeelemente<br />
werden in Kapitel 1.4 Empfehlungen gegeben, welche Untersuchungsmethoden üblicherweise<br />
<strong>und</strong> welche im Besonderen anzuwenden sind <strong>und</strong> Messgerätegeräte <strong>und</strong> Hilfsmittel dabei zum<br />
Einsatz gelangen.<br />
Ziel der Gebäudeinspektionen ist die regelmäßige Ermittlung des Ist- bzw. Gebrauchszustandes.<br />
Weiterhin soll eine Aussage über den bisherigen wie über den zukünftigen Abnutzungsverlauf<br />
bedeutender Gebäudeelemente getroffen werden, um daraus Prognosen über die Restlebensdauer<br />
treffen zu können. Solche Inspektionen sollen Aussagen zu weiteren Inspektionsintervallen<br />
oder ggf. zum Zeitpunkt, Art <strong>und</strong> Umfang einer wirtschaftlichen Instandsetzung bestimmter<br />
Bauteile oder Bauteilgruppen ermöglichen. Diese Vorgehensweise bietet weiterhin den Vorteil,<br />
dass mögliche Indikatoren für Schäden festgestellt werden können. Die Inspektion besteht aus<br />
den Teilvorgängen Planung, Durchführung, Kontrolle <strong>und</strong> Auswertung der Inspektionsergebnisse.<br />
Als Bewertungsmaßstäbe können die in Kapitel 1.2 angegebenen Kriterien verwendet werden-.<br />
Die Abstände der Inspektionsintervalle von Bauteilen sollten in Abhängigkeit von der Ausfallswahrscheinlichkeit<br />
definiert <strong>und</strong> festgelegt werden. Ist die Schädigung eines Bauteils erkannt <strong>und</strong><br />
mit einer Schadensintensivierung zu rechnen, so ist der jeweilige Bauteilzustand durch Inspektionen<br />
zu verfolgen. Dabei richten sich die Kontrollintervalle nach dem Schädigungsgrad <strong>und</strong> dem<br />
weiteren Verlauf des Schadensfortschritts (z.B. hier exponentieller Abfall des Erhaltungsgrades)<br />
<strong>und</strong> verkürzen sich im Bedarfsfall mit zunehmender Schädigung (→ Abb. 20). Vor Erreichen des<br />
abschätzbaren akzeptablen Grenzzustandes oder wenn das Verhältnis von Kontroll-<br />
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/Inspektionskosten zu den Instandsetzungskosten nicht mehr wirtschaftlich ist, wird das Bauteil<br />
instandgesetzt oder ausgetauscht.<br />
Die Zugänglichkeit, die Kontrollmöglichkeiten <strong>und</strong> die Abstände der Wartungsintervalle müssen<br />
in Abhängigkeit von der zu erwartenden Lebensdauer <strong>und</strong> der Ausfalldichte der Bauteile festgelegt<br />
werden. Maßgebend für die Inspektionsintervalle sind<br />
• die Kosten des Bauteils/Baugruppe<br />
• Sensibilität des Bauteils/Baugruppe<br />
• Auswirkung einer eingetretenen Schädigung<br />
• Auswirkung auf die Standsicherheit <strong>und</strong> Gebrauchstauglichkeit<br />
• Einfluss auf benachbarte Bauteile/Baugruppen<br />
• Gefahr von Folgeschäden<br />
Nach dem von Pareto [42] formulierten Prinzip, verursacht bei jedem instandzuhaltendem Gebäudebestand<br />
immer ein kleiner Teil der Elemente den größeren Teil der Instandsetzungskosten.<br />
Nach Untersuchungen von Krug [35] verursachen in etwa 15% der Gebäudeelemente 55% der<br />
Instandsetzungskosten. Dies Ergebnis bestätigt das von Pareto formulierte Prinzip. In Anlehnung<br />
daran wurden in [42] nach relativen Kostengruppen klassifiziert, um Aussagen zur wirtschaftlichen<br />
Instandhaltung zu erhalten. Wenn bekannt ist, welche Gebäude-Elemente ein höheres<br />
Ausfallrisiko während ihrer Lebensdauer in sich bergen als andere, so ist das möglicherweise hilfreich<br />
für Entscheidungen, ob <strong>und</strong> wie oft ein Element zu inspirieren ist <strong>und</strong> welche Aufmerksamkeit<br />
ihm bei der Instandsetzungsplanung zu widmen ist. Dies alleine kann jedoch nicht ausreichend<br />
sein. Selbst wenn diese Gebäudeelemente eindeutig bestimmbar wären, sind die Aussagen<br />
aber für eine sachgerechte Einschätzung der einzelnen Gebäudeelemente dennoch unbefriedigend.<br />
Neben den reinen Instandsetzungskosten können diese eine weit höhere Instandhaltungsbedeutung<br />
besitzen, schließt man die aus einer unterlassenen Wartung <strong>und</strong> Instandhaltung resultierenden<br />
Folgeschäden mit ein. Wird das von den Instandsetzungskosten her unbedeutende<br />
Gebäudeelement "Fugenabdichtung" nicht gewartet oder gar bei Funktionsverlust nicht instandgesetzt,<br />
können die Auswirkungen auf das Gesamtgebäude <strong>und</strong> somit die Schadensfolgekosten<br />
gravierend sein. Bei der Klassifizierung <strong>und</strong> einer Bewertung der Gebäudeelemente sind neben<br />
der Berücksichtigung von Instandsetzungs- <strong>und</strong> Schadensfolgekosten weitere Faktoren wie Gefährdung<br />
von Leben u.a. unbedingt notwendig, so wie dies bei dem vorgestellten Verfahren der<br />
EDV-unterstützten Bauzustandsbewertung Eingang gef<strong>und</strong>en hat.<br />
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3.8 Zusammenfassung<br />
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Für eine bauwerksgerechte Bestandspflege muss eine der Bedeutung der Gebäudeelemente angepasste<br />
Erhaltungsstrategie zum Einsatz kommen. Wenn keine Gefährdung für Leben oder hohe<br />
Sachwerte besteht, ist die Entscheidung, ob ein Gebäudeelement vorbeugend oder erst dann<br />
instandgesetzt wird, wenn es gebrauchs- oder funktionsuntüchtig geworden ist, davon abhängig<br />
zu machen, welche Art der beschriebenen Strategien die wirtschaftlichste ist <strong>und</strong> damit minimale<br />
Instandsetzungs- <strong>und</strong> Schadenfolgekosten verursacht.<br />
Die Intervallstrategie sollte gegenwärtig nur bei solchen Gebäudeelementen Anwendung finden,<br />
bei deren Ausfall hohe Schadensfolgekosten im Verhältnis zu den Instandsetzungskosten auftreten<br />
können <strong>und</strong> eine Gefahr der Personengefährdung oder hohe Sachverluste nicht ausgeschlossen<br />
werden können.<br />
Der Einsatz der Ausfallstrategie sollte auf untergeordnete Gebäudeelemente, von deren Schädigung<br />
keine Gefahr von Folgeschäden ausgeht, beschränkt bleiben. In bestimmten Fällen kann<br />
diese Methode auch für Elemente mit vorzeitiger <strong>und</strong> eindeutiger Ankündigung von Schäden<br />
angewendet werden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die inspektive Bestandspflege die an besten geeignetste. Zur Reduktion des<br />
Inspektionsumfanges wird in Anlehnung an [34] folgendes Vorgehen vorgeschlagen. Es sind<br />
folgende Gebäudeelemente von den Inspektionen auszunehmen<br />
1. bei denen während der angestrebten Nutzungsdauer kein nennenswerter Funktionsverlust zu<br />
erwarten ist (z.B. F<strong>und</strong>amente eines Gebäudes),<br />
2. bei denen die Abnutzung bzw. der Zustand weder direkt noch indirekt mit vertretbaren Aufwand<br />
ermittelt werden kann (z.B. in der Konstruktion oder im Erdreich eingeschlossene Versorgungsleitungen),<br />
3. bei deren Ausfall oder Versagen keine primären oder sek<strong>und</strong>ären Folgeschäden entstehen<br />
(z.B. Bodenbeläge).<br />
Insgesamt müssen unsere Gebäude "wartungs- bzw. inspektionsfre<strong>und</strong>licher" erstellt werden.<br />
Dies muss schon in der Neubau- wie auch in der Sanierungsplanung Berücksichtigung finden.<br />
Was in der Konstruktion <strong>und</strong> Wartung von Flugzeugen oder Automobilen nahezu bis zur Perfektion<br />
vorangetrieben wurde, ist bei der Großzahl unserer Bauwerke, vor allem in Wohnungsbauten,<br />
missachtet worden. Hier gilt es, die Kluft zwischen der Instandhaltungspraxis <strong>und</strong> dem technisch<br />
Möglichen zu schließen.<br />
Fazit:<br />
Weiterhin müssen Bauherrn für die Notwendigkeit der Einhaltung der einzelnen Ablaufschritte<br />
sensibilisiert werden. Wie die Erfahrung leider allzu oft zeigt, können die entstehenden Kosten<br />
infolge oberflächlicher Vorplanung aus falsch verstandener Sparsamkeit ein Vielfaches der fachgerechten<br />
Planungs- <strong>und</strong> Ausführungskosten betragen.<br />
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Abb. 20 : Zusammenhang zwischen den Kontrollintervalle <strong>und</strong> dem Verlauf des Schadensfortschritts<br />
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